„Abtei Chanteuges“ – Versionsunterschied
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Der erste Eindruck, den die Bauten zusammen mit den sie umschließenden hoch aufragenden Wehrmauern vermitteln, ist der einer stattlichen Burgfeste. Diesen Umstand verdanken sie der Zeit um die Mitte des 12. Jahrhunderts, in der das [[Kloster]] unter Gewaltanwendung in weltliche Hände geraten war, geplündert und in eine Festung umgebaut wurde.
Die ehemals durch die Abtei und vom späteren Priorat genutzte Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sie wurde auf den Grundmauern eines Vorgängerbauwerks aus dem 11. Jahrhundert in fast gleichen Dimensionen errichtet. Von diesem stammen das [[Chor (Architektur)|Chorhaupt]] und Teile des vorderen Langhauses. Es ist eine [[Kirchenschiff|dreischiffige]] und [[Joch (Architektur)|vierjochige]] [[Romanik|romanische]] Kirche
Auf der Nordseite der Kirche sind in geringem Abstand zu ihrer Nordwand beachtliche Reste der [[Konvent (Kirche)|Konventsgebäude]] des [[Kloster]]s erhalten, die sich um den noch gut erkennbaren [[Kreuzgang]] gruppieren. Die seine [[Galerie (Architektur)|Nord- und Südgalerie]] umschließenden zweigeschossigen Gebäude sind noch weitgehend erhalten, die an der Westgalerie jedoch nur teilweise. Zwischen Kirche und Südgalerie, die nicht mehr existiert, gab es vermutlich keine oder nur eingeschossige Gebäude.
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Über die ersten 200 Jahre der Abteigeschichte sind fast keine Nachrichten überliefert. Man weiß aber, dass die Mönche in dieser Zeit dort gut dotiert und ohne Probleme gelebt haben.
[[Bild:Jakobs Brueder-1568.png|mini|hochkant=0.6|
Chanteuges lag an einer der Nebenrouten der Jakobs-Pilgerwege nach [[Santiago de Compostela]] an dem Teilstück zwischen Brioude und Le Puy en Velay. An der Blütezeit der Wallfahrt in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in der jährlich Hunderttausende nach Süden zogen, konnte die Abtei jedoch nur noch kurze Zeit teilhaben.
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=== Prioratskirche Saint-Marcellin ===
[[Datei:Chanteuges.ehem.Abteikirche.Grundriss.9.jpg|mini|hochkant=1.9|
==== Abmessungen ====
[[Datei:F08.Priorat Chanteuges.0350.JPG|mini|hochkant|Kirche, Fassade, Turm u. Treppenturm v. NW]]
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Der Treppenturm reicht etwa bis auf die halbe Glockenturmhöhe hinauf und verjüngt sich nach oben geringfügig. Er wird von einem flach geneigten [[Walmdach]] überdeckt, das mit roten [[Dachziegel|Hohlziegeln]] in römischem Format eingedeckt ist und bei dem an der Traufe mit Hilfe solcher Ziegel ein [[Gesims|Kraggesims]] ausgebildet worden ist. Die Höhe des Treppenturms scheint gerade auszureichen, um auf die Decke des nördlichen Seitenschiffs unterhalb des Glockenturms zu gelangen. Auf der Westseite gibt es drei kleine Fensteröffnungen und in Bodenhöhe eine vermauerte Luke.
[[Datei:Chanteuges.ehem.Abteikirche.Aufriss.5.jpg|mini|hochkant=1.6|
===== Langhaus =====
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Das Mittelschiff ist von einem [[Satteldach]] mit ca. 30° Neigung überdeckt, das mit anthrazitfarbenen [[Schiefer]]platten eingedeckt ist. Die Traufen liegen auf einem sichtseitig als durchlaufende große [[Hohlkehle]] ausgebildeten Kragprofil. Kupferne Regenrinnen und Fallrohre sorgen für kontrollierten Regenwasserablauf, eine moderne Zutat.
[[
Die Seitenschiffe werden von [[Pultdach|Pultdächern]] mit ca. 15° Neigung überdeckt und sind mit roten Hohlziegeln im römischen Format, auch "Mönch-Nonnen-Ziegel" genannt, eingedeckt. Die Traufe des südlichen Seitenschiffs ist aufwändiger ausgebildet, als beim nördlichen, das weitgehend durch Anbauten verdeckt wird. Sie liegt auf einem starken und weit ausladenden Kraggesims, das im Querschnitt etwa zur Hälfte unterseitig plan ist, die andere Hälfte ist abgeschrägt und durchgehend mit einer großen [[Hohlkehle]] ausgerundet. Die plane Unterseite liegt auf einer Batterie schlicht skulptierter Kragsteine, die sichtseitig hohlkehlenartig ausgerundet sind. Die Regenwasserableitung erfolgt wie beim Dach des Mittelschiffs. Auf der Nordseite, die generell einfacher gestaltet ist, fehlen die Kragsteine. Ein gering ausladendes Kraggesims ist mit zwei flachen Hohlkehlen versehen. Die Regenwasserableitung erfolgt wie beim Hauptdach.
