Liebling Kreuzberg war eine erfolgreiche Fernsehserie der ARD (produzierende Sender waren SFB, NDR und WDR), die in fünf Staffeln mit insgesamt 58 Folgen von 1986–1998 erstausgestrahlt wurde. Die Drehbücher der Staffeln eins bis drei und fünf stammten von Jurek Becker, der seinem Freund Manfred Krug die Rolle des eigenwilligen Berliner Anwalts Robert Liebling auf den Leib schrieb. In der vierten Staffel hat Ulrich Plenzdorf die Aufgabe des Autors übernommen. Die Inszenierung erfolgte (bis auf die 1. und 5. Staffel) durch den Regisseur Werner Masten. Populär war auch die Musik von Klaus Doldinger (ab der 2. Staffel).
Fernsehserie |
Liebling Kreuzberg wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Adolf-Grimme-Preis (Gold 1987, Silber 1988 sowie 1995) und dem TeleStar (1988).[1] Überdies wird die Filmmusik in der Begründung des Adolf-Grimme-Preises 2005 für Klaus Doldinger explizit gewürdigt.[2]
Inhalt und Charaktere
Die namensgebende Hauptfigur Robert Liebling ist Rechtsanwalt und Anwaltsnotar, der seine Kanzlei im Berliner Bezirk Kreuzberg hat. Liebling ist zwar kein eigentlicher Anti-Held, ist aber durchaus unkonventionell, überaus schnoddrig und bisweilen skurril gezeichnet und in jedem Falle kein typischer Anwalt. So hat er (bis auf die letzte Staffel) stets einen Dreitagebart, trägt Schlapphut, fährt zumeist Motorrad, raucht Zigarre und konsumiert in großen Mengen Götterspeise, die ihm seine Sekretärinnen Paula (gespielt von Corinna Genest) und Senta (Anja Franke) stets auf Vorrat bereithalten müssen.
Liebling nimmt prinzipiell nur Fälle an, die ihn interessieren. In der 1. Folge der 1. Staffel erklärt er, dass er ein von seinem Vater ererbtes Immobiliengeschäft verkauft hat und nun in seiner Eigenschaft als Notar alle daraus entstehenden Kaufverträge beurkundet. Dies sichert ihm eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit, so dass er es sich leisten kann, Arbeit möglichst zu umgehen. Viel lieber geht er tagsüber an der Spree spazieren oder schläft in seinem Büro. Von der trotzdem anfallenden Arbeit delegiert Liebling möglichst viel an seine Sozii (in den ersten drei Staffeln ist dies Michael Kausch in der Rolle des Giselmund Arnold, später Jenny Gröllmann als Isolde Isenthal und zuletzt Stefan Reck als Dr. Bruno Pelzer). Sie sind zumeist idealistischer, gleichzeitig auch konventioneller und insofern als Antagonisten des pragmatischen, aber eigenwilligen Liebling angelegt. Nicht zuletzt aus diesem Gegensatz resultiert ein Großteil des Dialogwitzes dieser Serie. Der Widerspruch ist indes häufig nur ein scheinbarer, weil Liebling – obwohl Zyniker – auch selbst idealistische Züge hat.
Die einzelnen Episoden behandeln meist kleinere Rechtsstreitigkeiten, die den Laien häufig mit unerwarteten Rechtstatbeständen überraschen. Im parallelen Handlungsstrang sind Lieblings Freundinnen ein tragendes Thema. In den frühen Folgen wechseln die Beziehungen meist rasch, während in späteren Episoden die Spannung durch den beruflichen oder privaten Hintergrund der Frauen entsteht. In der 2. und 3. Staffel ist dies die Staatsanwältin Rosemarie Monk (gespielt von Diana Körner), in der 5. Staffel lange Zeit die verheiratete Lola Kornhaus (Monika Woytowicz) und zum Schluss Miriam Breslauer (Johanna Liebeneiner). Eine weitere wichtige Rolle in der privaten Rahmenhandlung spielt seine chaotische und chronisch geldknappe Tochter Sarah Liebling (Roswitha Schreiner), die in der letzten Staffel – zunächst im Geheimen – die Freundin von Lieblings Sozius Dr. Bruno Pelzer wird.
Geschichtlicher Hintergrund
Liebling Kreuzberg ist nicht zuletzt auch ein Zeitdokument der geteilten und später wiedervereinigten Stadt Berlin. In den Staffeln 1–3 (1985–1989) wird die Berliner Mauer zwar nicht eigentlich thematisiert, ist jedoch häufig im Bildhintergrund präsent. In der 4. Staffel (1993), deren Drehbücher von Ulrich Plenzdorf geschrieben wurden, wird der Schauplatz der Handlung in den Berliner Osten (insbesondere in die Stadtteile Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg) verlegt, womit sich auch die Sujets der Rechtsfälle verändern. In der 5. Staffel (1997) schließlich tritt die Stadt als Thema zunehmend in den Hintergrund und spiegelt damit wider, wie die Charakteristika, die das geteilte Berlin prägten, zunehmend verschwinden. In dieser Hinsicht besitzt Liebling Kreuzberg als Dokument der Berliner Alltags- und Zeitgeschichte eine ähnliche Bedeutung wie die in Machart und Produktionsaufwand vergleichbaren Serien Monaco Franze und Kir Royal von Helmut Dietl für München.
Staffeln und Episoden
1. Staffel (Erstausstrahlung 1986)
2. Staffel (Erstausstrahlung 1988)
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3. Staffel (Erstausstrahlung 1990)
4. Staffel (Erstausstrahlung 1994)
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5. Staffel (Erstausstrahlung 1997/1998)
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DVDs
1. Staffel
- Liebling Kreuzberg, 1. Staffel (2 DVDs, ET: 26. September 2007, bei ARD Video)
2. Staffel
- Liebling Kreuzberg, 2. Staffel (4 DVDs, ET: 26. März 2008, bei ARD Video)
3. Staffel
- Liebling Kreuzberg, 3. Staffel (3 DVDs, ET: 25. Februar 2009, bei ARD Video)
5. Staffel
- Liebling Kreuzberg, 5. Staffel, Folgen 1-9 (3 DVDs, ET: 25. August 2006, bei Sony BMG/Pixis Medien)
- Liebling Kreuzberg, 5. Staffel, Folgen 10-18 (3 DVDs, ET: 10. November 2006, bei Sony BMG/Pixis Medien)
Bücher
Zu Staffeln 1-3 erschienen von Alexander Rentsch bei DroemerKnaur begleitende Bücher in Romanform. Bei der 5. Staffel liegen episodenweise begleitende Romane aus dem Ullstein-Verlag von Horst Friedrichs und Jurek Becker vor.
Quellen
- ↑ Das Fernsehlexikon von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier (Goldmann-Verlag 2005) – Eintrag Liebling - Kreuzberg, zitiert nach: Wunschliste.de, URL: http://www.wunschliste.de/links.pl?s=3978&p=1.
- ↑ Grimme-Institut.de, URL: http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=503.
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Episodenführer
- Liebling Kreuzberg, 5. Staffel (Detaillierte Informationen zur DVD-Version)