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[[Datei:Matt Lashey, Sawsan Chebli, and Richard Grenell, 4th of July 2019 in Berlin (cropped).jpg|mini|hochkant|Sawsan Chebli (2019)]]
'''Sawsan Chebli''' (* [[1979]] in [[Berlin]]) ist eine deutsche [[Politikwissenschaft]]lerin palästinensischer Herkunft. Zwischen 2010 und 2014 war sie die erste Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten in der Berliner [[Senat von Berlin|Senatsverwaltung für Inneres und Sport]]. Im Januar 2014 wurde sie von [[Frank-Walter Steinmeier]] als Vize-Sprecherin ins [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] berufen.
 
'''Sawsan Chebli''' ({{arS|سوسن شبلي&lrm;|w=Susan Schibli|IPA=ˈsɔːˌsan ˈʃɪbˌli}}; * [[26. Juli]] [[1978]] in [[West-Berlin]]) ist eine deutsche [[Politiker]]in, ehemalige [[Politischer Beamter|politische Beamtin]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]), [[Autor]]in und [[Aktivist]]in.<ref>{{Internetquelle |autor=Yasmine M'Barek |url=https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-06/sawsan-chebli-politikpodcast-ehrlichjetzt |titel=Sawsan Chebli: "Im Internet wird die Zukunft unserer Demokratie mitverhandelt" |werk=[[Die Zeit]] |datum=2023-06-21 |abruf=2023-06-21}}</ref> Sie war von Dezember 2016 bis Dezember 2021 [[Vertretung des Landes Berlin beim Bund|Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund]] und [[Staatssekretär]]in für [[Bürgerschaftliches Engagement]] und Internationales in der [[Senatskanzlei (Berlin)|Berliner Senatskanzlei]]. Zuvor war sie von Januar 2014 bis Dezember 2016 stellvertretende [[Pressesprecher|Sprecherin]] des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amts]] und von März 2010 bis Dezember 2013 [[Referent (Behörde)|Grundsatzreferentin]] für interkulturelle Angelegenheiten in der [[Berlin]]er [[Senatsverwaltung für Inneres und Sport]].
== Leben ==
=== Kindheit und Ausbildung ===
 
== Herkunft, Ausbildung und Privates ==
Sawsan Chebli wurde 1979 in Berlin als zweitjüngstes Kind einer palästinensischen Familie geboren, die 1948 infolge des [[Palästinakrieg|ersten arabisch-israelischen Krieges, in dem Israel von den arabischen Staaten angegriffen wurde]] aus [[Mandatsgebiet Palästina|Palästina]] in den Libanon geflüchtet und von dort 1970<ref>[http://www.tagesspiegel.de/meinung/sawsanchebli-neue-steinmeier-sprecherin-ich-bete-ich-faste-ich-trinke-keinen-alkohol/9382982.html „Ich bete, ich faste, ich trinke keinen Alkohol“, Tagesspiegel.de vom 26. Januar 2014], abgerufen am 28. Februar 2014</ref> auf der Suche nach Asyl nach Deutschland gekommen war. Bis zu ihrem 15. Lebensjahr war sie wie ihre Familie [[Staatenlosigkeit|staatenlos]] und nur [[Duldung (Aufenthaltsrecht)|geduldet]], 1993 erhielt sie die deutsche Staatsbürgerschaft.
Cheblis Eltern lebten infolge des [[Palästinakrieg]]es ab 1948 als [[palästinensische Flüchtlinge im Libanon]] und kamen 1970 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Nach der Ablehnung der Asylanträge lebten sie [[Duldung (Aufenthaltsrecht)|geduldet]] und [[Staatenloser|staatenlos]] in [[West-Berlin]], wo Chebli 1978 als zwölftes von dreizehn Kindern geboren wurde.<ref name="dlf-hoffe">{{Internetquelle |autor=Klaus Remme |url=https://www.deutschlandfunk.de/aussenamtssprecherin-chebli-ich-hoffe-dass-ich-ein-gutes.862.de.html?dram:article_id=276879 |titel=„Ich hoffe, dass ich ein gutes Vorbild bin“ |werk=[[Deutschlandfunk]] |datum=2014-02-06 |abruf=2015-07-28}}</ref><ref name="tagesspiegel-islam">{{Internetquelle |autor=Fatina Keilani |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/koertings-grundsatzreferentin-chebli-islam-macht-mir-das-leben-leicht/3868216.html |titel=„Islam macht mir das Leben leicht“ |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2011-02-22 |abruf=2015-07-28}}</ref><ref name=":2">{{Literatur |Autor=[[Mariam Lau]] |Titel=Sawsan Chebli: „Ich, eine Islamistin? Schauen Sie mich doch an!“ |Sammelwerk=Die Zeit |Nummer=5/2017 |Ort=Hamburg |Datum=2017-01-26 |ISSN=0044-2070 |Online=[http://www.zeit.de/2017/05/sawsan-chebli-berlin-senat-islamismus/komplettansicht Online] |Abruf=2017-01-26}}</ref> Ihr Vater wurde dreimal in den Libanon [[Abschiebung (Recht)|abgeschoben]] und kehrte immer wieder nach Deutschland zurück.<ref name=":2" /><ref>{{Internetquelle |autor=Deike Diening |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/staatssekretaerin-auf-gedenkfahrt-was-sawsan-chebli-in-auschwitz-suchte-und-was-sie-fand/24455260.html |titel=Staatssekretärin auf Gedenkfahrt: Was Sawsan Chebli in Auschwitz suchte – und was sie fand |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2019-06-16 |abruf=2020-03-06}}</ref> 1993 erhielt die Familie die [[deutsche Staatsangehörigkeit]].<ref name="dlf-hoffe" /><ref name="tagesspiegel-islam" /><ref name=":2" /> Chebli bezeichnete ihre familiäre Herkunft sowie den sich daraus ergebenden persönlichen Bezug zum [[Nahostkonflikt]] als Motivation, Politik zu studieren und in die Politik zu gehen.<ref name="tagesspiegel-24932326">{{Internetquelle |autor=Laura Hofmann |url=http://www.tagesspiegel.de/berlin/sawsan-chebli-ueber-ehrenamtliches-engagement-berlin-ist-modell-fuer-eine-starke-zivilgesellschaft/24932326.html |titel=Sawsan Chebli über ehrenamtliches Engagement: „Berlin ist Modell für eine starke Zivilgesellschaft“ |werk=[[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]] |datum=2019-08-23 |abruf=2020-08-28}}</ref><ref name="taz-5141868">{{Internetquelle |autor=Alke Wierth |url=https://taz.de/Sawsan-Chebli-im-Interview/!5141868/ |titel=Sawsan Chebli im Interview: „Für mich ist das Wesen des Islams friedlich“ |werk=[[Die Tageszeitung|taz.de]] |datum=2010-06-01 |abruf=2020-08-28}}</ref><ref name="zeit-2018-02-02">{{Internetquelle |autor=Herlinde Koelbl |url=https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/05/sawsan-chebli-spd-rettung |titel=Sawsan Chebli: „Für mich war der deutsche Pass das Tor zur Freiheit“ |werk=[[Die Zeit#Zeit Online|zeit.de]] |datum=2018-02-02 |abruf=2020-08-28}}</ref>
 
