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[[Datei:Tripota Hans Sachs portraits bps bps 0072 p 900 (cropped).jpg|mini|Hans Sachs, Holzschnitt von [[Michael Ostendorfer]] (1545) [[Datei:Signatur Hans Sachs.JPG|rahmenlos|centre|150px]]]]
'''Hans Sachs''' (* [[5. November]] [[1494]] in [[Nürnberg]]; † [[19. Januar]] [[1576]] ebenda) war ein Nürnbergerdeutscher [[Schuhmacher]], [[Spruchdichtung|Spruchdichter]], [[Meistersinger]] und [[Dramatik]]er.
 
== Biografie ==
[[Datei:Hans Sachs - Wittembergisch Nachtigall 1525.jpg|mini|''Die Wittembergisch Nachtigall, die man yetz höret uberall'' (1523)]]
 
Hans Sachs wurde am 5. November 1494 als Sohn des [[Schneider]]meisters Jörg Sachs geboren. Nach dem Besuch einer [[Lateinschule]] absolvierte er von 1509 bis 1511 eine [[Schuhmacher]]lehre. Anschließend ging er, wie damals üblich, für fünf Jahre auf [[Wanderjahre|Gesellenwanderung]].<ref>Walter Tauber: ''Der Wortschatz des Hans Sachs – Band 1 – Untersuchungen''. Walter deDe Gruyter, 1983, ISBN 3-11-009554-8, S. 1–2.</ref> Während dieser Zeit diente er vorübergehend am Hof [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilians I.]] in [[Innsbruck]] und soll sich dort zum Studium des [[Meistersinger|Meistersangs]] entschlossen haben. Daraufhin begann er im selben Jahr Unterricht bei Meister [[Lienhard Nunnenbeck]] in [[München]] zu nehmen. 1516 ließ sich Sachs dann endgültig in Nürnberg nieder, wurde 1520 Schuhmachermeister, aktives [[Zunft]]mitglied der Meistersinger und zeitweise deren Vorsitzender (um 1555).
 
Am 1. September 1519 heiratete er Kunigunde Creutzer (* 1502). Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, die er jedoch alle überlebte. Nachdem Kunigunde 1560 gestorben war, heiratete er am 2. September 1561 die junge Witwe Barbara Harscher.
 
Schon früh stellte sich Sachs auf die Seite der [[Reformation]] und verbreitete die Lehre [[Martin Luther]]s, zum Beispiel mit seinem Gedicht ''Die Wittenbergisch Nachtigall'' (1523). Mit dieser volkstümlichen Darstellung der Lehren Luthers erlangte er ersten Ruhm.<ref>''Die wittembergisch nachtigal, die man iez höret überal'' bei [http://www.zeno.org/nid/20005572983 zeno.org]</ref> In der Folge produzierte Sachs mehr als 6000 Werke, viele davon in [[Knittelvers]]en (Merkvers: „Der Hans Sachs, der war ein Schuh-&nbsp;/ macher und Poet dazu“), und wurde zu einem der bekanntesten Dichter des 16. Jahrhunderts. Hans Sachs starb am 19. Januar 1576 und wurde auf dem Nürnberger [[Johannisfriedhof (Nürnberg)|Johannisfriedhof]] (in der Grabstätte St. Johannis I / 0503) bestattet.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.st-johannisfriedhof-nuernberg.de/pdf/st-johannisfriedhof_prominente_beruehmte-graeber.pdf |titel=Berühmte Verstorbene auf dem St. Johannis Friedhof in Nürnberg |werkabruf=2020-12-15 |hrsgarchiv-url=https://web.archive.org/web/20211108203226/http://www.st-johannisfriedhof-nuernberg.de/pdf/st-johannisfriedhof_prominente_beruehmte-graeber.pdf |archiv-datum=2021-11-08 |abrufoffline=2020-12-15ja |sprachearchiv-bot=2023-05-25 04:03:13 InternetArchiveBot }}</ref>
 
== Zeitgenössische Bedeutung ==
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Die historische Bedeutung der Meistersingerbewegung liegt in der Tatsache, dass diese Bürger dazu anregte, Dichtung nur zum eigenen Vergnügen und dem der eigenen Verwandtschaft zu betreiben. Seine [[Fastnachtsspiel]]e gelten als seine besten Werke und werden heute noch aufgeführt. Darin und in einigen anderen seiner Werke geht er über die Regeln eines echten Meistersangs hinaus.
 
