WKC A 4 Aufbau Von Metalllegierungen

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Werkstoffkunde und Chemie

Teil a - Kapitel 4
Aufbau von Metalllegierungen

WkC a
Depar tment M+P
HAW HA M B U RG

Inhalt

Grundlagen und Zustandsdiagramme

Legierungselemente zeigen vllige


Lslichkeit im flssigen Zustand und
Unlslichkeit im festen Zustand
Vllige Lslichkeit im festen Zustand
Begrenzte Lslichkeit im festen Zustand
Verbindungsbildung im festen Zustand

Aufbau von Metalllegierungen


Folie 2

WkC a
Depar tment M+P
HAW HA M B U RG

Legierungen
Legierungen bestehen aus dem Basismetall technischer Reinheit mit
mindestens einem absichtlich zugegebenen weiteren Element (Metall
oder Nichtmetall). Basismetall und Legierungselemente werden auch
Komponenten einer Legierung genannt.
Zweistoff- (binre) Legierungen
enthalten neben dem Basismetall ein weiteres Legierungselement. Stahl
bildet eine Ausnahme. Der in Stahl enthaltene Kohlenstoff wird nicht als
Legierungselement, da er frher stets Begleitelement war. So kann einem
als unlegiert bezeichneten Stahl beliebig viel Kohlenstoff zulegiert sein.
Dreistoff- (tertire) Legierungen
enthalten neben dem Basismetall zwei weitere Legierungselemente.
Darber hinaus spricht man von Mehrstoff-Legierungen.

Aufbau von Metalllegierungen


Folie 3

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Depar tment M+P
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Erklrung des Begriffs Phase


In einer Phase ist der Aggregatzustand (Aufbau) gleich.
Flssiges Wasser besteht aus einer Phase. Flssiges Wasser und festes
Eis hingegen bilden zwei Phasen, bestehen aber aus einem Stoff.
Eine Phase kann entweder aus einem oder mehreren Stoffen bestehen.
Nicht gelste feste Salzkrner in Wasser bilden zwei Phasen und bestehen
aus zwei Stoffen. Gelstes Salz in Wasser bildet hingegen nur eine Phase
und besteht dabei aus zwei Stoffen. Auch reine Metallschmelzen (ein Stoff)
sowie Legierungsschmelzen (mehrere Stoffe) bei vollstndiger Lslichkeit
bilden eine Phase. Im Falle der Legierungen bildet der Mischkristall eine
Phase, das Basismetall und die Ausscheidung bilden zwei Phasen.

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Folie 4

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Halte- und Knickpunkte beim Abkhlen und Aufheizen


In den Abkhl- und Aufheizkurven entstehen charakteristische Unstetigkeiten.
Haltepunkte treten bei reinen Stoffen und eutektischen Zusammensetzungen
auf. An den Haltepunkten ndert der gesamte Stoff seine Phase. Dabei bleibt
die Temperatur fr eine gewisse Zeit bis zur vollstndigen Phasenumwandlung
konstant. Bei der Abkhlung wird Wrmeenergie freigesetzt, beim Aufheizen
wird Wrmeenergie verbraucht. Beides fhrt zum Halten der Temperatur.
Knickpunkte treten bei Legierungen auf. An
den Knickpunkten beginnt die Kristallisation
aus der Schmelze bzw. das Auflsen der
SolidusKristalle beim Aufheizen. Auch hier wird
temperatur Wrmeenergie freigesetzt (Abkhlung), bzw.
verbraucht (Aufheizen). Die Umwandlungstemperaturen fr Heizen und Khlen sind
nur bei langsamer Temperaturnderung
(Thermisches Gleichgewicht) identisch.

Liquidustemperatur

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 5

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Zustandsdiagramm (Zustandsschaubild)

Temperatur [C]

In einem Zweistoffsystem bilden sich abhngig vom Legierungsgehalt und von der
Temperatur unterschiedliche Phasen aus, welche das Zustandsdiagramm darstellen kann. Zur Erstellung von Zustandsdiagrammen werden Halte- und Knickpunkte
der Abkhl- und Aufheizkurven erstarrender Legierungen verwendet. Zustandsdiagramme gibt es gibt es fr alle praktisch relevanten Legierungssysteme. Sie ermglichen schnelle Aussagen ber Phasen und Gefge in Abhngigkeit der Temperatur.