Chebli wuchs in [[Berlin-Moabit|Moabit]] auf. Deutsch lernte sie in der Schule.<ref name="dlf-hoffe" /><ref name="tagesspiegel-islam" /> Nach dem Abitur 1999 am [[Lessing-Gymnasium (Berlin)|Lessing-Gymnasium]] studierte sie [[Politikwissenschaft]] am [[Otto-Suhr-Institut]] der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]], war von 2001 bis 2003 studentische Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients und schloss 2004 mit dem [[Diplom]] ab.<ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/rbmskzl/regierender-buergermeister/wir-ueber-uns/bevollmaechtigte-des-landes-berlin-beim-bund/lebenslauf.546756.php |titel=Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales |werk=berlin.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20211118013806/https://www.berlin.de/rbmskzl/regierender-buergermeister/wir-ueber-uns/bevollmaechtigte-des-landes-berlin-beim-bund/lebenslauf.546756.php |archiv-datum=2021-11-18 |abruf=2019-06-10}}</ref> Ein Vorbild war ihr 2018 verstorbener ältester Bruder, der als [[Imam]] in [[Schweden]] arbeitete und die dortigen Behörden in Integrationsfragen beriet.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Sabine Rennefanz]] |url=https://www.berliner-zeitung.de/sawsan-chebli-kommt-aus-einer-arabischen-familie-hat-zwoelf-geschwister-nun-arbeitet-sie-fuer-den-innensenator-ich-brauche-keinen-gebetsraum-li.20965 |titel=„Ich brauche keinen Gebetsraum“ |werk=berliner-zeitung.de |datum=2010-06-15 |abruf=2018-09-23}}</ref><ref name="tagesspiegel-islam" /><ref>{{Internetquelle |autor=Sawsan Chebli |url=https://twitter.com/SawsanChebli/status/1043801182773366789 |titel=Tweet vom 23. September 2018 |werk=twitter.com |datum=2018-09-23 |abruf=2018-09-23}}</ref><!-- Auch Jung&Naiv kann als Quelle angesehen werden, aber es gibt kein Transkript; https://www.jungundnaiv.de/2017/06/25/sawsan-chebli-ueber-werdegang-job-als-sprecherin-neue-aufgaben-in-berlin-folge-313/ -->
Chebli wuchs mit ihren zwölf Geschwistern in schwierigen sozialen Verhältnissen auf. Ihre Eltern, beide Analphabeten, legten jedoch großen Wert auf ihre schulische Bildung. Deutsch lernte sie erst in der Schule; nach ihrem Abitur begann sie am [[Otto-Suhr-Institut]] der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] ein Studium der Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Internationale Beziehungen“. Ein wichtiges Vorbild war ihr ältester Bruder, der als [[Imam]] in Schweden arbeitet und die dortigen Behörden in Integrationsfragen berät.
 
Chebli ist mit Nizar Maarouf verheiratet, der bis 2014 stellvertretender Direktor von Vivantes International Medicine, der [[Medizintourismus]]-Sparte von [[Vivantes]], und einer der Geschäftsführer der dazugehörigen Betreibergesellschaft Vivantes International war.<ref>{{Internetquelle |autor=Ina Brzoska |url=https://www.morgenpost.de/berlin/article105101816/Vivantes-buhlt-um-auslaendische-Patienten.html |titel=Vivantes buhlt um ausländische Patienten |werk=morgenpost.de |datum=2011-09-15 |abruf=2021-03-29}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Silke Kersting |url=https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/kliniken-deutsche-heilkunst-fuer-internationale-patienten/6317956.html |titel=Deutsche Heilkunst für internationale Patienten |werk=handelsblatt.com |datum=2012-03-17 |abruf=2021-03-29}}</ref> Nach der Auflösung der Betreibergesellschaft durch den Berliner Senat und der Eingliederung des Geschäftsbereichs in das Mutterunternehmen im Jahr 2014 war er noch bis 2019 stellvertretender Direktor von Vivantes International Medicine.<ref name="vivantes">{{Internetquelle |autor=Lennart Pfahler |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/plus229268199/Nizar-Maarouf-Geld-Gesundheit-gut-gemischt.html |titel=Geld, Gesundheit – gut gemischt |werk=welt.de |datum=2021-03-29 |abruf=2021-03-29}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Hannes Heine, Alexander Fröhlich |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittene-geschaefte-des-ehemannes-vorwuerfe-gegen-angehoerige-von-sawsan-chebli/27049122.html |titel=Vorwürfe gegen Angehörige von Sawsan Chebli |werk=tagesspiegel.de |datum=2021-03-29 |abruf=2021-03-29}}</ref> Er war zeitweise Mitglied des Präsidiums der [[Ghorfa]].<ref name="vivantes" /> Im Mai 2020 wurden Chebli und Maarouf Eltern eines Sohnes.<ref>{{Internetquelle |autor=Joachim Fahrun |url=https://www.morgenpost.de/bezirke/charlottenburg-wilmersdorf/article230252762/Wie-Mueller-Charlottenburg-Wilmersdorf-fuer-sich-erobern-will.html |titel=Wie Müller Charlottenburg-Wilmersdorf für sich erobern will |werk=morgenpost.de |datum=2020-08-26 |abruf=2020-08-26}}</ref>
=== Politische Karriere ===
 
In einem [[Twitter#Tweets|Tweet]] von 2019 gab Chebli an, Sawsan Mohammed Chebli zu heißen. Diesen Tweet richtete sie ausdrücklich an die [[Alternative für Deutschland|AfD]], die zuvor in einem Beitrag es als ein Zeichen für [[Islamisierung]] interpretiert hatte, dass 2018 Mohammed der meistvergebene Vorname in Berlin gewesen war. Chebli wurde daraufhin 24 Stunden für die Bearbeitung auf Twitter gesperrt, was stark kritisiert wurde.<ref>[https://www.welt.de/politik/deutschland/article192970789/Twitter-sperrt-Account-von-Sawsan-Chebli-voruebergehend.html ''Twitter sperrt Account von Sawsan Chebli vorübergehend''] www.welt.de, 5. Mai 2019</ref>
Nach dem Abschluss ihres Politikwissenschaftsstudiums 2004 arbeitete Chebli zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin verschiedener SPD-Bundestagsabgeordneter, unter anderem als Büroleiterin von [[Johannes Jung (Politiker)|Johannes Jung]].
 
== Politische Laufbahn ==
2009 nahm sie als eine der ''Munich Young Leaders'' an der [[Münchner Sicherheitskonferenz]] teil.<ref>http://www.koerber-stiftung.de/en/international-affairs/munich-young-leaders/round-tables/round-table-2009/conference-report.html</ref>
2001 wurde Chebli Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]].<ref name="welt" /> und arbeitete während ihres Studiums im Bundestagsbüro von [[Gert Weisskirchen]].<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=[[Tilo Jung]] |url=https://www.youtube.com/watch?v=5IHzE5tSPlQ |titel=Sawsan Chebli (SPD) – Jung & Naiv: Folge 313 + eure Fragen |datum=2017-06-25 |abruf=2017-06-26}}</ref> Nach dem Abschluss des Studiums 2004 war sie 2005 [[Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Bundesdienst)|wissenschaftliche Mitarbeiterin]] von [[Brigitte Wimmer]] und 2005 bis 2009 von [[Johannes Jung (Politiker, 1967)|Johannes Jung]].<ref name=":3" /><ref name=":1" /> Ihr Tätigkeitsschwerpunkt war die Außenpolitik.<ref name=":1" /> 2009 nahm sie als eine der ''Munich Young Leaders'' an der [[Münchner Sicherheitskonferenz]] teil.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.koerber-stiftung.de/en/international-affairs/munich-young-leaders/round-tables/round-table-2009/conference-report.html |titel=Conference Report |hrsg=Körber Stiftung |datum=2009 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150728065612/http://www.koerber-stiftung.de/en/international-affairs/munich-young-leaders/round-tables/round-table-2009/conference-report.html |archiv-datum=2015-07-28 |abruf=2015-07-28}}</ref> Im März 2010 übernahm Chebli in der von [[Ehrhart Körting]] geleiteten [[Berlin]]er [[Senatsverwaltung für Inneres und Sport]] die neu geschaffene Stelle als [[Referent (Behörde)|Grundsatzreferentin]] für interkulturelle Angelegenheiten.<ref>{{Internetquelle |autor=Alke Wierth |url=https://taz.de/Das-Versprechen-des-Aufstiegs/!415632/ |titel=Das Versprechen des Aufstiegs |werk=[[Die Tageszeitung|taz]] |datum=2010-06-24 |abruf=2015-07-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Christian Brüning |url=https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article104379426/Manchmal-denke-ich-Was-bin-ich-eigentlich.html |titel=„Manchmal denke ich: Was bin ich eigentlich?“ |werk=[[Berliner Morgenpost]] |datum=2010-08-01 |abruf=2015-07-28}}</ref>
 
