Herbern (Ascheberg)

Ortsteil der Gemeinde Ascheberg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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Herbern ist ein Ort in Ascheberg, Kreis Coesfeld,Nordrhein-Westfalen. Seit der kommunalen Neugliederung 1975 wurde die ehemals selbstständige Gemeinde Teil von Ascheberg. Die Einwohnerzahl beträgt zirka 5.400.[1]

Pfarrkirche St. Benedikt im November 2010

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 889 in einem Dokument des Klosters Werden.

David von Schlebrügge war bis 1816 Bürgermeister von Herbern. Anschließend wurde er zum Landrat des neuen Kreises Lüdinghausen bestimmt.

Um das Jahr 1600 hatte Herbern mehr als 2000 Einwohner. Die Bevölkerung litt unter den Begleitumständen des Dreißigjährigen Krieges und einer Pestepidemie im Jahr 1635. Ihre Anzahl wurde auf 300 fast dezimiert. Etwa um 1820 war die Einwohnerzahl von etwa 2000 wieder erreicht. Bis 1974 stieg sie auf rund 4700 etwa gleichmäßig an.[2]

Der letzte Wolf Westfalens

Eine Begleiterscheinung des Dreißigjährigen Krieges war eine Wolfsplage, der man am Ende des 17. Jahrhunderts fast gänzlich Herr geworden war. Die undurchdringlichen Wälder des Sauerlandes waren die letzten Schlupfwinkel der Wölfe geworden. Im Winter 1834/35 wurde daraufhin ein wohl von dort übergewechselter Wolf in der münsterländischen Davert gesichtet, der seine räuberischen Streifzüge immer weiter ausdehnte. Wochenlang entging er listenreich immer wieder den Jägern.

Immer häufiger wird dann Mitte Januar 1835 der Wolf hier in der Umgebung von Herbern gesichtet, sodass man sich entschloss, für den 19. Januar 1835 ein großes Wolfstreiben mit vielen Jägern aus der ganzen Umgebung anzusetzen. Es gelingt auch, den Wolf einzukreisen und schließlich ist es der Gastwirt Joseph Hennemann, der zwei Schüsse auf das Tier abgibt. Der Wolf aber, obwohl offensichtlich getroffen, bricht nicht zusammen. Verwundert hört dann Hennemann kurz darauf hinter der Hecke zwei weitere Schüsse fallen. Es sind die von Merveldschen Jäger vom Schloss Westerwinkel, die vor ihm den verendeten Wolf erreichen und nun behaupten, dass sie den Wolf erlegt haben. Sie bringen ihn nach Münster, wo er auf dem von Merveldschen Hof zur Schau gestellt wird.

Der Konservator am Münsterischen Universitätsmuseum machte dem ausgebrochenen Streit, anhand eine amtliche Auskunft über das Ergebnis einer von der Regierung angeordneten Obduktion und Untersuchung des Wolfes, ein Ende. „Aus dem oben angeführten ist es daher ganz bestimmt, dass Hennemann, und nur dieser allein, den Wolf erlegt hat und das hierüber nicht der mindeste Zweifel bleibt“.

Aus Anlass der hundertsten Wiederkehr dieses Tages wurde ein Gedenkstein errichtet, der an der B54 Richtung Werne aufgestellt ist. [3]

Judenrettung

Zur Zeiten der Judenverfolgung in der NS-Zeit wurde die Jüdin Marga Spiegel mit ihrer Tochter Karin auf dem Hof Aschoff in Herbern versteckt und somit vor der drohenden Deportation in ein Zwangslager bewahrt. Dort konnten sie zwei Jahre unter falschem Namen leben und sich bis zum Ende des Krieges in Sicherheit bringen. Obwohl Heinrich Aschoff NSDAP-Mitglied war, durfte sich ihr Mann Menne Spiegel in den Ställen verstecken. Sie schrieb über diese Geschehnisse ein Buch „Retter in der Nacht. Wie eine jüdische Familie in einem münsterländischen Versteck überlebte.“, welches im Jahre 2009 unter dem Titel Unter Bauern – Retter in der Nacht verfilmt wurde.

mit Herbern verbunden

Sehenswürdigkeiten

 
Auferstehungskirche in Herbern im November 2010
  • Pfarrkirche St. Benedikt: In Herbern befindet sich die dreischiffige nachgotische Katholische Pfarrkirche St. Benedikt, die 1666 an Stelle des bereits seit 1188 bestehenden Baus errichtet wurde. Der Turm hingegen fußt noch auf dem Originalbau und wurde erst 1708 vollendet. Im 19. Jahrhundert wurde St. Benedikt nochmals im neuromanischen Stil umgebaut. Seit 2006 befindet sich im Kirchenfoyer eine Stempelstelle des westfälischen Jakobswegs. Der baltisch-westfälische Jakobsweg wurde am 7. April 2008 am Schloss Westerwinkel eröffnet.
  • In Herbern wurde im Jahr 1952 die Auferstehungskirche gebaut[4], die von der Evangelischen Kirchengemeinde in Herbern genutzt wird. Die Gemeinde ist als dritter Bezirk der Evangelischen Kirchengemeinde Werne angegliedert.[5]
  • Schloss Westerwinkel und dem englischen Landschaftspark
  • Haus Itlingen

Wirtschaft

  • Raguse GmbH, Hersteller medizinischer Spezialverbände und Wundverschlüsse, ca.50 von 500 Angestellten in Herbern, Tochterfirma in Rumänien[6] [7]

Verkehr

Herbern liegt nahe der Bundesautobahn 1, die nächste Autobahnabfahrt ist Ascheberg.

Einzelnachweise

  1. Geschichte von Herbern, abgerufen am 25. Oktober 2009
  2. Heinrich A. Mertens und Josef Limbach: Aus der Geschichte des Kreises Lüdinghausen 1803–1974. Verlag Lonnemann, Selm, 1974, ohne ISBN
  3. http://www.lausitz-wolf.de/index.php?id=33
  4. http://www.ev-kirche-herbern.de/Geschichte/geschichte.html
  5. http://www.ev-kirche-herbern.de/Kontakt/kontakt.html
  6. Westfälischer Anzeiger vom 25. November 2010, Seite 14, "Raguse GmbH expandiert, Heimisches Unternehmen investiert drei Millionen Euro am Standort Herbern"
  7. Homepage Raguse-GmbH[1]
Commons: Herbern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 44′ N, 7° 40′ O