„C/1858 L1 (Donati)“ – Versionsunterschied

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Donati 1858: Zeichnung und Bahnskizze mit Erde
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{{Infobox Komet
Der '''Komet Donati''' von [[1858]] soll der schönste [[Komet]] gewesen sein, der je mit freiem Auge zu sehen war. Er wurde ca. 1857 vom [[italien]]ischer Astronomen '''Giovanni Battista Donati''' ([[1826]] - [[1873]]) entdeckt und
| Name =
entwickelte [[1858]] einen über den halben Himmel reichenden Schweif.
| Bild = CometDonati.jpg
| Bildtext=Komet Donati am 5. Oktober 1858
| SSD_ID = 1858L1
| Orbittyp = C
| Epoche = 2399960.5
| Große_Halbachse = 156,1
| Perihel = 0,578
| Aphel= 311,7
| Exzentrizität = 0.9963
| Bahnneigung = 117,0
| Umlaufdauer = ~1951 [[Jahr|a]]
| Periheldurchgang = 30. September 1858
| Umlaufgeschwindigkeit = 55,3
| Durchmesser =
| Entdecker = Giambattista Donati
| Entdeckungsdatum = 2. Juni 1858
| anderer_Name = 1858 VI
}}
 
'''C/1858 L1 (Donati)''' ist ein [[Komet]], der im Jahr 1858 mit dem [[Freiäugig|bloßen Auge]] gesehen werden konnte. Er wird aufgrund seiner außerordentlichen [[Helligkeit]] zu den „[[Großer Komet|Großen Kometen]]“ gezählt.
=== Kometenangst wegen des großen Schweifes ===
[[Bild:KometDonatiZeich1858.jpg|right|thumb|250px|Komet Donati, gezeichnet 1858]]
[[Bild:KometDonatiBahn.jpg|right|thumb|300px|Komet Donati und Erdbahn 1858]]
Der äußerst helle Komet (heutige Nr. C/1858 L1) hatte einen unüblich breiten [[Kometenschweif| Schweif]] und war auch deshalb Gegenstand zahlreicher [[Gemälde]]. Eine detaillierte Zeichnung seines [[Kometenkopf|Kopfes]], der [[Koma]] und des ersten Schweifteiles ist nebenstehend zu sehen.
 
== Entdeckung und Beobachtung ==
Trotz der Schönheit der Himmelserscheinung empfanden viele Menschen auch [[Angst]]. Bis zum [[Mittelalter]] galten große, helle [[Schweifstern]]e, die früher auch "haarige Sterne" genannt wurden, für Unglücksboten und wurden z.B. häufig mit [[Krieg]]en in Verbindung gebracht. Man sah in ihnen z.B. das himmlische [[Symbol]] eines [[Schwert]]es oder einer großen [[Rute]] - ähnlich geformt wie die bis heute manchmal als [[Kinderschreck]] verwendeten [[Krampus]]-Ruten am 5./[[6. Dezember]].
Am Abend des 2. Juni 1858 entdeckte [[Giambattista Donati]] in [[Florenz]] mit einem [[Fernrohr|Teleskop]] einen unscheinbaren Kometen. Die Nachricht über die Entdeckung verbreitete sich schnell unter den europäischen [[Astronom]]en, aber in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] erfolgten noch am 30. Juni und 7. Juli unabhängige Entdeckungen. Die Helligkeit des Kometen nahm beständig zu, aber Anfang August wurde der Komet in der [[Abenddämmerung]] zunächst immer schwieriger zu beobachten.
 
Mitte August verbesserte sich die Beobachtungssituation wieder und der Komet wurde zu dieser Zeit auf eine [[Scheinbare Helligkeit|Helligkeit]] von 4,5 mag geschätzt. Die ersten Beobachtungen mit bloßem Auge gelangen wahrscheinlich [[Karl Christian Bruhns]] in [[Berlin]] am 28. August und am 2. September, als die Helligkeit 3 bis 4 mag betrug. Zwei Wochen später am 17. September später hatte sie bereits 1,4 mag erreicht.
Noch [[1736]] wurde von [[William Whiston]] (dem Nachfolger [[Newton]]s als Mathematik-[[Professor]] an der Universität Cambridge) eine Panik ausgelöst, weil er einen Zusammenstoß mit einem Kometen vorhersagte, der am [[16. Oktober]] zum [[Weltuntergang]] führen würde. Der [[Erzbischof]] von Canterbury verkündigte allerdings, dass selbst ein mehrere Kilometer großer '''Kometenkern''' zwar viele Schäden verursachen würde, aber ein Zusammenstoß unwahrscheinlich sei.
 
