Der Autoritäre Führungsstil
Der Autoritäre Führungsstil
Der Autoritäre Führungsstil
Der Klassiker der Führungsstile seit der Industrialisierung: Der Chef befiehlt, die Untergebenen
führen aus. Immer. Das hat durchaus Vorteile: Sie behalten alle Fäden in der Hand und haben
Sicherheit. Wenn Ihre Leute alles so machen, wie Sie es angeordnet haben, wird es richtig gemacht.
Ihre Mitarbeiter wissen, was von ihnen erwartet wird, und müssen das nur noch tun.
Die Nachteile: Die Mitarbeiter sind und bleiben unmündig. Selbst wenn sie mehr können und
wollen, dürfen sie nicht. Das treibt gute Leute aus dem Haus. Wer bleibt, fühlt sich für nichts weiter
verantwortlich - dafür sind Sie ja da.
Aber: «Autoritär» ist nicht automatisch «schlecht». Es gibt Situationen, in denen autoritäre
Entscheidungen wichtig und richtig sind. Wenn im Krisenfall schnell und beherzt gehandelt werden
muss, ist es Ihr Job, das zu tun. Auch gegen Widerstände in- und ausserhalb des Unternehmens.
Ausserdem: Mancher Mitarbeiter fühlt sich durchaus wohl dabei, autoritär geführt zu werden. Das
gibt ihm Verhaltenssicherheit. Für andere ist es schlicht bequem, das Denken und die
Verantwortung allein Ihnen zu überlassen.
Aber: Sie lassen nicht jeden vor sich hinwurschteln. Sie sind der Dirigent, der das aus einzelnen,
kompetenten Musikern bestehende Orchester leitet. Sie geben die Ziele vor und sorgen dafür, dass
Ihre Leute diese nicht aus den Augen verlieren, sondern auf sie hinarbeiten. Sie koordinieren die
Einzelleistungen zum gewünschten Gesamtergebnis.
Auch an Ihre Mitarbeiter stellt die kooperative Führung Anforderungen:
Fazit: Als kooperative Führungskraft sind Sie Partner und Coach für Ihre Leute. Aber Vorsicht: Die
Anforderungen an Ihre Mitarbeiter sind hoch. Nicht jeder kann (und will) mit den gebotenen
Freiräumen richtig umgehen und es wird immer wieder Situationen geben, in denen kooperatives
Führungsverhalten nicht zielführend ist.
Die Situation des Mitarbeiters wird laut den «Erfindern» des situativen Stils, Hersey und Blanchard,
von seinem psychologischen und aufgabenbezogenen Reifegrad bestimmt. So hat ein
Berufsanfänger beispielsweise einen eher geringen Reifegrad. Ihn müssen Sie also mit genauen
Vorgaben und enger Kontrolle führen. Idealerweise entwickelt er sich im Laufe der Zeit persönlich
und fachlich so weiter, dass er seine Aufgabe höchst kompetent und eigenständig erledigt. Dann
haben Sie Ihre Entwicklungshilfe geleistet und können sich auf Zielvereinbarungen und
Ergebniskontrollen beschränken.
Die Anforderungen an Ihre Mitarbeiter sind ähnlich wie bei der kooperativen Führung.
Die «Laisser-faire»-Führung
«Laisser faire» heisst «gewähren lassen». Früher war man der Ansicht, eine Führungskraft mit
diesem Stil sei schlicht faul. Heute hat sich ein anderes Verständnis von «Laisser-faire» etabliert:
...arbeiten Sie darauf hin, dass alle Ihre Mitarbeiter zu autonom denkenden und handelnden
«Unternehmern im Unternehmen» werden,
...passen Sie Ihren Führungsstil individuell an jeden Mitarbeiter an; Sie wechseln also den
Führungsstil von Mitarbeiter zu Mitarbeiter und bei jedem Mitarbeiter je nach seinem
Entwicklungsstand.
...führen Sie über Zielvereinbarungen, die Sie ebenfalls dem Entwicklungsstand Ihrer
Mitarbeiter anpassen: von Tageszielen bis hin zu Jahres- und Projektzielen.
...versuchen Sie, Ihre Mitarbeiter so selbständig zu machen, dass Sie sich aus dem
operativen Geschäft ausklinken können, um den Kopf für visionäre und strategische
Aufgaben frei zu haben.
