Dieser Artikel enthält zahlreiche Spoiler zu Phantastische Tierwesen 1-3
Hier an dieser Stelle bitte das bekannte "Ah Shit, here we go again" Meme von Carl Johnson aus GTA San Andreas einsetzen. Denn die Phantastischen Tierwesen wurden sicherlich internetweit schon genug debattiert. Doch dieses dreiteilige Missverständnis wird durch die nahende Harry Potter Serienumsetzung von HBO noch einmal in ein anderes Licht gerückt. Auch wenn Warner die Reihe nie offiziell abgesägt hat, so ist es relativ unwahrscheinlich, dass man sich dieser Filmreihe noch einmal annehmen wird, wo der volle Fokus nun wieder auf Harry Potter liegt. Und so wirkte man in der Wizarding World von J.K. Rowling Magie. Bei den Phantastischen Tierwesen wurden auf magische Weise aus 5 geplanten Filmen, 3 realisierte Filme und ließ die nicht erzählten Abenteuer und auch das Ende dieser gar nicht mal so bedeutungslosen Storyline um Dumbledore und Grindelwald zum sterben zurück.
Nachdem ich auf meinem Blog schon den Abwärtstrend von Mittelerde sowie den geistigen Verfall des Star Wars Franchise unter die Lupe genommen habe, möchte ich mich zumindest einmal der Wizarding World widmen. So habe ich in den vergangenen Tagen "Grindelwalds Verbrechen" und "Dumbledores Geheimnisse" nachgeholt. Was bei mir haften geblieben ist, sind allen voran viele Fragezeichen. Bevor ich auf die Filme einzeln eingehen werde, möchte ich kurz ein paar Worte darüber verlieren, woran es, meiner eigenen Ansicht nach, haperte. Es fängt bereits beim Titel der Filme an. Newt Scamander und sein Buch "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" sind in den Büchern, mehr aber noch in den Filmen, Randbemerkungen. Die Filmtitel sind schwer zu merken und gehen nicht leicht von der Zunge. Nur wenig deutet, besonders noch beim ersten, titelgebenden Film, darauf hin, dass wir es hier direkt mit einer Story zu tun haben, die überraschend eng mit etlichen Ereignissen in der Harry Potter Timeline verknüpft ist. Mit den späten 20er Jahren hat man sich ebenfalls für eine Zeit entschieden, die (zumindest bei mir und ich könnte mir vorstellen, bei vielen anderen auch) nicht sofort auf Gegenliebe stößt. Ein vielleicht etwas persönlicher Sargnagel: Wir haben es hier mit Prequels zu tun. Ich hasse Prequels. Ich hasse sie aus berechtigten Gründen. Sie sind teilweise Gift für einen etablierten Kanon und sorgen für Überschneidungen und Widersprüche. Auch hier tritt die Trilogie nicht selten in unangenehme Prequel-Fallen. Und das vielleicht größte Problem: Die Geschichten sind einfach nicht wirklich überzeugend geschrieben. Es fehlt den Filmen an echten Höhepunkten und mit Newt Scamander hat man einen Protagonist, der im Verlauf der Trilogie zu einem Nebendarsteller in seiner eigenen Filmreihe wird. Schon im ersten Film könnte man meinen, Newt, der hier sehr schrullig aber liebenswert von Eddie Redmayne verkörpert wird, bekommt nicht die Aufmerksamkeit, die diese Figur eigentlich verdient.
