„Gregorianischer Kalender“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Vreworfen: Vor "weil" steht ein normales Komma und kein Strickpunkt, weil der weil-Satz ein abhängiger Nebensatz ist. Markierung: Manuelle Zurücksetzung |
Ot (Diskussion | Beiträge) K Änderungen von 2A02:3035:E06:D283:680F:CF59:4E71:2585 (Diskussion) auf die letzte Version von Diopuld zurückgesetzt Markierung: Zurücksetzung |
||
(47 dazwischenliegende Versionen von 31 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1:
[[Datei:Gregory XIII.jpg|mini|hochkant|Papst [[Gregor XIII.]]]]
[[Datei:Ewiger Kalender gregorianisch.png|mini|[[Ewiger Kalender|Ewiger]] gregorianischer Kalender ab dem 15. Oktober 1582]]
Der '''gregorianische Kalender
Der gregorianische ist wie der julianische Kalender ein [[Sonnenkalender]], jedoch mit diesem gegenüber durch [[Einschaltung (Zeitrechnung)|Interkalation]] verbesserter [[Schaltjahr]]esregelung. Damit liegt ihm eine durchschnittliche [[Jahreslänge]] von 365,2425 Tagen zugrunde, die den etwa 365,2422 Tagen des [[Sonnenjahr]]es näherkommt als noch die 365,25 Tage des julianischen Kalenders (siehe auch [[Tropisches Jahr#Tropisches Jahr und Kalenderjahr|Tropisches Jahr und Kalenderjahr]]).
Der Zweck der gregorianischen [[Kalenderreform]] bestand darin, ein weiteres Auseinanderdriften von Kalender- und Sonnenjahr zu verhindern und beide besser zu synchronisieren. Im Jahresdurchschnitt verspätet sich der gregorianische Kalender gegenüber dem Sonnenjahr nur noch um 26,7 Sekunden, die sich erst im Lauf von 3.231 Jahren zu einem ganzen Tag summieren werden. Beim julianischen Kalender war das bereits nach 128 Jahren der Fall.
Der [[Darischer Kalender|Darische Kalender]] ist ein [[Kalenderentwürfe|Kalenderentwurf]] für den Planeten [[Mars (Planet)|Mars]], der im Wesentlichen auf den gleichen Prinzipien basiert wie der gregorianische Kalender.<ref>Thomas Gangale: [https://ops-alaska.com/time/gangale_mst/darian.htm Martian Time - The Darian System]</ref><ref>Shaun Moss: [https://marscalendar.com/comparison-to-other-calendars The Utopian Calendar - Comparison to other calendars]</ref>▼
== Gregorianische Kalenderreform ==
Grund für die gregorianische Kalenderreform war nicht allein das im Vergleich zum Sonnenjahr zu lange julianische Kalenderjahr, sondern auch die zunehmende falsche Datierung des christlichen Osterfestes ([[Osterdatum]]). Das zu lange Kalenderjahr führte Jahr für Jahr zu einer Verspätung des kalendarisch auf den 21. März festgelegten Frühlingsanfangs gegenüber dem astronomischen Frühlingsanfang, der 1582 nach julianischem Datum bereits am 11. März stattfand. Der julianische Kalender hinkte dem Jahreslauf der Sonne im 16. Jahrhundert, im Verhältnis zum 4. Jahrhundert, bereits um zehn Tage nach. Der nötige, in einem Stück angeordnete Ausfall von zehn Kalendertagen
=== Mängel im julianischen Kalender ===
Da ein [[Julianischer Kalender|julianisches Kalenderjahr]] mit seinen durchschnittlich 365,25 Tagen um etwa elf Minuten länger ist als das Sonnenjahr, verschob sich der astronomische [[Frühlingsanfang]] etwa alle
