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==Primäre Definitionen ==
 
In der heutigen Zeit versteht man unter dem Begriff des '''Messianismus''' jede religiöse und aus diesem Grund auch politisch-soziale Heilserwartung, welche ans Ende der Geschichte das Kommen eines Retters und Erlösers setzt. DesweiterenDes Weiteren wird eine primär weltlich geprägte Geschichtsphilosophie vorausgesetzt, welche mit religiösen Vorstellungen verknüpft wird. Hieraus entsteht dann die [[Transformation]], vom Glauben an einen persönlichen [[Messias]], zur Idee eines geschichtlichen Endes, welchesdas die Erfüllung von politisch-sozialen Hoffnungen zum Ziel hat.
 
* Nach J. M. [[Hoëné Wronski]] hat der Messianismus „die Hinführung der Menschheit zu ihrer wahren Bestimmung zum Ziel“. Er unterteilt diese Hinführung in drei Geschichtsepochen.
Die erste Epoche umfasst die Zeit von Ägypten bis zur Französischen Revolution, in der die Natur und der Mensch noch in Harmonie miteinander standen. Die Zeit der Französischen Revolution läutet das Ende dieser harmonischen Beziehung ein und somit die zweite Epoche. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass Gefühl und Erkenntnis auseinanderklaffen, d. h. jegliche Art von sittlicher Bindung, Philosophie und Religion wurden durch die Französische Revolution aufgelöst und es gehört zur Aufgabe des Messianismus eine moralisch-geistige Wiedergeburt einzuleiten. Es soll ein Prozess entstehen, bei dem alle irdischen Hindernisse überwunden werden und an dessen Ende die Verwirklichung des Logos im Menschen steht. Dadurch wird es möglich zu erkennen, dass der christliche Offenbarungsgehalt der Vernunft entspricht und aus diesem Grund kommt es zu einer Wiederverbindung von Philosophie und Religion. So bildet die Gegenwart die letzte Geschichtsepoche, an deren Ende der Messianismus die Verwirklichung der absoluten Vernunft bewirkt.
* Auch für M. Hess wird der Messianismus zur Grundlage einer Geschichtsphilosophie. Er verwendet jedoch nicht den Begriff „Messianismus“ sondern spricht vielmehr von einer „[[Messianische Bewegungen|messianischen Bewegung]]“. Mit [[Baruch Spinoza|Spinoza]] begann die „Messiaszeit“ der Gegenwart, mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] ist sie ins „weltgeschichtliche Dasein getreten“; mit ihr beginnt die „Wiedergeburt der Völker“. Die letzte Epoche wird durch die messianische Epoche gebildet, in ihr werden die Errungenschaften der modernen Wissenschaft auf die sozialen Zustände angewandt und somit kann auch die Religion neu gestaltet werden.
* F. Huet sieht in Jesus den letzten und reinsten Vertreter der messianischen Idee Israels, welcher gleichzeitig mit dem religiösen auch das soziale Reich Gottes verkündet. Durch eine Verbindung von geistigen und materiellen Gütern, „soll eine Revolution herbeigeführt werden“.
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Neben dem [[Marxismus]] gibt es noch weitere Arten politischen Heilsglaubens, welche auch unter den Begriff „Messianismus“ fallen. Zu nennen sind sowohl die Idee des [[Nationalismus]]`, als auch das besondere russische und panslawische Sendungsbewußtsein, welches manche im [[Bolschewismus]] wiederauferstehen sehen.
* [[Jacob Talmon]] hat den Messianismus als einen „harmonischen Endzustand voller individueller Selbestverwirklichung und sozialer Integration zugleich“ beschrieben. Zu erkennen ist auch, dass der politische Messianismus sowohl bei [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]] und Marx als auch bei den europäischen Nationalbewegungen, stets ein Ausdruck der Spannung zwischen dem abstrakten, universalistischen Glauben und dem entgegengestellten Widerstand der Wirklichkeit darstellt.
DesweiterenDes Weiteren wird der Begriff Messianismus auch als religionswissenschaftliche Kategorie begriffen. In ihm werden die unterschiedlichen Messias-Ideen zusammengefasst, um sie anschließend historisch-kritisch miteinander zu vergleichen.
* [[Franz Rosenzweig]] nannte die Erlösung des [[Christentum]]s eine geistige Umkehr des Einzelnen, „eine geheime Verwandlung der Seele“, wohingegen er in bezug auf das [[Judentum]] von einer „messianischen Politik“ sprach.
* Nach [[Gershom Scholem]] liegt das Spezielle des jüdischen Messianismus`darin, dass dieser sich „in der Öffentlichkeit vollzieht, auf dem Schauplatz der Geschichte und im Medium der Gemeinschaft“. Im jüdischen Messianismus bildet das Leben „im Aufschub“, das Warten und Hoffen auf das Kommen des Erlösers, sowohl die Stärke als auch die Schwäche, so wird das Warten mit einem Leben des Provisorischen und Vorläufigen bezahlt.