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ADB:Müntzer, Thomas

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Artikel „Münzer, Thomas“ von Alfred Stern in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 41–46, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCntzer,_Thomas&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:27 Uhr UTC)
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Münzer: Thomas M., geb. um das Jahr 1490 zu Stolberg am Harze, erhielt, ungewiß wo und auf welche Art, eine gelehrte Bildung und fühlte sich schon frühe zur Theologie, insbesondere, wie es scheint, zum Studium der Mystiker hingezogen. In einem unsteten Leben wurde er von Ort zu Ort geführt. Er war Lehrer zu Aschersleben und Halle, wird 1515 als Propst vermuthlich eines Nonnenklosters zu Frohsa bezeichnet, lehrte vielleicht danach am Martinigymnasium [42] in Braunschweig, hielt sich eine Zeit lang in Leipzig auf, wurde 1519 Kaplan und Beichtvater der Bernhardiner-Nonnen im Kloster Beutwitz bei Weißenfels (vgl. einen von hier datirten Brief Münzer’s bei K. und W. Krafft: Briefe und Documente aus der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert. Elberfeld, Lucas 1875 S. 99) und folgte 1520 einem Rufe nach Zwickau, wo er zuerst Prediger zu St. Marien, dann zu St. Katharinen wurde. Hier wandte er sich mit Entschiedenheit wider das Klosterwesen und suchte gegen die Anfeindungen der Bettelmönche die Hülfe Luther’s nach. Ein anderer Streit, der ihn vollkommen mit seinem Berufsgenossen Egranus entzweite (s. A. D. B. Bd. V S. 692), führte zunächst zur Entfernung dieses Mannes aus der Stadt. Aber auch M., dessen Verbindung mit den unruhigen Tuchweberknappen und dem unter ihnen angesehenen schwärmerischen Nikolaus Storch gefährlich erschien, mußte 1521 vom Platze weichen. Er begab sich nach Böhmen, der Wiege der taboritischen Lehren, für die er sehr empfänglich war. Vermuthlich war eine Zeit lang Marcus Thomae Stübner aus Elsterberg mit ihm, der in Wittenberg studirt und Melanchthon’s Freundschaft gewonnen hatte. M., welcher auf Sympathien des böhmischen Volkes gerechnet haben mochte, schlug am 1. November 1521 in Prag eine pathetische Proclamation an, in der er verkündete, aus diesem auserwählten Lande werde die neue Kirche ausgehen, und predigte in der Kapelle Corporis Christi (s. des Bartholomäus von St. Aegidien Chronik, herausgegeben von C. Höfler, Prag 1859, S. 102). Aber er fand keinen Anhang und wurde kurze Zeit in Haft gehalten. Er verweilte 1522 wieder in den thüringisch-sächsischen Gegenden, namentlich in Nordhausen, und erlangte im Anfange des Jahres 1523 eine Pfarrstelle in Alstedt, wo er sich mit einer aus dem Kloster ausgetretenen Nonne verheirathete. Hier führte er eine durchaus deutsche Gottesdienstordnung ein, die er in mehreren Druckschriften, wie namentlich „Ordnung und Berechnunge des Teutschen Ampts ze Alstadt“ weiteren Kreisen bekannt machte. Er behielt hier die Taufe der Unmündigen noch bei. Auch später hat er, so sehr er sich mit gewissen Ideen mancher Anabaptisten berührte, nachweislich niemals wiedergetauft. Von Alstedt aus schrieb er noch im Juli 1523 freundschaftlich an Luther, um sich gegen manche Vorwürfe zu rechtfertigen, aber sein Gegensatz zu den führenden Geistern Wittenbergs verschärfte sich zusehends. Seine Zwickauer Gesinnungsgenossen, Storch und Stübner, hatten schon Ende 1521 in Wittenberg Aufregung hervorgerufen, indem sie sich wunderbarer Offenbarungen rühmten und wider die Kindertaufe Einwendungen erhoben. Mit Andreas Karlstadt (Bodenstein, s. A. D. B. Bd. III S. 8–15, doch ist es ein Irrthum, wenn es daselbst heißt: „Münzer sei „eben damals nach Wittenberg gekommen“) stand er in Briefwechsel, und als Karlstadt mit Preisgebung seines akademischen Lehramtes die Pfarrei von Orlamünde einnahm, wirkten sie