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Ausgabe 17 Alle Zweifler seien hiermit eines besseren belehrt, denn

hier ist es, das lange angekündigte und desöfteren ver-


Inhalte dieser Ausgabe schobene „Kendrar-Special“, eine Ausgabe der Thor-
wal Standarte, die sich durch und durch mit den Ereig-
nissen um die Befreiung Kendrars und der Ingvaller
Vorwort S. 1 Marschen beschäftigt.
Kampf um Kendrar: Auf den folgenden Seiten (und deren sind es dank der
Kendrar erobert ! S. 1 „Schreibwut“ von Volkmar und Oliver diesmal beson-
Die Eroberung aus Sicht der Knochenbrecher S. 6 ders viele) wechseln sich Tatsachenberichte, teils schon
Augenzeugenbericht eines nostrischen Matrosen S. 8 aus dem AB bekannt, mit Berichten einzelner Kämpfer
Kampf um die Ingvaller Marschen: „vor Ort“ ab und geben Euch ein Bild einiger Schau-
Die Ingvaller Marschen sind wieder frei ! S.10 plätze des glücklicherweise jetzt beendeten Konfliktes
Hargisfjorder Handvoll: War es richtig ? S.14 um Stadt und Land Kendrar.

Nachhall: Wir bemühen uns zudem, die Druckausgabe im PDF-


Gute Fahrt zu Swafnir, Kameraden ! S.20 Format baldmöglichst bereitzustellen, da sich der Aus-
Geheimes Dossier aus Nostria S.22 druck solcher Massen von Text anbietet – sind dabei
Vor Kendrar brennt ein Schiff ... (Gedicht) S.24 jedoch auf eine Zeichnerin und die gute gelbe Post an-
Karte von Sijdthorwal im Jahre 2653 nJL S.25 gewiesen, die es derzeit nicht so gut mit uns meint.
Die letzte regelmäßige Standarte-Ausgabe liegt nun
Impressum S.26 schon gute drei Monate zurück, so daß wir in der näch-
sten regulären Nr. 18 (Anfang April) immerhin über
Kleinanzeigen S. 5, 8, 9, 14, 23 vier aventurische Monde berichten – Artikel könnt Ihr
Werbeinserationen S.26 bis zum 23.03. gerne noch an unsere bekannte Adresse
schicken.
Damit verabschiede ich mich auch und wünsche Euch
eine angenehme Lektüre !
Werte Leser,
mal ehrlich, wer hat noch an uns geglaubt ? ☺ Euer Johannes

Kampf um Kendrar
Lesern des Aventurischen Boten dürfte der folgen- Gerüchte über schwere Unruhen aufgrund horasischer
de Tatsachenbericht in Auszügen bereits bekannt Truppenpräsenz in den FIRunwärts gelegenen Hafen-
sein. Hier könnt ihr die ungekürzte und nicht der städten Nostrias, Kendrar und Salzahaven und die dar-
parteiischen Berichterstattung des AB angegliche- aus resultierenden Ausschreitungen (der AB berichtete
darüber in Ausgabe #97) veranlaßten mich dazu, direkt
ne Fassung nachlesen:
in die Ingvaller Marschen zu reisen, um vor Ort eine
gründliche Recherche vorzunehmen.
Aufgrund des außergewöhnlich strengen Winters, ver-
Kendrar erobert ! bunden mit starken Schneefällen, entschloß ich mich
dazu, die Anreise bis Salzerhaven per Schiff durchzu-
Nach Abzug der horasischen Streitkräfte von führen, um ab da mit einem Pferdeschlitten weiter zu
nostrischen Boden war die große thorwalsche reisen, da eine Fahrt mit dem Schiff bis Kendrar bei der
Winteroffensive erfolgreich. immer stärker werdenden Anwesenheit thorwalscher
Drachenschiffe vor der südthorwalschen Küste zu einem
Aufgrund der aufflackernden Unruhen im EFFerdgele- waghalsigen Unterfangen geraten wäre.
genen Nachbarland Nostria, machte sich unser Korre- In Kendrar angekommen, bot sich mir ein Bild aufge-
spondent Cyberian Viersteinen umgehend auf den Weg regter Geschäftigkeit. Nachdem sich seine Hoheit, der
in die Grenzstadt Kendrar, welche seit Dutzenden von Edelgraf Orasilas von Kendrar, nach dem auf ihn verüb-
Götterläufen einen steten Zankapfel zwischen Nostria ten Attentat zur Rekonvaleszenz in das Travia-Kloster
und dem angrenzenden Thorwal bildet. Nurent zurückgezogen hatte, oblagen nun die Amtsge-
Hier nun sein Bericht der sich überschlagenden Erei- schäfte in Gänze seiner Gemahlin, der edelgräflichen
gnisse ab Anfang TSA: Hoheit Andarysine-Mothaleth. So zeigte sich die ganze
Stadt in einem ungewohnt rondrianischen Bild, da man

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aufgrund der Meldungen über stärker gewordene Trup- nur geringem Widerstand der vollkommen überraschten
penbewegungen der Thorwaler und Gerüchten über ihre Verteidiger im Handstreich genommen worden ! Den
trollischen Verbündeten mitsamt ihrer riesigen, zweige- Überbringern dieser bösen Kunde war am nächsten
hörnten Reittiere (auch hier berichtete der AB) begon- Morgen die Flucht geglückt, als sämtliche Gefangenen
nen hatte, Truppen der umliegenden Adelshäuser zu- zusammengesammelt wurden. Die Thorwaler gingen
sammen zu ziehen, um erneute Eroberungsversuche dabei recht nachlässig vor. Offenbar vermuteten sie
nachdrücklich zurückweisen zu können. nicht, daß es jemand wagen würde, sich zwei Tage lang
Deswegen wurde auch auf allen freien Plätzen trotz durch die winterliche Landschaft ohne entsprechende
FIRungefälliger Kälte ausgiebig exerziert und Melder Ausrüstung nach Kendrar durchzuschlagen.
sah man ständig mit Depeschen hin und her eilen. Nun war die Aufregung natürlich groß. Die Stadt wurde
Als ich höflichst bei der Kommandantur um eine Au- in den Ausnahmezustand versetzt, sämtliche Mauern
dienz bei ihrer edelgräfliche Hoheit nachsuchte, wurde bemannt und die Wachen verdoppelt. Das Treiben wur-
mein Anliegen recht schnell abwegig beschieden, da de noch geschäftiger und man traf Vorbereitungen für
„man mitten in wichtigen, strategischen Planungen in- eine Belagerung. Auch auf die Bevölkerung übertrug
volviert sei“. sich die Unruhe und allenthalben sah man Bürger aller
Überhaupt war es ein schieres Ding der Unmöglichkeit, Schichten in den Tempeln der Stadt Trost suchen, wie
sich ein klares Bilde der Lage machen zu können, da auch selbig die Geweihten von Haus zu Haus gingen,
sämtliche Dienstellen sich entweder auf die militärische um den Leuten Mut zuzusprechen. Wohl möge man
Geheimhaltung beriefen, oder wieder einmal vorüber- meinen, daß selbst der RAHja-Tempel in Belhanka
gehend unter der „Blauen Keuche“ zu leiden schienen kaum mehr Zulauf fand, als dieser doch eher kleine
und sich deshalb auf jenen Erlaß beriefen. So bewahrten Tempel hier weit ab der zivilisierten Landen. Den lie-
mich auch mehr als einmal nur meine Papiere und mei- ben, langen Tag über schienen die beiden Geschwister
ne journalistischen Reputationen davor, umgehend als Dara und Broinnfind Necht, welche den Tempel vor gut
thorwalscher Spion arrestiert zu werden. zwanzig Götterläufen gründeten, stets und überall prä-
Doch ich beschloß, in meinem Bemühen nicht nachzu- sent zu sein, um Verängstigte zu beruhigen oder mit Rat
lassen und die Augen offen zu halten, um mir höchst- zur Seite zu stehen.
selbst ein genaues Bild über die Lage machen zu kön- Mittlerweile waren die ersten Kundschafter wieder in
nen und so konnte ich innerhalb der nächsten Woche der Stadt eingetroffen und wußten zu berichten, daß die
doch die eine oder andere Information aufschnappen. Thorwaler damit begonnen hätten, sich in Skardan häus-
Offenbar konzentrierten die Thorwaler bereits seit Wo- lich einzurichten und wohl gar nicht daran dachten, auf
chen ihre Truppen FIRunwärts der Ingvaller Marschen Kendrar zu marschieren.
oberhalb der Quelle des knapp 35 Meilen langen Flüß- So wurde denn auch am Hofe ihrer edelgräflichen Ho-
chens Angra, welcher bei Kendrar ins Meer mündet. heit Kriegsrat gehalten, wie dem zu begegnen sei und
Auf diesem Fluß hatte sich auch in diesem Winter nur man einigte sich schnell darauf, wie schon vor drei Göt-
eine dünne, nicht tragfähige Eisschicht gebildet, wo- terläufen den Gegner aus seiner Befestigung zu locken,
durch er für größere Truppen ein schwer zu überwin- um ihn in einer offenen Feldschlacht erneut zu schlagen.
dendes Hindernis darstellt. Direkt gegenüber Kendrar, Ist zwar die Kampfkraft des einzelnen Thorwalers be-
wie auch auf See war nicht viel von thorwalscher Prä- trächtlich, so sind sie doch recht ungestüm und im Felde
senz zu merken, gingen doch auch Gerüchte um, daß die einem disziplinierten Heer deutlich unterlegen.
Thorwaler selber zur Zeit rund um den Golf von Prem Hier und da wurde Bedauern laut, daß jene geniale Stra-
von merkwürdigen Überfällen heimgesucht wurden. tegin, die Fürstedle Rondriane von Sappenstiel, nicht
mehr den Oberbefehl hatte und mit unbekanntem Ziel
In und um Kendrar waren inzwischen die Truppen zahl- gen PRAios abgereist war.
reicher nostrischer Adliger zur Verteidigung herangezo- Doch schien es, daß die Edelgräfin Andarysine-
gen worden und es herrschte ein noch regeres Kommen Mothaleth – allseits bekannt für ihr energisches Durch-
und Gehen der Melder, jeweils mit den neuesten Order setzungsvermögen – gewillt war, höchstselbst den
der Führung unterwegs, welche sich oft zu widerspre- Oberbefehl zu übernehmen und damit in die Fußstapfen
chen schienen, je nachdem, welchem Adelsherren es der berühmten Feldherrin zu treten.
gerade gelungen war, sich Gehör bei ihrer edelgräfli- Nun war Eile angeraten, bevor die Schneeschmelze ein-
chen Hoheit zu verschaffen. Aber anscheinend war man setzen konnte und die sumpfigen Marschen die nächsten
solche Widersprüche in der nostrischen Armee gewöhnt Götternamen für größere Truppen in weiten Teilen fast
und paßte sich schnell der neuen Lage an. unpassierbar machen würde.
So wurden nun auch geschwind die nötigen Marschvor-
In der dritten TSAwoche nun erreichten einige er- kehrungen getroffen, welche für ein mehrere hundert
schöpfte Gestalten die Stadt, die sich zum allgemeinen Köpfe zählendes Heer vonnöten sind, wenn es durch
Schrecken als nostrische Soldaten herausstellten, welche winterliches Gebiet ziehen muß und am Morgen des 21.
von Skardan aus den FIRunwärtigen Teil der Ingvaller TSA rückte das kendranische Heereskontingent Rich-
Marschen gegen die Thorwaler zu sichern hatten. tung Skardan unter der Führung ihrer edelgräflichen
Der Ort war zwei Tage zuvor während eines nächtlichen Hoheit ab.
Schneesturmes von mehreren hundert Thorwalern bei

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Zum Schutze der Stadt verblieben zwar nur eine Kohor- Doch während ich mich zum Gehen wandte, meinte ich
te (Banner) edelgräflicher Gardisten und die Bürger- aus der Nebelwand gedämpfte Stimmen gehört zu ha-
wehr, doch vor der Stadt im Hafen flatterte stolz das ben. Offensichtlich war ich nicht der einzige, denn auch
Wappen der nostrischen Kriegsmarine von den Masten die Milizen hatten das Bibbern weitestgehend eingestellt
zweier ihrer Großkampfschiffe, der Koggovellen „Gna- und ihre Spieße fester in die behandschuhten Hände ge-
denlos“ und „Nostria“. Mit ihrer Bestückung würden sie nommen. Aufmerksam versuchten nun unzählige Au-
schon in der Lage sein, es mit mehreren Drachenschif- genpaare, in der immer heller werdenden Morgendäm-
fen aufzunehmen. merung etwas auszumachen. Ertönten dort drüben nicht
Mir wurde es als „ausländischer Nichtkombattant“ lei- gerade Trompetensignale ?
der nicht gestattet, dem Heerzug im Troß zu folgen, um Mein Herzschlag begann zu stocken, als aus den auflö-
aus erster Hand von der Feldschlacht berichten zu kön- senden Nebelschwaden sich plötzlich einige riesige
nen und so blieb mir momentan nichts anderes übrig, als Schatten herauszuschälen begannen, umringt von vielen
unter den wachsamen Augen meines nostrischen Ver- kleineren.
bindungsoffizieres – eines Praetors, was dem Range ei-
nes Leutnants entspricht – in den sicheren Stadtmauern Die grimme Kälte hatte über Nacht die Mündung des
zu verweilen und den Verteidigern bei ihren Manövern Angra mit einer dicken Eisdecke zufrieren lassen, über
zuzuschauen. welche nun die Thorwaler zum Angriff auf die Stadt
Zu allem übel wurde das Wetter auch noch im Laufe des vorgingen – begleitet von jenen riesigen trollischen
Tages schlechter und es fing wieder leicht an zu schnei- Reittieren, welche immer wieder in den Gerüchten auf-
en. Mißmutig zog ich mich daher früh in mein Gemach getaucht waren und sich nun als Mammute herausstell-
zurück, um darüber nachzudenken, wie denn nun weiter ten, mächtige, vier Schritt hohe Muskelberge mit gewal-
vorzugehen sei und fand erst lange danach zur Ruhe. tigen Stoßzähnen und einem langen Rüssel dazwischen,
Doch nur wenige Stunden später weckte mich eine bemannt mit Kriegern, wie sie auch bei der Trollpfor-
schneidende Kälte, gegen welche die Kohlepfanne ver- tenschlacht zu sehen waren, um gegen die schwarzen
gebens anzukämpfen Horden zu kämpfen.
versuchte. Als weiße Mir stand noch deutlich
Wolke stand mir der Atem vor Augen, welche
vor dem Gesicht, um sich Schneisen sie in die
dann als Reif an den Reihen der Feinde geris-
Wänden abzusetzen. sen hatten. Und nun
Daß diese Kälte ungewöhn- standen sie den
lich war, merkte ich auch nostrischen Verteidigern
rasch an den Unruhen der Stadt gegenüber.
draußen auf den Gassen Die Reaktionen der
und so kleidet ich mich ha- Milizen auf den Zinnen,
stig dick an und begab welche noch niemals
mich auch ins Freie. eines leibhaftigen
Hier mußte ich mich recht Mammutes ansichtig
vorsichtig bewegen, da geworden waren, lassen
durch die grimmfröstige sich wohl am besten mit
Kälte alles überfroren und „schierer Panik“
damit eisesglatt war und beschreiben.
begab mich zur Stadtmau-
er, um mir einen Überblick Schnell kamen die
zu verschaffen, denn in Angreifer über den
nicht ganz einer Stunde zugefrorenen Fluß näher
würde der Morgen zu und ihre Angriffsrufe
grauen beginnen. gellten durch den Win-
Allerdings reichte mein Blick nicht sehr weit, da über termorgen. Unsere Hoffnung, daß die Schiffsgeschütze
dem Fluß dichter Nebel lag, aus dem einzelne Schnee- der beiden Koggovellen unter ihnen blutige Ernte halten
flocken zu uns auf die Mauer herübertrieben. Deutlich würden, zerstob, wie unsere Atemwolken im Wind, als
konnte man die weiße Wand in der beginnenden Däm- wir gewahr wurden, daß nicht nur beide Schiffe einge-
merung erkennen, vor der sich die großen, dunklen froren, sondern auch mit einer Eiskruste bedeckt waren,
Schatten der beiden Kampfschiffe abzeichneten. Aller- die es unmöglich machte, die Stückpforten zu öffnen.
dings war es hier oben noch kälter als hinter den schüt- Lautes Klopfen zeigte, daß die Schiffsbesatzungen sich
zenden Mauern und so war das lauteste Geräusch auf verzweifelt darum bemühten, die Luken freizuhacken,
den Zinnen das bibbernde Zähneklappern der Wachen. doch da waren die Thorwaler schon über sie gekommen
So beschloß ich, mich geschwind wieder in mein Ge- und auf den Schiffen entbrannte ein lautstarkes Hand-
mach zurück zu ziehen und erstmal ordentlich einheizen gemenge.
zu lassen.

