Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus

deutscher Verlag mit Sitz in Mannheim
(Weitergeleitet von F. A. Brockhaus-Verlag)

Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG war bis 2009 ein Verlag mit Sitz in Mannheim mit den Marken Brockhaus, Duden, Meyers, Harenberg und Weingarten – Entstanden war das Verlagshaus 1984 durch die Vereinigung der Bibliographisches Institut AG mit F. A. Brockhaus.

Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 15. Oktober 1805
Auflösung 20. März 2009
Sitz Mannheim, Deutschland
Branche Verlag

Mit dem Verkauf der Brockhaus-Markenrechte und aller Contents[1] an die Bertelsmann-Tochter Arvato und der Übernahme der Aktienmehrheit durch die Cornelsen Verlagsholding wurde die Aktiengesellschaft zerschlagen. Der als Rechtsnachfolger verbliebene Buchverlag, der sich komplett aus dem Geschäftsfeld lexikalischer Nachschlagewerke zurückgezogen hat, firmierte bis 2022 unter Bibliographisches Institut GmbH.

Geschichte

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F. A. Brockhaus

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Als Beginn des Verlages F. A. Brockhaus wird die Gründung des Verlages „Rohloff & Co.“ am 15. Oktober 1805 in Amsterdam durch den Kaufmann Friedrich Arnold Brockhaus angesehen, der zuvor mit einem Handel für Wollstoffe gescheitert war. Da Brockhaus kein Mitglied der örtlichen Buchhändlergilde war, erfolgte die Gründung über einen Strohmann, den Buchdrucker J. G. Rohloff. 1807 erfolgte die Umbenennung in „Kunst- und Industrie-Comptoir“. Bis 1809 versuchte sich Brockhaus in der Einfuhr französischer und deutscher Werke. 1810 konnte Brockhaus das „Conversations-Lexikon“ fertigstellen, das er 1808 in Leipzig in unvollendetem Zustand erworben hatte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig zog er 1811 nach Altenburg um.

1814 wurde das Geschäft in „F. A. Brockhaus“ umbenannt, und zwischen 1817 und 1818 zog der Verlag nach Leipzig in dessen Graphisches Viertel um, wo Brockhaus später auch eine eigene Druckerei betrieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Leipziger Verlag 1953 verstaatlicht und als VEB Brockhaus Leipzig weitergeführt. Der private Verlag Brockhaus bestand in Wiesbaden weiter, zunächst unter dem Namen des jüngsten Sprosses der Familie, Eberhard Brockhaus (gest. 1947[2]). Nach der Enteignung in Leipzig nannte das Wiesbadener Haus sich wieder „F. A. Brockhaus“.

Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus

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Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG in Mannheim, altes Firmenschild (2004)
 
Ehemaliger Hauptsitz in Mannheim (2012)

Die beiden deutschen Lexikonverlage „F. A. Brockhaus“ und „Bibliographisches Institut AG“ fusionierten 1984 zu „Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG“. 1985 wurde Mannheim Unternehmenssitz des Verlags. Die Weiterentwicklung des bis dahin vom Bibliographischen Institut herausgegebenen „Meyers Konversations-Lexikons“ wurde 1986 zugunsten der Brockhaus Enzyklopädie eingestellt. 1988 wurde der Verlag Langenscheidt KG zum Mehrheitsaktionär der Gesellschaft. Im Sektor Tourismus erschien von 1985 bis 1991 die Reihe Brockhaus-Souvenir.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung nahmen die Verlage des Unternehmens ihre Tätigkeit auch in Leipzig wieder auf, der dortige VEB Brockhaus wurde von der Treuhand an die Verlagsgruppe verkauft. Von 1993 bis 1995 wurde an der Stelle des alten Verlagsgebäudes das sogenannte Brockhaus-Zentrum erbaut, ein Bürokomplex und Hotel, in dessen Innenhof seitdem das Denkmal für F.A. Brockhaus steht.

