Landfibel

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die
Landwirtschaft
DIE KLEINE
LANDFIBEL

bmel.de
3

Liebe Kinder,
liebe Eltern,
in der Landwirtschaft gibt es viel zu ent­decken.

Was wächst auf unseren Feldern? Wie funktioniert


ein Mähdrescher? Wie funktioniert eigentlich der
Magen einer Kuh? Warum ist die Biene so wichtig
für uns alle? Die Antworten gibt es hier!

Ich wünsche viel Spaß auf dieser Tour über den


Bauernhof!

Herzliche Grüße

Cem Özdemir, MdB


Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
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INHALTSVERZEICHNIS

GETREIDE .................................................................................................................................................................................... 6
Der Weichweizen ............................................................................................................................................................ 8
Die Gerste ................................................................................................................................................................................ 10
Der Mais ...................................................................................................................................................................................... 12
Weitere Getreidearten ....................................................................................................................................... 14

WEITERE NUTZPFLANZEN .................................................................................................................... 16


Die Zuckerrübe ............................................................................................................................................................... 18
Der Raps ..................................................................................................................................................................................... 20
Die Sonnenblume ....................................................................................................................................................... 22
Grünland – ausgewählte Arten ........................................................................................................... 24

RUND UM DEN ACKER ..................................................................................................................................... 26


Ackerkräuter – ausgewählte Arten ............................................................................................... 28
Feldtiere – ausgewählte Arten ............................................................................................................. 30

LANDWIRTSCHAFTLICHE TIERHALTUNG ............................................................ 32


Das Hausrind ...................................................................................................................................................................... 34
Rinderrassen ....................................................................................................................................................................... 36
Das Hausschwein ........................................................................................................................................................ 38
Schweinerassen ............................................................................................................................................................. 40
Das Haushuhn .................................................................................................................................................................. 42
Geflügelarten .................................................................................................................................................................... 44
Schaf, Ziege und Co. ............................................................................................................................................... 46
Die Honigbiene ............................................................................................................................................................... 48
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GEMÜSE ....................................................................................................................................................................................... 50
Der Spargel ............................................................................................................................................................................ 52
Die Möhre ................................................................................................................................................................................ 54
Die Zwiebel ........................................................................................................................................................................... 56
Die Kartoffel ....................................................................................................................................................................... 58
Der Weißkohl ..................................................................................................................................................................... 60
Kohlgemüse – ausgewählte Varietäten ................................................................................ 62
Blattgemüse – ausgewählte Arten ............................................................................................... 64

OBST ................................................................................................................................................................................................... 66
Der Apfel ................................................................................................................................................................................... 68
Äpfel – ausgewählte Sorten ..................................................................................................................... 70
Die Erdbeere ....................................................................................................................................................................... 72
Kirsche, Birne und Co. ........................................................................................................................................ 74

WEIN & HOPFEN ......................................................................................................................................................... 76


Die kultivierte Weinrebe ................................................................................................................................ 78
Der Hopfen ............................................................................................................................................................................ 80

RUND UM DIE LANDWIRTSCHAFT ....................................................................................... 82


Landtechnik – ausgewählte Maschinen ............................................................................... 84
Ökolandbau und Bio-Lebensmittel ............................................................................................. 88
Landwirtschaft in Zahlen .............................................................................................................................. 92
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Getreide
Wie Meereswellen bewegen
sich Ähren im Wind. Auf mehr
als der Hälfte der Äcker in
Deutschland wird Getreide
angebaut. Getreide wird von
uns Menschen gegessen als
verarbeitetes Lebensmittel,
wie zum Beispiel Brot oder
Nudeln, oder von den Tieren
als Futter gefressen.
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Der Triticum aestivum

Weichweizen
STECKBRIEF
Haupterntezeit: Juli bis August
Verwendung: Brot, Gebäck, Grieß, Futtermittel
Merkmale: meist ohne Grannen (sortenabhängig)
Interessant zu wissen: Es gibt auch Kreuzungen aus Weizen und
Roggen, Triticale genannt.

Bei entsprechender
Lagerung sind
die Weizenkörner
über Jahre haltbar.
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Getreide wird zumeist


in Silos gelagert.
Wichtig ist eine ständige
Kontrolle von Feuchtigkeit
und Temperatur.

Er ist die Diva unter den Getreidearten: Der Weichweizen ist


sowohl im Anbau als auch in der Lagerung anspruchsvoller als
andere Getreide­arten wie Roggen oder Gerste. Doch die Mühe
lohnt sich: Weizen bietet große Erträge und ist deshalb heute die
am meisten ange­baute Getreideart in Deutschland. Er nimmt
die Hälfte der gesamten Anbaufläche für Getreide ein – und
damit über ein Viertel des Ackerlandes. Der hohe Gehalt an
Kleber-Eiweiß macht sein Mehl zur idealen Basis von Brot und
Backwaren. Weizen mit weniger Kleber-Eiweiß wird als Futter
verwendet. Die Weizenstärke wird zudem als nachwachsender
Rohstoff eingesetzt. Das anfallende Stroh kann als Futtermittel,
Einstreu oder zum Heizen genutzt werden.

NEUE WEIZENSORTEN ZUR ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL


Hitzerekorde und ausgetrocknete Böden – die Klimakrise sorgt
in der Landwirtschaft immer öfter für Ernteausfälle. Auch der
Weichweizen leidet unter Hitzestress und Dürre. Um das beliebte
Getreide an die Veränderungen des Klimas anzupassen, werden
neue Sorten ­gezüchtet, die mit extremen Klimabedingungen besser
zurechtkommen. Das Bundesministerium für Ernährung und Land-
wirtschaft unterstützt deshalb die Forschung an neuen robusten
Weizensorten, die trotz längerer Dürrephasen stabile ­Erträge
liefern.
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Die Hordeum vulgare

Gerste
STECKBRIEF
Erntezeit: Juli
Verwendung: Graupen, Müsli, Bier, Futtermittel
Merkmale: lange Grannen
Interessant zu wissen: Gerstengraupen sind in Eintöpfen oder
Suppen eine heimische Alternative zu Reis.

Zum Backen wenig geeignet:


Der Gerste mangelt es am
notwendigen Kleber-Eiweiß.
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Aus Gerste lässt sich auch Kaffee-


Ersatz machen. Dazu werden die
Körner zum Keimen gebracht und
anschließend getrocknet. Mälzen
nennt sich dieser Vorgang – daher
auch der Name „Malzkaffee“.

Die Gerste ist eine der ältesten vom Menschen angebauten Ge-
treidearten. Bereits vor über 12.500 Jahren gab es sie im Vorderen
Orient und in der östlichen Balkan­region. Seit 5.000 vor Christus
wird sie auch in Mitteleuropa angebaut und ist heute mit einem
Viertel der Fläche die zweitwichtigste Getreideart im deutschen
Anbau. Wintergerste wird im Herbst als erste Getreideart ausgesät
und im nächsten Sommer auch zuerst geerntet. Gerste ist besonders
widerstandsfähig: Als einziges Getreide wächst sie sogar auf den
salzigen Böden der Halligen – das sind kleine Inseln in der Nord-
see. Wintergerste enthält viel Eiweiß und wird deshalb gerne an
Tiere verfüttert. Aus Sommergerste, der sogenannten Braugerste,
wird vor allem Bier gemacht.

WINTERKINDER, SOMMERKINDER
Ab Juli rücken die Erntemaschinen auf die Getreidefelder aus: Egal,
ob für das Winter- oder das Sommergetreide, denn beides wird nun
reif. Die Unterschiede liegen im Zeitpunkt der Aussaat. Sommer-
getreide wird erst ab dem Frühjahr gesät, Wintergetreide bereits ab
September des Vorjahres. Der Grund: Wintergetreide braucht eine
Frostperiode, um im nächsten Jahr Blüten und Samen zu bilden. Durch
die längere Wachstumszeit ist Wintergetreide ertragreicher und wird
deshalb häufiger angebaut. Die bedeutendsten Winter­getreide sind
Winterweizen, -roggen, -gerste und -triticale. Bedeutsame Sommer-
formen sind insbesondere Hafer, Sommer­gerste und Körnermais.
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Der Zea mays

Mais
STECKBRIEF
Erntezeit: September bis November
Nutzung: Cornflakes, Popcorn, Futtermittel, Biogas, Biokunststoffe
Merkmale: Mais bildet Kolben, keine Ähren
Interessant zu wissen: Maiskolben haben immer eine gerade
­Anzahl an Kornreihen – je nach Sorte 12, 14, 16 oder 18.

Oberer Stängel mit


Fahne und Blättern (rechts)
sowie Spindel mit Körnern
und Lieschblättern (unten)
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Ob süß oder salzig: Aus bestimmten


Mais­sorten lässt sich Popcorn herstellen.
Der Popcorn­mais wird aber nur ver­
einzelt in Deutschland angebaut und
muss daher aus anderen Ländern wie
den USA importiert werden.

Mais stammt ursprünglich aus Mittel­amerika. Dort hat er gelernt,


mit geringsten Wassermengen auszukommen. Der Mais ist eine
­wärmeliebende und effiziente Kultur­pflanze. Nachdem ihn Christoph
Kolumbus Ende des 15. Jahrhunderts nach E ­ uropa gebracht hatte,
dauerte es aber noch 400 Jahre, bis er sich bei uns durchgesetzt
hat: Erst um 1970 begann mit an­gepassten S­ orten der großflächige
Anbau. Heute wächst Mais in Deutschland auf 2,7 Millionen Hek-
tar – auf mehr als jedem fünften Acker. Mais ist ein Multitalent:
Als nachwachsender Rohstoff wird Mais auch zur Energiegewin-
nung eingesetzt, zum Beispiel wird aus Mais Biogas hergestellt.

NEUE ALTERNATIVEN
Mit einem Hektar Mais kann der jährliche Bedarf an Energie für
fünf Haushalte produziert werden. Deswegen wird Mais häufig zur
Verwendung in Biogasanlagen angebaut. Auch für die Fütterung
der landwirtschaftlichen Nutztiere spielt Mais eine große Rolle.
Doch der Maisanbau hat auch seine Nachteile. Der einseitige Anbau
kann sich negativ auf die Artenvielfalt und die Bodenfruchtbarkeit
auswirken. Daher wird es immer wichtiger, zum Beispiel für die
Biogaserzeugung statt Mais mehr Abfallstoffe wie Gülle oder Mist
und alternative Energiepflanzen zu verwenden. Wie zum Beispiel
die Durchwachsene Silphie. Da sie erst spät im Sommer blüht,
bietet sie vielen Insekten eine sichere Nahrungsquelle. Vor allem
Bienen mögen ihren Nektar.
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Weitere
Getreidearten
Kleine Körner – große Vielfalt: Neben Hartweizen, Roggen und
­Hafer erleben auch die „Urgetreide“ wie Dinkel und Einkorn
ihr Comeback in deutschen Küchen. Hier eine Auswahl
verschiedener Arten.