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Die Mammute näherten sich immer mehr der Stadtmau- rend er auf die Geweihten zuging, lief Hochwürden Da-
er, welche den Verteidigern trotz ihrer mehr als fünf ra mit weit ausgebreiteten Armen und wehendem Ge-
Schritt Höhe auf einmal gar nicht mehr so sicher er- wand auf ihn zu und rief dabei freudig aus: „Eldgrimm,
schien, wenn direkt davor ein ausgewachsener Mam- willkommen wieder daheim!“, und sprang den fast zwei
mutbulle steht und mit einem Rüsselschlag den Wehr- Spann größeren Thorwaler an, umarmte ihn und begann,
gang freiräumt. Ein Bogenschütze wurde dabei voll von ihn lachend abzuküssen. Auch die anderen Geweihten
dem Schlag getroffen und mehrere Schritt weit auf das begannen nun damit, die restlichen Thorwaler will-
Dach des hinter der Mauer befindlichen Hauses ge- kommen zu heißen, wie auch die Kendraner nun sich
schleudert, von wo aus er leblos auf die verschneite unter die immer noch freudig erstaunten Thorwaler
Straße rutschte. Das genügte für den Rest von uns, mög- mischten, um alte Bekannte zu begrüßen, oder anderen
lichst großen Abstand von den mächtigen Tieren halten, Recken auf die Schulter zu klopfen. Auch sah ich den
wo auch noch kurz danach die ersten Thorwaler von den einen oder anderen Soldaten schnell seine Waffe unter
Rücken der Tiere über die Zinnen kletterten und den einen Schneehaufen stecken und sich am Jubel beteili-
Wehrgang besetzten. Zielstrebig und mit wenig Wider- gen.
stand nahmen sie ihren Weg zum Torturm, in welchen Wiewohl ich im folgenden nicht erkennen konnte, ob es
sie auch in nur kurzer Zeit eindrangen, was vermuten in jedem Fall von Wirkung war, denn nicht viel später
ließ, daß es Angehörige der einst hier ansässigen Thor- wurde eine große Menge an Kriegsgefangenen in die
walersippe unter Eldgrimm, des Langen waren, die sich Stadt gebracht, bei denen es sich hauptsächlich um die
bestens auskennen. Marinesoldaten der beiden Schiffe handelte. Trotz der
Nun hielt ich die Zeit für gekommen, schleunigst die zugefrorenen Luken hatten sie den Enterversuchen der
Mauer zu verlassen und mich zurück zu meinem Domi- Thorwaler starken Widerstand entgegengesetzt und so
zil zu begeben, um nicht fälschlicherweise mit einem gab es eine beträchtliche Anzahl an Toten und Verwun-
nostrischen Kombattanten verwechselt zu werden und deten dort.
so lenkte ich meine Schritte geschwind auf die Haupt- Schnell begannen die Thorwaler aus Hetmann Eld-
straße zu, doch hielt ich überrascht inne, als ich dessen grimms Sippe, „ihre“ Stadt wieder in Besitz zu nehmen,
gewahr wurde, daß dort wohl sämtliche Einwohner der doch der Großteil rastete nur und hielt sich nicht groß
Stadt versammelt schienen. Unter ihnen befanden sich mit Beutemachen auf. Wir sollten auch alle sehr schnell
auch alle Geweihten und Tempelbediensteten Kendrars. erfahren, weshalb dem so war, denn als der alte Het-
Ganz in meiner Nähe lief die RAHja-Geweihte Dara mann zu einer Siegesfeier in den RAHja-Tempel einge-
Necht in einem recht ansprechenden, aber nichtsdesto- laden wurde, lehnte er mit sichtlichem Bedauern, aber
trotz für diese Jahreszeit wesentlich zu luftigen Gewand trotzdem sehr bestimmt ab. Denn es gelte noch „eine
umher und instruierte zu meinem Erstaunen mit ein- Schlacht zu schlagen“.
dringlicher Stimme die Leute: Und gerade mal zwei Stunden später brach das thorwal-
„Denkt dran, was ich Euch gesagt habe: Jubelt, wenn sche Heer mit den Mammuten und auch etlichen Schlit-
euch euer Leben lieb ist ! Jubelt !“ ten, gezogen von Hunden, Pferden und sogar vier mäch-
Doch noch ehe ich mich wieder von meinem Erstaunen tigen Wollnashörnern FIRunwärts auf, während im Ha-
erholt hatte, waren die letzten Verteidiger des Torturmes fen und am Strand immer mehr der so lange nicht gese-
überwunden, die Torflügel öffneten sich weit und boten henen Drachenschiffe anlegten und ihre Fracht an
einer Horde wild ihre Äxte schwingender Thorwaler Thorwalern ausspieen, die nun die Stadt grimmig gegen
Einlaß. Aber auch sie hielten verblüfft inne, als statt der eine mögliche Rückeroberung zu verteidigen gedachten
erwarteten Gegner ihnen plötzlich aufbrausender Jubel und augenscheinlich nicht dazu bereit waren, sich wie-
entgegenbrandete und der Torplatz vom Hurrageschrei der durch eine Finte an der Nase herumführen zu lassen.
nur so widerhallte. Ich war nun hin und her gerissen, wo ich denn wohl
Nach wenigen Minuten kam von hinten her Bewegung meiner Pflicht als Berichterstatter am besten nachkom-
in die Thorwaler und im Tor erschien der dunkle Schat- men könne: hier, in der Stadt, wo die Thorwaler wieder
ten eines Mammutes, welches behäbigen Schrittes die zwanglos damit begannen, sich häuslich niederzulassen
Stadt betrat und sich nicht weiter von dem in seiner Nä- – oder auf dem wahrscheinlichen Schlachtfeld in den
he doch etwas abebbenden Geschrei um ihn herum be- Ingvaller Marschen.
eindrucken ließ. Oben auf saß hinter dem Mammutfüh- Da traf es sich wie eine glückliche Fügung, daß in mei-
rer eine hünenhafte Gestalt mit brustlangem, schlohwei- ner Nähe Vater Travianus, der Vorsteher des hiesigen
ßen Bart, die unschwer von den meisten als Hetmann TRAvia-Tempels, an den nun befehlenden Hetmann he-
Eldgrimm wiedererkannt wurde und schnell pflanzte rantrat, um ihn sein Anliegen vorzutragen: Er wolle mit
sich sein Name durch die Reihen der Jubelnden fort. So ein paar freiwilligen Helfern dem Heere folgen, um sich
schritt der Koloß weiter die Hauptstraße entlang, wäh- nach der Schlacht barmherzig der Verwundeten anzu-
rend der greise Hüne erfreut und sichtlich gerührt nach nehmen und größere Grausamkeiten zu vermeiden. Da-
allen Seiten hin winkte. zu erbat er sich auch von dem Thorwalerhäuptling ein
Alsbald fanden sich alle Geweihten ein und versperrten paar Lastpferde, welches jener zwar in seiner üblichen,
dem Mammut den Weg, worauf der Führer das Tier an- vertraulichen Weise genehmigte, doch hörte man deut-
halten und niederknien ließ, damit Hetmann Eldgrimm lich den Respekt gegenüber dem geweihten Vater her-
den Rücken hinunterrutschen konnte. Und noch wäh- aus. Zusätzlich bestimmte der Hetmann noch vier

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Thorwaler, die Vater Travianus als Helfer und Bedek- PRAioswärts gelegenen Stadt Salza erfolgreich einleiten
kung zur Hand gehen sollten – und wohl gleich noch als zu können.
Überwachung, wie man sich unschwer denken kann, So hatten wir erfreulicherweise recht wenig zu tun, da
doch Vater Travianus war’s zufrieden. So dingte ich vielen Nostriern die Flucht glückte und es nur vereinzelt
ihm auch noch schnell meine Hilfe an, denn eine besse- zu wirklichen Kämpfen gekommen war, während die
re Gelegenheit dem Heer zu folgen gab’s wohl nim- verwundeten Thorwaler schon von ihren Kameraden
mermehr. versorgt worden waren. Und wie es aussah, hatten wohl
Und so brachen wir noch zur Mittagsstunde unter der die mächtigen Mammute maßgeblichen Anteil an dem
Führung Vater Travianus’ auf in die verschneiten Mar- schnellen Sieg.
schen. Eingehüllt in warme Kleidung und mit einem Trotzdem wir alle nach diesem Eilmarsch recht er-
orangeroten Umhang, der uns als Helfer des TRAvia- schöpft waren, drängte Vater Travianus auf einen
Geweihten auswies und uns wohl so vor Übergriffen schnellen Aufbruch, da er offensichtlich schlimmes zu
beider Seiten bewahren sollte. ahnen schien. Immerhin sind es von hier aus in direkter
Der Schnee auf dem Weg den Fluß Angra entlang Rich- Linie um die fünfzig Meilen bis nach Salza. Auch hier
tung Skardan war von vielen hundert Füßen festgetre- erhielt er wieder nach kurzer Vorsprache beim Hetmann
ten, sodaß wir recht gut vorankamen, doch gebe ich zu, respektvoll die erwünschte Unterstützung und so bra-
daß ich mich viel öfter in den Gassen einer Stadt oder in chen wir mit frischen Pferden und einer Bedeckung von
Kanzleistuben bewege, als auf freiem Felde und so fiel rund zwei Dutzend Thorwalern auf.
mir das Marschieren doch recht schwer. Daß seine Befürchtungen nicht ganz unbegründet wa-
Unsere thorwalschen Begleiter hingegen hatten keiner- ren, zeigte sich in den nächsten beiden Tagen, als wir
lei Probleme damit und so traf mich manch spöttisches immer wieder vereinzelte nostrische Soldaten oder gar
Scherzwort über den „Sijdländischen Weichkäse“. Offiziere fanden, die bis auf das Hemd ausgeplündert
Doch gelang es mir recht schnell, trotzdem mit ihnen ins im Schnee zurückgelassen worden waren und nun dem
Gespräch zu kommen und so erfuhr ich nebenbei, daß es Erfrierungstod ins Auge blicken mußten. Doch das Gros
nicht nur Thorwaler aus der hiesigen Gegend waren, die der Überreste des Nostrischen Heeres hatte – ständig
sich am Feldzug beteiligen würden, nein sogar aus dem von den Thorwalern verfolgt – letztendlich doch das
„Norda“, wie sie es nennen, vom Hjaldinggolf her und Ufer des Ingvals erreicht und man begann von Salza aus
auch aus Olport seien sie gekommen, um „diesen mit der Evakuierung über den mit Eisschollen bedeck-
Schmach zu tilgen“. Verständlich, daß sie dort oben ten Fluß, welche sich allerdings in die Länge zog. So
noch ganz anderen Schnee gewohnt sind. gelang es einer Gruppe der verfolgenden Thorwaler, auf
Am späten Abend fanden wir Unterkunft in einem lee- die Flüchtenden aufzuschließen und obwohl sie von der
ren Bauernhof, den seine Bewohner wohlweislich ver- langen Verfolgung ebenso erschöpft wie die Flüchtigen
lassen hatten und am nächsten Morgen brachen wir waren, versuchten sie in ihrem Überschwang, noch
schon in aller Frühe wieder auf, noch bevor PRAios’ einmal die nostrischen Truppen anzugreifen. Doch ge-
Antlitz richtig den Himmel erhellte. Es hatte schon lan- lang es ihrer edelgräflichen Hoheit Andarysine-
ge aufgehört, zu schneien und die Luft war deutlich Mothaleth höchstselbst, einen Gegenangriff zu formie-
wärmer geworden. Anscheinend würde es nicht mehr ren und die Angreifer noch einmal so lange zurückzu-
lange bis zur Schneeschmelze dauern und so hatte Eld- halten, bis auch die letzten Truppen vom firunwärtigen
grimm den Augenblick offensichtlich gut abgepaßt. Ufer des Ingvals gerettet waren.
Obwohl wir uns redlich Mühe gaben und uns sputeten, Inzwischen hatten sich auch die nostrischen Truppen
erreichten wir das Schlachtfeld vor Skardan erst am spä- aus dem am Ingval gelegenen Ort Ingvalla auf das ande-
ten Vormittag – doch war alles schon lange vorbei und re Ufer zurückgezogen, sodaß nun wieder erstmal alles
die Sieger hatten sich an die Verfolgung der Verlierer Land auf der FIRunwärtigen Seite des Ingvals fest in
gemacht. thorwalscher Hand ist. Ich werde weiterhin in der Front-
Wie wir recht schnell von den zurückgebliebenen Ver- stadt Kendrar verbleiben, um auch zukünftig über die
teidigern Skardans erfuhren, hatte sich das nostrische Ereignisse hier berichten zu können und empfehle mich
Heer nach einem Nachtmarsch noch vor dem Morgen- den Schutz der Zwölfe an.
grauen formiert, um die außerhalb Skardans liegenden Cyberian Viersteinen
Truppen der Thorwaler im Sturme zu zerschlagen. Doch Volkmar Rösner
diese waren wohlgewappnet und drängten die Angreifer
gegen die Befestigungen des Ortes, während zur glei-
chen Zeit Eldgrimm mit seinem Heer von hinten angriff.
So sahen sich die Nostrier auf einmal einem mehr als
Mit
Premolunder
zweieinhalbfach überlegenen Gegner gegenüber, der sie
praktisch wie zwei Schmiedehämmer auf den Amboß
Skardan zu zerschmettern drohte.
Doch hatten auch die Nostrier in den letzten Jahren ihre
Lektion gelernt und zerstreuten sich in kleine Gruppen, auf die Nossi-Flunder !
um so unter Zurücklassung schweren Gerätes und stö-
render Rüstungsteile den taktischen Rückzug nach der Frank Mienkuß

Heimamond 2653 nJL Seite 5


Meisterinformationen: So entschied sich Deorn, die vier Monde bis dahin gut
zu nutzen und wir unternahmen mit unserem stolzen
Es möge zwar bei dem unbedarften Beobachter den An- Wogendrachen eine Versorgungsfahrt in den warmen
schein erwecken, daß die Geweihtenschaft der Stadt Sijdan, was uns ja auch ganz gelegen kam, bei dem
Kendrar die letzten drei Jahre über ständig mit den
Thorwalern kollaboriert hätten, um ihnen die Wiederer-
Schietwetter hier. Aber Deorn mag dieses warme Wetter
oberung der Stadt zu ermöglichen, doch ist dem wahr- nicht so – er meint immer, daß es einen harten Thorwa-
lich nicht so. Vielmehr war der Jubel beim Empfang ler weich mache.
recht kurzfristig inszeniert worden, um die überraschten Wohlan, ob weich oder nicht, wir hatten einige gute
Thorwaler von größeren Plünderungsaktionen bei einer Tauschgeschäfte mit horasischen Handelskapitänen ge-
offensichtlich stark pro-thorwalschen Bevölkerung abhal- macht: sie schenkten uns ihre Ladung und wir schenkten
ten zu können. Eine Taktik, mit der man schon in Joborn ihnen dafür ihr Leben.
regelmäßig Repressialien gegenüber der Zivilbevölke- So konnten wir auch gut einige der Vorteile unseres
rung zu verhindern wußte. Möge sich die Rahja-Kirche neuen Winddrachen nutzen, denn sein Laderaum ist
im lieblichen Feld ganz auf die schönen Künste und
Kurzweil konzentrieren können, so sieht sie sich in No-
doch um einiges größer, als bei den traditionellen Dra-
stria und Andergast vorrangig doch wesentlich existen- chen, das wohl !
zielleren Dingen gegenüber, nämlich der Linderung von
Kriegsnot und Leid unter der Bevölkerung. Schwer beladen landeten wir Anfang Goi in Overthorn,
Hier bieten sich für den Meister einige interessante Sze- um dann nach kurzer Ruhepause wieder nach Efferdûn
narien, wo die Spieler vor der unausweichlichen Rücker- aufzubrechen, wo wir uns mit den anderen Mitstreitern
oberung von der Geweihtenschaft gebeten werden, die zu treffen gedachten. Eldgrimm wollte unbedingt einen
Bevölkerung von ihrem Vorhaben zu unterrichten, ohne Sammelhafen in einiger Entfernung zu Kendrar, damit
daß sie dabei von der nostrischen Militärführung als of- die Mostrianer den Braten nicht zu früh witterten.
fensichtliche Saboteure verhaftet werden.
Auch nach der Rückeroberung kann diplomatisches Ge-
Die nächsten zwei Wochen waren angefüllt mit heimli-
schick gefragt sein, um Plünderungen oder Gewalttätig- chen Transportfahrten des nächtens zur Ottaskin der
keiten einzuschränken oder gar zu vermeiden, wobei die Wogenbrecher, nicht weit vor Kendrar, wobei Katla,
Helden in der Travia- wie auch in der Rahjakirche ein- unsere Bordrunajaskia, das eine oder andere Mal unser
flußreiche Unterstützung finden. Schließlich ist Travia schönes Schiff hinter einer Nebelbank verbergen mußte.
eine der vier Gottheiten der Thorwaler und genießt bei Doch trauen sich die Bettnässer nicht weit hinein in den
ihnen hohes Ansehen, während kurioserweise gerade Golf von Prem.
die Thorwaler der Kirchenphilospophie der Rahjakirche Auch mußten wir die eine oder andere Wachfahrt über-
näher stehen, als so mancher Mittelreicher. nehmen, denn diese hinterhältigen Überfälle im Golf
Volkmar Rösner
nahmen allerorten zu. Doch konnten wir nie jemanden
stellen – was Wunder auch, es wäre ihnen schlecht be-
kommen !
In der letzten Goiwoche war es dann schließlich soweit.
Inzwischen hatten sich auch eine beträchtliche Anzahl
Die Eroberung Kendrars... an Mitstreitern eingefunden und warteten auf das Signal
Eldgrimms zum Angriff. Eigentlich waren wir viel zu
viele, was die Beute für die einzelnen Ottajaskos schmä-
...aus Sicht der Knochenbrecher-Ottajasko,
lern würde, aber Eldgrimm wollte nun mal wirklich si-
erzählt vom Skalden Torgal „Elfenhand“: cher gehen, falls noch irgendwo ein paar von diesen
Spitzenhöschenträgern herumlungern sollten, die ja an-
geblich alle abgezogen waren.
... daß es endlich mal gegen Kendrar gehen sollte, erfuh- Nun, Eldgrimm ist ein alter Fuchs und letztendlich
ren wir auf dem letzten Herbsthjalding, wo der weise schaffte er es doch mit seinen Redekünsten, uns alle zu
Eldgrimm seine Mitstreiter sammelte. Deorn, unser überzeugen.
Hetmann, war natürlich gleich Feuer und Flamme dafür, Und so begannen die Angriffe in den Ingvaller Mar-
genauso wie wir anderen und dementsprechend groß schen und bald auch meldeten uns die Späher, daß die
war der Jubel von uns allen, als Deorn uns alle nach Nossis wirklich den Köder geschluckt hätten und sich
dem Hjalding darüber unterrichtete. Nur ward unsere auf einen Marsch ins Hinterland vorbereiteten und einen
Freude getrübt, daß der Gegenschlag erst zum Ende des Tag später, daß das Heer tatsächlich abmarschiert sei. In
Winters stattfinden sollte, wo dieser doch gerade erst der Stadt wäre nur eine geringe Bedeckung zurückge-
begonnen hatte. Eldgrimm wollte unbedingt eine große blieben, welche zusammen mit der Bürgerwehr die
Landschlacht führen, um auch ja alle Plattfischstößer zu Stadt verteidigen sollte. Dazu lagen noch zwei von die-
erwischen und über den Ingval nach Salza zurück zu sen merkwürdigen Bötchen im Hafen, die einem Nacht-
treiben. Dabei wäre es doch so einfach gewesen: Anlan- topf ähnlicher sehen, als einem richtigen Schiff. Sollte
den - rein inne Stadt – Aufräumen – fertig ! Sollen sie uns nur Recht sein.
doch ruhig wiederkommen und es erneut versuchen, In der folgenden Nacht taten sich alle Runajaski zu-
dieses Mal würden sie sich die fauligen Zahnstümpfe sammen und beschworen einen großen Wetterzauber.
daran ausbeißen ! Aber bitte sehr... Kalt wurde es daraufhin, bitterlich kalt sogar, und der

