„AfE-Turm“ – Versionsunterschied
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Der '''AfE-Turm''' war ein 116 Meter hohes [[Liste der Hochhäuser in Frankfurt am Main|Hochhaus in Frankfurt am Main]]. Er gehörte zum [[Campus Bockenheim]] der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Johann-Wolfgang-Goethe-Universität]] und beherbergte bis März 2013 die Büros und Seminarräume der Fachbereiche [[Sozialwissenschaften|Gesellschaftswissenschaften]], [[Pädagogik|Erziehungswissenschaften]] und [[Psychologie]]. Die Abkürzung ''AfE'' stand für ''Abteilung für Erziehungswissenschaft''. Tatsächlich zog diese Abteilung nie in das Hochhaus ein, da sie schon vor der Eröffnung des Gebäudes geschlossen worden war; der Gebäudename wurde trotzdem beibehalten. Das Gebäude stand seit Mai 2013 leer und wurde am 2. Februar 2014 gesprengt. An seiner Stelle wurde
== Geschichte ==
Anfang der 1960er Jahre begannen Planung und Bau des AfE-Turms durch zwei Architekten der Bauabteilung des Landes Hessen. Der Bau war nötig geworden, nachdem 1961 die [[Pädagogische Hochschule#Hochschulen für Erziehung in Hessen|Hochschule für Erziehung]] der Universität angegliedert worden war und sich die alte [[Bettinaschule]] im [[Frankfurt-Westend|Frankfurter Westend]] auch als Provisorium als unzureichend herausgestellt hatte. Dem Gebäude fehlte von Beginn an die geplante Funktionalität. Der AfE-Turm wurde 1972 fertiggestellt.
Dass die Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften in das damals höchste Gebäude in Frankfurt einzogen, hatte Symbolcharakter: Die Stellung der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer in Frankfurt wurde auf diese Weise unterstrichen. Der Einzug begleitete die mit den 1970er Jahren einhergehenden Umbrüche in Gesellschaft und innerhalb der Universität.<ref>Artikel [
Die [[Fernuniversität in Hagen|Fernuniversität Hagen]] hatte im Gebäude ein Fern-Studienzentrum, sodass auch viele externe Studenten das Gebäude aufsuchten. Schätzungsweise arbeiteten bis zu 300 Personen, hauptsächlich wissenschaftliches und Verwaltungspersonal, im Gebäude.
Aus Gründen unzureichenden Brandschutzes waren die Seminarräume ab dem 11. Stock im Jahr 2000 vom Universitätspräsidenten [[Rudolf Steinberg]] für Veranstaltungen gesperrt worden.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/brandschutz-historisches-museum-koennte-geschlossen-werden-1279452.html ''Brandschutz Historisches Museum könnte geschlossen werden''] vom 23. November 2005 auf faz.net</ref> Nach der Modernisierung des Brandschutzes, zu der insbesondere die Installation einer [[Brandmeldeanlage]] und [[Elektroakustische Anlage|elektroakustischer Anlagen]] zur Notfall-Alarmierung und die Ertüchtigung eines bestehenden Aufzuges zu einem [[Feuerwehraufzug]] zählten,<ref name="unireport_82001">[
Am 9. August 2005 verunglückte eine Universitätsmitarbeiterin in einem der Aufzüge tödlich. Sie hatte nach dem Steckenbleiben über den Notrufknopf den Pförtner alarmiert, der zu ihr kam und sowohl die Tür zum Schacht als auch die innere Kabinentür öffnete. Zum Aussteigen war die Kabine jedoch schon zu weit hochgefahren. Der Pförtner forderte die steckengebliebene Person auf, solange zu warten, bis er vom Maschinenraum aus die Kabine abgesenkt habe. Da die Frau jedoch schon lange Zeit festsaß, bevor der Pförtner sie erreichte, war sie möglicherweise in Panik und versuchte, durch die geringe Öffnung zwischen Stockwerksdecke und Aufzugboden herauszukriechen. Sie erreichte nicht den Etagenboden, sondern rutschte unter die Kabine und fiel in den Schacht. Das folgende Strafverfahren gegen den Pförtner wurde zunächst eingestellt, da er die Frau mehrfach aufgefordert hatte, in der Kabine zu bleiben. Auf die Beschwerde der Angehörigen der Verunglückten wurde der Pförtner doch noch wegen [[Fahrlässige Tötung|fahrlässiger Tötung]] angeklagt, das Verfahren aber nach [[Auflage (Justiz)#Auflagen bei Einstellung des Strafverfahrens|Auflage]] einer Zahlung in Höhe von 1500 Euro eingestellt. Man warf ihm vor, dass er die innere Tür nicht hätte öffnen dürfen, solange die Kabine nicht an der Etage stand.<ref>{{Internetquelle |autor=Claudia Michels |url=https://www.fr.de/frankfurt/wohnen-in-frankfurt-sti903943/fahrstuhlschacht-11213642.html |titel=Tod im Fahrstuhlschacht |werk=Frankfurter Rundschau |datum=2014-01-29 |abruf=2022-03-11 |sprache=de}}</ref>