Am Ende finden wir nun eine Trilogie vor, der von Beginn an eine klare Richtung fehlte. Ähnlich wie bei Fluch der Karibik wirkt Phantastische Tierwesen so, als hätte man niemals über Teil 1 hinausgedacht. So fühlen sich Teil 2 und Teil 3, die eine zusammenhängende Geschichte erzählen, deutlich abgekapselt von Teil 1 an. Dies macht die Probleme der besagten anderen beiden Teile aber nicht geringer. Charaktere werden vernachlässigt, der Plot selbst fühlt sich überladen an und hat doch erstaunlich wenig zu erzählen und der große Kampf zwischen Dumbledore und Grindelwald endet mit einer Knallerbse anstatt mit einem richtigen Feuerwerk. Hauptverantwortlich für diese massiven narrativen Probleme dürfte hier J.K. Rowling selbst sein. Sie kann überzeugende Charaktere schreiben. Sie kann furchtbar lange Bücher schreiben, etwas, was aber zeitgleich auch ihre große Stärke als Autorin ist. Rowling kann allen voran lang und ausgiebig anstatt kurz und bündig. Dass sie eher kürzere Stories nicht wirklich beherrscht, hat sie bereits beim Bühnenstück zu "Harry Potter und das verwunschene Kind" unter Beweis gestellt. Zur Verteidigung des Bühnenstücks muss ich sagen, ich kenne bis Heute nur das Bühnenstück in schriftlicher Form und fand die Story aber auch die Charaktere absolut grauenhaft und furchtbar geschrieben. Man könnte beinahe meinen, Rowling habe hier nicht selbst Hand angelegt sondern einfach nur ihren Namen dafür hergegeben. Aber dem ist nicht so, gleiche Probleme im Aufbau von Plot und Charaktere zeigt sie auch bei "Phantastische Tierwesen", wo sie nahezu hauptverantwortlich für die Geschichte war. Rowlings Geschichten sind meistens lang und ausführlich, davon profitieren ihre Charaktere und unzählige kleine Geschichten innerhalb ihrer magischen Welten. Ein Grund, wieso die Harry Potter Filme kaum zufriedenstellend adaptiert werden konnten (und spätestens ab Band 4 jeder Film zwei Teile benötigt hätte). Etwas, was die kommende TV-Serie nun besser machen möchte und bereits die einzig valide Option bei Rowlings nicht minder bekannter Strike-Krimireihe ist, wo die Bücher gerne mal weit über 500 Seiten umfassen (teilweise deutlich mehr) und kaum filmisch umgesetzt werden könnten, ohne massive Abstriche machen zu müssen (und bereits die BBC-Serie kaum mit dem Umfang der Bücher umzugehen weiß).
Das eigentlich verwunderliche ist bei Newt Scamanders Abenteuer, wie fremd sich Rowling in ihrer eigens geschaffenen Welt anscheinend fühlt. Ihr gelingt es kaum, die Welt der Magie außerhalb von Hogwarts greifbarer für uns zu machen. Immer wieder versuchen es die Filme, was ihnen visuell auch gelingt. Und hier liegen die eigentlichen Stärken der Filme. Die Optik. Mit David Yates und einem eingespieltem Team schafft man es eigentlich in allen 3 Filmen etwas bildgewaltiges auf die Leinwand zu zaubern. Der Einsatz von CGI ist hier leider deutlich höher mittlerweile als es noch bei Harry Potter der Fall war, wo es immer wieder auch überzeugende praktische Kulissen gab, aber dennoch schafft man es bei allen 3 Filmen um die phantastischen Tierwesen, ein überzeugendes Gesamtpaket abzuliefern wenn es um Spezialeffekte geht. Aber das alleine reicht halt nicht, um die Fans bei Laune zu halten. Man wünscht sich auch eine gut erzählte Geschichte. Besonders, da es sich hier um eine weit zurückreichende Vorgeschichte handelt. Man wünscht sich lose Enden, die endlich verknüpft werden. Dies gelingt keinem der drei Filme so richtig und das ist, so hart muss ich sein, fast schon peinlich. Und all das rechtfertigt letztendlich auch keine 5 Filme. Dabei hatte besonders Rowling die Chance, ihre Wizarding World außerhalb des Harry Potter Kanons sinnvoll zu erweitern, mehr Geschichten aus diesem Universum zu erzählen.