Das Schema für die Vorhersage der in Ostertafeln (siehe [[Computus (Osterrechnung)|Komputistik]]) eingetragenen künftigen Osterdaten war im 6. Jahrhundert als Ergebnis der Arbeiten von [[Dionysius Exiguus]] fixiert worden. Bereits [[Beda Venerabilis|Beda]] stellte im Jahre 725 fest, dass der Vollmond den berechneten Terminen voraus war.<ref>J. D. North: ''The Western Calendar – „Intolerabilis, Horribilis, et Derisibilis“; Four Centuries of Discontent.'' In: G. V. Coyne, M. A. Hoskin, O. Pedersen: ''Gregorian Reform of the Calendar: Proceedings of the Vatican conference to commemorate its 400th anniversary.'' Specola Vaticana, citta del vaticano 1983, S. 78 ([http://articles.adsabs.harvard.edu//full/book/grc../1983//0000001,001.html harvard.edu])</ref>
Zeile 29 ⟶ 27:
[[Datei:DBP 1982 1155 400 Jahre Gregorianischer Kalender.jpg|mini|60-[[Deutsche Mark|Pf]]-[[Sondermarke]] der [[Briefmarken-Jahrgang 1982 der Deutschen Bundespost|Deutschen Bundespost (1982)]] zu 400 Jahre gregorianischer Kalender, gestaltet von [[Elisabeth von Janota-Bzowski]]]]
Die Reform erfolgte durch die [[päpstliche Bulle]] ''[[Inter gravissimas
Die Verspätung des Kalenders gegenüber den Jahreszeiten (z. B. dem Frühlingsanfang) wurde 1582 durch Auslassen von zehn Kalendertagen korrigiert. Man stellte dabei die Verhältnisse zur Zeit des [[Erstes Konzil von Nicäa|Konzils von Nicäa]] im Jahre 325 wieder her, da auf diesem Konzil erstmals Beschlüsse über das Osterdatum gefasst worden waren. Der [[Frühlingsanfang]] hatte sich vom 23. März zur Zeit [[Julius Cäsar]]s bis zum 4. Jahrhundert auf den 21. März
Die aktuellen vorhergesagten (zyklischen) Daten der [[Mondphase]]n wurden durch Verschieben im reformierten Kalender um drei Tage auf früher korrigiert.
Zeile 51 ⟶ 49:
=== Übernahme des gregorianischen Kalenders ===
{| class="wikitable sortable zebra"
|+ Übernahme der Kalenderreform
Zeile 59 ⟶ 56:
! data-sort-type="isoDate" | letzter Geltungstag des Gregorianischen Kalenders
|-
| [[Kirchenstaat]] und die meisten italienischen Staaten (mit Ausnahmen)<ref name="Grotefend26">{{Literatur |Autor=[[Hermann Grotefend]] |Titel=Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit |Auflage=5. |Verlag=Hahnsche Buchhandlung |Ort=Hannover |Datum=1922
| data-sort-value="1582-10-15" | {{JULGREGDATUM|15|10|1582|FormatJUL=j.}}
| 1583
Zeile 68 ⟶ 65:
|-
| data-sort-value="Italien" | [[Großherzogtum Toskana]]
| data-sort-value="1582-10-15" | {{JULGREGDATUM|15|10|1582|FormatJUL=j.}}<ref>{{Literatur |Autor=Lorenzo Cattini |Titel=Legislazione toscana raccolta e illustrata |Band=
| 1750<ref>{{Literatur |Autor=Alessandro Dumas |Titel=Storia del governo della Toscana: sotto La casa de'Medici |Auflage=1. |Verlag= |Ort= |Datum=1845
|-
| data-sort-value="Italien" | [[Republik Venedig]]
| data-sort-value="1582-10-15" | {{JULGREGDATUM|15|10|1582|FormatJUL=j.}}
| 1797 (siehe [[
|-
| data-sort-value="Frankreich" | [[Königreich Frankreich (987–1791)|Königreich Frankreich]] und Kolonien
| data-sort-value="1582-12-20" | {{JULGREGDATUM|20|12|1582|FormatJUL=j.}}
| 1564
| data-sort-value="
|-
| data-sort-value="Belgien" | Südliche [[Spanische Niederlande]] (Gebiet des heutigen Belgien)
Zeile 89 ⟶ 86:
|-
| data-sort-value="Römisches Reich" | Die [[Corpus Catholicorum|Katholischen Reichsstände]] des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] (HRR)
| data-sort-value="1583" | 1583–1584
| 1544
|-