DINKEL Triticum aestivum subsp. spelta

Verwendung: Brot, Gebäck, Nudeln, Dinkelreis


als Grünkern zum Kochen, als Flocken im Müsli
Merkmale: zwei bis drei Körner sind jeweils fest mit
einer umhüllenden Spelze verwachsen

ROGGEN Secale cereale

Verwendung: Schwarzbrot, als Flocken und Schrot


im Müsli
Merkmale: mittellange Grannen, blaugrüne
Färbung

HAFER Avena sativa

Verwendung: Haferflocken, Gebäck, Brot,


Knäckebrot, Hafergetränk
Merkmale: keine Ähren, sondern verzweigte
Rispen, die sich nach unten neigen
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EINKORN Triticum monococcum

Verwendung: Suppe, Brot, Gebäck, Schrot


Merkmale: bauchiges, weiches Korn,
es wächst jeweils nur ein Korn pro
Spindel, gelbliches Mehl

HARTWEIZEN Triticum durum

Verwendung: Nudeln, andere Teigwaren, Grieß


Merkmale: gelbliche und glasige Körner, kürzere
und rundlichere Ähren als Weichweizen

DIE DEUTSCHE BROTVIELFALT


Rund 300 Brotsorten und mehr als 3.000 verschiedene Brotspezia-
litäten gibt es in Deutschland – eine weltweit einmalige Vielfalt,
die von der deutschen UNESCO-Kommission zum immateriellen
Kulturerbe in Deutschland erklärt wurde. Ein Grund für das reich-
haltige Angebot: der Roggen. Er wächst auf den hiesigen Böden
und im kühleren Klima besser als etwa in Süd­europa und wurde so
zum zweiten Brotgetreide neben dem Weizen. Die Mischung dieser
beiden Getreidearten ist typisch für deutsche Brotsorten. Neben
nahezu reinen Roggen- und Weizenbroten gibt es auch Rezepte
mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen, Vollkornbrote aus
Mehl vom ganzen Korn und Spezialbrote mit besonderen Zutaten –
von Haferflocken über Sesam bis Buttermilch oder Zwiebeln.
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Weitere
Nutzpflanzen
Neben dem Getreide gibt es
noch andere Nutzpflanzen, die
wichtig sind für die ­Versorgung
der Menschen und der Tiere.
Das Futter für die Tiere stellen
die Landwirtinnen und Land-
wirte meist selbst her, mit
Futter­pflanzen vom Acker so-
wie Gräsern und Kräutern vom
Grünland. Aus den Pflanzen
vom Feld entstehen aber auch
Lebensmittel oder Rohstoffe
für die Industrie.
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Die Beta vulgaris var. altissima

Zuckerrübe
STECKBRIEF
Erntezeit: September bis November
Nutzung: Zucker, Sirup, Futtermittel, Bioenergie, Biokunststoffe,
Klebstoffe, Waschmittel
Interessant zu wissen: Bis heute gibt es noch vereinzelt den Be-
ruf des sogenannten Schmutzschätzers – dieser schätzt, wie viel
Ackerboden nach der Ernte noch an den Rüben haftet.

Schwerer, als man denkt:


Eine erntereife Zuckerrübe
wiegt zwischen 0,7 und
1,2 Kilogramm.
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In Reih und Glied per Einzelkornsaat:


Damit die Rüben genügend Platz,
Wasser, Nährstoffe und Licht
zum Wachsen haben, werden sie in
festen Abständen gesät.

In Europa galt die Zuckerrübe jahrhundertelang als reine Futter­


pflanze. Erst 1747 entdeckte der deutsche Chemiker Andreas
­Sigismund Marggraf, dass ihr Zucker identisch ist mit Rohrzucker,
der damals teuer aus der Karibik eingeführt werden musste.
Aber nicht nur zum Süßen wird heute der Zucker aus der bereits
1802 zur Zuckerrübe gezüchteten Futterrübe gewonnen. Die che-
mische Industrie stellt daraus etwa Kunst- und Klebstoffe oder
­Kosmetika her. Die Rückstände aus der Zuckerherstellung wie
Rübenschnitzel oder Melasse dienen als Futtermittel. Diese viel-
seitige Verwertbarkeit und die vollmaschinelle Ernte machen die
klobige Unscheinbare zu einer attraktiven Ackerbaufrucht.

RÜBE ODER ROHR?


Zucker kann sowohl aus Zuckerrohr als auch aus Zuckerrüben
gewonnen werden. Weltweit gibt es mehr Rohrzucker, mit
steigender Tendenz. In fast allen europäischen Ländern wird
der Zucker aber aus Rüben hergestellt. Das liegt daran, dass das
europäische Klima für Zuckerrohr nicht geeignet ist. Deutschland
ist weltweit der drittgrößte Lieferant für Rübenzucker.
Übrigens hat die Zuckerquelle nichts mit der Farbe zu tun:
­Braunen Zucker gibt es sowohl aus der Rübe als auch aus dem
Rohr – er hat noch einen braunen Sirupanteil, der weiße nicht.
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Der Brassica napus

Raps
STECKBRIEF
Erntezeit: Juli bis Anfang August
Nutzung: Öl, Margarine, Honig, Futtermittel, Schmier­- und Kunst-
stoffe, Waschmittel, Grundstoff für Farben und Lacke, Bioenergie
Interessant zu wissen: Da Raps für Honigbienen besonders lecker
ist, müssen Apfelbäuerinnen und -bauern bei benachbarten Raps-
feldern aufpassen, dass ihre Apfelblüten auch bestäubt werden.

Die Rapspflanze wird bis zu


eineinhalb Meter hoch und
blüht etwa vier Wochen.
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Rapshonig hat eine cremige bis


feste Konsistenz, denn sein hoher
Anteil an Traubenzucker lässt
ihn schnell kristallisieren.

Im April und Mai zaubert der Raps


­gelbe Blütenmeere in die Landschaft.
Doch sein eigentlicher Schatz steckt in den ölhaltigen Samen und
dem eiweißreichen Rapsschrot. Im Mittelalter diente Raps zur
Herstellung von Lampen­öl. Erst ab 1974 machten ihn Neuzüch-
tungen auch für die Ernäh­rung nutzbar und bescherten ihm
­seinen Aufstieg zu Deutschlands bedeutendster Ölpflanze. Rapsöl
ist zum Beispiel auch Basis für Biodiesel oder Hydraulik-Öle.
Eine besondere Eigen­schaft dieses Produkts ist seine Umwelt­
verträglichkeit, weswegen es zum Beispiel als Schmierstoff bei
Wind­rädern verwendet wird.

TELLER ZUERST !
Pflanzen wie Raps oder Mais können vielfältig genutzt werden.
Sie dienen als Nahrungsmittel, als Futtermittel für Tiere oder als
Energielieferant. Die Klimakrise, das Artensterben und Kriege
beeinträchtigen die Landwirtschaft weltweit und stellen damit
auch die Ernährungssicherung der Menschen vor große Heraus­
forderungen. Deswegen muss mit den Anbauflächen und Ernten
behutsam umgegangen werden, damit möglichst viele Lebens­
mittel auf dem Teller landen. Aus diesem Grund setzt sich das
Bundeslandwirtschaftsministerium für die Entwicklung und den
Einsatz fortschrittlicher Biokraftstoffe aus Rest- und Abfall­
stoffen ein, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet sind.
Es unterstützt auch Forschungsprojekte, die aufzeigen, wie die
Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen verringert werden kann.
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Die Helianthus annuus

Sonnenblume
STECKBRIEF
Erntezeit: September
Nutzung: Öl, Margarine, Kerne, Futtermittel, Kosmetik- und
Heilprodukte, Grundstoff für Farben und Lacke, Waschmittel,
Schmierstoffe
Interessant zu wissen: Einzelne Sorten von Sonnenblumen
­können bis zu vier Meter hoch werden.

Die Kerne reifen im Innern des


gelb gerahmten Blütenkorbs
heran.
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Die Kerne der Sonnenblume lassen sich


in der Pfanne rösten und ­schmecken
zum Beispiel lecker in Salaten.

Nicht nur dem Aussehen, auch ihrem Verhalten nach passt ihr
Name: Als junge Pflanze dreht die Sonnenblume jeden Tag ihre
Knospe und streckt ihre Blätter der Sonne entgegen. So kann sie
das Sonnenlicht am besten zum Wachsen nutzen. Nach der Ent-
deckung Amerikas brachten spanische Seeleute sie als Zierpflanze
nach Europa. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte man, dass sich
ihre Kerne gut zu Öl pressen lassen – und als Ölpflanze wird sie
in Deutschland heute hauptsächlich angebaut. Das Öl der Körner
eignet sich sowohl als Speiseöl, das auch zu Margarine oder
­Mayonnaise verarbeitet wird, als auch zur Herstellung von Bio­
diesel. Zunehmend wird aber auch die ganze Pflanze genutzt:
als Rohstoff zur Energiegewinnung in Biogas­anlagen.

LEBENSMITTEL WERTSCHÄTZEN
In Deutschland entstehen jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen
Lebensmittelabfälle. Der Großteil der Lebensmittelabfälle fällt in
privaten Haushalten an. Jede Verbraucherin bzw. jeder Verbraucher
wirft etwa 78 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg. Hauptgrund
ist der Verderb frischer und zubereiteter Lebensmittel. Das Mari-
nieren ist eine altbewährte Methode, um Fleisch, Tofu und Gemüse
haltbarer zu machen. Als Basis für die Marinade benötigt man Öl.
Sonnenblumenöl eignet sich hervorragend dafür, weil es sich auch
problemlos erhitzen lässt. So kann uns die Sonnenblume helfen,
weniger Lebensmittel wegzuwerfen.
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Grünland –
ausgewählte Arten
Landwirtinnen und Landwirte nutzen Grünland für die Fütterung
ihrer Tiere. Dabei werden die Gräser, Kräuter und Hülsenfrüchte
auf der Wiese zum Beispiel für die H
­ eugewinnung gemäht oder die
Tiere grasen selbst auf der Weide.

LÖWENZAHN Taraxacum sect. Ruderalia

Wuchshöhe: 10 bis 60 cm
Blütezeit: April bis Mai
Verwendung: Futtermittel,
Bienentracht, Medizin

ROTSCHWINGEL Festuca rubra

Wuchshöhe: 20 bis 80 cm
Blütezeit: Mai bis Juli
Verwendung: Futtermittel, Gebrauchs- und Zierrasen

ROTKLEE Trifolium pratense

Wuchshöhe: 15 bis 60 cm
Blütezeit: Juni bis September
Verwendung: Futtermittel, Vorfrucht,
Bienentracht
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LUZERNE Medicago sativa

Wuchshöhe: 20 bis 80 cm
Blütezeit: Juni bis September
Verwendung: Futtermittel,
Zwischenfrucht, Bienentracht

DEUTSCHES WEIDELGRAS Lolium perenne

Wuchshöhe: ca. 50 cm
Blütezeit: Mai bis Juli
Verwendung:
Futtermittel,
Gebrauchsrasen WIESENRISPE Poa pratensis

Wuchshöhe: 30 bis 90 cm
Blütezeit: Mai bis Juni
Verwendung: Futtermittel,
Gebrauchsrasen

EIN HORT DER VIELFALT


Mit 4,7 Millionen Hektar macht Grünland über ein Viertel der land­
wirtschaftlichen Nutzfläche aus. In erster Linie stehen die Gräser
und Kräuter Rindern als Futter zur Verfügung. Zudem bereichert
artenreiches Grünland die Landschaft nicht nur optisch, sondern
leistet auch einen Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt,
da es einer Vielzahl an Pflanzen und Tieren einen einzigartigen
Lebensraum bietet. Feuchtgrünland und Niedermoor sind Lebens-
welt und Nahrungsquelle für viele Vogelarten wie Weißstorch und
Insekten. Darüber hinaus nimmt Grünland eine wichtige Rolle für
den Klimaschutz ein: Denn Böden sind wichtige Kohlenstoffspeicher
und tragen dazu bei, die Erderwärmung zu verlangsamen.
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Rund um den
Acker
Artenvielfalt ist Grundlage
unserer Ernährungssicherung.
Naturverträglich bewirt­
schaftete Äcker weisen unter
anderem eine vielfältige Flora
und Fauna auf, die auch die
Feldfrüchte positiv beeinflus-
sen können. Es gilt, diese Viel-
falt durch eine nachhaltige
Landwirtschaft zu bewahren.
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28

Ackerkräuter –
ausgewählte Arten
Sie sind bunte Farbtupfer am Feldrand und auf den Äckern. Acker-
kräuter haben sich über die Jahrhunderte an die traditionellen Bewirt-
schaftungsmethoden angepasst und mit dem Ackerbau verbreitet.

