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Dr '''Naturalismus''' ([[Latein|lat.]] ''natura'', „[[Natur]]“) isch e Ströömig in dr [[Literatur|Litratur]] und im [[Theater]] zur Zit vo dr ''[[Belle Époque]]'' vo öbbe 1880 bis ins 20. Joorhundert in ganz Öiropa, wo uf dr exakte Beobachdig vo dr Natur basiert het.
Dr '''Naturalismus''' ([[Latein|lat.]] ''natura'', „[[Natur]]“) isch e Ströömig in dr [[Literatur|Litratur]] und im [[Theater]] zur Zit vo dr ''[[Belle Époque]]'' vo öbbe 1880 bis ins 20. Joorhundert in ganz Öiropa, wo uf dr exakte Beobachdig vo dr Natur basiert het.


== Kennzäiche vom Naturalismus ==
== Kennzäiche vom Naturalismus ==


Dr Naturalismus isch e literarischi Revoluzioon gsi, wo mit em Dradierte broche und dr (poetisch) Realismus überwunde het. Er het uf die verklärende Tendänze vom Realismus verzichdet und het au nid brobiert, d Wirkligkäit z düte. Sis Ideal isch s gsi, d Wirkligkäit, wo erläbt wird, z undersueche und si wüsseschaftlig genau daarzstelle. D [[Kunst]] isch dr [[Rationalität|Razionalidäät]], dr Kausalidäät, em [[Determinismus]] und dr Objektividäät verpflichtet und dr Dichder söll uf Subjektividäät und Individualidäät verzichde. Dr Charaggter vom Mensch und sis Schiggsaal wärde as e Funkzioon vo dr historische Zit, won er din läbt, vo sim psüchische Erbguet und sim Miliöö aagluegt.
Dr Naturalismus isch e literarischi Revoluzioon gsi, wo mit em Dradierte broche und dr (poetisch) Realismus überwunde het. Er het uf die verklärende Tendänze vom Realismus verzichdet und het au nid brobiert, d Wirkligkäit z düte. Sis Ideal isch s gsi, d Wirkligkäit, wo erläbt wird, z undersueche und si wüsseschaftlig genau daarzstelle. D [[Kunst]] isch dr [[Rationalität|Razionalidäät]], dr Kausalidäät, em [[Determinismus]] und dr Objektividäät verpflichtet und dr Dichder söll uf Subjektividäät und Individualidäät verzichde. Dr Charaggter vom Mensch und sis Schiggsaal wärde as e Funkzioon vo dr historische Zit, won er din läbt, vo sim psüchische Erbguet und sim Miliöö aagluegt. Die soziali Noot wird vilmol daargstellt eender us Mitgfüül as as Däil vom e bardei-politische Kampf zur Verbesserig vo dr Laag vo de gsellschaftlig Benoochdäiligte und Ussesiter.
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determiniert gesehen (vgl. [[Karl Marx]], [[Auguste Comte]], [[Hippolyte Taine]] und [[Charles Darwin]]).
* Die soziale Thematik, die Darstellung sozialer Not äußert sich weniger als sozialpolitischer Kampf mit parteipolitischer Bindung, sondern eher als eine Art soziales Mitgefühl am Beispiel gesellschaftlicher Außenseiter im Geflecht von Großstadt (Anonymität, Entindividualisierung) oder moderner Technik.
* Das soziale Drama stellt Charaktere in den Vordergrund, in ihrer Bedingtheit durch Milieu und Vererbung, wobei die wenigen handelnden Figuren durch detaillierte szenische Anmerkungen und Regieanweisungen geleitet werden.
* Gegen alle Konventionen des Verses und der Strophe, gegen Tradition und Epigonentum in Thematik und im Formalen wendet sich die „Revolution in der Lyrik“ ([[Arno Holz]]) und orientiert sich stattdessen an einer Prosalyrik, die einem natürlichen Rhythmus gehorchen soll.
* Besonders konsequenter Naturalismus findet sich im so genannten „[[Sekundenstil]]“. Dabei gilt es, jedes noch so banale Detail geradezu protokollarisch festzuhalten, dem natürlichen Sprechen möglichst nahe zu kommen (Stottern, Stammeln, Dialekt, Ausrufe, unvollständige Sätze, Atempausen, Nebengeräusche …), um dadurch mehr vom Milieu zu zeigen und zu vermitteln als über Raumbeschreibungen.
* Assoziative Motivverknüpfungen lassen vielschichtige Sinnebenen entstehen (vgl. die [[Montage (Literatur)|Montagetechnik]] [[Alfred Döblin]]s).
* Die den Naturalismus ablösenden Kunstströmungen ([[Impressionismus_(Literatur)|Impressionismus]], [[Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]], [[Expressionismus_(Literatur) |Expressionismus]]) bedienen sich ob der modernen komplexen Welt differenzierterer, verfremdender Ausdrucksmittel statt des begrenzten Zugriffs der bloßen Wirklichkeitsabbildung.
* Kunst = Natur − x (von Arno Holz definiert), wobei x die künstlerischen Reproduktionsmittel und deren Handhabung durch den Künstler sei und möglichst minimal gehalten werden soll, um die Differenz zwischen Kunst und Natur klein zu halten. Da das x jedoch niemals verschwinden kann, hat die Kunst nur „die Tendenz, wieder [sic] die Natur zu sein. Sie wird sie nach Maßgabe ihrer jeweiligen Reproduktionsbedingungen und deren Handhabung.“<ref>zitiert nach Eintrag ''Naturalismus'', in: Gero von Wilpert: ''Sachwörterbuch der Literatur''. Kröner: Stuttgart, 2001.</ref>
* Verwendung der „phonografischen Methode“, welche, um das natürliche Sprechen wiederzugeben, folgende Mittel aufnimmt:
** Dialekt (geografische Ausdrucksweise)
** Soziolekt (schichtspezifische Ausdrucksweise)
** Psycholekt (situationsbedingte Ausdrucksweise)
** Idiolekt (individuelle Ausdrucksweise)