| data-sort-value="Deutschland" | [[Reichsstadt Augsburg]]
| data-sort-value="1583" | Januar 1583–Juni 1584 {{FN|*8}} <ref>Herbert Immenkötter: ''Kirche zwischen Reformation und Parität'' In: Gunther Gottlieb (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart.'' Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0283-4, S. 391–412, S. 406–407</ref><ref>Bernd Roeck: ''Eine Stadt in Krieg und Frieden.'' ''Studien zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität Teil 1.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 978-3-525-35937-2, S. 125–128</ref>
|
|-
| data-sort-value="Schweiz" | Die meisten katholischen Orte der [[Alte Eidgenossenschaft|Schweizerischen Eidgenossenschaft]]
| data-sort-value="1583" | 1583–1584
| 1544
|-
Zeile 112 ⟶ 109:
|
|-
| data-sort-value="Deutschland" | [[
| data-sort-value="1583-10-16" | {{JULGREGDATUM|16|10|1583|FormatJUL=j.}}
|
Zeile 144 ⟶ 141:
|
|-
|Reichsstadt [[Rottweil]]<ref>{{Literatur |Autor=Winfried Hecht |Titel=Rottweil
|{{JULGREGDATUM|22|11|1583|FormatJUL=j.}}
|
Zeile 188 ⟶ 185:
|
|-
| [[Hochstift Paderborn]]<ref>{{Cite journal |
| data-sort-value="1585-07-14" | {{JULGREGDATUM|14|7|1585|FormatJUL=j.}}
|
Zeile 224 ⟶ 221:
| data-sort-value="1648" | ab 1648 {{FN|*5}}
|
| data-sort-value="
|-
| data-sort-value="Schweiz" | [[Kanton Wallis]]<ref name="Grotefend26" />
Zeile 230 ⟶ 227:
|
|-
| data-sort-value="Schweden" | [[Königreich Schweden]] mit Finnland (versuchte allmähliche Einführung) {{FN|*9}}
| data-sort-value="1700-02-28" | 28. Februar.<sup>jul.</sup>/
|
| data-sort-value="1712-29-2" |
|-
| [[Dänemark-Norwegen]]
Zeile 245 ⟶ 242:
| [[Grafschaft Lippe]]
| data-sort-value="1700-03-01" | {{JULGREGDATUM|1|3|1700}}
| 1700<ref>{{Literatur |Autor=Hans Kiewning |Titel=Lippische Geschichte. |Hrsg=Adolf Gregorius
|-
| data-sort-value="Niederlande" | [[Provinz Overijssel]] und [[Provinz Utrecht]] der Niederlande
Zeile 297 ⟶ 294:
| data-sort-value="Amerika" | [[Alaska]] als Department of Alaska Teil der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]
| 1867
|
|-
Zeile 353 ⟶ 349:
|-
| data-sort-value="Griechenland" | [[Königreich Griechenland]] (außer [[Athos]])
| data-sort-value="1923-03-01" | {{JULGREGDATUM|1|3|1923}}<ref name="ethnos">{{Literatur
|
|}
Zeile 363 ⟶ 359:
{{FNZ|*5|Jeweils nach der Eingliederung in das [[Königreich Frankreich (987–1791)|Königreich Frankreich]].}}
{{FNZ|*6|Damit konnte der [[Kalenderstreit]], der von 1583 bis 1700 insbesondere in deutschen Landen zu fortwährenden Problemen in Diplomatie und Handel führte, weitgehend überwunden werden.}}
{{FNZ|*7|Von {{GREGDATUM|
{{FNZ|*8|[[Augsburger Kalenderstreit]]: Nach Einführung des Gregorianischen Kalenders durch Mehrheitsbeschluss des Rats im Januar 1583 leisteten die evangelischen Prediger und ein Teil der evangelischen Ratsfraktion Widerstand. Es kam zur Anrufung des [[Reichskammergericht]]s, das die Kalenderreform zunächst untersagte, dann aber im Mai 1584 gestattete. In der Folge kam es zu bewaffneten, tumultartigen Unruhen, nach deren Niederschlagung der neue Kalender im Juni 1584 allgemein akzeptiert wurde.}}
{{FNZ|*9|1699 wurde eine allmähliche Einführung ab 1700 beschlossen, aber nur unzureichend durchgeführt, und dann wieder rückgängig gemacht, was zu einem 30.