Hier ein paar kurze Impressionen zu den jeweiligen Filmen:
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Beinahe 10 Jahre ist es schon wieder her, als der erste Teil der Trilogie in die Kinos kam. Angesiedelt ist die Geschichte um den Magie-Zoologen Newt Scamander im Jahr 1926 in New York. Die Geschichte wird von Großbritannien in die Magiewelt der Vereinigten Staaten verlegt. Auch haben wir es mit einem Cast an Erwachsenen zu tun, nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen. Stilistisch ist der aus den Harry Potter Filmen etablierte Stil (allen voran der von Yates geprägte Stil) hier sofort erkennbar, aber rein erzählerisch könnten die Filme nicht weiter auseinanderliegen. Der erste Film legt noch einen größeren Fokus auf Newt Scamander und seiner Suche nach gefährdeten magischen Tierwesen. Ebenfalls bahnt sich auch die Geschichte des Menschen (in diesem Falle ein sogenannter No-Maj oder ganz klassisch ein Muggel) Jacob Kowalski an, der durch einige unglückliche Zufälle rund um Newt Scamander in die Welt der Magie gerät und sich dort in die Hexe Queenie verliebt. Und genau als das sehe ich die Geschichte dieser Trilogie an. Phantastische Tierwesen ist weder die Story von Newt, Credence oder der Fehde zwischen Dumbledore und Grindelwald. Es ist die Geschichte zwischen Jacob und Queenie, die einen zentralen Punkt einnimmt und tatsächlich sogar eine der Höhepunkte aller drei Filme ist. Und genau das sollte nicht der Fall sein. Diese Geschichte hätte man mit Teil 1 abschließen können, wo diese Liebesgeschichte nach dem Showdown des Films ein rührendes, passendes Ende erhält, welches filmisch auch noch ziemlich gut umgesetzt wurde. Jacob wird vom magischen Regen einmal geduscht und verliert sämtliche Erinnerungen an die magische Welt und somit auch an Queenie. Dass man es dabei nicht einfach belassen konnte, ist einer von vielen Fehlern, die sich Rowling und die Drehbuchautoren hier geleistet haben.
Die Geschichte rund um den magiebegabten Credence Barebone mutet interessant an und könnte vielleicht für kommende Filme sehr spannend sein. Zumindest mag man sich dies noch denken, wenn man Teil 1 schaut und noch nicht die anderen beiden Teile gesehen hat. Colin Farrell als Graves (der eigentlich von Beginn an Grindelwald in einer anderen Gestalt ist) liefert eine solide Darstellung ab, die Figur und das Geheimnis hinter ihr, aber auch ihr Wert als Gegenspieler des Films, bleibt eher blass.
Und das hat sich für mich auch durch den gesamten Film gezogen. Ich habe damals das Screenplay vor dem Film gelesen und bis auf ganz wenige Details hat der Film das Drehbuch zu 100% umgesetzt. Dort gab es nicht mehr zu entdecken mit der Ausnahme einiger weniger Details zu Jacob. Mit anderen Worten bedeutet das für mich aber auch: Der Film plätschert zu häufig einfach so vor sich hin. Ein richtiges Momentum wird selten aufgebaut, die Charaktere bleiben alle flach. Von allen 3 Filmen hat Teil 1 noch das actionreichste Finale, was an sich schon unglaublich ist, dass die Reihe hier praktisch schon das gesamte Pulver verschossen hat. Und ein paar Sekunden bekommt man dann auch noch Johnny Depp als Grindelwald zu Gesicht, was man sich aber auch genau so gut hätte sparen können. Es war halt mal wieder so eine "Stecken wir Johnny in ein komisches Kostüm und packen etwas Make-Up drauf, färben ihm die Haare und schauen, was er daraus macht". Spoiler zu Teil 2: Er hat relativ wenig aus der Rolle gemacht, da Grindelwald für die restlichen beiden Teile viel mehr ein Plot-Device als ein vielschichtiger Charakter ist, der er eigentlich sein sollte. Da kann Johnny Depp nicht viel für, denn auch Mads Mikkelsen, der ihn in Teil 3 ersetzt hat, konnte der Rolle nicht viel mehr verleihen, auch, wenn er der Figur eine Eleganz verleiht, die Johnny Depp einfach nicht rüberbringen konnte. Aber auch Mads Mikkelsen ist kein richtiger Zauberer und kann eine Rolle nur so gut spielen, wie es die Autoren zulassen. Aber hier drifte ich nun etwas zu weit ab, denn zu den anderen beiden Teilen komme ich nun.
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen
Einige Monate sind seit dem Vorfall des ersten Teils vergangen.
