„Fluch des Gewinners“ – Versionsunterschied

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Der Grund, warum Individuen dem Fluch des Gewinners erliegen, sei das '''Auslassen von relevanten Informationen beim Entscheidungsprozess des Bietens''' argumentierten Bazerman und Samuelson im Jahr 1983. Wenn ein Bieter annimmt, dass sein Gebot die Auktion gewinnen wird, sollte ihm das zeigen, dass er wahrscheinlich im Vergleich zu den anderen Bietern den Wert des Gutes überschätzt und er diesen nach unten korrigieren sollte. Es ist allerdings möglich, dass der Bieter das Gewinnen ihm einen Nutzen stiftet oder das Gut einen persönlichen Wert für den Bieter hat und er somit keine Reue zeigt, obwohl es zum Fluch des Gewinners kommt. Andersherum kann auch ein gewinnender Bieter weniger als den objektiven Wert bezahlen und den subjektiven Fluch des Gewinners erfahren. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn eine Person genau 85 % des objektiven Werts bezahlen möchte, wäre sie enttäuscht, wenn sie es zu 92 % ihres Wertes Kaufen würde. Die Psychologische Literatur deutet darauf hin, dass Fall Eins wahrscheinlicher ist als Fall Zwei.<ref>Bazerman, M. H. / Samuelson, W. F. (1983): ''I Won the Auction but Don’t Want the Prize'', ''The Journal of Conflict Resolution'', Vol. 27, Nr. 4, S. 620</ref>
 
Unter welchen Bedingungen ist es nun wahrscheinlich, dass der Fluch des Gewinners auftritt? Bazerman und Samuelson identifizieren zwei Faktoren, die sich auf die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß des Fluch des Gewinners auswirken. Der erste Faktor ist der '''Grad der [[Unsicherheit]]''' über den Wert des zu versteigernden Gutes. Je größer diese Unsicherheit ist, desto größer ist die Varianz der Schätzungen des Wertes der Bieter. So gibt es beispielsweise bei der Versteigerung eines Ein-Dollar-Scheins keine Unsicherheit über den Wert und es würde keine Gebote über einem Dollar geben. Bei einem Glas mit 100 Pennies (die genaue Anzahl ist den Bietern nicht bekannt) ist die Unsicherheit höher und es gibt eine '''größere [[Varianz (Stochastik)|Varianz]]''', was die Möglichkeit des Fluchs des Gewinners bietet. Eine Möglichkeit, dem Fluch vorzubeugen, wäre nun, mit steigender Unsicherheit das eigene Gebot zu verringern. Wenn ein Bieter diese Reduktion des Gebots nicht vornimmt, obwohl Unsicherheit herrscht, erhöht das die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß des Fluch des Gewinners. Der zweite Faktor ist die '''Zahl der Bieter'''. Wenn sich die Anzahl der Bieter erhöht, wird sich die Spannweite der Schätzungen und Gebote auch erhöhen. Auch in diesem Fall gilt: Wenn sich die Anzahl der Bieter erhöht, sollten die Bieter ihr Gebot verringern, um der erhöhten Wahrscheinlichkeit des Überbietens entgegenzuwirken.<ref>Bazerman, M. H. / Samuelson, W. F. (1983): ''I Won the Auction but Don’t Want the Prize'', ''The Journal of Conflict Resolution'', Vol. 27, Nr. 4, S. 622f.</ref>
 
Bazerman und Samuelson haben 1983 ein Auktions[[experiment]] mit MBA Studenten an der Boston University durchgeführt. Das zu versteigernde Objekt war ein Einmachglas voller Münzen. Den Studenten war nicht bekannt, dass der Wert der Münzen jedes Glases acht Dollar betrug. Nun mussten die Studenten geheime Gebote abgeben und das höchste Gebot würde das Glas gewinnen. Der Durchschnitt aller abgegebenen Gebote betrug 5,13 Dollar, was unter dem wahren Wert von 8 Dollar liegt, es lag also eine systematische Unterschätzung vor. Trotzdem lag das durchschnittliche Gewinnergebot bei 10,01 Dollar, was einen durchschnittlichen Verlust des Gewinners von 2,01 Dollar bedeutet.<ref>Thaler, R. H. (1988): ''Anomalies – The Winner’s Curse'', ''Journal of Economic Perspectives'', Vol. 2, Nr. 1, S. 193</ref> Obwohl die Bieter sich dessen bewusst sind, dass Unsicherheit herrscht, zeigt das Experiment, dass sie das in ihren Geboten nicht ausreichend berücksichtigen. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass sie ihre Gebote nicht mit der größer werdenden Anzahl an Bietern anpassen.<ref>Bazerman, M. H. / Samuelson, W. F. (1983): ''I Won the Auction but Don’t Want the Prize'', ''The Journal of Conflict Resolution'', Vol. 27, Nr. 4, S. 631</ref>