Die Chronologie Der Altesten BR - Oscar Montelius
Die Chronologie Der Altesten BR - Oscar Montelius
Die Chronologie Der Altesten BR - Oscar Montelius
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Skandinavien
und
Nord-Deutschland
in
Bronzezeit
ältesten
der
Chronologie
Die
Montelius
A.
Gustaf
Montelius,
Oscar
I
Sonder-Abdruck
aus dem
„Archiv für Anthropologie" XXV. und XXVI. Band
DIE CHRONOLOGIE
DER
ÄLTESTEN BRONZEZEIT
IN
VON
OSCAK MONTELIUS
BRAUNSCHWEIG
DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN
1900
Alle Rechte, namentlich dasjenige der Uebersetzung in fremde Sprachen,
vorbehalten
INHALT.
Seite
Eintheilung des Bronzealters. Typologische Untersuchungen Funde. Sechs Perioden des nordischen
Bronzealters. Die erste Periode. Ihre Bedeutung 1
Die Kupferzeit "
Die erste Periode der eigentlichen Bronzezeit 20
Aexte (Analysen) *0
Dolche, Schwertstäbe und Schwerter 25
Speerspitzen. Messer. Schmucksachen 32
Depotfunde 35
Grabfunde 61
Die Cultur der 1. Periode (Ornamente) 70
Gräber , 78
Geographische Ausbreitung der 1. Periode im nordischen Gebiet 77
Woher kamen die ersten Metalle nach dem Norden ? 87
Wie wurden die ersten Metalle im Norden bekannt ? 110
Wann kamen die ersten Metalle nach dem Norden ? 114
Die relative Chronologie 11*
Die absolute Chronologie 133
Das erste Auftreten des Kupfers und der Bronze im Orient 133
Das erste Auftreten des Kupfers und der Bronze in Europa 163
Der Ursprung der Bronzecultur 197
Nachträge und Verbesserungen 216
Verzeichniss der Eiguren 224
Schon im Jahre 1885 habe ich gezeigt, dass man innerhalb des nordischen ') Bronzealters
mehrere auf einander folgende Perioden unterscheiden kann2).
Dies Resultat wurde ermöglicht sowohl durch typologische Untersuchungen der Alterthümer
und ihrer Ornamente, als durch ein umfassendes Studium der Fundumstände mit besonderer
Berücksichtigung der Begräbnissweise.
Die hierbei angewandte Methode ist in ihrem Principe sehr einfach.
Zunächst habe ich die wichtigsten Serien der Waffen, Geräthe, Schmucksachen und
Gefässe nebst ihren Ornamenten jede für sich geprüft, um den Gang der Entwickelung
kennen zu lernen und zu erfahren, in welcher Ordnung die Typen, nach ihren eigenen
Kriterien beurtheilt, auf einander gefolgt sind. Seitdem habe ich die aus dem nordischen
Gebiete bekannten Grabfunde und alle anderen Funde, welche Auskunft über das relative
Alter der verschiedenen Typen geben könnten, sorgfältig studirt.
Durch die typologische Untersuchung habe ich mehrere Typenserieu erhalten, welche haupt
sächlich nach den inneren Merkmalen der verschiedenen Formen aufgestellt worden sind. Ver
gleichen wir die Serien mit den sicheren Funden 3), da sehen wir, wie sämmtliche Funde dieser
i) Unter dem „Norden" oder dem „nordischen Gebiet" verstehe ich hier, wie überall, die drei skandinavischen
Länder und den grössten Theil Nord-Deutschlands, hauptsächlich von der Weichselgegend bis zur 'Wesermündung. —
Mit „Skandinavien" meine ich die drei Länder Dänemark, Schweden und Norwegen; die „Skandinavische Halb
insel" ist natürlich gleichbedeutend mit Schweden und Norwegen.
2) Montelius, Om tidsbestämning inom bronsäldern, med särskildt afseende pa Skan
dinavien, im 30. Bande der K. Vitterhets Historie och Antiqvitels Akademiens Handlingar
(Stockholm 1885), mit 2 Karten und 6 Tafeln. — Ein Résume, Sur la ohronologie du l'äge du broncei
specialement dans la Scandinavie, wurde von mir in den Hatériaux pour l'histoire de l'homme
1885 (S. 108, mit 6 Tafeln) gegeben.
s) Mit einem sicheren Funde meine ich einen Fund, von dem man mit Sicherheit annehmen kann, dass
alle Sachen gleichzeitig niedergelegt worden sind. Was man in einem Grabhügel findet, braucht kein sicherer
Fund zu sein; der Inhalt eines Grabes bildet dagegen gewöhnlich einen solchen Fund, falls nicht mehr als ein
Verstorbener dort beigesetzt worden ist.
1
2 Oscar Montelius,
Art mit staunenswerther Uebereinstimmung bezeugen, dass die Typen wirklich in der Reihen
folge nach einander auftreten, welche anzunehmen die typologische Untersuchung uns veranlasste.
Eine der besten Controlen hierbei ist die, zu ergründen, welche Aufschlüsse die Funde zweier
Serien in dieser Beziehung geben, von denen man annehmen darf, dass sie parallel verlaufen,
wenngleich die eine etwas früher begonnen haben mag als die andere.
Zwei für diese Frage sehr wichtige Serien werden von den Fibeln und den einheimischen
Bronzegefässen gebildet. Ich nenne die verschiedenen Typen jeder Serie: A, B, C etc.; A ist
der älteste Typus, B ist der nächst jüngere u. s. w.1). Betrachten wir nun diese beiden Serien,
da finden wir:
dass Fibeln vom Typus C und D mit Gefässen vom Typus A gleichzeitig sind,
und Fibeln vom Typus E und F mit Gelassen vom Typus B;
dass man zu vielen Malen Fibeln vom Typus G mit Gefässen vom Typus C und D
zusammen gefunden hat,
und Fibeln vom Typus H mit Gefässen vom Typus E und F;
aber niemals
Fibeln vom Typus A bis F mit einem Gefäss vom Typus C, D, E oder F;
Fibeln vom Typus G mit einem Gefäss vom Typus A, B, E oder F;
oder Fibeln vom Typus H mit einem Gefäss vom Typus A, B, C oder D.
In gleicher Weise verhält es sich mit den übrigen Serien, wie aus den meinem Buche bei
gefügten Tabellen ohne Mühe ersichtlich ist, in welchen der Inhalt sämmtlicher aus Skan
dinavien bekannter Funde, die für diese Frage von Wichtigkeit sein könnten, so übersichtlich,
wie ich es vermochte, zusammengestellt sind.
Von der grössten Bedeutung ist es, dass die zahlreichen Funde aus der Bronzezeit, welche
man in Skandinavien seit 1885 gemacht hat, und die ebenso zahlreichen Funde, welche in Nord-
Deutschland angetroffen worden sind, Bämmtlieh dieselben Resultate geben.
Der in dieser Weise festgestellte Parallelismus der verschiedenen Serien ist für die vor
liegende Frage von der allergrössten Wichtigkeit.
Wenn ein Fund eine Fibel vom Typus H und ein Gefäss vom Typus E oder F enthält,
so ist das freilich nur eine Andeutung, dass beide Typen gleichzeitig sind. Wiederholt sich
aber das Zusammentreffen dieser Typen in anderen Funden, da wird es mehr und mehr wahr
scheinlich, dass Fibeln und Gefässe der genannten Formen wirklich derselben Zeit angehören;
und mit der Zahl der Funde, in welchen sie beisammen ans Licht kommen, wächst diese Wahr
scheinlichkeit. Ist die Zahl der Funde, wo Fibeln vom Typus H mit Gefässen vom Typus E
oder F beisammen gefunden wurden, so gross, wie es schon der Fall ist — mehr als 30 —, da
dürfen wir den Ausdruck Wahrscheinlichkeit mit Gewissheit vertauschen und ohne Bedenken
behaupten, dass Fibeln und Gefässe dieser Typen wirklich gleichzeitig sind.
Die genannten Tabellen zeigen, in welcher überraschend grossen Anzahl von Funden die
selben Combinationen bestimmter Typen wiederkehren, gleichviel, ob es sich um Schwerter oder
Aexte handelt, um Halsschmuck oder Armringe, um Fibeln oder Gefässe.
Die Beweiskraft dieser Erscheinung wird um so grösser, wenn es sich, wie es hier wirklich
[) Welche Typen diese Buchstaben repräsentiren, siebt man aus meinem oben angeführten Buche.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 3
der Fall ist, herausstellt, dass der einer gewissen Serie angehörende Typus, der wiederholt mit
einem charakteristischen Typus aus einer anderen Serie vorkommt, niemals mit älteren oder
jüngeren Typen derselben Serie auftritt. Wir müssen aber nur solche Typen in Betracht ziehen,
welche in derselben Gegend vorkommen.
Durch ein möglichst umfassendes Studium von sämmtlichen wichtigsten Typen der Fund-
objecte, von Ornamenten und Begräbnissformen habe ich mich im Stande gesehen, innerhalb des
nordischen Bronzealters sechs auf einander folgende Perioden zu unterscheiden. Die für
diese Perioden charakteristischen Typen sind auf sechs Tafeln in meinem Buche abgebildet, eine
Tafel für jede Periode.
Bei der Beurtheilung dieses chronologischen Systems müssen wir in Betracht ziehen, dass es,
wie alle seinesgleichen, von einem Forscher einer späteren Zeit aufgestellt ist, um einen wich
tigen Zeitraum in unserer Culturgeschichte zu beleuchten, dass es ohne eine solche Eintheilung
nicht möglich ist, den Gang der Entwickelung während dieses Zeitraumes zu verfolgen, dass
aber zwischen den einzelnen Perioden des Bronzealters sich ebenso wenig scharfe Grenzlinien
ziehen lassen, wie solche zwischen Stein- und Bronzealter oder Bronze- und Eisenalter oder
Mittelalter und Renaissanceperiode nachweisbar sind.
Wenn wir dies festhalten, so hoffe ich, dass diejenigen, welche sich die Mühe gegeben
haben, von meinem System Kenntniss zu nehmen, sich leicht von der Richtigkeit desselben über
zeugen werden. Die Beweise dafür liegen nämlich, wie bereits gesagt, theils in den typologischen
Verhältnissen, theils in sämmtlichen bekannten Funden.
Diese Funde zeigen nun:
Dass die Typen, welche ich als charakteristisch für eine jede der sechs Perioden
bezeichnet habe, wirklich in der Reihenfolge auf einander gefolgt sind, die man, gestützt
auf typologische Gründe, anzunehmen sich veranlasst fand.
Dass niemals ein Typus, der aus genannten Gründen für älter als ein anderer gehalten
worden, einer späteren Periode angehört als der, von welcher dieser andere Typus entstammt.
Dass eine grosse Menge sicherer Funde bekannt sind, die ausschliesslich solche Typen
enthalten, welche ich einer und derselben Periode zugesprochen habe.
Dass nur sehr wenige Funde Typen enthalten, welche für zwei auf einander folgende
Perioden charakteristisch sind. Es darf uns aber nicht überraschen, dass dies in der
That bisweilen vorkommt, da einzelne Gegenstände sich immerhin so lange im Gebrauche
erhalten konnten, dass sie mit anderen, die in einer Zeit angefertigt waren, die wir
einer späteren Periode zuschreiben, zusammen in der Erde niedergelegt werden konnten.
In den meisten Fällen zeigt es sich jedoch, dass solche Funde aus Gegenständen bestehen,
von welchen einige einem späten Theilc der einen Periode, andere einem frühen Theile
der folgenden angehören, dass also der Abstand zwischen den Zeiten ihrer Entstehung nicht
eben gross zu sein braucht.
Dass kein bis jetzt bekannter Fund Gegenstände enthält, welche für zwei
nicht auf einander folgende Perioden charakteristisch sind. Wir kennen keinen
Fund, wo Typen der 1. Periode in Begleitung von Repräsentanten der 3., noch weniger
der 4., 5. oder 6. Periode vorkommen-, ebenso wenig einen Fund, in dem Typen
aus der 2. Periode zusammen mit Repräsentanten der 4., 5. oder 6. Periode auf
4 Oscar Montelius,
treten u. s. w. Es ist jedoch hierbei, wie in ähnlichen Fällen, nothwendig, Gewicht dar
auf zu legen, dass dies nur von Typen gilt, die wirklich charakteristisch für eine
gewisse Periode sind, nicht aber von so einfachen Formen, dass sie unverändert durch
mehrere Perioden hindurch gehen, wie z. B. einfache Nadeln, glatte Ringe, Spiralringe
von glatten Stäben, Pfrieme u. s. w.
Der Umstand, dass man niemals Repräsentanten zweier nicht auf einander folgenden Perioden
in einem Funde beisammen trifft, ist auch deshalb wichtig, weil wir darin einen Anhalt für die
Beantwortung der Frage bezüglich der Zeitdauer der einzelnen Perioden erhalten. Wir besitzen
nämlich darin einen Beweis, dass jede Periode (z. B. die 2.) so lange gedauert, dass die Typen
der vorhergehenden Periode (der 1.), wenigstens zum grössten Theile, ausser Gebrauch gestellt
und ausgestorben waren, bevor die folgende Periode (die 3.) begann.
Die zahlreichen Münzschätze, die bei uns wie in anderen Ländern ausgegraben wurden,
enthalten oft Münzen aus einem so langen Zeitraume, dass zwischen der Prägung der ältesten
und der jüngsten Münze ein Zeitunterschied von über 150 Jahren liegt; und in unseren Tagen,
wo der Wechsel sich doch rascher als in vergangenen Zeiten vollzieht, findet man nicht selten
Waffen, Schmuck, Silbergeschirr und kostbares Hausgeräth im Gebrauch oder im Besitze auch
von Nichtsammlern, welche Gegenstände mehr als 200 Jahre alt sind.
Da wir gute Gründe für die Vermuthung haben, dass die Moden in der Bronzezeit weniger
rasch wechselten als heut zu Tage, dass man in Folge dessen länger an denselben Formen fest
hielt und öfter, als es jetzt geschieht, Waffen und Schmuck benutzte, welche sich lange Zeit in der
Familie vererbt hatten, so können wir sehr wohl annehmen, dass jede der hier in Rede stehenden
Perioden mindestens 150 oder 200 Jahre gedauert hat.
Dies ist übrigens mehr als wahrscheinlich schon deshalb, weil wir innerhalb der ver
schiedenen Perioden bereits zwei Abtheilungen unterscheiden können, welche ebenso wenig
wie die sechs grossen Perioden mit einander vermischt in den Funden auftreten.
Seitdem ich in dieser Weise die relative Chronologie — das Aufeinanderfolgen der sechs
Perioden — festgestellt hatte, behandelte ich die noch wichtigere Frage von der absoluten
Chronologie und zeigte, welchen Jahrhunderten vor Chr. Geb. jede Periode entspricht. Hierbei
ist doch zu beachten, dass es in vielen Fällen damals nur möglich war, die untere Zeitgrenze zu
bestimmen, weshalb ich betonte, dass einige Perioden vielleicht früher, aber nicht später an
gefangen und geendet haben, als ich es angegeben hatte. Die in den letzten 13 Jahren fort
gesetzten Untersuchungen haben auch gezeigt, dass dies ganz richtig war.
Das so erhaltene chronologische System gilt, wie ich in Bezug auf jede Periode näher
angegeben habe, für das ganze nordische Gebiet, folglich nicht nur für Schweden, Norwegen
und Dänemark, sondern auch für den grössten Theil Nord-Deutschlands.
* *
*
Meine Chronologie ist von mehreren Forschern günstig aufgenommen worden. So hat in Deutsch
land Lissauer mein ganzes System ohne Opposition, was Skandinavien betrifft, wiedergegebeni).
') A. Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in der Provinz Westpreussen und den an
grenzenden Gebieten (Festschrift zur Begrüssung der vom 3. bis 5. August 1891 in Danzig
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 5
Andere haben es zum grössten Theil acceptirt. Dass man in einer so wichtigen Frage
Bedenken hinsichtlich einzelner Punkte haben würde, ist natürlich. Wir werden jetzt einige von
diesen Differenzen näher erörtern.
Die drei ersten Perioden, welche der älteren Bronzezeit entsprechen, sind in Dänemark und
Mecklenburg verschiedentlich angefochten worden. In Dänemark fand Director Sophus Müller,
dass die 2. und 3. Periode richtig sind; die 1. Periode wollte er aber nicht anerkenneni). In
Mecklenburg sagte Dr. Beltz, dass die 1. Periode separat aufgestellt werden müsste; die 2. und
3. Periode konnte er dagegen nicht unterscheiden 2). Da Dänemark und Mecklenburg zwei nahe
an einander liegende Bezirke eines und desselben prähistorischen Gebietes sind, scheint diese ver
schiedene Auffassung ein Beweis dafür zu sein, dass mein System in diesen Punkten richtig ist; nur
sind die Funde, und speciell die grösseren Funde, aus der 1. Periode in Dänemark, wie aus der
2. und 3. Periode in Mecklenburg nicht so zahlreich, dass die Sache beim ersten Blick klar liegt.
In Dänemark hat wirklich schon ein Schüler Müller's, C. Neergaard, gefunden, dass man
eine kurze erste Periode annehmen muss3).
Wir werden jetzt die älteste dieser drei ersten Perioden näher studiren.
liehen Beimischung des Kupfers zuzuschreiben sein, weil man solche Kupfererze kennt. Schwarz
kupfer aus einer ungarischen Grube enthält z. B. 0,85 bis 1,13 Proc. Arsen und 0,70 bis
0,84 Proc. Antimon, aber kein Zinn1). Andererseits ist es klar, dass eine solche Beimischung
künstlich sein kann und, wenn der Arsen- oder Antimongehalt hoch ist, künstlich sein
muss 2).
Es kann auch nicht bezweifelt werden, dass schon ein geringer Zusatz von Arsen oder
Zinn wirkungsvoll ist. Ein Fachmann hat sogar gesagt: „2 Proc. Zinn oder 3 Proc. Arsen
dürften ohne Frage einen grossen Einfluss ausüben, um das Kupfer zu härten; auch solche
Quantitäten wie 0,2 Proc. von dem einen oder dem anderen Metalle würden einen bemerkbaren
Effect machen"3).
Ob es wirklich eine Periode gab, in welcher man das Kupfer durch absichtlichen Zusatz
von Arsen oder Antimon härtete, ehe man das Härten durch Zinn erfunden hatte, ist eine
Frage, diu wohl noch nicht beantwortet werden kann4). Sicher ist nur, dass man einmal die
ausserordentlich wichtige Erfindung der Zinnbronze machte. Man lernte, dass Kupfer durch
einen Zusatz von Zinn gehärtet wird. Der Zinngehalt, anfangs unbedeutend, wurde allmählich
grösser, bis er die Höhe von ungefähr 10 Proc. erreichte.
Wenn der Ziimgehalt klein ist, kann es sehr schwer sein, zu sagen, ob er absichtlich ist
oder nicht. Die meisten Kupfererze enthalten gar kein Zinn :>). In anderen findet man eine kleine
Quantität von diesem Metall. Englisches Kupfer kann 0,20 Proc. Zinn enthalten0), und im süd
östlichen Spanien giebt es Kupfererze mit 0,40 bis 0,50 Proc. Zinn7). Ein Zinngehalt von
geschichtlicher Bronzen und Kupferlegirungen, insbesondere des Antimongehaltes derselben,
in der Zeitschrift für Ethnologie, Bd. XXVII (Berlin 1895), S. 5.
') Ernst Freih. von Bibra, Die Bronzen und Kupferlegirungen der alten und ältesten
Völker, mit Rücksichtnahme auf jene der Neuzeit (Erlangen 1869), S. 146.
2) Eine in den Kupfergrubeu der Sinaihalbinsel gefundene Kupferhacke enthielt „viel Araen", aber „kein
Zinn". Andere altägvptische Kupfergegenstände ergaben, der eine 0,24 Proc. „Zinn oder möglicher Weise Gold"
und 2,29 Proc. Arsen, und der andere 0,52 Proc. Zinn und 3,90 Proc. Arsen. Gladstone, a. a. O., S. 315. —
Die Kupfergegenstände aus der ersten Periode der Bronzezeit in Skandinavien und Nord,Deutschland enthalten
oft Antimon und wenigstens Spuren von Arsen. Montelius im Archiv f. Anthrop., Bd. XXIII, S. 438, 440;
Helm und Kröhnke, a. a. O. — In Nord-Deutschland hat man mehrere Bronzen aus der jüngeren Bronze
zeit mit einem höheren Antimongehalt (bis 3,87 Proc.) gefunden. Ein Metallklumpen aus unbekannter Zeit
enthielt 13,14 Proc. (!) Antimon. Helm, S. 6 und 37. — Bei Zaborowo in Poseu hat man Bronzen aus dem
Ende der Bronzezeit gefunden, welche eine graue Farbe haben und ganz wie Stahl aussehen ; sie enthalten
12 Proc. Arsen und 1,5 Proc. Antimon. Verhandl. d. Berliner Anthropol. Gesellsch. 1875, S. 246. —
Eine Bronzenadel aus dem Kaukasus enthielt 3,41 Proc. Arsen; ebenda 1891, S. 305. Dort hat man auch
Schmucksachen aus reinem Antimon gefunden; ebenda, 1884, S. 126.
3) Prof. Roberts- Au sten in den Proceedings of the Society of Biblical Archeology, Vol. XII
(London 1890), S. 229.
*) Berthelot fand kein Arsen in dem Kupfer aus den sinaitischon Gruben, welche schon in der ältesten
Zeit von den Aegyptern bearbeitet wurden. Er nimmt daher an, dass es den ägyptischen arsenhaltigen
Bronzen absichtlich beigemischt ist. Gladstone, a. a. 0., S. 311, 312.
5) In dem Kupfer aus den sinaitischen Gruben hat man kein Zinn gefunden. Gladstone, a. a. O., S. 313.
Vergl. doch Naue's Prähistorische Blätter, 1896, S. 77. — Das cypriotische Kupfer ist wahrscheinlich
auch zinnfrei, weil Kupferdolche, die aufCypern gefunden und dort gearbeitet worden sind, kein Zinn enthalten.
Much, a. a. O., S. 143, 144. — Das Kupfer aus der Grube von Mitterberg in der Nähe von Salzburg ist ebenfalls
zinnfrei. Much, a. a. O., S. 266. — Dasselbe gilt von den meisten anderen europäischen Kupfergruben. Bibra,
». a. 0., S. 147.
e) Kröhnke, a. a. O., S. 32 (vergl. S. 261).
'') Henri und Louis Siret, Les premiers äges du metal dans le Sud-Est de l'Espagne (Anvers,
1887), S. 215. Schl^ckenstücke aus derselben Gegend ergaben bis 1,02 Proc. Zinn.
2
8 Oscar Montelius,
ungefahr 0,50 Proe. kann folglich natürlich sein. Wenn der Gehalt höher ist, muss er als
absichtlich betrachtet werden — falls man nicht andere Kupfergruben kennen lernen sollte, wo
das Kupfer mehr Zinn enthält.
In solchen Ländern, wo die Kupfergruben zinnfrei sind, ist der Zinngehalt, wenn er auch
sehr schwach wäre, in den meisten Fällen wohl als absichtlich zu betrachten.
* *
Funde, typologische Verhältnisse und Analysen beweisen, dass innerhalb der ersten Periode
des Bronzealters, nach dem Ende der Kupferzeit, verschiedene Zeitabschnitte unterschieden werden
können : die Zeit der zinnarmen Bronze, die Zeit der etwas zinnreicheren Bronze und die Zeit
der echten Bronze; sogar unter den Arbeiten dieses dritten Abschnittes der 1. Periode kann
man ältere und jüngere Typen unterscheiden.
Hier werden wir doch nur: 1. die Kupferzeit, und 2. die erste Periode der Bronzezeit
separat behandeln, weil nur eine verhältnissmässig geringe Zahl von Gegenständen analysirt
worden ist, und weil wir bis jetzt nicht so viele grosse Funde aus dieser Periode kennen,
dass wir in jedem Falle die verschiedeneu kleineren Zeitabschnitte scharf bestimmen können.
Freilich ist es schwer, oft sogar unmöglich, ohne Analyse zu sagen, ob ein Gegenstand
aus ungemischtem Kupfer oder aus zinnarmer Bronze verfertigt ist, weil die Farbe in beiden
Fällen dieselbe oder fast dieselbe ist; die typologischen und andere Verhältnisse zeigen doch
meistens, was der reinen Kupferzeit beizuzählen ist.
1. Die Kupferzeit.
Eine Reibe von Funden in Nord-Deutschland, Dänemark und Süd-Schweden beweist, wie
wir unten sehen werden, dass auch hier im Norden eine Kupferzeit existirt hat1), d. h. eine
Zeit mit Stein und Kupfer, aber ohne Bronze. Diese Zeit ist wahrscheinlich nur verhältniss
mässig kurz gewesen, kürzer als die Kupferzeit in vielen südlichen Ländern und viel kürzer als
das reine Steinalter und das Bronzealter in unseren Gegenden.
Wir sind doch wirklich berechtigt, von einer Kupferzeit zu reden. Die genannten Fund
stücke sind nämlich nicht nur von ungemischtem Kupfer; typologische und andere Verhältnisse
zeigen, dass sie in der That älter als die Zeit der zinnarmen Bronze und viel älter als die Zeit
der zinnreichen Bronze sind.
Die meisten bis jetzt aus der Kupferzeit bekannt gewordenen Metallarbeiten sind Aexte.
Dieser Zeit gehören zuerst die flachen Kupferäxte an, welche von derselben Form wie die
Steinäxte sind. Wir kennen jetzt eine sehr grosse Zahl solcher in Nord-Deutschland und Süd-
Skandinavien gefundenen Aexte ohne Schaftloch2).
Von fast ungemischtem Kupfer sind auch einige undurchbohrte Aexte anderer Formen
(wie Fig. 10i). Sie werden unteu in Verbindung mit den zinnarmen Bronzen näher besprochen.
Im Süden findet man nicht selten ganz flache Aexte von Kupfer und Bronze, welche oben
ein kleines Loch haben , um die Axt besser in dem gespaltenen Schaft zu befestigen. Solche
Aexte sind aus Cypern (Fig. 11), Klein-Asien (Fig. 12), Griechenland (Fig. 13) und Ungarn
(Fig. 14) bekannt2). Im Norden hat man wohl, so viel ich weiss, keine ähnlichen Aexte von Kupfer
oder Bronze gefunden, aber man findet hier, wie Fig. 13. in Mittel - Europa 3),
nicht selten steinerne Aexte derselben Form, welche oben mit einem klei
Fig. IS nen Loche versehen
Fig. 10.
sind (Fig. 15, a. f.
S.«). Es dürfte wahr
scheinlich sein, dass
Fig. 14.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die kupfernen Aexte mit Schaftloch, welche in Nord-
Deutschland und Skandinavien gefunden worden sind. Eine solche Axt von ungemischtem
Kupfer und ungarischer Form (vergl. Fig.' 19) ist im Jahre 1893 bei Kwieciszewo in Cujavien,
Fig. 15. unweit Gembitz, Provinz Posen, beim Pflügen aufgefunden (Fig. 18 i).
Eine andere Axt (Fig. 20) wurde bei Carow im Regierungsbezirke Magde
burg ausgegraben 2). In Hannover sind zwei Aexte, beide wahrscheinlich
Fig. 16. a,is Kupfer, gefunden worden; die eine ist hier abgebildet
(Fig. 21»),
In Schonen ist eine sehr interessante
Kupferaxt mit Schaf'tloch gefunden (Fig.
22 4). Soweit mir bekannt, ist sie die ein
zige ihrer Art im ganzen Norden. Die
jenigen ausserhalb desNordens vorkommen
den Kupferäxte, welche die grösste Aehn-
lichkeit mit ihr haben, sind in Ungarn ge
funden 5). Auch Steinäxte kennen wir aus
den österreichisch-ungarischen Ländern,
die mit Fig. 22 noch grössere Aehnlich-
keit zeigen, so gross, wie
sie überhaupt zwischen
Metall- und Steinäxten sein
kann. Eine solche Axt aus
den Pfahlbaufunden im
Attersee bei Salzburg ist
hier Fig. 23 abgebildet6).
Sie ist, wie die schwedische
Kupferaxt, ein wenig ge
bogen, hat eine auslegende,
runde, knopfähnlich ab
schliessende Bahn , rundes
') Verhdl. d. Berl. An-
throp. Gea., 1895, S. 570, u. Schaftloch und eine etwas
1896,S.380. Die Analyse ergab 99,28 Proc. Kupfer, geschweifte Schneide. Der
0,20 Proc. Nickel und Kobalt, 0,13 Proc. Blei, Kupfer. Dahlem, Hannover.
0,08 Proc. Eisen, 0,19 Proc. Sauerstoff und 0,07 Proc. Durchschnitt ist rhombisch.
Schwefel, nebst Spuren von Zink und Antimon. Bemerkenswerth ist, dass „eine geringe Menge von schwefliger
Säure, die in dem Metalle occludirt war", constatirt werden konnte. — Eine ähnliche Kupferaxt wurde in
Lithauen gefunden (Nationalmuseum zu Stockholm).
2) Museum für Völkerkunde in Berlin; Much, a. a. O., S. 80. Nach einer Zeichnung von Dr. Salin.
3) Das Original der Fig. 21 ist bei Dahlem, Amt Bleckede, östlich von Lüneburg, unter einem grossen
Steine mit einem Halsringe {— Fig. 94) gefunden. Der Bing scheint auch von Kupfer zu sein, soll aber mit
Bronze zusammengelöthet gewesen sein. (Museum für Völkerkunde in Berlin; Zeichnung von Dr. Salin.) Vergl.
Lindenschmit, Alterthümer, Bd. I, 4, Taf. 2, Fig. 14 und 13. — Die andere im Texte besprochene Axt
gehört dem Museum zu Hannover. Lindenschmit, a. a. O., Bd. I, 4, Taf. 2, Fig. 3, 4.
4) Die Analyse ergab nur 0,30 Proc. Zinn (Museum zu Malmö); Montelius, a. a. O., S. 437, Fig. 14.
6) Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn, S. 89; Much, a. a. 0., S. 208 (diese haben keine runde, knopf
ähnliche Bahn; eine solche ist aber an anderen ungarischen Kupferäxten zu sehen).
6) Munro, The Lake-D wellings of Europe (London 1890), Fig. 39 : 22.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 13
Die Ränder sind natürlich bei der gegossenen Kupferaxt mehr abgerundet als beider Steinaxt.
Kurzum, die Hauptform dieser beiden Aexte ist dieselbe, und diese Aehnlichkeit ist um so mehr
beweisend, als ähnliche Aexte, ob von Kupfer oder von Stein, in anderen Gegenden als im
Norden und in den österreichisch-ungarischen Ländern nicht vorkommen dürften J).
Fig. 23.
Fig. 22. Fig. 24.
Kupfer. Schonen Stein. Attersee bei Salzburg. '/,. Stein. Südermanland. '/3.
Fig. 25. Nicht selten kommen in Schweden Steinäxte dieser Form (Fig. 24 und 25)
vor, die als Nachbildungen solcher kupfernen Aexte wie Fig. 22, oder solcher
hier importirten Steinäxte wie Fig. 23 betrachtet werden müssen2).
Höchst beachteuswerth ist es, dass Steinäxte von gleicher Form wie Fig. 24
und 25 in Dänemark nicht vorzukommen scheinen 3), wohingegen sie in Schweden
J) Auf Salzburger Gebiet und in dortiger Umgebung sind mehrere Aexte dieser Form,
wenngleich am Schaftloche abgeschlagen, gefunden worden. Kunsthistorischer Atlas,
herausgegeben von der k. k. Centralcommission zur Erforschung und Erhal
tung der Kunst- und historischen Denkmale. 1. Abtheilung. Sammlung von
Abbildungen vorgeschichtlicher und frühgeschichtlicher Funde aus der öster
reichisch-ungarischen Monarchie. Redig. von Dr. M. Much (Wien 1889), Taf. XIV
(Attersee); Munro, a. a. O., Fig. 38:4 (Mondsee). — In der Schweiz sind Steinäxte gefunden
worden, welche eine grosse Aehnlichkeit mit Fig. 23 zeigen, aber gerade, nicht gebogen zu
sein scheinen. Vergl. Keller, Pfahlbauten, 5. Bericht, Taf. IX; 6. Bericht, Taf. VI; 8.
Bericht, Taf. III; Gross, Les Protohel vetes (Berlin 1883), Taf. IX.
2) Der Zusammenhang zwischen Kupferäxten und Steinäxten ist auch von Much beob
achtet worden. Much, a. a. 0., S. 208. Er betrachtet aber die kupfernen Aexte als Nach
bildungen der steinernen, und er irrt sich, wenn er glaubt, dass solche Steinhämmer wie seine
Fig. 82 in directer Beziehung zu den Kupferäxten stehen ; ihre Entwickelungsgeschichte ist
Stein. eine ganz andere.
Schweden. %. s) Im Kopenhagener Museum befindet sich eine Steinaxt dieser Form, die aber in
Schweden, im Wenersee, gefunden ist. Memoirea de la Societé Royale des Antiquaires du Nord,
1845 bis 1849, S. 170 (mit Abbildung). Diese Axt ist von Much (a. a. 0., S. 209, Fig. 83) irrthümlich
als dänisch angegeben. — Vergl. Madsen, A f bild n i n ger, S teen aide ren , Taf. 33, Fig. 28, und
S. Müller, Ordning, Stenalderen, Fig. 101.
14 Oscar Montelius,
keineswegs selten sindi). Man findet sie sowohl in Schonen, wie in den übrigen Festlands
provinzen des Götalandes, auf Öland, Gotland und im Svealand2). Auch in Norwegen kommt
der Typus vor3).
* *
*
Einige in Deutschland gefundene Doppeläxte müssen hier ganz besonders besprochen
werden. Sie sind gross, massiv, schwer, aber nur von einem kleinen Loche durchbohrt, so klein,
dass es gar nicht als Schaftloch gedient haben kann ; beide Schneiden sind gleichsinnig gerichtet,
d. h. sie liegen in gleicher Ebene (Fig. 26 bis 30 4). Soviel ich weiss, ist nur eine deutsche
Axt dieser Form analysirt worden; sie war aus reinem Kupfer. Wahrscheinlich sind auch die
anderen, wenigstens die allermeisten, von ungemischtem Kupfer, oder von sehr zinnarmer Bronze;
die Farbe des Metalls ist nämlich kupferroth.
Fig. 26. Ganz ähnliche
Kupfer. Kupfer. Börssuru, mibe Kupfer. Friedols, Kupfer. Petersberg, Kupfer. Altenburg,
Ketzin n. d. Havel. '/,. Wolfenbüttel. '/.,. heim, Pfalz. '/,. bei Halle. >/,. Anhalt. '/,.
') Das Stockholmer Museum besitzt mehr als 60 Steinäxte (theils vollständig, theils abgeschlagen), wie
Fig. 24 oder wie Fig. 25; mehrere solche Aexte werden auch in anderen Sammlungen aufbewahrt. Alle sind
in Schweden gefunden. Eine Axt dieser Form lag in einem Ganggrabe in Westgothland (Fig. 280 unten).
2) Was ich hier von den Aexten Fig. 24 und 25 gesagt habe, ist hauptsächlich eine Wiederholung aus
meiner Abhandlung im Archiv f. Anthrop., Bd. XXIII, S. 441.
3) 0. Bygh, Antiquités norvegiennes (Christiania 1885), Fig. 36.
4) Folgende sind mir aus Deutschland bekannt:
1. Ketzin an der Havel, westlich von Berlin, „auf einer Anhöhe, etwa 12 Fuss tief gefunden". Länge
30 cm, Breite der Schneiden und 6 cm, in der Mitte 3,2 cm, Dicke in der Mitte :> cm, das Loch
klein, oval (Fig. 26). Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1801, S. 457, Fig. 1.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 15
bekannt. Die schweizerische Axt (Fig. 31 a. S. 16) stammt aus einer Pfahlbaustation, welche der
Kupferzeit angehörti). Es ist folglich kein Zweifel, dass diejenigen Doppelbeile, welche von Kupfer
sind, wirklich dieser Periode entstammen. Falls andere von Bronze sein sollten, dürfen sie jeden
falls dem Anfange der Bronzezeit zugeschrieben werden.
2. "Westeregeln bei Magdeburg. Länge 29,8 cm, Breite der Schneiden 6,8, in der Mitte 1,7, Dicke in
der Mitte 1,8 cm, das Loch viereckig, doppeltrichterförmig, 0,8 cm lang und 0,5 cm breit. Sammlung
des Hauptmanns v. Graba in Magdeburg. Katalog der Ausstellung prähistorischer und
anthropologischer Funde Deutschlands zu Berlin 1880 (Berlin 1880), S. 516, Nr. 4; Photo-
graphisches Album dieser Ausstellung, VI, Taf. 1; Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1891,
S. 460 (1K84, S. 40 wird der Fundort irrthümlich als Weissenfels angegeben).
3. Börssum, unweit Wolfenbüttel. Beim Brunnengraben, 2 m tief. Länge 29 cm, Breite der Schneiden
6,4 cm und 6,2 cm, in der Mitte 1,5 cm, Dicke in der Mitte 3,1 cm, das Loch hat einen Durchmesser
von 0,9 bis 1,1 cm, Gewicht 616 g (Fig. 27). Die Analyse gab folgendes Resultat : „Das Metall enthielt
95,3 Proc. Kupfer. Die Kupferbestimmung ist mehrere Male mit dem gleichen Resultate ausgeführt
worden. Zinn ist nicht darin enthalten, Blei und Zink in geringen Spuren, ebenso kleine Mengen
von Eisen, Arsen und Antimon. Demnach liegt ein Schmelzproduct vor, welches der heutige Hütten
mann als Schwarzkupfer bezeichnen würde. Es ist ein aus Kupfererzen durch Röstreduction her
gestelltes unreines Kupfer, welches in Folge der geringen Verunreinigungen härter ist, als reines
Kupfer." Th. Voges, Kupferne Doppelaxt von Börssum, in Nachrichten über deutsche
Alterthumsfunde, 1897, S. 41.
4. u. 5. Calbe a. d. Saale, nicht weit von der Elbe: zwei Doppeläxte. Die eine, 28 cm lang, in der
Sammlung des Bauraths Bauer in Magdeburg. C. Koehl, Neue prähistorische Funde aus
Worms und Umgebung (Worms 1896), S. 54.
6. Altenburg, unweit Bernburg a. d. Saale, in Anhalt. Länge 27,9 cm, Breite der Schneiden 9,5 cm,
in der Mitte 1,7cm, Dicke in der Mitte 1,5 cm, das Loch sehr klein, viereckig, etwas unregelmässig
gebohrt, 0,8 cm lang und breit (Fig. 30). Sammlung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde
des Kreises Bernburg in Bernburg. Katalog d. Berl. Ausst., S. 5, Nr. 4; Photogr. Album,
IV, Taf. 17; Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1891, S. 460; Fischer, Stein- und bronze
zeitliche Beziehungen des Orients zu dem schleswig-holsteinischen Bernsteinlande
und der Handelsweg an der Saale, in der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte
und Alterthumskunde, 29 (Wernigerode 1896), S. 569; die Angabe, dass drei Doppeläxte dieser
Form bei Altenburg gefunden sein sollten, ist unrichtig.
7. Petersberg bei Halle a. d. Saale. Länge 34 cm, Breite der Schneiden 10 cm, das Loch misst durch
schnittlich 1 cm (Fig. 29). Gewicht „2 Pfund" (1 kg). Märkisches Museum zu Berlin. Verhandl.
d. Berl. Anthropol. Ges. 1884, S. 40; Much, a. a. 0., S. 80, Fig. 42.
8. Cölleda, nicht weit von der Saale, westlich von Naumburg, „in einer Kiesgrube". Länge 27,8 cm,
Breite der Schneiden 4,8 cm, in der Mitte 2,6 cm, das runde Loch hat einen Durchmesser von 1,4 cm.
Sammlung des Oberstabsarztes Dr. Schwabe zu Weimar. Katalog d. Berl. Ausst., S. 543, Nr. 15;
Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1891, S. 460.
9. Cochem a. d. Mosel. Länge 39,5 cm, das Loch klein (1,5 cm lang, nur 0,4 cm breit). Sammlung des
Canon W. Greenwell zu Durham in England. Eine Zeichnung dieser Axt verdanke ich dem
Herrn Dr. S. Söderberg in Lund.
10. Umgegend von Mainz. Mit eingehauenen, in Winkel gestellten Linien verziert. Länge 36,3 cm.
Museum zu Mainz. Lindenschmit, Alterthümer, I, 1, Taf. 3, Fig. 7; Katalog d. Berl. Ausst.,
S. 227, Nr. 194.
11. Flonheim, Kreis Alzey, nordwestlich von Worms. Mit eingehauenen, iu Winkel gestellten Linien
verziert. Länge 39,5 cm. Museum zu Mainz. Katalog d. Berl. Ausst,, S. 227, Nr. 193.
12. Weinsheim, unweit Worms. „Bei der Anlage einer Grube etwa 1 m tief im Boden gefunden." „Aus
reinem Kupfer" (analysirt). Länge 38 cm, Breite der Schneiden 7 cm, Gewicht 730 g. „Besitzt beider
seits noch eine gut erhaltene Schneide, welche deutlich ausgehämmert erscheint." Museum zu Worms.
Koehl, a. a. O., S. 53, Taf. XTX, Fig. 5.
13. Friedelsheim in der Pfalz. „In einer Urne auf dem Feuerberge." Mit eingehauenen, in Winkel
gestellten Linien verziert; Länge 39,8 cm (Fig. 28). Museum zu Mainz. Lindenschmit, a. a. O.,
I, 1, Taf. 3, Fig. 8; Katalog d. Berl. Ausst., S. 227, Nr. 192.
') Schweiz. Bieler See, Pfahlbaustation der Kupferzeit bei Locras oder Lüscherz. Länge 42 cm,
Breite der Schneiden 12 cm, Durchmesser des Loches 0,6 cm, Gewicht 3040 g. Beide Schneiden sind
3
16 Oscar Montelius,
Wir müssen ferner in Betracht ziehen, dass Doppelbeile von Stein, welche aus dem Ende
der Steinzeit oder aus der Kupferzeit stammen, in der Schweiz (Fig. 32), im westlichen Europa
(Fig. 33 und 34) und im Norden (Fig. 35 bis 37) gefunden worden sindi). Die Zahl solcher
Fig. 31. Fig. 32. F'g- 35-
stumpf (1,5 cm dick), die Axt scheint nicht fertig zu sein (Fig. 31). Die Analyse ergab reines Kupfer, keine
Spur von Zinn. Schweizerisches Nationalmuseum (ehemals Sammlung des Herrn Dr. Gross). Ver-
handl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1879, S. 336, Taf. XVII, Fig. 2; Anzeiger für schweizerische
Alterthumskunde 1879, S. 960, 1880, S. 1, Taf. I, Fig. 2; Materiaux pour l'histoire de
Thomme 1880, S. 3, Taf. I, Fig. 1; Gross, Les Protohel vetes, S. 22, Taf. X, Fig. 1; Antiqua
1885, S. 106, Taf. XXIII, Fig. 4. — Bei Locras giebt es auch eine andere Pfahlbaustation, welche
der reinen Steinzeit angehört. J. Heierli, Pfahlbauten, 9. Bericht, S. 65.
Frankreich. 1. Dep. Cote-d'Or, Citeaux, nahe Dijon. Länge beinahe 40 cm, Loch klein und schief,
beide Schneiden sind stumpf. (Ich sah diese Axt 1878 in der Sammlung des Herrn Baudot in Dijon.) —
2. Dtp. Indre, Nohan. Länge 40 cm, Loch klein, oval. Sammlung des Herrn Danjou de la
Garenne zu Falaise. E. Chantre, Etudes paleoethnologiques dans le bassin du Rhone,
L'äge du bronce, I (Paris 1875), S. 36, Fig. 7; Materiaux pour l'histoire de l'homme 1878,
S. 216, Fig. 121; G. u. A. de Mortillet, Musee prehistorique (Paris 1881), Fig. 1131.
') Schweiz. Mit ovalem Schaftloch: Materiaux pour l'histoire de l'homme 1879, Taf. II, Fig. 14,
S. 58 (die äussere Pfahlbaustation bei Lüscherz oder Locras im Bielersee mit Stein- und Kupfersachen,
darunter befindet sich ein cypriotischer Kupferdolch. Vergl. Antiqua 1885, S. 106). Diese Axt
(Fig. 32 oben) ist auch von Gross abgebildet, Protohel vetes, Taf. IX, Fig. 13. — Pfahlbauten,
9. Bericht, Taf. XVIII, Fig. 12, S. 51. Pfahlbau beim Inselchen „Bauschanze", Zürich: Steinsachen,
ein „Kupferbeil von Steinbeilform mit wenig ausgeschweifter Schneide" und einige, viel späterere Bronze
sachen, Fig. 13, S. 55 und 91 (Limmat), Taf. XIX, Fig. 4, S. 34 (Waldshut, nahe dem Bodensee, beim
Pflügen.)
Frankreich, de Mortillet, Musee prehistorique, Fig. 515 (aus der Seine bei Paris ausgebaggert),
Fig. 516 (aus der Seine bei Grigny, Dep. Seine,et-Oise, ausgebaggert), Fig. 517 (beide Schneiden aus
geschweift und abgerundet; aus der Seine bei Paris ausgebaggert). — Das Original der Fig. 33 wurde
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 17
Fig. 38.
Bronze.
Griechenland. '/a.
bei Laugeron im Depart. Nievre gefunden. — Materiaux pour l'histoire de l'homme 1881,
Taf. VI, Fig. (2 und) 8, S. 269 und 275 (Depart. Knistere), beide mit unvollendeten Löchern.
England. J. Evans, The ancient Stone Implements of Great Britain (2. Aufl., London 1897),
S. 186, Fig. 119 (bei Hove, unweit Brighton, in einem eichenen Sarge mit einem Skelett, einer Tasse
von Bernstein und einem Dolche aus Bronze oder Kupfer gefunden, Fig. 34 oben).
Deutschland. Munro, Lake-Dwellings in Europa, Fig. 98 (im Pfahlbau von Czeszewo, Posen,
gefunden, Fig. 37 oben). — J. Mestorf, Vorgeschichtliche Alterthümer aus Schleswig-
Holstein (Hamburg 1885), Fig. 101, 102.
Skandinavien. Das Original der Fig. 35 wurde in Södermanland, Schweden, gefunden (Nationalmus. in
Stockholm). — Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 39 (Fig. 36 oben). — Müller, Ordning,
Stenalderen, Fig. 73, 75 bis 80, 93 bis 96. — Madsen, Afbildni nger af danske Old sager og
Mindesmaerker, Steenalderen, Taf. 15, Fig. 8 (Ganggrab, Möen), Taf. 31, Fig. 12; Taf. 32, Fig. 13
bis 17. — Madsen, Gravhöie og Gravfund fra Steenalderen i Danmark, I, Taf. XXI, Fig. k
18 Oscar Montelius,
kann, gehören ebenfalls der jüngeren Mykenäzeit, folglich einer bedeutend späteren Zeit als
die Kupferbeile an i). Es ist jedoch wahrscheinlich, dass man in der griechischen Welt viel früher
Doppeläxte gehabt hat. In Ungarn ist eine Axt von griechischem Typus (Fig. 44) ausgegraben
worden, welche allem Anschein nach aus Kupfer ist, und die Form der mykenischen doppel
schneidigen Votiväxte (Fig. 47) spricht für eine lange typologische Entwickelung 2).
Obgleich man wohl noch keine ähnliche so alte Doppeläxte weder in Griechenland, noch
in den anderen Ländern des östlichen Mittelmeergebietes gefunden hat, bezweifle ich nicht, dass
die Form der hier in Frage stehenden kupfernen Doppelbeile aus diesem Gebiete stammt3).
Hiermit will ich doch nicht sagen, dass sie alle dort verfertigt wurden. Es ist ja möglich, dass
wenigstens einige von ihnen im mittleren Europa gemacht sind.
Es ist auch sehr schwer zu entscheiden, wozu sie gedient haben. Das Loch ist so
klein, dass es nicht als Stielloch gedient haben kann. Die Axt darf folglich nicht als Waffe
oder Werkzeug betrachtet werden; hiermit stimmt auch, dass die Schneiden einiger Aexte
stumpf sind.
Einige Forscher vermuthen, dass diese Doppelbeile Metallbarren gewesen, „wie sie importirt
wurden, um daraus kleinere Kupferobjecte anzufertigen"; und sie machen darauf aufmerksam, dass
10 Minen im Gewichte oder Werthe mit dem griechischen Worte Ttekexvg (Doppelbeil) bezeichnet
wurden4). In Italien (Fig. 46) und Frankreich (Fig. 45) hat man auch Bronzestücke gefunden,
welche die Form von Doppeläxten mit Stielloch gewöhnlicher Grösse haben, aber als Metall
barren betrachtet werden5).
Andere glauben, dass die kupfernen Doppelbeile Votiväxte gewesen, weil die Axt und
speciell die Doppelaxt, schon sehr früh ein Symbol des Sonnengottes war (Fig. 50 6). Man hat
auch im Norden wie im Süden (Fig. 48 und 49) viele aus sehr alter Zeit stammende Votiv
äxte von Gold, Bronze, Bernstein u. b. w. gefunden. Die einfachen Ornamente einige der oben
beschriebenen Doppeläxte scheinen mehr für diese Ansicht7) als für die vorige zu sprechen,
wenigstens in Betreff dieser Exemplare. Es wäre ja auch möglich, dass eine und dieselbe Er
klärung nicht für alle Aexte dieser Form zu suchen ist.
') Montelins, Ett fynd frän Athens Akropolia, in dem Mänadsblad 1889, S. 49, und Die
Bronzezeit im Orient und in Griechenland, in diesem Archiv, Bd. XXI (1892), S. 29. Die griechischen
Bronzeäxte dieser Form mit ovalem Loch scheinen älter als die mit rundem zu sein.
2) Schliemann, Mykenae (Leipzig 1878), Fig. 329, 330, 368. — Von den im östlichen Mittelmeergebiete,
wie in Ungarn und auf Sardinien vorkommenden Doppeläxten mit über Kreuz gestellten Schneiden ist hier nicht
die Rede.
3) Es darf vielleicht bemerkt werden, dass man in demselben Pfahlbau bei Locras, wo die grosse Doppel
axt (Fii?. 31) gefunden wurde, auch einen kupfernen Dolch cypriotischer Form entdeckt hat. Antiqua 1885,
8. 107, Taf. XXID, Fig. 10.
4) Antiqua 1885, S. 4, 106. — Im Museum zu Belgrad sah ich im Jahre 1888 einige Silberbarren in
der noch leicht zu erkennenden Form von Doppeläxten ohne Loch. Sie sind alle von demselben Gewicht und
haben Inschriften in römischen Buchstaben.
6) Montelius, La civilisation primitive en Italie, I (Stockholm 1895), Taf. 34, Fig. 15. —
de Mortillet, Musie prehistorique, Fig. 1129 (stumpfe Enden) und 1130 (abgeschlagene Enden). —
E. Chantre, Age du bronce, recherches sur l'origine de la métallurgie en France, I (Paris
1875), 8. 36.
6) Montelius, Solgudens yxa och Tors hammare, in Holmia, Stockholms Nations Fest-
skrift (Stockholm 1898).
7) Die Namen solcher Fundorte wie „Feuerberg" und „Petersberg" sind auch zu bemerken.
20 Oscar Montelius,
Bei Skarbnice unweit Znin in Posen fand man auf einer kleinen sumpfigen Wiese, etwa
2 Fuss unter der Oberfläche, einen grossen Topf, der mehrere Kupferringe enthielt Es waren zwei
Spiralarmschienen von 14 und 18 Windungen (von 0,3 bis 1 cm Breite) und einige enge spiral
förmige Kupferlocken. Die Analyse einer Armschiene ergab „96,6 Proc. Kupfer, etwas Eisen
und Verunreinigungen, jedoch weder Zinn noch Zink" 2).
Noch wichtiger ist ein Fund in einem „cujavischen Grabe"3). In Cujavien, der Gegend
zu beiden Seiten des Goplosees, in Posen und Russisch-Polen, hat man mehrere Gräber eigen-
thümlicher Art entdeckt: kleine Steinkammern oder Steinkisten, mit grossen Steinen bedeckt und
von einem langen, niedrigen, von Steinreihen eingefassten Hügel umgeben, welcher an dem
einen höheren Ende ziemlich breit ist, nach dem anderen Ende hin aber spitz verläuft. In
diesen Gräbern, welche ihrer Construction nach dem Ende der Steinzeit angehören müssen, hat
man Skelette, geschliffene Feuersteinäxte und neolithische Thongefässe gefunden. In einem
solchen Grabe lag ein dünnes Stück Kupfer, vielleicht ein Messer oder eine Säge. Die Analyse
ergab 99,15 Proc. Kupfer, sehr geringe Mengen Arsen und Spuren von Eisen4).
Die ältesten aus dieser Zeit stammenden Gegenstände sind von sehr zinnarmer Bronze.
Es handelt sich jedoch hier nicht nur um den Zinngehalt. Die Hauptsache ist, dass man
damals nicht mehr ungemischtes Kupfer verarbeitete, sondern Kupfer, das mit kleinen Quanti
täten anderer Stoffe, sei es Zinn oder Arsen oder Antimon, legirt war.
Dass der Zinngehalt schwankt, ist natürlich; im Allgemeinen sind doch die Schwankungen
nicht bedeutend. Einerseits ist es auch zu bemerken, dass ein Gegenstand, falls er stark oxy-
dirt ist, sogar jetzt zinnreicher erscheinen kann, als er ursprünglich war5). Umgekehrt verlieren
die Bronzen, wie wir sehen werden, bei jedem Umschmelzen Zinn.
Eine der wichtigsten Typenserien während der ganzen 1. Periode ist diejenige der Aexte
ohne Schaftloch6). Es ist natürlich, dass man, als die Metalle zuerst hier bekannt wurden, die
ersten Metallgegenstände in denselben Formen wie die entsprechenden von Stein verfertigte. So
ist es auch mit den Aexten der Fall.
Die ältesten Metalläxte ohne Schaftloch hatten, wie wir sahen, vollständig die Form der
Steinäxte (Fig. 1 his 8). Sie waren fast überall von derselben Breite; die Seiten waren, wie bei
den Steinäxten, schwach gewölbt. Bald fand man indessen, dass die Axt eine breite Schneide
Fig. 51. Fig. 52. Fig. 53. Fig. 54.
haben konnte, ohne oben dieselbe Breite zu haben; gleichzeitig wurden die Seiten plan (Fig. 51).
Diese Verschmälerung des oberen Theiles, mit einer ebenso breiten Schneide wie früher, wurde
allmälig sehr weit getrieben (Fig. 52 bis 55). Die Seiten wurden schwach concav, wodurch
22 Oscar Montelius,
sie leicht in dem Schaft befestigt werden konnteni). Um noch besser zu verhindern, dass
die Axt beim Gebrauche sich drehte, gab man ihr erhabene Seitenränder oder Randleisten,
anfangs sehr niedrig — oft kaum merkbar — ; später höher (Fig. 55 und 56). Der obere Theil
der Axt wurde allmälig sehr schmal, mit parallelen Kanten. Die Schneide bleibt breit; sie ist
oft stark erweitert, fast halbkreisförmig (Fig. 56).
Um das Hineindringen der Axt in den Schaft zu verhindern, bildete man nahe der Mitte
jeder Seite einen Querrand. Diese „Rast" kommt schon sehr früh vor, ist aber anfangs kaum
merkbar (Fig. 57 und 58). Allmälig wird sie deutlicher, sogar sehr hoch (Fig. 127).
Wenn wir, nachdem wir diese Entwickelung und das Aufeinanderfolgen der verschiedenen
Typen kennen gelernt haben, die Metallcomposition untersuchen, so finden wir, dass die Resul
tate der chemischen Analysen in einer sehr merkwürdigen Weise mit den Resultaten der typo-
logischen Untersuchung übereinstimmen, indem der Zinngehalt allmälig ein höherer wird.
Antimon J3
-*-<3 und Schwefel
stoff
Kupfer Nickel Silber
Zinn Eisen BBD Arsen Sauer
Blei
1. Uppland (Fig. 10) . . 98,35 0,19*) *) 0,13 Spur 0,92 — — 0,41 *) 0,19 Proc. Zinn
und Antimon.
2. Oland, kaum bemerk
bare Ränder .... 96,81 *) 0,57*) 1,03 — 0,17 0,88 — — 0,54 *) 0,57 Proc. Anti
3. Halland; parallel mit mon (und Zinn).
der Schneide laufende
Furchen (vgl. Fig. 155) 95,61 0,61 0,97 1,60 Spur 0,06 0,82 — — 0,33
4. Halland; parallel mit
der Schneide laufende
Furchen (vgl. Fig. 155) 95,58 0,14 0,61 2,55 — 0,15 1,11 — — —
5. Schonen ; flach (Fig. 52) 97,09 1,16 *) 0,07 Spur 1,40*) *) — — 0,28 *) nebst Antimon
und Silber.
-6. 96 0,59*) — 1,69 0,34 Spur 0,72 — — 0,37 *) 0,59 Proc. Zinn
und Wolfram. —
0,29 Proc. Man
gan.
7. 96,73 1,73 — 1,11 — — 0,55 — — —
8. Schleswig-Holstein ; par
allel mit der Schneide
laufendeFurchen(vgl.
Fig. 155) 95,11 3,60 0,27 — 0,67 — — — Spur *) Spuren v.Schwe-
fel und Zink.
9. Schleswig-Holstein . . 92,79 1,47 0,85 3,70 0,22 — 1,98 — *) *) 0,12 Proc. Schwe
fel.
10. 93,40 1,24 — — Spur — Spur — Spur —
11. 95,15 0,55 — — — — 0,80 0,60 — —
12. 99,10 0,45 — — — — — 0,37 — —
Nr. 1 bis 6: Montelius, im Arch. f. Anthrop., Bd. XXIII (1895), S. 434 bis 440, Nr. 47, 46, 39,
40, 25 und 33. — Nr. 7: Montelius, a. a. O., S. 444. — Nr. 8 und 9: Kröhnke, a. a. O., Nr. 5 und 6. —
Nr. 10: Fund von Jessen (Nr. 16 unten). — Nr. 11 und 12: Funde von Glogau und Wirrwitz (Nr. 9 und 12
unten); gefällige Mittheilung von Dr. Seger.
') Hölzerne Schäfte für solche Aexte hat man im Mondsee gefunden; Much, a. a. O., S. 15, Fig. 24. „In
der Spalte lässt sich noch Grünspan beobachten, ein Beweis, dass Kupferbeile in der That in ihnen befestigt
waren."
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 23
Die ältesten Aexte (Fig. 1 bis 8) sind nämlich von ungemischtem Kupfer.
Solche flache, kleine Aexte, wie Fig. 51 und 52, sind noch sehr zinnarm. Einige flache
Aexte, welche zinnreicher sind, stammen offenbar aus einer etwas späteren Zeit1). Sie sind
grösser, platter, mit mehr bogenförmiger Schneide.
Wir haben schon gesehen , wie typologische Gründe dafür sprechen , dass die flachen
Aexte, Fig. 51 und 52, als die unmittelbaren Vorgänger solcher Aexte, wie Fig. 53 bis 55, zu
betrachten sind. Mehrere von den letztgenannten Aexten — mit kaum bemerkbaren oder sehr
niedrigen Seitenrändern, gewöhnlich ohne Andeutungen einer Rast und mit geschweifter Schneide
— sind analysirt worden, und es ist in hohem Grade bemerkenswerth, einerseits, dass sie wie
die flachen Aexte, Fig. 51 und 52, wirklich Zinn enthalten, andererseits, dass sie doch sehr
zinnarm sind.
Zwölf vollständige Analysen solcher Aexte — flach oder mit sehr niedrigen Rändern —
ergaben die Resultate auf voriger Tabelle.
Dies giebt durchschnittlich 95,98 Proc. Kupfer und 0,98 Proc. Zinn. Wenn wir einige
unvollständige Analysen von ähnlichen Aexten mitnehmen, erhalten wir im Durchschnitte von
16 Proben2) 96,38 Proc. Kupfer und von 24 Proben») 1,03 Proc. Zinn.
Aexte mit niedrigen Seitenrändern und geschweifter, bogenförmiger Schneide, gewöhnlich
mit Andeutungen einer Rast, wie Fig. 57 und 58, welche Aexte verhältnissmässig breit sind,
zeigen einen noch höheren Zinngehalt, wie wir aus folgenden Analysen ersehen4).
j
Antimon Wismuth und|
stoff Schwefel
Kupfer| Nickel
Zinn Eisen Zink Sauer
l) Wie Fig. 154. Wir werden unten finden, dass diese Aexte importirt sind.
2) Montelius, a. a. O., Nr. 20 97,83 Proc. Kupfer; Nr. 28 (Fig. 53) 98, 94 Proc.; Nr. 29 (Fig. 54)
98,60 Proc.; Nr. 80 95,06 Proc.
3) Montelius, a. a. O., Nr. 12 (Fig. 51) 1,29 Proc. Zinn; Nr. 13 (flach) 0,12 Proc.; Nr. 15 0,53 Proc.;
Nr. 17 1,14 Proc.; Nr. 18 (flach) 0,60 Proc.; Nr. 19 1,23 Proc; Nr. 20 1,38 Proc.; Nr. 22 1,24 Proc.; Nr. 27
0,71 Proc.; Nr. 28 (Fig. 53) 0,65 Proc.; Nr. 29 (Fig. 54) 0,52 Proc.; Nr. 30 3,63 Proc.
4) Nr. 1 bis 3: Montelius a. a. O., Nr. 41, 42 und 32; Nr. 4 bis 13: Kröhnke, a. a. O., Nr. 17, 18, 19,
23, 24, 26, 28, 29, 35 und 12; Nr. 14: Fund von Piltsch (Nr. 14 unten), gefällige Mittheilung von Herrn
Dr. Seger.
4
24 Oscar Montelius,
Man hat angenommen, „dass die zinnarmen Bronzen das Product vielfacher Umschmel-
zungen sind, und dass auf diese Weise das Zinn bis auf einen Minimalgehalt reducirt ist"i).
Es ist ganz richtig, dass die Bronzen bei jedem Umschmelzen Zinn verlieren, wenn wir aber
nicht einzelne Fälle, sondern die Gesammterscheinungen betrachten, so finden wir, dass diese
auf ganz andere Weise zu erklären sind.
Der Zinngehalt der hier besprochenen Aexte wird nämlich, wenn wir den Durch
schnitt in Betracht nehmen, höher, je jünger die Formen sind.
Typologisch müssen ja, wie wir gesehen haben, drei Gruppen unterschieden werden:
1) solche flache, fast gleichmässig breite Metalläxte, wie Fig. 1 bis 8, sind die ältesten ;
2) Aexte, wie Fig. 51 und 52, flach, aber mit breiterer Schneide, und Aexte mit
kaum bemerkbaren, oder sehr niedrigen Seitenrändern, mit wenig geschweifter Schneide
und ohne Andeutungen einer Rast, wie Fig. 53 und 54, sind jünger; und
3) Aexte mit niedrigen Seitenrändern, geschweifter Schneide und Andeutungen einer
Rast, wie Fig. 57 und 58, sind die jüngsten von den bis jetzt in Betracht genom
menen Aexten ohne Loch.
Die Analysen aber zeigen, dass
Aexte der ersten Gruppe mehr als 99 Proc. Kupfer und kein Zinn oder nur Spuren
davon enthalten; dagegen ergaben
Aexte der zweiten Gruppe durchschnittlich 95,98 Proc. Kupfer und 0,98 Proc. Zinn;
Aexte der dritten Gruppe durchschnittlich 92,72 Proc. Kupfer und 5,54 Proc. Zinn.
Die noch jüngeren Aexte, oben schmal (Fig. 56) und mit höheren Seitenrändern sind
noch zinnreicher (durchschnittlich ungefähr 10 Proc.).
Falls wirklich die Kupfersachen und die zinnarmen Bronzen durch vielfache Umschmelzungen
zu erklären wären, so müssten doch die älteren Aexte zinnreicher als die jüngeren sein. Weil
aber das Entgegengesetzte der Fall ist, so müssen wir eine andere Erklärung suchen. Und
diese Erklärung ist die von mir schon längst gegebene, dass nämlich hier im Norden von
Europa, wie im Süden, zuerst das ungemischte Kupfer, später die zinnarme Bronze und
erst viel später die zinnreichere Bronze verwendet wurde 2).
Es ist zu bemerken , dass die zinnreiche , echte Bronze schon vor dem Ende der
1. Periode hier im Norden im Gebrauche war3).
* *
*
Die undurchbohrten Steinäxte waren nicht die einzigen, welche in Metall nachgeahmt
wurden. Einige in Skandinavien und Nord-Deutschland gefundene, mit Schaftloch versehene
') Kröhnke, a. a. O., S. 26.
2) Es beruht auf einem Missverstand niss, wenn Kröhnke (a.a.O., S. 26) glaubt, dass seine Analysen gegen
meine Auffassung sprechen. Wenn man, was wohl das Richtige ist, die Regel, nicht die Ausnahmen betrachtet,
findet man, dass diese Analysen ganz gut mit meiner Ansicht übereinstimmen. Nur muss man wissen, was
ich als ältere und jüngere Formen ansehe. Die von Kröhnke (Fig. 9) abgebildete Axt, welche 11 Proc. Zinn
enthält, stammt gar nicht „aus dem Anfang der Bronzezeit" ; es ist eine verhältnissmässig späte Form, wie der
schmale Obertheil mit hervortretenden Seitenrändern zeigt. Dass einige andere, späteren Aexte von zinnarmer
Bronze sind, ist leicht zu erklären. Nach dem Anfange der Periode der zinnreichen Bronze konnte natürlich
zufälliger Weise eine zinnarme Bronze verarbeitet werden , wie das ungemischte Kupfer ja noch heutzutage
vorkommt.
s) Kröhnke, a. a. 0., S. 8 f.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. "25
Aexte von Bronze (oder Kupfer) sind von derselben Form wie die gewöhnlichen, durchbohrten
Steinäxte (Fig. 59 In der 2. Periode wurde dieser Typus durch Einflüsse von südlichen
Bronzeaxttypen verändert.
Fig. 59. Nicht nur in der 1., sondern auch in der 2. Periode der Bronzezeit
waren Steinäxte hier im Norden im Gebrauch und wurden auch hier ver
fertigt2). Dies wird schon dadurch bewiesen, dass man hier mehrere
Steinäxte findet, welche von derselben Form wie diejenigen Metalläxte
sind, welche diesen beiden Perioden angehören 3).
Eine sehr wichtige typologische Serie bilden die Dolche und die
Schwerter.
Während des Steinalters hatte man nur Dolche. Von Stein konnte
man keine Schwerter machen '). Als die Metalle hier bekannt wurden,
hat man die Dolche in Kupfer und Bronze nachgeahmt.
Bronze. Hannover. '/a. Die nordischen Dolche der jüngsten Steinzeit hatten oft einen schönen
Griff von Feuerstein, natürlicher Weise aus demselben Stücke wie die Klinge; in den anderen
europäischen Ländern kommen ähnliche Feuersteindolche nicht vor. Da war, wie es auch im
Norden am häufigsten der Fall ist, nur die Klinge von Feuerstein; der Griff war von Holz, Horn
oder dergleichen (Fig. 60 5).
In Kupfer oder Bronze hat man keine Nachbildungen der nordischen , mit Feuersteingriff
versehenen Dolche gemacht. Die Grifte der metallenen Klingen waren in der ältesten Zeit
meistentheils von Holz oder anderen organischen Stoffen (Fig. 183 und 185). Sobald der Griff
von Metall gegossen wird, sieht man immer wie auf jenen Dolchen mit hölzernen Griffen
die scharfe Grenze zwischen Griff und Klinge , was man auf den Dolchen mit Feuerstein
griffen nie sehen kann.
') Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 130 (Fig. 228 unten); Tidsbestämning , Taf. 1, Fig. 3. —
S. Nilsson, Die Ureinwohner des scandinavischen Nordens. Das Bronzealter (Hamburg 1866),
Fig. 46. In Schweden sind 11 solche Aexte gefunden worden (Fig. 170 und 228 unten). — Aus Norwegen
kennt man eine solche Axt (Fig. 234). — Müller, Ordning af Danmarks oldsager, Bronzealderen ,
Fig. 139. Das Kopenhagener Museum hatte im Jahre 1891 nicht weniger als 27 Aexte dieser Form, alle aus
Dänemark; 9 sind zusammen gefunden worden, 1 soll in einem Grabhügel ausgegraben sein (siehe unten). —
Mestorf, Vorgeschichtliche Alterthümer aus Schleswig-Holstein, Fig. 242. Das Kieler Museum
besitzt vier solche Aexte. — H. B. Schröter und Fr. Lisch, Friderico-Francisceum, Taf. VII, Fig. 2;
in Mecklenburg gefunden. — Lindenschmit, Alterthümer, I, 4, Taf. 2, Fig. 1 und 2 (Fig. 59 oben;
Herrenhausen bei Hannover).
a) Dass Aexte oder Hacken aus Knochen oder Horn ebenso spät im Gebrauche waren, wird durch mehrere
solche im Norden gefundene Werkzeuge bewiesen, deren Ornamente für diese Zeit charakteristisch sind. Müller,
Ordning, Bronzealderen, Fig. 140 (mit concentrischen Kreisen und feinen Zickzacklinien; fünf Stücke sind
aus Dänemark bekannt).
3) Worsaae, Nordiske Oldsager, Fig. 109 (vergl. die Bronzeaxt, Fig. 110).
*) In anderen Ländern der Welt soll man Schwerter von Holz mit Schneiden von eingesetzten Feuerstein
oder Obsidiansplittern gehabt haben (vergl. die Pfeilspitzen von Knochen und Feuersteinsplittern, welche man
bei uns findet. Montelius, Sveriges forntid, Text, Fig. 88). Man hat nie Spuren von ähnlichen Schwertern
im Norden gefunden.
5) In den schweizerischen Pfahlbauten sind einige solche Griffe erhalten. Gross, Les protohelvetes,
Taf. V, Fig. 30 und S. 14, Fig. 3; beide in der Pfahlbaustation Fenü oder Vinelz, im Bielenee, gefunden. —
Munro, The Lake-D wellin gs of Europe, S. 34, Fig. 7 : 11; vergl. Fig. 13 : 1.
4*
26 Oscar Montelius,
Die Klingen der ältesten Metalldolche waren im Norden , wie in den meisten anderen
europäischen Ländern, oft breit und flach, mit Einschnitten oder Nietlöchern oben, um den
Grift" zu befestigen. Diese Klingen der ältesten Zeit sind gewöhnlich klein; allmälig werden sie
grösser, sogar sehr gross, breit und dick. Einige sind nicht gauz flach, sondern zeigen längs
der Mitte jeder Seite einen erhabenen, rundlichen Rand, der bisweilen sehr hoch ist.
Während der 1. Periode hatten die Klingen nie Griffangel oder Griffzunge, wie es in den
späteren Perioden oft der Fall ist. Dolche mit solchen langen, schmalen Angeln, wie die cyprio-
tischen (Fig. 268), kommen im Norden während der 1. Periode nicht vor.
Schon in der ersten Hälfte der 1. Periode hatten einige Dolche Metallgriffe, und in der
zweiten Hälfte derselben Periode kommt es mehrmals vor, dass die Dolche solche Griffe haben.
Die Klingen dieser Dolche sind gewöhnlich mehr oder weniger breit, fast „triangulär", andere
sind schmäler.
Von den breiten sind einige aus Italien importirt (Fig. 133), andere hier im Norden nach
gemacht (Fig. 63 und 64 die Klingen sind entweder flach, oder sie haben einen erhabenen
Rand längs der Mitte. Der Griflknopf ist oval und oben flach. Weil die hier im Norden ver
fertigten Dolche mit breiter Klinge und Bronzegriff nach den aus Italien eingeführten nachgebildet
sind, kann es oft sehr schwer sein zu sagen, ob ein hier gefundener Dolch dieser Form italie
nische Arbeit oder nordische Nachbildung ist. Dass solche Waffen, wie Fig. 63, 64 und 74, nor
dische Arbeiten sind, ist dagegen leicht zu sehen, weil ähnliche nicht in Italien vorkommen.
Die flachen Klingen der hier im Norden verfertigten Bronzedolche sind gewöhnlich in
derselben Weise wie die italienischen verziert, nämlich mit einem grossen Dreieck, dessen Basis
von der Grenzlinie zwischen Griff und Klinge gebildet wird. Längs dieser Basis sieht man
eine Reihe kleiner Dreiecke, die mit parallelen Strichen gefüllt sind. Die Schneiden der trian
gulären Klinge entlang laufen Linien, welche, wie die anderen Ornamente, gepunzt sind.
Die schmäleren Dolche haben auch eine rundliche Mittelrippe. Einige, von fast reinem
Kupfer, stammen aus dem älteren Theile der Periode (Fig. 61, 175); andere sind etwas jünger
(Fig. 134). Der Griffknopf ist meistens oval, oben flach oder gewölbt.
Der Griff des Bronzedolches (Fig. 61) ist eine Nachahmung eines solchen Griffes wie der
Fig. 60 abgebildete. Dieser Dolch hat eine Klinge aus Feuerstein und einen Griff aus Holz, mit
Binsen oder Weiden umwickelt2). Jener ist aus Bronze in einem Stück gegossen. Die imitirte Um-
wickelung ist noch auf dem hohlen Griffe sichtbar, und es ist bemerkenswerth , dass die Griffe
mehrerer anderen nordischen Bronzedolche in derselben Weise verziert sind (Fig. 104 u. 134).
Bei allen diesen Dolchen, den breiten wie den schmalen, sind Griff und Klinge gewöhnlich
separat gegossen und durch Nieten mit einander verbunden. Es kommt doch auch vor, dass sie
in einem Stück gegossen sind. Die Grenzlinie zwischen Griff und Klinge ist fast immer an der
Mitte bogenförmig; anfangs war diese Grenzlinie ganz so wie bei den italienischen Dolchen,
allmälig wurde sie aber verändert (Fig. 65 bis 68).
* *
*
') Ein gut geschliffener Steindolch (Fig. 62), offenbar eine Nachbildung der breiten Bronzedolche, ist bei
LögOw in Nord-Deutschland gefunden worden (Sammlung des Gymnasiums von Neu-Ruppin). Verhandl. d.
Beil. Anthropol. Ges. 1874, S. 165, Taf. XI, Fig. 3. Virchow, der den Dolch gesehen hat, erklärt, dass die
Aechthelt unzweifelhaft ist.
2) Siehe vorige Seite, Note 5.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 27
Einige Waffen, welche der 1. Periode angehören, haben dieselbe Form wie die Dolch
klingen, sind aber nicht Dolche gewesen. Diese Klingen, die gross, breit und dick sind, waren
Fig. 62. Fig. 63. Fig. 64.
Fig. 60. . Fig. 61.
Feuerstein
und Holz. Bronze.
Schweiz. '/a. Posen. '/3.
Stein.
Nord-l)eutschland. '/s.
Fig. 65. Fig. 66. Fig. 67.
Sehr selten zeigt ein Schwertstab eine solche bogenförmige Grenzlinie (Fig. 71).
a) Man kennt folgende Schwertstäbe, deren Schäfte ganz oder theilweise von Bronze sind:
Lithauen: 1) Kr. Kowno, langer Bronzeschaft (Mus. zu Wilna). E. Tyszkiewicz, Badania archeo-
logiczne nad zabytkami przedmiotow sztuki rzemiost i t. d. w Dawnej Litwie i Rusi
Litewskiej (Wilna 1850), S. 60, Taf. I, Fig. 3.
Oscar Montelius,
West-Preussen : 2) Meisterswalde, Kr. Karthaus, westl. von Danzig, langer Bronzeschaft (Sammlung des
Herrn Blell in Charlottenburg). L. Lindenschmit, Die Alterthümer unserer heidnischen
Vorzeit III, 6 (Mainz 1877), Taf. I, Text; Lissauer, a. a. 0., S.8. — 3) Bethkenhammer bei Jastrow,
Kr. Deutach-Krone, Vordertheil des Schaftes von Bronze, durchbrochen, die Klinge für sich gegossen,
mit zwei kleinen Nieten befestigt gewesen; drei hohe, conische, „falsche Nieten" (Fig. 69); „bei
Gelegenheit des Grabenziehens zur Entwässerung eines Bruches" gefunden (königl. Museum f. Völker
kunde zu Berlin). John M. Kemble, Horae ferales, or Studies in the Archaeology of the
Northern Nations (London 1863), Taf. X, Fig. 3; Lindenschmit, a. a. 0., III, 6, Tat I, Text;
A.Bastian und A.Voss, Die Bronzeschwerter des königl. Museums zuBerlin (Berlin 1878),
Taf. VI, Fig. 6; Lissauer, a. a. O., Taf. I, Fig. 14.
Posen: 4) Inowraclaw, in der Nähe des Goplosees, südwestl. von Thorn, langer Bronzeschaft (Sammlung
der Jagelionischen Universität in Krakau). Lepkowsky, in den Mittheilungen der Anthropo
logischen Gesellschaft in Wien IX (Wien 1880), S. 220, mit Abbildung. — 5) Junzewo, sÜdwestl.
von Bromberg; Vordertheil und Endbeschlag des Schaftes von Bronze (Fig. 70); das Holz ist mit
einem dünnen, 1,2 cm breiten Bronzebande umwickelt gewesen (Mus. zu Bromberg). — 6) Granowo,
Kr. Buk, westl. von der Stadt Posen ; Vordertheil des Schaftes von Bronze , mit fünf breiten Dolchen
und anderen Bronzen gefunden (siehe unten). — 7) Ein in Posen gefundener Schwertstab gehörte der
Sammlung des Hofraths Klemm in Dresden. Mecklenb. Jahrb. 26, S. 142.
Brandenburg: 8) u. 9) Trieplatz, nahe Neustadt, Kr. Neu-Ruppin, zwei Schwertstäbe, verschieden, beide
mit langen, bronzenen Schäften, der eine abgebildet Fig. 72; in einem Torfmoor gefunden (einst in
der Sammlung des Grafen v. Ziethen; das eine Exemplar jetzt in der Sammlung des Gymnasiums zu
Neu-Ruppin, das andere gehört Herrn General v. Puttwitz). Mecklenb. Jahrb. 26, 8. 142 (der
Fundort wird Blankenburg genannt); E. Friedel in den Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges.
1874, S. 166; 1876, S. 18, Taf. V, Fig. 1 u. 2; 1877, S. 36). — 10) Brunn, ganz in der Nähe von
Trieplatz, Kr. Neu-Ruppin ; Vordertheil des Schaftes von Bronze (Sammlung des Gymnasiums zu Neu-
Ruppin). — 11) u. 12) Schmöckwitz, Kr. Teltow, zwei Schwertstäbe, Vordertheil, Endbeschlag und
mehrere Ringe um den Schaft aus Bronze; in der Nähe der Spree, etwa 3 Fuss tief, gefunden (Mus.
für Völkerkunde zu Berlin). Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1891, S. 851.
Westl. d. Elbe: 13) Halle, Vordertheil des Schaftes von Bronze; „im Untergrunde des Logenhauses auf
dem Jägersberg in Halle gefunden" (Mus. zu Halle). — 14) u. 15) Welbsleben unweilf Mansfeld , Reg.-
Bez. Merseburg, zwei Schwertstäbe, verschieden; lange, bronzene Schäfte (Sammlung des Grafen
von Erbach-Erbach.) G. Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde (Dresden
1836), S. 208, Taf. XV, Fig. 1 u. 2; Lindenschmit, a. a. O., HI, 6, Taf. I, Fig. 4 u. 5. — 16) u. 17)
Neuenheiligen bei Langensalza, Reg.-Berz. Erfurt; zwei Bronzeschäfte, wahrscheinlich von Schwert
stäben (der eine unrichtig als zu einer Axt gehörend abgebildet); 1776 mit sechs Dolchen, wovon
zwei vielleicht die Klingen der Schwertstäbe bildeten, zwei Griffen von anderen, ähnlichen Dolchen
und mehreren anderen Bronzen gefunden (siehe unten). — 18) Ein Schwertstab wird in der ethno
graphischen Sammlung in Göttingen aufbewahrt. S. Müller in dem Correspondenzblatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1877, S. 31. —
19) Ein Schwertstab mit dem Vordertheil des Schaftes von Bronze (Fig. 71) gehört der Sammlung
des Harz-Vereins in Wernigerode. Lindenschmit, a. a. O., III, 6, Taf. I, Fig. 9. — 20) Langenstein,
südl. von Halberstadt; Vordertheil des Schaftes von Bronze; mit einem sehr dicken, massiven, offenen
Armringe von Bronze oder Kupfer (= Fig. 90 unten) gefunden (Sammlung des Abts Thiele in Braun
schweig).
Holstein: 21) Bossee, unweit Rendsburg; langer Bronzeschaft, „in einem Grabhügel gefunden" (Museum
zu Kiel). Lindenschmit, a. a. O., III, 6, Taf. 1, Fig. 2; Mestorf, Vorgeschichtliche Alter
thümer aus Schleswig-Holstein, Fig. 187. — 22) Ein Schwertstab aus Süd-Holstein war in der
Sammlung des Königs Friedrich VII. und ging im Brande des Schlosses Frederiksborg verloren.
Mecklenb. Jahrb. 26, S. 142.
Mecklenburg-Schwerin: 23) bis 25) Blengow, Amt Buckow; drei „ganz gleiche" Schwertstäbe mit langen,
bronzenen Schäften wurden 1808 „in einem Sumpfe gefunden" (ein Exemplar im Mus. zu Schwerin;
ein Schwertstab in der prähistorischen Abtheilung des ethnographischen Museums in Kopenhagen
gehört wahrscheinlich zu diesem Funde ; er wurde unrichtig als aus Holstein oder Lauenburg stam
mend bezeichnet; vergl. Mecklenb. Jahrb. 26, S. 142. Das dritte Exemplar ist vielleicht identisch
mit einem Schwertstabe, der mehrere Jahre später mit altem Eisen an einen Schmied zu Glasin bei
Neukloster, nicht weit von Blengow, verkauft wurde; dieses Exemplar, „das fast ganz so gebildet, wie
das zu Blengow gefundene, nur ein wenig grösser in allen Dimensionen , und offenbar von demselben
Künstler gearbeitet" ist, wurde 1844 dem Museum zu Schwerin geschenkt). Lisch, Friderico
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 29
Die Klinge des Schwertstabes ist gewöhnlich in der Mitte erhaben, und dieser erhabene,
verdickte Theil ist oft oben bedeutend breiter, so dass er dreiseitig wird und ungefahr dieselbe
Fig. 6!).
Bronze.
Wernigerode.
Form wie die Klinge
selbst hat, nur bedeu-
Bronze. Junzewo, Posen. %. tend schmäler ist< Zu
weilen ist die Klinge mit Ornamenten verziert, welche
offenbar nach denjenigen der italienischen triangulären
Dolche gebildet sind (Fig. 69 u. 70).
Einige von diesen dolchähnlichen Klingen, deren Schäfte
von Holz waren, haben Kupferfarbe; die Analyse von
Bronze. einer solchen Waffe hat auch gezeigt, dass sie von fast
Bethkenhammer, Wcstpreussen. '/,. reinem Kupfer, oder richtiger von sehr zinnarmer Bronze
Francisceum, Taf. VII, Fig. 1; Taf. XV, Fig. 6; Taf. XXXIII, Fig. 1, Text, S. 115; Mecklenb.
Jahrb. 10, S. 287; Kemble, a. a. O., Taf. X, Fig. 2; Müller, im Corresp.-Blatt der deutschen
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1877, S. 31. — 26) Pustohl,
Amt Bukow ; Vordertheil des Schaftes von Bronze ; mit einem Armringe gefunden (siehe unten). —
27) Hansdorf bei Doberan, nicht weit von Pustobl; langer, bronzener Schaft; „K Fuss tief in einer
torfigen Moorgrube gefunden" (Mus. zu Schwerin). Mecklenb. Jahrb. 2, S. 47; 9, S. 339 (enthält
74,80 Proc. Kupfer, 24,08 Proc. Zinn und 1,12 Proc. Silber). — 28) Stubbendorf, Amt Dargau im öst
lichsten Mecklenburg; langer, bronzener Schaft (Fig. 73), mit fünf Dolchen und anderen Bronzen
gefunden (siehe unten).
Vor-Pommern: 29) Grimmen, westl. von Greifswald; Vordertheil des Schaftes von Bronze; das Metall ist
ganz hell, fast weiss (Mus. zu Stralsund).
Schweden, Schonen: 30) Klagstorp, unweit Malmö (Fig. 215); Vordertheil des Schaftes von Bronze
(National-Museum zu Stockholm). Montelius, in Svenska Fornminnesföreningens tidskrift,
Bd. 5, S. 28, Fig. 5. — 31) Arup, im nordöstlichsten Schonen; langer, bronzener Schaft (Fig. 216), die
Klinge ist mit Gold belegt gewesen (einst in der Sammlung des Prof. Angelin , jetzt im National-
Museum zu Stockholm). Montelius, Antiquités stiedoiies, Fig. 131.
