Adalbert von Preußen (1811–1873)

preußischer Prinz und Admiral (1811–1873)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. August 2005 um 12:39 Uhr durch Alexander Z. (Diskussion | Beiträge) (kor). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Heinrich Wilhelm Adalbert Prinz von Preußen (* 29. Oktober 1811 in Berlin; † 6. Juni 1873 in Karlsbad) war ein Sohn des Prinzen Wilhelm, des jüngsten Bruders König Friedrich Wilhelms III. Adalbert trat in das preußische Heer ein und diente bei der Artillerie. Mehrere Reisen führten ihn zwischen 1826 und 1842 in die Niederlande, nach Großbritannien, Russland, in die Türkei, nach Griechenland und nach Brasilien.

Datei:Adalbert.JPG
Denkmal des Prinzen Adalbert in Wilhelmshaven

Prinz Adalbert erkannte während seiner vielen Seereisen, welche Bedeutung Seestreitkräfte für eine moderne Handels- und Industrienation haben. Er befasste sich eingehend mit der Theorie des Seekriegs und schrieb 1835/36 einen ersten Plan zum Aufbau einer preußischen Flotte. Preußen besaß zu dieser Zeit als kontinental orientierte Landmacht praktisch keine eigene Marine, sondern verließ sich auf die verbündeten Mächte Großbritannien, Niederlande und Dänemark. Während des Schleswig-Holsteinischen Krieges (1848–1851) zeigte sich das Scheitern dieser Strategie, weil Großbritannien und die Niederlande neutral blieben und Dänemark Kriegsgegner wurde. Innerhalb weniger Tage brachte die dänische Marine den deutschen Seehandel in Nord- und Ostsee zum Erliegen.

Die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche beschloss mit „einer an Stimmeneinhelligkeit grenzenden Majorität“, eine eigene deutsche Reichsflotte aufzustellen, und Prinz Adalbert die Leitung der so genannten „Technischen Marinekommission“ zu übertragen. Der legte seine Vorstellungen in einer „Denkschrift über die Bildung einer deutschen Flotte“ (Potsdam 1848) vor. In dieser seestrategisch bis heute beachteten Schrift unterscheidet er drei Flottenmodelle:

  • eine Kriegsmarine zur rein defensiven Küstenverteidigung,
  • eine solche zur offensiven Verteidigung und zum notwendigsten Schutz des Handels oder
  • eine selbstständige Seemacht

Adalbert selber trat für die mittlere Lösung ein, weil sie die großen Seemächte nicht provoziere, der deutschen Marine aber einen bedeutenden Bündniswert verschaffe.

1849 musste Adalbert auf Anordnung des preußischen Königs sein Amt bei der Reichsflotte niederlegen und verfolgte daraufhin aktiv den Aufbau einer Preußischen Marine. Nach dem Scheitern der Revolution drängte er 1852 darauf, dass Preußen an der Nordsee einen Marinestützpunkt errichten müsse. Er veranlasste die im Jade-Vertrag vom 20. Juli 1853 zwischen Preußen und dem Großherzogtum Oldenburg vereinbarte Abtretung eines Gebiets am Westufer der Jade, auf dem ab 1854 der Stützpunkt und die Stadt Wilhelmshaven entstanden.

Am 30. März 1854 wurde Prinz Adalbert zum Admiral der preußischen Küsten und Oberbefehlshaber der Marine ernannt. Bei einer Ausbildungsreise preußischer Kriegsschiffe im Sommer 1856 wurde er bei der Besichtigung der Rif-Küste in Marokko von Piraten beschossen und leicht verwundet. Während des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 befehligte er das Ostseegeschwader, ohne damit aktiv in den Krieg eingreifen zu können.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zog sich der oft als Prinz-Admiral titulierte Adalbert aus der Leitung der nunmehr Kaiserlichen Marine zurück und starb zwei Jahre später an einem Leberleiden. Er war mit der Tänzerin Therese Elßler (Frau von Barnim) verheiratet, sein einziger Sohn, Adalbert von Barnim (* 1841) starb 1860 bei einer Nilexpedition.

Siehe auch: Deutsche Marine (Geschichte)