BGR 104

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Berufsgenossenschaftliche Regel

für Sicherheit und Gesundheit BGR 104


bei der Arbeit

BG-Regel

Explosionsschutz-Regeln
Sammlung technischer Regeln für
das Vermeiden der Gefahren durch
explosionsfähige Atmosphäre
mit Beispielsammlung

Ausgabe Januar 2007

Fachausschuss BGM
„Chemie“ der BGZ Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
BGR 104

Vorbemerkungen zur vierten Ergänzungslieferung der EX-RL

BG-Regeln richten sich in erster Linie an den Unternehmer und sollen ihm Hilfestellung
bei der Umsetzung seiner Pflichten aus staatlichen Arbeitsschutzvorschriften und/oder
Unfallverhütungsvorschriften geben sowie Wege aufzeigen, wie Arbeitsunfälle, Berufs-
krankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren vermieden werden können.
Der Unternehmer kann bei Beachtung der in den BG-Regeln enthaltenen Empfehlungen,
insbesondere den beispielhaften Lösungsmöglichkeiten, davon ausgehen, dass er damit
geeignete Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und ar-
beitsbedingten Gesundheitsgefahren getroffen hat. Sind zur Konkretisierung staatlicher
Arbeitsschutzvorschriften von den dafür eingerichteten Ausschüssen technische Regeln
ermittelt worden, sind diese vorrangig zu beachten.
Im Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) wurde festgelegt, dass der Textteil der EX-RL
ohne Anlagen und ohne Beispielsammlung in die Technischen Regeln zur Betriebssi-
cherheit einfließen soll. Insofern wird gegenwärtig der Textteil der EX-RL in die Techni-
schen Regeln zur Betriebssicherheit implementiert. Die Abstimmungen zwischen dem
ABS UA 5 "Brand- und Explosionsschutz" und dem Fachausschuss "Chemie", Sachge-
biet "Explosionsschutz" laufen so, dass der Textteil ausschließlich im ABS UA 5 bearbei-
tet wird. Zur Gewährleistung einer kontinuierlichen Fortschreibung ist festgelegt, dass der
Textteil der EX-RL zunächst ohne wesentliche Änderung in die Technischen Regeln zur
Betriebssicherheit implementiert wird, wobei erforderliche redaktionelle Änderungen vor-
genommen werden müssen. Änderungs- und Ergänzungsvorschläge, die beim Fachaus-
schuss "Chemie", Sachgebiet "Explosionsschutz" eingehen, werden an den ABS UA 5
weitergeleitet. Im UA 5 sind Vertreter aus dem ehemaligen Deutschen Ausschuss für
explosionsgeschützte elektrische Anlagen (DExA), dem ehemaligen Deutschen Aus-
schuss für brennbare Flüssigkeiten (DAbF) und dem Fachausschuss "Chemie", Sachge-
biet "Explosionsschutz" vertreten. Um dem Anwender weiterhin ein in sich geschlosse-
nes Basiswerk zum Explosionsschutz anzubieten, wird die EX-RL in der Summe erhalten
bleiben, wobei der Textteil systematisch durch die beschlossenen Technischen Regeln
zur Betriebssicherheit ausgetauscht wird.

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BGR 104

Die Struktur der zukünftigen EX-RL ist zunächst wie folgt vorgesehen:
Textteil TRBS 1001 Struktur und Anwendung der Technischen Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1111 Gefährdungsbeurteilung und sicherheitstechnische
Bewertung
TRBS 1201 Prüfungen von Arbeitsmitteln und überwachungs-
bedürftigen Anlagen
TRBS 1201 Teil 1 Prüfung von Anlagen in explosionsgefährdeten Be-
reichen und Überprüfung von Arbeitsplätzen in
explosionsgefährdeten Bereichen
TRBS 1203 Befähigte Personen – Allgemeiner Teil
TRBS 1203 Teil 1 Besondere Anforderungen – Explosionsgefährdun-
gen
TRBS 2131 Elektrische Gefährdungen
TRBS 2152 Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre – Allge-
TRGS 720 meines
TRBS 2152 Teil 1 Beurteilung der Explosionsgefährdung
TRGS 721
TRBS 2152 Teil 2 Vermeidung oder Einschränkung gefährlicher ex-
TRGS 722 plosionsfähiger Atmosphäre
TRBS 2152 Teil 3 Vermeidung der Entzündung gefährlicher explosi-
onsfähiger Atmosphäre
TRBS 2152 Teil 4 Konstruktive Maßnahmen, welche die Auswirkung
einer Explosion auf ein unbedenkliches Maß be-
schränken (Konstruktiver Explosionsschutz)
TRBS 2153 Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostati-
scher Aufladungen
TRBS 2154 Explosionsschutzdokument
TRBS 2155 Anwendung von Prozessleittechnik im Rahmen
von Explosionsschutzmaßnahmen
TRBS 2156 Schutzmaßnahmen bei Instandhaltungsarbeiten
TRBS 2157 Organisatorische Maßnahmen
Anlagen Anlage 1 Literaturhinweise
Anlage 2 Betriebssicherheitsverordnung – BetrSichV
Anlage 3 Hinweis auf das Verzeichnis der geprüften Gas-
warngeräte durch anerkannte nationale Prüfstellen
Anlage 4 Beispielsammlung (blau)
Anlage 5 Hinweis auf die alte Beispielsammlung

3
BGR 104

Inhaltsverzeichnis
Seite
TRBS 1001 Struktur und Anwendung der Technischen Regeln für Be-
triebssicherheit .......................................................................... 7
TRBS 1111 Gefährdungsbeurteilung und sicherheitstechnische Bewer-
tung ........................................................................................... 14
TRBS 1201 Prüfungen von Arbeitsmitteln und überwachungsbedürftigen
Anlagen ..................................................................................... 26
TRBS 1201 Teil 1 Prüfung von Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen
und Überprüfung von Arbeitsplätzen in explosionsgefährde-
ten Bereichen ............................................................................ 45
TRBS 1203 Befähigte Personen – Allgemeiner Teil .................................... 64
TRBS 1203 Teil 1 Besondere Anforderungen – Explosionsgefährdungen ........... 69
TRBS 2152 Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre – Allgemeines ....... 74
TRGS 720
TRBS 2152 Teil 1 Beurteilung der Explosionsgefährdung .................................... 84
TRGS 721
TRBS 2152 Teil 2 Vermeidung oder Einschränkung gefährlicher explosionsfä-
TRGS 722 higer Atmosphäre ..................................................................... 94

E Schutzmaßnahmen*)

E2 Maßnahmen, welche die Entzündung gefährlicher explosionsfähiger


Atmosphäre verhindern (Vermeiden wirksamer Zündquellen) .......... 119
E 2.1 Zoneneinteilung explosionsgefährdeter Bereiche ..................................... 119

E 2.2 Umfang der Schutzmaßnahmen ............................................................... 122

E 2.3 Zündquellenarten und Schutzmaßnahmen ............................................... 124


E 2.3.1 Heiße Oberflächen .................................................................................... 126
E 2.3.2 Flammen und heiße Gase ......................................................................... 128
E 2.3.3 Mechanisch erzeugte Funken ................................................................... 129
E 2.3.4 Elektrische Anlagen ................................................................................... 132
E 2.3.5 Elektrische Ausgleichsströme, kathodischer Korrosionsschutz ................ 133
E 2.3.6 Statische Elektrizität .................................................................................. 134
E 2.3.7 Blitzschlag ................................................................................................. 135

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

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BGR 104

E 2.3.8 Elektromagnetische Felder im Bereich der Frequenzen von 9 kHz bis


300 GHz .................................................................................................... 136
E 2.3.9 Elektromagnetische Strahlung im Bereich der Frequenzen von
3 • 1011 Hz bis 3 • 1015 Hz bzw. Wellenlängen von 1.000 µm bis 0,1 µm
(Optischer Spektralbereich) ....................................................................... 137
E 2.3.10 Ionisierende Strahlung .............................................................................. 138
E 2.3.11 Ultraschall .................................................................................................. 139
E 2.3.12 Adiabatische Kompression, Stoßwellen, strömende Gase ....................... 140
E 2.3.13 Chemische Reaktionen ............................................................................. 141

E3 Konstruktive Maßnahmen, welche die Auswirkung einer Explosi-


on auf ein unbedenkliches Maß beschränken (Konstruktiver Ex-
plosionsschutz) ....................................................................................... 142
E 3.1 Explosionsfeste Bauweise ......................................................................... 143
E 3.1.1 Explosionsdruckfeste Bauweise ................................................................ 144
E 3.1.2 Explosionsdruckstoßfeste Bauweise ......................................................... 144

E 3.2 Explosionsdruckentlastung ........................................................................ 145

E 3.3 Explosionsunterdrückung .......................................................................... 146

E 3.4 Verhindern der Explosionsübertragung (explosionstechnische Entkop-


pelung) ........................................................................................................ 147
E 3.4.1 Flammendurchschlagsichere Einrichtungen für Gase, Dämpfe und
Nebel ......................................................................................................... 147
E 3.4.2 Entkoppelungseinrichtungen für Stäube ................................................... 149
E 3.4.2.1 Löschmittelsperre ...................................................................................... 149
E 3.4.2.2 Schnellschlussschieber, Schnellschlussklappe ........................................ 149
E 3.4.2.3 Schnellschlussventil (Explosionsschutzventil) .......................................... 150
E 3.4.2.4 Zellenradschleuse ..................................................................................... 150
E 3.4.2.5 Entlastungsschlot ...................................................................................... 150
E 3.4.2.6 Produktvorlage .......................................................................................... 151
E 3.4.2.7 Doppelschieber ......................................................................................... 151
E 3.4.3 Explosionstechnische Entkoppelung bei hybriden Gemischen ................ 151

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BGR 104

E4 Anwendung von Prozessleittechnik im Rahmen von Explosions-


schutzmaßnahmen .................................................................................. 151

E5 Schutzmaßnahmen bei Instandsetzungsarbeiten ............................... 154


E 5.1 Allgemeines ............................................................................................... 154
E 5.2 Schutzmaßnahmen ................................................................................... 154

E6 Explosionsschutzdokument .................................................................. 156

E7 Organisatorische Maßnahmen
E 7.1 Einleitung ................................................................................................... 159
E 7.2 Unterrichtung/Unterweisung der Beschäftigten ........................................ 160
E 7.3 Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben .............................................. 160
E 7.4 Koordination .............................................................................................. 160

Anlage 1: Literaturhinweise ....................................................................................... 161


Anlage 2: Betriebssicherheitsverordnung .................................................................. 170
Anlage 3 Hinweis auf das Verzeichnis der geprüften Gaswarngeräte durch an-
erkannte nationale Prüfstellen ................................................................... 230
Anlage 4 Beispielsammlung zur Einteilung explosionsgefährdeter Bereiche in
Zonen nach TRBS 2152 Teil 2, Anhang Abschnitt 2 (blau) ...................... 231
Anlage 5 Hinweis auf die alte Beispielsammlung (grün) .......................................... 330

6
Technische Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1001

Struktur und Anwendung


der Technischen Regeln
für Betriebssicherheit

Ausgabe September 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 1001

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS im Dezember 2006 im
Bundesanzeiger (BAnz. 232a vom 9. Dezember 2006) veröffentlicht.

8
TRBS 1001

Vorbemerkung

Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswissen-
schaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln sowie
für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS)
ermittelt und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt be-
kannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Inhalt Seite

1 Die Technischen Regeln für Betriebssicherheit


1.1 Ermittlung von TRBS ......................................................................................... 10
1.2 Berücksichtigung von TRBS .............................................................................. 10

2 Aufbau der Technischen Regeln


2.1 Gefährdungsorientierter Ansatz ......................................................................... 10
2.2 Gruppen technischer Regeln ............................................................................. 11

3 Gliederung des Regelwerkes ............................................................................. 11

4 Anwendung der TRBS


4.1 Anwendung ........................................................................................................ 12
4.2 Auslösen der Vermutungswirkung ..................................................................... 13

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TRBS 1001

1 Die Technischen Regeln für Betriebssicherheit

1.1 Ermittlung von TRBS

Die Technischen Regeln für Betriebssicherheit werden auf Grundlage von § 24 der Be-
triebssicherheitsverordnung (BetrSichV) ermittelt. Sie geben dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswissen-
schaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln sowie
den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Die Technischen Regeln werden
vom Ausschuss für Betriebssicherheit ermittelt, der Entwicklung entsprechend angepasst
und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt und im Bun-
desanzeiger bekannt gemacht.

1.2 Berücksichtigung von TRBS

Der Arbeitgeber hat bei der Gefährdungsbeurteilung nach § 3 der BetrSichV die notwen-
digen Maßnahmen für die sichere Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel zu er-
mitteln. Dabei hat er insbesondere die Gefährdungen zu berücksichtigen, die mit der Be-
reitstellung und Benutzung des Arbeitsmittels selbst verbunden sind und die am Arbeits-
platz durch Wechselwirkungen der Arbeitsmittel untereinander oder mit Arbeitsstoffen
oder der Arbeitsumgebung hervorgerufen werden. Der Betreiber einer überwachungsbe-
dürftigen Anlage hat nach § 12 der BetrSichV für den sicheren Betrieb zu sorgen.
Durch die Technischen Regeln zur Betriebssicherheitsverordnung werden die jeweiligen
Verpflichtungen näher bestimmt.
Die Vermutungswirkung geht von der Anwendung der beispielhaft genannten Maßnah-
men aus. Weicht ein Arbeitgeber von den in einer TRBS beispielhaft genannten Maß-
nahmen ab, so kann er den geforderten Nachweis einer gleichwertigen Erfüllung der
Verordnung z.B. durch Dokumentation der Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung,
durch Begehungsprotokolle oder durch kommentierte Betriebsanleitungen leisten.
Öffentlich-rechtliche Sicherheitsvorschriften wie die BetrSichV und das Haftungsrecht
sind getrennte Rechtsgebiete. Die Erfüllung der Anforderungen der BetrSichV ist eine
Grundvoraussetzung, um im Haftungsfall ein regelkonformes Handeln nachweisen zu
können. Im Haftungsfall ist dies aber ggf. nicht ausreichend. Wenn trotz Einhaltung der
sicherheitstechnischen Regeln Gefahren erkennbar sind, haben Arbeitgeber oder Betrei-
ber hierauf zu reagieren und erforderlichenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen.

2 Aufbau der Technischen Regeln

2.1 Gefährdungsorientierter Ansatz

Das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung ist entscheidend für die vom Arbeitgeber zu
treffenden Maßnahmen bei der Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln. Glei-

10
TRBS 1001

ches gilt für das Ergebnis der sicherheitstechnischen Bewertung durch den Betreiber für
den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen.
Die Technischen Regeln sollen dem Arbeitgeber Hilfestellung für die von ihm durchzu-
führende Gefährdungsbeurteilung oder dem Betreiber für die sicherheitstechnische Be-
wertung sowie für die zu treffenden Maßnahmen geben. Die Technischen Regeln be-
schreiben gefährdungsabhängig die gesetzlichen Schutzziele und nennen beispielhafte
Maßnahmen. Mit diesem modularen Aufbau wird erreicht, dass ein widerspruchsfreies,
kohärentes Regelwerk für alle Arbeitsmittel sowie für überwachungsbedürftige Anlagen
entsteht.
Nicht Gegenstand der Technischen Regeln sind Gefährdungen, die allein von Gefahr-
stoffen gemäß § 3 der Gefahrstoffverordnung herrühren und deren daraus resultierende
Gefährdungen gemäß § 7 Gefahrstoffverordnung ermittelt werden.

2.2 Gruppen technischer Regeln

Das Regelwerk enthält allgemeine und gefährdungsbezogene Regeln. Lösungen für


technische Einzelprobleme werden nur im Ausnahmefall aufgezeigt. Allgemeine Regeln
(1000er Reihe) behandeln zum einen die Sachverhalte, die Gültigkeit für das gesamte
Regelwerk haben (z.B. Begriffe) und zum anderen Verfahrensregeln. Verfahrensregeln
vermitteln dem Arbeitgeber/Betreiber in geeigneter Form, was und wie er etwas zu tun
hat und wen er zu beteiligen oder zu beauftragen hat. Dabei werden Systematik und Lö-
sungsansätze beschrieben.
Die gefährdungsbezogenen Regeln (2000er Reihe) geben hinsichtlich einer Gefähr-
dungsart Hilfestellung bei der Ermittlung und Bewertung der Gefährdung und nennen
beispielhafte Maßnahmen.
In Ausnahmefällen können auch spezifische Regeln für Arbeitsmittel, überwachungsbe-
dürftige Anlagen oder Tätigkeiten festgelegt werden (3000er Reihe).

3 Gliederung des Regelwerkes

Technische Regeln werden entsprechend der folgenden thematischen Gliederung in das


Regelwerk eingefügt:
1 Allgemeines und Grundlagen (TRBS 1001 ... 1009)
1.1 Methodisches Vorgehen
1.1.1 Gefährdungsbeurteilung und sicherheitstechnische (TRBS 1111 ... 1119)
Bewertung
1.1.2 Änderung und wesentliche Veränderung (TRBS 1121 ... 1129)
1.1.3 Dokumentation (TRBS 1131 ... 1139)
1.1.4 Information und Kennzeichnung (TRBS 1141 ... 1149)

11
TRBS 1001

1.1.5 Ergonomische Zusammenhänge (TRBS 1151 ... 1159)

1.2 Prüfungen (TRBS 1201 ... 1209)

1.3 Erfassung und Behandlung von Unfällen und Scha- (TRBS 1301 ... 1309)
densfällen

2 Gefährdungsbezogene Regeln
2.1 Allgemeine Gefährdungen
2.1.1 Mechanische Gefährdungen (TRBS 2111 ... 2119)
2.1.2 Gefährdungen durch Absturz von Personen, Lasten (TRBS 2121 ... 2129)
oder Materialien
2.1.3 Elektrische Gefährdungen (TRBS 2131 ... 2139)
2.1.4 Gefährdungen durch Dampf und Druck (TRBS 2141 ... 2149)
2.1.5 Brand- und Explosionsgefährdungen (TRBS 2151 ... 2159)
2.1.6 Thermische Gefährdungen (TRBS 2161 ... 2169)
2.1.7 Gefährdungen durch sonstige physikalische Einwir- (TRBS 2171 ... 2179)
kungen
2.1.8 Sonstige Gefährdungen (TRBS 2181 ... 2189)

2.2 Gefährdungen durch Wechselwirkungen (TRBS 2201 ... 2209)

2.3 Tätigkeitsbezogene und sonstige Gefährdungen


2.3.1 Tätigkeitsbezogene Gefährdungen (TRBS 2311 ... 2319)
2.3.2 Sonstige Gefährdungen (TRBS 2321 ... 2329)

3 Spezifische Regeln für Arbeitsmittel, überwachungs- (TRBS 3 …. )


bedürftige Anlagen oder Tätigkeiten

4 Anwendung der TRBS

4.1 Anwendung

Der Arbeitgeber hat die bei der Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln auftre-
tenden Gefährdungen zu ermitteln. Ebenso hat der Betreiber die beim Betrieb überwa-
chungsbedürftiger Anlagen auftretenden Gefährdungen zu ermitteln. Die einzelne TRBS
gibt Hilfestellung bei der Ermittlung und Bewertung der jeweiligen Gefährdung und nennt
beispielhaft Maßnahmen. Die Festlegung der notwendigen Maßnahmen für die Bereit-

12
TRBS 1001

stellung und Benutzung des Arbeitsmittels oder für den Betrieb der überwachungsbedürf-
tigen Anlage ergibt sich dann aus der Summe dieser Einzelbetrachtungen.

4.2 Auslösen der Vermutungswirkung

Eine TRBS wird veröffentlicht und entfaltet bei Anwendung der beispielhaft genannten
Maßnahmen ihre Vermutungswirkung.

13
Technische Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1111

Gefährdungsbeurteilung
und sicherheitstechnische
Bewertung

Ausgabe September 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 1111

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS im Dezember 2006 im
Bundesanzeiger (BAnz. 232a vom 9. Dezember 2006) veröffentlicht.

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TRBS 1111

Vorbemerkung

Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswissen-
schaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln sowie
für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS)
ermittelt und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt be-
kannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Inhalt Seite

1 Anwendungsbereich ...................................................................................... 18
1.1 Gefährdungsbeurteilung ................................................................................ 18
1.2 Sicherheitstechnische Bewertung ................................................................. 18

2 Verantwortung ............................................................................................... 18

3 Gefährdungsbeurteilung
3.1 Bereitstellung von Arbeitsmitteln ................................................................... 19
3.2 Benutzung von Arbeitsmitteln ........................................................................ 19
3.3 Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und Folgemaßnahmen
3.3.1 Allgemeines ................................................................................................... 20
3.3.2 Informationen beschaffen .............................................................................. 20
3.3.3 Gefährdungen ermitteln ................................................................................. 21
3.3.4 Gefährdungen bewerten ................................................................................ 21
3.3.5 Maßnahmen festlegen ................................................................................... 21
3.3.6 Maßnahmen umsetzen .................................................................................. 22
3.3.7 Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen ..................................................... 22
3.3.8 Dokumentation ............................................................................................... 22

16
TRBS 1111

4 Sicherheitstechnische Bewertung überwachungsbedürftiger Anlagen ......... 23


4.1 Informationen beschaffen .............................................................................. 23
4.2 Gefährdungen ermitteln ................................................................................. 23
4.3 Gefährdungen bewerten ................................................................................ 24
4.4 Maßnahmen festlegen ................................................................................... 24
4.5 Maßnahmen umsetzen .................................................................................. 24
4.6 Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen ..................................................... 24

17
TRBS 1111

1 Anwendungsbereich

Diese Technische Regel beschreibt die Vorgehensweise zur Ermittlung und Bewertung
von Gefährdungen sowie zur Ableitung der notwendigen Maßnahmen für
– die Bereitstellung von Arbeitsmitteln,
– die Benutzung von Arbeitsmitteln und
– das Betreiben überwachungsbedürftiger Anlagen.