In Dänemark ist bis jetzt, so viel man weiss, kein Schwertstab mit bronzenem Schaft gefunden worden. —
Dass ein Schwertstab mit bronzenem Vordertheil des Schaftes in Ungarn gefunden worden ist, werden wir
unten sehen (Fig. 251).
In diesem Verzeichnisse sind, wie schon bemerkt, nur Schwertstäbe mit bronzenen Schäften berücksichtigt,
nicht diejenigen, deren Schäfte ganz von Holz waren.
30 Oscar Montelius,
isti). Diese kupferrothen Klingen gehören offenbar einem sehr alten Abschnitte der 1. Periode
an. Wir werden sehen, dass ähnliche Waffen von Kupfer und Bronze im Süden und Westen
von Europa vorkommen. Fig. 73.
Die meisten der mit bronze
nen Schäften versehenen Schwert
Fig. 72.
stäbe sind dagegen von sehr
zinnreicher Bronze. Der Schwert
Bronze. stab von Hansdorf in Mecklenburg
Stubbendorf, Mecklenburg v..
enthält sogar 24,08 Proc. Zinn!
Mehrere Klingen, welche für hölzerne Schäfte bestimmt
waren, sind in diesen mit drei grossen Nieten befestigt
gewesen ; die Köpfe der Nieten waren sehr hoch.
Als man den Schaft theilweise oder vollständig von
Bronze verfertigte, wurde die Klinge anfangs für sich ge
gossen und in dem Schaft befestigt. Später bildeten die
Klinge und der Vordertheil des Schaftes ein einziges Stück.
Drei grosse Nietköpfe, stark hervortretend, conisch und in
einem Dreieck sitzend, sind freilich fast immer zu sehen;
in den meisten Fällen sind sie doch keine wirkliche Nieten
mehr, nur imitirt. Einige Klingen, die separat ge
gossen sind, wurden mit Hülfe von anderen, kleinen
Nieten befestigt, die nichts mit den drei grossen zu
thun haben 2).
Bei den Schwertstäben, deren Klinge und Vordertheil
des Schaftes in einem Stück gegossen sind, sieht man ge
wöhnlich eine geradlinige Grenze zwischen Klinge und
Griff. Es kommt doch vor, dass diese Grenze, wie bei
den Dolchen, in der Mitte bogenförmig ist3). Der hintere
Bronze. Trieplatz, Theil des Schaftes ist, wenn aus Bronze bestehend, für
Brandenburg. s/9.
sich gegossen und wurde mit dem Vordertheil durch einen
Holzpflock vereinigt4). Der ganze Guss, der grösstentheils Hohlguss ist, beweist eine grosse
Geschicklichkeit des Verfertigers.
Die Klingen der bronzenen Dolche waren anfangs, wie die Dolche von Stein und Kupfer,
sehr kurz; allmälig wurden sie doch länger und endlich so lang, dass wir sie jetzt Schwerter
nennen. Weil sich keine Grenze zwischen Dolch und Schwert ziehen lässt, können einige
Waffen ebenso gut lange Dolche als Kurzschwerter genannt werden. Andere müssen un-
') Kröhnke, a. a. 0., S. 22: eine in Holstein gefundene Klinge von dieser Form enthält 94,06 Proc.
Kupfer, 1,82 Proc. Zinn, 0,37 Proc. Silber und 0,80 Proc. Eisen.
2) So ist es z. B. der Fall mit dem Schwertstabe von Bethkeuhammer in West-Preussen. Die beiden
Theile sind getrennt abgebildet (Fig. 69).
s) Der Schwertstab im Museum zu "Wernigerode (Fig. 71). Die Klinge „ist nicht mit dem Ganzen aus
einem Stücke gegossen, sondern eingesetzt'.
*) Im Schwertstabe von Stubbendorf in Mecklenburg steckt noch Holz. Mecklenb. Jahrb. 26, S. 141.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 31
Fig. 75. bedingt, wenn man die jetzige Terminologie braucht,
Schwerter heissen. Recht lange Bronzeschwerter sind
doch vor dem Ende der 1. Periode sehr selten. Die
Schwerter wurden, wie die Dolche, als Stichwaffen
Fig. 74 benutzt.
Nur selten findet man Waffen mit langen, breiten
Klingen derselben Art, wie die triangulären Dolche.
Einige Kurzschwerter dieser Art sind doch in West-
preussen und Posen gefunden worden (Fig. 74 \). In
anderen Gegenden Nord-Deutschlands und in Skan
dinavien kennt man sie nicht.
Andere Schwerter aus der letzten Zeit der
1. Periode sind ebenfalls Abkömmlinge der italie
nischen triangulären Dolche, obwohl sie nicht so breite
Klingen haben. Die Klinge ist nämlich in derselben
Weise verziert, mit einem grossen Dreieck von mehre
ren parallelen, punktirten, gepunzten Linien, dessen
Basis die Grenzlinie zwischen Griff und Klinge bildet.
Allmälig wird das Dreieck länger und seine Seiten
gebogen, aber die Spitze befindet sich selten weit unter
halb der Mitte der Klinge 2). Mehrere von diesen
Schwertern und einige Dolche waren in den Griffen
mit Nieten befestigt, deren Köpfe sehr gross und von
besonderen Stücken gebildet sind. Aehnliche Nieten
kommen auch in südlicheren Ländern vor3); bisweilen
sind die Köpfe sehr hoch und conisch, fast wie die
oben genannten drei „Nieten" der Schwertstäbe. Schwerter dieser Art mit bronzenen Griffen
sind im Norden sehr selten (Fig. 75).
Während der Steinzeit hatte man Speerspitzen von Stein und Knochen, welche an den
Schaft gebunden wurden. Aehnliche Speerspitzen ohne Tülle hat man wahrscheinlich auch von
Kupfer und Bronze verfertigt; im Süden von Europa kommen solche Waffen vori). Etwas
später hat man Speerspitzen mit Tülle erfunden. Hier im Norden treten solche vor dem
Ende der 1. Periode auf. Wie früh sie hier bekannt wurden, kann man jedoch nicht sagen;
in der ersten Hälfte dieser Periode waren sie ohne Zweifel hier nicht bekannt.
Einschneidige Messer von Kupfer oder Bronze scheinen in der 1. nordischen Periode sehr
selten zu sein. Vielleicht hatte man wie in der Steinzeit hauptsächlich Messer von Feuer
stein2). Solche kommen in der ältesten Bronzezeit Italiens und Ungarns häufig vor.
* *
*
Unter den metallenen Schmucksachen der 1. Periode sind die ringförmigen am häufigsten.
Die allermeisten sind von Kupfer oder Bronze. Einige sind von Gold; Silber war hier im
Norden damals ausserordentlich selten 3).
Spiralfingerringe von Gold aus dieser Periode sind in Nord-Deutschland gefunden worden
(Fig. 129 und 1794).
Mehrere offene Armringe von Kupfer oder sehr zinnarmer Bronze sind aus einer runden,
glatten, massiven Stange mit schmalen Enden gemacht (Fig. 1605). Einige massive Ringe der
selben Form sind sehr dick (Fig. 90). Ob diese alle wirklich Armringe waren, oder ob einige
als Fussgelenkringe6) getragen wurden, kann man natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, so
lange sie nicht in Gräbern gefunden worden sind und man Gelegenheit gehabt hat zu sehen, auf
welchem Theil des Skelettes sie liegen.
Dass Armringe von Gold schon während der 1. Periode in Nord-Deutschland und Süd-
Skandinavien bekannt waren, werden wir unten sehen (Fig. 106, 107 u. 204).
Ebenso wie Spiralfingerringe kommen Spiralarmringe früh vor. Sie sind aus einer rund
lichen, einfachen oder doppelten (umgebogenen) Stange gebildet, welche in vielen Windungen
') S. Müller in den Aarböger f. nord. Oldkynd. 1882, S. 335, Fig. 35 (mit zwei Löchern im Blatt;
Griechenland).
2) Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 2 u. 67.
3) Einige Stücke Silberdraht sind bei Pile in Schonen gefunden; es ist doch unsicher, ob sie zu dem
unten besprochenen grossen Funde gehören. — In der Nähe von Merseburg ist ein Silberring in Verbindung mit
Goldsachen aus dem Ende der 1. Periode gefunden worden (siehe unten). — Im südöstlichen Spanien hatte man
schon im Kupferalter und im ältesten Bronzealter sehr viel Silber; Shet, a. a. O. — In Nord-Italien ist eine
silberne Nadel in einem Grabe aus der Kupferzeit gefunden worden; Montelius, La civilisation primi
tive en Italie I, Taf. 36, Fig. 13. — Auch im nordwestlichen Kleinasien war das Silber schon in der ältesten
Bronzezeit bekannt. Schliemann, Ilios (London 1880).
4) Funde von Hinrichshagen, unweit Woldegk, in Mecklenburg-Strelitz und von Leubingen in der Merse
burger Gegend (siehe unten).
b) Zwei solche Ringe, anscheinend von Kupfer, sind in Schonen gefunden (Museum zu Stockholm, 2549);
Montelius im Archiv, Bd. XXIII, S. 438. Ein ähnlicher Ring gehört dem Funde von Pile in Schonen an
(siehe unten). In Nord-Deutschland kommen Ringe dieser Art sehr häufig vor.
6) Dr. Splieth hat neuerdings in einem schleswig-holsteinischen Bronzealtergrabe einen bronzenen Fuss
gelenkring gefunden.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 33
um den Arm gelegt wurde. Einige haben sogenannte „Noppen" (oder Oehsen), wie Fig. 161 ');
andere, welche keine solche „Noppen" haben, bilden oft eine grosse Zahl von Windungen 2).
Fig. 76. Wenn die Windungen eines solchen Spiral-
Fig. 77. ringes dicht an einander liegen, sieht der Ring
wie Fig. 76 aus. Ein solcher Schmuck konnte
durch Guss nachgeahmt werden; die Windungen
waren nicht länger frei, sondern das Ganze bildete
ein einziges Stück, welches aus praktischen Grün
den eine Oeffnung bald erhielt3). In dieser Weise
entstand ein solcher Typus wie Fig. 77. Bei den
ältesten Armbändern dieser Form waren alle
Zinnarme Bronze. Bronze. Neu-Bauliof, Rippen gleich. Später wurden die äussersten
Jessen, Sachsen. '/t. Mecklenburg.
Fig. 78. ') Olshausen, Spiralringe, in den Verhandl.
d. Berl. Anthrop. Ges. 1886, S. 433 f.
*) Bei Btollhoff in Nieder-Oesterreich ist ein
solcher ßpiralarmring gefunden , welcher der
Kupferzeit angehört; Much, a. a. 0., S. 28,
Fig. 30.
Fig. 79.
Rippen höher (Fig. 87), sogar mit Querstrichen verziert (Fig. 162). Solche Armbänder aus
Bronze kommen in Nord-Deutschland, besonders in Mecklenburg, mehrmals vor in Verbindung
mit anderen, für die 1. Periode charakteristischen Typen1). In Skandinavien sind sie selten2).
Ein prächtiger Schmuck dieser Form von Gold ist in Dänemark gefunden worden (Fig. 204 3).
Abkömmlinge von diesem Typus lebten noch in der 2. Periode4).
Halsringe derselben Form wie die erstgenannten Armringe kommen in Kupfer oder Bronze .
vor (Fig. 159). Die Enden sind anfangs gerade. Später werden sie umgebogen und aufgerollt,
wie Fig. 94; gleichzeitig werden die Ringe selbst schmäler.
Wenn man mehrere solche schmale Ringe um dem Hals trug und die von den aufgerollten
Enden gebildeten Oehsen mit einander durch eine Stange verband, so entstand ein Halsschmuck
wie Fig. 78. Dieser Typus kommt in Italien (Fig. 276) und in Süd-Deutschland (Fig. 78 u. 79 5)
wie in Nord-Deutschland vor (Fig. 80 6).
In derselben Weise, wie man die Spiralringe durch Guss nachahmte und einen Armschmuck
in einem Stücke herstellte, hat man auch die mit einander verbundenen Halsringe imitirt und
einen solchen „diademähnlichen " Halsschmuck wie Fig. 81 erhalten. Dieser Typus, der schon
am Ende der 1. Periode fertig war7), lebte hier im Norden bis in die 3. Periode. Die ältesten
Exemplare, welche directe Imitationen von den freien Ringen sind, sind natürlich nur mit
Rippen verziert; später wurden die Enden und schliesslich die ganze Oberfläche mit Spiralen
verziert3). Die Enden sind aufgerollt, wie Fig. 81 es zeigt.
* *
*
Einige Forscher wollten nicht die Existenz der 1. Periode anerkennen, weil nur wenige
grössere Funde aus dieser Zeit in Skandinavien bekannt waren. Wenn wir auch keinen ein
zigen solchen Fund kennten, würde ich doch gar nicht zweifeln, weil die Zahl der einzeln
gefundenen Gegenstände, welche aus der 1. Periode stammen, sehr gross ist, und weil solche
') In den Funden von Gloguu in Schlesien, Lunow in Brandenburg, Stubbendorf, Neu-Bauhof und Pustohl
in Mecklenburg (siehe unten).
a) Ein zerbrochenes Annband dieser Form lag im Funde von Pile in Schonen (Fig. 162 unten). — Dieser
Typus ist nicht mit einem ähnlicben, aber viel späteren zu verwechseln: Worsaae, Nordiske Oldsager,
Fig. 264 (vergl. Fig. 265). — Müller, Ordning, Bronzealderen , Fig. 399. — Mestorf, a. a. 0., Fig. 307.
3) Müller, Bronzealderen, Fig. 165. Das Armband ist bei Stokkerup auf Seeland gefunden.
4) Montelius, An tiquites suedoises, Fig. 127. — Müller, Ordning, Bronzealderen , Fig. 113, 114.
6) Nord-Italien: Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 4, Fig. 9 (von U Hingen ;
fünf Exemplare dieser Form sind in den Torfmooren in der Nähe vom Varesersee gefunden). — Süd -Deutseh
land: Photographisches Album der prähistorischen und anthropologischen Ausstellung zu
Berlin 1880, VII, Taf. 18 (Museum zu Stuttgart; Torfmoor bei Schussenried in Würtemberg, von 6 Bingen;
Fig. 78). — Monatsschrift des Historischen Vereins von Oberbayern, V (1896), Nr. 3, S. 43 (Stamm
ham am Inn; von 6 Bingen; Fig. 79).
c) Mestorf, a. a. O., Fig. 303 (von 7 Bingen, Fig. 80; bei Tinsdahl in Holstein in einem Thongefässe
nebst anderen Bronzen gefunden, siehe unten). — Mit diesem Typus sind nicht solche späte Formen wie
Müller, Bronzealderen, Fig. 374, Mestorf, Vorgeschichtliche Alterthümer, Fig. 295, und der
gleichen zu verwechseln.
7) Ein Halsschmuck wie Fig. 81 gehört zum Funde von Babbin in Hinter-Pommern (siehe unten).
3) Madsen, Bronzealderen, Suiter, Taf. 31 u. 33. — Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 123
(vergl. Fig. 122).
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 35
Gegenstände niemals in Verbindung mit den für spätere Perioden charakteristischen Typen
gefunden worden sind i).
Nun kennt man aber eine ganze Reihe von bedeutenden Depotfunden und Grabfunden
aus Skandinavien ebenso wohl als aus Nord-Deutschland. Die wichtigsten von diesen sind2):
Depotfunde.
Nord-Deutschland. Posen.
1. Bei Woyciechowo, unweit Nakel, fand man ein vothes, mit Linien verziertes Thongefäss
(Fig. 82), welches enthielt3): a) Zwei doppelschneidige Aexte oder Hämmer mit Loch fast in
der Mitte (Fig. 83), mit erhabenen Linien verziert, Länge 23 und 14,2 cm; — b) eiu kurzes
Fig. 82. Fig. 85. Schwert mit breiter, flacher
Klinge (= Figur 74); —
c) 19 offene Armringe, die
meisten schwer; — d) vier
Gold. Wonsosz, Posen. V,. Spiralarm ringe , Querschnitt
rund, zwei sind sehr stark; —
Fig. 86.
e) vier Spiralfingerringe; —
f) mehrere schmale Röhr
Thon. Woyciechowo, Posen. chen, spiralförmig. — a) bis
Fig. 84. f) von Bronze; — g) einige
Fig. 83. Bersteinperlen.
2. Bei Wonsosz, Kreis
Schubin , fand man im Jahre
1891 beim Tiefpflügen un
gefahr '/j bis y4 m unter der
Erdoberfläche und in einem
Umkreise von etwa 1 m zu
Bronze. I'unitz, Posen
sammengelegen4): a) Eine
Axt mit niedrigen Seitenrändern und Andeutungen einer Rast; —
b) einen Doppelmeissel (Fig. 84), mit über Kreuz stehenden
Schneiden; — c) einen Halsring (= Fig. 94); — d) fünf ovale,
dicke, offene Armringe; — e) vier kleine, ovale, offene Arm
ringe; — f) einen dicken Spiralring, massiv, glatt, anderthalb
fest auf einander liegende Windungen aus einem im Durchschnitte runden Stabe, der sich
nach den Enden zu stark verjüngt; — g) vier kleinere, massive Spiralringe; — h) vier Spiralen
aus Bronzeband; — i) 26 Spiralrollen aus ca. 1 mm breitem, drahtartigem Bronzeband mit zahl
reichen Windungen; — k) zwei flache Scheiben, glatt, Durchmesser 5,3 cm, ein Loch in der
Mitte und ein zweites excentrisches; — a) bis k) von Bronze; — 1) ein Ohrgehänge aus
Goldblech mit Häkchen (Fig. 85), sieben erhabene Striche'); — m) drei Gold ringe, offen,
1 i/4 Windungen, Durchmesser 5,5 bis 6 cm, die eine Hälfte 4 mm breit, die andere schmal; —
n) 11 Bernsteinperlen und Bruchstücke von solchen.
3. Bei Granowo, im Kreise Buk, wurde im Jahre 1885 „beim Ackern auf einer unbedeutenden
Anhöhe und ungefähr 10 Zoll unter der Ackerkrume in einer Lehmschicht" ein grosser Bronze
fund gemacht. „Die Gegenstände lagen neben einander in einer gewissen Ordnung, und die
Dolche steckten in gerader Linie mit der Spitze nach unten im Boden2)." Die 21 Bronzen
sind: a) Eine Axt mit nicht sehr niedrigen Seitenrändern; — b) ein breiter Dolch mit besonders
gegossenem, bronzenem Griffe (zwei echte und dazwischen drei falsche Nieten). Die Klinge ist
mit einem grossen und einer Reihe kleiner Dreiecke von gepunzten Linien verziert; italienische
Form, aber die Verzierungen kaum so fein wie in Italien; — c) zwei ähnliche Dolche mit Bronze
griffen, jeder in einem Stück gegossen, falsche Nieten, keine gepunzte Linien, offenbar nordische
Nachbildungen; — d) zwei grosse Dolche oder ganz kurze Schwerter mit breiten Klingen und
besonders gegossenen, hohlen Bronzegriffen, die Klingen sind so -wie b) verziert; — e) eine breite
Dolchklinge, mit abweichenden Punzirungen an der einen Seite; — f) ein Schwertstab mit dem
Vordertheile des Schaftes von Bronze, die besonders gegossene Klinge ist so wie b) verziert
und durch zwei kleine Nieten mit dem Schaft verbunden, gleich bei den Nieten sieht man drei
1,5 cm hohe kegelförmige Zapfen (= Fig. 70); — g) vier Halsringe mit öhsenförmigen Enden
(= Fig. 94); — h) vier offene Armringe, die verjüngten Enden sind mit Querlinien verziert; —
i) füuf massive, starke, ovale, offiene Armringe, ohne Verzierungen, Querschnitt rund und kantig.
4. Bei Poln. Prease, unweit Kosten, wurden im Jahre 1886 sechs Gegenstände gefunden3).
Sie lagen „etwa 5 Ellen tief in der Erde und waren mit einem grossen Haufen Steine von ver
schiedener Grösse zugedeckt. Der Steinhaufen lag 2 Fuss tief unter der Oberfläche". Die Gegen
stände waren: a) Eine Axt mit niedrigen Seitenrändern; — b) ein Meissel mit aufstehenden
Kanten ; — c) ein Dolch mit hohlem Bronzegriff*, der einen ovalen Knopf hat und mit Querstrichen
verziert ist, Klinge und Griff' in einem Stück gegossen; Nachbildung eines Flintdolches mit um
wickeltem Holzgriff*; — d) eine breite, flache, dünne Dolchklinge mit sechs Nietlöchern, unver-
ziert; — e) eine ziemlich breite Dolchklinge mit gewölbtem Grate; — a) bis e) sind von Bronze
') Vergl. Bvans, The anoient Bronze Implements, Weapons and Ornaments of Great
Britain and Ireland (London 1881), Fig. 492; vergl. Fig. 490. — Anderson, Sootland in Fagan Times,
The Stone and Bronze Ages (Edinburgh 1886), S. 65.
a) Museum der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften zu Posen. — v. Jazdzewski und Erzepki,
Posener archäologische Mittheilungen, I (Posen 1887), S. 14, Taf. I u. II. — Koehler und Erzepki,
Album der im Museum der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften aufbewahrten
prähistorischen Denkmäler des Grossherzogthums Posen, I (Posen 1893), Taf. IX, X. — Bei Orchowo,
Kr. Mogilno, hat man ein breites Armband (= Fig. 87) und andere Bronzen gefunden; die Sachen sollen in
einem Thongefässe gelegen haben. Es scheint mir doch ziemlich unsicher, ob alles wirklich zusammen gefunden
sein könnt«. — Koehler und Erzepki, a a. O., Taf. XV.
8) Museum zu Posen. — v. Jazdzewski und Erzepki, a. a. O., Taf. IX, S. 28.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 37
(wahrscheinlich zinnarm); — f) eine runde, flache Beinsteinscheibe (Durchmesser 8,8 cm), mit
einem grossen Loche in der Mitte (= Fig. 176).
5. Bei Szczodrowo, unweit Kosten, fand man Ende der 60er Jahre beim Drainiren sechs
Bronzeringe, welche direct auf der Lehmschicht unter der ungefahr 0,5 m starken Humusdecke
lägen1): a) Zwei Halsringe = Fig. 94; — b) vier grosse, ovale, offene Ringe. Die Enden, welche
einander fast berühren, sind mit Einkerbungen versehen (= Fig. 90, 100).
6. In dem an Szczodrowo unmittelbar angrenzenden Gute Kokorzyn wurden im Jahre
1880 acht Bronzeringe gefunden, nämlich2): a) Vier Halsringe = Fig. 94; — b) drei grosse
ovale Ringe, wie b) im Szczodrowofunde; — c) ein offener, ovaler Ring, die Enden sind zu
Endplatten verbreitert.
7. In der Gegend von Funitz, südöstlich von Lissa, fand man3): a) Eine ungewöhnlich
grosse Axt mit sehr niedrigen Seitenränden , 32 cm lang; — b) drei ziemlich breite Dolche
mit bronzenen Griffen, die flachen, besonders gegossenen, jetzt abgebrochenen Klingen sind
mit mehreren parallelen Bändern schräger Striche verziert; — c) eine breite, flache Dolchklinge
mit sechs Nietlöchern, zwei grosse, in einander liegende Dreiecke von mehreren gepunzten Linien
(das äussere Dreieck in der Nähe der Schneiden); — d) eine kleinere, breite, flache Dolch
klinge, unverziert; — e) ein schildförmiger Gegenstand „von weisser Silberbronze" (Fig. 864),
an der Vorderseite zwei hohe, conische Buckel, und an der Rückseite ein flaches Oehr. —
Alles aus Bronze. Siehe den folgenden Fund.
8. Bei Punitz, wurde ebenfalls (um das Jahr 1859) ein Thongefäss ausgegraben, das
folgende Bronzen enthielt 5): f) Acht grosse, offene Armringe, aussen rund, innen dachförmig,
die etwas verjüngten, aneinander stossenden Enden sind auf der Aussenseite mit Reihen von
Querfurchen verziert; „die Ringe sind, wie es scheint, hohl, man sieht nämlich an einigen in den
Enden schmale, in die Tiefe gehende Canäle, die mit einer harten, lehmfarbenen Masse aus
gefüllt sind"; — g) ein ähnlicher Ring, aber geschlossen, mit Querfurchen an der Stelle, wo die
vorher genannten Ringe getrennt sind; — h) drei Armringe mit flachen Spiralscheiben und mit
abwechselnd schrägen und geraden Strichen verziert; — i) zwei Spiralfingerringe mit ähnlichen
Spiralscheiben; — k) vier Spiralarmringe, die mit einer flachen Spiralscheibe enden, die mittleren
Windungen bildeten ein breites, aber sehr dünnes Band, welches einen wulstigen Rücken in der
Mitte hatte. — Heute lässt es sich nicht feststellen, ob a) bis e) mit f) bis k) zusammen gefunden
wurden. Es scheint mir wahrscheinlicher, dass wir hier zwei verschiedene Funde haben,
h) bis k) sind wohl später als a) bis e).
Schlesien.
9. Ganz in der Nähe von Glogau wurde im Jahre 1895 in der Tiefe von 1 m ein Thon
gefäss gefunden, das 44 Bronzegegen stände enthielt8), nämlich: a) Zehn Aexte: zwei ganz flache,
acht mit Andeutung von Seitenrändern oder mit niedrigen Rändern; — b) sieben (Halsringe
oder) grosse Armringe mit weit auseinander stehenden, sehr verjüngten Enden, die nach aussen
gerichtete, pfotenförmige Spitzen haben, unverziert; — c) fünf Halsringe (= Fig. 94) mit aus
einander stehenden Enden, die abgeflacht und nach aussen zu Ochsen umgeschlagen sind, von der
Mitte nach den Enden zu nur mässig'verjüngt, Querschnitt rundlich, unverziert; — d) zwei Ann
ringe mit auseinander stehenden, verjüngten Enden, die an den Kanten abgerundet sind, unver
ziert; — e) sieben Armringe von stark ovaler Form mit verjüngten, scharf abgeschnittenen,
nahe aneinander stehenden Enden, die auf der Aussenseite mit Querstrichen, Querrippen oder
schräggestellten Kerbschnitten verziert sind; — f) 11 massive Ringe von ähnlicher Form,
Querschnitt oval, die Innenseite der meisten mit deutlichem Längsgrat, die Enden von rund
lichem Querschnitt, fünf mit gegossenen Querleisten an den Enden, sechs unverziert, drei sind
sehr stark (2,6 bis 3,1 cm in der Mitte); — g) zwei breite, gegossene Armbänder (Fig. 87), innen
flach, aussen mit 18 Horizontalrippen (die äussersten etwas höher als die anderen), an den zu-
sammenstossenden Enden je eine Querleiste, die Patina der Aexte ist rauh und schmutzig grün.
— Ein Halsring und ein Armband färbte auf dem Probirsteine wie reines Kupfer röthlich ab;
die Gegenstände sind wahrscheinlich von zinnarmer Bronze '),
10. Bei Gurkau, Kreis Glogau, wurden gefunden2): a) Eine Axt mit niedrigen Seiten
rändern und Andeutung einer Rast (Fig. 88); — b) ein Halsring mit ein wenig aufgebogenen
Enden (Fig, 135); — c) 9 offene Armringe mit ähnlichen Enden; — d) zwei sehr starke, massive
Annringe, der eine ist von einer runden, der andere von einer vierkantigen Stange; — e) ein
Kettenschmuck: ein rundes Mittelstück mit vier Ochsen, worin Ketten von kleinen Ringen hängen
(Fig. 89). — Alles aus Bronze.
11. Bei Scheitnig, Kr. Breslau, wurden im Jahre 1867 auf der Brieskewiese 11 Bronzen
gefunden3): a) Sieben Acxte mit niedrigen Seitenränden und Andeutung einer Rast; — b) drei
massive, dicke, ovale Arm- (oder Fuss-) ringe (= Fig. 90) mit scharf abgeschnittenen, dicht an
einander stossenden Enden, auf der Aussenseite der Enden vier Querriefelungen, Durchschnitt
aussen rund, innen mit Längsgrat, der grösste 3,8 cm stark in der Mitte, Gewicht 2084 g; —
c) eine Armspirale, 12 Windungen, Querschnitt rund. — »Die Oberfläche der Aexte ist rauh,
die Patina oft ausgebröckelt. Auf dem Probirsteine färbten sie, wie die Spirale, röthlich ab,
wie Kupfer, und heller, als unzweifelhafte Bronze." ^Die dicken Ringe sind schmutzig grün,
zum Theil auch braun und ohne Patina." Die Analysen haben neuerdings bestätigt, dass Aexte
und Spirale von Kupfer oder sehr zinnarmer Bronze sind; die dicken Armringe enthalten dagegen
4,70 und 8,70 Proc. Zinn4).
12. Bei Wirrwitz, Kr. Breslau, fand man 12 Bronzen5): a) Vier Aexte mit niedrigen
Seitenrändern und Andeutung einer Rast; — b) acht Halsringe (= Fig. 94), Querschnitt rund. —
Eine Axt und ein Ring ergaben nur 0,45 und 0,56 Proc. Zinn 6).
13. Bei Weißdorf, Kr. Ohlau, wurde im Jahre 1877 ein 1 Fuss tief stehendes Thongefäss
') Dies ist, nach gefälliger Mittheilung von Herrn Dr. Seger, durch Analysen bestätigt worden.
a) Museum für Völkerkunde zu Berlin.
s) Museum zu Breslau. — Mertins, a. a. O., S. 309.
4) Nach gefälliger Mittheilung von Herrn Dr. Seger.
6) Museum zu Breslau. — Mertins, a. a. O., S. 307.
6) Gefällige Mittheilung von Herrn Dr. Seger.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 39
gefunden, das sieben Aexte und 17 Ringe aus Bronze enthielt1). Folgende Gegenstände
befinden sich im Museum zu Breslau: a) Vier Aexte mit niedrigen Seiten rändern; — b) vier Hals
ringe (= Fig. 94), Durchschnitt rundlich; — c) sieben massive Armringe, sie verjüngen sich an
den Enden, die scharf abgeschnitten sind und einander dicht gegenüber stehen. Der stärkste (2,3 cm
Fijr. 87. Fig. 88. Fig. 89.
Fig. 91.
Bronze. Piltsch, Schlesien. '/3.
a) 20 Aexte, alle mit nicht sehr niedrigen Seitenrändern: fünf = Fig. 93, nur zwei mit
halbkreisförmigem Ausschnitte im Bahnende, 11 = Fig. 91 (mit Andeutung einer Rast), vier
= Fig. 92 (spatelförmig, langgestielt); — b) 17 Halsringe = Fig. 94, Querschnitt rund, die
Fig. 95. Fig. 97. Fig. 98.
Fig. 96.
(Fig. 95, 96); — b) eine oben abgebrochene Dolchklinge, breit und flach, mit einem grossen,
aus vier Parallellinien gebildeten Dreiecke verziert (Fig. 97); — c) 19 Halsringe, mehrere sind
dick, rund und verjüngen sich nach den aufgerollten Enden (Fig. 98); — d) 12 dicke, offene
Arm- oder Fussringe, einige sind glatt (Fig. 99), andere mit einfachen Strichverzierungen
Fig. 100. Fig. 101. Fig. 102.
(Fig. 100, 101), ein Paar sind gewunden (Fig. 102); — e) acht schmale Armspiralen, eine ist
vollständig und besteht aus 11 Windungen (Fig. 76); — f) viele zerbrochene Ringe; — g) eine
Menge Bernsteinstückc. — a) bis f) sind von sehr zinnarmer Bronze. Die Analysen einer Axt,
eines Halsringes, eines Armringes und einer Spirale ergaben:
Kupfer Zinn Eisen Hangan Silber Arsen Zink
Axt . . . . 93,40 Proc. 1,24 Proc. Spur (fehlt) Spur Spur —
Halsring . . . 96,30 „ 1,27 „ (fehlt) — Spur Spur —
Armring . . . 96,90 „ 0,87 „ Spur Spur 0,41 Proc. Spur Spur
Spirale . . . 98,20 „ 0,42 „ (fehlt) — Spur Spur —
') Ein Theil des Fundes gehörte der Sammlung des Oberbibliothekars G. Klemm in Dresden; jetzt im
British Museum. — Acta Aoademiae electoralis Moguntinae scientiarum utilium, quaeErfurti est,
für das Jahr 1777 (Erfurt 1778), S. 180. — Schreiber, Die ehernen Streitkeile, S. 46. — O. Klemm,
Handbuch der germanischen Alterthumskunde (Dresden 1836), S.209, Taf. XV, Fig. 3 (Axt b; unrichtig
auf einem Schwertstabschaft befestigt), Taf. XVIII, Fig. 3, 4 und 5 (Dolche f, g und h). — Klemm, Allge
meine Culturwissenschaft. Werkzeuge und Waffen (Leipzig 1854), S. 99, 110, 155 bis 157, Fig. 169,
170 (Aexte a), 198 (Axt b und Schaft c), 268, 269a und 270 (Dolche g, d und f). — S. Chr. Wagener, Hand
buch der . . . Alterthümer aus heidnischer Zeit (Weimar 1842), Fig. 854 (Dolch h). — Kemble,
Horae ferales (London 1863), Taf. VII, Fig. 10 (Dolch g), Taf. X, Fig. 1 (Axt b). — Lindenschmit,
Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, I, 6, Taf. 2, Fig. 1 und 2 (Dolche d und g) , II, 11, Taf. 3,
Fig. 9 (Schwertstabsklinge d), III, 6, Taf. 1, Fig. 1 (Schaft c). — Montelius, Oui tidsbestämning inom
bronsäldern, S. 180. — „Eine ziemliche Weite" von der Stelle, wo alle diesen Bronzen entdeckt wurden „und
zu einer ganz anderen Zeit" fand mau beim Pflügen ein Skelett mit mehreren bronzenen Armringen.
6
42 Oscar Montelius,
der erstgenannten hat Triangularverzierungen, eine andere „zeigt noch Spuren von reicher Strich
verzierung im Dreieck und Parallellinien an allen Theilen"; ein, zwei oder drei Nietlöcher; —
e) zwei schmälere Dolchklingen; — f) ein Dolch mit Griff (Fig. 103), alles in einem Stück
gegossen; scheint die Nachbildung eines Flintdolches zu sein. „An den Rändern des Griffes
lief eine Verzierung von Dreiecken hin, deren Basis nach aussen gerichtet war, an dem Rande
der Schneide aber ging parallel mit demselben ein vertiefter Doppelstreifen hin"; — g) ein
Dolch (Fig. 104) mit bronzenem Griff, worin die besonders gegossene Klinge mit drei Nieten
(Fig. 108); 30,9g schwer. — a) bis c) aus Gold iui Gesammtgewicht von 605g; d) aus Silber,
„das indess wohl etwas goldhaltig ist" (ElectrumJ).
19. Bei Schkopau in der Umgegend von Merseburg wurden im Jahre 1821 über 120
bronzene Aexte, „im Ganzen über einen Centner schwer und von einem blassgrünen Roste
bedeckt", aufgefunden. „Sie standen, einen Kreis von 16 bis 18 Zoll im Durchmesser bildend,
sämmtlich auf der hohen Kante, so dass die Schneiden nach dem Mittelpunkte zu liefen, der
entgegengesetzte Theil aber nach auswärts, in der Verlängerung des Radius lag." Sie haben
ganz niedrige Seitenränder. Leider wurde dieser Fund, wie viele anderen, zerstreut; nur wenige
Aexte sind jetzt zu erkennen 2).
20. Bei Halle a. S. wurden gefunden 3): a) Acht Aexte mit niedrigen Seitenrändern und
Andeutungen einer Rast; — b) sechs Halsringe (= Fig. 94); — c) ein grosser, sehr starker,
massiver Arm- oder Fussring, offen, im Durchschnitt rund. — Alles aus Bronze.
21. Bei Bennewitz in der Nähe von Halle a. S. wurde im Jahre 1879 beim Pflügen ein
Thongefäss gefunden, welches 297 Bronzeäxte mit niedrigen Seitenrändern enthielt4). Die Aexte
sind von drei Typen (Fig. 109 bis 111). Sie „scheinen zum grösseren Theil aus Kupfer zu
bestehen, wenigstens zeigen sie, von dem überreich. an ihnen sitzenden Grünspan befreit, eine
schöne, kupferrothe Farbe; sie wiegen zusammen nahezu zwei Centner".
22. Auf dem Hopfenberge bei Giersleben , zwischen Aschersleben und Güsten , lagen in
einer Urne: „Acht Flachcelte von verschiedener Grösse, darunter einer mit hinterem Ausschnitt
von ganz italienischer Form" 5).
23. Bei Langenstein, S. von Halberstadt, fand man einen Schwertstab (Klinge und Vorder-
theil des Schaftes von Bronze) zusammen mit einem sehr dicken, massiven, offenen Armring
von Bronze oder Kupfer (= Fig. DO6).
24. Bei Gross-Schwechten in der Nähe Stendals fand man im Jahre 1861 „unter einem ver
faulten Kienenstamm" ein Thongefäss, das „mit einem breiten deckelartigen Granitstein bedeckt"
war. Das Gefäss enthielt7): a) 10 Klingen von Schwertstäben (Fig. 115 bis 118). Die gerad
linige Grenze gegen den Griff ist noch zu erkennen; sie ist auf einigen Klingen ganz schräg
(Fig. 117 u. 118). Eine Klinge hatte oben eine Verzierung, die an Fig. 122 erinnert; je zwei
oder drei Niete, die entweder dick sind und kleine Köpfe haben, oder recht schmal, dünn,
mit grossen, conischen Köpfen von besonderen Stücken (Fig. 112 bis 114); — b) vier längere
und kürzere Beschläge für die hinteren Enden der hölzernen Schäfte (Fig. 119). — Alles aus
i) Museum für Völkerkunde zu Berlin. — Ophausen, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886,
S. 470. — A. Götze, im Globus, Bd. 71, Nr. 14 (Abbildung der Axt).
2) Museum zu Halle (8 Aexte). — Annalen des Thüringisch-sächsischen alterthumsforschen-
den Vereins, II. Jahresbericht (Naumburg 1822), S. 14, Taf. I, a, b. — Schreiber, Die ehernen Streit
keile, S. 50.
3) Museum für Völkerkunde zu Berlin.
*) 200 Stück im Museum für Völkerkunde zu Berlin; 36 Stück im Museum zu Halle. — Verhandl. d.
Beil. Anthrop. Ges. 1879, S. 444.
6) Virchow, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1894, S. 328.
6) Sammlung des Abts Thiele in Braunschweig.
7) Museum für Völkerkunde zu Berlin und Sammlung des Altmärkischen Vereins für vaterländ. Ge
schichte zu Salzwedel. — 14. Jahresbericht des Altmärk. Vereins (Salzwedel 1864), S. 4, mit 1 Tafel. —
Photogr. Album der Ausstellung zu Berlin 1880, VI, Taf. 12.
6*
44 Oscar Montelius,
Bronze. Die Analyse einer Klinge ergab 84 Proc. Kupfer, 15 Proc. Zinn und eine kleine
Quantität Blei und Silber. Die Analyse eines Nietes ergab 95,5 Proc. Kupfer und 4,5 Proc. Zinn.
Fig. 109. Fig. 110. Fig. 111. Fig. 118.
') Museum für Völkerkunde zu Berlin und Sammlung des Altmärk. Vereins für vaterländ. Geschichte
zu Salzwedel. — 7. Jahresbericht des Altmärk. Vereins, S. 11, mit 7 Fig. — Photogr. Album d. Aus
stellung zu Berlin 1880, VI, Taf. 12.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 45
von gewöhnlichen Formen, aber einige von sehr ungewöhnlichen Formen (Fig. 120 und 121); —
b) ein Meissel (= Fig. 166J; — c) eine Speerspitze; — d) eine Nadel, welche „nichts Besonderes
darbietet".
26. Bei Badingen, Kreis Stendal, wurden gefundeni): a) Ein grosser, massiver, ovaler
Armring; die Enden, welche einander fast berühren, sind mit Querstrichen verziert; —
b) ein Spiralarmring aus Draht von convexo -convexer Form; — c) ein breites Armband, wie
Fig. 136, aber ein geschlossenes Rohr bildend; die äussersten Rippen sind etwas breiter als
die anderen. — Alles aus Bronze.
Braunschweig.
27. Bei Börnecke, nicht weit von Blankenburg, fand man beim Pflügen2): a) Ein Thon-
gefäss von roher Arbeit, welches enthielt — b) 14 bronzene Halsringe (= Fig. 94).
Brandenburg.
28. Bei Sadersdorf, Kreis Guben, Nieder-Lausitz, fand man 0,3 m tief auf einer Steinplatte
ein Thongefäss, das, mit einer ähnlichen Platte zugedeckt, 11 dicht gepackte Bronzen umschloss3):
a) Sechs Aexte mit niedrigen Rändern (= Fig. 109); — b) drei ovale, dicke, offene Armringe;
der eine ist im Querschnitt rund, die beiden anderen vieleckig; — c) zwei Armspiralen, im
Querschnitt linsenförmig; 10 und 9 Windungen.
29. In einem Torfmoore bei Beitzsch, unweit Pförten, Kreis Guben, wurden vor vielen
Jahren gefunden4): a) Eine lange, breite Dolchklinge, mit einem grossen und einer Reihe
kleiner Dreiecke verziert (Fig. 122); — b) ein Helm (Fig. 123); — c) zwei Halsringe
(= Fig. 94). — Alles aus Bronze.
30. Ein anderer Fund bei Beitzsch enthielt ovale, offene, starke Annringe aus Bronze.
Einer von diesen Ringen ist über einen Thonkern gegossen -'').
31. Bei Cummeltitz, unweit Pforten, wurde ein grobes Thongefäss ausgepflügt, das folgende
Bronzen enthielt6): a) 14 Halsringe, dick, glatt, offen, mit stark verjüngten Enden, die in Spitzen
auslaufen; — b) sieben Halsringe (= Fig. 94); — c) sechs ovale, sehr starke, offene, über einen
Thonkern gegossene Armringe7). Die Enden, welche einander fast berühren, sind mit
Querstrichen verziert ; — d) einen ähnlichen Ring, unverziert, etwas mehr offen; — e) einen schild-
förmigen Gegenstand (= Fig. 86), 11cm lang. Er wird „silberner" genannt, d, h. er ist wie
das Original der Fig. 86 von Weissmetall.
32. Bei Datten, 1,5km südöstlich von Curnmeltitz, wurden auf einem Acker ausgegraben:
Fünf massive bronzene Armringe; die mit Querstrichen verzierten Enden stehen nahe an
einander (= Fig. 100 i).
33. Auf der Pfaueninsel bei Potsdam wurden gefunden2): a) Sechs Halsringe (=Fig. 94);
— b) zwei grosse, massive, ovale Armringe; die mit Querstrichen verzierten Enden stehen nahe
an einander; — c) zwei starke, massive, ovale Armringe, mit grosser Oeffnung zwischen den
Enden; der eine von rundem, der andere von vieleckigem Durchschnitt; — d) ein kleiner un
bedeutender Ring. — Alles aus Bronze.
34. Bei Lunow, Kr. Angermünde, fand man, wahrscheinlich zusammen3): a) Zwei Aexte
mit sehr niedrigen Seitenrändern; — b) eine breite Dolch- oder Schwertstabsklinge, mit vier
Nieten dicht an der Base; — c) zwei dicke, offene Halsringe, glatt, im Durchschnitt rund
(= Fig. 159); — d) zwei dicke, massive, offene Armringe, glatt; die Enden stossen fast zu
sammen; — e) ein breites Armband mit Horizontalrippen (= Fig. 136). — Alles aus Bronze.
35. In der Nähe von Klein-Mantel, Kr. Königsberg (Neumark), wurde beim Chausseebau
ein Thongefäss und darin folgende Bronzen gefunden4): a) Sechs Aexte mit niedrigen Seiten
rändern; — b) zwei Spiralarmringe aus dickem, im Querschnitt lang -ovalem Band von 1 bis
0,5 cm Breite, 6 und 7 Vi Windungen; ,— c) ein Gehänge von fünf Spiralringen, welche in
einem sechsten hängen; Durchmesser 3,7 bis 4,7 cm; einer der Ringe ist abgebildet Fig. 124;
— d) ein Spiralring aus abgestumpft vierkantigem Doppeldraht von 2,8 cm Durchmesser
(Fig. 125); — e) drei Spiralringe aus dünnem, plattem Band, 0,5 bis 0,7 cm breit (Fig. 126); —
f) zwei andere, einfache Spiralringe; — g) eine Spiralscheibe aus rundem, 2mm starkem Draht.
36. Bei Schönfeld, Kr. Arnswalde, wurden zwei Fuss tief, in einem Thongefäss gefunden5):
a) Drei Aexte mit niedrigen Seitenrändern; — b) drei glatte, massive Halsringe oder grosse
Armringe, im Durchschnitt rund; die Enden weit von einander; schlecht gegossen. — In einem
Torfmoor bei Schönfeld hat man gefunden6): — c) Vier Halsringe (= Fig. 94). — Alles aus
Bronze.
Hinter - Pommern.
37. Bei Sinzlow, in der Gegend von Greiffenhagen, wurden gefunden7): a) Vier Aexte
mit niedrigen Seitenrändern; — b) zwei Ilalsringe (= Fig. 159). — Alles aus Bronze.
38. Bei Babbin, Kr. Pyritz, im südwestlichen Hinter-Pommern, wurden folgende Bronzen
aus der Uebergangszeit zwischen der 1. und der 2. Periode, 1 m tief im Torf, gefunden3):
a) Drei Aexte mit Seitenrändern (zwei mit Andeutungen einer Rast; .die dritte mit höherer
Rast, Fig. 127); — b) eine nicht sehr breite Dolchklinge mit vier zerrissenen Nietlöchern; —
c) fünf Lanzenspitzen; — d) ein diademähnlicher Halsschmuck (= Fig. 81 '); — e) Spiral
armringe von schmalen und breiten Bändern; — f) drei Bronzeklumpen u. s. w.
Fig. 122. Fig. 123. Fig. 124.
39. Bei Lekow, Kr. Schivelbein, wurden vor etwa 30 Jahren ungefähr 25 Bronzen zu
sammen gefunden, wahrscheinlich in einem Thongefäss. Folgende sind jetzt bekannti): a) Eine
Axt mit niedrigen Seitenrändern und Andeutungen einer Rast ; — b) drei Halsringe (= Fig. 94) ;
— c) sechs ovale, offene Armringe, im Querschnitt rund, mit verjüngten Enden. Zwei zeigen
Einschnitte an den Enden.
Mecklenburg-Strelitz.
40. In einem Torfmoor bei Hinrichshagen, unweit Woldegk, wurden 1851 gefunden2):
a) Zwei Aexte mit niedrigen Rändern; — b) ein Meissel (= Fig. 180); — c) ein viereckiger
Draht, am einen Ende meisselartig zugeschärft; — d) sechs offene, glatte Halsringe aus rund
lichen, nach den Enden sich verjüngenden Stäben; — a) bis d) aus Bronze; — e) vier goldene
Spiralfingerringe aus dünnem Doppeldraht (Fig. 129). — In demselben Moor fand man 1852:
f) Einen ovalen, offenen, glatten Armring, sehr dick (7,5 cm), mit stark verjüngten Enden; innen
flach, aussen rund (Fig. 130); — g) zwei ähnliche, schmälere Armringe; Querschnitt rundlich; —
h) zwei Nadeln mit rundlichem, durchbohrtem Kopf (Fig. 131); — f) bis h) aus Bronze.
Mecklenburg-Schwerin.
41. Bei Stubbendorf, im Amte Dargun, wurden im Jahre 1859 in einem Moorloche
11 Bronzen gefunden3). Am höchsten lagen im Moor: a) Drei Armbänder = Fig. 136, mit
13, 14 und 20 Horizontalrippen; die äussersten etwas höher als die anderen. Die Rippen des
einen Armbandes sind mit Querstrichen verziert; — b) ein Hals- oder Armring, ganz einfach und
ohne Verzierung; — c) fünf Dolche = Fig. 134. Sie waren durch die in einander geschobenen
Armbänder gesteckt; die Spitzen standen nach oben. Die Dolche sind in einem Stücke gegossen :
vier haben ovale Griffe, der kleinste hat einen viereckigen Griff. — Ganz unten in dem Moor
loche, etwa einen Fuss tiefer als die Dolche, lag — d) ein Schwertstab (Fig. 132), 28'/2 Zoll
lang. Der Griff ist hohl gegossen und enthält im Innern noch den Gusskern, welcher aus
grauem, thonhaltigem oder mit etwas Thon vermengtem Sande besteht, der sehr fest ist. Nur
das obere Ende war drei Zoll lang von dem Gusskern befreit. In dieser Höhlung, wie in der
entsprechenden Höhlung des Vordertheiles (mit der Klinge) stecken noch Reste eines wohl er
haltenen Holzpflockes, durch welchen die beiden Theile zusammengehalten waren. Die stumpfe
-Klinge ist für sich gegossen und mit zwei nicht starken Nieten in den Griff eingenietet. —
Ungewiss in welcher Tiefe im Moor ward gleichzeitig gefunden — e) eine Axt mit niedrigen
Seitenrändern. — Die Axt und der Halsring sind kupferroth; wahrscheinlich aus zinnarmer Bronze.
Die anderen Gegenstände sind ohne allen Rost und sehr fest, vom Moor bräunlich gefärbt.
42. Bei Malchin wurden im Jahre 1822 zwei Bronzedolche, unter einem grossen Stein
kreuzweise gelegt, gefunden4): a) Der eine (Fig. 133) ist breit, von italienischem Typus; —
') Museum für Völkerkunde zu Berlin und Museum zu Stettin. — Nachrichten über deutsche Alter
thumsfunde 1897, S. 42.
2) Museum zu Neu-Strelitz. — Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886, S. 433.
3) Museum zu Schwerin. — Lisch, in den Meklenb. Jahrb., Bd. XXVI, S. 138. — Lindenschmit,
a. a. O., III, 6, Taf. 1, Fig. 6 (Schwertstab).
4) Museum zu Schwerin und Sammlung der Universitat Rostock. — Friderico-Francisceum, Taf. III
und Text S. 113. — Lindenschmit, Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, II, 11, Taf. 3, Fig. 4
und :>. — Kemble, a. a. O., Taf. VII, Fig. <J und 12.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 49
b) der andere schmäler, von nordischem Typus, in einem Stück gegossen (Fig. 134). — Gleich
zeitig fand man bei Malchin auch einen dritten Bronzedolch (= Fig. 134), welcher höchst
wahrscheinlich zu demselben Funde gehört.
43. In einem Torfmoor bei Neu-Bauhof, unweit Stavenhagen uiid nur vier Meilen südlich
von Stubbendorf, wurden im Jahre 1860 ungefahr zwei Fuss tief 11 Bronzen gefunden; sie lagen
Bronze. Neu-Bauhof,
Mecklenburg.
Bronze. Prieschendorf,
Mecklenburg. '/,.
') Museum zu Schwerin. — Lisch, in Meklenb. Jahrb., IUI. XXVI, S. 144. — Lindenschmit,
Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, II, 1, Taf. 2, Fig. 5 (Armband mit Rippen).
a) Museum zu Schwerin.
7
50 Oscar Montelius,
Seitenrändern; — b) sieben Halsringe (=Fig. 94), schmal; — c) drei ähnliche Ringe; die Enden
nicht ösenförmig; — d) Spiralringe. — Alles von Bronze.
45. Bei Wendhoff, Amt Wredenhagen, fand man (vor 1822 '): a) Eine Axt mit niedrigen
Seitenrändern und mit deutlicher Rast; — b) 18 Halsringe (= Fig. 94), schmal; — c) drei
Spiralarmringe; Querschnitt biconvex; — d) zwei kleine Ringe; — e) „einige knopfartige
Zierathen in gedrückter Kegelform zum Aufreihen". — Alles von Bronze.
46. Am Rande des Hofteiches vor dem Wohnhause bei Pustohl, Amt Neu-Bukow, wurden
im Jahre 1861 im Moder 1 bis 2 Fuss tief gefunden2): a) Ein Schwertstab; „nur der obere Theil
mit der Klinge ist vorhanden, der Stab fehlt; in der Höhlung steckte noch ein Holzpflock". Alles
in einem Stück gegossen. Das Metall besteht „aus Kupfer und Zinn und ein wenig Silber" ;
— b) ein breites Bronzearmband mit Horizontalrippen (= Fig. 136).
47. Bei Prieschendorf, nahe Dassow, wurden im Jahre 1838 „einige Fuss tief in einer
Wiese auf dem festen Erdgrunde" gefunden1): a) Eine Axt mit niedrigen Seitcnrändem; —
b) ein Dolch (Fig. 137); — c) ein Halsring, dick, glatt, von rundem Querschnitt, mit ver
jüngten, abgebrochenen Enden. — Alles von Bronze, mit hellgrünem, edlem Rost bedeckt.
Schleswig-Holstein.
48. Bei Tinsdahi, Ksp. Nienstedten, unweit Blankenese an der Elbe, wurde an dem süd
westlichen Abhange des sogenannten Lehmberges (einer natürlichen Bodenerhöhung) ein Thon-
gefäss angetroffen, welches enthielt4): a) Eine Axt mit hervortretenden Seitenrändern und An
deutung einer Rast (Fig. 138); — b) eine Lanzenspitze, ohne Ornamente (Fig. 139); — c) einen
Halsschmuck von sieben glatten Ringen (Fig. 140); — d) vier offene, schmale, spitz auslaufende -
Armringe (Fig. 141); — e) zwei Armspangen von dünnem Bronzeblech; eine abgebildet Fig. 142,
die zweite ohne Ornamente in der Mitte; — f) vier Ohrringe von dünnem Blech (Fig. 143)
stecken in der Dülle der Lanzenspitze; — g) vier Schmucknadeln mit hohlem Knopf, an dem
zwei Löcher, durch welche eine Schnur gezogen werden konnte (Fig. 144). — a) bis g) von Bronze;
— h) mehr als 10 zum Theil zerbrochene Bernsteinperlen, von der Form einer abgeplatteten
Kugel, einige fast scheibenförmig. In einer dieser Perlen steckt in dem Loche ein aufgerolltes
Stückchen Bronzeblech. Bei mehreren zerbrochenen Exemplaren zeigt das Loch eine intensiv
grüne Farbe, welche beweist, dass auch darin Bronzeblech gesteckt hat; etliche Bruchstücke von
dünnem gebogenem Bronzeblech stützen diesen Beweis. Der Zweck dieses Kunstgriffes konnte
wohl nur der sein , das Leuchten des Bernsteines durch die Metallfolie zu erhöhen. — Das Ge
fäss war dickwandig, von schwärzlichem, grobem Thon mit gelbgrauröthlicher Glätte an der
Aussenseite. Verbrannte Gebeine enthielt das Gefäss nicht, doch hafteten einige wenige und
sehr kleine Knochensplitter an der Wandung. — Die Analyse der Axt (a) ergab: 92,18 Proc.
') Museum zu Schwerin. — Friderico-Francisceum, Taf. XIII, Fig. 6 (Axt); Taf. XXI, Fig. 7, 8
(Armspiralen); Text, S. 65 (unrichtig als Grabfund beschrieben).
2) Museum zu Schwerin. — Meklenb. Jahrb., Bd. XXIX, S. 151.
3) Museum zu Schwerin. — Meklenb. Jahresbericht, Bd. IV, S. 38.
4) Museum vaterländischer Alterthümer zu Kiel. — Mestorf, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Oes.
18X5, S. 179. — Mestorf, Vorgeschichtliche Alterthümer aus Schleswig-Holstein, Fig. 214.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 51
Kupfer, 8,69 Proc. Zinn, nebst Spuren von Eisen und Nickel. Ein Armring (d) enthielt 90,93
Proc. Kupfer, 8,57 Proc. Zinn, 0,26 Proc. Eisen und Spuren von Schwefel1)-
49. Bei Grönwohld, im Gut Muggesfelde, unweit Segeberg, fand man in ebener Erde2):
a) Eine Axt mit aufstehenden Seitenrändern; — b) einen offenen Armring mit anschwellenden
Fig. 139. Fig. 140. Fig. 144.
Fig. 138.
Enden, 1,2cm dick; — c) zwei Spiralringe von halbrundem Draht; Durchmesser 5cm. — Alles
aus Bronze. Die Analysen der Axt, des Armringes und einer Spirale ergaben:
Kupfer Zinn Eisen Silber Schwefel
Axt 97,51 Proc. 1,25 Proc. — 0,54 Proc. Spuren
Armring . . . 94,06 „ 6,35 „ Spuren 0,31 „
Spiralring . . . 94,09 „ 5,83 „ 0,08 Proc. Spuren —
D ä n e m a r k. J ü 1 1 a n d.
50. Im Torfmoore Gallemoae, bei Lindbjerg, Amt Randers, fand man im Jahre 1887
folgende Bronzen3): a) Eine aus den Britischen Inseln eingeführte Axt mit niedrigen Seiten
rändern und einfachen Ornamenten (Fig. 145); die Schmalseiten sind facettirt; — b) eine Axt
mit niedrigen Seitenrändern und mehreren vertieften Linien , welche parallel mit der Schneide
laufen (vergl. Fig. 155); — c) sechs Aexte ähnlicher Form, aber glatt; die eine (34 cm lang) ist
ungefähr doppelt so gross wie die anderen; — d) drei Stücke, wahrscheinlich zu einem Pferde
geschirr gehörend; zwei Stücke sind rund (Fig. 146), das dritte Stück mehr platt (Fig. 147); —
e) einen sehr starken Ann- oder Fussring, vielkantig, offen* (Fig. 148); Gewicht 83!) g; — f) acht
Ringe ähnlicher Form, aber von runden, schmäleren Stangen; fünf sind an den Enden mit
gepunzten Querstrichen verziert, — Die Bronzen lagen ungefähr 50 m vom Ostrande des Moores
und 1 m tief, wahrscheinlich in zwei kleinen Haufen, nur 0,75 m von einander entfernt; alles
Fig. 145. Fig. 146.
>/ V
Fig. 145 Iiis 148. Bronze, üallemose, Jätland.
ist aber offenbar gleichzeitig niedergelegt worden. Dies wird auch dadurch bestätigt, dass der
eine Haufen von sieben Aexten gebildet war, und die grösste, ganz ähnliche Axt lag mit den
übrigen Sachen zusammen.
51. Bei Virring, Amt Randers, wurden folgende Bronzen beim Pflügen zusammen ge
funden1): a) Zwei Aexte mit Seitenländern und Andeutung einer Rast (Fig. 149); die Schmal
seiten sind mit schrägen, breiten Furchen verziert; — b) eine lange Dolchklinge mit einem
grossen, von fünf punzierten Linien gebildeten Dreieck verziert (Fig. 150); — c) eine Lanzen
spitze mit punzierten Ornamenten (Fig. 151); — d) drei ähnliche Lanzenspitzen ohne Ornamente.
52. Bei Egen, Amt Aalborg, wurden vier bronzene Aexte mit Seitenrändern zusammen
gefunden2). Sie sollen der Fig. 128 in Müller's Ordning, Bronzealderen, ähnlich sein.
') Nationalmuseum zu Kopenhagen (B. 3'Ji>7), früher in der Sammlung Petersen in Kopenhagen.
*) Museum zu Aarhus. — Aarböger f. north Oldkynd. 1886, S. 231 und 1891, S. 223.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 53
53. In Jütland sind auch vier andere bronzene Aexte mit Seitenrändern zusammen
gefundeni). Sie sollen der Fig. 140 in meinen Anti<iuites suedoises ähnlich sein,
Seeland.
54. In der Umgegend von Selchausdal, Amt Holbaek, wurden gefunden2): a) Eine
bronzene Axt mit sehr niedrigen Rändern und punzierten Ornamenten (Fig. 152); die Schmal-
seiten sind in derselben eigenthümlichen Fig. 150.
Weise — mit schrägen, breiten, fast wellen
förmigen Furchen — wie mehrere englisch 151.
irische Aexte geformt; —- b) eine ähnliche
Axt, ohne punzierte Ornamente; die Schmal
seiten sind wie in Fig. 145 facettirt.
55. Bei Bumperup, Ksp. Bregninge,
Amt Holbaek , fand man in der Nähe eines
Torfmoores, zwei Fuss tief3): a) Fünf
bronzene Aexte mit Schaftloch (= Fig. 228);
Doppelreihen von Dreiecken, die mit den
Spitzen einander berühren (Fig. 193 c), und
andere punzierte Ornamente; — b) Vier
Aexte derselben Form, aber ohne Ornamente.
56. Bei Vaerslev, Amt Holbaek, fand
man zwei bronzene Aexte mit niedrigen
Seitenrändern 4).
57. In der Nähe von Store Heddinge,
Amt Praestö, fand man, im Jahre 1824
oder früher, unter einem grossen Steine, der
gesprengt wurde5): a) Eine grosse Bronze Bronze. Virring, Jütland.
axt mit niedrigen Rändern ; beide Seiten
') Sammlung des Herrn Holst. — Aarböger f. nord. Oldkynd. 1886, S. 231.
2) Montelius, Archiv f. Anthropologie, Bd. XIX, S. 7, Fig. 5. — Neergaard, a. a. 0., S. 76. — Es ist
bemerkenswerth, dass man hier zwei grosse Bronzeäxte zusammen gefunden hat. Mehrere Funde von zwei
Bronzeäxten (ohne andere Gegenstände) sind bekannt: Nr. 54, 56, 61, 63 bis 66, sammt den Funden von Brönd-
sted, Amt Veile, in Jütland und Skogstorp in Södermanland. An jeder der beiden letztgenannten Stellen fand
man ein Paar grosse, prächtige, über Thon gegossene, ganz dünne, mit (ioldplatten und Bernstein verzierte
Bronzeäxte, welche aus einer etwas späteren Zeit als der 1. Periode stammen (Madsen, Afbildninger,
Bronzealderen, Taf. 3, Fig. 9. — Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 134 bis 136). Dass man
Bronzeäxte mehrmals paarweise gefunden hat, ist um so mehr auffallend, als in der berühmten Steinkammer
im Orabe bei Kivik in Schonen ein Paar Aexte in Verbindung mit einer conischen Figur abgebildet sind (Fig. 189).
Es ist unzweifelhaft, dass dies alles eine religiöse Bedeutung hat, weil die Axt ja, wie wir schon gesehen haben,
ein uraltes Symbol des Sonnengottes war.
3) Nationalmuseum zu Kopenhagen (B. 3092 bis 3096). — Aarböger f. nord. Oldkynd. 1886, S. 230,
Fig. 5. — Müller, Ordning, Bronzealderen, Fig. 139.
4) Nationalmuseum zu Kopenhagen (B. 3647). — Aarböger f. nord. Oldkynd. 1886, S. 231, Fig. 6. —
Müller, a. a. O., Fig. 128.
°) Nationalmuseum zu Kopenhagen (MLXIX bis MLXX). — Worsaae, Nordiske Oldsager, Fig. 179,
54 Oscar Montelius,
mit denselben einfachen Ornamenten verziert (Fig. 153); die Schmalseiten mit schrägen, breiten,
fast wellenförmigen Furchen (vergl. Fig. 152); — b) drei kleinere Aexte mit niedrigen Rändern;
die eine mit mehreren vertieften Linien, welche parallel mit der Schneide laufen (vergl. Fig. 155).
Fig. 152.
Schweden.
58. Bei Pile, Ksp. Tygelsjö, südlich von Malmö, in Schonen, fand man im Jahre 181)4'):
a) Eine grosse, flache aus den Britischen Inseln eingeführte Axt (Fig. 154); — b) eine kleine,
flache Axt, schlecht gearbeitet; — c) sechs Aexte mit niedrigen Seitenrändern und vertieften
Linien, die parallel mit der Schneide laufen (Fig. 155); nur eine von diesen Aexten hat An
deutungen einer Rast; — d) fünf ähnliche Aexte ohne Ornamente. Vier von den Aexten b)
und c) waren zerschlagen ; — e) einen in mehrere Stücke zerschlagenen Dolch mit bronzenem
Griff (Fig. 156) Die Klinge ist separat gegossen und mit drei kleinen Nieten in den Griff
befestigt, welcher oval, über einen Thonkern gegossen ist. Der Knauf ist flach, breit -oval;
keine Ornamente; — f) ein Bruchstück eines Dolches mit bronzenem, hohl gegossenem, mit
feinen, parallelen Linien verziertem Griff (Fig. 157). Die Klinge ist mit drei kleinen Nieten
befestigt; — g) eine breite, flache Dolchklinge (Fig. 158); — h) zwei Bruchstücke von Dolch-
i) Nationalmuseuni zu Stockholm (Nr. 3311). — Montelius, Ktt fynd frSn vär bronsälders äldsta
tid, im Mänadsblad 18804 S. 129.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 55
klingen mit erhabenen Mitträndern; — i) fünf Halsringe (Fig. 159); drei waren zerbrochen; —
k) einen Armring (Fig. ICO); — 1) einen zerbrochenen Spiralarmring, ungewöhnlicher Form
Fig. 155. Fig. 156.
(Fig. 161); — m) zwei Bruchstücke eines breiten Armbandes (Fig. 162); — n) zwei kleine,
abgebrochene, viereckige Bronzestangen. — a) bis n) sind von Bronze; Gesammtgewicht 5,86 kg.
— o) Einige Tage später fand man an derselben Stelle ein Bruchstück von einem Bronzedolch
und einen zerbrochenen Ring von rundem Silberdraht, nur 0,2 cm stark, welcher vielleicht
zum Funde gehört. — Die Analysen von drei Aexten (den Originalen von den Fig. 154 u. 155
sammt einer Axt von demselben Typus wie Fig. 155), einem Halsringe (= Fig. 159) und dem
Spiralarmringe (Fig. 161) ergaben:
Wismuth J
Schwefel
Kupfer Nickel Silber
Zinn Eisen Arsen Sauer- stoff
Blei
Die nordischen Arbeiten in diesem Funde sind also aus sehr zinnarmer, die englische Axt
dagegen aus zinnreicher Bronze. Bemerkenswerth ist, dass diese englische Axt keine Spur von
Nickel enthält.
59. Bei Skegrie, im südwestlichen Schonen, fand man im Jahre 1817 unter einem grossen
Steine mehrere Bronzen. Davon wurden gerettet1): a) Eine Axt mit Seitenrändern, von italienischem
Typus. Unten fast kreisrund ; oben mit Ausschnitt (Fig. 163); — b) eine Axt von böhmischem Typus
(=Fig. 164 u. 165); — c) zwei andere Aexte; — d) zwei Lanzenspitzen. — Siehe folgende Nummer.
60. Bei Orobäcken, zwischen Tommarp und Skegrie (siehe Nr. 59), fand man im Jahre
1818 unter einem anderen grossen Steine einige Bronzen. Davon wurden gerettet2): a) zwei
Aexte von böhmischem Typus (Fig. 164 u. 165); — b) ein Meissel (Fig. 166).
61. Bei Lilla Beddinge, im südwestlichen Schonen, in der Nähe des Meeresufers, wurden
zusammen gefunden3): zwei sehr schöne und grosse, breite, nach der Schneide zu stark ge
schweifte Bronzeüxte mit niedrigen Seitenrändern; Länge 29 und 26,8cm. Fig. 169 ist eine
(leider nicht ganz gute) Abbildung von der einen.
62. Bei Skifvarp, im südlichen Schonen, unweit Ystad, wurden gefunden4): a) Eine grosse,
26,5 cm lange, ganz flache Axt (=Fig. 154), britischer Typus; — b) eine grosse Axt (=Fig. 155),
mit vertieften Linien, die parallel mit der Schneide laufen, 23,3 cm lang; — c) eine ähnliche Axt,
aber ohne vertiefte Linien an der Schneide, 23,8 cm lang. — Alles aus Bronze.
63. Bei Skurup, im südlichen Schonen, sind zwei massive, durchbohrte Bronzeäxte mit
Ornamenten (= Fig. 228) zusammen gefunden *).
Fi p. 163. Fig. 164.
Fig. 162.
Fig. 166.
Bronze, okeerie,
Schonen. ys.
Fig. 167.
Bronze. Orebäcken, Schonen. '/t. Zinnarme Bronze. Stora Oppen, Bohuslän. '/,.
64. In einem Torfabstich bei Ingelstorp, im südöstlichen Schonen, sind zwei Aexte ohne
Schaftloch von zinnarmer Bronze zusammen gefunden worden; auf der einen Breitseite niedrige
') Museum zu Lund (Nr. 2813 bis 2814). — N. H. Sjöborg, Samliugar för Nordens fornälskare,
Bd. II (Stockholm 1824), S. 194, Fig. 137. — Nilsson, Das Bronzealter, Taf. 4, Fig. 46.
8
58 Oscar Montelius,
Seitenränder, auf der anderen keine Spur von solchen bemerkbar. Die eine Axt zeigt auf der
einen Seite Furchen, welche parallel mit der Schneide laufen
65. Bei Ranagarden, Ksp. Söndrum, unweit Haltnstad, in Halland, sind beim Torfgraben
gefunden worden2): a) Zwei Aexte aus zinnarmer Bronze, mit sehr niedrigen Seitenrändern und
Fig. 169. mit Furchen, welche parallel mit der Schneide
laufen, aber viel weitläufiger stehen als in
Fig. 155. — Gleichzeitig fand man im selben
Torfmoor: b) Zwei kleine, dünne Kupfer
oder Bronzeplatteu ; — c) mehrere Flint
äxte. — Die zwei Metalläxte sind sehr zinn
arm; die eine enthält nur 0,61 Proc. , die
andere 0,14 Proc. Zinn (siehe die Tabelle
S. 22).
66. Bei Stora Oppen, Ksp. Tanum, im
nördlichen Bohuslän, wurden zwei Aexte
von zinnarmer Bronze zusammen gefunden
(Fig. 167 und 168; s. die Tabelle S. 23»).
67. Bei Torslunda, Ksp. Tierp, im
nördlichen Uppland, fand man im Jahre
1891 in einer Kiesgrube circa 1 m tief4):
a) Eine Axt mit Schaftloch (Fig. 170) und
— b) eine Lanzenspitze mit Ornamenten (Fig.
171). — Im Jahre 1892 fand man ganz an
derselben Stelle: c) Eine Axt mit hohen
Seitenrändern (Fig. 172). — Alle drei von
Bronze, mit ungewöhnlich schöner Patina be
deckt. Aus dem Ende der 1. Periode.
Norwegen.
68. Bei Aurland in Sogn, Amt Nordre
Bergenhus, fand man drei Bronzen, welche
auf einem grossen Steine lagen, aber von
Bronze. Lilla Beddinge, Schonen
kleineren Steinen und Grassoden bedeckt
waren5): a) Zwei Aexte mit niedrigen Seitenrändern und breiten, fast halbkreisförmigen
Schneiden; oben ziemlich schmal. Die eine Axt ist abgebildet Fig. 173. Die andere war
zerschlagen; der Obertheil fehlte; — b) ein Armband mit erhabenen Rippen; breit, mit spitz
zulaufenden Enden (Fig. 174).
Fig. 170.
,+
Fig. 171.
Fig. 174.
Fig. 170 bis 172. Bronze. Torslunda, Uppland. '/,. Fig. 173 und 174. Bronze. Aurland, Norwegen.
Einige von diesen Funden — wie Nr. 38, 48, 51, 55, 59, 60, 63 und 67 — gehören dem
Ende der 1. Periode an. Die meisten sind aber älter. Um den Ueberblick über die letzt
60 Oscar Montelius,
genannten Funde zu erleichtern, habe ich diejenigen, welche für die Zeitbestimmung besonders
wichtig sind, hier zusammengestellt:
Loch
ohne
Aexte mit
Schwertstäbe
Loch
mit
Aexte Bronzeschaft Kurzschwerter Spiralarmringe
Armringe,
ein •
Armbänder
|
Nummer Fundort Halsringe
Dolche fache
CO
,43 Neu-Bauhof. . — — 2B 4A 1 D — 4B
44 Vielist .... 1C — — — — 3A,7B — — — Spiralringe
46 Wendhoff. . . IC* — — — — 18 B — 3B — 2 kleine Ringe etc.
46 Pustohl . . . — — — 1A — — — — 1B —
50 Gallemose . . — — — — — 9B — — 3 = Fig. 116, 147
67 St. Heddinge . —
Grabfunde.
Deutschland.
69. Bei PrÜBsau, Kr. Neustadt, in Westprenssen , fand man in einem Hügelgrabei):
a) Den oberen Theil eines Dolches mit bronzenem Griff. Die Klinge zeigt eine Mittelrippe.
Der Griff, massiv und glatt, hat oben eine schmale, ovale Platte und ist mit der Klinge durch
vier scheinbare Nieten verbunden, welche, soweit sich dies feststellen lässt, in einem Stück mit
dem ganzen Dolch gegossen sind; — b) eine Nadel mit einfachem, rundlichem Knöpfchen; —
c) zwei gleiche, glatte, offene Armringe von annähernd elliptischem Querschnitt, sich nach den
Enden zu verjüngend; — d) zwei gleiche, glatte, offene Armringe, innen platt, aussen convex,
kantig, nach den Enden zu verjüngt. — Alles aus Bronze. Die Analyse eines Armringes ergab2):
89,78 Proc. Kupfer, 3,97 Proc. Zinn, 1,44 Proc. Antimon, 0,93 Proc. Nickel, ^,54 Proc. Eisen,
0,83 Proc. Silber, Spuren von Blei, 0,20 Proc. Arsen; 1,31 Proc. waren Verlust.
70. Bei Carthaue in Westpreussen soll man in einem „Steinkistengrabe" eine Bronzeaxt
= Fig. 92 (ohne parallele Linien) gefunden haben 3).
71. Bei Bruss, Kr. Konitz, in Westpreussen, fand man im Jahre 1881 in einem Hügel
grabe4): a) Eine flache Axt, ohne jede Erhöhung am Rande; — b) einen Dolch mit bronzenem
Griff, der mit der Klinge in einem Stück gegossen ist (Fig. 175). Die Klinge zeigt auf beiden
') Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in der Provinz Westpreussen, S. 7, Taf. 1,'Fig. 1 bis 7.
2) Helm, Chemische Untersuchung westpreussischer Bronzen, S. 3.
3) Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit, S. 20, Taf. XI, Fig. 16. — Diese Axt ist viel älter als
die aus der ersten Eisenzeit stammende „Schwanenhalsnadel", die in einem anderen Steinkistengrabe bei Cart-
haus gefunden wurde. A. a. 0.
*) Im Westpreussischen Provinzial-Museum zu Danzig. — Bericht über die Verwaltung des West-
preussischen Provinzial-Museums für das Jahr 1893, S. 24. — Lissauer, in den Verhandl. d. Berl.
Anthropol. Ges. 1893, S. 410.
62 Oscar Montelius,
Seiten eine starke Mittelrippe. Der Griff, von ovalem Querschnitt, ist mit parallelen Querreifen
ornamentirt; der Knopf ist schmal, platt, ursprünglich wohl oval; — c) drei Bruchstücke von
glatten Armringen. Die Ringe, offen und von elliptischem Querschnitt, sind in der Mitte bis
1,4cm dick und verjüngen sich nach den Enden zu; — d) „ein hufeisenförmiges Object von
Bronze, das mit sechs Nagellöchern versehen gewesen ist, welche regelrechte Erweiterungen
(sogenannte Versenkungen) zur Aufnahme der Nagelköpfe besassen". Leider ist dies Stück ver
loren gegangen; — e) eine grosse Bernsteinperle (Fig. 176) in Gestalt einer annähernd runden,
biconvexen Linse, mit einem etwas excentrischen, schrägen Loch, das von beiden Seiten gebohrt
ist. Bernsteinperlen dieser Form sind fast nur von neolithischen Fundstätten bekannt; — f) ein
Thongefäss. — a) bis c) sind von sehr zinnarmer Bronze, wie die Analysen zeigeni):
ntimon
upfer ickel uV
aa rsen
gCD A 'S
W N <i W 3 <
Axt 96,35 2,04 0,37 0,03 0,14 — Spur 1,07 [ 3,74 Proc. Kohlensäure,
Dolch 94,10 0,24 — 0,26 0,26 1,22 Spur 0,18 | nebst Sauerstoff und
96,50 Spur 2,18 — 0,12 0,94 Spur 0,26 l Hydratwasser
72. Zu Böderberg in Giebichenstein, bei Halle, findet sich ein Gräberfeld, welches bronzene
Spiralringe mit Noppen (drei verschiedene Gattungen) und „Schleifennadeln" (Fig. 177) ent
hält2).
73. Zu Kuhdamm bei Goseck, links der Saale, nahe der Unstrutmündung, in der
Provinz Sachsen, fand man in einer Steinpackung, etwa 50 cm unter der Ackerfläche3):
a) Reste eines Skelettes; — b) einen Spiralring aus doppeltem Golddraht, mit Noppen; das
untere Ende offen, die Drahtenden zugespitzt; — c) zwei breite, bronzene Armbänder mit
Längsrippen.
74. Bei Leubingen, Kr. Eckartsberga, Reg.-Bez. Merseburg, am mittleren Lauf der Unstrut,
fand man zu unterst in einem aussergewöhnlich grossen Grabhügel (34 m Durchmesser und 8,50 m
Höhe) ein Grab aus der 1. Periode. Dies Grab, mit einem 2 m mächtigen Steinkegel (Cairn)
bedeckt, war eine prismatisch-dachförmige, 3,90 m lange und 2,10 m breite Kammer. Der Boden
war mit Steinplatten gepflastert, worauf hölzerne Dielen lagen; das Dach wurde von starken,
schwartenartigen Holzbohlen gebildet, welche über die schräg gestellten hölzernen Dachstützen
befestigt waren; die Fugen zwischen den an einander grenzenden Bohlen waren mit Gypsmörtel
sorgfältig ausgestrichen. Ueber diesen Bohlen aber lagerte als oberste Bedeckung jener dach
artigen Holzhütte eine starke Schicht Schilfrohr. Richtung des Grabes: Süd -Nord. Das
südliche Ende stand senkrecht; das nördliche war offen gewesen. — In der Mitte der Grab-
kammer lag in der Richtung von Süden nach Norden ein männliches Skelett ausgestreckt, das einem
Greise angehörte, wie die abgenutzten Zähne und die häufigen Spuren der „Altersgicht" an den
Knochen desselben darthaten. In der Hüftgegend kreuzte dieses Skelett ein zweites, das einem
Fig. 175. Fig. 177. Fig. 178. Fig. 179. Fig. 181.
Fig. ISO.
Zinnarme Bronze.
Bruss, Westpreussen. '/,.
Fig. 170.
Zinnanne
Bronze.
Fig 185.
Brouze.
Bronze. Ham Zinnarme Bronze. Bronze. Hohenaspe, Fig. 186 u. 187.
burg. %. Reher, Holstein. '/,. Holstein. '/,. Enslev, Jütlaml.
64 Oscar Montelius,
Kinde von etwa 10 Jahren angehörte, wie die noch nicht mit den Gelenkenden der Hauptextremi
tätenknochen verwachsenen Epiphysen verrathen. — Auf der linken Seite des männlichen
Skelettes, und zwar zu den Füssen desselben, fand sich a) ein mächtiges Thongefäss mit vier
kleinen Henkeln. — Auf der rechten Seite agen: b) Ein Wetzstein; — c) ein Serpentinhammer
mit Loch; — d) die Klinge eines Schwertstabes, 21cm lang und 7cm breit, mit convexer Ver
stärkung längs der Mitte und mit drei Nieten, deren Köpfe gross und conisch, oben abgerundet,
sind. Der Schaft ist ganz von Holz gewesen; — e) drei trianguläre Dolche; — f) zwei Aexte
mit ganz niedrigen Seitenrändern und ausgeschweifter Schneide; — g) drei Meissel (=Fig. 180).
— d) bis g) von Bronze. — Ueber der Kreuzungsstelle mit dem kindlichen Skelette lagen
folgende Goldsachen: h) Ein massiver, offener Armring mit drei quergefurchten und zwei
glatten Längsrippen; an der Innenseite glatt; Enden verdickt. Ganz wie der bei Merseburg
gefundene Armring (Fig. 107); — i) zwei Nadeln, beide an der Spitze absichtlich gebogen
(Fig. 178); — k) zwei kleine Spiralringe mit „Noppe" (Fig. 179); — 1) eine kleine Spirale aus
einfachem Draht. — Oben im Hügel lagen etwa 70 reihenweise und über einander gelagerte
Skelette mit zahlreichen silbernen und bronzenen Schläfenringen und anderen Beigaben aus später
Eisenzeit oder frühem Mittelalter. Die Höhe des ursprünglichen Hügels wurde zu dieser Zeit
um 2 m vergrösserti).
75. Bei Hedersleben, Kr. Aschersleben, fand man „beim Brunnengraben am Fusse einer
Anhöhe" neben einem menschlichen Gerippe2): a) Einen Meissel aus zinnarmer Bronze (Fig. 180);
der Zinngehalt ist knapp 2 Proc.; — b) einen Steinhammer mit Schaftloch (Fig. 181); —
c) ein leeres, einmal gehenkeltes Thongefäss (Fig. 182).
76. Bei Putbus auf der Insel Rügen soll ein Bronzedolch mit bronzenem Griff (=Fig. 134)
in einem Grabe gefunden worden sein 3).
Im Gebiet der unteren Elbe und in Schleswig - Holstein sind sehr viele Gräber aus der
1. Periode entdeckt worden.
77. So sieht man im Hamburger Museum vorgeschichtlicher Alterthümer einen breiten,
ganz flachen Bronzedolch (Fig. 183) mit fünf Nieten und Ueberresten der ledernen Scheide,
welcher einem Grabe im genannten Gebiet entstammt.
78. In demselben Museum liegt auch ein ähnlicher Bronzedolch (mit zwei Nieten), der in
einer Steinkammer („Holter Höhe") gefunden wurde.
In der Umgegend von Itzehoe sind mehrere Gräber aus dieser Zeit untersucht worden.
79. So fand man in einem kleinen Grabhügel bei Eeher, Ksp. Schenefeld, nordöstlich von
Itzehoe, eine Axt mit wenig hervortretenden Seitenrändern ohne Andeutungen einer Rast
(Fig. 184). Sie ist von zinnarmer Bronze. Die Analyse ergab nämlich: 97,51 Proc. Kupfer
und nur 2,96 Proc. Zinn, nebst Spuren von Eisen und Schwefel4).
80. In einem Grabhügel bei Eeher hat man auch einen Bronzedolch (= Fig. 156) mit
87. Bei Bossee, unweit Rendsburg, fand man „in einem Grabhügel" einen Schwertstab
mit langem Bronzeschaft1).
88. Bei Behrent, Amt Gottorp, fand man in einem Skelettgrab (wahrscheinlich Baumsarg)
ein bronzenes Kurzschwert mit Ringnieten2).
89. In einem grossen Grabhügel bei Schuby, etwa eine Meile westlich von Schleswig,
fand man eine Bronzeaxt mit stark hervortretenden Seitenrändern ohne Andeutungen einer Rast,
und ein daneben stehendes kleines Thongefäss 3). „Der Schaft des Celtes ist, nach der Länge
der vermorschten Holzspur gemessen , etwa 50 cm lang gewesen. Vermoderte Ledertheile auf
beiden Seiten des Geräthes, wie man recht deutlich erkennen konnte, wiesen darauf hin, dass
der Celt in einem Lederfutteral gelegen hatte." Man soll auch dabei dickere vermoderte Ueber-
reste eines Ledergürtels und eines grobfädigen Gewebes gefunden haben. Die Analyse der
stark oxydirten Axt ergab4): 41,05 Proc. Kupfer, 39,38 Proc. Zinnoxyd, 3,44 Proc. Eisen,
3,94 Proc. Wasser nebst 6,04 Proc. flüchtige Substanz und erdige Masse.
90. Schleswig- Holstein (Fundort nicht näher bekannt). „In einem kleinen Hügel" fand
man eine bronzene Axt mit Seitenrändern ohne Andeutungen einer Rast5). Die Analyse ergab
94,40 Proc. Kupfer, 8,08 Zinn, 0,56 Eisen nebst Spuren von Arsen.
91 bis 94. In Schleswig-Holstein sind wenigstens vier andere Gräber mit solchen bronzenen
Dolchen oder Kurzschwertern wie Fig. 185 bekannt6).
Dänemark.
95. In einem Grabhügel bei Vinding, Amt Aarhus, in Jütland, fand man unten, auf dem
natürlichen Erdboden, in einem Grabe (offenbar mit Ueberresten eines Baumsarges): a) Einen
Armring aus einer runden Stange, nach den Enden zu sich verjüngend; — b) zwei kleine
torquirte Ohrringe. — a) und b) von Bronze. — Das Skelett war ausgestreckt gewesen. — Höher
als dieses Grab hatte man in dem Hügel Platz für ein Grab (mit Baumsarg) aus der 2. Periode
des Bronzealters gemacht7).