KLATSCHMOHN Papaver rhoeas

Wuchshöhe: 30 bis 80 cm
Blütezeit: Mai bis Juli
Vorkommen: verbreitet

KORNBLUME Centaurea cyanus

Wuchshöhe: 20 bis 90 cm
Blütezeit: Juni bis September
Vorkommen: verbreitet
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FELDRITTERSPORN Consolida regalis

Wuchshöhe: 20 bis 50 cm
Blütezeit: Mai bis August
Vorkommen: verbreitet

ACKER-HELLERKRAUT Thlaspi arvense

Wuchshöhe: 10 bis 30 cm
Blütezeit: April bis Juni
Vorkommen: verbreitet

KORNRADE Agrostemma githago

Wuchshöhe: 50 bis 100 cm


Blütezeit: Juni bis August
Vorkommen: sehr selten

BEIKRAUT STATT UNKRAUT


Pflanzen, die in Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe zu den
Kulturpflanzen stehen oder auch Wirtspflanzen für Schädlinge sind,
werden manchmal als „Unkraut“ bezeichnet. Oft sind sogenannte
„Unkräuter“, wie beispielsweise die Kamille, aber auch Heilkräuter
oder sogenannte „Zeigerpflanzen“, wie der Löwenzahn, die bestimm­-
te Bodenbedingungen anzeigen. Einige dieser Pflanzen bereichern
als Nahrungspflanzen für Insekten das Ökosystem und verbessern
durch Stickstoffeintrag oder Durchwurzelung den Boden. Deshalb
­bezeichnet man Wildpflanzen, die zwischen den Kulturpflanzen auf
den Äckern oder an deren Rändern stehen, als „Beikräuter“.
30

Feldtiere –
ausgewählte Arten
Äcker, Weiden und Wiesen sind Lebensräume zahlreicher Wildtiere.
Einige sind durch die Entwicklung in der Landwirtschaft, wie mehr
Maschineneinsatz und weniger Brachflächen, selten geworden.

FELDHASE Lepus europaeus

Lebensweise: Einzelgänger
Lebenserwartung: bis zu 12 Jahren

FELDMAUS Microtus arvalis

Lebensweise: Gruppentier
Lebenserwartung: bis zu 3 Jahren

FELDLERCHE Alauda arvensis

Lebensweise: Standvogel, Bodenbrüter


Lebenserwartung: bis zu 10 Jahren
31

WEISSSTORCH Ciconia ciconia

Lebensweise: Zugvogel
Lebenserwartung: bis zu 35 Jahren

RAUCHSCHWALBE Hirundo rustica

Lebensweise: Zugvogel
Lebenserwartung: bis zu 8 Jahren

SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT


Seit 1992 gelten in der Europäischen Union als Gesetzesgrundlage
für den Naturschutz die Flora-und-Fauna-Habitat-Richtlinie sowie
die Vogelschutzrichtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräu-
me und der wild lebenden Tiere und Pflanzen. Damit werden zwei
Strategien verfolgt. Zum einen werden für bestimmte Arten und
Lebensräume Schutzgebiete ausgewiesen. In Deutschland sind dies
93 Lebensraumtypen, die zusammen gut 15 Prozent der Landesfläche
umfassen. Die Schutzgebiete sind miteinander vernetzt, um die
Wanderung der Tiere zu ermöglichen. Zum anderen werden einzelne
Arten – unabhängig von ihrem Umfeld – als schützenswert gelistet.
Diese dürfen weder gestört noch gefangen werden, ihre Ruhe- und
Fortpflanzungsstätten sind geschützt. In Deutschland sind dies
134 Tier- und Pflanzenarten. Förderprogramme unterstützen Land-
wirtinnen und Landwirte bei Erhalt und Pflege der Schutzgebiete
und Lebensräume.
32

Landwirtschaftliche
Tierhaltung
Auf rund der Hälfte aller deut-
schen Bauernhöfe leben Rinder,
Schweine oder Geflügel. Sie
versorgen uns mit Milch, Eiern
und Fleisch und sie nutzen
Erträge, die für Lebensmittel
nicht geeignet sind, wie Gras.
Mit der Tierhaltung sind aber
auch Umweltbelastungen ver-
bunden. Damit es den Tieren
und der Umwelt künftig besser
geht, sind Veränderungen in
der Tierhaltung notwendig.
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34

Das Bos taurus

Hausrind
STECKBRIEF
Bezeichnungen: Bulle  /  Stier (männl.), Kuh (weibl.),
Ochse (kastrierter Bulle), Kalb (Jungtier bis 6 Monate),
Rind (Jungtier von 6 Monaten bis ca. 2,5 Jahren)
Nutzung: Milchprodukte (Milch, Käse, Joghurt), Rind- und
­Kalbfleisch (Bratwurst, Burger, Roastbeef), Leder
Interessant zu wissen: Rinder können bis zu 25 Liter Wasser in der
Minute trinken.

Die „Deutsche
Holstein Schwarz-
bunt“ ist mit rund
4,3 Millionen Tieren
das häufigste Rind in
Deutschland und wird
zur Milcherzeugung
genutzt.
35

„Ausweispflicht für Rinder“: Ohrmarken sind


für diese Tiere in der Europäischen Union (EU)
grundsätzlich vorgeschrieben. Der Code
verrät die Herkunft. Mit seiner Hilfe lässt sich
jedes Tier identifizieren.

Rinder sind Herdentiere, die sich gerne viel bewegen und auf der
Weide selbst ihr Futter suchen. Von Natur aus halten sie beim
­Liegen zwei bis drei Meter Abstand zueinander, beim Grasen sind
es neun bis zwölf Meter. In Deutschland werden die Rinder über-
wiegend im Laufstall oder auf der Weide gehalten, hier können
sich die Tiere frei bewegen. Dabei nimmt das Rind seine Umge-
bung anders wahr als der Mensch. Durch seine seitlich liegenden
Augen hat es fast einen kompletten Rundumblick mit einem Blick-
winkel von 330 °. Allerdings sieht das Rind deutlich unschärfer als
der Mensch und kann nur die Farben blau und gelb wahrnehmen.

BESONDERHEITEN DER VERDAUUNG BEIM RIND


Das Magensystem des Rindes besteht aus drei Vormägen (Pansen,
Netzmagen, Blättermagen) und dem eigentlichen Magen (Drüsen-
magen). Bevor das Futter verdaut wird, kauen es die Rinder ein
zweites Mal, man nennt das Wiederkäuen. Dazu saugt das Tier im
Liegen einen Futterbissen aus dem Netzmagen in die Speiseröhre
und befördert durch eine wellenförmige Bewegung den Futter­
bissen wieder zurück ins Maul. Das Futter wird dann noch einmal
ausgiebig gekaut und mit Speichel vermischt. Anschließend wird
es erneut abgeschluckt und verdaut. Hier gibt es eine weitere
Besonderheit. Im Pansen befinden sich viele Mikroorganismen, die
für den Menschen unverdauliche Pflanzenbestandteile aus Gras,
Heu oder Silage abbauen können.
36

Rinderrassen
Über 1400 Rinderrassen gibt es weltweit. Sie gehen alle zurück auf
das Ur-Rind, den Auerochsen. In Deutschland sind heute 73 Rassen
registriert, davon 27 einheimisch. Wirtschaftlich bedeutend sind
vor allem Rassen, die besonders viel Milch oder Fleisch erzeugen.

FLECKVIEH

Nutzung: Milch und Fleisch


Verbreitung: deutschlandweit

BRAUNVIEH

Nutzung: Milch und Fleisch


Verbreitung: vornehmlich
Süddeutschland

DEUTSCHE HOLSTEIN
ROTBUNT

Nutzung: Milch und Fleisch


Verbreitung: deutschlandweit
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LIMOUSIN

Nutzung: Fleisch
Verbreitung: deutschlandweit

CHAROLAIS

Nutzung: Fleisch
Verbreitung: deutschlandweit

TIERSCHUTZ ALS STAATSZIEL


Seit 2002 ist der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz ver­ankert.
Der Mensch ist den Tieren zu Schutz und Fürsorge verpflichtet –
das gilt für alle Tiere, für Haus-, Wildtiere wie für Tiere aus land-
wirtschaftlicher Haltung. Vor allem im Wissen, beim Management
und bei den Stallanlagen hat sich in den letzten Jahren viel getan.
Moderne, technisch gut ausgerüstete Ställe bieten heute bessere
Voraussetzungen als vor 50 Jahren. Trotzdem sind weitere Verände-
rungen erforderlich, um einerseits den Ansprüchen der Tiere noch
besser gerecht zu werden und andererseits die Auswirkungen auf
die Umwelt, wie beispielsweise die Belastung der Böden mit Nitrat
aus der Gülle der Tiere, weiter zu reduzieren.
38

Das Sus scrofa domestica

Hausschwein
STECKBRIEF
Bezeichnungen: Eber (männl.), Sau (weibl.), Borg (kastrierter Eber),
Ferkel (Jungtier)
Nutzung: Fleisch (z. B. Wurst, Schinken, Kotelett), Gelatine, Leder
Interessant zu wissen: Schweine können wie Hunde auf ihren
Namen hören.
Die Rüssel von Schweinen sind echte
Supernasen, sie können zum Teil besser
als einige Hunde riechen. Sie können
­sogar Essbares bis zu einem halben
Meter unter der Erde finden.
39

Rund ein Prozent der Schweine in Deutschland


wird im Freiland gehalten.

Das Hausschwein stammt vom Wild-


schwein ab und ist, anders als viele
Menschen glauben, ein intelligentes
und reinliches Tier. Mehr als 75 Pro-
zent der deutschen Schweine werden heute in Betrieben mit
tausend und mehr Tieren gehalten, die sich meist auf einzelne
Produktionsschritte – Schweinezucht, Ferkel­aufzucht, Schweine-
mastanlagen – konzentrieren. Im modernen Schweinestall findet
sich viel Technik, die die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte
unterstützt und dem Tierwohl dient: Löcher in den Böden sorgen
für Sauberkeit, automatisierte Belüftungen regeln das Raum­
klima und Beschäftigungsmaterial beugt der Langeweile vor.
In Deutschland isst im Durchschnitt jeder Mensch pro Jahr
rund 29 Kilogramm Schweinefleisch und damit 10 Kilogramm
weniger als noch vor 10 Jahren.