Im September begann sich auch ein [[Komet#Schweif|Schweif]] zu entwickeln, der von 1° Länge am 1. September bis zu 25° Länge am Monatsende anwuchs. Der Schweif selbst zeigte ab 8. September deutliche Querstreifen (Striae) und war leicht gekrümmt. Die Helligkeit des Kometen betrug von Ende September bis Mitte Oktober um 0 mag, und zwischen 22. September und 8. Oktober wurde der Komet von mehreren Beobachtern, darunter [[Johann Heinrich Mädler]], Karl Christian Bruhns, [[Johann Friedrich Julius Schmidt]], [[George Phillips Bond]] und [[William Rutter Dawes]] sogar mit Teleskopen am [[Taghimmel]] gesehen.
=== Helle Kometen des 19. Jahrhunderts ===
Im [[19. Jahrhundert]] hatte es noch weitere Riesenkometen gegeben. Die Serie begann mit dem [[Komet 1811|Kometen von 1811]], den der französische Astronom Honoré Flaugergues entdeckte. Die Koma war 2 Millionen km breit, und der etwa 15 Millionen km lange Schweif überdeckte mehr als 90 Grad des Himmels. Jener des großen [[Komet 1843|Kometen von 1843]] war sogar 330 Millionen km lang - mehr als die Distanz zwischen Sonne und [[Mars]]. Damals wusste man freilich noch nicht, wie dünn die [[Materie]] dieser riesigen Objekte ist, und wie wintig ihr [[Kometenkern|Kern]] im Vergleich zu den [[Planet]]en.
 
[[Datei:William Turner of Oxford 1859 Donati's Comet.jpg|mini|links|240px|William Turner: ''Donati’s Comet'']]
Der '''Komet Donati''' war zwar nicht der größte, kam aber näher an der [[Erde]] vorbei als seine Vorgänger. Er hatte einen hellen Kopf, einen geraden [[Ionenschweif]] und einen gekrümmten [[Staubschweif]].
Nach dem Periheldurchgang entwickelte der Komet neben dem gekrümmten Staubschweif auch einen geraden Plasmaschweif von immer größerer Länge, die am 6. Oktober 40° betrug. Auch der Staubschweif erreichte am 11. Oktober zur Zeit der größten Annäherung des Kometen an die [[Erde]] eine solche Länge, während seine Breite 10 bis 16° erreichte. Danach nahm die Schweiflänge rapide ab und erreichte am 17. Oktober gerade noch 5°.
 
Der Komet wurde auch von zahlreichen Entdeckern, Reisenden und Abenteurern rund um die Welt gesehen. [[David Livingstone]] beobachtete den Kometen während seines Aufenthalts in [[Mosambik]] und beschrieb die Reaktion der Eingeborenen auf den Anblick. [[James Hector]] beobachtete den Kometen am 11. September auf einer Expedition in [[Kanada]] und [[Francis Leopold McClintock]] am 14. September auf einer [[Arktis]]-Expedition.<ref name="ggn">A. Gasperini, D. Galli, L. Nenzi: ''The worldwide impact of Donati’s comet on art and society in the mid-19th century.'' In: ''The Role of Astronomy in Society and Culture.'' Proceedings IAU Symposium, Nr. 260, 2011, S. 340–345, [[doi:10.1017/S174392131100250X]] ([https://www.cambridge.org/core/services/aop-cambridge-core/content/view/4FBB6DD015F1F97D2482D4D33C336BF6/S174392131100250Xa.pdf/the-worldwide-impact-of-donatis-comet-on-art-and-society-in-the-mid-19th-century.pdf PDF; 377 kB])</ref> Zwischen 7. Oktober und 5. November berichteten auch chinesische Astronomen von einem Kometen in Gestalt eines großen „Besensterns“.
1861 entdeckte ein [[Amateurastronom]] in Australien den [[Komet Tebbutt]], der sogar bis auf 2 Millionen km an die Erde herankam; sie könnte durch die Spitze seines Schweifes geglitten sein. Der Große "[[Komet 1882|Komet des Südens]]" war so hell, dass er einen [[Schatten]] warf und auch am [[Tegeshimmel]] sichtbar blieb. Er war der erste, der von [[Astronom]]en fotografiert wurde, nämlich in Südafrika. Auch [[Komet 1910|1910]] gab es nochmals einen '''"Tageslicht" -Kometen''', wenige Wochen vor der Wiederkehr des [[Komet Halley]]. Leider wird er erst in 4 [[Jahrmillion]]en wiederkommen, so langgestreckt ist seine Bahn.
 