D Charakter, wo im soziale Drama im Vordergrund stöön, wärde zäigt, wi si dur iir Miliöö und iiri Vererbig brägt si. Was si mache und wie wird vom Autor mit genaue Reschiiaawiisige und Szeenebeschriibige festgläit.
Impulse für die deutschen Autoren kommen aus den psychologischen Romanen [[Iwan Turgenew]]s, [[Lew Tolstoi]]s und [[Fjodor Dostojewski]]s, aus den sozialen „Experimentalromanen“ Zolas sowie den gesellschaftskritischen Dramen [[Henrik Ibsen]]s und [[August Strindberg]]s.


In dr Lürik wärde alli Konvenzioone vom Värs und dr Stroofe abgleent. Die «Revoluzioon in dr Lürik» (Arno Holz) wändet sich in dr Thematik und im Formale gege d Dradizion und s Epigonedum und orientiert sich an ere Prosalürik mit eme natürlige Rhüthmus.
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Im so genannte „[[Sekundenstil|Sekundestiil]]“ wärde au die banalste Detäi genau festgläit. Mä brobiert, s Schwätze so natüürlig wie mööglig z zäige, mit Stottere, Gschrei, halbi Sätz, Pause zum Schnuufe und Nääbegrüsch, zum eso d Umgääbig besser z vermiddle as mit Beschriibige. Doo drzue ghöört au, ass Dialäkt (geografischi Usdruckswiise), Soziolekt (schichtspezifischi Usdruckswiise), Psücholekt (situationsbedingti Usdruckswiise)
[[Kategorie:Literatur]]
oder Idiolekt (indiwiduelli Usdruckswiise) iigsetzt wärde.

==D Litratur noch em Naturalismus==
D Kunstströömige wo dr Naturalismus abglööst häi ([[Impressionismus_(Literatur)|Impressionismus]], [[Symbolismus (Literatur)|Sümbolismus]], [[Expressionismus_(Literatur) |Expressionismus]]) häi, wil die modärni Wält immer komplexer worde isch, differenzierteri Usdruggsmiddel mit verfremdende Effekt verwändet, statt sich druf z beschrängge d Wirkligkäit so exaggt wie mööglig abzbilde.

== Wichdigi Autore vom Naturalismus ==
* [[Ludwig Anzengruber]] (1839–1889)
* [[Max Bernstein]] (1854–1925)
* [[Otto Julius Bierbaum]] (1865–1910)
* [[Michael Georg Conrad]] (1846–1927)
* [[Hedwig Dohm]] (1831–1919)
* [[Fjodor Michailowitsch Dostojewski]] (1821–1881)
* [[Maxim Gorki]] (1868–1936)
* [[Max Halbe]] (1865–1944)
* [[Heinrich Hart]] (1855–1906)
* [[Otto Erich Hartleben]] (1864–1905)
* [[Carl Hauptmann]] (1858–1921)
* [[Gerhart Hauptmann]] (1862–1946)
* [[Peter Hille]] (1854–1904)
* [[Arno Holz]] (1863–1929)
* [[Henrik Ibsen]] (1828–1906)
* [[Guy de Maupassant]] (1850–1893)
* [[Johannes Schlaf]] (1862–1941)
* [[August Strindberg]] (1849–1912)
* [[Hermann Sudermann]] (1857–1928)
* [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi]] (1828–1910)
* [[Konrad Telmann]] (1854–1897)
* [[Clara Viebig]] (1860–1952)
* [[Émile Zola]] (1840–1902)

== Litratuur ==
* David Baguley: ''Naturalist Fiction.'' Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-37380-8.
* Ronald Daus: ''Zola und der französische Naturalismus.'' Metzler, Stuttgart 1976, ISBN 3-476-10146-0. (= Sammlung Metzler; 146)
* Walter Fähnders: ''Naturalisten, Sozialisten, Anarchisten. Dispositionen der literarischer Intelligenz im ausgehenden 19. Jahrhundert''. In: Ulrich von Aleman, Gertrude Cepl-Kaufmann, Hans Hecker, Bernd Witte (Hrsg.): ''Intellektuelle und Sozialdemokratie.'' Opladen 2000, S. 59–76.
* Theo Meyer: ''Theorie des Naturalismus'' Reclam, Stuttgart 1973.
* Hanno Möbius: ''Der Naturalismus.'' Quelle & Meyer, Heidelberg 1982, ISBN 3-494-02139-2.
* Ingo Stöckmann: ''Naturalismus.'' Metzler, Stuttgart, Weimar 2011, ISBN 978-3-476-02257-8.

