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{{Dieser Artikel|behandelt die Ausbildung in christlichen Ordensgemeinschaften; zum Neopaganismus siehe [[Noviziat (Neopaganismus)]].}}
[[Datei:Zusters_in_SevillaZusters in Sevilla.JPG|thumbmini|Benediktinerinnen[[Nonne]]n in Sevilla. Die Novizin ist am weißen Schleier erkennbar.]]
Das '''Noviziat''' (von lateinisch ''novicius'', ‚Neuling‘<ref>Der bereits antike lateinische Begriff findet sich spätestens bei Cassian (†&nbsp;435) im Zusammenhang mit dem Klosterleben. Collationes XX, cap.&nbsp;1: „… ubi velut incipiens atque ''novicius'' in illo, in quo nos degebamus, monasterii receptus habitaculo …“</ref>) bezeichnetist die Zeit der Ausbildung, in der jemand, der neu in eine [[Christentum|christliche]] [[Ordensgemeinschaft]] eingetreten ist, sich in der Ausbildung und Vorbereitung auf die zeitlichen Ordensgelübde befindet. Die neu in die [[Ordensgemeinschaft|Gemeinschaft]] Aufgenommenen werden als '''Novize''', beziehungsweise '''Novizin''', bezeichnet (veraltend ist ''Novize'' auch als Femininum gebräuchlich).
 
== Eigenschaften ==
Diese Bezeichnung geht vermutlich auf die [[Regula Benedicti|Regel des hl. Benedikt]] zurück, in der es in Kap. 58, 1 heißt: {{zitat|Noviter veniens quis ad conversationem, non ei facilis tribuatur ingressus (Kommt einer neu und will das klösterliche Leben beginnen, werde ihm der Eintritt nicht leicht gewährt.) RB 58,1}} Im ''Noviziat'' wird der Novize durch die Gemeinschaft geprüft, ob er dazu berufen ist, die [[Profess|Ordensgelübde]] (in der Regel die drei [[Evangelische Räte|evangelischen Räte]] [[Armut#Freiwillig gewählte Armut|Armut]], [[Ehelosigkeit]] und [[Gehorsam (Gelübde)|Gehorsam]]) zu halten und die Fähigkeit und Neigung hat, im [[Ordensgemeinschaft|Orden]] und der konkreten Gemeinschaft zu leben. Desgleichen ist der Novize dazu aufgerufen, sich selbst zu prüfen und den Orden möglichst gut kennenzulernen, um eine vor [[Gott]], dem eigenen Gewissen und den Oberen verantwortete Entscheidung für oder gegen die Ablegung der Profess zu treffen.
 