Element A
100 %
Element B
0%

%A
%B

Element A
0%
Element B
100 %

Im Zustandsdiagramm eines binren


Systems werden auf der Abszisse alle
Prozentgehalte von 0 - 100 %
aufgetragen, die Ordinate enthlt die
Temperatur. Die unterschiedlichen
Zustnde werden in Feldern dargestellt,
in denen ein gleichartiger Aufbau der
jeweiligen Phase vorliegt. Diese werden
durch Phasengrenzlinien umrandet.
Tertire Systeme knnen vollstndig nur
dreidimensional dargestellt werden.

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Folie 7

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Von der Temperatur-Zeit-Kurve zum Zustandsdiagramm

Quelle: www.lernwerkstoffe.de

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Folie 8

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Depar tment M+P
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Begriffe des Zustandsdiagramms


Liquiduslinie:
Die Liquiduslinie kennzeichnet die Temperatur einer Legierung, unterhalb
derer die Legierung aus einer homogen flssigen Phase zu erstarren beginnt.
Soliduslinie:
Die Soliduslinie kennzeichnet die Temperatur, unterhalb derer die homogene
Erstarrung erreicht ist. Zwischen Solidus- und Liquiduslinie ist der Zustand
der Legierung breiig, es existieren feste und flssige Phasen nebeneinander.
Eutektikum:
So nennt man eine Legierung, deren Bestandteile in einem solchen
Verhltnis zueinander stehen, dass sie als Ganzes bei einer bestimmten
Temperatur (Schmelzpunkt) flssig bzw. fest wird. Der entsprechende Punkt
im Phasendiagramm heit eutektischer Punkt. Hier schneiden sich Liquidusund Soliduslinie.

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Folie 9

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Depar tment M+P
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Inhalt

Grundlagen und Zustandsdiagramme

Legierungselemente zeigen vllige


Lslichkeit im flssigen Zustand und
Unlslichkeit im festen Zustand
Vllige Lslichkeit im festen Zustand
Begrenzte Lslichkeit im festen Zustand
Verbindungsbildung im festen Zustand

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Folie 11

Abkhlung von Legierung 1


Die Schmelze S khlt bis zur Liquiduslinie ab, es beginnen erste Kristalle aus reinem
Metall A zu erstarren. An der Soliduslinie ist ein Groteil der Schmelze erstarrt. Die
noch verbleibende Schmelze muss alle Fremdatome des Metalls B aufnehmen. Die
Konzentrationszunahme an B verluft entsprechend der Liquiduslinie.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 12

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Abkhlung von Legierung 1


Die Restschmelze enthlt an der Soliduslinie 70 % B. Beim Unterschreiten
der Solidustemperatur erstarrt die restliche Schmelze mit der Zusammensetzung von Punkt E. Bei Raumtemperatur besteht das Gefge aus
einem Kristallgemisch aus Krnern des Metalls A und dem Eutektikum.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 13

Abkhlung der eutektischen Legierung


Die Schmelze S khlt ab, bis das Eutektikum E erreicht wird. Es entsteht ein extrem
feinkristallines Gemisch aus Krnern von A und B. Oft wachsen die Kristallite dabei
schichtartig (lamellenfrmig). Das unter dem Mikroskop sehr interessante, oft
schne, Gefge hat zu den Namen Eutektikum (griech.: das Schne) gefhrt.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 14