Der veraltete Maschinenpark wurde teilweise vom Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig übernommen.[3]

Der fusionierte Verlag hielt 1991 das Copyright für Meyers Memo als erstes thematisch gegliedertes Kompaktlexikon, das durch die Redaktion aus Meyers Lexikonverlag in Mannheim erstellt worden war. Seit der CeBIT 2000 bot dann der Verlag Teile seines Textbestandes unter dem Namen xipolis.net im Internet an.

2001 wurde der Verlag im Sinne einer Profit-/Servicecenter-Organisation umgebaut, die Aktivitäten im elektronischen Bereich bündelte man in der 100%igen Tochter Brockhaus Duden Neue Medien GmbH. 2003 wurde der Harenberg-Verlag gekauft und in die Firmengruppe eingegliedert, 2006 wurde der Kunstverlag Weingarten übernommen, der vor allem für Kunstkalender bekannt ist. Seit 2007 erscheint das Guinness-Buch der Rekorde bei Brockhaus.

Seit 2006 bot der Verlag rund 150.000 Artikel aus Meyers Lexikon in 24 Bänden unter lexikon.meyers.de kostenlos im Internet an. Nach Verlagsangaben wurde das Angebot 14 Millionen Mal pro Monat abgerufen.[4] Im Zuge des Verkaufs der Brockhaus-Rechte wurde dieses Angebot im März 2009 eingestellt.

Im Februar 2008 kündigte das Unternehmen die Umstellung seines Spitzenprodukts auf eine Online-Version an. Weitere gedruckte Auflagen der zuletzt 30-bändigen Brockhaus Enzyklopädie werde es nicht mehr geben. Stattdessen solle der Brockhaus als Portal im Internet angeboten werden, finanziert über Online-Werbung. Damit zog der Verlag die Konsequenzen aus den schlechten Verkaufszahlen des gedruckten Werkes, die Marktanalysen zufolge auf eine Veränderung des Nutzerverhaltens zurückgehen.

Zum 1. Juni 2009 übernahm die wissenmedia GmbH, ein Unternehmen der Bertelsmann-Dienstleistungstochter Arvato, alle Rechte an der Marke Brockhaus (einschließlich der Inhalte des Meyer-Lexikons). Das Bundeskartellamt stimmte dieser Übernahme im April 2009 zu.[5] Mit Bertelsmann gibt es damit auf Verlagsseite nur noch einen dominierenden Lexikonanbieter in Deutschland.[1] Entgegen den vorausgegangenen Ankündigungen plant Arvato, die gedruckte Ausgabe der Brockhaus Enzyklopädie nun doch fortzuführen; das im Februar 2008 angekündigte Online-Portal soll hingegen nicht realisiert werden.[6]

Im Juli 2009 übernahm der Cornelsen Verlag die Mehrzahl der Anteile des vormaligen Lexikonverlags von der Langenscheidt-Gruppe und der Familie Brockhaus. Es folgte die Umfirmierung in das Bibliographische Institut.

Archivgut

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Das Archivgut der Verlage F. A. Brockhaus und Bibliographisches Institut aus der Zeit der Verlagsgründungen bis 1945, sowie von den in Leipzig nach 1945 weitergeführten DDR-Verlagen VEB F. A. Brockhaus und VEB Bibliographisches Institut, befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig.[7] Das Staatsarchiv Leipzig übernahm 2009 auch Unterlagen der in diesem Jahr aufgelösten Leipziger Brockhaus-Redaktion.

Bereiche

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Insgesamt gliedert sich das Verlagsprogramm zurzeit in fünf Bereiche, die mit eigenen Verlagsnamen auftreten:

  • Dudenverlag
  • Meyers Lexikonverlag
  • B. I. Taschenbuchverlag
  • Weingarten, Kalenderverlag Mannheim
  • Harenberg, Kalenderverlag Dortmund

Vorstand

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Der Geschäftsführung gehörten zuletzt an:

  • Marion Winkenbach (Sprecherin)
  • Timo Blümer
  • Klaus Kämpfe-Burghardt

Literatur

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(chronologisch geordnet)

