„Ökumenisches Konzil“ – Versionsunterschied
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'''Ökumenische [[Konzil]]ien''' (von griechisch ''[[Oikumene]]'', „ganze bewohnte Erde“; und lateinisch ''concilium'', „gemeinsame Beratung“) sind Versammlungen, auf denen Verantwortliche aus der [[Christentum|christlichen]] [[Ekklesiologie|Kirche]] der ganzen Welt zur Beratung und gemeinsamen Entscheidung bedeutsamer strittiger Fragen zusammenkommen. Deswegen erheben ökumenische Konzilien auch Anspruch auf weltweite Geltung ihrer [[Dogma|Entscheidungen]]. In der Geschichte des 1. Jahrtausends ist der Begriff der Oikumene praktisch identisch mit (Süd-)[[Europa]], dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] und [[Nordafrika]], wo ihre Entscheidungen als verbindliche Lehrnorm [[Rezeption (Recht)|rezipiert]] wurden.
[[Bibel|Biblisches]] Vorbild für die ökumenischen Konzilien wie für alle Konzilien ist das [[Apostelkonzil]], auf dem im Jahr 49 oder 50 die bedeutendsten Vertreter der [[Heidenchristen]] und [[Judenchristen]] in [[Jerusalem]] zusammenkamen, um über den Verpflichtungsgrad verschiedener jüdischer Gesetze für alle Christen zu entscheiden.
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== Konzilien der Alten Kirche ==
Als ökumenische Konzilien der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] werden sieben allgemeine Bischofsversammlungen bezeichnet, die von 325 bis 787 im Westen der heutigen Türkei stattfanden und heute von der [[Katholizismus|römisch-katholischen]] Kirche,
* [[Erstes Konzil von Nicäa]] (325),
* [[Erstes Konzil von Konstantinopel]] (381),
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* [[Zweites Konzil von Nicäa]] (787).
Die orthodoxen Kirchen erkennen auch das [[Trullanische Synode|Quinisextum]] als ökumenisch an, zählen es aber nicht als eigene Synode, sondern als Fortsetzung oder Vollendung der sechsten Synode. Die [[Apostolische Kirche des Ostens]] erkennt nur die beiden ersten, die [[Altorientalische Kirchen|altorientalischen Kirchen]] nur die ersten drei Konzilien als ökumenisch (und damit verbindlich) an.<ref>[[Dietmar W. Winkler]], ''Zur Rezeption 'Ökumenischer Konzilien' am Beispiel der persischen und armenischen Kirche'', in: [[Christian Hornung]], [[Andreas Merkt]], [[Andreas Weckwerth]] (Hrsg.), ''Bischöfe zwischen Autarkie und Kollegialität. Variationen eines Spannungsverhältnisses'', [[Quaestiones disputatae]] 301, Herder, Freiburg/Basel/Wien 2019,
== Ökumenische Konzilien der katholischen Kirche ==
In der katholischen Kirchengeschichtsschreibung gelten seit [[Bellarmin]]s ''[[Disputationes de controversiis (Bellarmin)|Disputationes de controversiis]]'' (1586) nach den sieben Konzilien der Alten Kirche (bis 787)
Nach dem Verständnis der römisch-katholischen Kirche sind Konzilien Versammlungen im [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] und werden als [[Liturgie|liturgische]] Feiern begangen. Nach geltendem Kirchenrecht ([[Codex Iuris Canonici]], Canones 222–229) haben die Bischöfe, die im Rahmen eines ökumenischen Konzils gemeinsam mit dem Papst einen Beschluss fassen, die höchste Lehrautorität in der Kirche und sind in diesem Beschluss [[unfehlbar]].<ref>Zweites Vatikanische Konzil: Konstitution ''Lumen Gentium'', Ziffer 25</ref> Dieser Unfehlbarkeitsanspruch ist nicht zu verwechseln mit der bedeutend jüngeren Lehre von der [[Päpstliche Unfehlbarkeit|päpstlichen Unfehlbarkeit]] in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre, wie sie im Rahmen des [[Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzils]] (1869–1870) verkündet wurde.