Von allen 3 Filmen vermutlich der Teil, der am meisten Story bietet und die meiste Substanz mit sich bringt, verliert Grindelwalds Verbrechen sich sehr schnell in über-komplizierte Subplots, die dadurch entstehen, dass man zu viele neue Charaktere in die Geschichte einbaut. Zeitgleich möchte man aber immer noch weitere Brücken zu Harry Potter schlagen. Teilweise, weil Rowling wohl wirklich vor hatte, hier einige Lücken zu schließen die in den Büchern und Filmen damals häufiger angesprochen wurden, teilweise aber auch einfach, um Nostalgiegefühle zu wecken. Es gibt ein Wiedersehen mit Hogwarts und ein paar bekannten Gesichtern wie einer jungen Minerva McGonagall. Ganz nett, aber ihr kurzer Auftritt ist nicht mehr als ein Gimmick. Solche Momente hat der Film oft. Der Film hat immer mal wieder Momente, wo der Zuschauer an Harry Potter erinnert werden soll und wenn es lediglich ein Name ist, der genannt wird wie zum Beispiel Leta Lestrange. Die wird doch bestimmt noch sehr wichtig für den Rest dieser Saga, so wie sie diesen Charakter aufbauen, oder? Seid nicht so ungeduldig und wartet mal das Ende des Films ab. Viel wichtiger aber: Der bereits jetzt legendäre Magier und Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Albus Dumbledore, wird vorgestellt. Und da baut man erstmals die besagte Fehde und den Blutschwur zwischen Dumbledore und Grindelwald auf. Jude Law hat mir hier zu meiner Überraschung als Dumbledore ziemlich gut gefallen. Schauspielerisch kann man kaum wem vom Cast vorwerfen, nicht das allermeiste aus den Figuren rausgeholt zu haben. Erstmals wird aber auch mehr als eindeutig, dass Dumbledore von Grindelwald nicht nur fasziniert war, sondern sich auch in ihn verliebt hat. Dumbledores sexuelle Orientierung war aber auch schon lange vor den Filmen ein Thema, was man hier relativ behutsam, ohne aufgezwungen zu wirken, in die neuen Filme mit aufgenommen hat. Das größte Problem des Films selbst bleibt Grindelwald. Er bleibt blass, tritt kaum in Erscheinung. Warum wird Grindelwald so gefürchtet? Wir haben es hier mit einem der gefährlichsten dunklen Magier der Neuzeit zu tun und der Film selbst betitelt sich ja auch noch "Die Verbrechen von Grindelwald". Doch nur selten wirkt Johnny Depp als finsterer Zauberer furchteinflößend, wirkt mit seinen wasserstoffblonden Haaren und den verschiedenen Augenfarben eher befremdlich als böse.
Wie schon erwähnt verliert der Film sich in zu viele Sub-Plots. Natürlich baut man hier die Beziehung von Jacob und Queenie weiter aus, die hier zu einem tragischen Höhepunkt zum Ende des Films wird. In Vergessenheit gerät hier praktisch die komplette Charakterentwicklung von Credence, den man ja auch noch irgendwie im Film unterbringen musste und der dann irgendwie nach Teil 1 in Paris bei einer Zirkustruppe gelandet ist und sich, aus heiterem Himmel, mit einem Schlangenmaledictus namens Nagini angefreundet hat, die ebenfalls von dieser magischen Zirkustruppe als Attraktion missbraucht wird. Und hier muss man keine Bauklötzchen zählen um zu wissen, dass diese attraktive junge Frau einmal die Weggefährtin eines anderen, noch einmal deutlich gefährlichen dunklen Magiers, werden wird. Ein Charakter, der hier ebenfalls relevant und prominent aufgebaut wird, nur um in Teil 3 keinerlei Erwähnung mehr zu finden. Doch Credence ist das größere Problem. Was hat Rowling nur mit dem Jungen, hier gespielt von des in Kontroversen geratenen Ezra Miller, vor? Irgendwie muss man diese Figur doch sinnvoll in diese verstrickte Geschichte mit zu vielen Charakteren einbauen können. Und vielleicht haben J.K. Rowling und die Drehbuchautoren eine Lehrstunde bei J.J. Abrams (auch ein Zauberer, der gerne mit billigen Tricks arbeitet, um uns zu verzaubern, nur um von eigentlichen Schwächen abzulenken) genommen. Wenn Abrams aus Rey eine Palpatine machen kann, dann kann Rowling aus Credence auch einen Dumbledore machen. Als es Grindelwald endlich gelingt, das Vertrauen von Credence zu erlangen, offenbart dieser ihm in einem österreichischen Märchenschloss, Aurelius Dumbledore zu sein. Was hier nach einer geschickten Lüge und Manipulation seitens Grindelwald klingt, erweist sich im dritten Teil leider als ideenlose Realität.