Wenn Sie Laisser-faire führen wollen, sollten Sie Ihre Mitarbeiter sehr sorgfältig
auswählen. Denn sie müssen:
Wie sich «Laisser-faire» vom situativen Stil unterscheidet: Bei letzterem bestimmt die Situation,
also der Reifegrad des betreffenden Mitarbeiters, wie Sie führen. Wenn Sie «Laisser-faire» führen
wollen, entscheiden dagegen Sie sich dafür, grundsätzlich alle Mitarbeiter gleich zu führen. Sie
geben nur manchen Hilfestellungen auf unterschiedliche Arten, bis sie soweit sind, wie Sie sie
haben wollen.
Wichtig: Damit Ihre Leute «Laisser-faire» nicht missverstehen und mit «mir-ist-egal-was-ihr-
macht» oder «ich-mache-bei-jedem-etwas-anderes» übersetzen, sollten Sie ausdrücklich erklären,
was Sie unter diesem Führungsstil verstehen, warum Sie ihn gewählt haben und warum er sich von
Mitarbeiter zu Mitarbeiter unterschiedlich äussert.
Unter diesen extrem schwierigen Bedingungen können Sie keinen der bisher erläuterten
Führungsstile einsetzen. Diese gehen davon aus, dass Sie als Führungskraft «über den Dingen»
stehen und entscheiden, wie Sie wen führen. In wirklich komplexen Situationen stehen Sie aber
nicht mehr ausserhalb, sondern sind selbst Teil der Situation. Daraus ergeben sich ganz neue
Anforderungen an Sie.
...führen Sie indirekt; Sie suchen Steuerungselemente, die gewünschte Ereignisse und
Entwicklungen wahrscheinlich machen. Beispiel: Wenn Sie «wir sind eine lernende
Organisation» als Steuerungselement etablieren, müssen Sie nicht mehr im Einzelnen
vorgeben: «Wir bemühen uns, aus Fehlern zu lernen», «Wir geben Wissen innerhalb des
Unternehmens ungefragt weiter», usw. sondern Ihre Mitarbeiter wissen dann von selbst,
welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht.
...verbinden Sie Autorität mit der Aufgabe, nicht mehr mit der Position. Je nach Projekt
übernehmen Mitarbeiter unterschiedliche Funktionen und haben, verbunden mit diesen,
unterschiedliche Entscheidungskompetenzen - für Sie gilt das genauso wie für Ihre Leute.
...sehen Sie sich selbst bewusst als Element im System: Sie wissen, dass Ihr Verhalten Dinge
und Personen beeinflusst und von vielen Dingen und Personen beeinflusst wird. Sie wissen
auch, dass Sie die Folgen Ihres Verhaltens nie genau vorhersagen können.
...versuchen Sie, durch Ihr Vorbild zu wirken.
...können Sie mit Unsicherheiten gut leben und haben eine gewissen Freude am Neuen, am
Risiko, am Unvorhergesehenen.
Fazit: In systemischen Situationen können Sie keine dauerhaft verbindlichen Ziele mehr vorgeben
und kaum fertige Techniken einsetzen, um Ziele zu erreichen. Sie müssen dagegen Visionen
entwickeln und Wege bahnen, auf denen Sie und Ihre Leute diesen Visionen folgen können.
Aber: Wenn Sie wissen, dass Symbole von Mitarbeitern wahrgenommen, interpretiert und in
eigenes Verhalten umgesetzt werden, können Sie diese Symbole bewusster wählen und einsetzen,
um die Dinge damit in die gewünschte Richtung zu lenken.
Achtung: Wenn offizielle und informelle Symbole voneinander abweichen, setzen sich die
informellen meist durch. Beispiel: Sie erklären offiziell, dass Sie Mitarbeiter mit einer gesunden
Work-Life-Balance bevorzugen. Befördert wird aber jemand, der 16 Stunden täglich im Büro ist.
Daraus lesen die anderen: Nur Anwesenheit zählt.
...versuchen Sie, die Kultur Ihres Unternehmens durch Vorgaben, Worte und Verhalten zu
prägen.
...müssen Sie Ihre eigenen Überzeugungen und daraus resultierende Verhaltensweisen
immer wieder kritisch hinterfragen.
...sollten Sie regelmässig überprüfen (z. B. durch ein 360°-Feedback), wie Sie auf andere
wirken.
...sind Sie sehr sensibel für alles, was die Unternehmenskultur prägt, auch ausserhalb der
offiziellen Vorgaben.
...wissen Sie, dass Sie Kultur nur gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern gestalten können.