Vierer ohne Steuermann

Bootsklasse im Rudersport
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Der Vierer ohne Steuermann bzw. Vierer ohne Steuerfrau (Abkürzung 4-, häufig vereinfacht als Vierer-ohne bezeichnet) ist eine Bootsklasse im Rudersport. Im Boot sitzen vier Ruderer, die mit jeweils einem Riemen das Boot antreiben.

Vierer ohne Steuermann
Offiziell 4- Coxless four
Länge ca. 12 m
Mindestgewicht 50 kg
Olympische Bootsklasse
Männer 1904, 1908, seit 1924
Frauen 1992, seit 2020
Weltbestzeiten (2000 m)
Männer: 5:37,86[1] (25. Mai 2012 in Luzern, Rotsee)
Alex Gregory, Peter Reed, Tom James, Andrew Triggs Hodge
Frauen: 6:14,10[1] (29. August 2014 in Amsterdam, Bosbaan)
Kelsey Bevan, Grace Prendergast, Kayla Pratt, Kerri Gowler

Im olympischen Programm ist der Männer-Vierer seit langem eine Kernbootsklasse und daher von hoher Bedeutung. Der Frauen-Vierer war zunächst einmalig im Jahr 1992 olympisch und war ab 2020 erneut im Programm.

Beschreibung

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Vierer-ohne mit sogenannter italienischer Riggerung. Der Schlagmann und der Bugmann rudern auf der Backbordseite, die Mittelplätze rudern auf der Steuerbordseite.

Die Ruderer im (unbeschränkten) Vierer ohne Steuermann müssen kein Gewichtslimit einhalten – im Unterschied zur bis 2016 ebenfalls olympischen Klasse Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann, wo die Männer-Mannschaften im Schnitt maximal 70 kg wiegen dürfen.[2] Die klassische Wettkampfstrecke im Vierer ohne Steuermann entspricht der olympischen Distanz von 2000 m.

Material und Konstruktion des Bootes gleichen denen typischer Rennruderboote. Das Boot ist etwa 12 Meter lang, etwa 45 cm an der Wasserlinie breit und wiegt mindestens 50 kg.[3] Auf jeder Seite des Bootes sind zwei Ausleger am Boot angebaut. Die am meisten verbreitete Anordnung ist die alternierende Richtung (abwechselnd Steuerbord-Backbord-Steuerbord-Backbord oder umgekehrt). Eine Alternative ist die italienische Riggerung, bei der auf die erste Richtung zweimal die Gegenrichtung folgt, und danach wieder die erste Richtung. Hierdurch soll sich ein günstigeres Gierverhalten ergeben.

Am Bug befinden sich der Bugball sowie der Startnummernhalter, an dem bei einer Ruderregatta die Startnummer befestigt wird. Da kein Steuermann an Bord ist, wird der Vierer-ohne mit einem Fußsteuer gebaut und gesteuert. Die Steuerung des Bootes übernimmt meist der Schlagmann, der während des Trainings Befehle zum Steuern vom Bugmann erhält.[4] Beim Rennen und während des Trainings auf einer Strecke mit Albano-System oder normalen Bojenketten kann sich der Schlagmann an den Bojen orientieren.

 
Gut zu sehen ist der Bugball und die Startnummer.

Neben der hier beschriebenen Bootsklasse existieren zudem aus der Gattung der Vierer im Allgemeinen der Vierer mit Steuermann (4+) und der Doppelvierer (4x). Der Vierer-mit ist wie der Vierer-ohne eine Riemenbootsklasse, als solcher wegen der Anwesenheit des Steuermannes etwas langsamer und weitaus unbedeutender als der Vierer-ohne. Der Doppelvierer ist ein Skullboot ohne Steuermann und die schnellste Klasse aus der Gattung der Vierer. Im Freizeit- und Wanderrudern spielt der Vierer-ohne keine Rolle, denn in Gig-Bauweise ist er praktisch nicht existent.