  • Hermann Francke: Das Conversationslexikon und seine Gründer. In: Die Gartenlaube. Heft 43, 1872, S. 706–708 (Volltext [Wikisource]).
  • Heinrich Brockhaus (Hrsg.): Vollständiges Verzeichniss der von der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig seit ihrer Gründung durch Friedrich Arnold Brockhaus im Jahre 1805 bis zu dessen hundertjährigem Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke. In chronologischer Folge mit biographischen und literarhistorischen Notizen. Brockhaus, Leipzig 1872–1875 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Alfred Wilhelm Dove: Brockhaus und Meyer. In: Alfred Wilhelm Dove: Ausgewählte Schriftchen vornehmlich historischen Inhalts. Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 548–554; Textarchiv – Internet Archive.
  • Heinrich Eduard Brockhaus: Die Firma F. A. Brockhaus von der Begründung bis zum hundertjährigen Jubiläum. Brockhaus, Leipzig 1905. (Faksimile: In: Zweihundert Jahre Brockhaus. Brockhaus, Leipzig 2005, ISBN 3-7653-0184-1).
  • Arthur Hübscher (Hrsg.): Hundertfünfzig Jahre F. A. Brockhaus. Brockhaus, Wiesbaden 1955.
  • Gert A. Zischka: Index lexicorum. Bibliographie der lexikalischen Nachschlagewerke. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1959. (Neudruck, Hollinek, Wien 1980, ISBN 3-85119-165-X).
  • Friedrich Schultheiss: Bibliographische Anmerkungen zu einer Enzyklopädie und vier Lexika des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Die wissenschaftliche Redaktion. Beiträge, Aufsätze, Vorträge aus dem Bibliographischen Institut. Heft 6. Bibliographisches Institut, Mannheim 1971, S. 33–48.
  • Heinz Sarkowski: Das Bibliographische Institut. Verlagsgeschichte und Bibliographie 1826–1976. Bibliographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1976, ISBN 3-411-01368-0.
  • Thomas Keiderling: F. A. Brockhaus 1905–2005. In: Thomas Keiderling (Hrsg.): Zweihundert Jahre Brockhaus. Brockhaus, Leipzig/Mannheim 2005, ISBN 3-7653-0284-8.
  • Thomas Keiderling: Von der Querstraße zum Johannisfriedhof. Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus in Leipzig werden zu Grabe getragen. In: Leipziger Blätter. Heft 54/2009. Leipzig 2009, ISSN 0232-7244, S. 76–77.
  • Thomas Keiderling: Enzyklopädisten und Lexika im Dienst der Diktatur? Die Verlage F. A. Brockhaus und Bibliographisches Institut („Meyer“) während des Nationalsozialismus. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Heft 1/2012. München 2012, ISSN 0042-5702, S. 69–92 (PDF).
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Wikisource: Brockhaus Enzyklopädie – Quellen und Volltexte
Wikisource: Meyers Konversations-Lexikon – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. a b »Wir ziehen uns komplett aus dem Geschäftsfeld lexikalisches Nachschlagen zurück«. 17. Dezember 2008, abgerufen am 28. April 2024.
  2. Eberhard Brockhaus. In: Der Spiegel. 26. September 1947, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Mai 2024]).
  3. Wolfgang Hohensee: Stählerne Zeitzeugen. In: Stephanie Jacobs (Hrsg.): Tiefenbohrung. Eine andere Provenienzgeschichte. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-7757-5249-7, S. 283–284.
  4. Starttermin für Online-Brockhaus verschoben. 1. April 2008, abgerufen am 28. April 2024.
  5. Pressemeldung des Bundeskartellamtes vom 30. April 2009: Bundeskartellamt gibt Übernahme des Brockhaus Verlages durch Bertelsmann frei (Memento vom 5. Mai 2009 im Internet Archive)
  6. Meldungen bei Spiegel Online und Sueddeutsche.de (Memento vom 21. Dezember 2009 im Internet Archive)
  7. Bestand 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig im Staatsarchiv Leipzig

Koordinaten: 49° 30′ 2″ N, 8° 30′ 2″ O