Im Januar 2014 berief [[Frank-Walter Steinmeier]] sie als erste [[Muslim]]in und ohne vorherige [[Diplomat]]entätigkeit zur Stellvertreterin des [[Pressesprecher]]s [[Martin Schäfer (Diplomat)|Martin Schäfer]] ins [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]]. Wie bereits ihre Berufung zur Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten fand auch dies ein großes Medienecho.<ref name="tagesspiegel-bete-faste-trinkenicht">{{Internetquelle |autor=Hans Monath |url=http://www.tagesspiegel.de/meinung/sawsanchebli-neue-steinmeier-sprecherin-ich-bete-ich-faste-ich-trinke-keinen-alkohol/9382982.html |titel=„Ich bete, ich faste, ich trinke keinen Alkohol“ |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2014-01-26 |abruf=2015-07-28}}</ref><ref name="pnn-berufung">{{Internetquelle |url=http://www.pnn.ps/index.php/policy/79480-%D8%AA%D8%B9%D9%8A%D9%8A%D9%86-%D8%B3%D9%8A%D8%AF%D8%A9-%D9%81%D9%84%D8%B3%D8%B7%D9%8A%D9%86%D9%8A%D8%A9-%D9%85%D8%AA%D8%AD%D8%AF%D8%AB%D8%A9-%D8%A8%D8%A7%D8%B3%D9%85-%D9%88%D8%B2%D8%A7%D8%B1%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%AE%D8%A7%D8%B1%D8%AC%D9%8A%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%84%D9%85%D8%A7%D9%86%D9%8A%D8%A9 |titel={{ar|تعيين سيدة فلسطينية متحدثة باسم وزارة الخارجية الألمانية&lrm;}} |werk=Palestine News Network |datum=2014-01-28 |sprache=ar |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140127104523/http://www.pnn.ps/index.php/policy/79480-%D8%AA%D8%B9%D9%8A%D9%8A%D9%86-%D8%B3%D9%8A%D8%AF%D8%A9-%D9%81%D9%84%D8%B3%D8%B7%D9%8A%D9%86%D9%8A%D8%A9-%D9%85%D8%AA%D8%AD%D8%AF%D8%AB%D8%A9-%D8%A8%D8%A7%D8%B3%D9%85-%D9%88%D8%B2%D8%A7%D8%B1%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%AE%D8%A7%D8%B1%D8%AC%D9%8A%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%84%D9%85%D8%A7%D9%86%D9%8A%D8%A9 |archiv-datum=2014-01-27 |abruf=2015-07-28}}</ref><ref name="hurriyet-berufung">{{Internetquelle |url=http://www.hurriyet.com.tr/dunya/25654071.asp |titel=Almanya’ya Müslüman sözcü |werk=[[Hürriyet]] |datum=2014-01-28 |sprache=tr |abruf=2015-07-28}}</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.dw.de/insight-germany-intercultural-advisor-sawsan-chebli-2013-04-10/e-16688424-9798 |text=''Insight Germany: Intercultural Advisor Sawsan Chebli''. |wayback=20140222014051}} [[Deutsche Welle]], 10. April 2013 (englisch)</ref><ref>[https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article124227625/Berliner-Muslimin-wird-Sprecherin-von-Minister-Steinmeier.html ''Berliner Muslimin wird Sprecherin von Minister Steinmeier''] morgenpost.de, 25. Januar 2014</ref> Im Auswärtigen Amt war Chebli einem Bericht des [[Der Spiegel|Spiegels]] zufolge umstritten. Der Personalrat des Ministeriums sei mit Beschwerden über sie befasst gewesen. Außerdem habe sie in Pressekonferenzen oft unvorbereitet gewirkt und auf Nachfragen „patzig“ reagiert.<ref>{{Der Spiegel |ID=158385390 |Autor=Nicola Abé |Titel=Löwenkind |Jahr=2018 |Nr=29 |Seiten=32–34}}</ref> Im Februar 2014 gehörte sie zu den Gründern des [[Arbeitskreis muslimischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten|Arbeitskreises muslimischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten]].<ref name="tagesspiegel-juma">{{Internetquelle |autor=Johannes C. Bockenheimer |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/mueller-und-das-wiesenthal-zentrum-hat-berlins-spd-ein-antisemitismus-problem/20295854.html |titel=Hat Berlins SPD ein Antisemitismus-Problem? |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2017-09-08 |abruf=2017-09-08}}</ref> Seit 2016 gehört sie dem Berliner Landesvorstand der [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen]] an.<ref>[https://spd.berlin/personen/sawsan-chebli/ ''Sawsan Chebli''] spd.berlin</ref>
Im März 2010 wechselte sie in den Berliner Innensenat, wo sie unter [[Ehrhart Körting]] eine neu geschaffene Stelle als Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten antrat. In dieser Position förderte sie Projekte wie JUMA,<ref>Silke Brandt: ''[http://www.deutsche-islam-konferenz.de/DIK/DE/Magazin/Jugend/Jugendarbeit-JuMA/jugend-juma-node.html JUMA – Stimmen einer neuen Generation]'', Deutsche Islam-Konferenz, 5. Oktober 2012</ref> JUGA<ref>Alke Wierth: ''[http://www.taz.de/!100782/ „Zeigen, dass Religion keine Gewalt toleriert“]'', taz, 31. August 2012</ref> und interreligiöse [[Poetry Slam]]s.<ref>Thomas Hasel: ''[http://www.dw.de/gl%C3%A4ubige-wortakrobaten-im-friedlichen-wettstreit/a-17036579 Gläubige Wortakrobaten im friedlichen Wettstreit]'', Deutsche Welle, 22. August 2013</ref>
 
Nach der Wiederwahl von [[Michael Müller (Politiker, 1964)|Michael Müller]] zum [[Regierender Bürgermeister von Berlin|Regierenden Bürgermeister von Berlin]] am 8. Dezember 2016 wechselte Chebli als [[Vertretung des Landes Berlin beim Bund|Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund]] und [[Staatssekretär]]in für [[Bürgerschaftliches Engagement]] und Internationales in die von [[Björn Böhning]] geleitete [[Senatskanzlei (Berlin)|Berliner Senatskanzlei]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-michael-mueller-holt-sawsan-chebli-ins-rote-rathaus-a-1124739.html |titel=Steinmeiers Sprecherin wechselt ins Rote Rathaus |werk=[[Spiegel Online]] |abruf=2016-12-06}}</ref><ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Hans Monath |url=http://www.tagesspiegel.de/politik/berliner-staatssekretaerin-sawsan-chebli-15-jahre-staatenlos/14951140.html |titel=Sawsan Chebli – 15 Jahre staatenlos |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2016-12-08 |abruf=2016-12-08}}</ref> Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin [[Hella Dunger-Löper]] war sie auch für den Bereich Internationales zuständig und verantwortlich für die Abteilung Protokoll und Internationales, die zuvor beim Chef der Senatskanzlei angesiedelt war. Die aus der Umgliederung resultierende Konkurrenzsituation zwischen Chebli und dem damaligen Leiter der Abteilung [[Volker Pellet]] soll laut Medienberichten zum Weggang Pellets im Jahr 2017 geführt haben.<ref>{{Internetquelle |autor=Sabine Beikler |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/rot-rot-gruener-senat-berlins-protokollchef-sucht-das-weite/19685258.html |titel=Berlins Protokollchef sucht das Weite |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2017-04-19 |abruf=2017-04-19}}</ref> Am 17. April 2018 wurde [[Christian Gaebler]] Chef der Senatskanzlei. Nach der Wahl von [[Franziska Giffey]] zur Regierenden Bürgermeisterin am 21. Dezember 2021 verließ Chebli die Senatskanzlei. Ihre Nachfolgerin wurde [[Ana-Maria Trăsnea]].<ref>{{Internetquelle |autor=Julius Betschka |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/nachfolgerin-von-sawsan-chebli-27-jaehrige-sozialdemokratin-wird-staatssekretaerin-in-berlin/27909696.html |titel=27-jährige Sozialdemokratin wird Staatssekretärin in Berlin |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2021-12-21 |abruf=2021-12-21}}</ref>
Am 24. Januar 2014 wurde bekannt, dass Chebli als Quereinsteigerin und erste Muslimin überhaupt von [[Frank-Walter Steinmeier]] als Sprecherin ins Auswärtige Amt berufen wurde. Wie bereits ihre Ernennung zur Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten fand auch dies ein großes Medienecho.<ref>Hans Monath: ''[http://www.tagesspiegel.de/meinung/portraet-sawsamchebli-neue-steinmeier-sprecherin-ich-bete-ich-faste-ich-trinke-keinen-alkohol/9382982.html „Ich bete, ich faste, ich trinke keinen Alkohol“]'', Der Tagesspiegel, 25. Januar 2014</ref><ref>[http://www.pnn.ps/index.php/policy/79480-%D8%AA%D8%B9%D9%8A%D9%8A%D9%86-%D8%B3%D9%8A%D8%AF%D8%A9-%D9%81%D9%84%D8%B3%D8%B7%D9%8A%D9%86%D9%8A%D8%A9-%D9%85%D8%AA%D8%AD%D8%AF%D8%AB%D8%A9-%D8%A8%D8%A7%D8%B3%D9%85-%D9%88%D8%B2%D8%A7%D8%B1%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%AE%D8%A7%D8%B1%D8%AC%D9%8A%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%84%D9%85%D8%A7%D9%86%D9%8A%D8%A9 تعيين سيدة فلسطينية متحدثة باسم وزارة الخارجية الألمانية], Palestine News Network, 25. Januar 2014</ref><ref>[http://www.hurriyet.com.tr/dunya/25654071.asp Almanya’ya Müslüman sözcü], Hürriyet, 26. Januar 2014</ref>
 