}}
Zeile 371 ⟶ 367:
Nur die Länder [[Spanien]], [[Portugal]], [[Polen]] und teilweise [[Italien]] übernahmen den gregorianischen Kalender tatsächlich am Donnerstag, dem 4. Oktober 1582 (es folgte dann Freitag, der 15. Oktober 1582). Die meisten katholischen Länder [[Europa]]s folgten in den nächsten Jahren, während die [[Protestantismus|protestantischen]] Länder den neuen vom Papst dekretierten Kalender zunächst ablehnten. Vor dem Hintergrund der einsetzenden [[Konfessionalisierung]] führte dies zu heftigen Polemiken, beispielsweise brachte der [[Kalenderstreit]] die seit 1555 bikonfessionelle Stadt [[Augsburg]] 1584 an den Rand eines Bürgerkriegs. Ähnliches ereignete sich bei den [[Kalenderunruhen in Riga]]. Im selben Jahr führten ihn die meisten katholischen [[Kanton (Schweiz)|Kantone]] der [[Schweiz]] ein; dort folgte damals auf den 28. Februar der 11. März 1584. Einige katholische schweizerische Territorien folgten allerdings erst später, nämlich [[Kanton Unterwalden|Unterwalden]] im Juni 1584, das [[Kanton Wallis|Wallis]] 1655 und katholisch [[Kanton Glarus|Glarus]] 1700.
Die ersten 117 Jahre nach 1582 betrug der Datumsunterschied zwischen gregorianischem und julianischen Kalender unverändert und einprägsam zehn Tage, da die neue Schaltjahresregelung (kein Schaltjahr bei Jahrhundertwechsel mit nicht durch 400 teilbarer Jahreszahl) nur theoretisch zu bedenken war. Mit deren erstmaliger aktueller Anwendung nach dem 28. Februar 1700 stand jedoch eine Erhöhung der Differenz von zehn auf elf Tage an. Dadurch drohte aus der Perspektive Ende des 17. Jahrhunderts ein weiteres Festhalten am julianischen Kalender die Umrechnung auf den gregorianischen Kalender weiter zu erschweren, erweitert um die Diskussion, ob man ihn angesichts dessen um einzelne Elemente der Reform wie die neue Schaltjahresregelung (was das Anwachsen der Differenz vermieden hätte) oder die verbesserte Osterberechnung ergänzen solle.