WAS BEDEUTET „ARTGERECHT“ ?


„Art- oder tiergerecht“ bezeichnet eine Haltung, die den Tieren
ein ihrer Art und Bedürfnissen entsprechend natürliches Ver-
halten ermöglicht, etwa durch mehr Bewegungsfreiheit, Aus-
lauf, Weide oder Beschäftigungsmaterial. Neben den Haltungs-
bedingungen ist auch der Umgang der Betriebe mit den Tieren
ausschlaggebend. Milch, Fleisch und Eier werden mitunter mit
diesem Zusatz beworben. Im Gegensatz zu „bio“ und „ökologische
Landwirtschaft“ sind diese Begriffe nicht geschützt und können
frei verwendet werden. Tierhaltung unter höheren Standards ist
deutlich teurer. Welche Produkte wir kaufen, beeinflusst deshalb
auch, wie Tiere gehalten werden.
40

Schweinerassen
Fast 98 Prozent der deutschen Mastschweine sind Kreuzungen ver-
schiedener Vater- und Mutterrassen. Die Grundlage hierfür bilden
reinrassige Tiere in den Zuchtbetrieben.

DEUTSCHES EDELSCHWEIN

Nutzung: Mutterrasse,
hohe Fruchtbarkeit
Verbreitung: deutschlandweit

PIETRAIN

Nutzung: Vaterrasse,
viel Muskelfleisch
Verbreitung: deutschlandweit

SCHWÄBISCH HÄLLISCHES
SCHWEIN

Nutzung: Mutterrasse, robust


Verbreitung: Süddeutschland
41

DEUTSCHES
­S ATTELSCHWEIN

Nutzung: Mutterrasse,
widerstandsfähig
Verbreitung: Norddeutschland

BUNTES BENTHEIMER SCHWEIN

Nutzung: Mutterrasse „robust“


Verbreitung: Westdeutschland

ZUKUNFTSFESTE TIERHALTUNG UND DIE


STAATLICHE TIERHALTUNGSKENNZEICHNUNG
Eine Tierhaltung, die gut für die Zukunft gerüstet ist, muss den
Tier-, Umwelt- und Klimaschutz stärker berücksichtigen. Dafür
sind zum Beispiel ein Umbau der Ställe und weitere Maßnahmen
notwendig. Es geht darum, weniger Tiere besser zu halten. Doch
mehr Tierschutz führt auch zu höheren Kosten. Der Staat hilft den
tierhaltenden Betrieben daher beim Umbau mit Fördergeldern.
Damit beim Einkauf einfach zu erkennen ist, wie ein Tier gehalten
wurde, wird es in Zukunft eine staatlich verpflichtende Tier­
haltungskennzeichnung auf der Verpackung geben.
Mehr dazu erfahren Sie unter:
www.tierhaltungskennzeichnung.de
42

Das Gallus gallus domesticus

Haushuhn
STECKBRIEF
Bezeichnungen: Hahn (männl.), Henne (weibl.), Küken (Jungtier)
Nutzung: Fleisch (z. B. Chicken Nuggets, Hähnchenbrust,
Hühnerfrikassee), Eier
Interessant zu wissen: Der Tyrannosaurus rex ist enger mit
­ ühnern verwandt als mit Echsen.
H

Das Weiße Leghorn ist eine


Ursprungsrasse der Züchtung
für Legehennen.
43

Braune Hühner legen sowohl braune als auch


weiße Eier. Das Gefieder hat in der Regel keinen
Einfluss auf die Eierfarbe. Auch für ­Geschmack
und Nährstoffgehalt des Eis spielt die Farbe
keine Rolle.

Auf dem Hof picken die Hühner: Dieses


Bild gehört schon lange der Vergan-
genheit an. Weil immer mehr Menschen Eier und Hühnerfleisch
kaufen, werden in den Hühnerställen immer mehr Tiere groß ge­-
zogen. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Möglichkeiten,
diese Lebensmittel in hoher Qualität zu erzeugen, sehr stark ver-
­­ändert. Damit geht bis heute eine stetige Veränderung der Land-
wirtschaft hin zu spezialisierten Betrieben mit Tausenden von Hüh-
nern einher. In den letzten Jahren kann man allerdings ver­mehrt
die sogenannten Mobilställe auf Feldern und Wiesen beob­achten.
Hier werden die Legehennen in Gruppen von 200 bis 3.000 Tieren
mit Auslauf gehalten. In Deutschland leben die meisten Legehen-
nen in Bodenhaltung, jedes sechste Huhn pickt in einer Freiland-
haltung und 13 Prozent picken in einer ökologischen Haltung.

DER CODE AUF DEM EI


Bis auf wenige Ausnahmen trägt jedes Ei in der EU einen aufgedruck-
ten Code, über den das Ei bis in den Stall zurückverfolgt werden kann.
Die erste Ziffer gibt Auskunft über die Haltungsform. 3 steht EU-weit
für ausgestaltete Käfige, bei Eiern aus Deutschland kenn­zeichnet
die 3 wegen strengeren deutschen Regelungen nur noch die Klein­-
gruppenhaltung. 2 steht für Bodenhaltung, hier teilen sich 9 Hennen
1 m² Stallfläche. 1 bedeutet Freilandhaltung, auch hier teilen sich
9 Hennen 1 m² Stallfläche, haben aber zusätzlich 4 m² Auslauf im
Freien. 0 steht für ökologische Haltung. Die Bio-Hennen haben 4 m²
Auslauf und mit 6 Tieren je 1 m² den meisten Platz im Stall.
44

Geflügelarten
Unter Geflügel werden alle Vogelarten zusammengefasst, die land­
wirtschaftlich gehalten werden. Das Haushuhn ist der wichtigste
Vertreter – doch auf manchen Höfen findet sich noch ganz anderes
Federvieh, meist in kleineren Beständen und zusätzlich zu anderen
Tieren.
HAUSGANS Anser anser

Nutzung: Fleisch, Eier, Federn


Verbreitung: verstärkt in Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein

TRUTHUHN/PUTE Meleagris gallopavo

Nutzung: Fleisch
Verbreitung: verstärkt in Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt

PERLHUHN Numidida

Nutzung: Fleisch
Verbreitung: verstreut
45

HAUSENTE Anas platyrhynchos

Nutzung: Fleisch, Eier


Verbreitung:
verstärkt in
Brandenburg,
Niedersachsen

STRAUSSENVOGEL Struthio camelus

Nutzung: Fleisch, Eier, Federn


Verbreitung: verstreut

ANTIBIOTIKA-EINSATZ MIT VERANTWORTUNG


Antibiotika sind für Menschen und Tiere das wichtigste Mittel
zur Behandlung von bakteriellen Krankheiten. Doch immer mehr
Antibiotika verlieren ihre Wirkung, denn auch in Deutschland
nehmen Antibiotika-Resistenzen bei Bakterien zu. Das heißt, wenn
die ­Medikamente nicht richtig oder zu häufig verwendet wurden,
wirken sie manchmal nicht mehr. Mit Vorschriften wird in Deutsch-
land und in der Europäischen Union sichergestellt, dass Antibiotika
verantwortungsvoll angewendet und nur dann eingesetzt werden,
wenn sie unbedingt notwendig sind. Darüber hinaus können saubere
Ställe, medizinische Vorsorge und eine bessere Haltung der Tiere
dazu beitragen, dass diese w
­ eniger Antibiotika benötigen. Aktuelle
Vorschriften in Deutschland sollen den Antibiotikaeinsatz weiter
reduzieren.
46

Schaf,
Ziege und Co.
Auch einige andere Tiere spielen auf dem Bauernhof eine Rolle.
Manche, wie Esel oder Pferde, werden eher aus Liebhaberei gehalten.
Andere haben durchaus wirtschaftliche Bedeutung für die Produk-­
tion von Milch, Fleisch, Wolle – oder auch für die Landschaftspflege.

SCHAF Ovis aries

Nutzung: Fleisch, Milch, Wolle,


Landschaftspflege

ZIEGE Capra hircus

Nutzung: Fleisch, Milch,


Landschaftspflege

ESEL Equus asinus asinus

Nutzung: Hobby, Last- und Zugtier


47

PFERD Equus caballus

Nutzung: Reit- und Kutschtier,


Milch, Fleisch

ALPAKA Vicugna pacos

Nutzung: Wolle, Landschaftspflege

SPEZIALISIERUNG AUF DEM BAUERNHOF


Die Tierhaltung erfordert besondere Kenntnisse. Deshalb haben
sich viele Landwirtinnen und Landwirte heute spezialisiert, um
die genetischen Eigenschaften im Hinblick auf die Robustheit, die
­Genügsamkeit oder weitere für zukünftige Entwicklungen not­
wendigen Eigenschaften zu bewahren. Sie halten zum Beispiel nur
Milchkühe oder ziehen ausschließlich Ferkel auf. Einige Betriebe
suchen auch neue Nischen. Die Ziege etwa, lange Zeit fast bedeu-
tungslos, wird vor allem auf Bio-Bauernhöfen für die Erzeugung
von Ziegenkäse und -fleisch genutzt. Mutige ver­suchen es mit dem
Alpaka, einem domestizierten Kamel aus den Anden, dessen Wolle
Spitzenpreise erzielt.
48

Die Apis mellifera

Honigbiene
STECKBRIEF
Bezeichnungen: Drohne (männl.), Königin, Arbeiterin (weibl.)
Nutzung: Honig, Wachs
Interessant zu wissen: Eine einzelne Honigbiene erzeugt in ihrem
kurzen Bienenleben etwa einen Teelöffel Honig.

Die Honigbiene sammelt


Nektar von bis zu 1.000 Blü-
ten am Tag. Honigbienen
­legen dabei für ein Glas
­Honig dieselbe S­ trecke
zurück, als würden sie
zweimal um die Erde fliegen.
49

Hummeln gehören zu den Wildbienen.


­ ntgegen landläufiger Meinung haben
E
auch Hummeln einen Stachel, doch
setzen sie diesen nur sehr zögerlich ein.

Honigbienen sind die kleinsten Tiere


in der Landwirtschaft und gehören
trotzdem zu den wichtigsten. Sie sor-
gen dafür, dass Pflanzen bestäubt werden und Früchte tragen
können. Denn rund 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wild-
pflanzen sind auf die Honigbienen als Bestäuber angewiesen.
Aber auch andere Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge
tragen zur Bestäubung von Pflanzen bei. Bis zu 60.000 Tiere leben
in ­einem Volk zusammen und teilen sich die Aufgaben. Die einen
bauen ­Waben, die anderen sammeln Nektar, wieder andere ver-
teidigen den Bienenstock gegen Feinde. Nur wenige Imkerinnen
und Imker betreiben die Imkerei erwerbsmäßig. Für alle anderen
ist es ein Hobby mit süßem Ertrag. Rund 24.000 Tonnen Honig
werden jährlich in Deutschland produ­ziert. Das ist nur rund ein
Drittel dessen, was die honigverliebten Deutschen verzehren.