Von den Kompositionen des Hans Sachs blieb vor allem die ''Silberweise'' (gedichtet und vertont 1512), erschienen in der [[Zwickauer Handschrift]], in Erinnerung. Teile daraus werden auch in den Chorälen ''[[Wachet auf, ruft uns die Stimme]]'' und ''[[Ein feste Burg ist unser Gott]]'' zitiert.<ref>Karl Aichele und Bernhard Binkowski (Hrsg.): ''Unser Liederbuch. Oberstufenband. Musikkunde mit Beispielen.'' Metzler, Stuttgart 1958, S. 31.</ref>
 
Im [[17. Jahrhundert]] geriet Sachs weitgehend in Vergessenheit. Umso bemerkenswerter ist seine mehrfache Erwähnung durch [[Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen|Grimmelshausen]] im Roman ''[[Der abenteuerliche Simplicissimus]]''. Erst durch [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]], [[Christoph Martin Wieland|Wieland]], [[Albert Lortzing|Lortzing]] (Oper ''[[Hans Sachs (Oper)|Hans Sachs]]'') und vor allem durch [[Richard Wagner]], der Hans Sachs in seiner Oper ''[[Die Meistersinger von Nürnberg]]'' zu einer der Hauptfiguren machte, wurde er wiederentdeckt.
 
== Werke ==
[[Datei:DBP 1976 877 Hans Sachs.jpg|miniaturmini|200px|[[Briefmarken-Jahrgang 1976 der Deutschen Bundespost|Briefmarke 1976]] zum 400. Todestag]]
 
=== Übersicht ===
Hans Sachs schrieb über 6000 Stücke unterschiedlicher Natur, davon mehr als 4000 Meistergesänge. Exakte Angaben variieren je nach Sekundärliteratur stark, hauptsächlich weil es nicht immer klar ist, ob es sich um ein Einzelwerk oder um eines in größerem Kontext handelt. Auch ist der Vergleich der Quellen schwer, da Werke durch verschiedene Autoren in verschiedene Kategorien eingeordnet werden.
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Um der städtischen Bevölkerung religiöse und weltliche Bildung nahezubringen, lässt Sachs im Prosadialog fiktive Personen die Probleme der Reformation und der richtigen Lebensführung diskutieren. Sachs ging es hier oft darum, die Interessen des Handel treibenden Bürgertums zu vertreten, indem er Frieden, Ordnung, Ehrbarkeit und Vernunft propagierte.
 
Die Meistersinger-Bände gehörten früher der Zwickauer [[Ratsschulbibliothek Zwickau|Ratsschulbibliothek]].<ref>''Zwickau und Umgebung: Deutschland-Bildheft Nr.&nbsp;186.'' Universum Verlagsanstalt, Berlin 1936.</ref> Heute findet man den größten Teil des Nachlasses an Meistergesängen und Spruchgedichten im [[Archivsparten#Kommunalarchive|Stadtarchiv]] von [[Zwickau]]. Allein von den weltweit insgesamt noch zwanzig vorhandenen Bänden<ref>Hans Sachs: ''Werke.'' Herausgegeben von [[Adelbert von Keller]] (ab Bd.&nbsp;13: und Edmund Goetze). 26 Bände. Tübingen 1870–1909 (=[[Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart]]).</ref> sind hier vierzehn Bände und das Generalregister vorhanden. Im Einzelnen sind dies zwei Quart- und sechs Foliobände Meistergesänge (MG&nbsp;2,3,4,5,8,12,13 und 15), sechs Foliobände Spruchgedichte (SG&nbsp;4,11,12,13,16 und 18) sowie das Sachs’ Werkverzeichnis<ref>Benny Dressel, Sachgebietsleiter Sicherung/Erschließung, Mitteilung aus dem Stadtarchiv Zwickau vom 28.&nbsp;Februar 2011.</ref> und sein Lebensrückblick ''Summa all meiner Gedichte''.<ref>Wilhelm Richard Berger (Hrsg.): ''Hans Sachs''. ''Schumacher und Poet''. Sociäts-Verlag, Frankfurt a.am M.Main 1994, ISBN 3-7973-0577-X.</ref>
{{Doppeltes Bild|rechts|Hans Sachs Die Wittenbergisch Nachtigall.jpg|182|Hans Sachs Die Wittenbergisch Nachtigall Text.jpg|200|Hans Sachs: ''Die Wittenbergisch Nachtigall'', [[Eilenburg]] 1523, Titel und Text}}
[[Datei:DBP 1976 877 Hans Sachs.jpg|miniatur|[[Briefmarken-Jahrgang 1976 der Deutschen Bundespost|Briefmarke 1976]] zum 400. Todestag]]
 