Bei der [[Bundestagswahl 2021]] wollte sie als Direktkandidatin im [[Bundestagswahlkreis Berlin-Charlottenburg – Wilmersdorf|Wahlkreis Berlin-Charlottenburg – Wilmersdorf]] kandidieren, unterlag bei der parteiinternen Vorwahl aber Michael Müller.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/berlin/michael-mueller-gegen-sawsan-chebli-berlins-regierungschef-gewinnt-duell-um-die-bundestagskandidatur/26566536.html ''Berlins Regierungschef gewinnt Duell um die Bundestagskandidatur''] tagesspiegel.de, 28. Oktober 2020</ref>
Sawsan Chebli ist gläubige und praktizierende [[Muslim]]in, entschied sich jedoch, kein [[Kopftuch]] zu tragen, da sie der Überzeugung ist, dass man anders in Deutschland keine politische Karriere beginnen könne. In der Talkshow [[Günther Jauch (Fernsehsendung)|Günther Jauch]] äußerte sie sich am 25. November 2012 skeptisch zu den Aussichten des [[Friedensprozess im Nahen Osten|Nahost-Friedensprozesses]].<ref>Mathias Zschaler: ''[http://www.spiegel.de/kultur/tv/jauch-talkrunde-ueber-den-nahost-konflikt-a-869250.html Jauch-Debatte über Nahost-Konflikt: Der Preis des Friedens]'', Der Spiegel, 26. November 2012</ref><ref>Ralf Dargent: ''[http://www.welt.de/fernsehen/article111490883/Wie-war-das-noch-mal-mit-der-Hamas-Herr-Jauch.html Wie war das noch mal mit der Hamas, Herr Jauch?]'', Die Welt, 26. November 2012</ref>
 
== WeblinksPolitische Initiativen ==
Chebli initiierte 2010 die Gründung des Vereins ''JUMA''. Der Vereinsname steht für die Abkürzung von Jung, Muslimisch, Aktiv und das arabische Wort für [[Freitagsgebet]]. Ziel des Vereins ist es, jungen Muslimen eine Stimme zu geben.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Sabine Rennefanz]] |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/vorreiterprojekt-juma-fuer-migrantenkinder-berlin-ist-nicht-nur-sarrazin-li.51732 |titel=Vorreiterprojekt Juma für Migrantenkinder: Berlin ist nicht nur Sarrazin |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2013-11-10 |abruf=2013-11-10}}</ref><ref name="tagesspiegel-juma" /><ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Klatt |url=https://www.deutschlandfunk.de/muslimische-jugendinitiative-juma-kopftuch-antisemitismus.886.de.html?dram:article_id=434986 |titel=Kopftuch, Antisemitismus, Erdogan – das nervt! |werk=[[Deutschlandfunk]] |datum=2019-01-16 |abruf=2019-01-16}}</ref>
=== Publikationen von Sawsan Chebli ===
 
2017 war Chebli für die Kampagne ''Farben bekennen'' verantwortlich, bei der in Berlin Plakate mit Bildern von Geflüchteten, dem Schriftzug „Typisch Deutsch“ und jeweils einer Eigenschaft wie Hilfsbereitschaft oder Pünktlichkeit aufgehängt wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Florian Schumann, Michael Graupner |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/integration-in-berlin-gefluechtete-mitten-in-der-gesellschaft/20582348.html |titel=Geflüchtete mitten in der Gesellschaft |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2017-11-15 |abruf=2017-11-15}}</ref> Seit 2018 wird ein FARBENBEKENNEN-Award verliehen, mit dem Leistungen von Geflüchteten ausgezeichnet werden.<ref>{{Internetquelle |autor=Milena Fritzsche |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/aktion-farbe-bekennen-ein-preis-fuer-engagierte-gefluechtete/23000664.html |titel=Ein Preis für engagierte Geflüchtete |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2018-09-06 |abruf=2018-09-06}}</ref>
* ''[http://www.zeit.de/2012/23/Traum-Sawsan-Chebli „Ich träume davon, dass wir Muslime ein anderes Bild des Islams zeigen“]'', Die Zeit, 29. März 2012
* ''[http://www.spd-fem.net/weibsbilder/muslimischsein-deutschsein-frausein Muslimischsein – Deutschsein – Frausein]'', spd-fem.net, 26. November 2012
* ''[http://www.diplomatisches-magazin.de/international-relations-05-2013-de/A5/ „Multi-Kulti“ oder „Parallelgesellschaft“? Die Debatte zur muslimischen Integration]'', ''Diplomatisches Magazin'' 5, 2013
 
Chebli war nach eigenen Angaben in ihrer Jugend [[Antisemitismus|Antisemitin]], änderte ihre Einstellung aber später.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/-/100222016 |titel=Sawsan Chebli: Als Jugendliche hasste die Berliner Politikerin Juden |datum=2023-08-09 |sprache=de |abruf=2023-08-27}}</ref> Auf ihre Initiative wurde im November 2017 der Berliner ''Arbeitskreis gegen Antisemitismus'' gegründet. Die [[Amadeu Antonio Stiftung]] und das [[Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus|Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus]] kritisierten, dass sie an der Gründung nicht beteiligt wurden.<ref name="welt-antisemitismus">{{Internetquelle |autor=Martin Niewendick |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article171531993/Wir-nehmen-das-mit-Kopfschuetteln-zur-Kenntnis.html |titel=„Wir nehmen das mit Kopfschütteln zur Kenntnis“ |werk=[[Die Welt]] |datum=2017-12-12 |abruf=2017-12-12}}</ref> Im Dezember 2018 stellte der Arbeitskreis seinen Abschlussbericht vor, in dem die Einsetzung eines [[Antisemitismusbeauftragter|Antisemitismusbeauftragten]] und eine stärkere Thematisierung von Antisemitismus in Schulen und Universitäten gefordert wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Bert Schulz |url=https://taz.de/Forderungen-an-den-Berliner-Senat/!5556200/ |titel=Mehr tun gegen Antisemitismus |werk=[[Die Tageszeitung|taz]] |datum=2018-12-14 |abruf=2018-12-14}}</ref>
=== Interviews ===
 