== Ökumenische Konzilien in den orthodoxen Kirchen ==
Die orthodoxen Kirchen hingegen haben im Bewusstsein des eigentlichen Oikumene-Begriffs darauf verzichtet, bei Abwesenheit der Westkirche ein Konzil ökumenisch zu nennen, wenn es auch im 2. Jahrtausend einige panorthodoxe Konzilien aller (in der jeweiligen Situation erreichbaren) orthodoxen Kirchen gab. Das bedeutendste Konzil dieser Art war das [[Konzil von Jerusalem]] von [[1672]]. Das [[Vorbereitungsprozess für das erste neuzeitliche allorthodoxe Heilige und Große Konzil|Pan-Orthodoxe Konzil]] vom 19. bis 26. Juni 2016 beriet einen Entwurf, dem zufolge das [[Viertes Konzil von Konstantinopel (879/880)|Photianische Konzil]] (879–880), „bei dem die Einfügung des ‚[[Filioque]]‘ – des Bekenntnisses zum Ausgang des Heiligen Geistes auch vom Sohn – durch die lateinische Kirche verurteilt wurde, die Konzilien des 14. Jahrhunderts in Konstantinopel (bei denen es um diffizile theologische Fragen in Abgrenzung zur [[Scholastik|scholastischen]] Theologie des Westens ging), das [[Konzil von
== Sammlungen von Beschlüssen ökumenischer Konzilien ==
Für die Rezeption der Beschlüsse ökumenischer Konzilien war entscheidend, welche Beschlüsse welcher Konzilien in Sammlungen aufgenommen wurden. Bis ins 16. Jahrhundert geschah dies in Form von [[Kanones-Sammlung]]en, die meist dezentral entstanden, nur handschriftlich verbreitet waren und teilweise stark voneinander abwichen. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks kamen größere Sammlungen von Konzilsbeschlüssen (sowohl der ökumenischen als auch anderer) auf. Im späten 16. Jahrhundert entstand in der katholischen Kirche dabei der Plan einer offiziösen, für den kirchlichen Gebrauch verbindlichen Sammlung, die Anfang des 17. Jahrhunderts in Form der sogenannten ''[[editio Romana]]'' erschien. Auswahl und Wortlaut der Beschlüsse variieren in den verschiedenen gedruckten Ausgaben. Erst im 20. Jahrhundert erschienen die ersten [[Historisch-kritische Ausgabe|historisch-kritischen Editionen]], die auf Basis der handschriftlichen Überlieferung eine angegebene Textstufe der Überlieferung (nicht immer den „Urtext“) nach wissenschaftlichen Kriterien rekonstruieren.
{{Hauptartikel|Sammlung von Beschlüssen ökumenischer Konzilien}}
== Siehe auch ==
* [[Liste ökumenischer Konzilien]]
* [[Sammlung von Beschlüssen ökumenischer Konzilien]]
== Editionen und Übersetzungen ==
* {{Literatur |Titel=The Seven Ecumenical Councils of the Undivided Church. Their Canons and Dogmatic Decrees […]
* {{Literatur |Titel=Conciliorum Oecumenicorum Decreta |Hrsg=Giuseppe Alberigo, Giuseppe A. Dossetti, Péricles-Pierre Joannou, Claudio Leonardi, Paulo Prodi |Auflage=3 |Verlag=Istituto per le scienze religiose |Ort=Bologna |Datum=1973 |Seiten= |Online=https://archive.org/details/conciliorumoecum0000bolo |Abruf=2022-05-10}} [Dritte Auflage der COD, zur vierten siehe unten.]