Weitere wichtige Werke:
* ''Das HofgesinHofgesind der Venus'' (Fastnachtsspiel, 1517)
* ''Die Wittenbergisch Nachtigall'' (Gedicht, [[Nikolaus Widemar]] 1523)
* ''Dialoge'' (1524), Neuausgabe: [[Insel-Bücherei]] 579/2 (1976)
* ''[[Schlaraffenland]]'' (Schwank, 1530)
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In Nürnberg wurde 1894 das Hans-Sachs-Fest durchgeführt und ein Gedenkblatt von dem Architekten und Maler [[Carl Hammer]] (1845–1897) als Farblithografie gestaltet.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.museumszeitung.de/pdf/44/msn_2_museumszeitung_ausgabe_44.pdf?aktuell |wayback=20131212055345 |text=Lithographie }}, abgerufen am 9. Januar 2012</ref>
 
Sachs ist Namensgeber des [[Hans-Sachs-Haus]]es, des Rat- und Bürgerhauses der Stadt [[Gelsenkirchen]]. Schulen in [[Nürnberg]] ([[Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg|Hans-Sachs-Gymnasium]]), [[Liste der Schulen in Oberhausen|Oberhausen]], Winterbach in Bayern, Köln, Schwaz (Österreich) und vormals auch in Berlin (Hans-Sachs-Oberschule) tragen seinen Namen, außerdem mehrere Straßen in Deutschland und Österreich (''siehe [[Hans-Sachs-Straße]]''). Nach ihm benannt wurde auch eine in den 1860er Jahren gebaute bayerische Dampflokomotive der Gattung [[Bayerische B VI| B VI]].
 
