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== Ursachen und Entstehung ==
Bei der Entstehung einer Ketoazidose häufen sich die organischen Säuren [[Acetessigsäure]] und [[3-Hydroxybutansäure|β-Hydroxybuttersäure]] ([[Ketonkörper]]) im Blut an und vermindern dessen [[pH-Wert]], verursacht durch einen langanhaltenden absoluten [[Insulin]]mangel.
 
Dadurch wird die Lipolyse sowie die [[Gluconeogenese]] enthemmt, in der Folge entsteht [[Acetyl-Coenzym A|Acetyl-CoA]] und [[Nicotinamidadenindinukleotid|NADH]] durch die [[Lipolyse]]. Das Acetyl-CoA kann nun nicht (wie „normal“) im [[Citratzyklus|Citratcyclus]] verwertet werden, da dieser zum einen durch die hohe NADH-Konzentration gehemmt wird, zum anderen fehlt [[Oxalessigsäure|Oxalacetat]], der Reaktionspartner des Acetyl-CoA, da die enthemmte Gluconeogenese das Oxalacetat als Substrat zur Glucoseherstellung verbraucht. Dadurch akkumuliert das energiereiche Acetyl-CoA in der Zelle, es kann auch nicht zur [[Fettsäuresynthese]] verwendet werden, da diese durch das fehlende Insulin nicht genügend stimuliert wird. Um das Acetyl-CoA dennoch verwerten zu können, synthetisieren die [[Mitochondrium|Mitochondrien]] der [[Hepatozyt|Hepatozyten]]en nun Ketonkörper. Bei der Entstehung von β-Hydroxybutyrat und [[Acetessigsäure|Acetoacetat]] wird jeweils ein Proton abgegeben, da es sich um schwache [[organische Säuren]] handelt. Dadurch sinkt der pH-Wert.<ref>Rassow et al.: ''Duale Reihe Biochemie''. Thieme</ref>
 
Am häufigsten ist für die Anhäufung organischer Säuren im Blut die [[katabol]]e Stoffwechselsituation bei Insulinmangelzuständen im Rahmen eines entgleisten [[Diabetes mellitus]] ursächlich ''(diabetische Ketoazidose)''. Als weitere typische Ursache gilt die massive Erhöhung der β-Hydroxybuttersäure im Blut infolge Alkoholkonsums ''(alkoholische Ketoazidose)''. Alkohol hemmt die Gluconeogenese und die Oxidation freier Fettsäuren in der [[Leber]] ebenfalls durch einen erhöhten NADH-Spiegel (pro [[mol]] [[Ethanol]] entsteht bei vollständiger Oxidation 2 mol NADH und 1 mol Acetyl-CoA)l. Auch [[Erbkrankheit]]en wie ein angeborener Mangel an [[Succinyl-CoA]] Acetoacetate Transferase ''([[SCOT-Mangel]])'' können auslösend sein.<ref>[http://www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?Lng=EN&Expert{{Orphanet |ID=832 ''SCOT|Name=Succinyl-CoA:3-Ketosäure-CoA-Transferase-Mangel deficiency''.]|Abruf= Orphanet}}</ref>
 
Mitte Mai 2015 warnte die US-Arzneisicherheitsbehörde [[Food and Drug Administration|FDA]] vor Auftreten einer schweren Ketoazidose unter Therapie mit [[SGLT-2-Hemmer|SGLT2-Inhibitoren]] wie Canagliflozin, Dapagliflozin und Empagliflozin.<ref>[http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/62855 Diabetes: Ketoazidose durch SGLT2-Inhibitoren.] In: ''Dt. Ärzteblatt'', 19. Mai 2015,; abgerufen am 21. Mai 2015.</ref><ref>[http://www.fda.gov/Safety/MedWatch/SafetyInformation/SafetyAlertsforHumanMedicalProducts/ucm446994.htm FDA Warns Medicines May Result in a Serious Condition of Too Much Acid in the Blood] (englisch)</ref> Die Indikation von Dapagliflozin (Handelsname FORXIGA®) für die Behandlung des Typ-1-Diabetes-mellitus wurde vom Hersteller [[AstraZeneca]] am 1.&nbsp;November&nbsp;2021 per [[Rote-Hand-Brief]] aufgehoben.<ref>{{Internetquelle|datum=2021-11-02|abruf=2021-11-01|werk=DAZ.online|titel=Dapagliflozin verliert seine Typ-1-Diabetes-Indikation|autor=Diana Moll|url=https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/11/01/dapagliflozin-verliert-seine-typ-1-diabetes-indikation}}</ref>
 
