Teil I
Teil I
Teil I
Überblick
Inhaltsverzeichnis - Teil I - "Überblick"
Hintergrund und Die in diesem Ergebnisband zusammengefaßten Beiträge präsentieren die anwen-
Ausgangssituation dungsorientierten Ergebnisse aus dem Verbundvorhaben "SoftQuali"1 in der
BMBF-Förderinitiative Softwaretechnologie. Die hier zugrundeliegende Soft-
wareinitiative zielt auf eine Sicherung und auf einen Ausbau der Fachkompetenz
auf zentralen Gebieten der Softwaretechnologie, insbesondere bei den Methoden
und Werkzeugen zur Softwareentwicklung. Die Beherrschung der Software-
Entwicklungsprozesse wird als erfolgskritischer Faktor für den Erhalt und den
Ausbau der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Diese Initiative soll
einen wesentlichen Beitrag für die primäre als auch sekundäre Softwareindustrie
liefern.
Software als Be- Ausgangspunkt für diese Softwareinitiative ist die Erkenntnis, daß der Software-
standteil vieler Pro- anteil an der industriellen Wertschöpfung eine essentielle Rolle einnimmt. So er-
dukte
wirtschaftet Siemens bereits 60% des Umsatzes mit Produkten und Systemen, für
die Software im Hause erstellt wird. Der Markterfolg vieler Produkte und Dienst-
leistungen hängt quantitativ und qualitativ immer stärker von Software ab. Der
Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der primären und zunehmend
in der sekundären Softwareindustrie ist davon abhängig, inwieweit die hohen An-
forderungen an die Qualität der Produkte und an die Produktivität der Entwick-
lungsprozesse erfüllt werden können. In einer Studie der bayerischen Staatskanzlei
zur "Softwaretechnik" aus dem Jahr 1995 (siehe [BFH+95]) wird der Nachholbe-
darf in diesem Problemumfeld unterstrichen. Die Stärkung der Softwarekompetenz
wird für viele Firmen immer mehr zu einem strategischen Ziel.
Offene Fragen Mit dieser strategischen Zielsetzung verbunden sind Herausforderungen, die in
weiten Teilen der heutigen Softwareentwicklung noch nicht bzw. noch nicht hin-
reichend gelöst sind:
• Wie können wesentliche Merkmale der Qualität und Produktivität sowie die
darauf wirkenden Einflußfaktoren meßbar und damit auch nachweisbar be-
schrieben werden?
• Auf welchem Wege können erklärbare und damit wiederholbare Qualitätsver-
besserungen erzielt werden, die zu einer dauerhaften Verbesserung in der
Softwareentwicklung führen?
• Wie wird die organisationsweite Wiederverwendung des erlangten Praxiswis-
sen zur Softwareentwicklung etabliert und aktiv zur systematischen Verbesse-
rung der Prozesse und Produkte eingesetzt?
Inhalte dieses Er- Die Umsetzung einer Qualitätsverbesserung in der Praxis bedarf der Bereitstellung
gebnisbandes einer technologischen und methodischen Ausgangsbasis sowie einer nachvollzieh-
baren Dokumentation über die Strategien zur Einführung und Etablierung dieser
Technologien im industriellen Umfeld, möglichst unter Reflektion der spezifischen
Rahmenbedingungen und Anforderungen. Zielsetzung des Ergebnisbandes ist es,
aufzuzeigen, nach welchen Grundprinzipien und -vorgehensweisen eine meßbare
und nachhaltige Steigerung von Qualität und Produktivität, ausgehend von firmen-
spezifischen Anforderungen erzielt werden kann.
In methodischer Hinsicht werden in diesem Band Technologien aufgezeigt, die für
1
SoftQuali steht als Kurztitel für "Systematische Qualitätsverbesserung durch zielorientiertes Messen und Bewerten sowie explizite Wieder-
verwendung von Software-Entwicklungs-Know-how".
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eine meßbasierte und kontinuierliche Qualitätsverbesserung bereit gestellt werden
müssen, damit eine gezielte Evaluation der Wirkung angewandter Softwaretech-
nologien auf wesentliche Qualitätsmerkmale im Anwendungsumfeld durchgeführt
werden kann und somit ein evolutionäres Lernen im Softwareumfeld aktiv unter-
stützt wird.