Diese Bezeichnung geht vermutlich auf die [[Regula Benedicti|Regel des hl. Benedikt]] zurück, in der es in Kap. 58, 1 heißt: {{zitat|Noviter veniens quis ad conversationem, non ei facilis tribuatur ingressus (Kommt einer neu und will das klösterliche Leben beginnen, werde ihm der Eintritt nicht leicht gewährt.) RB 58,1}} Im ''Noviziat'' wird der Novize durch die Gemeinschaft geprüft, ob er dazu berufen ist, die [[Profess|Ordensgelübde]] (in der Regel die drei [[Evangelische Räte|evangelischen Räte]] [[Armut#Freiwillig gewählte Armut|Armut]], [[Christliche Ehelosigkeit|Ehelosigkeit]] und [[Gehorsam (Gelübde)|Gehorsam]]) zu halten und die Fähigkeit und Neigung hat, im [[Ordensgemeinschaft|Orden]] und der konkreten Gemeinschaft zu leben. Desgleichen ist der Novize dazu aufgerufen, sich selbst zu prüfen und den Orden möglichst gut kennenzulernen, um eine vor [[Gott]], dem eigenen Gewissen und den Oberen verantwortete Entscheidung für oder gegen die Ablegung der [[Profess]] zu treffen.
== Frühzeit ==
Im vierten Buch seiner Schrift ''Von den Einrichtungen der Klöster''<ref>[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel3290.htm Cassian, inst. coenobiorum (deutsch)]</ref>, die das abendländische Ordenswesen stark beeinflusste, berichtete [[Cassian]] († 435) seiner gallischen Leserschaft, wie die ägyptischen [[Wüstenväter]] Novizen aufnahmen:
# Alle müssen sich völlig der Leitung des [[Abt]]s unterwerfen (1).
# Die [[Postulant]]en müssen wenigstens zehn Tage an der [[Pforte]] stehen und alle vorübergehenden Brüder um Aufnahme anflehen, erfahren aber absichtlich Zurückweisung und Verachtung (3).
# Sie dürfen nicht das geringste an Geld mit ins Kloster bringen, weder für sich selbst (3) noch für die Zwecke des Klosters (4).
# Die Postulanten legen ihre bisherige Kleidung ab und erhalten stattdessen ein Ordenskleid (5).
# Die alten Kleider werden zunächst aufbewahrt. Bewährt sich der Bewerber, werden seine Kleider an die Armen verschenkt, ansonsten erhält er sie zurück und wird davongeschickt (6).
# Niemand darf sich heimlich entfernen (6).
# Nach Annahme des Ordenskleides wohnt der Novize zunächst ein Jahr lang im Klostervorhof und muß die Fremden und Reisen betreuen. Währenddessen steht er mit neun weiteren Novizen unter der Aufsicht eines älteren Bruders (7).
# Dieser [[Novizenmeister]] muß dem Neuling absichtlich Dinge befehlen, die diesem gegen sein Naturell gehen. Dies hat den Zweck, seinen Eigensinn zu besiegen (8).
# Die Novizen dürfen ihrem Vorsteher keinen ihrer Gedanken vorenthalten (9).
# Ohne Wissen und Erlaubnis ihres Vorgesetzten dürfen die Novizen ihre Zellen nicht verlassen, nicht einmal zur Erfüllung ihrer natürlichen Bedürfnisse (10).
Die weiteren Vorschriften (§§ 11 ff.) galten allen Brüdern gemeinsam und nicht speziell für Novizen.
 
== WeblinksAntike ==
Im vierten Buch seiner Schrift ''Von den Einrichtungen der Klöster''<ref>[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel3290.htm Cassian, inst. coenobiorum (deutsch)]</ref>, die das abendländische Ordenswesen stark beeinflusste, berichtete [[Johannes Cassianus]] († 435) darüber, wie die ägyptischen [[Wüstenväter]] Novizen aufnahmen: Vor der Aufnahme mussten [[Postulant]]en wenigstens zehn Tage an der Pforte warten und alle vorübergehenden Brüder um Aufnahme anflehen. Sie dürfen kein Geld mitbringen. Sie erhalten Kleidung vom Kloster und müssen die alte abgeben. Sie dürfen nicht heimlich das Kloster verlassen. Novizen wohnen zunächst ein Jahr lang im Klostervorhof und betreuen Fremde und Reisende. Ein [[Novizenmeister]] muss dem Neuling absichtlich Dinge befehlen, die Selbstüberwindung verlangen. Novizen dürfen ihrem Betreuer keine Gedanken verheimlichen. Ohne Erlaubnis des Vorgesetzten dürfen Novizen ihre Zellen nicht verlassen. Die weiteren Vorschriften (§§ 11 ff.) galten allen Brüdern gemeinsam und nicht speziell für Novizen.
== Rechtliche Grundlagen ==
Das Noviziat beginnt meist mit der [[Einkleidung]] und endet mit der ersten Profess. Der Zulassung zur zeitlichen Profess geht die formelle Abstimmung aller Professen oder des Rates über den Novizen voraus.
 