== Klinische Erscheinung ==
Die Ketoazidose zeigt sich klinisch durch unspezifische Symptome wie Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, [[Polyurie]], Durst und Schwäche. Im weiteren Verlauf des Krankheitsbildes (''([[Diabetisches Koma#Ketoazidotisches Koma|ketoazidotisches Koma]])'') kommt es zur Trübung des Bewusstseins bis hin zum Verlust, der [[Kußmaul-Atmung]] mit [[Aceton]]<nowiki />geruch der Atemluft und Austrocknung ([[Exsikkose]]). Das Krankheitsbild endet unbehandelt tödlich.<ref name="Guder">Walter G. Guder, Jürgen Nolte (Hrsg.): ''Das Laborbuch für Klinik und Praxis''. Urban & Fischer Verlag, München 2005, ISBN 3-437-23340-8, S. 255 ff. [http://books.google.de/books?id=P1G36pZ9b2kC&pg=PA226&dq=Ketoazidose&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=0&cd=23#v=onepage&q=Ketoazidose&f=false books.google.de]</ref><ref name="Gyr">Fritz Koller (Begr.), Nikolaus E. Gyr (Hrsg.): ''Internistische Notfälle. Sicher durch die Akutsituation und die nachfolgenden 48 Stunden''. 7. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-510607-1, S. 490 [http://books.google.de/books?id=VisvMIRqEEkC&pg=RA1-PA490&dq=Ketoazidose&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=0&cd=9#v=onepage&q=Ketoazidose&f=false books.google.de].</ref>
 
== Untersuchung ==
{{Hauptartikel|Metabolische Azidose#Diagnose|titel1=Diagnose bei Metabolischer Azidose}}
 
[[Notfallmedizin]]isch geben Anamnese, klinische Erscheinung, ein häufig auftretender Acetongeruch des Atems wertvolle Hinweise. Wegweisende Untersuchung unter stationären Bedingungen ist die [[Blutgasanalyse]] (pH < 7,25, erniedrigter pCO<sub>2</sub>, [[Hydrogencarbonate|HCO<sub>3</sub><sup>−</sup>]] < 15 mmol/l und negativer BE). Bei der diabetisch induzierten Ketoazidose findet sich ein deutlich erhöhter Blutzuckerspiegel (über 240 mg/dl), bei der alkoholischen kann er sowohl erniedrigt als auch normal oder leicht erhöht sein.<ref name="Guder" /><ref name="Gyr" /> Die Bestimmung des Acetons im Urin oder Blut ergibt einen stark erhöhten Wert.<ref>[{{Internetquelle |autor=Apotheken Umschau |url=https://www.diabetesapotheken-ratgeberumschau.netde/Diabeteskrankheiten-Typ-1symptome/Ketontestdiabetes/lexikon/ketontest-Azetontestazetontest-56424810703.html |titel=Ketontest (Azetontest)]. |datum=2015-04-15 |sprache=de |abruf=2023-09-16}}</ref>
 
== Behandlung ==
Therapeutisch stehen die Beendigung des ursächlichen, katabolen StoffwechselgeschehenStoffwechselgeschehens durch Blutzuckerkorrektur (Gabe von [[Insulin]]) sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr aufgrund der begleitenden [[Exsikkose]] im Vordergrund. Neben den ärztlichen allgemeinen notfall- oder [[intensivmedizin]]ischen Maßnahmen zum Erhalt der [[Vitalfunktionen]] ist, um weitere potenziell lebensbedrohliche Veränderungen früh genug erkennen zu können, eine konsequente laborchemische Überwachung der Betroffenen notwendig. Insbesondere nennenswerte Abweichungen von [[Blutzucker]]- und [[Kalium]]<nowiki />spiegel im Blut bedürfen in der Frühphase häufig prompten Eingreifens.
 
== Einzelnachweise ==