96. In einem grossen Grabhügel, „Brönhöj", bei Enslev, Amt Randers, in Jütland, fand man
im Jahre 1866 ein Ganggrab. In der Mitte der Kammer, oberhalb der Skelette der Steinzeit
und durch eine 15 bis 20 cm starke Erdschicht von ihnen getrennt, lag ein Skelett ausgestreckt,
mit dem Kopfe nach Westen. Am Halse lagen: a) Ein ganz kleiner Spiralring von Golddraht
mit Noppen (Fig. 186); — b) eine Bronzenadel mit grossem, fast kugeligem, schräg durch
bohrtem Kopfe (Fig. 187 8).
') Museum zu Kiel. — Lindenschmit , Alterthümer, III: 6, Taf. 1, Fig. 2. — Mestorf, Vor
geschichtliche Alterthümer aus Schleswig-Holstein, Fig. 187.
2) Kieler Museum.
3) Kieler Museum. — Die näheren Fundverhältnisse sind von Dr. Splieth beschrieben im 8. Heft der
Mittheilungen des Anthropologischen Vereins in Schleswig-Holstein (Kiel 1895), S. 26.
4) Kröhnke, a. a. O., S. 16.
b) Kröhnke, a. a. O., S. 9. — Das Grab von Schalkholz gehört vielleicht auch der 1. Periode an; das
in demselben Grabhügel gefundene Bronzeschwert ist jedoch aus späterer Zeit. Kröhnke, a. a. O., S. 10.
6) Kieler Museum und Privatbesitz, nach gefälliger Mittheilung von Dr. Splieth.
Sehested, Archaeologiske Undersögelser 1878 — 1881 (Kopenhagen 1884), S. 143, Taf. XXVIII
und XXXIV.
e) Jensen, in Aarböger for nordisk Oldk yndighed 1866, S. 210, Taf. III, Fig. 1 (Goldspirale) und
Fig. 2 (Nadel). — Olshausen, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886, S. 477.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 67
97. In einem Grabhügel bei Taarnholm, unweit Korsör, soll man eine Bronzeaxt mit
Schaftloch (wie Fig. 228) gefunden haben >).
98. Bei Bjaerge, Amt Sorö auf Seeland, fand man unten in einem Grabhügel eine von
vier gespaltenen Steinen gebaute Grabkiste, 1,40 m lang, welche enthielt3): a) In einer Tiefe von
70 cm Knochen von drei Skeletten, zwei schöne Feuersteindolche und ein grobes Thongefäss; —
b) tiefer und zwischen den Steinen, welche in zwei bis drei Schichten den Boden des Grabes
bildeten, Ueberreste von Skeletten nebst einem kleinen Armring von einer schmalen, glatten Bronze
stange und einem Bruchstück von einem anderen Bronzegegenstande; einige Knochen der letzt
genannten Skelette waren von der Bronze grün gefärbt. — Zwar können die hier gefundenen
Bronzen an und für sich nicht das Alter des Grabes angeben, aber das Grab selbst mit den vielen
Skeletten, den Feuersteindolchen und dem Gefässe, welches von einer für die letzte Steinzeit
charakteristischen Form ist, zeigt — wie die unten (Nr. 99, 100, 108 bis 110) beschriebenen
Funde — , dass wir es hier mit Begräbnissstätten aus der Uebergangszeit zwischen dem Stein
alter und dem Bronzealter zu thun haben.
99. Bei Hejnstrupgaard, Amt Kopenhagen auf Seeland, fand man in einem Grabhügel
eine Steinkiste mit zwei Abtheilungen3). Auf dem Boden der einen Abtheilung, die von Manns
länge war, lag ein ausgestrecktes Skelett mit dem Kopfe nach Westen; beim Kopfe lagen ein
Feuersteindolch und Bruchstücke von einem kleinen, bronzenen Spiralring. Auf dem Boden
der anderen Abtheilung der Kiste lag auch ein Skelett mit einem schön geschlagenen Feuer
steinmesser bei der rechten Hand.
100. In einem Grabhügel, „Store Bösthöj", bei Limensgaard, Ksp. Aaker, auf Bornholm,
fand man im Jahre 1877 unten, auf dem natürlichen Erdboden, eine grosse Steinkiste, 2,67 m lang,
0,81m breit und 1,12 m hoch; Richtung NNO. bis SSW. Das Südende war offen, mit einem
niedrigen Stein als Schwelle, wie dies in Gräbern aus dem Steinalter oft der Fall ist. In
diesem Grabe lagen, neben einem Skelett: a) Ein Bronzedolch (= Fig. 185), Nieten mit grossen,
runden Köpfen von besonderen Stücken; — b) zwei Feuersteindolche; — c) zwei meisselähn-
liche, zum Aufhängen bestimmte Schieferstücke - (= Fig. 4 in meinen Antiquites suedoises);
— d) ein zerschlagenes Thongefäss. — Etwas höher als dies Grab stand ein anderes aus der
2. Periode des Bronzealters4).
Schweden.
101. Bei Gislöf im südwestlichen Schonen fand man im Jahre 1856 „unter einem grossen,
flachen Stein, nebst einer Menge vermoderter Knochen" eine bronzene Axt mit Schaftloch
(= Fig. 228), ohne Ornamente5).
102. Bei Hyllie im südwestlichen Schonen, unweit Malmö, fand man im Jahre 1882 eine
Steinkiste, welche wie diejenigen aus dem jüngsten Steinalter nicht von einem Grabhügel bedeckt
Viele andere Gräber, besonders Steinkisten, welche der Uebergangszeit zwischen dem Stein
alter und dem Bronzealter entstammen, könnten auch hier erwähnt werden. Iiier will ich nur
die folgenden besprechen.
107. Auf dem Boden eines grossen Grabhügels („Bonhög") bei Hammarlöf, unweit
Trelleborg, im südlichen Schonen, fand ich im Jahre 1892 eine grosse Steinkiste aus der
I1
Stein. „Willfarahögen", Schonen.
Fig. 191.
haufen bedeckt, und oberhalb dieses Steinhaufens fand ich im Hügel die Ueberreste von einem
Baumsarge aus der 2. Periode, wie die dort gefundenen Bronzen zeigen i).
Der Uebergangszeit vom Steinalter zum Bronzealter gehören die in Westgothland und
benachbarten Provinzen entdeckten grossen Steinkisten mit einer runden oder ovalen Oeffnung
an der einen Giebelwand an. In einigen Gräbern dieser Form hat man auch Metall gefunden a).
108. Eine solche Steinkiste bei Hjellby in Westgothland enthielt neben mehreren Stein
waffen und anderen Gegenständen aus dem Ende der Steinzeit eine spiralförmige Perle, oder
ganz kleinen Ring, von Gold3).
109. In einer ähnlichen Kiste bei Öglunda in Westgothland fand ich im Jahre 1886 neben
mehreren Skeletten und Artefacten aus dem Steinalter einen kleinen, zerbrochenen Bronzering *).
110. In einer sehr grossen Steinkiste derselben Art bei Karleby in Westgothland lagen
zahlreiche Skelette und Steinwaffen 5). Darunter fanden sich aber auch die abgebrochene Spitze
einer Lanzenspitze und zwei kleine spiralförmige Perlen von Bronze; alle drei lagen so, dass sie
gleichzeitig mit den übrigen Gegenständen sein müssen. Die Lanzenspitze ist analysirt worden
und ergab 9,98 Proc. Zinn.
* *
*
Schon während der jüngeren Steinzeit stand die materielle Cultur hier im Norden sehr
hoch. Wenn wir die Schönheit der Formen und die Eleganz der Ausführung in Betracht
ziehen, finden wir sogar, dass die besten skandinavischen. Arbeiten — wie z. B. die aus der
letzten Periode der Steinzeit stammenden Feuersteindolche und die „bootförmigen" Steinhämmer ')
— alles übertreffen, was man in anderen Gegenden Europas gefunden^hat.
Dann ist es natürlich, dass auch die älteste Bronzezeit eine verhältnissmässig hohe Cultur
hatte. Sobald die Metalle hier bekannt wurden , konnte man ia eine höhere Entwickelung
erreichen, als es vorher möglich gewesen war.
Die damals im Norden bekannten Metalle waren Kupfer, Zinn7), die hauptsächlich durch
eine Mischung von Kupfer und Zinn hergestellte Bronze, sammt Gold. Silber kam ausser
ordentlich selten vor, und Eisen war natürlicher Weise noch vollständig unbekannt.
In Nord-Deutschland hat man, wie wir gesehen haben, einige Goldfunde aus dieser Zeit
gemacht. Die grössten sind diejenigen von Merseburg und Leubingen, beide in der Gegend
von Halle (Nr. 18 und 74). Ausserdem sind einige Spiralen von doppeltem Golddraht mit
„Noppen" dort gefunden worden s).
l) Funde von „Brönhöi", Skovshöierup, Grevinge und Stokkerup (Fig. 186, 202 bis 204).
2) Der Fund von Hjellby in Westgothland (Nr. 108) ist bis jetzt der einzige.
3) Siehe die Funde von Merseburg und Pile (Nr. 18 und 58).
*) Spanien: Siret, a. a. 0. — Italien: Montelius, La civilisation primitive en Italie,
Taf. 36, Fig. 13 (silberne Nadel aus einem Grabe der Kupferzeit bei Bemedello in Nord-Italien).
6) Scbliemann, Mykenae (Leipzig 1878).
6) Chr. Blinke nberg, An tiquites premyceniennes, in den Memoire s de la Soc. B. des Antiqu.
du Nord 1896, S. 45.
7) Schliemann, Ilios (Leipzig 1881).
3) Olshausen, Der alte Bernsteinhandel der cimbrischen Halbinsel und seine Beziehungen
zu den Goldfunden, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1890, S. 270, und 1891, S.286. Die be
deutende Literatur über diese Frage wi'd dort besprochen.
9) Montelius, Sveriges historia, S. 28; vergl. Compte rendu du Congres de Stockholm 1^74,
S. 783. — Vedel, Bornholms Oldtidsminder og Oldsager (Kopenhagen 1886), S. 8: Keine Bernstein-
perlen sind in den Steinkisten auf Bornholm gefunden worden.
io) Engelhardt, in Memoires de la Societe Boy. desAntiquaires du Nord 1875 — 1878 , S. 204.
n) Ueber das früheste Erscheinen des Bernsteins im Süden, siehe Olshausen's zweite Mittheilung
über den alten Bernsteinhandel und die Goldfunde, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges.
1891, S. 293.
72 Oscar Montelius,
Schwedeni), aber hauptsächlich in zwei Gegenden vor: auf der Westküste der jütländischen
Halbinsel und auf der Küste Westpreussens 2). Aus beiden Gebieten wurde der Bernstein früh
exportirt, aber Jütland spielte während des Bronzealters eine grössere Rolle in diesem Handel
als Preussert Freilich kann man nicht sehen , ob die im Süden gefundenen Bernsteinarbeiten
aus jütländischem oder preussischem Material verfertigt sind, weil die Farbe und die chemische
Zusammensetzung des aus beiden Gegenden stammenden Succinits dieselben sind. Aber es ist
uns auf eine andere Weise möglich zu finden, woher die grösste Menge exportirt worden ist.
Wir können nämlich leicht einsehen, dass bei dem damaligen Tauschhandel der Bernstein haupt
sächlich mit Metallen — Kupfer, Bronze und Gold — bezahlt werden musste. Und Jütland ist
viel reicher an Kupfer-, Bronze- und Goldfunden aus der Bronzezeit als Westpreussen.
Man nimmt gewöhnlich an, dass wenigstens die meisten der oben besprochenen Depot
funde von Händlern herrühren, welche ihre aus Italien oder anderen fremden Ländern importirte
Waaren in der Erde verborgen haben 4). Dies ist aber nicht richtig. Einige Depotfunde 5)
können wohl von Händlern herrühren, das Vergrabene ist aber nicht aus fernen Ländern
importirt. Die allermeisten Bronzen, welche diese Depotfunde bilden, sind, wie die grosse
Mehrzahl der anderen Gegenstände aus der nordischen Bronzezeit, hier im Norden verfertigt.
Dies können wir daraus ersehen, dass die meisten in diesen Funden repräsentirten Typen von
denen in anderen Ländern mehr oder weniger abweichen, obwohl sie aus fremden, hier ein
geführten Typen entstanden sind.
Schon in der Kupferzeit findet man hier im Norden solche einheimische Arbeiten, und in
der Zeit der zinnarmen Bronze — wie in allen anderen Perioden der Bronzezeit — sind die
allermeisten hier gefundenen Gegenstände von einheimischen Typen. Dass die nor
dischen Völker so früh angefangen haben, Metallarbeiten selbst zu verfertigen, ist in hohem
Grade zu beachten. Es ist um so mehr auffallend, als diese Arbeiten sehr geschmackvolle
Formen haben.
Die reiche typologische Entwickelung , welche schon die nordische Steinzeit kennzeichnet,
finden wir auch in der ältesten Bronzezeit, und sie wurde damals noch reicher, weil die Metalle
eine freiere Formgebung gestatteten.
Das nordische Gebiet bildet, wie die übrigen Theile von Europa, in dieser Beziehung einen
') Conwentz, lieber die Verbreitung des Succinits, besonders in Schweden und Däne
mark, in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Neue Folge, Bd. VII, S. 165,
mit 1 Karte.
2) Stolpe, Sur l'origine et le commerce de l'ambre jaune dans l'antiquité, in Compte
rendu du Congres international d'anthropologie et d'arcb eologie prehistoriques, Stockholm
1874, S. 777.
3) Montelius, im Mänadsblad 1881, S. 61 (gedruckt im Maj 1881). Einige Monate später erschien
Undset's Jernalderens begyndelse i Nord-Europa, worin vollständig unabhängig dieselbe Ansicht aus
gesprochen wird (8. 290); vergl. Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nord-Europa, deutsch
von J. Mestorf (Hamburg 1882), S. 337. — Montelius, Tidsbestäm ning inom bronsaldern, S. 190. —
Olshausen, in den Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1890, S.284. — Montelius, im Correspondenz-
Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1897, S. 124.
4) Z. B. Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1879, S. 445.
6) Ueber Depotfunde siehe S. Müller, Trouvailles danoises d'ex-voto, des äges de pierre et de
bronce, in Memoires de la Soc. R. des Antiqu. du Nord 1887, S. 225. — H. Petersen, Hypothesen
om religiöse Offer- og Votivfund fra Danmarks forhistoriske Tid, in Aarboger f. nord. Old-
kynd. 1890, S. 209.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 73
schlagenden Kontrast zu dem Orient, wo wir keine solche typologische Lebendigkeit wie in
unserem Welttheile rinden.
Alle hier einheimischen Kupfer- und Bronzearbeiten aus der 1. Periode wie aus den folgen
den Abschnitten der Bronzezeit sind gegossen. Die Herstellung der feineren Sachen wurde
durch den Guss „ä cire perdue" ermöglichti). Einige Gegenstände wurden nach dem Gusse
mit dem Hammer theilweise bearbeitet, aber Bronzen, welche nur gehämmert sind — wie sie
im Süden früh vorkommen — findet man fast niemals unter den nordischen Arbeiten der
Bronzezeit.
Nach dem Gusse wurden viele Bronzen der 1. Periode mit gepunzten Ornamenten ver
ziert (Fig. 192 bis 197). Alle diese Ornamente sind, wie diejenigen der jüngeren Steinzeit,
Fig. 192 a. Fig. 192 b. Fig. 192 c. Fig. 192 d. Fig. 192e.
mm [/K
Fig. 196 a. Fig. 196 b. Fig. 196 c. Fig. 196 d. Fig. 196 e. Fig. 197.
linear und fast alle geradlinig; kreisförmige sind sehr selten. Die Spiralen, welche in der
2. Periode so allgemein sind, kommen in der 1. Periode hier im Norden noch nicht vor2).
Ein während der 1. Periode häufig vorkommendes Ornament ist eine Reihe von kleinen
mit parallelen Linien gefüllten Dreiecken ; oft sieht man zwei solche Reihen von Dreiecken, welche
einander mit den Spitzen berühren (Fig. 193).
Die Thongefässe der jüngeren Steinzeit im Norden, wie die gleichzeitigen Gefässe des
Südens, haben oft Ornamente, welche mit einer weissen Masse ausgefüllt sind3). Einige Arbeiten
aus der Kupferzeit und der älteren Bronzezeit sind in ähnlicher Weise verziert, nur ist die aus
füllende Masse nicht weiss, sondern dunkelbraun, und besteht aus Harz. An der ostbaltischen
Küste und am Mondsee in Oesterreich hat man Knöpfe und andere Gegenstände von Bernstein
mit solcher Harzausfüllung gefunden; der Kontrast des dunklen Harzes zu dem hellgelben
') Vergl. Olshausen's Vortrag über die Technik alter Bronzen, in den Verhandl. d. Berliner
Anthrop. Ges. 1885, S. 410.
2) Ebenso fehlen die feinen, erhabenen, durch Guss hergestellten Zickzacklinien, welche in der 2. Periode
allgemein sind.
3) Virchow, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1897, S. 35.
10
74 Oscar Montelius,
Grunde muss ein sehr wirkungsvoller gew esen sein '). Dasselbe gilt von den mit ähnlicher
Harzinkrustirnng verzierten Bronzen des nordischen älteren Bronzealters. Duss diese Ornamen-
Fip. 198. Fig. 199a.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 75
tirung schon vor dem Ende der 1. Periode hier bekannt war, wird durch einen im Jahre 1897 in
Schweden gemachten Fund bewiesen. Man fand nämlich bei Wretakloster in Ostgothland ein
sehr schönes, aus dem letzten Abschnitt der 1. Periode stammendes Bronzeschwert (Fig. 198),
welches in dieser Weise verziert war, indem auf beiden Seiten der Klinge die zwei wogen-
förmigen Linien, die sich in der Mitte begegnen, mit Harz ausgefüllt waren.
In den folgenden Perioden des nordischen Bronzealters kommt solche Harzinkrustirung in
Bronze nicht selten vor. Diese Technik ist offenbar einem Einfluss aus dem Orient und
Griechenland zu verdanken, wo Bronzen mit Inkrustirungen von verschiedenfarbigen Metallen
(Kupfer, Gold, Silber) schon früh vorkommen 1).
Einige Bronzen der 1. Periode zeigen eine weisse Belegung, welche offenbar aus Zinn
besteht; ähnliche Funde sind auch im westlichen Europa gemacht worden2). Die Frage, ob
diese Zinndecke von einer absichtlichen Verzinnung herrührt oder nur zufällig entstanden ist,
hat man wohl noch nicht für jeden Fall endgültig beantwortet3).
Die Klinge des Schwertstabes von Arup in Schonen (Fig. 210) ist vergoldet, d. h. mit
dünnem Goldblech überzogen gewesen, wie kleine Ueberreste noch deutlich zeigen.
Auffallend ist übrigens, dass schon so früh im Bronzealter ein nicht unbedeutender Luxus
hier im Norden zu finden ist: mehrere Dolche und Schwertstäbe haben bronzene Griffe, was ja
Luxus, nicht Nothwendigkeit ist, Schmucksachen von Gold kommen schon vor, eine Axt ist
sogar von massivem Gold (Fig. 105).
Ein aus dieser Zeit stammendes Prachtgefäss ist in einem Torfmoor bei Balkiikra, unweit
Ystad in Schonen, gefunden worden (Fig. 199a4). Der Boden ist von Bronze; die punktirten
Ornamente der Oberfläche, welche wahrscheinlich eine strahlende Sonne darstellen (Fig. 199 b),
beweisen, dass diese Oberfläche sichtbar und folglich unbedeckt sein sollte. Die Seiten des
Gefässes waren offenbar von Holz und mit dem kronenartigen Kranze umgeben ; die Innenseite
dieses Kranzes, welche nicht zu sehen war, ist rauh, die Aussenseite dagegen viel feiner und
mit punktirten Ornamenten verziert. Die grossen Räder mit vier Speichen sind uralte und
schon ein paar Tausend Jahre vor Christus hier im Norden bekannte Symbole der Sonne.
Wahrscheinlich hat das Gefass einmal seinen Platz in einem Sonnentempel gehabt und wurde,
wie so viele andere Tempelgeräthe, in einem See verborgen, um nicht vom Feinde geraubt zu
werden ; der See ist später ein Torfmoor geworden. Dass dieses Gefäss wirklich aus der
1. Periode stammt, beweisen die grossen, conischen, von besonderen Stücken gebildeten Niet
köpfe, welche für diese Zeit charakteristisch sind. Die einfachen Ornamente sprechen auch für
ein höheres Alter als die 2. Periode.
') Montelius, im Archiv f. Anthrop. Bd. XXI, S. 25, 26. — Etwas später in der nordischen Bronze
zeit kommen sogar Inkrustirungen mit Gold und Bernstein vor.
2) Evans, Bronze Implements, S. 56. — J. Anderson, Scotland in Pagan Times, The Bronze
and Stone Ages (Edinburgh 1886), S. 164.
3) Proceedings of the Society of A ntiq uaries of Scotland, IX, S. 428 (zwei Analysen von der
Decke). — Verhandl. d. Beil. Anthrop. Oes. 1884, S. 526, 543.
4) Das Original gehört dem Nationalmuseum zu Stockholm (Nr. 1461). — Montelius, Antiquites
suédoises, Fig. 254.
* *
*
10*
7fi Oscar Montelius,
Einige Felsenzeichnungcn stammen aus der 1. Periode, wie die Form der abgebildeten
Waffen es beweist l). So ist es z. B. mit den bei Simris in Schonen entdeckten Bildern
Fig. 200. (Fig. 200) der Fall2). Die Axt, welche kein Schaftloch
/v;1h''!C''-^^BBB| hat, zeigt eine grosse Aehnlichkeit mit Fig. 167, welcher
^ -äj' Typus für den späteren Theil der 1. Periode charakte-
l'Mi.M'll ist.
M Andere stammen aus der 2. Periode, wie z.B. diejenigen von Ekensberg in Ostgothland, mit Schwertern
von der für diese Periode eigentümlichen Form (B. E. Hildebrand , in Antiqvarisk tidskrift för Sverige,
Stockholm 1869, Bd. II, S. 417); andere sind noch später (Montelius, im Archiv für Anthropologie,
Bd. XIX, S. 5).
2) N. G. Bruzelius, im Compte rendu du Congres international d'anthropologie et
d' archeologie prehistoriques, Session ä Stockholm en 1874, S. 475. — Für die schwedischen Felsen
zeichnungen im Allgemeinen, siehe Montelius, Sur les sculptures de rochers de la Suede, in demselben
Compte rendu, S. 453, wo die ältere Literatur besprochen wird. Unter den neueren Publicationen sind hier
besonders zu nennen: L. Baltzer, Glyphes des rochers du Bohuslän (Goteborg 1881 bis 1890; neue
Serie 1891). — E. Ekhoff, Hällristningar pä Kinnekulle, in der Svenska Fornminnesföreningens
tidskrift, Bd. VIII, S. 102.
3) Katalog des Prussia-M useums zu Königsberg i. Pr., Bd. I (Königsberg 1893), S. 5, mit 2 Fig.
(Hügelgrab bei AViskiauten, Kr. Fischhausen, Ostpreussen). — Verbandl, d. Herl. Anthrop. Ges. 1879, S. 430
(Cujavien); 1883, S. 151 (Tangerinünde an der Elbe, Altmark). — In skandinavischen Gräbern der Steinzeit
rindet man oft Skelette, welche nicht ausgestreckt liegen; weil aber diese Gräber gewöhnlich eine grosse Menge
von Skeletten enthalten, ist es sehr schwer, die Lage der einzelnen Leichen genau zu bestimmen.
4) Siehe unten den Fund von Lengyel. — Richly, Die Bronzezeit in Böhmen, Sp. 174.
Siehe oben Fund Nr. 84, Note.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 77
hat, beweist an und für sich nicht, dass diese Bestattungen aus der Zeit unmittelbar nach dem
Ende des Steinalters stammen. Sie können nämlich viel später sein, und oft ist es leicht zu
sehen, dass sie wirklich einer viel späteren Zeit angehöreni). Folglich sind wir nicht berechtigt,
aus einem solchen Funde ohne Weiteres zu schliessen, weder dass die Grabkammer bis in die
Zeit des betreffenden Bronzealtersgrabes ununterbrochen benutzt wurde3), noch dass das Stein
alter in der betreffenden Gegend bis in diese Zeit gedauert hat. Einige Grabkammern, welche
aus der Uebergangszeit zwischen dem Steinalter und dein Bronzealter stammen, sind doch, wie
wir gesehen haben, bekannt.
* *
Von der geographischen Ausbreitung der 1. Periode im nordischen Gebiet können wir
uns schon ein ziemlich klares Bild machen.
Eine Reihe von Funden in Nord -Deutschland, Dänemark und Süd - Schweden 3) zeigt, wie
wir gesehen haben, dass man berechtigt ist, von einer Kupferzeit in diesen Gegenden zu sprechen.
Nördlich von Schonen ist wohl bis jetzt kaum ein einziger Fund dieser Art bekannt geworden4),
aber daraus können wir nicht schliessen, dass die Kupferzeit in den übrigen Theilen der skandi
navischen Halbinsel gar nicht vertreten war.
Die 1. Periode der eigentlichen Bronzezeit muss offenbar einen sehr langen Zeitraum um
fassen. Die Funde aus dieser Periode sind auch schon ausserordentlich zahlreich, in Nord-
Deutschland noch zahlreicher als in Skandinavien.
In Nord-Deutschland kommen solche Funde besonders in den Flussgebieten der
Elbe, der Oder und der Weichsel mit ihren Beiflüssen vor. Von den Beiflüssen der Elbe ist
die Saale in dieser Beziehung der wichtigste. In ihrem Gebiete sind mehrere reiche Funde
aus dieser Zeit gemacht worden *), darunter einige von Gold6), was wohl durch den Ileichthum
dieser Gegend an Salz zu erklären ist. Die Salzwerke von Halle waren also ohne Zweifel schon
') So hat man mehrmals in Steinaltersgrabkammern Gräber aus der jüngeren Bronzezeit, mit verbrannten
Knochen, gefunden. Siehe z.B. Montelius, Statens Historiska Museum, 6. Aufl. (Stockholm 1897), S. 16
(Nr. 86, A, Ganggrab bei Lundby in Westgothland) und S. 30 (Nr. 18, A, grosse Steinkiste, bei Kinna-Sanden
in derselben Provinz). — In einem Ganggrabe bei Vellerup, Seeland, staud ein Baumsarg oberhalb der ursprüng
lichen Grabfüllung; der Sarg stammt, wie eine in demselben gefundene Bronzeaxt zeigt, aus der 2. Periode des
Bronzealters. Neergaard, in den Aarböger f. nord. Oldkynd. 1892, S. 187, Fig. 5.
2) Das Bronzealtersgrab im Ganggrabe von Brönhö.j (Fund Nr. 96) stammt wohl aus der 1. Periode der
Bronzezeit, aber zwischen dieser Periode und derjenigen der Ganggräber liegt die Zeit der grossen Steinkisten.
Das Skelett aus dem Bronzealter lag auch ganz oben in der Kammer und kann folglich viel später als der
übrige Inhalt des Ganggrabes sein.
s) Die jetzt bekannten Funde aus dieser Zeit repräsentiren natürlich nur einen ganz kleinen Theil von
dem , was einmal in der Erde verborgen wurde. Uebrigens können viele Funde aus der Kupferzeit oder aus
der 1. Periode der eigentlichen Bronzezeit stammen, obwohl wir es nicht wissen; wenn sie keine Gegenstände
aus Metall oder von charakteristischer Form enthalten, können wir ihr Alter nicht bestimmen.
*) Die in Uppland gefundene Axt von Kupfer mit geringer Beimischung anderer Metalle (Fig. 10) ist von
ganz anderer Form als die eigentlichen Kupferäxte.
5) Die Funde von Halle, Röderberg, Kuhdamm, Bennewitz, Leubingen, Schkopau und Merseburg. In der
selben Gegend sind auch mehrere Doppeläxte und andere Gegenstünde von Kupfer gefunden worden (siehe
oben) welche andeuten dürfen, dass die Salzgruben schon in der Kupferzeit bekannt waren.
6) Fund Nr. 18, 73 und 74. Im Museum für Völkerkunde (Nr. II, 5937) zu Berlin sieht man eine in der
Nähe von Magdeburg gefundene grosse Goldnadel wie Fig. 178.
78 Oscar Montelius,
in dieser alten Zeit von Bedeutungi). Ob auch die Kupfergruben von Mansfeld, — wo Luther's
Vater einige Jahrtausende später arbeitete, — scbon damals existirten, weiss ich noch nicht zu
sagen. Eine reich verzierte Bronzeaxt (Fig. 201) im Museum zu Halle ist besonders zu nennen.
Sie wurde bei Wessmar, Kr. Saal, gefunden.
Im bernsteinreichen Westpreussen kommen einige Funde aus dieser Zeit vor, was wohl
durch den Bernsteinhandel zu erklären ist. Die Zahl solcher Funde im Weichselgebiete und
speciell in Westpreussen ist doch, wie ich schon bemerkt habe, bei Weitem nicht so gross
wie im Elbegebiet und auf der Cimbrischen Halbinsel.
Im Elbegebiet sind auch zahlreiche Gräber aus der 1. Periode entdeckt worden. Diese
Gegend und Jütland, wie die übrigen Theile Süd-Skandinaviens, sind gleichfalls bedeutend reicher
als das Weichselgebiet an Funden aus den folgenden Perioden der Bronzezeit.
Die dänischen Inseln haben schon viele Funde, besonders Einzelfunde, aus der
1. Periode ergeben. Darunter sind speciell drei merkwürdige Goldgeschmeide hervorzuheben.
Das erste ist das Fig. 204 abgebildete, schöne, in einem Langhügel („Langedys") bei Stokke-
rup auf Seeland gefundene Armband2). Das zweite (Fig. 203) ist auf Fünen bei Skovshöierup,
Ksp. Näsbyhoved-Broby gefunden; die vorhandenen Nietlöcher zeigen, dass es schon in der
Vorzeit an zwei Stellen zerbrochen gewesen und durch Nietung reparirt worden ist3). An
fangs dieses Jahrhunderts hatte man einen Goldschmuck ähnlicher Form (Fig. 202) bei
Grevinge auf Seeland gefunden; er lag unter oder dicht neben dem einen Ecksteine einer läng
lich viereckigen Steinsetzung, circa 250 Schritt vom Meeresufer entfernt4). Aehnliche Gold-
geschmeide sind ausser den genannten in Skandinavien nicht bekannt, wohingegen eine grosse
Anzahl völlig gleicher Schmuckstücke auf den Britischen Inseln gefunden sind, namentlich in
Irland, dessen Goldreichthum im Bronzealter erstaunlich ist 5). Die an diesem Schmuck häufig
') Dass die Salzgruben Mittel,Europas während der Bronzezeit im Betrieb waren, wird durch interessante
Funde in den Gruben von Hallein im Salzburgischen bewiesen. Man hat dort z. B. eine Bronzeaxt mit
hölzernem Stiel und einige ähnliche Stiele gefunden; das Holz ist durch das Salz conservirt worden. Die Axt,
welche einem sehr späten Theile des Bronzealters entstammt und italienischer Form ist, zeigt wie die reichen
Funde italienischer Arbeiten bei Hallstatt, dass die österreichischen Salzgruben schon früh in Verbindung mit
Italien standeu. Evans, Bronze Implements, S. 152, Fig. 184. Wie Evans, bin ich der Meinung, dass
die Axt jetzt verkehrt in dem Stiele sitzt; ich sehe aber keinen Grund, den Fund anzuzweifeln. Eine etwas
bessere Zeichnung der Axt ist im Kunsthistorischen Atlas von Much gegeben (Taf. XXIII, Fig. 17). —
Bemerkenswerth sind die Namen Halle, Hallein, Hallstatt und Hall (in Tyrol und unweit Linz), Reichenhall,
unweit Salzburg, welche alle solche Localitäten bezeichnen, wo Salz vorkommt; im Griechischen ist die Form
äks für Salz bewahrt. Zu beachten ist auch der Flussname Saale: Halle in Sachsen liegt an einem so benannten
Fluss und Beichenhall im Salzburgischen an einem Fluss, der Saale oder Saalach heisst. Siehe Diefenbach,
Vergleichendes Wörterbuch der gothischen Sprache, Bd. II, S. 189.
2) Nationalmuseum zu Kopenhagen (Nr. 1H 324). — Worsaae, Nordiske Oldsager, Fig. 448.
3) Nationalmuseum zu Kopenhagen tNr. B 3598 und B 3705). Es wurde auf einem Acker gefunden; das
grössere Stück ein Jahr früher als das kleinere.
') Nationalmuseum zu Kopenhagen (Nr. 101). — Worsaae, Nordiske Oldsager, Fig. 249; Boye,
Oplysende Fortegnelse over de Gjenstaude i det Kongel. Museum for Nordiske Oldsager i
Kjöbenhavn, der ere forarbeidede af eller prydede med sedle metaller (Kopenhagen 1859), S. 3.
6) Das Dubliner Museum und das British Museum besitzen eine Menge solcher Goklgeschmeide aus
Irland. Wilde, Catalogue of the Antiquities of Gold in the Museum of the Royal Irish Academy
(Dublin 1862), S. 10 f. Aehnliche Schmuckstücke sind sowohl in England und Schottland, wie in Nord-Frank
reich gefunden. Anderson, Scotland in Pagan Times, the Bronze and Stone Ages, S. 221 — 223. —
L'Anthropologie 1894, S. 205, mit 1 Fig. (Nord-Frankreich).
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 79
vorkommenden Ornamente zeigen , dass sie einer frühen Periode des britischen Bronzealters an
gehören, was auch durch einen in Cornwall gehobenen Fund bestätigt wird. Bei Harlyn, unweit
Fig. 201. Fig. 202.
>
80 Oscar Montelius,
Padstow, sind nämlich zwei Goldgeschmeide der hier fragliehen Form mit einer bronzenen Axt
zusammen gefunden worden; letztere ist von einem Typus, welcher den ältesten Theil des Bronze
alters kennzeichnet ').
Fig. 206. Fig. 207. Fig. 210.
ja
Fig. '209.
Bronze. Dänemark.
Bronze. Dänemark. '/a. Fig. 208.
Wir haben schon ge
sehen, dass zwei ebenfalls
aus den Britischen Inseln
stammende Bronzeäxte in
9 -i
den Funden von Sel-
schausdal und Store
Heedinge auf Seeland
(Fig. 152 und 153) vor
kommen , welche Funde
beide der 1. Periode ge
hören.
Ein in einem Torf
moor bei Baarse auf See
land gefundener Spiral
f
ring (Fig. 205) mit einer
Noppe ist von Zinn; er
ist aus sehr dickem, an
der Noppe flach gehäm
mertem Draht2).
Fig. 208 bis 210. Bronze. Dänemark.
') Evans, Bronze Implements, S. 42.
2) Kopenh. Museum, Nr. 3725. — Oishausen, in den Verhandl. d. Berl. AntUrop. Oes. 1886, ü. 47'>.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 81
ist2). Sie ist so dünn und gross, dass sie weder als Werkzeug, noch als Waffe gedient haben
kann. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat sie eine religiöse Bestimmung gehabt und ist als Symbol
des Sonnengottes zu betrachten 3). Einem religiösen Zwecke diente ohne Zweifel auch das grosse,
bei Balkäkra gefundene Gefäss, welches derselben Zeit entstammt (Fig. 199).
In Schonen sind ebenfalls gefunden: Bronzene Aexte mit Schaftloch (= Fig. 228, 234),
') Mehr als 100 solche einzeln gefundene Aexte sind schon aus Schonen bekannt.
2) Nationalmuseum zu Stockholm (Nr. 2791 : 375). — Montelius, Antiquitiis suedoises, Fig. 137.
3) Siehe oben Fig. 47 bis 50.
11
82 _ Oscar Montelius,
Schwertstäbe (Fig. 215 bis 218'), Hals- und Armringe (Fig. 219 bis 221), welche alle der
1. Periode angehören.
Fast alle Funde aus dieser Periode, welche wir jetzt kennen, sind in der Nähe der Küste,
besonders der südlichen und westlichen, gemacht worden. Einige von diesen Arbeiten sind
von den Britischen Inseln 2), andere vom Continente 3) gekommen. Dass einige in Schonen be-
Bronze. Schonen.
Bronze. Arup,
Schonen. '/a.
Bronze. Klagstorp,
Schonen. Zinnarme Uronze. Schonen. l/g.
Die Originale sind: Fig. 222, Axt, in Bleking gefunden (Nationalmuseum zu Stockholm, Nr. 10 256). —
Fig. 223, Axt, in Bleking gef. (Nationalmuseum, Nr. 1452 : 56). — Fig. 229, Dolch, in Dal gef. (Nationalmuseum ,
Nr. 3456). — Fig. 231, Axt, in Westmanland gef. (Nationalmuseum, Nr. 10 322). — Fig. 232, Axt, in Uppland
gef. (Museum zu Uppsala). — Fig. 233, Axt, in Medelpad gef. (Nationalmuseum, Nr. 788).
84 Oscar Montelius,
Eine der grössten und prächtigsten Aexte mit niedrigen Seitenrändern, die man überhaupt kennt,
ist bei Knifvinge, unweit Linköi>ing, in Ostgothland gefunden worden; sie hat 36,5 cm Länge und
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 85
15,5 cm Breite und ist jetzt mit der schönsten Patina bedeckt (Fig. 226 i). Aus derselben
Provinz sind zwei massive Bronzeäxte mit Schaftloch (= Fig. 228) bekannt2). Eine ähnliche Axt,
Fig. 227. Fig. 227 a. Fig. 228. Fig. 229. Fig. 230.
Bronze. Söder
manland. '/,.
das Original der Fig. 228 3), wurde in Bohuslän, eine
Feuerstein. andere in Halland gefunden4). In der benachbarten
Dänemark. '/a.
Provinz Dal ist ein Dolch von zinnarmer Bronze
(Fig. 229) ausgegraben worden ,'>).
Bei Norre in Ostgothland fand man eine säbelähnliche Waffe von
Bronze (Fig. 227), welche aller Wahrscheinlichkeit nach aus der 1. Pe
riode stammt 6). Keine Metallwafte derselben Form ist aus Skandinavien
oder dem übrigen Europa bekannt, aber in Dänemark fand man ein
grosses, einschneidiges Messer von Feuerstein (Fig. 227a), welches so
lironze. Norre, Ostgoth
land. %. grosse Aehnlichkeit mit Fig. 227 zeigt, dass es als eine Nachbildung
in Stein von einem solchen bronzenen „Säbel" betrachtet werden muss. Die grosse Geschicklich-
keit, welche erforderlich war, um eine solche in Feuerstein herzustellen, spricht dafür, dass wir
es mit einer sehr frühen Zeit des Bronzealters zu thun haben.
Sogar im mittleren Schweden, in den Provinzen des Svealandes, sind mehrere Funde aus
der 1. Periode bekannt. Das Grab bei Tuna in Södermanland und der Depotfund von Tors-
hmda im nördlichen Uppland sind schon beschrieben worden. Noch älter als die Bronzen von
Fig.'. 231. Fig. 232. Fig. 233. Fig. 234. Fig. 235.
In Norwegen kommen auch Bronzeäxte mit niedrigen Seitenrändern vor. Der Depotfund
von Aurland ist schon besprochen (Nr. 68). Eine massive Bronzeaxt mit Schaftloch (Fig. 234),
ohne Ornamente, wurde bei Kvale, Amt Söndre Bergenhus, gefunden 5).
Schon während des Steinalters hatte Finnland eine schwedische Bevölkerung, wie zahl
reiche Funde von Steinalterthümern schwedischer Typen beweisen i). Gräber und andere Alter-
thümer aus der Bronzezeit zeigen, dass die Verbindung mit Schweden in dieser Zeit fortdauerte2).
Bis jetzt ist doch kein Fund aus der 1. Periode der Bronzezeit in Finnland bekannt geworden.
Dagegen wurde auf der Insel Oesel eine Bronzeaxt mit Seitenrändern (Fig. 235) gefunden,
welche eine nordische, wahrscheinlich skandinavische Arbeit ist3).
In den Ländern, wo die nordische Cultur der Bronzezeit ihr Centrum hatte und auch am
stärksten repräsentirt ist, — im nördlichsten Deutschland, in Dänemark und in Süd-Schweden —
giebt es weder Kupfer- noch Zinnerze. Die letztgenannten fehlen übrigens in ganz Skandi
navien , und die Kupfergruben des mittleren Schwedens wie Norwegens wurden , so viel wir
wissen, erst lange Zeit, wahrscheinlich mehr als ein Jahrtausend, nach dem Ende des Bronze
alters geöffnet.
Jedes Kilogramm Kupfer, Zinn und Bronze, das in den erstgenannten Ländern
während des ganzen Bronzealters gebraucht wurde, muss folglich, als Material be
trachtet, aus anderen Gegenden importirt gewesen sein.
Auch in denjenigen Theilen Deutschlands, welche Kupfer- und Zinnerze besitzen, hat man
die Kenntniss dieser Metalle offenbar anderswoher bekommen. Wir werden jetzt die wichtige
Frage näher studiren, woher die nordischen Völker ihre Kenntniss der ersten Metalle und woher
sie diese Metalle selbst erhielten.
In den Ländern, welche südlich vom nordischen Gebiet liegen, ebensowohl wie im west
lichen Europa, giebt es viel Kupfer und Zinn. In diesen beiden Gegenden hatte auch der Ein-
fluss der orientalischen Cultur früher als im Norden sich bemerkbar gemacht, und durch diesen
Einfluss war man mit dem Gebrauch der im Orient entdeckten Metalle bekannt geworden. Mit
den Völkern im westlichen wie im südlichen Europa und folglich, durch die Vermittelung dieser
Völker, mit dem Orient stand das nordische Gebiet schon während des Steinalters in Verbindung.
Auf zwei Wegen kamen also die orientalischen Culturelemente nach dem Norden. Der
eine, den ich den „westlichen" nenne, folgte der Nordküste Afrikas bis Spanien, von wo er über
Frankreich nach den Britischen Inseln und den deutsch -skandinavischen Nordseeküsten ging.
Der andere, den ich den „südlichen" nenne, führte über die Balkanhalbinsel oder den Küsten des
Adriatischen Meeres entlang bis in die jetzigen österreichisch-ungarischen Donauländer, um von
dort aus den deutschen Flüssen — besonders der Moldau und der Elbe — bis zu den Küsten
der Nordsee und der Ostsee zu folgen.
Der freilich sehr indireete Verkehr zwischen dem Norden und dem Orient auf dem west
lichen Wege ist älter als derjenige auf dem südlichen, was auch ganz natürlich ist. Es war nämlich
in jenen frühen Zeiten leichter, den Weg längs den Küsten Europas zu nehmen, als quer über
') Montelius, När kommo svenskarna til1 Finland» in Finsk tidskrift 1898, S. 81.
2) A. Hackman, Die Bronzezeit Finnlands, in Finska Fornminnesföreningens tidskrift,
XVII (1897), S. 353.
3) Katalog der Ausstellung zum X. archäologischen Kongress in Riga 1 896, Taf. 3, Fig. 4.
88 Oscar Montelius,
den Continent vorzudringen. In Afrika nnd Australien haben die Europäer später dieselbe Er
fahrung gemacht: erst seitdem sie längere Zeit den Küsten entlang gefahren sind, haben sie,
hauptsächlich den Flüssen folgend, das Innere durchkreuzen können.
Auf dem angegebenen westlichen Wege sind während des Steinalters zwei Gräberformen,
zuerst der Dolmen („Dös") und später das Ganggrab, vom Orient nach dem Norden gekommen
Vom südlichen Syrien, der Nordküste Afrikas entlang, kam der Typus der Dolmen nach Spanien
und Portugal; von der Pyrenäischen Halbinsel können wir ihn nach Frankreich, den Britischen
Inseln, der Nordküste des westlichen Deutschlands bis Dänemark und dem Süden der Skandi
navischen Halbinsel verfolgen. Auf demselben Wege kam später der Typus der Ganggräber
nach Skandinavien. In Skandinavien wie im westlichen Europa entstand gegen das Ende des
Steinalters der Typus der grossen Steinkisten („Hällkistor") durch eine allmälige Veränderung
des Ganggrabes.
Man hat sogar Andeutungen von einem directen Verkehr zwischen England und der
Gegend von Göteborg schon in jener Zeit: eine eigenthümliche Art von Steinkisten, mit grossem
runden oder ovalen Loch an der einen Giebelwand, findet sich nämlich einerseits in England
wie in Frankreich, andererseits in Nord-Halland, Bohuslän, Westgothland und Oslgothland, aber
weder in Süd -Schweden noch in Dänemark, wo doch die Gräber der Steinzeit so zahlreich
sind 2). Im westlichen Europa gehören diese Gräber der Uebergangszeit zwischen dem Stein-
und dem Bronzealter an. In Schweden gehören sie auch, wie wir oben gesehen haben, der eben
genannten Uebergangszeit an.
Interessante Nachrichten über die Verbindung zwischen dem Orient und dem Norden in
jenen alten Zeiten erhalten wir auch durch das Studium der Thongefässe, besonders der „glocken
förmigen Becher" 3). Ihr Typus ist zweifellos orientalischen Ursprungs. Diese Becher zeigen
nämlich in der Form grosse Aehnlichkeit mit Gefässen aus Aegypten4) und Klein - Asien 5),
welche dem dritten Jahrtausend v. Chr. angehören. Ihre Decoration durch parallele, horizontale
Streifen von eingeritzten Linien und Punkten ist offenbar durch Nachbildung der gemalten
Streifen entstanden, welche so früh auf den mit Hülfe der Drehscheibe verfertigten und ge
malten orientalischen Thongefässen auftreten.
Solche Becher kommen nun auf Sicilien, auf der Pyrenäischen Halbinsel, in Frankreich,
auf den Britischen Inseln, im nordwestlichen Deutschland und in Dänemark vor (Fig. 236 bis
243 und 245). Sie sind also auf dem oben beschriebenen westlichen Wege nach dem Norden
gekommen. Hierher kamen sie aber auch auf einem anderen Wege. Wir finden sie nämlich
ebenfalls in Ungarn (Fig. 246), — wohin sie über das Adriatische Meer oder über die Balkan-
Halbinsel aus dem östlichen Mittelmeergebiet importirt wurden, — in Böhmen (Fig. 244), im
mittleren und nordöstlichen Deutschland.
Es ist indessen leicht zu erkennen, dass der Typus nach Nord-Deutschland und Dänemark
wirklich nicht nur auf dem südlichen , sondern auch auf dem westlichen Wege gekommen ist.
Mehrere dänische und norddeutsche Becher (Fig. 241 und 242) gleichen nämlich hinsichtlich
Fig. 236. Fig. 237. Fig. 238 a.
Fig. 239.
Thon. Kordfrankreich.
Thon. England. '/,.
Andere norddeutsche und dänische Becher (Fig. 243) zeigen dagegen grosse Aehnlichkeit
mit den böhmischen.
Ueberall, im Süden und Westen von Europa, wie in Ungarn, Böhmen, Deutschland und
Dänemark gehören diese Becher, — wie wir unten näher sehen werden, — dem Ende des Stein
alters oder dem Anfang des Bronzealters an.
Die Becher sind übrigens nicht die einzigen Beweise dafür, dass der Weg über den
Continent, vom östlichen Mittelmeer nach der Ostsee, schon lange vor dem Ende der nordischen
Fig. 245.
Thon. Ungarn.
Thon. Böhmen. Y5.
Rügen. '/,.
Steinzeit geöffnet war. Unter den anderen Beweisen für diese wichtige Thatsache sind einige
Ornamentmotive zu nennen, welche auf nordischen Thongefässen des späteren Steinalters allgemein
erscheinen, und welche wir vom östlichen Mittelmeergebiet über die österreichischen und deutschen
Länder bis nach Skandinavien verfolgen können (Fig. 247 bis 249;~siehe unten i).
Fig. 247. Fig. 248b. Fig. 249 a.
Fig. 248a.
Vor dem Ende des Steinalters stand also der Norden mit dem Orient in Verbindung auf
dem westlichen Wege, den Küsten West-Europas entlang, wie auf dem südlichen Wege, quer
über den Continent. Wir können folglich erwarten, dass die Kenntniss der Metalle auf
beiden Wegen den Norden erreichen sollte. Sie ist auch auf beiden Wegen hierher
gekommen.
Mehrere Funde von Bronzeni) und Goldsachen2) bezeugen, dass Skandinavien während
der älteren Bronzezeit wie während der Steinzeit in Verbindung mit den Ländern des westlichen
Europas, besonders mit den Britischen Inseln, stand. Unter solchen Verhältnissen ist es natür
lich, dass ein Import von Metallen schon beim Anfang der Bronzezeit vom Westen nach dem
Norden stattgefunden hat. Kupfer- wie Zinnerze kommen bekanntlich auf den Britischen Inseln
vor, und Funde von Steinhämmern in dortigen Kupfergruben beweisen , dass diese schon sehr
früh geöffnet waren 3). Irland war in alten Zeiten eines der goldreichsten Länder Europas 4).
Das Museum zu Dublin ist wunderbar reich an irländischen Goldsachen aus der Bronzezeit.
Das nordische Gebiet stand aber nicht nur auf dem Seewege und längs der Nordseeküste
in Verbindung mit dem westlichen Europa, sondern auch auf dem Landwege über das heutige
West - Deutschland 5). So hatte das Elbe -Saale -Gebiet über Land Verkehr mit dem Westen.
Dr. Olshausen hat auf einige Funde aufmerksam gemacht, welche einen alten Handelsweg von
der Saale nach Westfalen höchst wahrscheinlich machen. Einer von diesen Funden ist der von
Wünnenberg bei Büren, südlich von Paderborn. Hier fand man, wahrscheinlich in einem
Grabe, eine bronzene Axt mit Seitenrändern, einen Bronzedolch, eine kleine Spirale aus doppeltem
der Saale (Jena 1891). — Much, Kupferzeit, S. 138. — W. Radimsky und M. Hoernes, Die neoli-
t bisc he Station von Butmir bei Sarajevo in Bosnien (Wien 1895), Taf. V bis VII. — W. M. Flin -
dera Petrie und J. E. Quibell, Naqada and Bailas (London 1896), Taf. XXIX, XXX und XXXIII.
') Funde von Gallemose, Selschausdal und Store Heddinge in Dänemark, Pile und Skifvarp in Schonen
(Nr. 50, 54, 57, 58 und 62); vgl. Fig. 212, 213 und 294. — Dolche mit breiter, flacher, bronzener Klinge kommen
sowohl im westlichen Europa (Spanien, Frankreich, England), wie im Norden vor. Weil aber ähnliche Dolch
klingen auch im südlichen Europa (Italien und Griechenland) allgemein sind, ist es ebenso wahrscheinlich, dass
dieser Typus vom Süden wie vom Westen nach dem nordischen Gebiet gekommen ist. Dass solche Dolche mit
Bronzegriff wie Fig. 133 aus Italien stammen, haben wir schon gesehen; unten werden wir dies näher kennen
lernen.
') Funde von Grevinge auf Seeland und Skovshöierup auf Fünen (Fig. 202 und 203).
3) Evans, Stone Implements, 2. Aufl. (London 1897), S. 233, 234. — Boyd-Dawkins, Early Man
in Britain (London 1880), S. 400. — Wilde, Catalogue of the Antiquities in the Museum of the
R. Irish Academy, I (Dublin 1857), S. 85, 86. — Es ist indessen möglich, dass einige von diesen Hämmern
aus späterer Zeit stammen.
4) Wilde, a. a. 0., I, S. 354, II (Gold), S. 4. — F. Wibel, Die Cultur der Bronzezeit Nord- und
Mittel-Europas, im 26. Bericht der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für die
Sammlung und Erhaltung vaterl. Alterth. (Kiel 1865), S. 69; im Jahre 1796 soll das in Irland in
zwei Monaten erworbene Waschgold den Werth von 10 000 Pfd. Sterl. erreicht haben. — ,Ich habe nie be
hauptet, dass alles im nordischen Gebiet während des Bronzealters verwendete Gold aus Irland stammen sollte,
nur dass ein Theil des nach dem Norden importirten Goldes aus Irland kam. Archiv f. Anthrop., Bd. XIX,
S. 10; vergl. Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1890, S. 281.
s) Dagegen kann man nicht mit Worsaae (Die Vorgeschichte des Nordens nach gleichzeitigen
Denkmälern; übers. von J. Mestorf, Hamburg 1878, S. 54) sagen, dass „die Cultur der Bronzezeit und ihre
Repräsentanten nach stetem Vorrücken aus dem südwestlichen Deutschland, über Hannover und Mecklenburg
die südlichen Grenzen des skandinavischen Nordens überschritten hatten". — Die alte Verbindung zwischen
dem nordwestlichen Deutschland und West-Europa wird übrigens schon durch die grossen Steinkisten mit einem
Loch in der einen Giebelwand bezeugt. Solche Gräber kommen nämlich in Nord-Frankreich, Belgien, Thüringen
und Hessen vor. Montelius, Orienten och Europa, S. 199 —, 209.
92 Oscar Montelius,
Golddraht mit Noppen (ein Draht etwas kürzer als der andere) und einen kleinen „Schleif
stein" i). Wenn man diesen Fund mit denjenigen von Röderberg, Kuhdamm und Leubingen
(Nr. 72 bis 74) zusammenstellt, findet man, dass sie auf einer Linie von der Saale nach West
falen liegen. Alle enthalten sie Spiralringe von Typen, die nicht vom Süden oder vom Süd
westen gekommen sein können, weil diese Typen dort fehlen, sondern vom Südosten, wo sie
allgemein sind. Der angedeutete Handelsweg diente ohne Zweifel auch dem Salzvertrieb, wovon
ich oben gesprochen habe2).
*
Gold, Kupfer und Zinn kommen ebenfalls in Mittel-Europa vor. In den jetzigen österreichisch
ungarischen Ländern giebt es viel Kupfer- und Zinnerz. Siebenbürgen ist auch ein für seine
Goldgruben früh berühmtes Land. Wie goldreich diese Gegend schon in der Bronzezeit war,
wird am besten dadurch bewiesen, dass man bei Czofalva in Siebenbürgen im Jahre 1840 neun
massive Goldäxte einer für die Bronzezeit charakteristischen Form nebst mehreren anderen
Goldsachen entdeckte 3).
Interessante Funde lehren uns, dass einige österreichische Kupfergruben so früh als in der
Kupferzeit bearbeitet wurden. Die am besten bekannte von diesen Gruben ist die auf der
Mitterberger-Alp bei Bischofshofen im Salzburgischen4).
Dass in der Zeit, die uns hier beschäftigt, wirklich Kupfer aus diesen Ländern nach dem
Norden importirt worden ist, geht schon daraus hervor, dass mehrere der oben mitgetheilten
Analysen von nordischen Kupfer- und Bronzesachen einen beträchtlichen Gehalt an Nickel auf
weisen, einem Metall, welches ebenso häufig und in gleicher Menge in dem Kupfer der öster
reichisch-ungarischen Länder und der umliegenden Gebiete vorkommt. Im Kupfer der Britischen
Inseln kommt Nickel dagegen weder ebenso oft noch in gleicher Menge vor 5).
Wir haben indessen auch zahlreiche andere Beweise, dass die genannten Metalle in den
fraglichen Zeiten aus jenen central -europäischen Ländern den grossen Flusswegen entlang nach
dem Norden importirt wurden. Aus den Donauländern kamen sie ins Elbegebiet und in die
anderen Gebiete der norddeutschen Flüsse herüber und gingen so weiter nach dem Norden.
Diese Beweise erhalten wir durch solche im nordischen Gebiete gefundenen Gegenstände,
welche fremder Formen sind, und welche wir nach Mittel-Europa und speciell nach den Donau-
ländern verfolgen können. Die Metalle wurden theils als Barren, theils als Artefacte — Werk
zeuge, Waffen, Schmucksachen u. s. w. — hierher importirt. Von den Artefacten wurden viele,
wahrscheinlich die meisten, im Norden umgearbeitet, aber mehrere sind unverändert geblieben
und erzählen uns, woher sie gekommen sind.
Solehe Beweise für eine lebhafte Verbindung und einen grossen Import aus dem Süden
während der Kupferzeit und der 1. Periode der Bronzezeiti) sind:
1. Einige in Dänemark und Süd -Schweden gefundene flache Kupferäxte (Fig. 4 und 9)
sind von der charakteristischen Form, die wir in Ungarn wiederfinden (Fig. 250): oben rechtlinig
und rechtwinklig, mit parallelen Seiten, welche einen deutlichen Winkel mit der erweiterten
Schneide bilden 2).
2. Die Aehnlichkeit zwischen den nordischen Steinäxten mit einem kleinen Loch oben
(Fig. 15 und 16) und den in Ungarn gefundenen Kupferäxten mit solchem Loch (Fig. 14)
spricht auch für eine Verbindung der nordischen Völker mit diesen Ländern in der Kupferzeit.
Kupferäxte mit solchem kleinen Loch sind zwar noch nicht im Norden gefunden worden; sie
waren aber wahrscheinlich nicht unbekannt hier.
Fig. 252.
') Von den glockenförmigen Bechern, wie Fig. 244 und 246, Labe ich schon gesprochen. — Während der
folgenden Perioden der Bronzezeit dauerten diese Verbindungen zwischen deni Norden und dem Süden fort, wie
zahlreiche Funde bezeugen.
*) Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn, S. 50 und 53.
*) Schweden: Smäland (Fig. 224). — Westpreussen : Carthaus, in einem „Steinkistengrabe" (Fuud
Nr. 70, oben). — Posen: Skarbienice , in einem „Steinkistengrabe" (siehe Nachträge, unten). — Schlesien:
Piltsch, vier Aexte dieser Form in einem Depotfunde (Nr. 14).
') Mittheilungen d. Anthrop. Oes. in Wien, Bd. XX (1890), S. 134, Fig. 91.
*) J. Hampel, Alterthümer der Bronzezeit in Ungarn (Budapest 1887), Taf. VI, Fig. 10 und 11.
") Eine Axt derselben Form wie Fig. 92, ohne Linien (Fig. 297), ist im alten Limmatbette (Letten bei
Wipkingen) gefunden worden. B. Ulrich, Catalog der Sammlungen der Antiquar. Ges. in Zürich, I
(Zürich 1890), S. 112, Nr. 2262. — Eine andere Axt mit nicht so ausgeschweifter Schneide, aber mit einerGruppe
von parallelen, vertieften Linien in der Nähe der Schneide und mit zwei Reihen Goldstiften längs derMitte wurde
im Jahre 1829 „am Benzenbühl beim Dörfchen Buchholz, Kirchgemeinde Thun" beim Abtragen eines Hügels
gefunden. In einem 10 Fuss langen und 5 Fuss breiten Grabe, „das in der Richtung von Ost nach West aus
unbehauenen Steinen ohne Mörtelverbindung errichtet und mit flachen Steinen bedeckt war", befanden sich
#
94 Oscar Montelius,
wie Fig. 120 kommen im westlichen Theile des nordischen Gebietes, in der Schweiz und in
Frankreich ') vor.
4. Einige in Süd-Schweden gefundene Bronzeäxte mit Seitenrändern und fast kreisförmiger
Schneide (Fig. 164 und 165) sind aus Böhmen gekommen (Fig. 275).
5. In Cujavien, wie in anderen Theilen der heutigen deutschen und westrussischen Länder
sind Kupferäxte mit Schaftloch gefunden worden (Fig. 18), welche ungarische Typen zeigen
(vergl. Fig. 19).
6. Die in Schonen gefundene Kupferaxt Fig. 22 und die schwedischen Steinäxte mit
Schaftloch wie Fig. 24 und 25 sind, wie wir schon gesehen haben, von einem Typus, welcher
in den österreichisch-ungarischen Ländern, wie im nordöstlichen Deutschland (Fig. 23 und 252 2)
zu Hause ist. In den letztgenannten Gegenden sind ähnliche Aexte aus Stein und aus Kupfer oft
gefunden worden 3). Steinäxte von sehr nahe stehenden Formen kommen auch in der Schweiz 3)
und in Italien 4) vor.
7. Bronzeäxte mit Schaftloch wie Fig. 59 sind im Norden zahlreich; mehrere sind verziert
wie Fig. 228, andere sind glatt. Ganz ähnliche Aexte, alle ohne Verzierung, kommen in Ungarn
vor (Fig. 253 5); sie sind aus Kupfer oder zinnarmer Bronze.
8. Ein in Pommern gefundener Dolch, oder Kurzschwert, aus Bronze (Fig. 278) zeigt sehr
grosse Aehnlichkeit mit einem bronzenen Kurzschwert aus Tirol (Fig. 277). Beide haben Nieten
mit Köpfen aus besonderen Stücken. — Solche Nieten („Ringnieten") sind im Norden ebenso
wohl als in Mittel-Europa während der 1. Periode nicht selten 6).
„die Gebeine eines männlichen Körpers" , die genannte Axt und einige andere Bronzegegenstände. — Museum
zu Bern. Ferd. Keller, Alt-helvetische Waffen und Geräthschaften aus der Sammlung des
Herrn Alt-Landammann Lohner in Thun, in den Mittheil. d. Antiquar. Ges. in Zürich, Bd. II,
Heft 7, S. 21, Taf. III, Fig. 3. — Mortillet, Musee pre historique, Fig. 747.
') Schweiz: Keller, Alt-helvetische Waffen und Geräthschaften, Taf. III, Fig. 4. — Vergl.
Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde 1894, Taf. XXV, S. 359 (im Rhonebett in Genf). —
Frankreich: Mortillet, Musee prehistoriq ue, Fig. 746. — In Frankreich kommt auch eine verwandte Form
vor, mit breiterem üntertheil. Museum zu St. Germain.
*) Das Original der Fig. 252 ist in der Nähe von Nimptsch in Schlesien gefunden. — Museum zu
Breslau.
") Siehe oben bei Fig. 22 und 23. — In Böhmen ist eine solche Axt aus Stein gefunden worden. Museum
zu Lyon. E. Chantre, Recherches anthropologiques dans le Caucase, I (Paris 1885), S. 49, Fig. 5.
4) Colini, in dem Bullettino di Paletnologia italiana, Jahrg. XXII (Parma 1896), Taf. I, Fig. 1
und 2, S. 2.
5) Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn, S. 58 und 61.
") Einige Beispiele sind oben schon angeführt worden. Hier gebe ich eine etwas mehr vollständige Liste.
Schweden: Södermanland (Fig. 230). — Ostgothland (Fig. 198). — Schonen (Fig. 199, Gefäss).
Dänemark: Bornholm (Fund Nr. 100).
Nord-Deutschland : Holstein (Fig. 185, Fund Nr. 81, 84, 85, 86, 88, 91 bis 94). — Mecklenburg (Dolch, bei
Grese gef. und abgeb. Friderico-Francisceum, Taf. VIII, Fig. I; Schwert, 62 cm lang, bei Woosten
gef., im Museum zu Schwerin). — Pommern (Fig. 278). — Braunschweig (Dolch, bei Beverstedt gef.,
Museum zu Braunschweig). — Provinz Sachsen (Schwertstäbe von Gross Schwechten , Fig. 112, 114,
116; Dolch von Siebenhügel bei Sachsenburg, Kreis Eckartsberge, Museum zu Halle).
Böhmen: Richly, a. a. O., Taf. LH, Fig. 7.
Mähren: Fig. 319.
Ungarn: Hampel, A bronzkor emlekei magyarhouban, Taf. CXCIV und COXXIII.
Tirol: Fig. 277.
Italien: Remedello, Provinz Brescia (Kupferdolch); Bullettino di Paletnologia italiana, Jahr
gang XXIV, 1898, Taf. IX, Fig. 5, S 41.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 95
9. Ein Schwertstab mit dem Vordertheile des Schaftes von Bronze ist in Ungarn gefunden
worden (Fig. 251 ganz ähnliche kommen in Nord-Deutschland und Süd-Schweden vor (Fig. 70,
71 und 215).
10. Die im Norden gefundenen Spiralfingerringe aus einfachem oder doppeltem Golddraht,
welche der 1. Periode angehören2), sind aus den ungarisch-siebenbürgischen Gegenden importirt
worden, weil ganz ähnliche Spiralringe dort und auf dem Wege zwischen diesen Gegenden
und dem nordischen Gebiet zahlreich sind 3).
11. Spiralarmringe aus Bronze, wie Fig. 76, sind in den österreichisch-ungarischen Ländern
zahlreich (Fig. 255 *).
12. Bronzene Armbänder wie Fig. 77 und 87, welche nur aus dem östlichen Theile des
nordischen Gebietes bekannt sind5), kommen in Böhmen vor6). In 'Bosnien wurden auch vier
') Hampel, Neueste Studien über die Kupferzeit, in der Zeitschrift für Ethnologie,
28. Jahrg. (1896), S. 76, Fig. 40.
*) Mehrere von diesen Spiralringen (Fingerringen und Armringen) haben „Noppen" oder „Schleifen", wie
Fig. 129, 161, 179 und 186. Von solchen „Noppenringen" sagt Olshausen (Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886,
S. 48:4): „Es sind deren keine bekannt aus Italien, Frankreich, der Schweiz, dem ganzen westlichen Deutsch
land vom Süden bis an die Elbe; wir trafen den ersten bei Augsburg, weitere in den österreichisch-ungarischen
Ländern, in den Provinzen Sachsen, Brandenburg, Pommern (;), West- und Ostpreussen, theilweise zusammen mit
Ringen ohne Noppen; andere in Dänemark und endlich in Schweden, aber nur in Schonen, also nur im süd
lichsten Theile des Landes. Wenn jedoch die Häufigkeit de* Vorkommens im Vergleich zu dem der
Spiralen aus Doppeldraht in Betracht gezogen wird, so muss man eigentlich dieses Gebiet noch mehr ein
schränken; denn aus Jütland , den dänischen Inseln, Schonen, Pommern und Brandenburg kennen wir nur je
ein Stück; ferner aus Mecklenburg nur einen Fund, den Hinrichshagener mit vier Exemplaren. Wir haben
es hier also mit den fernsten Ausläufern zu thun , während die eigentliche Heimath dieser Ringe wo anders
gesucht werden muss; jene vereinzelten Exemplare werden jedenfalls eingeführt sein." — Vergl. dieselben
Verhandl. 1887, S. 606; 1890, S. 281 (die Heimath der Noppenringe „scheint Oesterreich-Ungarn zu sein") und
282 („nach alle dem müssen wir annehmen, dass jedenfalls der Hauptstrom der Goldspiralen [aus Doppeldraht
ohne Noppen] nach der eimbrischen Halbinsel das Elbethal hinab ging, namentlich auf dem rechten Ufer,
wahrscheinlich aus den österreichisch - ungarischen Ländern sich ergiessend , wo diese und die Noppenringe eine
so grosse Rolle spielen").
3) Hampel, Alterthümer der Bronzezeit in Ungarn, Taf. XLVII, Fig. 8. — Olshausen, Spiral-
ringe, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886, S. 433 folg., und Der alte Bernsteinhandel,
ebenda 1890, S. 270.
") Böhmen: Richly, a. a. O., Taf. XXVIII, XLIX (mit liegendem Hocker). — Oesterreich: Much,
Die Kupferzeit in Europa, S. 28, Fig. 30 (Stollhof; aus reinem Kupfer. Unsere Fig. 255). — Ungarn:
Hampel, a. a. O., Taf. XXXVI, XCVI, CX1I, CXVI u. s. w. (die meisten wenigstens von diesen ungarischen
Spiralen sind etwas später als die jetzt fragliche Zeit). — Solche Spiralringe wie Fig. 128 kommen auch in
Ungarn vor. Hampel, a. a. O., Taf. XLIV, XLV.
5) In dem nordischen Gebiete kenne ich folgende Armbänder dieser Form aus der 1. Periode der Bronze
zeit: Schweden: Pile (Fund Nr. 58). — Mecklenburg: Stubbendorf (3 Stück), Neu Bauhof (4 Stück), Pustohl
(Fund Nr. 41, 43 und 46). — Brandenburg (nordöstlicher Theil): Lunow (Fund Nr. 34). — Posen: Orchowo
(Fund Nr. 3, Note), Granowko (Bruchstücke von 2 Stücken; Museum zu Poseu). — Schlesien: Glogau (2 Stück;
Fund Nr. 9).
") Riehl}', a. a. O., Taf. XLIX, Fig. 21, Sp. 178 und 195 (zwei offene Armbänder mit einem liegenden
Hocker, bei Lovosic). — Pamätky archaeologicke a mistopisne, Bd. XIII (Prag 1885), Taf. II, Fig. 22
(derselbe Fund); Bd. XV, Taf. XIX, Fig. 15 (zwei Armbänder, welche einen geschlossenen Cylinder bilden;
Grabfund); Bd. XVIII, Taf. VI, Fig. 14 (zwei offene Armbänder; Grabfund). — Depotfund von Oberklee:
zwei offene Armbänder, nebst ungefähr 40 Halsringen = Fig. 94 und mehr als 30 Aexte mit niedrigen Seiten
rändern und einem Spiralarmring, alles aus Bronze, in eine Thonschüssel gelegt (kaiserlich -königliches Hof-
museum zu Wien; vergl. Richly, a. a. O., Taf. XXXIV). — Das Original der Fig. 254 ist bei Velis gefunden;
der Cylinder ist geschlossen (Museum zu Prag; nach einer Photographie, die Herr Dr. Pic gütigst mir ge
sandt hat).
13
96 Oscar Montelius,
solche Armbänder gefunden (Fig. 256 l). — Aus Mittel -Europa kennt man spätere Armbänder
einer verwandten Form: schmäler, gewöhnlich mit sich verjüngenden, oft abgerundeten Enden,
welche nicht selten nach aussen aufgerollt sind; bei einigen gehen die Enden in je zwei Spiralen aus 2).
Fig. 254.
Bronze. Böhmen. %.
Fig. 258. Fig. 261.
Fig. 257 bis 259. Bronze. Böhmen. Bronze. Schweiz, ca. '/,.
') Hoernes, Grabhügelfunde von Glasinac, in eleu Mittheil. d. Anthrop. Ges. in Wien, Bd. XIX
(Wien 1889), S. 144, Fig. 197.
") Böhmen: Richly, a. a. 0., Taf. XLVII, Fig. 5, und Taf. XLIX, Fig. 8. — Pamätky, Bd. XV,
Taf. XX, Fig. 18, Bd. XVI, Taf. XXX, Bd. XVII, Taf. I, Bd. XVIII, Taf. I.
Ungarn: Hampel, a. a. 0., Taf. LXXXVII, Fig. 6.
Nieder-Oesterreich: Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern (München 1894), S. 181 (Drasenhofen ;
„zwei vierfach horizontal-gerippte Armbänder").
Süd -Deutschland: Naue, a. a. 0., S. 179 folg., Taf. XXXIII und XXXIV. — Derselbe, Prä
historische Blätter, VII. Jahrg. (1895), Taf. VII, Fig. 3, S. 53 (in der Oberpfalz und Mittelfranken
sind die Armbänder breiter als in Oberbayern).
Süd-Frankreich: E. Chantre, Etudes paleoethnologiques dans le bassin du Rhöne, Age du
bronze (Paris 1875 bis 1876), Bd. T, S. 168, Taf. XXIV, Fig. 3 (Depotfund von Eealon, Dep.
Hautes- Alpes ; schmal, spät), Taf. XLIX, Fig. 6 (Depotfund von Larnaud, Dep. Jura; spät), Taf. LXI,
Fig. 4 (sehr schmal).
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 97,
Dass ähnliche Armbänder im Norden während der 2. Periode des Bronzealteis im Gebrauch
waren, haben wir oben gesehen
13. Starke, offene Ringe wie Fig. 130, 160, 219 und 221, aus einer runden oder viel
eckigen Stange, kommen in Böhmen und Ungarn vor2); sie sind gewöhnlich glatt. Reich ver
zierte Ringe derselben Form gehören einer späteren Zeit an.
14. Hals'ringe mit ösenförmigen Enden, wie Fig. 94, sind in Böhmen, Mähren und
Ungarn (Fig. 260) allgemein3). Mehrere stammen aus den ältesten Zeiten des Bronzealters;
andere sind jünger. — Ringe derselben Form, wovon die meisten der ältesten Bronzezeit an
gehören, kommen auch in Süd-Deutschland, Tirol und anderen österreichischen Ländern, wie in
Italien (Fig. 300) vor4). Aus dem Kaukasus sind ebenfalls solche Ringe bekannt5). — Alle
jetzt genannten Halsringe sind glatt. Tordirte Halsringe mit solchen ösenförmigen Enden
stammen aus späteren Zeiten c).
15. „Säbelnadeln", wie Fig. 178, — unten gebogen,' oben mit rundem, plattem Kopf und
einer kleinen Oese7), — kommen im nordischen Gebiet und in Böhmen vor. Einige in Nord-
Schweiz: Keller, Pfahlbauten, 7. Bericht, Taf. XXII, Fig. 10, S. 36 (Steinkisteng rab bei Auvernier)
und S. 39, Note 8 (Grabhügel der „Favargettes", im Val de Ruz). — J. Heierli, Der Pfahlbau
Wollishofen (bei Zürich), in den Mittheil. d. Antiqu. Ges. in Zürich, Bd. XXII (Zürich 1886),
Taf. IV, Fig. 23. — Derselbe, Die Chronologie in der Urgeschichte der Schweiz (Fest
gabe auf die Eröffnung des Schweizerischen Landes-Museums in Zürich am 25. Juni
1898. Zürich 1898), Taf. II, Fig. 11 (eine andere Zeichnung desselben Armbandes; mit aufgerollten
Enden). — Gross, Les Protohelvetes, Taf. XVI, Fig. 17 (schmal, mit aufgerollten Enden) und
Fig. 30.
Nord-Italien: Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 8, Fig. 13 (sehr schmal; Pfahl
bau bei Peschiera), Taf. 29, Fig. 5 und 6 (mit aufgerollten Enden; Depotfund von Capriano).
Aus dem Kaukasus kennt man auch solche Armbänder. Virchow, in den Verhandl. d. Berl.
Anthropol. Ges. 1890, S. 424, Fig. 11 und 12.
') Vergl. die zwei bei Merseburg ausgegrabenen goldenen Armbänder, Fig. 106, welche dem Ende der
1. Periode angehören. Sie sind wahrscheinlich aus dem Süden importirt.
*) Böhmen: Richly, a. a. O., Taf. (II), XXXV, XLH, XLIX. — Pamätky, Bd. XVI, Taf. XXXIX bis
XLI. — Ungarn: Hampel, a. a. O., Taf. CXVI.
•) Böhmen: Richly1, a. a. O., Taf. V, VIII, XXIII, XXXIV bis XXXVII. — Mähren: Depotfund von
Göding: ungef. 150 Baisringe dieser Form; keine andere Bronzen (kaiserl. königl. Hofmuseum zu Wien). —
Ungarn: Hampel, a. a. O., Taf. CXVI. — Derselbe, A bronzkor emlékei magyarhouban (Budapest
1892 und 1896), Taf. CXXXI, CLXIII, CLXXXVIII, CCIX, CCXII, CCXXII. — Ein grosser Fund von mehr als
1000 Ringen, welche doch etwas abweichend sind (die Stange ist nicht rund und die Oesen sind hakenförmig),
wurde in der Nähe von Ungarisch - Altenburg gemacht; Hampel, Neuere Studien über die Kupferzeit,
in der Zeitschrift für Ethnologie, Jahrg. 1896, S. 79, Fig. 45.
4) Süd-Deutschland: Riedl, Bez.-Amt Passau (13 Halsringe = Fig. 94, 2 Spiralarmringe und 2 Aexte
mit niedrigen Seitenrändern, alles aus Bronze; Mus. f. Völkerkunde zu Berlin, II, 217 bis 220). —
Vachendorf bei Bergen , unweit München (ungef. 80 starke Halsringe = Fig. 94 ; die prähistorische
Sammlung des Staates zu München).
Oesterreich: Depotfund von Ried in Tirol, mit dem Kurzschwert Fig. 277 und anderen Sachen, siehe
unten; Naue, Prähistorische Blätter, IV. Jahrg., Taf. IV, Fig. 3, S. 20. — Zollfeld in Steiermark;
Chantre, Le Caucase, Bd. II, S. 57, Fig. 31.
Italien: In der Nähe von Lodi (Depotfund: 6 Halsringe, Fig. 300, und 16 Aexte mit niedrigen Seiten
rändern); Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 27, Fig. 5.
5) Chantre, Le Caucase, Bd. II, Taf. XIV.
") z. B. Photograph. Album d. Ausstellung zu Berlin 1880, II, Taf. 20 (5. Periode der Bronzezeit),
III, Taf. 4 und 5.
7) Nur dieser Typus wird hier und unten als „Säbelnadel" bezeichnet, nicht andere Formen, etwa wie
die in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886, S. 83 abgebildete.
13*
98 Oscar Montelius,
Deutschland gefundene, sind aus Goldi), andere aus Bronze3). In Böhmen und Mähren sind
bronzene Nadeln dieser Form zahlreich (Fig. 257); sie liegen in Gräbern aus der ältesten
Bronzezeit 3). — In skandinavischen Gräbern aus der jüngsten Steinzeit findet man Bein
nadeln, welche einen ähnlichen Kopf mit Oese haben (Fig. 285); dass sie mit den metallenen
„Säbelnadeln" in Verbindung zu setzen sind, werden wir unten finden. Andere haben einen
runden, oben platten, durchbohrten Kopf und gebogene Spitze (Fig. 286 und 287).
16. „Schleifennadeln", wie Fig. 177, kommen im nordischen Gebiet und in Böhmen vor
(Fig. 258+).
17. Bronzenadeln mit grossem, rundem, durchbohrtem Kopf kommen ebenfalls im nordi
schen Gebiet (Fig. 131, 144 und 187) und in Böhmen (Fig. 259) vor; einige sind, wie Fig. 144
und 259, gewunden 5).
Fast sämmtliche dieser Typen fehlen im westlichen Europa, kommen aber im
östlichen Mittelmeergebiet vor, wie wir unten näher sehen werden.
Alle oben besprochenen Verhältnisse beweisen, dass der Norden viel Kupfer, Bronze und
Gold auf dem südlichen Wege erhalten hat. Ob diese Metalle aber zuerst auf dem einen oder
dem anderen Wege hierher gekommen sind, vermögen wir wohl nicht zu entscheiden. Nur so
viel können wir sagen, dass die skandinavischen Völker die Metalle auf beiden Wegen erhielten,
dass aber der südliche Weg für unsere Länder während des ältesten Bronzealters viel wichtiger
als der westliche war, wie die Typen und die Analysen, besonders durch den starken Nickel
gehalt, es beweisen. Der Import von Kupfer, Bronze und Gold aus dem Süden ist auch während
des ganzen Bronzealters von grösserer Bedeutung für den Norden gewesen als der Import aus
dem Westen.
Der westliche Weg, welcher der älteste und während des Steinalters der wichtigste war,
hatte vor dem Anfang des Bronzealters seine Bedeutung für die skandinavischen Länder zum
grössten Theil eingebüsst, weil der kürzere Weg über den Continent schon damals geöffnet
worden war.
Obwohl aber der „westliche" Weg am Ende des Steinalters nicht mehr seine alte Be
deutung für Skandinavien hatte, so war er noch für die Britischen Inseln ausserordentlich wichtig.
') Zwei im Funde von Leubingen (Nr. 74), eine grosse aus der Nähe von Magdeburg (Museum für
Völkerkunde zu Berlin, II, 5937); abgebildet in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1898, S. 217, Fig. 4.
*) In den Hügelgräbern von Thierschneck bei Camburg in Sachsen -Meiningen, welche der allerältesten
Bronzezeit angehören, fand man Bronzenadeln dieser Art. Olshausen, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop.
Oes. 1886, S. 488.
°) Richly, a. a. 0., Taf. L, Fig. 5, 16, 22 (Flachgräber mit liegenden Hockern). — Pamätky,
Bd. XII, Taf. XIV; Bd. XIII, Taf. II; Bd. XV, Taf. XVIII bis XX; Bd. XVI, Taf. XXVI, XXVIII, XXXIX
bis XLI; Bd. XVII, Taf. XXVIII; Bd. XVIII, Taf. VII. — Mittheil. d. Anthropol.-Ges. in Wien, Bd. IX
(Wien 1880), Taf. II, Fig. 7 (Mähren).
4) Richly, a. a. 0., Taf. XXVIII, Fig. 3 (Depotfund von Plavnice aus dem Ende der 1. Periode: zwei
solche Nadeln , eine andere Nadel , vier Aexte mit Seitenrändern , ein Meissel , eine Spirale , alles aus Bronze),
Taf. L, Fig. 7 und 9 (Hügelgräber). — Pamatky, Bd. XV, Taf. XXffl, Fig. 12 und 13; Bd. XVI, Taf. XXVI,
Fig. 14, Taf. XXXIX, Fig. 1, Taf. XL, Fig. 30. — Mittheil. d. Anthropol. Ges., Bd. XIII (Wien 1883), S. 222
(Roggendorf in Niederösterreich, bei Skeletten liegender Hocker); Bd. XVI, S. 80 (Plavnice in Böhmen). — Much,
Die Kupferzeit in Europa, S. 374, Fig. 112.
5) Richly, a. a. O., Taf. XLI, Fig. 4 und 5 (Depotfund von Gross Vosov aus dem Ende der 1. Periode:
zwei Nadeln, zwei Armringe aus doppeltem Draht, fünf Aexte mit Seitenrändern, eine Lanzenspitze, alles aus
Bronze. Die eine Nadel ist unsere Fig. 259).
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 99
Auf diesem Wege suchte der orientalische Handel das Zinn Britanniens und das Gold Irlands,
wie man auf dem „südlichen" Wege die Bernsteinländer erreichte.
Die Kenntniss des Kupfers und der Bronze kam offenbar früher nach den Britischen Inseln
als nach Skandinavien, weil in jenen uralten Zeiten auf dem westlichen Wege eine verhältniss-
mässig leichtere Verbindung des Orients mit Britannien stattfand, als dies der Fall mit Skandi
navien auf dem südlichen Wege war.
Einige Typen, welche der Kupferzeit und der Bronzezeit angehören, sind aus dem östlichen
Mittelmeergebiete auf beiden Wegen nach Europa gekommen. Als Beispiele kann ich unter
anderen solche Becher wie Fig. 236 bis 246, Aexte mit zwei über Kreuz stehenden Schneiden,
wie Fig. 262 bis 264, Schwertstäbe (ohne Bronzeschaft) und bronzene Speerspitzen mit einem
kleinen Loch an jeder Seite anführen.
In beiden Fällen müssen wir im Orient die ursprüngliche Quelle der neuen durch den Ge
brauch der Metalle bedingten Cultur suchen, weil wir a priori annehmen können, dass die
Kenntniss der ältesten Metalle eine orientalische Erfindung ist, und weil die Funde die Richtig
keit dieser Ansicht bewiesen haben.
Vom Orient drang diese Kenntniss einerseits über das Mittelmeer nach Spanien und
Frankreich, bis sie die Britischen Inseln erreichte.
Andererseits kam die Kenntniss der Metalle über die Balkan-Halbinsel und das Adriatische
Meer nach den Donauländern.
Beweise hierfür, und überhaupt für den regen Verkehr zwischen den letztgenannten Län
dern und dem Mittelmeer, haben wir in folgenden Gegenständen, welche in den österreichisch
ungarischen Ländern und in dem östlichen Mittelmeergebiet auftreten.
1. In den flachen Kupferäxten (Fig 250), — breit, oben geradlinig, fast ein Parallelogramm
bildend —, welche grosse Aehnlichkeit nicht nur mit griechischen (Fig. 13), sondern auch mit
cypriotischen , kleinasiatischcn , syrischen und ägyptischen Aexten zeigen (siehe unten J). Der
Typus ist auch in der Schweiz repräsentirt 2).
2. In den Aexten mit einem kleinen Loch oben (Fig. 14), welche wir in Griechenland,
in Klein-Asien (Troas) und auf Cypern wiederfinden (Fig. 11 bis 13).
3. In den Kupferäxten mit Schaftloch ganz oben und mit langem Schaftrohr (Fig. 19),
welche an die assyrischen Bronzeäxte erinnern (Fig. 332). — In der Schweiz ist eine Bronze
axt (Fig. 261) gefunden worden 3), welche ebenfalls grosse Aehnlichkeit mit den westasiatischen zeigt 4).
') Fig. 366 (grosser Fund aus Cypern; Nationalmuseum zu Stockholm). — The Journal of the
Anthropol. Instit., Bd. XXVII (1897), Taf. XI (Cypern, Westasien). — Mittheil. d. Anthrop. Ges. in
Wien, Sitzungsher. 1891, S. 54 (Fig. 348 unten; Syrien). — Ifonteliua, im Archiv f. Anthrop., XXI
(1892), S. 11, Fig. 3. — Flinders Petrie, Naqada and Ballas (London 1896), Taf. LXV, Fig. 6.
") Antiqua 1885, Taf. XXIV (West-Schweiz). — R. Forrer, Beiträge zur prähistor. Archäologie
1892, Taf. XXV, Fig. 4 (Chevroux).
°) Bei Parpan, unweit Chur, in Graubünden. Anzeiger für Schweiz. Alterthumskunde 1890,
S. 344, Taf. XXII, Fig. 1.
*) Dieselbe Form, mit dem Scbafüoch ganz oben, haben cypriotische und babylonische Bronzeäxte.