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Depar tment M+P
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Hebelgesetz
Mit Hilfe des Hebelgesetzes lassen
sich quantitative Angaben ber
Gefgeanteile bei jeder gewhlten
Temperatur machen. Dazu zieht
man im Zustandsdiagramm bei der
betrachteten Temperatur
waagerechte Linien, die an den
Umwandlungslinien enden. Das
Hebelgesetz lautet dann:
Der Anteil einer Phase (eines
Gefges) entspricht der Lnge des
gegenberliegenden Hebelarms
geteilt durch die Gesamtlnge.
mK

b
ab

mS

a
ab
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 15

Untereutektische Legierung
Das Hebelgesetz ergibt fr die
untereutektische Legierung 1:

mA,L1

b
ab

mA,L1

40
0,57 57 %
30 40

mE mS mA,L1
mE 100 % 57 % 43 %
A

L1

L2

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 16

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bereutektische Legierung
L3

Das Hebelgesetz ergibt fr die


bereutektische Legierung 3:

mB,L3

a
ab

mB,L3

20
0,67 67 %
20 10

mE mS mB,L3
mE 100 % 67 % 33 %

c3

L2

L3

67

L3

33

67 % B
33 % E
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 17

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Inhalt

Grundlagen und Zustandsdiagramme

Legierungselemente zeigen vllige


Lslichkeit im flssigen Zustand und
Unlslichkeit im festen Zustand
Vllige Lslichkeit im festen Zustand
Begrenzte Lslichkeit im festen Zustand
Verbindungsbildung im festen Zustand

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Folie 18

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Lslichkeit im flssigen und im festen Zustand

Quelle: www.lernwerkstoffe.de

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Folie 19

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Mischkristalle

Die meisten Metalle knnen in ihrem Gitter bestimmte Mengen anderer


Legierungselemente aufnehmen. Die Fremdatome werden im (Wirts-)Gitter
gelst. Die Komponenten sind miteinander mischbar. Derartige aus
mindestens zwei Atomsorten gemischte Kristalle werden Mischkristalle (MK)
genannt. Je nachdem, wie die Legierungsatome im Wirtsgitter verteilt sind,
unterscheidet man die folgenden Mischkristallarten:
Substitutionsmischkristalle (SMK) oder
Austauchmischkristalle (AMK)
Einlagerungsmischkristalle (EMK)

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Folie 20

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Substitutions- (SMK) oder Austausch- (AMK) Mischkristalle

Im Kristallgitter des Grundmetalls sitzen die Atome des


Legierungselementes als Fremdatome auf Gitterpltzen.
Bei regelmiger Anordnung der Fremdatome spricht
man von berstruktur (Bild oben). Meistens ist die
Anordnung jedoch unregelmig (Bild unten).

Gute Lslichkeit durch Substitution ist zu erwarten, wenn


beide Komponenten den gleichen Gittertyp
aufweisen und
die Atomdurchmesser sich hchstens um 15 %
unterscheiden.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 21

Einlagerungsmischkristalle (EMK)
Im Kristallgitter des Grundmetalls sitzen die Atome des Legierungselementes
auf Zwischengitterpltzen. Die Einlagerung kann nur dann erfolgen, wenn die
eingelagerten Fremdatome sehr viel kleiner sind als die des Wirtsgitters
(meistens Nichtmetalle).
Nichtmetallatome, mit einem Durchmesserverhltnis f von maximal 0,41 knnen in die
Zwischengitterpltze eingelagert werden. Da
nur wenige Zwischengitterpltze besetzt
werden knnen, ist die Lslichkeit in der
Regel sehr viel geringer als ein Prozent.
Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff und Bor
sind die wichtigsten EMK-bildenden Atome.
Ihre Diffusionsfhigkeit nimmt mit fallender
Temperatur im Allgemeinen sehr stark ab.

d
D

d
D

0,41

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Folie 22

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10

Abkhlung der Legierung L1


Die Legierung 1 khlt bis zur Liquiduslinie ab. Dort entstehen erste Mischkristalle.
Die Zusammensetzung der Mischkristalle ergibt sich aus dem Schnittpunkt der
Waagerechten bei Temperatur 1 mit der Soliduslinie. Dieser B-Gehalt (c1 8 %) ist
wesentlich geringer, als der B-Gehalt der ursprnglichen Schmelze.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 23

Abkhlung der Legierung L1


Bei der Temperatur 2 bilden sich Mischkristalle anderer Zusammensetzung. Deren
B-Gehalt (c2 20 %) ergibt sich wiederum aus dem Schnittpunkt der Waagerechten
bei Temperatur 2 mit der Soliduslinie. Diffusionsvorgnge fhren dazu, dass whrend
der gesamten Erstarrung alle bereits ausgeschiedenen Mischkristalle stndig ihre
Zusammensetzung gem
der Soliduslinie
ndern.
Der B-Gehalt der
Restschmelze
ergibt sich aus
dem Schnittpunkt
mit der Liquiduslinie (c3 61 %).