eine Zeit lang in derselben Richtung. Anknüpfend an die Mystik setzten sie die innere Eingebung über das Bibelwort, eiferten gegen die „neuen Papisten“ und forderten radicale Aenderungen des Cultus, wie namentlich Zerstörung der Altäre und Bilder. Bei M. nahmen jedoch die spiritualistischen Ansichten, die Schilderungen der qualvollen Seelenzustände, die zur Vergottung führen, untermischt mit dem Berichte von Träumen und Visionen, einen glühenderen Charakter an. M. ging ohne Zweifel schon damals über die Bestrebungen Karlstadt’s dadurch hinaus, daß er als Prediger, Schriftsteller und Agitator, wenn schon er es gelegentlich leugnete, auch das politisch-sociale Gebiet in Angriff nahm und für die Ausführung von Umsturzversuchen Genossen warb. Schon in seiner Jugend scheint er einen geheimen Bund gegen den Erzbischof zu Magdeburg ins Leben gerufen zu haben. Er hatte gleichviel Neigung wie Talent, durch Stiftung von Vereinen, vorzüglich unter der ärmeren, mannigfach gedrückten Bevölkerung in [43] Stadt und Land, unter Handwerkern und Bauern sich Anhang zu verschaffen. Die Ziele seines Strebens sind nicht durchaus klar und die dunkle, excentrische Sprache seiner Schriften erschwert es, seine politischen und socialen Ideen in voller Schärfe zu fassen. Den Tod vor Augen hat er bekannt: die Gütergemeinschaft habe an der Spitze seines Programms gestanden und die Obrigkeit, welche sich ihrer Einführung nicht fügen wolle, solle dem Untergange geweiht sein.

In dem ehrgeizigen Fanatiker vermengten sich chiliastische Gedanken, die auf eine unmittelbare, gewaltsame Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden ausgingen, mit der bitteren Erkenntniß so vieler auch durch die Reformation unheilbarer Leiden der bürgerlichen Gesellschaft. Um die Wette mit seinem Amtsgenossen Simon Haferitz, einem ausgetretenen Carmeliter, der später reuig wurde, verhetzte er das massenhaft zuströmende Volk und gewann großen Anhang. Die Propaganda für eine gewaltsame, radicale Durchführung der Reformation bot dazu die beste Gelegenheit. Es war in Münzer’s Sinn, wenn das Volk die Kapelle zu Mallerbach, zu deren wunderthätigem Marienbilde gewallfahrtet wurde, im April 1524 stürmte und verbrannte. Unterthanen benachbarter, katholisch gesinnter Herrschaften, die sich von diesen bedrängt sahen, weil sie zu Münzer’s Predigt herbeieilten, ermahnte er, mit anderen im Bunde zu den Waffen zu greifen. Er begeisterte Männer und Frauen zum bevorstehenden Kampfe gegen „die Tyrannen und alle, die wider das Evangelium streben“ und prophezeite, daß von den „Auserwählten Gottes“ einer wol 1000 oder 20,000 der Feinde erwürgen werde. „Die Zeit ist vorhanden“, schrieb er verfolgten Unterthanen des Herzogs Georg von Sachsen, „daß ein Blutvergießen über die verstockte Welt ergehen soll um ihres Unglaubens willen. Da werden dann einem jeden seine Güter, die er vorhin um Gottes willen nicht hat wollen wagen, genommen werden um des Teufels willen ohne seinen Dank.“ In einer Predigt, die er 1524 vor den Herzögen Johann und Johann Friedrich auf dem Schlosse zu Alstedt hielt und dann drucken ließ (unter dem Titel „Außlegung des andern Unterschyds Danielis“) forderte er sie auf, „das Regiment bei der Wurzel anzuheben“, die Gottlosen zu vertilgen, widrigenfalls ihnen „das Schwert genommen werden müsse“. Er verkündigte, daß der Herr „mit einer eisernen Stange unter die alten Töpfe schmeißen werde“. Auch die Orlamünder suchte er zu gewaltthätigem Vorgehen fortzureißen, sie weigerten sich indessen „zu Messern und Spießen zu laufen“ und wollten nur „mit dem Harnisch des Glaubens gewaffnet sein“. Zwei weitere Schriften Münzer’s aus dem Jahre 1524 zu Alstedt geschrieben, eine „Protestation oder Empietung“ und „Von dem getichten Glauben“ wandten sich namentlich gegen die reformatorische Lehre vom Glauben ans Evangelium, dem