Ab Mitte Oktober konnte der Komet schließlich bevorzugt von der [[Südhemisphäre]] aus beobachtet werden, aber seine Helligkeit betrug gegen Ende Oktober nur noch etwa 4&nbsp;mag. Die letzte Beobachtung mit bloßem Auge gelang am 11. November. Teleskopisch konnte der Komet noch bis zum 4. März 1859 am [[Kap der Guten Hoffnung]] beobachtet werden.<ref>G. W. Kronk: ''Cometography – A Catalog of Comets. Volume 2: 1800–1899.'' Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-58505-8, S. 268–276.</ref><ref name="dajs">D. A. J. Seargent: ''The Greatest Comets in History: Broom Stars and Celestial Scimitars.'' Springer, New York 2009, ISBN 978-0-387-09512-7, S. 131–136.</ref><ref>P. Grego: ''Blazing a Ghostly Trail: ISON and Great Comets of the Past and Future.'' Springer, Cham 2013, ISBN 978-3-319-01774-7, S. 112–115.</ref>
 
Der Komet erreichte am 7. Oktober eine Helligkeit von 0–1&nbsp;mag.<ref>{{Internetquelle |url=https://ssd.jpl.nasa.gov/sb/great_comets.html |titel=NASA JPL Solar System Dynamics: Great Comets in History |autor=D. K. Yeomans |abruf=2014-06-17 |sprache=en}}</ref>
 
== Auswirkungen auf den Zeitgeist ==
[[Datei:William Dyce - Pegwell Bay, Kent - a Recollection of October 5th 1858 - Google Art Project.jpg|mini|240px|William Dyce: ''Pegwell Bay, Kent – a Recollection of October 5th 1858'']]
Donati war nach Ansicht vieler Zeitgenossen einer der beeindruckendsten und schönsten Kometen (wenn auch nicht der spektakulärste) des [[19. Jahrhundert]]s.<ref name="dajs" /> Der äußerst helle Komet hatte einen anmutig geschwungenen Schweif und inspirierte etliche [[Gemälde]], [[Lyrik]] und [[Satire]], insbesondere in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Frankreich]]. In Fernost lassen sich insbesondere Einflüsse auf die Gesellschaften in [[Siam]] und [[Japan]] feststellen.
 
Der Komet Donati war ein echtes [[Massenmedien|Medienereignis]] zu seiner Zeit und war während September und Oktober 1858 häufig in den Nachrichten. [[Zeitung]]en und populäre [[Zeitschrift|Magazine]] berichteten über die Faszination und Aufregung, die die Erscheinung des Kometen in der europäischen Gesellschaft auslöste. Sie lieferten auch astronomische Informationen, während satirische Magazine sich über die Kometen-[[Ekstase]] lustig machten, die Großbritannien und Frankreich überzog. Der Komet hinterließ auch Eindrücke in den Werken oder Tagebüchern von Schriftstellern wie [[Charles Dickens]], [[Nathaniel Hawthorne]] und [[Jules Verne]].
 
Unter den vielen Gemälden, die durch das Erscheinen des Kometen beeinflusst waren, ist [[William Dyce]]s eindringliche Meditation über die Zeit ''Pegwell Bay, Kent – a Recollection of October 5th 1858'' erwähnenswert. Es zeigt mehrere Mitglieder seiner Familie in dem beliebten Ferienort bei [[Ramsgate]] beim Muschelsammeln. Über der Szene ist der kaum sichtbare Schweif des Kometen Donati wiedergegeben.
 
Auch [[William Turner of Oxford|William Turner]] aus [[Oxford]], ein guter Beobachter von Naturphänomenen, schuf mit ''Donati’s Comet'' ein überwältigendes Werk, das Kurzlebigkeit und Zeitlosigkeit in sich vereint.
 