WEIDEN FÜR DIE BIENEN


Neben der Honigbiene sind in Deutschland fast 600 Wildbienen-
arten wie zum Beispiel die Blauschwarze Holzbiene unterwegs. Sie
alle sind wichtige Bestäuberinsekten für die Landwirtschaft. Leider
finden sie oft nicht ausreichend Futter und Lebensräume, manche
sind sogar vom Aussterben bedroht. Daher werden verschiedene
Maßnahmen wie zum Beispiel Blühstreifen am Ackerrand zum
Schutz der Artenvielfalt gefördert. Zudem soll der Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Mit bienenfreundlichen
Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten können alle einen Beitrag
leisten. Tipps gibt es im Lexikon unter: www.bienenfuettern.de
50

Gemüse
Bunt und gesund: Gemüse
wächst in Deutschland zu-
meist im Freiland. Hier nimmt
es zwar nur knapp ein Prozent
der gesamten Ackerfläche ein.
Doch die Vielfalt ist groß und
reicht vom Spargel bis zum
Kohl. Die Kartoffel wird übri-
gens nicht zum Gemüse ge-
zählt. Sie nimmt insge­samt
fast doppelt so viel Anbauflä-
che wie das gesamte Gemüse
in Deutschland ein.
51
52

Der Asparagus officinalis

Spargel
STECKBRIEF
Varianten: Weiß- oder Bleichspargel, grüner Spargel
Erntezeit: April bis Juni
Interessant zu wissen: Frischer Spargel quietscht, wenn man zwei
Stangen aneinander reibt.

Früchte, Blüte,
Stängel und Blätter
des Spargels
53

Spargel hält sich im


Kühlschrank länger,
wenn er in ein feuchtes
Tuch gewickelt wird.

Jedes Jahr endet die Spargelernte in


Deutschland am gleichen Tag: am
24.  Juni, dem Johannistag. Dann hat die Pflanze etwa 100 Tage
Zeit, um bis zum Herbst genügend Speicherstoffe für das nächste
Jahr zu bilden. So viel Schonzeit bringen die Landwirtinnen und
Landwirte gerne auf, denn bis ein Spargelfeld vollen Ertrag bringt,
dauert es fünf Jahre. Ob der Spargel grün oder weiß ist, hängt
von der Sorte und der Anbauweise ab. Weißer Spargel ist teurer,
denn für den Anbau müssen Erddämme angehäuft und mit Folie
abgedeckt werden. Dadurch erwärmt sich der Boden und es kann
früher geerntet werden. Grünen Spargel lässt man hingegen aus
der Erde herauswachsen, die grüne Farbe entsteht erst durch das
Sonnenlicht. Die Spargelernte bedeutet auch heute meist noch viel
Handarbeit, da jede Stange mit einem speziellen Messer gestochen
werden muss – und das in gebückter Haltung bei Wind und Wetter.

WO BÄUERINNEN UND BAUERN DAS WETTER BESTIMMEN


Ist denn jetzt schon Frühling ? Für Tomaten, Gurken und andere
Gemüsearten beginnt die Blütezeit in Deutschland grundsätzlich
früher. Rund ein Prozent des in Deutschland angebauten Gemüses
wird in Gewächshäusern angebaut. Hier regeln Landwirtinnen und
Landwirte das Klima, sodass die Ernte planbarer ist. Der Treibhaus-
effekt sorgt dafür, dass es unter Glas und Folie warm bleibt, wenn
es draußen noch kalt ist. Im Freilandanbau, wo das meiste Gemüse
wächst, wird bei manchen Arten wie Spargel und Salat ebenfalls
Folie verwendet, um früher im Jahr ernten zu können.
54

Die Daucus carota subspecies sativus

Möhre
STECKBRIEF
Sorten: orange, gelbe, weiße, rote und lila Möhren
Erntezeit: je nach Aussaattermin ab Mai (Frühmöhren), Freiland-
möhren Juni bis November
Interessant zu wissen: Die ursprünglichen Sorten waren violett
oder gelb, orange Möhren wurden erst im 17. Jahrhundert gezüchtet.

An der Blüte erkennt man


die Zugehörigkeit der Möhre
zu den Doldengewächsen.
55

Aufgrund des milden und leicht süßlichen


Geschmacks sind Möhren bei der
Ernährung von Babys besonders beliebt.

Karotte, Möhre oder Gelbe Rübe?


Alles das­selbe. Während man in Süd-
deutschland eher von Gelben Rüben
spricht, ist im Norden Möhre geläufiger. Als Karotten werden die
jungen Möhren und runden Typen bezeichnet. Sie stehen nach
der Tomate an zweiter Stelle der meistgekauften Gemüsearten.
Mehr als neun Kilogramm werden jährlich in Deutschland pro
Kopf verzehrt. Nicht zuletzt aufgrund der enthaltenen Zucker-
stoffe, die der Möhre ihren süßlichen Geschmack verleihen.

WAS HEISST INTEGRIERTER PFLANZENSCHUTZ ?


Pflanzen brauchen Schutz: Sie können etwa durch Pilze, Bakterien
oder Viren erkranken, von Insekten gefressen oder durch andere
Pflanzen verdrängt werden. Deshalb ist Pflanzenschutz wichtig.
Er sichert unsere Ernten. Aber Pflanzenschutzmittel können auch
negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Integrierter
Pflanzenschutz bedeutet, Priorität auf vorbeugende Pflanzen-
schutzmaßnahmen, wie die Auswahl standortangepasster Sorten
und resistenter Arten, weite Fruchtfolgen und schonende Boden­
bearbeitung, zu legen. Werden beispielsweise jedes Jahr andere
Pflanzen angebaut, fehlt den auf bestimmte Pflanzen ­spezialisier­-
ten Schad­erregern über mehrere Jahre ihr Lebensraum. Manchmal
gibt es auch andere Tiere, die Schaderreger verdrängen können,
sogenannte Nützlinge. Tomaten und Gurken im Gewächshaus
könn­en durch Schlupfwespen geschützt werden, die die Schäd­-
linge fressen. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, auch
Pestizide genannt, sollten nur im Notfall eingesetzt werden.
56

Die Allium cepa, Cepa-Gruppe

Zwiebel
STECKBRIEF
Sorten: hellbraune, rote, weiße Speisezwiebeln, Lauch- oder
Frühlingszwiebeln, Gemüsezwiebeln
Erntezeit: Juli bis Oktober
Interessant zu wissen: In speziellen Lagern können Zwiebeln bis
zur nächsten Erntesaison gelagert werden.

Frühlingszwiebeln sind Sorten,


die nur den Ansatz einer
Zwiebel ausbilden. Die grünen
Blattröhren werden dabei
mitgegessen.
57

Ungefähr neun Kilogramm Zwiebeln


­verwendet und isst im Schnitt jeder
Mensch in Deutschland pro Jahr. Der
Großteil stammt aus deutschem Anbau.

Schwefelhaltige Verbindungen in der


Zwiebel machen sie zu etwas ganz
Besonderem. Sie schützen vor Infektionen, kräftigen das Immun-
system und stärken Herz und Kreislauf. Inschriften und Wand­
gemälde belegen, dass bereits die Sklavinnen und Sklaven bei der
Errichtung der Cheopspyramide im fernen Ägypten Zwiebeln
als Hauptnahrungsmittel zu sich nahmen. Als eine der ältesten
Kulturpflanzen wurde die Zwiebel bereits vor 5.000 Jahren in
den Gebirgsregionen Westasiens kultiviert und kam bei der Aus­-
breitung des römischen Reiches über Süd- nach Nordeuropa.

FELDERWIRTSCHAFT: FRUCHTFOLGE
Wo die Zwiebel wächst, bereitet sie einen lockeren Boden für nach-­
folgende Pflanzen. Wenn man beim Anbau die richtige Fruchtfolge
berücksichtigt, werden Nähr- und Mineralstoffe des Bodens optimal
genutzt. Der Boden wird weniger ausgelaugt, benötigt weniger Dünger
und ist vor Erosionen geschützt. Daher ist es wichtig, auf die richtige
Fruchtfolge, also die zeitliche Aufeinanderfolge verschiedener Kultur-
pflanzen auf einem Feld, zu achten. Eine vielfältige Fruchtfolge ist die
Voraussetzung zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Heutzutage spielen
jedoch auch wirtschaftliche Überlegungen bei der Festlegung der
Fruchtfolgen eine sehr große Rolle. Landwirtinnen und Landwirte b ­ auen
häufig solche Kulturen direkt nacheinander an, die hohe R ­ ohstoffpreise
erzielen, wie Raps, Mais oder Weizen. Um die Landwirtschaft nach­
haltiger und krisenfest zu machen, werden abwechslungs­reiche Frucht-
folgen national, aber auch von der EU finanziell gefördert.
58

Die Solanum tuberosum

Kartoffel
STECKBRIEF
Sorten: festkochende, vorwiegend festkochende und mehlig
kochende Kartoffeln
Erntezeit: Juni bis Oktober
Interessant zu wissen: Um 1900 verspeiste jeder und jede
Deutsche im Jahr durchschnittlich 285 Kilogramm Kartoffeln –
heute sind es nur noch knapp 60 Kilogramm.

Die schöne Blüte machte die


Kartoffelpflanze lange vor ihrer
Knolle in den botanischen
Gärten bekannt.
59

Egal ob in Säcken, Horden oder Kisten ­gelagert:


Die Kartoffelknollen mögen es am liebsten
kühl, trocken, frostfrei und abgedunkelt. Dann
können sie sich monatelang halten.

Noch heute finden sich am Schloss


Sanssouci in Potsdam regelmäßig
­Kartoffeln auf dem Grab von Friedrich dem Großen. Der Legende
nach soll er 1756 den Befehl erlassen haben, die Pflanze vermehrt
anzubauen, die bis dahin als „Teufelskraut“ bezeichnet wurde –
­hatten sich doch einige an den Früchten und den Knollen den
Magen verdorben. Gekocht erlebte die Kartoffel allerdings kurze
Zeit später ihren Siegeszug und löste das Getreide als Haupt­nah­
rungsmittel ab. Noch 1950 wurden auf mehr als einer Million Hek-
tar Kartoffeln angebaut, heute sind es weniger als 300.000 Hektar.
Grund ist das Wegfallen der Futterkartoffeln in den 70er-Jahren.
Fast 60 Kilogramm Kartoffeln werden in Deutschland heute jähr-
lich pro Person gegessen, mehr als die Hälfte in verarbeiteter Form
als Püree­flocken und -pulver, Pommes frites oder Chips.

SORTENVIELFALT
Grumbeere, Erdapfel oder Tüfte: Für die Kartoffel gibt es zahl­reiche
­regionale Bezeichnungen und noch viel mehr Sorten. Unterteilt werden
diese nach Reifezeit. Ob früh, mittel oder spät hängt von der Vege­ta­
tionszeit auf dem Feld ab. Frühe Kartoffeln sind schon ab Juli auf dem
Markt, späte dagegen erst ab Oktober. Mittelfrühe werden nach 140 Tagen
geerntet und sind ab August zu bekommen. Sie bilden die größte Sorten-
gruppe und lassen sich gut im Keller lagern. Bei den Speisekartoffeln
wird zudem nach Verwendung in mehlige, vorwiegend fest­kochende und
festkochende Sorten unterschieden; bei Ersteren platzt die Schale beim
Kochen stark auf, Letztere eignen sich gut für Pellkartoffeln.
60

Der B r a s s i c a o l e r a c e a v a r. c a p i t a t a

Weißkohl
STECKBRIEF
Erntezeit: Anfang Juli bis Ende November
Interessant zu wissen: Um sich auf der Fahrt mit genügend
Vitamin C zu versorgen, nahmen Seeleute früher oft viele Fässer
Sauerkraut mit.