Und irgendwo ist auch noch Newt am Start. Aber dessen Rolle ist in dem Film kaum von Bedeutung. Zwar möchte man seine Kindheitsfreundin Leta irgendwie als Love-Interest für ihn aufbauen (obwohl diese mit Newts Bruder Theseus verlobt ist und Newt eigentlich unsterblich in Tina, Queenies Schwester, verliebt ist), aber auch das will nicht so recht gelingen. Unter all den vielen Charakteren, die man größtenteils neu eingebaut hat, geht Newt irgendwie unter. Die Autoren wissen im gesamten Film nicht viel mit ihm anzufangen, obwohl er durchgehend präsent ist. Der Showdown, der mit einigen Überraschungen und dem Tod von Leta endet (den ihr Verlobter Theseus in Teil 3 schon wieder vergessen hat), verpufft beinahe als laues Lüftchen. Wurde in Teil 1 noch ein großes Spektakel zum Ende hin geboten, schwächelt Grindelwalds Verbrechen hier schon lange, bevor die Namen im Abspann über die Leinwand laufen.
Doch jetzt, wo Dumbledore endlich an das Objekt für den Blutschwur gekommen ist und diesen endlich brechen kann, steht einem epischen Kampf im dritten Film nichts mehr im Wege, oder? Oder?
Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
Zeitlich ist der Film mittlerweile im Jahr 1932 angekommen, es ist also wirklich viel Zeit seit den Ereignissen des zweiten Teils vergangen. Dumbledores Geheimnisse wirft den Zuschauer relativ schonungslos in die Geschichte, indem wir mit ansehen müssen, wie ein mystisches chinesisches Wesen namens Qilin zwei Jungtiere gebärt und Newt aus genau diesem Anlass China besucht. Doch die Szene wird durch das auftauchen von Credence, der nur komplett Grindelwald verfallen ist, sowie seinen Schergen in ein Blutbad verwandelt, als die Mutter der Jungtiere ermordet wird und eines der Qilin-Babys von Credence entführt wird. Newt entdeckt bei der sterbenden Mutter aber, dass diese tatsächlich Zwillinge zur Welt gebracht hat. Hier darf dann in einer rührenden Szene auch endlich mal wieder Newt glänzen, der, nach wie vor, richtig gelungen von Eddie Redmayne gespielt wird. Die Qilin-Jungtiere werden zu einem wichtigen Plot-Device für so ziemlich den gesamten Film. Daher darf sich der Zuschauer dann auch drauf freuen, wenn Grindelwald, mittlerweile gespielt von Mads Mikkelsen, das gekidnappte Jungtier umbringt und später zu einem Zombie verzaubert. Das alles wird überraschend grafisch dargestellt, verfehlt seine Wirkung nicht und hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gebraucht. Doch hier wird erstmals untermauert, wie skrupellos Grindelwald ist, auch, wenn seine Motivationen weiterhin schwer für uns greifbar sind, da die Filme ihn einfach nicht überzeugend aufgebaut haben. Mads Mikkelsen ist und bleibt für mich einer der herausragendsten Darsteller, die wir hier in Europa haben. In den großen Big Budget Produktionen verheizt man Mads Mikkelsen gerne als stereotypischen Bösewicht (Ausnahme ist hier noch Le Chiffre in Casino Royale, wo der Däne eine erinnerungswürdige Performance abgeliefert hat). Bei Dumbledores Geheimnisse durfte er sich etwas mehr entfalten, aber viel mehr als "Spiel ein bisschen die Rolle so, wie du Hannibal Lecter damals gespielt hast aber bitte als PG-13 Version" dürfte es als Regieanweisungen auf nicht gegeben haben. Ja, Mads Mikkelsen verleiht dem Charakter deutlich mehr Tiefe als Johnny Depp dazu in der Lage war. Auch wirkt Grindelwald gerissener und furchteinflößender, als es noch im Vorgänger der Fall war. Aber man darf sich auch hier keine Illusionen machen, die Beweggründe für Grindelwalds Handlungen sind schwer greifbar und die komplette Beziehung zu Dumbledore hat man auch nie ordentlich aufgebaut. Da helfen kleine Mini-Montagen aus der Jugend beider mächtiger Zauberer auch nicht weiter. Alleine daraus hätte man vermutlich eine Mini-Serie machen können. Aber die Probleme hatten bereits die Harry Potter Filme, wichtige Schlüsselmomente aus dem Buch, massiv wichtige Kapitel also, zu kleinen Mini-Montagen umzubauen.