L. Palma di Cesnola, Cyprus (London 1877), Taf. V. — Montelius, Die Br'önzezeit im Orient und
in Griechenland, im Archiv f. Anthrop., Bd. XXI (1892), S. 13, Fig. 5 (Tel-Sifr, zwischen Euphrat und
Tigris). — Auf diesen Aexten sieht man erhabene Leisten wie auf Fig. 261. Noch grössere Aehnlichkeit zeigen
die vier Leisten einer Axt, welche aus Assyrien stammt und Fig. 340 abgebildet ist; die Form der Axt selbst
ist doch eine andere.
100 Oscar Montelius,
4. In den kupfernen Doppeläxten mit beiden Schneiden in einem Plan (Fig. 44), welche
in Griechenland und auf Cypem (Fig. 40 bis 43; vergl. Fig. 47 bis 49), wie in anderen west
asiatischen Ländern lange Zeit im Gebrauch waren l).
5. In den kupfernen Doppeläxten mit über Kreuz stehenden Schneiden (Fig. 262 2), ein
Typus, der im östlichen Mittelmeergebiete sehr verbreitet gewesen sein muss. Bei Hissarlik
hat man eine bronzene Axt dieser Form ausgegraben (Fig. 263). Auf Sardinien sind solche
Fig. 262. Fig. 263. Fig. 264. Fig. 265 a.
Kupfer. Ungarn.
Bronze. Troja.
Bronze. Sardinien.
Aexte zahlreich (Fig. 264), was durch den starken Einfluss der Völker
des östlichen Mittelmeeres zu erklären ist 3). Eiserne Aexte derselben
Form sind noch im Gebrauch; ich habe sie in Griechenland, Italien
und Nordafrika gesehen (Fig. 265).
6. In den Kupferdolchen mit langer, schmaler Angel (Fig. 266), Eisen (modern). Tunis. l/t.
welche auf Cypern zahlreich sind (Fig. 268). Der Typus ist auch in Kleinasien , wie in der
Schweiz (Fig. 267) repräsentirt 4).
7. In den breiten Dolch- (oder Schwertstab-) klingen aus Bronze, welche in Griechenland
(siehe unten -''), wie in Centraleuropa vorkommen. Solche breite Dolchklingen sind auch aus dem
i) G. Rawlinson, The five great Monarchies of the ancient Eastern World, 3. Aufl., Bd. 1
(London 1873), S. 459, mit Abbildung einer assyrischen Doppelaxt aus Koyunjik.
2) Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn, S. 65, 67 und 69.
8) Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, im Archiv f. Anthrop., XXI,
S. 20, Fig. 13 (Troja) und S. 36 (Sardinien).
4) Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, im Archiv f. Anthrop., XXI,
S. 20 (Troja). Ein breiter Bronzedolch mit solcher Angel , aus dem trojanischen Gebiete, gehort dem Antiken-
cabinet des Museums zu Kopenhagen. — Undset, Zur Kenntniss der vorrömischen Metallzeit in den
Rheinlanden, in der Westdeutschen Zeitschrift, V, S.4 (Schweiz). — Antiqua 1885, Taf. XXIV, Fig. 5;
vergl. Taf. XXIII, Fig. 10.
6) Blinkenberg, Antiquites premyceniennes, in den Memoires de la Soc. R. des Antiqu. du
Nord 1896, p. 33, Fig. 11. — Memoires de la Soc. d. Antiqu. du Nord 1873/74, S. 131, Fig. 3, und 1880,
S. 230, Fig. 9. — Aarböger f. nord. Oldkynd. 1882, S. 289, Fig. 16 und 17.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 101
Kaukasus (Fig. 341 1) ebensowohl wie aus Aegypten (Fig. 352 2) bekannt. — Es ist zu bemerken,
dass breite Dolchklingen und Schwertstäbe aus (Kupfer und) Bronze ebenfalls im westlichen
Fig. 266. Fig. 268. Fig. 269 a. Fig. 269 b. Europa, auf der Pyre-
näischen Halbinsel
in Frankreich 4) und
auf den Britischen In
seln 5) zu Hause sind.
Diese Formen sind
folglich aus dem Ori
ent und dem Mittel
meergebiet auf den
beiden Wegen, welche
ich oben als den west
lichen und den süd
lichen bezeichnet habe,
, » über Europa verbreitet
worden.
Solche Schwert
stabklingen findet man
auch in Italien6) und
Kupfer. Savignano, in der Schweiz 7).
Bronze. San Lorenzo, Nord Norditalien. ^/%.
italien, y,. 8. In den golde
nen Spiralfingerringen, welche in Kleinasien ganz ähnlich
wie in Ungarn vorkommen: mit eigenthümlichen Anschwel
lungen. Bei Hissarlik hat man solche Spiralen in den Ruinen
der zweiten trojanischen Stadt gefunden s). Ein competenter
Kenner sagt von diesen trojanischen Spiralen : „Sie haben
ganz denselben Charakter und gleichen in der Technik so vollkommen den ungarischen, dass sie
von einem und demselben Manne gefertigt sein könnten" ').
9. In den Halsringen wie Fig. 260, welcher Typus in Aegypten vorkommt (Fig. 357 2).
10. In den „Schleifennadeln", welche auf Cypern vorkommen (Fig. 368 3).
11. In den Spiralornamenten, welche auf Thongefässen eingeritzt oder gemalt sind. Anfangs
der Bronzezeit, vor dem Ende der Steinzeit sogar, kommen sie in Ungarn 4) und Bosnien 5) vor.
Sie sind orientalischen Ursprungs, wie wir bald näher sehen werden. Im Norden findet man sie
erst in der zweiten Periode der Bronzezeit.
12. In anderen Ornamenten, welche ebenfalls orientalischen Ursprungs sind 6).
13. In den pilzförmigen Röhrengefässen, welche in Böhmen, Ungarn, Kleinasien und Aegypten,
wie auf Sicilien und in Spanien vorkommen 7). Mehrere Gefässe dieser Art haben besonders
angefertigte Röhrenfüsse.
14. In runden, durchbohrten Steinen, welche als Keulenköpfe gedient haben 3).
15. In Muscheln und anderen Naturproducten, welche in mitteleuropäischen Funden aus
dieser Zeit vorkommen, aber orientalischen Ursprungs sind 9).
Alles dies beweist, dass sehr früh ein Einfluss vom östlichen Mittelmeer, incl.
Cypern ausgeübt wurde, wodurch die Völker der Balkanhalbinsel und der
Donauländer mit den Metallen bekannt wurden.
* *
*
In Norddeutschland und Skandinavien zeigt sich in der 1. Periode der Bronzezeit ausser
diesem Einfluss von Südosten auch ein Einfluss von Italien her iC). Beweise hierfür liefern beson
ders bronzene Aexte, Dolche und Schmucksachen, welche im Norden gefunden worden sind.
Die Aexte sind in dieser Beziehung sehr lehrreich.
Das typologische Studium der bronzenen Aexte zeigt einen grossen Unterschied zwischen
dem Orient und Europa. Die ganze Bronzezeit hindurch bewahrt man im Orient die einfache
flache Axt, welche eine Nachbildung der steinernen Axt ist. In Europa dagegen fängt schon
früh die interessante Entwickelung an , die wir kennen gelernt haben : erhabene Seitenränder,
Rast u. s. w. Dies ist jedoch nicht in allen europäischen Ländern der Fall, wenigstens nicht im
') Olshausen, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1886, S. 471, 472.
*) Flinders Petrie, Illahun, Kahun and Gurob (London 1891), Taf. XIII, Fig. 18,S. 12 („of copper").
3) Much, a. a. O., S. 374, Fig. 110 und 111.
*) M. Wosinsk y, Das prähistorische Schanzwerk von Lengyel, seine Erbauer und Bewohner.
(Budapest 1888 bis 1891), Fig. 8, 10 und S. 194.
6) Die neolithische Station von Butmir bei Sarajevo in Bosnien. I. von W. Radimsky und
M. Hoernes (Wien 1895), Taf. V; II. von F. Fiala und M. Hoerues (Wien 1898), Taf. VTII und IX.
6) Much, a. a. O., S. 150 bis 152. — Vergl. Fig. 247 bis 249 oben.
7) "Wosinsky, a. a. O., I, S. 27, Taf. XIII, Fig. 73; II, S. 187, 196 u. a., Taf. XLII, Fig. 331; III, S. 137,
139. — Flinders Petrie, Kahun, Gurob and Hawara, Taf. XII u. XIII (Füsse). — Derselbe, Illahun,
Kahun and Gurob, Taf. IV.
") Wosinsky, a. a. O., H, S. 88, 111. — de Morgan, a. a. O., S. 143.
') Wosinsky, a. a. O., I, S. 26, 54 und II, S. 111. — Much, a. a. 0., S. 99.
i') Schon während der Steinzeit zeigen die italienischen und skandinavischen Gefässe eine gewisse Aehn-
lichkeit in Form und Verzierung, welche vielleicht theilweise durch einen Einfluss aus dem östlichen Mittelmeer-
gebiet auf beide Länder zu erklären ist. Vergl. z. B. Bullettino di Paletnologia italiana, V, Taf. VI,
Fig. 3; Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 94, 95; Madsen, Afbildninger, Steenalderen, Taf. 45,
Fig. 18. — Notizie degli Scavi, 1884, Taf. II; Madsen, Gravhöie og Gravfund, I, Taf. X, XIV, XXI u. a.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 103
gleichen Maasse. In denjenigen Ländern, wo der orientalische Einfluss am stärksten war, findet
man nur, oder fast ausschliesslich, die flachen Aexte. In Griechenland hatte man noch am Ende
der Bronzezeit nur solche flache Aexte In Ungarn und den übrigen unteren Donauländern
sind die Flachheile zahlreich, Aexte mit erhabenen Seitenrändern dagegen sehr selten. Dasselbe
gilt auch von der Pyrenäischen Halbinsel 2).
In Italien, besonders in Mittel- und Norditalien, dagegen findet man sehr oft Aexte mit
erhabenen Seitenrändern, welche zuerst niedrig, später höher sind. Oben haben sie gewöhnlich
einen kleineren oder grösseren Ausschnitt (Fig. 269 3).
Durch den starken italienischen Einfluss, den man schon früh nördlich der Alpen consta-
tiren kann, nahm Mitteleuropa an dieser Entwickelung Theil. In Südfrankreich4), wie in der
Schweiz5), findet man einerseits Aexte von reinem italienischem Typus mit Ausschnitt, anderer
seits einheimische Nachbildungen ohne Ausschnitt. So ist es auch in Tirol und den anderen
südösterreichischen Ländern.
In Böhmen und Deutschland sind Aexte mit erhabenen Seitenrändern allgemein. Mehrere
haben oben einen Ausschnitt. Obwohl einige grosse Aehnlichkeit mit den italienischen zeigen, kann
man nicht in jedem Fall bestimmen, ob es italienisches Original oder einheimische Nachbildung
ist; andere sind zweifellos einheimische Arbeiten. Die meisten, welche ebenfalls in Böhmen oder
Deutschland gegossen sind, zeigen doch andere Formen und haben keinen Ausschnitt oben; das
obere Ende ist oft stumpfwinkelig wie Fig. 109, oder bogenförmig wie Fig. 110.
In Dänemark und Schweden sind Aexte mit Ausschnitt, wie die italienischen, sehr selten
(Fig. 163 bis 165, 206 und 211). Einige sind wahrscheinlich aus Italien importirt, andere sind in
Mitteleuropa oder im Norden zu Hause (Fig. 164, 165, 206). Die grosse Mehrzahl der Aexte
mit erhabenen Seitenrändern bilden auch hier die einheimischen, ohne Ausschnitt; das obere
Ende ist gewöhnlich geradlinig.
Oft findet man viele Aexte mit erhabenen Seitenrändern zusammen. Dies kommt in Italien,
1) Schliemann, Mykenae, Fig. 463. — Montelius, Ett fynd fran Athens Akropolis, in Mänads-
blad, 1889, S. 53, Fig. 7, 8. — Derselbe, im Archiv f. Anthrop., XXI, S. 25 und 29. — Die von Mortillet,
Musée préhistorique, Fig. 674, abgebildete Axt mit Seiteurändern, welche aus Athen stammen soll, ist ohne
Zweifel nicht in Griechenland gefunden.
2) In Spanien und Portugal kommen Flachbeile häufig vor; Aexte mit Seitenrändern sind aber selten.
E. Cartailhac, Les äges prehistoriques de l'Espagne et du Portugal (Paris 1886), Fig. 323, S. 329
(von den Aexten heisst es: „Fort rarement elles ont de trea legers rebords"). — Siret, a. a. O., Taf. 29. — Die
Bronzeäxte mit Rast, welche man auf der Pyrenäischen Halbinsel findet, scheinen Nachbildungen der französi
schen zu sein, weil die Zwischenformen nicht südlich von den Pyrenäen zu Hause sind.
a) Montelius, La civilisation primitive eu Italie, Taf. 27 u. a. — Derselbe, Typologien eller
utvecklingsläran, tillämpad pä det menskliga arbetet, in Svenska Fornminnesföreningens
tidskrift, Bd. 10 (Stockholm 1899), S. 239.
4) Chantre, Age du bronze, Taf. II bis V. — In Nordfrankreich und auf den Britischen Inseln sind
Aexte mit Ausschnitt ausserordentlich selten.
5) Mit Ausschnitt: Gross, Deux stations lacustres, Moerigen & Auvernier, Epoque du bronze
(Neuveville 1878), Taf. I, Fig. 1 bis 4, 6 bis 8. — Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde,
Jahrg. 1870, Taf. XIV, Fig. 3, Taf. XV, Fig. 1; Jahrg. 1892, Taf. 1 u. 2, Fig. 80. — Fr. Troyon, Habitations
lacustres des temps anciens et modernes (Lausanne 1860), Taf. 10, Fig. 17. — Antiqua, Jahrg. 1883,
Taf. VI, Fig. 42. — Catalog der Sammlungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, I. Theil,
Vorrömische Abtheilung, Nr. 1186 (und andere im Züricher Museum). — Aexte mit Seitenrändern, aber
ohne Ausschnitt, sind in der Schweiz allgemein. Siehe z. B. Antiqua, Jahrg. 1882/83, Taf. IX, Fig. 107
(60 Stück zusammen gefunden bei Salez, Canton St. Gallen); Jahrg. 1885, Taf. XX, Fig. 5, Taf. XXI, Fig. 1 u. 4.
14
104 Oscar Montelius,
wie nördlich der Alpen vor. Wie wir sahen, ist man geneigt anzunehmen, dass solche in Deutsch
land gemachten Funde — z. B. die bei Bennewitz entdeckten 297 Aexte (Depotfund, Nr. 21) —
von Händlern herrühren sollten, welche ihre Waaren aus Italien importirt hatten. Dies kann
doch, wenigstens in den meisten Fällen, nicht richtig sein, weil die Aexte keine echt italienischen
Formen zeigen und folglich nicht italienische Arbeiten sein können.
Wenn aber die Aexte selbst nicht in Italien verfertigt und aus diesem Lande eingeführt
waren, so sind doch diese Funde, wie die einzeln gefundenen Aexte wegen der allgemeinen
Formenälmlichkeit mit den italienischen von grosser Wichtigkeit als Beweise für den starken
Einfluss, welchen Italien schon damals in den Ländern nördlich der Alpen ausübte.
* *
*
Denselben Einfluss bezeugen auch die Bronzedolche italienischer Form — entweder italie
nische Originale oder nordische Nachahmung —, welche im nordischen Gebiet gefunden worden
sind. Sie haben eine breite, „trianguläre" Klinge. Die meisten Klingen sind, wie wir schon
gesehen haben, oben mit einem grossen Dreieck von mehreren feinen Linien verziert oft sieht
man an der Basis des Griftes eine Reihe von kleinen, mit parallelen Strichen gefüllten Drei
ecken. Mehrere haben bronzene Griffe mit ovalem, gewöhnlich oben plattem Knopfe; die
schmale, für die Hand eigentlich berechnete Mitte des Griffes ist ganz, oder sehr selten theil-
weisc, aus Bronze J).
i) Eine ähnliche Verzierung zeigt auch eine ägyptische Dolchklinge; die Linien stehen jedoch nicht so
nahe an einander. Antiqua 1891, Taf. XIV, Fig. 1; vergl. Montelius, L'äge du bronze en Egypte, in
L'Anthropologie 1890, Taf. III, Fig. 17.
2) Breite, trianguläre Bronzedolche mit solchem bronzenen Griff, welche entweder in Italien gearbeitet
oder den italienischen Originalen nachgeahmt sind, kennt man schon in grosser Zahl, wie wir aus der
folgenden Liste ersehen, welche jedoch nicht vollständig ist. Mit A sind diejenigen ausserhalb Italiens gefun
denen Dohhe dieser Form bezeichnet, welche so grosse Aehnlicbkeit mit den in Italien gefundeneu haben, dass
sie als italienische Arbeiten betrachtet werden können; mit B diejenigen, welche wahrscheinlich ausserhalb
Italiens verfertigt sind.
Italien: Sicilien. Capodignano uuweit Palermo: ein Dolch. — Musée d'Artillerie de Paris. Lindenschmit,
Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. I, 11, Taf. II, Fig. 8.
Abruzzi: Um 1862 fand mau im „Camposacro" bei Loreto Aprutino: „mehr als zehn Dolche". —
Wahrscheinlich dieselben, welche im Musee d'Artillerie zu Paris (acht Dolche; Fig. 270a), im Museo di
Artigleria in Torino, im Museo preistorico zu Rom (zwei Dolche), im Museo Nazionale di Napoli und
in der Sammlung des Marchese Strozzi aufbewahrt werden. Bullettino di Paletuologia italiana,
Jahrg. II (Parma 1876), S. 50, 128; Vir, S. 22; XIV, S. 80; Lindenschmit, a. a. O., Bd. I, 11,
Taf. II, Fig. 5 bis 7. — Einige Griffe wenigstens sind über einen Lehmkern gegossen.
Abruzzi: ein Dolch. — Sammlung Evaus zu Nash Mills, unweit London.
Provinz Ascoli Piceno. Im Jahre 1888 fand man bei Castellano unweit Ripatrausone : 25 (!) Dolche,
keine anderen Gegenstände. Von diesen Dolchen haben 18 vollständige Bronzegriffe und sieben sind
wie Fig. 309. — Zwei im Museo preistorico zu Rom. Bull. Paletn. ital., Jahrg. XIV, S. 75. Fig. 309
ist nach einer Zeichnung des Herrn Dr. B. Salin ausgeführt.
Rom, im Tiber: ein Dolch. — Nationalmuseum zu Kopenhagen (Antikencabinet).
Umgegend von Rom: ein Dolch, ziemlich schmal. — Museo preistorico zu Rom.
Toscana: ein Dolch. — Sammlung Evans.
Mittelitalien: ein grosser prächtiger Dolch. — Pariser Ausstellung 1878 (Sammlung Castellani).
Umbrien. Fossombrone : ein Dolch. — Museum zu Rouen. Mortillet, Musee prehistorique,
Fig. 702.
Romagna. Im Jahre 1674 fand man bei S. Lorenzo in Nuceto , unweit Forli: fünf oder sechs
Dolche (Fig. 307), 41 Aexte mit niedrigen Seitenrändern (Fig. 2(i9a) und einen Armring, alles aus
Bronze. — Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 27, Fig. 7.
Prov. Reggio. Cade: ein Dolch (Fig. 306). — Museum zuReggio. Montelius, a. a. O , Taf. 35, Fig. 8.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 105
Prov. Parma. Im Jahre 1875 fand man bei Castione dei Marchesi : sechs Dolche. Fünf haben volle
Bronzegriffe (Fig. 308), der sechste ist in Fig. 310 abgebildet. Die Analyse von einem dieser Dolche
ergab :
Klinge Niete Griff
Kupfer 85,45 Proc. 89,73 Proc. 91,79 Proc.
Zinn 14,55 „ 10,27 „ 8,21 „
Museum zu Parma und Museo preistorico zu Rom. G. Mariotti, im Bull. Paletnol. Hai., Jahrg. II,
S. 44. Montelius, a. a. 0., Taf. 27, Fig. 9 und 10.
Prov. Parma (wahrscheinlich): ein Dolch. — Museum zu Parma. Montelius, a. a. O., Taf. 35,
Fig. 7.
Prov. Brescia. Pfahlbau im Torfmoor bei Polada: ein Dolch; nur eiu Theil des Griffes von Bronze
(Fig. 305). — Museo preistorico zu Horn. Montelius, a. a. O., Taf. 4, Fig. 16. Vergl. Hulletino
Paletnologia ital. XXIV, S. 76.
Prov. Milano. In der Unigegend von Lodi: drei Dolche. — Der eine im Museo archeologico zu
Firenze; ein anderer in der Sammlung Ancona. Bull. Paletnol. ital. XI, S. 192.
Piemont. ' Umgegend von Torino: ein Dolch. — Museum zu Lausanne (Sammlung Troyon). Bull.
Paletuol. ital. III, S. 63.
Italien. Unbekannte Fundverhältnisse : a) zwei Dolche, wahrscheinlich in Born erworben. — Anti-
quarium zu Berlin. A. Bastian und A. Voss, Die Brouzesch werter des König). Museums zu
Berlin (Berlin 1878), Taf. XII, Fig. 11 u. 12, Taf. XIII, Fig. 6. — b) ein Dolch im Museo preistorico
(früher im Museo Kircheriano) zu Bom.
Schweiz: Canton Wallis. Granges: ein Dolch (A). — Museum zu Bern (Sammlung Bonstetten). G. de Bon
stetten, Becueil d'antiquites suisses (Bern 1855), Taf. I, Fig. 8 (der Fundort wird unrichtig als
Sierre angegeben). Lindenschmit, a. a. O., Bd. I, 6, Taf. 2, Fig. 5. — J. Heierli und W. Oechsli,
Urgeschichte des Wallis, in den Mitth. d. antiq u. G eselisch, in Z ürich , Bd. XXIV, 3, Taf. V,
Fig. 6, S. 111 u. 126.
Derselbe Canton: ein Dolchgriff. — Museum zu Bern. Heierli und Oechsli, a. a. O., S. 126.
Wyl, „uuweit Basel" : ein Dolch (= Fig. 310). — Sammlung Evans.
Canton Bern. Bingoldswyl, unweit Thun: (ein oder) zwei Dolche (A). Sie wurden im Jahre 1840
nebst zwei Speerspitzen und neun Aexten mit niedrigen Seitenrändern „auf einem Felsblocke gefunden,
der so gross wie ein kleines Haus ist, keine Spur menschlicher Arbeit an sich bemerken lässt, und
einzeln da steht. Die Gegenstände lagen sämmtlich zwei Fuss tief in der Erde, womit die Oberfläche
des Felsens bedeckt ist, zerstreut, und waren allem Anschein uach daselbst vergraben worden". —
Museum zu Bern (Sammlung Lohner). Keller, Althelvetische Waffen und Geräthschaften,
in den Mitth. d. Antiqu. Gesellsch. in Zürich, Bd. II, 7, S. 22, Taf. II, Fig. 4. — Laut gefälliger
Mittheilung von Herrn Dr. v. Fellenberg in Bern steht der Fig. 4 abgebildete Dolch „unter den
Funden von Bingoldswyl, und zwar als einziger unter der Serie von Dolchen". Keller spricht jedoch
von zwei Dolchen in diesem Funde.
Derselbe Canton. Benzenbühl bei Buchholz, unweit Thun: zwei Dolche (A). Der eine wurde in
einem Grabe (Steinkiste) nebst einem Skelette und der oben besprochenen Axt mit Goldnieten
gefunden. Der andere (= Fig. 310) lag auch in einem Grabe nebst einem Skelette. Die Klingen haben
einen dünnen Ueberzug (von Blei und Zinn) gehabt. — Museum zu Bern (Sammlung Lohner). Keller,
a. a. O., S. 22, Taf. II.
Derselbe Canton. Benzenbühl: ein dritter Dolch (A) soll auch aus den Gräbern von Benzenbühl her
rühren. — Museum zu Bern (Sammlung Lohner). Keller, a. a. O., Taf. II. Gefällige Mittheilung
von Herrn Dr. v. Fellenberg. — Heierli, Die Chronologie in der Urgeschichte der Schweiz,
Taf. I, Fig. 11, hat denselben Dolch abgebildet, aber Sigriswil im Berner Oberlaude als Fundort an
gegeben, weil Benzenbühl in die politische Gemeinde Sigriswil gehört.
Canton Waadt (Pays de Vaud). La Bordonutte: ein Dolch (A). — Museum zu Lausanne.
Derselbe Canton. Bex: ein Dolch; der sehr breite ovale Knopf nicht platt oben, sondern mit
grosser Erhöhung. — Museum zu Lausanne.
Derselbe Canton. Villy sur Ollon: eiu Dolch (A). — Museum zu Lausanne.
Spanien: Fundverhältnisse unbekannt: zwei Dolche. — Nationalmuseum zu Madrid. Cartailhac, Les
äges prehistoriques de l'Espagne et du Portugal, S. 224, Fig. 312 und 313.
Frankreich: Dep. Ardeche. Crussol bei Guilheraud: ein Dolch (A); im Jahre 1779 in einer Felsenspalte
gefunden. — Musee archoologique zu Lyon. Chautre, Etudes paleoethnologiques daus le bassin
du Bhöne, Age du bronze, Taf. XIV, Fig. 1. Mortillet, a. a. O., Fig. 703. Bull. Paletnol. ital.
II, Taf. 1, Fig. b.
14*
106 Oscar Montelius,
Dep. Dröme. Loriol: vier Dolche (wahrscheinlich dieser Form). Sie wurden im Jahre 1810 in
einem Flussbett zusammen gefunden. — J. Fournet, De l'influence du mineur sur les progres
de la civilisation (Lyon 1861), S. 402, wo einige andere Dolche, welche vielleicht demselben Typus
angehören, erwähnt werden. Chantre, a. a. 0., Bd. I., S. 93.
Dep. Dröme. Mirabel: ein Dolch (A). — Museum zu Avignon.
Dep. Savoie. Fessons-sur-Salins, unter einem grossen Steine: ein Dolch (A, Fig. 270b). — Sammlung
Bazin zu Bourg. Chantre, a. a. O., Taf. XIV, Fig. 2, und im Compte-rendu du Congres de
Stockholm, 1874, S. 417, Fig. 8.
Dep. Rhöne. La Guillotiore bei Lyon: ein Dolch. — British Museum zu London. J. M. Kemble,
Horae ferales (London 1863), Taf. VII, Fig. 8. G. de Mortillet, Le signe de la croix avant
le christianisme (Paris 1866), S. 152, Fig. 73.
Südfrankreich (wahrscheinlich) : zwei Dolche. — Der eine im Museum zu Avignon (Sammlung
Calvet; Ch. Roach Smith, Collectanea antiqua, V, S. 36, abgebildet), der andere im Museum zu
Marseille.
Normandie: Chantre, a. a. O., I, S. 94 sagt, indem er von Bronzedolchen dieser Form spricht:
„M. Desnoyers, de l'Institut, possede deux spécimens provenant de la Normandie et offrant de grands
rapports avec les precédents. Ou peut voir dans le Musee de Rouen plusieurs poignards analogues
decouverts aussi en Normandie" (einer von diesen Dolchen ist, wie wir gesehen haben, aus Italien).
Frankreich: 1. ein Dolch. — Blackmore Museum zu Salisbury. — 2. ein Dolch. — Musee Carna-
valet (Abguss im Museum zu St. Germain). — 3. ein Dolch, wahrscheinlich in Frankreich gefunden. —
Museum zu Perigneux. — 4. ein Dolch, vielleicht in Frankreich gefunden. — Musee archeologique
zu Lyon. Chantre, a. a. 0., S. 94.
Norddeutschland. Rheinprovinz. Kloster Putsch bei Bonn: ein Dolch. — Germanisches Museum zu
Nürnberg.
Eheinhessen. Gauböckelheim: zwei Dolche (B; Fig. 63 und 64), unter einem alten Baumstamm
nebst drei anderen triangulären Dolchklingen von Bronze. — Museum zu Wiesbaden und Museum zu
Bonn. Lindensch mit, a. a. O., Bd. I, 2, Taf. IV, Fig. 2 bis 5, und Bd. I, 6, Taf. 2, Fig. 6.
Für die Rheingegend siehe übrigens: E. Freiherr v. Tröltsch, Fundstatistik der vor
römischen Metallzeit im Rheingebiete (Stuttgart 1884), Nr. 94 u. 95. — Nr. 93 ist ein abge
brochenes Schwert (kein Dolch) aus dem Ende der Bronzezeit.
Braunschweig. Dettum: ein Dolch (B; = Fig. 63). — Museum zu Braunschweig. Mittheilung von
Dr. 0. Almgren.
Provinz Sachsen. Giebichenstein bei Halle: ein Dolch, in der Saale gefunden. — Museum zu Halle.
Provinz Sachsen. Neuenheiligen: ein Dolch (A ?), mit anderen Bronzen gefunden. — Fund Nr. 17.
Provinz Sachsen. Umgegend von Magdeburg: ein Dolch. — Museum zu Magdeburg.
Mecklenburg-Schwerin. Malchiu: ein Dolch (A; Fig. 133), nebst zwei nordischen Bronzedolchen
(= Fig. 134). — Fund Nr. 42.
Mecklenburg-Strelitz. Sandhagen bei Friedland: ein Dolch (A), beim Ackern gefunden. — Museum
zu Neu-Biandenburg. Photographisohes Album der prähistorischen Ausstellung zu
Berlin 1880, Bd. V, Taf. I.
Posen. Dobszcz, Kr. Bromberg: ein Dolch (A ?). — Museum des wissenschaftlichen Vereins
zu Thorn.
Posen. Granowo: drei Dolche (B), nebst zwei Kurzschwertern (= Fig. 74) und anderen Bronzen. —
Fund Nr. 3.
Posen. Punitz: drei Dolche (2A? und 1 B), nebst anderen Bronzen gefunden. — Fund Nr. 7.
Posen. Swiatkowo, Kr. Wongrowitz: ein Dolch, auf dem Felde gefunden. — Sammlung Jazdzewski.
Jazdzewski und Erzepki, Posener archäologische Mittheilungen, S. 15.
Schlesien. Gegend von Steinau an der Oder: ein Dolch (B). — Museum zu Breslau. Schlesiens
Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. VI, S. 177, Taf. 7, Fig. 3.
Polen. Fundort nicht näher bekannt: ein Dolch (A?). — Polnisches Nationalmuseum im alten Schlosse von
Rapperswil (am Zürichersee). Antiqua, 1885, S. 158, Tafel XXXIII, Fig. 5.
Süddeutsehland. Gegend von Augsburg: ein Dolch (A). — Museum zu Augsburg. Photographisohes
Album der Ausstellung zu Berlin, VIII, Taf. 2.
Tirol. Ein Dolch (A), im Jahre 1867 „senkrecht über dem Mülthaler Tunnel (Brennerbahn, zwischen Inns
bruck und Matrei), 15 Fuss unter der Erdoberfläche". — Museum zu Innsbruck.
Ungarn (?) : Ein Dolch ; Verzierung der Klinge wie in Italien, aber mit convexem Griffknopf. — Sammlung
Graffenried. Hampel, Alterthümer der Bronzezeit in Ungarn, Taf. XVIII, Fig. 5.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 107
Die allermeisten hier im Norden verfertigten Waffen dieser Form sind Dolche; einige
haben doch, wie oben bemerkt, so lange Klingen, dass sie als Kurzschwerter bezeichnet werden
müssen (Fig. 74
Mit den Bronzedolchen italienischen Ursprungs sind nicht ein Paar in Norddeutschland
(Fig. 103) und Böhmen (Fig. 271) gefundene Dolche mit breiter Klinge und Bronzegriff zu ver
wechseln 2). Sie dürfen wohl eher als Nachbildungen nach Feuersteindolchen oder flachen, breiten
Kupferdolchen betrachtet werden.
Im nordischen Gebiete sind ebenfalls, wie wir oben gesehen haben, mit Bronzegriffen ver
sehene Bronzedolche gefunden worden, welche schmälere Klingen haben (Fig. 104 und 134 3).
Griechenland (?): Ein Dolch. Die Provenienz i3t aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Griechenland, sondern
Italien (vielleicht „Magna Graecia"). — Museum zu St. Gennain en Laye. Bull. Paletnol. ital.
n, S. 52.
Fundort unbekannt (einige höchst wahrscheinlich in Italien gefunden): 1. ein kleiner und zwei grossere
Dolche im Musee du Louvre zu Paris. Der erstgenannte abgebildet von Lindenschmit, a. a. 0.,
Bd. I, 11, Taf. 2, Fig. 4. — 2. di^i Dolche in dem Antikencabinete der Bibliotheque Nationale zu
Paris. — 3. ein Dolch im Museum zu Dresden.
In Nordfrankreich und auf den Britischen Inseln kommen breite Bronzedolche mit bronzenen Griffen vor,
welche indessen andere Typen zeigen, als die jetzt ' besprochenen italienischen. — Mortillet, Musee pré-
historique, Fig. 704 (Umgegend von Abbeville). — Wilde, Catalogue, Bronze, S. 458. — Evans, Bronze
Implernents, Fig. 291 (vergl. das Schwert Fig. 320). — Bei St. Laurent, Departement Orne, in Nordfrankreich,
ist ein Dolch mit ähnlichem Bronzegriff, sammt einem anderen, grossen, triangulären Dolch und einer grossen
Axt mit niedrigen Seitenrändern, alles aus Bronze, ausgegraben worden. Ausstellung zu Paris (Trocadero) im
Jahre 1878.
Trianguläre Bronzedolche italienischer Form müssen doch auf den Britischen Inseln bekannt gewesen sein,
weil man sie dort nachgebildet hat. Das grosse Dreieck, das die italienischen Klingen schmückte, finden wir
auch auf britischen Bronzedolchen; z. B. Evans, a. a. O., Fig. 296, 297, 302 bis 308 und 328. Noch mehr
bemerkenswerth ist, dass auch die kleinen Dreiecke an der Basis des Griffes auf einigen britischen Bronzedolchen
vorkommen; Evans, a. a. O., Fig. 308, 309; D. Wilson, The Archaeology and Prehistoric Annais of
Scotland (Edinburgh 1851), S. 264.
i) Folgende Kurzschwerter mit „triangulärer" Klinge und Bronzegriff sind mir bekannt: 1. und 2. zwei
Schwerter, mit 36,5 und 36,6 cm langen Klingen, bei Daher, Kreis Deutsch-Crone in Westpreussen, gef. (Fig. 74) —
Museum für Völkerkunde zu Berlin. Voss, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Gesellsch. 1885, S. 135,
mit 2 Fig. — Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in Westpreussen, S. 8, Taf. I, Fig. 8. — 3. ein
Schwert, mit 33 cm langer Klinge, bei 'woyciechowo in Posen gefunden. Fund Nr. 1. — 4 und 5. zwei
Schwerter, bei Granowo in Posen gefunden. Die Klingen, deren Spitzen jetzt fehlen, waren ursprünglich wenig
stens 40 cm lang. Fund Nr. 3.
Solche Kurzschwerter mit Bronzegriff sind nicht aus anderen Gegenden Deutschlands bekannt. Aber ein
Kurzschwert mit ähnlicher, breiter, 42 cm langer Klinge, ohne Griff, ist bei Dettum in Braunschweig gefunden
worden. — Städtisches Museum zu Braunschweig.
s) Das Original der Fig. 103 ist bei Neuenheiligen gefunden. Fund Nr. 17. — Fig. 271 ist nach Pamätky ,
Bd. XI, Taf. VIII, Fig. 8, gezeichnet.
s) Folgende Bronzedolche dieser Art sind mir bekannt:
Norddeutschland. Provinz Sachsen. Schwarza, Kr. Schleusingen, Reg.-Bez. Erfurt, nordöstlich von Meiningeu :
ein Dolch (Fig. 272); soll in einem Grabhügel nebst einer Axt mit niedrigen Seitenrändern gefunden
worden sein. — Museum zu Meiningen.
Prov. Sachsen. Neuenheiligen: ein Dolch (Fig. 104) und ein Dolchgriff mit abgebrochener Klinge;
mit anderen Bronzen gefunden. — Fund Nr. 17.
Prov. Sachsen. Dretzel bei Genthin (östlich der Elbe): drei Dolche wie Fig. 134, aber mit glatten
Griffen, ohne jede Verzierung; im Torf gefunden. „Zwei der Dolche sind anscheinend ganz aus Kupfer;
der dritte hat einen Griff aus Kupfer und eine Klinge aus Bronze." — Verhaudl. d. Berl. Anthrop.
Ges. 1884, S. 254, mit Abbildung.
Brandenburg. Wildberg, unweit Neu-Buppin: ein Dolch (=Fig. 134). — Sammlung des Gymnasiums
zu Neu-Ruppin. Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1874, S. 165, Taf. XI, Fig. 1.
108 Oscar Montelius,
Die meisten wenigstens von diesen Dolchen dürfen doch nicht als Abkömmlinge der
italienischen triangulären Dolche betrachtet werden. Bei jenen sind gewöhnlich Griff und Klinge
in einem Stück gegossen; bei einigen sieht man falsche Nieten (Verhandl. d. Berl. Anthrop.
Ges. 1893, S. 412).
Die eben besprochenen italienischen triangulären Dolche mit Bronzegriff sind nicht die
einzigen, welche italienischen Ursprungs sind.
Aus Norddeutschland kennt man auch mehrere trianguläre Bronzeklingen, welche die charak
teristische italienische Verzierung zeigen, aber keinen Bronzegriff der jetzt besprochenen Form
haben. Dass einige von diesen Klingen als Dolche, andere als Sehwertstäbe gebraucht wurden,
haben wir schon gesehen l).
* *
*
Mecklenburg- Schwerin. Priescheudorf : ein Dolch (Fig. 137); mit anderen Bronzeu gefunden. —
Fund Nr. 47.
Mecklenburg-Schwerin. Neu-Bauhof: zwei Dolche (= Fig. 134); mit anderen Bronzen gefunden.
Fund Nr. 43.
Mecklenburg-Schwerin. Malchin: zwei Dolche (= Fig*134); mit einem italienischen Dolch (Fig. 133)
gefunden. — Fund Nr. 42.
Mecklenburg-Schwerin. Stubbendorf: fünf Dolche (= Fig. 134); mit anderen Bronzen gefunden. Vier
Griffe sind im Querschnitt oval; der fünfte und kleinste ist viereckig. — Fund Nr. 41. Ein Dolch ist
von Lindenschmit, a. a. 0., Bd. II, 11, Taf. 3, Fig. 6 abgebildet.
Mecklenburg-Schwerin. Rehna: ein Dolch (— Fig. 134); Klinge und Griff für sich gegossen; eine
falsche Niete zwischen zwei echten. — Museum zu Schwerin.
Mecklenburg-Strelitz. Stargard: ein Dolch; Form ungefähr wie Fig. 134, aber Durchschnitt des
Griffes viereckig und Knopf fast rund. — Museum zu Neu-Strelitz.
Vor-Pommern. Jarmen: ein Dolch (= Fig. 134); acht Fuss tief im Moor gefunden. — Sammlung des
Gymnasiums zu Neu-Ruppin. Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1874, S. 165, Taf. XI, Fig. 2, und
1893, S. 412.
Rügen. Putbus: ein Dolch (=: Fig. 134); soll in einem Grabe gefunden worden sein. — Museum zu
Stralsund. Fund Nr. 76.
Rügen: zwei Dolche (= Fig. 134). — Museum zu Stralsund.
Tosen. Poln. Presse: ein Dolch (abgebildet Fig. 61); mit anderen Bronzen gefunden. — Fund Nr. 4.
Westpreussen. Bruss: ein Dolch aus fast reinem Kupfer (Fig. 175); mit anderen Gegenständen in
einem Hügelgrabe gefunden. — Fund Nr. 71.
Westpreussen. Prüssau : ein Dolch mit vier scheinbaren Nieten ; nebst anderen Bronzen in einem
Hügelgrabe gefunden. — Fund Nr. 69.
Dänemark. Jütland. Emb Mose in Hjörring Amt: ein Dolch (Fig. 273). — Nationalmuseum zu Kopen
hagen (früher im Museum zu Aalborg).
Schweden. Schonen. Pile: zwei Dolche (Fig. 156 und 157). — Fund Nr. 58.
Dalsland. Säter: ein Dolch aus zinnarmer Bronze (Fig. 229). — Nationalmuseum zu Stockholm.
Upland. Gamla Upsala: ein Dolch oder Kurzschwert. — Museum zu Upsala. Montelius, Anti-
quites suedoises, Fig. 167.
Hier habe ich nicht einen Bronzedolch (Fig. 274) von Giebichenstein bei Halle in Betracht genommen,
welcher offenbar eine italienische Arbeit ist, aber wohl aus etwas späterer Zeit als der ersten Periode der
nordischen Bronzezeit stammt. Ein Bronzedolch mit ähnlichem Griffe ist in der Terramara von Castione in
Norditalien gefunden (Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 14, Fig. 10). — Ein italienischer
Bronzedolch mit ähnlicher Klinge, aber nicht mit vollem Bronzegriff, lag in einem Grabhügel bei Höhgau in
Schwaben (Saue, Prähistorische Blätter, 1889, S. 81, Taf. VIII, Fig. 1). Dolche derselben Form aus
Norditalien sind in La civil, primit. en Italie, Taf. 21, Fig. 2, und Taf. 23, Fig. 3, abgebildet.
i) Fig. 69 bis 71, 97, 122. — Fund Nr. 24. — Im Nationalmuseum zu Kopenhagen liegt ein Dolch dieser
Art, dessen Fundort nicht näher bekannt ist. Atlas de l'archeologie du Nord (Kopenhagen 1857), Taf. B II,
Fig. 11; Madsen, Broncealderen, Suiter, Taf. 11, Fig. 15; Müller, Ordning, Bronzeal deren, Fig. 156. —
Aus den skandinavischen Ländern kenne ich keine andere trianguläre Dolchklinge, welche in italienischer Art
verziert ist.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 109
Fig. 270 a. Fig. 270 b. Fig. 272. Fig. 273. Fig. 274. Fig. 277 a. Fig. 27Ö.
110 Oscar Montelius,
Ein in Tirol ') gefundenes Kurzschwert von Bronze (Fig. 277) zeigt eine auffallende Aehn-
lichkeit» mit der Fig. 278 abgebildeten Bronzeklinge aus Pommern *). Der hohe, scharfe Rücken
längs der Mitte der Klinge erinnert an griechische Dolch- und Schwertklingen.
* *
*
Aus Italien stammt auch der von mehreren Ringen gebildete Halsschmuck, welcher, wie
wir gesehen haben, in Norditalien (Fig. 276), im westlichen Süddeutschland (Fig. 78 u. 79) und
in Norddeutschland (Fig. 80) vorkommt.
* * .
*
Die meisten von den aus dem Süden stammenden Typen treten im ganzen nordischen
Gebiete auf. Einige sind doch mehr local.
Von besonderer Wichtigkeit sind diejenigen, welche einen directen Verkehr zwischen Süd
schweden und dem östlichen Norddeutschland bezeugen, weil sie nicht aus Dänemark bekannt
sind. Solche Typen sind: Aexte von Kupfer und Stein wie Fig. 22 bis 25; Bronzeäxte wie
Fig. 164 u. 165 (vergL Fig. 275 3); Schwertstübe mit Bronzeschaft wie Fig. 215 u. 216; Arm
bänder wie Fig. 162 u. a.
Ein solcher directer Verkehr ist an und für sich nicht unwahrscheinlich, weil die Entfer
nung zwischen Rügen und Schonen nicht viel grösser ist als zwischen Schonen und Bornholm,
kaum grösser als zwischen Oland und Gotland, aber bedeutend kleiner als zwischen Gotland und
dem schwedischen Festlande oder Jütland und Norwegen. Dass Bornholm und Schonen, Gotland
und Schweden, Jütland und Norwegen in directer Verbindung mit einander schon während der
ersten Periode der Bronzezeit standen, ist aber leicht zu sehen.
') Naue, Prähistorische Blätter, IV.Jahrg., Taf.IV, Fig. 1, S. 20 (Depotfund von Ried: das Schwert,
eine Axt mit niedrigen Seiteuländern und fast kreisförmiger Schneide, ein schwerer Hulsring mit aufgerollten
Enden, wie Fig. 94, von 700g Gewicht, sieben kleine conische Spiralrollen, alles aus Bronze, und zwölf Bern
steinperlen. Im tirolischen Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck).
2) In einem Moor bei Neuendorf, Kr. Lauenburg, im nordöstlichen Hinterpommern gefunden. — Museum
zu Stettin.
3) Das Original der Fig. 275 ist bei Eiesenberg, im Böhmerwald, gefunden. Mitth. d. Anthrop. Ges.
in Wien, Bd. XIII, S. 26, Taf. II, Fig. 43. — Aehnliche Aexte kommen nicht selten in Böhmen vor. Eichly,
a. a. O., Taf. IX, XV, XLI.
<) F. Wibel, Die Cultur der Bronzezeit Nord- und Mitteleuropas, im 26. Bericht der Sehl.
Holst. Lauenb. Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer
(Kiel 1865), S. 94.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 111
breitet hat. Die damit zusammenhängenden Fragen, wie diese Verbreitung stattfand, und
welches oder welche südliche Culturvölker sie vermittelten, wurden aber in ganz verschiedener
Weise beantwortet.
Schon früh wurde es wohl klari), dass „die Bronzesachen nicht eine Nachahmung von
Sachen der Römer aus ihrer Blüthezeit wären, oder dass sie in jenem Zeitraume in südlichen
Ländern verfertigt, und von da durch den Handel nach Deutschland und dem Norden gebracht
worden wären". Aber lange gab es Forscher, welche glaubten, dass der Handel der Etrusker 2)
oder der Phöniker 3) die Bronzen nach dem Norden gebracht hätte. Jetzt wissen wir jedoch,
dass der Anfang der nordischen Bronzezeit gleichzeitig mit einer Periode der italienischen Vor
zeit ist, welche viel früher fällt als das Auftreten der Etrusker in Italien, und dass die Bronze-
cultur nicht durch phönikische Colonisten nach dem Norden eingeführt worden ist. Professor
Sven Nilsson, welcher diese phönikische Theorie mit grosser Gelehrsamkeit vertheidigte, hatte
wohl vollständig recht in seiner Ansicht, dass die nordische Bronzecultur orientalischen Ur
sprungs war; aber diese Cultur ist nicht auf dem Wege und auf die Weise hierher ge
kommen, wie er annahm4).
Wenn die Bronzecultur nicht durch eine phönikische Einwanderung nach dem Norden
gekommen ist, kann man fragen, ob sie vielleicht durch die Einwanderung eines anderen
Volkes hierher gebracht wurde.
Mehrere Forscher haben diese Frage mit ja beantwortet. Der eine glaubte, dass dieses
neue Volk ein keltisches5), der andere, dass es ein germanisches6) gewesen ist.
In der That war es recht natürlich, dass man im Anfange der vorgeschichtlichen Studien
eine neue Einwanderung nach dem Norden gleichzeitig mit dem Beginn des Bronzealters an
nahm, weil der Unterschied zwischen Steinalter und Bronzealter in unseren Ländern damals so
gross erschien, dass man ihn nur auf diese Weise erklären konnte. Man glaubte nämlich lange
einerseits, dass die Gräber des Bronzealters Thongefässe mit gebrannten Knochen enthielten und
folglich ganz verschieden von den grossen Steinkammern der vorhergehenden Periode mit ihren
Skeletten waren; andererseits, dass die schönen, spiralverzierten Bronzen der ältesten Zeit des
Bronzealters angehörten 7).
') (C. J. Thomsen), Leitfaden zur Nordischen Alterthumskunde (Kopenhagen 1837), S. 59.
2) L. Lindenschmit, Die vaterländischen AKerthümer der fürstlich Hohenzollern'sehen
Sammlungen zu Sigmaringen (Mainz 1860), S. 153 ff.: Die sogenannte Erzperiode.
s) Sven Nilsson, Die Ureinwohner des Skandinavischen Nordens. Das Bronzealter.
2. Ausgabe (Hamburg 1866).
*) Als ich — z.B. in Sveriges historia, Bd. I (Stockholm 1877) — die phönikische Theorie bekämpfte,
erklärte ich ausdrücklich (S. 89), im Einverständniss mit Nilsson, dass die Bronze aus den Mittelmeerländern
nach dem Norden gekommen ist; nur konnte ich nicht seine Ansicht über Weg und Weise theilen.
6) Diese Ansicht hat unter anderen Professor Nilsson ausgesprochen; Skandinaviska Nordens Ur-
invänare (1. Auflage; Lund 1838 — 43), 6. Capitel. — Dass der berühmte Verfasser später diese Theorie auf
gegeben hat, sahen wir oben.
e) Worsaae, Dänemarks Vorzeit durch Alterthümer und Grabhügel beleuchtet (Kopenhagen
1844), S. 21, 111.
7) Diese Ansicht von der hohen Entwickelung der Cultur schon beim ersten Auftreten der Bronze in
Skandinavien finden wir bei Worsaae, Die Vorgeschichte des Nordens (1878), S. 54, und S. Müller,
Nordische Alterthumskunde (deutsche Ausgab» von Jiriczek; Strassburg 1897), S. 309. Müller sagt
auch (S. 316): „Die Frage, ob zu Beginn der nordischen Bronzezeit eine Einwanderung nach Skandinavien
erfolgte oder nicht, musi also bis auf Weiteres unentschieden bleiben."
15
112 Oscar Montelius,
Jetzt wissen wir, dass die Gräber des älteren Bronzealters ebenso wie diejenigen des Stein
alters Skelette enthalten, und dass die ältesten Gräber des Bronzealters eine so vollständige Aehnlich-
keit mit den jüngsten Gräbern des Steinalters zeigen, dass sie schwer zu unterscheiden sind. Wir
wissen auch, dass die genannten schönen Bronzearbeiten nicht der ältesten Bronzezeit gehören.
Sie sind mehrere hundert Jahre später als das erste Auftreten der Metalle hier im Norden. Die
ältesten Kupfer- und Bronzearbeiten sind dagegen so einfach und den Steinsachen so ähnlich,
dass wir sie ohne Bedenken den Nachkommen des Steinaltersvolkes zuerkennen können. Und die
schönen Arbeiten aus dem Ende der ersten Periode wie aus der zweiten Periode des Bronzealters
sind eben leichter zu erklären, falls wir sie demselben Volke zuschreiben, welches schon im
Steinalter hier wohnte, weil viele Arbeiten der letzten Steinzeitperioden — wie die schönen
Feuersteindolche und mehrere Steinhämmer ') — dieselbe Ueberlegenheit in technischer Be
ziehung, denselben feinen Geschmack und dieselbe Eleganz zeigen, die wir in den Bronzearbeiten
bewundern. In der Steinzeit wie in der Bronzezeit haben wir mit einem starken, fremden,
ursprünglich orientalischen Eintluss zu rechnen.
Bei der besseren Kenntniss des ältesten Bronzealters, die wir heutzutage besitzen, können
wir sehen, dass die Gründe, welche man früher für eine neue, mit dem ersten Auftreten der
Bronze gleichzeitige Einwanderung anführte, keine Beweiskraft mehr haben. Durch ein viel
jähriges Studium dieser merkwürdigen Culturepoche bin ich dagegen mehr und mehr davon
überzeugt worden, dass die Kenntniss zuerst des Kupfers, später der Bronze sich von einem
Volke zum anderep ungefähr auf die Weise verbreitete, wie in unseren Tagen die Erfindungen,
an welchen das neunzehnte Jahrhundert so reich gewesen ist, von den verschiedenen Völkern
verwerthet worden sind. Die Epoche des Dampfes und der Elektricität, die so grosse Ver
schiedenheit im Vergleich mit den vorhergehenden Jahrhunderten zeigt, hat in keinem europäi
schen Lande mit einer grossen Einwanderung angefangen; höchstens sind einige Leute, welche
mit den neuen Erfindungen vertraut waren , von einem Lande zum anderen übergesiedelt. Un
gefähr in derselben Weise haben wohl unsere Vorfahren, wie die anderen Völker Europas, die
ersten Metalle einmal kennen gelernt. Durch den Verkehr mit denjenigen Gegenden , welche
den grossen Culturländern näher belegen waren, sind einige Kupfer- und Bronzesachen nach dem
Norden gekommen, und einige Leute, die mit der Herstellung solcher Sachen vertraut waren,
sind vielleicht hierher übergesiedelt und haben ihre Kunst hier ausgeübt. Die Einwohner der
nordischen Länder haben sich allmälig diese Kunst angeeignet, und die Bronzecultur ist ein
heimisch geworden.
Die allerersten Metallsachen waren importirt, wurden aber hier bald nachgemacht. Man
lernte auch die alten Typen der Steinzeit in Metall nachzubilden. Hierdurch erhielten die
nordischen Arbeiten in Kupfer und Bronze allmälig einen eigenen Charakter, was besonders
in der zweiten Periode auffallend wird.
Weil alles Kupfer und alle Bronze, die während des ganzen Bronzealters hier im Norden
verwendet wurde, als Material betrachtet, importirt werden musste, waren die Verbindungen mit
den anderen Ländern, hauptsächlich mit den central-europäischen, das ganze Bronzealter hindurch
von einer Bedeutung, die man erst in der allerletzten Zeit erkannt hat. Dies erklärt, dass man
') Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 55, 96 u. 97. Neuere Untersuchungen haben gezeigt,
dass solche Steinhämmer dem jüngsten Steinalter, nicht dem ältesten Bronzealter gehören.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 113
aus allen Perioden der nordischen Bronzezeit so viele fremde, hier gefundene Arbeiten kennt,
worunter mehrere italienische sich befinden. Dies erklärt aber auch, dass der Verkehr Skandi
naviens mit Mitteleuropa, sogar mit Südeuropa nicht so lange Zeit erforderte, wie man es oft
angenommen hat. Wenn die Handelswege einmal geöffnet waren, und wenn auf diesen Wegen,
welche zum grössten Theil Flüsse waren, der Handel sich stets bewegte, um den jährlichen
Verbrauch von Bronze im Norden und von Bernstein im Süden zu befriedigen, so brauchte
man nur eine verhältnissmässig kurze Zeit, um die Waaren von der Küste der Ostsee bis an die
Küste des Adriatischen Meeres oder umgekehrt zu transportiren. Findet jemand, dass sechs oder
neun Monate eine zu kurze Zeit hierfür sei, so muss er doch zugeben, dass ein, zwei oder drei
.Jahre dazu genügen. In zwei oder drei Jahren konnten sogar Waaren aus Etrurien ganz bequem
nach Skandinavien befördert werden. Nachdem man die Apenninen überschritten hatte, ging man
z. B. aus der Poebene über den verhältnissmässig niedrigen Brennerpass, kam mit dem Inn, der
in der Nähe des Passes seine Quelle hat, bis nach der Donau, und auf diesem Flusse in die
Nähe der Moldau; man folgte der Moldau und der Elbe bis zur Mündung und stand da an der
Grenze der Cimbrischen Halbinsel, welche sowohl das alte Bernsteinland als eine der wichtigsten
Bronzezeitgegenden des Nordens ist. Die Entfernung von Triest bis Hamburg ist nicht grösser
als von Ystad in Schonen bis Umeä in Nord-Schweden.
Um den Verkehr quer über den europäischen Continent in jenen uralten Zeiten besser
zu verstehen, müssen wir bedenken, wie in Afrika, ehe die Europäer dort neue Handels-
strassen eröffnet hatten, Waaren verhältnissmässig schnell quer durch Länder uneivilisirter Völker
transportirt werden konnten. So stand seit undenklichen Zeiten die östliche Küste gegenüber
Sansibar mit dem inneren Afrika, sogar mit der Westküste, durch Karawanen in Verbindung.
In den portugiesischen Colonien, unweit der Westküste, kommen nämlich Sansibar-Waaren nicht
selten im Handel vor, welche auf Karawanenwegen aus dem Osten gekommen sind. Ein Händler
aus dem unweit dem unteren Niger belegenen Ilaussaland hatte eine fünf Monate lange Reise
ins Innere gemacht, auf der er Elfenbeinjäger aus Ujiji getroffen; Ujiji liegt, wie bekannt, an
dem in leichter Verbindung mit Sansibar stehenden Tanganjikasee ').
In Afrika sind aber die Entfernungen viel grösser als man bei Betrachtung der gewöhnlich
in kleinem Maassstabe gezeichneten Karten sich vorstellen kann. Von Sansibar bis zur Niger
mündung ist es mehr als dreimal so weit wie von Triest bis Hamburg oder von Marseille
bis Havre, alles nach gerader Linie berechnet.
Bei dem Studium der vorgeschichtlichen Handels- und Cultur- Verbindungen muss man
übrigens immer daran erinnern, dass sich der Einfluss eines Verkehrs viel stärker in den Handels-
centra als in den zwischenliegenden Ländern zeigt. So ist es heutzutage. So war es offenbar
auch in jenen uralten Zeiten, die wir jetzt betrachten. Dies erklärt, dass wir während des
ältesten Bronzealters einen viel mehr auffallenden Einfluss aus Südeuropa in der salzreichen
Gegend der Saale und in dem bernsteinreichen Jütland als in vielen zwischen dem Norden und
dem Mittelmeer belegenen Ländern finden. Doch ist der Verkehr natürlich durch die letzt
genannten Länder gegangen.
') Montelius, Central- Afrika och civilisationen, in Nordisk tidskrift, 1889, S. 65.
15*
114 Oscar Montelius,
Auch die Perlen von Bernstein und Knochen, welche dieselbe Form zeigen, kommen in
Ganggräbern häufig vori).
Die schwedischen Steinäxte Fig. 24 und 25 sind ebenfalls von einer Form, die man in Kupfer
hat (Fig. 22), und die für Kupfer natürlicher als für Stein ist. Dann ist es höchst interessant,
dass eine Steinaxt dieser Form (Fig. 280) in einem Ganggrabe gefunden worden ist2). Die
Steinaxt einer sehr nahestehenden Form, Fig. 281, ist ebenfalls aus einem Grabe in Jütland ent
hoben, welches ungefähr gleichzeitig mit den Ganggräbern sein muss 3).
Es ist ebenfalls offenbar, dass andere skandinavische Acxte oder Hämmer von Stein Nach
ahmungen von Metalläxten sind. Dies ist z. B. der Fall mit solchen Steinäxten wie Fig. 282,
Fig. 279. Fig. 280. Fig. 281. Fig. 282. Fig. 283.
welche in Jütland zu Hause sind4). Sie haben hauptsächlich dieselbe Form wie die in Nord-
Deutschland gefundenen Aexte Fig. (21 und) 283, welche aus Metall, wahrscheinlich Kupfer
sind 5); nur konnten die verlängerten Köhren beim Schaftloch natürlich nicht gern in Stein nach-
gebildet werden. Die Form ist also ursprünglich fremd in Jütland, wurde aber dort ein
heimisch, indem man das ausländische Material, Kupfer, durch Stein ersetzte. Diese Steinäxte
kommen in jütländischen Gräbern ohne Steinkammer vor, welche der letzten Periode des Stein
alters angehören ').
* *
*
Für diese Frage beachtenswerth sind auch Beinnadeln wie Fig. 285, welche in dänischen
Ganggräbern auftreten 2). Sie haben ganz dieselbe Form wie die in Deutschland und Böhmen
(Fig. 284 und 257) vorkommenden Nadeln von Bronze oder Kupfer, welche „Säbelnadeln"
Fig. 284. Fig. 285. Fig. 286. Fig. 287.
aus der Kupferzeit vor und in der Schweiz hat man ein paar solche Becher auf der Pfahlbau
station von Vinelz (fr. Fenil) im Bielersee 'gefunden, welche ebenfalls aus der Kupferzeit stammt2).
In England giebt es zwar einige Becher, welche ungefähr dieselbe Form wie die französi
schen haben; die meisten sind doch höher und offenbar jünger (Fig. 239 und 240). Die
englischen Becher — auch die älteren, niedrigen — gehören der Kupferzeit oder der Bronzezeit
an ; sie sind nämlich oft aus Gräbern nebst Metallsachen enthoben 3). Ob diese Metallsachen
aus Kupfer, zinnarmer oder zinnreicher Bronze verfertigt sind, ist leider noch nicht durch Ana
lysen ermittelt worden *).
Auch in Schottland, sogar im nördlichen Theile des Landes, enthielten einige Gräber aus
der ältesten Bronzezeit Becher derselben Form wie die jüngeren englischen s).
In Nord-Deutschland und Dänemark gehören diese Gefässe den letzten Perioden des Stein
alters an, zu welcher Zeit doch das Kupfer hier im Norden wahrscheinlich nicht unbekannt war.
Eine „Steinkammer" auf einem „Dysse" bei Gaabense auf Falster enthielt drei Becher
(Fig. 241 und 242), vier Speerspitzen und einen oben sich stark verjüngenden Hohlmeissel von
Feuerstein, nebst einer Steinaxt und mehrere Menschenskelette 6). Hier haben wir also Becher
ziemlich später Form in einem Steinaltersgrabe. Leider weiss man nicht, welche Form diese
„Steinkammer" hatte. Möglicherweise war es eine von jenen vierseitigen, dolmenähnlichen
Kammern auf „Langdyssen", welche gleichzeitig mit den Ganggräbern, sogar den jüngeren,
sind 7); die Form des Hohlmeissels macht es doch wahrscheinlich, dass der Fund nicht eben aus
der letzten Periode des Steinalters stammt.
In einem Gangbau sehr alter Form bei Katbjerg, Randers Amt, in Jütland (Fig. 288),
fand Boye zwei Becher (der eine abgebildet Fig. 289) nebst anderen Thongefässen, sechs Dolche
und Speerspitzen aus Feuerstein 3). Diese Becher sind niedrig und ohne Zweifel typologisch
älter als die aus dem Grabe von Gaabense enthobenen Gefässe.
') Montelius, Orienten och Europa, S. 65 (Portugal), 81 (Süd - Frankreich) , 90 u. 200 (Nord-Frank
reich). — Obeu Fig. 237 und 238 (vergl. unten.) — Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1895, S. 119 (Spanien).
*) Gross, Les protohel vetes, S. 25, Taf. II, Fig. 5. — Heierli, Pfahlbauten, 9. Bericht, iu den
Mittheilungen d. Antiqu. Ges. zu Zürich, Bd. XXII (Zürich 1888), S. 69, Taf. XVII, Fig. 11. — Die
Pfahlbaustation von Vinelz ist sehr reich an Kupfersachen; Forrer, in Antiqua 1885, S. 107; Heierli, a. a.
O., Taf. XV.
") J. Thurnam, On Ancient British Barrows, especially those of Wiltshire and the
adjoining Counties, Part II, Round Barrows. In Archaeologia, Bd. XLIII (London 1873), S. 388. —
W. Greenwell, British Barrows (Oxford 1877), S. 62, 94 etc.; vergl. die Tabelle S. 458 ff.
4) Weil es sehr wichtig wäre, dies zu wissen, hoffe ich, dass meine englischen Collegen einige von jenen
Metallgegenständen recht bald analysiren lassen.
5) J. Anderson, Scotland in Pagan Times. The Bronze and Stone Ages (Edinburgh 1886),
S. 6 bis 111. — Catalogue of the National Museum of Antiquities of Scotland (Edinburgh 1892),
S. 175 bis 191.
") H. Petersen, Die verschiedenen Formen der Steinaltersgräber in Dänemark, im Archiv
f. Anthrop., Bd. XV, S. 150; und in Aarböger f. nord. Oldkynd. 1881, S. 343. — Der eine Becher ist von
Petersen, ebenda, der andere von Worsaae, Nordiske Oldsager, Fig. 286, abgebildet; vergl. Müller,
Ordning, Stenalderen, Fig. 225.
7) Montelius, Orienten och Europa, S. 183.
") Von Knochen fanden sich nur Spuren ; man konnte nicht einmal bestimmen , ob es Menschen- oder
Thierknochen waren. Es kann sogar fraglich sein, ob wir es mit einem Grabe oder einer Wohnung zu thun
haben. Aarböger f. nord. Oldkynd. 1892, S. 199; Montelius, Orienten och Europa, S. 216. — Für
andere Gangbauten, die als Wohnungen betrachtet worden sind, vergl. Montelius, Sveriges forntid, Text,
S. 83 bis 85.
118 Oscar Montelius,
Dass die niedrigen, filteren Becher mit den alten Ganggräbern gleichzeitig sind, geht
übrigens auch aus anderen Funden hervor. So wurde ein Becher von ganz junger Form
(Fig. 291) nebst mehreren Steingeräthen aus einem Grabe bei Oerebygaard auf Laaland zu
Fig. 288. Fig. 289.
''/III Ill
Grab. Holstein.
Tage gefördert, welches eine länglich-rechteckige Kammer und
einen von der einen Giebelseite auslaufenden Gang hatte (Fig.
21)0). Ganggräber mit dem Gange in der Fortsetzung der Kammer Thon.
sind bekanntlich jünger, als solche Ganggräber wie Fig. 288 '). Im Grabe Fig. 292 gefunden. l/t.
') Montelius, Orienten och Europa, S. 170. — In der Kammer von Oerebygaard lagen drei hockende
Skelette; bei dem einen: ein Thongefäss, eine dreiseitige Pfeilspitze, ein Hohlnieissel und eine Axt von Feuerstein;
bei dem zweiten: ein Thongefäss, ein Hohlmeissel von Feuerstein, ein Steinhammer und eine Bernsteinperle; das
dritte Skelett hatte keine Beigaben. Andere Gegenstände aus dem Steinalter lagen auch im Grabe.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 119
Eine andere Frage ist aber, ob das Kupfer selbst vielleicht schon vor dem Ende der
3. Periode des Steinalters im Norden bekannt war. Freilich ist bis jetzt, so viel wir wissen,
kein Gegenstand von Kupfer in einem nordischen Ganggrabe gefunden worden l). Dies ist jedoch
nicht entscheidend, weil das Metall damals so selten und so kostbar war, dass es nicht gern
den Verstorbenen geopfert wurde. Während der 4. Periode des Steinalters und während der
ganzen Bronzezeit wurden Gegenstände von Bernstein ausserordentlich selten dem Verstorbenen
ins Grab mitgegeben , offenbar weil man den hohen Werth dieses Materials damals kannte 2).
Eben weil die aus dem Norden bekannten Kupferarbeiten, besonders die ältesten, immer
einzeln gefunden worden sind, können wir nicht sagen, ob sie gleichzeitig mit der 3. oder der
4. Periode des Steinalters sind; wir wissen nur, dass sie älter als das Bronzealter sein müssen.
Dass sie einer Zeit angehören, in der die grosse Mehrzahl von Werkzeugen und Waffen aus
Stein gemacht wurden, — d. h. einer Zeit, die man Steinalter nennt, — kann übrigens schon
a priori als sicher betrachtet werden, weil das Kupfer anfangs ausserordentlich kostbar war.
Andere Länder zeigen übrigens ganz ähnliche Verhältnisse. In der schweizerischen Pfahl
baustation bei Robenhausen hat man Ueberreste von drei Dörfern über einander entdeckt und
in allen diesen drei Schichten, welche im Torfmoor leicht zu unterscheiden sind, Steinalters
gegenstände gefunden 3). Das Kupfer war indessen schon in der Zeit des zweiten Dorfes be
kannt. Man fand nämlich einige Gussformen mit Spuren von Kupfer4), und eine von diesen
Gussformen lag in der zweiten Schicht5), aber kein einziger Gegenstand von Metall. Auch in
der dritten, der jüngsten Schicht hat man nur Steinalterstypen mit Ausnahme von einer Axt
aus Kupfer oder zinnarmer Bronze gefunden6). Ausserdem wurde jedoch eine flache Axt aus
Kupfer bei Robenhausen entdeckt, aber man weiss nicht, ob sie der zweiten oder dritten
Schicht entstammt7).
') Dass secundäre Gräber aus der Bronzezeit, welche folglich viel später als die 3. Periode der Steinzeit
sind, in einigen Ganggräbern entdeckt wurden, haben wir schon gesehen.
*) Ich kann nicht der entgegengesetzten Ansicht Müller's (Nordische Alterthumskunde, S. 323) bei
treten.
*) Munro, Lake-D Wellings in Europa, S. 112.
4) Antiqua 1885, S. 87. — Eine Giessschale aus Kobenbausen ist von Munro, a. a. 0., Fig. 24, 22 ab
gebildet.
5) J. Messikomer, in Antiqua 1884, S. 70.
") Die Axt hat niedrige Seitenränder und ausgeschweifte Schneide; ist folglich von einer Form, die nicht
mehr die eigentliche Kupferzeit chaiakterisirt. Sie lag „in dem obersten Stiche, d. h. in dem Wurzelwerke der
Sumpfpflanzen , unmittelbar in der Höhe der Pfahlköpfe". Sie könnte vielleicht einer späteren Zeit als der
Pfahlbauzeit angehören. Herr Messikomer, der den Fund gemacht hat, sagt doch: „Wenngleich also das Beil
sich nicht in der eigentlichen Fund- oder Culturschichte befand, so sind wir doch überzeugt, dass dasselbe den
ehemaligen Bewohnern unserer Station angehört hat." — Messikomer, in Antiqua 1887, S. 77, Taf. XIV,
Fig. 1.
7) Die Axt ist ganz flach und von gewöhnlicher Steinaxtform; Antiqua 1883:2, Taf. 14, Fig. 213; An
zeiger für schweizerische Alterthumskunde 1882, S. 324, Taf. XXV, Fig. 1. — Herr Messikomer sagt
(Antiqua 1883:2, S. 60): „Schon Anfangs der sechziger Jahre fand mein Vater auf der Pfahlbaute Robenhausen
thönerne Gefässe, mit einer seltsamen Handhabe versehen, deren Inneres mit einer eigenthümlichen Masse be
legt war. Zwar wurde diese dann als natürliches Vorkommniss bei der Torfbildung bestimmt; ein späterer,
ähnlicher Fund setzte dann aber mit Sicherheit fest, dass diese Gefässe als Giessschalen Verwendung gefunden,
da in den Poren von solchen noch mehrere ganz kleine Metallsplitter, die sich als reines Kupfer erwiesen,
zu sehen waren. Volle zwanzig Jahre wurde nichts weiteres gefunden, das mit diesen einzelnen Funden überein
gestimmt hätte, bis letztes Frühjahr mein Vater ein Beil aus Metall fand, das sich dann bei näherer Unter
suchung als aus reinem Kupfer bestehend herausstellte." — Wohl lag diese Axt nicht in der unverletzten
Fundschichte; sie stammt jedoch „wahrscheinlich aus der U. oder III. Niederlassung" (Antiqua 1885, S. 87).
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 121
Wenn die Giessschalen und die zwei Metalläxte nicht bei Robenhausen gefunden wären,
hätte man diese Niederlassung der reinen Steinzeit zugeschrieben. In der Schweiz giebt es auch
andere Pfahlbaustationen mit zahlreichen Steinalterthümern, die wir als Ueberreste aus der Stein
zeit betrachten würden , wenn man nicht ein oder ein paar Kupfersachen dort entdeckt hätte
In der Schweiz können wir folglich beweisen, dass man lange Zeit vor dem Ende der
Periode, die wir als Steinalter bezeichnen, das Kupfer gebraucht hat. In Schweden ist es ohne
Zweifel ebenso gewesen.
In Schweden giebt es übrigens einen Fund von Kupfer, den man wohl der 3. Periode des
Steinalters zuschreiben kann. Es ist die in Schonen entdeckte Kupferaxt (Fig. 22 2), welche
von derselben Form wie die zu dieser Periode gehörenden Steinäxte Fig. 24 und 25 ist.
Es scheint mir auch a priori wahrscheinlich zu sein, dass die nordischen Völker während
ihrer dritten Steinaltersperiode nicht ganz unbekannt mit dem Kupfer waren, weil dieses Metall
damals nicht nur seit Jahrtausenden in den orientalischen Cultnrländern eine grosse Rolle ge
spielt hatte, sondern auch im Süden und Westen unseres Welttheils schon im allgemeinen Ge
brauch war, und weil das nordische Gebiet in Verbindung mit dem Süden ebenso wohl wie mit
dem Westen stand.
* *
*
Aus den nordischen Gräbern der dritten Periode des Steinalters kennt man bis jetzt kein
Metall. Kupfer oder Bronze ist doch in einigen Gräbern gefunden worden, welche so grosse
Aehnlichkeit mit denjenigen der vierten Steinaltersperiode zeigen, dass man sie ohne Bedenken
dieser Periode zugeschrieben hätte, wenn kein Metall darin entdeckt wäre.
Solche Gräber sind die oben erwähnten Steinkisten von Bjaerge und Hejnstrupgaard auf
Seeland, Limensgaard auf Bornholm, Oglunda und Karleby in Westgothland s). In allen diesen
Gräbern wurden die Bronzegegenstände unter solchen Verhältnissen gefunden, dass sie wirklich
als mit den Gräbern gleichzeitig betrachtet werden müssen.
In der Steinkiste von Karleby lag die abgebrochene Spitze einer bronzenen Lanze. Dies
ist in hohem Grade bemerkenswerth , weil die Bronze 10 Proc. Zinn enthält, und weil solche
Lanzenspitzen nicht älter als aus der allerletzten Zeit der ersten Periode des Bronzealters sein
können. Der Fund zeigt also, dass Gräber dieser Art, — grosse Steinkisten mit Gang in der
selben Richtung wie die Kammer und mit einem grossen Loch im Giebel, — welche als charak
teristisch für die vierte Periode des Steinalters betrachtet werden, noch am Ende der ersten
Periode des Bronzealters in Westgothland verwendet wurden.
Dies ist um so mehr auffallend, da mehrere Bronzeäxte mit niedrigen Seitenrändern, welche
Aexte älter als das Ende der ersten Periode sind, in Westgothland ausgegraben wurden4). Es
wäre also möglich, eine solche Bronzeaxt im Grabe von Karleby gefunden zu haben, oder in
einer anderen ähnlichen Steinkiste Westgothlands zu finden.
') Porrer, Statistik der in der Schweiz gefundenen Kupfergeräthe, in Antiqua 1885, S. 83 ff.
(Nr. 1, Sipplingen, Ueberlingersee : „bedeutende Anzahl von Steinzeitartefacten" ; „als einziges Kupfergeräth ein
Beil von der Form der Steinbeile"; — Nr. 2 Maurach: als einziger Gegenstand von Metall, der vordere Theil
einer kupfernen Axt, u. s. w.).
") Sie enthielt nur 0,3 Proc. Zinn. Das Kupfer kann daber als ungemischt betraebtet werden.
3) Siehe oben „Grabfunde", Nr. 98 bis 100, 109 und 110.
4) Solche Bronzeäxte werden in den Museen zu Stockholm, Skara u. s. w. aufbewahrt.
16*
122 Oscar Montelius,
Die Metallgegenstände, welche man in den genannten dänischen Steinkisten entdeckt hat,
sind noch nicht analysirt worden. Es wäre doch sehr wichtig zu wissen, ob diese Sachen aus
Kupfer oder Bronze verfertigt wurden. Für die Frage, welche wir jetzt betrachten, sind näm
lich die dänischen Gräber noch wichtiger, als das Grab von Karleby, weil jene so viel südlicher
liegen, in Gegenden, wo das Kupfer und die Bronze früher als in Westgothland zu erwarten
sind. Dass der Dolch von Limensgaard aus Bronze, sogar sehr zinnreicher Bronze, besteht, kann
als sicher betrachtet werden, weil Dolche dieser Form dem späteren Theile der ersten Bronze
altersperiode angehören. Falls die beiden Gräber auf Seeland ebenfalls Bronze enthielten, können
wir daraus ersehen, dass auch dort die grossen Steinkisten, mit zahlreichen Leichen, noch während
der ältesten Bronzezeit verwendet wurden.
Da die meisten Gräber dieser Form der vierten Periode des Steinalters angehören,
folgt hieraus, dass diese Periode unmittelbar älter als die Zeit der Zinnbronze sein
muss. Die Zeit des ungemischten Kupfers ist aber gleichfalls unmittelbar älter
als die Zeit der Zinnbronze. Folglich ist die vierte Periode gleichzeitig wenig
stens mit dem letzten Theil des Kupferalters, d. h. die Aexte wie Fig. 4 bis 9 und
andere Arbeiten von reinem Kupfer müssen gleichzeitig mit der vierten, und viel
leicht mit der dritten Periode des Steinalters hier im Norden sein.
* *
*
Auf den Britischen Inseln, wie im skandinavischen Norden waren die ältesten Metalläxte
ohne Schaftloch ganz flach. Die britischen Aexte wurden später, wie die nordischen, mit erhabenen
Seitenrändern versehen. Diese Entwickelung ging doch im Westen langsamer als hier im Norden,
in dem die britischen Aexte längere Zeit flach blieben i). Die in Skandinavien einheimischen
flachen Aexte sind aus Kupfer. Die ältesten Aexte im westlichen Europa sind ebenfalls aus
Kupfer, aber es giebt eine Menge flache Aexte auf den Britischen Inseln, welche aus Bronze,
sogar sehr zinnreicher Bronze 2), sind.
Einige solche flache Aexte aus Bronze können aus England nach Skandinavien gekommen
sein. Hierin haben wir die Erklärung des beim ersten Blicke räthselhaften Auftretens einer
flachen Axt aus zinnreicher Bronze (Fig. 154) im Funde von Pile in Schonen zusammen mit
Aexten, welche deutliche Seitenränder haben, aber von fast zinnfreiem Kupfer sind s).
Eine andere flache Axt, welche derjenigen von Pile sehr ähnlich ist (Fig. 294), wurde bei
Skifvarp in Schonen nebst zwei Aexten mit niedrigen Seitenrändern (Fig. 295) gefunden 4). Die
von Herrn Lector Särnström in Stockholm ausgeführte Analyse dieser Aexte ergab:
a Eö
Kupfer Antinw Nickel Schwei Sauoersi
Eisen Silber Arsen
Zinn Blei
89,76 6,75 2.36 0,15 0,07 0,45 Spur 0,21 0,05 0,20
94,04 2,13 1,37 1,27 0,18 0,65 — 0,33 0,03 0,10
') Evaus, The ancient Bronze Implements of Great Britain and Ireland, S. 41 ff.
*) Eine flache Axt aus Irland enthielt 12,57 Proc. Zinn. Evans, a. a. O., S. 421.
") Oben, Depotfunde, Nr. 58.
*) Ebenda, Nr. 62.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 123
Die flachen Aexte waren also bei Skifvarp wie bei Pile aus zinnreicher Bronze, die Aexte
mit Seitenrändern dagegen aus zinnarmer Bronze. In beiden Funden enthielten die Aexte mit
Seitenrändern Nickel (bis 1,27 Proc.), wie dies in nordischen Bronzen oft vorkommt; die flachen
Fig. 294. Fig. 295.
') Auffallend ist wohl der grosse Antimongehalt in der flachen Axt von Skifvarp. Ein britischer Bronze
klumpen enthielt doch 1,91 Proc. Antimon (Bibra, a. a. O., S. 141); das Alter dieses Klampens ist mir nicht
bekannt.
124 Oscar Montelius,
Bronzearbeiten auf den Britischen Inseln mit der Periode der zinnarmen Bronze in Skandinavien
gleichzeitig sind, was man wohl durch den grossen Reichthum an Zinn in England erklären
kann i).
Solche Aexte wie Fig. 154 und 294 sind in England viel später als diejenigen, ebenfalls
ganz flachen, aber viel kleineren Aexte2), welche nebst den oben genannten Bechern gefunden
werden. Diese Becher sind aber im Norden mit einem späten Theile des Steinalters gleich
zeitig; es ist also natürlich, dass die Aexte Fig. 154 und 294 zusammen mit einheimischen
Arbeiten aus einem frühen Theile der ersten Periode des nordischen Bronzealters vorkommen.
Wenn auch das Steinalter im nordischen Gebiet lange fortgelebt hat, kann doch das erste
Auftreten des Kupfers hier kein viel späteres als in Mitteleuropa sein. Die Entfernungen sind
ja nicht bedeutend, und die Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden Europas über
den Continent war schon lange Zeit vor dem Ende des Steinalters geöffnet. Man findet auch
im Norden zahlreiche Kupferarbeiten, die eine vollständige Aehnlichkeit mit denjenigen in süd
licheren Ländern zeigen.
Die undurchbohrten Kupferäxte haben in Nord-Deutschland, Dänemark und Süd-Schweden
dieselben Formen wie in Mitteleuropa. Ungarische Kupferäxte dieser Art sind sogar in Däne
mark und Schonen gefunden worden (Fig. 4 und 9).
Kupferäxte mit Schaftloch von Formen, die aus dem Süden stammen, kommen in Nord-
Deutschland vor (Fig. 20, 21, 26 bis 30). Eine solche Kupferaxt ist in Schonen entdeckt worden
(Fig. 22). Dass diese Axtformen hier in Stein nachgebildet wurden, haben wir oben gesehen.
Auch die Zinnbronze kann nicht viel später nach dem Norden als nach Mitteleuropa
gekommen sein. Hier wie dort hatte man zuerst die sehr zinnarme Bronze, um später eine
zinnreichere und endlich die gewöhnliche Bronze mit ungefähr 10 Proc. Zinn zu erhalten.
Da die Kenntniss des Kupfers, wenn auch nicht ausschliesslich, über Mitteleuropa nach dem
Norden kam, ist es natürlich, dass die Kupferzeit hier im Norden während der Dauer der Kupfer
zeit in Mitteleuropa anfangen musste. Nach dem Ende der Kupferzeit in einem Lande, d. h.
nach dem Anfange der Bronzezeit, kann dieses Land nicht einen Einfluss auf ein anderes Land
derart ausüben, dass die Kupferzeit dort beginnt. Anstatt des Kupfers hätte man dort die Bronze
erhalten. Dasselbe gilt von der zinnarmen und der zinnreicheren Bronze. Die Kenntniss einer
solchen Legirung konnte nicht aus einem Lande nach einem anderen gebracht werden, nachdem
diese Legirung in jenem Lande ausser Gebrauch gekommen war.
Die Kupferzeit im Norden kann natürlich nach dem Beginn der Kupferzeit in Mittel
europa angefangen haben, aber nicht nach ihrem Ende; und die zinnarme Bronze kann später
im Norden als in Mitteleuropa bekannt werden, aber nicht so spät, dass diese Bronze in Mittel
europa schon von der zinnreichen Bronze verdrängt war.
*
') Es wäre wichtig, die chemische Zusammensetzung der britischen Aexte von Gallemose und St. Heddinge
(oben, Depotfunde, Nr. 50 und 57) zu kennen.
s) Evans, Bronze Implements, Fig. 2.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 125
Wenn wir die Ueberreste aus der ersten Periode des eigentlichen Bronzealters im Norden
mit denjenigen aus dem Bronzealter in Italien vergleichen, so finden wir, dass jene nordische
Periode mit der ersten Periode des eigentlichen Bronzealters in Italien beinahe gleichzeitig ist ').
Fig. 296. Fig. 297. Fig. 298. Fig. 299.
Mitteleuropa verfertigt. Bemerken swerth ist aber, dass in Nord-Deutschland, sogar in Schweden,
solche Bronzeäxte mit „italienischem" Ausschnitt wirklich in Funden vorkommen, welche zur
ersten Periode gehören l).
Eine Gruppe von solchen mitteleuropäischen Bronzeäxten mit niedrigen Seitenrändern,
welche bisweilen einen Ausschnitt oben haben, ist besonders bemerkenswerth. Es sind die oben
besprochenen „spatelförmigen" Aexte, welche wohl in Italien selbst nicht vorkommen, aber in
Verbindung mit italienischen Typen aus der ersten Periode stehen. Eine im Limmatbett bei
Zürich ausgegrabene Bronzeaxt (Fig. 296) hat oben den „italienischen" Ausschnitt. Diese Axt
ist wohl noch nicht recht „spatelförmig", aber sie zeigt eine grosse Aehnlichkeit mit der eben
falls im Limmatbett, bei Letten unweit Zürich, gefundenen spatelförmigen Axt Fig. 297 2). Diese
ist lang, schmal, mit breiterer, stark abgerundeter Schneide. Aehnliche Aexte, glatt, oder mit
Linien wie Fig. 298 verziert, sind aus Süd- Deutschland 3), Ungarn4) und Mähren5) bekannt.
Dass sie in Schlesien, Posen, Westpreussen und Schweden vorkommen, haben wir schon gesehen c).
Einige sind sehr lang und schmal (Fig. 299). Der Fund von Piltsch in Schlesien beweist, dass
sie wirklich während der ersten Periode des nordischen Bronzealters im Gebrauche waren.
Die Gleichzeitigkeit der ersten Periode des eigentlichen Bronzealters im Norden und der
ersten Periode des eigentlichen Bronzealters in Italien geht nicht nur aus den Aexten mit nie
drigen Seitenrändern, sondern auch aus anderen Typen hervor.
So enthielt ein Depotfund in der Nähe von Lodi in Nord-Italien sechs Halsringe mit ösen-
förmigen Enden (Fig. 300) und sechszehn Aexte mit niedrigen Seitenrändern 7). Solche Hals
ringe waren aber, wie bekannt, im nordischen Gebiet sehr allgemein während der ersten Periode.