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Fluß Angra, an dessen Mündung Kendrar liegt, begann ben, um uns ruhmreichen Befreiern aus vollem Herzen
eine Eisdecke zu bilden. Nebel wallten auf, Schneewol- zuzujubeln. Eldgrimm selber war auf einem der
ken tanzten umher und wir hörten deutlich das Eis kni- Kopfschwänzlerbullen dahergekommen und wenn die
stern, als es immer weiter wuchs. Kendraner auch respektvoll vor dem Koloß zurückwi-
Nur wenige Stunden später, gerade als der Morgen zu chen, war doch dort der Jubel am größten. Auch wir
grauen begann, wurden die Wolken über dem Fluß dün- hatten unzählige Hände zu schütteln und einige umarm-
ner und wir konnten sehen, daß sich quer über die ganze ten uns sogar und klopften uns auf die Schultern. Eld-
Mündung eine fast Halbschritt dicke Eisdecke gezogen grimm wurde inzwischen ebenso herzlich von der örtli-
hatte. Fest genug auch für die riesigen Kopfschwänzler, chen Geweihtenschaft begrüßt und man sah ihm deut-
von denen Eldgrimm über ein halbes Dutzend den lich seine Rührung an, endlich wieder „daheim“ zu sein.
Gjalskerbarbaren abgeschwatzt hatte. Nun rief Eld- Allerdings wollte er mit seinen Leuten schon in wenigen
grimm zum Angriff ! Stunden wieder aufbrechen, dem nostrischen Heer hin-
Wir gaben leicht Segel und ließen uns vom Wind in die terher in die Marschen, um sie in der Nähe des Ortes
Mündung treiben, direkt auf das Eis zu und nicht weit Skardan in die Zange zu nehmen. Wir waren inzwischen
weg von den beiden Schiffchen, welche reglos einge- soweit in seine Nähe gelangt, daß wir ihn deutlich seuf-
hüllt unter einem dicken Eispanzer lagen. Dann warfen zen hören konnten, als er es ablehnen mußte, dem Freu-
wir die Eisanker aus und zogen uns an die tragfähige denfest im Rahjatempel zu seinen Ehren beiwohnen zu
Eisdecke heran, welche die Hälfte unserer Kämpfer können.
betrat, um anschließend die eingefrorenen Nußschalen Deorn ist ja bei sowas mehr für die praktischen Seiten
zu entern, Deorn und seine Frau Dusnelda allen voran. zu haben und als sein Blick auf einige nostrische Solda-
Der Rest verblieb auf dem Wogendrachen, zog die Eis- ten fiel, die ihre Waffen und Rüstungen schnell in ir-
anker wieder ein und begann, vor der Küste zu kreuzen, gendwelche Schneehaufen steckten, um sich den Ju-
bereit, jedes weitere feindliche Schiff abzufangen, wel- belnden anzuschließen, gab er schnell mit gewohnt lau-
ches versuchen sollte, Kendrar zur Hilfe zu eilen. Auch ter, den Lärm übertönender Stimme den Befehl, die
einige andere Drachen unserer Mitstreiter sicherten mit. Waffen wie auch die Kriegsgefangenen umgehend ein-
Wir aber hatten inzwischen die beiden festgefrorenen zusammeln, damit sie sich nicht verflüchtigen konnten.
Schiffchen erreicht, von denen lautes Pochen und Wir wollten uns gerade schon freudig daran machen, als
Hämmern davon zeugte, daß die Nossis inzwischen auf- die Rahjageweihte, welche schon Eldgrimm so herzlich
gewacht waren und versuchten, die Stückpforten und begrüßt hatte, nun auf Deorn aufmerksam geworden war
Luken irgendwie frei zu bekommen. Wohl denen von und auf ihn zueilte. Was sie anhatte, war wesentlich zu
uns, die genagelte Stiefel trugen, denn auf den dick ver- dünn für diese Jahreszeit, aber es stand ihr wirklich gut !
eisten Decksplanken war es schweineglatt ! Alsbald wa- „Aber DU wirst doch wenigstens an unserer Feier teil-
ren wir den armen, eingeschlossenen Bettnässern von nehmen, du starker Recke ?!?“ säuselte sie ebenso herz-
außen behilflich, ihre Luken aufzubekommen, doch lich wie erwartungsvoll, ehe sie unserem über zwei
ignorierten sie unsere freundlichen Aufforderungen, uns Schritt hohen Deorn einen dünnen Seidenschal um den
nun die Schiffe zu übergeben. So ließen wir uns natür- Nacken legte und mit beiden Armen zu sich herunter-
lich nicht lumpen und begannen, sie mit handfesten Ar- zog, um ihm einen langen, heißen und sehr innigen Kuß
gumenten zu überzeugen, wobei wir nach und nach ins auf die Lippen zu drücken. Wir alle feixten nun laut-
Schiffsinnere vordrangen. Verdammt eng ist es da aber ! stark, als Deorn, ganz von ihr hingerissen, die Umar-
Wir stießen uns wiederholt die Köpfe auf diesen niedri- mung erwiderte, denn wir wußten wohl, daß seine Frau
gen Decks. So waren wir bestimmt die Hälfte einer dieses nicht so ohne weiteres hinnehmen würde und
Stunde damit beschäftigt, die Schiffe in unsere Hand zu harrten ihrer Reaktion, die natürlich nicht lange auf sich
bekommen, während Eldgrimm mit den anderen und warten ließ. Mit den Worten „HA ! Was Du kannst,
den Kopfschwänzlern inzwischen die Stadt selber an- kann ich schon lange !“, schnappte sie sich ohne viel
griff. Im immer heller werdenden Licht des neuen Tages Federlesens den nächststehenden Rahjageweihten, hob
konnten die an Deck Verbliebenen mit ansehen, wie die den mit fast neun Spann deutlich Kleineren empor und
gewaltigen Tiere mit ihren langen Rüsseln die nicht viel begann im Gegenzuge nun, ihn heftig abzuküssen, wor-
höhere Wehrmauer freiräumten und anschließend Eld- an er nach einer Schrecksekunde deutlich Gefallen zu
grimms Leute die Zinnen stürmten, um das Tor zu be- finden schien.
setzen. Nun war die Erheiterung allgemein und dauerte mehrere
Nicht viel später stürmten die ersten Kämpfer in das Minuten an, bis jene wunderhübsche Geweihte Deorn
sich öffnende Tor, um die Stadt zu besetzen, doch wa- endlich zu Atem kommen ließ. Tatsächlich war er über-
ren auch wir nicht wenig erstaunt, als wir plötzlich von aus beeindruckt von ihr, wie wir es nur selten erlebt hat-
der Stadt her den aufbrandenden Jubel vernehmen konn- ten bei ihm und auch Dusnelda schien einen Narren ge-
ten. Da wir inzwischen in den Schiffen die Oberhand fressen zu haben an dem kleinen, schwarzhaarigen Ge-
gewonnen hatten, machten sich einige von uns unter der weihten.
Führung von Deorn und Dusnelda auf, um zu erkunden, Ach, was soll’s ! Kendrar war wieder unser, der Wider-
was denn dort verdammt noch mal vor sich ging. stand gebrochen, die Stadt von See und Land her gesi-
Tatsächlich schien sich die gesamte Stadtbevölkerung chert, Eldgrimm würde bald die restliche Nossis zer-
hinter dem Tor auf der Hauptstraße versammelt zu ha- schlagen, warum also nicht Deorn und dieser hübschen

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Geweihten namens Dara in den berühmten Rahjatempel ben. Lange sollte sich Eldgrimms Rückkehr nicht hin-
folgen und eine rauschende Siegesfeier begehen ? auszögern, denn sie trieben vor Skardan die nostrischen
Wir hatten es uns einfach verdient ! Dumpfbacken zu Paaren. Wir bewachten solange wei-
Und eine rauschende Feier wurde es, das wohl ! Wir terhin mit unserem Wogendrachen die Küste vor Ken-
hatten viel Spaß und es war schon lange dunkel, als wir drar und wurden alsbald mit in die Ereignisse hineinge-
erschöpft aus dem Tempel kamen. Das Fest ging noch zogen, die sich im Golf selber abspielten. Doch das ist
weiter, aber nun sollten die anderen feiern, während wir schon eine andere Geschichte ...
die Wacht übernahmen. Doch gut, daß es diese Nacht
keinen Gegenangriff gab, denn diese Feier konnten wir Torgal „Elfenhand“, Skalde der Knochenbrecher-Ottajasko
nicht so schnell vergessen und unsere Gedanken d.e.
schweiften mehr als einmal wieder zurück. Wir würden
sicherlich noch öfters den Tempel besuchen kommen,
wo wir in Dara und Broinnfind – so hieß der schwarz-
haarige – zwei liebe Freunde gefunden hatten ...
Hjalske Rotbrandt
Am nächsten Tag war das Eis über der Angramündung Wärmt die Glieder und
wieder weggetaut, wenn es auch immer noch recht
frostkalt war. Damit waren auch die beiden Plattfisch- erhält die Kampfeswut !
pötte wieder befreit und wir konnten diese merkwürdi-
Frank Mienkuß
gen Gebilde einmal näher in Augenschein nehmen. Ir-
gendwie paßten die Längen- und Höhenverhältnisse
nicht so richtig zusammen, das sah man auf den ersten
Blick. Auch lagen sie mit dem Heck deutlich tiefer im
Wasser, als würden sie gleich absaufen.
Beim Klabautermann !
Eine Untersuchung ergab, daß sich in der Heckbilge
kein Leckwasser befand, sondern Ballastsand. So lang-
Was war da los ?
sam setzte sich das Bild zusammen und eine Befragung
der nostrischen Seeoffiziere bestätigte unsere Vermu-
tungen. Es war wirklich zu komisch: im Bemühen, die Stets bemüht, unsere Leser möglichst umfassend
Schiffe, welche eine Mischung aus Kogge und Karavel- informieren zu können, haben wir auch Angehöri-
le darstellten, schneller zu machen, gerieten die Segel ge der Gegenseite zu deren Erlebnissen befragt.
doch etwas zu groß, auf daß sie bei achterlastigen Wind Hier der Augenzeugenbericht eines nostrischen
das Schiff mit den Bug schwer ins Wasser drückten, Matrosen:
was bei starkem Wellengang fast zwangsläufig zum Un-
terschneiden führte. Deswegen bekamen sie den schwe- „Mein Name ist Tommelian Horger und ich bin schon
ren Heckballast, um den Bug anzuheben. Wir waren nun seit über drei Götterläufen Vollmatrose auf der Nostria.
natürlich gespannt wie ein Tau im Sturm, wie sich so Wir lagen im Hafen von Kendrar und sollten die Stadt
ein Bötchen führen läßt und bemannten kurzerhand ei- von der Seeseite her vor Thorwalerangriffen schützen.
nes der beiden, die Nostria, für eine ausgelassene Probe- Jedoch haben die in letzter Zeit keine Versuche in der
fahrt. Richtung unternommen.
Recht schnell stellten wir jedoch fest, daß mit dem Die Truppen der Adeligen, die Landstreitkräfte, waren
Heckballast beileibe nicht alle Probleme gelöst wurden, am Morgen, es war der 21. TSA, in Richtung Skardan
denn der Kahn war völlig aus dem Gleichgewicht und abgerückt. Wir blieben zur Verteidigung von Kendrar
geriet schnell in schlingernde Bewegungen. Dement- zurück.
sprechend weit schlugen also auch die überlangen Ma- Und so trat ich in der darauffolgenden Nacht meine
sten im Seegang aus, daß wir Mühe hatten, uns in den Wache an, die elende Hundswache. Die Matrosin As-
Wanten zu halten. modette-Helasine Grabensalb hatte mit mir gemeinsam
Ich schäme mich nicht, zu gestehen, daß ich die Matro- Dienst.
sen dieser Schlingerpötte auf einmal mit anderen Augen Noch vor dem Morgengrauen zogen dichte Wolken auf
sah und auch ein kleinwenig bewunderte; ich war nicht und es begann, heftiger zu schneien. Es wurde sehr
der einzige, der sich nach einiger Zeit in den Wanten schnell merklich kälter. Binnen Kurzem lag auch ein
fast die Seele aus dem Leib kotzte. dichter Nebelschleier über der Flußmündung und dem
Nach diesem Vormittag vor der Küste Kendrars lande- Hafen.
ten wir swafnirseidank wieder wohlbehalten im Hafen Das war eine Kälte, kann ich dir sagen ! Fast wie im
an und wankten noch grün im Antlitz unter den erstaun- Winter 1865 (d.U. - die Red.), als dem alten Ferdi, dem
ten Blicken der Zurückgebliebenen von Bord. Rudergänger, Nase, Ohren und alle Finger der rechten
Wahrlich: solange die Plättlingsschänder SOLCHE Hand abgefroren sind. Es erschien uns wie grimmfrösti-
Schiffe haben, brauchen wir sie nimmer zu fürchten ! ge Kälte im tiefsten Firun. Viel kälter konnte es auch
Deorn beschloß, mit Eldgrimm zu reden, sobald er wie- auf Yetiland nicht sein... Wir litten stark unter den
der zurück wäre. Es konnte uns nichts besseres gesche- Temperaturen; die Finger wurden mehr als nur klamm
hen, als diese Kähne den Nossis wieder zurück zu ge-

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und in unseren Haaren und in meinem Bart bildeten sich Doch eine böse Überraschung erwartete uns, die wir
kleine Eiszapfen. Ein leichter Wind pfiff uns derart eisig nacheinander die schmalen Treppen heraufstürmten.
um die Ohren, daß uns die Augen tränten. Wir wurden nämlich auf den eisglatten Deckplanken
Unter diesen Bedingungen machte die eh’ schon unge- von axtschwingenden, übellaunigen Thorwalern sehr
liebte Hundswache nun gar keinen Spaß ... unfreundlich in Empfang genommen. Und es waren de-
Auf den Rahen und der Takelage bildete sich jetzt rer viele ... !
schnell eine dünne Eisschicht. Auch den Oberdecksge- Wir leisteten heldenhaften Widerstand, doch wurden
schützen erging es nicht besser. Die Abdeckplanen wa- wir von den wilden Angreifern zurück unter Deck ge-
ren in der schneidenden Kälte bretthart gefroren und drängt, wo die Kämpfe auf engstem Raume erbittert
ebenfalls mit einer glitzernden Eisschicht bedeckt. Der weitergingen. Letztlich forderte uns ein Nordmann mit
Nebel wurde so dicht, daß man eh’ nicht die Hand vor wilden Hautmalereien im Gesicht auf, die Waffen zu
Augen sehen konnte, und – ganz ehrlich – wer hätte bei strecken, und nur einige wenige von uns kamen dieser
einem derartig schlimmen Mistwetter schon mit einem Aufforderung nicht nach. Diese Wenigen lagen kurz
Angriff gerechnet ? Zumal ja auch in letzter Zeit auf See darauf in ihrem eigenen Blute. Wir anderen ergaben uns
nicht viel von thorwalschen Drachenschiffen zu bemer- notgedrungen und wurden entwaffnet. So kamen wir
ken gewesen war. Überlebenden in Kriegsgefangenschaft. Man ließ uns
Kein Wunder, die würden mit ihren Nußschalen bei binden und führte uns derartig schmachvoll in die Stadt.
dem Wetter glatt am Ruder festfrieren ... ! Also be- Den Kameraden auf der Gnadenlos war es nicht anders
schlossen wir, uns für einen kurzen Augenblick unter als uns ergangen. Auch hier war das Schiff im Hand-
Deck aufzuwärmen. Was wir auch taten. Allein schon streich genommen und von den Thorwalern erobert
die paar Schritte zum Niedergang glichen einer einzigen worden.
Rutschpartie, alles war spiegelglatt. Gemeinsam wurden wir unter Verhöhnungen und wü-
Derpel, unser erster Maat, von uns immer nur „Erpel“ sten Beschimpfungen zum Marktplatz geführt.
genannt, hielt zwar nichts davon, als wir ihn in der Ka- Und ... unglaublich ! Ich wollte meinen Augen und Oh-
jüte trafen, ließ uns aber für die Dauer eines Brandes ren nicht trauen ! Dort bereiteten die Bürger Kendrars
gewähren. Unter Deck war es mollig warm und nicht so jenem thorwaler Häuptling, dem die glorreiche nostri-
ungemütlich wie an Deck, wo wir außer zu frieren eh’ sche Armee vor gut drei Jahren die Stadt abgenommen
nichts tun konnten. Die Wärme des Kohlebeckens war hatte, einen begeisterten Empfang. Laut jubelten sie ihm
eine wahre Wohltat für unsere halberfrorenen Knochen. zu und hießen ihn willkommen ! Selbst die Geweihten-
Aber noch während der Schnaps heiß durch unsere Keh- schaft machte mit.
len rann, vermeinte Asmodette-Helasine von Deck Ge- Naja, ... wenigstens hatte die Kälte inzwischen wieder
räusche vernommen zu haben. nachgelassen ...“
Sofort verstummte unser Gespräch und wir lauschten.
Der dichte Nebel schluckte alle Geräusche und es war Tommelian Horger, Vollmatrose auf der Nostria
erst nichts zu hören, aber dann ... Rina Scholz
Tatsächlich ! Da waren – ganz leise hörbar – Schritte an
Bord und dann glaubten wir Stimmen zu vernehmen.
Beim Klabautermann ! Was war da los ? Wurden wir
gerade von thorwalschen Barbaren geentert ? Nutzten
Dem Mann aus Kendrar kein
sie den Nebel und das schwache Licht der herannahen-
den Morgendämmerung für ihre schändlichen Pläne ?
Beutestück mitgebracht ?
Sofort wies Erpel Asmodette und mich an, auf Deck
nach dem Rechten zu sehen.
Dann mach’s schnell wieder gut
Aber während Asmodette-Helasine auf der Stiege stand mit einem Naskheimer !
und eiligst versuchte, die Luke zu öffnen, mußte sie
feststellen, daß diese anscheinend festgefroren war. So- Das besondere Angebot im Heimamond:
fort versuchten wir dem Problem mit roher Gewalt zu
Leibe zu rücken. Und wahrlich ... ! Nach einigen geziel-
ten Schlägen gab die Luke nach.
Erpel selbst hielt sich direkt hinter Asmodette und mir
und auch die gesamte an Bord befindliche Kampfwache
Naskheimer –
hatte zu den Waffen gegriffen und sich auf ihre Ge- nur echt mit 52 Waben !
fechtsstationen begeben. Jedoch bekamen die Geschütz-
besatzungen nicht die inzwischen vollkommen vereisten Der gute Naskheimer ist auch im Ottaskin
Stückpforten der Unterdecksgeschütze auf, während der Sturmkinder in Thorwal erhältlich.
sich der Rest vor den Niedergängen gesammelt hatte.
Wir waren bereit, das thorwaler Piraten-Pack von Bord Und demnächst auch in Kendrar !!!
zu jagen und ihre Nußschalen in Efferds Reich zu
schicken. Rina Scholz