1.1 Gefährdungsbeurteilung

Der Arbeitgeber hat die notwendigen Maßnahmen für die sichere Bereitstellung und Be-
nutzung der Arbeitsmittel auf der Grundlage einer Gefährdungsbeurteilung nach § 5 des
Arbeitsschutzgesetzes in Verbindung mit § 3 BetrSichV zu ermitteln. Dabei sind auch
überwachungsbedürftige Anlagen zu berücksichtigen, die als Arbeitsmittel von Beschäf-
tigten bei der Arbeit benutzt werden.

1.2 Sicherheitstechnische Bewertung

Gemäß § 12 Abs. 1 BetrSichV hat der Betreiber eine überwachungsbedürftige Anlage


nach dem Stand der Technik zu montieren, zu installieren und zu betreiben. Nach Absatz
3 hat er die Anlage in ordnungsgemäßem Zustand zu erhalten, zu überwachen, notwen-
dige Instandsetzungs- oder Wartungsarbeiten unverzüglich vorzunehmen und die den
Umständen nach erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Eine überwachungs-
bedürftige Anlage darf nicht betrieben werden, wenn sie Mängel aufweist, durch die Be-
schäftigte oder Dritte gefährdet werden können (§ 12 Abs. 5 BetrSichV).
Zur Erfüllung dieser Verpflichtungen hat der Betreiber die notwendigen Maßnahmen für
das sichere Betreiben einer überwachungsbedürftigen Anlage auf der Grundlage einer
sicherheitstechnischen Bewertung festzulegen. Die Ermittlung der Prüffristen nach § 15
Abs. 1 BetrSichV erfolgt auf der Grundlage dieser Bewertung. Eine gesonderte sicher-
heitstechnische Bewertung ist nicht erforderlich, soweit sie bereits im Rahmen der Ge-
fährdungsbeurteilung im Sinne von § 3 BetrSichV erfolgt ist.

2 Verantwortung

Für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung ist der Arbeitgeber, für die Durchfüh-
rung der sicherheitstechnischen Bewertung ist der Betreiber verantwortlich. Sie können
sich fachkundig beraten lassen (z.B. durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebs-
ärzte). Dies wird dem Arbeitgeber oder Betreiber empfohlen, sofern er nicht selbst über
die erforderlichen Kenntnisse verfügt.
Hinsichtlich der Beteiligungsrechte des Betriebsrates/Personalrates gelten die Bestim-
mungen des Betriebsverfassungsgesetzes.

18
TRBS 1111

3 Gefährdungsbeurteilung

3.1 Bereitstellung von Arbeitsmitteln

Ziel der Ermittlung und Bewertung der Gefährdungen bei der Bereitstellung von Arbeits-
mitteln ist die Auswahl eines geeigneten Arbeitsmittels, bei dessen bestimmungsgemä-
ßer Benutzung Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten gewährleistet sind.
Dabei hat der Arbeitgeber die ergonomischen Erfordernisse zu berücksichtigen.
Die Bereitstellung umfasst auch Montagearbeiten, wie den Zusammenbau eines Arbeits-
mittels einschließlich der für die sichere Benutzung erforderlichen Installationsarbeiten.
Die dadurch auftretenden Gefährdungen sind bei der Auswahl des Arbeitsmittels zu be-
rücksichtigen.
Weiterhin hat der Arbeitgeber die Anforderungen an das bereitzustellende Arbeitsmittel
hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen des Arbeitsmittels mit bereits vorhandenen Ar-
beitsmitteln, Arbeitsstoffen und der Arbeitsumgebung zu ermitteln. Diese sind dahinge-
hend zu bewerten, ob hierdurch neue Gefährdungen (z.B. beengte Raumverhältnisse
durch Aufstellen einer zusätzlichen Maschine) auftreten oder bereits vorhandene Gefähr-
dungen (z.B. bereits vorhandene Lärmquellen) verändert werden.
Für Arbeitsmittel, deren Sicherheit vom Zusammenbau und der Installation abhängt,
müssen außerdem die Gefährdungen ermittelt und bewertet werden, die sich aus der
Montage ergeben können und die erforderlichen Maßnahmen festgelegt werden, um ei-
ne sichere Benutzung zu gewährleisten.
Auf Grundlage der Bewertung sind die Anforderungen an das Arbeitsmittel und die Vor-
aussetzungen für seine Bereitstellung festzulegen. Bei komplexen Arbeitsmitteln sind
Vorgaben für die Herstellung (Einsatz bestimmter Werkstoffe, Berücksichtigung sich an-
schließender fertigungstechnischer Einheiten) im Hinblick auf die sichere Benutzung und
den sicheren Betrieb sinnvoll, z.B. in Form eines Pflichtenheftes.

3.2 Benutzung von Arbeitsmitteln

Ziel der Ermittlung und Bewertung der Gefährdungen bei der Benutzung von Arbeitsmit-
teln ist die Ableitung notwendiger Maßnahmen einschließlich notwendiger Prüfungen, um
Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei der Benutzung der Arbeitsmittel
gemäß § 2 Abs. 3 BetrSichV zu gewährleisten. Dabei sind auch Gefährdungen durch Be-
triebsstörungen und bei der Störungssuche zu berücksichtigen.
Gegenstand der Ermittlung und Bewertung sind die Gefährdungen, die von der Benut-
zung des Arbeitsmittels selbst ausgehen (z.B. durch Funkenflug bei einem Handschleif-
gerät) wie auch Gefährdungen, die durch Wechselwirkungen mit anderen Arbeitsmitteln,
mit Arbeitsstoffen oder der Arbeitsumgebung (z.B. durch Lichtbögen beim Schweißen)
hervorgerufen werden.
Bei der Ermittlung und Bewertung der Gefährdungen sind die Fähigkeiten und die Eig-
nung der Beschäftigten, die das Arbeitsmittel benutzen, einzubeziehen.

19
TRBS 1111

3.3 Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und Folgemaßnahmen

3.3.1 Allgemeines

Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtet den Arbeitgeber dazu, zu ermitteln, ob


Gefährdungen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz bestehen und diese zu
bewerten. Auf dieser Grundlage hat er die notwendigen Maßnahmen zu treffen und die
Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen. Diese Gefährdungsbeurteilung nach § 5
ArbSchG wird durch die Anforderungen der BetrSichV für die Bereitstellung und Benut-
zung von Arbeitsmitteln konkretisiert.
In dieser TRBS wird der grundsätzliche Ablauf zur Ermittlung und Bewertung der Ge-
fährdungen sowie zur Ableitung von Maßnahmen beschrieben (Bild 1). Die gefährdungs-
bezogenen Technischen Regeln (2000er Reihe) können für die jeweils identifizierte Ge-
fährdung konkrete Hilfestellung zur Ermittlung und Bewertung geben. Bezogen auf die
Gefährdung nennen sie beispielhaft Maßnahmen, wie der Gefährdung begegnet werden
kann.
Der Umfang und die Methodik der Gefährdungsbeurteilung orientiert sich an der Art des
einzelnen Arbeitsmittels und den betrieblichen Gegebenheiten. Bei gleichartigen Arbeits-
mitteln und Gefährdungen reicht die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung für ein
Arbeitsmittel aus.
Bei Änderungen an Arbeitsmitteln, Arbeitsstoffen, der Arbeitsumgebung oder bei dem
das Arbeitsmittel benutzenden Personal ist zu prüfen, ob sich diese auf die Ergebnisse
der bestehenden Gefährdungsbeurteilung auswirken und ob in deren Folge zusätzliche
oder ergänzende Maßnahmen erforderlich sind. Ebenso können neue Erkenntnisse, z.B.
auf Grund von Prüfungen, Unfällen oder Schadensfällen, dies erfordern.

3.3.2 Informationen beschaffen

Zur Vorbereitung der Gefährdungsbeurteilung hat der Arbeitgeber die erforderlichen In-
formationen zu beschaffen, z.B. über
– rechtliche Grundlagen,
– vorliegende Gefährdungsbeurteilungen,
– Hersteller- und Lieferinformationen,
– Informationen zu Arbeitsstoffen und zur Arbeitsumgebung,
– Erfahrungen der Beschäftigten,
– das Unfallgeschehen und
– Fähigkeiten und Eignung der Beschäftigten, die das Arbeitsmittel benutzen.

20
TRBS 1111

3.3.3 Gefährdungen ermitteln

Zur Ermittlung von Gefährdungen muss geprüft werden, ob durch die Bereitstellung oder
Benutzung des zu betrachtenden Arbeitsmittels Beeinträchtigungen der Sicherheit und
Gesundheit der Beschäftigten zu erwarten sind.
Gefährdungen sind z.B.
– mechanische Gefährdungen,
– Gefährdungen durch Absturz von Personen, Lasten oder Materialien,
– elektrische Gefährdungen,
– Gefährdungen durch Dampf und Druck,
– Brand- und Explosionsgefährdung,
– thermische Gefährdungen und
– Gefährdungen durch physikalische Einwirkungen, z.B. Lärm, Erschütterungen.

Dabei sind die Gefährdungen, die von dem Arbeitsmittel selbst ausgehen können oder
die durch Wechselwirkungen mit anderen Arbeitsmitteln, Arbeitsstoffen oder mit der Ar-
beitsumgebung auftreten können, zu berücksichtigen.

3.3.4 Gefährdungen bewerten

Die ermittelten Gefährdungen sind dahingehend zu bewerten, ob Sicherheit und Gesund-


heitsschutz der Beschäftigten ohne weitere Maßnahmen gewährleistet sind. Ist dies nicht
der Fall, sind die notwendigen zusätzlichen Maßnahmen festzulegen. Hierbei sind die
gefährdungsbezogenen technischen Regeln als Entscheidungsmaßstab zu berücksichti-
gen.
Darüber hinaus können beispielsweise folgende Quellen zur Bewertung herangezogen
werden:
– Betriebserfahrungen und eigene Einschätzungen
– Betriebsanleitungen
– Vorschriften und Regelwerke der Unfallversicherungsträger
– Expertenmeinungen
– Messergebnisse

3.3.5 Maßnahmen festlegen

Als Ergebnis der Beurteilung der Gefährdungen legt der Arbeitgeber die notwendigen
Maßnahmen fest. Die Maßnahmen dienen dazu, die Gefährdung zu vermeiden oder hin-
reichend zu begrenzen. Bei der Festlegung von Maßnahmen sind die allgemeinen
Grundsätze nach § 4 ArbSchG zu berücksichtigen. Die nachfolgenden Maßnahmen sind
in der vorliegenden Rangfolge auf Realisierbarkeit zu prüfen:

21
TRBS 1111

1. Vermeidung der Gefährdung


2. Verbleibende Gefährdung möglichst gering halten
3. Schutz vor Gefährdung durch Einsatz technischer Maßnahmen
4. Personen aus dem Gefahrenbereich fernhalten
5. Schulen und Unterweisen
6. Schutz vor Gefährdungen durch Einsatz persönlicher Schutzausrüstung

Dabei sind die Zusammenhänge zwischen Arbeitsplatz, Arbeitsmittel, Arbeitsorganisati-


on, Arbeitsablauf und Arbeitsaufgabe zu berücksichtigen. Die gefährdungsbezogenen
technischen Regeln (2000er Reihe) berücksichtigen, bezogen auf die jeweilige konkrete
Gefährdung, diese Rangfolge bei den genannten Maßnahmen.
Für Prüfungen der Arbeitsmittel ist die konkrete Vorgehensweise zur Ermittlung von Prüf-
art, Prüfumfang und Prüffrist sowie der Auswahl der mit der Prüfung zu beauftragenden
Person in der TRBS 1201 beschrieben. Anforderungen an die Auswahl der befähigten
Person sind in der TRBS 1203 enthalten.
Als Ergebnis der Beurteilung der Gefährdungen können auch Anforderungen an die Qua-
lifikation der Beschäftigten, die das Arbeitsmittel benutzen, festgelegt werden (z.B. Be-
nutzung eines Gabelstaplers nur durch geschulte Personen).

3.3.6 Maßnahmen umsetzen

Der Arbeitgeber hat die Voraussetzungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die fest-
gelegten Maßnahmen umgesetzt und eingehalten werden.

3.3.7 Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen

Bei der Kontrolle der Wirksamkeit muss der Arbeitgeber insbesondere feststellen, ob
– die Maßnahmen geeignet und ausreichend wirksam sind und
– sich aus diesen Maßnahmen keine neuen Gefährdungen ergeben haben.

Wird festgestellt, dass die Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind oder sich daraus
neue Gefährdungen ergeben, muss der beschriebene Prozess der Gefährdungsbeurtei-
lung erneut durchlaufen werden (Bild 1).

3.3.8 Dokumentation

Die Dokumentation nach § 6 ArbSchG muss darauf geprüft werden, ob Ergänzungen im


Hinblick auf die Ermittlung der Prüffristen nach Art, Frist, Umfang und Prüfpersonen für
Arbeitsmittel nach § 3 Abs. 3 BetrSichV notwendig sind.
Bei gleichartigen Arbeitsmitteln und Gefährdungen ist es ausreichend, wenn die Doku-
mentation zusammengefasste Angaben enthält.

22
TRBS 1111

4 Sicherheitstechnische Bewertung überwachungsbedürftiger Anlagen

Zur Erfüllung seiner Verpflichtungen nach § 12 BetrSichV ermittelt der Betreiber die not-
wendigen Maßnahmen für das sichere Betreiben einer überwachungsbedürftigen Anlage
in einer sicherheitstechnischen Bewertung zum Schutz Beschäftigter oder Dritter. Die Er-
mittlung der Prüffristen nach § 15 Abs. 1 BetrSichV erfolgt auf der Grundlage dieser Be-
wertung. Der folgende Ablauf der sicherheitstechnischen Bewertung berücksichtigt auch
den Fall, dass der Betreiber nicht Arbeitgeber ist und deshalb nicht den Abschnitt 2 der
BetrSichV zu berücksichtigen hat. Der folgende Ablauf kann entfallen, soweit die Aspekte
der sicherheitstechnischen Bewertung bereits vollständig in einer Gefährdungsbeurtei-
lung berücksichtigt sind.

4.1 Informationen beschaffen

Zur Vorbereitung hat der Betreiber einer überwachungsbedürftigen Anlage die erforderli-
chen Informationen zu beschaffen, z.B. über
– rechtliche Grundlagen,
– vorliegende sicherheitstechnische Bewertungen und Gefährdungsbeurteilungen,
– Hersteller- und Lieferinformationen,
– die Personen, denen die überwachungsbedürftige Anlage nicht als Arbeitsmittel be-
reitgestellt wurde, die aber die Anlage nutzen,
– Personen, die durch den Betrieb der überwachungsbedürftigen Anlage gefährdet wer-
den können und
– das Unfall- und Schadensgeschehen.

4.2 Gefährdungen ermitteln

Es sind die Gefährdungen zu ermitteln, die beim Betrieb einer überwachungsbedürftigen


Anlage auftreten können. Hierzu können z.B. gehören:
– Mechanische Gefährdungen,
– Gefährdungen durch Absturz von Personen, Lasten oder Materialien,
– Elektrische Gefährdungen,
– Gefährdungen durch Dampf und Druck,
– Brand- und Explosionsgefährdung,
– Thermische Gefährdungen und
– Gefährdungen durch physikalische Einwirkungen.

Dabei sind die Gefährdungen, die von dem Betrieb einer überwachungsbedürftigen An-
lage selbst ausgehen können oder die durch Wechselwirkungen mit anderen Anlagen
oder der Umgebung entstehen können, zu berücksichtigen.

23
TRBS 1111

4.3 Gefährdungen bewerten

Die ermittelten Gefährdungen sind dahingehend zu bewerten, ob der Schutz von Be-
schäftigten oder Dritten ohne zusätzliche Maßnahmen gewährleistet ist. Ist dies nicht der
Fall, sind die notwendigen Maßnahmen festzulegen. Hierbei sind die technischen Regeln
als Entscheidungsmaßstab zu berücksichtigen. Darüber hinaus können beispielsweise
folgende Quellen zur Bewertung herangezogen werden:
– Betriebserfahrungen und eigene Einschätzungen
– Angaben zur Auslegung und Fertigung sowie Betriebsanleitungen
– Expertenmeinungen
– Ergebnisse aus Prüfungen

4.4 Maßnahmen festlegen

Maßnahmen dienen dazu, den sicheren Betrieb einer überwachungsbedürftigen Anlage


zu gewährleisten. Dazu gehören
– Sicherstellung des Betriebs innerhalb der festgelegten Parameter,
– Festlegung von Prüfungen (Art und Umfang der Prüfung, Prüffristen, Auswahl der Prü-
fer, soweit nicht vom Gesetzgeber vorgegeben),
– Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten und
– Information, z.B. Verbots- oder Hinweisschilder.

Für Prüfungen der überwachungsbedürftigen Anlage ist die konkrete Vorgehensweise


zur Ermittlung von Prüfart, Prüfumfang und Prüffrist sowie der Auswahl der neben der
zugelassenen Überwachungsstelle mit Prüfungen zu beauftragenden Personen in der
TRBS 1201 beschrieben. Anforderungen an die Auswahl der befähigten Person sind in
der TRBS 1203 enthalten.

4.5 Maßnahmen umsetzen

Der Betreiber der überwachungsbedürftigen Anlage hat die Voraussetzungen zu schaf-


fen und dafür zu sorgen, dass die festgelegten Maßnahmen umgesetzt und eingehalten
werden.

4.6 Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen

Bei der Kontrolle der Wirksamkeit muss der Betreiber insbesondere feststellen, ob
– die Maßnahmen geeignet und ausreichend wirksam sind und
– sich aus diesen Maßnahmen keine neuen Gefährdungen ergeben haben.

24
TRBS 1111

Wurde festgestellt, dass die Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind oder sich dar-
aus neue Gefährdungen ergeben haben, muss der beschriebene Prozess der sicher-
heitstechnischen Bewertung erneut durchlaufen werden.

Ä n d eru ng e n a n A rb e its m itte ln ,


A rb eits s toffe n, d er A rbe its um ge b un g
o de r b e i de m d a s A rb eits m itte l
n e u es A rbe its m ittel b en u tz e n de n P ers on a l

G e fäh rdu n ge n erm itte ln

G e fä hrdu n g en be w e rte n

S in d
ja
S ich e rh e it u n d G e su n d h e its sch u tz
d e r B e sc h ä ftig te n o h n e zu sä tzlich e M a ß n a h m e n
g e w ä h rle is te t?

n e in

M a ß n ah m e n fe s tle ge n (z .B . P rü fun g en )

M aß n ah m e n u m s e tz en

W irks a m k e it de r M aß na h m e n ü b erp rü fen

S in d d ie M a ß n a h m e n
a u sre ich e n d w irksa m u n d tre te n
n e in ke in e n e u e n G e fä h rd u n g e n
a u f?

ja

E rge b niss e do k um e ntie re n

Bild 1: Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und Folgemaßnahmen

25
Technische Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1201

Prüfungen von Arbeitsmitteln


und überwachungsbedürftigen
Anlagen

Ausgabe September 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 1201

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS im Dezember 2006 im
Bundesanzeiger (BAnz. 232a vom 9. Dezember 2006) veröffentlicht.

27
TRBS 1201

Vorbemerkung

Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswissen-
schaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln sowie
für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS)
ermittelt und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt be-
kannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 30

2 Begriffserläuterungen und -bestimmungen


2.1 Prüfung ........................................................................................................ 30
2.2 Prüfart .......................................................................................................... 31
2.3 Prüfumfang .................................................................................................. 31
2.4 Prüffrist ........................................................................................................ 32
2.5 Prüfgegenstand ........................................................................................... 32

3 Ermittlung und Festlegung erforderlicher Prüfungen


3.1 Allgemeines ................................................................................................. 32
3.2 Festlegung des Sollzustandes .................................................................... 33
3.3 Festlegung der mit der Prüfung zu beauftragenden Person ....................... 33
3.3.1 Prüfungen, durch unterwiesene Personen, soweit sie nicht nach
3.3.2 bis 3.3.4 geregelt sind .............................................................. 34
3.3.2 Prüfungen nach § 10 BetrSichV durch befähigte Personen ............. 34
3.3.3 Prüfungen von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen 36
3.3.4 Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen durch zugelas-
sene Überwachungsstellen oder befähigte Personen ...................... 36

28
TRBS 1201

3.4 Festlegung von Prüfart und Prüfumfang


3.4.1 Prüfungen durch unterwiesene Personen, soweit sie nicht nach Nrn.
3.3.2 bis 3.3.4 geregelt sind .............................................................. 37
3.4.2 Prüfungen nach § 10 BetrSichV durch befähigte Personen ............. 37
3.4.3 Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen durch zugelas-
sene Überwachungsstellen oder befähigte Personen ...................... 38
3.4.4 Prüfungen von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen 38
3.5 Festlegung der Prüffrist
3.5.1 Prüfungen durch unterwiesene Personen, soweit sie nicht nach Nrn.
3.3.2 bis 3.3.4 geregelt sind .............................................................. 38
3.5.2 Prüfungen nach § 10 BetrSichV durch befähigte Personen ............. 38
3.5.3 Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen durch zugelas-
sene Überwachungsstellen oder befähigte Personen ...................... 41

4 Durchführung der Prüfung .................................................................................... 41


4.1 Vergleich und Bewertung ............................................................................ 42
4.2 Aufzeichnungen
4.2.1 Aufzeichnungen von Prüfungen nach Nr. 3.3.1 ................................ 44
4.2.2 Aufzeichnungen von Prüfungen nach Nr. 3.3.2 ................................ 44
4.2.3 Prüfbescheinigungen und Aufzeichnungen von Prüfungen nach
Nr. 3.3.4 ............................................................................................ 44

29
TRBS 1201

1 Anwendungsbereich

Diese Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung hinsichtlich


– der Ermittlung und Festlegung von Art, Umfang und Fristen erforderlicher Prüfungen,
– der Verfahrensweise zur Bestimmung der mit der Prüfung zu beauftragenden Person,
– der Durchführung der Prüfungen und
– der Erstellung der ggf. erforderlichen Aufzeichnungen.