er die innere Offenbarung gegenüberstellte. Inzwischen hatte Luther selbst schon zum Einschreiten gegen den „Satan zu Alstedt“ gerathen, der den „Herrn Omnes“ zum Aufruhr errege. M., dessen Thätigkeit namentlich wegen des Verhältnisses zum Herzog Georg von Sachsen gefährlich zu werden drohte, wurde nach Weimar citirt und hatte sich hier am 1. August 1524 zu verantworten. Schösser, Schultheiß und Rath zu Alstedt wurden aufgefordert, Münzer’s Druckerei eingehen zu lassen und den Drucker zu verabschieden, ihm selbst keine aufrührerische Predigt und Conspiration nachzusehen. Das landesherrliche Gebot sollte erfüllt werden, aber man gab dem Kurfürsten von Alstedt aus zu verstehen, daß, wenn M. ungehört verdammt würde, ein großer Aufruhr erfolgen möchte. Jedoch noch ehe weiteres gegen ihn verfügt wurde, entwich er heimlich über die Mauer in die thüringische Reichsstadt Mühlhausen, von wo er am 15. August die Getreuen in Alstedt ersuchte, seinem Weibe ein kleines Zehrgeld zu geben. Schon vor Münzer’s Ankunft hatte in Mühlhausen ein entlaufener Mönch von bedeutender Begabung, Heinrich Pfeifer, nach Abstellung des alten Kirchendienstes die städtische [44] Verfassung im Kampfe mit dem Rathe zu ändern gewußt. Luther’s den Mühlhäusern ertheilte Warnung vor dem falschen Geiste und Propheten, der in Schafskleidern dahergehe und inwendig ein reißender Wolf sei, kam zu spät.

Den günstigen Boden Mühlhausen’s, wo sich alsbald eine Verbindung der Gemeinde mit der umwohnenden Bauernschaft anbahnte, fand M. für seine Zwecke wie gemacht. Er soll unter anderem gelehrt haben, man solle keiner Obrigkeit mehr gehorsam sein, Niemandem Zinsen oder Renten geben und den geistlichen Stand verfolgen und austreiben. Auch gab er hier eine Schrift in Druck: „Ausgetrückte Emplößung des falschen Glaubens der ungetreuen Welt“, in der er sich als „Thomas Muntzer mit dem Hammer“ bezeichnete, wider „die großen Hansen“, die dem Herodes gleichen, eiferte und die „armen verworfenen Bauern“ beklagte, die „ihr Leben mit der ganz sauren Nahrung zugebracht, auf daß sie den erzgottlosen Tyrannen den Hals gefüllt haben“. Eine neue Bewegung in der Stadt führte den Rath noch einmal zum Siege und hatte Ende September die Vertreibung Münzer’s und Pfeifer’s zur Folge. M. begab sich, ohne Zweifel von Pfeifer begleitet, nach Süddeutschland. In Nürnberg ließ er seine „Hochverursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose sanfftlebende Fleysch zu Wittenberg“ erscheinen. Sie war in erster Linie gegen Luther gerichtet, den er mit ausgesuchten Schimpfwörtern, wie „Erzteufel, Doctor Lügner, Wittenbergischer Pabst“ bedachte. Er warf ihm vor, daß er den Fürsten schmeichle, ihnen Klöster und Kirchen schenke, während er die Bauern durch den Hinweis auf das die Mächtigen bedrohende Wort Gottes zu sättigen suche. Daneben entwickelte er seine eigene politische Theorie: „daß eine ganze Gemeinde Gewalt des Schwertes habe“ und daß die Fürsten „nicht Herren, sondern Diener des Schwertes“ seien, daher auch widerrechtlich alle Creatur, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden sich zu eigen gemacht hätten. Die Schrift schloß mit den Worten: „Das Volk wird frei werden und Gott will allein der Herr darüber sein.“ Er trug seine Lehre von der Souveränität des Volkes und von der Nothwendigkeit einer neuen Gütervertheilung mit Berufung auf Stellen der Bibel leidenschaftlich vor und traf damit die revolutionäre Stimmung der in ihren Tiefen erregten unteren Volksmassen in Stadt und Land. Von der Nürnberger Obrigkeit alsbald vertrieben, wandte er sich in die südwestlichen Gaue Deutschlands, wo sich seinen Agitationen ein weites Feld eröffnete. Hier, um die Ausläufer des Schwarzwaldes, an den Grenzen der Eidgenossenschaft, hatte bereits das Vorspiel zu dem großen Bauernkriege des folgenden Jahres begonnen.