Doch davon abgesehen hat mich die erste Filmhälfte ziemlich begeistert. Besonders in dem Moment, als es für die Charaktere nach nach Berlin ging (wo dann auch Oliver Masucci als ICW-Obermotz Anton Vogel in Erscheinung tritt), war ich ein wenig an einen echten Spielberg-Blockbuster (als er noch solche gemacht hat) erinnert. Alles im Film ist pompös in Szene gesetzt und man bekommt auch mal einen besseren Einblick auf das Innenleben der Magiewelt. Zumindest etwas mehr, als man es bei Newts Abenteuer in den USA geschafft hat, uns diese Welt außerhalb von Hogwarts mal näher zu bringen. Das war ne lange Zeit gutes, solides Blockbuster-Kino. Doch ich wurde hier, ohne es zu merken, verzaubert. Nicht von J.J. Abrams sondern von J.K. Rowling und David Yates Ich habe mich von der Optik und Inszenierung ködern lassen. Was in Wahrheit nur darüber hinwegtäuschen soll, dass der Film eigentlich keine wirkliche Story, einen Plot, interessante Charaktere und ein echtes Ziel besitzt. Aber wir können uns ja noch immer auf einen epischen Showdown zwischen Dumbledore und Grindelwald freuen.
Am meisten Charakterentwicklung ist einmal mehr von Jacob zu sehen. Der einstige Comic-Relief-Charakter formt sich immer weiter zu einem heimlichen Helden. Dumbledores Pläne, die Charaktere durch die Weltgeschichte zu schicken ergeben keinen Sinn mit Ausnahme der geklonten Koffer, nehmen aber einen großen Platz der Handlung ein. Irgendwo will man dann auch noch die Brücke zwischen Albus und seinem Bruder Aberforth (der hier richtig gut von Richard Coyle gespielt wird) schlagen, ein Verhältnis, welches sich im letzten Harry Potter Buch und Film als deutlich kompliziert erwies. Aber kaum etwas davon wird irgendwie befriedigend oder zufriedenstellend in Szene gesetzt oder aufgelöst. Der Film wirkt besonders in den Szenen zwischen den beiden Dumbledore-Brüdern, als würden ganze Handlungsstränge fehlen, einfach aus dem Film geschnitten sein und es gibt diesmal keine Bücher, wo man diese verlorenen Handlungsstränge nachschlagen kann.
Und somit steuert der Film dann auch schon auf den Höhepunkt in Butan zu, wo sich unglaubliche Dinge ereignen. Grindelwald wurde von Anton Vogel in allen ihm zur Last gelegten Verbrechen frei gesprochen. Damit kommt Grindelwald seinem Ziel näher und kann nun selbst für den Vorsitz im ICW kandidieren. Leider wird dem Zuschauer ein detailreicherer Einblick in die politischen Machtverhältnisse der Magiewelt verwehrt, so, dass es ziemlich schwer für uns greifbar ist, wie diese Wahl genau abläuft und wie viel Macht dieser Vorsitzende bei seiner Ernennung dann tatsächlich auch besitzt. Da kommt dann das Qilin ins Spiel, was über magische Vorhersehung verfügt. Das Qilin entscheidet darüber, wer dieses Amt bekleiden darf. So verbeugt sich das Geschöpf vor der reinsten anwesenden Person, etwas, wie wir vorher im Film von Lally erklärt bekommen, ein äußerst seltenes Ereignis ist und schon lange nicht mehr passiert ist. Was den Ereignissen im Finale widerspricht. Niemand der Anwesenden wäre so rein, dass sich ein Qilin vor ihnen verbeugen würde. Zumindest habe ich das so verstanden, aber, wie erwähnt, die Filme haben sich nie besonders Mühe gegeben, irgendwas genauer zu erklären und hier haben wir kein 800 Seiten dickes Buch von Rowling, die diesen Details mehrere Kapitel widmen können. Hier kommt dann das geopferte Qilin von Grindelwald wieder zurück in die Handlung, welches er kurz vorher durch dunklen Zauber zurück ins Leben geholt, obwohl das Geschöpf nur noch eine leblose, manipulierte Hülle ist, die nach Grindelwalds Willen agiert. Er hat es von Anfang an so geplant und dafür brauchte er das magische Geschöpf.