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 24

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11

Abkhlung der Legierung L1


Kurz vor der Erstarrung bei Temperatur 3 ist der B-Gehalt der Restschmelze auf
c4 77 % angestiegen. Nach Unterschreiten der Soliduslinie ist die Kristallisation
abgeschlossen. Whrend der gesamten Erstarrung fhrte der Konzentrationsausgleich durch Diffusion im festen Mischkristall zur Eistellung der ursprnglichen
Konzentration
von 60 % A und
40 % B in allen
Mischkristallen.
Dieser Diffusionsvorgang erfordert
sehr viel Zeit.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 25

Bildung von a-Mischkristallen

Legierung 1 (60 % A mit 40 % B):


Die Gefge aller Legierungen
dieses Systems bestehen
bei Raumtemperatur nur aus
einer Phase: a-Mischkristallen.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 26

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12

Nichtgleichgewichtszustnde

Die vorstehend beschriebenen Zustandsdiagramme gelten im Allgemeinen fr


den thermodynamischen Gleichgewichtszustand, dieser bildet sich jedoch nur
geringen Abkhlgeschwindigkeiten. In der Praxis werden technische Werkstoffe
aus dem schmelzflssigen Zustand sehr viel schneller abgekhlt, als es zum
Einstellen des Gleichgewichts ntig wre. Dies behindert die Diffusionsvorgnge
in der Schmelze und insbesondere die Zustandsnderungen im festen Zustand.
Es kommt zu Entmischungserscheinungen, sogenannten Kristallseigerungen.

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Folie 27

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Kristallseigerungen
Die Legierung L scheidet nach Unterschreiten der Liquiduslinie bei T 1 Mischkristalle a1 aus. Bei T2 kristallisieren Mischkristalle aus der Schmelze, welche die
Zusammensetzung a2 haben. Diese legen sich schichtfrmig um den Kern a1.
Nun sollte auf Grund der Diffusion der Kern Atome A abgeben und Atome B
aufnehmen, so dass die Gesamtheit aller bisher ausgeschiedenen Mischkristalle
die Zusammensetzung a2
haben. Durch die rasche
Abkhlung wird aber
diese Diffusion behindert.
Den Konzentrationsunterschied im Kristall nennt
man Kristallseigerung.
Die Gesamtheit der
Mischkristalle erreicht in
etwa die Zusammensetzung a2.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 28

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13

Solidusverschleppung
Bei der Temperatur T3 haben die Mischkristalle dann in etwa die Zusammensetzung
a3. Dies bedeutet, dass sie in Summe zu wenig Atome B aufgenommen haben,
welche noch in der Restschmelze vorhanden sind. Diese kann daher noch nicht bei
der Temperatur T3 erstarren und khlt weiter ab auf Temperaturen unter die Solidustemperatur des Gleichgewichtssystems. Diese Erscheinung bezeichnet man als
Solidusverschleppung.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 29

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Zonenmischkristall, Inhomogener Mischkristall


Erst bei einer tieferen Temperatur T4 kristallisieren die letzten Mischkristalle der
Restschmelze mit einer Zusammensetzung a4, deren B-Gehalt hher ist als der der
ursprnglichen Schmelze. Die Gesamtheit aller Mischkristalle nimmt dann die
Zusammensetzung a4 an, die der Konzentration der ursprnglichen Legierungsschmelze entspricht. Das Ergebnis sind schichtfrmig aufgebaute Krner mit vom
Kern zum Rand kontinuierlich abnehmendem
A-Gehalt (bzw. zunehmendem B-Gehalt). Das
Bild zeigt schematisch
ein derartig entmischtes
Korn, welches
bezeichnet wird als
Zonenmischkristall
oder als
inhomogener
Mischkristall.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 30