Die Stadt Waldshut, mit der vorderösterreichischen Regierung in Streit, von aufrührerischen Bauern besetzt, war die Wiege einer „evangelischen Brüderschaft“ geworden, die sich eine umfassende Organisation gab[1]. Eine Züricher Freischaar stellte sich zum Schutze der Stadt ein und der einflußreiche Prediger Balthasar Hubmaier (s. Bd. XIII S. 264), der sich auf Schweizer Boden geflüchtet hatte, kehrte zu der ihm anhangenden Bürgerschaft zurück, um bald als einer der vornehmsten Wiedertäufer und zugleich als einer der radicalsten Führer der Revolution eine wichtige Rolle zu spielen. M. kam über Basel, wo er, begleitet von Hugowaldus, den Oekolampadius aufgesucht hatte, in diese Gegenden. Etwa acht Wochen trieb er hier, das Feuer schürend, sein Wesen. Die klettgauische Ortschaft Grießen wird hier als sein Sitz genannt, doch kann nicht bezweifelt werden, daß er, rastlos agitirend, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf umherzog. Waldshut lag so nahe, daß er mit Leichtigkeit die Bekanntschaft jenes Balthasar Hubmaier machen konnte, und der Einfluß, den er auf diesen äußerte, muß als sehr bedeutend betrachtet werden. Von Zürich aus stellten sich, wenn Bullinger’s Angaben Glauben zu schenken ist, Konrad Grebel (s. A. D. B. Bd. IX S. 619), Felix Manz und andere radicale Gegner Zwingli’s bei ihm ein, die [45] M. schon früher, obwol in wesentlichen Punkten von ihm abweichend, brieflich ihre Hochachtung ausgesprochen hatten. Am 13. December 1524 wagte M. wieder nach Mühlhausen zurückzukehren, wo er noch viele Anhänger hatte. Pfeifer hatte sich wol schon früher eingefunden. Beiden gelang es mit Hilfe der benachbarten Bauern in stürmischer Volksbewegung den alten Rath zu stürzen, während die Bilder und Altäre in allen Kirchen zerstört, die Kirchenschätze geraubt, die Klöster aufgehoben und ausgeplündert wurden. Ohne sein Predigtamt aufzugeben hatte M. auf die Verhandlungen des neuen Rathes großen Einfluß, wohnte häufig seinen Sitzungen bei und betrieb kriegerische Vorbereitungen. Zunächst ging es an ein nächtliches „Pfaffenstürmen“ in den benachbarten Gebieten des Herzogs Georg. Als im Frühling 1525 der Bauernaufruhr von Süddeutschland aus sich mit reißender Schnelligkeit verbreitete, wurde Mühlhausen zum Mittelpunkte der Revolution in ihrer furchtbarsten Erscheinung. Während der praktischere und nüchternere Pfeifer als der Mann der wohl berechneten, schnellen That erscheint, suchte M. durch leidenschaftliche Mahn- und Drohbriefe in die Ferne zu wirken und den Bruderbund, der nöthigenfalls mit Feuer und Schwert gestiftet werden sollte, zu erweitern. Auch mit seinen oberdeutschen Freunden scheint er in reger Verbindung geblieben zu sein und von ihren Fortschritten Großes erhofft zu haben. Pfeifer trieb zum Losbruche und machte mit der Verwüstung von Kirchen, Schlössern und Klöstern des Eichsfeldes den Anfang. Andere Haufen wandten sich mordend und brennend gegen den Harz, die goldene Aue, das Mansfeldische. Adlige, die dem Drucke wichen, schworen, „alles frei zu geben und frei zu lassen, was Gott der Allmächtige gefreiet hat“. Wer Widerstand leistete, hatte auf keine Gnade zu rechnen. M. erschien zeitweilig im Felde, doch blieb Mühlhausen sein hauptsächlicher Stützpunkt. Von hier aus fuhr er fort durch flammende Anschreiben den Aufstand zu befördern. Er unterzeichnete sich mitunter „Thomas Münzer mit dem Schwerte Gideonis“, forderte mit wilden Worten dazu auf, mit den Gottlosen kein Erbarmen zu haben und verkündete aus biblischen Stellen, „daß die Gewalt dem gemeinen Volke gegeben werden solle“. Sein Einfluß drang jedoch nicht überall durch und selbst in Mühlhausen hatte er mitunter über die Widersetzlichkeit „der Brüder“ zu klagen.