Die dünne Wachsschicht


der Blätter lässt das
Wasser abperlen und
schützt die Pflanze so
vor Keimen und Pilzen.
61

Mit Kümmel lässt sich


der Weißkohl besser verdauen.
Auch geschmacklich ist
das Gewürz die perfekte
Ergänzung zu Kohlgerichten.

Der Weißkohl führt gleich drei Superlative mit sich: Er ist der
älteste Vertreter der Kopfkohle, bringt mit bis zu vier Kilogramm
das meiste Gewicht auf die Waage und ist die am meisten ver-
zehrte Kohlart in Deutschland. Nicht zuletzt, weil er das ganze
Jahr verfügbar ist. Die Frühsorten kommen bereits Anfang Juli in
die Läden, die Herbstsorten im September und die Lagersorten
im November. Letztere lassen sich bis zu sechs Monate im kühlen
Keller aufbewahren. Ursprünglich kommt der Kohl aus den Küs-
tengebieten im Mittelmeerraum und wurde schon in der Antike
angebaut. Ob von Kohl oder Kraut, Kohlroulade oder Krautwickel
die Rede ist, hängt von der regionalen Mundart ab.

DEUTSCHE SPEZIALITÄT: SAUERKRAUT


Weißkohl wird schon seit Jahrtausenden zu Sauerkraut ver-
arbeitet. Denn Sauerkraut ist gesund und haltbar und liefert auch
im Winter Vitamine. Dafür wird frischer Kohl in feine Streifen
gehobelt, mit Salz in Gärungsbehäl­ter gegeben und gestampft.
Früher mit dem Krautstampfer, heute maschinell, sorgt reichlich
Druck für die Zerstörung der Zellwände und das Austreten von
Luft und Wasser – die Gärung kann begin­nen. Milchsäurebak­
terien zersetzen den Zucker aus dem Kohl und verwandeln diesen
in Milchsäure. Nach einigen Wochen im abgeschlossenen Behälter
ist das Sauerkraut fertig.
62

Kohlgemüse –
ausgewählte Varietäten
Kohl enthält viel Vitamin C, egal welcher Teil verzehrt wird: beim
Rotkohl und Wirsing die Blätter, beim Brokkoli und Blumenkohl
die Blütenstände und beim Kohlrabi die verdickte Sprossachse.

ROTKOHL Brassica oleracea


var. capitata

Erntezeit: Juli bis November

BLUMENKOHL
Brassica oleracea var. botrytis

Erntezeit: Mai bis November

KOHLRABI Brassica oleracea


var. gongylodes

Erntezeit: Mai bis Oktober


63

WIRSING Brassica oleracea


var. sabauda

Erntezeit: Juli bis November

BROKKOLI Brassica oleracea var. italica

Erntezeit: Mai bis November

EINZIGARTIG: TELTOWER RÜBCHEN


Als Teltower Rübchen werden kleine Herbstrüben bezeichnet, die
in der Umgebung der brandenburgischen Stadt Teltow wachsen
und gedeihen. Botanisch sind sie mit dem Kohlgemüse verwandt
und werden seit über 300 Jahren mit wechselnder Beliebtheit
angebaut. Ursprünglich von den Bäuerinnen und Bauern nach
dem Getreide als Folgekultur für den Wintervorrat angepflanzt,
wurden die Rübchen von berühmten Personen wie Goethe, Kant
und Fontane als Delikatesse geschätzt. Nach dem Sieg Napoleons
über die Preußen gelangten die Rübchen sogar an den französischen
Hof. Die sieben Zentimeter kleine Rübe ließ sich allerdings nur
mühsam ernten und wurde deshalb in der neueren Zeit immer
mehr vergessen. In einzelnen Kleingärten wurde die Pflanze aber
weiterhin angebaut, sodass sie heute wieder in ganz Deutschland
Gefallen findet. Die süßlich-würzige Rübe kann gekocht als ­Beilage
oder roh im Salat verzehrt werden.
64

Blattgemüse –
ausgewählte Arten
Frisch vom Feld kommt der heimische Salat zwischen April
und Dezember. Um ganzjährig frischen Salat zu haben, wird er
­zusätzlich unter Glas im Gewächshaus gezogen.

EISSALAT Lactuca sativa var. capitata

Erntezeit: Mai bis Oktober

KOPFSALAT Lactuca sativa var. capitata

Erntezeit: April bis November

LOLLOSALAT Lactuca sativa var. crispa

Erntezeit: April bis November


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FELDSALAT Valerianella locusta

Erntezeit: Januar bis Dezember

SPINAT Spinacia oleracea

Erntezeit: April bis Dezember

ARBEIT MIT DER STOPPUHR


Wenn ab April die Ernte der ersten Salatköpfe beginnt, fängt im
Hintergrund die Uhr an zu ticken. Denn Salat ist nicht nur ein sehr
empfindliches Gemüse, sondern beginnt auch schnell zu welken.
Deshalb wird jeder Salat noch von Hand geerntet. Pflückerinnen
und Pflücker beginnen in den frühen Morgenstunden auf den
Feldern und schneiden die Köpfe über der Wurzel mit einem
Messer ab. Anschließend putzen sie die Köpfe meist noch vor Ort,
indem sie die welken und nicht mehr tadellosen Blätter entfernen.
Per Förderband gelangen die Salate in Kisten auf Transporter, die
sie zur Kühlung ins Lager bringen. Verpackt in Kisten oder Folien,
werden sie von hier oft direkt zum Supermarkt gefahren und
kommen dort in die Frischeregale. Größer noch ist der Zeitdruck
bei importierten Salaten, die ebenfalls innerhalb eines Tages aus-
geliefert werden müssen. Frisch geernteter Salat ist nicht lange
lagerfähig, da zum Beispiel durch Kondenswasser braune Flecken
entstehen können.
66

Obst
Das meiste Obst in Deutsch-
land wächst an Bäumen: Mit
jährlich rund einer Million
Tonnen machen Birnen, Kir-
schen, Pflaumen und vor al-
lem Äpfel fast 90 Prozent der
hiesigen Obsternte aus. Den
Rest bringt in erster Linie die
Erdbeere auf die Waage –
deutlich vor allen anderen
Beerenarten.
67
68

Der Malus domestica

Apfel
STECKBRIEF
Erntezeit: Juli bis November (je nach Sorte)
Interessant zu wissen: Apfelbäume brauchen zur Bestäubung
ihrer Blüten die Blüten einer anderen Apfelsorte in der Nähe.

Elstar gehört zu den


meistgekauften Tafeläpfeln.
69

Auch Drossel, Star und andere Singvögel


wissen gerade im Winter eine Extraportion
Vitamine zu schätzen.

Äpfel wurden um das Jahr 100 vor


Christus in der Gegend des heutigen
Deutschlands heimisch. Da brachten
ihn römische Eroberer nach Nordeuropa.
Seine botanische Herkunft wird aber in der Region zwischen Kaukasus
und Himalaja vermutet. Heute sind die Deutschen Europameister im
Apfelessen. Mehr als 20 Kilogramm werden jährlich in Deutschland
pro Kopf verzehrt, davon die eine Hälfte als Tafel­äpfel, die andere
Hälfte verarbeitet, etwa zu Mus, Saft oder im Kuchen. ­Folglich werden
Äpfel von allen Obstarten in Deutschland auch am häufigsten ange­-
baut: Rund eine Millionen Tonnen im Jahr an 78 Millionen Bäumen.
Noch einmal rund halb so viel Äpfel werden außerdem importiert,
aus Italien, Polen, den Niederlanden, Frankreich oder aus Übersee.
Leitern benötigt man für die erwerbsmäßige Apfelernte übrigens
meistens nicht mehr. Im heute üblichen Anbau stehen spindelför­
mige kleine Bäume dicht an dicht, bis zu 35-mal so viele wie früher.

„AN APPLE A DAY ...


... keeps the doctor away.“ Der bekannte Ratschlag, jeden Tag einen
Apfel zu essen, um gesund zu bleiben, kommt nicht von ungefähr. Tat-
sächlich ist die kalorienarme Frucht reich an gesunden Inhalts­stoffen.
Dazu gehören der verdau­ungsfördernde Ballaststoff Pektin, der Mine­-
ralstoff Kalium, der eine zentrale Rolle im Stoffwechsel von Nerven
und Muskeln hat, sowie sekundäre Pflanzenstoffe, die das Risiko für
Krebs und Herz-Kreislauf-­Erkrankungen verringern können, und außer-
dem Vitamin C für den Schutz der Zellen und für starke Abwehrkräfte.
Die meisten Vitamine und sekundären Pflanzenstoffe sitzen in oder
unter der Schale. Deshalb: gewaschen, aber ungeschält genießen!
70

Äpfel –
ausgewählte Sorten
Etwa 1.500 Apfelsorten wachsen in Deutschland, davon rund
40 im Erwerbsobstbau. Die meisten dieser Sorten sind Züchtun-
gen, entstanden durch Kreuzung. Nur wenige, wie Cox Orange
oder Golden Delicious, sind Zufallssämlinge.

ELSTAR

Herkunft: Niederlande (seit 1975 im Handel)


Kreuzung aus Golden Delicious × Ingrid Marie
Pflückreife: Mitte September
Geschmack: süß mit ausgewogener Säure,
kräftig aromatisch
RUBINETTE

Herkunft: Zufallssämling aus Golden Delicious


und Cox Orange
Pflückreife: ab Ende September
Geschmack: süß mit ausgewogener Säure

BOSKOOP

Herkunft: Niederlande (gefunden 1856 in


Boskoop), Abstammung unbekannt
Pflückreife: Ende September bis Anfang Oktober
Geschmack: säuerlich mit wenig Süße
71
GOLDEN DELICIOUS

Herkunft: USA
(um 1890 als Zufallssämling entdeckt)
Pflückreife: Ende September bis Anfang Oktober
Geschmack: süß
PINOVA

Herkunft: Deutschland (seit 1986 im Handel),


Kreuzung aus Clivia × Golden Delicious
Pflückreife: Oktober
Geschmack: süß mit wenig Säure

JONAGOLD

Herkunft: Kreuzung aus Golden Delicious


× Jonathan
Pflückreife: September bis Oktober
Geschmack: süß mit feiner Säure

LEBENSRAUM FÜR BEDROHTE ARTEN


Eine traditionelle Form des Obstbaus ist die Streuobstwiese. Anders
als im intensiven Niederstammanbau auf Plantagen stehen hier
hochstämmige Bäume meist unterschiedlichen Alters und oft mit
unterschiedlichen Obstarten. Für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten
sind sie der ideale Lebensraum, darunter viele bedrohte, wie der
Steinkauz oder der Siebenschläfer. Doch die Streuobstwiese selbst
ist gefährdet. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Haus- und
Straßenbau und die fehlende wirtschaftliche Perspektive haben sie
seit Mitte des letzten Jahrhunderts immer mehr zurückgedrängt.
Deshalb sind Streuobstwiesen seit 2022 gesetzlich geschützt. Zudem
setzen sich verschiedene Initiativen und Verbände für den Erhalt der
Streuobst­wiesen ein – etwa über die Vermarktung von Apfelsaft.
72

Die Fragaria × ananassa

Erdbeere
STECKBRIEF
Erntezeit: Mai bis Oktober
Interessant zu wissen: Es gibt über 1.000 verschiedene
Erdbeersorten.