König [[Mongkut]] von Siam, ein Gelehrter, der astronomische Berechnungen durchführen konnte, beobachtete auch den Kometen und versuchte die [[Aberglaube|abergläubischen]] Befürchtungen seines Volks durch öffentliche Reden auszumerzen. Auch in Japan wurde der Komet umfassend beobachtet und sowohl als böses [[Omen|Vorzeichen]] gedeutet, da er in einer schwierigen Zeit erschien, als auch als ein Vorbote besserer Zeiten.<ref name="ggn" />
 
== Wissenschaftliche Auswertung ==
Gegen Ende September 1858 begann eine neue Ära in der [[Kometenforschung]], als zum ersten Mal [[Fotografie|photographische Aufnahmen]] eines Kometen gemacht wurden. Dies gelang dem [[England|englischen]] [[Fotograf]]en [[William Usherwood]] mit Hilfe seiner [[Porträt]]-[[Kamera]] am 27. September 1858, und eine Nacht später auch dem amerikanischen Astronomen [[William Cranch Bond]] am [[Harvard-College-Observatorium]]. Die Aufnahmen auf [[Kollodium]]platten zeigten nur die helleren Regionen der [[Komet#Koma|Koma]] und Teile des Schweifs. Erst im Jahre 1881 wurde wieder ein Komet fotografiert.<ref>J. M. Pasachoff, R. J. M. Olson, M. L. Hazen: ''The earliest comet photographs: Usherwood, Bond, and Donati 1858.'' In: ''Journal for the History of Astronomy.'' Bd. 27, Nr. 2, 1996, S. 129–145, [[doi:10.1177/002182869602700202]] ([https://ui.adsabs.harvard.edu/link_gateway/1996JHA....27..129P/ADS_PDF PDF; 883 kB]).</ref>
 
[[Datei:KometDonatiZeich1858.jpg|mini|180px|Zeichnung der Koma des Kometen Donati]]
Ein besonderes Merkmal dieses Kometen, was nur teleskopisch gesehen werden konnte, war der Reichtum an Details in der inneren Koma. Am 15. September 1858 wurde zuerst von [[Wilhelm Foerster]] etwas beobachtet, was er als „eine deutliche Ausströmung“ beschrieb. Auch [[Arthur von Auwers]] beobachtete in der ersten Oktoberhälfte ein „Büschel oder Fächer“, der vom [[Komet#Kern|Kometenkern]] in Richtung [[Sonne]] ausging. Zur gleichen Zeit wurden auch sechs oder sieben Hüllen um den Kometenkern beobachtet, die sich in die Koma auszubreiten schienen, und von innen nach außen schwächer wurden.
 
Eine mögliche Erklärung dafür konnte erst mit neuen Erkenntnissen über den Aufbau von Kometen in der zweiten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s gefunden werden. Man vermutet, dass an einer Stelle des Kometenkerns die relativ inaktive Oberfläche durch irgendeinen Vorgang aufgebrochen und dadurch tiefere Regionen freigelegt wurden. Durch die Rotation des Kometen wurde diese Stelle periodisch der Sonneneinstrahlung ausgesetzt und reagierte in dieser Zeit mit heftiger Ausgasung. Die sich wegbewegenden Gaswolken wurden durch die Rotation des Kometen zu Spiralarmen geformt und durch den [[Sonnenwind]] zu sich ausdehnenden Hüllen weggeweht. Der Astronom [[Fred Whipple]] errechnete ausgehend von diesen Beobachtungen eine Rotationsperiode des Kometenkerns von etwa 4&nbsp;½ Stunden. Diese Rotation wäre ungewöhnlich schnell und könnte irgendwann dazu führen, dass der instabile Kometenkern durch die [[Zentrifugalkraft|Fliehkräfte]] nach und nach auseinandergerissen wird.<ref name="dajs" />
 