Aus Anwendersicht wird hier der Aufbau firmenspezifischer Verbesserungs-
programme als Basis für den systematischen Aufbau von Softwarekompetenz dar-
gelegt. In diesem Rahmen soll die Wirkung von systematischer Review- und In-
spektionstechniken auf signifikante Qualitätsmerkmale wie Zuverlässigkeit und
Flexibilität von Produkten und Prozessen im Anwendungsumfeld quantitativ auf-
gezeigt werden.
I.2.2 Technologien
Einleitung Für die Umsetzung einer Qualitätsverbesserung stellt sich die zentrale Frage, nach
welchen Methoden und Techniken eine nachhaltige und nutzbringende Verbesse-
rung erzielt werden kann. Das Quality Improvement Paradigm gibt eine grundsätz-
liche Vorgehensweise an, die aber einen methodischen Freiraum für die Imple-
mentierung offen hält.
Zielorientiertes Im Rahmen von SoftQuali wurde das zielorientierte Messen und Bewerten nach
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Messen und Bewer- dem GQM-Ansatz ausgewählt. Dieser Ansatz hat sich im Kontext von QIP bei
ten einer Reihe von Qualitätsverbesserungsinitiativen in der Praxis als geeignet her-
ausgeschält. Basierend auf dieser Technologie läßt sich eine systematische und
meßbasierte Bewertung von Entwicklungsprozessen und der zugrundeliegenden
Produkte durchführen. Dadurch lassen sich insbesondere relevante Qualitäts- und
Produktivitätsmerkmale untersuchen, um ein grundlegendes Verständnis sowie
Anhaltspunkte für eine gewinnbringende Verbesserung zu erhalten. Darüber hinaus
können die Wirkungen von Prozeßveränderungen, beispielsweise durch Einsatz
neuer Technologien, nachvollzogen und evaluiert werden.
Review- und Inspek- Qualitätsverbesserungen können in der Praxis durch sehr unterschiedliche Maß-
tionstechniken nahmen erzielt werden. In SoftQuali wurde die Einführung von Review- und In-
spektionstechniken als qualitätsverbessernde Maßnahme in verschiedenen Anwen-
dungsfeldern, innerhalb realer Entwicklungsprojekte untersucht. Diese Technologie
bietet eine Reihe von Vorteilen, die diesen Einsatz unabhängig vom vorliegenden
Betrachtungsumfeld befürworten. Wesentlicher Vorteil dieser Technologie besteht
darin, daß die Anwendung dieser Prüfmethode für eine große Anzahl an Software-
artefakten und damit für unterschiedliche Phasen des Entwicklungsprozesses ge-
eignet ist. Des weiteren kann der Inhalt der Prüfung auf die vorliegenden Schwach-
stellen sowie die signifikanten Qualitäts- und Produktivitätsmerkmale ausgerichtet
werden. Für die Art der Durchführung stehen eine Reihe methodischer Varianten
zur Auswahl, deren Effizienz und Effektivität es zu untersuchen galt.
Wiederverwendung Eine kontinuierliche Qualitätsverbesserung setzt voraus, daß gewonnene Erfahrun-
von Erfahrungswis- gen über den gegenwärtigen Prozeß, samt der Wirkung eingesetzter Technologien,
sen
systematisch zukünftigen Projekten zugeführt wird. Für eine Wiederverwendung
von Erfahrungswissen grundsätzlich notwendig sind Methoden, die eine Akquisiti-
on und Beschreibung von Erfahrungen unterstützen. Eine werkzeuggestützte Ver-
waltung dieser Erfahrungen erleichtert den Transfer innerhalb einer Organisation.
Ein gezielter Erfahrungsaufbau und -transfer über die Projektgrenzen hinweg er-
fordert eine spezifische Organisationsform, in der die jeweiligen Zuständigkeiten
und Aufgaben geregelt sind.
