Sawsan Chebli

deutsche Politikerin und ehemalige politische Beamtin (SPD)
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Sawsan Chebli (* 1979 in Berlin) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin palästinensischer Herkunft. Zwischen 2010 und 2014 war sie die erste Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Im Januar 2014 wurde sie von Frank-Walter Steinmeier als Vize-Sprecherin ins Auswärtige Amt berufen.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Sawsan Chebli wurde 1979 in Berlin als zweitjüngstes Kind einer palästinensischen Familie geboren, die 1970 auf der Suche nach Asyl nach Deutschland gekommen war.[1] Bis zu ihrem 12. Lebensjahr war sie staatenlos[1] und nur geduldet, 1993 erhielt sie die deutsche Staatsbürgerschaft.

Chebli wuchs mit ihren zwölf Geschwistern in schwierigen sozialen Verhältnissen auf.[1] Ihre Eltern, beide Analphabeten, legten jedoch großen Wert auf ihre schulische Bildung. Deutsch lernte sie erst in der Schule. Nach ihrem Abitur begann sie am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin ein Studium der Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Internationale Beziehungen“. Ein wichtiges Vorbild war ihr ältester Bruder, der als Imam in Schweden arbeitet und die dortigen Behörden in Integrationsfragen berät.

Politische Karriere

Nach dem Abschluss ihres Politikwissenschaftsstudiums 2004 arbeitete Chebli zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin verschiedener SPD-Bundestagsabgeordneter, unter anderem als Büroleiterin von Johannes Jung.

2009 nahm sie als eine der Munich Young Leaders an der Münchner Sicherheitskonferenz teil.[2]

Im März 2010 wechselte sie in den Berliner Innensenat, wo sie unter Ehrhart Körting eine neu geschaffene Stelle als Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten antrat. In dieser Position förderte sie Projekte wie JUMA,[3] JUGA[4] und interreligiöse Poetry Slams.[5]

Am 24. Januar 2014 wurde bekannt, dass Chebli als Quereinsteigerin und erste Muslimin überhaupt von Frank-Walter Steinmeier als Sprecherin ins Auswärtige Amt berufen wurde. Wie bereits ihre Ernennung zur Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten fand auch dies ein großes Medienecho.[6][7][8]

Sawsan Chebli ist gläubige und praktizierende Muslimin, entschied sich jedoch, kein Kopftuch zu tragen, da sie der Überzeugung ist, dass man anders in Deutschland keine politische Karriere beginnen könne. In der Talkshow Günther Jauch äußerte sie sich am 25. November 2012 skeptisch zu den Aussichten des Nahost-Friedensprozesses.[9][10]

Publikationen von Sawsan Chebli

Interviews

Porträts

Einzelnachweise

  1. a b c Hans Monath: Sawsan Chebli – neue Steinmeier Sprecherin: „Ich bete, ich faste, ich trinke keinen Alkohol“. In: Der Tagesspiegel. 26. Januar 2014, abgerufen am 28. Juli 2015.
  2. http://www.koerber-stiftung.de/en/international-affairs/munich-young-leaders/round-tables/round-table-2009/conference-report.html
  3. Silke Brandt: JUMA – Stimmen einer neuen Generation, Deutsche Islam-Konferenz, 5. Oktober 2012
  4. Alke Wierth: „Zeigen, dass Religion keine Gewalt toleriert“, taz, 31. August 2012
  5. Thomas Hasel: Gläubige Wortakrobaten im friedlichen Wettstreit, Deutsche Welle, 22. August 2013
  6. Hans Monath: „Ich bete, ich faste, ich trinke keinen Alkohol“, Der Tagesspiegel, 25. Januar 2014
  7. تعيين سيدة فلسطينية متحدثة باسم وزارة الخارجية الألمانية, Palestine News Network, 25. Januar 2014
  8. Almanya’ya Müslüman sözcü, Hürriyet, 26. Januar 2014
  9. Mathias Zschaler: Jauch-Debatte über Nahost-Konflikt: Der Preis des Friedens, Der Spiegel, 26. November 2012
  10. Ralf Dargent: Wie war das noch mal mit der Hamas, Herr Jauch?, Die Welt, 26. November 2012