Sie gilt auch für die Prüfung der Explosionssicherheit an Arbeitsplätzen in explosionsge-
fährdeten Bereichen nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV vor erstmaliger Nut-
zung (s. TRBS 1201 Teil 1).
Prüfungen zählen zu den vom Arbeitgeber im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung er-
mittelten Maßnahmen für die sichere Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel.
Beim Betreiben überwachungsbedürftiger Anlagen gehören Prüfungen zu den notwendi-
gen Maßnahmen, die der Betreiber zum Schutz Beschäftigter und Dritter in einer sicher-
heitstechnischen Bewertung festlegt. Dies umfasst auch alle Prüfungen, die zur Einhal-
tung des ordnungsgemäßen Zustands nach § 12 BetrSichV erforderlich sind. Hinsichtlich
der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung bzw. der sicherheitstechnischen Bewer-
tung gilt die TRBS 1111.
Prüfungen von Arbeitsmitteln sind nach dem Abschnitt 2 der BetrSichV durchzuführen.
Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen sind im Abschnitt 3 der BetrSichV ge-
regelt. Sind überwachungsbedürftige Anlagen als Arbeitsmittel bereitgestellt und werden
sie von Beschäftigten bei der Arbeit benutzt, hat der Arbeitgeber/Betreiber seine Ver-
pflichtungen sowohl nach dem Abschnitt 2 als auch nach dem Abschnitt 3 der BetrSichV
zu erfüllen. Doppelprüfungen sind hieraus jedoch nicht abzuleiten.

2 Begriffserläuterungen und -bestimmungen

2.1 Prüfung

Prüfung ist
– die Ermittlung des Istzustandes
– eines Arbeitsmittels,
– einer überwachungsbedürftigen Anlage oder
– eines Arbeitsplatzes in explosionsgefährdeten Bereichen nach Anhang 4 Abschnitt A
Nr. 3.8 BetrSichV,
– der Vergleich des Istzustandes mit dem Sollzustand sowie
– die Bewertung der Abweichung des Istzustandes vom Sollzustand.

Istzustand umfasst den durch die Prüfung festgestellten Zustand des Prüfgegenstandes.

30
TRBS 1201

Sollzustand ist bei Arbeitsmitteln der durch die Gefährdungsbeurteilung festgelegte si-
chere Zustand für die weitere Benutzung und bei überwachungsbedürftigen Anlagen der
durch die sicherheitstechnische Bewertung festgelegte ordnungsgemäße Zustand für
den weiteren Betrieb.

2.2 Prüfart

Prüfarten werden unterschieden nach der Methode und dem Verfahren der Durchfüh-
rung.
Prüfarten sind z.B.
– Ordnungsprüfungen und
– technische Prüfungen.

Bei der Ordnungsprüfung wird insbesondere festgestellt, ob


– die erforderlichen Unterlagen vorhanden und schlüssig sind,
– der Prüfgegenstand gemäß Ergebnis der Gefährdungsbeurtei-
lung/sicherheitstechnischen Bewertung eingesetzt und verwendet wird,
– die von der Behörde ggf. geforderten Auflagen im Erlaubnis- oder Genehmigungsbe-
scheid eingehalten sind,
– die erforderlichen Prüfparameter definiert sind (Prüfumfang, Prüffrist),
– die technischen Unterlagen mit der Ausführung übereinstimmen,
– die Beschaffenheit oder die Betriebsbedingungen seit der letzten Prüfung geändert
worden ist bzw. sind.

Bei der technischen Prüfung werden die sicherheitstechnisch relevanten Merkmale eines
Prüfgegenstandes auf Zustand, Vorhandensein und ggf. Funktion am Objekt selbst mit
geeigneten Verfahren geprüft. Hierzu gehören z.B.
– äußere oder innere Sichtprüfung,
– Funktions- und Wirksamkeitsprüfung,
– Prüfung mit Mess- und Prüfmitteln,
– labortechnische Untersuchung,
– zerstörungsfreie Prüfung und
– Prüfung mit datentechnisch verknüpften Messsystemen (z.B. Online-Überwachung).

2.3 Prüfumfang

Prüfumfang umfasst sowohl die Auswahl der Prüfgegenstände (z.B. Komponenten,


Stichproben) als auch die Tiefe der jeweiligen Prüfung.

31
TRBS 1201

2.4 Prüffrist

Prüffrist ist der Zeitraum bis zur nächsten wiederkehrenden Prüfung. Sie muss so fest-
gelegt werden, dass der Prüfgegenstand nach allgemein zugänglichen Erkenntnisquellen
und betrieblichen Erfahrungen im Zeitraum zwischen zwei Prüfungen sicher benutzt wer-
den kann.

2.5 Prüfgegenstand

Prüfgegenstand können Arbeitsmittel, überwachungsbedürftige Anlagen und Arbeits-


plätze nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV, Teile hiervon und zugehörige Do-
kumente sein.

3 Ermittlung und Festlegung erforderlicher Prüfungen

3.1 Allgemeines

Es ist zwischen folgenden Prüfungen zu unterscheiden:


– Prüfungen nach § 3 Abs. 3 BetrSichV
– Prüfungen nach § 10 BetrSichV
– Prüfungen nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV
– Prüfungen an überwachungsbedürftigen Anlagen nach §§ 14, 15 und 17 BetrSichV
Für die einzelnen Prüfungen sind Prüfart, Prüfumfang und ggf. Prüffristen durch den Ar-
beitgeber entsprechend der jeweiligen Beanspruchung festzulegen. Bei Prüfungen nach
§ 3 Abs. 3 BetrSichV hat er auch zu ermitteln und festzulegen, welche Voraussetzungen
die Personen erfüllen müssen, die von ihm mit der Prüfung beauftragt werden.
Wenn Arbeitsmittel Schäden verursachenden Einflüssen unterliegen, die zu gefährlichen
Situationen führen können, können die Anforderungen nach § 10 Abs. 2 Satz 1
BetrSichV auch durch die ständige Überwachung erfüllt werden. Arbeitsmittel gelten als
ständig überwacht, wenn sie unter verantwortlicher Einbeziehung der befähigten Person
durch qualifiziertes Fachpersonal in Stand gehalten werden und durch messtechnische
Maßnahmen überwacht werden. Dabei muss sichergestellt sein, dass Schäden rechtzei-
tig entdeckt und behoben werden können.
Ausgehend von der Gefährdungsbeurteilung/sicherheitstechnischen Bewertung hat der
Arbeitgeber/Betreiber die im Hinblick auf Prüfungen zutreffenden
– Informationen des Herstellers des Arbeitsmittels bzw. der überwachungsbedürftigen
Anlage,
– Erkenntnisse der gesetzlichen Unfallversicherungsträger,
– betrieblichen Erfahrungen und
– sonstigen Informationen zum Stand der Technik
zu berücksichtigen.

32
TRBS 1201

3.2 Festlegung des Sollzustandes

Der Arbeitgeber/Betreiber legt den Sollzustand für die sichere Bereitstellung und Benut-
zung des Arbeitsmittels, für den Betrieb der überwachungsbedürftigen Anlage sowie für
die Explosionssicherheit an Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen fest. Bei
der Festlegung des Sollzustandes berücksichtigt er auch
– Informationen des Herstellers,
– standardisierte oder vereinbarte Betriebsbedingungen (z.B. Herstellerspezifikationen,
Sicherheitsabstände, Umgebungsbedingungen wie Klima und Beleuchtung, Schallleis-
tungspegel, Leistungsaufnahme, zulässige Abnutzungsraten),
– Bedingungen mit definierter Überlast und sonstige Grenzbedingungen (z.B. Drehzahl,
Geschwindigkeiten, Lasten, Bearbeitungsräume) und
– Betriebsabläufe.

Beispiele für die Festlegung des Sollzustandes:


– erforderliche Schutzart eines elektrischen Arbeitsmittels
– erforderliche Schutzeinrichtungen: Lichtschranken, Kontaktleisten, Schutzgitter, Si-
cherheitsventile

3.3 Festlegung der mit der Prüfung zu beauftragenden Person

Die mit der Prüfung zu beauftragende Person ist vom Arbeitgeber/Betreiber entspre-
chend der nach BetrSichV notwendigen Prüfungen festzulegen. Dabei sind die in der
Verordnung genannten Bedingungen zu beachten (siehe Bild 1).

E rge b nis d e r E rm ittlu ng un d B e w e rtu ng


d er G e fä hrd un g e n (n a ch T R B S 1 11 1 ):
P rü fu ng e rfo rd e rlich

S ollzu sta n d fe stle g e n

P rü fu n g en d u rc h P rü fu n g P rü fu n g P rü fu n g ü b e rw a -
U n te rw ies e n e , b e i A rb e its m itte ln d e r E x p lo s io n s s ich e rh e it a n c h u n g s b e d ü rftig e r
so w e it s ie n ic h t n a c h n a c h § 1 0 B e trS ic h V A rb e its p lä tz e n in A n la g en
3 .3 .2 - 3 .3 .4 g e re g e lt s in d d u rc h b efä h ig te P e rs o n e x p lo s io n s g e fä h rd e te n nach §§ 14, 15, 17
(sie h e 3 .3 .1 ) (s ie h e 3 .3 .2 ) B e re ic h e n B e trS ich V
W e ite r m it B ild 2 d u rc h b e fäh ig te d u rc h zu g e la s s en e
P e rs o n en n a c h T R B S Ü b e rw a c h u n g s s te lle
1 2 0 1 T eil 1 o de r b efäh ig te P erso n en
(s ie h e 3 .3 .3 ) (s ie h e 3 .3 .4 )
W e ite r m it T R B S 1 2 0 1 T e il 1

Bild 1: Prüfende Personen

33
TRBS 1201

3.3.1 Prüfungen, durch unterwiesene Personen, soweit sie nicht nach 3.3.2 bis
3.3.4 geregelt sind

Der Arbeitgeber hat die notwendigen Voraussetzungen zu ermitteln und festzulegen,


welche die Personen erfüllen müssen, die er mit den Prüfungen an Arbeitsmitteln beauf-
tragt.
Bei diesen Prüfungen ist i.d.R. davon auszugehen, dass
– Gefährdungen, die vom Prüfgegenstand ausgehen, ohne oder mit einfachen Hilfsmit-
teln offensichtlich feststellbar sind und
– der Sollzustand jedem nach § 9 BetrSichV unterwiesenen Beschäftigten einfach ver-
mittelbar ist und
– der Istzustand von jedem nach § 9 BetrSichV unterwiesenen Beschäftigten leicht er-
kennbar ist und
– der Prüfumfang nur wenige Prüfschritte umfasst und
– die Abweichung zwischen Ist- und Sollzustand durch nach § 9 BetrSichV unterwiese-
ne Personen einfach bewertbar ist.

Gleiches gilt für den Betreiber einer überwachungsbedürftigen Anlage. Es handelt sich
dabei um die sich aus der sicherheitstechnischen Bewertung ergebenden Maßnahmen
zur Einhaltung des ordnungsgemäßen Zustandes.

3.3.2 Prüfungen nach § 10 BetrSichV durch befähigte Personen

Die Prüfung des Arbeitsmittels durch eine befähigte Person (siehe Bild 2) ist erforderlich
nach
– § 10 Abs. 1 Satz 1 BetrSichV, wenn die Sicherheit der Arbeitsmittel von den Montage-
bedingungen abhängt,
– § 10 Abs. 2 Satz 1 BetrSichV, wenn die Arbeitsmittel Schäden verursachenden Ein-
flüssen unterliegen, die zu gefährlichen Situationen führen können,
– § 10 Abs. 2 Satz 2 BetrSichV, wenn außergewöhnliche Ereignisse stattgefunden ha-
ben, die schädigende Auswirkungen auf die Sicherheit der Arbeitsmittel haben können
sowie
– § 10 Abs. 3 BetrSichV nach Instandsetzungsarbeiten, welche die Sicherheit der Ar-
beitsmittel beeinträchtigen können.

34
TRBS 1201

P rü fu n g d u rc h b e fä h ig te P e rs o n
n ac h § 1 0 B e trS ich V

P rü fu n g a u fg ru n d S ch ä d e n P rü fu n g a u fg ru n d e in ze ln e r
ve ru rsa ch e n d e r E in flü ss e , d ie A n lä ss e
z u g e fä h rlic h e n S itu a tio n e n (z.B . M o n ta g e ,
fü h re n kö n n e n a u ß e rg e w ö h n lich e E re ig n iss e ,
(w ie d e rke h re n d ) In sta n d s e tzu n g )

F e stle g u n g v o n P rü fa rt F e s tle g u n g v o n P rü fa rt

F e stle g u n g v o n P rü fu m fa n g F e s tle g u n g vo n P rü fu m fa n g

F e stle g u n g v o n P rü ffris te n

P rü fe rg e b n is

Bild 2: Prüfungen nach § 10 BetrSichV

Beispiele für Arbeitsmittel, deren Sicherheit von den Montagebedingungen abhängen


kann:
– Baustellenkrane
– Zentrifugen
– Arbeitsmittel, die vor der ersten Inbetriebnahme zusammengesetzt, montiert und auf-
gestellt werden (z.B. Werkzeugmaschinen, Krane, Baustromverteiler)
– Rammen

Beispiele für Schäden verursachende Einflüsse, die zu gefährlichen Situationen führen


können:
– Verschleiß der Tragmuttern an einer Fahrzeughebebühne
– Korrosive Medien bei Lagerbehältern
– Verschmutzung von Isolierstrecken an elektrischen Arbeitsmitteln
– Abnutzung von Kupplungs- und Bremsbelägen an Exzenterpressen
– UV-Strahlung, die zur Versprödung von Kunststoffteilen führt
– längere Zeiten der Nichtbenutzung (Alterung, Witterung, Verschmutzung)

35
TRBS 1201

Beispiele für außergewöhnliche Ereignisse, die schädigende Einflüsse auf die Sicherheit
der Arbeitsmittel haben können:
– Naturereignisse (Blitzschlag, Sturm, Überschwemmung)
– Unfälle (Umstürzendes Arbeitsmittel, Abstürzen eines Arbeitsmittels, Zusammenstoß)
– Veränderungen an Arbeitsmitteln (Aufspielen einer neuen Software, Austausch der
Antriebe mit solchen anderer Kenndaten)
– Längere Zeiträume der Nichtbenutzung (Stillstandszeiten des Arbeitsmittels, die den
Zeitraum zwischen den wiederkehrenden Prüfungen überschreiten)

Beispiele für Instandsetzungsarbeiten, welche die Sicherheit der Arbeitsmittel beeinträch-


tigen können:
– Austausch von Steuerungselementen
– Austausch von Schutzeinrichtungen
– Austausch einer elektrischen, hydraulischen oder pneumatischen Netzanschlusslei-
tung

3.3.3 Prüfungen von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen

Prüfungen der Explosionssicherheit an Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Berei-


chen nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV sind in TRBS 1201 Teil 1 geregelt.

3.3.4 Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen durch zugelassene


Überwachungsstellen oder befähigte Personen

Die Prüfung einer überwachungsbedürftigen Anlage durch eine zugelassene Überwa-


chungsstelle oder befähigte Person ist erforderlich nach
– § 14 Abs. 1 BetrSichV vor erstmaliger Inbetriebnahme und vor Inbetriebnahme nach
einer wesentlichen Veränderung,
– § 14 Abs. 2 BetrSichV nach einer Änderung, soweit der Betrieb oder die Bauart der
Anlage durch die Änderung beeinflusst wird,
– § 14 Abs. 6 BetrSichV nach Instandsetzung von Geräten, Schutzsystemen oder Si-
cherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen im Sinne der Richtlinie 94/9/EG,
– § 15 BetrSichV wiederkehrend sowie
– § 17 BetrSichV in Verbindung mit Anhang 5 bei besonderen Druckgeräten.

Einzelheiten zu diesen Prüfungen sind in Folgeteilen dieser TRBS geregelt. Dabei han-
delt es sich um die mit dem Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen verbundenen spe-
zifischen Gefährdungen. Sind die überwachungsbedürftigen Anlagen zugleich Arbeitsmit-
tel, ist im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu klären, ob auch Prüfungen nach
Nummern 3.3.1 und 3.3.2 erforderlich sind.

36
TRBS 1201

3.4 Festlegung von Prüfart und Prüfumfang

3.4.1 Prüfungen durch unterwiesene Personen, soweit sie nicht nach Nrn. 3.3.2
bis 3.3.4 geregelt sind

Diese Prüfungen bestehen in der Regel aus Sicht- oder Funktionsprüfungen.


Beispiele:
– Sichtprüfung vor Arbeitsaufnahme, um zu erkennen, ob am Hammerkopf der Keil fehlt
– Funktionsprüfungen der Bedienungseinrichtungen an einem Kran bei Arbeitsbeginn
– Funktionsprüfung von Bremsen an Flurförderzeugen vor Beginn jeder Arbeitsschicht
– Funktionsfähigkeit der Beleuchtung in der Aufzugskabine

3.4.2 Prüfungen nach § 10 BetrSichV durch befähigte Personen

Für Arbeitsmittel, die von der befähigten Person entsprechend Nummer 3.3.2 dieser
Technischen Regel geprüft werden, sind die zu prüfenden Merkmale in Abhängigkeit von
den Erfordernissen der bestimmungsgemäßen Benutzung erforderlichen Eigenschaften
ggf. schriftlich festzulegen.
Die Prüfung besteht z.B. aus Sichtprüfungen oder Messungen mit technischen Hilfsmit-
teln. Sie ist unter angemessenen technisch-organisatorischen Rahmenbedingungen, ggf.
verbunden mit einer Zerlegung des Arbeitsmittels und eingehender Funktionsprüfung,
durchzuführen.
Für die Festlegung von Prüfart und Prüfumfang sind u.a. die folgenden Fragen durch den
Arbeitgeber zu beantworten:
– Welche sicherheitstechnisch relevanten Merkmale sind für das jeweilige Arbeitsmittel
festgelegt? (z.B. Warn- und Signalfarbe, maximal zulässige Drehzahl, notwendige
elektrische Schutzart, zulässiger Lärmpegel, zulässige Toleranz, Vorhandensein von
Schutzeinrichtungen)
– Mit welchen Abweichungen vom Sollzustand muss gerechnet werden?
– Wie können Abweichungen vom Sollzustand erkannt werden?
– Mit welcher Prüfart und welchem Prüfumfang kann der Istzustand ermittelt werden?
– Welche Hilfsmittel sind dazu erforderlich?

Der Prüfumfang kann eine Kombination mehrerer Prüfarten umfassen. Prüfungen kön-
nen in mehreren aufeinander abgestimmten Teilprüfungen durchgeführt werden, wobei
erforderlichenfalls das Zusammenwirken von Teilkomponenten eines Arbeitsmittels zu
berücksichtigen ist.
Beispiele:
– Sicht- und Funktionsprüfung an Lastaufnahmemitteln

37
TRBS 1201

– Sicht- und Funktionsprüfung des Zustandes der Bauteile und Einrichtungen, ein-
schließlich des bestimmungsgemäßen Zusammenbaus auf Vollständigkeit und Wirk-
samkeit der Sicherheitseinrichtungen
– Technische Teilprüfungen von elektrischen und mechanischen Merkmalen durch zwei
befähigte Personen mit unterschiedlichen Anforderungen

3.4.3 Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen durch zugelassene


Überwachungsstellen oder befähigte Personen

Prüfart und -umfang sind im Rahmen der sicherheitstechnischen Bewertung festzulegen.


Eine gesonderte Festlegung in der sicherheitstechnischen Bewertung ist nicht erforder-
lich, soweit sie bereits Bestandteil der Gefährdungsbeurteilung ist.

3.4.4 Prüfungen von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen

Prüfart und -umfang von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen nach An-


hang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV sind in TRBS 1201 Teil 1 geregelt.

3.5 Festlegung der Prüffrist

3.5.1 Prüfungen durch unterwiesene Personen, soweit sie nicht nach Nrn. 3.3.2
bis 3.3.4 geregelt sind

Prüffristen sind so festzulegen, dass einfach feststellbare Abweichungen vom Sollzu-


stand rechtzeitig erkannt werden können.
Entsprechend dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung/der sicherheitstechnischen
Bewertung müssen Prüffristen für diese Arbeitsmittel/überwachungsbedürftigen Anlagen
festgelegt werden. Sie können z.B. arbeitstäglich oder vor jeweiliger Benutzung erfolgen.
Prüffristen nach Nrn. 3.5.2 und 3.5.3 sind hierdurch nicht berührt.
Beispiel:
– Funktionsfähigkeit eines Gabelstaplers, arbeitstäglich
– Prüfung der Wirksamkeit einer Lichtschranke vor der Benutzung der Maschine

3.5.2 Prüfungen nach § 10 BetrSichV durch befähigte Personen

Die Festlegung von Prüffristen nach Nummer 3.3.2 erfolgt für Arbeitsmittel, die Schäden
verursachenden Einflüssen unterliegen, welche die Sicherheit der Arbeitsmittel beein-
trächtigen können. In den übrigen in § 10 BetrSichV genannten Fällen erfolgt die Prüfung
auf Grund der genannten Ereignisse (Montage, außergewöhnliche Anlässe, Instandset-
zung).

38
TRBS 1201

Kriterien für die Festlegung von Prüffristen können sein:


– Einsatzbedingungen (spezielle Belastungen, Benutzungszeit je Tag usw.) bei denen
das Arbeitsmittel benutzt wird
– Herstellerhinweise, die in der Betriebsanleitung enthalten sind
– Schädigung des Arbeitsmittels, Qualifikation der Beschäftigten, Erfahrungen mit dem
"Ausfallverhalten" des Arbeitsmittels
– Funktionsfähigkeit eines Verfahrens, mit dem eine planmäßige Instandhaltung (stän-
dige Überwachung), insbesondere für sicherheitsrelevante Bau- und Verschleißteile
erfolgt
– Unfallgeschehen oder Häufung von Mängeln an vergleichbaren Arbeitsmitteln

Aufgrund der Prüfergebnisse durchgeführter Prüfungen kann eine Änderung der Prüffris-
ten im Sinne einer Verlängerung oder Verkürzung erforderlich sein. Dabei sind die oben
genannten Kriterien ebenfalls zu berücksichtigen.