In Butan fliegt der Schwindel dann aber überraschend schnell auf und Grindelwald und der korrupte Anton Vogel fliegen auf, als die Zwillingschwester des Qilin aus Newts Koffer gehüpft kommt (ich werde nun nicht auf das komplizierte Verwirrspiel mit den Koffern eingehen). Die Wahl wird wiederholt und dann tut das Qilin etwas, was absolut keinen Sinn ergibt und verbeugt sich vor Dumbledore. Da hätte ich es dem Film noch eher abgekauft, dass es sich vor den einzigen beiden wirklich reinen Seelen verbeugt, was entweder Newt oder Jacob wären. Jeder andere, erst recht Dumbledore und die Magie-Politiker, haben erstaunlich viel Dreck am stecken oder dunkle Geheimnisse. Alleine Dumbledores mehr als fragwürdige Vergangenheit in der Jugend mit Grindelwald würden ihn komplett diskqualifizieren, dass ein so magisches, heiliges Geschöpf ihn auswählen würde.
Aber das spielt ja auch keine Rolle, denn nun werden sich Dumbledore und Grindelwald endlich in einem längst überfälligen Kampf duellieren. Aber diesen Kampf gibt es nicht. Es gibt erneut eine Mini-Montage, die ein paar Sekunden andauert und es gibt einen kurzen Schlagabtausch der beiden mächtigen Zauberer.
Und Credence? Ja, der taucht auch noch auf und bestätigt noch einmal, dass Grindelwald alle hinter's Licht geführt hat. Irgendwie verkauft man uns dann auch noch, dass Credence, nun bekannt als Aurelius Dumbledore, der einzige Sohn von Aberforth Dumbledore ist, was dieser anscheinend schon lange wusste aber es ihn einfach nicht..... interessierte? Teil 2 hat hier irgendwas versucht aufzubauen, vielleicht müsste ich den Film noch einmal schauen, um dahinter zu kommen.
Je länger der Film andauerte, desto mehr verwandelte dieser sich in eine narrative Vollkatastrophe. Dass nach diesem erzählerischen Offenbarungseid bei einer Geschichte, die eigentlich eine menge Potential besitzt, die Leute hier nicht mehr nach zwei weiteren Fortsetzungen schreien, dürfte auch klar sein. Einen finalen Showdown zwischen Dumbledore und Grindelwald hat man wohl für einen weiteren Teil geplant. Somit enden Dumbledores Geheimnisse erneut, wie der Vorgänger, als Knallfrosch.
Am Ende kommt dann wenigstens die Main-Storyline zu einem glücklichen Ende. Jacob und Queenie finden endlich zueinander und heiraten. Tina, die man größtenteils aus dem Film geschrieben hat und man in den letzten Minuten von Teil 3 nochmal hergezaubert hat, ignoriert den vor sich dahin schmachtenden Newt fast komplett und somit geht auch die eigentlich ganz süße Beziehung, die sich in Teil 1 und Teil 2 anbahnte, den Bach hinunter.
Alle 3 Filme stehen sinnbildlich dafür, wofür viele neue Filme stehen, die auf mehrere Teile ausgelegt sind: Eine klare Vision und Richtung, in die eine Geschichte verläuft. Die gesamte Trilogie baut Plots auf, die zu nichts führen, führt Charaktere ein, die kurze Zeit später keine Rolle mehr spielen und baut Schicksale auf, die ebenfalls in zahlreiche Plot-Sackgassen führen. Die Rechnung wird am Ende gezahlt. Warner ist es nicht zu verübeln, die Reihe nicht fortzuführen. Und ich halte es für unwahrscheinlich, dass das je der Fall sein wird. Je nachdem, wie gut sich Rowlings Wizarding World als TV-Serie macht mit Harry Potter, könnte noch Hoffnung bestehen, die einstigen Ideen für die verbliebenen zwei Filme zu Phantastische Tierwesen irgendwie in einer TV-Serien, vielleicht einem Spin-Off, unterzubringen. Aber all zu große Hoffnungen sollte man sich da nicht machen. Die Chance hat man dann vielleicht auch bereits in insgesamt 3 Filmen sensationell verspielt.