Die gelben Nüsschen auf der ­Außenhaut


sind die eigentlichen Früchte, aus denen
wieder neue Erdbeeren wachsen. Daher
wird die Erdbeere auch als Sammelnuss-
frucht bezeichnet.
73

Der Erdbeerblütenstecher befällt Blütenknospen


von Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren oder
Wildrosen, um dort seine Eier abzulegen.
Dabei beißt er den Blütenstängel so an, dass
die Knospe welkt und abfällt. In der welkenden
Knospe entwickelt sich dann die Larve.

Sie heißen Elsanta, Julietta oder Mieze Schindler – drei von über
1.000 Erdbeersorten. Walderdbeeren wurden schon in der Steinzeit
gesammelt. Die ersten Exemplare der heutigen Kulturerd­beere
kamen aber erst im 18. Jahrhundert aus Südamerika über die
Niederlande nach Deutschland. Heute ist die Erdbeere im Erwerbs­
anbau in puncto Fläche bei uns die zweitwichtigste Obstart nach
dem Apfel und Deutschland mit rund 130.000 Tonnen drittgrößter
Erzeuger Europas. Doch für den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch in
Deutschland von rund 3,6 Kilogramm müssen noch einmal genau
so viele Erdbeeren importiert werden. In Deutschland erzeugte
Erdbeeren wachsen im Freiland, in Folientunneln und in Gewächs-
häusern. Trotz maschineller Unterstützung bleiben Anbau und
Ernte der empfindlichen Früchte mühsam, da jede einzelne von
Hand und oft noch in kniender Haltung gepflückt werden muss.

SAISONAL GENIESSEN
Erdbeeren sind für viele ein typisches Symbol für den Sommer.
Doch auch alle anderen Gemüse- und Obstarten haben jahres-
zeit­lich bedingte Erntezeiten und sind in bestimmten Monaten
besonders reichlich verfügbar. Darauf zu achten bringt Vorteile:
Wer nach dem Saisonkalender kauft, bekommt Frisches und in
der Regel regional Gewachsenes. Kurze Transportwege und kurze
Lagerzeiten schonen Umwelt und Klima. Dazu kommt: Der Kauf
von regionalem Gemüse und Obst hilft heimischen Betrieben.
74

Kirsche,
Birne & Co.
Der Sommer ist bunt und süß: Ob Kern-, Stein- oder Beerenobst –
in den warmen Monaten ist das Angebot an heimischen Früchten
groß wie nie. Eingekocht als Mus oder Konfitüre erinnern sie das
ganze Jahr über an den Sommer.

KIRSCHE Prunus avium, Prunus cerasus

Erntezeit: Juni bis August

PFLAUME Prunus domestica

Erntezeit: Juli bis Oktober

MIRABELLE Prunus domestica subsp. syriaca

Erntezeit: Juli bis September


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BIRNE Pyrus communis

Erntezeit: Juli bis Oktober

JOHANNISBEERE
Ribes rubrum, Ribes nigrum

Erntezeit: Juni bis August

ARBEIT NACH WETTERLAGE


Was unter freiem Himmel wächst, ist zwangsläufig Wind und
Wetter ausgesetzt. Das macht die Landwirtschaft seit jeher zu
einem unsicheren Geschäft, wie sich an jährlich schwankenden
Erntemengen ablesen lässt. Wenn es etwa zur Baumblüte zu kalt
ist, werden die Pflanzen nicht bestäubt. Feuchtigkeit und Wärme
begünstigen Schimmel und Schädlinge. Und verregnete Sommer
bringen die Kirschen zum Platzen. Weil sich das Wetter nicht
ändern lässt, müssen Landwirtinnen und Landwirte ihre Arbeit
daran anpassen und möglichst zur rechten Zeit pflanzen und
säen, ernten, bewässern, düngen, Pflanzenschutz aufbringen
oder ge­zielt Nützlinge zum Schutz einsetzen und oft blitzschnell
rea­gieren, wenn starker Frost, Nässe, Hagel oder Sturm drohen.
Außer dem Wetter entscheiden auch andere Faktoren, wie die
Erbanlagen, über Form und Aussehen jeder einzelnen Frucht.
Auch wenn Form und Größe nicht immer einheitlich aussehen,
sind alle Früchte wertvolle Lebensmittel, ob im Obstregal oder
als verarbeitetes Produkt.
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Wein & Hopfen


Klein, aber oho: Im Vergleich
zur übrigen Landwirtschaft
spielen die Sonderkulturen
Wein und Hopfen beim Thema
Anbaufläche nur eine unterge-
ordnete Rolle. Doch egal ob für
edle Tropfen oder zünftige
Biere – Wein und Bier aus
Deutschland sind international
gefragt.
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Die kultivierte Vitis vinifera

Weinrebe
STECKBRIEF
Erntezeit: September bis November, Januar/Februar (Eiswein)
Interessant zu wissen: Auch aus roten Trauben kann Weißwein
gewonnen werden.

Rebe heißt die Pflanze.


Trauben bestehen aus
vielen Weinbeeren an
einem Stielgerüst.
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Frostig konzentrierte Süße:


Für Eiswein müssen die
Weintrauben bei der Lese und
Kelterung gefroren sein.

So gut wie alle Weintrauben aus hiesigem Anbau werden gekeltert


und zu Wein vergoren. Weinbau hat in Deutschland eine mehr als
zweitausendjährige Tradition und kam zur Zeit des Alten Roms hier-
her. Heute beheimatet Deutschland unter den traditionellen Wein-
bauländern die nördlichsten zusammenhängenden Weinbaugebiete
der Welt und ist mengenmäßig nach Italien, Frankreich und Spanien
viertgrößter Produzent in der Europäischen Union. Auf zwei Dritteln
der Rebfläche wachsen weiße Rebsorten, allen voran der Riesling. Zu
den wichtigsten roten Rebsorten zählen Blauer Spätburgunder und
Dornfelder. Heutzutage wird oft mithilfe von Traubenvollerntern
gelesen, die die Trauben vom Stock schütteln und sie in Transport-
behältern sammeln. In Steillagen und für höhere Qualitäten wird
hierzulande fast ausschließlich von Hand gelesen.

DEUTSCHE SPEZIALITÄT: DER RIESLING


Der Riesling steht wie keine andere Sorte für deutsche Weinkultur.
Vom Rheintal aus verbreitete sich die Rebe im 15. Jahrhundert in
alle deutschen Anbaugebiete. Heute ist er mit rund 24.000 Hektar
Rebfläche und einem Fünftel der Gesamtfläche die häufigste Sorte
hierzulande. Die Steillagen entlang der Flusstäler sind wie für ihn
gemacht: Das mäßig warme Klima und die wärmespeichernden,
mineralreichen Böden lassen die Trauben langsam reifen. Deut-
scher Riesling ist im Ausland sehr gefragt, besonders in den USA
und zunehmend auch in Weinländern wie Frankreich und Spanien.
80

Der Humulus lupulus

Hopfen
STECKBRIEF
Erntezeit: Ende August bis September
Interessant zu wissen: Die Erntemenge einer Hopfenpflanze
reicht im Schnitt für 400 Liter Bier.

Der Hopfenanbau hat in Deutschland


eine über tausendjährige Tradition.
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Nach dem Deutschen Reinheitsgebot


gebrautes Bier darf nichts
weiter enthalten als Hopfen, Malz,
Hefe und Wasser.

Hopfen ist ein wichtiger Bestandteil des Biers. Rund ein Drittel der
weltweiten Hopfenernte wächst in Deutschland, vor allem in der
bayerischen Hallertau, die mit über 17.000 Hektar größtes Anbau­ge­
biet der Welt ist. Nur weibliche Pflanzen ranken an sieben Meter ho-
hen Gerüsten empor und wachsen durchschnittlich zehn Zentimeter
täglich, unter günstigen Bedingungen sogar 35 Zentimeter. Müsste
der Hopfen noch von Hand gepflückt werden, bräuchte ein Durch-
schnittsbetrieb 180 Hopfenzupferinnen und -zupfer und 25 Tage,
um seine 20 Hektar abzuernten. Maschinen schaffen das schneller
und mit nur fünf Arbeitskräften. Dennoch geben von den noch
rund 1.100 bestehenden Betrieben jährlich 20 bis 30 auf. Die übrigen
vergrößern ihre Flächen, um international mithalten zu können.

WOHL BEKOMM’S – AUCH ALS ARZNEI


Der Hopfen gilt als die „Seele des Bieres“, denn er sorgt für den
bitteren Geschmack, die Schaumbildung und dafür, dass das
Bier ohne chemische Zusatzstoffe lange haltbar ist. Doch Hopfen
kann weit mehr: Als Tee, Badezusatz oder Fertigarznei beruhigt
er und hilft beim Einschlafen. Erforscht und belegt sind heute zu-
dem viele weitere gesundheitsfördernde Effekte, die dem Hopfen
schon im Mittelalter zugesprochen wurden. Seine Bitter- und Aro-
mastoffe, ätherischen Öle und Polyphenole wirken entzündungs-
hemmend. Darüber hinaus werden Arzneien auf Hopfenbasis etwa
gegen Rheuma und altersbedingten Knochenschwund eingesetzt.
82

Rund um die
Landwirtschaft
Säen und ernten, dreschen,
häckseln, transportieren –
die landwirtschaftlichen
Abläufe bleiben dieselben.
Moderne Landmaschinen
machen sie aber ungemein
leichter. So können sich Land-
wirtinnnen und Landwirte auf
neue Aufgaben konzentrieren.
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Landtechnik –
ausgewählte Maschinen
Die Mechanisierung der Landwirtschaft, die in Deutschland in den
1950er-Jahren einsetzte, brachte den landwirtschaftlichen Betrieben
zahlreiche Erleichterungen: Musste früher das Getreide in stunden­
langer Handarbeit mit Sicheln und Sensen geerntet werden, kann
heute der Mähdrescher die gleiche Arbeit in Minuten leisten. Die
Digitalisierung hat die Landwirtschaft in den letzten Jahren weiter
verändert. Sensoren im Boden, Drohnen in der Luft und sogar
Satelliten im Weltall können jetzt prüfen, welche Pflanzen im Feld
Dünger oder Wasser benötigen. Roboter können Pflanzen so gezielter
pflegen. Dadurch kann auch die Anwendung von Pflanzenschutzmit-
teln reduziert werden. Das schont die Umwelt und stärkt die
Artenvielfalt. Und in hochtechnisierten Ställen wird die Gesundheit
und Versorgung der
Tiere überprüft.

HACKROBOTER

Anwendungsbereich: Pflege
Funktion: Der Roboter fährt eigenständig über das Feld und ent-
fernt mit Hacken die unerwünschten Pflanzen. Mit Hilfe von
­Kameras, Sensoren und Satellitennavigation erkennt und besei-
tigt der Roboter die Beikräuter und schützt so die Nutzpflanzen,
ohne Pflanzenschutzmittel zu verwenden.
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SÄKOMBINATION

Anwendungsbereich: Aussaat
Funktion: Die Säkombination vereint gleich mehrere Arbeits-
schritte in sich: Sie zieht regelmäßige Furchen, legt das Saatgut
ab und bedeckt es mit Erde. Eingesetzt wird sie zur Aussaat von
feinen bis groben Saatgütern – von Getreide bis Bohnen.

