Spalte (Geologie)

klaffende Fuge oder Trennfläche im Gesteinskörper
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Spalte (englisch: fissure) bezeichnet in der Geologie und im Bergbau eine (zunächst) offene Fuge (oder Trennfläche) innerhalb eines Gesteinskörpers. Die Größenordnung einer Spalte liegt im Bereich von einigen Millimetern bis Metern Weite, sowie mehreren Zentimetern bis hunderte von Metern Erstreckung in der Länge und in die Tiefe. Kleine Klüfte werden durch tektonische Bewegungen, wie zum Beispiel Erdbeben, zu Spalten ausgeweitet, aber auch durch das Eindringen von magmatischen Gesteinsschmelzen und die Abkühlung von vulkanischen Laven, durch Lösung und Verwitterung ("Karstspalten"), durch Hangrutschungen ("Abrissspalten"), und durch die Austrocknung von Sedimenten nahe der Erdoberfläche.

Spaltenbildung durch einen Hangrutsch im San Mateo County bei San Francisco, 1997.

A. von Lasaulx (1882) unterschied entokinetische Spalten, bei denen sich der Anlass zur Bildung innerhalb der Gesteine selbst befindet, und exokinetische Spalten, bei denen dieser außerhalb liegt.

Entokinetische Spalten entstehen somit zum Beispiel durch

  • Volumenvergrößerungen des Gesteins (z.B. durch die Einlagerung von Wasser in Anhydrit, "Dilatattionsspalten")
  • Volumenverminderungen des Gesteins (z.B. durch Abkühlung oder Entweichen von Wasser, "Kontraktionsspalten")

Exokinetische Spalten (oder "Dislokationsspalten") entstehen durch

  • Einsturz von Hohlräumen ("Einsturzspalten")
  • Aufwölbungen der Erdkruste (z.B. durch Eindringen eines magmatischen Körpers in den Untergrund, "Aufbruchsspalten")
  • Faltung von Gesteinsschichten ("Biegungsspalten")
  • Pressung von hartem, sprödem Gestein ("Pressungsspalten").
Fontänen glutflüssiger Lava entlang einer vulkanischen Spalte, nahe Pyre Peak, auf der Aleuten-Insel Seguam.

Oberflächennahe Spalten werden oft wieder mit Verwitterungsschutt des umgebenden Gesteins und mit Sedimenten gefüllt (sogenannte "Sedimentgänge"). Tiefer liegende Spalten können hingegen den Aufstieg von Grund- und Thermalwässern ermöglichen, die dann an der Erdoberfläche als Quellen austreten. Wenn mineralhaltige Wässer, die von der Oberfläche einsickern, oder hydrothermale Lösungen aus der Tiefe, in offenen Spalten zirkulieren, können sich so genannte Kluftminerale an den Wänden einer Spalte ausscheiden, bis diese vollständig geschlossen wird („ausheilt“). Wenn solche Mineralgänge ökonomisch wertvolle Erze enthalten, werden sie als Ganglagerstätte bezeichnet. Bei Spalten, die mit magmatischem Ganggestein gefüllt sind, handelt es sich um Gesteinsgänge.

Aus manchen Spalten - etwa über Karsthöhlen - dringt fühlbar kühle Luft an die Erdoberfläche. Aus anderen Spalten können auch Dämpfe emporsteigen, wie es z.B. vom Orakel von Delphi überliefert ist, die die Seherin Pythia in Trance versetzt haben sollen.

Literatur

  • Hans Murawski & Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 10., neu bearb. u. erw. Aufl., 278 S., Enke Verlag, Stuttgart 1998 ISBN 3-432-84100-0.