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Zielorientiertes Einsatz von Review- und
Messen und Bewerten Inspektionstechniken
I.3.1 Kurzabriß
Schwerpunkte Auf dem Gebiet der Software-Qualitätsverbesserung existieren eine Reihe von An-
sätzen, Methoden und Verfahren. Die Verfügbarkeit methodischer Elemente ist für
sich noch kein Garant für eine erfolgreiche und nachhaltige Qualitäts- und Prozeß-
verbesserung in der Softwareentwicklung. Neben der Zielsetzung, bestehende An-
sätze methodisch weiterzuentwickeln und zu reifen, lag der Schwerpunkt von Soft-
Quali in der Einführung und Umsetzung einer nachhaltigen Qualitätsverbesserung
unter Berücksichtigung industrieller Anforderungen und Rahmenbedingungen. In
den Ergebnissen wird deshalb möglichst praxisnah reflektiert, welche Technologien
in ihrem Zusammenspiel unter welchen Gegebenheiten eine spürbare Verbesserung
der Softwareentwicklungspraxis erbringen. Neben der eigentlichen Anwendung
dieser Technologien kommt der Frage einer effektiven und nachhaltigen Einfüh-
rung und Etablierung solcher Elemente in unterschiedlichen Softwareentwicklungs-
organisationen eine entscheidende Rolle zu.
Erfolge Eine erfolgreiche und nachhaltige Qualitätsverbesserung läßt sich daran messen,
inwieweit es gelingt, Aktivitäten in eine Entwicklungsorganisation zu etablieren,
die zu einer dauerhaften Steigerung der Softwarekompetenz beitragen. In SoftQuali
ist es insbesondere gelungen, in den beteiligten Anwendungsbereichen die Tech-
nologie des zielorientierten Messens und Bewertens in Verbindung mit der Quali-
tätsverbesserungsmaßnahme von Reviews und Inspektionen so tief in die Entwick-
lungstätigkeit zu verankern, daß eine spürbare und kontinuierliche Verbesserung in
der Produktivität des Entwicklungsprozesses sowie in der Qualität der erstellten
Produkte eingetreten ist. Auf der Grundlage dieser konkreten Verbesserungen und
laufenden Verbesserungsaktivitäten konnte in den Anwendungsfeldern das Mana-
gement dafür gewonnen werden, die Organisation der projektübergreifenden Ak-
quisition und Weitergabe von Softwarekompetenz nach den Grundprinzipien einer
Experience Factory als erfolgversprechende und strategische Aufgabe zu verfolgen.
Praxisbezug der Die in SoftQuali erzielten Erkenntnisse aus der praktischen Umsetzung sowie die
Ergebnisse methodischen Ergebnisse sind prinzipiell nicht auf die beteiligten Partner des Kon-
sortiums beschränkt. Bereits aus firmeninternen Transferaktivitäten hat sich ge-
zeigt, daß die in SoftQuali zugrunde gelegte Philosophie des Einsatzes von zielori-
entierten Messens und Bewertens in den unterschiedlichsten Softwareorganisatio-
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nen ein grundlegendes Prozeßverständnis erzeugt und die Wirkung eingesetzter
Technologie verfolgen läßt. Die Potentiale für eine Prozeßverbesserung werden
damit transparent und führen damit zu gezielten Veränderungen in der Softwa-
reentwicklung. Gerade der Einsatz von Reviews- und Inspektionen hat sich in die-
sem Zusammenhang als eine effizient adaptierbare Qualitätsverbesserungs-
maßnahme gezeigt, die in großen, mittleren und kleinen Softwareorganisations-
einheiten gleichermaßen Nutzen bringt.
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sich ein grundlegendes Verständnis über die Wirkung der eingesetzten Technologi-
en entwickeln.
Methodische Ergeb- Die GQM-Methode wurde in einzelnen Facetten weiter verfeinert und somit für
nisse den Transfer in die Praxis weiter gereift. In methodischer Hinsicht konnten folgen-
de Ergebnisse erzielt werden:
• Integration von Assessment-Verfahren in den Zielfindungsprozeß von Meß-
programmen (siehe Abschnitte III.1.2 und III.1.3).
• Einführung von Abstraction Sheets für die Planung und Durchführung von
Meßprogrammen (siehe Abschnitt III.1.4)
• Erarbeitung einer vergleichenden Studie über die unterschiedlichen Methoden
und Werkzeugen der Prozeßmodellierung einschließlich der Ableitung von
Kriterien ihres Einsatzes für das Umfeld von Verbesserungsprogrammen (siehe
Abschnitt III.1.6).
• Anwendung der Rough-Set-Methode zur Datenanalyse und Interpretation im
Rahmen von Feedback-Sessions (siehe Abschnitt III.1.5).
Ergebnisse aus der Aus der Einführung und Umsetzung firmenspezifischer Meßprogramme in den drei
Anwendung Anwendungsbereichen konnten eine Reihe wertvoller Praxiserfahrungen gewonnen
werden, die insbesondere auch in wiederverwendbare Erfahrungspakete abgebildet
wurden (siehe Teil IV)
• Strategien für die Einführung von Meßprogrammen und Integration von Betei-
ligten
• Wiederverwendbare Erfahrungspakete zum Best Practice von Messen und
Bewerten unter GQM.
