„Flussperlmuschel“ – Versionsunterschied
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Die '''Flussperlmuschel''' (''Margaritifera margaritifera'') ist eine der großen [[Süßwasser]]-[[Muscheln]], die im Deutschland des beginnenden 21. Jahrhunderts als vom Aussterben bedrohte Tierart gilt. 2024 wurde sie zum deutschen [[Weichtier des Jahres (Deutschland)|Weichtier des Jahres]] gewählt<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Malakozoologische Gesellschaft |url=http://dmg.mollusca.de/index.php/weichtier-des-jahres |titel=Weichtier des Jahres |werk=Deutsche Malakozoologische Gesellschaft |hrsg=Deutsche Malakozoologische Gesellschaft |datum=2024 |sprache=de |abruf=2024-06-05}}</ref>.
== Artbesonderheiten und Entwicklung ==
Die Flussperlmuschel kann nach neuesten Ergebnissen ein Alter von bis zu 280 Jahren erreichen. Größe und Alter nehmen nach Norden hin zu, so wird sie in Spanien meist nur
Die Flussperlmuschel gehört wie die Gattungen der [[Flussmuscheln|Fluss-]] (''Unio'')
[[Datei:Group of Margaritifera margaritifera.jpg|mini|hochkant=1.3|Gruppe von ''Margaritifera margaritifera'']]
== Verbreitungsgebiet und Geschichte ==
Die Flussperlmuschel kommt ausschließlich auf der nördlichen Hemisphäre und etwa vom 70. bis zum 42. Breitengrad vor.<ref>{{Literatur |Autor=Jungbluth, J.H, Coomans, H.E, & Grohs, H. |Hrsg=Institut voor Taxonomische Zoölogie (Zoölogisch Museum), Universiteit van Amsterdam. |Titel=Bibliographie der Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera (Linnaeus, 1758) (Mollusca: Pelcypoda) |Datum=1985}}</ref> Sie kommen im Osten [[Kanada]]s und Nordosten der [[Vereinigte Staaten|USA]] vor sowie in Europa vom Norden [[Portugal]]s über [[Mitteleuropa]], die [[Britische Inseln|Britischen Inseln]], [[Skandinavien]] bis zum äußersten Westen Russlands.
Bekannte größere Populationen in Deutschland bestanden bis zu den industriebedingten starken Flusswasserverschmutzungen sowohl in Sachsen (z. B. in der [[Weiße Elster|Weißen Elster]] und [[Pulsnitz (Fluss)|Pulsnitz]]), in Bayern (z. B. im [[Regen (Fluss)|Regen]], der [[Südliche Regnitz|Südlichen Regnitz]] und dem [[Perlenbach (Schwesnitz)|Perlenbach]]) und in Nordrhein-Westfalen (z. B. im [[Perlenbach (Rur)|Perlenbach]] in der [[Eifel]]).
Zur Zeit der deutschen Kleinstaaten und Fürstenhöfe bis zum 18. Jahrhundert wurde sie teilweise gezielt angesiedelt und effektiv mit drakonischen Strafen (z. B. Abhacken der Hand) vor Wildfang geschützt, so im Odenwald<ref>S. Carl: ''Die Flußperlmuschel (Margaritana<!-- [!] --> margaritifera L.) und ihre Perlen, mit besonderer Berücksichtigung der Perlmuschel des Odenwaldes und deren Geschichte.'' In: ''Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Karlsruhe'' 22, 1908/09, S. 123–220.</ref> und in der Eifel nachweisbar. Das Recht zur Suche nach Perlen wurde als Perl[[Regalien|regal]] bezeichnet. Von vor 300 Jahren sind Perlmuschelbänke mit mehr als tausend Tieren pro Quadratmeter bekannt. Mit dem Einmarsch der Franzosen 1794 erlosch das Perlregal in weiten Teilen Deutschlands, wodurch ein [[Raubbau (Natur)|Raubbau]] ermöglicht wurde.
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Das bedeutendste Vorkommen in Tschechien ist der Oberlauf des [[Jankovský potok]].