DIE VIELSEITIGEN AUFGABEN IN DER LANDWIRTSCHAFT


Landwirtinnen und Landwirte von heute müssen vieles können:
sich mit Betriebswirtschaft auskennen, rechtliche Vorschriften
und Förderrichtlinien verstehen, über moderne Computertech-
niken für Anbau und Fütterung Bescheid wissen und ein Gespür
für Marketing haben. Ein Drittel aller Landwirtinnen und Land-
wirte leben nicht mehr von Viehzucht und Pflanzenanbau allein.
Sie vermarkten selbst erzeugte Waren wie Marmelade, Käse oder
Wurst in eigenen Hofläden, betreiben eine Biogasanlage oder
bieten Urlaub auf dem Bauernhof an.
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FELDHÄCKSLER

Anwendungsbereich: Ernte
Funktion: Der Feldhäcksler wird haupt-
sächlich zur Ernte von Mais und Gras eingesetzt. Er zerkleinert
die ganze Pflanze. Nach der Aufnahme des Ernteguts wird dieses
in einer Messertrommel zerkleinert und anschließend
über einen Auswurfkrümmer auf ein Fahrzeug
geladen, das nebenherfährt.

SCHWADER

Anwendungsbereich:
Heuernte
Funktion: Der Kreiselschwader
recht das gemähte Gras zu gleichmäßigen Reihen, sogenannten
Schwaden, zusammen. Erst dann kann das Heu mithilfe einer
Presse in Heuballen gepresst und von der Fläche transportiert
werden.
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BALLENPRESSE

Anwendungsbereich:
Grünland und Ernte
Funktion: Die Ballenpresse rollt Heu, Stroh und Grassilage auf
und presst sie zu zylinder- oder quaderförmigen Ballen, die sie
mit Netzen, Schnüren oder Folien verbindet. Heu, Stroh und Silage
lassen sich so platzsparend auf dem Feld oder in der Scheune
lagern.

MÄHDRESCHER

Anwendungsbereich: Ernte
Funktion: Der Mähdrescher wird für die Ernte von Körnerfrüchten
wie Getreide, Raps und Sonnenblumen eingesetzt. Er übernimmt
mehrere wichtige Arbeitsschritte gleichzeitig: Er schneidet Getreide,
nimmt es auf und löst die Körner aus den Ähren. Anschließend
trennt er die Körner von den anderen Bestandteilen wie Stroh und
Spreu. Diese landen wieder auf dem Feld.
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Ökolandbau
und Bio-Lebensmittel
Es gibt unterschiedliche Arten, Landwirtschaft zu betreiben. Eine
nachhaltige Bewirtschaftung achtet darauf, dass die Ressourcen –
also unsere Lebensgrundlagen wie Tiere, Pflanzen, Boden, Luft und
Wasser – so geschützt werden, dass auch künftige Generationen
damit leben und arbeiten können. Eine besonders nachhaltige
Anbauweise ist der ökologische Landbau, kurz Ökolandbau.

Der Ökolandbau wirtschaftet in natürlichen Kreisläufen. Das


­bedeutet, dass die auf dem Hof angebauten Pflanzen oft auch als
Futter für die eigenen Tiere dienen. Der Mist der ­Tiere kommt
wiederum als natürlicher Dünger auf die Felder. So b ­ leiben die
Nährstoffe im Betriebskreislauf und die Land­wirtinnen und
Landwirte müssen weniger Dünger zukaufen. Denn der Öko-
landbau verzichtet ­sowohl auf synthetisch her­gestellten Mineral­-
dünger als auch auf chemisch-synthetische ­Pflanzenschutzmittel
und Gentechnik. Damit mehr Bäuerinnen und Bauern öko­
logisch anbauen, wird der Ökolandbau staatlich gefördert.
Das Ziel: Bis 2030 soll die Anbaufläche auf 30 Prozent ansteigen.
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MEHR LICHT, LUFT UND PLATZ


FÜR TIERE

Auf einem Bio-Bauernhof fühlen Tiere


sich wohl. Sie haben viel Licht, Luft und
Platz und fressen in der Regel Futter
vom eigenen Hof. Außerdem haben sie
­Auslauf ins Freie: Kühe grasen auf der
Weide, Schweine wühlen mit ihrem Rüssel
draußen in der Erde und Hühner scharren
im Auslauf.

WORAN ERKENNE ICH BIO ?


Seit 2010 gilt für alle Länder der Europäischen Union verpflichtend
das EU-Bio-Logo mit den weißen Sternen auf grünem Grund für
alle in der Europäischen Union vorverpackten Bio-Lebensmittel.
Es zeigt, dass die Lebensmittel nach den Vorschriften der EU für
den Ökolandbau hergestellt wurden. Kontrollstellen prüfen regel­-
mäßig, ob die Betriebe die strengen Regelungen auch einhalten.
Das sechseckige deutsche Bio-Siegel wurde bereits im Jahr 2001
eingeführt und kann zusätzlich weiterhin freiwillig zum EU-Bio-­
Logo verwendet werden. Es ist erkennbar an dem schwarz-grünen
„Bio“-Schriftzug. Beide Siegel stehen gleichermaßen für „Bio“.
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SCHUTZ
DURCH VORBEUGUNG

Im Ökolandbau dürfen keine chemisch-synthetischen


Pflanzenschutzmittel und keine leicht löslichen mineralischen
Dünge­m ittel eingesetzt werden. Daher braucht es andere Maß­-
nahmen zum Schutz der Pflanzen. Der Ökolandbau setzt auf
Vorbeugung. In der Regel wird besonders widerstandsfähiges
Saatgut eingesetzt. Auch die benachbarten Pflanzen und
nützliche Insekten tragen zur Gesundheit der Pflanzen bei. So
fressen Marienkäfer zum Beispiel die schädlichen Blattläuse.
Zusätzlich kommen mechanische Geräte zur Beikrautregulie-
rung zum Einsatz. Neuerdings sind das auch
GPS- und lasergesteuerte Roboter. Der Öko-
landbau ist oft viel aufwendiger bei der Her-
stellung eines Lebensmittels. Dieser Aufwand
kostet, sodass Bio-Lebensmittel auch etwas
teurer sein können. Aber der Mehraufwand
lohnt sich für uns alle, denn er sorgt für
gesündere Böden und Gewässer und trägt
aktiv zum Klimaschutz bei.
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HÜLSENFRÜCHTE
FÜR DAS KLIMA

Eine gute Methode, den


Boden langfristig und
natürlich mit Nährstoffen
zu ver­sorgen, ist der Anbau
von Hülsenfrüchten. ­Dieser ist vor allem im Ökolandbau beliebt.
Zu den Hülsenfrüchten gehören zum Beispiel Erbsen, Bohnen,
Linsen, Soja und Lupinen. Hülsenfrüchte brauchen weniger
Wasser als andere Kulturen und ­lockern den Boden auf. Sie
binden Stickstoff aus der Luft, ­machen den Boden dadurch
fruchtbarer und schützen zugleich das Klima. Sie locken Bienen
und andere hilfreiche Insekten an und sorgen für Artenvielfalt
auf dem Feld. Und sie sind auch gesund und lecker: zum Beispiel
in Tofu-Würstchen und Erbsen-Burger.

MEHR ARTENVIELFALT DURCH ÖKOLANDBAU


Der Ökolandbau schützt nicht nur Tiere, er fördert auch die
Arten­vielfalt auf den Feldern. Insekten sind dabei ­besonders
wichtig. Sie bestäuben Wild- und Nutzpflanzen, sorgen für einen
gesunden Boden und dienen anderen Tieren, wie zum Beispiel
­Vögeln, als Nahrung. Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen
wurde im Durchschnitt eine höhere Artenvielfalt fest­gestellt
als auf konventionell bewirtschafteten. Abwechslungsreiche
Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Hülsenfrüchten und
eine schonende und weniger intensive Bodenbearbeitung fördern
die Artenvielfalt und sorgen für Nahrung und Rückzugsräume für
Insekten, Feldvögel, Säugetiere und Reptilien.
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Landwirtschaft
in Zahlen

Wie viel Fläche in


Deutschland wird
landwirtschaftlich
genutzt ?
Fast die Hälfte
(46 %) des Landes,
nämlich rund
Ackerland Grünland
17 Mio. Hektar,
rund 12 Mio. ha rund 5 Mio. ha
davon vor allem:

Wie viele
landwirtschaftliche
Betriebe gibt es
in Deutschland ? 51 % im Haupt- 37 % im
Insgesamt rund und Vollerwerb Nebenerwerb
(durchschnittlich (durchschnittlich
263.000 Betriebe, 100 ha Fläche) 25 ha Fläche)
davon:
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Wie viele Menschen arbeiten


in Deutschland in der
Landwirtschaft ?
Rund 940.000 Menschen
(durchschnittlich 2,5 feste
Arbeitskräfte pro Betrieb),
davon:

434.000 Familienangehörige
229.000 Angestellte
32.000 Auszubildende

Hinzu kommen 275.000 Saisonarbeitskräfte,


vorwiegend im Gemüse-, Obst- und Weinbau.

Wie viele Tiere werden in Deutschland


landwirtschaftlich gehalten ?
213 Millionen Tiere,
davon hauptsächlich:

160 Mio. 26 Mio. 11 Mio.


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Das bauen Bäuerinnen und Bauern in Deutschland an:

22 %
Nahrungsmittel
60 % 4%
Futtermittel Sonstiges

14 %
Bioenergie

Rund 17 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche

Die vier Favoriten auf dem Acker:

Winterraps: Gerste: Silomais: Weizen:


9% 13 % 19 % 25 %
(1 Mio. ha) (2 Mio. ha) (2 Mio. ha) (3 Mio. ha)
95
HERAUSGEBER S. 16 und 17: tunedin; S. 19:
Bundesministerium für Ernährung Volodymyr; S. 21: Printemps; S. 23:
und Landwirtschaft (BMEL) ffollas; S. 26 und 27: dk-fotowelt;
Referat L5 – Öffentlichkeitsarbeit S. 32 und 33: aBSicht, S. 39:
Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin timestudia; S. 43: Markus Mainka;
S. 49 mp1982_06; S. 53: Gina
STAND Sanders; S. 55: Olena Rudo; S. 57:
November 2023 johannes; S. 59: eliasbilly; S. 61:
Lubos Chlubny; S. 66 und 67:
KONZEPT, TEXT, GESTALTUNG powell83; S. 69: Ingo Bartussek;
neues handeln AG, Berlin; S. 73: petrovval; S. 79: Josephine;
Serviceplan Make GmbH & Co. KG, S. 81: PhotoSG; BMEL/Photothek:
München S. 35: Rettig; S. 50 und 51: Anika
Mester; S. 76 und 77: Anika Mester;
ILLUSTRATIONEN S. 82 und 83: Janine Schmitz
Johann Brandstetter
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Janine Schmitz; AdobeStock: S. 6 @bmel
und 7: Rico Ködder; S. 9: Martin P; Lebensministerium
S. 11: id-art; S. 13: Anette; @bmel_bund

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