Beispiel: Presse
Bisher bewährte Prüffrist: soweit erforderlich, jedoch mindestens einmal jährlich.
Vergleich mit der eigenen betrieblichen Situation (Beurteilung der konkreten Gefähr-
dung):

Mögliche Auswirkung auf die


Betriebliche Situation
Prüffrist

Einsatzart der Presse, z.B. für vorrangige Arbei- Verlängerung der Prüffrist
ten im Automatikbetrieb vom Coil, Arbeiten mit si-
cheren Werkzeugen.

Einsatzart der Presse, z.B. für Einlegearbeiten in wurde in bewährter Prüffrist berück-
das offene Werkzeug. sichtigt (Prüffrist bleibt gleich)

hohe Beanspruchung (Frequenz, Nutzungsdauer, Verkürzung der Prüffrist


Belastung, Betriebsweise) der Presse

niedrige Beanspruchung (Frequenz, Nutzungs- Verlängerung der Prüffrist


dauer, Belastung) der Presse

umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse der Verlängerung der Prüffrist


Instandhalter;
es gibt eine planmäßige vorbeugende Instandhal-
tung (in regelmäßigen Abständen) und dabei wer-
den besonders verschleißanfällige sicherheitsre-
levante Bauteile, soweit erforderlich, unverzüglich
gewechselt

39
TRBS 1201

Mögliche Auswirkung auf die


Betriebliche Situation
Prüffrist

wenig Erfahrung der Instandhalter; wurde in bewährter Prüffrist berück-


es gibt keine planmäßige vorbeugende Instand- sichtigt (Prüffrist bleibt gleich)
haltung

benutzen betriebsspezifischer Prüfpläne, die es Verlängerung der Prüffrist


ermöglichen, über die Zeit den Zustand der Pres-
se zu beurteilen

Nach Schadensfällen wird eine erneute, eingeschränkte Gefährdungsbeurteilung durch-


geführt. Sie dient der Überprüfung ggf. Anpassung der festgelegten Prüffrist.

Beispiel: elektrische Arbeitsmittel


Zur Erhaltung des ordnungsgemäßen Zustandes werden elektrische Arbeitsmittel in be-
stimmten Zeitabständen geprüft.
Als Maß für die ausreichende Bemessung von Prüffristen für elektrische Arbeitsmittel,
kann die festgestellte Abweichung vom Sollwert herangezogen werden (Fehlerquote).
Aufgrund von Betriebserfahrungen und arbeitsmittelbezogenen Fehlerquoten haben sich
folgende Richtwerte für Prüffristen von elektrischen Arbeitsmitteln bewährt, z.B.:
Bisher bewährte Prüffrist für ortsveränderliche elektrische Arbeitsmittel: soweit erforder-
lich, jedoch mindestens jährlich.

Vergleich mit der eigenen betrieblichen Situation (Beurteilung der konkreten Gefähr-
dung):

Mögliche Auswirkung auf die


Betriebliche Situation
Prüffrist

handgeführte elektrische Arbeitsmittel und andere Verkürzung der Prüffrist (auf die
während der Benutzung bewegte oder ähnlich Hälfte)
stark beanspruchte elektrische Arbeitsmittel, Ver-
längerungs- und Geräteanschlussleitungen mit
Steckvorrichtungen

wie oben, aber auf Baustellen erhebliche Verkürzung der Prüffrist


(auf ein Viertel)

bewegliche Leitungen mit Stecker und Festan- Verlängerung der Prüffrist (Verdop-
schluss, Anschlussleitungen mit Stecker in Büros pelung)
oder unter ähnlichen Bedingungen

40
TRBS 1201

Bisher bewährte Prüffrist für ortsfeste elektrische Arbeitsmittel: soweit erforderlich, jedoch
mindestens alle 4 Jahre.

Vergleich mit der eigenen betrieblichen Situation (Beurteilung der konkreten Gefähr-
dung):

Mögliche Auswirkung auf die


Betriebliche Situation
Prüffrist

In dem Betrieb sind Elektrofachkräfte beschäftigt, Verlängerung der Prüffrist


deren Aufgabenbereich auch die Instandhaltung
und Überwachung der elektrischen Anlagen und
Betriebsmittel umfasst

stark beanspruchte elektrische Arbeitsmittel Verkürzung der Prüffrist

3.5.3 Prüfungen von überwachungsbedürftigen Anlagen durch zugelassene


Überwachungsstellen oder befähigte Personen

Auf der Grundlage der sicherheitstechnischen Bewertung legt der Betreiber die Prüffris-
ten für die Gesamtanlage und die Anlagenteile fest. Die Prüffristen sind unter Berück-
sichtigung der in § 15 BetrSichV genannten Höchstfristen so festzulegen, dass nach all-
gemein zugänglichen Erkenntnisquellen, Detailuntersuchungen und betrieblichen Erfah-
rungen zu erwarten ist, dass im Zeitraum zwischen den Prüfungen ein sicherer Anlagen-
betrieb gewährleistet ist. Ergeben sich aus den wiederkehrenden Prüfungen Anhalts-
punkte (z.B. erkennbare Korrosion, erhöhter Verschleiß), ist die sicherheitstechnische
Bewertung in Kenntnis dieser Punkte zu überprüfen, erforderlichenfalls sind weitere
Maßnahmen festzulegen oder die Prüffristen zu verändern. Sind die wiederkehrenden
Prüfungen von zugelassenen Überwachungsstellen vorzunehmen, unterliegt die Ermitt-
lung der Prüffrist durch den Betreiber einer Überprüfung durch eine zugelassene Über-
wachungsstelle gemäß § 15 Abs. 4 BetrSichV. Dabei ist zu beachten, dass bei Verlänge-
rung der in § 15 genannten Höchstfristen die Zustimmung der zuständigen Behörde er-
forderlich ist.

4 Durchführung der Prüfung

Der Arbeitgeber bzw. der Betreiber ist für die Festlegungen zur Durchführung der Prü-
fung verantwortlich und hat die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen.
Hierzu gehören
– die Bereitstellung der für die Prüfung erforderlichen Hilfsmittel und Unterlagen,
– die Zugänglichkeit des zu prüfenden Arbeitsmittels/der zu prüfenden überwachungs-
bedürftigen Anlage gewährleisten,

41
TRBS 1201

– ausreichend bemessene Zeit für die Prüftätigkeit und


– für die Prüfung geeignete und für den Prüfer sichere Arbeitsbedingungen.

Bei Vergabe eines Prüfauftrages haben sich Auftraggeber und -nehmer über die vorge-
nannten Punkte abzustimmen.

F e stle g u n g d e s S o llz u sta n d e s

F e stle gu ng von P rü fart, P rüfu m fan g, P rü ffristen un d p rü fen de r P e rson du rch d en A rbe itg eb e r/B etre ib er

P rüfu ng d urch
P rüfun g d urch be fä hig te P rü fun g du rch zu g elass en e Ü be rw ach un gs stelle
U nte rw ie sen e n ach N r.
P erso n n ach N r. 3.3 .2 o de r b efä higte P e rson na ch N r. 3 .3.4
3 .3.1

E rm ittlu ng d es Ist-Z usta nd es

V e rgleich z w isc he n Ist- u nd S o ll-Z usta nd

B e w ertun g d er gg f. vo rha nd e ne n A bw e ich un g

P rüfb esch e in ig un g e rstelle n


P rüfe rge bn is a ufze ic hn en bzw . P rü ferg eb nis
(§ 11 ) a ufze ich n en
(§ 19 )

ja M aß na hm e n n e in
erford erlic h?

A rb e itg e b e r/B e tre ib e r


Ende
v e ra n la s s t M a ß n a h m e n

Bild 3: Durchführung der Prüfung

4.1 Vergleich und Bewertung

Der ermittelte Istzustand wird durch Vergleich mit dem Sollzustand bewertet. Die Bewer-
tung enthält eine Aussage darüber, ob und unter welchen Bedingungen das Arbeitsmittel
weiterhin sicher benutzt werden kann bzw. sich die überwachungsbedürftige Anlage in
einem ordnungsgemäßen Zustand befindet.
Ist die Abweichung größer (positiv oder negativ) als erwartet, kann dies ein Anlass zur
Überprüfung der bislang festgelegten Prüffristen (Verlängerung, Verkürzung) sein.

Beispiele für eine Prüfung nach Nr. 3.3.1

42
TRBS 1201

Beispiel a) "Hammer"
1. Sollzustand: Hammerkopf durch Keil an Hammerstiel befestigt
2. Istzustand (Sichtprüfung): Keil fehlt
3. Abweichung zwischen Soll und Ist ergibt:
Hammer der Benutzung entziehen

Beispiel b) "Hydraulische Presse"


1. Sollzustand: Der Handschutz ist durch ein sicheres Werkzeug gewährleistet
2. Istzustand (Sichtprüfung): Presse ist mit einem Werkzeug eingerichtet, dessen
Schutzeinrichtung die Möglichkeit des rückwärtigen Eingriffs in die Quetschstelle
gibt.
3. Abweichung zwischen Soll und Ist ergibt:
a) Werkzeuggestaltung so ändern, dass keinerlei Eingriff in den Gefahrenbereich
möglich ist.
b) Prüfung muss nach jedem Einrichten erfolgen (Prüffrist).

Beispiele für eine Prüfung nach Nr. 3.3.2


Beispiel a) "Hydraulische Presse"
1. Sollzustand: Schutzmaßnahmen durch sicheren Zustand insbesondere mechani-
scher und hydraulischer Art gewährleistet
2. Istzustand: Ausbau und Beschaltungskontrolle ergibt Fehlfunktion des Pressensi-
cherheitsventils.
3. Abweichung zwischen Soll und Ist ergibt:
Maßnahme "Pressensicherheitsventil ersetzen"
4. Erneute Prüfung nach Einbau des Pressensicherheitsventils, durch Kenntnis der er-
höhten Ausfallwahrscheinlichkeit des verwendeten Pressensicherheitsventils ggf.
Verkürzung der Prüffrist.

Beispiel b) Prüfung eines handgeführten elektrischen über eine Steckvorrichtung ange-


schlossenen Arbeitsmittels
1. Sollzustand: Beschaffenheitsanforderungen nach Niederspannungsrichtlinie
2. Ermittlung des Istzustandes:
– Sichtprüfung: Besichtigung des Arbeitsmittels auf äußerlich erkennbare Mängel
(z.B. Schäden am Gehäuse, sicherheitsbeeinträchtigende Verschmutzung und
Korrosion) ggf. nach Öffnung der Gehäuse
– Überprüfung des Schutzleiterwiderstandes durch Messung oder Grenzwertermitt-
lung
– Messen des Isolationswiderstandes, des Schutzleiterstromes, des Berührungs-
stromes und des Ableitstromes mit geeigneten Messgeräten

43
TRBS 1201

– Erproben des Arbeitsmittels und Überprüfen der Funktionsfähigkeit der Schutzein-


richtungen
3. Vergleich Ist-Soll: Die Werte des ermittelten Istzustandes sind mit den Werten der
zutreffenden Normen zu vergleichen.

4.2 Aufzeichnungen

4.2.1 Aufzeichnungen von Prüfungen nach Nr. 3.3.1

Für die Ergebnisse der Prüfungen nach 3.3.1 besteht keine Aufzeichnungspflicht nach
§§ 11 oder 19 BetrSichV.

4.2.2 Aufzeichnungen von Prüfungen nach Nr. 3.3.2

Der Arbeitgeber legt fest, dass und wie das Ergebnis der Prüfung durch die befähigte
Person nach Nr. 3.3.2 aufgezeichnet wird. Die Aufzeichnungen müssen der Art und dem
Umfang der Prüfung angemessen sein und können dementsprechend folgende Angaben
enthalten:
– Datum der Prüfung
– Art der Prüfung
– Prüfgrundlagen
– Was wurde im einzelnen geprüft
– Ergebnis der Prüfung
– Bewertung festgestellter Mängel und Aussagen zum Weiterbetrieb
– Name

Prüfungen können auch in Form einer Prüfplakette oder in elektronischen Systemen do-
kumentiert werden.

4.2.3 Prüfbescheinigungen und Aufzeichnungen von Prüfungen nach Nr. 3.3.4

Für die Erteilung von Prüfbescheinigungen durch zugelassene Überwachungsstellen


oder die Aufzeichnung der Ergebnisse von Prüfungen durch befähigte Personen gelten
die Regelungen des § 19 BetrSichV. Prüfbescheinigungen oder Aufzeichnungen über
Ergebnisse von Prüfungen können auch in elektronischen Systemen geführt werden,
wenn die Datensicherheit gewährleistet ist.

44
Technische Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1201
Teil 1

Prüfungen von Arbeitsmitteln


und überwachungsbedürftigen
Anlagen
Prüfung von Anlagen
in explosionsgefährdeten Bereichen
und Überprüfung von Arbeitsplätzen
in explosionsgefährdeten Bereichen

Ausgabe September 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 1201 Teil 1

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS im Dezember 2006 im
Bundesanzeiger (BAnz. 232a vom 9. Dezember 2006) veröffentlicht.

46
TRBS 1201 Teil 1

Vorbemerkung

Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswissen-
schaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln sowie
für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS)
ermittelt und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt be-
kannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 49

2 Begriffsbestimmungen
2.1 Überwachungsbedürftige Anlage im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3
BetrSichV ..................................................................................................... 49
2.2 Prüfarten bei überwachungsbedürftigen Anlagen im Sinne des § 1 Abs. 2
Satz 1 Nr. 3 BetrSichV
2.2.1 Ordnungsprüfung .............................................................................. 50
2.2.2 Technische Prüfungen ...................................................................... 50
2.2.3 Prüfumfang ....................................................................................... 51
2.2.4 Prüffristen .......................................................................................... 51
2.2.5 Prüfregeln ......................................................................................... 51
2.2.6 Prüfkonzept ....................................................................................... 51
2.2.7 Sichere Funktion ............................................................................... 51

3 Vorgehensweise bei Prüfungen von Anlagen in explosionsgefährdeten Be-


reichen – Ermittlung der Prüfanforderungen, Entwicklung von Prüfkonzepten
3.1 Allgemeine Zielsetzung ............................................................................... 52

47
TRBS 1201 Teil 1

3.2 Festlegung von Prüfart und -umfang, Nutzung von Prüfkonzepten


3.2.1 Prüfarten und Prüfumfang ................................................................ 52
3.2.2 Festlegen der Prüffristen für wiederkehrende Prüfungen nach § 15 . 55
3.2.3 Prüfkonzept ....................................................................................... 55
3.3 Festlegung der mit der Prüfung beauftragten befähigten Person ............... 56

4 Durchführung der Prüfungen


4.1 Allgemeines ................................................................................................. 56
4.2 Ordnungsprüfung ......................................................................................... 57
4.3 Technische Prüfung ..................................................................................... 57

5 Überprüfung nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV


5.1 Zielsetzung der Überprüfung ....................................................................... 58
5.2 Inhalt der Überprüfung ................................................................................. 59
5.3 Erneute Überprüfung nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV ......... 60

6 Dokumentation ..................................................................................................... 60

Anhang: Typische Prüfpunkte zur Durchführung von Überprüfungen nach An-


hang 4 Abschnitt A, Nr. 3.8 BetrSichV ...................................................... 61

48
TRBS 1201 Teil 1

1 Anwendungsbereich

Diese technische Regel gilt für die Ermittlung und die Durchführung der besonderen Prü-
fungen zum Explosionsschutz an überwachungsbedürftigen Anlagen nach § 1 Abs. 2 Nr.
3 BetrSichV, anderen Arbeitsmitteln sowie Einrichtungen und Verbindungselementen
auch außerhalb der explosionsgefährdeten Bereiche, sofern diese den explosionssiche-
ren Betrieb der überwachungsbedürftigen Anlagen beeinflussen. Nr. 5 dieser TRBS be-
fasst sich mit der Überprüfung der Explosionssicherheit von Arbeitsplätzen in explosi-
onsgefährdeten Bereichen nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV.
Prüfungen nach Instandsetzungen gemäß § 14 Abs. 6 BetrSichV werden in dieser Regel
nicht behandelt.

2 Begriffsbestimmungen

2.1 Überwachungsbedürftige Anlage im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3


BetrSichV

1. Als überwachungsbedürftige Anlage im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BetrSichV


– im weiteren als "Ex-Anlage" bezeichnet – wird die Gesamtheit aller Geräte, Schutz-
systeme oder Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen im Sinne des Artikels 1
der Richtlinie 94/9/EG und deren funktionale Zusammenschaltung bezeichnet.
2. Zu der "Ex-Anlage" gehören auch die in den explosionsgefährdeten Bereichen be-
findlichen Einrichtungen (z.B. zur Inertisierung), Bauwerksteile und andere verwen-
dete Arbeitsmittel, soweit deren Eigenschaften und ihre Wechselwirkungen unterein-
ander im Hinblick auf die Explosionsgefährdungen von Bedeutung sind.
3. Neben den Geräten, Schutzsystemen und Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrich-
tungen nach Nr. 1 umfasst die "Ex-Anlage" auch die für den Explosionsschutz be-
deutsamen Verbindungselemente. Darüber hinaus sind auch Einrichtungen und Ver-
bindungselemente außerhalb der explosionsgefährdeten Bereiche erfasst, sofern
diese für den explosionssicheren Betrieb von Arbeitsmitteln innerhalb der explosions-
gefährdeten Bereiche erforderlich sind oder zum explosionssicheren Betrieb der Ar-
beitsmittel beitragen.
4. Die Gesamtanlage im Sinne des § 15 Abs. 1 BetrSichV umfasst hinsichtlich der Ex-
plosionsgefährdung alle eigenständigen "Ex-Anlagen" nach Nrn. 1 bis 3, die sich in
einem räumlich zusammenhängenden explosionsgefährdeten Bereich befinden, so-
wie die zugehörigen Funktionseinheiten mit für den Explosionsschutz bedeutsamen
Wechselwirkungen.
Hinweis:
Überschneidungen hinsichtlich der Zuordnung von Arbeitsmitteln oder Anlagenteilen zu
anderen überwachungsbedürftigen oder nicht überwachungsbedürftigen Anlagen unter-
schiedlicher Gefährdungen sind möglich. Auch bei Überschneidungen der Gefährdungen
erfolgen die Prüfung der überwachungsbedürftigen Anlagen vor Inbetriebnahme sowie
die wiederkehrenden Prüfungen entsprechend den spezifischen Vorgaben der BetrSichV
für die jeweilige Gefährdung (z.B. Druck, Absturz, Brand- und Explosion).

49
TRBS 1201 Teil 1

2.2 Prüfarten bei überwachungsbedürftigen Anlagen im Sinne des § 1 Abs. 2


Satz 1 Nr. 3 BetrSichV

2.2.1 Ordnungsprüfung

Bei der Ordnungsprüfung wird insbesondere festgestellt, ob


– die erforderlichen Unterlagen vollständig sind,
– die Geräte gemäß dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung/sicherheitstechnischen
Bewertung eingesetzt sind,
– die von der Behörde im Erlaubnis- oder Genehmigungsbescheid geforderten Auflagen
eingehalten sind,
– die erforderlichen Prüfparameter definiert und eingehalten sind (Prüffrist, Prüfumfang,
Prüftiefe),
– die Übereinstimmung zwischen Dokumentation und Ist-Zustand gegeben ist und
– ob die Beschaffenheit oder der Betrieb seit der letzten Prüfung geändert worden ist.

2.2.2 Technische Prüfungen

2.2.2.1 Sichtprüfung

Die Sichtprüfung beinhaltet eine durch äußere Begutachtung (ohne Eingriffe in Geräte,
Einrichtungen, die Installation und die Montage) erzielte rechtzeitige Feststellung von op-
tisch zu erkennenden Mängeln. Darüber hinaus erfolgt dabei auch die Feststellung von
Mängeln durch Wahrnehmungen über andere Sinnesorgane (Tast-, Gehör-, Geruchsinn;
Beispiele: übermäßige Vibration, Lagergeräusche an einer Maschine, Korrosion an ei-
nem druckfesten Gerät, Undichtigkeiten).

2.2.2.2 Nahprüfung

Die Nahprüfung beinhaltet die rechtzeitige Feststellung von nicht unmittelbar sicht- oder
hörbaren Mängeln und wird analog zur Sichtprüfung, jedoch unter Verwendung von Zu-
gangseinrichtungen (z.B. Leitern) und falls erforderlich anderen Hilfsmitteln durchgeführt.
Eingriffe in die Prüfobjekte, z.B. die Öffnung eines Gehäuses, sind üblicherweise für eine
Nahprüfung nicht erforderlich.

2.2.2.3 Detailprüfung

Die Detailprüfung beinhaltet zusätzlich zu den Aspekten der Sicht- und Nahprüfungen die
Feststellung solcher Fehler, die nur durch Eingriffe, z.B. das Öffnen von Gehäusen und/
oder, falls erforderlich, unter Verwendung von Werkzeugen und Prüfeinrichtungen zu er-
kennen sind.

50
TRBS 1201 Teil 1

2.2.2.4 Instandhaltungsbegleitende Prüfung

Instandhaltungsbegleitende Prüfungen sind Sicht-, Nah- und Detailprüfungen, die im


Rahmen der Instandhaltung durchgeführt werden1).

2.2.3 Prüfumfang

Zur Definition des Prüfumfangs siehe Nr. 2.3 TRBS 1201. Arten und Gegenstände der
Prüfungen sind festzulegen.

2.2.4 Prüffristen

Zur Definition der Prüffristen siehe Nr. 2.4 TRBS 1201

2.2.5 Prüfregeln

Prüfregeln im Sinne dieser TRBS sind alle Festlegungen zur Durchführung der Prüfung
selbst und der erforderlichen Randbedingungen.

2.2.6 Prüfkonzept

Ein Prüfkonzept besteht aus einer geeigneten Kombination der unter Nrn. 2.2.2.1 bis
2.2.2.4 aufgeführten Prüfarten technischer Prüfungen mit der geeigneten Festlegung von
Prüfumfang, von Prüfregeln und der Festlegung der Befähigung des Prüfers.