Eine ausführliche Berechnung der [[Ellipse|elliptischen]] [[Umlaufbahn]] des Kometen erfolgte 1867 durch [[George William Hill]] aus 1819 Beobachtungsdaten. In jüngerer Zeit wurden durch [[Richard L. Branham, Jr.]] unter Verwendung von über 2000 Beobachtungsdaten zwischen Juni 1858 und März 1859 und unter Berücksichtigung der [[Bahnstörung|Störeinflüsse]] aller [[Planet]]en und weiterer moderner mathematischer Verfahren neue und verbesserte [[Bahnelement]]e für den Kometen und eine [[Umlaufzeit]] von etwa 1927 Jahren berechnet.<ref>R. L. Branham, Jr.: ''A new orbit for comet C/1858 L1 (Donati).'' In: ''Astronomische Nachrichten.'' Bd. 335, Nr. 2, 2014, S. 135–141, [[doi:10.1002/asna.201211837]]. Anmerkung: In der Originalschrift von Branham sind mehrere falsche Angaben gemacht. Für die ''Table 4'' ist eine falsche Epoche angegeben, der korrekte Wert muss hier lauten 2399960.5, in der ''Table 6'' sind völlig falsche Werte für Ω, i und ω angegeben. Die in ''Table 6'' angegebenen elliptischen Bahnelemente sind also insgesamt unbrauchbar, für Berechnungen sollte nur die ''Table 4'' mit der korrekten Epoche verwendet werden.</ref>
 
== Umlaufbahn ==
[[Datei:KometDonatiBahn.jpg|mini|links|240px|Komet Donati und Erdbahn 1858]]
Für den Kometen konnte aus etwa 1000 Beobachtungen über 270 Tage durch Hill eine elliptische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 117° gegen die [[Ekliptik]] geneigt ist.<ref>{{JPL Small-Body Database|ID=1858L1}}</ref> Seine Bahn steht damit steil angestellt zu den [[Bahnebene]]n der Planeten, er durchläuft seine Bahn gegenläufig ([[rechtläufig und rückläufig|retrograd]]) zu ihnen. Im sonnennächsten Punkt der Bahn ([[Perihel]]), den der Komet am 30. September 1858 durchlaufen hat, befand er sich mit etwa 86,5 Mio.&nbsp;[[Meter|km]] Sonnenabstand im Bereich zwischen den Umlaufbahnen des [[Merkur (Planet)|Merkur]] und der [[Venus (Planet)|Venus]]. Am 10. Oktober erreichte er mit etwa 80,5 Mio.&nbsp;km (0,54&nbsp;[[Astronomische Einheit|AE]]) die größte Annäherung an die Erde, acht Tage später ging er in etwa 13,2 Mio.&nbsp;km Entfernung an der Venus vorbei und passierte schließlich am 31. Oktober den [[Mars (Planet)|Mars]] in etwa 89,2 Mio.&nbsp;km Abstand.
 
In der Nähe des absteigenden [[Knoten (Astronomie)|Knotens]] seiner Bahn bewegte sich der Komet um den 21. Oktober in geringem Abstand von nur etwa 700.000&nbsp;km (0,0047&nbsp;AE) zur Umlaufbahn der Venus, die diese Stelle ihrer Bahn nur etwa 7 Tage zuvor passiert hatte.
 
Nach den Bahnelementen von Branham und ohne Berücksichtigung [[Bahnstörung#Nicht-gravitative Kräfte|nicht-gravitativer Kräfte]] hatte die Bahn des Kometen einige Zeit vor seiner Passage des inneren [[Sonnensystem]]s eine [[Exzentrizität (Astronomie)|Exzentrizität]] von etwa 0,9963 und eine [[Halbachsen der Ellipse|Große Halbachse]] von etwa 156&nbsp;AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 1940 Jahren lag. Der Komet könnte demnach bereits im [[Altertum]] um das Jahr −83 (Unsicherheit ±1,5&nbsp;a) erschienen sein. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch einen relativ nahen Vorbeigang am [[Saturn (Planet)|Saturn]] im März 1858 in etwa 7&nbsp;⅓&nbsp;AE und am [[Jupiter (Planet)|Jupiter]] im September 1858 in etwa 4&nbsp;¾&nbsp;AE Distanz, wurde seine Bahnexzentrizität auf etwa 0,9960 und seine Große Halbachse auf etwa 143&nbsp;AE verringert, so dass sich seine Umlaufzeit auf etwa 1720 Jahre verkürzt. Wenn er um das Jahr 2718 den sonnenfernsten Punkt ([[Aphel]]) seiner Bahn erreicht, wird er etwa 42,9 Mrd.&nbsp;km von der Sonne entfernt sein, fast 287-mal so weit wie die Erde und 9&nbsp;½-mal so weit wie [[Neptun (Planet)|Neptun]]. Seine Bahngeschwindigkeit im Aphel beträgt nur etwa 0,11&nbsp;km/s. Der nächste Periheldurchgang des Kometen könnte möglicherweise um das Jahr 3577 (Unsicherheit ±1,3&nbsp;a) stattfinden.<ref>{{Internetquelle |autor=A. Vitagliano |url=http://www.solexorb.it/ |titel=SOLEX 12.1 |sprache=en |abruf=2020-07-09}}</ref>
 