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14

Einflsse und Folgen der Kristallseigerung


Die Kristallseigerung ist um so ausgeprgter
je grer das Erstarrungsintervall ist
je grer die Abkhlgeschwindigkeit ist
je kleiner die Diffusionskoeffizienten der
beteiligten Elemente sind

Die Folge der Kristallseigerung sind unerwnschte


Eigenschaftsnderungen. Durch Glhen dicht
unterhalb der Solidustemperatur knnen die
Zonenmischkristalle homogenisiert werden. Die
erforderlichen Glhzeiten sind allerdings sehr lang.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 31

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Inhalt

Grundlagen und Zustandsdiagramme

Legierungselemente zeigen vllige


Lslichkeit im flssigen Zustand und
Unlslichkeit im festen Zustand
Vllige Lslichkeit im festen Zustand
Begrenzte Lslichkeit im festen Zustand
Verbindungsbildung im festen Zustand

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Folie 33

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15

Lslichkeit im flssigen - Begrenzte Lslichkeit im festen Zustand

Bei der berwiegenden Anzahl aller Legierungssysteme sind deren


Komponenten im festen Zustand weder vollstndig ineinander mischbar
noch vollstndig unmischbar. Bei ihnen existieren Konzentrationsbereiche,
in denen die Komponente A eine bestimmte Menge B und die Komponente
B eine bestimmte Menge A lsen kann.

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Folie 34

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a- und b-Mischkristallgebiet im Zustandsdiagramm

Bei Raumtemperatur
kann in A maximal 3 % B
und in B maximal 20 % A
gelst werden. Diese
Gefge sind einphasig.
Sie bestehen aus a- bzw.
b-Mischkristallen. Es gibt
keine reinen Phasen aus
Metall A oder Metall B.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 35

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16

Gebiet der Mischungslcke

In dem Konzentrationsbereich
zwischen 3 % B und 80 % B
entstehen mehrphasige Gefge.
Sie bestehen aus a- bzw. bMischkristallen und Eutektikum.
Das Gebiet wird als Mischungslcke bezeichnet.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 36

Abkhlung der Legierung 4


Die Abkhlung der Legierung 4 unter
Liquidustemperatur fhrt zu b-Mischkristallen, deren A-Gehalt zunchst
berhht ist. Whrend der weiteren
Erstarrung diffundiert der erhhte AGehalt aus dem Kern der Mischkristalle
zum Rand. An der Soliduslinie existiert
ein homogener b-Mischkristall, deren
A-Gehalt der Zusammensetzung der
Legierung entspricht. Dieser bleibt
bestehen bis zur Raumtemperatur.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 37

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17

Abkhlung der Legierung 1


Die Abkhlung der Legierung 1 unter
die Solidustemperatur fhrt zu
homogenen a-Mischkristallen, deren
Zusammensetzung sich bis Punkt 7
nicht ndert. Bei weiterer Abkhlung
unter die Lslichkeitslinie, kann der
a-Mischkristall nicht mehr die gesamte
Menge B (c2) lsen. Daher scheiden
sich B-reiche b-Mischkristalle in der
Zusammensetzung c8 aus. Diese Ausscheidungen nennt man Segregate
oder Sekundrkristalle.
c c0
mb Seg,max 4
19 %
c9 c0
ma Seg,max

c9 c5
13 %
c9 c0

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 38

Abkhlung der Legierung 3 bis Te


Die Abkhlung der Legierung 3 unter
die Liquidustemperatur fhrt zu bMischkristallen die in der Schmelze
wachsen. Bei der Temperatur Te haben
die b-Mischkristalle einen A-Gehalt von
c5 30 %. Abkhlung unter Te fhrt
dann zu einem Kristallgemisch aus
Eutektikum und b-Mischkristallen. Die
Gefgeanteile lassen sich nach dem
Hebelgesetz berechnen.
c3