') z. B. in den Funden von Piltsch in Schlesien (Fig. 93), Skegrie und Orebäcken in Schonen (Fig. 163
bis 165). Vergl. Fig. 211 (Schonen) und 235 (Oesel). — In Böhmen, wo Bronzeäxte mit erhabenen Seitenrändern
und Ausschnitt nicht selten sind, kommen solche Aexte in mehreren Funden aus der ersten Periode vor:
Richl/, Die Bronzezeit in Böhmen, Taf. (XIII), XV, XXVIU, XXXIV, XXXV, XLI; vergl. Taf. IV,
XLVII.
*) Fig. 296 und 297 sind nach Zeichnungen ausgeführt, die von Herrn Conservator Ulrich in Zürich
gefälligst mitgetheilt wurden. Die Originale gehören dem Museum zu Zürich (Nr. 2249 d und 2262). — Siebe
Ulrich, Catalog der Sammlungen d. antiquar. Gesellsch. in Zürich. Erster Theil : Vorröm. Ab
theil. S. 110 u. 112, mit Abbild. — Heierli, Pfahlbauten, neunter Bericht, Taf. II, Fig. 3.
') Munro, The Lake-D wellings of Europa, Fig. 33, 1; Haltnau an der nördlichen Küste des Bodensees.
4) Hampel, Alterthümer der Bronzezeit in Ungarn, Taf. VI, Fig. 10 u. 11.
5) Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in 'Wien, Bd. 20 (1890), S. 134.
") Oben, Depotfunde Nr. 14 (Piltsch in Schlesien), Grabfunde Nr. 70 (Carthaus in Westpreussen) und
Fig. 224 (Smäland, Schweden); unten, Nachtrag (Skarbienice in Posen). — Vergl. Mertins, in Schlesiens
Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. VI, S. 321 ff. Verf. bespricht dort einige Aexte, die nicht diesem Typus
angehören; seiner Ansicht (S. 323), dass einige spatelfiirmige Aexte der jüngeren Bronzezeit zuzuschreiben
sind , kann ich nicht beitreten. — Dass spate1förmige Bronzeäxte von einem anderen Typus in Frankreich , in
der Schweiz und in Westdeutschland (Fig. 120) auftreten, haben wir oben gesehen.
7) Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 27, Fig. 4 u. 5.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 127
gehören der ersten Periode an. Jene treten schon während der Kupferzeit aufi). Diese waren
während der ersten Periode des eigentlichen Bronzealters im Gebrauch2), und solche Dolche
Fig. 301. Fig. 302. Fig. 303. Fig. 305. Fig. 306.
Fig. 301 bis 311 (Fig. 301 Kupfer; Fig. 302 bis 311 Bronze). Italien.
') Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 36. — G. A. Colini, II sepolcreto (Ii
Remedello e il periodo eneolitico in Italia, im Bullettino di Paletnologia italiana, Jahrg. XXIV
(1898), S. 1 ff.
*) Bei S. Lorenzo, unweit Forll, wurden im Jahre 1674 fünf oder sechs trianguläre Bronzedolche (Fig. 307) zu
sammen mit 41 Bronzeäxten mit niedrigen Seitenrändern (Fig. 269 a) gefunden. Die Dolche hatten Bronzegriffe, schei
nen aber etwas älter als die Fig. 308 bis 310 abgeb. gewesen zu sein. Montelius, a. a. O., Taf. 27, Fig. 7 u. 8.
17
128 Oscar Montelius,
wie Fig. 308 kommen in einer sehr vorgeschrittenen Zeit dieser Periode vor. Wir sahen, dass
trianguläre Bronzedolche, welche entweder italienische Arbeiten sind oder kaum von solchen unter
schieden werden können, in der Schweiz und in Deutschland, wie in anderen europäischen Län
dern, oft gefunden wurden. In der Schweiz ') wie in Deutschland2) sind sie mit der ersten
Periode des Bronzealters gleichzeitig, wie mehrere -wichtige Funde uns lehren.
Für die Chronologie der ältesten Bronzezeit im Norden sind diese Funde von der aller-
grössten Wichtigkeit, weil wir in ihnen positive Beweise haben, dass die erste Periode des
eigentlichen Bronzealters in Italien 3) wirklich mit der ersten Periode des eigentlichen Bronze
alters im Norden gleichzeitig ist. Die italienischen triangulären Bronzedolche sind näm
lich nicht etwa zusammen mit Arbeiten der Kupferzeit hier im Norden gefunden
worden, sondern mit Arbeiten der eigentlichen Bronzezeit.
In den Funden der ersten Periode unseres Bronzealters haben wir auch einheimische Nach
bildungen der italienischen Dolche dieser Art: einige als Dolche, andere als Schwertstäbe, noch
t
andere sogar als Kurzschwerter benutzt4). Nicht nur die Form der Klinge, sondern auch die
eigenthümliehe Ornamentirung (mit grossen und kleinen Dreiecken) lässt keinen Zweifel übrig,
dass wir es wirklich mit Nachbildungen der italienischen Dolche zu thun haben. Der directe
oder indirecte Verkehr zwischen dem Norden und Italien muss folglich während der ersten
Periode der Bronzezeit sehr lebhaft gewesen sein.
Am allerdeutlichsten geht dies aus der beachtenswerthen Thatsache hervor, dass die Ent-
wickelung dieses Dolchtypus im Norden und im Süden während der ersten Periode
dieselbe gewesen ist.
In Italien, wie in Mitteleuropa und im nordischen Gebiet ist nämlich eine sehr interessante
Reihe von Bronzewaffen gefunden worden, welche als spätere Entwickelungsformen der italie
nischen triangulären Dolche zu betrachten sind. Die Klingen werden allmälig so lang, dass
man nicht mehr von Dolchen, sondern von Kurzschwertern und sogar von sehr langen Schwertern
sprechen darf.
Anfangs sind sie breit, mit geraden Schneiden, später werden sie aber schmäler, mit
mehr oder weniger gebogenen Schneiden. Das grosse Dreieck von mehreren feinen, parallelen
Linien, wovon ich mehrmals gesprochen habe, wird länger und schmäler. Es endet gewöhnlich
ungefähr in der Mitte der Klinge, oder etwas höher hinauf; seine Seiten werden gebogen, so
dass sie mit den Schneiden ungefähr parallel laufen.
An der Basis des Griffes sieht man nicht selten eine Reihe von kleinen, mit Strichen gefüllten
Dreiecken, welche ebenfalls verlängert werden. Sogar das eigenthümliche Ornament von recht
eckig gestellten Linien, welches viele trianguläre italienische Dolche oberhalb jener Reihe zeigen,
wird eine Zeit lang beibehalten. Endlich verschwinden doch diese Ornamente, nur das grosse
Dreieck bleibt. Dieses ist zuweilen längs der Innenseite mit kleinen Halbkreisen verziert
(Fig. 318). Fig. 313. Fig. 314. Fig. 315.
') Fig. 311 bis 315: Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 34, 28, 37 u. 33. —
Fig. 316: gefunden an der Langen Wand, südwestlich von Wiener-Neustadt, Nieder , Oesterreich. Sitzungs
berichte der k. Akademie d. Wissenschaften, Philosoph.-histor. Classe, Bd. XLIX (Wien 1865), S. 116. —
Fig. 317: gefunden zu Perjen bei Landeck, Tirol. Mittheilungen d. Anthrop. Gesellsch. in Wien,
Bd. XIV (Wien 1884), Verhandlungen, S. 96. — Fig. 318: gefunden im Pfahlbau bei Laibach, Kiain. Munro,
17*
130 Oscar Montelius,
men zu betrachten sind, welche freilich von italienischen Typen herstammen, aber nicht in
Italien verfertigt sind.
Dies beweist, dass wir es nicht mit zufällig importirten Stücken, sondern mit einem regen
Fig. 323. Fifr. 324. Fig. 325.
und sehr lange dauernden Verkehr zwischen Italien, Mitteleuropa und dem Norden zu thun
haben, und der Zeitunterschied zwischen den Exemplaren identischer oder analoger
Formen in Italien und im Norden kann nicht sehr gross sein. Sind die im Norden
132 Oscar Montelius,
und in Italien gefundenen Stücke identisch, so müssen sie ungefähr gleichzeitig verfertigt sein.
Sind sie nur analog, müssen sie ebenfalls ungefähr derselben Zeit angehören. Wenn nämlich drei
Typen, die wir A, B und C nennen können, in Italien zu Hause sind, und wenn drei analoge
Typen Ai, Bi und Ci im Norden vorkommen, so ist es ja klar, dass die nordischen Formen
nach den italienischen gebildet wurden. Aber der nordische Typus Ai muss zu der Zeit ent
standen sein, als der italienische Typus A noch lebte. Seitdem sein Nachfolger B ihn ersetzt
hatte, haben wir einen Einfluss von B, nicht von A im Norden zu erwarten.
* *
*
Wenn wir von der Gleichzeitigkeit der ersten Periode des Bronzealters in Italien und im
Norden sprechen, dürfen wir doch nicht vergessen, dass dies eigentlich nur von den südlicheren
Theilen des nordischen Gebietes gilt. Dieses Gebiet hat nämlich eine grosse Ausdehnung, wenn
wir den ganzen skandinavischen Norden als einen Theil davon betrachten. Die erste Periode ist
indessen, wie wir gesehen, eigentlich nur in Nord - Deutschland , Dänemark und Süd -Schweden
vertreten. In Norwegen, wie im mittleren und nördlichen Schweden findet man sehr selten
Metallarbeiten aus dieser Zeit und meistens nur aus dem letzten Theile der Periode.
In Finnland, wo schwedische Alterthümer aus der zweiten Periode des Bronzealters und
folgenden Zeiten gefunden worden sind i), kennt man bis jetzt keinen einzigen Fund von Kupfer
oder Bronzegegenständen aus der ersten Periode2).
Wie die Einwohner Dänemarks und Süd-Schwedens später als die Völker Deutschlands
Kenntniss von dem Kupfer und der Bronze erhielten, so wurde man in den nördlichen Theilen
der Skandinavischen Halbinsel und in Finnland, wo schon damals eine schwedische Bevölkerung
lebte 3), später als in Dänemark und Süd-Schweden mit dem Gebrauche der Metalle vertraut.
* *
*
Wir haben gesehen, dass der allgemeine Gebrauch der Metalle freilich etwas älter im west
lichen, südlichen und mittleren Europa als im Norden ist, dass aber die reine Steinzeit nicht,
wie man es allgemein annimmt, viel länger im nordischen Gebiet als in den anderen Gegenden
Europas fortgedauert hat.
Hieraus folgt aber, dass die schönen Arbeiten des Steinalters im Norden nicht dadurch
zu erklären sind, dass dieses Alter so viel später hier als in anderen europäischen Ländern zu Ende
ging. Zu der Zeit, als die geschmackvollen Dolche und andere überlegene Arbeiten von
Feuerstein und die ausgezeichneten Steinhämmer im Norden gearbeitet wurden, waren im west
lichen Europa, wie in Mitteleuropa die Waffen und Werkzeuge von Stein noch im Gebrauch,
wenn auch das Kupfer schon bekannt war, was wohl ebenfalls im Norden der Fall war. Die
staunenswerthe Ueberlegenheit der nordischen Steinarbeiten muss folglich in anderer Weise erklärt
werden. Freilich sind sie theilweise dem ausgezeichneten Material, besonders dem prächtigen
Feuerstein zuzuschreiben, woran das nordische Gebiet so reich war. Ich bin jedoch überzeugt,
dass die eigentliche Erklärung anderswo zu suchen ist. Ebenso wie die Ueberlegenheit der
nordischen Arbeiten der älteren Bronzezeit durch einen starken Einfluss aus den alten Cultur-
ländern des Orients bedingt war, dürfen wir die Schönheit der nordischen Steinaltersarbeiten
durch einen Einfluss aus dem Orient erklären. Die in den Gräbern der dritten nordischen Stein
altersperiode zahlreichen Thongefässe und ihre Ornameute, welche aus dem östlichen Mittelmeer
gebiet stammen, beweisen, dass ein Verkehr zwischen dem Norden und diesem Gebiet schon
damals vorhanden war, und die in technischer Beziehung schönsten Steinarbeiten, die man über
haupt kennt, kommen in Aegypten und im westlichen Asien vor.
* *
der Kupferzeit und der Bronzezeit können wir heutzutage näher bestimmen, als dies vor ein paar
Jahrzehnten möglich war.
Jetzt kennen wir nämlich etwas besser als früher die ältesten Zeiten einerseits im Orient,
wo die Metalle entdeckt wurden, und andererseits in den verschiedenen Theilen Europas, wohin
die Kenntniss dieser Entdeckung durch den Verkehr mit dem Orient früh übergeführt wurde.
Um einen Ueberblick in dieser ebenso schwierigen wie wichtigen Frage zu erhalten, werden
wir daher zuerst untersuchen, was man vom Alter des ungemischten Kupfers und der Zinnbronze
im Orient kennt, und dann die Verbreitung dieser Metalle durch den orientalischen Einfluss in
den verschiedenen Gegenden Europas chronologisch verfolgen.
Ich behandle also zunächst
In Indien sind zahlreiche Waffen und Werkzeuge aus reinem Kupfer gefunden worden.
Der grösste der bekannt gewordenen Funde dieser Art in Indien, und einer der grössten
Kupferfunde überhaupt, wurde bei Gungeria, ungefähr 40 englische Meilen von Boorha in Central
indien, gemacht: 424 ganz flache Aexte aus Kupfer nebst 102 Silbergegenständen. Die chemische
Untersuchung einer Axt hat ungemischtes Kupfer ergeben. Die Aexte sind von zwei ver
schiedenen Formen (Fig. 327 und 328), welche zeigen, dass wir es durchaus nicht mit einer
primitiven Metallzeit zu thun haben ').
Mehrere Schwerter und Lanzenspitzen aus Kupfer (= Fig. 329 und 330) wurden bei
Niora'i, Provinz Etäweh, zwischen dem Ganges und dem Jumna, im inneren Hindostan vor
') Bloomfield, in Proceedings of the Asiatic Society of Bengal, May 1870. — A. W. Franks,
in Compte rendu du Oongreo international d' Anthropologie et d'Archeologie prehistoriques,
7:e session, Stockholm 1874, Bd. I, S. 349, Fig. 5 u. 6 (Aexte), 7 u. 8 (Silbergegenstände). — Die abgebil
deten Aexte gehören dem Nationalmuseum zu Kopenhagen.
18
134 Oscar Montelius,
mehreren Jahrzehnten gefunden. Eine Analyse ergab fast ganz reines Kupfer, nur mit Spuren
von Zinn oder einem anderen Metalle i).
Andere Waffen derselben Form (Fig. 329 und 330) sind ebenfalls in Indien gefunden
worden. Die Analyse ergab: Schwertklinge 3,83 und Lanzenspitze 6,74 Proc. Zinn*).
Aexte, eine Lanzenspitze und Armbänder aus Kupfer sind bei Mainpur in einer der
Nordwestprovinzen gefunden worden 3).
Ausserdem besitzt das Indian Museum in Calcutta, wie aus dem Cataloge desselben her-
Fig. 327. Fig. 328. Fig. 329. Fig. 330 vorgeht *), eine
grosse Anzahl von
Kupferfunden.
In einem Be
richt Virehow's
über diesen Ca-
talog heisst es 5) :
„Von besonderer
Bedeutung sind
die Bemerkungen
des Verfassers
über die indische
Bronze. Er er
klärt (S. 416),
dass in seinem
Museum über
haupt keine in-
Kupfer. Geräthe von der
Gungeria, Indien. Zusammensetzung der anti
ken Bronze vorhanden sind,
') Aarsberetning for 1838 af
DetkongeligeNordiskeOldskrift- und dass alle als Bronze be
Selskab (Kopenhagen 1839), S. 12 (mit trachteten alten Gefässe sei
2 Abbildungen). — Worsaae, in den
Memoires de la Societe ß. des An- ner Sammlung aus fast rei
tiquaires du Nord 1873 — 1874, nem Kupfer bestehen. —
S. 121, und ebenda 1880, S. 187, Fig. 1
bis 3. — Der grösste Theil des Fundes wird im Indian Museum zu Calcutta aufbewahrt. —
Ein Schwert und eine Lanzenspitze (= Fig. 329 und 330) gehören dem Nationalmuseum
zu Kopenhagen (Worsaae, a. a. 0.). — Ein Schwert (= Fig. 329), im British Museum,
ist von Worsaae, a. a. 0., 1880, S. 188, Fig. 3, abgebildet worden.
') Worsaae, a. a. O. , 1880, S. 188. — Die Originale unserer Fig. 329 u. 330
gehören dem Nationalmuseum zu Edinburgh (Proceedings of the Society of Antiqua
ries of Bcotland, X, 8. 690. — Catalogue of the National Museum of Antiquities
of Scotland, Edinburgh 1892, S. 104, Nr. 634 und 636). — Ein Kurzschwert ganz anderer
Form, mit Bronzegriff, aus dem Punjaub in Indien, ist in demselben Catalogue, S. 104,
Nr. 647, abgebildet.
3) Much, Die Kupferzeit in Europa, 2. Aufl., S. 159.
4) John Anderson, Catalogue and hand-book of the archaeological
Kupfer. Collections of the Indian Museum, II (Calcutta 1883).
Gungeriu, Indien. 5) Virchow, in der Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 16, (Berlin 1884), S. 179.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 135
Der Verfasser giebt (S. 488) einige Analysen von Professor Warden, wo in fünf gar kein
Zinn, in fünf anderen Spuren von Zinn neben Eisen, zuweilen auch neben Blei, gefunden wurden.
Der Verfasser schliesst, dass es in Indien eine Kupferzeit gegeben habe. — Schliesslich sei nur
noch aus dem Jabulpurdistrict eine Axt erwähnt, welche 86,7 Proc. Kupfer auf 13,3 Proc. Zinn
enthalten habe i)."
Leider kann man meines Wissens die absolute Chronologie dieser indischen Kupferfunde
nicht bestimmen.
* *
*
Es ist wahrscheinlich, dass die wichtige Erfindung der Bronze im Bereiche des chaldäischen
Culturkreises selbstständig und vielleicht früher als in Indien gemacht wurde. Auch dort hatte
man jedoch lange das ungemischte Kupfer gekannt, ehe man diese Erfindung machte.
Die ältesten Funde Babyloniens haben nämlich Kupfer, nicht Bronze, ergeben.
Ein solcher Fund ist in Süd-Babylonien zu Tello (oder Tell -Loh) gemacht, wo überhaupt
die ältesten bis jetzt bekannten Denkmäler der chaldäischen Oultur entdeckt wurden 2). Hier
fand de Sarzec eine kleine Votivfigur, welche eine knieende Gottheit darstellte mit einer Spitze
oder einem Kegel in der Hand, und worauf der Name „Gudea" eingegraben ist. Nach
dem Urtheile Oppert's gehört er der ältesten, durch den eingegrabenen Namen bestimmten
Periode an und würde demnach etwa 4000 Jahre v. Chr. zurückgehen. Zufolge Berthelot's
chemischer Untersuchung erwies sich die Figur als reines Kupfer ohne irgend eine Bei
mischung von Zinn oder einem anderen Metall 3).
Noch älter ist eine andere Votivfigur, von de Sarzec im Grunde eines Gebäudes ge
funden, welches mehr als 4000 Jahre v. Chr. aufgeführt sein soll. Diese Figur ist auch aus
reinem Kupfer, ohne Zinn, Antimon oder Arsen *).
Berthelot hat neuerdings auch sehr interessante Analysen von anderen bei Tello ge-
') Proceed. Soc. Antiqu. of Scotl., X, S. 693. — Die Analyse einer Bronze von Jüni aus Balüchistän
ergab 10,42 Proc. Zinn; die Art dieses Bronzegegenstandes wird dort nicht angegeben. Virchow, a. a. O.
S. 180.
*) Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquite, II, Chaldee et Assyrie (Paris 1884),
S. 587 ff., Fig. 146 bis 148. — C. P. Tiele, Babylonisch-assyrische Geschichte, I (Gotha 1886), S.488. —
G. Haspero, Histoire ancienne des peuples de l'Orient (4. Aufl., Paris 1886), S. 157, Note.
s) Berthelot, Introduction ä l'etude de la Chimie des anciens, S. 225. — Derselbe, in den
Annales de Chimie et de Physique, 6. ser., Bd. XVII, S. 507. — Derselbe, in der Bevue archeolo-
gique, 1887, I, S. 15. — Virchow, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1887, S. 337. Der Kern be
steht aus reinem Kupfer; darüber hat sich durch fortschreitende Zersetzung zunächst eine Schicht von Kupferprot-
oxyd, ohne Beimischung von Zinn, Antimon, Blei oder einem sonstigen Metalle, und zu äusserst eine Lage von
Kupfercarbonat , gemischt mit Kupferhydratoxychlorid (Atakamit), gebildet. — In Tello fand de Sarzec auch
ein Gefäss aus ganz reinem Antimon; ob es ebenso alt wie die Kupferfigur ist, kann man jedoch nicht sagen.
Virchow, a. a. O., S. 336.
4) Berthelot, in den Comptes rendus des Seances de l'Academie des Sciences (Paris), le
30 Janvier 1893: „Voici les resultats obtenus: cuivre 77,7, eau 3,9, oxygene 6,1, chlore 1,1, silice 3,9, carbonate
de chaux, alumine ete., matieres diverses 7,3, traces de soufre, de plomb et d'arseme" ; keine Spur von Zinn,
Antimon , Zink , Eisen , Silber oder Magnesium. — „La figurine est trouvee dans les fondations d'un edifice plus
ancien que les constructions dont les briques portent le nom de roi Our -Nina, ai'eul d'Enneadon , le roi de la
Stele des Vautours; il s'agit d'une epoque estimee anterieure au XL 6 siecle avant notre ere. Cette figurine
est semblable ä celles qui ont eté publikes dans les Decouvertes en Chaldee, par MM. de Sarzec et
Heuzey, PI. V
18*
136 Oscar Montelius,
fundenen Metallgegenständen veröffentlicht l). Der eine ist eine grosse Lanzenspitze von rothem
Metall; die Analyse ergab Kupfer ohne bestimmbare Spuren von Zinn, Zink, Arsen oder Antimon.
Fig. 331. Fig. 332. Fig. 333.
Der andere ist eine Axt, deren Analyse ebenfalls reines Kupfer gab; weder Zinn, noch Blei,
Zink, Arsen, Antimon. Der dritte ist eine Axt von hartem Metall; sie enthielt Kupfer, ohne
Zinn, Blei oder Zink, aber mit Spuren von Arsen und Phosphor, worin Berthelot die Er
klärung der Härte findet.
Eine grosse Anzahl von Kupfer-(oder Bronze-) sachen entdeckte Loftus bei seinen Aus
grabungen in Senkereh, der alten chaldäischen Stadt Larsa. Bei dem Verfolgen einer Mauer
stiessen die Arbeiter auf eine grosse Menge von 0Kupfer"gegenständen: Kessel und andere
Gefässe, Ringe, Hämmer, Meissel, Aexte, Messer, Dolche (Fig. 331 bis 337), einen Kupferkuchen
und eine grosse Menge von Knpferschlacke ; mehrere Sachen waren unvollendet. Keine Spur
von Eisen war im Funde zu sehen.
Die Araber, welche am Orte schon früher gelegentlich Funde von Kupfersachen gemacht
hatten, benannten den Ort „Tell Sifr" (Kupferhügel ').
Die Analyse eines zu diesem Funde gehörenden Messers ergab: 98,6 Proc. Kupfer, 0,7 Proc.
Eisen und 0,2 Proc. Schwefel und möglicher Weise Spuren von Gold, aber keine Spur von
Zinn ").
Bei Mugheir (dem alten Ur) und Warka (dem alten Erech) in Babylonien hat man eine
grosse Menge von Gräbern entdeckt, und die ältesten von ihuen — welche aus der zweiten
Hälfte des 3. bis zum Ende (?) des 2. Jahrtausends stammen sollen — enthielten Waffen und Werk
zeuge aus Stein, Kupfer und Bronze, sammt anderen Arbeiten von Kupfer, Bronze, Blei und
Gold, aber kein Silber. In einigen Gräbern, welche wahrscheinlich verhältnissmässig spät sind,
hat man Eisen gefunden, aber dieses Metall ist selten und nur zu Ringen und ähnlichen Schmuck
sachen verwendet 3).
Wann die Einwohner Babyloniens und Assyriens die Zinnbronze kennen gelernt haben,
können wir noch nicht sagen. Aber dass sie diese Legirung kannten, ist sicher.
Ein einschneidiges Schwert (Fig. 338), welches laut der darauf befindlichen Inschrift einem
im 14. Jahrhundert lebenden assyrischen Könige gehört hat, ist ohne Zweifel aus Bronze, ob
wohl es meines Wissens nicht analysirt worden ist 4).
In der ungefähr 1300 Jahre v. Chr. gegründeten Stadt Nimrud (Kalah) hat man auch
') W. Kennet Loftua, Travels and Researches in Chaldaea and Susiana (London 1857), S. 268.
Alle Gegenstände haben dieselbe Patina, mehrere zeigen Spuren von einer aus Bast geflochtenen Matte oder
Korb, worein sie folglich gepackt gewesen sind. — Nach der Aufzählung der „Kupfer"-Sachen fügt der Verfasser
zu: „There was likewise a small bitumen bowl overlaid with thin copper; and a piece of lead." Der Fund
wird im British Museum (Nr. 9, 3, 56) aufbewahrt. Dasselbe Museum besitzt auch mehrere andere bei Teil Sifr
gefundeue Arbeiten von Kupfer oder Bronze. — Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechen
land, im Archiv f. Anthrop., Bd. XXI (1892), S. 12. (Ich wusste nicht damals, dass es der von Loftus
besprochene Fund war, und es wurde gesagt, dass die Sachen aus Bronze waren. Der Fund stammt wahr
scheinlich aus einer älteren Zeit als der zweiten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends, wie damals
angenommen wurde.) — In der unmittelbaren Nähe der jetzt besprochenen Metallgegenstände fand man einige
„enveloped clay tablets" mit Keilschrift. Sie sollen freilich (Loftus, a. a. O., S. 271) aus der Zeit um 1500 v.
Chr. stammen ; ich weiss aber nicht, ob diese Zeitbestimmung richtig ist.
*) J. H. Gladstone, in den Proceedings of the Society of Biblical Archaeology, Bd. XVI,
Febr. 1894 (London 1894), S. 98.
*) Montelius, a. a. O., S. 12.
4) Proceedings of the Society of Biblical Archaeology, Bd. IV, S. 347. — Witterhets Akade
miena Mänadsblad 1876, S. 272. — Tiele, a. a. O., S. 146, Note. Der König wird Bammän-nirär I (früher
Vulnirari) genannt.
138 Oscar Montelius,
Waffen aus Bronze gefunden (Fig. 339 und 340 Einige in den Ruinen des sogenannten
Nordwestpalastes in Nimrud von Layard ausgegrabene Bronzen enthalten sehr viel Zinn (12,3
bis 18,37 Proc.2).
* *
In Persien, Turkestan, Armenien und Kaukasus sind auch viele Funde aus der —
hauptsächlich spätesten — Bronzezeit gemacht worden (Fig. 341 bis 345 3). Leider ist die Zahl
der chemisch untersuchten Gegenstände aus diesen, wie aus den übrigen asiatischen, Ländern
noch zu klein. Wir können jedoch sehen, dass das Zinn im nördlichen Persien früh bekannt war.
Kleine Schmucksachen von diesem Metalle kommen nämlich in Gräbern vor, welche spätestens
aus der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends stammen dürften 4).
Eine in den prähistorischen Ruinen von Kara-Euyuk im südöstlichen Kleinasien ge
fundene Bronzeaxt ist Fig. 346 abgebildet 5). Um das Hineindringen der Axt in den Schaft
zu verhindern , ist der obere Theil bedeutend schmäler als der untere. Die typologische Ent
wicklung ist im Orient nicht so weit gegangen wie in Europa6); man ist weder zu erhabenen
Seitenrändern , noch zu einer Rast gekommen. Durch die Form des oberen Theiles der Axt
Fig. 346 hat man doch dasselbe wie die Europäer durch die Rast erreicht.
In Syrien kennt man schon mehrere Funde aus der Kupfer- und Bronzezeit7).
So fand man in einem Dolmen bei Juba im Ost- Jordanland die Reste eines menschlichen
Gerippes und dabei zwei Ringe aus ziemlich hartem, röthl ichgelbem Metall, was nach einer
Analyse sich als Kupfer erwies 8).
Eine ganz flache Axt von Betlehem ist hier abgebildet (Fig. 348); sie soll aus Kupfer sein
und erinnert stark an die cypriotischen 9).
') G. Rawlinson, The five Great Monarchies of the Ancient Eastern world (London 1873),
Bd. I, S. 456. — Kemble, Horae ferales, Taf. VII, Fig. 1 (Fig. 339 unten). — Die Fig. 340 abgebildete Axt
wurde im Nordwestpalaste von Nimrud gefunden ; British Museum.
*) Bibra, Die Bronze- und Kupferlegirungen, S. 94. — Die aus dem 9. Jahrhundert stammende
Bronzebekleidung der Thüre im Palaste von Balawat (Salmanassar II) enthielt 11 Proc., und ein Nagel, womit
die Bronze befestigt gewesen, mehr als 9 Proc. Zinn. — Gladstone, in Proeeedings of the Society of
Biblical Archaeology, XII (d. 4. März 1890), S. 231.
") Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, S. 14 f. (wo die wichtigste
Literatur besprochen wird). — J. de Morgan, Mission scientifique en Perse. T. IV. Recherches
archeologiques, I. Th. (Paris 1896). — Worsaae, in den Memoires de la Societé R. des Antiquaires
du Nord 1880, S. 188, Fig. 4 und 6.
4) Zinn kommt im „II0 état du bronze" vor, und in einem Grabe, das dem „III« état du bronze" gehört,
hat de Morgan ein kleines Goldornament trojanischer Form gefunden, de Morgan, Mission scientifique
en Perse, S. 61, 81 (Fig. 85, 12) u. 83 (vgl. Fig. 86 und unsere Fig. 387 a).
6) E. Chantre, Recherches archeologiques dans l'Asie occidentale. Mission en Cappadocie
1893— 1894 (Paris 1898), S. 79, Fig. 59.
°) Vgl. Montelius, Typologien eller utwecklingsläran tillämpad pä det menskliga arbetet,
in Svenska Fornminnesföreningens tidskrift, Bd. 10 (Stockholm 1899), S. 267.
7) Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, S. 11.
") Virchow, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1887, S. 38.
") F. Heger, in den Mittheilungen d. Anthrop. Gesellsch. in Wien, Sitzungsberichte
1891, S. 54.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 139
Ein Dolch cypriotischer Form (Fig. 347) ist in der Nähe von Beirut gefunden worden;
er ist wahrscheinlich aus Kupfer
Fig. 338.
Bei Beirut hat man auch vier Bronzeäxte wie Fig. 349 gefunden 2). Die Form ist ägyp
tisch, ungefähr aus der Zeit der 12. Dynastie; das Schaftloch, welches nicht in Aegypten, wohl
') Iu der Sammlung Greenwell's. Ich verdanke Dr. Söderberg die Zeichnungen von diesem Dolch
und von der Axt Fig. 349.
2) In der Sammlung Greenwell's. — Montelius, a. a. 0., S. 11.
140 Oscar Montelius,
aber in Asien vorkommt, beweist jedoch, dass die Axt in Asien nach ägyptischem Vorbilde ver
fertigt worden sein muss.
Im untersten Theile des grossen Hügels Tell-el-Hesy in Palästina, — wo man die Ueber-
reste des alten Lachish vermuthet, fand man Aexte, Messer und andere Gegenstände aus
Kupfer, welche einer sehr alten amoritischen Zeit, vor
Fig. 347. Fig. 348.
1 der Besitznahme durch die Israeliten unter Joshua, ent
stammen. Die Analysen einer Axt und eines Messers
ergaben i):
Kupfer Zinn Antimon Eisen Blei Sauerstoff
Axt . 94,9 ? ? 0,77 0,68 2,7
Messer 97,0 0 Spur 0,15 Spur Spur
In den höheren Schichten desselben Hügels, aus
der späteren israelitischen Zeit, fand man eine Menge
von Nadeln und anderen Gegenständen aus Bronze.
Die Analyse einer dieser Bronzen ergab 7,5 Proc.
Zinn 2).
Kupfer. Bethlehem.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Kenntniss
Fig. 349. des Kupfers, wie die der anderen Elemente der ältesten
Cultur Aegyptens, aus Asien gekommen. Die Ent
deckung dieses wichtigen Metalles muss also eine asia
tische, und in Folge dessen das Kupfer noch früher in
Asien als in Aegypten bekannt gewesen sein.
Wie wir gesehen haben , sind wir jedoch leider
nicht im Stande, durch asiatische Funde die Zeit dieser
Entdeckung näher zu bestimmen. Die Funde, welche
man während der letzten Jahrzehnte in Babylonien ge
macht hat, beweisen wohl, dass die Cultur hier ausser
Kupfer
(oder ordentlich alt war, und dass die Chaldäer schon früh
Bronze).
Beirut, das Kupfer kannten, aber bis jetzt ist, so viel ich weiss,
Phönicien. Bronze. kein Fund von Kupfersachen gemacht worden, welcher
%, Beirut, Phönicien.
älter als das fünfte vorchristliche Jahrtausend ist.
') J. H. Gladatone, Ancient metals from Tell-el-Hesy, in den Proceedings of the Society
of Biblieal Archäology, Bd. XVI, Febr. 1894, S. 95. — Derselbe, in The Journal of the Anthrop.
Inst., XXVII, S. 310 u. 316. — Die Ausgrabungen sind von Flinders Petrie [Tell-el-Hesy (Lachish),
London 1891] und Bliss ausgeführt worden.
s) Gladstone, in Proc. Biblieal Archaeology , Febr. 1894, S. 96. — Eine andere Nadel ergab
45,8 (?) Proc. Kupfer und 10,3 Proc. Zinn; der Verfasser sagt aber: ,1t does not follow that the metals were
originally in these relative proportions , as the objects were so corroded that a good deal of the copper may
have been dissolved away. So high a proportion of tin is very improbable." — Folgende Bemerkung des Ver
fassers ist auch wichtig: „One point of interest connected with these metallic objects from Tell-el-Hesy is that
we are able to trace in the same city the gradual transition from copper tools to bronze ones." — „ — It is
curious, however, that flint implements are found from the lowest Amorite to the highest Israelite period, some
of the latest being of very beautiful manufacture."
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 141
Im 5. Jahrtausend war aber das Kupfer in Aegypten schon bekannt, und ich hoffe, dass
man in den asiatischen Culturländern bald Funde machen wird, welche sich als noch älter er
weisen.
* *
*
Wenden wir uns nach Aegypten, so finden wir dort Spuren einer sehr alten Kupferzeit.
Wir finden auch, dass die Aegypter schon früh das Kupfer in ihrem eigenen Lande erhielten,
wenigstens in einem Lande, das zum ägyptischen Reiche gehörte.
Schon zur Zeit der 3. Dynastie wurdtn nämlich die Kupfergruben der Sinaihalbinsel von
den Aegyptern betrieben.
Diese Kupfergruben i) liegen in den Bergen auf der Westseite der Sinaihalbinsel und zwar
hauptsächlich im Wadi Nasb, im Wadi Maghara und beim Berge Sarbût-el-châdim; mit Aus
nahme der ersten Gruben, wo in einem der Schächte noch heute Kupfererz ansteht, sind sie alle
im Alterthum erschöpft. Die Schächte, mittelst deren man sie ausgebeutet hat, sind horizontal
in den Berg hineingetrieben und haben die Form von Hallen, die durch ausgesparte Pfeiler
gestützt werden
Die wichtigsten unter diesen Gruben waren wohl die des Wadi Maghara, die nach dem
letzten Könige der 3. (oder dem ersten der 4.) Dynastie das „Bergwerk des Snefru" hiessen,
und wo man Monumente mit den Namen der Könige Djezer der 3. Dynastie, Snefru und Kufu
(Cheops) gefunden hat 3). Auf einem Hügel inmitten des dortigen Thales liegen noch heute die
Steinhütten der Arbeiter und ein kleines Castell, das den dort stationirten Aegyptern Schutz
gegen die Angriffe der Sinaibeduinen verschaffen sollte. König Snefru und seine Nachfolger
') A. Erman, Aegypten und ägyptisches Leben im Alterthum, I (Tübingen 1885). S. 620 f. —
Montelius, Bronsäldern i Egypten, iu der Zeitschrift Yiuer, 1888 (Stockholm 1888), S. 43.
*) Berthelot, Sur les mines de cuivre du Sinaï, exploitées par les anciens Égyptiens, in
den Comptes rendus des Séances de l'Académie des Sciences, 17 Août 1896, S. 365 f.: „M. de Morga n
a bien voulu aller lui-même visiter ces mines, et en rapporter des échantillons, qu'il m'a confiés." — „ — Les
galeries existent encore, ainsi que les débris des fours, des creusets, les scories, les restes des habitations des
mineurs, quelques fragments de leurs outils, ete." — Von den Proben, die er aus diesen Gruben erhalten hatte,
sagt Berthelot: „Trois minerais de cuivre existent dans ces échantillons, savoir: des turquoises, un hydro
silicate de cuivre et des grès imprégnés de sels de cuivre (carbonate et hydrosilicate). On n'y trouve ni sul
fures de cuivre ni cuivre, natif, ni cuivre oxydulé natif. Il est probable que les minerais actuels sont super
ficiels et constituent un chapeau , en langage technique , lequel provient de l'altération de gisements pyriteux
profonds, que l'exploitation n'a pas atteints. Les infiltrations des eaux souterraines les ont attaqués et ont ramené
à la surface des produits oxydés, comme il arrive en général. Les anciens mineurs se sont bornés à gratter ce qui
se trouvait à la surface du sol, à l'aide des instruments dont je donne plus loin l'analyse. En tout cas, ces trois
minerais ont été ramassés près des fours, à Wadi -Maghara notamment, et c'est sur eux que portait l'exploi
tation." — Er fügt hinzu (S. 373): „En résumé, les minérais de cuivre du Sinaï sont des minerais pauvres et
peu abondants, constitués par des grès, renfermant des silicates et carbonates basiques de cuivre et des tur
quoises. Leur récolte devait être pénible et exiger une maind'oeuvre considérable." —„— L'extraction du métal
se faisait par des méthodes semblables à celles que la métallurgie du cuivre a suivies pour les minerais ana
logues, depuis l'antiquité jusqu'à ce dernier temps; je veux dire par l'emploi du bois, comme réducteur,
combiné avec celui de fondants siliceux, ferrugineux et calcaires." —„— Il est intéressant de constater que l'on
était arrivé, probablement dès le début de l'exploitation des mines du Sinaï, cést-à-dire il y a près de 7000 ans,
aux procédés suivis jusqu'à nos jours; procédés fondés sur un empirisme dont l'origine est facile à concevoir
et qui n'éxigeaient la connaissance d'aucune théorie proprement dite , telle que celles qui transforment en ce
moment la métallurgie traditionelle."
*) J. de Morgan, Recherches sur les origines de l'Egypte. L'âge de la pierre et les métaux
(Paris 1896), S. 230, 231.
19
142 Oscar Montelius,
Latten nämlich diesen Nomaden kleine Kämpfe zu liefern, die sie dann in Siegesreliefs auf den
Felswänden des Thales der Nachwelt als „Vernichtung der Bergvölker" verkündeten.
Das Bergwerk von Wadi Maghara blieb während des ganzen alten Reiches in lebhaftem
Betriebe und von Snefru an bis herab auf den zweiten Pepy haben die Könige ihre Beamten
mit einem „königlichen Auftrage" dorthin entsendet. Nach längerer Unterbrechung scheinen
dann die letzten Herrscher der 12. Dynastie den Betrieb wieder energisch aufgenommen zu
haben. Auch im neuen Reiche haben hier manche Könige noch arbeiten lassen; der letzte, von
dem wir es wissen, ist Ramses III. Dies alles lernen wir aus den Inschriften kennen, welche
übrigens gewöhnlich nur von dem Malachit, „mfaket", sprechen, indem dieser kostbare Stein mit
seinem klangvollen Namen das für den officiellen Styl allzu vulgäre Kupfer decken musste.
Die heute Sarbüt-el-chädim , „der Dienerberg", genannten Gruben gehen ebenfalls bis in
die Zeit des Königs Snefru hinauf, denn ein Relief daselbst stellt diesen König dar, wie er
zwischen zwei Göttern steht. Auch berichtet uns später ein gewisser Amenemhc't, „Schatzmeister
des Gottes, Vorsteher des Cabinets, Führer der jungen Mannschaft und Freund des Pharao",
er habe hier so Vortreffliches geleistet, wie solches „seit der Zeit des Königs Snefru nicht ge
schehen sei". Auch diese Gruben scheinen übrigens, wie die von Wadi Maghara, schon im neuen
Reiche erschöpft worden zu sein, denn die Inschriften reichen auch hier nur bis zu der
20. Dynastie.
Man hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht dass die Gruben der Sinaihalbinsel,
welche so wichtig für Aegypten waren, und welche wahrscheinlich schon vor dem König Snefru
betrieben wurden, nicht in Aegypten selbst, sondern in Asien liegen. Dies ist um so mehr be-
merkenswerth , weil Nubien und das Arabische Gebirge, zwischen dem Nil und dem Rothen
Meer, reich an Kupfer sind. Wenn dem ungeachtet die sinaitischen Kupfergruben früher aus
gebeutet wurden, giebt schon dies eine Andeutung, dass Aegypten in den ältesten Zeiten mehr
in Verbindung mit Asien, als mit Afrika stand, und es kann wohl, wie ich oben bemerkt habe,
jetzt kaum bezweifelt werden, dass die ägyptische Cultur asiatischen Ursprungs ist.
Dass die Aegypter schon zur Zeit der 3. Dynastie Kupferbergwerke betrieben haben, kann
an und für sich nicht Wunder erregen, weil man längst der Ansicht gewesen ist, dass die Ein
wohner Aegyptens schon zur Zeit der ersten Dynastien mit dem Kupfer, — oder wie man lange
unrichtig glaubte, der Bronze, — bekannt waren 2).
Mehrere Funde von Kupfer aus der Zeit der sechs ersten Dynastien sind wirklich jetzt,
wie wir gleich sehen werden, bekannt; Waffen und Werkzeuge von Metall sind ausserdem in
den Grabgemälden dieser Zeit abgebildet und in solchen Farben dargestellt, dass sie offenbar
aus Kupfer (oder einer Kupferlegirung) sind. Dass einige andere Kupfer- (oder Bronze-)arbeiten
ebenfalls aus sehr frühen Zeiten stammen, ist mehr als wahrscheinlich, weil sie so tief im Nil-
schlamm gefunden wurden: eine Axt, 5 m tief3), und ein Messer, mehr als 7 m (24 Fuss) tief4).
') de Morgan, a. a. O., S. 182.
*) A.Arcelin, Influence égyptienne pend ant Tage de bronze, in den Mate>iaux pourl'histoire
de l'homme, 1869, S. 377: „Quoi qu'il en soit, les textes, les monuments, les sepultures sont lä pour l'attester,
le bronze était géneralement employé en Egypte des les premieres dynasties de l'ancieu Empire, c'est-à-dire il y
a plus de 6000 ans." — Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquite, Bd. I, L'Egypte
(Paris 1882), S. 829: „l'Egypte des premieres dynasties connaissait deja les métaux."
8) Aroelin, in den Materiaux, 1869, S. 379, Taf. XIX, Fig. 9.
*) F. Mook, Aegyptens vormetallische Zeit (Würzburg 1880), 8. 5.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 143
Durch die neuesten Ausgrabungen haben wir auch erfahren, dass die Einwohner Aegyptens
schon beim Beginn ihrer Geschichte, d. h. beim Beginn der 1. Dynastie, oder noch früher, das
Kupfer kannten
Fig. 350. Fig. 351. Fig. 352. Fig. 353.
Wandgemälde.
Die Kupfersachen, wovon eine Axt und ein Dolch hier abgebildet sind (Fig. 350 und
352), kommen doch in den Gräbern und den Ueberresten der Wohnungen aus dieser Zeit sehr
selten vor; die meisten Waffen und Werkzeuge sind von Stein, und die grosse Geschicklichkeit,
mit welcher sie verfertigt wurden, beweist, dass die steinzeitliche Technik noch auf ihrer Höhe
stand. Wir dürfen folglich hier, wie in der Kupferzeit Europas, vielmehr vom Ende des Stein
alters mit Kenntniss des Kupfers, als von einer reinen Metallzeit sprechen.
Die Ansichten der Forscher über die Zeit der 1. ägyptischen Dynastie sind wohl sehr ver
schieden gewesen, aber dass sie in das 5. Jahrtausend v. Chr. fällt, darf nunmehr als sicher
betrachtet werden3), und folglich können wir jetzt sagen, dass die Aegypter wenigstens seit
dem fünften vorchristlichen Jahrtausend mit dem Gebrauche des Kupfers vertraut waren 3), obwohl
dieses Metall damals sehr selten war, und der Stein noch am häufigsten für Waffen und Werk
zeuge verwendet wurde. Dieser letzte Umstand ist von grosser Wichtigkeit, weil wir daraus er
sehen können, dass die Zeit des ersten Auftretens des Kupfers in Aegypten wahrscheinlich nicht
viel früher fällt.
Ein ägyptischer Bronzedolch mit solcher triangulären Verzierung, wie sie auf den italieni
schen Dolchklingen vorkommt, ist Fig. 353 abgebildet4). Er soll zusammen mit den Aexten
Fig. 351 und 354 a gefunden sein und dürfte folglich sehr alt sein, ungefähr aus der 12. Dyna
stie. Der Griff, mit zwei Oeffnungen, zeigt auch eine ältere Form als die anderen, jetzt
bekannten ägyptischen Dolchgriffe dieser Art 5).
Fig. 351, 354 bis 356 zeigen einige ägyptische Bronzeäxte. Die letzte ist von einer Form,
die in der Zeit der 18. Dynastie vorkommt6). Die Originale der Fig. 351 und 354a sind älter7);
letin de la Societe khgdiviale de Geographie, 4. Serie, Nr. 12 (Kairo 1897). — Flinders Petrie hatte
die in Frage stehenden Funde irrthümlicher Weise einer „neuen Kasse" und der Zeit zwischen den 4. und 12.
Dynastien zugeschrieben (Flinders Fetrie, a. a. 0., S. 60). — Einige in Gräbern bei Abydos und Negada
gefundene Inschriften sind als Beweise betrachtet worden , dass diese Gräber älter als Menes , der erste König
der I. Dynastie, sein sollten. E. Amelineau, Les nouvelles fouilles d'Abydos, 1897 — 1898 (Paris 1898), S. 6.
') Lange wollte man kein Steinalter für Aegypten annehmen; jetzt kann diese Culturperiode dort nicht
mehr geleugnet werden. — Vgl. de Morgan, a. a. O., S. 47 f. („Histoire des etudes sur l'äge de la pierre en
Egypte"); der Verfasser hat doch mehrere wichtige Arbeiten und Abhandlungen vergessen oder nicht gekannt,
wie z. B. Mook, Aegyptens vormetallische Zeit (Würzburg 1880). Diese Frage ist in der Berliner Anthro
pologischen Gesellschaft mehrmals erörtert worden; siehe die Verhandlungen der Gesellschaft. — Neuerlich
hat man einige alte Feuersteingruben entdeckt; H. W. Seton-Karr, Discovery of the Lost Flint Mines
of Egypt, in The Journal of the Anthropological Institute, Bd. XXVII (London 1897), S. 90.
*) Maspero, Histoire ancienne des peuples de l'Orient, 4. Aufl. (Paris 1886), S. 41. — Nach
Flinders Petrie, A history of Egypt, I (2. Aufl. London 1895), S. 30, lebte Snefru, der erste König der
4. Dynastie, ungefähr 4000 Jahre v. Chr. Geb. — Wenn man alle Verhältnisse, nicht nur die ägyptischen,
sondern auch die fremden , welche in Verbindung mit den ägyptischen stehen , in Betracht zieht , scheint die
Chronologie Maspero's und Flinders Petrie's richtiger als diejenige zu sein, nach welcher Menes eine
spätere Zeit repräsentiren sollte.
*) de Morgan, a. a. O., S. 192.
*) R. Forrer, Neue Bronzezeitfunde aus Aegypten, in Antiqua, 1891, S. 65, Taf. XIV, Fig. 1.
5) Montelins, L'äge du bronze en Egypte, in L' Anthropologie, 1890, Taf. II, Fig. 8 bis 12. —
Vgl. de Morgan, Recherches sur les origines de l'Egypte, Fig. 540 (Bronzedolch in der Pyramide des
Königs Userteseu III. aus der 12. Dynastie gefunden).
") Das Original im Nationalmuseum zu Stockholm; die Fundverhältnisse sind nicht näher bekannt. — Die
Analyse ergab 9,52 Proc. Zinn (siehe unten).
7) Forrer, a. a. O., S. 67, Taf. XV, Fig. 4. Der wohlerhaltene Holzschaft ist 71 cm lang.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 145
Aexte derselben Form wie Fig. 354 a sind auf den Wandgemälden der 12. Dynastie, mit rother
Farbe, abgebildet (Fig. 354b1). Der Fig. 355 abgebildete Typus ist jünger2). Eine Doppcl-
axt derselben Form wie die europäischen Kupferäxte, aber ohne Schaftloch, soll zusammen mit
den Fig. 35 und 354 a abgebildeten Aexten gefunden sein 3).
Ein Halsring der in Centrai-Europa und im Norden gewöhnlichen Form mit öhsenartig
aufgerollten Enden, wie Fig. 94, ist bei Kahun gefunden worden (Fig. 357). Er stammt aus
der Zeit der 12. oder der 13. Dynastie4).
Der allerältesten Zeit gehört die Schleifennadel Fig. 358 a5) an. Sie zeigt, dass die eigen-
Fig. 357. Fig. 358a. Fig. 358b. Fig. 362. Fig. 333. Fig. 364.
') Lepsius, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften, Taf. II, Fig. 11, S. 112.
*) Eine noch spätere Entwickelung desselben Typus ist von mir in L'Anthropologie, 1890, Taf. V,
Fig. 33, abgebildet.
8) Foirer, a. a. O., S. 71, Taf. XVII, Fig. 9.
4) Flinders Petrie, Illahun, Kahun and Gurob, S. 12, Taf. XIII, Fig. 18. — Das Original („of
copper") ist nebst vielen anderen Gegenständen von Feuerstein und Metall in einem Hause gefunden worden,
darunter ein „mirror (a. a. O., Taf. XIII, Fig. 8) of flne yellow metal, and still bright and clean enough to
reflect from the greater part of it ; the handle is of hard wood, carved with a head of Hathor on either side".
5) Flinders Petrie, Naqada and Ballas, Taf. LXV, Fig. 19.
8) Flinders Petrie, Illahun, Kahun and Gurob, S. 19, Taf. XXII, Fig. 1 bis 3 (Fig. 1 und 2 aus
Bronze, Fig. 3 aus Gold).
7) Flinders Petrie, Naqada and Ballas, Taf. XXIX („polished red pottery with white cross-lines" ;
unsere Fig. 359) und Taf.:XXXIII (unsere Fig. 360 und 361), S. 37 und 40.
146 Oscar Montelius,
auch Spiralen sind damals allgemein , aber nur einfache (Fig. 362 '). Doppelspiralen treten erst
später auf; das Original der Fig. 363 gehört der 4. Dynastie und dasjenige der Fig. 364 der
12. Dynastie (König Usertesen I.) an2). Während der 18. Dynastie findet man eine Ver
bindung von Spiral- und Pflanzenmotiven (Fig. 365 3).
* *
Die ältesten Metallsachen in diesem Lande, welche mit der 1. Dynastie gleichzeitig sind
oder einer noch älteren Periode angehören, haben sich als Kupfer ohne absichtliche Beimischung
von Zinn erwiesen 4). Ein Dolch, eine Axt und eine Harpune aus Negada sind analysirt worden ;
„sie waren aus Kupfer, nicht Bronze 5)u. Die Analyse eines anderen Gegenstandes aus derselben
Zeit ergab: 98,60 Proc. Kupfer, 0,38 Proc. Zinn und 1,55 Proc. Zink6). Drei Nadeln aus den
gleichzeitigen Gräbern von Toukh, unweit Negada, ergaben Kupfer mit sehr wenig Zinn
und Arsen7).
In einem Gange der „Grossen Pyramide" („Cheops' Pyramide") bei Gizeh, der bis dahin
nicht vollständig durchsucht worden zu sein scheint und gegen die südliche Mauer des Saales
der Königin gerichtet ist, fand man im Jahre 1872 nebst anderen Gegenständen einen Dolch-
griff (?) aus ungemischtem Kupfer. Die Analyse ergab nämlich 99,52 Proc. Kupfer und 0,48 Proc.
Eisen (natürliche Verunreinigung3).
Einige bei den verlassenen sinaitischen Kupfergruben gefundene Werkzeuge haben sich
auch als zinnfreies Kupfer erwiesen: eine abgebrochene Hacke enthielt kein Zinn, aber viel
Arsen; eine Nadel kein Zinn, aber ein wenig Arsen und kleine Spuren von Antimon. Ein Grab
stichel aus einer dieser Gruben enthielt dagegen kein Arsen, aber ein wenig Zinn ;l).
') Flindera Petrie, a. a. O., Taf. XXXrv und XXXV. — de Morgan, Recherches sur les origines
de l'Egypte, Taf. m, V bis VII.
*) Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern, S. 145, Fig. 68.
s) Prisse d'Avennes, Histoire de l'art egyptien, „Ornamentations des plafonds; Legendes et Sym-
boles", Fig. 1 und 2.
4) de Morgan sagt wohl von der ältesten Zeit Aegyptens (Recherches sur les origines de l'Egypte,
S. 199): „C'est bien certainement au moment seulement oü les Egyptiens entrerent eu contact avec les
autochtones, que les indigenes apprirent l'usage des nitkaux et commencerent a les employer. II est certain
que les maitres, ceux qui etaient en possession de la granile civilisation, etaient depuis longtemps aecoutumes
aux operations nietallurgiques, et qu'ila connaissaient les alliages du cnivre et de l'etain. Peut-etre mime
doit-on penser que le fer et l'acier leur etaient familiers." „Les Egyptiens" oder „les maitres" sind die aus
Asien neugekommenen. — Diese Behauptung de Morgan's, dass die Aegypter schon in der ältei,ten Zeit mit
der Bronze, vielleicht sogar mit dem Eisen, bekannt gewesen sein sollten, ist jedoch nicht richtig.
5) Gladstone, On the Transition from the use of Copper to that of Bronze, in The Journal
of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, Bd. XXVI (London 1897), S. aii
(„The little harpoon from Naqada contains a considerable amount of cuprous oxide").
") Flinders Petrie, Naqada and Bailas, S. 54.
7) Berthelot, in den Comptes rendus de l'Académie des Sciences (Paris), le 17 Aoüt 1896,
S. 372: „Le métal est du cuivre, avec une petite quantité d'etain, et une sensible d'arsenic". — Gladstone,
a. a. 0., S. 315.
") Compte ren'du du Congres de Stockholm, 1874, S. 348. Der Gegenstand wird da in folgender
Weise beschrieben : „Un crochet double en metal, avec deux rivets, qui portent des restes d'ivoire qu'on a
consideré comme provenant de dents d'hippopotame. C'était peut-etre un fragmeut du fourreau ou de la
poignee d'un poignard." — In der englischen Zeitschrift Nature, d. 26. December 1872, findet man eine Ab
bildung dieses Gegenstandes und die nähereu Fundverhältnisse.
") Berthelot, in den Comptes rendus de l'Academie des Sciences (Paris), le 17 Aoüt 1896,
S. 371. — Gladstone, a. a. O., S. 315.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 147
Ein bei Dahchour im Jahre 1894 gefundenes Gefäss war aus reinem Kupfer. Es lag
in einem Grabe, das etwas später als die Pyramide von Snefru war, und wird der 4. oder
5. Dynastie zugeschrieben
Kupferäxte aus der 4. bis 6. Dynastie wurden bei Medum und ein Spitzhammer aus der
4. Dynastie bei Gizeh gefunden 2). Eine von diesen Aexten enthielt kein Zinn, aber 0,38 Proc.
Arsen nebst Spuren von Antimon, Eisen und Schwefel; die andere ebenfalls kein Zinn, aber
0,54 Proc. Arsen mit Spuren von Antimon, Eisen, Schwefel und wahrscheinlich Phosphor3). Der
Spitzhammer war aus Kupfer mit ein wenig Arsen und Spuren von Zinn und Antimon.
Ein hohler, mit Hieroglyphen bedeckter Metallcylinder aus der 6. Dynastie, als das
„Scepter" des Königs Pepy I. bekannt, ist analysirt und als reines Kupfer ohne eine Spur von
Zinn oder Zink (aber möglicher Weise mit Spuren von Blei) nachgewiesen worden4). Wahrschein
lich würde man für die Herstellung eines Abzeichens der königlichen Macht, schon wegen der
schöneren Farbe der Bronze, diese Metallmischung gewählt haben, wenn sie bekannt gewesen wäre 5).
Ein Spiegel aus der Zeit der 11. Dynastie ist aus reinem Kupfer6); ebenso eine aus der
selben Zeit stammende Axt 7).
Ein 13 Fuss unterhalb der Statue des Königs Ramses II. gefundenes Messer enthielt
97,12 Proc. Kupfer, 2,29 Proc. Arsen und 0,43 Proc. Eisen, aber nur 0,24 Proc. Zinn („oder
Gold" 3). Wie viel älter als Ramses II. das Messer ist, kann nicht bestimmt werden.
Sehr wichtig für unsere Frage sind die Ausgrabungen von Flinders Petrie bei Kahun
in Fajum9). Er fand hier in den Ruinen einer Stadt zahlreiche Steingeräthe nebst Werkzeugen
') Berthelot in de Morgan's Fouilles ä Dahchour en 1894 (Wien 1895), S. 136: „Dose notable
d'arsenic; ni étain, ni plomb, ni antimoine, ni zinc, ni fer, en proportion sensible." — Für einen ebenda ge
fundenen Brouzering, siehe unten.
*) Gladstone, On metallic Copper, Tin and Antimony from t Ii e ancient Egypt, in den
Proceedings of the Society of Biblical Archaeology, vol. XIV (London 1892), d. 1. März 1892, S. 223. —
Derselbe in Journ. Anthrop. Inst., XXVI, S. 310.
a) Die Analyse eines anderen Stückes Bronze aus Medum ergab wohl 89,8 Proc. Kupfer, 9,1 Proc. Zinn,
0,5 Proc. Arsen nebst Spuren von Antimon, Eisen und Schwefel; es ist aber unsicher, wie alt dies Stück ist,
weil es nicht im Inneren eines Grabes aus der Zeit der 4. Dynastie gefunden wurde, sondern ausserhalb des
Grabes. — Gladstone, in Soc. Bibl. Archaeol., XIV, S. 224. — Derselbe, in Journal Anthrop. Inst.,
XXVI, S. 313, Note, und 314. — In der Revue archeologique 1892, I, S. 427, und in L'Anthropologie
1893, S. 569, ist irrthümlicher Weise angegeben, dass dieses Stück Bronze nur 0,91 Proc. Zinn enthalten sollte.
*) Berthelot, in den Annales de Chimie et de Physique, 6. Ser., Bd. XVII (Paris 1889), S. 509.—
Derselbe, Introduction ä l'étude de la Chimie des anciens (1889), S. 225. — Derselbe, La Chimie
au Moyen Age, 1. vol., Transmission de la Science antique (1893), S. 366. — Much, a. a. O., S. 161.
s) Ein Gefäss, das ungefähr 6 Proc. Zinn enthielt, soll aus der Zeit der 6. Dynastie stammen. Ich. weiss
doch nicht, ob diese Zeitbestimmung als ganz sicher betrachtet werden kann. — Berthelot, in de Morgan's
Fouilles ä Dahchour, S. 138.
6) Berthelot, in de Morgan's Fouilles ä Dahchour, S. 139, wo es heisst: „Ce miroir est constitue
par du cuivro presque pur, exempt d'etain, de plomb, de zinc, mais contenant des traces d'arsenic. L'absence
de l'etain dans ce miroir mérite d'etre notée; car aux epoques posteneures les miroirs ont 6t6 geheralement
fabriqués en bronze ou en argent, ces métaux étant susceptibles d'un plus beau poli et se conservant mieux que
le cuivre pur au contact de l'air."
7) Gladstone in Journ. Anthrop. Inst. XXVI, S. 311.
") Gladstone in Soc. Bibl. Archaeol., XII, S. 229. — Derselbe, in Journ. Anthrop. Inst., XXVI,
S. 311 und 315.
9) Flinders Petrie, Kahun, Gurob and Hawara (London 1890), Taf. XVI und XVII (Werkzeuge
von Feuerstein und Bronze). — Derselbe, Illahun, Kahun and Gurob 1889 — 1890 (London 1891),
Taf. VII und XIII (Werkzeuge von Feuerstein und Bronze).
148 Oscar Montelius,
und anderen Arbeiten, welche wie Kupfer aussehen, aber in der That von zinnarmer Bronze
sind. Einige dieser Bronzen wurden analysirt und ergabeni):
Kupfer Zinn Antimon Eisen Arsen
Ein Messer — ungefähr 0,5 — — —
Eine Axt 93,26 0,52 0,16 0,21 3,90
Ein runder Meissel. . . . 96,35 2,16 — — 0,36
Ein Spiegelgriff 95 etwas — wenig etwas
Dass eine bei Kahun gefundene Nadel 10 Proc. Zinn enthielt3), kann vielleicht dadurch
erklärt werden, dass — wie man direct beweisen kann und schon angeführt wurde s) — der
Zinngehalt durch die theilweise Zerstörung des Kupfers in der Erde sich jetzt höher zeigt, als
er ursprünglich war. Diese Veränderung ist natürlich grösser bei kleinen, dünnen und schmalen
Gegenständen, als bei grossen und dicken.
Die Ruinen von Kahun stammen aus der Zeit der 12. Dynastie, und zwar der zweiten
Hälfte dieser Dynastie4). Die Chronologie der 12. Dynastie, welche ungefähr zwei Jahrhunderte
repräsentirt, ist wohl von verschiedenen Forschern in verschiedener Weise aufgefasst worden.
Dass sie in das dritte vorchristliche Jahrtausend fällt, ist jedoch sicher, und wahrscheinlich war
sie schon gegen 2500 zu Ende5).
Die zahlreichen bei Kahun gemachten Funde beweisen: 1. dass Werkzeuge von Stein noch
um die Mitte des dritten vorchristlichen Jahrtausends in allgemeinem Gebrauche waren, 2. dass
') Gladstone, On Copper and Bronze of Ancient Egypt and Assyria, in den Proceedings of
tue Society of Biblical Archaeology, XII, d. 4. März 1890, S. 227. — Flinders Petrie, Illahun, S. 12.
*) Gladstone, in Soc. Bibl. Arohaeol., XIV, d. 1. März 1892, S. 223 (die Nadel war „corroded"). —
Derselbe, in Journ. Anthrop. Inst., XXVI, S. 315.
*) Die Klinge eines stark oxydirten deutschen Schwertes, welche natürlicher Weise ursprünglich derselben
Bronzemischung war, aber in einem Grabe während mehr als 3000 Jahren der Einwirkung kräftiger chemischer
Agentien ausgesetzt gewesen war, zeigte eine kolossale Abnahme des Kupfergehaltes nach der Schwertspitze
zu. Vier Analysen von verschiedenen Theilen der Klinge (der erste oben am Griffe, der letzte unten an der
Spitze) ergaben: 1. 63,79 Proc.; 2. 57,95 Proc.; 3. 45,91 Proc.; 4. 8,56 Proc. Kupfer. Als das Schwert ins Grab
gelegt wurde, war der Kupfergehalt offenbar viel höher als 63,79 Proc.; der obere, stärkere Theil der Klinge
hat nicht so viel Kupfer verloren, wie die schmale, dünne Spitze. — Kröhnke, Chemische Untersuchungen
an vorgeschichtlichen Bronzen Schleswig-Holsteins, S. 40. — Archiv f. Anthropol., XXV, S. 462.
4) Die Stadt scheint zur Zeit des Königs Usertesen II. gegründet zu sein. Die Namen dieses Königs und
seiner Nachfolger Usertesen III. und Amenemhat III. sind hier die gewöhnlichsten. Flinders Petrie, Kahun,
S. 21 und 31; vergl. Taf. XXIV. — Derselbe, Illahun, S. 9. — Flinders Petrie sagt (Kahun, S. 31):
„Düring the latter part of the XIIth dynasty and beginning of the XIIIth, the inhabitants of the town ransack ed
the tombs for materials and brought away many slabs." — „There is no sign of the town having been occupied
after the XIIIth or XIVth dynasty and none of the characteristic pottery or beads of the XVIIIth
dynasty have been found amoug the remaini of the inhabitants of the town. At later date, however, some
intrusive burials took place, mostly about the XVIIIth dynasty.*
5) Der 12. Dynastie folgte die 13., welche 453 Jahre regiert haben soll (Maspero, a. a. O., S. 121).
Ihre Nachfolger, die Könige der 14. Dynastie, wurden von den Hyksos vertrieben (ebenda, S. 162), und die
drei Hyksos-Dynastien sollen Aegypten 669 Jahre beherrscht haben (A. Erman, Zur Chronologie der Hyk
sos, in der Zeitschr. f. ägyptische Sprache u. Alterthumskunde, 18. Jahrg., Leipzig 1880, S. 125),
bis diese Eroberer von Ahmos I., dem ersten Könige der 18. Dynastie, verjagt wurden. Dies geschah in der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts v. Chr., weil der Sohn von Ahmos, Amenhotep I., nach den neuesten Unter
suchungen, den Thron im Jahre 1552 oder 1553 bestieg (Zeitschr. f. ägypt. Sprache u. Alterthums
kunde 1894, S. 105). Wenn dies alles richtig ist, finden wir, dass der letzte König der 12. Dynastie vor der
Mitte des 3. Jahrtausends regiert haben muss. — Flinders Petrie (A history of Egypt, I, S. 145) setzt
auch die 12. Dynastie in die Zeit zwischen 2778 und 2565 v. Chr.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 149
die Zinnbronze damals bekannt war, aber 3. dass die gewöhnliche Bronze noch sehr zinn
arm war ').
Die ältesten Metallsachen in Aegypten waren, wie die oben angeführten Funde zeigen,
aus ungemischtem Kupfer. Es ist daher klar, dass die Aegypter in der Zeit zwischen den
ersten Dynastien und der 12. Dynastie die Zinnbronze kennen gelernt haben. Weil aber die
in der letztgenannten Zeit gewöhnliche Bronze zinnarm war, ist es nicht wahrscheinlich, dass die
zinnreiche Bronze schon früher in diesem Lande allgemein gebraucht wurde.
Daher glaube ich, dass die wenigen ägyptischen Gegenstände aus zinnreicher Bronze,
welche älter als die 12. Dynastie sein sollen, entweder nur als Ausnahmen zu betrachten sind,
oder vielmehr unrichtig datirt wurden.
Es sind eigentlich nur drei zinnreiche Bronzen, welche aus dieser älteren Zeit stammen
sollten. Die eine ist das oben besprochene Stück aus Medum, dessen Fundverhältnisse jedoch
zu unsicher sind, um eine genaue Datirung zu ermöglichen. — Die zweite ist ein Ring aus dem
ebenfalls schon besprochenen Grabe bei Dahchour; weil aber das Grab in alter Zeit geplündert
worden ist, und der Ring unter solchen Verhältnissen gefunden wurde, dass er mit dieser
Plünderung gleichzeitig sein kann, hat er keine Beweiskraft für die Verhältnisse zur Zeit des
Grabes2). — Die dritte ist ein Bruchstück, was der 6. Dynastie zugeschrieben wird3); die
näheren Fundverhältnisse sind aber auch hier unbekannt.
Dass die Bronze in Aegypten während der 12. Dynastie oft zinnarm war, ist sicher. Ob
man schon damals eine zinnreiche Bronze absichtlich herstellte oder nicht, ist dagegen eine
Frage, die wir wohl nicht jetzt endgültig beantworten können. Wir sahen, dass zwei Gegenstände
aus Kahun zinnreich sind oder wenigstens zinnreich zu sein scheinen. Es giebt ausserdem ein
paar andere zinnreiche Bronzen aus der letzten Zeit der 12. Dynastie4).
') Ein Bronzenagel aus dem Grabe des Königs Hor (12. Dynastie) enthielt 85 Proc. Kupfer und nur
1 Proc. Zinn; die übrigen 14 Proc. waren Sauerstoff, Wasser etc. Berthelot, in de Morgan's Fouilles
ä Dahchour, S. 140. — Ein Messer aus Thebe, dessen Alter nicht bekannt ist, ergab 94 Proc. Kupfer,
5,9 Proc. Zinn und 0,1 Proc. Eisen. E. A. Wallis Budge, On sonie Egyptian bronze Weapons in the
collections of John Evans, Esq., and the British Museum, in Archaeologia, Bd. LOT, S. 90.
*) Berthelot, in de Morgan's Fouilles ä Dahchour, S. 138; die Analyse ergab: 76,7 Proc. Kupfer,
8,2 Proc. Zinn, 5,7 Proc. Blei, nebst Chlor, Sauerstoff, Wasser, Spuren von Arsen, Schwefel etc. (zusammen
9,4 Proc.); weder Eisen, noch Zink oder Antimon. Ueber die Fundverhältnisse sagt Berthelot: „Anneau de
date incertaine. II a 6t& rencontré plus pres de l'entree" (als das oben erwähnte Gefäss), „de teile sorte que, le
tombeau ayant pillé dans l'antiquité, il n'est pas possible d'etre affirmatif quant a l'äge de ce dernier objet"
(d. h. den Ring). Dessen ungeachtet betrachtet de Morgan in seinem, im folgenden Jahre erschienenen Werk
Recherches sur les origines de l'Ügypte (S. 212) den Ring als gleichzeitig mit der 4. Dynastie, was nur
einem Missverstiindniss zugeschrieben werden kann. — Herr de Morgan scheint weder die von Gladstoue
ausgeführten Analysen von ägyptischen Bronzen zu kennen, welche doch schon einige Jahre früher veröffentlicht
wurden, noch meine beiden Schriften L'äge du bronze en figypte (1890) und Die Bronzezeit im Orient
und in Griechenland (1892).
*) Berthelot, in de Morgan's Fouilles ä Dahchour, S. 138. Die Analyse ergab: 86,2 Proc. Kupfer,
5,7 Proc. Zinn, 8,1 Proc. Sauerstoff, Wasser, Chlor und verschiedene Stoffe; weder Blei, noch Zink, Eisen oder
Arsen. Berthelot bemerkt: „Le rapport du cuivre a l'etaiu, dans 100 parties de l'alliage metallique, serait
le suivant: cuivre 93,8, etain 6,2. Ce qui répondrait a un bronze pauvre en etain, comme si ce melal, rare
et precieux ä cette époque reculee, eüt iti employé en petite quantitc."
4) Berthelot, in de Morgan's Fouilles a Dahchour, S. 139: Ein von Bost stark angegriffener Arm
ring aus dem „Schatzfunde von Dahchour": 68,4 Proc. Kupfer, 16,3 Proc. Zinn, 15,3 Proc. Sauerstoff, Wasser etc.
(weder Blei, noch Arsen); im Verzeichnisa der beiden Schatzfunde von Dahchour, aus der Zeit des Königs
Anienemhat III. (a. a. O., S. 60), wird doch kein bronzener Armring genannt. — Ein ebenfalls von Rost stark
20
150 Oscar Montelius,
Sobald man die Zinnbronze kennen gelernt hatte, war es ja möglich, dass einige Gegen
stände zinnreicher als die anderen wurden. Wenn auch die meisten zinnarm sind, können
einige, sogar ganz unabsichtlich, zinnreich werden. Und durch die oben genannte Reduction
des Kupfers, seitdem die Bronze in die Erde gekommen isti), können einige Stücke jetzt zinn
reicher erscheinen, als sie ursprünglich waren. Die Hauptfrage ist, wie der Zinngehalt durch
schnittlich ist. Leider hat man bis jetzt allzu wenige Bronzen aus der 12. Dynastie analysiren
lassen, um einen sicheren Durchschnitt zu ermöglichen. Aber die allermeisten bei Kahun aus
gegrabenen Bronzen scheinen sehr zinnarm zu sein, weil sie wie Kupfer aussehen und kupferne
von Flinders Petrie benannt worden sind.
Eine zinnreichere Bronze mag übrigens während der 12. Dynastie mehr oder weniger
allgemein gewesen sein, so viel ist sicher, dass die Aegypter in einer folgenden Zeit die zinn
reiche Bronze allgemein brauchten.
Aus der Zeit der 13. bis 17. Dynastie kenne ich wohl keine Bronzeanalysen, aber einige
Analysen aus den 18. und 19. Dynastien beweisen, dass die zinnreiche Bronze damals all
gemein wars).
Zwei bei Gurob ausgegrabene Aexte verschiedener Grösse, beide aus der Zeit der
18. Dynastie, enthielten3):
Kupfer Zinn Antimon Eisen Arsen Schwefel
die grössere Axt 90,09 7,29 Spur — 0,22 Spur
die kleinere Axt 89,59 6,67 Spur 0,54 0,95 —
Eine Axt, wahrscheinlich aus der Zeit der 18. Dynastie (Fig. 356), wurde auch untersucht.
Die Analyse ergab: 90,21 Proc. Kupfer, 9,52 Proc. Zinn, 0,04 Proc. Eisen, 0,08 Proc. Nickel,
0,03 Proc. Schwefel, 0,12 Proc. Sauerstoff nebst Spur von Arsen4).
Ein Dolch, welcher wahrscheinlich nicht jünger als die 19. Dynastie ist, wohl aber viel
älter sein kann: 85 Proc. Kupfer, 14 Proc. Zinn und 1 Proc. Eisen5). Folgende Bronzen aus
der Zeit der 18. bis 20. Dynastie sind von Berthelot analysirt worden6):
angegriffener bronzener Haken aus dem in alter Zeit geplünderten Grabe des Königs Hor, wahrscheinlich eines
Mitregenten des Amenemhat HI.: 69,2 Proc. Kupfer, 9,8 Proc. Zinn, 21 Proc. Sauerstoff, Wasser etc.; kein
Arsen. — In dem Grabe des Konigs Hor fand man auch den oben besprochenen Nagel aus sehr zinnarmer
Bronze (nur 1 Proc. Zinn), a. a. O., S. 140; de Morgan, Becherches sur les origines de l'Kgypte, S.212.
') Berthelot sagt auch von einer stark oxydirteu Bronze (Fouilles a Dahchour, S. 139): „II est
possible que l'oxydation ait porté sur le cuivre, de - preference a Potain" —. „— Par suite le rapport entre
l'etain et le cuivre dans la masse centrale serait devenu plus eleve que dans le metal primitif. Ce point merite
une etude special."
*) Dass Kupfersachen auch zu dieser Zeit im Gebrauche waren, ist selbstverständlich. Berthelot hat
einen solchen Gegenstand aus der 18. Dynastie analysirt: „Outil de foudation du temple de Deir-el-Bahari,
sous ToutmesIII, XVIII0 dynastie. Le metal est du cuivre ä peu pres pur; on n'y a trouve ni etain, ni plomb,
ni zinc, ni arsenic, en dose sensible." Fouilles ä Dahchour, S. 140.
B) Gladstone, in den Proceed. Bibl. Archaeol., XII, S. 229. — Derselbe, in Journ. Anthrop.
Inst., XXVI, S. 815.
*) Das Original gehört dem Nationalmuseum zu Stockholm. Die Analyse verdanke ich dem Herrn
Lector Särnströni in Stockholm.
6) Bibra, Die Bronzen und Kupferlegirungen, S. 94 (Analyse von Vauquelin). — Die anderen
ebenda besprochenen Analysen sind von Bronzen, welche entweder der Ptolemäer - Zeit gehören, oder nicht
datirt werden können.
ü) Fouilles a Dahchour, S. 140, 141. — Nr. 1 und 4 sind sehr hart, Nr. 2 dagegen sehr weich, offen
bar stark angegriffen, was wohl den jetzigen, ausserordentlich grossen Zinngehalt erklärt. Nr. 3 enthält auch
Spuren von Chlor und vielleicht von Schwefel.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 151
') Schon längst habe ich gezeigt, dass die Aegypter des Alten und des Mittleren Reiches kein Eisen
gehabt haben, dass folglich die Bronzezeit bis zum Anfang des Neuen Beiches gedauert hat. Montelius, im
Correspondenzblatt der deutschen Anthropol. Ges., Bd. XVIII (1887), S. 111. — Derselbe, Brons-
äldern i Egypten, in Ymer 1888, S. 1 f. — Derselbe, L'äge du bronze en Egypte, in L'An-
thropologie 1890, S. 27 f. — Derselbe, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, im Archiv
für Anthropologie, Bd. XXI (1892), S. 5. — Man hat wohl die alte Ansicht, dass die Aegypter das Eisen
schon in der ältesten Zeit gekannt hätten, aufrecht zu erhalten versucht (Wiedemann, in den Jahr
büchern des Vereins von Alterthumsfreuuden im Bheinlande, Bd. LXXXIX, Bonn 1890, S. 197;
vergl. L'Anthropologie 1891, S. 104); aber die oben besprochenen Ausgrabungen Flinders Petrie's in
Kahun und Gurob haben bewiesen, dass die Einwohner Fajums weder in der 12. noch in der 18. Dynastie
das Eisen gehabt haben. Flinders Petrie, welcher in den Beschreibungen seiner dortigen Ausgrabungen
nicht die Wichtigkeit dieser Thatsache betont hat, schrieb mir (Teil el Amarna, d. 16. Jan. 1892) auf meine
Frage, ob er Eisen oder Eisenrost gefunden hätte: „In tue whole town — over 2000 rooms — of Kahun of the
XDIth dynasty, and in the town of Gurob of the XVTIIth—XIXt1l dynasty I have never found the smallest trace
of iron or iron rust." — Das Eisen kann vielleicht zerstört werden, aber der Bost verschwindet nicht spurlos.
*) Bronzene Pfeilspitzen aus sehr später Zeit werden oft gefunden. Andere kleine Bronzen (Meissel,
Messer u. dergl.) kommen auch spät vor. Flinders Petrie, Tanis. Part II, Nebesheh (Am) and
Defenneh (Tahpanhes) (London 1888), S. 77, Taf. XXXIX (Defenneh; aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.).
3) Z. B. Flinders Petrie, Naukratis. Parti (London 1886), Taf. XI, S. 39. — Derselbe, Tanis II,
S. 25 und 27, Taf. Vn (Nebesheh), S. 77, Taf. XXXVII und XXXVIU (Defenneh ; aus dem 7. Jahrh. v. Chr.).
4) Flinders Petrie, Naukratis I, Taf. XXV, S. 28 („Foundation deposits of Ptolemy 11."; kleine,
symbolische Werkzeuge von Bronze und Eisen). — Derselbe, Tanis, II, Nebesheh, S. 40, Taf. XIX.
6) Lepsius, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften (Berlin 1872), S. 111.
•) Montelius, in Svenska Fornminnesföreningens tidskrift, Bd. IX, S. 165, Note.
20*
152 Oscar Montelius,
Auf der Insel Cypern kam das Kupfer früh in Gebrauchi), eine natürliche Folge ihrer
günstigen Lage, wie ihres Reichthunies an Kupfer, welches Metall ja von dieser Insel seinen
Namen in den meisten europäischen Sprachen bekommen hat. Der Export von Kupfer aus
Cypern nach anderen Ländern des östlichen Mittelmeergebietes muss auch schon früh von grosser
Bedeutung gewesen sein2).
In cypriotischen Gräbern, welche Kupferarbeiten aus einem sehr frühen Theile des Kupfer
alters enthielten, hat man kleine, charakteristische, schwarze Thongefässe mit punktirten Orna
menten gefunden, welche in Aegypten auf Stätten fremder Niederlassungen aus der Zeit der
12. Dynastie oft vorkommen3). Diese und andere zypriotische Funde des Kupferalters, welche
ebenfalls eine Gleichzeitigkeit mit der 12. Dynastie zeigen, beweisen, dass das Kupfer auf Cypern
lange Zeit vor dem Ende des dritten vorchristlichen Jahrtausends im Gebrauche war4).
Es ist sogar wahrscheinlich, dass die zypriotische Kupferzeit noch viel älter ist. In einem
Grabe aus dieser Periode hat man nämlich einen babylonischen Siegelcylinder mit Keilinschrift
gefunden, welcher aus der Zeit Sargon's I. stammen soll5). Dieser König lebte ungefähr
3800 v. Chr.6). Das Kupfer muss folglich spätestens im Anfange des vierten vorchristlichen
Jahrtausends auf Cypern bekannt gewesen sein.
Cypern hatte reiche Kupfergruben, die früh geöffnet wurden. Zinnerze giebt es dagegen
nicht auf dieser Insel. Hierin finden wir wohl die Erklärung der auffallenden Thatsache, dass
die Kupferzeit hier so lange gedauert hat. Die meisten auf Cypern gefundenen Waffen und
') M. Ohnefalsch-Richter, Ledrai -Lidir and the Copper - Bronze - Age, in The Journal
of Cyprian Studies, April 1889. — Derselbe, Cyperns Cultur im Alterthume, in den Mitthei
lungen der Anthropolog. Gesellach. in Wien, Bd. XX (Wien 1890), Sitzungsberichte, S. 90 f. (vergl.
S. Beinach, in L'Anthropologie, 1893, S. 728). — Derselbe, Kypros, die Bibel und Homer (Berlin
1893); besonders Taf. CXLVI— CL, CLXVII—CLXXIII. — Dämmler, Aelteste Nekropole auf Cypern, in
den Mittheilungen des Kaiserl. deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abtheilung, XI,
S. 209 ff. — Naue, The copper, bronze and iron weapons of Cyprus, in The Owl, edited by Max
Ohnef slsch-Richter, 1888, S. 9 ff. — Derselbe, Die Bronzezeit in Cypern, im Bericht über die
19. allgemeine Versammlung der deutschen Anthropologischen Gesellschaft zu Bonn 1888, im
Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur
geschichte 1888, S. 123 ff. — J. L. Myres, Copper and Bronze in Cyprus and South East Europe,
in The Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, Bd. XXVII (London
1897), S. 171 ff. — Leider ist noch kein vollständiger Bericht über die Ausgrabungen Ohnefalsch-Richter's
erschienen; es wäre jedoch ausserordentlich wichtig, diese mit dem Inventar jedes Grabes genau zu kennen.
2) Im ersten Gesange der Odyssee (V. 181 f.) sagt die als Mentes auftretende Athene:
—„— Auf Taphos der schiffahrtliebenden herrsch' ich.
Jetzt nun kam ich daher mit dem Schiff und den treuen Gefährten
Auf weinfarbigem Meer fremdredende Männer besuchend,
Um aus Temesa Erz für blinkendes Eisen zu holen."
Taphos war, wie bekannt, eine kleine Insel unweit lthaka, und man hat angenommen, dass Temesa eine Stadt
auf Cypern sein sollte. Weil aber diese Stadt gewöhnlich Tamassos genannt wird und im Inneren der Insel
liegt, ist es doch möglich, dass Homer hier von Temesa (auch Temese oder Tempsa geschrieben) in Süd-Italien,
an der Westküste Calabrieus, spricht. In der Nähe dieser Stadt kennt man wirklich eine alte Kupfergrube.
") The Journal of Hellenic Studies, XVII, S. 138.
*) J. L. Myres, Copper and Bronze in Cyprus and South^East Europe, in The Journal of
the Anthropological Institute, Bd. XXVII (London 1897), S. 173. — Die Ansicht des Verfassers, dass
Cypern „has imparted to Asia and to Europe, if not also to Northern Africa, the first knowledge of the first
metallurgy", kann nicht richtig sein.
6) Naue, Die Bronzezeit in Cypern, im Corresp. -Blatt der deutschen Anthropol. Gesell
schaft, 1888, S. 125, 127.
") Maspero, Histoire ancienne des peuples de l'Orient, S. 157.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 153
Werkzeuge von Metall, welche älteren Perioden als der Eisenzeit angehören, scheinen nämlich
aus ungemischtem Kupfer zu sein.
Drei Analysen von cypriotischen Dolchen sind schon längst bekannt gewesen1); eine Axt
ist neuerdings chemisch untersucht worden. Diese vier Analysen ergaben :
Sauer
Kupfer Zinn Nickel Eisen Zink Gold Blei Arsen Schwefel Phosphor stoff
Der 1. Dolch (Fig. 370) 97,23 Spur .— 1,32 0,28 0,03 1,35 — Spur —
Der 2. Dolch (= Fig. 268) 98,40 0,15 0,73 — 0,31 — Spur 0,31 Spur —
Der 3. Dolch (Fig. 268) 99,47 0,08 0,38 — — — Spur — Spur —
Die Axt (Fig. 366) . . . 97,90 (i,0- — 1,02 0,12 — — 0,49 0,09 — 0,25
Wie wir sehen, sind zwei von diesen Dolchen der auf Cypern gewöhnlichen Form, mit
langer, oben umgebogener Angel; der eine ist 22 cm, der andere (Fig. 268) 34 cm lang.
