Wenn auch Herodot nicht an die Untersuchungen über den Ursprung der Menschen dachte, da diese erst eine Folge des Christenthums waren, so spricht sich doch in der Lebens- geschichte des Fabius von Agricola ein Gedenke aus; der darauf hindeutet, daß alle Völker eine Abstammung haben. Die Idee der Einheit des Menschengeschlechts wurde erst durchs Christenthum aufgestellt und herrschend, und eine der wichtigsten Wohlthaten desselben ist, daß es die persönliche Freiheit eines großen Theils des Menschengeschlechts ge- gründet hat, und die Menschheit in eine nähere Beziehung brachte.
Als Amerika entdeckt wurde, entstand die Frage, ob die dort Eingebornen als Menschen betrachte werden könnten, der Pabst entschied diese durch einige Bullen, welche die Einheit des Menschengeschlechts in allen Ländern der Erde bekannt machten. Die Lebensweise jener neu ent- deckten Völker war anderer Art, als die der alten Welt sie waren nicht Hirtenvölker, waren sie von der Natur durch die unermeßlichen Waldungen wohl verhindert wurden. Es ist wunderbar genug daß diese Völker sich nicht einmal der Bisons bedienten, so wie andere Völker in östlichen Asien sich nicht die Milch und das Fleisch nutzbar zu machen wußten,
Wenn auch Herodot nicht an die Unterſuchungen über den Urſprung der Menſchen dachte, da dieſe erſt eine Folge des Chriſtenthums waren, ſo ſpricht ſich doch in der Lebens- geſchichte des Fabius von Agricola ein Gedenke aus; der darauf hindeutet, daß alle Völker eine Abſtammung haben. Die Idee der Einheit des Menſchengeſchlechts wurde erſt durchs Chriſtenthum aufgeſtellt und herrſchend, und eine der wichtigſten Wohlthaten deſſelben iſt, daß es die perſönliche Freiheit eines großen Theils des Menſchengeſchlechts ge- gründet hat, und die Menſchheit in eine nähere Beziehung brachte.
Als Amerika entdeckt wurde, entſtand die Frage, ob die dort Eingebornen als Menſchen betrachte werden könnten, der Pabſt entſchied dieſe durch einige Bullen, welche die Einheit des Menſchengeſchlechts in allen Ländern der Erde bekannt machten. Die Lebensweiſe jener neu ent- deckten Völker war anderer Art, als die der alten Welt ſie waren nicht Hirtenvölker, waren ſie von der Natur durch die unermeßlichen Waldungen wohl verhindert wurden. Es iſt wunderbar genug daß dieſe Völker ſich nicht einmal der Biſons bedienten, ſo wie andere Völker in öſtlichen Aſien ſich nicht die Milch und das Fleiſch nutzbar zu machen wußten,
<TEI><text><body><divtype="session"n="60"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0578"n="572."/><p>Wenn auch <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118549855 http://d-nb.info/gnd/118549855">Herodot</persName> nicht an die Unterſuchungen über<lb/>
den Urſprung der Menſchen dachte, da dieſe erſt eine Folge<lb/>
des Chriſtenthums waren, ſo ſpricht ſich doch in der Lebens-<lb/>
geſchichte des <persNameresp="#BF #SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118620452 http://d-nb.info/gnd/118620452"><hirendition="#aq">Fabius</hi></persName> von <hirendition="#aq">Agricola</hi> ein Gedenke aus;<lb/>
der darauf hindeutet, daß alle Völker eine Abſtammung haben.<lb/>
Die Idee der Einheit des Menſchengeſchlechts wurde erſt<lb/>
durchs Chriſtenthum aufgeſtellt und herrſchend, und eine der<lb/>
wichtigſten Wohlthaten deſſelben iſt, daß es die perſönliche<lb/>
Freiheit eines großen Theils des Menſchengeſchlechts ge-<lb/>
gründet hat, und die Menſchheit in eine nähere Beziehung<lb/>
brachte.</p><lb/><p>Als Amerika entdeckt wurde, entſtand die Frage, ob die<lb/>
dort Eingebornen als Menſchen betrachte werden könnten,<lb/>
der Pabſt entſchied dieſe durch einige Bullen, welche die<lb/>
Einheit des Menſchengeſchlechts in allen Ländern der Erde<lb/>
bekannt machten. Die Lebensweiſe jener neu ent-<lb/>
deckten Völker war anderer Art, als die der alten Welt<lb/>ſie waren nicht Hirtenvölker, waren ſie von der Natur<lb/>
durch die unermeßlichen Waldungen wohl verhindert wurden.<lb/>
Es iſt wunderbar genug daß dieſe Völker ſich nicht einmal<lb/>
der Biſons bedienten, ſo wie andere Völker in öſtlichen<lb/>
Aſien ſich nicht die Milch und das Fleiſch nutzbar zu machen wußten,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[572./0578]
Wenn auch Herodot nicht an die Unterſuchungen über
den Urſprung der Menſchen dachte, da dieſe erſt eine Folge
des Chriſtenthums waren, ſo ſpricht ſich doch in der Lebens-
geſchichte des Fabius von Agricola ein Gedenke aus;
der darauf hindeutet, daß alle Völker eine Abſtammung haben.
Die Idee der Einheit des Menſchengeſchlechts wurde erſt
durchs Chriſtenthum aufgeſtellt und herrſchend, und eine der
wichtigſten Wohlthaten deſſelben iſt, daß es die perſönliche
Freiheit eines großen Theils des Menſchengeſchlechts ge-
gründet hat, und die Menſchheit in eine nähere Beziehung
brachte.
Als Amerika entdeckt wurde, entſtand die Frage, ob die
dort Eingebornen als Menſchen betrachte werden könnten,
der Pabſt entſchied dieſe durch einige Bullen, welche die
Einheit des Menſchengeſchlechts in allen Ländern der Erde
bekannt machten. Die Lebensweiſe jener neu ent-
deckten Völker war anderer Art, als die der alten Welt
ſie waren nicht Hirtenvölker, waren ſie von der Natur
durch die unermeßlichen Waldungen wohl verhindert wurden.
Es iſt wunderbar genug daß dieſe Völker ſich nicht einmal
der Biſons bedienten, ſo wie andere Völker in öſtlichen
Aſien ſich nicht die Milch und das Fleiſch nutzbar zu machen wußten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 572.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/578>, abgerufen am 19.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.