{{Übersetzungshinweis|de|Naturalismus_(Literatur)|dütsch}}

[[Kategorie:Kunst vo der Modärne]]
[[Kategorie:Kunststiil]]
[[Kategorie:Naturalismus in dr Literatur| ]]
[[Kategorie:Literarischi Ströömig]]

Aktuälli Version vom 07:58, 14. Jan. 2020

Dr Naturalismus (lat. natura, „Natur“) isch e Ströömig in dr Litratur und im Theater zur Zit vo dr Belle Époque vo öbbe 1880 bis ins 20. Joorhundert in ganz Öiropa, wo uf dr exakte Beobachdig vo dr Natur basiert het.

Kennzäiche vom Naturalismus

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Dr Naturalismus isch e literarischi Revoluzioon gsi, wo mit em Dradierte broche und dr (poetisch) Realismus überwunde het. Er het uf die verklärende Tendänze vom Realismus verzichdet und het au nid brobiert, d Wirkligkäit z düte. Sis Ideal isch s gsi, d Wirkligkäit, wo erläbt wird, z undersueche und si wüsseschaftlig genau daarzstelle. D Kunst isch dr Razionalidäät, dr Kausalidäät, em Determinismus und dr Objektividäät verpflichtet und dr Dichder söll uf Subjektividäät und Individualidäät verzichde. Dr Charaggter vom Mensch und sis Schiggsaal wärde as e Funkzioon vo dr historische Zit, won er din läbt, vo sim psüchische Erbguet und sim Miliöö aagluegt. Die soziali Noot wird vilmol daargstellt eender us Mitgfüül as as Däil vom e bardei-politische Kampf zur Verbesserig vo dr Laag vo de gsellschaftlig Benoochdäiligte und Ussesiter.

D Charakter, wo im soziale Drama im Vordergrund stöön, wärde zäigt, wi si dur iir Miliöö und iiri Vererbig brägt si. Was si mache und wie wird vom Autor mit genaue Reschiiaawiisige und Szeenebeschriibige festgläit.

In dr Lürik wärde alli Konvenzioone vom Värs und dr Stroofe abgleent. Die «Revoluzioon in dr Lürik» (Arno Holz) wändet sich in dr Thematik und im Formale gege d Dradizion und s Epigonedum und orientiert sich an ere Prosalürik mit eme natürlige Rhüthmus.

Im so genannte „Sekundestiil“ wärde au die banalste Detäi genau festgläit. Mä brobiert, s Schwätze so natüürlig wie mööglig z zäige, mit Stottere, Gschrei, halbi Sätz, Pause zum Schnuufe und Nääbegrüsch, zum eso d Umgääbig besser z vermiddle as mit Beschriibige. Doo drzue ghöört au, ass Dialäkt (geografischi Usdruckswiise), Soziolekt (schichtspezifischi Usdruckswiise), Psücholekt (situationsbedingti Usdruckswiise) oder Idiolekt (indiwiduelli Usdruckswiise) iigsetzt wärde.

D Litratur noch em Naturalismus

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D Kunstströömige wo dr Naturalismus abglööst häi (Impressionismus, Sümbolismus, Expressionismus) häi, wil die modärni Wält immer komplexer worde isch, differenzierteri Usdruggsmiddel mit verfremdende Effekt verwändet, statt sich druf z beschrängge d Wirkligkäit so exaggt wie mööglig abzbilde.

Wichdigi Autore vom Naturalismus

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  • David Baguley: Naturalist Fiction. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-37380-8.
  • Ronald Daus: Zola und der französische Naturalismus. Metzler, Stuttgart 1976, ISBN 3-476-10146-0. (= Sammlung Metzler; 146)
  • Walter Fähnders: Naturalisten, Sozialisten, Anarchisten. Dispositionen der literarischer Intelligenz im ausgehenden 19. Jahrhundert. In: Ulrich von Aleman, Gertrude Cepl-Kaufmann, Hans Hecker, Bernd Witte (Hrsg.): Intellektuelle und Sozialdemokratie. Opladen 2000, S. 59–76.
  • Theo Meyer: Theorie des Naturalismus Reclam, Stuttgart 1973.
  • Hanno Möbius: Der Naturalismus. Quelle & Meyer, Heidelberg 1982, ISBN 3-494-02139-2.
  • Ingo Stöckmann: Naturalismus. Metzler, Stuttgart, Weimar 2011, ISBN 978-3-476-02257-8.
Dä Artikel basiert uff ere fräie Übersetzig vum Artikel „Naturalismus_(Literatur)“ vu de dütsche Wikipedia. E Liste vu de Autore un Versione isch do z finde.