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Befreiung der Ingvaller Marschen
Die Ingvaller Marschen sind wieder frei !
Erlebnisbericht der Skaldin Walpurga Trondesdot- Dutzend Runajaski aus Olport (2), die ihren Bund mit
tir von der Rückeroberung der Ingvaller Marschen: den Elementen geschlossen hatten. Gerade wir Hjallan-
der taten uns etwas schwerer damit, denn das Magische
„Den ganzen Herbst und Frühwinter hindurch waren wir ist nicht heimisch auf unserer Insel und es hat seit
fleißig damit zu Gange, von Efferdûn her Vorräte nach Menschengedenken auch keinen Magier gegeben, der
Nehult zu schaffen, den letzten größeren Ort, der ober- aus unserer Mitte stammt. Aber da die Runajaski alle-
halb der Ingvaller Marschen noch unser war. Dieses hat- samt Hjaldinger reinsten Blutes waren, entspannte sich
te drei wichtige Gründe: zum einen sollte uns der in den die Lage recht schnell und wir wurden „warm“ mitein-
letzten zwei Jahren aufs kräftigste verstärkte Ort als ander.
Bollwerk gegen nostrische Versuche dienen, sich weiter
in Richtung Norda breit machen zu wollen – was sich Das Dorf Nehult drohte bald aus allen Nähten zu plat-
bisher auch bewährt hat, denn sie wagten ihre neugieri- zen, bei dem ganzen munteren Völkchen, was sich hier
gen Nasen nur selten hier in die Nähe, weil sie inzwi- versammelt hatte.
schen wußten, daß für sie hier nur Kloppe zu ernten ist – So waren hier neben vielen Sijdhjaldingern, wovon wir
zum anderen würde Nehult unser Ausgangspunkt für mit über 200 Hjallandern unter der Führung von Lara
unseren Heerzug in den Sijdan sein und zum dritten Tholgrimmsdottir die größte Gemeinschaft stellten,
sollten die Nossis auch genau das glauben, nämlich daß auch um die 180 Kämpfer aus dem ganzen Jarltum Nju-
wir nur von Land aus angreifen würden, damit die Über- runsgard (3) vertreten, unter der Führung der Hetmänner
raschung nachher um so größer wäre. Thorkil Hjoreson, Hetmann von Aldaragh und Swantew
Deswegen hielten sich die anderen alle in den Küstenor- Baerjansson, Hetmann von Chalis.
ten hübsch bedeckt und erweckten den Eindruck, daß es Aus dem fernen Olport waren neben den Runajaski auch
im sijdlichen Golf von Prem recht stille um uns gewor- noch ein halbes Hundert der Funkenschläger gekom-
den sei. men, angeführt von Kapitän Vandrad Gunnson. Die
Eldgrimms Plan, Kendrar in falscher Sicherheit zu wie- Funkenschläger machten ihren Namen alle Ehre und
gen, schien aufzugehen. führten neben einem erklecklichen Sortiment an Waffen
Dafür wußten die Plattfischschänder um so deutlicher, auch eine ganze Feldschmiede mit, wie sie sich auch
daß wir in Nehult waren, wenn sie uns auch nach den sonst gut auf alle handwerklichen Dinge verstanden und
jüngsten Ereignissen (1) lieber nicht zu dicht auf den vielerlei Reparaturen auszuführen in der Lage waren.
Pelz zu rücken gedachten. Am weitesten aus dem Norda, irgendwo von der Küste
Ifirns Ozeans, kam eine Handvoll Männer und Frauen
Anfang Goimond nun zogen sich unsere Heerscharen der Seetiger, deren abenteuerliche Anreise alleine wohl
um Oberluell und Nehult zusammen. Eldgrimms Plan schon einen eigenen Sang wert ist.
sah vor, den Feldzug mit wintererfahrenen Kämpfern Alles in allem weit über 600 winterkampferprobte Frau-
noch im Schnee durchzuführen, direkt vor der bald ein- en und Mannen, die nur auf den Augenblick warteten,
setzenden Schneeschmelze, die weite Teile der Ingvaller endlich losschlagen zu können.
Marschen auf Monde hinaus in einen fast undurchquer-
baren Morast verwandelt, was es wiederum den nostri- Und dieser Augenblick nun kam in der dritten Woche
schen Dumpfbacken sehr erschweren würde, uns das des Goimondes !
noch nicht befestigte Kendrar wieder im Gegenschlag Eldgimm ließ uns durch Boten das Signal zum Vor-
abzunehmen. Eldgrimm gab uns allen sein Wort als marsch zukommen und so zogen wir los. Von Nehult
Pfand, daß ihn dieses Mal nichts und niemand mehr aus aus ging es sijdwards bis in den Angraquellwald, ober-
seinem Kendrar herausbekommen würde. halb Skardans. Umgeben von dichtem Nebel und
Schneegestöber, welche jeden Laut von uns schluckten
So zogen wir also mehrere hundert Kämpfer stark und und uns vor den Blicken gegnerischer Kundschafter
unterstützt durch unsere treuen Kopfschwänzler auf verbargen. So langsam gewöhnten wir uns daran, was
ausgetretenen Wegen nach Nehult, eingehüllt in dichtes die Runajaski zu wirken in der Lage sind, doch setzten
Schneetreiben, welches uns vor den Blicken feindlicher sie uns immer wieder in Erstaunen, wie die junge Rot-
Späher verbarg. haarige mit den vielen Sommersprossen und der Stups-
Der eine und die andere bekam bei diesem Schneetrei- nase, die den ganzen Marsch bis in den Quellwald bar-
ben eine kräftige Gänsehaut, denn wir hatten es nicht fuß über den Schnee lief, ohne auch nur einen Halbfin-
Väterchen Firun zu verdanken, sondern einem halben gerbreit darin einzusinken, oder gar im feinen Neu-

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schnee Spuren zu hinterlassen. „Danje Schneeläufer“ einer gewaltigen Rampe aufgetürmt war, die über den
wurde sie von ihren Gefährten gerufen und sie machte Wall hinwegführte und so stürmten wir ohne Halt dar-
ihrem Namen wahrlich Ehre ! über hinweg und heulend und grölend ergoß sich unser
Heer in den halb eingewehten Ort. Mitgebrachte Baum-
Den ganzen Tag – von den frühen Vormittagsstunden stämme wurden geschultert und jede verrammelte Tür
bis zum Einbrechen der Abenddämmerung – sind wir barst in nur Augenblicken zu Trümmern ! Viel hatten
unterwegs gewesen, dann erreichte unser Heerzug den uns die überraschten und teils noch schläfrigen und nur
hügeligen Wald, aus dessen Mitte der Angra entspringt. halbbekleideten Nostrier nicht entgegenzusetzen – zu
Unsere Kundschafter hatten für uns schon ein paar lau- groß war unsere Angriffswucht und Übermacht.
schige Plätze ausgespäht, wo wir uns für ein paar Stun- Immer mehr von uns kamen über die Rampe in den Ort
den ausruhen konnten. und nachdem unsere Kopfschwänzler, von ihren Füh-
Leider verboten sich durch die Nähe zu Skardan ein rern dazu angeleitet, zwei der Hütten, in denen sich die
paar wärmende Feuer, doch waren wir alle samt und Nossis verbarrikadiert hatten, mit ihren massigen Kör-
sonders mit dicker Winterkleidung ausgerüstet, auf daß pern einfach eindrückten, ergab sich auch der Rest von
sich die Kälte auch so gut ertragen ließ und wir hatten ihnen, die Sinnlosigkeit ihres Widerstandes klar vor
im Gepäck einige Fäßchen, die uns halfen, uns von in- Augen.
nen zu wärmen. Der nun einsetzende Jubel war sicherlich noch lauter als
Doch allzu lang würden wir uns hier sowieso nicht auf- alles andere in dieser Nacht, denn auch alle noch hier
halten, denn kurz nach Mitternacht weckten uns die verbliebenden Skardaner stimmten diesmal mit ein.
Wachen wieder. Es war an der Zeit, die letzten Meilen Endlich, endlich – nach über zweieinhalb Jahren war
zu bewältigen, um Skardan dann in den frühen Morgen- Skardan wieder frei !
stunden zu erreichen, wenn noch alles dort im tiefen In den Jubel hinein riefen uns unsere Anführer zur Ord-
Schlafe liegen würde. So hofften wir jedenfalls. nung, denn es gab noch viel zu tun.
Und so schlichen wir uns nun im immer noch dichten So führten wir alle Gefangenen auf einen Haufen, bar-
Schneetreiben leise weiter, bis unsere Führer uns anzu- gen die wenigen Toten und Verwundeten, stellten Wa-
halten bedeuteten. Ebenso leise formierten wir uns nun chen auf und entfachten große Wachfeuer.
und versuchten vergeblich, das undurchdringliche Dun- Dann begannen wir, uns häuslich einzurichten. Dabei
kel vor uns mit unseren Blicken zu durchdringen. Doch konnten uns die verängstigten Nossis gleich helfen. Be-
mit einem Male hörte es auf zu schneien, die Schwaden wegung würde ihnen bei der Kälte auch ganz gut tun.
verzogen sich im aufkommenden Wind und innerhalb Nicht ganz zwei Stunden später – der Himmel im Osti-
kürzester Zeit wurden wir in den aufreißenden Wolken on begann sich bereits glutrot zu färben und es ver-
der Schönheit des glitzernden Sternenhimmels gewahr. sprach ein kalter, aber trockener Tag zu werden – ertön-
Dessen Licht wurde nun von der Schneelandschaft zu- ten Warnrufe vom Wall her und ein paar Bogenschützen
rückgeworfen und erlaubte es uns endlich, weithin hasteten herbei.
Schemen wie auch Lichter ausmachen zu können. Wir Auch ich eilte hinzu und konnte gerade noch ein paar
mußten feststellen, daß wir uns tatsächlich nur wenige Gestalten sehen, die „hastewaskannstewas“ durch den
hundert Schritt vor dem Befestigungswall von Skardan Schnee rannten, als seien Dämonen hinter ihnen her.
befanden. Das wohl, bei Firun und Ifirn ! Neben mir konnte Hetmann Thorkil Hjoreson gerade
Deutlich konnten wir Lichter innerhalb des Walles er- noch die Bogenschützen zurückreißen. „Nicht doch !
kennen, doch drangen keine Alarmlaute zu uns herüber Laßt ab ! Es hat schließlich lange genug gedauert, bis
– sie hatten uns noch nicht entdeckt ... sich die Hasenherzen endlich aufraffen konnten ! Nun
Nun wurde der eisige Wind aber immer stärker: von erschreckt sie nicht noch, daß sie gar wieder umkehren.“
hinter uns kommend, zerrte er mit kalter Hand an unse- Wir blickten ihn nicht verstehend an. „Wieso ? Sie flie-
ren Sachen und spielte mit dem dicken Fell unserer hen doch. Wenn sie entkommen, werden sie in Kendrar
Kopfschwänzler, die dieses mit stoischer Ruhe über sich Alarm schlagen !“, meldete sich einer Bogenschützen zu
ergehen ließen. Deutlich konnten wir im Sternenlicht Wort.
sehen, wie sich links und rechts von uns gewaltige „Natürlich, du Erbsenhirn – genau das SOLLEN sie
Windhosen bildeten, glitzernd spiegelten die hochgeris- doch auch ! Wir haben sie extra noch dicke Sachen an-
senen Eiskristalle das Licht des Ortes, als sich die Wir- ziehen und dann draußen arbeiten lassen, damit sie ab-
bel darauf zu bewegten. Der Wind wurde immer stärker hauen und es auch noch bis Kendrar schaffen können.
und ein Sturmheulen hub an. Dann wurde es dunkel vor Das ist doch der Plan, daß dieses Mal WIR die Nossis
uns, als die Wirbel den Wall erreichten und mit einem aus der Stadt locken, damit Eldgrimm sie einnehmen
Male ertönte ein lautes Gerumpel, als würde eine mäch- kann. Dann zerreiben wir sie hier wie Dinkel zwischen
tige Schneelawine einen steilen Hang hinunterrasen ! zwei Mühlsteinen, das wohl !“
Danje Schneeläufer war es nun, die das Signal zum An- Und auf die nun aufkommenden, ungläubigen Blicke
griff gab und vielhundertstimmig brach unsere Antwort einiger:
in den jungen Morgen, lauter als alles Windgeheul zu- „Ja meint ihr denn, daß wir vorher alles rumerzählen,
sammen und so stürmten wir voran, die lautstark trom- auf daß es irgendeine Tratschtasche im Suff dem Fal-
petenden Kopfschwänzler mitten zwischen uns. Am schen erzählt und unser schöner Plan dann futsch ist ?
Wall angekommen, stellten wir fest, daß der Schnee zu Skardan ist nicht das Ziel dieses Heerzuges, sondern

Heimamond 2653 nJL Seite 11


erst der Anfang ! Der Plattfischschänder ihr Alptraum Jedenfalls war der Erfolg trotz Eiszapfen derselbe – mit
beginnt erst noch richtig. Und nun wieder ran an die langgeübter Präzision leiteten die Weichholzköpfe das
Arbeit – wir haben noch eine Schlacht zu schlagen !“ beliebteste ihrer Manöver ein: „Heillose Flucht“ ! Wäh-
Und unter allgemeinem Jubel ging es jetzt doppelt so rend sie sich aller schweren und sperrigen Gegenstände
eifrig weiter. Nun wurden die Gefangenen aber richtig entledigten, zerstreuten sie sich auch schon Schneewol-
bewacht, damit nicht noch jemand ausbüxen konnte, um ken hinterlassend in Richtung Ostion und das so ge-
Kendrar vor der eigentlichen Gefahr zu warnen. schwind, daß wir die Verfolgung schnell aufgaben und
uns damit begnügten, die Beute und die Verwundeten
Wir rechneten mit drei bis vier Tagen frühestens, ehe einzusammeln.
die Armee aus Kendrar hier sein würde – genügend Glück im Unglück hatte sich der Kampfeslärm wohl
Zeit, um sich vorzubereiten. Während die Späher ausge- doch in Grenzen gehalten – der schneebedeckte Wald
sandt wurden, um uns vor der Ankunft des Feindes zu hatte unsere Geräusche gedämpft. So konnten wir lang-
warnen, suchte sich ein guter Teil unseres Heeres lau- sam vorrücken, um der nostrischen Hauptstreitmacht in
schige Plätzchen im großen Wald sijdlich von Skardan, die Seite zu fallen. Eine genügend große Anzahl an
von wo aus wir dem Feind in die Flanke zu fallen ge- Kriegern ließ Lara zurück, damit uns die geflohenen
dachten, um ihn zusammen mit Eldgrimms von Kendrar Nossis nicht noch in den Rücken fallen konnten, sollten
nachrückendem Heer gegen Skardan zu drücken. Inzwi- sie es sich doch noch mal anders überlegen wollen.
schen war auch unser zwergischer Baumeister Grupp, Knapp eine Stunde später – die Morgendämmerung war
der Rotzenmacher, mit ein paar seiner Spielzeuge einge- inzwischen einer strahlenden Sonne gewichen – konnten
troffen, die er kurzerhand auf Kufen gesetzt hatte, und wir hinter dem nächsten Wäldchen schon die Trompe-
gesellte sich zusammen mit einem Fäßchen Hjallander tensignale hören. Die Hauptstreitmacht der Nossis war
Obstbrand zu uns. Nun hieß es warten... vor Skardan angekommen und wollte offensichtlich di-
rekt aus dem Marsch einen Angriff auf die knapp ein-
In der Nacht vom 21. auf den 22. Tag im Goimond war hundert Verteidiger Skardans beginnen, die vor dem Ort
es dann soweit: unsere Späher meldeten den vorrücken- als Köder aufgestellt waren.
den Feind. Schön geordnet, mit Bannern und reitenden Daher mußten wir uns sputen, um auch noch ein wenig
Blechbüchsen vorweg. Schon jetzt meldeten einige vor- Spaß haben zu können. So eilten wir also geschwinden
laute Gesellen Bedarf darauf an, denn die nostrischen Schrittes auf Schneeschuhen oder Skiern über den
Blechdosenrüstungen sind bei uns als Vogelscheuchen Schnee, um die letzte Waldecke herum und konnten
recht beliebt geworden. Das Klappern und Quietschen, dann endlich unsere Beute in aller Pracht vor uns sehen.
wenn der Beleman sie umbläst, mögen die Krähen Bereit, auch unsererseits den Angriff zu eröffnen, ließ
überhaupt gar nicht und halten dann hübsch Abstand Lara die Signalhörner blasen und die Antworten ließen
von den Feldern. Und lustig sieht es außerdem aus, nicht lange auf sich warten: die Tore im Befestigungs-
wenn sie da so auf dem Felde stehen. wall öffneten sich weit und entließen die restlichen
Auf jeden Fall hielten wir uns am Waldrand fein ver- Hundertschaften unserer Krieger samt unserer vier
steckt, um den Plattfischschändern nicht die Überra- Kopfschwänzler, welche ihre Rüssel hoch in den blauen
schung zu verderben. Doch wie es ein weiser Feldherr Himmel reckten und ihre Aufgeregtheit weithin hinaus-
einmal sagte: „Der Plan überlebt nicht den ersten An- trompeteten. Erfreulicherweise wurde uns auch aus
griff.“: Richtung Kendrar her mit Signalhörnern geantwortet
Eine Abteilung der Mostrier, mit zwei-drei zukünftigen und Eldgrimms Heer kam in Sichtweite, allen voran die
Vogelscheuchen an der Spitze, hatte sich vom Haupt- von den Gjalskerbarbaren ausgebildeten Kampf-
heer getrennt und kam im großen Bogen direkt auf un- kopfschwänzler in ihren bunten Lederrüstungen.
ser Wäldchen zu. Offensichtlich wollten sie durch das Von drei Seiten eingekesselt, an der vierten den Fluß
Wäldchen hindurch so etwas wie einen Flankenangriff Angra – nun schien guter Rat teuer für die Blechbüch-
auf Skardan beginnen. sen, wie wir deutlich beim Vorrücken erkennen konn-
Es gab ein ziemliches Hallo, als der Voraustrupp am ten. Befehle schallten hin und her, man versuchte, hier
Waldrand auf unsere Leute traf ! und dort seine Truppen zu sammeln, um sie dann doch
Der Rest der Nossis formierte sich alsgleich zu einer wieder umzugruppieren, während andere sich schon mal
neuen Schlachtformation, um jederzeit das schon legen- warmzulaufen schienen.
däre und jahrhundertlang erprobte „Offensive Rück- Als dann die gepanzerten Kopfschwänzler in die gegne-
zugsmanöver“ einleiten zu können. rischen Reihen fuhren und die erste Blechbüchse nach
Als freundliche Aufforderung von uns, doch mit uns zu einem kräftigen Rüsselschlag in einem haushohen, aber
spielen, ließ Lara nun ein paar Ladungen Kleingehack- nichtsdestotrotz eleganten Bogen durch die Luft flog,
tes mit den Rotzen hinüberschleudern, wobei neben dem gab es kein Halten mehr und mit dem Manöver „Wilde
üblichen Scheppern der Kanister auch ein recht unge- Panik“ brachen die heldenhaften Verteidiger Nostrias
wöhnliches Klirren die winterkalte Morgenluft erfüllte. und Kendrars zwischen uns hindurch, dabei um die
Ein paar Scherzbolde hatten in obstbrandseliger Stim- Kopfschwänzler Haken schlagend, die jedem Schneeha-
mung die Rotzen mit Eiszapfen geladen – darunter auch sen zur Ehre gereicht hätten.
so einige ziemlich gelbe ... Dabei umrundeten sie auch unseren lauthals zeternden
und fluchenden Grupp, der mit seinen schweren Ge-