Die evangelischen Territorien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] übernahmen den gregorianischen Kalender erst 1700, 118 Jahre nach dessen erster Einführung, nach einem Beschluss des [[Corpus Evangelicorum]]. Außerhalb des Reiches hatte schon 1612 das mit dem [[Kurfürstentum Brandenburg]] in [[Personalunion]] verbundene [[Herzogtum Preußen]] als erstes protestantisches Territorium den katholischen Kalender eingeführt, auf Druck des Lehnsherrn [[Königreich Polen]].<ref>{{Internetquelle |autor=Regina Kusch |hrsg=[[Deutschlandfunk]] |titel=Als Preußen zehn Tage aus dem Jahr 1612 strich |url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1853239/ |datum=2012-09-02 |abruf=2012-09-02}}</ref> Auf den 18. Februar folgte im Reich unmittelbar der 1. März 1700. An diesem Tag erhöhte sich die Differenz zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender von zehn auf elf Tage, wodurch sich bei einem weiteren Festhalten am julianischen Kalender die Umrechnung auf den gregorianischen Kalender weiter verkompliziert hätte. Zuvor mussten beispielsweise Verträge zwischen katholischen und protestantischen [[Fürst]]en mit beiden Daten versehen werden, etwa als 3./14. April 1750 (siehe Beispiel rechts). Um die Jahreswende differierten die Jahreszahlen zwischen den Gebieten des alten und des neuen Kalenders. Aus dieser Zeit stammt der Ausdruck „[[zwischen den Jahren]]“ für die Tage nach Weihnachten.▼
▲Die evangelischen Territorien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] übernahmen den gregorianischen Kalender
[[Datei:Jul-Greg-George-II-1750.tif|mini|alt=Final paragraph of a handwritten document dated 3/14 April 1750, date given according Julian/Gregorian calendars|Deutscher Vertrag von 1750, in England unterschrieben, datiert nach beiden Kalendersystemen]]
Das Königreich [[Dänemark]], zu dem damals auch [[Norwegen]] und [[Island]] gehörten, führte den gregorianischen Kalender ebenfalls vom 18. Februar auf den 1. März 1700 ein. Die reformierten Orte der Schweiz folgten knapp ein Jahr später, sie sprangen vom 31. Dezember 1700 auf den 12. Januar 1701, allerdings mit vier Ausnahmen: Der protestantische [[Halbkanton]] [[Kanton Appenzell Ausserrhoden|Appenzell Ausserrhoden]]<!--sic!-->, die protestantische Stadt [[St. Gallen]] und die protestantischen Teile von [[Kanton Glarus|Glarus]] schlossen sich erst 1724 an, und in [[Kanton Graubünden|Graubünden]] erfolgte der offizielle Übergang zum neuen Kalender je nach Gemeinde zwischen 1760 und 1812. Der alte Kalender blieb aber in einigen Gegenden der Schweiz noch länger in der Bevölkerung lebendig; so wurde im evangelischen Engadin Neujahr bis etwa 1870 am 13. Januar gefeiert,<ref>''[[Dicziunari Rumantsch Grischun]],'' Artikel ''Büman'' (Band II, Seite 602 ff.), laut einer Angabe von etwa 1910, dass dies „noch vor 40 Jahren“ der Fall gewesen sei.</ref> und die Appenzeller [[Silvesterklaus|Silvesterkläuse]] treten noch immer am 13. Januar auf, dem 31. Dezember nach dem julianischen Kalender ([[Alter Silvester]]).
In [[England]] (und auch in den späteren [[Vereinigte Staaten|USA]]) wurde der gregorianische Kalender in der Nacht vom 2. auf den 14. September 1752 eingeführt, in [[Schweden]] vom 17. Februar auf den 1. März 1753. Die Osterrechnung blieb im Heiligen Römischen Reich noch mehr als 70 Jahre unterschiedlich, was in den Jahren 1724 und 1744 zu unterschiedlichen Terminen führte (1724: ev. 9., kath. 16. April; 1744: ev. 29. März, kath. 5. April) und auch 1778 und 1798 dazu geführt hätte. Auf Antrag [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrichs des Großen]] beschloss das Corpus Evangelicorum am 13. Dezember 1775 ein Reichsgutachten anzunehmen, in dem man die freiwillige Einigung betonte. In Vermeidung des päpstlichen Namens wurde der „Verbesserte Reichskalender“ angenommen. Kaiser [[Joseph II.]] bestimmte daraufhin im Einvernehmen mit allen Reichsständen im Jahre 1776 unter förmlicher Bestätigung des Gutachtens den gregorianischen Kalender als „Verbesserten Reichskalender“.<ref>Günther Winkler: ''Zeit und Recht.'' Band 100: von ''Forschungen aus Staat und Recht.'' Springer, 1995, ISBN 978-3-211-82763-5, S. 330 ({{Google Buch |BuchID=x1lkv6U3U0kC |Seite=330}}).</ref><ref>[[Peter Aufgebauer]]: ''Zwischen Astronomie und Politik. Gottfried Wilhelm Leibniz und der „Verbesserte Kalender“ der deutschen Protestanten.'' In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 81, 2009, S. 385–404.</ref> Die evangelischen Kantone der Schweiz, Dänemark und Schweden schlossen sich dieser Regelung ebenfalls an.<ref>Ludwig Ideler: ''Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie.'' Band 2. August Rücker, Berlin 1826, S. 325 ({{archive.org|handbuchdermath06idelgoog|Ausgabe=DS|Fragment=page/n332/mode/2up}}).</ref>
Zeile 381:
In [[Japan]], wo zuvor mit einigen Abweichungen der [[Chinesischer Kalender|chinesische Kalender]] gegolten hatte, wurde der gregorianische Kalender am 1. Januar 1873 im Zuge der Modernisierung des Landes eingeführt. Nur in der Jahreszählung verwendet Japan bis heute gleichzeitig ein eigenes System (siehe [[japanische Zeitrechnung]]), in dem die Jahre seit Regierungsantritt des jeweils amtierenden Kaisers gezählt werden; diese Zahl wird durch ein von Kaiser zu Kaiser wechselndes zweisilbiges Motto ([[Nengō]]) ergänzt.