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Das Gebäude war wiederholt Ziel von [[Vandalismus]]. Anfang Februar 2013 wurden von Unbekannten die in der Geschichte des Turms bislang größten Vandalismusschäden im Gebäude mit einem Schaden von 40.000 € verursacht.<ref>[https://www.fr.de/frankfurt/johann-wolfgang-von-goethe-per36060/nazi-vergleiche-empoeren-studierende-11362650.html ''Goethe Universität – Nazi-Vergleiche empören Studierende''] von Hanning Voigts auf fr-online.de vom 21. Februar 2013</ref>
Das Areal um den AfE-Turm wurde 2011 an die [[ABG Frankfurt Holding]] verkauft.<ref>Siehe interaktive Karte auf {{Webarchiv | url=http://www.kulturcampusfrankfurt.de/page/2/ | wayback=20120308083143 | text=Archivierte Kopie
Im Vorfeld der [[Internationale Automobil-Ausstellung|Internationalen Automobil-Ausstellung]] 2011 wurde vom Automobilhersteller [[Mercedes-Benz]] der Universitätsleitung der Vorschlag unterbreitet, für einen Betrag von über 100.000 Euro am Gebäude den [[Mercedes-Stern]] zu Werbezwecken anzubringen, da der AfE-Turm von der Messe aus gut sichtbar war.<ref>[https://www.fr.de/frankfurt/stern-vorm-turm-11436371.html ''Frankfurt und die Firmen – Der Stern vorm Turm''] von Claus-Jürgen Göpfert auf FR-Online vom 1. Juli 2011</ref> Die Stadt lehnte dies jedoch ab.<ref>[https://www.fr.de/frankfurt/cdu-org26591/keine-reklame-afe-turm-11394843.html ''Mercedes-Werbung abgelehnt – Keine Reklame am AfE-Turm''] auf FR-Online vom 5. Juli 2011</ref>
Zum Ende des Wintersemesters 2012/2013 zogen die einzelnen Abteilungen des Turms schließlich auf den Campus Westend.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ub.uni-frankfurt.de/bge/zeiten.html |
Im Vorfeld der am 22. April 2013 stattgefundenen Räumung des seit 2003 unter dem Namen [[Institut für vergleichende Irrelevanz]] bekannten, besetzten ehemaligen Institutsgebäudes des Instituts für England- und Amerikastudien wurde der AfE-Turm präventiv gesichert und war seitdem nicht mehr öffentlich zugänglich.<ref>[
== Gebäude ==
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== Abriss und Sprengung ==
Am 8. Juli 2013<ref>{{Webarchiv | url=http://s226438619.online.de/abg/aktuelles.php?document=2036 | wayback=20160303162536 | text=''Willkommen bei der ABG FRANKFURT HOLDING''
Im Dezember 2013 wurde bekannt, dass die Eigentümerin, die [[ABG Frankfurt Holding]], entgegen den ursprünglichen Verlautbarungen eine [[Sprengung]] anstrebte, nachdem die Entkernung und die Schadstoffsanierung abgeschlossen waren.<ref>[https://www.welt.de/print/welt_kompakt/frankfurt/article123052249/ABG-will-Afe-Turm-sprengen-und-prueft-Voraussetzungen.html ''ABG will AfE-Turm sprengen und prüft Voraussetzungen''] In: Die Welt kompakt vom 18. Dezember 2013</ref> Grund für diese Planungsänderung waren Beschwerden der Anwohner über den langwierigen Abbruch. Im November 2013 begann die Sprengfirma in Zusammenarbeit mit einem Dresdener Statiker, der die Durchführbarkeit der Sprengung untersuchte, in Frankfurt vor Ort mit den Vorbereitungen.<ref name=":2" /> Anfang Januar 2014 wurde bei der städtischen [[Bauaufsicht]] ein Antrag auf Sprengung gestellt. Die Bauaufsicht genehmigte die Sprengung wenige Wochen später. Terminiert wurde sie für den 2. Februar 2014, als Ersatztermin wurde der 16. Februar festgesetzt.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36082&key=standard_document_50487145 | wayback=20140106040145 | text=''„Ein Schlag und dann ist Ruhe“ – AfE-Turm soll gesprengt werden''
[[Datei:AfE-Turm Prohibited-Area-Map for 2014-02-02.png|mini|Sperrzonen und Absperrungen der Sprengung am 2. Februar 2014 (135-m-Zone rot, 250-m-Zone orange markiert)]]