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schützen nicht schnell genug hinterhergekommen war, das Dorf Ingvalla wieder einzunehmen und zu halten.
sie nun versuchte, in Stellung zu bringen und doch nicht Da würde uns auch Grupp mit seinen Spielzeugen gera-
schießen konnte, weil er sonst auch uns getroffen hätte. de recht kommen. Zum Ziehen durch den Tiefschnee
So mußten dieses Mal er und seine Geschützbedienun- teilte uns Eldgrimm unsere vier pelzigen Lieblinge zu,
gen sich darauf beschränken, den Fliehenden Schmä- die uns inzwischen wohlbekannt waren, von so vielen
hungen und Steine hinterher zu schleudern. Verpflegungsmärschen nach Nehult, und so brachen wir
Unser Tjore war einer der wenigen, dem es noch gelang, frohgemut auf.
einen Bettnässer zu erwischen und mit den Worten Es war ein wunderschön sonniger Tag und die Luft
„Hab’ ich dich, du Horaspimperer !“ ging er auf ihn los. schon fast lau – ein sicheres Zeichen dafür, daß das
Dieser blieb überraschend und erbost stehen, stützte die Tauwetter sich bereits heimlich ins Land schlich. In spä-
Fäuste an den Hüften, lief rot an und begann zu mek- testens einer Woche würde die Schneeschmelze den
kern: „Was soll DAS denn heißen ?!?! Wie kommst du tauenden Boden in einen grundlosen Matsch verwan-
darauf, daß diese arroganten Gecken meine Freunde wä- deln, der weite Teile der eigentlich sumpfigen Marschen
ren ?!? Das ist ja wohl die Höhe !“ für mehr als einen Mond so gut wie unpassierbar ma-
Flugs war der Kampf vergessen und die beiden Streit- chen würde. Eldgrimm hätte den Zeitpunkt des Angrif-
hähne verwickelten sich immer tiefer in eine Diskussion fes nicht günstiger wählen können !
darüber, wer denn nun ein Freund der Horasier sei und
was die in Nostria zu suchen gehabt hätten. Immer mehr Den ganzen Tag über sahen wir zwar doch so einige
von uns gesellten sich staunend zu dieser merkwürdigen Spuren der Fliehenden, auch hier und da Rüstungs- und
Gesprächsrunde, während der nostrische Hühnerstößer Gepäckteile, oder gar Waffen, deren man sich zwecks
immer noch mit zornesrotem Kopf weithin hörbar aus- besserem Fortkommens entledigt hatte, doch bekamen
führte, weshalb die Puderdosenpimperer nicht seine wir nicht einen einzigen Verursacher dieser Spuren zu
Freunde wären und daß sie rein gar nichts in seinem Gesicht.
schönen Nostria zu suchen hätten – bis ihm auf einmal Wir marschierten weiter, so lange es uns das Licht er-
mit in der Runde schweifenden Blick bewußt wurde, laubte, bis wir endlich erschöpft ein Lager aufschlugen
daß er allein auf weiter Flur mit einigen Dutzend Thor- und uns nach der Wacheinteilung schnell zu Ruhe leg-
walern diskutierte und sein hochrotes Gesicht auf ein- ten. Am nächsten Morgen wurde wieder recht früh ge-
mal so weiß wurde, wie der Schnee ringsum und mit weckt und mühsam erhoben wir unsere müden Kno-
einem hastigen „Entschuldigt, ich werde erwartet...“ chen, um alsbald unsere anstrengende Verfolgungsjagd
warf er Tjore seinen Säbel vor die Füße, schnellte sich fortzusetzen.
urplötzlich durch eine Lücke zwischen zweien von uns Unsere riesigen Kopfschwänzler würden kein Problem
und gab Fersengeld, daß der Schnee stiebte. Vor lauter damit haben, mit uns Schritt zu halten, aber sie brau-
Lachen kam niemand von uns auf die Idee, ihn über- chen dafür auch eine ziemliche Menge Futter und so
haupt zu verfolgen. gebot Lara Tholgrimmsdottir, daß die äsenden Tiere zu-
sammen mit Grupp, den Rotzen und ausreichend Be-
Nicht viel später gab Eldgrimm auch schon das Signal deckung zurückbleiben sollten, um dann später zu uns
zum Sammeln und unter vielhundertstimmigem Freu- aufzuholen.
dengebrüll scharten wir uns alle um ihn, der auf einem So erreichten wir im Laufe dieses Tages das eine oder
Kopfschwänzlerrücken saß und von da oben seine andere Gehöft, wo wir entweder jubelnde Bewohner
Stimme weithin erschallen ließ, daß auch der Letzte ihn vorfanden, die mit uns ihre Befreiung feierten, oder
hören konnte. fluchtartig verlassenes Durcheinander, wenn die nostri-
„Freunde,“ verkündete er, „auch diese Schlacht ist ge- schen Siedler vor uns Reißaus genommen hatten. Doch
wonnen, aber der Feldzug noch lange nicht beendet. noch immer konnte das vor uns flüchtende nostrische
Unsere Gegner fliehen schnell wie die Windgeister vor Heer erfolgreich Berührungen mit uns aus dem Wege
uns, doch müssen wir uns sputen, ihnen zu folgen, um gehen. Kämpfen ist nicht so – aber im Marschieren vom
sie endgültig von unserem Land zu vertreiben. So wol- Gegner weg sind sie einsame Klasse !
len wir uns hier nicht lange aufhalten, sondern weiter Nachmittags dann hatte uns unsere „Nachhut“ wieder
gen Sijdan ziehen und das Pack zu Paaren treiben, das eingeholt, obwohl die gemächlich ihre Last ziehenden
wohl !“ Und aus über eintausend Kehlen schallte ihm Kopfschwänzler ganz und gar nicht den Eindruck hasti-
auch ein „Das wohl, das wohl !“ zurück, daß man es si- gen Marschierens erweckten. Doch kamen sie mit ihren
cher bis Kendrar hat hören können. langen Beinen einfach viel besser mit dem Schnee zu-
recht und stetig und ausdauernd setzten sie immer ein
Während diejenigen, welche in Skardan verbleiben soll- Fuß vor den anderen.
ten, erneut Waffen, Gefangene und Verwundete ein- Auch die nächste Nacht verlief ohne Zwischenfälle und
sammelten, machten wir anderen uns geschwind am darauffolgenden Morgen behielten wir wieder unse-
marschfertig und setzten uns dann in verschiedene Rich- re Marschordnung bei. Die inzwischen zahlreicher wer-
tungen in Bewegung, unseren neuen Zielen entgegen. denden Gehöfte und sogar der eine oder andere Weiler
Wir Hjallander und auch die olporter Funkenschläger kündeten uns davon, daß wir uns dem Ingval näherten.
hatten als Auftrag, die nördlichen Gebiete der Ingvaller Die Bewohner der Weiler, meist hjaldingischer Ab-
Marschen bis zum Ingval selber zu säubern und auch stammung, feierten unsere Ankunft, indem sie als Will-

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kommengruß so einige Sachen heraushängten. In dem festgesetzt und wurden von unseren Leuten in einem
einen Weiler neben einigen bunten Tüchern auch ihren letzten Gefecht über den Fluß getrieben.
nostrischen „Baron“, der sich die letzten zwei Jahre als Und wie vorausgesagt setzte nach knapp einer Woche
wahrer Leuteschinder gezeigt hatte (4). Inzwischen fan- das Tauwetter ein und die große Schneeschmelze be-
den wir auch hier und da mal ein paar Soldaten, die gann.
vollkommen erschöpft zurückgeblieben waren und sich Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte ...
widerstandslos in unsere Hände begaben.
Der Einfachheit halber ließen wir sie in den Weilern zu- Walpurga Trondesdottir, Skaldin von Hjalland
rück, wo die Leute schon selber auf sie aufpassen wür- Volkmar Rösner
den, bis unsere Nachhut sie einsammeln käme. Mit Dank an alle anderen „Befreit Kendrar !“-Mitspieler, aus
Zu Mittag des nächsten Tages herum würden wir dann deren Beiträgen dieser Bericht mit erstellt wurde.
schließlich Ingvalla erreichen, deswegen bestimmte La-
ra, daß wir dieses Mal mit den Kopfschwänzlern zu- Erläuterungen:
sammen weiterziehen würden, denn im Kampf um den (1) Siehe auch Thorwal-Standarte #14 „Neues aus den Ingvaller
befestigten Ort würden wir jede Axt brauchen können. Marschen“ und AB #96 „Trolle vor Kendrar“
Und so erreichten wir zum späten Mittag Ingvalla und (2) „Halle des Windes zu Olport“ – auf Thorwalsch „Runajasko“.
fanden erwartungsgemäß die Befestigungen voll be- (3) Das Jarltum Njurunsgard liegt an Hjaldingolf, südlich der
mannt vor. Grupp freute sich darob wie ein junger Wel- grauen Berge und Hoijangars und zieht sich von Ardahn bis
pe und begann, seine geliebten Spielzeuge sorgfältig in zum Njurunssee.
Stellung zu bringen, um einmal freundlich „anzuklop- (4) Siehe auch die Geschichte „War es richtig ?“, die von den
fen“. Endlich würde er mal richtig zum Zuge kommen Erlebnissen der Hargisfjorder Handvoll berichtet.
und zeigen können, was die Jongens und Maidjes denn
so bei ihm gelernt hätten !
Doch sollte dem Armen auch dieses Mal wieder kein
Erfolg beschieden werden, denn alsbald öffnete sich das
Tor und eine Gestalt trat mutig hervor, wild mit einem
Plättlingshack
bunten Lappen wedelnd, der sich schließlich als die an- geniesst man natürlich
nähernd regenbogenfarbene Flagge eines Unterhändlers
herausstellte. mit einem echten
Tatsächlich bot uns der „Festungskommandant“ an, ge-
gen ehrenvollen Abzug nach Lyckmoor uns den Ort un-
beschädigt zu überlassen, da er viele Flüchtlinge aufge-
Premolunder !
nommen hätte und unnötiges Blutvergießen zu vermei- Nur echt nach dem Rezept
den suche.
Nun, Lara und Kapitän Vandrad Gunnson, der Anführer von Rottmar Hjalske !
der Funkenschläger, sind zäh und wortgewandt im Ver-
handeln und so zog am Nachmittag der Trupp der zer- Frank Mienkuß
lumpten und erschöpften Soldaten und der ehemaligen
Neusiedler den Ingval entlang stromabwärts zur Fähre
Lyckmoor, begleitet und bewacht von je einem Trupp
Hjallander und Funkenschläger. Alles, was sie für den
War es richtig ?
Marsch brauchen würden, wie Nahrung, Decken und
warme Kleidung, durften sie natürlich mitnehmen, aber Bericht der Hargisfjorder Handvoll über
so marscherschwerende Sachen wie Rüstungen, Waffen, die Erlebnisse in den Ingvaller Marschen:
oder sonstige brauchbaren Gegenstände blieben natür-
lich im Ort und fanden in uns schnell neue Besitzer. So
zogen die Plattfischschänder also mit einem respektvol- Traurig blickte Andra zum Hafen von Kendrar zurück,
len Bogen um unsere Kopfschwänzler nach Sijdan und aus dem der Drachen gerade auslief. Eine Otta aus dem
wir nach Ingvalla ein. Auch hier wieder umringt von Norda ließ sie und den kümmerlichen Rest ihrer Gruppe
jubelnden Einwohnern hjaldingischer Abstammung. zumindest bis Olport mitfahren. Ein Ruderlied wurde
Damit war dann auch unser Feldzug durch die Marschen angestimmt. Andra, Katla und Brand griffen wie jeder
so gut wie beendet, denn obwohl wir die nächsten Tage andere an Bord zu den Riemen, um den Hafen gen
noch Streifen durch das ganze Gebiet schickten, waren Heimat zu verlassen.
keine Feinde mehr aufzufinden und alsbald konnten La- Beim Rudern saß Andra auf einer fein beschnitzten,
ra und Vandrad Eldgrimm mit einem Boten melden, daß aber stabilen Holztruhe. Was drin war, wußte sie. Den
der Norda feindfrei sei. anderen daheim würde die Spucke wegbleiben, und je-
der der alten Vorwürfe würde ersterben. Das Silbergeld
Wie wir später erfuhren, hatten sich die Flüchtlinge, so des Wehrbarons von Grünewald zu Wulfsmoor reichte
sie nicht gefangengesetzt wurden, alle vor den Fähr- fast für einen der edlen Schuppenpanzer, wie ihn nur
übergängen bei Lyckmoor und Salza gesammelt und wenige stolze Kämpfer trugen. Selbst durch drei geteilt,

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wäre es mehr, als sie letzten Sommer als Söldnerin in rer, der zu Hause bei seiner Frau und seiner Sippe nicht
fremden Diensten eingenommen hatte. glücklich ist und so oft es geht raus aufs Meer fährt, wo
Doch der ganze neu gewonnene Reichtum konnte sie er ganz er selbst sein kann, ohne Zwang und Vorschrift.
nicht darüber hinwegtrösten, was sie in den Ingvaller Doch muß er zurück, wird er traurig und wehmütig. So
Marschen verloren hatte. Zwei ihrer Gefährten hatten ähnlich erging es auch Andra und sie geriet wieder ins
die Reise zu Swafnir antreten müssen und es war ihre Grübeln:
Schuld gewesen. Zumindest empfand sie selber es so, War es gut gewesen, sich auf die Reise zu begeben ?
obwohl die anderen immer wieder versuchten, ihr das Hätte sie nicht spätestens nach dem Streit ihr Vorhaben
auszureden. abblasen sollen ? Vielleicht, aber jemand mußte ein
Auch jetzt, während des eher schwermütigen Gesangs Zeichen gegen die Allgewalt und Ungerechtigkeit
der anderen, wanderten Andras Gedanken wieder zu den Hjalskes setzen. Ihre Freundin Katla bestärkte sie darin.
Erlebnissen der vergangenen Tage und Wochen. Und Sie und ihr Mann Thure boten sich gleich an, sie zu be-
sie versuchte - wie schon so oft in den letzten Tagen - gleiten. Auch Brand, der von allen nur „der Firnluchs“
zu ergründen, warum alles so kam, wie es geschah, und genannt wurde, wollte mit in den Sijdan. Zu guter Letzt
ob sie es hätte verhindern können: schloß sich ihnen noch die stille, aber zuverlässige Al-
Hätte sie sich niemals auf den Streit mit Hjalske Walrei- vida an. Sonst brachte niemand den Mut auf, sich offen
ter einlassen sollen ? Nein, es war richtig gewesen, den gegen Hjalske zu stellen. Mehr war nicht zu erwarten
Seetigern zu zeigen, daß ihr alter Hetmann Unrecht hat- gewesen.
te. Feige und alt war er geworden und um sich zu recht- Schon am Tag nach dem Streit brachen die fünf „Söld-
fertigen, erzählte er nur noch Lügen. In den letzten Jah- ner“ auf. Da auf die Unterstützung der Otta nicht ge-
ren war die Otta nicht einmal auf große Fahrt gegangen, zählt werden konnte, ging es zunächst über Land auf
und erst recht nicht, wenn es ihre Pflicht gewesen wäre. den eigenen Schneebrettern. Entlang des Hargisfjordes,
Nämlich dann, als Thorwal, die Heimat aller Hjaldinger, so weit er ins Landesinnere reichte. Dann über die
Hilfe benötigte. schroffen Hügel des Hinterlands ins Nadertal. Eigent-
Sie empfand es als Schande, wie tief die Seetiger-Otta lich hatten sie vorgehabt, in Olport ein Schiff zu finden,
gesunken war. Wie stolz war sie bei ihrer Ottajara ge- das sie mitnahm.
wesen, dieser Gemeinschaft unter ihrem geachteten Aber unterwegs traf die Handvoll auf einige weitere
Hetmann Hjaldar Angasson, besser bekannt als Streiter, die vorhatten, um Kendrar mitzukämpfen. Die-
„Hjalske, der Walreiter“, endlich anzugehören. Doch se meinten, unten am Hjaldingolf wäre die Wahrschein-
schon bald erkannte sie, was für ein jähzorniger und lichkeit größer, eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern.
herrschsüchtiger Mensch er war, dem fast die ganze Ot- Denn in den Ottas und Dörfern dort herrschte eine grö-
ta bedingungslos gehorchte. Vor allem die Älteren hin- ßere Begeisterung über den Gegenschlag. So hatten sie
gen fast hörig an seinen Lippen und waren zu keiner ei- gehört. Drum schlugen auch sie und die anderen vier ein
genen Meinung mehr fähig. und man reiste dieses Stück gemeinsam.
Der Rest hatte fast schon Angst, etwas zu sagen. Selbst Die Wanderung über den Gråbjergener Höhenweg ver-
wenn der alte Hetmann schwächlich geworden war, lief nur mit gewaltigen Schwierigkeiten – aus gutem
setzte seine selbsternannte Stellvertreterin Thorhalla Grund gilt dieser Passweg als der gefährlichste in ganz
seine Befehle mit harter Faust und scharfer Zunge Thorwal. Die wilde Schönheit dieser Gebirgswelt nahm
durch. Wie sie diese Hexe haßte ! Und dann noch Fjol- ihr fast den Atem. Doch blieb kaum Zeit, sie zu bewun-
nir, der Seher, der mit seinen düsteren Prophezeiungen dern. Denn die Zeit drängte. Völlig erschöpft erreichten
das Übrige tat, um die anderen einzuschüchtern. Selbst die Reisenden die Gegend um Muryt.
Hjalskes Sohn Torgal war schon vor seinem Vater ge- Die Begeisterung hier war tatsächlich bei weitem höher
flüchtet. als bei ihnen weiter im Norda. Storsjen, Calhis, Ardahn,
Doch Andra flüchtete nicht, sie sagte, was ihr nicht paß- Muryt, Cardyam und alle Orte der Gegend schickten
te. So auch diesmal ! Ganz offen hatte sie sich gegen Schiffe und Krieger. Auch ihre Gruppe fand ein Schiff.
den Befehl Hjalskes gestellt. Den „Tyrannen und Steu- Die „Himring“, eine Knorre der Ardahner, wurde für die
ereintreiber“ Tronde und seinen „Speichellecker“ Eld- Zeit der Überfahrt zu ihrer Heimat.
grimm nicht zu unterstützen. Aber Thorwal brauchte Der Konvoi wuchs während der Fahrt in den Sijdan.
Hilfe und die Seetiger sollten nicht abseits stehen. Weitere Schiffe kamen hinzu. Und der Platz auf den
Diesmal war ihr jedoch ein klitzekleiner Funke eines Schiffen wurde zusehends schmaler, weil immer wieder
Sieges beschieden gewesen. Selbst, wenn es kaum einer angelegt wurde und weitere Kämpfer zustiegen. Außer
direkt gewagt hatte ihr beizustehen, gegen ihren Aus- der begeisterten Seefahrerin Katla waren alle froh, der
schluß aus der Otta hatten fast alle gestimmt. Wenn..., beklemmenden Enge entfliehen zu können, als sie in
und tja - hier lag der Drache auf der Sandbank, wenn sie Efferdûn wieder an Land gingen.
nicht unmittelbar für Eldgrimm oder einen anderen Jemand stieß Andra von hinten gegen die Schulter. Es
Hetmann, sondern als Söldnerin focht und Beute mit- war Orm, der durch den Krieg Haus und Familie in den
brachte. Marschen verloren hatte, und sie nun in den Norda be-
Eben wurde ein neues Ruderlied angestimmt. Es war gleiten wollte, um dort eine ruhigere neue Heimat zu
das etwas traurige Lied über „Gunntar“. Einem Seefah- finden.