* {{Literatur |Titel=Konzilien des ersten Jahrtausends. Vom Konzil von Nizäa (325) bis zum Vierten Konzil von Konstantinopel (869/70) |Hrsg=Josef Wohlmuth |Auflage=3 |Verlag=Schöningh |Ort=Paderborn, München, Wien, Zürich |Datum=2002 |Reihe=Dekrete der ökumenischen Konzilien |BandReihe=1}} [Griechischer und lateinischer Text nach der dritten Auflage der COD, deutsche Übersetzung auf Basis des griechischen Textes, teilweise unter Berücksichtigung neuerer Editionen oder zusätzlicher Handschriften.]
* {{Literatur |Hrsg=Giuseppe Alberigo, Adolf Martin Ritter, Luise Abramowski, Ekkehard Mühlenberg, Pietro Conte, Hans-Georg Thümmel, George Nedungatt, Silvano Agrestini, Erich Lamberz, Johannes Bernhard Uphus |Titel=The Ecumenical Councils: From Nicaea I to Nicaea II (325-787) |Reihe=Conciliorum Oecumenicorum Generaliumque Decreta |BandReihe=1 |Datum=2006 |ISBN=9782503523637}} [Erster Band der laufenden Neuauflage der COD unter neuem Titel (kurz „CODG“) und auf Grundlage kritischer Editionen.]
== Literatur ==
* {{Literatur
* {{Literatur |Autor=[[Francis Dvornik]] |Titel=Which Councils Are Ecumenical? |Sammelwerk=Journal of Ecumenical Studies |Band=3 |Datum=1966 |Online=https://freerepublic.com/focus/f-religion/1606387/posts}}
* {{LThK|Hermann Josef Sieben|Ökumenische Konzilien|3|7|1029}}▼
* {{Literatur |Autor=[[Horst Fuhrmann]] |Titel=Das Ökumenische Konzil und seine historischen Grundlagen |Sammelwerk=[[Geschichte in Wissenschaft und Unterricht]] |Band=12 |Datum=1961 |Seiten=672–695 |Online=https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/z/zsn2b005191.pdf}}
* M. Sohn-Kronthaler: Artikel ''Konzil.'' In: E. Biser u. a. (Herausgeber): ''Der Glaube der Christen. Ein ökumenisches Wörterbuch.'' Pattloch, München 1999, Seite 273 f.▼
* {{Literatur|Autor=[[Christian Lange (Theologe, 1972)|Christian Lange]]|Titel=Einführung in die allgemeinen Konzilien|Verlag=Wissenschaftliche Buchgesellschaft|Ort=Darmstadt|Jahr=2012|ISBN=978-3-534-25059-2}}
* {{Literatur |Autor=Vittorio Peri |Titel=Il numero dei concili ecumenici nella tradizione cattolica moderna |Sammelwerk=Aevum |Band=37 |Datum=1963 |ISSN=0001-9593 |Seiten=430–501}}
▲* {{LThK|[[Hermann Josef Sieben]]|Ökumenische Konzilien|3|7|1029}}M.
▲*
* [[Dietmar W. Winkler]]
▲* The Seven Ecumenical Councils of the Undivided Church. Their Canons and Dogmatic Decrees […], übers. von [[Henry Percival]] (A Select Library of Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church 2nd ser. 14), Oxford/New York 1971 [<nowiki/>[[iarchive:sevenecumenicalc00perc|Digitalisat]]]
▲* [[Dietmar W. Winkler]], ''Zur Rezeption 'Ökumenischer Konzilien' am Beispiel der persischen und armenischen Kirche'', in: [[Christian Hornung]], [[Andreas Merkt]], [[Andreas Weckwerth]] (Hrsg.), ''Bischöfe zwischen Autarkie und Kollegialität. Variationen eines Spannungsverhältnisses'', [[Quaestiones disputatae]] 301, Herder, Freiburg/Basel/Wien 2019, 129-157.
== Fußnoten und Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4032368-7}}
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{{SORTIERUNG:Okumenisches Konzil}}
[[Kategorie:Konzilien]]
[[Kategorie:Alte Kirche
[[Kategorie:Ökumenisches Konzil| ]]
[[Kategorie:Rechtsquelle (kanonisches Recht)]]
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