Nur wenige Muscheln enthalten tatsächlich Perlen: Die Angaben reichen von 0,
=== Heutige Vorkommen in Deutschland ===
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* neue Fressfeinde durch die [[Neozoon|Neozoen]] [[Bisamratte]] und [[Waschbär]]<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Braun, Gabriele Kurz |Titel=Ein seltener Bewohner der Flüsse |Sammelwerk=[[Rheinzeitung]], Wochenendbeilage: Journal Natur und Umwelt |Datum=2009-02-14 |Seiten=3}}</ref>
In Deutschland ist die Flussperlmuschel als eine [[Arten nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands|nationale Verantwortungsart]] innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft.<ref>{{Internetquelle |url=https://biologischevielfalt.bfn.de/verantwortungsarten.html |titel=Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands |hrsg=Bundesamt für Naturschutz
In Bayern konzentrierte sich die Muschel ursprünglich auf drei Gebiete, von denen heute der [[Bayerischer Wald|Bayerische Wald]] und [[Oberfranken]] noch von Bedeutung sind. In der [[Oberpfalz]] gibt es nur noch kleine Restvorkommen. Im Bayerischen Wald ist das Gebiet der linken [[Donau]]zuflüsse zwischen [[Regensburg]] und [[Passau]] zu nennen, die Einzugsgebiete des [[Regen (Fluss)|Regens]] und der [[Ilz (Fluss)|Ilz]] im ehemaligen Fürstbistum Passau haben besonders reiche Erträge geliefert. Eine Besonderheit stellt das letzte Vorkommen auf Buntsandstein in der [[Schondra (Fluss)|Schondra]] (
Das bis 2008 nachgewiesene Vorkommen im [[Vogelsberg]] und in der [[Rhön]] in [[Hessen]] scheint dagegen erloschen zu sein, die Art gilt in der Region offiziell als verschollen, möglicherweise ist sie dort ausgestorben.<ref>{{Internetquelle |autor=Mark Harthun |url=http://hessen.nabu.de/modules/presseservice_hessen/index.php?show=205&db=presseservice_hessen |titel=Artensterben vor der Haustür – Die letzte Flussperlmuschel in Hessen |hrsg=NABU Hessen |datum=2008-05-19 |
In der [[Lutter (Lachte)|Lutter]] – einem Fluss in der [[Lüneburger Heide]] – konnten bei dem ''Naturschutzgroßprojekt „Lutter“''<ref>{{Internetquelle |autor=Reinhard Altmüller und Rainer Dettmer |url=http://www.nlwkn.niedersachsen.de/master.jsp?C=35794242&L=20&I=5231158&D=0 |titel=Erfolgreiche Artenschutzmaßnahmen für die Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera L. durch Reduzierung von unnatürlichen Feinsedimentfrachten in Fließgewässern – Erfahrungen im Rahmen des Lutterprojekts |werk=Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen |hrsg=Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz |datum=2006-04 |
In [[Rheinland-Pfalz]] gibt es gefährdete Bestände in der [[Our]] ([[Eifel]], 100 bis 200 Tiere) und der [[Nister (Sieg)|Nister]] ([[Westerwald]], 26 Exemplare bekannt). Der Bestand in der Nister wurde wiederentdeckt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.swr.de/im-gruenen-rp/-/id=100810/nid=100810/did=3988316/1xx23xo/index.html |titel=Wiederentdeckt: Die Flussperlmuschel |datum=2007-09-11 |offline=1 |archiv-url=https://archive.is/20120917223013/http://www.swr.de/im-gruenen-rp/-/id=100810/nid=100810/did=3988316/1xx23xo/index.html |archiv-datum=2012-09-17 |
Im Rahmen des Projekts ''MARA
=== Weltweite Gefährdung ===
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* Otto Moog (Hrsg.): ''Grundlagen zum Schutz der Flußperlmuschel in Österreich''. Zürich [u. a.], 1993. Bristol-Schriftenreihe 3, ISBN 3-905209-02-0
* [[Klaus Wächtler]], Rainer Deitmer und Volker Buddensiek: ''Zur Situation der Flußperlmuschel (Margaritifera margaritifera (L.)) in Niedersachsen: Schwierigkeiten, eine bedrohte Tierart zu erhalten.'' In: ''Berichte der naturhistorischen Gesellschaft Hannover.'' Band 129, 1987, S. 209–224, [https://www.zobodat.at/pdf/Ber-Nathist-Ges-Hannover_129_0209-0224.pdf '' Volltext (PDF)''].
* [[Johanna Romberg]]. Der Braune Bär fliegt erst nach Mitternacht. Unsere Naturschätze. Wie wir sie wiederentdecken und retten können. Köln: Quadriga 2021, ISBN 978-3-
* [[Bruno Rudau]]: ''Die Flussperlmuschel im [[Vogtland]] in Vergangenheit und Gegenwart''. Plauen, 1961. Museumsreihe Vogtländisches Kreismuseum No. 23
* [[Johann Gottlieb Jahn]]: ''Die Perlenfischerei im Voigtlande in topographischer, natur- und zeitgeschichtlicher Hinsicht'', Oelsnitz 1854. [https://books.google.de/books?id=dPpIAAAAIAAJ Digitalisat]
* Lopes-Lima, Manuel; Sousa, Ronaldo & Geist, Jürgen et al.: Conservation status of freshwater mussels in Europe: State of the art and future challenges. Biological Reviews. 2017. 92. S. 572–607. 10.1111/brv.12244.
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references />
{{Navigationsleiste Weichtier des Jahres in Deutschland}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4328256-8}}
[[Kategorie:Muscheln]]
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