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„Laß mech ma ran, Maite !“, meinte er mit besorgter Freundin sah. „Ist es wieder die Erinnerung ? … Ist es
Mine. „Ech versteh zwar nichts vom Rudan. Trotzdem der Tod von Alvida und Thure ?“
sei es wohl bessa, wenn ech dech ablös.“ Andra wischte sich schnell die Tränen weg und meinte,
Andra widersprach diesmal nicht. Unaufmerksam und als der Bugspriet wieder ein wenig Meerwasser über die
in Gedanken versunken, war sie öfters aus dem Takt ge- Reling schleuderte: „Ach es ist nichts. … Nur die
raten. Ein, zwei Mal hatte sie sich sogar mit einem an- Gischt.“
deren Ruder verheddert. Sie machte für Orm Platz, der Dann drehte sie sich weg und schaute wieder aufs Meer
ihr noch einmal betrübt nachsah, während sie vor zum hinaus. Ihr war jetzt nicht nach Reden zumute. Sie woll-
Bug ging. te lieber allein sein. Katla schien das zu verstehen und
Dort angekommen, setzte sich Andra auf eine Taurolle, drängte vorerst nicht weiter auf sie ein. Auch sie hatte
verschränkte die Arme auf der Bordwand und legte Trauer im Herzen. Andra würde reden, wenn sie ihre
seufzend ihr Kinn darauf. So dasitzend blickte sie zum Gedanken geordnet hatte, wenn sie ihre Gefühle klar
fernen Horizont und verfiel schnell wieder in ihre ausdrücken konnte:
schwermütigen Erinnerungen: Hätte sie den Auftrag ablehnen sollen, der sie und ihre
War es richtig gewesen, Efferdûn gleich wieder zu ver- Leute so tief ins Feindesland schickte ? Heute mußte sie
lassen ? Hätte sie nicht einfach von hier aus mit dem sagen: ja ! Doch wer hatte schon geahnt, daß es so ge-
Großteil der Krieger gen Kendrar ziehen sollen ? Es hat- fährlich werden würde. Es schien, wie die anderen
te viele Gründe gegeben, sich der Kämpfergruppe aus Streifzüge zum Auskundschaften der Gegend, ebenfalls
dem oberen Bodirtal anzuschließen, die in Richtung ziemlich harmlos zu werden.
Nehult ziehen wollte. Dort sollten sich weitere Truppen Nur daß sie diesmal keine zwei oder drei Tage auf den
sammeln, um Skardan anzugreifen und in den östlichen Skiern draußen blieben, um vor Ingvalla oder Skardan
Teil der Ingvalmarschen einzudringen. Der Platz wurde die Lage auszuspähen. Nein, es sollte ein weiterer Weg
knapp, somit warme Schlafplätze rar. Außerdem wurde werden. Alles begann an dem Tag, als Arans Leute die-
die Aussicht auf Beute durch so viele Mitstreiter auch se beiden nostrischen Botenreiter abfingen. Die Doku-
nicht besser. mente, die sie dabeihatten, waren Rückmeldungen und
Doch der wichtigste Grund, das vor Drachenbooten und Truppenbefehle aus Kendrar für die Garnisonen Ingval-
Kriegern fast überquellende Städtchen so schnell wieder la und Lyckmoor. Doch einer der Briefe berichtete von
zu verlassen, war die Gruppe von mehr als einem Dut- einer Burg Wulfsmoor.
zend Magiern. Allen Mitgliedern ihrer Handvoll waren Von einer Burg solchen Namens hatte keiner der Het-
die geheimnisvollen Runajaski unheimlich. Bei ihnen leute und Anführer in Nehult gehört. Bei der Beratung
daheim war man sehr mißtrauisch gegenüber jeder Form war man ratlos. Was hatte es damit auf sich ? Selbst die
von Magie, weil es hieß, der Untergang der alten „See- Einheimischen wußten nichts von einer Burg. Ein
tiger“ und damit der Tod des größten Teils ihrer Otta Wulfsmoor westlich von Lyckmoor und nordöstlich von
vor nunmehr vierunddreißig Jahren sei auf finstere Ma- Salza war ihnen bekannt. Aber außer einigen Torfste-
gie zurückzuführen. So schien es allen besser, den Ma- chern sollte dort niemand leben. So kam man überein,
giern aus dem Weg zu gehen und Efferdûn baldmög- eine kleine Gruppe Kundschafter loszuschicken. Da sich
lichst zu verlassen. Andras Handvoll mit ihren schnellen Skiern bewährt
Sie persönlich hatte noch einen weiteren Grund. Aran, hatte, bot man ihr den Auftrag an. Mit dem Versprechen
der Anführer einer Gruppe aus Vilnheim, hatte ihr eines guten Beuteanteils bei der Erstürmung dieser
schöne Augen gemacht. Auch sie fand Gefallen an den Burg. Diesem Angebot konnte keiner von ihnen wider-
zwar recht plumpen, für sie aber doch angenehmen An- stehen.
näherungsversuchen des rotblonden Holzfällers. Er hatte Geschlagene vier Tage waren Andra, Katla, Thure, Al-
so starke Arme und ein gewinnendes Wesen gehabt. Die vida und Brand stetig nach Sijdan unterwegs. Schneefall
Stunden mit ihm waren ihr so wunderschön vorgekom- und dichter werdender Wald verlangsamten die Reise.
men, daß sie ernsthaft daran gedacht hatte, nach dem Die Nächte verbrachte man stets in irgendeinem der vie-
Feldzug nicht mehr nach Hargisfjorden und unter die len verstreut liegenden Bauerngehöfte. Die zumeist
Fuchtel des herrischen Hjalske Walreiter zurückzukeh- thorwalstämmigen Siedler waren überaus gastfreund-
ren, sondern mit Aran nach Vilnheim zu gehen. lich. Ihre Vorräte waren karg und doch wurde geteilt.
Um so schrecklicher war die Nachricht, daß auch er ge- Auch ein warmer Platz am Ofen war immer frei. Denn
fallen war, vor einigen Tagen gewesen. Ihn hatte es er- Brennholz aus den Wäldern oder Heiztorf aus den Moo-
wischt, als seine und andere Krieger vor Salza, die nicht ren war in den Marschen keine Mangelware. Außerdem
schnell genug über den Ingval flüchtenden nostrischen ließen sich hier und da noch einige Informationen zur
Truppen nochmals angreifen wollten. Wieso traf es im- Burg Wulfsmoor aufschnappen.
mer Leute, die ihr nahe standen, und nicht sie ? Oder Das Bild der Burg verdichtete sich am Abend des vier-
gar den alten Hjalske ! ten Tages. Man beschloß, in dem dichten Waldgebiet
Andra liefen einige Tränen über das Gesicht. nördlich von ihr zu lagern, um sich der Burg am näch-
„Was hast du ?“, fragte Katla, die mittlerweile ebenfalls sten Morgen vorsichtig zu nähern. Doch bevor sie eine
zum Bug gekommen war und nun die Tränen ihrer günstige Lagerstelle fanden, wurden sie überrascht.
Mehr als ein Dutzend in Lumpen und Felle gekleidete

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Gestalten, meist Halbwüchsige, verstellten ihnen den sie wollte versuchen, mehr zu erfahren. Nur Brand ge-
Weg. Bewaffnet waren sie mit Heugabeln, Sensen, mahnte zur Vorsicht.
Knüppeln, kleinen Äxten oder Kurzbögen. Orm stellte die schwere Holzkiste polternd vor Andra
Weil es ihr mit Mühe gelang, Katla und Thure im Zaum hin. Er benötigte sie nicht mehr, um beim Rudern auf
zu halten und auch der andere Anführer seine Leute zu ihr zu sitzen. Denn als man die Bucht verlassen hatte,
Besonnenheit mahnte, konnte ein Kampf verhindert bekam man genügend Segelwind. Man holte die Riemen
werden. Es gelang, sich gegenseitig klarzumachen, daß an Bord und ließ knatternd das große Rahsegel herab.
man nicht zu den Nostriern gehörte. Was zugegebener- Auch Brand war herüber gekommen, um sich zu ihnen
maßen nicht sehr schwierig war. Aber Mißtrauen inmit- zu gesellen.
ten des Krieges war mehr als angebracht. Doch Andra hörte ihr Gespräch gar nicht, sie starrte auf
Es stellte sich heraus, daß diese Waldmenschen vertrie- die Kiste vor ihr. Dieses Unglücksding hätte sie am
bene thorwalsche Siedler aus Wulfsmoor waren. Vor liebsten über Bord geworfen, damit es sie nicht mehr
zwei Jahren, nach der Besetzung Kendrars durch die strafend an den Tod ihrer Gefährten erinnerte. Nur wür-
Nostrier, sei ein gewisser Wehrbaron von Grünwald mit de ihr das nichts nützen. Auch Thure und Alvida wur-
etlichen Soldaten nach Wulfsmoor gekommen. Er den davon nicht wieder lebendig.
trommelte alle Einwohner zusammen, um ihnen mitzu- Sie hatte alles falsch gemacht. Und dennoch hätte sie
teilen, daß er zurückgekommen sei, um den rechtmäßi- kaum eine andere Wahl gehabt. Jeder andere Weg wür-
gen Besitz seiner Familie wieder an sich zu nehmen. de ihr heute wahrscheinlich genauso falsch erscheinen.
Zugleich dankte er ihnen, daß sie das Gut, das sein Mit versunkenem Blick auf die Kiste mit dem blutigen
Großonkel nach der thorwalschen Invasion aufgeben Silber kamen erneut die Gedanken an das Vergangene
mußte, so gut verwaltet hätten. über Andra:
Als man dem aufgeblasenen Baron die verfallene Kate
zeigte, die schon ewige Zeiten am Rande des Dorfes Es gab keine Frage ! Sie hätte auf Brand hören sollen.
stand, wurde er wütend. Sofort bezeichnete er alle als Und sich mit dem, was man vom Wald aus sah, zufrie-
Aufrührer und Räuber. Er suchte sich das größte und den geben müssen. Man hätte die Nostrier nicht unter-
schönste Haus aus und ließ die Bewohner mit Hilfe sei- schätzen und sofort wieder verschwinden sollen. Sie
ner Büttel herausjagen. Als sich auch unter den anderen hätte die Gruppe niemals so leichtfertig in Gefahr brin-
Bauern und Torfstechern Widerstand regte, handelte er gen dürfen.
noch brutaler. Alle wurden auf dem Dorfplatz zusam- Orm hatte jedoch gemeint, es gäbe im Dorf jemanden,
men getrieben und durch die Spitzen der Hellebarden in dem er vertrauen konnte. Diese Bauern- und Torfste-
Zaum gehalten. Die vertriebene Familie des Orm Van- cherfamilie war zwar nostrischer Abstammung, aber
dradsen sowie zwei weitere „Aufrührer“, alles in allem langjährig mit Orms Familie befreundet. Darum wollte
sieben Männer, Frauen und Kinder, ließ er dann er während der Nacht hinab und einiges in Erfahrung
sogleich vor den Augen der anderen an den Ästen einer bringen. Nachdem sie lange auf Orm eingeredet hatte,
großen Esche aufknüpfen. ließ er sie widerstrebend mitkommen.
Als Orm und ein paar andere Bauern tags darauf aus den Die Nacht war dunkel. Durch das leichte Schneegestö-
Wäldern von der Jagd zurückkehrten, kam es erneut zu ber drang nicht einmal das Licht des Madamales. Es war
einem kurzen Aufruhr. Doch konnten sie mit ihren Fa- ein leichtes, unbemerkt in den Weiler zu schleichen und
milien diesmal fliehen. Seitdem lebten die Vertriebenen das Haus von Orms Freunden zu erreichen. Der Famili-
in den Wäldern um Wulfsmoor und sannen auf einen envater war erfreut davon zu hören, daß ein Ende der
Weg der Rache. Stetig in Angst, vom Wehrbaron zu nostrischen Herrschaft über die Marschen bevorstand.
Wulfsmoor aufgegriffen und ebenfalls gehängt zu wer- Er versicherte, keiner im Dorf würde sich den Thorwa-
den. lern entgegen stellen. Im Gegenteil, man wäre froh, end-
lich den Wehrbaron und die verfressenen Söldner los-
Man erfuhr vom heutigen Zustand des Weilers, daß der zuwerden, die den Ort unsicher machten.
Wehrbaron die von ihm beschlagnahmten Höfe mit Im Gegenzug war durch den gut informierten Bauern
Wall und Palisaden umgeben hatte. Zudem ließ er seit auch einiges zu erfahren. Da die Dorfbewohner recht oft
letztem Sommer einen Erdhügel aufschütten, auf dem ins Innere der Burg mußten, um dort einen gigantischen
später ein hölzerner Wehrturm errichtet werden sollte Erdhügel aufzuschütten, der später einen Wehrturm tra-
eine sogenannte Hochmotte. Das alles nannte er groß- gen sollte. Mit dem Baron, seiner Familie und seinen
spurig Burg. Wie viele Kämpfer in ihr stationiert waren, Bediensteten lebten ungefähr fünf Waffenfähige ständig
konnte man nicht genau sagen, da immer mal wieder auf der Burg. Zur Zeit wären aber noch knappe zwei
Patrouillen oder Richtung Kendrar ziehende Truppen Dutzend weitere Kriegsleute hier, Bogenschützen und
des Edelgrafen hier vorbeikamen. Axtschwinger, deren allergrößter Teil jedoch bald nach
Orm, der Anführer der Vertriebenen, erklärte sich am Kendrar weiterziehen sollte. Im Großen und Ganzen gu-
nächsten Tag bereit, sie zur Burg zu begleiten. Unter te Nachricht für eine leichte Eroberung !
Zurücklassung ihrer bisher so treuen Skier im Lager,
schlich man sich durch den Wald so nahe es ging an Katla weinte. Auch sie war nicht mehr dieselbe, wie
Dorf und „Burg“ heran. Doch von weitem ließ sich noch vor einigen Wochen. Sie hatte ihren Mann Thure
kaum etwas erkennen. Katla wurde ungeduldig. Auch verloren. Gerade schien auch das Gespräch der Gefähr-
ten auf die vergangenen Ereignisse gefallen zu sein.

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Brand nahm sie in den Arm und versuchte, sie etwas zu durchbohrt von Orms Pfeil, während der andere blutend
trösten. Was ihm leidlich zu gelingen schien. daneben stand und auf die Hilfe seiner Gefährten warte-
Andra fühlte sich ihrer besten Freundin so schuldig: te. Als er weitere Thorwaler erblickte, flüchtete er. Al-
„Katla, … ich weiß nicht, wie ich es wieder gut machen vida und sie beachteten ihn nicht.
soll. … Nimm meinen Anteil und du richtest für Thure Sie hatten selbst mit ihren Verfolgern zu tun. Einer von
nachträglich ein schönes Fest aus. Er hätte es so ge- ihnen war beritten. Da hier der Wald ein wenig lichter
wollt. … Es tut mir so leid !“ war, gelang es diesem aufzurücken. Schlußendlich hatte
„Es muß dir nicht leid tun ! Ich bin doch selber an sei- er sie dennoch eingeholt. Er versetzte Alvida einen Hieb
nem Tod schuld. Hätte ich nur auf dich gehört und Al- mit dem Streitkolben auf den Kopf. Mit einem leisen
vida auf seiner blinden Seite kämpfen lassen !“, erwi- Schrei ging sie in die Knie. Ehe sie reagieren konnte,
derte Katla schluchzend, bevor sie wieder weinend an traf der Reiter auch sie an der Schulter. Doch ihr gelang
der Schulter Brands versank. es noch, einem weiteren Schlag auszuweichen. Gegen
Irgendwie hatte Katla Recht. Hätte sie sich wenigstens den gut gepanzerten Reiter hatte sie wenig Chancen.
einmal ihrem Befehl untergeordnet, wäre vielleicht alles Zumal jetzt die restlichen Verfolger zu Fuß auftauchten.
nicht halb so schlimm geworden. Aber trug nicht doch Auch wenn Alvida zwar schwer getroffen war, tot war
sie den größeren Teil der Schuld ? Wieder fing Andra sie noch nicht. Nur helfen konnte sie ihr nicht mehr.
an zu grübeln: Entweder mußten sie beide sterben, oder sie rettete sich
Diesen Kampf hätte sie nicht verhindern können. Doch jetzt ! Wieder tauchte sie unter einem ungestümen Hieb
wäre es von Vorteil gewesen, wenn sie ebenfalls zurück des Reiters hindurch und sprang gleichzeitig in ein dich-
geblieben wäre ? Oder war es die richtige Entscheidung, tes Gebüsch. Der Reiter konnte ihr dahin nicht gerade-
mitzugehen ? Es wäre sicherlich vollkommen egal ge- wegs folgen. Dadurch bekam sie die Möglichkeit, zu
wesen. Die Wachpatrouille hätte sie so oder so aufge- rennen, was ihre Beine hergaben.
spürt. Sie waren sich zu sicher gewesen. „Es hätt no viel schlimma komm könn !“ Der ihr immer
Als beide das Haus verließen und schnellstmöglich wie- noch unvertraute halbnostrische Dialekt Orms weckte
der den Wald erreichen wollten, ertönte vor ihnen aus Andra aus ihren Überlegungen.
dem Unterholz Kampflärm. Äxte klirrten aufeinander „Nein, es ist das Schlimmste passiert ! Wenn ich wenig-
und Schreie ertönten. Man hatte die Gefährten im Wald stens hätte Alvida retten können.“, erwiderte Andra.
entdeckt. Als auch hinter ihnen auf der Burg Unruhe „WIR zusammen hätten es versuchen müssen !“, rief
ausbrach und Befehle und Schritte ertönten, wurde die Katla. „Thure war nicht mehr zu helfen. Aber wir haben
Lage noch gefährlicher. Schnell stürmten Orm und An- Alvida im Stich gelassen und nicht versucht, sie eher zu
dra vor. befreien !“
Thure lag blutüberströmt im Schnee, während Brand die „Seid ihr Weiber noch bei Trost ? Das einzig Richtige
wie am Spieß schreiende Katla wegzerrte und mit ihr in war es, so schnell es ging zu verschwinden.“, mischte
den Wald flüchtete und zwei Nostrier ihnen folgten, sich Brand ein.
wurde Alvida heftig von zwei weiteren nostrischen „Hätten wir alle in Gefangenschaft geraten sollen ? Hät-
Axtkämpfern bedrängt. Blitzschnell mußte sie entschei- ten wir alle am Galgen baumeln sollen ?“
den, was zu tun war. Sie schickte Orm Brand und Katla „Genau, de Wehrbaron sei a ganz harta Hunnd ! De hätt
hinterher, um zu verhindern, daß die Nostrier sie er- alle gejacht unn uffghangt !“, stimmte Orm zu.
reichten und niedermachten. Während sie Alvida zu Hil- „Trotzdem fühle ich mich schuldig für ihren Tod !“,
fe eilte, die nicht in der Lage war, zu flüchten. Andra gab nicht nach.
Sie erreichte Alvida genau zur rechten Zeit. Erschöpft „Nicht du bist verantwortlich, daß sie tot sind.“, Brand
von den kraftraubenden Paraden der wuchtigen Hiebe wurde ungewöhnlich laut. “Nein, die Nostrier haben uns
und schon leicht verwundet, hätte sie sich nicht mehr den Krieg erklärt, sie sind schuld daran. Wären Alvida
lange halten können. Andra gelang es, einen der Angrei- und Thure nicht mit uns für alle Thorwaler in den
fer am Arm zu verletzen, so daß ihm die Waffe entfiel. Kampf gezogen, hätten andere dafür sterben müssen.
Ein weiterer Hieb ihrer Skraja konnte den Lederpanzer Dann müßtest du dich noch schuldiger fühlen, wegen
zwar nicht durchdringen, ließ ihn aber stöhnend zu- deiner Feigheit und Tatenlosigkeit.“
sammensinken. Auch Alvida hatte ihrem Gegner einen „Aber …“, Andra verschluckte ihren Einwand. Sie
Treffer versetzen können. Ihr Schwert hatte ihm den drehte sich brummelnd ab. Sie wußte, daß Brand recht
Helm vom Kopf gerissen und eine breite Schmarre über hatte. Aber so ganz wollte sie sich das noch nicht einge-
die Kopfhaut gezogen. Es war nur noch eine Frage der stehen. Sie drehte sich weg, und überließ sich wieder
Zeit, wann die beiden endgültig aufgeben würden. ihren Erinnerungen:
In diesem Moment waren jedoch die Geräusche weiterer
Kämpfer zu hören, die aus der Burg zu Hilfe eilten und Zu fliehen war damals wirklich besser gewesen. Aber
lauthals durch das Unterholz brachen. Sie mußten flüch- hätte sie nicht trotzdem darauf drängen sollen, sofort
ten. Schnell ! Sie beide ließen von ihren verwundeten mit Verstärkung zurückzukehren ? Es hätte Alvida viel-
Gegnern ab und eilten den anderen hinterher. Thures leicht das Leben gerettet, aber sicher vielen andern tap-
Leichnam würden sie später holen müssen. feren Thorwalern das Leben gekostet. Wie man es
Auch weiter im Wald hatte sich ein blutiger Kampf ab- macht, ist es verkehrt.
gespielt. Ein toter Nostrier lag am Boden. Hinterrücks