Die orthodoxen Länder Osteuropas, also auch [[Russisches Kaiserreich|Russland]], behielten den [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts bei. Da die Jahre 1700, 1800 und 1900 nach dem julianischen Kalender Schaltjahre sind, machte seit 1900 (und macht noch bis zum Jahr 2100) die Abweichung vom gregorianischen Kalender mittlerweile 13 Tage aus. Die russische [[Oktoberrevolution]] vom 25. Oktober 1917 war nach dem gregorianischen Kalender eigentlich eine „Novemberrevolution“ vom 7. November. An diesem Kalendertag wurde die Revolution auch bis zum Ende der [[Sowjetunion]] gefeiert, nachdem Russland am 14. Februar 1918 die neue Kalenderrechnung eingeführt hatte. Einige [[orthodoxe Kirche]]n (z. B. in [[Russland]], [[Serbien]] und [[Georgien]]) begehen ihre feststehenden Feste weiterhin nach dem julianischen Kalender. Ihr [[Weihnachten|Weihnachtsfest]] (25. Dezember) fällt darum derzeit auf den 7. Januar (gregorianischer Kalender). Andere orthodoxe Kirchen (z. B. in [[Griechenland]] und [[Bulgarien]]) verwenden hierfür den sogenannten [[Griechisch-Orthodoxer Kalender|neo-julianischen Kalender]], der bis zum Jahr 2799 dem gregorianischen Kalender entsprechen wird. Alle orthodoxen Kirchen berechnen [[Osterdatum|Ostern]] und die anderen beweglichen Feste nach dem julianischen Frühlingsanfang sowie nach dem Vollmond im Mondzirkel; das Fest fällt daher nur gelegentlich mit dem Osterdatum der westlichen Kirchen zusammen; meistens sind es eine, vier oder fünf Wochen später als im Westen.
Am 1. Januar 1912, nach dem Sturz des Kaiserreiches, übernahm auch die [[Republik China (1912–1949)|Republik China]] den gregorianischen Kalender, der sich aber wegen der Beherrschung weiter Teile des Landes durch [[Warlord]]s nicht durchsetzen konnte. Die von der [[Kuomintang]] gestellte Regierung veranlasste seine Verwendung schließlich ab dem 1. Januar 1929 in den von ihr beherrschten Gebieten. Die [[Volksrepublik China]] verwendet ihn seit ihrer Proklamation am 1. Oktober 1949.
