„Evangelischer Friedhof“ – Versionsunterschied

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'''Evangelischer Friedhof''' bezeichnet einen [[Friedhof]] im deutschsprachigen Raum, in denendem nach der [[Reformation]] die Gemeinsamkeit des Friedhofs unmöglich geworden war. Ab dem 16. Jahrhundert entstanden daher vielerorts eigene evangelische Friedhöfe., auf denen Die BeerdigungBeerdigungen von Mitgliedern der jeweils anderenanderer [[Konfession]]en warfür lange Zeit verboten blieben.<ref>[[Norbert Ohler]],: ''Sterben und Tod im Mittelalter,.'' 1990, S. 134.</ref>
InAuf evangelischen Friedhöfen waren auch anonyme Bestattungen erlaubt und die Grabstätten einfachervon einfachen Menschen blieben lange Zeit ohne Kennzeichnung.<ref>Gerold Eppler,: ''Grabkultur in Deutschland: Geschichte der Grabmäler,.'' 2009, S. 27.</ref>
 
In evangelischen Friedhöfen waren auch anonyme Bestattungen erlaubt und die Grabstätten einfacher Menschen blieben lange Zeit ohne Kennzeichnung.<ref>Gerold Eppler, Grabkultur in Deutschland: Geschichte der Grabmäler, 2009, S. 27</ref>
== Reformierte Gebiete ==
In reformierten Gebieten wurden bislangbis zur Reformation gemeinsam genutzte Friedhöfe entweder zu evangelischen Friedhöfen erklärt oder es wurden eigene neue Friedhöfe angelegt. Später wurde katholischen Gläubigen dort, wo es keinen eigenen katholischen Friedhof gab, aberund dann zunehmend auch in allen gemischtengemischt-konfessionellen Gebieten, Gastrecht gewährt, wenn auch zum Teil versehen mit höheren Grabgebühren versehen.<ref>Michael Hirschfeld,: ''Katholisches Milieu und Vertriebene,.'' 2002, S. 316.</ref> Die Landeskirche des Königreichs Sachsen zum Beispiel beschloss 1906 sogar die völlig gleiche Zulassung und Behandlung katholischervon Verstorbenerkatholischen wieund evangelischerevangelischen aufVerstorbenenauf evangelischen Friedhöfen.<ref>''Deutscher Geschichtskalender,.'' Teil 2, 1908, S. 50.</ref>
 
In reformierten Gebieten wurden bislang gemeinsam genutzte Friedhöfe zu evangelischen Friedhöfen erklärt oder eigene neue Friedhöfe angelegt. Später wurde katholischen Gläubigen dort, wo es keinen eigenen katholischen Friedhof gab, aber zunehmend auch in allen gemischten Gebieten, Gastrecht gewährt, wenn auch zum Teil mit höheren Grabgebühren versehen.<ref>Michael Hirschfeld, Katholisches Milieu und Vertriebene, 2002, S. 316</ref> Die Landeskirche des Königreichs Sachsen zum Beispiel beschloss 1906 sogar die völlig gleiche Zulassung und Behandlung katholischer Verstorbener wie evangelischer auf evangelischen Friedhöfen.<ref>Deutscher Geschichtskalender, Teil 2, 1908, S. 50</ref>
 
== Gebiete der katholischen Reform ==
 
In Gebieten der [[Katholische Reform|Katholischen Reform]] wurden evangelische Friedhöfe erst später üblich, da dort das geltende römisch-katholische [[Kirchenrecht]] zwei erstmals konkurrierende Artikel aufwies. Einerseits durften [[Häresie|Häretiker]] nicht in geweihter Erde bestattet werden, andererseits war die Neuanlage eigener evangelischer Friedhöfe ebenfalls nicht vorgesehen.
 
== Entwicklung in Österreich-Ungarn ==
In der Habsburgermonarchie wurden nach einer Bestimmung von 1609 evangelische Friedhöfe angelegt, um diesen kirchenrechtlichen Missstand abzustellen. Viele der neuen evangelische Friedhöfen wurden dann allerdings während der [[Gegenreformation]] wieder zerstört.<ref>France Martin Dolinar, [[Maximilian Liebmann,]]: ''Katholische Reform,.'' 1994, S. 417; [[Karl Amon (Theologe)|Karl Amon]], Maximilian Liebmann,: ''Kirchengeschichte der Steiermark,.'' 1993, S. 152.</ref> Nach dem [[Konkordat von 1855]] zwischen Österreich-Ungarn und dem Heiligen Stuhl waren die Friedhöfe endgültig zu scheidentrennen. Dort, wo evangelische Friedhöfe nicht eigens angelegt werden konnten, wurden - ähnlich den Selbstmördern, Missetätern und Juden - eigene Winkel für [[Akatholik]]en angelegt.<ref>Johannes Borbis, Chr. Ernst Luthard,: ''Die evangelisch-lutherische Kirche Ungarns,.'' 1861, S. 477.</ref>
 
== Liste bekannter evangelischer Friedhöfe ==
* Berlin: [[Evangelischer Friedhof Altglienicke]] (1884), [[Evangelischer Friedhof Alt-Schmargendorf]], [[Evangelischer Friedhof Stralau]] (1949 übernommen), [[Luisenfriedhof I]] (auch ''Alter Luisenfriedhof'' genannt), [[Luisenfriedhof II]] (auch ''Westend-Friedhof'' genannt)
* Köln: [[Evangelischer Friedhof Köln-Mülheim]] (1614)
* [[Regensburg]]: Der ehemalige erste protestantische Friedhof der protestantisch regierten Reichsstadt, der sog. ''Petersfriedhof'' wurde 1633 im Verlauf der [[Kämpfe um Regensburg (1632–1634)]] von katholischen bayerischen Truppen zunächst zerstört und nach einer mehrjährigen Folgenutzungszeit zeitgemeinsam mit mehreren kleineren Friedhöfen im [[Stadtpark Regensburg]]im Verlauf des 19. Jahrhunderts endgültig aufgegeben am beginnenden 20. Jahrhundert zu Gunsten des Neubaus [[Evangelischer Zentralfriedhof (Regensburg)]].
* [[Gesandtenfriedhof]] in Regensburg: Dieser ungewöhnliche Friedhof hinter der [[Dreieinigkeitskirche (Regensburg)|Dreieinigkeitskirche]] beherbergt die Grabstätten von protestantischen Gesandten am Reichstag, mit erhaltenen Grabplatten und 20 barocken Epitaphien. Genutzt ab 1550 bis 1803.
* Regensburg [[Evangelischer Zentralfriedhof (Regensburg)|Evangelischer Zentralfriedhof]] ab 1898
* Wien: [[Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf]] (1858, auch ''Neuer evangelischer Friedhof'' genannt)
* Wuppertal: [[Evangelischer Friedhof Cronenberg]] (1783). [[Alter evangelischer Friedhof Langerfeld]] (1785)
 
== Literatur ==
* Hans-Peter Hübner, Klaus Raschok (Hrsg.) mit Bildern von Gerhard Hagen: ''Evangelische Friedhöfe in Bayern'', Franz Schiermeier Verlag, München März 2021, ISBN 978-3-948974-04-6.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Evangelischer Friedhof| ]]