Seite 18 Heimamond 2653 nJL


Fast zwei Wochen hatte die gemischte Gruppe aus Har- Alvida war tot !
gisfjordern und vertriebenen Wulfsmoorern bis nach Was danach geschah, daran konnte sie sich nicht mehr
Nehult gebraucht. Der Schneefall war stärker geworden erinnern. Man hatte ihr erzählt, daß sie wie eine Walwü-
und verhinderte den größtenteils zu Fuß gehenden und tige zuerst dem Büttel den Schädel zertrümmerte, der
teils verwundeten Frauen und Männern einen schnelle- den Schemel weggetreten und damit Alvida umgebracht
ren Marsch. Ohne die Hilfe der unterwegs lebenden hatte und danach anfing, die schwere Tür des Gebäudes
Bauern wären sicher noch mehr Tote zu beklagen gewe- mit der Axt zu bearbeiten. Dabei hätte sie jeden fortge-
sen. stoßen, der sie aufhalten wollte. Man mußte sie wirklich
An der Eroberung Skardans und der entscheidenden erst niederschlagen, damit sie aufhörte.
Schlacht beteiligten sich auch Orm und einige der Ver- Da die Tür jetzt fast in Splittern hing, drangen Brand
triebenen. Nach dem Rückzug der nostrischen Truppen und Katla vorsichtig ins Haus ein, wo sie der Baron mit
brachen sie alle eiligst nach einem vorher mit den ande- einem riesigen Schwert bewaffnet erwartete. Als er das
ren Hetleuten verabredeten Plan wieder nach Wulfs- mannslange Ungetüm schwang, um sie zu treffen, blieb
moor auf. Man hatte es eilig, da für sie berechtigte er unweigerlich im engen Raum an einem Regal hängen
Hoffnung bestand, Alvida noch zu befreien und die Het- und stolperte. Mühelos wurde er nun von den beiden
leute den Nostriern einen möglichen Rückzugspunkt überwältigt.
abschneiden wollten. Doch statt ihn zu töten, handelte der gerissene Brand ein
Ihr Haufen, Orms Vertriebene und etwa fünfzig weitere Thurgold aus. Der Wehrbaron sollte ihnen sein ganzes
Krieger von Hjalland, beteiligten sich nicht an der blin- Silber und seinen ganzen Besitz überlassen, dafür würde
den Verfolgung der fliehenden nostrischen Truppen und ihm kein thorwalscher Krieger etwas zuleide tun. Auf
standen nach zwei Tagen Gewaltmarsch wieder vor der diesen Handel eingehend wies er ihnen die Kiste, die
„Burg“. Eine kleine Abteilung Soldaten entfernte sich jetzt vor Andra stand und verließ waffenlos das Haus in
gerade in diesem Moment eilig in westlicher Richtung, Richtung Stall.
wo sich Lyckmoor befand. Flohen sie vor ihrer Über- Mit einem hatte er jedoch nicht gerechnet, daß ihn drau-
macht, oder waren sie gewarnt worden ? ßen noch andere erwarteten, die ebenfalls noch ein
Egal, sie ließen die Burg schutzlos zurück. Das Tor Hühnchen mit ihm zu rupfen hatten. Die Vertriebenen –
stand offen und es war kein Bewaffneter weit und breit keine Thorwaler ! Dies war Andras einzige Genug-
zu sehen. Nur im Dorf rannten panisch einige Bauern tuung, daß dieser Schurke seiner gerechten Bestrafung
umher, die verzweifelt versuchten, ihr Vieh und ihre nicht entgangen war. Wenn nicht durch ihre Hand, dann
Habe in die Burg zu bringen. Die Hjallander machten durch die anderer Rachsüchtiger, landete er ebenfalls
sich gleich auf, die flüchtenden Nostrier zu verfolgen. am Strick.
Die Burg stellte für Andra und den Rest jetzt kein Pro- Als sie wieder zu sich kam, war alles vorbei gewesen.
blem mehr dar. Einige Tage später kamen auch die Hjallander wieder.
Während Orm und seine Vertriebenen zu den Dorfbe- Die Nostrier waren über den Ingval zurückgetrieben, die
wohnern liefen, um sie zu beruhigen und ihnen zu erklä- Marschen und Kendrar waren wieder thorwalsches Ge-
ren, daß sie nicht in Gefahr waren, stürmte Andra jede biet. Der Feldzug war erfolgreich gewesen, ein Sieg auf
Vorsicht außer acht lassend auf die Burg zu. Katla und ganzer Linie.
Brand folgten ihr. Sie mußten Alvida finden. Wie vom Die Vertriebenen hatten sich inzwischen mit den Neu-
Donner gerührt blieben alle jedoch am Tor stehen. ansiedlern, die der Baron mitgebracht hatte, geeinigt. Es
Auf dem Hof stand ein Galgen, unter dem Alvida mit sollte nicht schon wieder jemand verjagt werden. Man
einem Strick um den Hals stand. Davor stolzierte ein in beschloß, gemeinsam neue Häuser zu bauen und weitere
eine schwere Rüstung gezwängter Krieger, der gerade Felder anzulegen. Man schien ernsthaft zu versuchen,
den Arm senkte, mit dem er einem Büttel das Signal gemeinsam miteinander auszukommen.
zum Wegstoßen des Schemels gegeben hatte, auf dem Nur Orm fühlte sich nicht mehr wohl hier. Ohne Fami-
Alvida gerade noch stand. Jetzt baumelte sie röchelnd lie, sein Haus war umgebaut worden, überhaupt hatte es
an dem Strick, während ihr Blut aus dem Mund lief. in den vergangenen Wintern zu viele Veränderungen
Diese Schweine brachten Alvida um ! gegeben. Auch er war nicht mehr derselbe. Er wollte
Vor Wut schreiend stürmten alle drei auf den Galgen zu. nicht hier bleiben. Er wollte weg von diesem Ort, wo
Fassungslos drehten sich die Nostrier um. Der gepanzer- ihm soviel Leid widerfahren war, wollte woanders neu
te Krieger, den sie aus der Nähe auch als den Reiter er- anfangen. Darum schloß er sich ihnen an, als sie sich
kannte, der sie durch den Wald verfolgt hatte, faßte sich wieder heimwärts wandten.
als erster und lief in das große Haus. Die anderen ver- „Wenigstens hatten Alvida und Thure eine würdige Be-
suchten ihm zu folgen. Doch der Baron schlug die Tür stattung am Meer !“, meinte Brand wehmütig, nachdem
einfach zu. Kein Schreien und Klopfen verschaffte ih- das Gespräch darauf kam.
nen Einlaß. „Bloß gut, daß sie meinen Thure noch nicht in der Erde
Auf nichts anderes achtend, lief sie zum Galgen und verscharrt hatten. Diesen nostrischen Erdwühlern war
durchtrennte hastig mit ihrer Axt den Strick, was ihr wohl der Boden glücklicherweise zu fest gefroren.“,
aber nicht sofort gelingen wollte. Als Alvida ihr in die bemerkte Katla spitz, sie hatte sich mittlerweile gefan-
Arme fiel, bemerkte sie, daß sie nicht mehr atmete, auch gen und weinte nicht mehr. „Obwohl er zum Stein er-
der Kopf hing seltsam verdreht am Hals. weichen gräßlich aussah, mein Thurske. … Wie er da so

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tagelang draußen im Schnee gelegen hat. Warum waren Katla zu. „Sie hätten nicht gewollt, daß wir ihnen nach-
wir nicht schneller wieder zurück ?“ trauern, sondern daß wir sie hochleben lassen und auf
„Fang nicht wieder damit an !“, diesmal kam die Zu- sie trinken !“
rechtweisung ausnahmsweise von Andra. „Es ist so pas- „Laßt uns auf sie trinken, das wohl !“ Diesmal verfiel
siert, wie es kommen sollte. Wir haben nicht die Macht, Andra zwar wieder in Erinnerungen, doch sie teilte sie
es rückgängig zu machen. Wir können nur hoffen, daß, mit den Gefährten, indem sie eine alte Geschichte über
wenn wir einmal sterben, dann auch jemand bei uns ist, die Enterung eines Walfängers zum Besten gab, bei der
der uns auf den Weg zu Swafnir schicken kann. Und der sich Thure und Alvida besonders hervorgetan hatten.
allen anderen von unseren Erlebnissen und Taten be- Auch den anderen fielen noch viele gemeinsame Erleb-
richtet, damit wir noch ein wenig in den Herzen unserer nisse ein. Sogar Orm, der beide erst kurz kannte, fiel mit
Lieben weiterleben.“ ein. Und so wurde bis spät in die Nacht hinein geredet
„Ein wahres Wort, Andra !“, rief Brand. und sogar wieder gelacht.
„Wenn wir daheim sind, werden wir dieses blutige Sil-
ber in Waskir umsetzen und für meinen Thurske und Oliver Baum
Alvida ein Siegesfest veranstalten, von dem man in
zwanzig Jahren noch mit Freude spricht.“, stimmte auch

Nachhall
Gute Fahrt zu Swafnir, Kameraden !
Das Madamal stand zwar in breiter Sichel am Sternen- maßen fahrbereit gemacht. Das letzte Drachenschiff
zelt, doch breitete es sein Licht etwas griesgrämig und Eldgimms war vor zwei Jahren im kendrarer Hafen lie-
nur sehr widerwillig über das Hafenbecken von Kendrar gen geblieben und moderte seitdem im Uferschlick vor
aus. Es hatte den Anschein, als wäre es etwas verärgert sich hin. Doch frischer Teer auf den ausgeschöpften
über den hellen Schein, welcher von dort unten zu ihm Rumpf, ein eilig genähtes Segel aus erbeutetem Tuch an
hinaufstrahlte. ‚Was ging dort unten vor ?’, mochte es dem ausgebesserten Mast und ein neuer Anstrich für
sich fragen. Was erdreisteten sich diese Menschen, daß den Drachenkopf ließen es schon bald viel besser ausse-
sie ihm Konkurrenz machten ? hen.
Tatsächlich wollte sich heute niemand auf den fahlen In den letzten Tagen, als die heimkehrenden Kämpfer
Silberschein des Mondlichts verlassen. Wieviel würde- aus den Marschen nach Kendrar zurückkehrten, war Jo-
voller und beeindruckender waren doch die vielen hun- ra wiederholt der Wunsch von Hinterbliebenen angetra-
dert oder gar tausend Lichter, die entlang der Stege und gen worden, bei einer Bestattung seelischen Beistand zu
auch auf den vertäuten Schiffen angebracht waren. Sie leisten. Da sich die Zahl der Toten auf mehr als zwei
tauchten den Hafen in ein warmes, mystisches Licht, Dutzend belief, kam ihr der Gedanke, sie alle gemein-
welches vom Wasser auf ein feierlich geschmücktes sam nach althergebrachtem Ritual zu bestatten. Doch es
Drachenschiff geworfen wurde und ihm etwas Stolzes, mußte ein würdiges Gefährt für die gefallenen Thorwa-
ja Majestätisches verlieh. ler her. Tapfer hatten sie gekämpft, ruhmreich waren sie
Es schien wie für einen sehr berühmten Hetmann herge- für Thorwal gefallen, sie hatten das Recht, standesge-
richtet, wenn nicht gar für den Obersten Hetmann per- mäß ihre letzte Reise zu Swafnir antreten zu dürfen
sönlich. Das blutrote Segel war aufgezogen und der Auch von offizieller Seite gab es keinerlei Einwände,
weiße Wal darauf bewegte im Wind leicht seinen im Gegenteil: von überall her wurde ihnen Unterstüt-
Schwanz. Durch die Riemenports des seidig glänzenden zung zuteil. Hetmann Eldgrimm überließ ihnen sein al-
Rumpfes waren die Riemen geschoben worden. Darüber tes Schiff und steuerte einige Teile zu seiner Aus-
zierten die Bordwände zahlreiche runde Schilde, von schmückung bei. Die Traviageweihtenschaft half bei der
denen einer prächtiger verziert war als der andere. Der Herrichtung der Toten. Die Rahjanis Dara und Broinn-
Drachenkopf schimmerte wie pures Gold. Ein wahrhaft find Necht dagegen sorgten für viele helfende Hände.
edles Schiff. So erklärten sich nicht nur Thorwaler, sondern sogar
Jora Eilifsdotter, Geweihte des Swafnir vom wieder ge- einige Kendrarer bereit, mit Hand anzulegen. Die Hilfe
öffneten Tempel in Kendrar, stand zusammen mit ande- war überwältigend gewesen. Jora konnte gar nicht
ren Priestern an Bord der „Donnerhall“, einem der vie- dankbar genug sein.
len Schiffe im Hafen, die dem Prunkschiff ihr Geleit Aber niemand, auch sie nicht, hätte im Entferntesten
gaben. Sie war mehr als zufrieden mit dem Anblick, den geahnt, wie beeindruckend das Ergebnis werden würde.
sie vor sich hatte. Viele fleißige Hände hatten in den Vorsichtig schaute sich Jora um. Auch die anderen Ge-
letzten Tagen die halbwracke „Ôleta“ wieder einiger- weihten schienen fasziniert von dem Anblick, den das