Die Axt (Fig. 366) gehört zu einem grossen Funde2), welcher vor einigen Jahren in der
Nähe von Nikosia auf Cypern gemacht wurde und wohl als Depotfund zu betrachten ist, ob-
Fig. 366. Fig. 367. Fig. 368. Fig. 369. Fig. 370. Fig. 371. Fig. 372.
wohl die näheren Fundverhältnisse nicht bekannt sind. Mit der abgebildeten Axt wurden
gefunden: viele Aexte derselben Form (darunter die Fig. 11 abgebildete, mit einem kleinen
Loch), zwei Aexte mit Schaftloch (= Fig. 367), viele Dolche und Schwerter (= Fig. 268) und
verschiedene andere Arbeiten von Kupfer, sammt drei fast kugelförmigen, durchbohrten Streit
kolben von Stein; zwei Aexte von Eisen (mit Schaftloeh) sollen auch dem Funde angehören.
') A. W. Franks, in den Proceedings of the Society of Antiquaries of London, 2. Serie,
Bd. VI, S. 230. — Derselbe, in dem Compte rendu du Congrös de Stockholm en 1874, S. 346. — Die
Dolche, welche von Dr. W. Flight analysirt sind, wurden von Cesnola gefunden; die näheren Fundverhält
nisse sind leider nicht bekannt.
2) Der Fund wurde von Herrn Fr. Martin in Aegypten gekauft. Die meisten Gegenstände gehören dem
Nationalmuseum zu Stockholm. — Die Axt ist von Herrn Lector Särnström analysirt worden.
154 Oscar Montelius,
Weil der Fund Schwerter und Aexte mit Schaftloch enthielt, rnuss er als verhältnissmässig
jung angesehen werden, auch wenn man die eisernen Aexte nicht betrachtet. Sein Alter näher
zu bestimmen ist jedoch nicht möglich. Jedenfalls ist es bemerkenswerth, dass man so spät
zinnfreie, oder fast zinnfreie Kupferwaffen auf Cypern hatte.
Ich bedauere, dass die allermeisten Funde auf Cypern entweder schlecht ausgegraben oder
schlecht publicirt worden sind. Die Ausgrabungen der Herren Cesnola, Ohnefalsch-Richter
und Anderer haben hierdurch ihren wissenschaftlichen Werth zum grössten Theile eingebüsst.
Nur selten wissen wir, was in den einzelnen Gräbern lag. Gewöhnlich hat man uns nur einen
kurzen, meistens unklaren und unvollständigen Bericht von dem gegeben, was in einem Gräber
felde oder in den Gräbern einer gewissen Periode gefunden wurde. Ein Gräberfeld muss man
aber Grab für Grab kennen, wenn man wissenschaftliche Schlüsse daraus ziehen will.
Wann die Zinnbronze auf Cypern eingeführt wurde, können wir folglich noch nicht sagen.
Dass man dort, wie anderswo, diese Legirung gebraucht hat, wissen wir jedoch. Eine Dolch
klinge mit zwei Nietlöchern (Fig. 371) enthielt nämlich: 88,77 Proo. Kupfer, 8,51 Proc. Zinn,
0,48 Proc. Eisen, 0,30 Proc. Kobalt und 1,50 Proc. Blei, nebst Spuren von Nickel und Phosphor1).
Eine kleine Pincette enthielt auf 91 Proc. Kupfer 9 Proc. Zinn, und ein kleiner Spiralring auf
93,8 Proc. Kupfer 6,2 Proc. Zinn2).
In Aegypten gemachte Funde geben uns indessen einige Aufschlüsse über die Chronologie
der cypriotischen Bronzezeit. So fand man bei Gurob Nadeln (Fig. 358 b), welche der 18. oder
der 19. Dynastie angehören müssen3). Ganz ähnliche Nadeln (Fig. 369) kommen auf Cypern in
Funden aus der Bronzezeit vor4).
Dass die Bronzezeit lange auf Cypern gedauert, das ersehen wir aus einem anderen in
Aegypten gemachten Funde. In einigen Gräbern von Tell-Nebesheh, unweit Tauis im östlichen
Delta, fand man Speerspitzen und andere Gegenstände von Bronze; diese Gräber und ihr Inhalt
scheinen als cypriotisch betrachtet werden zu müssen und aus dem Anfange der 26. Dynastie,
folglich aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. zu stammen 5).
Eine auf Cypern gefundene Bronzeaxt (Fig. 43) muss wohl auch der Ornamente wegen
dem Anfange des ersten vorchristlichen Jahrhunderts zugeschrieben werden, falls die Ornamente
mit der Axt gleichzeitig sind G).
Die letztgenannten Funde beweisen doch nicht, dass das Eisen unbekannt war. Ohne
Zweifel ist dies Metall seit der zweiten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends auf
Cypern, wie in Aegypten und West-Asien, im Gebrauch gewesen.
Unter den cypriotischen Funden aus der Kupferzeit, oder aus der ältesten Bronzezeit, sind
') Franks, a. a. 0.
2) Naue, im Correspoudenzblatt der deutschen Anthrop. Gesellsch. 1888, 8. 127.
3) Flinders Petrie, Illahun, Kahan and Gurob, S. 19, Taf. XXII, Fig. 2; ähnliche Nadeln sind
ebenda, Fig. 1 und 3, abgebildet (die eine von Bronze, die andere von Gold). Flinders Petrie sagt: „tbe
data of them may be put between 1200 and 1400 B. C, being found at Gurob."
4) Dümmler, a. a. O., Taf. I, Fig. 15, S. 220. — The Journal of Cyprian Studies, Taf. I, Fig. 89;
Taf. II, Fig. 20. — Ohnefalsch-Richter, Kypros, die Bibel und Homer, Taf. CXLVI, Fig. 3B, 4B und
6B. — Nähnadeln mit ähnlichem Auge an der Mitte, aber selbstverständlich ohne Knopf, kommen in Europa
während des Steinalters (von Knochen) und des Bronzealters vor. Madsen, Afbildninger, Steenalderen,
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 155
die oben erwähnten Schleifennadeln (Fig. 368) besonders zu merkenJ). Sie sollen aus zinn
armer Bronze sein. Die Spitze ist oft leicht gebogen (wie Fig. 258). Der Knopf „besteht aus
einer doppelten oder mehrfachen Schleife (oder richtiger gesagt Schlinge), welche dadurch her
gestellt ist, dass das Kopfende zu einem dünnen Drahte ausgehämmert, dann zwei- oder mehr
mals zu einer Schlinge gerollt und mit dem Reste unmittelbar unter dieser in dichten Um
gängen, wie bei einer übersponnenen Klaviersaite, um den Körper der Nadel aufgewickelt wurde".
Bemerkenswerth sind auch solche Spiralringe wie Fig. 372 2).
Einige während dieser Zeit auf Cypern vorkommende Ornamente (wie Fig. 373 und 374)
sind aus dem östlichen Mittelmeergebiete über Central-Europa bis Skandinavien verbreitet worden 3).
Im Norden treten sie im spätesten Steinalter auf (Fig. 248 und 249).
Die Bronzezeit Klein - Asiens ist leider noch allzu wenig bekannt. Am besten kennen
wir die Troas, durch die Ausgrabungen in dem grossen Ruinenhügel von Hissarlik. Als
Schliemann im Jahre 1870 seine Ausgrabungen hier begann, war dieser Hügel von einem
16 m (52 '/a englische Fuss) mächtigen, auf einem über die umgebende Ebene hinaufsteigenden
Felsen abgelagerten Schutthaufen gebildet. Mit der werthvollen Hülfe von Dörpfeld und
Virchow hat Schliemann beweisen können, dass auf diesem Hügel die eine Stadt über die
andere aufgebaut worden ist, indem jede neue Stadt auf den Trümmern der älteren angelegt
wurde; im Allgemeinen war es jedoch nicht die eigentliche Stadt, welche auf dem Felsen belegen
war, sondern die Burg, in derselben Weise, wie die Akropolis in Tiryns, Mykenä und Athen.
Nach dem Tode Schliemann's (December 1890) wurden die Ausgrabungen durch Dörpfeld
und Andere fortgesetzt4).
Folgendes Schema veranschaulicht die verschiedenen Schichten, welche Schliemann und
Dörpfeld beobachtet haben (die erste „Stadt" ist die unterste und folglich älteste; die neunte
ist die oberste):
') Much, Die Kupferzeit in Europa, S. 373, Fig. 110 und 111. „Derlei Nadeln erscheinen nach
einer Mittheilung Ohnefalsch-Richter's ziemlich häufig" auf Cypern.
") Naue, Kupfergeldringe von Cypern, in der Antiqua 1885, S. 4, Taf. I.
*) Vergl. Fig. 359, 360 (Aegypten), 422 und 423 (Bosnien).
*) H. Schliemann, Trojanische Alterthümer (Leipzig 1874, mit einem grossen Atlas ; eine englische
Bearbeitung: Troy and its remains, London 1875). — Derselbe, Ilios, Stadt und Land der Trojaner
(Leipzig 1881). — Derselbe, Troja (Leipzig 1884). — Derselbe, Bericht über die Ausgrabungen in
Troja im Jahre 1890 (Leipzig 1891). — Vf. Dörpfeld, Troja 1893. Bericht über die im Jahre 1893
in Troja veranstalteten Ausgrabungen (Leipzig 1894). — Derselbe, in den Mittheilungen des
kaiserl. Deutschen archäol. Instituts, athenische Abtheilung, Bd. XIX (Athen 1894), S. 380 ff.,
Taf. IX. — A. Götze, Die letzten Ausgrabungen in Troja 1894, in den Verhandl. der Berliner
Anthrop. Ges. 1895, S. 279 ff. — Proceedings of the Society of Antiquaries of London, 2. Ser.,
Bd. VI, S. 215 ff. (d. 30. April 1874; Ch. Newton und Andere). — Schuchhardt, Schliemann's Aus
grabungen in Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka im Lichte der heutigen Wissenschaft
(Leipzig 1890). — Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, im Archiv für
Anthropol., Bd. XXI (1892), S. 19. — Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité, Bd. VI,
La Grece primitive, l'art mycénien (Paris 1894), S. 154 ff. — Mr. Frank Calvert hat neuerdings das
zu Hissarlik gehörige Land dem kaiserl. Ottomanischen Museum geschenkt; Verhandl. der Berl. Antiqu.
Ges. 1898, S. 29. — Die Bedenken, welche Reinach (L'Anthropologie, 1892, S. 455) in Betreff der Genauig
keit Schliemann's in den ersten Berichten hat, sind freilich nicht grundlos ; durch die guten Beobachtungen
von Dörpfeld und Virchow kennen wir jedoch jetzt die Hauptzüge der Verhältnisse in diesem ausserordent
lich wichtigen Ruinenhügel.
156 Oscar Montelius,
einige Messer, Nadeln etc. aus Kupfer und eine Nadel aus Silber hier ausgegraben. Die Thon
gefässe3) sind sehr primitiv, ihre Formen einfach und ihre Ornamente nur von eingeritzten, mit
Kreide ausgefüllten Linien gebildet (Fig. 375 bis 377). Mehrere Schalen sind glänzend schwarz,
') Ilios, S. 286, 674. — Vergl. Bericht über die Ausgrabungen in Troja im Jahre 1890, S. 20,
mit Olshausen, Drei angebliche Eisenobjecte aus der zweituntersten Ruinenschicht von His-
sarlik, in den Verhandl. der Berl. Anthrop. Ges. 1897, S. 500. — Das in Ilios, Fig. 1421 abgebildete
Messer „aus der sechsten Stadt" kann nicht als ein sicherer Fund betrachtet werden.
2) „Abgesehen von den kleinen Messern und Sägen, wurden keine Geräthe oder Waffen aus Silex jemals
in Hissarlik gefunden." Ilios, S. 281.
a) Ilios, S. 243 f. und 315. — Unsere Fig. 375 bis 380 sind nach Fig. 29, 32, 72, 38, 41 und 25 in
Ilios gezeichnet. — Die verschiedenen Theile des „pilzförmigen" Gefässes Ilios, Fig. 50, gehören ursprüng
lich nicht zusammen.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 157
mit langen, wagerechten, röhrenförmigen Löchern am Rande (Fig. 378). Sie kommen in der
ersten Stadt so massenhaft vor, dass Tausende von Scherben dieser Art dort gesammelt werden
konnten (Fig. 379). Häufig sind auch Gefässe mit doppelten, senkrechten, röhrenförmigen
Löchern auf beiden Seiten (Fig. 380).
Drei in der ersten Stadt gefundene Metallgegenstände — ein Messer, das „vergoldet"
gewesen sein soll, und zwei Nadeln — wurden chemisch untersucht1). Die Analyse des Messers
erwies, „dass bis 97,4 Proc. Kupfer in metallischem Zustande, der Rest des Metalls in Gestalt
von grünem Carbonat und rothem Kupferoxyd vorhanden war; denn das Ende der Klinge war
so zerfressen, dass es unmöglich war, diese Substanzen gänzlich zu eliminiren. Zinn dagegen
war in merklicher Quantität sicher nicht vorhanden."
Die zwei Nadeln enthielten:
Kupfer Zinn Nickel Kisen Kobalt Schwefel
die eine 97,83 0,21 Spur 0,90 Spur —
die andere .... 98,20 Spur — 0,75 — 0,13
Das Metall in diesen drei Fällen ist, wie man bemerkt hat, „viel härter als modernes
Kupfer, wie es im Handel vorkommt, ein Umstand, den man seinen unreinen Bestandtheilen
zuschreiben kann, die durch keine Reinigung ausgeschieden wurden. Aller Wahrscheinlichkeit
nach ist das Vorhandensein eines kleinen Theiles Zinn bei der ersten Nadel nur zufällig, zumal
da man Stücke Handelskupfer gefunden hat, die Zinn in solcher Quantität enthielten".
Die erste Stadt ruhte auf dem Urboden. Sie hat wahrscheinlich lange Zeit existirt, weil
ihre Schuttschicht eine Dicke von ungefähr 2,5 m hat. Ueber derselben folgt zunächst eine
durchschnittlich 0,5 m mächtige Erdlage, welche beweist, dass die Stätte längere Zeit brach und
unbebaut gelegen hat, und alsdann die grosse Anschüttung, durch welche die zweiten Ansiedler
das Plateau ebneten und erweiterten. Die so entstandene Anhöhe beträgt an der Südseite
0,5 m, an der Nordseite bis zu 3 m, und der Boden der zweiten Stadt liegt demnach im Ganzen
3,5 bis 6 m über dem der ersten.
Dass die zweite Stadt sehr lange Zeit geblüht hat, wird von den kolossalen Schuttmassen
erwiesen, die von ihr stammen, und die ungefähr ein Drittel der ganzen Schuttanhäufung bilden.
Es wird auch dadurch bestätigt, dass man in der Geschichte dieser Stadt drei verschiedene
Bauperioden unterscheiden kann. Man kann noch ihre Ringmauern mit Thürmen und Pforten
erkennen, wie innerhalb der Mauer Reste von vielen Gebäuden. Dass alle Gebäude viereckig
sind, verdient besondere Aufmerksamkeit, weil die Wohnhäuser fast überall in Europa zu dieser
Zeit und viel später rund waren 2).
Die Ringmauern bestehen aus einem steinernen Unterbau, der aussen in einer Böschung
von etwa 45° ansteigt, innen senkrecht abfällt. Seine 4 m breite Oberfläche liegt überall in
dem gleichen Niveau; seine Tiefe wechselt daher je nach der Beschaffenheit des Bodens. Der
Kern des Gemäuers besteht aus kleinen Bruchsteinen mit Lehm, die äussere Böschung ist mit
grösseren, ungefähr 45 cm langen und 25 cm hohen Steinen verkleidet. Auf diesen Unterbau
setzt sich eine 3,5 bis 4 m dicke, gerade aufsteigende Lehmziegelmauer. Die Ziegel sind gross
und an der Sonne getrocknet. Als Mörtel ist ein feiner, hellerer Lehm, dem wie den Ziegeln
Stroh beigemengt ist, verwendet. Um das Zusammenhalten der Mauer zu sichern, legte man
in dieselbe mehrere starke, 30 cm im Quadrat messende Balken entlang. Die Häuser waren
hauptsächlich wie die Ringmauern gebaut.
Alle in der zweiten Stadt gefundenen Waffen und Werkzeuge sind aus Stein oder Bronze.
Unter den bronzenen bemerken wir Aexte, wie Fig. 12 (die meisten haben kein kleines Locli),
oder mit Schaftloch und über Kreuz stehenden Schneiden (Fig. 2G3), Meissel, Messer (Fig. 381)
und Dolche; Schwerter kommen nicht vor. Ein paar Dolche haben solche lange, schmale, oben
Fig. 381. umgebogene Griftangeln , wie die cypriotischen ]).
Ein Dolch dieser Form (Fig. 382) ist aus Silber;
er hat, wie ein paar andere, zwei lange, schmale
Oeffnungen in der Klinge 2). — Ein bronzener
Bronze. Hissarlik (2. Stadt). */,.
Dolch derselben Hauptform, in der Troas, aber
Fig. 383. Fig. 381.
nicht im Ruinenhügel von Hissarlik, gefunden, ist
Fig. 383 abgebildet 8).
Es ist übrigens möglich, dass einige von
den sogenannten Dolchen eher als Speerspitzen
zu betrachten sind, um so mehr, als man in dieser
' I Stadt keine mit Tülle versehenen Speerspitzen ge
funden hat. Einige (wie Fig. 382) haben auch
f I i zwei solche schmale Oeffnungen, wie die griechi-
sehen Lanzenspitzen Fig. 391.
Aus Bronze sind ebenfalls mehrere Gefässe
und kleine Schmucksachen, wie Nadeln und Fin
gerringe. Fibeln hat man dagegen ebensowenig in
dieser Stadt, wie in den vier folgenden gefunden.
Einige Gussformen beweisen, dass viele von
den hier gefundenen Bronzen an Ort und Stelle
fabricirt wurden. Fig. 384 zeigt eine Gussform
Silber.
Hissarlik Stein. für flache Bronzeäxte ohne Schaftloch 4).
(2. Sta.lt). Hissarlik (2. Stadt).
V«- Mehrere Gefässe und Schmucksachen sind
Vi-
aus Gold und Silber. Einige Male hat man in
der zweiten Stadt grössere oder kleinere Samm
Bronze. Troas. Y4. lungen von solchen Arbeiten entdeckt.
Der grösste von diesen Schätzen", von Schliemann und seiner Frau im Jahre 1873
ausgegraben, enthielt 4 Gefässe und eine Menge Schmnckgegeustände aus Gold; 7 Gefässe,
einen kleinen Vasendeckel und 6 breite, platte Barren5) aus Silber; 2 Gefässe, einen runden
') Ilios, Fig. 811, 812; Troja, Fig. 34 (mit ebensolchen Oeffnungen wie Fig. 382).
*) Ilios, Fig. 901.
*) Gehört dem Antikencabinet des Museums zu Kopenhagen; im Archiv f. Anthropologie, Bd. XXVI,
S. 478, Note 4, erwähnt.
*) Ilios, Fig. 601.
J) A. Götze, Die trojanischen Silberbarren der Schliemann-Sammlung. Ein Beitrag zur
Urgeschichte des Geldes. Im Globus, Bd. LXXI, Nr. 14.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 159
Schild, 14 flache Aexte, 2 Meissel, 20 Dolche oder Speerspitzen, 1 Messer u. s. w. aus Bronze.
Ein Halsring aus Gold (Fig. 385) ist tordirti), so wie viele europäische und kaukasische; im
Norden kommen jedoch solche Halsringe erst in der zweiten Periode der Bronzezeit vor. Das
Gold ist rein oder mit Silber gemischt („Electrum" '-'). „Da alle Gegenstände," sagt Schlie
mann, „zum Theil die kleineren in die grösseren verpackt, eine rechteckige Masse bildend*
Fig. 385. Fig. 386. dicht bei einander lagen, so er
scheint es gewiss, dass sie von
einem hölzernen Kasten um
schlossen waren."
Es kann nicht bezweifelt
werden, dass dieser Schatz wirk
lich gleichzeitig mit der zweiten
Stadt ist. Er wurde in der Nähe
Fig. 387 a.
eines Thores, und zwar in dem
Körper der Stadtmauer entdeckt.
Oberhalb des Schatzes lag, nach
der Beschreibung S ch 1 i e ni an n's3),
„eine steinharte, 43/4 bis 5'/4 Fuss
starke Schicht röthlicher und brau
Gold. Vi,
ner calcinirter Trümmer, und über
Fig. 387 b. dieser wieder zog sich die 20 Fuss
hohe Befestigungsmauer hin". Die
„röthlichen und braunen caleinir-
ten Trümmer" scheinen die ver
brannten Lehmziegel der zweiten
Stadt, und die darüberstehende
Mauer scheint die Erneuerung der
gom. y".
Befestigung aus einer späteren
Fig. 38S.
Bauperiode zu sein. Danach ist
Dörpfeld's Vermuthung sehr
ansprechend, dass, wie in den
tirynthischen Mauern ganze Galle-
Knochen. %. ,,jen nntj Kasematten sich befin-
Fig. 385 bis 388 His.s.,rlik (2. Stadt). ^ so auch jn der trojamschen
versteckte Räume vorhanden gewesen seien, die man gelegentlich zur Aufbewahrung werthvoller
Gegenstände benutzt habe4).
An anderen Stelleu der zweiten Stadt hat man Goldsachen gefunden, die mit Spiralen
verziert sind. Diese Spiralen sind aber nicht gepunzt oder gravirt, sondern von spiral
förmigen Golddrähten gebildet, welche entweder frei liegen, als Enden von Nadeln u. dergl.
') Ilios, Fig. 693.
2) Ilios, S. 48, 505 ff.
») Ilios, S. 48.
4) Schuchuardt, a. a. 0., S. 70.
21 *
160 Oscar Montelius,
(Fig. 387 a), oder aufgelöthet sind (Fig. 387 bi). Es ist bemerkenswerth, dass solche Spiralen
im grossen Schatze gar nicht zu sehen sind. Vielleicht sind jene Ornamente, speciell die auf-
gelötheten Spiralen, etwas jünger als der grosse Schatz.
Dass einige in der zweiten Stadt gefundene Goldspiralen (Fig. 386) grosse Aehnlichkeit
mit den europäischen zeigen, habe ich schon bemerkt2).
Unter den vielen anderen Sachen, welche in der zweiten Stadt ausgegraben worden sind,
kann ich hier nur einige Arbeiten aus Elfenbein, Bergkrystall, Carneol, Glas und „ägyptischem
Porzellan", sowie die zahlreichen Thongefässe erwähnen. Von Glas und Porzellan sind jedoch
nur Perlen und andere kleine Schmucksachen. Bernstein scheint hier gar nicht bekannt
gewesen zu sein.
In hohem Grade bemerkenswerth sind ein paar in der zweiten Stadt aufgefundene Arbeiten
von Knochen (Fig. 388 3), weil ganz ähnliche Stücke in sicilianischen Gräbern aus der Bronze
zeit gefunden worden sind. Wahrscheinlich sind sie in die Troas wie auf Sicilien aus dem
Orient importirt.
Die Thongefässe der zweiten Stadt sind nach Technik und Form von denen der ersten
Ansiedelung gänzlich verschieden4). Die grossen, glänzend schwarzen Schalen mit langen wage
rechten, röhrenförmigen Löchern am Rande (Fig. 378 und 379) finden sich in der zweiten
niemals, ebensowenig die in der ersten Stadt häufigen Gefässe mit doppelten senkrechten,
röhrenförmigen Löchern auf beiden Seiten (Fig. 380). Scherben mit solchen Ornafnenten,
wie Fig. 375 bis 377, fehlen auch in der zweiten Stadt; wenigstens sind keine abgebildet
worden 5).
Dieser grosse Unterschied bestätigt, dass die ältere Stadt einer ganz anderen Zeit angehört,
als die jüngere.
Mehrere Gefässe der zweiten Stadt zeigen grosse Aehnlichkeit mit den cypriotischen 6).
Zahlreich sind die „Gesichtsvasen", welche oben ein Gesicht mit Augen und Nase zeigen;
darunter sieht man weibliche Attribute7). Keine in dieser Stadt gefundenen Gefässe
sind bemalt.
Einige in der 2. Stadt gefundene Bronzen sind analysirt worden. Sie enthalten Zinn , ihr
Zinngehalt ist aber gewöhnlich nicht gross.
Vier flache, zum grossen Schatze gehörige Aexte ergaben 8) :
') Ilios, Fig. 834 bis 838, 848 bis 850, 853, 873, 874, 909.
s) Ilios, Fig. 878 und 880. — Olshausen, in den Verhandl. der Berli ner Anthropol. Ges. 1886,
S. 471, 472. — Archiv f. Anthropol., XXVI, S. 479.
8) Ilios, Fig. 983 (die Schicht, worin dieses Stück lag, wurde damals der dritten Stadt zugeschrieben,
später fand man, dass sie zur zweiten Stadt gehörte). — Troja, Fig. 41. — Olshausen, in den Verhand
lungen der Berliner Anthropol. Ges. 1887, S. 346. — Virchow, in denselben Verhandl. 1891, S. 410
(gute Abbildungen Fig. 8 bis 10). — Schliemann sagt, sie seien aus Elfenbein; sie sind doch eher aus
Knochen.
4) Ilios, S. 315.
5) Eingeritzte Ornamente kommen in der zweiten Stadt vor; einige sind auch mit weisser Kreide aus
gefüllt (Ilios, S. 337). Sie haben aber andere Formen.
") Ilios, Fig. 360 bis 363.
') Ilios, Fig. 157 bis 159, 190, 227 bis 241.
3) Ilios, S. 532 u. 533. — I und II wurden von Damour in Lyon, III und IV von W. Chandler
Roberts in London analysirt. Dieser bemerkt, dass er III und IV frei von Zink gefunden habe.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 161
Kupfer Zinn
I 95,80 3,84
II 90,67 8,64
III 95,41 4,39
IV 93,80 5,70
Eine grosse Axt, eine Lanzenspitze und zwei grosse viereckige Nägel, welche in einem
Gebäude der 2. Stadt — dem sogenannten „Tempel A" — gefunden wurden, ergaben l):
Kupfer Zinn Eisen Blei
Axt 93,50 5,80 0,70 —
Lanzenspitze 90,96 9,04 — —
Nagel 98,65 0,45 0,85 —
Nagel (der grösste) .... 99,55 Spur Spur —
Drei andere Aexte, ein Meissel, eine Lanzenspitze und eine Nadel ergaben2):
Kupfer Zinn Eisen Blei
Axt I 97,10 2,90 Spur Spur
„ II 97,11 2,89 Spur Spur
„III 95,38 4,11 Spur Spur
Meissel 99,16 0,84 Spur Spur
Lanzenspitze 94,57 5,43 Spur Spur
Nadel 93,73 6,27 Spur Spur
Die acht analysirten Aexte, der Meissel und die zwei Lanzenspitzen geben im Durchschnitt
94,86 Proc. Kupfer und 4,87 Proc. Zinn. Weil die meisten trojanischen Bronzen stark von Rost
angegriffen sind, ist es indessen möglich, dass der Zinngehalt, wenigstens bei einigen, heutzu
tage höher erscheint, als er ursprünglich war.
* *
*
- Schliemann glaubte lange, dass die 2. Stadt, welche durch Feuer zerstört wurde, und
welche er darum die „verbrannte Stadt" nannte, das in dem trojanischen Kriege von den
Griechen zerstörte Ilion war. Früh machte man jedoch darauf aufmerksam, dass die Alterthümer
dieser Stadt wenig Aehnlichkeit mit den in Mykenä und Tiryns ausgegrabenen zeigten , welche
vielmehr mit dem trojanischen Kriege gleichzeitig sein konnten. Die neuesten Ausgrabungen
haben auch bewiesen, dass nicht die 2. sondern die 6. Stadt bei Hissarlik der mykenischen
Zeit gehört und folglich das homerische Troja war.
Durch diese neuesten Ausgrabungen haben wir auch erfahren, dass die 6. trojanische
Stadt — wie die gleichzeitigen Städte in Griechenland — von einer Burg und einer den Burg
hügel umgebenden Unterstadt gebildet wurde 3). Weder die zweite noch die anderen älteren
Ansiedelungen haben eine solche Unterstadt gehabt; sie waren auf den Hügel beschränkt, wo
') Troja, S» 105. Sie wurden von Th. Schuchhardt in Görlitz analysirt. — Für den Grundriss vom
„Tempel A" siehe ebenda, S. 79.
*) Troja, S. 104; von Professor Rammelsberg in Berg analysirt.
a) Götze, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1895, S. 282.
162 Oscar Montelius,
die erste „Stadt" einen noch kleineren Raum als die zweite umfasst hat. Die Burg der 6. Stadt
war auch viel grösser als die der zweiten ').
Die in der 6. Stadt ausgegrabenen Werkzeuge und Waffen aus Bronze sind von anderen
Typen als die in den älteren Städten: doppelschneidige Aexte mit ovalem Schaftloch, wie Fig. 41,
eine Speerspitze mit Tülle, Pfeilspitzen mit Widerhaken oder langer Angel und stark gekrümmte
Messer 2). Alle diese Typen kommen in Griechenland während der späteren Mykenäzeit vor. —
Ein in der 6. Stadt gefundenes Stück von einem bronzenen Pferdegebiss 3) erinnert an die kau
kasischen ').
Eine Axt wie Fig. 41 wurde analysirt: 92,3 Proc. Kupfer und 7,4 Proc. Zinn5).
Die Thongefässe der 6. Stadt sind von zwei Arten : unbemalte und bemalte. Die bemalten
sind „Bügelkannen" (wie Fig. 414) und andere Gefässe der späteren Mykenäzeit; mehrere solche
wurden in einem Hause der 6. Stadt aufgefunden 6).
„Durch die Aufdeckung der VI. Schicht," sagt Dörpfeld 7), „und ihre Feststellung als Burg
der mykenischen Zeit wird die II. Schicht in ein sehr hohes Alter hinaufgerückt. Durch drei
Schichten ärmlicher Ansiedelungen ist sie von der mykenischen Burg getrennt und muss daher
wenigstens um einige Jahrhunderte älter sein als diese. Obwohl sich der Altersunterschied der
einzelnen Schichten nicht bestimmen lässt, wird man es wagen dürfen, rund 500 Jahre für die
Daner der III. bis V. Ansiedelung anzusetzen". Ich bin auch der Ueberzeugung, dass dies
nicht zu hoch geschätzt ist. Da die mykenische Stadt ungefähr 1500 Jahre v. Chr., oder vielmehr
etwas früher, gegründet sein muss, erhalten wir für die Zerstörung der 2. Stadt das Ende des
dritten vorchristlichen Jahrtausends. Diese Stadt mit ihren drei verschiedenen Bauperioden muss
wohl auch ungefähr 500 Jahre repräsentiren ; ihre Gründung dürfte also um 2500 v. Chr. statt
gefunden haben. Der Hügel ist aber lange Zeit vor der Gründung der 2. Stadt unbebaut ge
wesen, und die erste Ansiedelung muss ebenfalls einen grossen Zeitraum beanspruchen; ich
finde es daher wahrscheinlich, dass die 1. Stadt im Anfange des 3. Jahrtausends oder um 3000
v. Chr. gegründet wurde 8).
In den Ruinen der 1. Stadt fand Schliemann Arbeiten von Kupfer. Die Einwohner der
Troas hatten folglich im Anfange des dritten vorchristlichen Jahrtausends dieses Metall;
wie lange sie schon damals mit dem Kupfer bekannt gewesen, können wir nicht sagen.
') Der Umfang und Flächenraum der Burg zur Zeit der 2. und der 6. Stadt kann jetzt annähernd ermittelt
werden (Troja 189 3, S. 46):
2. Stadt: Umfang :150 m, Flächenraum 8 000 qm.
6. , 500 „ . 20 000 ,
die entsprechenden Zahlen für die Burg von Tiryns sind : „ 700 „ „ 20 000 „
für die Burg von Athen : „ 700 „ , 25 000 ,
für die Burg von Mykenä: „ 900 „ „ 30 000 „
*) Ilioi, Fig. 1418 bis 1420, 1422 bis 1424, 1429 und 1430. Das Messer Fig. 1360 ist in derselben Tiefe
gefunden worden.
3) Ilios, Fig. 1425.
4) Chantre, Le Caucase, II, Taf. XXX bis (Koban). — Ueber Pferdegebisse aus der Bronzezeit, siehe
Montelius, im Mänadsblad 1887, S. 155 ff.
5) Schliemann, Troy and its remains, S. 361. — Ilios, S. 677.
") Schliemann, Bericht über die Ausgrabungen 1890, S. 18 und 60, Taf. I u. H.
7) Troja 1893, S. 61.
") Auch nach der Schätzung Dörpfeld' s (Troja 1893, S. 86) ist die Zeit der ersten Ansiedelung: 3000
bis 2500, und diejenige der 2. Stadt: 2500 bis 2000 v. Chr.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 163
Durch ihre Lage waren die Inseln des Aegäischen Meeres und die Küsten Griechen
lands ausserordentlich wichtig für die Verbreitung der orientalischen Oultur nach dem Westen.
Es ist klar, dass schon früh das Kupfer aus Cypern über dieses Meer geführt wurde, da
man z. B. Kupferdolche des cypriotischen Typus in der Troas wie in den Donauländern und in
v der Schweiz gefunden hat. Leider ist doch die Kupferzeit der griechischen Inseln noch fast
unbekannt.
In den Ueberresten eines der auf Thera (Santorin) entdeckten Gebäuden, die durch
eine vulkanische Eruption zerstört und unter eine Tuffmasse begraben wurden lag zwar eine
Säge aus ungemischtem Kupfer 2). Ueber ihr Alter können wir aber nur sagen, dass die Erup
tion in der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends stattgefunden haben muss 3),
weil man unter dem Tuff Thongefässe aus dieser Zeit gefunden hat. Mehrere hier ausgegrabene
Thongefässe waren nämlich mykenisch, einige mit Mattmalerei, andere mit Firnissmalerei, aber
nur des ersten und zweiten Styl9; Gefässe des dritten und vierten Styls fehlen dagegen gänzlich.
Für die Frage, wann die Kupferzeit auf den griechischen Inseln angefangen hat, .sind doch
diese Funde ohne Bedeutung. Entweder ist nämlich die Säge mit den mykenischen Gefässen
wirklich gleichzeitig, oder nicht. Im ersten Falle haben wir hier nur einen neuen Beweis, dass
Werkzeuge von ungemischtem Kupfer lange im Gebrauch waren. Im zweiten Falle können wir
nicht sagen, um wie viel älter die Säge ist als die Gefasse. Unter den anderen auf Thera gefun
deneu Gegenständen sind auch mehrere viel älter als die mykenischen Gefässe mit Firniss
malerei.
Auf den Inseln des Aegäischen Meeres hat man indessen eine Reihe von Funden gemacht,
welche älter als die von Thera und also noch älter als die von Schliem an n in Mykenä ent-
') Fouque, Santorin et ses éruptions (Paris 1879), S. 94 ff. — Burnouf, Memoires sur l'anti-
quite (Paris 1879), S. 109 ff. — Dumont u. Chaplain, Les céramiques de la Grece propre, I (Paris
1881), S. 19ff. — F. Dümmler, Mittheilungen von den griechischen Inseln, in den Mittheilungen
des Kaiserl. deutschen archäologischen Instituts, Athenische Abtheilung, Bd. XI (Athen 1886). —
Furtwängler und Löschcke, Mykenische Vasen (Berlin 1886), S. 18. — Ohristomanos, Ueber die
prähistorischen Funde von Santorin, im Correspondenzblatt der deutschen Anthrop. Ges. 1889,
S. 214. — Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, im Archiv f. Anthrop.,
Bd. XXI (1892), S. 23. — Perrot u. Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquite, Bd. VI, La Grece
primitive (Paris 1894), S. 133 ff.
') Abgebildet von Perrot und Chipiez, a. a. O., S. 149. — Fouqué sagt von dieser Säge (a. a. 0.,
S. 121): „Le métal qui la compose est du cuivre pur sans trace d'etain. Une couche verte de carbonate de
cuivre la recouvre entierement ; mais, malgre cette oxydation, malgré le mauvais état des dents, on peut encore,
avec cet instrument , pratiquer de profondes entailles dans le sapin ou le peuplier." — Andere Arbeiten von
Kupfer oder Bronze sind hier nicht gefunden worden.
a) Man hat wohl geologische Gründe für die Datirung der Eruption und der Funde gesucht. Weil wir
aber jetzt das Alter der mykenischen Gefasse , welche älter als die Eruption sind , archäologisch bestimmen
können, ist es hier, wie in einigen anderen Fällen, richtiger die geologische Formation durch die archäologischen
Funde zu ilatiren, als umgekehrt
164 Oscar Montelius,
deckten Gräber sind. Man nennt sie daher „prämykenisch"J), ein Ausdruck, der ganz richtig
ist, wenn man damit nur sagen will, dass die Funde älter als die gewöhnlichen mykenischen
sind, nicht aber, dass sie einem anderen Volke angehören. Ich glaube nämlich, dass diese Funde
uns die Vorstufe der mykenischen Cnltur kennen gelehrt haben, nicht aber etwas ihr Fremdes
enthalten 2).
Solche „prämykenische" Funde kommen auch auf dem griechischen Festlande und der
Westküste Kleinasiens vor, obwohl sie dort seltener zu sein scheinen als auf den Inseln.
Die meisten Funde dieser Art wurden in Gräbern gemacht. Diese sind gewöhnlich Stein
kisten , welche Ueberreste von unverbrannten Leichen, Waffen und Werkzeuge von Obsidian
und Kupfer oder Bronze3), Gefässe von Marmor, anderen Steinarten und Thon, kleine Figuren
(„Idole") aus Marmor, u. s. w. enthalten. Arbeiten aus Gold und Silber sind sehr selten.
Von Bronze sind flache Aexte (wie Fig. 13 und 389), Dolche und Speerspitzen. Die Dolche
(Fig. 390) haben Nietlöcher zur Befestigung der meistens breiten Klinge in dem Griffe; die
Speerspitzen (Fig. 391) haben kleine Löcher zum Festbinden. Aexte mit Schaftloch, Schwerter
und Speerspitzen mit Tülle, welche in der mykenischen Zeit häufig vorkommen, waren in der
prämykenischen Periode noch nicht bekannt.
Die Thongefässe sind primitiv und von einfacher Form, die meisten wenigstens ohne Dreh
scheibe gemacht; der Thon war nicht gut gereinigt und die Farbe ist dunkel. Die Ornamente
sind linear, eingeritzt oder, während des letzten Theiles der Periode, mit stumpfer Farbe bemalt.
Firnissmalerei war noch unbekannt4).
Einige Gefässe von Thon und Stein sind mit schönen Spiralen verziert, welche im Thon
eingeritzt, im Stein erhaben erscheinen (Fig. 395). Diese Ornamente hat man offenbar einem
') Chr. Blinkenberg, Antiquités prémycéniennes, in den Memoires de la Soc. R. des Anti-
quaires du Nord 1896. — Professor Arthur Evans nennt diese Funde „ Amorgan" ; Cretan Pictographs
and Prae-Phoenician Script (London 1895), S. 105. Eine grosse Anzahl von diesen Funden rühren nämlich
von der Insel Amorgos her. — Vgl. über diese Funde ausAmorgos und den anderen Inseln: Dümmler, Reste
vorgriechischer Bevölkerung auf denCykladen, in den Mittheilungen d. kaiserl. deutschen arch.
Instituts, Athen. Abtheilung, XI, S. 15 f. — Sophus Müller, Ursprung und erste Entwickelung
der europäischen Bronzecultur, beleuchtet durch die ältesten Bronzefunde im südöstlichen
Europa, deutsch von J. Mestorf, im Archiv für Anthropologie, Bd. XV, S. 323 f. — Montelius, Die
Bronzezeit im Orient und in Griechenland, in demselben Archiv, Bd. XXI, S. 22 bis 23. — Tsountas,
in 'E(fijfieQtg äQxnioXoyix!) 1898, S. 137 f., und 1899, S. 73 f. — S. Reinach, Nouvelles découvertes egéen-
nes, in L'Anthropologie 1899, S. 513 f.
2) Diese Funde können folglich eher „protomykenisch" genannt werden. Um keine Verwirrung zu ver
ursachen, brauche ich hier den üblichen Ausdruck „prämykenisch".
3) So viel ich weiss, sind sie noch nicht analysirt worden.
*) Bei Kahun in Aegypten hat Flinders Petrie bemalte Thongefässe gefunden, welche er „ägäisch"
nennt; sie sollen der Zeit der i2. Dynastie angehören, und folglich, wenn sie wirklich aus den griechischen Inseln
stammen, prämykenisch sein. Sie sind doch, wie schon Blinkenberg bemerkt (a. a. 0., S. 56), von den
jenigen Gefässen, die man gewöhnlich prämykenisch nennt, verschieden. Flinders Petrie, Illahun, Kahun
and Gurob, Taf. I, S. 9 bis 11. Leider hat Professor Flinders Petrie in diesem Falle, wie gewöhnlich, nicht
so genaue Fundberichte gegeben, dass man daraus mit Bestimmtheit sehen kann, ob die genannten Gefäss-
scherben mit der 12. Dynastie gleichzeitig sind. Man muss dem Herrn Professor Flinders Petrie dankbar
sein für die zahlreichen und wichtigen Funde, die er gemacht hat, und seine Ausgrabungen sind besser geleitet,
als die meisten älteren in Aegypten; aber seine Fundberichte und seine Beschreibungen der gefundenen Gegen
stände sind im Allgemeinen allzu kurz und unvollständig. Man muss ebenfalls bedauern , dass die reichen
Schätze, die er in Aegypten entdeckt hat, nicht zusammen aufbewahrt werden konnten, sondern in eine Menge
von Museen und Sammlungen zerstreut wurden. Dies ist jedoch nicht sein Fehler.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 165
Fig. 389. Fig. 390. Fig. 391. Fig. 392. Fig. 393. Fig. 394.
') In einem prämykenischen Grabe auf Amorgos stand ein Gefäss aus grünlichem Marmor, mit schönen,
erhabenen Spiralen; Mittheilungen des Archäol. Inst., Athenische Abtheil., XI, Beil. 1, Fig. A 4.
22
166 Oscar Montelius,
ägyptischen Einflüsse zu verdanken ; in Aegypten waren, wie wir gesehen haben, ähnliche Spiralen
während der 12. Dynastie allgemein.
Das Fig. 399 abgebildete Steingelass ') hat vollständig dieselbe Form wie in Aegypten ge
fundene Gefässe von Stein (Fig. 429), welche sehr alt sind (aus der 4. Dynastie).
Viele andere Spuren von einem sehr lebhaften Verkehr mit Aegypten in jener Zeit können
wir auch erkennen.
So zeigen einige auf Kreta gefundene, mit Deckel versehene Steingefässe grosse Aehnlich-
keit mit ägyptischen 2). Scarabäen, entweder ägyptische Arbeiten oder Nachbildungen der ägypti
schen, und eine Menge anderer geschnittener Steine sind, besonders auf Kreta, ausgegraben
worden. Auf mehreren von diesen Steinen (Fig. 396) sieht man eine Art von Hieroglyphen,
welche offenbar Schriftzeichen sind3). Einige gehören der prämykenischen, andere der myke-
nischen Zeit an.
Unter den auf Kreta gefundenen Scarabäen und den anderen geschnittenen Steinen sind
verschiedene, welche ohne Zweifel mit der 12. Dynastie gleichzeitig sind (Fig. 397 und 398 4).
In Aegypten selbst hat man auch Funde gemacht, welche einen Verkehr mit den Inseln des
Aegäischen Meeres schon zu dieser Zeit bezeugen r').
Ein für die Chronologie der prämykenischen Periode sehr wichtiger Fund ist der von Hagios
Onuphrios, in der unmittelbaren Nähe vom alten Phaistos auf Kreta. In einem Umfange von
ungefähr vier Quadratmetern fand man hier (1887) nebst menschlichen Knochen und Schädeln
verschiedene Gefässe von Thon und Stein, „Idole" von Marmor, Scarabüen und andere ge
schnittene Steine, einen Dolch und eine doppelte Speerspitze von Bronze (Fig. 392), u. s. w. 6).
Unter den geschnittenen Steinen in diesem Funde sind mehrere, in welchen Professor Evans
einen ägyptischen Einfluss aus der 12. Dynastie und der unmittelbar folgenden Zeit erkannt
hat7). Ein steinerner Stempel ist spiralverziert (= Fig. 394 s). Einige Thongefässe sind bemalt
(Fig. 400 9).
Bemalte Gefässe derselben Art wie die von Phaistos sind in einem Grabe auf Amorgos
mit dem Dolch — oder vielmehr Schwertstabklinge — von Kupfer oder Bronze (Fig. 393) ge-
') Blinkenberg, a. a. 0., S. 30 f. — Es wäre wünschenswerth , eine Analyse von der Klinge Fig. 393
zu haben, um zu sehen, ob sie aus Kupfer oder Bronze ist.
*) Sehliemann hat fünf solche Gräber ausgegraben, ein sechstes wurde im Jahre 1877 von griechischen
Archäologen untersucht. Die mit Nr. 3 , 4 und 5 bezeichneten Schachtgräber sind älter als Nr. 1 , 2 und 6
(Montelius, im Archiv f. Anthrop., XXI, S. 32). — Hier sind die Gräber so numerirt wie im Museum zu
Athen, wo die Funde aufbewahrt weiden. Diese Nummern sind jetzt die gewöhnlichen. Schliemann nannte
aber das erste Grab 2, das zweite 5 und das fünfte 1; das dritte und das vierte Grab wurde auch von ihm 3
und 4 genannt.
3) Von der schon sehr reichhaltigen Litteratur über die mykenische Cultur kann ich hier als besonders
wichtig anführen : Schliemann, Mykenä (Leipzig 1878). — Derselbe, Tiryns, Der prähistorische
Palast der Könige von Tiryns (Leipzig 1886). — C. Schuchhardt, Schliemann's Ausgrabungen in
Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka im Lichte der heutigen Wissenschaft (Leipzig 1890 ;
2. Aufl., 1891). — A. Furtwängler und G. Löschcke, Mykenische Thongefässe (Berlin 1879; Gefässe
aus den sechs Schachtgräbern auf der Akropolis von Mykenä und aus dem Kuppelgrabe beim Heräon). — Die
selben, Mykenische Vasen. Vorhellenische Thongefässe aus dem Gebiete des Mittelmeeres
(Berlin 1886; Gefässe aus der mykenischen Zeit, in Griechenland und anderswo gefunden). — G. Perrot und
Ch. Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquite. Bd. VI. La Grece primitive. L'art mycenien
(Paris 1894). — Chr. Tsountas und J. Irving Manatt, The Mycenaean Age. A Study of the Monu-
ments and Culture of Pre-homeric Greece (London 1897). — Vergl. Montelius, Die Bronzezeit im
Orient und in Griechenland, im Archiv für Anthropologie, Bd. XXI, S. 24 f.
*) Furtwängler und L.öschcke, Mykenische Vasen, S. VI.
22*
168 Oscar Montelius,
„Die historische Stellung derselben lässt sich, wie dies letzthin auch Dümmleri) aus
gesprochen hat, dahin bestimmen, dass sie, den unbemalten. Vasen noch sehr nahe stehend, in
Fig. 401. Fig. 402. Fig. 403. Fig. 404. Fig. 405.
Bronze.
Mjkenä. '/,. '
J) Dümmler, in den Mittheil. d. Instituts, Athen. Abtheil., XI, S. 15f.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 169
Technik, Form und Decoration eine Weiterentwickelung der uns aus Hissarlik, den ältesten
cyprischen Necropolen und karischen Inselgräbern J) bekannten Keramik bezeichnet. Der Haupt
fortschritt besteht, nächst der Verwendung der Drehscheibe, in der Einführung der Bemalung
an Stelle der plastischen oder geritzten Verzierung. Die dabei gebrauchten Farben sind die
selben, die in Cypern, Palästina, Moab, Assyrien, Apulien, auch in Aegypten zur Gefässmalerei
verwendet worden sind, und wie die Technik, so deuten auch die Darstellungen auf ungriechische
Herkunft." Die echte, fortlaufende Spirale bildet ein charakteristisches Ornament der roththonigen
Vasen mit Mattmalerei, während sie in der älteren Firnissmalerei nur selten vorkommt2).
Die ältesten Gräber auf der Burg von Mykenä enthielten aber auch Vasen mit Firniss
farben.
In der Firnissmalerei unterscheidet man 3) vier Techniken, die eben so vielen Stylarten ent
sprechen. Die beiden ersten sind gleichzeitig geübt worden und Vorstufen zu der vollendeten
dritten. Die Technik des vierten Styls bezeichnet einen theilweisen Rückgang.
Der erste und der zweite Styl fanden sich nur in den ältesten Scliachtgräbern von Mykenä.
Die jüngeren Schachtgräber enthielten Gefässe der älteren Gruppe des dritten Styls. In den
Grabkammern, welche noch später sind, fand man Gefässe der jüngeren Gruppe des dritten
Styls und Gefässe des vierten Styls.
Der Technik des dritten Styls gehören weitaus die meisten Vasen aus Mykenä an, fast
ausschliesslich diejenigen von Jalysos, Nauplia und Spata, wie viele andere. „Spricht schon
diese Thatsache, hat man gesagt4), für eine lange Uebung dieser Technik, so ist die Wandlung
der Ornamentik, die sich unter ihrer Herrschaft vollzieht, so gross, dass man geneigt sein wird,
Jahrhunderte dafür anzusetzen."
Während der mykenischen Zeit waren fast alle Waffen und Werkzeuge aus Bronze; nur
Pfeilspitzen und Messer können aus Obsidian sein. Von Eisen hat man in den Schachtgräben)
keine Spur entdeckt. Auch die Grabkammern gehören der Bronzezeit an. Nur ein paar Mal
hat man in solchen Gräbern Gegenstände von Eisen gefunden; aber es sind nicht Waffen oder
Werkzeuge, sondern kleine Hinge, ein Beweis, dass wir es mit einem neuen und noch kostbaren
Metall zu thun haben ').
Die Bronzen aus der mykenischen Periode bezeichnen, wie die Thongefässe, eine viel spätere
Zeit als. die aus der prämykenischen. Schon die Schachtgräber enthielten lange Schwerter (Fig. 403),
Lanzenspitzen mit Tülle (Fig. 401) und viele andere Bronzearbeiten, die in der prämykenischen
Periode unbekannt waren. In der späteren Mykenäzeit, nach den Schachtgräbern, kommen auch
Fibeln vor (Fig. 407 und 408 i). Die Fig. 407 abgebildete Fibula endet, wie andere Metall-
arbeiten (Fig. 410), spiralförmig.
Mehrere mykenische Bronzen zeigen durch ihre Form (Fig. 400 2) oder Ornirung — feine,
mit Gold, Silber und Kupfer eingelegte Zeichnungen (Fig. 402 und 404 3) — einen starken,
wahrscheinlich von Asien vermittelten Einfluss aus Aegypten.
Gegenstände von Metall (Fig. 411), wie solche von Stein und Thon (Fig. 412), sind be
sonders in der älteren Zeit oft mit Spiralen (ohne Pflanzenmotive) verziert4).
Bemerkenswerth sind einige in einem mykenischen Schaclitgrabe gefundene Spiralringe
von Gold : vier sind aus dickem, viereckigem (Fig. 409), sieben aus dickem, rundem Draht 5).
Ein Paar Bronzen aus den mykenischen Schachtgräbern sind analysirt worden G). Ein
Schwert und ein Vasenhenkel, beide aus dem vierten Grabe, ergaben:
Kupfer Zinn Nickel Eisen Blei Kobalt
das Schwert 86,30 13,06 0,15 0,17 0,11 Spur
der Henkel 89,09 10,08
Damals, wie heutzutage, hatte man Gefässe und dergleichen aus ungemischtem Kupfer.
Ein Kessel aus demselben vierten Grabe ergab 98,47 Proc. Kupfer, 0,09 Proc. Zinn, 0,19 Proc.
Nickel, 0,03 Proc. Eisen, 0,01 Proc. Silber, 0,16 Proc. Blei, 0,83 Proc. Arsen, nebst Spuren von
Wismuth.
Bügelkannen (Fig. 414 7) und andere 'Pbongefässe der jüngeren Gruppe des dritten Styls
sind in den Grabkammern allgemein. In diesen Gräbern kommen auch die ältesten Fibeln vor
(Fig. 407 und 408). Dass diese Fibeln wirklich mit der zweiten Gruppe des dritten Styls
gleichzeitig sind, wird dadurch bestätigt, dass man, z. B. auf Sicilien, jüngere Fibeln in Ver
bindung mit Gefässeu gefunden hat, welche zwar etwas später, aber immer mykenisch sind.
Die Grabkammern, welche Bügelkannen wie Fig. 414, Fibeln wie Fig. 407 und andere
spätere mykenische Arbeiten enthalten, und welche folglich jünger als die Schachtgräber sein
müssen, sind von zwei Arten: 1. einige sind grosse, gemauerte Kuppelgräber mit runder Kammer
und einem langen, dahin führenden Gang; 2. die übrigen, die grosse Mehrzahl, sind kleinere,
gewöhnlich viereckige Kammern mit oder ohne Gang 3).
') 'Etf.i]utQ(i 1888, Taf. 9, Fig. 2. — Tsountas und Manatt, The Mycenaean Age, S. 163, Fig. 57
und T>8.
*) Die Fig. 406 abgebildete Bronzeaxt ist in dem unten erwähnten Kuppelgrabe von Vaphio gefunden.
Die Form und die beiden Oeffnungen erinnern an ägyptische Vorbilder. — 'Eg>r\fisq{{ 1889, S. 15.r>, Taf. 8, Fig. 1.
3) Perrot und Chipiez, a. a. O., VI, Taf. XVII und XVIII.
A) Schliemann, Mykenä, Fig. 472 und 140. — Furtwängler und Löschcke, Mykenische Thon-
gefässe, Taf. I, Fig. 1.
s) Schliemann, Mykenä, S. 403, Fig. 529.
") Schliemann, Mykenä, S. 424 f.
7) Bügelkanneu jüngerer Formen (Fig. 415) sind mit ägyptischen Arbeiten aus etwas späterer Zeit ge
funden. Flinders Peti ie, The epry ptian bases ofGreek hi Story, in The journal ofHellenic Studie 8,
XI (London 1890), S. 274, Taf. XIV.
3) Montelius, im Archiv f. Anthrop., XXI, S. 29 bis 32. — Kuppelgräber sind in und bei Mykenä
(wenigstens acht), bei Vaphio und Arkina (beide in der Nähe von Sparta), bei Menidi (oder richtiger Lyko-
trupa, nördlich von Athen), bei Orchomenos (in Boeotien; das sogenannte „Schatzhaus des Minyas"), bei Dimini
(im südöstlichen Thessalien) entdeckt worden. — Kleinere, viereckige Grabkammern sind noch zahlreicher: bei
Mykenä und Nauplia (Palamidhi), bei Godena (südlich von Sparta), bei Spata und Haliki (beide in der Nähe
von Athen), bei Volo (in Thessalien), auf der Insel Milos, bei Jalysos auf Rhodos u. s. w.
172 Oscar Montelius,
Gleichzeitig mit diesen Grabkammern ist ein in einem Gebäude auf der Burg von Mykenä
gefundenes Bronzeschwert (Fig. 405 i), welches aus Mitteleuropa gekommen sein muss. Es ist
Fig. 414. Fig. 415.
Thon. Aegypten.
Fig. 416. Fig. 417.
nämlich von einem Typus, der in gewissen Ländern Mittel- und Nordeuropas allgemein vor
kommt, in Griechenland aber nicht zu Hause war. Dieser Fund ist von grosser Wichtigkeit,
weil er wichtige Aufschlüsse über das Alter solcher Schwerter giebt.
l) Schliemann, Mykenä, S. 166, Fig. 221. — S. Müller, im Archiv f. Anthropol., XV, S. 340,
Fig. 24.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 173
Da Griechenland und die Inseln des Aegäischen Meeres während der mykeuischen Zeit
in regem Verkehr mit Aegypten standen, ist es möglich, die absolute Chronologie dieser Periode
zu bestimmen.
Solche mit Pflanzenmotiven verbundene Spiralen, wie sie zur Zeit der Grabkammern —
aber nicht der Schachtgräber — in Griechenland vorkommen (Fig. 413 ]), finden wir auch in
Aegypten während der 18. Dynastie, im 15. Jahrhundert v. Chr. (Fig. 365 2).
Auf einem ägyptischen Wandgemälde aus der 18. Dynastie sehen wir westasiatische Männer,
welche unter anderen Tributen das Fig. 416 abgebildete Gefäss darreichen3). Der sehr eigen-
thümliche Henkel stimmt mit denjenigen auf zwei in dem oben besprochenen Kuppelgrabe
von Vaphio gefundenen Goldbechern (Fig. 418 4) und auf verschiedenen anderen mykenischen
Gefässen aus Griechenland in auffallender Weise überein. Die Form der Fig. 416, welche eine
gewisse Aehnlichkeit mit Fig. 418 zeigt, findet man vollkommen in anderen mykenischen Ge
fässen wieder (Fig. 417 5); selbst die Spiralen sieht man auf metallenen Gefässen und anderen
Arbeiten (Fig. 411a) aus der Mykenäzeit 6).
Andere Funde in Griechenland 7) und in Aegypten 3) haben es übrigens unzweifelhaft ge
macht, dass die spätere mykenische Zeit und besonders die jüngere Gruppe des dritten Styls, —
zu welcher Gruppe die älteren „Bügelkannen" (Fig. 414) gehören, — mit Amenhotep III.
(Fig. 419) und anderen, späteren Königen der 18. ägyptischen Dynastie gleichzeitig ist, d. h.
dem 15. Jahrhunderte v. Chr. Geb. angehören muss.
Ein entscheidender Beweis für die Gleichzeitigkeit der genannten mykenischen Gefässe mit
Amenhotep III. und seinem Sohn Amenhotep IV. (oder Kueneten) wird durch die neuesten Aus
grabungen bei Tell-el-Amarna geliefert. In den Ruinen des hier belegeneu, kurz nach dem Tode
des Amenhotep's IV. zerstörten Palastes hat man nämlich eine Menge Fragmente von Bügel
kannen gefunden 9), welche Gefässe von der älteren, fast kugelrunden Form wie Fig. 414, nicht
') Auf der Decke des Thalamos im Grabe von Orchomenos und in den Wandgemälden des Palastes von
Tiryns (Fig. 413). — Schliemann, Orchomenos (Leipzig 1881). — Derselbe, Tiryns, Taf. V.
•) Prisse d'Avennes, Histoire de l'art egyptien, „Ornementations des plafonds; Legendes et sym-
boles" , Fig. 1 und 2. Beide aus der 18. Dynastie; die zweite Figur, auf der Titelplanche in Sybel's Welt
geschichte der Kunst (Marburg 1888) reproducirt, gehört der Zeit Amenhotep's III. an. — Vergl. Prisse
d'Avennes, a. a. 0., „Ornementations des plafonds; postes fleuronnees" , Nr. 3 (von Perrot und Chipiez,
a. a. O., I, Fig. 541:7, reproducirt) aus der Nekropole von Theben.
ä) Prisse d'Avennes, a. a. 0., „Art iudustriel; Vases des tributaires de Kafa". — Vergl. W. Max
Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern (Leipzig 1893), S. 336 f. — Unter den
ebenda abgebildeten Tributen sind auch andere Gefässe, welche mit den in griechischen Funden aus der Mykenä
zeit vorkommenden übereinstimmen.
*) Perrot und Chipiez, a. a. O., VI, Taf. XV; siehe S. 405 f. — Unsere Fig. 418 ist nach einer galva
nischen Reproduction gezeichnet.
5) Perrot und Chipiez, a. a. 0., VI, Fig. 528 (siehe auch Fig. 525 bis 527; alle aus Gold) und 474
(Thon). — Schliemann, Mykenä, Fig. 340 (unsere Fig. 417).
6) Schliemann, a. a. 0., Fig. 341, 316, u. s. w.
7) 'E(/i]u£Qis, 1887, S. 155; Schuchhardt, a. a. 0., S. 329 (Königin Tii, wahrscheinlich die Gemahlin
vom König Amenhotep III.; die Lebenszeit dieses Königs ist dort zu spät angegeben). — Revue archeo-
logique, 1892, I, S. 88 (Mykenä; Amenhotep [III;]). — Furtwängler und Löschcke, Mykenische
Vasen, S. 9 und 75, Taf. E, Fig. 1 (Jalysos auf Rhodos, Grab, Scarabäus von Amenhotep III., abgebildet hier
Fig. 419).
") Flinders Petrie, in The Journal of Hellenic Studies, X, S. 274. — Derselbe, Kahun,
Gurob and Hawara, S. 42, Taf. XXVIII. — Derselbe, Illahun, Kahun and Gurob, S. 17, Taf. XVII.
") Flinders Petrie, Tell-el- Araarna (London 1894), S. 16, Taf. XXVII und XXVIII.
23
174 Oscar Montelius,
von der späteren, mehr gedrückten, wie Fig. 415, sind. Diese aus Griechenland stammenden
Bügelkannen sind folglich so alt, dass, sie zur Zeit Amenhotep's III. und seines Sohnes nach
Aegypten kamen.
Die grossen Schachtgräber in Mykenä sind älter als diese Gefässe. Folglich entstammen
sie der Zeit um 1500 v. Chr.; vielleicht sind sie noch etwas älter. Hiermit stimmt auch, dass
Spiralen und Rosetten, wie sie auf einem mit Gold eingelegten Bronzedolche aus dem fünften
mykenischen Schachtgrabe zu sehen sind (Fig. 404 auf ägyptischen Deckengemälden wahr
scheinlich aus der Zeit der 17. Dynastie vorkommen ').
Da die Grabkammern mit Bügelkannen, wie anderen Thongefässen der jüngeren Gruppe
des dritten Styls, und mit den ältesten Fibeln aus dem 15. (und 14.) Jahrhundert v. Chr., die
Schachtgräber aber mit den Gefässen der älteren Gruppe des dritten Styls spätestens aus der
Zeit um 1500 stammen, so müssen die ersten und zweiten Style der mykenischen Firnissmalerei
und die mykenische Mattmalerei hauptsächlich der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahr
hunderts — d. h. der Zeit zwischen 2000 und 1500 v. Chr. — angehören. Die prämykenische
Periode ist, wie wir sahen, mit dem 3. Jahrtausend gleichzeitig.
Dnss die Zinnbronze, sogar die zinnreiche Bronze, um 1500 v. Chr. in Griechenland all
gemein war, ersehen wir aus den oben besprochenen Funden und Analysen. Wie lange diese
Legirung auf den Inseln des Aegäischen Meeres und in den Ländern der südlichen Balkanhalb
insel schon damals bekannt gewesen war, können wir indessen noch nicht sagen. Ich bin jedoch,
wie oben bemerkt, überzeugt, dass die Einwohner des griechischen Gebietes schon lange vor
dem Ende des dritten Jahrtausends die Zinnbronze kennen gelernt hatten.
* * *
Wenn man sagen kann, dass die älteste Bronzezeit in Griechenland noch allzu wenig be
kannt ist, gilt dies viel mehr von den nördlichen Theilen der Balkanhalbinsel.
Zu Butmir bei Sarajevo in Bosnien ist eine interessante Ansiedelung entdeckt worden 3),
welche aus der reinen Steinzeit zu stammen scheint; wenigstens ist bis jetzt keine Spur von
Metall dort gefunden worden. Um so mehr bemerkenswerth ist, dass diese Ansiedelung zahl
reiche Scherben von Thongefässen mit eingeritzten oder erhabenen Spiralornamenten (Fig. 420
und 421) geliefert hat; solche Scherben kommen schon in den untersten Schichten vor4). Diese
Spiralen sind offenbar in Verbindung mit den Spiralen der älteren prämykenischen Zeit in
Griechenland (Fig. 395) zu setzen.
Andere Scherben von Thongefässen zeigen solche lineare Ornamente wie Fig. 422 bis 424.
Bei Butmir sind auch viele kleine Thonfiguren ausgegraben worden, welche an die prä
mykenischen „Idole" erinnern. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, dass die Ansiedelung
von Butmir, welche übrigens eine sehr lange Zeit umfassen muss, mit der älteren prämyke-
nischen Periode gleichzeitig ist, d. h. aus der Mitte des dritten vorchristlichen Jahrtausends
stammt
Dann ist es hemerkenswerth, dass kein Kupfer dort vorkommt; die grosse Zahl der dort
aufgefundenen Werkzeuge und Waffen von Stein und der ganze Charakter der nicht mit Spiralen
Fig. 420. Fig. 422. Fig. 424.
') Als ich beim Congresse in Sarajevo erklärte, dass die Ansiedelung von Butmir der Zeit vor dem Ende
des dritten vorchristlichen Jahrtausends angehöre (Munro, a.a.O., S. 124 und 125), fand man dies Alter allzu
hoch. Man beachtete nämlich nur die Aehnlichkeit zwischen den Spiralen von Butmir und denjenigen der
mykenischen Zeit, hatte aber vergessen, dass solche Spiralen schon in der prämykenischen Zeit allgemein waren.
') M. Wosinsky, Das prähistorische Schanzwerk von Lengyel, seine Erbauer und Bewohner,
3 Hefte (Budapest 1888 bis 1891). — Much, Die Kupferzeit in Europa (2. Aufl.), S. 49 f.
s) Eine solche Wohnung ist von Wosinsky abgebildet (a. a. 0., Fig. 247, 2. Heft, S. 73). Sie ist von
3,22m Durchmesser, aber nur 1,14m Höhe; die runde Oeffnung hat 1,89m Durchmesser.
23*
176 Oscar Montelius,
zeit an; bei ihnen fand man nämlich undurchbohrte und durchbohrte Aexte, Meissel und Messer
von Stein, Thongefässe, Knöpfe mit /\ -Bohrung von Muscheln (Fig. 425 '), Perlen von Muscheln
und Kupfer." Fast bei jeder Leiche fand sich ein „pilzförmiges" Gefäss, mit flacher Schale auf
hohem röhrenförmigem Fuss (Fig. 430); einige waren roth bemalt2). Auch unter den anderen
Gefässen gab es solche, welche roth bemalt waren 3).
Die Analyse einer Kupferperle ergab 99,60 Proc., die einer anderen 99,93 Proc. Kupfer,
nebst Spuren von Eisen, Arsen und Phosphor in beiden4).
Andere Metallgegenstände als Perlen waren in diesen Gräbern äusserst selten. Man fand
nur Ringe und ähnliche kleine Schmucksachen, aber keine Dolche, Aexte oder andere Waffen
und Werkzeuge von Kupfer, wie sie übrigens in ungarischen Funden so häufig vorkommen.
Die genannten Gräber von Lengyel sind also ohne Zweifel älter als diese Kupfersachen und
müssen aus dem allerersten Theile der Kupferzeit stammen.
Unter den bei Lengyel ausgegrabenen Ueberresten von Wohnungen siud einige mit den
besprochenen Gräbern gleichzeitig, andere sind jünger, aus der Bronzezeit5); doch scheinen nur
wenige einer späteren Zeit als der Mykenäperiode anzugehören °). Ausserdem fand man aber in
der Humusdecke verschiedene Gegenstände aus der Hallstattperiode und der römischen Zeit.
Ein bei Lengyel entdecktes Grab ist für unsere Frage besonders wichtig. Mit einem
hockenden Skelette fand man nämlich einen „durchbohrten, polirten Streitkolben in Form einer
verflachten Kugel" (Durchmesser 8,5 cm, Höhe 5cm), einige Messer aus „Silex und Jaspis",
zwei kleine Obsidianspäne, einige roth gefärbte Thongefässe und ein bemaltes pilzförmiges
Gefäss. Von diesem heisst es: „Die Bemalung ist zweifarbig und zwar roth und gelb auf
schwarzem Grunde. Auf dem unteren Theile der mit vier grossen Buckeln verzierten
Schüssel sind vier grosse, aus breiten rothen und gelben Streifen bestehende Halbkreise.
Ausserhalb dieser Halbkreise sind gegen den Rand der Schüssel wieder aus solchen zwei-
l) Wosinsky, a. a. 0., I, S. 35, Taf. XV, Fig. 102: „mit bräunlicher Masse überzogen". Dieser Knopf
lag im Grabe 11, nebst sechs hockenden Skeletten, sechs „pilzförmigen" Gefässen, anderen „aussen roth gefärbten"
Gefässen, Perlen von Dentalium-Schnecken und Kupfer, einer kleinen undurchbohrten Steinaxt, einigen Stein
messern (das eine ist von Obsidian), u. s. w. — Ein anderer ähnlicher Knopf mit /\-Bohrung, der ebenfalls mit
brauner Farbe überzogen war, lag bei eiuem ausgestreckten Skelette, nebst einer durchbohrten Steinaxt, einigen
Steinmessern , einem pilzförmigen , roth bemalten Gefässe , Perlen von Muschelschalen , mit derselben braunen
Masse überzogen, einer dunkelblauen Glasperle mit grauen Wellenlinien (Fig. 426), u. s. w. (a. a. 0., I, S. 48,
Taf. XIX, Fig. 146). — Sind die Knöpfe vielleicht mit brauner Farbe überzogen, um Bernstein zu imitiren !
*) Wosinsky, a. a. O., I, S. 48, 50, u. s. w.
a) Wosinsky, a. a. O., I, S. 37 (aus dem eben genannten Grab 11), 50 u. 8. w.
4) Wosinsky, a. a. O., I, S. 37. Aus dem eben genannten Grab 11.
6) Falls die Stätte ununterbrochen bewohnt gewesen ist, — was aber nicht als sicher betrachtet werden
darf, — kann es vielleicht auffallend erscheinen, dass gar keine Aexte oder Dolche aus Kupfer dort gefunden
wurden. Dies wäre doch jedenfalls leicht zu erklären. Die Gräber gehören nämlich alle der Uebergangszeit
zwischen dem Steinalter und dem Kupferalter an. In den Wohnungen findet man wohl Gefässscherben und kleine
Metallgegenstände; die kostbaren Waffen und Werkzeuge von Kupfer, die man nicht gern verlieren wollte, hat
man aber nicht liegen lassen.
6) Von dem Herde in einer Hütte heisst es: „In einzelne Feuerbankstücke waren aus sieben parallelen
Linien zusammengesetzte mäandrische und schneckenförmige Verzierungen eingedrückt. Diese dürften die Seiteu
der Feuerbänke gebildet haben" (Wosinsky, a. a. O., I, S. 67, Fig. 174 u. 175). Einen in ähnlicher Weise
decorirten Herd fand man im Palaste von Mykenä (llnnxuxu 18S6, Taf. 5). — In der unmittelbaren Nähe des
genannten Herdes bei Lengyel fand man einen Meissel aus Bronze (71,4 Proc. Kupfer, 5,7 Proc. Zinn und
23 Proc. Blei!). Von diesem Herd wird freilich behauptet, dass er unterhalb eines Doppelgrabes aus der Kupfer
zeit gelegen sein sollte. Ich bin doch (wie Much, a. a. 0., S. 51) überzeugt, dass die Wohnung nur scheinbar
älter, in Wirklichkeit aber jünger ist als das darüber befindliche Grab.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 177
färbigen Streifen gebildete Spiralen siebtbar. Audi das Innere der Schiissel ist mit diesen
zwei Farben bemalt. Am oberen Theile des Röhren fusses sind rothe und gelbe breite
Streifen und unter denselben aus dünnen rothen Linien gebildete, in einander greifende
Fig. 425. Fig. 428.
Relief.
Klein-Asicn.
Fig. 430.
Glas. Lengyel, Ungarn.
Stein. Lengyel, Ungarn. '/a.
Fig. 429.
Dieser Fund ist ausserordentlich wichtig. Wir haben nämlich hier ein Gefässs mit ge
malten Spiralen, welches mit dem ersten Auftreten des Kupfers in Ungarn gleichzeitig ist.
Dies giebt uns einen Terminum a quo für den Anfang der Kupferzeit in diesem
Lande. Die gemalten Spiralen in Ungarn können nämlich nicht älter sein als die
gemalten Spiralen auf den griechischen Inseln. Wir haben aber oben gesehen,
dass man aller Wahrscheinlichkeit nach auf diesen Inseln nicht früher als in der
ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. angefangen hat, Spiralen zu malen. Das
Kupfer kann folglich nicht früher als während der ersten Hälfte dieses Jahr
tausends in Ungarn bekannt geworden sein.
Die bei Lengyel entdeckten Gräber aus der ältesten Kupferzeit enthielten viele Gegen
stände, welche einen fremden Einfluss bekunden : die pilzförmigen Gefässe, die anderen bemalten
Gefässe, die runden Steinkolben (Fig. 427 '), die Perlen von grossen Muschelschalen und Den
talium2), sogar eine Glasperle (Fig. 426), u. s. w. Wir können also nicht bezweifeln, dass die
Kenntniss des Kupfers, wie die Spiralen, durch die Verbindung mit den Mittelmeerländern zu
erklären sind. Spiralen, pilzförmige Gefässe 3), Streitkolben4) zeigen, dass der Einfluss ursprüng
lich ein ägyptischer oder überhaupt orientalischer gewesen ist.
* * *
Einige andere für unsere Frage wichtige Funde sind auch in Ungarn und Siebenbürgen
gemacht worden.
Ein solcher Fund ist derjenige von Lucska im Unger Comitate 5). Hier wurde ein Gräber
feld aus der jüngsten Steinzeit in regelrechter Weise ausgebeutet, so dass eine Vermischung mit
zufällig hinzugekommenen Dingen ausgeschlossen ist. Es waren offenbar Gräber mit unver
brannten Leichen , aber die Skelette waren so zerstört, dass man ihre Ueberreste nicht beob
achtet hat. Man fand nur die beigesetzten Thongefässe, welche in Gruppen beisammen standen,
„Der Form nach bilden sie entweder eine etwas abgeflachte Kugel oder eine unten flache Halbkugel.
Alle sind mit grossen Bohrlöchern versehen." Der Durchmesser ist oft ungefähr 8 cm. Mehrere sind aus
weissem Stein oder aus Kreide (für das Grab verfertigt, um das Original nicht mitgeben zu müssen?). —
Wosinsky, a. a. O., II, S. 88 (Funde ähnlicher Steine in anderen europäischen Ländern); III, S. 116. — Siehe
Note 4 unten.
*) In einem Grabe mit liegendem Hocker und Kupferperlen fand man solche Perlen. Die aus Muschel
schalen geschnitzten Perlen sind „mit aller Wahrscheinlichkeit aus dicken Schalen von der Tridacna Gigas ge
macht". Diese Muschel, welche in Europa nicht fossil vorkommen soll, lebt im Kothen Meere; die grossen
Formen im Indischen Meere. — „Dentalium kommt zwar sehr häufig fossil in Kuropa vor, doch ist bei der
Zartheit der Schale kaum anzunehmen, dass man fossile, also sehr leicht gebrechliche Stücke verwendet haben
sollte; auch bei diesen spricht der Erhaltungszustand der vorliegenden Stücke gegen die fossile Natur. Auch
Dentalium lebt im Rothen Meere , findet sich aber auch an der Küste von Frankreich. Diese Schnecken sind
selbst noch unter den wilden Völkern der Gegenwart sehr beliebt. Im Nordwesten Amerikas dienen sie als
Geld und hängt ihr Werth von der Länge ab. Dentalien werden auch von den Feuerländern als Schmuck ver
wendet." — Wosinsky, a. a. O., I, S. 26.
3) Ein frühes ägyptisches Gefäss auf solchem hohen cylindrischem Fusse wie diese ungarischen ist Fig. 429
abgebildet ; der Fuss ist doch von einem besonderen Stücke gebildet. Es stammt aus der Zeit der 4. Dynastie. —
Evans, Cretan Pictographs, S. 118, Fig. 111.
4) Steinerne Streitkolben derselben Form wie die von Lengyel kommen sehr früh in Aegypten vor.
de Morgan, Eecherches sur les origines de l'Egypte, S. 143. — Hittitische Reliefs in Kleinasien zeigen
ganz ähnliche Streitkolben (Fig. 428). Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité, IV,
Taf. VIII (Basrelief von Boghaz-Keui, dem alten Pterium, in Cappadocien).
5) F. von Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn (Budapest 1884), S. 35. — Much, Die Kupferzeit
in Europa, S. 47.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 179
und rings um sie herum, selbst unter ihnen, Osidian- und Feuersteinsplitter, Messer, Pfeilspitzen
und Rohstücke von Feuerstein, Steinbeile mit und ohne Schaftloch, nebst einer durchbohrten Axt
Fig. 431. Fig. 432.
s
180 Oscar Montelius,
(Fig. 431) von KupferJ). Die Gefässe gehören in den spätesten Abschnitt der Steinzeit; in einem
derselben glaubte man Spuren geschmolzenen Metalles zu erkennen.
Ein anderer wichtiger Fund ist jener von Wladhäza in Siebenbürgen 2). Hier wurden
26 Grabhügel geöffnet, in welchen die Leichen auf die natürliche Oberfläche gebettet und mit
Steinen überdeckt waren; sie lagen auf der Seite, mit dem Kopfe im Nordosten. In allen
Gräbern fanden sich Stein werkzeuge und einfache Thongefässe , nur in einem einzigen Metall
beigaben, und zwar eine durch einen Bügel verbundene Doppelspiralscheibe (= Fig. 450) und
ein Metallstab, welcher an beiden Enden in entgegengesetzter Richtung umgebogen ist. Die
Analyse dieses Stabes ergab einen Kupfergehalt von 98,36 Proc. ; in dem Keste konnten Spuren
von Zinn mit Sicherheit nicht nachgewiesen werden.
In Ungarn wurden wohl auch zahlreiche andere Funde aus der Kupferzeit gemacht3); in
den allermeisten Fällen sind aber leider die näheren Fundverhältnisse nicht bekannt. Ich be
merke daher nur, dass man solche Aexte wie Fig. 432 bis 438 sammt Dolchen wie Fig. 439
und 440 dort gefunden hat.
* *
*
Für unsere Frage sehr wichtige Funde sind im Mondsee in Ober -Oesterreich gemacht
worden. Hier wurde nämlich ein Pfahlbau entdeckt, welchen Dr. Much seit 1872 sorgfältig
untersucht hat4). Wie zahlreiche hier ausgebaggerte Gegenstände von Stein, Knochen u. dergl.
zeigen, gehört diese Station der neolithischen Zeit an. Aber mehrere Arbeiten von Kupfer
wurden auch hier gefunden 5), ebenso „zahlreiche Gusslöffel und Gussschalen (Schmelztiegel) aus
Thon mit anhaftenden Kupfertheilchen , Schlackenstückchen und mit Ueberzug von Schwefel
kupfer, sowie mit den deutlichsten Spuren, dass sie einer grossen Hitze ausgesetzt gewesen und
zum Giessen von Kupfersachen gedient haben".
Die Analyse einer flachen Axt aus diesem Pfahlbau ergab: 99,54 Proc. Kupfer nebst
Spuren von Schwefel, aber keine Spur von Zinn 6).
Für die kupfernen Aexte fanden sich auch die zugehörigen Schäfte in nicht geringer Zahl,
') Ob eine chemische Analyse dieser Axt vorgenommen worden , ist nicht ersichtlich ; die Analyse des
Bruchstückes einer Axt von gleicher Form ergab an Kupfer 99,5 Proc., aber kein Zinn. — Much, a. a. O.
2) Much, a. a. 0., S. 48 (und 31).
a) Pulszky, a. a. O. — Much, a. a. O. — Hampel, Neuere Studien über die Kupferzeit, in der
Zeitschrift für Ethnologie, 28. Jahrg. (1896), S. 57 f.
4) M. Much, Erster Bericht über die Auffindung eines Pfahlbaues im Mondsee, in den Mit
theilungen d. Anthropol. Gesellsch. in Wien, Bd. II (Wien 1872), S. 203. — Derselbe, Erklärung
einiger Gegenstände aus dem Pfahlbau im Mondsee, ebenda, S. 322, mit 2 Tafeln. — Derselbe,
Zweiter Bericht über Pfahlbauforschungen in den oberösterreichischen Seen, ebenda, Bd. IV,
S. 293. — Derselbe, Dritter Bericht über die Pfahlbauforschungen im Mondsee (in den Jahren
1875 — 1876), ebenda, Bd. VI, S. 161, Taf. I bis IV. — Derselbe, Die Kupferzeit in Europa (2. Aufl.),
S. 9f. — Munro, The Lake-Dwellings of Europe, S. 156 f.
5) Im Jahre 1893 waren im Pfahlbau vom Mondsee folgende 29 Gegenstände aus Kupfer gefunden:
14 flache Aexte (= Fig. 435) und Bruchstücke von solchen Aexten , 6 Dolchklingen mit Nietlöchern, 3 kleine
Spiralscheiben aus gehämmertem Draht, 4 Pfriemen, ein Fischhaken und ein formloses, offenbar beim Schmelzen
abgetropftes Stück. — An derselben Stelle wurden freilich auch zwei Gegenstände von Bronze ausgebaggert (der
obere Theil eines Dolches mit Nietlöchern und eine Nadel ohne Kopf); sie sind aber ohne Zweifel später als
der Pfahlbau, jedenfalls später als die Kupfersachen und die Hauptmasse der hier aufgefundenen Artefacten.
In fast allen Pfahlbaustationen, wo die Ueberreste des Pfahldorfes im Wasser liegen, findet man spätere Sachen. —
Much, Die Kupferzeit, S. 11; die Kupferaachen sind unter Fig. 1 bis 23 abgebildet.
") Much, a. a. O., S. 15.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 181
bestehend aus einem knieförmigen Stück Holz, dessen kürzerer dickerer Theil behufs Aufnahme
der Klinge gespalten ist, dessen längerer Theil den Stiel bildet (Fig. 441). Das Holz wurde
nicht künstlich gebogen, sondern einem geeigneten Stämmchen mit einem abzweigenden Aste
für den Stiel entnommen. In der Spalte lässt sich noch Grünspan beobachten, ein Beweis, dass
Kupferäxte in der That in ihnen befestigt waren. Die nicht wenigen Reste von derartigen
Schäften weisen zugleich auf einen bedeutenden Umfang der Benutzung der Kupferäxte hin.
Fig. 441. Fig. 442.
Ornament, was für beide Stätten gemeinsam ist, sondern vielmehr verschiedene Ornamente, die
Aufhängeeinrichtungen und der ganze Charakter der Keramik. Wir sind also berechtigt, einen
nahen geschichtlichen Zusammenhang zwischen diesen Funden in Oesterreich und in der Troas
anzunehmen.
Da nun die älteste Ansiedelung bei Hissarlik mit der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends
gleichzeitig ist, ersehen wir hieraus, dass der Pfahlbau vom Mondsee aus der Mitte,
oder spätestens aus der zweiten Hälfte, desselben Jahrtausends stammen muss.
Fig. 449. Fig. 450.
Gold. '/,-
Fig. 449 bis 453. Stollhof, Nieder-Oesterreich.
Im Mondsee findet man auch ein Spiralornament (Fig. 444), was an einige bei Butmir
entdeckte erinnert i). Dies stimmt ebenfalls mit der genannten Zeitangabe.
Ein anderes Ornament, das im Mondsee (Fig. 445) und bei Butmir (Fig. 422) vorkommt,
war im nordischen Gebiet während der Periode der Ganggräber (Fig. 249) allgemein.
Besonders bemerkenswerth ist eine doppelte Lanzenspitze von Knochen (Fig. 448 2), welche
an das kupferne oder bronzene Exemplar aus Kreta (Fig. 392) erinnert.
* *
*
') Radimsky, a. a. 0., I, Taf. V, Fig. 1, 4, 5, 7.
2) Munro, a. a. O., Fig. 39: 12.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 183
Andere österreichische Pfahlbauten, wie jene im Attersee, unweit dem Mondsee, und von
Laibach in Krain i), stammen auch aus der Kupferzeit.
Das Vorkommen des Goldes während der Kupferzeit wird durch den Depotfund von der
„langen Wand" bei Stollhof in Niederösterreich bezeugt2). Hier fand man zusammen: zwei
Flachbeile (Fig. 449), acht flache Doppelspiralen aus rundem Draht (Fig. 450), zwei Armspiralen
aus innen flachen, aussen etwas convexen Streifen (Fig. 452) und einige röhrenartige Spiralen
aus schmalen Streifen (Fig. 451), alles von ungemischtem Kupfer3), sammt zwei getriebenen
Scheiben (Fig. 453) aus Gold*).
* *
*
Dass österreichische Kupfergruben schon während des Kupferalters bearbeitet wurden,
haben wir gesehen. Wahrscheinlich hat man ebenso früh Gold in den goldreichen Gegenden
der jetzigen österreichisch-ungarischen Monarchie gewonnen.
* *
*
Im Westen von Griechenland ist Sioilien ein Land, wo man Spuren von einem frühen
Einfluss der orientalischen Cultur erwarten kann. Dort sucht man sie auch nicht vergebens.