2.2.7 Sichere Funktion

Für den Explosionsschutz beschreibt der Begriff sichere Funktion:


a) für Geräte gemäß Richtlinie 94/9/EG die der Kategorie entsprechende Zündquellen-
freiheit
b) für Schutzsysteme gemäß Richtlinie 94/9/EG die vorgesehene technische Wirksam-
keit
c) für Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen gemäß Richtlinie 94/9/EG die der
Zone entsprechende Wirksamkeit der Schutzfunktion (zur Vermeidung von wirksa-
men Zündquellen)
d) für sonstige technische Einrichtungen für die Explosionssicherheit die vorgesehene
technische Wirksamkeit

1)
Diese Prüfungen sind aus sich heraus keine Prüfungen im Sinne des § 15 BetrSichV.

51
TRBS 1201 Teil 1

3 Vorgehensweise bei Prüfungen von Anlagen in explosionsgefährdeten Be-


reichen – Ermittlung der Prüfanforderungen, Entwicklung von Prüfkonzep-
ten

3.1 Allgemeine Zielsetzung

Durch Prüfungen an überwachungsbedürftigen Anlagen in explosionsgefährdeten Berei-


chen gemäß § 14 Abs. 1 und 2 BetrSichV wird der ordnungsgemäße Zustand vor Inbe-
triebnahme der Anlagen nach Nr. 2.1 hinsichtlich Montage, Installation, Aufstellungsbe-
dingungen und sicherer Funktion festgestellt.
Die wiederkehrenden Prüfungen nach § 15 BetrSichV dienen der Sicherstellung des ord-
nungsgemäßen Zustandes der Anlagen hinsichtlich des Betriebs.

3.2 Festlegung von Prüfart und -umfang, Nutzung von Prüfkonzepten

3.2.1 Prüfarten und Prüfumfang

Siehe hierzu auch Nrn. 2.2 und 2.3 TRBS 1201. Bei der Festlegung der Prüfarten be-
rücksichtigt der Arbeitgeber/Betreiber die für die Feststellung des ordnungsgemäßen Zu-
standes erforderlichen Prüfschritte wie Sicht-, Nah- und Detailprüfungen sowie die Prü-
fung der sicheren Funktion. Prüfarten können kombiniert angewendet werden. Prüfarten
werden durch die Gefährdungsbeurteilung oder durch die sicherheitstechnische Bewer-
tung ermittelt; siehe hierzu Bild 1.

52
TRBS 1201 Teil 1

O rdn u n gs p rü fu ng

M ä n g e l b e se itig e n

E rg e b n is i.O .
ja n e in

T e c h n isch e P rü fu n g

S ich tp rü fu n g M ä n g e l b e se itig e n

n e in
E rg e b n is i.O .

ja M ä n g e l b e se itig e n
n e in
N a h p rü fu n g
e rfo rd e rlich ?

ja

N a h p rü fu n g

E rg e b n is i.O .
n e in ja n e in
D e ta ilp rü fu n g
e rfo rd e rlich ?

ja

D e ta ilp rü fu n g

E rg e b n is i.O .
ja n e in
n e in P rü fu n g d e r sich e re n
F u n ktio n e rfo rd e rlich

ja
P rü fu n g d e r sich e re n
F u n k tio n

E rg e b n is i.O .
ja n e in

V a lid ie ru n g d e s P rü fin terv alls


(m a x. 3 J a h re )

Bild 1: Prüfablauf im Rahmen der wiederkehrenden Prüfung

Die Empfehlungen und Prüfangaben der Hersteller der Geräte und Einrichtungen sind
einzubeziehen. Die Prüfarten sind den speziellen Belastungen im jeweiligen Betrieb an-
zupassen.
Der Prüfumfang ist für die Ex-Anlage gemäß Nr. 2.1 durch den Arbeitgeber/Betreiber, im
Bedarfsfall unter Hinzuziehung von internen oder externen fachkundigen Stellen, spezi-
fisch auf der Basis der Gefährdungsbeurteilung/ sicherheitstechnischen Bewertung fest-
zulegen.

53
TRBS 1201 Teil 1

3.2.1.1 Festlegung des Prüfumfangs für Prüfungen vor Inbetriebnahme nach § 14


BetrSichV

Bei den Prüfungen gemäß § 14 BetrSichV sind grundsätzlich zu prüfen:


1. Geräte, Schutzsysteme oder Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen im Sin-
ne des Artikels 1 der Richtlinie 94/9/EG2) hinsichtlich ihres Zustandes, ihrer Zusam-
menschaltung, ihrer Aufstellungsbedingungen und ihrer Installation/Montage auf ihre
Explosionssicherheit

2. Sicherheits-, Kontroll- und Regeleinrichtungen, die sich außerhalb der explosionsge-


fährdeten Bereiche befinden, daraufhin, ob durch sie
– bei den unter Ziffer 1 genannten Geräten deren ordnungsgemäße Zündquellen-
freiheit,
– bei den unter Ziffer 1 genannten Schutzsystemen deren Funktion
gewährleistet ist

3. Verbindungselemente hinsichtlich ihres Zustandes, ihrer Zusammenschaltung und


ihrer Installation/Montage auf ihre Explosionssicherheit (z.B. Verlegeart, Isolations-
widerstand von elektrischen Kabeln und Leitungen)

4. Bedeutsame Wechselwirkungen von Geräten, Schutzsystemen, Sicherheits-, Kon-


troll- oder Regelvorrichtungen und deren Verbindungselementen – untereinander
und anderen Anlagenteilen – sind zu berücksichtigen. Dazu gehören z.B. Prüfungen
des Potentialausgleiches, der Einbindung von Rohrleitungen in den Potentialaus-
gleich, zum Überspannungsschutz und zur Näherung im Blitzschutz, Ausrichtung von
Aggregaten (z.B. Pumpe-Kupplung-Motor).

3.2.1.2 Festlegung des Prüfumfangs für wiederkehrende Prüfungen nach § 15


BetrSichV

Bei den Prüfungen gemäß § 15 Abs. 15 BetrSichV sind grundsätzlich zu prüfen:


1. elektrische Geräte, Schutzsysteme und Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtun-
gen im Sinne der EG-Richtlinie 94/9/EG auf ihren ordnungsgemäßen Zustand und ih-
re ordnungsgemäße Zusammenschaltung
2. Mechanische Geräte im Sinne der EG-Richtlinie 94/9/EG, wenn sie schädigenden
Einflüssen ausgesetzt sind (z.B. durch mechanische Belastungen, starke Verschmut-
zung, Chemikalien, Feuchtigkeit, Kälte oder Hitze), die Einfluss auf die Explosions-
sicherheit haben, auf ihren ordnungsgemäßen Zustand und ihre ordnungsgemäße
Zusammenschaltung

2)
Dies bezieht sich auch auf Geräte, die im Rahmen einer Gestattung gemäß Explosionsschutzverord-
nung § 4 Abs. 5 in Verkehr gebracht wurden, sowie in Eigenbau erstellte Geräte.

54
TRBS 1201 Teil 1

3. Die in Nr. 3.2.1.1. unter Ziffer 2 genannten Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrich-
tungen auf ihre ordnungsgemäße Funktion entsprechend der ausgeführten Kategorie
4. Die in Nr. 3.2.1.1. unter Ziffer 4 genannten Wechselwirkungen von Geräten, Schutz-
systemen, Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen und deren Verbindungs-
elementen - untereinander und anderen Anlagenteilen
5. Mechanische Lüftungs- und Absauganlagen auf ihre Wirksamkeit
6. Gaswarnanlagen auf ihre Funktionsfähigkeit
7. Inertisierungseinrichtungen gemäß TRBS 2152 Teil 2 auf ihre Funktionsfähigkeit
nach den Maßgaben der Gefährdungsbeurteilung/sicherheitstechnischen Bewertung

Zusätzlich gilt:
Sofern andere Arbeitsmittel, Anlagenteile/Anlagen schädigenden Einflüssen ausgesetzt
sind (z.B. durch mechanische Belastungen, starke Verschmutzung, Chemikalien, Feuch-
tigkeit, Kälte oder Hitze), die Einfluss auf die Explosionssicherheit haben, unterliegen die-
se nach den auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung/sicherheitstechnischen Be-
wertung festgelegten Maßnahmen ebenso der Pflicht zur wiederkehrenden Prüfung. Die
Prüfung erstreckt sich auf ihren ordnungsgemäßen Zustand und ihre ordnungsgemäße
Zusammenschaltung.

3.2.2 Festlegen der Prüffristen für wiederkehrende Prüfungen nach § 15


BetrSichV

Der Betreiber muss im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung oder sicherheitstechni-


schen Bewertung die Prüffristen für Geräte und Einrichtungen festlegen. Die maximale
Zeitspanne für die wiederkehrende Prüfung der überwachungsbedürftigen Anlage beträgt
3 Jahre3). Die Prüffrist wird objektbezogen festgelegt. Dies gilt auch für Prüfungen gemäß
Nr. 3.2.3. Betriebserfahrungen und Angaben der Hersteller zu Prüffristen der Geräte und
Einrichtungen sind zu berücksichtigen.
Die Ermittlung der Prüffristen und Prüfanforderungen erfolgt in einer Gefährdungsbeurtei-
lung oder in einer sicherheitstechnischen Bewertung gemäß TRBS 1111 und ist in TRBS
1201 allgemein beschrieben.
In Abhängigkeit der Prüfergebnisse kann auch die Anpassung der Prüffristen erforderlich
sein (s. hierzu auch Bild 1).

3.2.3 Prüfkonzept

Zur Erhaltung des ordnungsgemäßen Zustandes der überwachungsbedürftigen Anlage


nach Nr. 2.1 kann ein Prüfkonzept erstellt werden, nach dem durch qualifiziertes Fach-
personal Maßnahmen, insbesondere instandhaltungsbegleitende Prüfungen, durchge-
führt werden.

3)
Für Anlagen, die nach § 15 Abs. 16 BetrSichV geprüft werden, beträgt die maximale Prüffrist für die
Prüfung durch die zugelassene Überwachungsstelle fünf Jahre.

55
TRBS 1201 Teil 1

Sofern dieses Prüfkonzept sicherheitstechnische Anforderungen der Prüfung nach § 15


BetrSichV berücksichtigt, können die Ergebnisse der instandhaltungsbegleitenden Prü-
fungen durch die befähigte Person zur Erfüllung der Anforderungen nach § 15 BetrSichV
herangezogen werden. In diesen Fällen bewertet die befähigte Person die Ergebnisse
der instandhaltungsbegleitenden Prüfungen und kann sie sich als seine Prüfung zu eigen
machen, sofern an Hand der Ergebnisse der Prüfungen eine klare Aussage über den An-
lagenzustand möglich ist. Ungeachtet dessen ist im Rahmen der technischen Prüfung
durch die befähigte Person zumindest eine stichprobenartige Kontrolle von Anlagenteilen
erforderlich.
Bemerkung:
Bei der Nutzung der instandhaltungsbegleitenden Prüfung als Prüfung gemäß § 15
BetrSichV ist für den Beginn der Prüffrist des Einzelobjektes der Zeitpunkt der instand-
haltungsbegleitenden Prüfung maßgebend.
Im Rahmen der Ordnungsprüfung hat sich die befähigte Person davon zu überzeugen,
dass innerhalb der festgelegten Prüffrist alle erforderlichen Prüfungen an der Anlage
durchgeführt wurden. Andernfalls sind diese innerhalb der Prüffrist nachzuholen.
In Abhängigkeit vom Prüfergebnis kann im Einzelfall auch die Anpassung des Prüfkon-
zeptes erforderlich sein.

3.3 Festlegung der mit der Prüfung beauftragten befähigten Person

Der Arbeitgeber/Betreiber legt fest, wer für die überwachungsbedürftige Anlage in explo-
sionsgefährdeten Bereichen (gemäß Nr. 2.1) die Prüfungen als befähigte Person (eigene
oder fremde befähigte Personen) durchführt. Der Arbeitgeber/Betreiber benennt und be-
auftragt die befähigten Personen mit der Prüfung. Die Verantwortung für die sachgerech-
te Auswahl liegt stets beim Arbeitgeber/Betreiber, auch wenn er externe "befähigte Per-
sonen" mit der Durchführung der Prüfung beauftragt. Die erforderliche Qualifikation von
befähigten Personen ist in den TRBS 1203 und TRBS 1203 Teil 1 beschrieben.

4 Durchführung der Prüfungen

4.1 Allgemeines

Grundsätzlich setzen sich Prüfungen aus Ordnungsprüfungen und technischen Prüfun-


gen zusammen. Dies gilt sowohl für Prüfungen nach § 14 Abs. 1 und 2 BetrSichV und
Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV als auch für Prüfungen nach § 15 BetrSichV.
Eine wiederkehrende Prüfung der Ex-Anlage im Sinne der Nr. 2.1 in Bezug auf den Ex-
plosionsschutz ist erfüllt, wenn die wiederkehrenden Prüfungen nach Nr. 3.2.1.2 und so-
weit erforderlich auch der Einrichtungen nach 2.1 Nr. 2 sowie deren funktionale Zusam-
menschaltung durchgeführt wurden.

56
TRBS 1201 Teil 1

Die nachfolgend aufgeführten Prüfarten sind für die Feststellung des ordnungsgemäßen
Zustandes der in den überwachungsbedürftigen Anlagen realisierten Explosionsschutz-
maßnahmen anwendbar4).

4.2 Ordnungsprüfung

Bei der Ordnungsprüfung gemäß Nr. 2.2.1 werden folgende Unterlagen herangezogen,
soweit sie aufgrund der Vorschriften für das Prüfobjekt gefordert sind. Dazu können z.B.
gehören:
– Sicherheitstechnische Bewertung/Gefährdungsbeurteilung, Explosionsschutzdoku-
ment, Betriebsanleitungen und Schaltpläne
– EG-Konformitätserklärungen, Konformitätsbescheinigungen
– Betriebsanleitungen des Herstellers
– Bescheinigung für eine Sonderanfertigung
– Ausnahmegenehmigungen
– Bescheinigungen über den ordnungsgemäßen Einbau von Anlageteilen (Errichterbes-
tätigungen), sofern der ordnungsgemäße Einbau bei der technischen Prüfung nicht
oder nur teilweise feststellbar ist, z.B. von flammendurchschlagsicheren Armaturen
oder Grenzwertgebern
– Prüfbücher
– Aufzeichnung der Prüfergebnisse/Prüfbescheinigung/Prüfbericht der letzten wieder-
kehrenden Prüfung
– Erlaubnisse oder Genehmigungsauflagen

Bei der wiederkehrenden Prüfung müssen die Unterlagen, die bei der Prüfung vor erst-
maliger Inbetriebnahme, nach einer wesentlichen Veränderung oder Änderung der Gerä-
te und Einrichtungen vorlagen, nur in dem Umfang herangezogen werden, wie es für die
Durchführung der technischen Prüfung erforderlich ist.
Die Ordnungsprüfung beschränkt sich bei wiederkehrenden Prüfungen auf die Vollstän-
digkeit der Prüfungen der Anlagenteile und auf Änderungen im Vergleich zur Prüfung vor
Inbetriebnahme (bei instandhaltungsbegleitenden Prüfungen siehe hierzu auch Nr.
3.2.3).

4.3 Technische Prüfung

Die technische Prüfung kann sich in Abhängigkeit von dem Prüfkonzept und den geräte-
bezogenen Prüfanforderungen aus Sichtprüfungen, sofern erforderlich Nah- oder Detail-
prüfungen, sowie der Prüfung der sicheren Funktion zusammensetzen.

4)
Anlagenspezifische Festlegungen und spezielle Prüfarten, die nicht den Explosionsschutz betreffen,
bleiben hiervon unberührt.

57
TRBS 1201 Teil 1

Zur Konkretisierung der technischen Prüfungen können die einschlägig bekannten und
unter den Fachleuten akzeptierten technischen Regeln, Richtlinien und Normen dienen.
Die Mess- und Prüfangaben in der Betriebsanleitung der Hersteller für Geräte und Ein-
richtungen sind zu berücksichtigen. Besondere Anforderungen können sich aus dem be-
sonderen Betrieb oder den Genehmigungsbescheiden für die überwachungsbedürftige
Anlage ergeben.
Bei der Prüfung vor Inbetriebnahme nach § 14 Abs. 1 bis 3 BetrSichV von Geräten und
Einrichtungen, die gemäß Explosionsschutzverordnung in Verkehr gebracht worden sind,
wird im Rahmen der technischen Prüfung die Überprüfung der ordnungsgemäßen Mon-
tage, Installation, der Aufstellungsbedingungen sowie der sicheren Funktion durchge-
führt. Zu dieser Prüfung gehören unter anderem:
– Prüfung der sicheren Funktion der Geräte:
Prüfung eines Gerätes, unmittelbar oder anhand relevanter Parameter, auf die vorge-
sehene Zündquellenfreiheit (z.B. ausreichender Isolationswiderstand einer elektri-
schen Leitung, Unversehrtheit eines Gehäuses oder der Spaltflächen)
– Prüfung der sicheren Funktion der Schutzsysteme:
Prüfung der technischen Wirksamkeit unmittelbar oder anhand relevanter Parameter
(Unterdrückungsanlagen etc.)
– Prüfung der sicheren Funktion von Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen
(Motorschutzschalter, Trockenlaufschutz von Spaltrohrmotorpumpen)
– Prüfung der der Zone entsprechenden Wirksamkeit der Schutzfunktion unmittelbar
oder anhand relevanter Parameter (z.B. bei Inertisierungseinrichtungen zur Zonenre-
duzierung)
– Prüfung der sicheren Funktion sonstiger technischer Einrichtungen für die Explosions-
sicherheit (z.B. Unversehrtheit einer Dämmung zur Verhinderung heißer Oberflächen)
– Prüfung der vorgesehenen technischen Wirksamkeit unmittelbar oder anhand relevan-
ter Parameter (z.B. Lüftungseinrichtungen)

Sofern eine EG-Konformitätserklärung oder eine entsprechende Darstellung im Explosi-


onsschutzdokument vorliegt, wird bei der Prüfung der sicheren Funktion einzelner Geräte
und Schutzsysteme im Sinne der EG-Richtlinie 94/9/EG im Rahmen der Prüfung vor In-
betriebnahme die Einhaltung der Beschaffenheitsanforderungen nicht mehr geprüft.

5 Überprüfung nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV

5.1 Zielsetzung der Überprüfung

Vor der erstmaligen Benutzung von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen


sind Überprüfungen nach Anhang 4 Abschnitt A, Nr. 3.8 BetrSichV durchzuführen. Sie
dienen der Feststellung der Explosionssicherheit der Arbeitsplätze einschließlich der Ar-
beitsmittel und der Arbeitsumgebung. Wegen der Definition der überwachungsbedürfti-
gen Anlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BetrSichV betrifft diese Überprüfung

58
TRBS 1201 Teil 1

auch Arbeitsplätze an überwachungsbedürftigen Anlagen in explosionsgefährdeten Be-


reichen. Die Überprüfung nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV stellt eine ge-
samtheitliche Systembetrachtung unter Einbeziehung aller Funktionseinheiten und deren
Wechselwirkungen zum Schutz von Beschäftigten und Dritten dar. Sie dient dem Nach-
weis der Richtigkeit des Explosionsschutzkonzepts und seiner Umsetzung in die gesam-
te überwachungsbedürftige Anlage und kann sich auf bereits durchgeführte Prüfungen
abstützen (siehe Nrn. 3 und 4).

5.2 Inhalt der Überprüfung

Die Überprüfung der Umsetzung der Anforderungen nach BetrSichV Anhang 4 Nr. 3.8
BetrSichV setzt sich aus folgenden Prüfschritten zusammen:

5.2.1 Prüfung der sachlichen Richtigkeit des Explosionsschutzkonzeptes – entfällt bei


Anlagen, für die im Wege des Erlaubnisverfahrens diese Prüfung bereits erfolgt ist.

5.2.2 Prüfung der Konkretisierung des Explosionsschutzkonzeptes im Explosions-


schutzdokument. Sofern kein Explosionsschutzdokument erforderlich ist, erfolgt die Prü-
fung auf der Grundlage der Festlegungen der sicherheitstechnischen Bewertung.

5.2.3 Prüfung der Umsetzung des Explosionsschutzkonzeptes für den konkreten Be-
reich. Dieser Prüfschritt beinhaltet die ganzheitliche Prüfung der Umsetzung aller organi-
satorischen und technischen Maßnahmen. Prüfergebnisse anderer fachkundiger Perso-
nen und Prüfergebnisse nach § 14 Abs. 1 oder 2 BetrSichV können herangezogen wer-
den.

Zu prüfen sind dazu:


1. Das Explosionsschutzkonzept vor dem Hintergrund der örtlichen Gegebenheiten.
2. Die Umsetzung der gemäß Explosionsschutzkonzept erforderlichen vorbeugenden
und konstruktiven Explosionsschutzmaßnahmen einschließlich der Maßnahmen und
Vorkehrungen für vorhersehbare Störungen, z.B.
– das Vorhandensein eines Zonenplans,
– die Umsetzung des Zonenplans daraufhin, ob die explosionsgefährdeten Bereiche
gemäß Zonenplan realisiert sind,
– Geräte und Schutzsysteme daraufhin, ob sie für die Zonen, in denen sie verwen-
det werden sollen, auf Grund ihrer Klassifikation geeignet sind,
– Arbeitsmittel und zugehörige Verbindungsvorrichtungen, die nicht Geräte, Schutz-
systeme oder Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen im Sinne der Richtli-
nie 94/9/EG sind, auf ihre Eignung und Funktionsfähigkeit,
– mechanische Lüftungs- oder Absauganlagen für den Explosionsschutz auf ihre
Wirksamkeit,

59
TRBS 1201 Teil 1

– Gaswarnanlagen zur Vermeidung oder Einschränkung der Explosionsgefahr auf


ihre Funktionsfähigkeit,
– sonstige Arbeitsmittel daraufhin, ob sie für die Verwendung in den entsprechen-
den explosionsgefährdeten Bereichen geeignet sind,
– Verbindungseinrichtungen daraufhin, ob sie eine Explosionsgefahr darstellen kön-
nen, wobei auch die Gefahr des Vertauschens zu berücksichtigen ist,
– das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit sonstiger zum Explosionsschutz er-
forderlicher technischer Einrichtungen,
– andere Einrichtungen, Ausrüstungen und Bauwerksteile sowie persönliche
Schutzausrüstungen daraufhin, ob sie für die Verwendung in den entsprechenden
explosionsgefährdeten Bereichen geeignet sind (z.B. bei Fußböden, Auskleidun-
gen oder Arbeitsschuhen ihre elektrostatische Ableitfähigkeit; Blitzschutzanlage),
– das Vorhandensein und die Wahrnehmbarkeit der Kennzeichnung der explosions-
gefährdeten Bereiche und
– das Vorhandensein und die Durchführbarkeit sonstiger zum Explosionsschutz er-
forderlicher organisatorischer Maßnahmen.