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In dem Gebäude waren vermutlich weitere Konventsräume untergebracht wie etwa: [[Kapitelsaal]], [[Refektorium]], Küche, Wärmeraum, Sprechraum, Krankenzimmer, Vorratsräume und andere.
[[Datei:Chanteuges.ehem.Abtei.Abtkapelle.3.jpg|mini|
[[Datei:F08.Priorat Chanteuges.0342.JPG|mini|Chapelle Ste.-Anne, Chorhaupt]]
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=====Inneres=====
Der Grundriss besteht im Inneren aus einem Schiff in Form eines lang gestreckten Rechtecks, das am Ostende von einer [[polygon]]alen dreiseitigen Chorapsis abgeschlossen wird. Das Schiff gliedert sich in zwei Joche, das erste ist rechteckig, das zweite besteht aus einem nahezu gleich großen Rechteck, an das sich die zuvor beschriebene Apsis in gleicher Breite und ohne Zäsur anschließt.
[[Datei:F08.Priorat Chanteuges.0019.1.JPG|mini|hochkant|
;Gewölbe, Wände und Fenster
Die beiden Joche werden von je einem gotischen Kreuzrippengewölbe überdeckt, die von einem Untergurt in Form einer Rippe getrennt werden, die fast doppelt so breit, wie die übrigen Rippen, aber ähnlich profiliert ist. Der fast halbkreisförmige Bogen des Untergurts ist nur leicht angespitzt.
Das vierteilige Gewölbe des ersten Jochs wird von diagonal verlaufenden profilierten Rippen getragen, die sich in der Gewölbemitte in einem [[Schlussstein]] treffen, dessen Unterseite eine größere tellerartige Scheibe abdeckt. Im Innern der Scheibe befindet sich das Wappen des Abtes ''Jacques de Saint-Nectaire'' mit dem Rundstab (siehe etwas weiter oben), das von gotischem Maßwerk umgeben wird.
[[Datei:F08.Priorat Chanteuges.0018.2.JPG|mini|hochkant|
[[Datei:F08.Priorat Chanteuges.0359.1.JPG|mini|hochkant|Chapelle Ste.-Anne, Südportal, Kreuzgang- seite]]
Der rechteckige Teil des zweiten Jochs wird von den gleichen diagonalen Kreuzrippen getragen, mit einem ähnlichen Schlussstein. Das Wappenschild ziert aber die bekannte ''Mitra''. Von dem gehen aber noch zwei zusätzliche Rippen ab zu den Knickpunkten der Apsiswände.
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</gallery>
[[Datei:Nuremberg chronicles - Mary Magdalene (CVIIIr).jpg|mini|100px|
Das rechte Relief zeigt die Legende von der [[Tarasque|heiligen Martha]] (frz. ''sainte-Marthe''), in ihrer Rechten hält sie eine Art Zepter. Mit der Linken greift sie ein kräftiges Band, mit dem sie das Ungeheuer ''[[Tarasque]]'' gefesselt hat, welches von ihr gebannt (frz.''exorcisant'') zu Füßen liegt. Aus seinem Maul ragen noch die Beine des letzten menschlichen Opfers heraus. Im Hintergrund links erkennt man Teile einer wehrhaften Festung auf einer Felsklippe. Das könnte auf den Ort des Ereignisses hindeuten, nämlich auf die Stadt [[Tarascon]] am Ufer der Rhone. Im Hintergrund rechts sieht man drei große pflanzliche Strukturen, die den Blütenknospen von [[Artischocke]]n ähneln.
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* Bernhard Craplet: ''Romanische Auvergne.'' Würzburg 1992, S. 335–331, Bildseiten 124–130, ISBN 3-429-01463-8.
* Broschüre: „laissez-vous conter le village de Chanteuges“; Conception LM communiquer: Laurence Madrelle, Emanuelle Robin. 6 Seiten, aus dem Touristenbüro (undatiert)
* Dictionnaire des églises de France, Belgique, Luxembourg, Suisse (Tome II-B), Robert Laffont, Paris (Frankreich)
* Courtillé, Anne Auvergne, Bourbonnais, Velay gothiques, Editions A. et J. Picard, Paris (Frankreich)
== Weblinks ==
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