Besonders der südöstliche Theil der Insel ist, schon seiner Lage wegen, in dieser Be
ziehung ausserordentlich wichtig. Glücklicher Weise ist auch dieser Theil, die Provinz Siracusa,
durch die unermüdliche und erfolgreiche Arbeit Orsi's jetzt, was die prähistorische und proto-
historische Zeit betrifft, sehr gut bekannt5). Ich hoffe, dass die übrigen Provinzen Siciliens
recht bald ebenso gut untersucht werden mögen.
In der Provinz Siracusa hat man interessante Funde aus der letzten Steinzeit und der
Kupferzeit gemacht. Einige stammen aus natürlichen Höhlen, welche als Wohnungen und
Gräber (für unverbrannte Leichen) benutzt wurden 6). Noch wichtiger ist der Fund von Stenti-
nello, nördlich von Siracusa7), wo sich einmal eine Niederlassung unter freiem Himmel befand.
Von den Wohnungen selbst, welche offenbar einfache, aus Holz und anderen leicht zerstörten
Materialien aufgeführte Hütten*) gewesen sind, hat man keine Ueberreste gefunden. Aber
zahllose Scherben von Thongefässen nebst Messern von Feuerstein und Obsidian, Steinäxten und
') Much, a. a. 0., S. 16 und 17. — Derselbe, Kunsthistorischer Atlas, Taf. X bis XVI.
a) E. von Sacken, Die Funde an der langen Wand bei Wiener-Neustadt, in den Sitzungs
berichten der phil.-hist. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Bd. XLIX (Wien 1865),
S. 125 f. — Much, Die Kupferzeit, S. 27. — Derselbe, Kunsthistorischer Atlas, Taf. XVIII, Fig. 1 bis 5.
3) Die Analyse ergab 98,63 Proc. Kupfer; „der Abgang ist auf die Kohlensaure und das Wasser des Ueber-
zuges zu rechnen, von einer absichtlichen Beimischung ist keine Spur".
4) Mehrere ganz gleiche Goldscheiben sind in Ungarn entdeckt worden. — Much, Die Kupfer
zeit, S. 29.
6) Paolo Orsi ist seit wenig mehr als zehn Jahren Director des „Museo nazionale archeologico" zu Sira
cusa. Als ich im Jahre 1879 dieses Museum zum ersten Male sah, war es eine unbedeutende Sammlung; bei
meinem zweiten Besuche im Jahre 1896 war es ein grosses, im neuen, eigenen Gebäude gut geordnetes Museum
geworden. Diese glückliche Veränderung hat man der Energie Orsi's zu verdanken, der mit grossem Glück
eine Menge wichtiger Ausgrabungen auf ganz wissenschaftliche Weise vorgenommen hat.
') Colini, im Bullettino di Paletnologia italiana, XXIV (1898), S. 284.
7) Orsi, Stazione neolitica di Stentinello (Siracusa), in demselben Bullettino, XVI (1890),
S. 177, Taf. VI bis VIII. — P. Strobel, Avanzi animali della stazione di Stentinello, ebenda, S. 201.
3) Sie hatten wahrscheinlich eine runde (oder ovale) Form. Bull. Paletn. ital., XXIV, S. 291 (und
204). — Vergl. Monte lius, Zur ältesten Geschichte des Wohnhauses in Europa, speciell im Norden,
im Archiv für Anthropologie, XXIII, S. 451 f.
24*
184 Oscar Montelius,
anderen Gegenständen beweisen, dass Menschen wirklich längere Zeit hier gewohnt haben. Die
Thongefässe waren reich verziert, aber nicht bemalt; die Ornamente, alle linear (nur gerade
Linien, Zickzack u. dergl.), sind eingedrückt und die Vertiefungen oft mit einer weissen Masse
ausgefüllt i). Diese Gefässe haben eine allgemeine Aehnlichkeit mit denjenigen der jüngsten
Steinzeit und der Kupferzeit in mehreren anderen europäischen Ländern, sogar in den skandi
navischen2). Sie gleichen auch den in den Ruinen der 1. Stadt bei Hissarlik gefundenen Ge
fässen; nicht einmal die langen, horizontal durchbohrten Vorsprünge (vergl. Fig. 379) fehlen3).
Zusammen mit diesen Gefässen sind einige sehr roh ausgeführte Figurinen (Menschen und
Thiere) gefunden , welche aus demselben Thon wie die Gefässe modellirt sind 4). Dies ist be-
merkens werth, weil ähnliche Figurinen, wie wir gesehen haben, im östlichen Mittelmeergebiete
früh auftreten, und auf der nördlichen Balkanhalbinsel wie in anderen österreichischen und
ungarischen Ländern während des letzten Steinalters oder des Kupferalters nicht selten sind.
Thongefässe, welche jenen von Stentinello ganz ähnlich sind, hat man auch in anderen
Gegenden Siciliens gefunden 5). In einer Grotte bei Villafrati, südöstlich von Palermo, fand man
nebst solchen Gefässen den Fig. 454 abgebildeten Becher 6). Mehrere bei Stentinello auf
gegrabene Scherben zeigen auch grosse Aehnlichkeit mit diesem Becher7).
In Verbindung mit den jetzt besprochenen Funden hat man zwar kein Metall entdeckt.
Ich bin jedoch überzeugt, dass man schon damals in Sicilien mit dem Kupfer bekannt war, und
dass die hier in B"rage stehende Zeit richtiger als „periodo eneolitico" als „periodo neolitico" zu
betrachten ist.
Meine Gründe für diese scheinbar unwahrscheinliche Ansicht sind: dass auf Sardinien
Kupferarbeiten zusammen mit ähnlichen Gefässen vorkommen s) ; dass solche Becher wie Fig. 454,
welche mit diesen Funden gleichzeitig sind, in Spanien, Frankreich und Norditalien der Kupfer
zeit angehören; dass aber die Kenntniss des Kupfers, welche aus dem Orient kam, nicht gern
die letztgenannten Länder und Sardinien früher als Sicilien erreichen konnte; und dass die fol-
') Ein competenter Kenner keramischer Arbeiten giebt folgende Beschreibung der Scherben von Stenti
nello: „Ce sont des morceaux de panse appartenant ä des vases de formes et de dimensions differentes, dont
aucune, cependant, ne peut etre exactement determinee ; des anses, la plupart en forme de large anneau plat,
ä trou circulaire. L'argile est brune et contient des elements calcaires que M. Orsi croit melés ä dessein dans
la päte: la cuisson est bonne, et toute la technique témoigne d'un certain dégré d'avancement qui fait contraste
avec l'etat rudimentaire de l'industrie lithique. Quoique ces populations n'eussent pas connaissance du tour ni
d'un veritable four a potier, leur ceramique est tres solide, bien polie, ä timbre metallique, voire meme Elegante.
La surface de ces fragments de vases est, en effet, parsemée de jolies deeorations imprimees en creux, remplies
d'une päte blanchätre oü Ton a reconnu, ä l'analyse, du carbonate de chaux." G. Patroni, La civilisation
primitive dans la Sicile orientale, in L' Anthropologie, VIII (1897), S. 132.
*) Eigentümlicher Weise haben mehrere europäische Thongefasse der neolithischen Zeit eine gewisse,
wenngleich entferntere Aehnlichkeit mit einigen nordamerikanischen Gefässen aus der Steinzeit, welche Aehn
lichkeit wohl durch dieselbe Culturstufe zu erklären wäre.
3) Bull. Paletnol. ital., XVI, Taf. VII, Fig. 18.
*) Patroni, a. a. 0., S. 133.
5) Von einer Niederlassung aus dieser Zeit bei Pachino, in der unmittelbaren Nähe der südlichsten Spitze
Siciliens, erzählt Orsi (Notizie degli Scavi, 1898, S. 35): „In contrada Grotta Torruggi, in riva al mare,
scavai una abitazione di cavernicoli presiculi , con numerosi coltelli silicei , ossa e conchiglie , avanzi di pasti ;
i cocci vi erano estremamente scarsi, e sembrano affini a quelli della stazione di Stentinello."
') F. von Andrian, Prähistorische Studien aus Sicilien (Berlin 1878), S. 40, Taf. IV, Fig. 7.
Ö Patroni, a. a. O., S. 133.
B) Bull. Paletnol. ital., XXIV, Taf. XVII und XVIII.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 185
gende sicilianische Periode, welche gewöhnlich Kupferalter („periodo eneolitieo") genannt wird,
vielmehr als älteste Bronzezeit aufzufassen ist, wie wir gleich finden werden.
Da das Kupfer anfangs sehr kostbar gewesen sein muss, ist es leicht zu verstehen, dass
viele Funde kein Kupfer enthalten, obwohl dies Metall damals schon im Lande bekannt war.
In dieser Arbeit habe ich oft Gelegenheit gehabt, ähnliche Funde zu besprechen.
Obwohl ich also der gewöhnlichen Ansicht über die zwei oben erwähnten sici lianischen
Perioden, die man „neolitico" und „eneolitieo" nennt, nicht ganz beistimmen kann, ist es doch
vollständig richtig, dass jene älter als diese ist.
Aus dieser letztgenannten Zeit, — welche ich folglich nicht als Kupferalter, sondern als
älteste Bronzezeit bezeichne, — kennt man schon eine Menge Gräber: kleine, runde, gewölbte Grab
kammern, welche man in der Seite einer Anhöhe (Fig. 455) oder auf flachem Boden ausgehöhlt
hat; im letzteren Falle findet sich vor der mit einer Steinplatte geschlossenen Thüröffnung
eine kleine, senkrechte Grube, durch welche man in das Grab hineinkommt. Weil ein solches
Grab eine gewisse Aehnlichkeit mit einem Backofen zeigt, wird es von den italienischen For
schern oft „tomba a forno" genannt. Diese Gräber enthalten Skelette, Thongefässe, Messer von
Feuerstein und andere Werkzeuge von Stein, Metallarbeiten u. s. w.
Das Metall, welches in den Fundberichten „Bronze" genannt wird, ist, so viel ich weiss,
leider noch nicht analysirt worden. Die Formen zeigen doch, dass wir es eher mit dem älteren
Bronzealter als mit dem eigentlichen Kupferalter zu thun haben (Fig. 456
Die in diesen Gräbern gefundenen Thongefässe zeigen ganz andere Formen als die älteren
und sind bemalt2). Die Ornamente sind immer linear und geradlinig. Diese Keramik ist für
Sicilien ganz eigenthümlich ; die Gefässe müssen folglich einheimische Arbeiten sein, obwohl die
Technik eine fremde ist s).
') Ein Bronzemesser von ziemlich spätem Typus und zwei Dolchklingen von Bronze, welche in den
Gräbern von Castelluccio gefunden sein sollten, gehören dem Gräberfelde von Pantalica an: Bull. Paletn.
ital., XVIII, S. 6, Taf. II, Fig. 10 und 11; vergl. XXIII, S.104. — Eine ganz flache Axt von Kupfer stammt
wohl aus der Grotte von Pietrarossa, wo zahlreiche Scherben von gemalten Gefässen der jetzt besprochenen
Zeit gefunden wurden. Die Fundverhältnisse sind doch nicht so genau beobachtet worden, dass man sehen
kann, ob sie wirklich gleichzeitig sind; es ist in dieser Grotte von einer neolithischen Schicht die Rede (Bull.
Paletn. ital., XXIV, S. 287; die Kupferaxt ist dort Fig. 48 abgebildet). — Andererseits soll in einem Grabe
bei Castelluccio die Hälfte eines kleinen eisernen Ringes gefunden sein; Orsi, der den Fund gemacht hat,
behauptet, dass „la integrita della sepoltura" die Gleichzeitigkeit dieses Ringes mit dem Grabe unzweifelhaft
macht (Bull. Paletn. ital., XVIII, S. 33, Taf. V, Fig. 23). In einem dieser Periode entstammenden Grabe bei
Monteracello lag ebenfalls eine kleine Peile von „ferro oligisto" (in demselben Bull., XXIV, S. 197). Diese
gehört vielleicht, wie es auch mit den Dolchen Fig. 457 und 458 der Fall sein kann, einer etwas späteren Zeit
an als die Gräber selbst.
*) „Ce qui est particulier ä cette ceramique, c'est la decoration polychrome, employée non seulement a
l'extérieur, mais quelquefois aussi a l'interieur des vases. Sur une engobe d'uu ton orange ou jaune chaud, on
voit des motifs lineaires, souvent assez eompliques et d'un goüt un peu bizarre et sau vage, traces au pinceau
avec une couleur minerale brune mate, qui resiste aux acides. Cette decoration est evidemment, comme on le
remarque surtout la oü les motifs sont plus simples, une imitation des tresses de paille ou d osier. II n'y a pas
trace du tour a potier, quoique les profils des vases soient le plus souvent tres corrects et leur surface bien
polie. La cuisson est cependant inegale, et l'argile, melee de substances calcaires ou siliceuses, se brise facile-
ment." — Patroui, a. a. O., S. 141.
s) Orsi, welcher in der Keramik dieser Zeit das Resultat einer ganz einheimischen Entwickelung sieht
(vergl. Bull. Paletn. ital. 1898, S. 290), betrachtet diese Keramik als unterlegen der älteren, aus dem „periodo
neolitico". Patroni bemerkt aber mit Recht: „Je crois que M. Orsi n'a pas raison, et que la poterie de
Castelluccio n'est pas inferieure a celle de Stentinello. Une ceramique qui connait l'emploi des couleurs n'est
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 187
Gräber aus dieser Zeit sind bei Melilli, nördlich von Siracusa, bei Castelluccio und Mon-
teracello, beide südwestlich von dieser Stadt, bei Monteaperto und Monserrato, beide in der
Nähe von Girgenti, bei Capaci, nordwestlich von Palermo [), und an anderen Orten in den Pro
vinzen Siracusa, Girgenti und Palermo 2) entdeckt worden.
Bei dem eben genannten Castelluccio hat man in der unmittelbaren Nähe des Gräberfeldes
auch einige Ueberreste der Ansiedelung gefunden3), deren Einwohner in den Gräbern ruhen:
zahllose Scherben von Gefässen, Aexte von Stein, Messer und Pfeilspitzen von Feuerstein, Knochen
werkzeuge und eine Menge Knochen von Hausthieren, Hirsch und Damhirsch. Die meisten
Gefässe waren bemalt und ganz derselben Art wie die aus den Gräbern gehobenen 4). Kein Metall
ist hier gefunden worden, obwohl die Gräber beweisen, dass man mit seinem Gebrauch schon
längst vertraut war.
In Sicilien, wie anderswo, waren während der älteren Bronzezeit Werkzeuge und Waffen
von Stein noch im allgemeinen Gebrauch. Dies wird in sehr interessanter Weise dadurch be
stätigt, dass man im Monte Tabuto, südwestlich von Siracusa, bedeutende Feuersteingruben ent
deckt hat, welche aus dieser Zeit stammen, wie die in den Gruben gefundenen zahlreichen
Scherben von Gefässen der eben besprochenen Art es beweisen 5).
Die sicilianischen Grabkammern dieser Periode, der ältesten Bronzezeit, sind von einer Form,
pas inférieure à une autre qui ne le connaît pas. Il y a progrès, même un progrès considérable, j'en appelle
à tous ceux qui s'occupent en particulier de céramique. D'autre part, M. Orsi lui-même avoue que les vases
de Castelluccio ont des formes élégantes, souvent copiées sur des exemplaires de métal; que, bien qu'obtenu sans
l'aide du tour, leur contour est parfait; que leur surface est très bien polie. En quoi donc sont-ils inférieurs à
la céramique de Stentinello? En un seul point, la cuisson; la pâte argileuse n'est plus aussi solide. Mais
M. Orsi parait oublier que faire cuire un vase couvert d'un enduit à couleurs minérales est une chose bien
différente et mille fois plus difficile que de faire cuiie l'argile ordinaire, sourtout lorsqu'on ne dispose pas d'un
véritable four à potier. Pour moi, je trouve une explication assez naturelle de cette infériorité de la pâte ar
gileuse et de la cuisson. On a évidemment surchargé l'argile de silicates, pour rendre les vases à couvert poly
chrome plus réfractaires à l'action inégale de la flamme ouverte ou mal fermée et les empêcher d'eclater ou de
se fendre. On a sacrifié la solidité et la durée à l'effet du moment. D'ailleurs, ces vases devaient être assez
solides lorsqu'ils étaient en usage; nous ne nous apercevons de leurs défauts qu'après quatre mille ans passés
par eux dans le terrain humide dont les tombeaux sont remplis par infiltration". — Patroni, in L'Anthro
pologie, 1897, S. 146.
') Orsi, La necropoli sicula di Melilli (Siracusa), im Bull. Paletn. ital. , XVII, S. 53, Taf. IV
bis VI. — Derselbe, La necropoli sicula di Castelluccio (Siracusa), in demselben Bull., XVIII, S. 1,
Taf. I bis VII. — Derselbe, Miniere di selce e sepolcri eneolitici a M. Tabuto e Monteracella
presso Comiso (Siracusa), in demselben Bull., XXIV, S. 191, Taf. XXII. — Derselbe, Vasi siculi délia
provincia di Girgenti, in demselben Bull., XXI, S. 80, Taf. IV. — Derselbe, Nuovi materiali siculi
del territorio di Girgenti, in demselben Bull., XXIII, S. 1, Taf. I. — Salinas, Capaci, in den Notizie
degli Scavi, 1880, S. 356, Taf. X und XI; vergl. Bull. Paletn. ital., XIX, S. 48.
*) Orsi, im Bull. Paletn. ital., XIX, S. 48; vergl. XXIII, S. 4.
*) Orsi, Scarichi del villaggio siculo di Castelluccio, im Bull. Paletn. ital., XIX, S. 30,
Taf. V bis VII.
*) Die bemalten Gefässe werden in folgender Weise von Orsi beschrieben: „Greta chiara leggermente
granulosa, ora friabile, ora compatta a seconda del grado di cottura, che per lo pit'i è buona, senza che tuttavia
ragiunga il timbro sonoro delle ceramiche litiche di Stentinello. I colori impiegati sono tre; il giallo palli-
dissimo, o bianco sporco, ed il rosso quando vivo, quando smorto, per i fondi, con una série di toni intermedii;
il bruno, pure con una série di gradazioni dovute alla diversa cottura (nero, castagno, caffè, di rado san-
guigno) per i fregi di sovraposizione." — Bull. Paletn. ital., XIX (1893), S. 41.
5) Orsi, Miniere di selce e sepolcri eneolitici a M. Tabuto e Monteracello presso Comiso
(Siracusa), im Bull. Paletn. ital., XXIV, S. 165, Taf. XX bis XXII. — Vergl. F. Pennavaria, Grotte
sepolcrali siculi a Colle Tabuto nel territorio di' Ragusa (prov. di Siracusa), im Bull. Paletn.
ital., XXI, S. 160, Taf. VI.
188 Oscar Montelius,
die überall, wo sie in Europa auftritt, einen orientalischen Einfluss bezeugt l). Durch die directe
oder indirecte Verbindung mit dem Orient, welche offenbar älter als diese Periode sein muss,
ist die Kenntniss des Kupfers und der Bronze nach Sicilien gekommen 2).
Einen starken orientalischen Einfluss können wir auch in den bemalten Gelassen dieser
Periode erkennen. Mehrere zeigen Formen, die an die trojanischen erinnern, wie man sie be
sonders in der zweiten Stadt von Hissarlik findet3); und einige charakteristische Ornamente
stimmen vollständig mit den orientalischen überein (vergl. Fig. 460 und 461 mit Fig. 462
bis 4644).
Interessante Spuren von dem damaligen Verkehr mit dem Orient haben wir in mehreren
eigenthümlichen Knochenarbeiten (Fig. 465), die man in den Gräbern bei Castelluccio und in
der Grotta Lazzaro, in der Nähe von Modica, Provinz Siracusa, zusammen mit bemalten Gefässen
aus dieser Zeit gefunden hat-'1). Ganz ähnliche Knochenarbeiten fand man in der zweiten Stadt
bei Hissarlik (Fig. 388).
Diese Uebereinstimmung ist von der grössten Wichtigkeit für die chronologische Frage,
mit der wir uns jetzt beschäftigen. Es ist nämlich klar, dass die auf Sicilien und in der Troas
gefundenen Stücke, welche so vollständig mit einander übereinstimmen, gleichzeitig sein müssen.
Die zweite trojanische Stadt hat aber in der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahr
tausends geblüht. Folglich muss die älteste Bronzezeit Siciliens auch in die
zweite Hälfte des dritten Jahrtausends v. Chr. fallen.
Wir können sogar einen Schritt weiter gehen und einen anderen wichtigen Schluss ziehen.
Die vorhergehende sicilianische Periode mit den unbemalten Gefassen ist älter als die jetzt
besprochene. Sie muss folglich ungefähr der Mitte des genannten Jahrtausends entsprechen und
kann noch älter sein. Dieser Periode gehört aber der Fig. 454 abgebildete Becher an. Solche
Becher stammen folglich aus der Mitte des dritten vorchristlichen Jahr
tausends, falls sie nicht noch älter sind.
Im südöstlichen und südlichen Sicilien hat man auch mehrere Gräberfelder aus der
Mykenäzeit entdeckt, mit Schwertern, Fibeln und anderen Arbeiten aus Bronze, nebst Thon-
gefässen. Die meisten von diesen Gegenständen sind auf Sicilien verfertigt, andere sind
') Montelius, Der Orient und Europa, S. 47 und 163. — Es ist nicht richtig, in diesen Gräbern
directe Nachbildungen nach den damaligen sicilianischen Wohnungen zu sehen.
*) Ich kann nicht der Ansicht Orsi's beistimmen, dass Sicilien das erste Kupfer aus Spanien, nicht aus
dem Orient erhalten hat. Bull. Paletn. ital., XXIV, S. 200.
") Vergl. z. B. Fig. 459 mit Fig. 168, 179, 319 bis 325, 1080 bis 1082 in Schliemann's Ilios. Schlie-
manu sieht in dieser Form das homerische „depas amphikypellon".
4) Das Ornament Fig. 463 sieht man auf einem cypriotischen Gefässe. L. Palma di Cesnola, Cyprus
(London 1877), Taf. XLVII. — Fig. 464 zeigt einen Theil einer Mauer in der uralten chaldäischen Stadt bei
Warka; das Ornament wird in mosaikäbnlicher Weise durch die Basen horizontal in der Mauer befestigter
Conen von verschiedenen Farben (gelb, roth und schwarz) gebildet. Perrot, Histoire de l'art dans l'anti-
quite, Bd. II (Chaldee et Assyrie), S. 293, Fig. 119. — Vergl. übrigens einige in geometrischen Mustern ver
zierte Gefässe aus Jerusalem; Perrot, a. a. O., Bd. III, Fig. 478 (vergl. Fig. 479, aus Cypern) und Bd. IV,
Fig. 244. — Mehrere der jetzt besprochenen Zeit entstammende sicilianische Gefässe mit Ornamenten, welche
den orientalischen ähnlich sind, sieht man in Bull. Paletn. ital., XIX, Taf. V bis VII, XXI, Taf. IV und VI,
XXIV, Taf. XX, XXI, u. s. w.
6) Bull. Paletn. ital., XVIII, S. 7 und 8, Taf. IV, Fig. 1 und 2 (S. 22; sämmtliche Castelluccio);
XXIV, S. 286 (Grotta Lazzaro).
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 189
aus dem Osten importirt. Fast alle einheimischen Thongefässe sind unbemalt, die importirten
bemalt.
Die Gräber sind runde Kammern derselben Art, wie in der älteren Bronzezeit, aber
grösser und gewöhnlich mit Nischen versehen (Fig. 467).
Solche Gräberfelder sind bei Siracusa (il Fusco, Cozzo del Pantano, Plemmirio und andere),
bei Thapsos, nördlich von Siracusa, und Pantalica, westllch von dieser Stadt, in der Nähe von
Girgenti und anderswo gefunden worden ').
In diesen Gräbern hat man Bronzefibeln gefunden, welche für die Chronologie ausser
ordentlich wichtig siud. Sie zeigen nämlich eine Form (Fig. 466), welche freilich sehr alt ist,
aber doch entschieden jünger, als der älteste ilalo-griechische
Fibulatypus, d. h. die sogenannte Peschiera- Fibula oder „la
fibula a violino". Da jene Fibeln in sicilianischen Gräbern
lagen, welche mit der reinen, obwohl späteren, wenn auch
nicht der spätesten Mykenäzeit gleichalterig sind, geben sie
einen neuen Beweis dafür, dass die noch ältere Pe-
schiera-Fibula ebenfalls der Mykenäzeit angehört,
und sogar einer Periode, welche nicht die letzte
dieser Culturepoche sein kann.
') Annali dell'Instituto 1877, S. 56, Taf. E (Fusco). — Orsi, Necropoli sicula presso Siracusa
con vasi e bronzi micenei, in den Monumenti antichi, Bd. II, mit 2 Taf. (Cozzo del Pantano). — Der
selbe, La necropoli sicula del Plemmirio (Siracusa), im Bull. Paletu. ital., XVII, S. 115, Taf. VI,
X und XI. — Derselbe, Thapsos, necropoli sicula con vasi e bronzi micenei, in den Monumenti
antichi, Bd. VI, mit 2 Taf. — Derselbe, Contributi all'archeologia preellenica sicula, im Bull,
paletn. ital., XV, S. 162 (Pantalica, mit Taf. IV und V), 197 (Siracusa, mit Taf. VI und VII). — Derselbe,
Pantalica, in den Monumenti antichi, Bd. IX, mit Taf. IV bis XI (etwas später sind die Grüber von
Cassibile; ebenda, mit Tai'. XII bis XIV). — Derselbe, Nuovi materiali siculi del territorio di
Girgenti, im Bull. Paletn. ital., XXIII, S. 8 (Sepolcro di Caldare, mit Taf. 11) und 105 (Traccie di
un villaggio siculo a Cannatello, mit Taf. V).
25
190 Oscar Montelius,
In Italien selbst, besonders im mittleren und nördlichen Theile der Halbinsel, sind viele
Funde, sogar bedeutende Gräberfelder, aus der Kupferzeit schon bekannti). Das Gräberfeld
von Remedello in der Nähe von Brescia mit mehr als 300 Gräbern , wie die jetzt gewöhn
lichen, aber meistens mit liegenden Hockern (Fig. 468), welche Gräber alle der Kupferzeit an
gehören2), beweist, dass diese Periode sehr lange gedauert hat. Dasselbe geht auch daraus
hervor, dass wir auf diesem Gräberfelde eine interessante typologische Entwickelung verfolgen
können. So zeigen z. B. einige dort gefundene Kupferäxte vollständig dieselbe Form wie Stein
äxte, andere haben eine mehr ausgeschweifte Schneide und niedrige Seitenränder'). Sogar
einige mit sehr deutlichen Seitenrändern, ausgeschweifter Schneide und Ausschnitt oben ver
sehene Aexte (Fig. 471), welche bei Savignano sul Panaro, in der Provinz Modena, gefunden
wurden, sind von ganz zinnfreiem Kupfer4).
In Nord -Italien, wo die Metalle wohl später als in Mittel- und Süd-Italien auftreten, war
das Kupfer schon lange vor dem Ende des dritten vorchristlichen Jahrtausends bekannt. Dies
wird durch solche Funde, wie die Gräber von Ca' di Marco5) und Santa Cristina"), beide in
der Provinz von Brescia, bewiesen. Bei Ca' di Marco fand man nebst einem Skelette geschweifte
Becher, welche ungefähr gleichzeitig mit Fig. 454 sein müssen. In diesem Grabe lag zwar kein
Gegenstand von Kupfer, aber ein paar dort gefundene Pfeilspitzen von Feuerstein sind von
einer Form., die in Italien erst am Ende des Steinalters und in der Kupferzeit vorkommt. Bei
Santa Cristina fand man dagegen in zwei neben einander gelegenen Gräbern , mit je einem
Skelette, geschweifte Becher sammt Kupfersachen. Der Fig. 469 abgebildete Becher stand in
demselben Grabe wie die Kupferaxt Fig. 470.
Eine bei Montesecco, Provinz Ancona, in Mittel-Italien gefundene Steinaxt (Fig. 472 7) hat
grosse Aehnlichkeit mit einigen in der Schweiz und in den österreichischen Ländern vor
kommenden Aexten des Kupferalters (Fig. 23); dass dieser Typus auch in Italien der Kupfer
zeit angehört, ersehen wir aus einer bei Sgurgola, südöstlich von Rom, ausgegrabenen Axt
derselben Form, welche Axt in einem Grabe aus der genannten Periode lag*). Wir haben
schon gesehen, wie Steinäxte einer nahe verwandten Form im nordöstlichen Deutschland vor
kommen (Fig. 252 9), in Schweden sogar allgemein sind und dort mit den Ganggräbern gleich-
zeitig sein müssen (Fig. 24, 25, 280), ebenso dass man in Schonen eine ähnliche Axt aus Kupfer
gefunden hat (Fig. 22).
Im südöstlichen Italien kommen einige flache Bronzeäxte (Fig. 473 und 474 ') vor, welche
einen Einfluss aus dem Orient bezeugen, weil sie der oben Fig. 346 abgebildeten Axt aus
Klein-Asien sehr ähnlieh sind.
Fig. 468. Fig. 472.
Stein.
Montesecco,
Mittelitalien.
Fig. 474.
Kupfer.
Thon. Savignano, Norditalien.
S. Cristina, Norditalien. '/,. v,.
Fig. 470. Fig. 473.
. A
Kupfer.
S. Cristina, Norditalien. Bronze.
v,. Bronze. Siiditalien. */,.
Süditalien. %.
Axt im Museum zu Lyon ist oben besprochen (Archiv für Anthropologie, XXVI, S. 472, Note 3);
andere habe ich im Museum zu Prag neuerdings notirt.
') Museum zu Lecce.
25*
192 Oscar Montelius,
Während der eigentlichen Bronzezeit Italiens habe ich verschiedene Perioden unterschieden i),
welche ich Periode I: 22), II, III: 1, III: 2, IV: 1 und IV: 2 nenne. Schon vor dem Ende
der Periode 1 : 2 kommt die echte und zwar sehr zinnreiche Bronze vor. Ein bei Castione dei
Marchesi, Provinz Parma, gefundener Dolch mit triangulärer Klinge ist analysirt worden: der
Griff ergab 8,21 Proc., die Nieten 10,27, die Klinge sogar 14,55 Proc. Zinn 3).
Da die ersten Fibeln (Fig. 475 und 476), welche mit den oben genannten, in Griechen
land gefundenen ältesten Fibeln gleichzeitig sein müssen, nicht früher als in der Periode III: 2,
Fig. 475. Fig. 476.
') Montelius, Pre-Classical Chronology in Greeoe and Italy, in The Journal of the An-
thropological Institute of Great B»tain and Ireland, Febr. 1897 (London 1897).
*) Die Periode I: 1 ist die Kupferzeit.
3) Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 27, Fig. 9 und 10.
4) In den Pfahlbauüberresten, die man jetzt Terramaren nennt, sind Bronzen aus der Periode I: 2, wie
aus den Perioden II, III: 1 und III: 2 ausgegraben worden; die ältesten Fibeln kommen erst in den aller-
obersten Schichten der Terramaren, oder oberhalb dieser vor. Die genannten Perioden entsprechen folglich der
Terramarazeit. In vielen Terramaren findet mau auch drei verschiedene Schichten, Reste von successiven An
siedelungen, die eine auf den Ruinen der anderen, welche durch die Mächtigkeit der Schichten zeigen, dass
jede Ansiedelung eine lange Zeit bewohnt war. Leider ist man allzu selten darauf aufmerksam gewesen, was
in jeder Schicht lag. — Es beruht auf einem Missverständniss, wenn Naue (Die Bronzezeit in Ober
bayern, S. 259) behauptet, dass ich in meiner Arbeit Om tidsbestämning inom bronsäldern (S. 334)
die Terramaren „circa 2000 v. Chr. verlege"; ich sage dort, dass sie aus dem zweiten Jahrtausend stammen,
d. h. aus einer Zeit, die zwischen 2000 und 1000 v. Chr. liegt.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 193
mit den Fig. 454 abgebildeten sicilianischen fast identisch sind, ausgegraben. Das Kupfer muss
folglich auch dort in der ersten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends bekannt
gewesen sein.
Spätestens Mitte desselben Jahrtausends tritt das Kupfer auch in Frankreich und in der
Schweiz auf. In diesen Ländern sind nämlich glockenförmige Becher jener sehr alten Form
Fig. 478. 'n Gräbern aus der Kupferzeit entdeckt worden '). In der
Schweiz wurde auch ein Kupferdolch cypriotischer Form (Fig.
478) gefunden2).
* *
*
In England und Schottland sind glockenförmige
Becher nicht selten ; sie haben aber eine schlankere Form
und dürften etwas jünger als die südeuropäischen sein. An
dererseits sind sie offenbar älter als die in Nord-Deutschland
und Dänemark gefundenen Becher ähnlicher Form; jedenfalls
können sie nicht jünger sein. Wahrscheinlich stammen sie
aus dem Ende des dritten vorchristlichen Jahrtausends. Die
meisten standen in Gräbern, welche keine anderen Artefacte
oder nur einige Feuersteingegenstände enthielten 3). Einige
sind doch mit Arbeiten von „Bronze" gefunden; weil diese
Thon. Spanien. '/.
nicht analysirt worden sind, kann ich indessen nicht sagen, ob
sie von Kupfer, von zinnarmer oder zinnreicher Bronze sind.
So fand man den Fig. 479 abgebildeten Becher mit einem
Kupfer.
Schweiz, hockenden Skelette in einem Grabhügel auf dem Roundway
ca. V,. Hill, unweit Devizes in Wiltshire; in demselben Grabe lagen
der Bronzedolch Fig. 480, die Armschiene Fig. 481 und eine Pfeilspitze von Feuerstein *).
Bronzedolche mit solchen breiten, flachen Griffzungen ohne Nietlöcher (vergl. Fig. 103 und
271) sind sehr alt; sie waren offenbar Nachbildungen der Feuersteindolche mit ähnlichen
Griffzungen.
In anderen englischen Gräbern hat man ebenfalls glockenförmige Becher in Verbindung
mit Bronzedolchen wie Fig. 480 und mit Armschienen wie Fig. 481 gefunden5).
In einem Grabhügel bei Driffield in Yorkshire wurde eine kleine Steinkiste entdeckt,
welche ein hockendes Skelett, einen schlanken Becher, einen Bronzedolch, eine steinerne Arm-
') Frankreich : Montelius, Der Orient und Europa, S. 60. — Schweiz: Ein paar Becher aus der
Pfahlbaustation von Vinelz (fr. Fenil), welche sehr reich an Kupfersachen ist. Gross, Les protohelvetes,
S. 25, Taf. II, Fig. 5. — Heierli, Pfahlbauten, 9. Bericht, S. 69, Taf. XV und XVII, Fig. 11. —
Antiqua 1885, S. 107.
*) Siehe oben Fig. 267.
*) W. Greenwell, British Barrows (Oxford 1877), 8. 458 f.
*) Crania Britannica, II, Taf. 42. — Archaeologia, XLIII, S. 392, Fig. 84, S. 429, Fig. 120, S. 450,
Fig. 154 und Taf. XXXII, Fig. 1. — Evans, Stone Implements (2. Aufl.), S. 426, Fig. 355. — Derselbe,
Bronze Implements, S. 223, Fig. 277.
5) Archaeologia, XLIII, S. 429 (vergl. Note b und S. 449).
194 Oscar Montelius,
schiene wie Fig. 481 und drei Knöpfe von Bernstein mit V- Bohrung enthielt. Der Dolch hat
eine kurze, breite Griffzunge mit einem Niet l).
Fig. 480. Fig. 481. Fig. 483.
~ I
I, , it
Fig. 484 u. 485. Bronze. Butterwick, England. l/s. Bronze. England. '/,.
') Archaeologia, XXXIV, 8. 254, Taf. XX Fig. 4, 5 (Bernsteinknöpfe), Fig. 6 (Becher), Fig. 7 (Kiste)
und Fig. 8 (Dolch). — Evaus, Stone Implementis, S. 429, 456. — Derselbe, Bronze Implements, S. 224.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 195
Ein Goldbecher (Fig. 483), ungefähr derselben Form wie die jetzt besprochenen Thon
becher, wurde in einem Grabhügel bei Rillaton in Cornwall entdeckti). In demselben Grabe
lag eine Waffe von Bronze, wahrscheinlich ein Dolch. Der Becher ist wie die thönernen mit
horizontalen, parallelen Ornamenten verziert; diese sind hier getrieben.
Alle diese Funde beweisen, dass die glockenförmigen Becher in England dem letzten
Steinalter und dem ersten Bronzealter entstammen2). Solche Armschienen, wie die mit den
Buchern gefundenen, gehören in England und anderen Ländern der genannten Zeit3) an. Dolche
wie Fig. 480 stammen aus der ältesten Metallzeit. Wahrscheinlich sind sie sogar älter als
solche breite Dolche wie Fig. 484, welche doch einer sehr frühen Bronzezeit zugeschrieben
werden müssen.
Der Fig. 484 abgebildete Dolch lag in einem Grabe bei Butterwick in Yorkshire, nebst einem
Skelette, der Bronzeaxt Fig. 485, einem Bronzepfriemen, einigen Fenersteingegenständen, sechs
Knöpfen mit V- Bohrung (fünf von Jet, der sechste von Sandstein) und einem Thongefässe, das
nicht ein glockenförmiger Becher war4). Die kleine Axt ist freilich von einem sehr alten Typus,
aber doch mehr entwickelt als die gewöhnlichen flachen Kupferäxte. Wie schon bemerkt, muss
sie dagegen bedeutend älter als solche grosse flache Aexte wie Fig. 486 sein.
* * *
In Süd - Deutschland und Böhmen, wo der Verkehr, wie wir wissen, einerseits mit
Italien, andererseits mit Ungarn so früh sehr lebhaft war, muss das erste Auftreten des Kupfers
und der Bronze nicht viel später als in diesen Ländern stattgefunden haben. Ich bin daher
überzeugt, dass die Einwohner Süd-Deutschlands und Böhmens schon um 2500 v. Chr. mit dem
Kupfer und um 2000 mit der Bronze bekannt waren 5).
*
Die Einwohner Nord - Deutschlands und Skandinaviens müssen mit dem Kupfer und
der Bronze später als die Völker in Mittel- und West- Europa bekannt geworden sein. Der
Unterschied kann doch nicht so gross sein, wie man es gewöhnlich angenommen hat.
') Evans, Stone Implements, S. 449, Fig. 366.
*) Bemerkenswerth ist, dass Becher dieser Art ein paar Mal in Gräbern mit Leichenbrand gefunden sein
sollen. Dies kommt doch nur sehr selten vor. — Greenwell, a. a. O., S. 99, 240 (Fig. 120), 245. Vergl.
Corr.-Blatt d. deutschen Anthrop. Ges. 1897, S. 158 (Nord-Deutschland). — Es wird auch behauptet, dass
in einigen englischen Gräbern, welche Bronzen aus der ältesten Bronzezeit enthielten, gebrannte Knochen ge
funden wurden. Ich habe natürlich nicht feststellen können, ob diese sämmtlichen Gräber wirklich Brandgräber
waren. Hier ist es übrigens nicht möglich, die Frage näher zu erörtern, wann der Leichenbrand in den ver
schiedenen europäischen Ländern zuerst auftritt. Ich habe bis jetzt keine unwiderleglichen Beweise dafür
gesehen, dass man schon während des Steinalters die Sitte hatte, die Leichen zu vei'brennen.
a) Evans, a. a. O., S. 425 f. (sie werden englisch „bracers" oder „arm -gards" , französisch „brassards"
genannt). — Verhandl. der Berl. Anthropol. Ges. 1881, S. 47. — In Dänemark sind ganz ähnliche Arm
schienen in Steinaltersgräbern gefunden worden. Eine aus Stein (Fig. 482) lag in einem Ganggrabe bei
Helnäs, unweit Assens auf Fünen. Engelhardt, in Aarböger f. nord. Oldkynd. 1868, S. 100, Fig. 2
(vergl. Fig. 3). — Andere sind von Knochen. Worsaae, Nordiske Oldsager, Fig. 85. — S. Müller,
Ordning af Danmarks Oldsager. Stenalderen, Fig. 244 und 245.
4) Greenwell, British Barrows, S. 186 (Fig. 4, 37, 38, 104, 105). — Evans, Bronze Implements,
S. 41, Fig. 2 (Axt), Fig. 279 (Dolch), S. 224.
6) Dies Resultat ist freilich von der Ansicht sehr abweichend, welche Dr. J. Naue in seiner wichtigen
Arbeit: Die Bronzezeit in Oberbayern (München 1894) ausgesprochen hat. Er setzt nämlich den Anfang
der ganzen Bronzezeit in Oberbuyern um 1400 v. Chr. Was ich oben angeführt habe, beweist aber, dass diese
Zeitbestimmung nicht richtig sein kann.
196 Oscar Montelius,
Bis jetzt hat man wohl in Deutschland und Dänemark kein Kupfer in Verbindung mit
glockenförmigen Bechern gefunden. Aber solche Becher standen in Gräbern aus der 3. und
4. Periode des Steinalters, und wir sahen, dass die Einwohner des Nordens schon in der
3. Periode des Steinalters mit dem Kupfer bekannt gewesen sein müssen. Uebrigens sind die
in Süd -Schweden und Dänemark ausgegrabenen Kupferäxte ungarischer Form (Fig. 9) offenbar
mit den in Ungarn gefundenen gleichzeitig. Wir ersehen hieraus, dass auch in Nord-
Deutschland und Süd-Skandinavien das Kupfer schon während der zweiten
Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends im Gebrauche war.
Da die 1. Periode der eigentlichen Bronzezeit in Nord- Deutschland und Skandinavien
einen starken Einfluss aus Italien und einen regen, wenn auch indirecten Verkehr mit diesem
Lande zeigt, kann die Einführung der Zinnbronze im Norden nicht viel später als in Italien
fallen. Solche Arbeiten aus der 1. Periode des eigentlichen Bronzealters in Italien wie die
nach dem Norden importirten triangulären Dolche mit Bronzegriff werden hier in Verbindung
mit einheimischen Arbeiten der 1. Periode des eigentlichen Bronzealters im Norden gefunden,
nicht etwa mit Gegenständen aus der Kupferzeit.
Die Zinnbronze wurde aber um 2000 v. Chr. in Italien, auch in Nord -Italien, bekannt.
Folglich sind wir jetzt berechtigt zu sageni), dass die Einwohner Nord-Deutschlands
und Skandinaviens schon in den allerersten Jahrhunderten des zweiten vor
christlichen Jahrtausends mit der Zinnbronze bekannt wurden.
Dass die Bronze hier wie anderswo Anfangs sehr zinnarm war und erst alhnälig zinn
reicher wurde, haben wir oben gesehen. Schon vor dem Ende der 1. Periode des eigentlichen
Bronzealters im Norden waren aber sehr zinnreiche Bronzen hier im Gebrauch.
Diese 1. Periode hat sehr lange gedauert. Man kann auch verschiedene Abschnitte
davon unterscheiden. Die Funde von Gallemose und Pile gehören einer viel älteren Zeit
als die Funde von Virring, Lilla Beddinge und Torslunda an, um nur ein paar skandinavische
Funde zu nennen; und die Dolchklinge von Virring (Fig. 150) ist älter als die Fig. 209, 210
und 225 abgebildeten Schwerter, welche doch ebenfalls der 1. Periode entstammen.
Es ist daher im höchsten Grade wahrscheinlich, dass diese Periode mehrere Jahrhunderte
umfasst. Ihr Ende fällt wohl kurz vor die Mitte des 2. Jahrtausends, wenn man die Grenze
zwischen der 1. und der 2. Periode so zieht, wie man es gewöhnlich thut, und die ältesten
spiralverzierten Bronzen nicht dem ersten Theile der 2. Periode zutheilt. Meiner Eintheilung
nach gehören diese ersten nordischen Spiralverzierungen der schon vorgeschrittenen 2. Periode;
die allerersten scheinen etwas früher als die ältesten Fibeln hier aufzutreten. Ganz ähnliche
Spiralen kommen in Griechenland lange vor der Mitte des 2. Jahrtausends vor. Sie können
also hier im Norden dem 15. Jahrhundert angehören, ich bin auch überzeugt, dass sie wirklich
so alt sind. Die ersten nordischen Fibeln sind dagegen wahrscheinlich nicht älter als
1400 v. Chr.
* *
*
') Durch die neuesten Funde und Untersuchungen sind wir dazu berechtigt worden ; früher konnte man
mit dem Anfange der nordischen Bronzezeit nicht so weit hinaufrückeu. Ich habe aber in meinen älteren
Arbeiten immer gesagt, dass die jedesmal gegebene Zeitbestimmung nur in der Meinung sicher war, dass sie
nicht später sein konnte; ich habe ausdrücklich betont, dass sie sich vielleicht als zu spät herausstellen würde.
Dies hat sich auch bestätigt.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 197
') Wie das Wort Kupfer (lateinisch: aes cyprium) aus dem Namen der Insel Cypern gebildet wurde, hat
man auch den Ursprung des Wortes Bronze in einem Localnamen zu suchen, nämlich im Namen der Stadt
Brundusium, dem heutigen Brindisi. Im 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung und in der folgenden Zeit wurde
nämlich eine Mischung von Kupfer, Zinn (und Blei) griechisch .ßQOyx^atoy" und lateinisch „compositio Brun-
disii, Brandisii, brondisono" genannt. Schon um 1300 findet man die Form „Bronzium". — Berthelot, Sur
le nom du bronze chez les alcuemistes grecs, in der Revue areheologique 1888, n, S. 294. — Der
selbe, Sur l'origine du nom du bronze, in derselben Revue 1891, I, S. 49. — Du Cange, Glossarium
mediae et infimae latinitatis (Paris 1840), I, S. 784. — Die in Brundusium^ verfertigten Bronzespiegel
waren im AltertUume berühmt. Plinius, Historia naturalis, 1. XXXIV, c. IX: „(specula) optima apud
majores fuerant Brundusina, stanno et aere miztis".
s) Layard, Niniveh, II, S. 418.
") Chantre, Becherches anthropologiques dans le Oaucase, I, S. 80: „Je dois ä M. l'ingenieur
Leger, de Lyon, qui a fait plusieurs voyages dans la grande chaine et dans les regions voisines, la connaissance
d'anciens puits de mines de cuivre. Ces puits, fort nombreux aux environs de Krinovski-Outara, pres de
Backmont (bassin du Donetz), atteignent une profondeur de quatre ä cinq metres sur un metre de diametre.
La disposition des attaques et la decouverte au fond de ces cavites d'un certain nombre de haches et de
marteaux en roches dures (diorite, quartzite) montrent des exploitations fort primitives. Elles consistaient dans
l'extraction de malachite et d'azurite fociles ä traiter et dont les belles couleurs avaient du de bonne heure
attirer l'attention. On retrouve sur les parois de ces puits des entailles en echelons sur un cöte, tandis que la
face opposee est polie et lisse. Les ouvriers qui exploitaient sans boisages et se transportaient ailleurs des que
l'excavation atteignait une certaine profondeur, devaient descendre et monter les Chargea en appuyant le dos
contie la paroi."
26
198 Oscar Montelius,
Wie ich im Anfange dieser Untersuchung1) bemerkt habe, findet man nicht selten ip
Kupferarbeiten aus der ältesten Zeit, die kein Zinn enthalten, kleinere oder grössere Quantitäten
von Arsen oder Antimon. Der englische Chemiker Gladstone2) hat auch die Aufmerksam
keit darauf gelenkt, dass man das Kupfer auf drei verschiedene Weisen härten kann3):
1. Durch Beimischung von rothem Kupferoxyd.
2. Durch Zusatz von Arsen oder Antimon.
3. Durch Zusatz von Zinn.
In alten Kupferarbeiten aus Asien und Aegypten, welche sehr hart waren, hat er rothes
Kupferoxyd entdeckt 4).
Seitdem ich den ersten Abschnitt dieser Abhandlung veröffentlichte, bin ich mehr und
mehr geneigt, eine Periode anzunehmen, während der man durch absichtliche Beimischung von
Arsen oder Antimon das Kupfer härtete. Das Zinn kannte man damals entweder gar nicht,
oder es war selten, und man wusste noch nicht, dass dieses Metall ein besseres Mittel als Arsen
und Antimon für die Härtung des Kupfers war. Die hier mitgetheilten Analysen zeigen, dass
Arsen und Antimon sich oft in solchen Kupferarbeiten, welche kein Zinn oder nur wenig Zinu
enthalten, finden.
In den eben genannten Kupfererzen aus den sinaitischen Gruben, welche schon in der
ältesten Zeit von den Aegypten) bearbeitet wurden, hat man kein Arsen gefunden. Man muss
daher annehmen, dass es den ägyptischen arsenhaltigen Bronzen absichtlich beigemischt
worden ist5).
Endlich lernte man jedoch, dass Kupfer am besten durch einen Zusatz
von Zinn gehärtet wird, und hatte so die wichtige Erfindung der Zinnbrouze
gemacht.
Die meisten Kupfererze enthalten gar kein Zinn. In anderen findet man wohl eine kleine
Quantität von diesem Metall, aber soweit unsere Erfahrung jetzt reicht, muss ein Zinngehalt
von mehr als 0,5 Proc. absichtlich sein; ein Gehalt von weniger als 0,5 Proc. kann auch ab
sichtlich sein, und ist es wahrscheinlich, falls die in der betreffenden Gegend verwendeten
Kupfererze zinnfrei sind i).
Anfangs war der Zinnzusatz sehr klein. Er wurde erst allmälig grösser, bis
er die Höhe von ungefähr 10 Proc. erreichte.
* *
*
Dies ist eine bemerkenswerthe Thatsache, weil wir hierdurch die Geschichte der ältesten
Bronzezeit viel besser verstehen können, als das früher möglich war. So lange man der An
sicht war, dass die Bronze, d. h. die zinnreiche Bronze, unmittelbar nach dem Ende der Stein
zeit gebraucht wurde, war das oft ausgesprochene Erstaunen einigermaassen berechtigt, dass die
Menschen zuerst einer Legirung von zwei Metallen, Kupfer und Zinn, und erst viel später eines
einfachen Metalles, des Eisens, sich bedienten.
Jetzt liegt die Sache natürlicher.
Das Kupfererz ist viel mehr als das Eisenerz in die Augen fallend. Zuerst
haben die Menschen ein einfaches Metall, das Kupfer, gebraucht. Später
hat man durch einen geringen Zusatz von Arsen, Antimon oder Zinn das
Kupfer gehärtet, und erst viel später die zinnreiche Bronze erhalten.
An und für sich ist es wahrscheinlich, dass die Zinnbronze eine orientalische Erfindung
ist. Die Zinnbronze ist auch im Orient früher nachweisbar als in Europa. Schon während der
12. Dynastie, vielleicht vor dieser Zeit, hatten nämlich die Aegypter zinnlegirtes Kupfer. In
Europa ist, bis jetzt wenigstens, keine Ziunbronze aus so alter Zeit bekannt geworden.
Wenn die Zinnbronze eine orientalische Erfindung ist, muss sie aber eine Legirung von
orientalischem Kupfer und orientalischem Zinn sein2). Das Zinn des Westens kann später
eine grosse Rolle gespielt haben, und hat wirklich später eine solche Rolle gespielt, aber das
für die erste Bronze verwendete Zinn muss — falls wir es mit einer im Orient gemachten Er
findung zu thun haben — aus orientalischem Erze erhalten sein.
Wo giebt es aber Zinn im Orient?
Das indische Zinn kann wohl nicht in Betracht kommen, weil die weltbekannten reichen
Zinngruben von Banca und Malacca in der östlichen Hälfte Indiens, nicht auf der westlichen
Halbinsel liegen 3).
Lange glaubte man, dass die griechische Benennung des Zinnes 'Kadötrsgog aus seinem
indischen Namen Kastira herzuleiten war, und man sah hierin einen starken Beweis für den
i) Die Kupfererze der sinaitischen Gruben und der Insel Cypern enthielten kein Zinn. — Oladstone,
a.a.O., S. 313 (Sinai). — Die cypriotischen Kupferarbeiten sind, wie oben gezeigt worden ist, zinnfrei. — Der
selbe, in den Froceedings of the Society of Biblical Archaeologi, XII, S. 232.
*) Freilich hat man behauptet, dass die erste Bronze später als der Zinnhandel mit dem Westen Kuropas
sein sollte (Berthelot, in den Comptes rendui des sceances de l'Academie des Sciences (Paris), le
30. Janvier 1893); dies ist aber a priori im allerhöchsten Grade unwahrscheinlich. Die Unrichtigkeit dieser
Ansicht geht auch daraus hervor, dass einerseits die Zinnbronze älter im Orient als in Europa ist, und anderer
seits Zinnerze wirklich im westlichen Asien zu finden sind.
*) Die vom hochverdienten Gabriel de Mortillet (Formation de la Nation franijaise, Paris 1897,
S. 257) angeführten Beweise für den indischen Ursprung der Bronze sind völlig werthlos. Vergl. S. Beinach,
Le Mirage oriental, in L'Anthropologie 1893, S. 563.
26*
OXFORD
200 Oscar Montelius,
indischen Ursprung des ältesten Zinnesi). Dies war aber nicht richtig. Indien konnte nämlich
nicht gut das Vaterland des Zinnes sein , denn ein griechischer Verfasser im 3. Jahrhundert
v. Chr. erzählt, dass dieses Land sein Zinn ans Alexandria erhielt. Und der indische Name des
Zinnes ist eher aus dem Griechischen gebildet als umgekehrt. Salomon Reinach hat sogar
die Ansicht ausgesprochen , dass dieses griechische Wort mit dem Zinn aus dem Westen 2)
Europas gekommen und keltischen Ursprungs ist.
Wenn auch Zinn im Altai vorkommen sollte, war es wohl nur für die altai - uralischen
Länder von Bedeutung 3).
Es giebt aber an mehreren Orten im südwestlichen Asien Zinnerze, und diese kommen um
so mehr in Betracht, als dieselben Gegenden ebenfalls an Kupfererzen reich sind. Die Erfindung
der Bronze muss nämlich in einem Lande stattgefunden haben, wo beide Metalle zu Hause waren.
Strabo erzählt4), dass Zinn in Drangiana, an der Westgrenze des heutigen Afghanistans
vorkommt; man hat auch wirklich in jenem Lande Zinn gefunden. In der persischen Provinz
Khorassän, deren südlicher Theil der Drangiana entspricht, giebt es nämlich reiche Zinngruben,
welche schon in der Vorzeit bearbeitet worden sein sollen 5). Zinn findet man auch anderswo
in Persien, wie in der Gegend des an der Südküste belegenen Asterabads und in der Nähe von
Tebris6). Vielleicht gab es auch Zinn im Lande der Midianiten, im nordwestlichen Arabien;
J) G. Bapst, Les metaux dans l'antiquité et au Moyen äge. L'etain (Paris 1884), S. 11: „C'est
de l'Inde que nous vient le point de depart etymologique de tous les termes employés en Europe, en Asie et en
Afrique pour designer l'etain; comment supposer alora que ce métal n'etait pas tire de l'Inde, lorsque tous les
termes qui le signifle.nt prennent leur origine du sanscrit."
*) S. Reinach, Le Mirage oriental, in L'Anthropologie 1893, S. 567 : „L'idee de la provenance
orientale de l'etain des plus anciens bronzes de l'Europe semblait autorisee, jusque dans ces derniers temps, par
des illusions d'ordre philologique que nous nous flattons d'avoir dissipées (L'Anthropologie 1892, p. 275 ;
Babyloniau and oriental Beeord 1892, p. 129, edition revue et corrigee du meme article). L'&ain, en
grec Kaaat'tegoi, se dit en sanscrit Kastira: on crut d'abord que le grec avait emprunté ce vocable ä l'Inde
(Lassen, Indische Alterthumskunde, t. I, p. 239; cf. Blümner, Terminologie und Technologie,
t. IV, p. 84), d'oü l'erreur que M. de Mortillet a cru etayer d'arguments archeologiques. Plus tard, on
s'apergut que le mot Kastira est emprunté ä KctaadcQog, resultat que vint confiimer un texte grec d'apres
lequel, au III8 siecle av. J.-C. l'Inde — cette pretendue patrie du bronze — recevait son etain d'Alexandrie.
Mais d'oii vient le mot KaaattüQoq'1. On allegua d'abord des mots sumeriens et assyriens, qui, disait-on, avaient
le meme sens et une forme analogue. Cette seconde erreur, sur laquelle on s'est fonde pour faire veuir l'etain
du nord-est de l'Asie-Mineure, continua ä se propager de livre en livre, bien que M. Oppert, qui en etait
l'auteur, l'eüt formellement retractee des 1886. En 1892, j'observai que le mot KaaadeQog analogue aux mots
gaulois Cassivellaunus, Caasignatus, etc., presentait un facies celtique; j'en conclus que les iles cassiterides
ne devaient pas leur nom ä ce metal, mais qu'au contraire elles lui avaient donne le leur, comme Brundisium
au bronze et Cypros au cuivre. De lä decoulait cette conclusion tres importante que la provenance celtique de
l'étain, la seule dont eusaent parle les plus anciens auteure, etait egalement confirmee par la linguistique." —
Vergl. Berthelot, Sur les noms qala'i, callais, et sur ceux de l'étain, in der Revue archéologique
1889, II, S. 295.
") J. de Morgan, Mission scientifique au Caucase. Stüdes archeologiques et historiques,
I (Paris 1889), S. 21, 32.
*) Strabo, lib. XV, cap. II, 10.
5) Fischer, in Neues Jahrbuch f. Mineralogie, 1882, Bd. II, S. 91. — K. E. v. Baer, Von wo
das Zinn zu den ganz alten Bronzen gekommen sein mag?, im Archiv für Anthropologie, IX
(1876), S. 263. — Materiaux pour l'histoire de l'homme, XII (1877), S. 138. — Nach Aussage der Ein
geborenen (Tataren) berichtet Herr Ogorodnikoff, dass 120 km von Mesched und an verschiedenen anderen
Orten in Khorassan Zinngruben betrieben würden. Verbandl, der Berl. Anthrop. Ges. 1887, S. 337. —
Berthelot, in der Revue archéologique 1887, I, S. 240.
') Verhaudl. der Berl. Anthropol. Gos. 1884, S. 60.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 201
dieses Metall wird nämlich unter der Beute genannt, welche die Israeliten unter Moses von den
Midianiten nahmen]i). In ^dieser Gegend hat man auch neuerdings grosse Schlackenhaufen und
andere Spuren von Bergbau gefunden, welche vielleicht in Verbindung mit einer alten Bearbei
tung von Zinnerzen stehen 2).
Bei Kastamuni in Klein -Asien giebt es auch Zinnerze3). Dagegen hat die Vermuthung,
dass solches Erz im Kaukasus vorkommen sollte, sich nicht bestätigt4).
* *
Wir sind also berechtigt zu sagen: die Völker im südwestlichen Asien haben das Kupfei
entdeckt und die Zinnbronze erfunden.
Aus diesen Gegenden kam die Kenntniss des Kupfers und der Bronze früh nach Aegypten.
Sie verbreitete sich auch über Europa.
Wenn wir zuerst das Kupfer betrachten, sehen wir, dass dieses Metall auf zwei Wegen
aus dem Orient nach unserem Welttheile gekommen ist. Der eine Weg, der westliche, folgte
der Südküste des Mittelmeeres bis Spanien; der andere, der östliche, ging über das Aegäische
Meer und die Balkanhalbinsel.
Auf beiden Wegen sind durch die Verbindung mit dem Orient andere Culturelemente
gleichzeitig mit dem Kupfer nach Europa gekommen.
Besonders interessant sind die Gräber orientalischer Formen, welche während der euro
päischen Kupferzeit auftreten.
Auf Cypern 5) und in Aegypten 6) haben mehrere Gräber der Kupferzeit solche Formen
wie Fig. 487. Auf Sicilien, im westlichen Mittel-Italien und auf den Balearischen Inseln kommen
ähnliche Gräber während der Kupferzeit oder ältesten Bronzezeit vor (Fig. 488 bis 490 7). Sie
unterscheiden sich leicht von den in Europa einheimischen Typen, und überall, wo sie auftreten,
kann man beweisen, dass sie orientalischen Ursprungs sind3).
In einigen Gräbern dieser Art auf Sicilien und auf der Insel Pianosa, an der Küste
Toscanas, fand man keine Metallsachen; vielleicht haben wir hierin eine Andeutung, dass dieser
orientalische Einfluss schon vor dem Ende des italienischen Steinalters angefangen hat. Möglich
ist es aber, dass man das Kupfer schon kannte, obwohl es zu kostbar war, um mit in die
Gräber gelegt zu werden.
Bemerkenswerth ist, dass die Gräber der Kupferzeit Nord- Italiens ganz verschieden sind.
Sie haben die gewöhnliche europäische Form. In der Nähe des Meeres war der orientalische
') Numeri, 31 V. 22.
*) \V. Bojd Dawkins, Early Man in Britain (London 1880), S. 407.
") Fischer, a. a. 0.
*) Bapst, L'etain, S. 7. — E. Ohantre, Recherchea anthropologiques dans le Caucase (Paris
1885), I, S. 81. — J. de Morgan, Mission scientifique au Caucase. Stüdes a rch eologi q u e s
et historiques, I (Paris 1889), S. 10.
s) Montelius, Der Orient und Europa, Fig. 217 bis 219.
") Flinders Petrie, Naqada and Bailas, S. 6, Taf. III. — Vergl. die Mastabagräber, Montelius,
a. a. O., Fig. 215.
7) Montelius, a. a. O., Fig. 222 bis 224 (Sicilien), Fig. 225 bis 227 (Pianosa), Fig. 228 (Menorca); vergl.
Fig. 48 (ein ähnliches Grab in Portugal). — Colini, im Bullettino di Paletnologia Italiana, XXIV
(1898), S. 208 (Sgurgola, unweit Born); vergl. S. 209 f. (Cantalupo etc.).
") Montelius, a. a. O., S. 219 f.
202 Oscar Montelius,
Einfluss stärker als im Innern. Wahrscheinlich sind Colonien auf den Inseln und an den Küsten
von orientalischen Händlern gegründet worden, welche über das Meer gekommen sind. Sie
Fig. 487. Fig. 489. Fig. 490.
Grab. Bretagne.
Grab. Portugal.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord -Deutschland etc. 203
haben die Kenntniss des Kupfers mitgebracht, und diese ist nachher ins Innere des Landes
gedrungen. Der Gräbertypus, welcher von den Colonisten eingeführt wurde, hat sich aber nicht
so weit verbreitet.
An der südöstlichen Küste Spaniens, unweit Almeria, hat man Gräber aus der Kupferzeit
entdeckt, welche eine andere Form haben, aber ebenfalls orientalischen Ursprungs sein müssen
(Fig. 491 und 492). Es sind runde, kuppelförmig gewölbte, von ungehauenen Steinen gebaute
Kammern mit einem langen Gang, welche nebst Waffen und Werkzeugen von Stein solche von
Kupfer enthalten '). Glockenförmige Becher der oben besprochenen Form kommen auch hier
vor (Fig. 477).
Andere Gräber auf der Pyrenäischen Halbinsel, welche ebenfalls der Kupferzeit entstammen,
haben dieselbe Form, aber sind in das lose Gestein des hügelartig ansteigenden Bodens ein
gehauen (Fig. 493').
Da es offenbar ist, dass dieser Gräbertypus aus dem Orient gekommen sein muss, haben
wir hierin einen Beweis, dass er schon vor dem Ende des dritten vorchristlichen Jahrtausends im
Orient existirte, obwohl wir ihn meines Wissens noch nicht in so früher Zeit dort nachweisen
können. Viel später, Mitte des 2. Jahrtausends, finden wir denselben orientalischen Typus in
Griechenland, wo er als das mykenische Kuppelgrab bekannt ist3).
Andere Spuren von orientalischem Einfluss im südlichen und westlichen Europa während
der Uebergangszeit_ zwischen Steinalter und Bronzealter treffen wir in solchen steinernen Arm
ringen wie Fig. 497, in den Perlen von Türkis (Calla'is) und in den Felsenzeichnungen.
Der in Aegypten gefundene Armring Fig. 497 ist aus Feuerstein4). Er ist mit grosser
Geschicklichkeit geschlagen; nicht geschliffen. Ein anderer, schmälerer, ebenfalls ägyptischer
Armring von Feuerstein ist aussen geschliffen5). Das Original der Fig. 498 wurde in den
Pfahlbauüberresten im Torfmoor bei Brabbia, Provinz Como, gefunden6); dort hat man auch
mehrere Gegenstände aus der Kupferzeit und der ältesten Bronzezeit ausgegraben. Ein ähn
licher Armring lag in einer Grabkammer bei Mane-er-H'roek unweit Locmariaker im Morbihan,
an der Küste von Bretagne, welches Grab von einem grossen Hügel bedeckt war und aus der
jüngsten Steinzeit stammte; auf dem Armring lag eine prächtige, schön geschliffene Axt von
Jadeit7). Andere Armringe dieser Art sind auch aus Frankreich bekannt3).
Einen orientalischen Einfluss sehe ich ebenfalls in den Felsenzeichnungen und ähnlichen
in Stein eingehauenen Figuren, welche in Italien, Frankreich, auf den Britischen Inssln und in
Fig. 497. Fig. 498.
') Cartailhac, La France préhistorique, S. 263. Von dieser „turquoise" sagt Cartailhac: „Sa
couleur est vert pomme, se rapprochant du vert de l'émeraude. Quelques echantillons sout comme marbres de
parties blanches et de parties bleuätres; d'autres sont macules de veiues et de tacbes brunes ou noires, par
suite d'un mélange accidentel de matieres argileuses. La substance minérale est translucide ; sa cassure est
compacte comme oelle de la cire. Elle raye le calcaire, mais e1le est facilement rayee par une pointe d'acier.
Sa poussiere est blanche; sa densite egale 2,50 ä 2,52. Sa compositum est voisine de celle de la tourquoise
d'Orient. Elle contiendrait uu équivalent d'alumine, au Heu de deux , pour un d'acide phospborique et cinq
d'eau. Elle devrait sa couleur verte a l'oxyde du fer; la tourquoise orientale doit sa teinte bleue a l'oxyde
de cuivre. Elle repond autant qu'il est possible ä la roche que Pline decrit sous le nom de callais, et. qu'il
signalait au dela des Indes, chez les Pbycares qui habitaient le Caucase et la Caranianie. On n'en connait
aucun gisement en Europe."
*) Eine Grabkammer im „tumulus de la Halliade", bei Bartres, unweit Lourdes (Dep. Hautes -Pyrenees),
enthielt mehrere Türkis-Perlen, einen Hängezierath von Gold, den oben Fig. 238a abgebildeten Becher, ein Paar
andere glockenförmige Becher und eine geschliffeue Steinaxt. Materiaux pour l'histoire de l'bomme, XVI
(1881), S. 528, Taf. XI bis XV.
") M. Moggridge, The „Mera viglie", in den Transactions of the International Congress
of Prehistoric Archaeology, 3rd Session, Norwich and London, 1868 (London 1869), S. 359, mit
5 Tafeln. — Cl. Bicknell, Le figure incise sulle rocce di Val Fontana1ba, in den Atti della Societa
Ligustica di scienze naturali e geografiche, VIII (Genova 1897), S. 391, Taf. XI bis XIII. — Issel,
Incisioni rupestri nel Finalese, im Bullettino di Paletnologia italiana, XXIV (1898), S. 265 (mit
Literaturverzeicbniss). — Lissauer, in denVerhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1898, S. 240.
27
)6 Oscar Montelius,
Fig. 499 a. Fig. 499 b;
=3
Fig. 503.
Fig. 502.
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Wandstein einer Grabkammer. Bretagne. Wandstein einer Grabkammer. Irland.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 207
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Felsenzeichnungen. Aegypten.
27*
208 Oscar Montelius,
Mehrere Grabkammern aus derselben Zeit in Frankreich, Irland , Nord - Deutschland und
Skandinavien sind auch mit Zeichnungen verziert (Fig. 500 bis 505), welche in den grossen
Wandsteinen ausgeführt sind
Einige von den skandinavischen Felsenzeichnungen2) stammen auch aus derselben Zeit, wie
die Form der abgebildeten Aexte beweisen (Fig. 200).
In allen diesen Fällen haben wir es offenbar mit einer Bildschrift zu thun, und da ist es in
hohem Grade bemevkenswerth, dass die älteste ägyptische Bildschrift während des Kupferalters
auf einer ähnlichen Stufe von kindisch -naiver, unentwickelter Kunst stand. Solche Bilder sind
auf ägyptischen Thongefässen der Kupferzeit gemalt (Fig. 507); wir treffen sie auch in Ober-
Aegypten als Felsenzeichnungen (Fig. 508), welche wohl aus verschiedenen Zeiten stammen, von
denen einige aber wahrscheinlich sehr alt sind 3). Aehnliche Schiffsbilder sieht man auch auf
griechischen Thongefässen aus der prämykenischen Zeit (Fig. 506 4).
* *
*
Die Funde scheinen dafür zu sprechen, dass die Pyrenäische Halbinsel schon in jenen alten
Zeiten auf zwei Wegen in Verbindung mit Nord -Frankreich und mit den Britischen Inseln
stand: der eine folgte vom heutigen Cadiz, dem alten Gades, der Küste des Atlantischen Meeres,
der andere führte von der Mündung der Rhone stromaufwärts und danach längs den Fluss-
thälern der Saone, der Loire und der Seine bis ins nördliche Frankreich. Dass jener Weg früh von
Bedeutung war, wird durch die vielen Funde an der portugiesischen Küste und in der westlichen
Bretagne angedeutet 5).
*
Auf demselben westlichen Wege, auf dem die Dolmen und das Kupfer sich über West-
Europa verbreiteten, drang auch die Kenntniss der Zinnbronze vor.
Auch nach dem Auftreten der Bronze spielten die flachen Aexte ohne Schaftloch lange im
westlichen Europa, auf der Pyrenäischen Halbinsel wie auf den Britischen Inseln, eine grosse
Rolle. Ich sehe hierin einen orientalischen Einfluss, weil wir wissen, dass im Orient und in
Griechenland die Aexte ohne Schaftloch bis ans Ende der Bronzezeit flach verblieben, während
sie in Italien, in Mittel -Europa und in Skandinavien früh Seitenränder, zuerst ganz niedrige,
später recht hohe, erhielten. In West -Europa kommen wohl Aexte mit Seitenrändern vor; die
ganz flachen Bronzeäxte sind aber dort verhältnissmässig zahlreich, und die Form lebt dort
länger als in Italien, Mittel-Europa und Skandinavien.
*
Auf dem östlichen Wege kam die Kenntniss zuerst des Kupfers und später der Bronze über
die griechischen und italienischen Halbinseln und Mittel -Europa bis Skandinavien. Die Beweise
') Montelius, Der Orient und Europa, S. 65 (Krankreich), 72,76 (Irland), 153 (Deutschland) ; vergl.
S. 58 und 61. — Cartailhac, La France prehistorique, S. 234. — Siebe oben, Fig. 189 bis 191 (Schweden).
*) Montelius, Sur les soulptures de rochers de la Suede, im Compte rendu du Congres de
Stockholm, 1874, S. 453 (mit Literaturverzeichnin<). — L. Baltzer, Olyphes des rochers du Bohuslän
(Gothenburg 1881 bis 1890; neue Serie 1891). — E. Ekhoff, Hällristningar pi Kinnekulle, in Svenska
l'ornm. förs. tidskr., Bd. 8, S. 102.
3) Flinders Petrie, Xaqada and Ballas, Taf. LI f., LXVI und LXVI1, S. 43 und 48. — de Morgan,
Recherches sur les origines de l'Egypte, S. 162, Taf. X.
4) Reinach, in L'Anthropologie 1899, S. 516, Fig. 8.
5) Vergl. Montelius, Der Orient und Europa, S. 70.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 200
hierfür habe ich oben gegeben. Wir sahen , dass Kupferdolche der cypriotischen Form in
Ungarn und in der Schweiz gefunden worden sind (Fig. 26C und 267), dass geradlinige Orna
mentmotive, wie Fig. 247 bis 249, und später die Spiralen aus dem östlichen Mittelmeergebiet
über die Balkan-Halbinsel nach Oesterreich, Böhmen und Skandinavien sich verbreiteteni), dass
eine Menge von Typen, welche für die Kupferzeit und die älteste Bronzezeit charakteristisch
sind, auf demselben Wege vordrangen.
* *
*
Dass die Verbreitung der orientalischen Kupfer- und Bronzezeitkultur über Europa haupt
sächlich den Handelsverbindungen zuzuschreiben ist, habe ich schon gezeigt. Wie können wir
Fig. 509. aber erklären, dass der Handel schon so früh eine so
grosse Rolle gespielt hat? Die Antwort scheint mir
ganz einfach zu sein : Die orientalischen Völker und
die von ihnen beeinflussten Süd -Europäer suchten in
den verschiedenen Gegenden unseres Welttheiles die
Metalle — für diese Zeit kommen eigentlich Kupfer,
Zinn, Silber und Gold in Betracht — und andere kost
bare Naturerzeugnisse, z. B. Bernstein und Salz, an
welchen Europa so reich ist. Man findet auch, dass diese
Schätze früh bekannt und verwerthet gewesen sind2).
') Siehe Fig. 359 bis 364 (Aegypten), 373 u. 374 (Cypern), 420 bis 424 (Bosnien).
*) Ich hoffe bald die zahlreichen Notizen über prähistorische Metallgewinnung in verschiedenen europäischen
Ländern, die ich schon längst gesammelt habe, publiciren zu können. Hier kann ich nur einige der Resultate
mittheilen.
") Much, Kupferzeit, S. 91.
*) Much a. a. 0., S. 248.
5) Evans, Stone Implements, S. 233.
210 Oscar Montelius,
Zinn findet man ebenfalls in vielen europäischen Ländern: auf der Balkan -Halbinsel, in
Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, England, Deutschland und Böhmen.
In der Nähe von Campiglia an der toscanischen Küste, der Insel Elba gegenüber, hat
man sehr alte Zinngruben, die sogenannten „Cento camerelle", entdeckt1). Solche Gruben sind
auch auf der Pyrenäischen Halbinsel bekannt. In Frankreich giebt es Zinn in den Departements
Dordogne, Correze, Haute-Vienne, Creuse und Allier und in der Bretagne2).
Die reichen Zinngruben in Cornwall sind alt. Ob die von den classischen Verfassern
erwähnten „Cassiteriden" hier oder anderswo zu suchen sind, ist eine vielfach discutirte Frage3),
die nicht so wichtig ist wie die Thatsache, dass viel Zinn schon in uralten Zeiten aus dieser
Gegend kam. Diodor erzählt, dass man in der Nähe des Vorgebirges Belerion, jetzt Cap
Landsend, — folglich in Cornwall, — Zinn erhielt, und dies in Barren goss, welche die Form
von Astragali hatten. Im Hafen von Falmouth, auf der Südküste Cornwalls, hat man eine
grosse Zinnbarre aufgefischt, die wirklich eine solche Form hatte (Fig. 510). Solche Barren
konnten leicht auf den Rücken eines Saumthieres gebunden werden; zwei Barren, eine auf
jeder Seite, bildeten eine geeignete Last für ein Pferd. Diodor erzählt ferner, wie das Zinn
zuerst auf ledernen Booten nach der Nordküste Galliens hinübergeführt und nachher auf Pferden
durch dieses Land, längs den Flussthälern der Seine, der Loire und der Rhone nach Massilia
oder einem anderen Hafen in der Nähe der Rhonemündung transportirt wurde. Eine solche
Reise von dem Canale bis zum Mittelmeer dauerte 30 Tage4).
Weil Kupfer und Zinn in vielen europäischen Ländern zu Hause waren , konnte die ans
dem Orient kommende Kupfer- und Bronzecultur bald einheimisch werden. Wir sehen, dass
diese Cultur wirklich auch bald hier einheimisch ward.
Das Silber war während der ganzen Bronzezeit sehr selten in Europa. Eigentlich nur
in Griechenland und Spanien, wo es früh auftritt, enthalten die Funde aus dem Bronzealter
Arbeiten von diesem Metalle. In Italien, wie nördlich der Alpen, ist es ausserordentlich selten 5).
Griechenland und Spanien sind auch reich an Silber, welches offenbar sehr früh dort
gewonnen ward.
Gold hat man in den meisten europäischen Ländern erhalten. Es gab jedoch in jenen
alten Zeiten vier besonders reiche Goldgegenden in Europa: 1. Macedonien und Thracien mit
der Insel Thasos; — 2. Ungarn und Siebenbürgen; — 3. Spanien; und — 4. Irland.
') Capellini, im Compte rendu du Congres de Budapest, 1876, S. 452. — Bull, di Paletnol.
ital., II, S. 79; IV, S. 175; V, S. 28, 30.
*) Daubree, Exploitation d'etain remontant ä une epoque immemoriale, in den Materiaux
pour l'histoire de l'homme 1869, S. 261, und Aper<;u historique sur l'exploi tation des metaux
daus la Gaule, in der Revue archéologique, Bd. 41 (1881), S. 274 und 327. — Bapst, L'etain (Paris
1884), S. 15, 16.
8) H. Hildebrand, Sur la situation des Cassiterides, im Compte rendu du Congres de Stock
holm, 1874, S. 579.
4) Diodorus Siculus, 1. V, c. 22. — Evans, Bronze Implements S. 426, S. 514.
5) Italien: Grab aus der Kupferzeit bei Bemedello, Prov. Brescia. Montelius, La civilisation primi
tive en Italie, Taf. 36, Fig. 13 (Nadel). — Siehe oben Depotfunde Nr. 18 und 58.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord -Deutschland etc. 211
Den Goldreichthum Siebenbürgens und Irlands habe ich schon Gelegenheit gehabt zu
besprechen i).
Der Reichthum Spaniens an Gold, wie an Silber, Kupfer und Zinn, ist offenbar die Ver
anlassung gewesen, dass die Pyrenäische Halbinsel so früh vom orientalischen Handel aufgesucht
wurde, früher als die von der Geschichte gekannten Phönicier dorthin kamen.
Fig. 511. Fig. 612.
Dass Gold aus Ungarn -Siebenbürgen nach Deutschland wie Skandinavien und aus Irland
nach Dänemark schon in der ältesten Bronzezeit kam, haben wir gesehen (Fig. 202 und 203 2).
Irisches Gold kam aber zur selben Zeit auch nach Gallien (Fig. 511 und 512 3).
Der Bernstein ist, wie wir wissen, in einigen Gegenden des nordischen Gebietes all
gemein4). Der Reichthum an diesem kostbaren Material ist offenbar eine der wichtigsten
Ursachen , warum die Anfänge der Cultur so früh sich nach unseren Ländern verbreiteten und
jene primitive Cultur hier eine so grossartige und eigenthümliche Entwickelung erhielt, dass die
nordischen Arbeiten der älteren Bronzezeit, sogar der jüngsten Steinzeit, eine ausserordentlich
hervorragende Stellung unter den gleichzeitigen Erzeugnissen Europas einnehmen.
Das Salz hat auch für die Handelsverbindungen in jenen alten Zeiten eine grosse Rolle
gespielt. Wir sahen, wie reich an Kupfer-, Bronze- und Goldfunden die Salzgegend um Halle
in Sachsen schon während des Kupferalters und des älteren Bronzealters war5). In einer
späteren Zeit finden wir ein ähnliches Verhältniss in der Salzgegend um Hallstatt in Oesterreich.
* *
*
') Archiv f. Anthrop., Bd. XXVI, S. 469 (Irland) und 470 (Siebenbürgen).
s) Ebenda, Bd. XXVI, S. 473 (Spiralfingerringe).
8) Cartailhac, in L'Anthropologie 1894, S. 205, Fig. 1. „En France on en a signale plusieurs."
4) Archiv f. Anthrop., XXVI, S. 31.
5) Archiv f. Anthrop., XXVI, S. 38.
212 Oscar Montelius,
Aus den Ländern des östlichen Mittelmeergebietes kam die Bronzecultur auch nach den
nördlichen Küsten des Schwarzen Meeres, wo wir in den südrussischen Dolmen Beweise für
einen noch früheren Einfluss aus den genannten Ländern haben l).
Auf demselben Wege standen die Völker des Kaukasus, wo ebenfalls Dolmen vorkommen,
in Verbindung mit dem Mittelmeer. Dass sie während des Bronzealters einen regen Verkehr
auch mit Assyrien und den benachbarten alten Culturländern unterhielten, ist an und für sich
natürlich, weil sowohl der Euphrat wie der Tigris eben in diesen Gegenden ihre Quellen haben,
und wird durch die Funde im Kaukasus, in Armenien und im nördlichen Persien bestätigt 3).
Im Kaukasus können wir gleichzeitig einen bedeutenden Einfluss aus der Balkan-Halbinsel
und den östlichen Donauländern constatiren 3). Die Aehnlichkeit, welche man zwischen den
letztgenannten Ländern und dem Kaukasus bemerkt hat, ist offenbar in den meisten Fällen eher
durch einen Einfluss vom Westen als vom Osten her zu erklären.
So finden wir in diesen Verhältnissen eine Bestätigung der Argonautensage, welche ja von
uralten Verbindungen zwischen der südlichen Balkan-Halbinsel und dem Kaukasus spricht4).
Der Kaukasus stand aber auch , wie zahlreiche Funde beweisen 5) , während des Bronze
alters in Verbindung mit dem ostrussisch-sibirischen Gebiet. Man hat sogar versucht, die euro
päische Bronzecultur durch einen Einfluss aus Asien über den Kaukasus oder über Russland zu
erklären, eine Ansicht, die sich jedoch nicht bewährt hat.
Eine Hauptstütze für diesen östlichen Einfluss hat man in den Hohlcelten gesucht, welche
im russisch - sibirischen und kaukasischen Gebiet, wie in den meisten Ländern Europas sich
finden6); aber diese Werkzeuge haben nichts mit dem Anfange der Bronzezeit zu thun, weil
sie einem viel späteren Theile des Bronzealters angehören. Das Auftreten der Hohlcelte im
südlichen Russland und im Kaukasus7) ist übrigens eher durch einen Einfluss aus den Donau
ländern als aus Sibirien oder anderen Ländern in Asien zu erklären, weil die süd-russischen und
kaukasischen Hohlcelte viel grössere Aehnlichkeit mit den ungarischen und anderen europäischen
als mit den asiatischen haben.
Hiermit will ich jedoch nicht sagen, dass man in der ungarischen Bronzecultur gar keinen
') Montelius, Der Orient und Europa, S. 11. — Iu Bulgarien hat man neuerdings Dolmen kennen
gelernt. Bontscheff, im Correspondenz-Blatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie 1896,
S. 35 (mit 2 Figuren).
s) Montelius, Die Bronzezeit im Orient und in Griechenland, im Archiv für Anthropologie,
Bd. XXI, S. 15. — J. de Morgan, Mission scientifique en Perse, I (Paris 1896).
3) Montelius, im Archiv f. Anthrop., Bd. XXI, S. 16. — Im Kaukasus wie im Donaugebiet findet
man Halsringe = Fig. 94, Spiralringe, deren beide Enden kleine spiralförmige Kegel bilden, Fibeln u. s. w. —
Die im Kaukasus häufigen Spiralornamente sind entweder aus der Balkan-Halbiusel oder direct aus dem östlichen
Mittelmeergebiet gekommen.
4) Von einer mit dem Kaukasus bekannten Person habe ich folgende ganz natürliche Erklärung der Sage
vom goldenen Vliess gehört. Im Kaukasus giebt es noch goldführende Ströme. Um das Gold zu sammeln,
legt man auf den Boden eines solchen Stromes ein Fell mit den Haaren nach oben; das Walser mit dem
GoUUand fliesst darüber, und die kleinen Goldkörner werden von den Ilaaren festgehalten. Wenn das Fell von
einem Widder ist, was wohl häufig vorkommt, hat man auf diese Weise „das goldene Vliess" der Sage.
5) Montelius, im Archiv f. Anthrop., Bd. XXI, S. 16.
") Vergl. S. Müller, Ursprung und erste Entwickelung der europäischen Bronzecultur,
beleuchtet durch die ältesten Bronzefuude im südöstlichen Europa, im Archiv f. Anthrop.,
Bd. XV, S. 354.
7) Zwei im Kaukasus gefundene Gussformen für Hohlcelte beweisen, dass solche Werkzeuge dort ver
fertigt wurden; diese Hohlcelte sind den europäischen sehr ähnlich. Chantre, Le Caucase, I, Taf. III.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 213
Einfluss aus dem Osten spüren kann. Die ungarischen Aexte wie Fig. 19 und Sicheln wie ,
Fig. 513 zeigen eine Aehnlichkeit mit kaukasischen, russischeni) und sibirischen Aexten und
Sicheln (Fig. 514 bis 517), welche nicht zufällig sein ;kann, und welche vielleicht durch eine
'Fig. 513. m beiden Gegenden ausge
übte Einwirkung aus den
alten Culturländern Asiens
zu erklären ist. Dass die
ungarischen Aexte wie Fig.
19 mit den chaldäisch -assy
rischen wie Fig. 332 in der
llauptform übereinstimmen,
haben wir schon gesehen.