Eine detaillierte Liste einzelner Prüfpunkte befindet sich im Anhang.

5.3 Erneute Überprüfung nach Anhang 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV

Eine erneute Überprüfung im Sinne des Anhangs 4 Abschnitt A Nr. 3.8 BetrSichV ist nur
erforderlich, wenn die zur Gewährleistung des Explosionsschutzes erforderlichen Bedin-
gungen soweit verändert wurden, dass die Explosionssicherheit der Arbeitsplätze und
der Arbeitsumgebung sowie der Maßnahmen zum Schutz von Dritten beeinträchtigt wur-
de.

6 Dokumentation

Die Ergebnisse der Prüfungen gemäß §§ 14 und 15 BetrSichV sind nach Vorgabe des
§ 19 Abs. 1 Satz 2 BetrSichV aufzuzeichnen. Die Aufzeichnung kann in Papierform oder
in elektronischen Systemen erfolgen. Die Prüfdokumentationen sind am Betriebsort ver-
fügbar zu halten.

60
TRBS 1201 Teil 1

Anhang

Typische Prüfpunkte zur Durchführung von Überprüfungen nach Anhang 4 Ab-


schnitt A, Nr. 3.8 BetrSichV

Dieser Anhang dient zur Strukturierung von Überprüfungen nach Anhang 4 Abschnitt A,
Nr. 3.8 BetrSichV. Die Detaillierungstiefe der erforderlichen Informationen hängt vom
Einzelfall ab.
1 Liegt die verfahrenstechnische Beschreibung vor?

2 Stoffdaten (Eingangsstoffe, Zwischen- und Ausgangsprodukte)


2.1 Sind die relevanten sicherheitstechnischen Kenngrößen bekannt?
2.2 Gibt es "besondere" Stoffe, z.B. Oxidationsmittel, pyrophore Stoffe oder hochgradig
instabile Stoffe?
Bei diesen Stoffen treten zusätzliche Gefährdungen auf, die nicht Gegenstand die-
ser Überprüfungen zum Explosionsschutz sind. Hinsichtlich der Auswirkungen als
potenzielle Zündquellen sind diese zu berücksichtigen.

3 Betrachtungen für das Innere von Apparaten/Rohrleitungen auch bei Abwei-


chungen von den Betriebsbedingungen
3.1 Liegen explosionsfähige Gemische vor oder können sie entstehen? Sind sie ein-
deutig identifizierbar?
3.2 Sind Maßnahmen ergriffen, konzeptionell richtig und richtig ausgeführt, welche die
Bildung explosionsfähiger Gemische einschränken oder verhindern?
3.3 Ist eine Klassifizierung der Wahrscheinlichkeit bzgl. des Vorliegens explosionsfähi-
ger Gemische (im Sinne einer Ex-Zonen-Einteilung) erfolgt?
3.4 Sind mögliche Zündquellen identifiziert und klassifiziert hinsichtlich der Wahrschein-
lichkeit ihres Auftretens (Zündquellenliste)?
3.5 Ist die Klassifizierung unter Berücksichtigung der getroffenen Maßnahmen richtig
und gemäß der Wahrscheinlichkeit bzgl. des Vorliegens explosionsfähiger Gemi-
sche ausreichend (unter Berücksichtigung auch der Apparatewerkstoffe, Betriebs-
mittel und Ausrüstungen sowie Verfahrensweisen)?
3.6 Ist die Unabhängigkeit des Auftretens explosionsfähiger Gemische und Zündquel-
len gegeben?
Wenn nein: Sind entsprechende Maßnahmen getroffen?
3.7 Sind Maßnahmen zum konstruktiven Explosionsschutz notwendig, konzeptionell
richtig und richtig ausgeführt?
3.8 Ist eine Explosionsübertragung von innen nach außen bzw. von außen nach innen
möglich und sicher verhindert?

61
TRBS 1201 Teil 1

4 Betrachtungen für die Umgebung von Apparaten/Rohrleitungen


4.1 Sind die betrieblichen und potentiellen Freisetzungsquellen an Apparaten/Rohr-
leitungen, Beschickungs-/Entleerungs-/Abfüllstellen identifiziert und klassifiziert?
4.2 Sind die wirksamen Lüftungsparameter bestimmt?
4.3 Ist die mit Hilfe der Ergebnisse der Nrn. 4.1 und 4.2 vorgenommene Zoneneintei-
lung richtig?
4.4 Sind von den Nrn. 4.1 und 4.2 abweichende Methoden verwendet worden und ist
die dabei getroffene Zoneneinteilung richtig?
4.5 Wurde die Auswahl der Arbeitsmittel inklusive Ausrüstungsteile, Verpackungsmate-
rialien, Persönliche Schutzausrüstungen etc. auf der Grundlage der Zoneneintei-
lung getroffen? Werden gemäß der Zoneneinteilung geeignete Geräte entsprechen-
der Kategorien im Sinne von Anhang 4 Abschnitt B BetrSichV eingesetzt bzw. lie-
gen bei Abweichungen Einzelbewertungen vor, die im Explosionsschutzdokument
niedergelegt und richtig sind?
4.6 Ist die unverzügliche Entfernung freigesetzter brennbarer (insbesondere staubför-
miger abgelagerter) Stoffe über organisatorische Regelungen gewährleistet?
4.7 Sind die Verfahrensanweisungen für den Betrieb in Bezug auf die Zoneneinteilung
richtig?

5 Auswirkungsbegrenzung
5.1 Gibt es über das übliche Maß (siehe TRBS 2152 Teil 1) hinausgehende Auswir-
kungen eines Explosionsereignisses?
5.2 Sind die zur Begrenzung der Auswirkungen getroffenen Maßnahmen konzeptionell
ausreichend und richtig ausgeführt?

6 Dokumentation
6.1 Liegt ein Explosionsschutzdokument gemäß § 6 BetrSichV vor?
6.2 Liegen die erforderlichen Dokumentationen für die in Ex-Bereichen verwendeten
Arbeitsmittel vor?
6.3 Liegen die erforderlichen Bescheinigungen über den ordnungsgemäßen Einbau
von Anlagenteilen vor?
6.4 Liegen die erforderlichen Prüfbescheinigungen gemäß § 19 BetrSichV (explosions-
schutzrelevante Bescheinigungen) vor?
6.5 Liegen Instandhaltungs-, Prüf- und Wartungspläne zum Explosionsschutz für die
Arbeitsmittel (soweit erforderlich) vor?
6.6 Sind die Anforderungen an die "Befähigten Personen" (Ex-Schutz) festgelegt?

7 Organisation
7.1 Liegen die für den Explosionsschutz relevanten Anweisungen vor?

62
TRBS 1201 Teil 1

7.2 Liegen Anweisungen zu Risiken vor, die besondere Maßnahmen erfordern (z.B. bei
Betriebsstörungen)?
7.3 Ist die Koordination und Kontrolle bei Arbeiten an unterschiedlichen Gewerken (ge-
genseitige Gefährdung) festgelegt?
7.4 Sind die Ex-Bereiche eindeutig gekennzeichnet?
7.5 Sind die erforderlichen Flucht- und Rettungswege vorhanden und ausreichend ge-
kennzeichnet?
7.6 Sind die erforderlichen Fluchtmittel vorhanden?
7.7 Ist der Zugang Unbefugter ausreichend verhindert?

63
Technische Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1203

Befähigte Personen
– Allgemeine Anforderungen –

Ausgabe November 2004

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 1203

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat diese TRBS im Januar 2005 im
Bundesarbeitsblatt (BArbBl.) Heft 1 veröffentlicht.

65
TRBS 1203

Vorbemerkung

Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) gibt dem Stand der Technik, der
Arbeitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswis-
senschaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln so-
wie für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS)
ermittelt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Bundesarbeitsblatt be-
kannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 67

2 Anforderungen an befähigte Personen


2.1 Berufsausbildung ......................................................................................... 67
2.2 Berufserfahrung ........................................................................................... 67
2.3 Zeitnahe berufliche Tätigkeit ....................................................................... 67

3 Weisungsfreiheit ................................................................................................... 68

66
TRBS 1203

1 Anwendungsbereich

Der Arbeitgeber muss befähigte Personen mit der Prüfung von Arbeitsmitteln auf der
Grundlage der Gefährdungsbeurteilung nach § 3 BetrSichV beauftragen, wenn zutreffen-
de Bestimmungen der §§ 10, 11, 14, 15 und 17 sowie des Anhangs 2 Nr. 5.2 und des
Anhangs 4 Teil A Nr. 3.8 der BetrSichV zur Anwendung kommen.
Befähigte Personen verfügen entsprechend § 2 Abs. 7 BetrSichV für diese Tätigkeit über
Fachkenntnisse, die sie durch
1. Berufsausbildung,
2. Berufserfahrung und
3. zeitnahe berufliche Tätigkeit
erworben haben.
Diese Technische Regel konkretisiert die Voraussetzungen für die fachliche Befähigung
und Anforderungen an die Weisungsfreiheit einer befähigten Person.
Dieser Teil stellt allgemeine Anforderungen, die alle befähigten Personen erfüllen müs-
sen.
Die Teile 1 und folgende enthalten die bei bestimmten Gefährdungen oder Arbeitsmitteln
zusätzlich zu erfüllenden Anforderungen.

2 Anforderungen an befähigte Personen

2.1 Berufsausbildung

Die befähigte Person muss eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, die es ermög-
licht, ihre beruflichen Kenntnisse nachvollziehbar festzustellen. Die Feststellung soll auf
Berufsabschlüssen oder vergleichbaren Nachweisen beruhen.

2.2 Berufserfahrung

Berufserfahrung setzt voraus, dass die befähigte Person eine nachgewiesene Zeit im Be-
rufsleben praktisch mit Arbeitsmitteln umgegangen ist. Dabei hat sie genügend Anlässe
kennen gelernt, die Prüfungen auslösen, zum Beispiel im Ergebnis der Gefährdungsbe-
urteilung oder aus arbeitstäglicher Beobachtung.

2.3 Zeitnahe berufliche Tätigkeit

Eine zeitnahe berufliche Tätigkeit im Umfeld der anstehenden Prüfung des Prüfgegen-
standes und eine angemessene Weiterbildung sind unabdingbar. Die befähigte Person
muss Erfahrungen über die Durchführung der anstehenden Prüfung oder vergleichbarer
Prüfungen gesammelt haben. Die befähigte Person muss über Kenntnisse zum Stand

67
TRBS 1203

der Technik hinsichtlich des zu prüfenden Arbeitsmittels und der zu betrachtenden Ge-
fährdungen verfügen.
Die Anforderungen der Nummern 2.1 bis 2.3 leiten sich aus der Art der durchzuführen-
den Prüfungen ab.

3 Weisungsfreiheit

Die befähigte Person unterliegt bei ihrer Prüftätigkeit keinen fachlichen Weisungen und
darf wegen dieser nicht benachteiligt werden.

68
Technische Regeln
für Betriebssicherheit
TRBS 1203
Teil 1

Befähigte Personen
Besondere Anforderungen –
Explosionsgefährdungen

Ausgabe November 2004

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 1203 Teil 1

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat diese TRBS im Januar 2005 im
Bundesarbeitsblatt (BArbBl.) Heft 1 veröffentlicht.

70
TRBS 1203 Teil 1

Vorbemerkung

Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) gibt dem Stand der Technik, der
Arbeitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte arbeitswis-
senschaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln so-
wie für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS)
ermittelt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Bundesarbeitsblatt be-
kannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 72

2 Anforderungen an befähigte Personen


2.1 Berufsausbildung ......................................................................................... 72
2.2 Berufserfahrung ........................................................................................... 72
2.3 Zeitnahe berufliche Tätigkeit ....................................................................... 72

3 Anerkennung, alternative Anforderungen


3.1 Anerkennung ............................................................................................... 73
3.2 Alternative Anforderungen ........................................................................... 73

71
TRBS 1203 Teil 1

1 Anwendungsbereich

Dieser Teil stellt zusätzliche Anforderungen, die alle befähigten Personen erfüllen müs-
sen, denen Prüfungen zum Schutz vor Explosionsgefährdungen übertragen werden. Die-
se sind ergänzend zu den allgemeinen Anforderungen zu erfüllen.

2 Anforderungen an befähigte Personen

2.1 Berufsausbildung

Die befähigte Person für die Prüfungen zum Explosionsschutz gemäß § 14 Abs. 1 bis 3
und 6 sowie § 15 BetrSichV muss eine technische Berufsausbildung abgeschlossen ha-
ben oder eine andere für die vorgesehenen Prüfaufgaben ausreichende technische Qua-
lifikation besitzen, welche die Gewähr dafür bietet, dass die Prüfungen ordnungsgemäß
durchgeführt werden.
Die befähigte Person für die Prüfungen zum Explosionsschutz gemäß Anhang 4 Teil A
Nr. 3.8 BetrSichV muss über
– ein einschlägiges Studium oder
– eine vergleichbare technische Qualifikation oder
– eine andere technische Qualifikation mit langjähriger Erfahrung auf dem Gebiet der
Sicherheitstechnik
verfügen und auf Grund umfassender Kenntnisse des Explosionsschutzes einschließlich
des zugehörigen Regelwerkes die Gewähr dafür bieten, dass die Prüfungen ordnungs-
gemäß durchgeführt werden.

2.2 Berufserfahrung

Die befähigte Person für die Prüfungen zum Explosionsschutz nach § 14 Abs. 1 bis 3
und § 15 BetrSichV muss eine mindestens einjährige Erfahrung mit der Herstellung, dem
Zusammenbau oder der Instandhaltung der Anlagen oder Anlagenkomponenten im Sin-
ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 BetrSichV besitzen.
Die befähigte Person für die Prüfungen zum Explosionsschutz nach § 14 Abs. 6
BetrSichV muss eine mindestens einjährige Erfahrung mit der Herstellung oder Instand-
setzung von Geräten, Schutzsystemen oder Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtun-
gen im Sinne des Artikels 1 der Richtlinie 94/9/EG besitzen.

2.3 Zeitnahe berufliche Tätigkeit

Die befähigte Person für die Prüfungen zum Explosionsschutz nach § 14 Abs. 1 bis 3
und 6 sowie § 15 BetrSichV muss über die im Einzelnen erforderlichen Kenntnisse des
Explosionsschutzes sowie der relevanten technischen Regelungen verfügen und sofern

72
TRBS 1203 Teil 1

erforderlich diese Kenntnisse aktualisieren, zum Beispiel durch Teilnahme an Schulun-


gen oder Unterweisungen.
Die befähigte Person für die Prüfungen zum Explosionsschutz nach Anhang 4 Teil A Nr.
3.8 BetrSichV muss regelmäßig durch Teilnahme an einem einschlägigen Erfahrungs-
austausch auf dem Gebiet des Explosionsschutzes fortgebildet werden.

3 Anerkennung, alternative Anforderungen

3.1 Anerkennung

Die befähigte Person nach § 14 Abs. 6 BetrSichV muss von der zuständigen Behörde für
diese Prüfungen anerkannt sein.

3.2 Alternative Anforderungen

Aufgaben der befähigten Personen nach § 14 Abs. 1 bis 3 und § 15 sowie Anhang 4 Teil
A Nr. 3.8 BetrSichV können auch von Zugelassenen Überwachungsstellen wahrgenom-
men werden, welche die Zulassung für Anlagen nach § 1 Abs. 2 Nr. 3 und 4 BetrSichV
besitzen.

73
Technische Regeln für
Betriebssicherheit und TRBS 2152
Gefahrstoffe
TRGS 720

Gefährliche explosions-
fähige Atmosphäre
Allgemeines

Ausgabe Juni 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 2152

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS/TRGS im Bundesanzei-
ger Nr. 103a vom 2. Juni 2006 veröffentlicht.

75
TRBS 2152

Vorbemerkung

Bei der nachfolgenden Technischen Regel handelt es sich um eine Technische Regel für
Betriebssicherheit (TRBS) und eine Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS).
Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS 2152) gibt dem Stand der
Technik, der Arbeitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte
arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeits-
mitteln sowie für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) ermittelt und vom Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales im Bundesarbeitsblatt bekannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Diese Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 720) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte wissenschaft-
liche Erkenntnisse für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, einschließlich deren Einstufung und
Kennzeichnung, wieder. Sie wird vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) ermittelt und
vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt bekannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) hinsichtlich
der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von geeigneten
Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der Arbeit-
geber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Gefahrstoffverordnung
für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat er die gleich-
wertige Erfüllung der in der Gefahrstoffverordnung enthaltenen Anforderungen in der Do-
kumentation der Gefährdungsbeurteilung zu begründen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 77

2 Begriffsbestimmungen
2.1 Grundlegende Begriffsbestimmungen ......................................................... 77
2.2 Explosionsgefährdete Bereiche ................................................................... 78
2.3 Für die Beurteilung der Gefährdung und die Festlegung von Maßnahmen
bedeutsame sicherheitstechnische Kenngrößen ........................................ 79

3 Erkennen und Vermeiden von Explosionsgefährdungen .................................... 81

76
TRBS 2152

1 Anwendungsbereich

(1) Diese Technische Regel gilt für die Beurteilung der Explosionsgefährdungen durch
Stoffe, die gefährliche explosionsfähige Atmosphäre bilden können und für die Auswahl
und Durchführung geeigneter Schutzmaßnahmen.

(2) Diese Technische Regel gilt nicht für eine Beurteilung der Maßnahmen zum Vermei-
den von Gefährdungen durch explosionsfähige Gemische unter anderen als atmosphäri-
schen Bedingungen (erhöhter Druck, erhöhte Temperatur) oder mit anderem Reaktions-
partner als Luft sowie Gefährdungen durch chemisch instabile Stoffe.

(3) Im Text dieser Technischen Regel hervorgehobene Hinweise beschreiben besonde-


re Umstände, die der vertieften Behandlung durch den Arbeitgeber/Betreiber bedürfen.
Im Text dieser Technischen Regel hervorgehobene Bemerkungen dienen der näheren
Erläuterung eines Sachverhaltes.

2 Begriffsbestimmungen

2.1 Grundlegende Begriffsbestimmungen

(1) Brennbarer Stoff ist ein Stoff in Form von Gas, Dampf, Flüssigkeit, Feststoff oder
Gemischen davon, der bei Entzündung eine exotherme Reaktion mit Luft eingehen kann.

(2) Normalbetrieb ist der Zustand, in dem die Arbeitsmittel oder Anlagen und deren Ein-
richtungen innerhalb ihrer Auslegungsparameter benutzt oder betrieben werden.
Bemerkung: Inspektion und Wartung sowie die Freisetzung geringer Mengen brennbarer Stoffe können
zum Normalbetrieb gehören, z.B. die geringe Freisetzung von Stoffen
– aus Dichtungen, deren Wirkungen auf der Benetzung durch die geförderte Flüssigkeit beruht oder
– bei betriebsüblichen Störungen (z.B. Abrutschen eines Sackes von einer Fülleinrichtung).
Störungen (z.B. Versagen von Dichtungen, von Pumpen oder Flanschen oder die Freisetzung von Stoffen
infolge von Unfällen), die z.B. Instandsetzung oder Abschaltung erfordern, werden nicht als Normalbetrieb
angesehen.

(3) Explosionsfähiges Gemisch ist ein Gemisch aus brennbaren Gasen, Dämpfen, Ne-
beln oder Stäuben, in dem sich ein Verbrennungsvorgang nach erfolgter Zündung auf
das gesamte unverbrannte Gemisch überträgt.

(4) Explosionsfähige Atmosphäre ist ein Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen,
Dämpfen, Nebeln oder Stäuben unter atmosphärischen Bedingungen, in dem sich ein
Verbrennungsvorgang nach erfolgter Entzündung auf das gesamte unverbrannte Ge-
misch überträgt. Als atmosphärische Bedingungen im Sinne dieser Technischen Regel
gelten Gesamtdrücke von 0,8 bar bis 1,1 bar und Gemischtemperaturen von -20 °C bis
+60 °C.
Bemerkung: "Übertragung auf das gesamte unverbrannte Gemisch" ist im Sinne einer selbstständigen
Fortpflanzung der Reaktion zu verstehen.

77
TRBS 2152

(5) Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre ist eine explosionsfähige Atmosphäre, die


in einer solchen Menge (gefahrdrohende Menge) auftritt, dass besondere Schutzmaß-
nahmen für die Aufrechterhaltung des Schutzes von Sicherheit und Gesundheit der Be-
schäftigten oder Dritter erforderlich werden.

(6) Explosion im Sinne dieser Technischen Regel ist eine plötzliche Oxidationsreaktion
mit Anstieg der Temperatur, des Druckes oder beidem gleichzeitig.

(7) Deflagration ist eine Explosion, die sich mit Unterschallgeschwindigkeit fortpflanzt.

(8) Detonation ist eine Explosion, die sich mit Überschallgeschwindigkeit fortpflanzt; sie
ist gekennzeichnet durch eine Stoßwelle.

(9) Explosionsbereich ist der Bereich der Konzentration (Stoffmengenanteil) eines


brennbaren Stoffes in Luft, in dem eine Explosion auftreten kann.