Nach den Bestimmungen des [[Kanonisches Recht|kanonischen RechtRechtes]] muss das Noviziat mindestens ein (sogenanntes „kanonisches“) Jahr dauern, und es darf um nicht mehr als ein weiteres Jahr verlängert werden ({{CIC|648|§=3}}). Dem Noviziat geht meistens, aber nicht notwendigerweise ein [[Postulant|Postulat]] oder eine Kandidatur voraus, bei dem die Bewerber innerhalb eines Zeitraums, der von einigen Monaten bis zu zwei Jahren dauern kann, das Ordensleben in der Gemeinschaft kennenlernen können. Der CIC legt im Einzelnen fest, unter welchen Bedingungen ein Kandidat gültig ins NovizatNoviziat eintreten kann ({{CIC|645|-648}}) und welche rechtlichen Hindernisse dem möglicherweise entgegenstehen. ({{CIC|642}}).
 
== Gestaltung ==
Die Novizen erhalten Unterricht durch einen [[Novizenmeister]] oder ein sonst dazu bestelltes Mitglied des [[Konvent (Kirche)|Konvent]]sKonvents, das die feierliche Profess vor längerer Zeit abgelegt hat. Zum Unterricht im Noviziat gehört beispielsweise ein grundlegendes Studium der [[Bibel]], der [[Kirchenvater|Kirchenväter]] sowie [[Kirchengeschichte|Kirchen-]] und [[Ordensgeschichte]]. Im Besonderen befasst sich der Unterricht im Noviziat mit der [[Spiritualität]] des Ordenslebens und der Ordensgelübde. Der Novize soll die [[Ordensregel]] kennenlernen und verinnerlichen. Ferner erhält der Novize Hilfen für das Einüben in das Gebet und die [[Liturgie]], das Schweigen, die [[Askese]] und die verschiedenen Meditationsformen und eventuell Sprachunterricht. Bei den [[Jesuiten]] kann auch eine wochenlange Wanderung ohne Geld zur Pflicht gemacht werden, in der die Novizen um Nahrung und Unterkunft bitten lernen.<ref>Sebastian Maly, Sebastian Ortner: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ein-armutsexperiment-jesuitischer-novizen-13187990.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Die Reise der Gottesnarren.''] faz.net, 5. Oktober 2014, abgerufen am 5. Oktober 2014</ref>
 
Dauert das Noviziat länger als ein Jahr, ist das erste das kanonische Jahr, in dem der Novize das Kloster in der Regel nicht verlässt und eine möglichst große Zurückgezogenheit angestrebt wird. Im zweiten Jahr können dann Praktika anschließen, um beispielsweise verschiedene Berufsfelder oder auch verschiedene [[Konvent (Kirche)|Konvente]] innerhalb des Ordens kennenzulernen.
 
== Literatur ==
* {{LThK|Dominicus M. Meier|Noviziat|3|7|940 f.}}
* Mirko Breitenstein: ''Das Noviziat im hohen Mittelalter. Zur Organisation des Eintritts bei den Cluniazensern, Cisterziensern und Franziskanern'' (Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter 38). LIT Verlag, Berlin 2008. ISBN 978-3-8258-1259-1.
* M. Magdalena Aust [[OCSO]]: ''Herausforderungen für die Ausbildung. Noviziat in der individualisierten und fragmentierten Welt von heute''. In: ''[[Cistercienser Chronik]]'', 126. Jg. (2019), S. 296–303.
* Mirko Breitenstein: ''Das Noviziat im hohen Mittelalter. Zur Organisation des Eintritts bei den Cluniazensern, Cisterziensern und Franziskanern'' (Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter 38). LITLit Verlag, Berlin 2008. ISBN 978-3-8258-1259-1.
* Michael Casey OCSO: ''Monastische Formation in unserer Zeit''. In: ''[[Erbe und Auftrag]]'', 96. Jg. (2020), S. 126–143.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4172106-8}}
== Weblinks ==
* {{orden|w|n|noviziat}}
 
[[Kategorie:Ordenswesen]]