Geschichte

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Bei den Männern wurde der Vierer-ohne erstmals bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis ausgetragen. Die Strecke betrug damals zwei Meilen (3218 Meter).[5] Bei den Olympischen Spielen 1912 und Olympischen Spielen 1920 wurde der Vierer mit Steuermann anstelle der Version ohne Steuermann ausgefahren. Seit den Olympischen Spielen in Paris ist die Bootsklasse ununterbrochen olympisch.

Für die Olympischen Spiele 2012 in London hatten sich die Verbände aus Australien, Belarus, Kanada, Tschechien, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Niederlande, Neuseeland, Rumänien, Serbien, sowie der Verband der Vereinigten Staaten qualifiziert.[6] Die olympischen Vorläufe und die Halbfinals fanden vom 30. Juli 2012 bis zum 2. August auf dem Dorney Lake, bei London statt. Das Finale wurde am 4. August ausgetragen. Es war mit Booten aus dem Vereinigten Königreich, Australien, den Vereinigten Staaten, Griechenland, den Niederlanden und Deutschland besetzt. Für Deutschland setzte der Deutsche Ruderverband Gregor Hauffe, Toni Seifert, Urs Käufer und Sebastian Schmidt ins Boot.[7] Der deutsche Vierer erreichte am Finaltag bei windigen Bedingungen den sechsten Platz[8] mit einer Zeit von 6:16,37.[9] Erster mit einer Zeit von 6:03,97 min wurde das Vereinigte Königreich mit Alex Gregory, Peter Reed, Tom James und Andrew Triggs Hodge. Zwei Sekunden später kam das Boot von Australien ins Ziel. Dritter wurden die Vereinigten Staaten mit einer Zeit von 6:07,20 min.

Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro fanden die Wettkämpfe in der Lagune Rodrigo de Freitas vom 6. August bis zum 13. August statt.[10] Zum fünften Mal in Folge seit 2000 gewann die britische Auswahlmannschaft die Goldmedaille in dieser Wettbewerbsklasse. Es ruderten darin Alex Gregory, Mohamed Sbihi, Constantine Louloudis und George Nash.

Bei den Frauen wurde der Vierer ohne Steuerfrau hingegen zunächst nur 1992 in Barcelona ausgetragen. Die Klasse ersetzte damals den Vierer mit Steuerfrau, wurde aber gleich wieder zugunsten des Leichtgewichts-Doppelzweiers der Frauen gestrichen. Für die Spiele 1992 qualifizierten sich Bulgarien, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Kanada, die USA, Deutschland, China, Rumänien und Australien. Das Finale gewann Kanada (mit Kirsten Barnes, Brenda Taylor, Jessica Monroe und Kay Worthington) vor den USA und Deutschland.[11] Im Zuge der „Agenda 2020“ strebte das Internationale Olympische Komitee die Geschlechterparität in allen Sportarten an. Der Frauen-Vierer wurde deshalb erneut in das olympische Programm aufgenommen, während der leichte Vierer der Männer gestrichen wurde.

Das erste Mal bei Ruder-Weltmeisterschaften wurde der Wettbewerb 1989 ausgetragen, als er den Vierer mit Steuerfrau ersetzte. Die Weltbestzeit von 6:14,36 min hält eine Mannschaft aus Neuseeland mit Grace Prendergast, Kayla Pratt, Kerri Gowler und Kelsey Bevan, die bei den Ruder-Weltmeisterschaften 2014 für ihr Land Gold gewannen.[12]

Medaillen

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Olympische Spiele

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Die Tabelle stellt die vier erfolgreichsten Nationen in der Bootsklasse Vierer ohne Steuermann bei den Olympischen Spielen dar (Stand: 1904 bis nach den Spielen von Rio de Janeiro 2016). In der olympischen Geschichte haben weitere Nationen olympische Medaillen in dieser Bootsklasse gewonnen.