(10) Selbstentzündung einer Staubschüttung ist die Entzündung von Stäuben, die da-
durch hervorgerufen wird, dass die Wärmeproduktionsgeschwindigkeit der Oxidations-
oder Zersetzungsreaktion der Stäube größer ist als die Wärmeverlustgeschwindigkeit an
die Umgebung.
(11) Hybrides Gemisch ist ein Gemisch von Luft mit brennbaren Stoffen in unterschiedli-
chen Aggregatzuständen. Beispiele für hybride Gemische sind Gemische aus Methan
und Kohlenstaub mit Luft oder Gemische aus Benzindampf und Benzintröpfchen mit Luft.

2.2 Explosionsgefährdete Bereiche

(1) Explosionsgefährdeter Bereich ist ein Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige


Atmosphäre auftreten kann. Ein Bereich, in dem explosionsfähige Atmosphäre nicht in
einer solchen Menge zu erwarten ist, dass besondere Schutzmaßnahmen erforderlich
werden, gilt nicht als explosionsgefährdeter Bereich.

(2) Zoneneinteilung
Explosionsgefährdete Bereiche werden nach Häufigkeit und Dauer des Auftretens ge-
fährlicher explosionsfähiger Atmosphäre in Zonen unterteilt. Diese Einteilung dient als
Grundlage für die Festlegung von Maßnahmen, insbesondere zur Vermeidung der Ent-
zündung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre.

(3) Zone 0
Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und
brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln ständig, über lange Zeiträume oder häufig
vorhanden ist.
Bemerkung: Der Begriff "häufig" ist im Sinne von "zeitlich überwiegend" zu verwenden.

(4) Zone 1
Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich eine gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln bilden
kann.

78
TRBS 2152

(5) Zone 2
Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine gefährliche explosionsfähige Atmosphäre als
Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln normalerweise nicht
oder aber nur kurzzeitig auftritt.
Bemerkung: Dies ist gleichbedeutend damit, dass gefährliche explosionsfähige Atmosphäre nur selten
und auch nur kurzzeitig auftritt.

(6) Zone 20
Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der
Luft enthaltenem brennbaren Staub ständig, über lange Zeiträume oder häufig vorhan-
den ist.
Bemerkung: Der Begriff "häufig" ist im Sinne von "zeitlich überwiegend" zu verwenden.

(7) Zone 21
Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich gefährliche explosionsfähige Atmo-
sphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub bilden kann.

(8) Zone 22
Bereich, in dem bei Normalbetrieb gefährliche explosionsfähige Atmosphäre in Form ei-
ner Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub normalerweise nicht oder aber
nur kurzzeitig auftritt.
Bemerkung: Dies ist gleichbedeutend damit, dass gefährliche explosionsfähige Atmosphäre nur selten
und auch nur kurzzeitig auftritt.

(9) Schichten, Ablagerungen und Aufhäufungen von brennbarem Staub sind wie jede
andere Ursache, die zur Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre führen kann,
zu berücksichtigen.

2.3 Für die Beurteilung der Gefährdung und die Festlegung von Maßnahmen
bedeutsame sicherheitstechnische Kenngrößen

(1) Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur, bei der unter festgelegten Versuchsbe-
dingungen eine Flüssigkeit, brennbares Gas oder brennbaren Dampf in solcher Menge
abgibt, dass bei Kontakt mit einer wirksamen Zündquelle sofort eine Flamme auftritt.

(2) Explosionspunkte: Unterer Explosionspunkt (UEP) bzw. oberer Explosionspunkt


(OEP) einer brennbaren Flüssigkeit ist die Temperatur, bei der die Konzentration (Stoff-
mengenanteil) des gesättigten Dampfes im Gemisch mit Luft die untere bzw. obere Ex-
plosionsgrenze erreicht. Bei reinen Stoffen und azeotropen Gemischen lassen sich mit
Hilfe der Explosionspunkte und der Dampfdruckkurve die Explosionsgrenzen bestimmen.

(3) Explosionsgrenzen sind Grenzen des Explosionsbereiches. Untere Explosionsgren-


ze (UEG) bzw. obere Explosionsgrenze (OEG) ist der untere bzw. obere Grenzwert der
Konzentration (Stoffmengenanteil) eines brennbaren Stoffes in einem Gemisch von Ga-
sen, Dämpfen, Nebeln und/oder Stäuben, in dem sich nach dem Zünden eine von der
Zündquelle unabhängige Flamme gerade nicht mehr selbstständig fortpflanzen kann.

79
TRBS 2152

(4) Sauerstoffgrenzkonzentration (SGK) ist die maximale Sauerstoffkonzentration (Stoff-


mengenanteil) in einem Gemisch eines brennbaren Stoffes mit Luft und inertem Gas
oder Staub, in dem eine Explosion nicht auftritt; sie wird bestimmt unter festgelegten Ver-
suchsbedingungen.

(5) Mindestzündenergie (MZE) ist die unter festgelegten Versuchsbedingungen ermittel-


te, kleinste in einem Kondensator gespeicherte elektrische Energie, die bei Entladung
ausreicht, das zündwilligste Gemisch einer explosionsfähigen Atmosphäre zu entzünden.

(6) Zündtemperatur (eines brennbaren Gases oder einer brennbaren Flüssigkeit) ist die
unter festgelegten Versuchsbedingungen ermittelte niedrigste Temperatur einer heißen
Oberfläche, bei der die Entzündung eines brennbaren Stoffes als Gas/Luft- oder Dampf/
Luft-Gemisch eintritt.

(7) Mindestzündtemperatur einer explosionsfähigen Atmosphäre ist die Zündtemperatur


eines brennbaren Gases oder des Dampfes einer brennbaren Flüssigkeit oder einer
Staubwolke; sie wird jeweils unter festgelegten Versuchsbedingungen bestimmt.

(8) Mindestzündtemperatur einer Staubschicht ist die unter festgelegten Versuchsbedin-


gungen ermittelte niedrigste Temperatur einer heißen Oberfläche, bei der die Staub-
schicht entzündet wird.

(9) Mindestzündtemperatur einer Staubwolke ist die unter festgelegten Versuchsbedin-


gungen ermittelte niedrigste Temperatur einer heißen Oberfläche, bei der sich das zünd-
willigste Gemisch des Staubes mit Luft entzündet.

(10) Glimmtemperatur ist die Mindestzündtemperatur einer Staubschicht von 5 mm Di-


cke.
(11) Schwelpunkt ist die niedrigste Temperatur, bei der ein Staub brennbare dampf-
oder gasförmige Produkte ("Schwelgas") in solchen Mengen entwickelt, dass diese im
Luftraum oberhalb der Schüttung durch eine kleine Flamme entzündet werden können.

(12) Explosionsdruck (pex) ist der unter festgelegten Versuchsbedingungen ermittelte


Druck, der in einem geschlossenen Behälter bei der Explosion einer explosionsfähigen
Atmosphäre mit bestimmter Zusammensetzung auftritt. Maximaler Explosionsdruck
(pmax) ist der höchste ermittelte Explosionsdruck, der bei Änderung der Brennstoffanteile
auftritt.
(13) Maximaler zeitlicher Druckanstieg ((dp/dt)max) ist der unter festgelegten Versuchs-
bedingungen bei Änderung der Brennstoffanteile ermittelte höchste zeitliche Druckan-
stieg in einem geschlossenen Behälter, der bei der Explosion einer explosionsfähigen
Atmosphäre auftritt.

80
TRBS 2152

3 Erkennen und Vermeiden von Explosionsgefährdungen

(1) Im Rahmen seiner Verpflichtung nach § 5 ArbSchG hat der Arbeitgeber die Gefähr-
dung seiner Beschäftigten durch Explosionen zu ermitteln, zu beurteilen und die notwen-
digen Schutzmaßnahmen abzuleiten. Dabei sind die folgenden Gesichtspunkte zu be-
achten:
1. Es ist zu prüfen, ob brennbare feste, flüssige, gasförmige oder staubförmige Stoffe
betriebsmäßig vorhanden sind oder unter den in Betracht zu ziehenden Betriebszu-
ständen gebildet werden können. Siehe hierzu TRBS 2152 Teil 1/TRGS 721.
2. Wenn brennbare Stoffe betriebsmäßig vorhanden sind oder gebildet werden können,
muss festgestellt werden, ob nach Art des Auftretens dieser brennbaren Stoffe über-
haupt mit der Bildung explosionsfähiger Atmosphäre zu rechnen ist. Siehe hierzu
TRBS 2152 Teil 1/TRGS 721.
3. Es ist zu beurteilen, ob die zu erwartenden Mengen explosionsfähiger Atmosphäre
auf Grund der örtlichen und betrieblichen Verhältnisse gefahrdrohend sind. Siehe
hierzu TRBS 2152 Teil 1/TRGS 721.
4. Ist die Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre möglich, sind die unter 5.
und 7. aufgeführten Schutzmaßnahmen zu treffen.
5. Es sind bevorzugt Stoffe und Zubereitungen einzusetzen, die keine explosionsfähige
Atmosphäre bilden können.
Ist dies nach dem Stand der Technik nicht möglich, ist die Bildung von gefährlicher
explosionsfähiger Atmosphäre zu verhindern oder einzuschränken.
Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre ist gefahrlos zu beseitigen, soweit dies
nach dem Stand der Technik möglich ist.
6. Kann gefährliche explosionsfähige Atmosphäre durch die unter 5. genannten Maß-
nahmen nicht sicher verhindert werden, hat der Arbeitgeber zu beurteilen:
a) die Wahrscheinlichkeit und die Dauer des Auftretens gefährlicher explosionsfähi-
ger Atmosphäre,
b) die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins oder der Entstehung und des Wirk-
samwerdens von Zündquellen einschließlich elektrostatischer Entladungen und
c) die zu erwartenden Auswirkungen von Explosionen; besondere örtliche Verhält-
nisse sowie das übliche Maß (siehe hierzu TRBS 2152 Teil 1 Anhang/TRGS 721
Anhang) über- oder unterschreitende Explosionsgefährdungen müssen berück-
sichtigt werden.
7. Aus der unter 6. genannten Beurteilung hat der Arbeitgeber die erforderlichen Maß-
nahmen zum Schutz der Beschäftigten abzuleiten:
a) Maßnahmen, welche eine Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
verhindern oder einschränken (Vermeiden explosionsfähiger Atmosphäre). Siehe
hierzu TRBS 2152 Teil 2/TRGS 722.
b) Maßnahmen, welche die Entzündung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
verhindern (Vermeiden wirksamer Zündquellen, einschließlich elektrostatischer
Entladungen).

81
TRBS 2152

c) Maßnahmen, welche die Auswirkungen einer Explosion auf ein unbedenkliches


Maß beschränken (konstruktiver Explosionsschutz).
In der Regel ist den Maßnahmen nach 7a) sicherheitstechnisch Vorrang zu geben.
Es ist deshalb zunächst zu überlegen, ob und wie weit diese Maßnahmen sinnvoll
angewendet werden können. Führt diese Überlegung nicht zu einer befriedigenden
Lösung, so sind nach sachkundigem Ermessen Maßnahmen nach 7b) oder 7c) oder
geeignete Kombinationen von Maßnahmen nach 7a), 7b) und 7c) anzuwenden. Für
die Festlegung von Maßnahmen nach 7b) sind die explosionsgefährdeten Bereiche
in Zonen einzuteilen (siehe hierzu TRBS 2152 Teil 1/TRGS 721).

(2) Der Prozess der Entscheidung gemäß Absatz 1 ist in Bild 1 für den Fall der das übli-
che Maß nicht überschreitenden Auswirkungen einer Explosion in Form eines Abfrage-
schemas grafisch dargestellt.

(3) Die erforderlichen Explosionsschutzmaßnahmen müssen im Rahmen eines in sich


widerspruchsfreien Explosionsschutzkonzeptes ausgewählt und bewertet werden. Die
getroffenen Maßnahmen müssen im Explosionsschutzdokument festgehalten werden.

82
TRBS 2152

S in d b re n n b a re S to ffe vo rh a n d e n ? N e in K e in e E x p lo s io n ss c h u tzm a ß n a h m e n e rfo rd e rlic h !


Ja

K a n n d u rc h a u s re ic h e n d e V e rte ilu n g in L u ft e in
N e in K e in e E x p lo s io n ss c h u tzm a ß n a h m e n e rfo rd e rlic h !
e xp lo s io n s fä h ig e s G e m isc h e n ts te h e n ?
Ja

A b sc h ä tz u n g v o n Q u e lle n u n d M e n g e n
e xp lo s io n s fä h ig e r A tm o s p h ä re e rfo rd e rlich !
Ja

Is t d ie B ild u n g v o n g e fä h rlic h e r e x p lo s io n sfä h ig e r


N e in K e in e E x p lo s io n ss c h u tzm a ß n a h m e n e rfo rd e rlic h !
A tm o s p h ä re m ö g lic h ?
Ja

W e ite re
E xp lo sio n s -
s ch u tzm a ß -
nahm en
e rfo rd e rlich !

D ie B ild u n g g e fä h rlic h e r e x p lo s io n sfä h ig e r


A tm o s p h ä re so w e it w ie m ö g lic h e in s ch rä n k e n !

Is t d ie B ild u n g v o n g e fä h rlic h e r e x p lo s io n sfä h ig e r K e in e w e ite re n E x p lo sio n s s ch u tz m a ß n a h m e n


Ja
A tm o s p h ä re vö llig v e rh in d e rt? e rfo rd e rlic h !
N e in

W e ite re
E xp lo sio n s -
s ch u tzm a ß -
nahm en
e rfo rd e rlich !

G e fä h rlic h e e x p lo s io n s fä h ig e A tm o s p h ä re v o rh a n d e n
s tä n d ig , la n g z e itig g e le g e n tlic h s e lte n u n d
o d e r h ä u fig k u rzz e itig
d u rc h G a se ,
D ä m p fe , N e b e l: Zone 0 Zone 1 Zone 2
d u rc h S tä u b e : Zone 20 Zone 21 Zone 22

V e rm e id u n g v o n w irk s a m e n Z ü n d q u e lle n *)
G a s e , D ä m p fe , y d ie s tä n d ig o d e r y d ie s tä n d ig o d e r y d ie s tä n d ig o d e r
N e b e l u n d S tä u b e h ä u fig , o d e r h ä u fig o d e r h ä u fig a u ftre te n
y g e le g e n tlic h y g e le g e n tlic h
oder a u ftre te n
y s e lte n a u ftre te n
*) in d e n Z o n e n 2 0 , 2 1 u n d 2 2 is t a u ch d ie M ö g lic h k e it d e r
E n tz ü n d u n g vo n a b g e la g e rte m S ta u b z u b e rü c ks ic h tig e n

Is t d ie E n tzü n d u n g v o n g e fä h rlic h e r e x p lo s io n s - K e in e w e ite re n E x p lo s io n s s c h u tzm a ß n a h m e n


Ja
fä h ig e r A tm o s p h ä re s ic h e r v e rh in d e rt? e rfo rd e rlic h !
N e in

W e ite re
E xp lo sio n s -
s ch u tzm a ß -
nahm en
e rfo rd e rlich !

K o n stru ktiv e M a ß n a h m e n , w e lc h e d ie A u s w irk u n g e n e in e r E x p lo s io n a u f e in u n b e d e n k lic h e s M a ß b e s c h rä n k e n !

Bild 1: Abfrageschema zum Erkennen und Vermeiden von Explosionsgefährdungen

83
Technische Regeln für
Betriebssicherheit und TRBS 2152 Teil 1
Gefahrstoffe
TRGS 721

Gefährliche explosions-
fähige Atmosphäre
Beurteilung der Explosionsgefährdung

Ausgabe Juni 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 2152 Teil 1

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS/TRGS im Bundesanzei-
ger Nr. 103a vom 2. Juni 2006 veröffentlicht.

85
TRBS 2152 Teil 1

Vorbemerkung

Bei der nachfolgenden Technischen Regel handelt es sich um eine Technische Regel für
Betriebssicherheit (TRBS) und eine Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS).
Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS 2152) gibt dem Stand der
Technik, der Arbeitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte
arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeits-
mitteln sowie für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) ermittelt und vom Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales im Bundesarbeitsblatt bekannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Diese Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 721) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte wissenschaft-
liche Erkenntnisse für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, einschließlich deren Einstufung und
Kennzeichnung, wieder. Sie wird vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) ermittelt und
vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt bekannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) hinsichtlich
der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von geeigneten
Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der Arbeit-
geber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Gefahrstoffverordnung
für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat er die gleich-
wertige Erfüllung der in der Gefahrstoffverordnung enthaltenen Anforderungen in der Do-
kumentation der Gefährdungsbeurteilung zu begründen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 88

2 Grundlagen
2.1 Allgemeines .................................................................................................. 88
2.2 Explosionsfähige Atmosphäre ..................................................................... 88
2.3 Explosionsgefährdung ................................................................................. 88

3 Beurteilungsmaßstäbe
3.1 Allgemeines ................................................................................................. 89

86
TRBS 2152 Teil 1

3.2 Beurteilung des Auftretens explosionsfähiger Atmosphäre ........................ 90


3.3 Ermittlung der Menge explosionsfähiger Atmosphäre ................................ 91
3.4 Beurteilung der Gefährlichkeit explosionsfähiger Atmosphäre und der Ex-
plosionsauswirkungen
3.4.1 Beurteilung der Gefährlichkeit explosionsfähiger Atmosphäre ........ 92
3.4.2 Beurteilung der Explosionsauswirkungen ........................................ 93

87
TRBS 2152 Teil 1

1 Anwendungsbereich

Dieser Teil der TRBS 2152/die TRGS 721 konkretisiert die Anforderungen an die Beur-
teilung von Explosionsgefährdungen durch explosionsfähige Atmosphären.

2 Grundlagen

2.1 Allgemeines

Kann nach den Bestimmungen der §§ 7 und 12 der Gefahrstoffverordnung die Bildung
gefährlicher explosionsfähiger Atmosphären nicht sicher verhindert werden, hat der Ar-
beitgeber nach § 3 Abs. 2 BetrSichV zu beurteilen:
1. die Wahrscheinlichkeit und Dauer des Auftretens gefährlicher explosionsfähiger At-
mosphäre,
2. die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins oder der Entstehung und des Wirksam-
werdens von Zündquellen einschließlich elektrostatischer Entladungen und
3. das Ausmaß der zu erwartenden Auswirkungen von Explosionen.
Die Beurteilung muss sich auf die konkreten örtlichen und betrieblichen Verhältnisse be-
ziehen.

2.2 Explosionsfähige Atmosphäre

(1) Explosionsfähige Atmosphäre liegt vor, wenn brennbare Stoffe in feiner Verteilung
(hoher Dispersionsgrad) in Form von Gasen, Dämpfen, Nebeln (Flüssigkeitströpfchen
bzw. Aerosole) oder Stäuben (Feststoffteilchen) vorhanden sind und ihre Konzentration
im Gemisch mit Luft innerhalb der Explosionsgrenzen liegt.
Bemerkung: Bei Explosionen treten Flammen, hohe Temperaturen und vielfach auch hohe Drücke und
Druckanstiegsgeschwindigkeiten auf. Hierbei können Personen verletzt, Gebäude oder Anlagenteile zer-
stört sowie weitere brennbare Stoffe entzündet werden (Folgebrände).

(2) Explosionsfähige Atmosphäre liegt dann in gefahrdrohender Menge vor (gefährliche


explosionsfähige Atmosphäre), wenn im Falle ihrer Entzündung die Sicherheit und Ge-
sundheit der Beschäftigten oder Dritter beeinträchtigt werden kann und deshalb beson-
dere Schutzmaßnahmen erforderlich werden.

2.3 Explosionsgefährdung

(1) Explosionen mit gefährlichen Auswirkungen können auftreten, wenn die folgenden
vier Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt sind:
1. hoher Dispersionsgrad der brennbaren Stoffe,
2. Konzentration der brennbaren Stoffe in Luft innerhalb ihrer Explosionsgrenzen,

88
TRBS 2152 Teil 1

3. gefahrdrohende Menge explosionsfähiger Atmosphäre,


4. wirksame Zündquelle.
Bemerkung 1: Der Dispersionsgrad von Nebeln oder Stäuben kann für das Zustandekommen einer Ex-
plosion bereits ausreichend sein, wenn die Tröpfchen- oder Teilchengröße bei 1 mm liegt. Zahlreiche prak-
tisch vorkommende Nebel, Aerosole und Stäube haben Teilchengrößen zwischen 0,1 und 0,001 mm. Bei
Stoffen in gas- oder dampfförmigem Zustand ist ein ausreichender Dispersionsgrad naturgemäß gegeben.
Bemerkung 2: Wenn die Konzentration des ausreichend dispergierten brennbaren Stoffes in Luft einen
Mindestwert (untere Explosionsgrenze) überschreitet, ist eine Explosion möglich. Eine Explosion ist nicht
mehr möglich, wenn die Konzentration einen maximalen Wert (obere Explosionsgrenze) überschritten hat.
Bemerkung 3: Über einer brennbaren Flüssigkeit kann sich explosionsfähige Atmosphäre nur bilden,
wenn die Temperatur der Flüssigkeitsoberfläche einen Mindestwert überschreitet (vgl. Nummer 3.2).
Bemerkung 4: Zur Einleitung einer Explosion muss eine wirksame Zündquelle vorhanden sein. Die Wirk-
samkeit von Zündquellen, d.h. die Fähigkeit, explosionsfähige Atmosphäre zu entzünden, hängt u.a. von
der Energie der Zündquelle und von den Eigenschaften der explosionsfähigen Atmosphäre ab. Unter an-
deren als atmosphärischen Bedingungen ändern sich die für die Entzündung maßgebenden Eigenschaften
der explosionsfähigen Gemische, z.B. wird die Mindestzündenergie von Gemischen mit erhöhtem Sauer-
stoffgehalt verringert.

(2) Für andere als atmosphärische Bedingungen ist zu beachten, dass sich die Explosi-
onsgrenzen ändern. Der Konzentrationsbereich zwischen den Explosionsgrenzen erwei-
tert sich in der Regel mit steigendem Druck und steigender Temperatur des Gemisches.
Die oberen Explosionsgrenzen liegen bei Gemischen mit Sauerstoff wesentlich höher als
bei Gemischen mit Luft, bei einigen chemisch instabilen Stoffen liegt unter bestimmten
Bedingungen (z.B. Acetylen und Ethylenoxid) keine obere Explosionsgrenze vor. Solche
Stoffe können durch Entzünden auch ohne Anwesenheit von Luft oder Sauerstoff zu exo-
thermen Reaktionen angeregt werden.