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I.4 SoftQuali – ein Überblick zum Förderprojekt
I.4.1 Ausgangspunkt
BMBF- Ausgangspunkt für diese Softwareinitiative war das Wissen darüber, daß der Soft-
Förderinitiative wareanteil an der industriellen Wertschöpfung eine immer bedeutendere Rolle ein-
„Softwaretechnolo-
gie“ nimmt und immer höheren Qualitätsanforderungen genügen muß. Der Markterfolg
vieler Produkte und Dienstleistungen hängt quantitativ und qualitativ immer stärker
von Software ab. Der Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der
primären und zunehmend in der sekundären Softwareindustrie ist davon abhängig,
inwieweit die hohen Anforderungen an die Qualität der Produkte und an die Pro-
duktivität der Entwicklungsprozesse erfüllt werden können. In einer Studie der
bayerischen Staatskanzlei zur "Softwaretechnik" aus dem Jahr 1995 [BFH+95]
wird der Nachholbedarf der deutschen Softwareindustrie im internationalen Ver-
gleich in diesem Problemumfeld unterstrichen. Insbesondere in der Beherrschung
der Software-Entwicklungsprozesse wird hier ein hohes Defizit für die deutsche
Softwareindustrie aufgezeigt. In der Prozeßbeherrschung wird ein erfolgskritischer
Faktor für den Erhalt und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Die
Stärkung der Softwarekompetenz ist damit für viele Firmen eine strategische Her-
ausforderung.
Zielsetzung Zielsetzung im Verbundvorhaben SoftQuali ist es, einen Beitrag für die Verbesse-
rung der Softwareentwicklungspraxis in der Softwareindustrie zu liefern. Es wird
aufgezeigt, nach welchen Grundprinzipien und -vorgehensweisen eine meßbare
und nachhaltige Steigerung von Qualität und Produktivität ausgehend von firmen-
spezifischen Anforderungen erzielt werden kann.
Förderzeitraum Für das gesamte Vorhaben wurde ein Zeitraum von 4 Jahren, von 1995 bis 1999
angesetzt.
I.4.2 Partner
Grundgedanke Dem Zusammenwirken zwischen Forschungs- und Anwendungspartnern kommt
der Zielerreichung von SoftQuali eine besondere Bedeutung zu. Eine spürbare
Verbesserung der Softwareentwicklungspraxis verlangt einen systematischen
Transfer von Technologien und Prozessen aus der Forschung in die Praxis und in
umgekehrter Richtung müssen die Ergebnisse der Validierung ihren konsequenten
Rückfluß in die notwendigen Methoden und Technologien finden. In SoftQuali
wird dem experimentellen Grundansatz hohe Wichtigkeit zugemessen, welcher
entscheidend zu diesem angestrebten Technologietransfer beitragen soll.
Zielsetzung der Forschungspartner in SoftQuali ist damit die Erarbeitung und Be-
reitstellung transferreifer Technologien zur systematischen Qualitätsverbesserung.
Im Rahmen der Anwendungsprojekte werden die transferierten Technologien einer
Validierung unterzogen sowie die Wirksamkeit hinsichtlich der Qualitätssteigerung
untersucht. Aus dieser Praxiserprobung fließen wertvolle Erkenntnisse in die Wei-
terentwicklung und Detaillierung der Methoden und Verfahren ein.
Durch gezielte Auswahl unterschiedlicher Anwendungsbereiche sollte einem
Grundanliegen der experimentellen Untersuchung Rechnung getragen werden, die
signifikanten Stellgrößen der Technologien hinsichtlich ihres Einflusses auf die
Wirksamkeit im jeweiligen Anwendungsumfeld heraus zuarbeiten.
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Forschungs- Anwendungs-
partner partner
Energietechnik GmbH
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Management
Initiatoren
Coaching-Team
Teil II
Wegweiser zur
systematischen
Qualitätsverbesserung
Methodengerechte Beispiele
Werkzeuge zur
und Hilfsmittel Methoden-
anwendung
Initiatoren Management
Coaching-Team Initiatoren
Prozeßbeteiligte Teil V, VI, VII Teil IV Coaching-Team
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