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Schiff nun machte. Auch Eldgrimm, der das Totenschiff an seiner Seite sicher sein ! Ihr habt ihn euch verdient,
auf seiner letzten Fahrt an Bord des Drachens „Wellen- das wohl !“
reiter“ von den Wogenbrechern begleitete, schien ge- Als seine Fackel das schon leicht brennende Schiff er-
rührt. Überall auf den Schiffen standen Thorwaler in reichte, löste man von einem Ruderboot aus das Halte-
Kriegsmänteln oder frisch polierten Rüstungen, ihre seil. Die „Ôleta“ wurde von der gemächlichen Strömung
Waffen andächtig gesenkt. Selbst die unzähligen schau- des Flusses Angra erfaßt, an dessen Mündung der Hafen
lustigen kendrarer Bürger waren bei diesem Anblick Kendrars liegt. Langsam trieb das Schiff die Bucht hin-
ehrfürchtig verstummt. aus, während sich die Flammen beständig ihren Weg
Diesen Moment der feierlichen Stille durchbrach einer über den Mast zum Segel bahnten.
der Kapitäne. Es war Friedtjof Thorbranntson, der Het- Durch ihren hellen Schein waren nun die Leichname der
mann der Wogenbrecher-Otta, die selber zwei Opfer zu Gefallenen sichtbar, so als sollte ein jeder der Anwe-
beklagen hatte. Mit den Worten: „Lebt wohl, ihr tapfe- senden noch einen allerletzten Blick auf die dahinge-
ren Krieger ! Die Wogenbrecher werden euren selbstlo- schiedenen Gefährten werfen dürfen. Sie lagen rück-
sen Kampf für Thorwal nie vergessen !“, warf er eine lings an beiden Seiten der Reling aufgereiht. Links ne-
brennende Fackel zur „Ôleta“ hinüber. Dabei vom ge- ben ihnen stand ihre persönliche Seekiste, rechts dage-
dämpften „Das wohl !“ seiner Krieger unterstützt. gen hatte man ihre Waffe niedergelegt. Genau zu Füßen
Danach fiel eine weitere Fackel auf das Schiff mit den eines jeden standen seine mit einer handvoll thorwal-
aufgebahrten Toten. Sie kam von den Kriegern der scher Heimaterde gefüllten Stiefel. Es erschien beinahe
Blitzspötter. Sie hatten durch Ungestüm und die Unter- so, als würde jeder von ihnen nur schlafen, als würden
schätzung des nostrischen Feindes vor Salza unnötig alle sogleich aufstehen, die Stiefel anziehen, sich auf die
viele Leute verloren. Dennoch war ihnen ihr Kampfes- Seekiste setzen und zum Ruder greifen.
mut hoch anzurechnen, die Ehre dieser prunkvollen Be- So plötzlich, wie man einen letzten Blick auf die Toten
stattung war ihnen wohl am wenigsten zu verwehren werfen konnte, so schnell verhüllten die Flammen die-
gewesen. Ihre Anführerin Asgrima Trolskesdottir ge- sen Anblick auch wieder. Die Flammenlohe überflutete
dachte dem guten Dutzend Gefährten mit den kurzen nun das ganze Deck, während das Schiff unaufhaltsam
Worten: „Ihr wart tapfer, Blitzspötter. Fahrt gut zu auf das Meer hinaustrieb. Sämtliche Schiffe, die im Ha-
Swafnir !“ Wobei auch jetzt rundum sehr viele bestäti- fen der Zeremonie beigewohnt hatten, folgten dem
gende Stimmen ertönten. brennenden Schiff mit den toten Kriegskameraden in
Als nächstes meldete sich eine dickliche Kriegerin zu respektvollem Abstand.
Wort, sie kam aus dem Norda - aus der Olporter Ge- Jora stimmte nun ein Lied an. Es war ein traditionelles
gend, sie hieß Katla und hatte sowohl ihren lieben Abschiedslied für tote Helden. Es handelte vom Stolz
Mann, sowie eine sehr gute Freundin in den Marschen und der Freude, die Toten bis zuletzt begleitet zu haben.
verloren. Sie hatte noch sehr viel Trauer im Herzen, die Die Geweihten auf der „Donnerhall“ fielen sogleich mit
auch Jora ihr nicht hatte nehmen können. Auch jetzt lie- ein. Auch auf den anderen Schiffen wurde schnell die
fen ihr bei den Worten: „Die Seetiger werden immer an mitreißende Melodie angestimmt – irgendwo erklangen
euch denken, Thurske, Alvidja und ihr anderen stolzen sogar die schwermütigen Töne einiger Pfeifenbälger –
Hjaldinger !“ die Tränen übers Gesicht. Auch wenn ihre so daß der gesamte Hafen bald von einem ergreifenden
Fackel beinah das Schiff verfehlte, stimmte man ihr Gesang durchdrungen war.
überall murmelnd zu. Bis weit in die Bucht hinaus wurde die „Ôleta“ beglei-
Die nächste Fackel warf ein Hjallander. Die Mehrzahl tet. Die Flammen fraßen sich immer tiefer in den Leib
seiner Kameraden befand sich noch in Skardan, doch des Schiffes, von dem nicht einmal mehr die Hälfte aus
die Tatsache, daß auch sie den Toten dieses Feldzugs dem Wasser ragte. Dichter Rauch erhob sich, vermischt
die letzte Ehre erwiesen, brachte ihnen Anerkennung. mit Dampfschwaden, welche die zischenden Flammen-
Ingrad Bersisson, der Kaptain der Aardbreeker, sprach: zungen immer wieder den Wellen entrissen. Langsam
„Auch die Krieger Hjallands, die keine Toten zu betrau- aber sicher begann das Schiff zu sinken. Sich dennoch
ern haben, werden das Andenken an die für die Freiheit von der Strömung getrieben weiter vorwärts bewegend,
unserer Heimat gefallenen Kämpfer nie verlieren, das hatte es den Anschein, als setzte es seine Fahrt unter
wohl !“ Seine Worte wurden nicht nur von seinen Be- Wasser fort. Die Flammen wurden immer kleiner und
gleitern, sondern auf allen Schiffen zustimmend beant- verloschen schlußendlich.
wortet. Als die Dunkelheit wieder Besitz von dieser Nacht er-
Nachdem sich noch weitere Krieger und Kapitäne zu griff, verstummte auch langsam der Gesang. Die toten
Wort gemeldet hatten und ihrer Toten mit wehmütigen Krieger waren auf dem Weg zu Swafnir. Dessen war
Worten gedachten, erhob Eldgrimm als letzter die sich Jora ganz gewiß. Und auch viele der Anwesenden
Stimme: „Dank all den mutigen Streitern, die mit mir schienen keinen Zweifel darüber in ihre Herzen zu las-
Kendrar wieder zurück nach Thorwal geholt haben und sen. Nur die Gewißheit, daß man alles getan hatte, um
dabei ihr Leben gaben ! Ich kann euch nur noch einen ihre toten Gefährten vor Hranngar und ihrer Brut zu
letzten Dienst erweisen, indem ich euch im Namen der bewahren und sie sicher in Swafnirs Reich zu schicken,
anwesenden Krieger und aller anderen Kämpfer für konnte die Trauer besiegen.
Thorwal, die nicht anwesend sein können, eine sichere Und von Traurigkeit war rundum auch nichts zu spüren.
Reise in Swafnirs Reich wünsche. Möge euch ein Platz Während sich die anwesenden Schiffe auf den Rückweg

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zum Hafen machten, wurde wieder laut geredet und dener bestätigter Meldungen durch Reisende und
teilweise sogar gelacht. Es gab viel zu erzählen, über die Flüchtlinge:
gemeinsamen Kriegserlebnisse oder auch von viel weit
entfernteren Tagen. So als ob die gerade verabschiede- Der Verlust der Provinz Kendrar an die Thorwaler hat
ten Kameraden noch unter ihnen weilten. die militärische Situation der Grafschaft Salza drama-
Die Aufgabe der Swafnirgeweihten war nun erfüllt. Zu- tisch verschärft. Dies hat komplexe Truppenverschie-
rück im Hafen erhielten alle Geweihten neben vielen bungen nicht nur von unserer Seite, sondern auch durch
Dankesworten für die erhebende Zeremonie auch zahl- Truppen seiner königlichen Majestät zur Folge gehabt.
reiche Einladungen beim nun folgenden Gelage, ge-
meinsam mit anzustoßen. Diese Zustimmung erfreute Die Rückzugsbewegungen der nostrischen Verteidiger
Jora und sie wäre keine echte Thorwalerin gewesen, Kendrars endeten vor allem an den Stadtgrenzen der
wenn sie solche Einladungen ausgeschlagen hätte. Auch gräflichen Residenzdoppelstadt und vor Lyckmoor.
Dara und Broinnfind mischten sich gern unter die Derzeit befinden sich noch Truppen in der Stärke von
Thorwaler. Vater Travianus dagegen schien den Aus- etwa sechs Bannern auf unserem Gebiet.
schweifungen eher abgeneigt und verabschiedete sich. So finden sich an der Fähre bei Lyckmoor neben den
Doch allzu übermäßig wurde dennoch nicht gefeiert, Resten der Edelgräflich-Kendrarer Garde auch die
weil es fast schwerer gewesen war, genug Brannt zu be- Überlebenden der Landwehrhaufen von Mirdin, Seen-
schaffen, als die „Ôleta“ wieder auf Vordermann zu land und Ingfallspeugen, alles in allem wohl mehr als
bringen. Aber alle gaben etwas dazu. Ein Fäßchen 120 Männer und Frauen. Mehrere Aufforderungen unse-
Waskir aus Storsjen, etwas Obstbrand von Hjalland, ei- rerseits zur Rückkehr in ihre Provinzen wurden mit dem
nige Schläuche Feuer aus Prem, die restlichen allesamt Hinweis abgelehnt, der Feind könne hier immer noch
vorzüglichen Tropfen aus den Kellern des Edelgrafen den Übergang über den Ingval wagen. Auch die Inter-
oder das vom Rahjatempel gestiftete Faß Wein, alles vention Praetorin Firunias, die diese Sicherung mit der
war willkommen. Die Stimmung unter den Thorwalern ihr unterstellten Kohorte Seenland leisten wollte, wurde
und den Kendrarern, die es wagten, mit den rauhen Ge- von den Befehlshabenden der landesfremden Verbände
sellen zu feiern, war darum auch trotz der Kälte stets brüsk abgewiesen.
sehr ausgelassen. Die Situation in Lyckmoor ist indes für uns untragbar
Das gemeinsame Zechen und das gegenseitige Erinnern geworden. Die Stadt war und ist auf eine derartige Si-
ließen diese Nacht sehr kurz werden, und als kurz vor tuation nicht vorbereitet. Die Kornspeicher sind bis auf
Morgengrauen das letzte Faß geleert war, ging zwar ein wenige Säcke geleert und uns ist auch von Übergriffen
leises Murren durch die Reihen der Feiernden, doch seitens der Kendrarer und der Landwehren auf die Stadt
man war sich einig, daß das Fest zwar endete, aber die berichtet worden. Ein vorsorglicher Einsatz der Garde
Erinnerung an diese Nacht noch lange Zeit erhalten und eine ultimative Aufforderung zur Rückkehr ist des-
bleiben würde. Denn auch diejenigen, die an diesem halb unabdinglich.
Tag nicht in Kendrar sein konnten, sollten erfahren, wie
würdevoll hier toter Helden gedacht wurde. Die Situation vor und in Salza ist indes bei weitem nicht
so dramatisch anzusehen. Auch wenn sich weit mehr
Oliver Baum Truppen vor der Stadt befinden, so sind wir dennoch für
diese Situation gut gerüstet, waren doch die Kornspei-
cher vor Beginn des Winters bis unter die Decke gefüllt
worden. Auch wenn mittlerweile der Feind das Nord-
Geheimes Dossier der ufer des Ingval beherrscht, so wird er sich dennoch an
uns die Zähne ausbeißen. Die Wachen auf den Mauern
Gräflich Salzeraner Garde sind verstärkt worden, die königlichen Garden auf Soll-
stärke und wie es um die Kampfkraft unserer eigenen
Daß unsere Späher auch nach der Befreiung Truppen bestellt ist, weiß hier wohl jeder: sollen sie nur
der Ingvaller Marschen nicht untätig sind, son- kommen !
Trotz allem ist natürlich auch die Präsenz nichtgräfli-
dern aufmerksam ihre Wacht halten, beweisen
cher oder -königlicher Truppen nicht akzeptabel, doch
jene folgenden, geheimen Berichte, derer sie vor haben einzelne Adlige bereits angekündigt, mit ihren
kurzem habhaft werden konnten. Reisigen in ihre Heimat zurückzukehren, der Fürstgraf
von Trontsand hatte seine beiden Standarten bereits
* * * kurz nach der Niederlage abgezogen. Die königlichen
Einheiten haben indes Unterkunft in der königlichen
Bericht über die aktuelle, militärische Situation in Kaserne gefunden, die wohl seit Jahrhunderten eine der-
der Grafschaft Salza, basierend auf den Beobach- artige Truppenkonzentration nicht mehr erlebt hat.
tungen der V. Lanze "Nordwacht" (zurückgekehrt
aus Kendrar), der Ingvaller Ulanen und verschie- Nach Informationen der Heeresführung befindet sich
auch die II. Königlich Nostrische Kohorte Rache für

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Kendrar von ihren Stellungen an der andergastschen uns losgegangen ! Ich selbst habe gegen eine gekämpft,
Grenze auf dem Weg nach Salza. die hatte einen Pfeil im Schädel. Im Schädel !
Was soll man gegen solche Monster tun ? Jedenfalls
* * * nichts mit nur 25 Mann, denn soviel hatte ich noch nach
diesem Kampf. Ich mußte den Rückzug antreten. Sonst
Wahrheitsgetreue Wiedergabe des mündlichen Be- hätte ich alle verloren ! Rondriane hat uns an allen Ek-
richts der Praetorin Firunia an die Heeresführung ken und Enden gefehlt, ich konnte einfach nichts tun !
in Salza: Die haben einfach unsere Verteidigung verheizt, diese
verdammten Besserwisser. Ich hab sie noch gewarnt ....“
„Eine Woche vor der entscheidenden Schlacht waren
wir auf ein Gehöft einige Meilen praioswärts von Ken- Christian Ehm
drar verlegt worden, was nicht nur mich, sondern auch
die Männer und Frauen meiner Einheit empfindlich traf.
Man hätte uns auch nach Thuranien verlegen können,
das hätte uns kaum mehr treffen können. ‚Befehl ist Be- Unser Motto für den
fehl’, mußte ich ihnen immer wieder sagen. Ich hatte
entgegen der Befehle eine Halbstandarte mit der Beob- Heimamond:
achtung Kendrars beauftragt. Daß ich nicht lache - ein
Angriff von Praios, als ob diese Thorwaler militärische Ist Kendrar wieder unser;
Genies wären. Genausogut könnte man behaupten, die- Die Bevölkerung dort kräftig feiert;
ses Bauerngesöff Knat wäre eine Delikatesse.
Naja, jedenfalls bekam ich von den Posten rechtzeitig natürlich nur mit
Bescheid über den Verrat in Kendrar. Auf dem einzigen
Pferd, was mir zu Verfügung stand, schickte ich einen "Feuer von Haibuthar"
meiner Mannen gen Firun, um unsere Leute zu warnen.
Wird wohl im schritthohen Schnee mit dem Gaul ver-
Das schmeckt nach Sieg !
schollen sein, jedenfalls habe ich bis heute nichts wieder
von ihm gehört. Zu beziehen direkt in Haibuthar
Ich gab dann den Befehl zum Rückzug auf eine einige und bei ausgewählten Händlern.
Meilen praioswärts befindliche Position.
„Torben´s Gehöft“, glaub ich, hab nicht viel nach dem
Namen gefragt. Das Ding verfügte aber über eine eini- Christian Erdmann
germaßen brauchbare Palisade und außerdem konnte
man von da aus gut diese dämliche Straße überwachen.

Wo man siegt,
Ich will nicht wieder davon anfangen, aber was haben
uns diese Straßen gebracht ?
Wenigstens diesmal nicht die Thorwaler nach Tront-
sand, sondern nur bis zum Ingval !
Ich gab unserem kleinen Troß den Befehl, sich bis nach
Salza durchzuschlagen und dort Unterstützung anzufor-
dern. Schön, daß man uns wenigstens beim Übergang
über den Ingval helfen konnte !“
(Hierbei schlug sie mit ihrer Boronsichel in den Karten-
sind WIR dabei !
tisch)
„Wir konnten die Position geschlagene drei Tage gegen
die Thorwaler halten und so einem großen Teil der zu-
rückflutenden Truppen den Übergang über den Ingval
Thiesson & Grupp
Immer für eine Befreiung gut -
ermöglichen. Während wir an den ersten beiden Tagen
hauptsächlich Kontakt mit wenigen Spähern hatten,
standen uns am dritten Tag wohl mehr als 2 Dutzend
dieser Hünen gegenüber.
Ich ließ sie in das konzentrierte Feuer meiner Langbo-
wir haben verstanden...
genschützen laufen, aber erst ein Kampf Mann gegen
Mann brachte die Entscheidung zu unseren Gunsten.
Diese Thorwaler sind härter als die Andergaster ! Ich
Thiesson & Grupp
meine, gegen eine Langbogeneinheit würden selbst die Hjalland – Thorwal – Hoijangar
dämlichen Eichelfresser den Rückzug antreten, wenn sie
nicht über eine wirkliche Chance verfügen würden.
Aber die, die haben meine Schützen einfach ignoriert ! Volkmar Rösner
Die sind teilweise noch mit drei Pfeilen im Körper auf

Heimamond 2653 nJL Seite 23


Vor Kendrar brennt ein Schiff ...
Ein Schifflein brennt vor Kendrar heuer,
gar lustig flackert helles Feuer,
auf Rumpf, den Wanten, Segel, Mast -
es leuchtet gar bis Svafdû n fast.
Kendrar, Stadt am Angrastrand,
ist nun zurü ck in uns'rer Hand.
Es wurde wirklich auch mal Zeit,
schon lange waren wir bereit.
Der Eldgrimm wollte sicher gehen,
daß wir das Wagnis auch bestehen.
Doch ohne Wagnis auch kein Preis,
drum sage ich Dir, weiser Greis:
Du fü hrst sie an, die Kendrar-Rä cher
und unter ihnen Knochenbrecher!
Nimm’ Du die Stadt mit ihren Wä llen,
wir holen uns die Koggovellen.
Und weiter mit den Kopfschwä nzler,
dem nostrisch Heere hinterher.
In eiseskalter Winternacht,
wird dieses Heer zu Mus gemacht.
Am Angra hoch tö nt ihr Gejammer,
DU bist der Amboß - wir der Hammer.
Nun laufen sie, die armen Trö pfe.
Rennt nur recht schnell, sonst regnets Kö pfe !
Am Ingval sie zu Atem kommen,
im Winter wird er nicht durchschwommen.
So rü cken wir dann schließ lich auf
und prü geln noch mal krä ftig drauf.
Flieh'n sie mit Flö ß en ü bern Fluß ,
wir bleiben hü ben, Axt bei Fuß .
Gar helle scheints in unsren Mienen:
Kendrar ist frei - und nicht Ruinen !
Und die Moral von der Geschicht’:
Stadt Kendrar ist so nostrisch nicht.
Ist unser nun und wird es bleiben,
hier wird uns keiner mehr vertreiben !

Es schrieb die Zeilen wortgewandt


der Skalde Torgal "Elfenhand".
d.e.

Seite 24 Heimamond 2653 nJL


Sijdthorwal im Jahre 2653 nach Jurgas Landung

Legende:
1: Kendrar 8: Oberluell
2: Wogenbrecher-Ottaskin 9: Nehult
3: Lervik 10: SKardan
4: Lerpin 11: Weiler Wulfsmoor
5: Dö rfchen Elderbog 12: Ingvalla
6: Svafdû n 13: Lyckmoor ( N o s t r i s c h )
7: Efferdû n 14: Salza und Salzerhaven (Nostrisch)

Heimamond 2653 nJL Seite 25


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Impressum
REDAKTION
Johannes Beier | johannes@thorwal-standarte.de
[Herausgeber, Website]
Wer den Klang aus dem Horn der Weidener Herzöge ver-
Volkmar Rösner | volkmar@thorwal-standarte.de nimmt, weiß daß Weiden in Gefahr schwebt und wer die
[Druckversion] gleichnamige Postille liest, weiß weshalb dieses so ist. Und
wer schon immer wissen wollte, was sich in den Landen der
Meike Kreimeyer | meike@thorwal-standarte.de Bärenkrone zwischen Auen und Trallop so alles ereignet, dem
[Korrektorat] sei die Postille Fantholi anempfohlen, welche die Bewohner
AUTORENTEAM und Freunde des mittnächtlichen Herzogtums getreulich über
alle dortigen Ereignisse und Entwicklungen unterrichtet.
Frank Mienkuß | frank@thorwal-standarte.de
André Schunck | andre@thorwal-standarte.de Aus dem Inhalt der Numero XXI:
- Der Streit um die Siebte Senne – Uneinigkeit der Rondra-
Kontakt zur Redaktion, Leserbriefe Kirche im Angesicht der Orkgefahr
eMail: redaktion@thorwal-standarte.de
- Von einem großen Feste – Trallop feiert die Gründung eines
Online-Auftritt der Standarte neuen Ritterordens zum Schutze Prinz Arlans
WWW: http://www.thorwal-standarte.de
- Firuns Zorn (Beilage) - Ein Abenteuervorschlag zum aktuel-
ZEICHNUNG: len Geschehen in Weiden.
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FREIE MITARBEITER DIESER AUSGABE - Neueste Nachrichten aus Weiden, weidener Balladen, Mär-
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- Vom beschwerlichen Fortgang der Brautfahrt des Prinzen
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Redaktionsschluß für die Ausgabe #18 ist der 23.03.2003.

Seite 26 Heimamond 2653 nJL

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