Männer (1904–2016)
Platz Nation Gold Silber Bronze Gesamt
1 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 9 3 2 14
2 Deutschland  Deutschland
(davon Deutsches Reich  Deutsches Reich)
(davon Deutsches Reich NS  Deutsches Reich)
(davon Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik)
(davon Deutschland BR  BR Deutschland)
6

(1)
(5)
 
1
(1)


 
2



(2)
9
(1)
(1)
(5)
(2)
3 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 2 6 4 12
4 Australien  Australien 2 3 1 6

Die Tabelle stellt die olympischen Medaillengewinner im Vierer ohne Steuerfrau dar. Im Frauenbereich wurde die Bootsklasse nur einmal bei der olympischen Ruderregatta 1992 ausgerudert.

Frauen (nur 1992)
Platz Nation Gold Silber Bronze Gesamt
1 Kanada  Kanada 1 1
2 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 1 1
3 Deutschland  Deutschland 1 1

Ruder-Weltmeisterschaften

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Diese Tabelle stellt die Weltmeister im Vierer ohne Steuermann nach Titelgewinnen dar (Stand: 1962 bis nach der WM 2018).

Männer (1962–2018)
Platz Nation WM-Titel
1 Deutschland  Deutschland
(davon Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik)
(davon Deutschland BR  BR Deutschland)
12
(8)
(3)
2 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 9
3 Australien  Australien 4
4 Italien  Italien 3
5 Sowjetunion  Sowjetunion je 2
Frankreich  Frankreich
7 Schweiz  Schweiz je 1
Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten
Kanada  Kanada
Neuseeland  Neuseeland
Niederlande  Niederlande

Diese Tabelle stellt die Weltmeisterinnen im Vierer ohne Steuerfrau nach Titelgewinnen dar (Stand: 1989 bis nach der WM 2018).

Frauen (1989–2018)
Platz Nation WM-Titel
1 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 8
2 Australien  Australien 5
3 Niederlande  Niederlande je 3
Belarus  Belarus
4 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 2
5 Deutschland Demokratische Republik 1949  Deutsche Demokratische Republik je 1
Rumänien  Rumänien
Kanada  Kanada
China Volksrepublik  Volksrepublik China
Ukraine  Ukraine
Frankreich  Frankreich
Neuseeland  Neuseeland

Literatur

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  • Wolfgang Fritsch: Handbuch für den Rudersport: Training – Kondition – Freizeit. 4., überarbeitete Auflage. Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2006, ISBN 3-89899-111-3.
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Commons: Vierer ohne Steuermann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Weltbestzeiten im Rudern. Abgerufen am 2. November 2014.
  2. Ruderwettkampf-Regeln (RWR) des Deutschen Ruderverbandes; gültig ab 1. Januar 2016. (PDF; 666 kB) In: www.rudern.de. Deutscher Ruderverband, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. April 2016; abgerufen am 29. April 2016.
  3. Empacher Renn-Vierer - Empacher Bootswerft. Abgerufen am 2. August 2024.
  4. Verantwortung im Ruderboot. Deutscher Ruderverband, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2014; abgerufen am 2. November 2014.
  5. Ergebnis Olympia 1904 (Männer). Abgerufen am 10. Oktober 2014.
  6. Entries by Event. (PDF; 33 kB) FISA, abgerufen am 10. Oktober 2014 (englisch).
  7. Carsten Oberhagemann: Olympia: Vierer bleibt unverändert. Deutschland-Achter, 30. Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2014; abgerufen am 10. Oktober 2014.
  8. Männer-Vierer (M4-) (Olympische Spiele 2012). rudern.de (DRV), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2014; abgerufen am 10. Oktober 2014.
  9. Ergebnis Olympia 2012 (Männer). Abgerufen am 10. Oktober 2014.
  10. 2013 to 2016 FISA Long Term Planning Calendar. (PDF; 139 kB) FISA, abgerufen am 10. Oktober 2014 (englisch).
  11. Ergebnis Olympia 1992 (Frauen). Abgerufen am 10. Oktober 2014.
  12. Ergebnis WM 2014 (Frauen). Abgerufen am 18. November 2016 (englisch).