Für die Sprengung wurde um das Gebäude eine [[Sperrgebiet|Schutzzone]] mit einem Radius von 135 Metern ausgewiesen, welche am Tag der Sprengung von der Polizei und vom [[Technisches Hilfswerk|THW]] geräumt wurde. Die Straßen wurden im Umkreis von 250 Metern gesperrt.<ref>[
Ursprünglich sollte die Sprengung vom Dach des naheliegenden Hotels [[Westend Gate]] ausgelöst werden, jedoch scheiterte dieses Vorgehen an der vom Eigentümer [[Marriott International|Marriott]] geforderten Aufwandsentschädigung. Die Sprengung erfolgte schließlich von der Senckenberganlage.<ref>[
Für die Sprengung wurden 950 kg [[Sprengstoff]] in Portionen von 400 g bis 1,2 kg<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=vdiv |url=https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/bau/spektakulaere-sprengung-hochhauses-in-frankfurter-city/ |titel=Spektakuläre Sprengung eines Hochhauses in der Frankfurter City - ingenieur.de |datum=2014-01-27 |sprache=de-DE |abruf=2023-01-23}}</ref> in 1403 Bohrlöcher gefüllt. Das Sprengunternehmen wurde dabei von Sprengberechtigten des [[Technisches Hilfswerk|THW]] und der [[Bundeswehr]] unterstützt.<ref>{{Internetquelle |autor=Rainer Schulze |url=
Bei der Sprengung um 10:04
Die Fernsehsender [[hr-fernsehen]], [[n-tv]] und [[Welt (Fernsehsender)|N24]] übertrugen die Sprengung [[Liveübertragung|live]].<ref>{{Webarchiv | url=http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=85303 | wayback=20140131185905 | text=''Countdown zur Sprengung – Die letzten Stunden des AfE-Turms''.
Am 19. März 2014 explodierte eine nicht gezündete Sprengladung auf dem Gelände, die bei Abtragungsarbeiten ausgelöst wurde. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand, der betreffende Baggerfahrer und ein weiterer Arbeiter erlitten jedoch einen Schock. Durch die umherfliegenden Betonteile wurden drei auf der Senckenberganlage fahrende Autos und der Bagger selbst beschädigt.<ref>[
<!-- [[:Commons:AfE-Tower blasting|Galerie auf Commons]] (To do) -->
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<gallery caption="Bilder von der Sprengung">
Datei:Frankfurt, AfE-Turm-Sprengung (1).JPG|Vor der Sprengung, im 17. Geschoss sind die jeweils 350 kg schweren Splitterschutzmatten zu erkennen.
Datei:Frankfurt, AfE-Turm-Sprengung (2).JPG|Kurz nach Zündung der Sprengladung in der 17. Etage.
Datei:Frankfurt, AfE-Turm-Sprengung (3).JPG|Äußeres Skelett und Geschossflächen fallen, innerer Kern steht noch, 3 Sekunden nach dem vorherigen Bild.
Datei:Frankfurt, AfE-Turm-Sprengung (4).JPG|Der innere Kern fällt, 2 Sekunden nach dem vorherigen Bild.
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== Folgenutzung ==
In den folgenden Jahren
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
* Krsto Lazarevic: ''[
* Günter Burkart/Nikolaus Meyer (2013): ''Leben und Studieren am Fachbereich Erziehungswissenschaften. Abschied vom Campus Bockenheim.'' Frankfurt am Main: Dekanat des Fachbereiches Erziehungswissenschaften.
* Minna-Kristiina Ruokonen-Engler/Lucas Pohl/Anna Dichtl/Jessica Lütgens/David Schommer (2015): ''Turmgeschichten: Raumerfahrung und -aneignung im AfE-Turm''. Münster (Westfälisches Dampfboot).
== Weblinks ==
{{Commonscat|AfE-Tower|AfE-Turm|audio=0|video=1}}
* [https://www.skylineatlas.de/portfolios/afe-turm/ AfE-Turm im SKYLINE ATLAS] inkl. zahlreicher Fotos
* [https://www.skylineatlas.de/afe-turm-sprengung-booom/ Sprengung zum AfE-Turm] künstlerisch inszeniert als Video
* {{structurae |Typ=bauwerke |ID=20033050}}
* {{Webarchiv | url=http://141.2.38.226/www.gesellschaftswissenschaften.uni-frankfurt.de/fotowettbewerb.html | wayback=20130930123857 | text=Bilder aus dem Turm vom studentischen Fotowettbewerb 2008
▲* {{Webarchiv |url=http://141.2.38.226/www.gesellschaftswissenschaften.uni-frankfurt.de/fotowettbewerb.html |text=Bilder aus dem Turm vom studentischen Fotowettbewerb 2008 |wayback=20130930123857}}
* [http://skylineffm.de/afe_turm/ AfE-Turm bei SkylineFFM.de]
* [https://www.youtube.com/watch?v=fRGEPVTrIMQ Video von der Sprengung vom Marriott-Hotel aus und vom Informatikhof der Goethe-Universität]
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