Im Januar 2018 forderte Chebli eine Pflicht zum Besuch einer [[Konzentrationslager|KZ]]-[[Gedenkstätte]] für alle in Deutschland lebenden Personen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/integration-berliner-staatssekretaerin-kz-besuch-als-pflicht-auch-fuer-migranten/20820584.html |titel=Berliner Staatssekretärin: KZ-Besuch als Pflicht auch für Migranten |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2018-01-07 |abruf=2018-01-07}}</ref> Nach dem [[Anschlag in Halle (Saale) 2019|Anschlag in Halle (Saale)]] am 9. Oktober 2019, dem höchsten jüdischen Feiertag [[Jom Kippur]], rief Chebli zu einer Mahnwache vor der [[Neue Synagoge (Berlin)|Neuen Synagoge]] in Berlin auf, zu der auch Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] erschien.<ref>{{Internetquelle |autor=Hannes Heine, Alexander Fröhlich, Ingo Salmen, Leonard Scharfenberg, Katharina Wiechers, Felix Wellisch |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-dem-angriff-in-halle-merkel-besucht-berliner-synagoge/25099966.html |titel=Merkel besucht Berliner Synagoge |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2019-10-09 |abruf=2020-03-06}}</ref>
* Mit Alke Wierth: [http://www.taz.de/!53276/ „Für mich ist das Wesen des Islams friedlich“], taz, 1. Juni 2010
* Mit Sabine Rennefanz: [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/sawsan-chebli-kommt-aus-einer-arabischen-familie--hat-zwoelf-geschwister--nun-arbeitet-sie-fuer-den-innensenator--ich-brauche-keinen-gebetsraum-,10810590,10723264.html „Ich brauche keinen Gebetsraum“], Berliner Zeitung, 15. Juni 2010
* Mit Christina Brüning: [http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1781802/Mein-Deutschsein-hat-Kratzer-erfahren.html „Mein Deutschsein hat Kratzer erfahren“], Berliner Morgenpost, 2. Oktober 2011
 
== Positionen und Kontroversen ==
=== Porträts ===
=== Haltung zum Islam ===
Chebli ist praktizierende Muslimin und äußerte sich 2012 zum Tragen eines [[Kopftuch#Islam|Kopftuchs]] folgendermaßen: „Ja, das Kopftuch ist für mich eine religiöse Pflicht, aber nein, ich trage es nicht, weil es für mich nicht das Wichtigste im Islam ist.“<ref>{{Webarchiv |url=https://www.spd-fem.net/weibsbilder/muslimischsein-deutschsein-frausein |text=''Muslimischsein – Deutschsein – Frausein'' |wayback=20161210002835}} Selbstvorstellung bei ''spd-fem.net'', 26. November 2012, abgerufen am 12. Dezember 2016</ref> Bei ihrer Berufung zur Staatssekretärin im Dezember 2016 begründete sie ihre Entscheidung, kein Kopftuch zu tragen, mit ihrer Überzeugung, dass man anders in Deutschland keine politische Karriere beginnen könne.<ref name=":0" /> Im Januar 2017 äußerte sie gegenüber der [[Die Zeit|Zeit]]: {{" |Ich trage kein Kopftuch, weil ich es nicht möchte. Ich will aber, dass jede Frau das für sich selbst entscheiden kann.}} [[Erol Özkaraca]] (damals SPD) kritisierte diese Äußerung mit den Worten: {{" |Von einer muslimischen Sozialdemokratin erwarte ich, dass sie sagt: Mein Gott ist ein barmherziger Gott, er verlangt von mir nicht, mich zu verhüllen.}}<ref name=":2" />
 
In einem Doppelinterview mit [[Michael Müller (Politiker, 1964)|Michael Müller]] in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]] im August 2016 antwortete Chebli auf die Frage, warum unter muslimischen Jugendlichen der dritten Generation der Anteil derer steige, die im Zweifel die [[Scharia]] über das Grundgesetz stellen: „Die Scharia regelt zum größten Teil das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. Es geht um Dinge wie das [[Salāt|Gebet]], um [[Saum (Islam)|Fasten]], um [[Zakāt|Almosen]]. Das stellt mich als Demokratin doch vor kein Problem im Alltag, sondern ist absolut kompatibel, wie es für Christen, Juden und andere auch der Fall ist.“<ref>{{Internetquelle |autor=[[Jasper von Altenbockum]], [[Rainer Hermann]] |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gespraech-ueber-unsere-gesellschaft-und-den-islam-14368816.html |titel=„... als würden Muslime für Aliens gehalten“ |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2016-08-03 |abruf=2016-08-03}}</ref> Cheblis Berufung zur Staatssekretärin durch Müller im Dezember 2016 bezeichnete Erol Özkaraca (damals SPD) gegenüber der [[Die Welt|Welt]] als absolute Fehlentscheidung, von der er Müller mehrfach abgeraten haben will. Sie arbeite daran, den konservativen Islam in Deutschland hoffähig zu machen. Es sei aber nicht Aufgabe der Politik, religiöse Ströme zu organisieren. Chebli sei in Wirklichkeit keine moderate Muslima, sondern konservativ. Das Kopftuch betrachte sie als religiöse Pflicht. Ihre Aussagen zur Vereinbarkeit der Scharia mit unserer Verfassung und zur Integration werfe die Frage auf, ob ihr die Grenzen des säkularen Rechtsstaats bewusst seien und sie bereit sei, für diese einzustehen. Das passe alles nicht zur SPD.<ref name="welt">{{Internetquelle |autor=Annelie Baumann |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article160171830/Das-Bild-von-der-erfolgreichen-Migrantin-hat-Risse.html |titel=Das Bild von der erfolgreichen Migrantin hat Risse |werk=[[Die Welt]] |datum=2016-12-11 |abruf=2016-12-11}}</ref> Gegenüber der [[Berliner Zeitung]] sagte er, Cheblis Berufung sei ein Signal, dass hohe Regierungsämter konservativen Muslimen offenständen, und eine Stärkung konservativer islamischer Kräfte. [[Lale Akgün]] (SPD) bezeichnete die Berufung als krasse Fehlentscheidung. Sie warf Chebli vor, die Scharia für mit dem Grundgesetz kompatibel zu halten und einen gestrigen Islam zu vertreten. Außerdem kritisierte sie, dass Chebli über die Religion Politik mache.<ref>{{Internetquelle |autor=Jan Thomsen |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/neue-staatssekretaerin-in-berlin-berufung-von-muslimin-sawsan-chebli-stoesst-in-senatskanzlei-auf-widerstand-li.53389 |titel=Neue Staatssekretärin in Berlin: Berufung von Muslimin Sawsan Chebli stößt in Senatskanzlei auf Widerstand |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2016-12-10 |abruf=2016-12-10}}</ref> Chebli selbst erläuterte ihre Haltung zur Scharia im Januar 2017 gegenüber der Zeit so: {{" |Text=Die Scharia enthält rituelle Vorschriften für das Gebet und das Verhalten gläubiger Menschen, darunter die Verpflichtung, Almosen zu spenden. Das alles fällt ganz klar unter die Religionsfreiheit. Andere Vorschriften der Scharia widersprechen ganz klar dem Grundgesetz und haben in einem demokratischen Staat nichts zu suchen.}}<ref name=":2" />
* [http://swrmediathek.de/player.htm?show=953bc8c0-776d-11e2-83ec-0026b975f2e6 Sawsan Chebli, Politikwissenschaftlerin], SWR1 Leute Baden-Württemberg, 15. Februar 2013
* [http://www.dw.de/insight-germany-intercultural-advisor-sawsan-chebli-2013-04-10/e-16688424-9798 Insight Germany: Intercultural Advisor Sawsan Chebli], Deutsche Welle, 10. April 2013
* Sabine Ripperger: ''[http://www.dw.de/eine-palästinenserin-im-berliner-innensenat/a-5818453-1 Eine Palästinenserin im Berliner Innensenat]'', Deutsche Welle, 20. Juli 2010
* Fatina Keilani: ''[http://www.tagesspiegel.de/berlin/koertings-grundsatzreferentin-chebli-islam-macht-mir-das-leben-leicht/3868216.html Körtings Grundsatzreferentin Chebli: „Islam macht mir das Leben leicht“]'', Der Tagesspiegel, 22. Februar 2011
* Simon Vaut: ''[http://www.b-republik.de/aktuelle-ausgabe/respekt-durch-leistung "Respekt durch Leistung"]'', Berliner Republik, 6. Mai 2014
 