Der '''Hans-Sachs-Preis''' war ein von der Stadt Nürnberg in den 1970er Jahren zweimal verliehener [[Literaturpreis]]. Danach verhinderten Kürzungen des Kulturetats eine weitere Vergabe. Die beiden Preisträger waren 1975 [[Fitzgerald Kusz]] für den Einakter ''Feich'' und 1976 [[Franz Hohler]] für kurze Theaterstücke.
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* Salomon Ranisch: ''Historischkritische Lebensbeschreibung Hanns Sachsens ehemals berühmten Meistersängers zu Nürnberg'', Altenburg 1765 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10066413_00003.html online]
* [[Johann Heinrich Häßlein|Johann Heinrich Haesslein]]: ''Hanns Sachsens sehr herrliche schöne und wahrhafte Gedicht, Fabeln und gute Schwenck''. In einem Ausz. aus dem 1. Buch mit beygefügten Worterklärungen von Johann Heinrich Hässlein. Raspe, Nürnberg 1791, XXIV, 415&nbsp;S.
* [[Wolfgang Adolf Gerle]]: ''Historien und gute Schwänke des Meister: Hanns Sachs''. Hrsg. von Konrad Spät genannt Frühauf (d.&nbsp;i. Wolfgang Adolf Gerle). K. A. Hartleben, Pesth 1818, VI, 208&nbsp;S.
* ''Die Volksdichter Hans Sachs und [[Johann Konrad Grübel]] im Zusammenhange mit der geschichtlichen Entwicklung der deutschen Poesie betrachtet''. Zur Feier des 100-jährigen Geburtstags Grübels, den 3. Juni 1836. Riegel und Wiessner, Nürnberg 1836, 51&nbsp;S.
* A. Bomback: ''Hans Sachs als dramatischer Dichter''. Rottweil, Gymnasium und Realschule, Einladungsschrift zur Geburtstagsfeier für Wilhelm I. und zu den öffentlichen Prüfungen. Uhl, Rottweil 1847, 30&nbsp;S.
* Johann Leonhard Hoffmann: ''Hans Sachs. Sein Leben und Wirken aus seinen Dichtungen nachgewiesen''. Bauer und Raspe (Julius Merz), Nürnberg 1847. [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10066415_00003.html Digitalisat MDZ]
* Edmund Goetze: ''Hans Sachs''. Buchnersche Verlagsbuchhandlung, Bamberg 1890. [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00010005/images/index.html?id=00010005&fip=yztsewqeayayztsfsdrxdsydqrsxdsydxdsydw&no=1&seite=3 Digitalisat MDZ]
* [[Ernst Mummenhoff]]: ''Hans Sachs. Zum 400jährigen Geburtsjubiläum des Dichters'',. Nürnberg 1894, 141&nbsp;S.
* [[Emil Weller]]: [http://books.google.com/books?id=aC04AQAAIAAJ&printsec=frontcover&dq=Emil+Weller&hl=de&ei=QE4KTr2ZC4Gh-QavnPXOAg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2&ved=0CDIQ6AEwATgK#v=onepage&q&f=false ''Der Volksdichter Hans Sachs und seine Dichtungen. Eine Bibliographie''. Jacob Sichling, Nürnberg 1868.]<ref>Reprint Sändig, Wiesbaden 1966</ref>
* Hanns Holzschuher: ''Hans Sachs in seiner Bedeutung für unsere Zeit.'' In: ''Die Literatur'' Bd.&nbsp;31 hrsg. Georg Brandes, Marquardt (ca. 1900).
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* Eli Sobel: ''Luther and Hans Sachs.'' In: [[Gerhard Dünnhaupt]] (Hrsg.): ''The Martin Luther Quincentennial.'' Detroit 1985, S.&nbsp;129–141.
* Geschichte Für Alle e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''Hans Sachs und Nürnberg. Ein Stadtrundgang zum 500.&nbsp;Geburtstag 1994.'' Nürnberg 1994.
* Niklas Holzberg: ''Hans Sachs.'' Kohlhammer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-17-037749-3.
 
=== Fiktionales ===
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* [[Ann-Charlott Settgast]]: '' Schuhmacher und Poet dazu. Roman um Hans Sachs.'' Schwerin 1954.
* {{ADB|30|113|127|Sachs, Hans|Edmund Goetze|ADB:Sachs, Hans}}
* {{NDB|22|330|332|Sachs Hans|[[Johannes Rettelbach]]|118604597}}
 
== Weblinks ==
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* [https://archive.org/search.php?query=Hans%20Sachs&and&#91;&#93;=languageSorter%3A%22German%22 Hans Sachs] im Internet Archive
* Holger Noltze: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/sachs-100.html ''05.11.1494 - Geburtstag des Dichters Hans Sachs''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 5. November 2019 (Podcast)
* [https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000001667?lang=de&fbclid=IwAR0n1u563b3ZEGZ73gJolhiZh9kIvlnL9bSjLgXLogixIkn8owllrqmwf-4 Hans Sachs, Die wittembergisch Nachtigall, Bamberg 1523 (Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 1535)] – blätterbares Digitalisat im Kulturportal bavarikon
 
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Literatur (16. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Literatur (Frühneuhochdeutsch)]]
[[Kategorie:Reformation (Literatur) der Reformation]]
[[Kategorie:Fastnachtsspiel]]
[[Kategorie:Spruchdichtung]]