== Meteorschauer auf der Venus ==
Die Umlaufbahn des Kometen kommt der Umlaufbahn der Venus bis auf etwa 700.000&nbsp;km nahe. Dies ist nach derzeitigem Wissensstand die geringste Entfernung, bis zu der sich ein „Großer Komet“ der Umlaufbahn eines der inneren Planeten annähert. Staubpartikel des Kometen, die sich entlang seiner Umlaufbahn bewegen, könnten also regelmäßig starke [[Meteorstrom|Meteorschauer]] auf der Venus verursachen – immer dann, wenn diese etwa alle 225 Tage eine bestimmte Stelle ihrer Bahn durchläuft. Die [[Meteor]]e dringen dann mit einer Geschwindigkeit von etwa 72&nbsp;km/s auf der Nordhemisphäre des Planeten am Morgenhimmel in dessen [[Venus (Planet)#Atmosphäre|Atmosphäre]] ein.<ref>A. A. Christou: ''Annual meteor showers at Venus and Mars: lessons from the Earth.'' In: ''Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.'' Bd. 402, Nr. 4, 2010, S. 2759–2770, [[doi:10.1111/j.1365-2966.2009.16097.x]] ([https://academic.oup.com/mnras/article-pdf/402/4/2759/4910934/mnras0402-2759.pdf PDF; 628 kB]).</ref><ref>A. A. Christou, J. Vaubaillon: ''Numerical Modeling of Cometary Meteoroid Streams Encountering Mars and Venus.'' In: ''Meteoroids: The Smallest Solar System Bodies.'' Conference Proceedings, 2011, S. 26–30 ([https://ntrs.nasa.gov/api/citations/20110016623/downloads/20110016623.pdf PDF; 183 kB]).</ref>
 
== Der Komet in der Lyrik ==
<poem lang="en" style="margin-left:2em">
::'''The great comet of 1858'''
Then came the climax! Oh that glorious hour!
The mighty Comet in its pride of power!
No sight like that had ever met my gaze!
No sight like that will living man amaze!
Beautiful vision! Feathery, graceful, bright,
A starry diamond in a veil of light!
</poem>
<div style="margin-left:10em">''Alexander J. D. D’Orsey''</div>
 
<poem lang="fr" style="margin-left:2em">
::'''La comète de 1858'''
Mystérieux navire au sillage de flamme,
Tu glisses dans les airs sans boussole et sans rame:
Oh! parmi les mortels, qui nous fera connaître
La nature, le fond, l’essence de ton être?
Chacun, sur ton passage accourant ici-bas,
Te regarde, t’admire, et ne te comprend pas.
</poem>
<div style="margin-left:10em">''Henri Calland''</div>
 
In der „Novelle in Versen“ des Dichters [[Paul Heyse]] von 1858 „Die Hochzeitsreise an den Walchensee“ beginnt der „Dritte Gesang“ mit den Zeilen
<poem style="margin-left:2em">
Im Jahr des Heils und jenes Prachtkometen,
Der uns gereift des Achtundfünz’gers Blüte,
Wagt schüchtern nur ein Lied hervorzutreten,
Das nicht vom Hauch des jungen Weines glühte.
</poem>
Daran schließt sich die sogenannte „Ode an das Bockbier“ an.
 
== Trivia ==
Der Komet inspiriert bis heute auch die Namensgeber von [[Pferderennen|Rennpferden]]. Ein in [[Irland]] gezogener [[Wallach]] wurde 2006 „Donatis Comet“ genannt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.the-racehorse.com/stats/horse/donatis+comet/10546/ |titel=the-racehorse.com |sprache=en |abruf=2014-09-11 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140912004742/http://www.the-racehorse.com/stats/horse/donatis+comet/10546/ |archiv-datum=2014-09-12 }}</ref>
 
== Siehe auch ==
* [[Liste von Kometen]]
* [[Großer Komet]]
 
== Weblinks ==
* [http://www.friedensblitz.de/sterne/schumacher/Donati/Donati.html Weitere Abbildungen des Kometen]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=g|GND=1191500810|VIAF=315161648}}
{{DEFAULTSORT:Donati C/1858 L1}}