Komplizierter ist die Lage in der [[Türkei]]. Diese übernahm nach dem vorherigen Beschluss ihrer Nationalversammlung vom 26. Dezember 1925<ref>{{Literatur |Autor=Esin İleri |Titel=Lehrbuch der türkischen Sprache |ISBN=3-87548-344-8 |Seiten=159
Die nicht zeitgleiche Einführung des gregorianischen Kalenders in den verschiedenen Ländern sorgt bis heute für Verwirrung: So sind sowohl [[William Shakespeare]] als auch [[Miguel de Cervantes]] am 23. April 1616 gestorben, obwohl Shakespeare Cervantes um zehn Tage<!-- (12. November 2007) 10, nicht 11 (wie hier schon wiederholt falsch; letzte Korr.: 21.6., 21.10.); der Sprung von zehn auf elf Tage erfolgt erst 1700 (nicht: 1600) ! --> überlebt hat. Auch die Feiern des Geburtstags von [[George Washington]] wurden in den USA verschiedentlich am 11. und am 22. Februar ausgerichtet, bis es zu einer bundesgesetzlichen einheitlichen Feiertagsregelung kam.
Zeile 406:
=== Schaltregeln ===
[[Datei:Gregoriancalendarleap solstice.svg|mini|440x440px|Der [[Funktionsgraph]] in diesem [[Koordinatensystem]] zeigt die zeitlichen Verschiebungen zwischen den astronomischen Messungen der realen Jahreslängen, dem sogenannten [[Tropisches Jahr|tropischen Jahr]], und den Kalenderjahren, die sich aus den Jahreslängen des gregorianischen Kalenders ergeben.
Die großen „Sprungstellen“ in den [[Gemeinjahr]]en 1800, 1900, 2100, 2200 ergeben sich aus der 100-Jahre-Schaltregel. Im [[Schaltjahr]] 2000 gab es nur eine kleine „Sprungstelle“, die durch die 400-Jahre-Schaltregel bedingt ist.]]
# Die durch vier ganzzahlig teilbaren Jahre der [[Christliche Zeitrechnung|christlichen Zeitrechnung]] sind wie bisher im julianischen Kalender Schaltjahre. Da jedes vierte Kalenderjahr einen Tag länger als die 365 Tage langen, dazwischen liegenden [[Gemeinjahr]]e ist, beträgt die mittlere Länge eines Kalenderjahres 365,25 Tage, was aber gegenüber dem [[Tropisches Jahr|tropischen Jahr]] mit 365,24219 Tagen zu lang ist (einen Tag Abweichung nach 128 Jahren).
# In den durch 100 ganzzahlig teilbaren (und damit auch durch vier ganzzahlig teilbaren) Jahren (1600, 1700, 1800, 1900, 2000, 2100 usw.) entfällt entgegen der ersten (julianischen) Regel der Schalttag, so dass das mittlere Kalenderjahr mit 365,24 Tagen nur noch etwa 0,0022 Tage vom tropischen Jahr abweicht, etwas zu kurz ist (einen Tag Abweichung nach 457 Jahren).
Zeile 424:
: 146.097 d / 7 d/wo = 20.871 wo (400 Jahre umfassen 20.871 Wochen)
: 400 a · 52 wo/a = 20.800 wo (400 Jahre zu 52 Wochen ergäben 20.800 Wochen)
: 20.871 wo – 20.800 wo
Die überzähligen 71 Wochen verteilen sich auf 71 Jahre mit einer 53. Kalenderwoche.
Zeile 439:
Im gregorianischen Kalender beträgt die Dauer des Osterzyklus 5.700.000 Jahre.
== Sonstiges ==
▲Der [[Darischer Kalender|Darische Kalender]] ist ein [[Kalenderentwürfe|Kalenderentwurf]] für den Planeten [[Mars (Planet)|Mars]], der im Wesentlichen auf den gleichen Prinzipien basiert wie der gregorianische Kalender.<ref>Thomas Gangale: [https://ops-alaska.com/time/gangale_mst/darian.htm Martian Time
== Siehe auch ==
Zeile 455 ⟶ 458:
{{Commons|Wikitable calendar|Wikitable Kalender}}
{{Wiktionary|gregorianischer Kalender}}
* {{DNB-Portal|4158128-3}}
'''Allgemein'''
Zeile 470 ⟶ 474:
<references responsive />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4158128-3|LCCN=sh85018834}}
[[Kategorie:Gregorianischer und julianischer Kalender|!]]
|