Nach antisemitischen und israelfeindlichen Protesten in Berlin anlässlich der Ankündigung [[Donald Trump]]s, die US-Botschaft von [[Tel Aviv-Jaffa|Tel Aviv]] nach [[Jerusalem]] zu verlegen, forderte Chebli im Dezember 2017 mehr muslimisches Engagement gegen Antisemitismus. Sie äußerte sich gegenüber der Welt: {{" |Genauso wie Muslime als Minderheit erwarten, dass andere sich für sie einsetzen, wenn sie diskriminiert oder angegriffen werden, müssen sie ihre Stimme viel lauter erheben, wenn Juden in unserem Land bedroht werden. Der Kampf gegen Antisemitismus muss auch ihr Kampf sein.}}<ref>{{Internetquelle |autor=Philip Kuhn |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article171486613/Kampf-gegen-Antisemitismus-muss-Kampf-der-Muslime-sein.html |titel=„Kampf gegen Antisemitismus muss Kampf der Muslime sein“ |werk=[[Die Welt]] |datum=2017-12-11 |abruf=2017-12-12}}</ref> Zuvor war sie in die Kritik geraten, weil sie die antisemitischen Ausschreitungen zunächst nicht kritisiert hatte.<ref name="welt-antisemitismus" />
== Einzelnachweise ==
Im Rahmen der Verhandlungen über eine erneute [[Große Koalition]] nach der Bundestagswahl 2017 wollte die SPD Chebli zur [[Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus|Antisemitismusbeauftragten]] und später zur [[Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration|Integrationsbeauftragten der Bundesregierung]] vorschlagen. Dagegen protestierten jüdische Organisationen mit dem Vorwurf, in den Vorjahren judenfeindliche Angriffe in Berlin nicht kritisiert zu haben und muslimischen Judenhass zu verharmlosen.<ref>{{Internetquelle |autor=Philipp Peyman Engel |url=https://www.cicero.de/innenpolitik/sawsan-chebli-islam-muslimischer-antisemitismus-judentum |titel=Sawsan Chebli: Frau, Migrantin, Aufsteigerin |werk=[[Cicero (Zeitschrift)|Cicero]] |datum=2018-03-02 |abruf=2018-03-02}}</ref>
 
Die Hauptfigur des 2021 erschienenen Romans ''Die Kandidatin'' von [[Constantin Schreiber]], die als erste Muslima für das Amt der [[Bundeskanzlerin]] kandidiert, wurde als Anspielung auf Chebli gedeutet.<ref>{{Internetquelle | autor=Ulrich Reitz | url=https://www.focus.de/kultur/gesellschaft/muslimische-kanzlerin-linke-wuetet-gegen-buch-von-tagesschau-sprecher-doch-der-enttarnt-sie_id_13408646.html | titel=Muslimische Kanzlerin? Aufregung um Buch von "Tagesschau"-Sprecher - der kontert | werk=[[Focus Online]] | datum=2021-06-21 |abruf=2024-01-31}}</ref>
<references />
 
=== Sexismusvorwürfe ===
Im Kontext der breiten öffentlichen Diskussion um [[MeToo|#MeToo]] veröffentlichte Sawsan Chebli im Oktober 2017 auf ihrer [[Facebook]]-Seite eine wenige Stunden zuvor gemachte Erfahrung von [[Sexismus#Alltagssexismus, Institutioneller Sexismus, institutionalisierter Sexismus|Alltagssexismus]]. Während eines dienstlichen Auftritts bei der [[Deutsch-Indische Gesellschaft|Deutsch-Indischen Gesellschaft]] sei sie vom Botschafter a.&nbsp;D. [[Hans-Joachim Kiderlen]] als Frau öffentlich herabgewürdigt worden.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/berlin/debatte-in-berlin-staatsekretaerin-chebli-prangert-alltags-sexismus-an/20457650.html ''Staatsekretärin Chebli prangert Alltags-Sexismus an''], Anke Myrrhe, Der Tagesspiegel, 15. Oktober 2017</ref> Der frühere Diplomat bedauerte wenige Tage später seine „unpassende Ansprache“ und entschuldigte sich gegenüber der Staatssekretärin.<ref name="tagesspiegel-20171013">{{Internetquelle |autor=Jost Müller-Neuhof |url=http://www.tagesspiegel.de/politik/sexismus-vorwuerfe-ex-botschafter-entschuldigt-sich-bei-chebli/20476844.html |titel=Ex-Botschafter entschuldigt sich bei Chebli |datum=2017-10-19 |abruf=2017-10-23}}</ref> Der Vorfall und Cheblis Umgang damit zogen eine kontroverse Diskussion in der deutschen Presse nach sich.<ref>{{Internetquelle |autor=Jost Müller-Neuhof |url=http://www.tagesspiegel.de/politik/cheblis-sexismus-vorwuerfe-ein-staatsamt-eignet-sich-nicht-fuer-politische-kampagnen/20490328.html |titel=Ein Staatsamt eignet sich nicht für politische Kampagnen |datum=2017-10-23 |abruf=2017-10-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Anna Sauerbrey]] |url=http://www.tagesspiegel.de/meinung/sexismus-es-fuehlte-sich-an-als-wuerden-wir-uns-auf-einen-krieg-vorbereiten/20486224.html |titel=Es fühlte sich an, als würden wir uns auf einen Krieg vorbereiten |werk=tagesspiegel.de |datum=2017-10-22 |abruf=2017-10-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Ferda Ataman]] |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sawsan-chebli-sexismus-debatte-in-berlin-kommentar-a-1173995.html |titel=„Tragen sie doch eine Burka!“ |werk=spiegel.de |datum=2017-10-21 |abruf=2017-10-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Bernd Matthies]] |url=http://www.tagesspiegel.de/politik/sawsan-chebli-warum-der-sexismus-vorwurf-falsch-ist/20463132.html |titel=Warum der Sexismus-Vorwurf falsch ist |werk=tagesspiegel.de |datum=2017-10-16 |abruf=2017-10-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Christine Richter (Journalistin)|Christine Richter]], [[Paulina Czienskowski]] |url=https://www.morgenpost.de/meinung/article212267655/Sexismus-oder-Kompliment-Debatte-um-Chebli-Beitrag.html |titel=Sexismus oder Kompliment? Debatte um Chebli-Beitrag |werk=morgenpost.de |datum=2017-10-18 |abruf=2017-10-23}}</ref> [[Cornelia von Oheimb]], Vertreterin der [[Deutsch-Indische Gesellschaft|Deutsch-Indischen Gesellschaft]], widersprach Cheblis Darstellung der Umstände des Vorfalls.<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Niewendick |url=https://www.morgenpost.de/berlin/article212256247/Sexismus-Vorfall-DIG-wirft-Chebli-Ungereimtheiten-vor.html |titel=Sexismus-Vorfall: DIG wirft Chebli Ungereimtheiten vor |werk=morgenpost.de |datum=2017-10-16 |abruf=2017-10-23}}</ref>
 
=== Mäßigungsgebot ===
Nachdem Chebli im August 2018 einen Tweet unter dem [[Hashtag]] [[Wir sind mehr|#wirsindmehr]] mit dem Satz „Wir sind zu wenig radikal“ beendet hatte, wurde ihr ein Verstoß gegen das [[Mäßigungsgebot]] vorgeworfen, dem sie als [[Beamter (Deutschland)|Beamtin]] sowohl dienstlich als auch privat unterliegt.<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Nejezchleba |url=https://www.morgenpost.de/berlin/article215216781/AfD-Chef-Pazderski-fordert-Disziplinarverfahren-gegen-Chebli.html |titel=Wegen Tweet zu Chemnitz: AfD-Chef Padzerski fordert Disziplinarverfahren gegen Chebli |werk=[[Berliner Morgenpost]] |datum=2018-08-30 |abruf=2020-09-19}}</ref> Eine im Januar 2019 vom [[Chef der Staatskanzlei|Chef der Senatskanzlei]] [[Christian Gaebler]] erlassene [[Dienstanweisung]], dass sich Mitarbeiter der Senatskanzlei bei öffentlichen Äußerungen zurückzuhalten hätten und ein Hinweis auf ein bestehendes Dienstverhältnis zur Senatskanzlei zu unterlassen sei, wurde von den Medien als Reaktion auf Cheblis öffentliche Äußerungen gewertet.<ref>{{Internetquelle |autor=Julia Haak |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/neuer-aerger-fuer-staatssekretaerin-sawsan-chebli-internes-senatskanzlei-rundschreiben-li.23368 |titel=Neuer Ärger für Staatssekretärin Sawsan Chebli: Internes Senatskanzlei-Rundschreiben |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2019-01-26 |abruf=2020-09-19}}</ref>
 
