Platon in 60 Minuten
Von Walther Ziegler
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Über dieses E-Book
Um die Wahrheit zu erkennen, so Platon, muss der Mensch wieder lernen mit dem inneren Auge zu sehen. Wir sind in der Lage die Wahrheit zu spüren, wenn es uns gelingt, hinter die bloßen Erscheinungen zu blicken. Denn es gibt hinter den uns umgebenden Alltagsgegenständen und der sichtbaren Welt eine zweite unsichtbare Wirklichkeit, eine Art höhere Seinsebene, die uns die wahre Welt enthüllen kann. Diese zweite Wirklichkeit ist das Reich der Ideen, insbesondere der Ideen des Guten, Wahren und Schönen, an denen wir uns orientieren sollten.
Aber was genau sind nun diese Ideen? Woher kommen sie? Was meint Platon, wenn er vom Guten spricht? Und vor allem, wie können wir es erkennen und ein entsprechendes Leben führen?
Das Buch "Platon in 60 Minuten" erklärt insbesondere am Wagengleichnis, am Sonnengleichnis und am Höhlengleichnis Platons faszinierende Welt der Ideen. Aber auch seine große politische Vision vom idealen Staat mit Philosophen-Königen an der Spitze wird anhand der wichtigsten Zitate dargestellt. Im Kapitel "Was nützt uns Platon heute noch?" zeigt sich die erstaunliche Aktualität und Brisanz seiner Philosophie.
Das Buch ist in der beliebten Reihe "Große Denker in 60 Minuten" erschienen.
Walther Ziegler
Walther Ziegler est professeur d'université et docteur en philosophie. En tant que correspondant à l'étranger, reporter et directeur de l'information de la chaîne de télévision allemande ProSieben, il a produit des films sur tous les continents. Ses reportages ont été récompensés par plusieurs prix. En 2007, il a prit la direction de la « Medienakademie » à Munich, une Université des Sciences Appliquées et y forme depuis des cinéastes et des journalistes. Il est l'auteur de nombreux ouvrages philosophiques, qui ont été publiés en plusieurs langues dans le monde entier. En sa qualité de journaliste de longue date, il parvient à résumer la pensée complexe des grands philosophes de manière passionnante et accessible à tous.
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Buchvorschau
Platon in 60 Minuten - Walther Ziegler
Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung,
Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Angela Schumitz, Lydia Pointvogl, Eva Amberger,
Christiane Hüttner, Dr. Martin Engler für das Lektorat
und Dank an Prof. Guntram Knapp, der mich für die Philosophie begeistert hat.
Inhalt
Platons große Entdeckung
Platons Kerngedanke
Der Weg zum Glück im Wagengleichnis
Die ‚platonische’ Liebe
Die Ideenlehre
Lernen ist Wiedererinnerung der Ideen
Die Unsterblichkeit der Seele
Das Sonnengleichnis
Das Höhlengleichnis
Der ideale Staat
Was nützt uns Platons Entdeckung heute?
Der Idealstaat – Vision oder Alptraum?
Platon – der Vordenker des Abendlandes
Wir alle sind Gefangene – der Aufstieg
zum Guten, Wahren und Schönen
Der Stachel der letzten Erkenntnis
Zitatverzeichnis
Platons große Entdeckung
Platons (428–348 v. Chr.) große Entdeckung war ebenso bahnbrechend wie folgenreich. Mit seiner „Ideenlehre" prägte er die gesamte abendländische Kultur. Sein Name ist auf der ganzen Welt bekannt. Dabei entdeckte Platon im Grunde etwas ganz Einfaches. Es ging ihm lediglich darum, einen verlässlichen Maßstab für Wahrheit zu finden, einen letzten unhintergehbaren Orientierungspunkt für unser Leben. Immer und immer wieder stellte er die Frage: Was ist richtig und was ist falsch? Wie kann ich Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden?
Bereits zu Lebzeiten Platons, also gut vierhundert Jahre vor Christus, stritten Philosophen und Bürger auf den Marktplätzen der griechischen Städte um die Wahrheit. Jeder behauptete etwas anderes und bezichtigte seine Gesprächspartner der Naivität. Die ständigen Meinungsverschiedenheiten erschienen den Streithähnen aber ganz natürlich zu sein. Denn die damals tonangebenden Philosophen, die sogenannten Sophisten, allen voran Protagoras, behaupteten, der Mensch sei das Maß aller Dinge. Deshalb hätten fünf verschiedene Menschen logischerweise auch fünf verschiedene Vorstellungen von der Wahrheit. Schließlich habe jedes Individuum seinen eigenen Maßstab und ziehe deshalb auch seine eigenen Schlüsse. Eine verbindliche Wahrheit für alle könne es daher prinzipiell nicht geben.
Genau darum aber ging es Platon. Er suchte eine allgemeingültige und absolute Wahrheit. Ohne eine solche Wahrheit, so entgegnete er den Sophisten, komme es zwangsläufig zu einem moralischen Verfall. Jeder würde sich nach eigenem Ermessen verhalten, so wie es ihm gerade passt. Platon wollte einen unhintergehbaren Punkt, von dem aus man jede Theorie, jeden Gedanken und jede Handlung überprüfen kann. Ihn interessierte nur eines: Was ist wirklich wahr und wie kann man ein wahrhaftes Leben führen?
Er stellte damit als erster die Kernfrage der Philosophie. Die griechische Wortkombination „philo und „sophia
bedeutet nämlich nichts anderes als Liebe zur Weisheit oder frei übersetzt: Wahrheitsliebe. Natürlich ist die Suche nach einer letzten Wahrheit eine ungeheure Herausforderung. Es verwundert daher nicht, dass Platon in seiner Jugend zu keinem endgültigen Ergebnis kam. Er beschloss aber, die Frage so lange weiter zu stellen, bis er eine Antwort finden würde. Hierzu entwickelte er eine eigene Methode, das sogenannte Streitgespräch beziehungsweise den Dialog. Er schrieb sechsunddreißig seiner einundvierzig Bücher in diesem neuartigen Frage- und Antwort-Stil. Dabei unterhält sich Platons Lieblingsphilosoph Sokrates mit mehreren Personen über ein philosophisch relevantes Thema.
Anfangs haben alle verschiedene, oft sogar gegensätzliche Meinungen. Jeder Gesprächsteilnehmer muss nun so lange die bohrenden Fragen des Philosophen Sokrates beantworten, bis er seine These entweder begründen kann oder zugeben muss, dass er sich geirrt hat. Platon konnte mit Hilfe dieser brillant geschriebenen Streitgespräche die widersprüchlichen Meinungen seiner Zeitgenossen kritisieren, ohne sich selbst auf eine Wahrheit festlegen zu müssen. Er gibt in den frühen Dialogen sogar ehrlich zu, dass er noch nicht weiß, worin eine solche endgültige Wahrheit bestehen könnte.
So lässt Platon seinen Hauptredner Sokrates den berühmten und viel zitierten Satz sagen: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Wortwörtlich sagt er:
Platons frühe Dialoge haben immer ein offenes Ende. Es genügte ihm aufzuzeigen, dass die anderen Philosophen, insbesondere die Sophisten, sich in Widersprüche verwickeln. So behauptete beispielsweise der sophistische Rhetoriklehrer Gorgias im gleichnamigen Dialog, dass die Rhetorik eine edle und hohe Kunst sei. Doch Sokrates