mE

c5 c3
30 %
c5 ce

mb

c3 ce
70 %
c5 ce

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 39

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18

Abkhlung der Legierung 3 bis RT


Weitere Abkhlung der Legierung 3 von
der Soliduslinie auf Raumtemperatur
fhrt zur Ausscheidung von a-Segregaten (a-Sekundrkristallen) entlang
der Lslichkeitslinie aus den b-Mischkristallen. Der Anteil der a-Segregate
am Gesamtgefge berechnet sich wie
folgt zu 9 %.
c3

ma Seg ma Seg,max mb
13 % 70 % 9 %

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 40

Abkhlung der eutektischen Legierung


Die Abkhlung der eutektischen Legierung unter die Temperatur Te fhrt zu
einem feinkrnigem Gemenge aus aMischkristallen (c4 18 % B) und bMischkristallen (c5 30 % A). Die
Schnittpunkte der Waagerechten bei
der Temperatur Te mit den Umwandlungslinien fhren zu den Punkten 4
und 5. Daher ergeben sich mit dem
Hebelgesetz folgende Mengen der
beiden eutektischen Bestandteile.
ma

c5 ce
62 %
c5 c 4

mb

ce c4
38 %
c5 c 4

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

Aufbau von Metalllegierungen


Folie 41

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19

Inhalt

Grundlagen und Zustandsdiagramme

Legierungselemente zeigen vllige


Lslichkeit im flssigen Zustand und
Unlslichkeit im festen Zustand
Vllige Lslichkeit im festen Zustand
Begrenzte Lslichkeit im festen Zustand
Verbindungsbildung im festen Zustand

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Folie 42

Lslichkeit im flssigen - Verbindungsbildung im festen Zustand


Bei den bisher betrachteten Systemen blieb der Fall unbercksichtigt,
dass zwei Legierungskomponenten eine Verbindung miteinander bilden.
Dies ist jedoch in der Technik hufig der Fall. Hierbei finden whrend der
Abkhlung Platzwechselvorgnge (Phasennderungen) statt.
Metall / Nichtmetall

Metall /Metall

Intermedire Kristalle
(Chemische Verbindung)

Intermetallische
Phase

Intermetallische (chemische)
Verbindung

Kovalente Bindung

Metallische Bindung

Metallische Bindung

Bildung ber
einen greren
Konzentrationsbereich

Bildung bei bestimmtem


feststehenden
(stchiometrischen)
Gewichtsverhltnis

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Folie 43

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Kristallaufbau der Verbindungen


Die Komponenten der Legierung bilden einen gemeinsamen Kristall, der weder
dem Kristallsystem des Basismetall noch denen der Legierungselemente hnelt.
Es entsteht ein eigenes Kristallsystem, das im Gegensatz zu denen von reinen
Metallen sehr kompliziert aufgebaut sein kann.
Dieser Kristallaufbau der Verbindungen beeinflusst
die mechanischen Eigenschaften der Legierung in
groem Mae (groe Hrte, Sprdigkeit, Festigkeit).
Beispiele fr intermedire Kristallisation sind:
Karbide
Nitride

Fe3C (Eisenkarbid, Zementit)


WC (Wolframkarbid)
TiN (Titannitrid)

Beispiele fr intermetallische Phasen sind:


Cu5Zn8 (g-Messing)
CuZn3 (e-Messing)
Kristallgitter des Zementits (vereinfacht)
Quelle: Lpple et al.: Werkstofftechnik Maschinenbau

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Folie 44

Zustandsdiagramme der Verbindungen

Im Zustandsdiagramm zeigen sich die


gebildeten Verbindungen als senkrechte
Linien bei der entsprechenden Zusammensetzung (V = AmBn). Sie teilen das
Zustandsdiagramm in zwei Teile, jeder
Teil fr sich bildet sozusagen ein
eigenes Diagramm.

Beispieldiagramm zeigt Verbindungsbildung mit vollkommener Unlslichkeit


im festen Zustand.

Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde

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Folie 45

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