Bemerkenswerth ist, dass die
in Ungarn gefundenen Aexte
wie Fig. 19 aus Kupfer oder
zinnarmer Bronze sind und
folglich sehr alt sein müssen.
Solche Formen kommen auch
Bronze. Ungarn. */4. nicht in den vielen reichen
Fig. 514. ungarischen Depotfunden aus
der späteren Bronzezeit vor,
was dagegen mit Sicheln
wie Fig. 513 der Fall ist.
Einen anderen Beweis
für den Einfluss aus dem
russisch - sibirischen Gebiet
hat man in den europäischen
Speerspitzen mit zwei Aus
schnitten im Blatt, oder mit
zwei Oesen am oberen Theile
der Tülle, zu finden ge
glaubt 2). Dies kann aber
nicht richtig sein. Speer
spitzen mit solchen Aus
Bronze. Kaukasus. %.
schnitten kommen in der
ältesten griechischen Bronzezeit, „der prämykenischen Periode", vor (Fig. 391). Mehr oder
minder ähnliche Speerspitzen von Bronze mit zwei Ausschnitten oder kleineren Löchern im
Blatt oder mit zwei kleinen Oesen — welche Oeffnungen bisweilen nur rudimentär sind —
') Solche Bronzeäxte wie Fig. 516 und 517 kommen niiht nur im südlichen und mittleren Russland,
sondern auch in den alten polnischen Provinzen vor. Eine in Lithauen gefundene Axt dieser Form gehört
dem Nationalmuseum zu Stockholm an; sie scheiut aus Kupfer oder zinnarmer Bronze zu sein.
*) S. Müller, a. a. 0.
28
214 Oscar Montelius,
Fig. 515. Fig. 516. Fig. 517. Fig. 518. Fig. 521. Fig. 522.
Bronze. Ungarn. '/,. Bronze. Ungarn. '/s. Bronze. England. V4. Bronze. Holstein. 3/4. Bronze. Irland. '/,.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord -Deutschland etc. 215
finden sich (Fig. 518 bis 524) im östlichen Russland und Ungarn J), in Süd -Italien mit
Sicilien 2) und auf den Britischen Inseln 3). Die griechischen sind aber die ältesten , weil sie
keine Tülle haben; sie sind directe Nachbildungen der Speerspitzen von Stein und waren in
derselben Weise wie diese in dem Schaft durch Umbinden befestigt, Die anderen europäischen
wie die sibirischen haben aber eine Tülle. Die natürliche Erklärung ist daher, dass diese Form
in dem östlichen Mittelmeergebiet entstanden ist und in verschiedenen Richtungen sich ver
breitet hat: nach den Donauländern und Russland, wie nach Italien und West-Europa.
In diesem Falle können wir also lieber von einem europäischen Einfluss im russisch
sibirischen Gebiet sprechen als umgekehrt. Und der Zusammenhang, den wir einerseits zwischen
Assyrien, Persien, Armenien und den Kaukasusländern , andererseits zwischen diesen Ländern
und dem russisch - sibirischen Gebiet verfolgen können, ist von grosser Bedeutung, weil das
sibirische Gebiet seinerseits in Verbindung mit China stand4). Im südlichen Asien kann man
sich ebenfalls eine Verbindung zwischen dem chaldäisch - assyrischen Gebiet, Indien und China
schon in alten Zeiten denken, durch welche die Kenntniss des Kupfers und der Bronze von einem
Lande zum anderen sich verbreiten konnte.
Es ist also wahrscheinlich, dass die Entdeckung des Kupfers und die Erfindung der
Bronze nur einmal in Asien geschehen ist. Von Asien kam die Kenntniss dieser Metalle
nach Afrika und Europa.
Ist sie auch nach Amerika von Asien gekommen? Oder ist die amerikanische Kupfer- und
Bronzecultur eine selbstständige?
In Nordamerika, hauptsächlich in der Gegend des Oberen Sees, existirte in der vor -euro
päischen Periode eine Kupfercultur mit zahlreichen, aus gediegenem Kupfer gehämmerten
Arbeiten5). In Mexico und Peru hat man das Kupfer zu schmelzen und zu giessen gelernt;
dort lebte man sogar, bei der Ankunft der Europäer, in voller Bronzecultur6).
Dass die in der Nähe des Oberen Sees wohnenden Völker selbstständig gelernt haben das
gediegene Kupfer zu hämmern, ist höchst wahrscheinlich.
') J. R. Aspelin, Antiquites du Nord Finno-Ougrien (Helsingfors 1877 bis 1884), Fig. 250 (Wiatka);
unsere Fig. 518. — In Ungarn sind auch Spuren von diesem Typus gefunden worden; die Ausschnitte sind aber
nicht offen, sondern beim Guss mit Bronze gefüllt: Fig. 519 und Hampel, Alterthümer der Bronzezeit
in Ungarn, Taf. XXVI, Fig. 1 (gefüllte Ausschnitte derselben Form, wie in der Speerspitze von Wiatka;
vergl. Fig. 6). Eine Speerspitze mit zwei gefüllten Oesen ist abgebildet ebenda, Fig. 4 (unsere Fig. 520). —
Eine Speerspitze mit zwei Ausschnitten im Blatt ist vielleicht in der Schweiz gefunden; Anzeiger für
schweizerische Alterthumskunde 1868, Taf. II, Fig. 2, S. 14.
*) Notizie degli Scavi di Autichita 1888, Taf. XV, Fig. 11 (mit zwei kleinen, runden Löchern; aus
der Gegend von Sibari).
. s) Evans, Bronze Implements, S. 321 bis 337. — Aus England sind ein Paar solche Speerspitzen nach
Holstein gekommen; Fig. 525 und Lindenschmit, Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit,
Bd. TV, Taf. 34, Fig. 1.
4) Worsaae, Des äges de pierre et de bronze dans l'aneien et le nouveau monde, in den
Mém. Soc. B. des Antiqu. du Nord 1880, S. 190. — P. Reinecke, Ueber einige Beziehungen der
Alterthümer Chinas zu denen des skythisch-sibirischen Völkerkreises, in der Zeitschr. f.
Ethnologie, Jahrg. XXIX (1897), S. 141.
5) E. Schmidt, Vorgeschichte Nordamerikas im Gebiet der Vereinigten Staaten (Braun-
schweig 1894), S. 45 f.
") Montelius, Die Kulturentwickelung Amerikas im Vergleich mit derjenigen der alten
Welt, im Compte-rendu du Congres international des Americanistes, 10mo session, Stockholm
1894 (Stockholm 1897), S. 2.
28*
216 Oscar Montelius,
Ist aber auch die Bronze in Mexico und Peru durch eine selbstständige Erfindung zu
erklären ? Wie ich schon bei dem amerikanischen Congresse in Stockholm 1894 erklärt habe l),
bin ich der Meinung, dass diese Frage wahrscheinlich mit Ja beantwortet werden muss.
Es liegt nämlich kein Grund vor anzunehmen , dass die Bronzecultur Mexicos und Perus
durch Jahrtausende gedauert hat. Die Bronzezeit Aegyptens und der anderen orientalischen
Culturländer war aber schon drei tausend Jahre vor der spanischen Eroberung Amerikas zu
Ende, und das Bronzealter Chinas kann jedenfalls nicht viel länger gedauert haben, als dasjenige
des westlichen Asiens. Wenn wir die Bronzeperioden der neuen und der alten Welt be
trachten, haben wir es folglich nicht mit gleichzeitigen Erscheinungen zu thun. Die localen Ent
fernungen sind auch ebenso gross, wie der Zeitabstand. Ueber die Beringsstrasse kann wohl das
nordöstliche Asien früh im Verkehr mit dem nordwestlichen Amerika gestanden haben. Aber
China wie Mexico liegen von der Beringsstrasse weit entfernt, und in den Zwischenländern findet
man kaum Spuren von einer Bronzecultur.
enthielt 99,66 Proc. Kupfer nebst Spuren von Zinn und Blei; die Analyse der zweiten
ergab 99,87 (!) Proc. Kupfer. — Mertins, a. a. O., S. 345, Fig. 3 und 4.
S. 10. Drei ganz flache Kupferäxte, die früher nicht bekannt waren, habe ich neuerdings
gesehen: zwei waren in Schleswig -Holstein und die dritte in Dänemark gefunden. —
Die ganze Anzahl jetzt aus Nord-Deutschland und Skandinavien nachweisbarer Aexte dieser
Art beträgt folglich mindestens 60.
S. 12. Am Galgenberge in der Nähe des Dorfes Ottwitz, Kr. Strehlen, in Schlesien ist die
hier (Fig. 529) abgebildete Axt gefunden worden. Sie besteht aus 99,87 (!) Proc.
Kupfer und hat ein Gewicht von 1162 g. — Am Galgenberge „sind auch eine Anzahl
Gräber aufgedeckt worden , in denen die Leichen in hockender Lage beigesetzt waren.
Nach den beigegebenen Urnen und zwei Metallnadeln zu urtheilen, gehören dieselben
dem Beginne der Metallzeit au". — Mertins, a. a. 0., S. 351, Fig. 14.
S. 12. Nach einer Photographie gebe ich hier (Fig. 530) eine neue Zeichnung der Fig. 21
abgebildeten, bei Dahlem in Hannover gefundenen grossen Kupferaxt; vergl. Fig. 283
und die nachträgliche Bemerkung dazu hier unten.
S. 13, Fig. 23 und 24. Zwei Steinäxte dieser Form sind Fig. 252 und 472 abgebildet. Die
eine ist in Schlesien, die andere in Italien gefunden. In Böhmen kommen auch, wie oben
bemerkt, ähnliche Steinäxte vor. — Vergl. Fig. 280 (Schweden) und 281 (Dänemark).
S. 15, Nr. 3. Die Doppelaxt von Börssum gehört dem Lehrer L. Knoop in Börssum an und
ist abgebildet von Th. Voges, Bronzen aus dem nördlichen Theile des Landes
Braunschweig und den angrenzenden Gebieten, in Beiträge zur Anthropolo
gie Braunschweigs. Festschrift zur 29. Versammlung der Deutschen anthro
pologischen Gesellschaft zu Braunschweig im August 1898, Taf. IV,
Fig. 1.
S. 15, Nr. 14. Eine Doppelaxt, derselben Form wie Fig. 28, ist in der Rheingegend, wahr
scheinlich in Hessen, gefunden worden. Die Axt, welche sich in Privatbesitz befindet,
hat Kupferfarbe und ist in derselben Weise wie Nr. 10, 11 und 13 mit eingehauenen,
in Winkel gestellten Linien verziert; Gewicht 1049g (freundliche Mittheilung von Herrn
Dr. Koehl in Worms).
S. 18. Eine Doppelaxt ist auf einem geschnittenen, aus der prämykenischen Periode stammen
den Stein aus Kreta abgebildet (Fig. 396 b).
S. 20. In dem Garten zu Makau , Kr. Ratibor, in Schlesien wurde „ein Thongefäss nebst
Scherben und zwei flachen Spiralen (Fig. 531 bis 533) mit einigen Bruchstücken davon
gefunden. Das Gefäss stand im Sandboden und enthielt nur dunkle Erde. Die
Scherben sollen einer langhalsigen Urne angehört haben". Eine Untersuchung der
grösseren Spirale hat ergeben, dass sie aus Kupfer mit geringen Verunreinigungen
durch Eisen und Sandtheilchen besteht. — Mertins, a. a. O., S. 354, Fig. 15 bis 17.
S. 22 und 23. Die Analysen von den bei Glogau, Wirrwitz und Piltsch in Schlesien gefun
denen Aexten sind jetzt von Mertins, a. a. O., S. 354 f., mitgetheilt. Die Axt von
Glogau enthielt auch Spuren von Eisen, Zink und Nickel und diejenige von Piltsch
etwas Arsen und Antimon.
218 Oscar Montelius,
S. 23, Nr. 15 und 16. Zwei zum Funde von Scheitnig (Nr. 11) gehörende Aexte mit niedrigen
Seitenrändern und Andeutungen von Rast ergaben 98,6 Proc. Kupfer nebst geringen
Mengen von Zinn und Blei. — Mertins, a. a. O., S. 356.
S. 23, Nr. 17. Eine zum Funde von Weisdorf (Nr. 13) gehörende Axt mit massig entwickelten
Seitenrändern enthielt 96,30 Proc. Kupfer, 2,90 Proc. Zinn und 0,80 Proc. Silber. Die
Schneide ist mehr als doppelt so breit wie das Bahnende. — Mertins, a. a, O., S. 357.
Kupfer.
Dahlem, Hannover.
S. 23, Nr. 18. Eine in der Nähe von Elbing gefundene Axt mit niedrigen Seitenrändern
wurde von Helm analysirt. Sie enthielt: 90,99 Proc. Kupfer, 3,34 Proc. Zinn, 2,02 Proc.
Blei, 0,28 Proc. Eisen, 1,53 Proc. Antimon, 0,95 Proc. Nickel, 0,89 Proc. Schwefel und
Spuren von Kobalt (Verhandl. d. Berl. Anthropol. Ges. 1897, S. 125, Fig. 2). —
Der hohe Antimongehalt ist, wie Helm bemerkt, auffällig.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 219
S. 26. Sehr alte Bronze- (oder Kupfer-) Dolche mit breiten, flachen Griftznngen ohne Niet
löcher kommen in Nord - Deutschland und Böhmen vor (Fig. 103 und 271). Sie sind,
wie schon oben bemerkt, offenbar Nachbildungen der Feuersteindolche mit ähnlichen
Griffzungen (vergl. Fig. 480).
S. '27. Schwertstäbe aus Kupfer oder zinnarmer Bronze mit Ueberresten des hölzernen Schaftes
sind im südöstlichen Spanien gefunden worden (Fig. 534 und 535). H. und L. Siret,
Les premiers äges du metal dans le Sud-Est de l'Espagne, Taf. 32. —
Schwertstäbe sind in nord-italienischen Felsenzeichnungen (Fig. 499) abgebildet.
Fig. 534.
Fig. 635.
Kupfer. Spanien.
S. 28, Nr. 20. Der Schwertstab von Langenstein gehört jetzt dem Herzoglichen Museum zu
Braunschweig an. Er ist abgebildet von Voges, a. a. O., Taf. IV, Fig. 4.
S. 31. Zwei Kurzschwerter mit Bronzegriffen, ungefähr derselben Art wie Fig. 75, sind in
Hessen und bei Parsberg, Pfalz, gefunden worden. — J. Naue, Prähistorische
Schwerter (München 1885), Taf. III, Fig. 5, und Taf. IV, Fig. 4 (mit Spiralornamenten).
S. 31, Zeile 17. Das Wort „punktirten" fällt weg.
S. 33, Note 3. Ein in Böhmen gefundenes geschlossenes Armband dieser Art ist in Fig. 254
abgebildet.
S. 35. Im folgenden Verzeichniss der aus der ersten Periode stammenden Funde sind nur die
jenigen aus der ersten Periode der eigentlichen Bronzezeit besprochen. Einige Depot-
und Grabfunde aus der Kupferzeit sind oben erwähnt: Bythin, Fig. 2 u. 3, Skarbnice
und Cujavien (Archiv f. Anthropologie, Bd. XXV, S. 462), Makau (hier oben im
Nachtrage) u. s. w.
220 Oscar Montelius,
S. 35. Bei Daber, Kr. Deutsch - Crone , in Westpreuesen , sind zwei Bronzeschwerter (Fig. 74)
zusammen gefunden worden. Die Klingen sind 36,5 und 36,6 cm lang. — Museum für
Völkerkunde zu Berlin. Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in West-
preussen, S. 8, Taf. I, Fig. 8.
S. 36. Nr. 3, c. Die zwei „Dolche" von Granowo sind eher als Kurzschwerter zu bezeichnen,
weil die Klingen, deren Spitzen jetzt fehlen, ursprünglich wenigstens 40 cm lang waren.
Beide Watfen sind der Fig. 74 ähnlich.
S. 36. Nr. 4, c. Der Dolch von Poln. Presse ist Fig. 61 abgebildet.
S. 37. Analysen von mehreren Gegenständen aus den Funden von Glogau, Scheitnig, Wirr
witz, Weisdorf und Piltsch sind von Mertins, a. a. 0., S. 354 f., mitgetheilt worden.
S. 40. Bei Karschau, Kr. Nimptsch, in Schlesien, ist eine Axt mit Seitenrändern und stark
ausgeschweifter Schneide sammt einem Hammer (= Fig. 83), beide aus Bronze, gefunden
worden; vielleicht sind sie als Reste eines grösseren Depotfundes anzusehen. — Museum
zu Breslau. Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. VI, S. 172.
Bd. XXVI.
S. 41. Bei Dretzel, unweit Genthin (östlich der Elbe), in der Provinz Sachsen, wurden drei
Dolche, wie Fig. 134, aber mit glatten Griffen, ohne jede Verzierung, im Torf gefunden.
„Zwei der Dolche sind anscheinend ganz aus Kupfer; der dritte hat einen Griff aus
Kupfer und eine Klinge aus Bronze." — Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ges. 1884,
S. 254, mit Abbildung.
S. 48. Nr. 41, c (Stubbendorf). Ein Dolch ist abgebildet von Lin denschmit, Alterthümer
unserer heidnischen Vorzeit, II, 11, Taf. 3, Fig. 6.
S. 62. In einem grossen Steinkistengrabe bei Skarbnice, unweit Znin in Posen, wurde eine
spatelförmige Bronzeaxt (wie Fig. 92 und 224) nebst einer flachen Axt und ein paar
anderen Gegenständen von Bronze, zwei goldenen „Ohrringen", sammt einer flachen
Scheibe von Bernstein und einigen rohen Stückchen Bernstein gefunden. — Koehler
und Erzepki, Album, Taf. XVII, Fig. 8 bis 12. — Bemerkenswerth ist, dass eine
andere spatelförmige Bronzeaxt ebenfalls in einem Steinkistengrabe gefunden wurde
(Grabfund Nr. 70, bei Carthaus in Westpreussen).
S. 62. Bei Schwarza, Kr. Schleusingen (nordöstlich von Meiningen), Reg. -Bez. Erfurt, soll der
Fig. 272 abgebildete Bronzedolch mit Bronzegriff nebst einer Bronzeaxt mit niedrigen
Seitenrändern in einem Grabhügel gefunden worden sein. — Museum zu Meiningen.
S. 62. In einer „kleinen Erhöhung auf der Mittagseite des hohen Petersberges" bei Halle
entdeckte man im Jahre 1827 ein von vier aufrecht stehenden Steinplatten gebildetes
und mit einer Steinplatte bedecktes Grab, von 3^2 Fuss Länge, l3/4 Fuss Breite und
Fuss Tiefe. In diesem Grabe befand sich ein sitzendes Skelet nebst mehr als
250 Perlen von Perlmutter, acht kleinen kupfernen Spiralen u. s. w. — Fr. Kruse,
Deutsche Alterthümer, Bd. II, Heft VI (Halle 1828), S. 97, Taf. III.
Einige andere Gräber, welche vielleicht hierher gehören, sind von Götze in seiner
Arbeit: Die Gefäss formen und Ornamente der neolitischen schnur
verzierten Keramik im Flussgebiete der Saale (Jena 1891), S. 12 f., erwähnt.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 221
Bronze.
Spanien. */,.
S. 90. Solche Ornamente wie Fig. 247 bis 249 finden wir in sehr alten Zeiten nicht nur in
den Ländern der nördlichen Balkanhalbinsel (Fig. 422 bis 424), sondern auch auf Cypern
(Fig.f373 und 374) und in Aegypten , (Fig. 359 bis 361). — Das schachbrettähnliche
Ornament kommt auch in der neuen Welt vor (Fig. 536). Dies Motiv ist offenbar durch
Nachbildung eines geflochtenen Korbes oder eines primitiven Gewebes entstanden,
wie das in Nord-Italien gefundene Bruchstück von Thon es deutlich zeigt (Fig. 537). —
Das Rhomben-Ornament (Fig. 249) ist ebenfalls durch Nachbildung eines Gewebes ent
standen. Vergl. Perrot und Chipicz, Histoire de l'art dans l'antiquite,
Bd. I, Taf. XIV.
S. 106. Bei Liblice in Böhmen ist ein Bronzedolch (B) mit triangulärer Klinge und Bronzegriff
gefunden worden. Museum zu Prag.
S. 107. Ein in Irland gefundener Bronzedolch mit triangulärer Klinge und Bronzegriff ist in
29
222 Oscar Montelius,
Fig. 538 abgebildet. Klinge und Griff sind von den italienischen verschieden. —
Evans, Bronze Implements, Fig. 291.
S. 107. Das Kurzschwert von Dettum in Braunschweig ist von Voges, a. a. O-, Taf. IV,
Fig. 3, abgebildet.
S. 113. Ueber den Handelsweg von der Donau in das Elbethal, siehe H. Richly, Prä
historische und frühgeschichtliche Verbindungen zwischen dem südlichen
Böhmen und der Donau, in den Mittheilungen der Anthropologischen Ge
sellschaft in Wien, XXIX (Wien 1899), S. 85 f.
S. 115, Fig. 283. Eine ähnliche Kupferaxt ist bei Oberwil, Canton Aargau, in der Schweiz
gefunden worden. — Antiqua 1885, S. 104, Taf. XXII, Fig. 1.
S. 122. Kleine Bruchstücke der Ringe von Bjaerge auf Seeland und Oglunda in Westgothland
sind von Herrn Lector Särnström analysirt worden. Der schwedische Ring enthielt
„sehr viel Zinn", der dänische dagegen „sehr wenig". Zu quantitativen Analysen reichte
das Material nicht aus.
S. 128. Eine bei Hohenaspe in Holstein gefundene kurze Schwertklinge (Fig. 539) ist, wie die
italienischen, mit einer Reihe kleiner Dreiecke oben am Griff verziert. — Gefällige Mit
theilung von Herrn Dr. Splieth in Kiel. Vergl. oben Grabfunde, Nr. 84 und 85.
S. 145. Vor mehreren Jahren habe ich nachgewiesen, dass die Aegypter erst um 1500 vor Chr.
das Eisen kennen gelernt haben (Bronsäldern i Egypten, in Ymer 1888, und
L'äge du Bronze en Egypte, in L' Anthropologie 1890). Jetzt sehen wir, dass
die Aegypter des alten Reiches nur das Kupfer und höchstens die zinnarme Bronze
kannten. Die grossen Pyramiden sind also von einem Volke gebaut, das weder Eisen,
noch die eigentliche Bronze, nur Werkzeuge von Stein und Kupfer (vielleicht von zinn
armer Bronze) hatte.
S. 177. In Frankreich sind einige Bronzen gefunden worden, welche dieselbe Form wie der
Fig. 428 abgebildete Kolben- oder Scepterkopf und wahrscheinlich eine ähnliche Be
stimmung gehabt haben. Sie sind hohl und reich ornirt, im Style der Bronzezeit. Das
Fig. 540 abgebildete Exemplar wurde bei Rochetaillee im Departement Drome —
nebst einer Axt (mit Schaftlappen) und einem Cylinder mit hängenden Ringen, alles von
Bronze, — gefunden. Mate'riaux pour l'histoire de l'homme 1887, S. 311, Fig. 26.
S. 191. In Spanien (Fig. 541) kommen auch solche Bronzeäxte wie die klein - asiatischen
(Fig. 346) und die süd-italienischen (Fig. 473, 474) vor. — Siret, in der Revue des
questions scientifiques 1893, S. 558, Fig. 291.
S. 202. Auf der kleinen Insel Pantelleria, zwischen Tunis und Malta, hat man neuerdings Gräber
derselben Art untersucht. Sie werden vom Volke „Sesi" genannt. Ein Sese ist ein
runder Steinhügel mit zwei oder mehreren kleinen, runden, gewölbten Kammern; zu jeder
Kammer führt ein längerer oder kürzerer Gang. Alles ist von unbehauenen Steinen
erbaut. In den Kammern findet man, falls sie nicht schon ausgeraubt sind, Menschen
skelette, kleine Werkzeuge von Obsidian und primitive Thongefässe. — P. Orsi, Pan
telleria, in Monumenti antichi pubblicati per cura della R. Accademia dei
Lincei, IX, Sp. 449 folg.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord -Deutschland etc. 223
Ein Resultat dieser Untersuchung ist also, dass wir für die jüngere Steinzeit und die
älteste Bronzezeit in Skandinavien und Nord-Deutschland folgendes Schema erhalten:
Jüngere Steinzeit.
Periode 1. Keine Grabkammern von Stein. — Kein Metall.
Periode 2. Dolmen (Dösar) und Gräber ohne Stein wände. — Kein Metall.
Periode 3. Ganggräber und Gräber ohne Steinwände. — Das erste Auftreten des
Kupfers.
Periode 4. Steinkisten und Gräber ohne Steinwände. — Kupfer.
Bronzezeit.
Periode 1.Aeltere Abtheilung. Hauptsächlich zinnarme Bronze. — Keine Schwer
ter, keine Speerspitzen mit Tülle.
Periode 1. Jüngere Abtheilung. Zinnreiche Bronze. — Kurzschwerter. Am Ende
der Periode: längere Schwerter und Speerspitzen mit Tülle.
Die Kupferzeit fällt folglich mit der 3. und 4. Periode der jüngeren Steinzeit zusammen.
Das erste Auftreten des Kupfers in den südlichen Gegenden des nordischen Gebietes um
oder kurz nach 2500 vor Chr.
Das erste Auftreten der anfangs zinnanuen Bronze in denselben Gegenden um oder kurz
nach 2000 vor Chr.
29*
224 Oscar Montelius,
Fig. 25. Steinaxt. Schweden. — Nach dem Original im Nationalmuseum zu Stockholm (vergl.
Montelius, Antiquites suedoises, Fig. 98).
Fig. 26. Kupferaxt. Ketzin an der Havel. — Verhandl. d. Berl. Anthrop. Gesellschaft 1891,
S. 457, Fig. 1.
Fig. 27. Kupferaxt. Börssum, unweit Wolfenbüttel. — Voges, in den Nachrichten über deutsche
Alterthumsfunde 1897, S. 41.
Fig. 28. Kupferaxt. Fridolsheim in der Pfalz; „in einer Urne auf dem Feuerberge " gefunden. —
Lindenschmit, Die Alte rthümer unserer heidnischen Vorzeit, I, 1, Taf. III, Fig. 8.
Fig. 29. Kupferaxt. Petersberg bei Halle. — Much, Die Kupferzeit in Europa, S. 80, Fig. 42.
Fig. 30. Kupferaxt. Altenburg in Anhalt. — Photographisches Album der prähistorischen
und anthropologischen Ausstellung zu Berlin 1880, Bd. IV, Taf. XVII.
Fig. 31. Kupferaxt. Pfahlbau bei Locras (Lüscherz) im Bieler See, Schweiz. — Verhandl. d. Berl.
Anthrop. Gesellschaft 1879, S. 336, Taf. XVII, Fig. 2.
Fig. 32. Steinaxt. Pfahlbau bei Locras im Bieler See, Schweiz. — Materiaux pour l'histoire de
l'homme 1879, Taf. II, Fig. 14, S. 58.
Fig. 33. Steinaxt. Laugeron im Departement Nievre. — Nach dem Original.
Fig. 34. Steinaxt. Hove, unweit Brighton, England; in einem eichenen Sarge mit einem Skelet,
einer Tasse von Bernstein und einem Dolche von Bronze oder Kupfer gefunden. —
J. Evans, The ancient Stone Implements of Great Britain (2. Auflage), S. 186,
Fig. 119.
Fig. 35. Steinaxt. Södermanland. — Nach dem Original im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 36. Steinaxt. Unweit Trelleborg, Schonen. — Antiquites suedoises, Fig. 39.
Fig. 37. Steinaxt. Pfahlbau bei Czeszewo, Posen. — Munro, a. a. 0., Fig. 98.
Fig. 38. Axtförmige Berusteinperle. Jütland (nicht Bornholm). — Worsaae, Nordiske Oldsager,
Fig. 91 (vergl. Vedel, Bornholms Oldtidsminder og Oldsager, S. 7 u. 11, Fig. 12).
Fig. 39. Axtförmiger Hängezierrath von Knochen. Ganggrab bei Falköping, Westgothland. — Nach
dem Original im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 40. Bronzeaxt. Epirus. — Nach dem Original im Museum zu Trieste.
Fig. 41. Bronzeaxt. Akropolis, Athen (grosser Depotfund). — Montelius, im Kongl. Vitterhets
Historie och Antiqvitets Akademiens Milnadsblad 1889, S. 52, Fig. 5.
Fig. 42. Bronzeaxt. Acarnanien. — Worsaae, in den Mem. de la Soc. des Antiquaires du
Nord 1880, S. 230, Fig. 1.
Fig. 43. Bronzeaxt. Cypern. — A. Palma di Cesnola, Salaminia, Taf. III, Fig. 11.
Fig. 44. Axt von Kupfer (oder Bronze). Ungarn. — Nach dem Original im Museum zu Zürich.
Fig. 45. Axt (?) von Bronze. Caix, im Departement Somme (Depotfund). — Mortillet, Musee
prehistorique, Fig. 1129.
Fig. 46. Axt (?) von Bronze. Madriolo , unweit Cividale, Italien. — Montelius, La civilisation
primitive en Italic, Taf. 34, Fig. 15.
Fig. 47. Stierkopf mit Doppelaxt, aus Goldblech. Mykenae (Schachtgrab). — Schliemann, Mykenae,
Fig. 329.
Fig. 48 u. 49. Votiväxte von Bronze. Olympia. — S. Müller, in Aarböger for nordisk Old-
kyndighed 1882, S. 329, Fig. 32 u. 33.
Fig. 50. Abbildung von Jupiter Dolichenus, in Relief auf einer Bronzetafel dargestellt. Kömlöd im
Tolnaer Comitate, Ungarn. — Seidl, Ueber den Dolichenus - Cult , in den
Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften, philos.-histor. Classe,
Bd. XII (Wien 1854), S. 36, Taf. III, Fig. 1.
Fig. 51 bis 54. Aexte von sehr zinnarmer Bronze. Schonen (verschiedene Localitäten). — Montelius,
in Svenska Fornminnesföreningens tidskrift, Bd.VIII, S. 214bis218, Fig. 6 bis 9.
Fig. 55. Axt von zinnarmer Bronze. Schonen. — Ebenda, S. 219, Fig 10.
Fig. 56. Bronzeaxt. Hütten bei Eckernförde, Schleswig. — Kröhnke, Chemische Unter
suchungen an vorgeschichtlichen Bronzen Schleswig-Holsteins, S. 20, Nr. 37.
Fig. 57. Axt von zinnarmer Bronze. Umgegend von Lübeck. — Ebenda, S. 15, Nr. 26.
Fig. 58. Bronzeaxt. Stevning, Schleswig. — Ebenda, S. 18, Nr. 35.
226 Oscar Montelius,
Fig. 59. Bronzeaxt. Herrenhausen bei Hannover. — Lindenschmit, a.a.O., I, 4, Taf. II, Fig. 1 u. 2.
Fig. 60. Dolch; Klinge von Feuerstein; Griff von Holz, mit Binsen oder Weide umwickelt. Pfahlbau
bei Fenil (Vinelz) im Bieler See, Schweiz. — Munro, a. a. 0., Fig. 7:11.
Fig. 61. Dolch; Klinge und Griff von Bronze. Poln. Presse, Posen (Depotfund Nr. 4). — v. Jazd-
zewski und Erzepki, Posener archäologische Mittheilungen, Taf. IX, Fig. 1,
S. 28.
Fig. 62. Dolch; Klinge und Griff von Stein. Lögow, unweit Neu-Ruppin, Brandenburg. — Verhandl.
d. Berl. Anthrop. Gesellschaft 1874, S. 165, Taf. XI, Fig. 3.
Fig. 63 u. 64. Dolche; Klingen und Griffe (Fig. 64 theilweise) von Bronze. Gauböckelheim , Rhein
hessen ; mit drei anderen Bronzedolchen gefunden. — Lindenschmit, a. a. 0., I, 2,
Taf. IV, Fig. 3 und 4.
Fig. 65 bis 68. Unterer Theil von den Griffen der Bronzedolche Fig. 133, 104 (eine Niete fehlt),
63 und 74.
Fig. 69. Schwertstab von Bronze. Bethkenhammer bei Jastrow, Westpreussen. — Nach dem Original
im Museum für Völkerkunde zu Berlin. Vergl. Bastian und Voss, Die Bronze
schwerter des königl. Museums zu Berlin, Taf. VI, Fig. 6.
Fig. 70. Schwertstab von Bronze. Junzewo, Posen. — Nach dem Original im Museum zu Bromberg.
Fig. 71. Schwertstab von Bronze. Umgegend von Wernigerode. — Lindenschmit, a. a. 0., III, 6,
Taf. I, Fig. 9.
Fig. 72. Schwertstab, ganz von Bronze. Trieplatz, Brandenburg; mit einem . anderen Schwertstab
gefunden. — Verhandl. d. Berl. Anthrop. Gesellschaft 1876, Taf. V, Fig. 2, S. 18.
Fig. 73. Schwertstab, ganz von Bronze. Stubbendorf, Mecklenburg-Schwerin (Depotfund Nr. 41). —
Lindenschmit, a. a. 0., III, 6, Taf. I, Fig. 6.
Fig. 74. Knrzschwert; Klinge und Griff von Bronze. Daher, Westpreussen; mit einem ähnlichen
Schwert gefunden. — Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in der Provinz
Westpreussen, Taf. I, Fig. 8, S. 8. Unsere Figur ist in '/4 (nicht der natürlichen
Grösse gezeichnet.
Fig. 75. Schwert; Klinge und Griff von Bronze. Angeblich in Macedonien, ohne Zweifel aber in
Deutschland gefunden. — Bastian und Voss, Die Bronzeschwerter des königl.
Museums zu Berlin, Taf. XII, Fig. 4, und Taf. XIII, Fig. 1.
Fig. 76. Spiralarmring von zinnarmer Bronze. Jessen, Königreich Sachsen (Depotfund Nr. 16; siehe
Fig. 95 bis 102). — Nach dem Original im Museum zu Dresden.
Fig. 77. Armband von Bronze. Neu-Bauhof, Mecklenburg-Schwerin (Depotfund Nr. 43). — Linden
schmit, a. a. 0., II, 1, Taf. II, Fig. 5.
Fig. 78. Halsschmuck von sechs Bronzeringen. Schussenried , Württemberg. — Photogr. Album
d. Ausstellung zu Berlin 1880, VII, Taf. 18.
Fig. 79. Halsschmuck von sechs Bronzeringen. Stammham am Inn. — Monatsschrift des Histo
rischen Vereins von Oberbayern, V (1896), Nr. 3, S. 43.
Fig. 80. Halsschmuck von sieben Bronzeringen. Tinsdahl, Holstein (Depotfund Nr. 48). — Mestorf,
Vorgeschichtliche Alterthümer aus Schleswig-Holstein, Fig. 303.
Fig. 81. Halsschmuck von Bronze. Blankenburg, Brandenburg (Depotfund: mit zwei Spiralarmringen,
Fig. 128, etc.). — Photogr. Album d. Ausstellung zu Berlin 1880, III, Taf. I u. II.
Fig. 82. Thongefäss. ) Woyciechowo, Posen (Depotfund Nr. 1). — Nach den Originalen im Museum
Fig. 83. Bronzeaxt. ) zu Bromberg.
Fig. 84. Bronzemeissel. | Wonsosz, Posen (Depotfund Nr. 2). — Nach den Originalen im Museum
Fig. 85. Ohrgehänge aus \ zu Bromberg. Vergl. Jahrbuch der Historischen Gesellschaft
Goldblech. J für den Netzedistrict zu Bromberg 1892, S. 108, Taf. I.
Fig. 86. Schildförmiger Gegenstand von Bronze, mit weissem Metall belegt. Punitz, Posen (Depot
fund Nr. 7). — Nach dem Original im Museum zu Posen.
Fig. 87. Armband von Bronze. Glogau, Schlesien (Depotfund Nr. 9). — Mertins, Depotfunde der
Bronzezeit in Schlesien, in Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, VI, S. 296.
Fig. 88. Bronzeaxt. 1 Gurkau, Schlesien (Depotfund Nr. 10). — Nach den Originalen im Museum
Fig. 89. Bronzekette. J für Völkerkunde zu Berlin.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 227
Fig. 90. Bronzearmring. Scheitnig, Schlesien (Depotfund Nr. 11). — Martins, a. a. 0., S. 309.
Fig. 91 bis 93. Bronzeäxte. I piUach Scnle8ien (Depotfund Nr. 14). — Mertins, a. a. 0., S. 314.
i ig. 94. Bronzehalsrmg. J
Fig. 95 und ^, Aexte, | ^9 TOn zinnarmer Bronze. Jessen, Königreich Sachsen (Depotfund Nr. 1 6 ;
\. I siehe Fig. 76). — Nach den Originalen im Museum zu Dresden.
Fig. 98 bis 102. Rmge, J 6 ' 8
Fig. 103 und 104. Dolche, ganz von Bronze. Neuenheiligen, Prov. Sachsen (Depotfund Nr. 17). —
Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde, Taf. XVIII, Fig. 3 u. 4
(Fig. 104 nach dem Original im British Museum).
Fig. 105. Axt von Gold.
Fig. 106. Armband von Gold. Merseburg, Provinz Sachsen (Depotfund Nr. 18). — Nach den
Fig. 107. Ring von Gold. Originalen im Museum für Völkerkunde zu Berlin.
Fig. 108. Ring von goldhalt. Silber.
Fig. 109 bis 111. Bronzeäxte. Bennewitz, Provinz Sachsen (Depotfund Nr. 21). — Verhandl. der
Berl. Anthrop. Gesellschaft 1879, S. 444.
Fig. 112 bis 114. Bronzene Nieten in Schwertstabklingen. 1 Gross -Schwechten, Prov. Sachsen (Depot-
Fig. 115 bis 118. Bronzene Schwertstabklingen. 1 fund Nr.' 24). — 14. Jahresbericht
Fig. 119. Bronzener Beschlag eines Schwertstabgrifies. J des Altmärkischen Vereins, S. 4.
Fig. 120 und 121. Bronzeäxte. Kläden, Prov. Sachsen (Depotfund Nr. 25). — Photogr. Album
der Ausstellung zu Berlin 1880, VI, Taf. XII.
Fig. 122. Bronzene Dolchklinge. | Beitzsch, Brandenburg (Depotfund Nr. 29). — Nach den Originalen
Fig. 123. Bronzehelm. J im British Museum.
Fig. 124 bis 126. Bronzene Spiralringe. Klein - Mantel , Neumark (Depotfund Nr. 35). — Nach
richten über deutsche Alterthumsfunde 1895, S. 9.
Fig. 127. Bronzeaxt. Babbin, Hinter -Pommern (Depotfund Nr. 38). — Photogr. Album d. Aus
stellung zu Berlin 1880, II, Taf. XXI und XXII.
Fig. 128. Spiralarmring von Bronze. Blankenburg (siehe Fig. 81).
Fig. 129. Spiralfingerring von Gold. | Hinrichshagen, Mecklenburg -Strelitz (Depotfund Nr. 40). —
Fig. 130. Bronzearmring. i Verhandl. der Berl. Anthrop. Gesellschaft 1886,
Fig. 131. Bronzenadel. j S. 433.
Fig. 132 = Fig. 73.
Fig. 133 und 134. Bronzedolche. Malchin, Mecklenburg -Schwerin (Depotfund Nr. 42). — Fride-
rico-Francisceum, Taf. III.
Fig. 135. Bronzearmring. Neu -Bauhof, Mecklenburg - Schwerin (Depotfund Nr. 43). — Nach dem
Original im Museum zu Schwerin.
Fig. 136 = Fig. 77.
Fig. 137. Bronzedolch. Prieschendorf, Mecklenburg - Schwerin (Depotfund Nr. 47). — Nach dem
Original im Museum zu Schwerin.
Fig. 138. Bronzeaxt.
Fig. 139. Lanzenspitze von Bronze. Tinsdahl, Holstein (Depotfund Nr. 48). — Mestorf , in den
Fig. 140 = Fig. 80. Verhandl. d. Berl. Anthrop. Gesellschaft 1885, S. 179.
Fig. 141 bis 143. Bronzeringe. — Kröhnke, a. a. 0., S. 12, Nr. 20.
Fig. 144. Bronzenadel.
Fig. 145. Bronzeaxt.
Fig. 146 und 147. Bronzenes Gallemose, Jütland (Depotfund Nr. 50). — Neergaard, in Nordiske
Pferdegeschirr (?).( Fortidsminder, Heft 3, S. 75, Taf. XVI.
Fig. 148. Bronzearmring.
Fig. 149. Bronzeaxt. j yjrrjn„ Jütland (Depotfund Nr. 51). — Nach den Originalen im
Fig. 150.
_.° . „ . _ Bronzenes T Kurzschwert.
., > XT .. ,
Nationalmuseum zu ,vi.
Kopenhagen,
rig. 151. Bronzene Lanzenspitze. |
Fig. 152. Bronzeaxt. Selchausdal, Seeland (Depotfund Nr. 54). — Montelius, im Archiv für
Anthrop., XIX, S. 7, Fig. 5.
228 Oscar Montelius,
Fig. 153. Bronzeaxt. Store Heddinge, Seeland (Depotfund Nr. 57). — Worsaae, Nordiske Old-
sager, Fig. 179.
Fig. 154. Bronzeaxt.
Fig. 155. Kupferaxt.
Fig. 156 bis 158. Bronzedolche.
Fig. 159. Halsring von sehr zinnarmer Bronze. Pile, Schonen (Depotfund Nr. 58). — Montelius,
Fig. 160. Bronzearmring. im Mänadsblad 1880, S. 129.
Fig. 161. Spiralarmring von sehr zinnarmer
Bronze.
Fig. 162. Bronzearmband.
Fig. 163. Bronzeaxt. Skegrie, Schonen (Depotfund Nr. 59). — Nach dem Original im Nationalmuseum
zu Stockholm.
Fig. 164 und 165. Bronzeäxte. 1 Orebäcken, Schonen (Depotfund Nr. 60). — Nach den Originalen
Fig. 166. BronzemeisseL j im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 167 und 168. Aexte von zinnarmer Bronze. Stora Oppen, Bohuslän (Depotfund Nr. 66). —
Montelius, in Svenska Fornminnesföreningens tidskrift, Bd. VIII, S. 224,
Fig. 15 und 16.
Fig. 169. Bronzeaxt. Lilla Beddinge, Schonen (Depotfund Nr. 61). — S. Nilsson, in Svenska
Fornminnesföreningens tidskrift, Bd. III, S. 44, Fig. 26.
Fig. 170. Bronzeaxt. I TorBlunda. Uppiand (Depotfund Nr. 67). — Arpi, in Upplands
F,g. 171. Bronzene Lanzenspitze. Fornminnesförenings tidskrift, Heft XVIII, S. 346.
Fig. 172. Bronzeaxt. ) 8
„.,_„_
Fig. 173. Bronzeaxt., ) Aurland,' Amt Nordre Bergenhus,
6 . Norwegen8 v(Depotfund
r ...Nr. 68).
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-n. ™ ii? Aarsberetning af r orenintren til Morske r ortidsmindes-
Fig. 174. Bronzearmband. ( ^ g Taf Jy
Fig. 175. Oberer Theil eines Dolches, alles 1 Bruss, Westpreussen (Grabfund Nr. 71). — Lissauer,
von Bronze. / in den Verhandl. der Berl. Anthrop. Gesell-
Fig. 176. Grosse Bernsteinperle. J schaft 1893, S. 410.
Fig. 177. „Schleifennadel" von Bronze. Röderberg bei Halle (Grabfund Nr. 72). — Photogr. Album
der Berl. Ausstellung 1880, VI, Taf. V.
Leubingen, Prov. Sachsen (Grabfund Nr. 74). — 01s hausen,
Fig. 178. „Säbelnadel" von Gold.
in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Gesellschaft 1886,
Fig. 179. Spiralring von Gold.
S. 469.
Fig. 180. Meissel von zinnarmer Bronze. | Hedersleben, Prov. Sachsen (Grabfund Nr. 75). — 01s-
Fig. 181. Steinaxt. \ hausen, in den Verhandl. d. Berl. Anthrop. Ge-
Fig. 182. Thongefäss. j seilschaft 1894, S. 102.
Fig. 183. Dolchklinge von Bronze. Umgegend von Hamburg (Grabfund Nr. 77). — Nach dem
Original im Hamburger Museum vorgeschichtlicher Alterthümer.
Fig. 184. Axt von zinnarmer Bronze. Keher, Holstein (Grabfund Nr. 79). — Kröhnke, a. a. 0.,
S. 9, Fig. 12.
Fig. 185. Dolchklinge von Bronze. Hohenaspe, Holstein (Grabfund Nr. 84). — Nach einer von
Dr. Splieth gefälligst mitgetheilten Zeichnung.
Fig. 186. Goldspirale. 1 Enslev, Jütland (Grabfund Nr. 96). — Jensen, in Aarböger for nordisk
Fig. 187. Bronzenadel. ) Oldkyndighed 1866, S. 210, Taf. III.
Fig. 188. Armring von Bronze. Hyllie, Schonen (Grabfund Nr. 102). — Söderberg, im Manads
blad 1884, S. 163.
Fig. 189. Wandstein einer Grabkammer. Kivik, Schonen (Grabfund Nr. 104). — S. Nilsson, Die
Ureinwohner des skandinavischen Nordens. Das Bronzealter (2. Auflage),
S. 9, Fig. 1.
Fig. 190. Wandstein einer Grabkammer. „Willfarahögen", Schonen (Grabfund Nr. 105). — Nilsson,
a. a. 0., S. 42.
Fig. 191. Wandstein einer Grabkammer. Tuna, Södermanland (Grabfund Nr. 106). — Montelius,
in Svenska Fornminnesföreningens tidskrift, Bd. X, S. 189.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 229
Fig. 219. Armring von zinnarmer Bronze. Schonen. — Nach dem Original im Nationalinuseum zu
Stockholm.
Fig. 220. Ring von zinnarmer Bronze. Schonen. — Nach dem Original im Nationalmuseuui zu
Stockholm.
Fig. 221. Armring von Bronze. Schonen. — Nach dem Original in der Sammlung des Herrn Svan-
lund zu Sölvesborg.
Fig. 222. Axt von zinnarmer Bronze. Bleking. — Nach dem Original im Nationalmuseum zu
Stockholm.
Fig. 223. Axt von Bronze. Torhamn, Bleking. — Nach dem Original im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 224. Axt von Bronze. Dalhem im östlichen Smäland. — Nach dem Original im Nationalmuseum
zu Stockholm.
Fig. 225. Kurzschwert; Klinge und Griff von Bronze. Karlevi, Öland. — Montelius, in Svenska
Fornminnesföreningens tidskrift, Bd. IV, S. 276, Fig. 5.
Fig. 226. Grosse, prächtige Bronzeaxt. Knifvinge, Ostgothland. — Nach dem Original im National
museum zu Stockholm.
Fig. 227. Einschneidige, säbelähnliche Waffe von Bronze. Norre, Ostgothland. — Montelius, im
Mi'madsblad, 1880, S. 12, Fig. 10.
Fig. 227a. Aehnliche Waffe von Feuerstein. Faurskov, Fünen. — Worsaae, Nordiske Oldsager,
Fig. 51.
Fig. 228. Bronzeaxt. Qville, Bohuslän. — Antiquites suedoises, Fig. 130.
Fig. 229. Dolch; Klinge und Griff von zinnarmer Bronze. Säter, Dal. — Nach dem Original im
Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 230. Kurzschwert von Bronze. Täckhammar, Södermanland. — Antiquites suedoises, Fig. 168.
Fig. 231. Axt von zinnarmer Bronze. Munktorp, Westmanland. — Nach dem Original im National
museum zu Stockholm.
Fig. 232. Brouzeaxt. Tierp, Uppland. — Arpi, in Upplands Fornmiunesförenings tidskrift,
Heft XVIII, S. 348, Fig. 4.
Fig. 233. Axt von zinnarmer Bronze. Lunde, Medelpad. — Antiquites suedoises, Fig. 141.
Fig. 234. Bronzeaxt. Kvale, Amt Söndre, Bergenhus, Norwegen. — Aarsberetning af Foreningen
til norske Fortidsmindesmerkers Bevaring 1870, S. 230, Taf. V, Fig. 22.
Fig. 235. Bronzeaxt. Oesel, Estland. — Catalog der Ausstellung zum X. archäologischen
Congress in Riga 1896, Taf. III, Fig. 4.
Fig. 236. Becher von Thon. Grotte bei Villafrati , Sicilien. — v. Andrian, Prähistorische
Studien aus Sicilien, Taf. IV, Fig. 7, S. 40.
Fig. 237. Becher von Thon. Miliares, südöstl. Spanien. — Siret, in L' Anthropologie 1892.
S. 395, Fig. 46; vergl. Revue des questions scientifiques 1893, S. 535, Fig. 231.
Fig. 238a. Becher von Thon. Bartres, Depart. Hautes-Pyrenees, in Südfrankreich (Grabfund in „le
tumulus de la Halliade"). — Piette, in den Materiaux pour l'histoire de Thomme,
Bd. XVI (1881), S. 531, Taf. XVII (richtiger XIV), Fig. 4; vergl. Montelius, Der
Orient und Europa, S. 64.
Fig. 238b. Becher von Thon. Morbihan, Nordfrankreich. — G.H.Sträle, Grafkärl funna i svensk
jord (Stockholm 1873), S. 46, Fig. 50.
Fig. 239. Becher von Thon. Grabhügel bei Roundway in Wiltshire, England; mit einem Skeletl,
dem Bronzedolch Fig. 480, der Armschiene Fig. 481 etc. gefunden. — Thurnam, in
Archaeologia, XL1II, S. 392, Fig. 84.
Fig. 240. Becher von Thon. England. — Sträle, a. a. O., S. 77, Fig. 104; vergl. Thurnain, a. a. 0.,
Taf. XXXI, Fig. 1, S. 392.
Fig. 241. Becher von Thon. „Steinkammer" auf einem „Dysse" bei Gaabense, Falster ; mit dem
Becher Fig. 242, Waffen und Werkzeugen von Stein und mehreren Menschenskeletten
gefunden. — II. Petersen, im Archiv für Anthropologie, Bd. XV, S. 150, Fig. 27.
Fig. 242. Becher von Thon. Gaabense, Falster; mit Fig. 241 gefunden. — Worsaae, Nordiske
Oldsager, Fig. 286.
Fig. 213. Becher von Thon. Dänemark. — Nach dem Original im Nationalmuseum zu Kopenhagen.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 231
Fig. 244. Becher von Thon. Grab bei Smichov, unweit Prag; mit einem Skelett gefunden (keine
andere Artefacte). — Cermak, in den Mittheilungen der k. k. Central-Commis-
sion zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denk
male, Bd. XVII (Wien 1891), S. 174, PI. X, Fig. 7.
Fig. 245. Becher von Thon. Dumsevitz bei Garz auf Rügen. — Nach dem Original im Museum zu
Stralsund.
Fig. 246. Becher von Thon. Toköl auf der Insel Csepel in der Donau, Ungarn; mit anderen Thon-
gefässen und Steinsachen gefunden. — Ilampel, Antiquites prehistoriques de la
Hongrie, Taf. V (irrthümlicher Weise als VI signirt), Fig. 8.
Fig. 247 und 248a. Ornamente von Thongefässen (siehe Fig. 249b). Ganggrab bei Fjelkinge, unweit
Kristianstad, Schonen. — Nach den Originalen im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 248b und 249a. Thongefässe. Ganggrab in einem Grabhügel („ Asahögen") bei Quistof'ta, un
weit Helsingborg, Schonen. — Nach den Originalen im Nationalmuseum zu Stockholm.
Vergl. Antiquites suedoises, Fig. 95, und Striile, a. a. 0., Taf. I, Fig. 1 und 4.
Fig. 249 b. Ornament eines Thongefässes. Ganggrab bei Fjelkinge (siehe Fig. 247). — Nach dem
Original im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 250. Kupferaxt. Ungarn. — Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn, S. 50, Fig. 8.
Fig. 251. Schwertstab von zinnarmer Bronze. Ungarn. — Hampel, in der Zeitschrift für Ethno
logie 1896, S. 76, Fig. 40.
Fig. 252. Steinaxt. Schlesien. — Nach dem Original im Museum zu Breslau.
Fig. 253. Kupferaxt. Ungarn. — Pulszky, a. a. 0., S. 58, Fig. 6.
Fig. 254. Armband von Bronze; geschlossen. Velis, Böhmen. — Nach dem Original im Museum zu
Prag.
Fig. 255. Spiralarmring von Kupfer. Stollhof, Nieder-Oesterreich. Depotfund (siehe Fig. 449 bis 453).
— v. Sacken, in dem Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kaiserl. Aka
demie der Wissenschaften, Bd. XLIX (Wien 1865), S. 125 f.
Fig. 256. Armband von Bronze; offen. Hügelgrab bei Bandin-Odzak, unweit Glasinac, in Bosnien. —
Hoernes, in den Mittheilungen d. Anthrop. Gesellschaft in Wien, Bd. XIX,
S. 144, Fig. 197.
Fig. 257. „Säbelnadel" von Bronze. Böhmen. — Pamatky archaeologicke a mistopisne,
Bd. XII, Taf. XIV, Fig. 115.
Fig. 258. „Schleifennadelu von Bronze. Roggendorf, Nieder-Oesterreich (nicht Böhmen); Gräber mit
liegenden Hockern. — Mittheilungen d. Anthrop. Gesellschaft in Wien, Bd. XIII,
S. 222; Much, Kupferzeit, Fig. 112.
Fig. 259. Bronzenadel. Gross-Wosow, Böhmen; Depotfund: fünfAexte ohne Schaftloch, eine Lanzen
spitze, zwei Armringe, zwei Nadeln, alles von Bronze. — Richly, Die Bronzezeit in
Böhmen, Taf. XU, Fig. 4, Sp. 147.
Fig. 260. Halsring von Bronze. Sajö-Gömör, Ungarn; Depotfund. — Hampel, Alterthümer der
Bronzezeit in Ungarn, Taf. CXVI, Fig. 21.
Fig. 261. Bronzeaxt. Parpan , unweit Chur, Schweiz. — Anzeiger für schweiz. Alterthums
kunde 1890, S. 344, Taf. XXII, Fig. 1.
Fig. 262. Kupferaxt. Ungarn. — Pulszky, a. a. 0., S. 67, Fig. 2.
Fig. 263. Bronzeaxt. Hissarlik (2. Stadt). — Montelius, im Archiv f. Anthropologie, Bd. XXI,
S. 20, Fig. 13.
Fig. 264. Bronzeaxt. Sardinien. — Nach dem Original im Museum zu Cagliari.
Fig. 265a. Eisenaxt. Trezzo, in der Nähe von Monza, Prov.Milano, Italien; Grabfund. — Montelius,
La civilis, primit. en Italie, Taf. 46, Fig. 18.
Fig. 265 b. Eisenaxt (modern). — Nach einem in Tunis gekauften Original.
Fig. 266. Kupferdolch. Csorväs, Ungarn. Mit drei ähnlichen Dolchen gefunden (siehe Fig. 440). —
Pulszky, a. a. 0., S. 77, Fig. 3, und S. 79.
Fig. 267. Kupferdolch. Im Bette der Zihl (Thiele), zwischen dem Neuenburger- und dem Bieler-See,
Schweiz. — Forrer, in Antiqua 1885, S. 108, Taf. XXIV, Fig. 5.
30*
232 Oscar Montelius,
Fig. 268. Kupferdolch. Cypern. — Franks, im Compte rendu duCongres de Stöckholm 1S.74,
S. 352, Fig. 3.
Fig. 269a. Bronzeaxt. San Lorenzo, in der Nähe von Forli, Nord-Italien; Depotfund (41 solche Aexte
und 5 oder 6 trianguläre Dolche mit Griff, alles aus Bronze). — Montelius, a. a. 0.,
Taf. 27, Fig. 8.
Fig. 269b. Kupferaxt. Savignano sulPanaro, Prov. Modena, Italien; Depotfund (96 solche Aexte). —
Montelius, a. a. 0., Taf. 27, Fig. IL
Fig. 270a. Bronzedolch. „Camposacro" bei Loreto Aprutino, Italien; mit mehreren ähnlichen Dolchen
gefunden. — Lindenschmit, Alterthümer, Bd. I, 11, Taf. II, Fig. 6.
Fig. 270b. Bronzedolch. Fessons-sur-Salins, Savoyen. — Chantre, im Compte rendu du Congres
de Stockholm 1874, S. 417, Fig. 8.
Fig. 271. Kupferdolch. Böhmen. — Pamätky, Bd. XI, Taf. VIII, Fig. 8.
Fig. 272. Bronzedolch. Schwarza, unweit Meiningen. — Nach dem Original im Museum zu Meiningen.
Fig. 273. Bronzedolch. Emb Mose in Hjörring Amt, Jütland. — Nach dem Original im National
museum zu Kopenhagen.
Fig. 274. Bronzedolch. Giebichenstein bei Halle. — Nach dem Original im Museum zu Halle.
Fig. 275. Bronzeaxt. Riesenberg im Böhmerwald. — Mittheilungen der Anthrop. Gesell
schaft in Wien, Bd. XIII, S. 26, Taf. II, Fig. 43.
Fig. 276. Halsschmuck von Bronze. Pfahlbau im Torfmoor bei Brabbia, Prov. Como, im nordwest
lichen Italien (siehe Fig. 498). — Montelius, a. a. 0., Taf. 4, Fig. 9.
Fig. 277. Kurzschwert von Bronze. Ried, Tirol; Depotfund. — Naue, Prähistorische Blätter,
IV. Jahrgang, Taf. IV, Fig. 1, S. 20.
Fig. 278. Bronzedolch. Neuendorf im nordöstlichen Hinterpommern. — Nach dem Original im
Museum zu Stettin.
Fig. 279. Steinaxt. Halland, Schweden. — Antiquites suedoises, Fig. 42.
Fig. 280. Steinaxt. Ganggrab bei Bitterna in Westgothland. — Nach dem Original im National
museum zu Stockholm.
Fig. 281. Steinaxt. Steingrab bei Emmedsbo, Randers Amt, Jütland. — Nach dem Original im
Nationalmuseum zu Kopenhagen.
Fig. 282. Steinaxt. Dänemark. — Müller, Ordning, Stenalderen, Fig. 75.
Fig. 283. Kupferaxt. Torfmoor bei Eschollbrücken , unweit Darmstadt. — Lindenschmit, Alter
thümer, Bd. I, 4, Taf. II, Fig. 14.
Fig. 284. „Säbelnadel " von Bronze. Thierschneck, unweit Jena. — Nach dem Original im Museum -
zu Jena.
Fig. 285. Nadel von Knochen. Dänemark; Ganggrab. — Müller, Ordning, Stenalderen,
Fig. 241.
Fig. 286. Nadel von Knochen. Ganggrab bei Luttra, Westgothland. — Antiquites suöd., Fig. 77.
Fig. 287. Nadel von Knochen. Ganggrab bei Falköping, Westgothland. — Ebenda, Fig. 79.
Fig. 288. Ganggrab bei Katbjerg, Randers Amt, Jütland (siehe Fig. 289). — Nach einer Zeichnung
im Nationalmuseum zu Kopenhagen.
Fig. 289. Becher von Thon. Im Grabe Fig. 288 gefunden. — Nach dem Original im Natioual-
museum zu Kopenhagen.
Fig. 290. Ganggrab bei Oerebygaard, Laaland. — Montelius, Der Orient und Europa, Fig. 167.
Fig. 291. Becher von Thon. Im Grabe Fig. 290 gefunden. — Nach dem Original im National
museum zu Kopenhagen.
Fig. 292. Grabhügel. Holstein. — Mestorf, in den Mittheilungen des Anthrop. Vereins in
Schleswig-Holstein, H. 5, S. 11, Fig. 1.
Fig. 293. Becher von Thon. In einem Grabe wie Fig. 292 bei Hohenaspe in Holstein gefunden. —
Ebenda, S. 12, Fig. 2, und S. 19. -
Fig. 294 und 295. Bronzeäxte. Skifvarp, Schonen (Depotfund Nr. 62). — Nach den Originalen im
Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 296 und 297. Bronzeäxte. Im Limmatbett, unweit Zürich, gefunden. :— Nach den Originalen
im Museum zu Zürich.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 233
Fig. 338. Einschneidiges Bronzeschwert. In der Nähe von Nardi gefunden. — Proceedings of
the Society of Biblical Archaeology, IV, S. 347.
Fig. 339. Bronzedolch. Nimrud, Assyrien. — Kemble, Horae ferales, Taf. VII, Fig. 1.
Fig. 340. Bronzeaxt mit Schaftloch ganz oben. Im Nordwestpalaste von Nimrud (Niniveh) gefunden.
— Nach dem Original im British Museum.
Fig. 341 und 342. Bronzedolche mit Bronzegriffen. Kaukasus. — Hofmuseum zu Wien. Nach
Zeichnungen von Dr. Salin.
Fig. 343. Bronzeaxt mit Schaftloch ganz oben. Kaukasus. — Virchow, Friedrich Bayern's
Untersuchungen über die ältesten Gräber- und Schatzfunde in Kaukasien
(Berlin 1885), Taf. VII, Fig. 12.
Fig. 344. Bronzeaxt. Ecbatana, Persien. — Worsaae, in den Memoires de la Soc. R. des Anti-
quaires du Nord 1880, S. 188, Fig. 4.
Fig. 345. Bronzesichel. Turkestan. — Worsaae, ebenda, S. 188, Fig. 6.
Fig. 346. Flache Bronzeaxt. In den Ruinen von Kara-Eyuk im südöstlichen Klein-Asien gefunden. —
Chantre, Mission en Cappadocie, S. 79, Fig. 59.
Fig. 347. Dolch von Kupfer (oder Bronze). Beirut, Phönicien. — Greenwell's Sammlung, Durham.
Nach einer Zeichnung von Dr. S. Söderberg.
Fig. 348. Kupferaxt. Bethlehem. — Heger, in den Mittheilungen d. Anthrop. Gesellschaft
in Wien, Sitzungsberichte 1891, S. 54.
Fig. 349. Bronzeaxt. Beirut, Phönicien (mit drei anderen Aexten derselben Form gefunden). —
Greenwell's Sammlung, Durham. Nach einer Zeichnung von Dr. S. Söderberg.
Fig. 350. Kupferaxt. Negada, Aegypten. — Flinders Petrie, Naqada and Bailas, Taf. LXV,
Fig. 6, S. 48.
Fig. 351. Bronzeaxt mit Holzschaft. Oberägypten (mit dem Dolche Fig. 353, der Axt Fig. 354a und
verschiedenen anderen Bronzen gefunden). — Forrer, in Antiqua 1891, S. 60,
Taf. XVIII, Fig. 14.
Fig. 352. Dolchklinge von Kupfer. Grabfeld von Saghel - el - Baglieh , Aegypten. — de Morgan,
Recherches sur les origines de l'Egypte, S. 201, Fig. 536.
Fig. 353. Bronzedolch mit Horngriff (oben Elfenbeinbügel). Oberägypten (siehe Fig. 351). —
Forrer, a. a. O., S. 65, Taf. XIV, Fig. 1.
Fig. 354a. Bronzeaxt mit Holzschaft. Oberägypten (siehe Fig. 351). — Forrer, a. a. 0. , S. 67,
Taf. XV, Fig. 4.
Fig. 354b. Axt mit rothem Blatt. Aegyptisches Wandgemälde der 12. Dynastie. — Lepsius,
Die Metalle in den ägyptischen Inschriften, Taf. II, Fig. 11, S. 112.
Fig. 355. Bronzeaxt. Aegypten. — Greenwell's Sammlung, Durham. Nach einer Zeichnung von
Dr. S. Söderberg.
Fig. 356. Bronzeaxt. Aegypten. — Nach dem Original im Xationalmuseum zu Stockholm.
Fig. 357. Halsring von Kupfer oder zinnarmer Bronze. Kahun, Aegypten. — Flinders Petrie,
Illahun, Kahun and Gurob, Taf. XIII, Fig. 18, S. 12.
Fig. 358a. Schleifennadel von Kupfer. Aegypten. — Flinders Petrie, Naqada and B alias,
Taf. LXV, Fig. 19, S. 48.
Fig. 358b. Bronzenadel. Gurob, Aegypten. — Flinders Petrie, Illahun, Kahun and Gurob,
Taf. XXII, Fig. 2, S. 19.
Fig. 359. Ornament, auf einem Thongefäss eingeritzt. Aegypten. — Flinders Petrie, Naqada
and Ballas, Taf. XXIX, Fig. 74.
Fig. 360. Ornament, auf einem Thongefäss eingeritzt. Aegypten. — Ebenda, Taf. XXXIII, Fig. 28,
S. 40.
Fig. 361. Bemaltes Thongefäss. Aegypten. — Ebenda, Taf. XXXIII, Fig. 29, S. 40.
Fig. 362. Spirale, auf einem Thongefäss gemalt. Toukh , Aegypten. — de Morgan, a. a. 0.,
Taf. VII, Fig. 2.
Fig. 363. Scarabäus. Aegypten. — Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern, S. 145, Fig. 68e.
Fig. 364. Scarabäus. Aegypten. — Naue, a. a. 0., S. 145, Fig. 68h.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 235
Fig. 365. Aegyptisches Wandgemälde. — Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'anti-
quite, I, Fig. 541 : 7.
Fig. 366. Flache Kupferaxt. Umgegend von Levkosia, Cypern; grosser Depotfund (siehe Fig. 11). —
Nach dem Original im Nationalmuseum zu Stockholm.
Fig. S67. Bronzeaxt mit Schaftloch ganz oben. Cypern. — Nach dem OriginaLim_ königl. Museum
zu Berlin.
Fig. 368. Schleifennadel von zinuarmer Bronze. Cypern. — Much, Die Kupferzeit in Europa
(2. Aufl.), S. 374, Fig. 111.
Fig. 309. Kupfernadel, mit einem Leinenfaden umwunden. Levkosia, Cypern. — Dümmler, in den
Athenischen Mittheilungen, XI, S. 220, Beil. 1, Fig. 15.
Fig. 370. Kupferdolch. Cypern. — Congres de Stockholm, 1874, S. 347 und 352, Fig. 1.
Fig. 371. Bronzedolch. Cypern. — Ebenda, Fig. 4.
Fig. 372. Spiralring von „Kupfer". Cypern. — Naue, Kupfer - Geldringe von Cypern, in
Antiqua 1885, S. 4, Taf. I.
Fig. 373 und 374. Thongefässe. Cyperu. — Ohnefalsch - Richter, The Journal of Cyprian
Studies, I, Taf. II, Fig. 5 und 22.
Fig. 375 bis 377. Scherben von Thongefässen mit eingeritzten Ornamenten, welche in den zwei
ersten mit einer weissen Masse ausgefüllt sind. Hissarlik (1. Stadt). — Schliemann,
Ilios, Fig. 29, 32 und 72.
Fig. 378. Glänzend schwarzes Thongefäss. Hissarlik (1. Stadt). — Ebenda, Fig. 38.
Fig. 379. Scherbe von einem Thongefäss, mit horizontalem Loch. Hissarlik (1. Stadt). — Ebenda,
Fig. 41.
Fig. 380. Scherbe von einem Thongefäss, mit zwei senkrechten Löchern. Hissarlik (1. Stadt). —
Ebenda, Fig. 25.
Fig. 381. Bronzemesser. Hissarlik (2. Stadt). — Nach dem Original im Museum für Völkerkunde
zu Berlin. Vergl. Ilios, Fig. 965 und 966.
Fig. 382. Dolch von Silber. Hissarlik (2. Stadt). — Ilios, Fig. 901.
Fig. 383. Bronzedolch. Troas. — Nach dem Original im Nationalmuseum zu Kopenhagen.
Fig. 384. Steinerne Gussform für Bronzeäxte. Hissarlik (2. Stadt). — Ilios, Fig. 601.
Fig. 385. Goldener Halsring. Hissarlik (2. Stadt; im grossen Schatz). — Ilios, Fig. 693.
Fig. 386. Goldspirale. Hissarlik (2. Stadt). — Ilios, Fig. 878.
Fig. 387n. Zierrath aus Gold. Hissarlik (2. Stadt). — Ilios, Fig. 836, 838 und 853.
Fig. 387b. Goldarmband mit «ufgelötheten Ornamenten. Hissarlik (2. Stadt). — Ilios, Fig. 873.
Fig. 388. Zierrath aus Knochen. Hissarlik (2. Stadt). — Ilios, Fig. 983.
Fig. 389. Bronzeaxt. Cykladeninsel Kythnos (jetzt Thermia). — Worsaae, in den Mem. de la
Soc. R. des Antiquaires du Nord 1873 bis 1874, S. 130, Fig. 2.
Fig. 390. Dolchklinge von Bronze. Athen. — Worsaae, in denselben Memoires 1880, S. 230,
Fig. 9.
Fig. 391. Lanzenspitze von Bronze, mit Spuren des Holzschaftes. Amorgos. — S. Müller, im
Archiv f. Anthropologie, XV, S. 347, Fig. 35.
Fig. 392. Lanzenspitze von Bronze. Phaistos , Kreta. — A. Evans, Cretan Pictographs,
S. 136, Fig. 139.
Fig. 393. Dolch- oder Schwertstab - Klinge von (zinnarmer?) Bronze. Grabfund, Amorgos. —
Blinkenberg, in den Mem. de laSoc. R. desAntiquaires duNord 1896, S. 33, Fig. 11.
Fig. 394. Stempel aus Stein. Griechenland. — Ebenda, S. 41, Fig. 12.
Fig. 395. Gefäss von Topfstein, in der Form eines Pfahlbaues, mit sieben runden Hütten. Melos (nicht
Italien). — Lindenschmit, Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit,
Bd. I, 10, Taf. III, Fig. 3; siehe Undset, in der Zeitschrift für Ethnologie 1883,
S. 214, Note.
Fig. 396. Dreiseitiger Siegelstein. Kreta. — Evans, a. a. ()., S. 19 und 22, Fig. 20a und 23.
Fig. 397. Scarabäus von Stein. Aegypten. — Evans, a. a. O., S. 58, Fig. 49c.
Fig. 398. Siegelstein. Kreta. — Ebenda, S. 58, Fig. 49 f.
Fig. 399. Steingefuss. Kreta. — Ebenda, S. 118, Fig. 112.
236 Oscar Montelius,
Fig. 400. Bemaltes Thongefäss. Phaistos, Kreta. — Evans, a. a. 0., S. 114, Fig. lOti.
Fig. 401. Lanzenspitze von Bronze. Mykenä (Schachtgrab). — S. Müller, im Archiv f. Anthro
pologie, Bd. XV, S. 329, Fig. 20.
Fig. 402. Bronzedolch, eingelegt mit Gold und Silber. Mykenä (Schachtgrab). — Perrot und
Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquite, VI, S. 782, Taf. XVIII.
Fig. 403. Bronzeschwert. Mykenä (Schachtgrab). — Müller, a. a. 0., S. 325, Fig. 2.
Fig. 404. Bronzedolch, eingelegt mit Gold. Mykenä (Schachtgrab). — Perrot und Chipiez, a.a.O.,
S. 781, Taf. XVII, Fig. 2.
Fig. 405. Bronzeachwert. Mykenä (in einem „cyklopischen" Hause). — Müller, a. a. 0., S. 340,
Fig. 24.
Fig. 406. Bronzeaxt. Grabfund von Vaphio , Peloponnes (nebst dem Goldbecher Fig. 418 etc.). —
'E<pr)[ieQis 1889, Taf. VIII, Fig. 1.
Fig. 407. Bronzefibula. Mykenä (Grabkammer). — Tsountas und Manatt, The Mycenaaan Age,
S. 163, Fig. 58.
Fig. 408. Bronzefibula. Mykenä (Grabkammer). — EyrjiiiQig 1888, Taf. IX, Fig. 2.
Fig. 409. Goldspirale. Mykenä (Schachtgrab). — Schliemann, Mykenä, Fig. 529.
Fig. 410. Zierrath von Gold. Mykenä (Schachtgrab). — Ebenda, Fig. 298.
Fig. 411a. Goldenes Rad; keine Oeffnung in der Mitte. Mykenä (Schachtgrab). — Ebenda, Fig. 310.
Fig. 411b. Goldene Platte. Mykenä (Schachtgrab). — Ebenda, Fig. 472.
Fig. 412a. Spiralen auf einem Thongefäss gemalt. Mykeuä (Schachtgrab). — Furtwängler und
Loeschcke, Mykenische Thongefässe, Taf. I, Fig. 1.
Fig. 412b. Grabstein. Mykenä (Schachtgrab). — Schliemann, Mykenä, Fig. 140.
Fig. 413. Wandmalerei. Tiryns. — Schliemann, Tiryns, Taf. V.
Fig. 414. „Bügelkanne" von Thon. Aegypten. — The Journal of Hellenic Studies, XI,
S. 274, Taf. XIV, Fig. 3.
Fig. 415. „Bügelkanue" von Thon. Aegypten. — Ebenda, Taf. XIV, Fig. 2.
Fig. 416. Wandgemälde. Aegypten. — Prisse d'Avennes, Histoire de l'art egyptien, „Art
industriel", „Vases des tributaires de Kafa". Vergl. W. Max Müller, Asien und
Europa, S. 349.
Fig. 417. Goldschale. Mykenä (Schachtgrab). — Schliem ann, a. a. 0., Fig. 340.
Fig. 418. Goldschale. Vaphio (Grabkammer; siehe Fig. 406). — Nach einer galvanoplastischen Copie.
Vergl. Perrot und Chipiez, a. a. 0., Taf. XV.
Fig. 419. Scarabäus. Grabkamiuer bei Jalysos auf Rhodos. — Furtwängler und Loeschcke,
Mykenische Vasen, Taf. E, Fig. 1.
Fig. 420 bis 424. Bruchstücke von unbemalten Thougefässen mit eingeritzten Ornamenten (nur
Fig. 421 in Relief). Ansiedelung von Butmir, unweit Sarajevo, Bosnien. — Radimsky,
Hoernes und Fiala, Die neolithische Station von Butmir, II, Taf. VIII;
I, Taf. VI und VII.
Fig. 425. Knopf von Knochen mit /\-Bohrung. Lengyel , Ungarn. — Wosinsky, Das prähi
storische Schanzwerk von Lengyel, Taf. XV, Fig. 102.
Fig. 426. Glasperle (dunkelblau mit grauen Wellenlinien). Lengyel, Ungarn. — Ebenda, Taf. XIX,
Fig. 147.
Fig. 427. Streitkolben von geschliffenem Stein. Lengyel, Ungarn. — Ebenda. Taf. XXVII, Fig. 298.
Fig. 428. Basrelief auf einem lelsen bei Boghaz-Keui in Kleinasien. — Perrot und Chipiez,
Histoire de l'art dans l'antiquite, IV, Taf. VIII.
Fig. 429. Gefäss auf hohem Fussgestell, von Stein. Aegypten. — A. Evans, Cretan Pictographs,
S. 118, Fig. 111.
Fig. 430. „Pilzförmiges Gefäss" von Thon. Lengyel, Ungarn. — Wosinsky, a. a. 0., Taf. XIII,
Fig. 73.
Fig. 431. Axt von Kupfer. Grab bei Lucska, Ungarn. — Pulszky, Die Kupferzeit in Ungarn,
S. 37, Fig. 28.
Fig. 432 = Fig. 253.
Fig. 433 = Fig. 19.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 237
Fig. 476. Bronzefibula. Pfahlbau von Peschiera, Nord- Italien. Montelius, a. a. 0., Taf. IV, Fig. 19
(und Taf. 8, Fig. 3).
Fig. 477 = Fig. 237.
Fig. 478 = Fig. 267.
Roundway Hill, Wiltshire, England. Mit einem hockenden
Fig. 479 = Fig. 23!).
Skelett in einem Grabhügel gefunden. — J. Evans, Stone
Fig. 480. Bronzedolch.
Implements (2. Aufl.), S. 426. — Derselbe, Bronze
Fig. 481. Steinerne Armschiene.
Implements, S. 223.
Fig. 482. Steinerne Armschiene. Ganggrab bei Helnas auf Fünen, Dänemark. — Engelhardt, in
Aarböger for nordisk Oldkyndighed 1868, S. 100.
Fig. 483. Goldbecher. Grabhügel bei Rillaton, Cornwall, England. — Evans, Stone Implements,
S. 448.
Fi 484 Bronzedolch 1 ß^terwick, Yorkshire, England. Nebst einem Skelett, einem Thongefass,
„. , ' „ '} sechs Knöpfen mit A- Bohrung etc. in einem Grabhügel gefunden. —
lug. 485. Bronzeaxt. f '\ .8
J Evans, Bronze Implements, s. 41 und 22o.
Fig. 486. Bronzeaxt. Yorkshire, England. — Evans, Bronze Implements, S. 45.
Fig. 487. Grab bei Agia Paraskevi aufCypern. — Montelius, Der Orient und Europa, Fig. 218.
Fig. 488. Grab bei Capaci, unweit Palermo, auf Sicilien. — Ebenda, Fig. 224.
Fig. 489. Grab auf der Insel Pianosa an der toscanischen Küste. — Ebenda, Fig. 226.
Fig. 490. Grab auf Menorca. — Ebenda, Fig. 228.
Fig. 491 und 492. Gräber bei Los Millares, Prov. Almcria, im südöstlichen Spanien. — Ebenda,
Fig. 52 und 53.
Fig. 493. Grab bei Palmella, unweit Lissabon. — Ebenda, Fig. 48.
Fig. 494. Ganggrab. Bretagne. — Ebenda, Fig. 76.
Fig. 495. Grab bei Clava, östlich von Inverness in Schottland. — Ebenda, Fig. 122.
Fig. 496. Ganggrab bei Tyfta in Bohuslän. — Ebenda, Fig. 144.
Fig. 497. Armring von Feuerstein. Aegypten. — Cartailhac, in L' Anthropologie 1892, S. 411,
Fig. 7.
Fig. 498. Steinerner Armring. Pfahlbau im Torfmoor bei Brabbia, Prov. Como, im nordwestlichen
Italien (siehe Fig. 276). — Montelius, La civilisation primitive en Italic,
Taf. 4, Fig. 3.
Fig. 499a und Fig. 499b. Schwertstäbe. Felseuzeichnungen im Val Fontanalba, im nordwestlichen
Italien. — Cl. Bicknell, in Atti della Societä Ligustica di Scienze natural
e geografiche 1897, S. 391, Taf. XII.
Fig. 500. Axt, dargestellt an dem Deckstein eines Grabes bei Dol-ar-Marchant, unweit Locmariaker,
in Bretagne. — Montelius, Der Orient und Europa, Fig. 83.
Fig. 501. Wandstein mit eingehauenen Aexten u. s. w. Grab bei Mane-cr-Hroek, unweit Locmariaker,
in Bretagne. — Ebenda, Fig 82.
Fig. 502 und 503. Ornament auf Wandsteinen in einem Grabe bei New Orange in Irland. — Ebenda,
Fig. 104 und 105.
Fig. 504. Wandstein eines Grabes bei Lough Crew in Irland. — Ebenda, Fig. 95.
Fig. 505. Wandstein einer (Jrabkammer bei Kivik in Schonen. — Montelius, im Compte rendu
du Congres de Stockholm 1874, S. 463, Fig. 19.
Fig. 500. Bilder auf Thongefässe eingravirt. Cykladen- Insel Syros. — Reinach, in L' Anthro
pologie 1899, S. 516, Fig. 8.
Fig. 507. Bilder eines bemalten Thongefässes. Aegypten. ,— Flinders Petrie, Naqada and
Ballas, Taf. LXVII, Fig. 14.
Fig. 508. Felsenzeichnungen. Ober- Aegypten. — de Morgan, Recherches sur les origines
de l'Egypte, S. 163, Fig. 489.
Fig. 509. Steinschlägel. Mitterberg im Salzburgischen. — Much, Die Kupferzeit in Europa
(2. Aufl.), S. 258, Fig. 94.
Fig. 510. Zinnbarre, im Hafen von Falmouth, England, gefunden. — Evans, Bronze Implements,
Fig. 514.
Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Nord-Deutschland etc. 239
Fig. 511. Halsschmuck von Gold. Irland. — Wilde, Catalogue of the Antiquities of Gold in
the Museum of the R. Irish Academy, S. 14, Fig. 539.
Fig. 512. Halsschmuck von Gold. Saint -Cyr, zwischen Valognes und Montebourg, Depart. Manche,
Nord-Frankreich. — Cartailhac, in L' Anthropologie 1894, S. 206, Fig. 1.
Fig. 513. Sichel von Bronze. Ungarn. — Hampel, Alterthümer der Bronzezeit in Ungarn,
Taf. XV, Fig. 4.
Fig. 514. Sichel von Bronze. Kaukasus. — Chantre, Recherches anthropologiques dans le
Caucase, Bd. I, Taf. VI, Fig. 1.
Fig. 515. Axt von Bronze. Gouvernement Orenburg, im östlichen Russland. — Aspelin, Anti-
quites du Nord Finno-Ougrien, Fig. 230.
Fig. 516. Axt von Kupfer oder Bronze. Gouvernement Ekaterinoslaw in Süd- Russland. — Privat
sammlung. Nach einer Photographie.
Fig. 517. Axt von Bronze. Muroma, Gouv. Wladimir, Russland. — Aspelin, a. a. 0., Fig. 238.
Fig. 518. Speerspitze von Bronze. Pustobaievo, Gouvernement Wiatka im östlichen Russland (Kasan).
— Aspeliii, a. a. 0., Fig. 250.
Fig. 519. Bronzene Speerspitze. Ungarn. —, Ausstellung bei dem archäologischen Congress in Buda
pest 1876. Nach dem Originale.
Fig. 520. Bronzene Speerspitze. Ungarn. — Hampel, a. a. 0., Taf. XXVI, Fig. 4.
Fig. 521. Bronzene Speerspitze. Umgegend von Sibari, in Süd-Italien. — Notizie degli Scavi di
Antichitä 1888, Taf. XV, Fig. 11.
Fig. 522. Bronzene Speerspitze. Sicilieu. — Museo Nazionale zu Palermo. Zeichnung von Dr. Salin.
Fig. 523. Bronzene Speerspitze. Whittigham in Northumberland, England. — Evans, Bronze
Implements, Fig. 418.
Fig. 524. Bronzene Speerspitze. Irland. — Evans, a. a. 0., Fig. 403.
Fig. 525. Bronzene Speerspitze. Aasbüttel im westlichen Holstein. — Museum zu Kiel. Nach einer
von Dr. Splieth gefalligst mitgetheilten Zeichnung.
Fig. 526 und 527. Kupferäxte. Gross-Tinz, Kreis Liegnitz, Schlesien. — Mertins, in Schlesiens
Vorzeit in Bild und Schrift, Bd. VII, S. 347, Fig. 6 und 7.
Fig. 528. Kupferaxt. Jordansmühl, Kr. Nimptsch, Schlesien. — Mertins, a. a. 0., S. 345, Fig 3.
Fig. 529. Kupferaxt. Ottwitz, Kr. Strehlen, Schlesien. — Mertins, a. a. 0., S. 351, Fig. 14.
Fig. 530. Dieselbe Axt wie Fig. 21. — Nach einer Photographie.
Fig. 531 und 532. Spiralen von Kupfer.) Makau, Kr. Ratibor, Schlesien. — Mertins, a. a. 0.,
Fig. 533. Thongefäss. | S. 351, Fig. 15 bis 17.
Fig. 534. Schwertstab von Kupfer oder Bronze mit Ueberresten des Holzschaftes. El Argar, unweit
Ahneria, im südöstlichen Spanien; Grab Nr. 449. — H. u. L. Siret, Les premiers
Ages du uietal dans le Sud-Est de l'Espagne, Taf. 32.
Fig. 535. Schwertstab von „Kupfer" mit Ueberresten des Holzschaftes. El Argar; Grab Nr. 1009.
— L. Siret, in Revue des questions scientifiques 1893, S. 555, Fig. 289.
Fig. 536. Ornament der Innenseite eines bemalten Thongefässes. Venezuela, Süd-Amerika. — Nach
dem Original im Ethnographischen Museum zu Stockholm.
Fig. 537. Bruchstück des Bodens eines Thongefässes mit Eindrücken einer geflochtenen Matte oder
dergl. Pfahlbau im Lago di Varese, Nord-Italien. — Montelius, La civilisation
primitive en Italie, Taf. 2, Fig. 22.
Fig. 538. Bronzedolch. Irland. — Montelius, im Compte rendu du Congres de Stockholm
1874, S. 915, Fig. 57.
Fig. 539. Bronzedolch. Hohenaspe in Holstein. — Nach einer von Dr. Splieth in Kiel gefälligst
mitgetheilten Zeichnung.
Fig. 540. Scepter-Kopf von Bronze; hohl. Rochetaillee , Depart. Drome, Frankreich ; Depotfund. —
Flouest, in Materiaux pour l'hiet de l'homme, Bd. XXI (1887), S. 314, Fig. 26.
Fig. 541. Bronzeaxt. Granada, Spanien. — Siret, in Revue des questions scientifiques 1893,
S. 558, Fig. 291.
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