=== Gerichtliche Auseinandersetzungen ===
Das [[Amtsgericht Tiergarten]] sprach am 27. Februar 2020 den [[YouTube]]r Tim Kellner<ref>{{Internetquelle |autor=Katja Füchsel, [[Sebastian Leber]] |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/freispruch-fuer-youtuber-tim-kellner-eine-bittere-nachricht-fuer-alle-die-von-hetze-betroffen-sind/25591422.html |titel=„Eine bittere Nachricht für alle, die von Hetze betroffen sind“ |werk=tagesspiegel.de |datum=2020-02-27 |abruf=2020-02-27}}</ref> vom Vorwurf der [[Beleidigung (Deutschland)|Beleidigung]] frei, der Chebli als „islamische Sprechpuppe“ und „Quotenmigrantin der SPD“ bezeichnet hatte. Die [[Staatsanwaltschaft Berlin]] und Chebli kündigten an, in [[Berufung (Recht)|Berufung]] zu gehen.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Wiebke Ramm]] |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sawsan-chebli-youtuber-timm-k-nach-hasskommentaren-vor-gericht-freigesprochen-a-90c56d9c-56e5-4e9b-bdad-3d2981bd2898 |titel=„Islamische Sprechpuppe“ – YouTuber nach Hasskommentaren freigesprochen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2020-02-27 |abruf=2020-02-27}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Katrin Bischoff |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/freispruch-angeklagter-hat-sawsan-chebli-nicht-rassistisch-beleidigt-li.77051 |titel=Freispruch: Angeklagter hat Sawsan Chebli nicht rassistisch beleidigt |werk=berliner-zeitung.de |datum=2020-02-27 |abruf=2020-02-27}}</ref> <!--Die Berufung (Revision) ergab ebenfalls einen Freispruch für Kellner. Beleg? -->
 
Am 13. November 2020 kommentierte Chebli einen Fernsehbeitrag des Kabarettisten [[Dieter Nuhr]], dass dieser „so ignorant, dumm und uninformiert“ sei und „nur Witze“ über Minderheiten machen könne.<ref>Felix W. Zimmermann: [https://www.lto.de/recht/meinung/m/kommentar-sawsan-chebli-politikerin-beleidigung-facebook-aeusserungsrecht/ ''Warum die Äußerungen über Chebli Beleidigungen sind''] www.lto.de, 3. April 2023.</ref> Dazu nahm der CDU-Fraktionsvorsitzende in Brandenburg, [[Jan Redmann]], auf Facebook Stellung. Unter diesen Beitrag setzte am 15. November 2020 ein Nutzer bei Facebook einen beleidigenden Kommentar in Bezug auf Chebli. Sie klagte daraufhin auf Unterlassung und Entschädigung in Höhe von 5000 Euro. Durch rechtskräftige Berufungsentscheidung wurde der Klage auf Unterlassung stattgegeben, ein Anspruch auf Geldentschädigung jedoch abgelehnt.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/berlin/urteil-des-oberlandesgerichts-stuttgart-berliner-spd-politikerin-sawsan-chebli-muss-schmahkritik-im-netz-nicht-hinnehmen-10858795.html ''Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli muss Schmähkritik im Netz nicht hinnehmen''] www.tagesspiegel.de, 29. November 2023.</ref><ref>Marie Winzek: [https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/olg-stuttgart-sawsan-chebli-schmaehkritik-facebook-kommentar-meinungsfreiheit-beleidigung/ ''OLG hält Äußerungen über Chebli für Schmähkritik''] www.lto.de, 29. November 2023..</ref>
 
Wegen anderer Beschimpfungen Cheblis und solcher gegen [[Nancy Faeser]] und [[Annalena Baerbock]] wurde Tim Kellner am 4. Oktober 2023 vom [[Amtsgericht Detmold]] zu einer Gesamtgeldstrafe von 110 Tagessätzen zu je 100 Euro verurteilt.<ref>https://www.freilich-magazin.com/gesellschaft/tim-kellner-zu-11000-euro-geldstrafe-verurteilt 6. Oktober 2023.</ref> Seine Berufung wurde am 5. Juni 2024 vom [[Landgericht Detmold]] zurückgewiesen.<ref>[https://web.archive.org/web/20240701144818/https://www.nzz.ch/international/tim-kellner-urteil-youtuber-beleidigt-politiker-soll-11000-euro-bezahlen-ld.1833830 nzz.ch/international/tim-kellner-urteil-youtuber-beleidigt-politiker-soll-11000-euro-bezahlen-ld.1833830 6. Juni 2024]</ref>
 
Im Zusammenhang mit einem Online-Hasskommentar von 2021 bekam Chebli Mitte Januar 2024 5000 Euro Entschädigung vom Landgericht Berlin zugesprochen. Laut dem Landgericht handelt es sich „um Schmähkritik, die in die Würde der Klägerin eingreift“; daher seien ihre „Persönlichkeitsrechte verletzt“. Der Verfasser muss zudem die Anwalts- und Gerichtskosten tragen. Das Geld, so Chebli, gehe an die Organisation „Hate Aid“. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.<ref>[https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/02/chebli-gericht-hasskommentar-entschaedigung-500-euro.html ''SPD-Politikerin Chebli gewinnt Prozess um Hasskommentar''] www.rbb24.de, 29. Februar 2024.</ref>
 
=== Führungsstil ===
Im Oktober 2020 berichtete die [[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]] über den Vorwurf ehemaliger Kollegen gegen Chebli, als Staatssekretärin in der Verwaltung Chaos angerichtet zu haben. Sie habe in Unkenntnis der Abläufe agiert, ständig neue Ideen eingebracht, die sie bald wieder fallen gelassen habe, und Sitzungen einberufen, zu denen sie als einzige nicht erschienen sei. Als Vorgesetzte habe sie die Mitarbeiter regelmäßig für eigene Fehler verantwortlich gemacht und sie „wie Dreck behandelt“. Immer wieder hätten sich Mitarbeiter deshalb krankgemeldet oder versetzen lassen. Ein Beamter [[Remonstration|remonstrierte]] beim Chef der Senatskanzlei gegen Anweisungen Cheblis, die er als ungerechtfertigt ansah. Auch der vorzeitige Weggang des Protokollchefs [[Volker Pellet]] aus der Senatskanzlei 2017 wurde wieder aufgegriffen. Chebli bestreitet diese Vorwürfe.<ref>{{Literatur |Autor=[[Markus Wehner]] |Titel=Die Kunstfigur |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]] |Nummer=42 |Datum=2020-10-18 |Seiten=4 |Online=[https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sawsan-chebli-die-kunstfigur-17005420.html Online]}}</ref>
 
=== Russischer Überfall auf die Ukraine ===
In einem Beitrag für den ''[[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]]'' stellte Chebli Ende April 2022 bei vielen Menschen in der arabischen Welt eine „Abwesenheit von Empathie gegenüber dem [[russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|Leid der ukrainischen Bevölkerung]]“ fest. Solidarität gebe es in Syrien, „wo man die Brutalität der russischen Militärs am eigenen Leib erlebt“ habe. Die Gründe für das von ihr wahrgenommene Fehlen von Empathie sind laut Chebli ein verbreiteter [[Antiamerikanismus]] in Nahost sowie auch „ein mehr oder weniger offen ausgesprochener [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]]“. Russland habe „die arabische Nachbarschaft Europas als ein ‚weiches Ziel‘ der Propaganda ausgemacht [...], wo man mit Desinformation unter Einsatz geringer Mittel starke Wirkung erzielen“ könne. Daher müsse „unsere Außenpolitik sich viel stärker an die Gesellschaften in der Nachbarschaft Europas richten [...], als das bisher der Fall“ sei. Man müsse „klar und deutlich“ die politischen Ziele kommunizieren und dürfe sich Diskussionen nicht verweigern.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/politik/in-nahost-fehlt-die-solidaritat-mit-ukrainischen-fluchtlingen-8140510.html ''In Nahost fehlt die Solidarität mit ukrainischen Flüchtlingen''] www.tagesspiegel.de, 23. April 2022.</ref>
 