Während die Bauernschaaren zu keiner festen Verbindung gelangten, waren die Streitkräfte Philipps von Hessen, Georgs von Sachsen, Heinrichs von Braunschweig im Begriffe sich zu vereinigen, um die Empörung zu dämpfen. Sie zogen gegen Frankenhausen, in dessen Nähe ein starker, aber schlecht gerüsteter Haufe lag. Unterhandlungen, zu deren Führung Graf Albrecht von Mansfeld sich bereit erklärt hatte, wurden durch die Ankunft Münzer’s hintertrieben. Er war mit ein paar hundert Mann aus Mühlhausen angelangt und schrieb am 12. Mai drohend an den Grafen Albrecht und noch ungestümer an den katholischen Grafen Ernst von Mansfeld. Am 15. erfolgte der Angriff der Fürsten auf das Bauernheer, das sie mit leichter Mühe nach Einnahme der Wagenburg in wilde Flucht versprengten. M. entging dem Gemetzel, man fand ihn in Frankenhausen in einem Bette versteckt und führte ihn nach dem Schlosse Heldrungen ab. Die Folter entriß ihm ein umfassendes Bekenntniß. Er rieth den Brüdern in Mühlhausen die Waffen niederzulegen und bat, seinem Weibe und seinem Kinde seine Habe ausliefern zu lassen. Inzwischen hatte der neue Kurfürst von Sachsen, Johann, in seinen Gebieten die Ruhe wiederhergestellt. Mit den Siegern von Frankenhausen verbunden, rückte er vor die Stadt Mühlhausen, die am 25. Mai um Gnade bat und ein blutiges Strafgericht erlebte. M., von Heldrungen herbeigebracht, ward an einem der letzten Tage des Mai hingerichtet. Er soll vor seinem Ende die Fürsten ermahnt haben, fleißig in den Büchern Samuelis und der Könige zu lesen. Auch Pfeifer’s, der aus Mühlhausen geflüchtet war, [46] hatte man sich bemächtigt. Er wurde gleichzeitig mit M. enthauptet und beider Köpfe wurden aufgepfählt. Ein Bruder Pfeifer’s, Namens Georg, noch im März 1526 in Erfurt gefangen gehalten, wurde freigelassen.

Urkunden zur Geschichte Thomas Münzer’s und des Bauernkrieges in Thüringen (1523–25) in E. Förstemann, Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchenreformation, Hamburg 1842, Bd. I. – Zur Geschichte des Bauernkrieges im Thüringischen und Mansfeldischen (Briefe aus dem Weimarer Archiv, gesammelt von Förstemann) in den Neuen Mittheilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Alterthums 1868, Bd. XII, ebda. 1878: Das Ende des Bauernkrieges in Thüringen (Archivalien aus dem Dresdener Archiv, gesammelt von Seidemann). vgl. Forschungen zur deutschen Geschichte, Bd. II u. XIV. Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs, Bd. II, S. 240–249. Heinrich Pfeifer und Thomas Münzer in Mühlhausen. Eine urkundliche Mittheilung aus der Mühlhäuser Chronik von Dr. F. A. Holzhausen in A. Schmidt’s historischer Zeitschrift, Bd. IV. Kawerau, Kleine Nachlese z. Briefwechsel des Thomas M., in Zeitschr. d. Harzvereins, Bd. XII. Neues Archiv f. sächs. Gesch.- u. Alterthumskunde, Bd. III, 85. G. T. Strobel, Leben, Schriften und Lehren Thomae Müntzer’s, Nürnberg und Altdorf 1795. J. K. Seidemann, Thomas Münzer, Dresden und Leipzig 1842. Die betreffenden Abschnitte in Zimmermann’s Geschichte des großen Bauernkrieges, 2. Aufl. 1856 (mit Vorsicht zu benutzen, sie beruhen zum Theil auf der Ausbeute des Archivar Stephan aus dem Mühlhauser Archiv, die zusammengefaßt in: Stephan, Anzeige betreffend die Reformationsgeschichte Mühlhausens, 1862). G. Droysen, Zur Schlacht von Frankenhausen, Zeitschrift für preußische Geschichte, 1874.[2]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 44. Z. 17 v. u. l.: in Streit, wurde von aufrührerischen Bauern besetzt. Eine Züricher … [Bd. 45, S. 669]
  2. S. 46. Z. 25 v. o.: Vgl. Otto Merx: Th. Münzer und H. Pfeiffer 1523 bis 25. Göttingen 1889. H. Wolfram: Th. Münzer in Allstedt (Zeitschr. d. Vereins f. Thür. Gesch. N. F. Bd. 5). Brief Th. Münzers 1524 (in Zeitschr. des Harz-Vereins 1894, I). [Bd. 45, S. 669]