=== Krieg in Gaza seit 2023 ===
 
In der ''[[Die Tageszeitung|taz]]'' sagte Chebli Ende Juni 2024, dass Palästinenser in der deutschen Öffentlichkeit „kaum Empathie und Solidarität, sondern Ausgrenzung, Misstrauen und immer öfter puren Hass“ erführen. Es tue „weh zu sehen, dass so viele Menschen, die sonst laut sind, wenn es um Menschenrechte geht und darum, Grundrechte zu verteidigen, zu Gaza schweigen“. Über den [[Krieg in Israel und Gaza seit 2023|Krieg im Gazastreifen]] informiere sie sich vor allem über amerikanische, britische und arabische Medien, denn viele Nachrichten kämen „hier schlicht nicht vor“ und seien „einseitig und verzerrt“. Sie habe die Verbrechen der [[Hamas]] „sofort klar verurteilt und deutlich gemacht, dass sie durch nichts zu rechtfertigen“ seien: wer aber „heute, nach über 35.000 Toten, die meisten davon Kinder und Frauen, und all dem, was wir über die Kriegsführung und die Politiker in der israelischen Regierung wissen, immer noch blind Israel verteidigt und lediglich ‚aber Hamas‘ sagt, mit dem teile ich keine gemeinsamen Werte“. Sie denke „erstmals auch darüber nach, Deutschland zu verlassen“, und keine Wahl sei ihr so schwergefallen „wie die letzte Europawahl, vor allem wegen der Haltung der SPD zu Gaza“. Sie konstatierte ein „kollektive[s] Wegsehen bei antimuslimischem Rassismus“.<ref>[https://www.welt.de/politik/deutschland/article252283404/Sawsan-Chebli-Ich-habe-noch-nie-so-stark-an-meinem-Deutschsein-gezweifelt-wie-jetzt.html ''„Ich habe noch nie so stark an meinem Deutschsein gezweifelt wie jetzt“''] www.welt.de, 2. Juli 2024.</ref> Der Psychologe und Autor [[Ahmad Mansour (Autor)|Ahmad Mansour]] schrieb daraufhin ebenfalls in der ''taz'', er frage sich, wie Chebli „so sehr an den Fakten vorbeireden“ könne, denn wie Umfragen und Kundgebungen bewiesen, erlebten nicht Muslime, sondern Juden „einen enormen Zuwachs an Feindseligkeit“ und einen „erschreckenden Anstieg an antijüdischen und israelfeindlichen Aktivitäten bis hin zu strafbaren Handlungen“. Die Bilder vom Krieg seien „tragisch und schwer erträglich“ und Kritik an der Regierung [[Benjamin Netanjahu|Netanjahu]] sei „nötig und richtig“, aber Chebli erwähne weder die [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023|1200 am 7. Oktober 2023 getöteten Israelis]] noch fordere sie die Freilassung der [[Geiselnahmen der Hamas während des Terrorangriffs auf Israel 2023|israelischen Geiseln]]. Es gehe in dem Krieg „um einen der schwersten Kämpfe gegen den Terror“ und Hamasführer machten „keinen Hehl daraus, dass sie zivile Opfer wollen, um Hass gegen Israel anzufachen – und viele Aktivisten [...] spielen dieses Spiel mit“. Das habe auch mit einer falsch verstandenen Toleranz bei der Integration von „Menschen aus autoritären Regimen und mit traditionell patriarchalen, oft antisemitischen Vorstellungen“ zu tun.<ref>Ahmad Mansour: [https://taz.de/Nahost-Konflikt-in-Deutschland/!6018093/ ''Ungesehenes Leid''] taz.de, 4. Juli 2024.</ref>
 
== Literatur ==
* [[Mariam Lau]]: [http://www.zeit.de/2017/05/sawsan-chebli-berlin-senat-islamismus ''„Ich, eine Islamistin? Schauen Sie mich doch an!“''] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 5/2017.
* {{Der Spiegel |ID=158385390 |Autor=Nicola Abé |Titel=Löwenkind |Jahr=2018 |Nr=29 |Seiten=32–34}}
* Sawsan Chebli, [[Miriam Yung Min Stein|Miriam Stein]]: ''„Laut. Warum Hatespeech echte Gewalt ist und wie wir sie stoppen können.“'' Goldmann, Frankfurt 2023, ISBN 978-3-442-31706-6.
 
'''Interviews'''
* mit [[Sabine Rennefanz]]: [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/sawsan-chebli-kommt-aus-einer-arabischen-familie--hat-zwoelf-geschwister--nun-arbeitet-sie-fuer-den-innensenator--ich-brauche-keinen-gebetsraum-,10810590,10723264.html ''„Ich brauche keinen Gebetsraum“''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 15. Juni 2010.
* mit [[Jasper von Altenbockum]] und [[Rainer Hermann]]: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gespraech-ueber-unsere-gesellschaft-und-den-islam-14368816.html ''„… als würden Muslime für Aliens gehalten“''.] In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'', 3. August 2016 (gemeinsam mit [[Michael Müller (Politiker, 1964)|Michael Müller]]).
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Sawsan Chebli|audio=0|video=0}}
* [https://sawsanchebli.de/ Persönliche Website]
* [https://spd.berlin/personen/sawsan-chebli/ Profil bei der SPD Berlin]
* {{Munzinger|/00000030970}}
 
'''Interviews'''
* mit Alke Wierth: [https://taz.de/Sawsan-Chebli-im-Interview/!5141868/ ''„Für mich ist das Wesen des Islams friedlich“''.] In: ''[[taz]]'', 1. Juni 2010.
* mit Christina Brüning: [https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article105302107/Mein-Deutschsein-hat-Kratzer-erfahren.html ''„Mein Deutschsein hat Kratzer erfahren“.''] In: ''[[Berliner Morgenpost]]'', 2. Oktober 2011.
* [https://www.youtube.com/watch?v=ObCmXjMMjRA ''Flüchtling, staatenlos, Karrierefrau''.] In: ''SWR1 Leute'', [[YouTube]] (Video, 28 Min.).
* mit [[Tilo Jung]]: [https://www.youtube.com/watch?v=5IHzE5tSPlQ Sawsan Chebli (SPD).] ''[[Jung & Naiv]]'' Folge 313, 25. Juni 2017 (Video, 83 Min.).
* mit [[Tilo Jung]]: [https://www.youtube.com/watch?v=nSlNm49ejsw Sawsan Chebli (SPD) will in die erste Reihe] ''[[Jung & Naiv]]'' Folge 478, 4. Oktober 2020.
* mit [[Kurt Krömer]] in der rbb-Sendung [[Chez Krömer]], Staffel 3, Folge 1, 13. Oktober 2020.
 
'''Porträts'''
* Sabine Ripperger: [http://www.dw.de/eine-palästinenserin-im-berliner-innensenat/a-5818453-1 ''Eine Palästinenserin im Berliner Innensenat''.] In: ''Deutsche Welle'', 20. Juli 2010.
* Fatina Keilani: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/koertings-grundsatzreferentin-chebli-islam-macht-mir-das-leben-leicht/3868216.html ''Körtings Grundsatzreferentin Chebli: „Islam macht mir das Leben leicht“''.] In: ''Der Tagesspiegel'', 22. Februar 2011.
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
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{{SORTIERUNG:Chebli, Sawsan}}
[[Kategorie:Politiker (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Staatssekretär (Berlin)]]
[[Kategorie:Person (Auswärtiges Amt)]]
[[Kategorie:Pressesprecher]]
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Palästinenser]]
[[Kategorie:Geboren 19791978]]
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Staatenloser]]
 
{{Personendaten
|NAME=Chebli, Sawsan
|ALTERNATIVNAMEN=سوسن شبلى (arabisch); Chebli, Sawsan Mohammed (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutsch-palästinensischedeutsche PolitologinPolitikerin und ehemalige politische Beamtin (SPD)
|GEBURTSDATUM=197926. Juli 1978
|GEBURTSORT=[[West-Berlin]]
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=