(3) Für Stäube ist bei der Anwendung der Explosionsgrenzen zu beachten, dass sich die
Staubkonzentration durch Aufwirbeln von Ablagerungen oder durch Absetzen von aufge-
wirbeltem Staub stark verändern kann. Es ist z.B. möglich, dass durch Aufwirbeln von
Staub explosionsfähige Atmosphäre entsteht. Andererseits kann durch Absetzen eines
Teiles des aufgewirbelten Staubes, dessen Konzentration zunächst oberhalb der oberen
Explosionsgrenze lag, ebenfalls explosionsfähige Atmosphäre entstehen.

3 Beurteilungsmaßstäbe

3.1 Allgemeines

(1) Bei der Beurteilung der Explosionsgefahr ist davon auszugehen, dass eine Entzün-
dung eventuell vorhandener explosionsfähiger Atmosphäre stets möglich ist. Die Beurtei-
lung ist also unabhängig von der Frage, ob Zündquellen vorhanden sind.

(2) Es ist zu beachten, dass sicherheitstechnische Kenngrößen des Explosionsschutzes


in der Regel für atmosphärische Bedingungen beschrieben sind.

(3) Liegen die entsprechenden Kenngrößen nicht vor, so müssen sie ermittelt werden.

89
TRBS 2152 Teil 1

3.2 Beurteilung des Auftretens explosionsfähiger Atmosphäre

(1) Das Auftreten explosionsfähiger Atmosphäre muss für das Innere und für die Umge-
bung der zu beurteilenden Arbeitsmittel oder Anlagen beurteilt werden.

(2) Die Beurteilung des Auftretens explosionsfähiger Atmosphäre bezieht sich auf die
Eigenschaften der Stoffe und auf deren mögliche Verarbeitungszustände, bei denen Ga-
se, Dämpfe, Nebel oder Stäube, die explosionsfähige Atmosphäre bilden können, vor-
handen sind oder entstehen können.

(3) Hierbei sind folgende Eigenschaften der Stoffe zu berücksichtigen:


1. bei allen Stoffen:
Untere und obere Explosionsgrenze,

2. bei Flüssigkeiten:
Flammpunkt bzw. unterer Explosionspunkt (UEP) und oberer Explosionspunkt
(OEP), Sattdampfdruck bei den Verarbeitungs- bzw. Umgebungstemperaturen,

3. bei Stäuben:
Korngrößenverteilung und Dichte, Feuchte, Schwelpunkt.

(4) Darüber hinaus ist der Verarbeitungszustand der Stoffe zu berücksichtigen:


1. bei allen Stoffen:
Während des Umganges entstehende oder herrschende maximale (ggf. auch mini-
male) Konzentrationen der brennbaren Stoffe.

2. bei Flüssigkeiten und bei Nebeln:


a) Art der Verarbeitung einer Flüssigkeit (z.B. Versprühen, Verspritzen und Aufrei-
ßen eines Flüssigkeitsstrahles, Verdampfen und Kondensation). Werden die
Flüssigkeiten in Tröpfchen verteilt, z.B. versprüht, ist auch bei Temperaturen un-
terhalb des unteren Explosionspunktes (UEP) mit der Bildung von explosionsfä-
higer Atmosphäre zu rechnen. Bei Nebeln können sich wegen des Dampfdru-
ckes der Flüssigkeit bei höheren Temperaturen die gefährlichen Eigenschaften
den Werten des Dampf/Luft-Gemisches annähern.
b) maximale (ggf. auch minimale) Verarbeitungs- bzw. Umgebungstemperaturen.
Liegt z.B. die maximale Verarbeitungstemperatur über dem UEP der Flüssigkeit,
so können explosionsfähige Dampf/Luft-Gemische vorhanden sein. Sofern der
jeweilige UEP nicht bekannt ist, kann er in den folgenden beiden Fällen wie dar-
gestellt abgeschätzt werden:
– bei reinen, nicht halogenierten Flüssigkeiten 5 K unter dem Flammpunkt,
– bei Lösemittel-Gemischen ohne halogenierte Komponente 15 K unter dem
Flammpunkt.

90
TRBS 2152 Teil 1

3. bei Stäuben:
Vorhandensein oder Entstehen von Staub/Luft-Gemischen bzw. Staubablagerungen
(vgl. auch Nummer 2.2), z.B. beim Mahlen, Sieben, Fördern, Füllen, Entleeren,
Schleifen und Trocknen.

3.3 Ermittlung der Menge explosionsfähiger Atmosphäre

(1) Zusätzlich zu den in Nummer 3.2 Absatz 3 genannten Eigenschaften der Stoffe sind
je nach Erfordernis zu berücksichtigen:
1. bei Gasen und Dämpfen:
Dichteverhältnis bezogen auf Luft und Diffusionskoeffizient,
2. bei Flüssigkeiten:
Verdunstungszahl.
Hinweise: Die Dichte der Dämpfe aller brennbaren Flüssigkeiten ist größer als die der Luft bei gleicher
Temperatur.
Die Dichte von Gasen ist im Allgemeinen größer als die Dichte der Luft (ausgenommen z.B. Acetylen,
Ammoniak, Cyanwasserstoff, Ethylen, Kohlenmonoxid, Methan und Wasserstoff). Je schwerer die Gase
und Dämpfe sind, desto schneller fallen sie nach unten, wobei sie sich fortschreitend mit der zur Verfügung
stehenden Luft vermischen.
Die Entmischung eines einmal gebildeten Gemisches in leichte und schwere Anteile allein durch die
Schwerkraft ist nicht möglich. Schwere Schwaden fallen nach unten und breiten sich aus. Sie können auch
über weite Strecken „kriechen“ und dort entzündet werden.
Hierbei ist zu beachten, dass die Dichte des sich über einer Flüssigkeit bildenden Dampf/Luft-Gemisches
durch den temperaturabhängigen Sattdampfdruck der Flüssigkeit begrenzt wird. So beträgt z.B. die auf
Luft bezogene Dichte (Dichteverhältnis) des Dampfes von Hexan 2,97. Da jedoch Hexan bei 20°C nur ei-
nen Sattdampfdruck von 0,16 bar hat, lässt sich die auf Luft bezogene Dichte des sich über der Flüssigkeit
bildenden Dampf/Luft-Gemisches wie folgt berechnen: 2,97 x 0,16 + (1 - 0,16) = 1,3.
Gase, die leichter als Luft sind, steigen umso schneller nach oben, je geringer ihre Dichte ist; sie vermi-
schen sich hierbei fortschreitend mit Luft.
Der Diffusionskoeffizient ist nur dann eine die Menge explosionsfähiger Atmosphäre bestimmende Größe,
wenn im Raum keine wesentlichen Strömungen vorhanden sind (siehe hierzu auch Absatz 2).

(2) Über die nach Absatz 1 zu berücksichtigenden Eigenschaften der Stoffe hinaus sind
die örtlichen und betrieblichen Verhältnisse zu berücksichtigen:
1. bei allen Stoffen:
a) Art des Umganges mit den Stoffen unter gasdichtem, flüssigkeitsdichtem oder
staubdichtem Einschluss oder in offenen Apparaturen, z.B. Beschickung und
Entleerung.
b) Möglichkeit des Austretens von Stoffen an Ventilen, Schiebern, Rohrleitungsver-
bindungen, Pumpen usw.
c) Be- und Entlüftungsverhältnisse und sonstige räumliche Verhältnisse.
Hinweis: Mit dem Vorhandensein von brennbaren Stoffen oder Gemischen ist insbesondere in Berei-
chen zu rechnen, die von der Lüftung nicht erfasst sind, z.B. unbelüftete tief liegende Bereiche wie
Gruben, Kanäle und Schächte.

91
TRBS 2152 Teil 1

2. bei Gasen und Dämpfen:


Geringe Luftbewegungen (natürlicher Zug, Umhergehen von Personen, thermische
Konvektion) können bereits die Vermischung mit Luft erheblich beschleunigen.

3. bei Flüssigkeiten:
Größe der Verdunstungsfläche, Verarbeitungstemperatur, Versprühen oder Versprit-
zen von Flüssigkeiten.

4. bei Stäuben:
Bildung von Staubablagerungen, bevorzugt auf waagerechten oder schwach geneig-
ten Flächen (vgl. TRBS 2152 Teil 2 Nummer 2.6/TRGS 722 Nummer 2.6), Aufwirbeln
von Stäuben.

3.4 Beurteilung der Gefährlichkeit explosionsfähiger Atmosphäre und der Ex-


plosionsauswirkungen

3.4.1 Beurteilung der Gefährlichkeit explosionsfähiger Atmosphäre

(1) Zusätzlich zu den in Nummer 3.2 Absatz 3 genannten Eigenschaften der Stoffe sind
je nach Erfordernis zu berücksichtigen:
– Maximaler Explosionsdruck,
– maximaler zeitlicher Druckanstieg,
– Detonationsgrenzen oder Neigung zur Detonation.

(2) Darüber hinaus sind die örtlichen und betrieblichen Verhältnisse zu berücksichtigen,
insbesondere die Mengen der explosionsfähigen Atmosphäre und die Art ihres Ein-
schlusses, z.B. in Behältern, mehr oder weniger geschlossenen Räumen, Gruben, Kanä-
len und im Freien.
Hinweis 1: Mehr als 10 Liter zusammenhängende explosionsfähige Atmosphäre müssen in geschlosse-
nen Räumen unabhängig von der Raumgröße grundsätzlich als gefährliche explosionsfähige Atmosphäre
angesehen werden (s. auch Nummer 3.3). Auch kleinere Mengen können bereits gefahrdrohend sein,
wenn sie sich in unmittelbarer Nähe von Menschen befinden. Auch in Räumen von weniger als etwa
100 m3 kann bereits eine kleinere Menge als 10 Liter gefahrdrohend sein. Eine grobe Abschätzung ist mit
Hilfe der Faustregel möglich, dass in solchen Räumen explosionsfähige Atmosphäre von mehr als einem
Zehntausendstel des Raumvolumens gefahrdrohend sein kann, also z.B. in einem Raum von 80 m3 bereits
8 Liter. Hieraus darf aber nicht gefolgert werden, dass dann der gesamte Raum als explosionsgefährdeter
Bereich gilt. Nur der Teilbereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre auftreten kann, gilt als
explosionsgefährdeter Bereich. Die Auswirkungen einer Explosion können jedoch darüber hinaus gehen
und sind zu betrachten.
Hinweis 2: Bei vielen brennbaren Stäuben reicht bereits eine gleichmäßig über die gesamte Bodenfläche
verteilte Staubablagerung von weniger als 1 mm Schichtdicke aus, um beim Aufwirbeln einen Raum nor-
maler Höhe mit explosionsfähigem Staub/Luft-Gemisch vollständig auszufüllen. Infolge einer ersten Explo-
sion kann abgelagerter Staub aufgewirbelt werden und zu Folgeexplosionen führen. In der Gefährdungs-
beurteilung ist dies besonders zu beachten, weil in diesem Fall explosionsfähige Staub/Luft-Gemische und
wirksame Zündquellen gleichzeitig auftreten.

92
TRBS 2152 Teil 1

Hinweis 3: Welche Menge explosionsfähiger Atmosphäre im Freien als gefahrdrohend angesehen werden
muss, lässt sich nur für den Einzelfall abschätzen.
Hinweis 4: Befindet sich explosionsfähige Atmosphäre in Gefäßen, die dem möglicherweise auftretenden
Explosionsdruck nicht standhalten, so sind wegen der Gefährdung, beispielsweise durch Splitter beim
Bersten, weitaus geringere Mengen als die oben angegebenen als gefahrdrohend anzusehen. Eine untere
Grenze kann hierfür nicht angegeben werden.

3.4.2 Beurteilung der Explosionsauswirkungen


(1) Die Vermeidung des Entstehens einer gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre
und des Wirksamwerdens von Zündquellen hat Vorrang vor einer Verringerung des Aus-
maßes der Auswirkungen einer Explosion. Im Fall einer Explosion von gefährlicher ex-
plosionsfähiger Atmosphäre ist stets mit einem hohen Schadensausmaß und Personen-
schäden zu rechnen, die von Verletzten bis zu Toten reichen können.. Eine fallweise dif-
ferenzierte Betrachtung der Auswirkungen ist im Beurteilungsprozess deshalb in der Re-
gel nicht erforderlich. Unabhängig davon sind begrenzte physikalische Wirkungen einer
Explosion (z.B. Flammenausbreitung und Wärmestrahlung, Druckwirkungen, Möglichkei-
ten zur Ausbildung von Detonationen) zu betrachten. Besondere örtliche Verhältnisse
sind zu berücksichtigen. Durch eine Explosion können auch in der Umgebung Auswir-
kungen entstehen, durch die andere gefährliche oder brennbare Stoffe freigesetzt bzw.
entzündet werden können.
Hinweis 1: Die sich in explosionsfähiger Atmosphäre ausbreitenden Flammen können ein Volumen ein-
nehmen, das etwa zehnmal so groß ist wie das der explosionsfähigen Atmosphäre vor ihrer Entzündung.
Bei Ausbreitung in einer Richtung muss deshalb mit entsprechend langen Stichflammen gerechnet wer-
den.
Hinweis 2: In lang gestreckten Behältern oder Rohrleitungen besteht die Gefahr der Ausbildung von Deto-
nationen. Detonationswellen haben beim Aufprall auf Hindernisse eine besonders starke zerstörende Wir-
kung.

(2) Eine das übliche Maß über- oder unterschreitende Explosionsauswirkung oder -ge-
fährdung muss bzw. kann bei den zu ergreifenden Maßnahmen in Umfang und Art be-
rücksichtigt werden.
Bemerkung 1: Mit einer das übliche Maß überschreitenden Auswirkung ist z.B. zu rechnen, wenn Ver-
sammlungsstätten (Kantinen usw.), Wege mit dichtem Verkehr (Straßen, viel benutzte Treppen, Fluchtwe-
ge usw.), Wohnungen und größere Büroräume im gefährdeten Bereich liegen oder wenn durch Explosio-
nen Folgeschäden größeren Ausmaßes zu erwarten sind. Diesen Sonderfällen kann in der Regel bereits
bei der Planung der Anlage durch Wahl ausreichender Abstände des explosionsgefährdeten Bereiches
von den als Beispiel genannten Anlagen bzw. Einrichtungen oder durch Einsatz einer höherwertigen Gerä-
tekategorie Rechnung getragen werden.
Bemerkung 2: Mit einer das übliche Maß unterschreitenden Auswirkung ist z.B. zu rechnen, wenn eine
explosionsgefährdete Anlage unter solchen Bedingungen betrieben wird, z.B. abseits gelegene fernge-
steuerte Anlage mit automatisch arbeitenden Notfunktionen, dass mit einer Gefährdung von Beschäftigten
und Dritten nicht zu rechnen ist.
Bemerkung 3: Eine das übliche Maß unterschreitende Explosionsgefährdung ist z.B. bei der Handhabung
von Chlor-Kohlenwasserstoff-Verbindungen (CKW) gegeben. Für CKW, die einen Explosionsbereich, je-
doch keinen Flammpunkt besitzen, gilt, dass Geräte verwendet werden dürfen, die für die jeweils um eine
Stufe weniger gefährliche Zone geeignet sind. In Zone 2 müssen jedoch elektrische Arbeitsmittel mit der
Schutzart mind. IP 5X, bei Motoren IP 4X, eingesetzt werden. In Zone 2 darf die Oberflächentemperatur al-
ler Arbeitsmittel die jeweilige Zündtemperatur des CKW nicht überschreiten; offene Flammen sind nicht zu-
lässig.

93
Technische Regeln für
Betriebssicherheit und TRBS 2152 Teil 2
Gefahrstoffe
TRGS 722

Gefährliche explosions-
fähige Atmosphäre
Vermeidung oder Einschränkung
gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre

Ausgabe Juni 2006

BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
W4 08/07
TRBS 2152 Teil 2

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat diese TRBS/TRGS im Bundesanzei-
ger Nr. 103a vom 2. Juni 2006 veröffentlicht.

95
TRBS 2152 Teil 2

Vorbemerkung

Bei der nachfolgenden Technischen Regel handelt es sich um eine Technische Regel für
Betriebssicherheit (TRBS) und eine Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS).
Diese Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS 2152) gibt dem Stand der
Technik, der Arbeitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte
arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeits-
mitteln sowie für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wieder. Sie wird vom
Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) ermittelt und vom Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales im Bundesarbeitsblatt bekannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) hin-
sichtlich der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von ge-
eigneten Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der
Arbeitgeber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Betriebssicher-
heitsverordnung für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat
er die gleichwertige Erfüllung der Verordnung schriftlich nachzuweisen.

Diese Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 722) gibt dem Stand der Technik, Ar-
beitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln und sonstige gesicherte wissenschaft-
liche Erkenntnisse für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, einschließlich deren Einstufung und
Kennzeichnung, wieder. Sie wird vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) ermittelt und
vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeitsblatt bekannt gemacht.
Die Technische Regel konkretisiert die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) hinsichtlich
der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen sowie der Ableitung von geeigneten
Maßnahmen. Bei Anwendung der beispielhaft genannten Maßnahmen kann der Arbeit-
geber insoweit die Vermutung der Einhaltung der Vorschriften der Gefahrstoffverordnung
für sich geltend machen. Wählt der Arbeitgeber eine andere Lösung, hat er die gleich-
wertige Erfüllung der in der Gefahrstoffverordnung enthaltenen Anforderungen in der Do-
kumentation der Gefährdungsbeurteilung zu begründen.

Inhalt

1 Anwendungsbereich ............................................................................................. 98

2 Maßnahmen, die gefährliche explosionsfähige Atmosphäre verhindern oder


einschränken (Vermeiden explosionsfähiger Atmosphäre)
2.1 Allgemeines ................................................................................................. 98
2.2 Vermeiden oder Einschränken von Stoffen, die explosionsfähige Atmos-
phäre zu bilden vermögen ........................................................................... 98

96
TRBS 2152 Teil 2

2.3 Verhindern oder Einschränken explosionsfähiger Atmosphäre im Inneren


von Anlagen und Anlagenteilen
2.3.1 Allgemeines ...................................................................................... 99
2.3.2 Konzentrationsbegrenzung ............................................................... 99
2.3.3 Inertisierung ...................................................................................... 100
2.3.4 Vermeidung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre durch
Druckabsenkung ............................................................................... 105
2.4 Verhindern oder Einschränken gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
in der Umgebung von Anlagen und Anlagenteilen
2.4.1 Allgemeines ...................................................................................... 105
2.4.2 Verfahrenstechnische Maßnahmen, Bauart und räumliche Anord-
nung der Anlagen und Anlagenteile ................................................. 106
2.4.3 Dichtheit von Anlagenteilen ................................................................ 106
2.4.4 Lüftungsmaßnahmen ........................................................................ 110
2.5 Überwachung der Konzentration in der Umgebung von Anlagen oder An-
lagenteilen
2.5.1 Allgemeines ...................................................................................... 112
2.5.2 Gaswarnanlagen mit Alarmierung .................................................... 114
2.5.3 Gaswarnanlagen mit automatischen Schaltfunktionen .................... 114
2.5.4 Gaswarnanlagen mit automatischer Auslösung von Notfunktionen . 114
2.6 Maßnahmen zum Beseitigen von Staubablagerungen in der Umgebung
staubführender Anlagenteile und Behälter .................................................. 115

3 Zoneneinteilung explosionsgefährdeter Bereiche ............................................... 115

Anhang ....................................................................................................................... 117

97
TRBS 2152 Teil 2

1 Anwendungsbereich

Diese Technische Regel konkretisiert die Anforderungen zur Vermeidung oder Ein-
schränkung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre. Sie gilt sowohl für Arbeitsmittel
als auch überwachungsbedürftige Anlagen; wenngleich in dieser Technischen Regel
immer Bezug auf Anlagen und Anlagenteile genommen wird, erstreckt sich ihre Anwen-
dung auf Arbeitsmittel und überwachungsbedürftige Anlagen.

2 Maßnahmen, die gefährliche explosionsfähige Atmosphäre verhindern oder


einschränken (Vermeiden explosionsfähiger Atmosphäre)
2.1 Allgemeines
Zu den Explosionsschutzmaßnahmen, die gefährliche explosionsfähige Atmosphäre ver-
hindern oder einschränken, gehören:
2.1.1 Vermeiden oder Einschränken von Stoffen, die explosionsfähige Atmosphäre zu
bilden vermögen (s. Nummer 2.2),
2.1.2 Verhindern oder Einschränken explosionsfähiger Atmosphäre im Innern von Anla-
gen und Anlagenteilen (s. Nummer 2.3),
2.1.3 Verhindern oder Einschränken gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre in der
Umgebung von Anlagen und Anlagenteilen (s. Nummer 2.4),
2.1.4 Überwachung der Konzentration in der Umgebung von Anlagen oder Anlagentei-
len (s. Nummer 2.5),
2.1.5 Maßnahmen zum Beseitigen von Staubablagerungen in der Umgebung von staub-
führenden Anlagen und Anlagenteilen sowie Behältern.

2.2 Vermeiden oder Einschränken von Stoffen, die explosionsfähige Atmos-


phäre zu bilden vermögen
Es ist zu prüfen, ob brennbare Stoffe durch solche ersetzbar sind, die keine explosions-
fähigen Gemische zu bilden vermögen.
Bemerkung: Beispiele für Ersatzmöglichkeiten:
– brennbare Löse- und Reinigungsmittel durch wässrige Lösungen,
– Kohlenwasserstoffe mit niedrigem Flammpunkt durch Kohlenwasserstoffe mit einem ausreichend sicher
über Raum- und Verarbeitungstemperatur liegendem Flammpunkt (vgl. TRBS 2152 Teil 1 Nr. 3.2/TRGS
721 Nr. 3.2),
– brennbare staubförmige Füllstoffe durch nichtbrennbare Füllstoffe.

Hinweis: Werden Kohlenwasserstoffen niedrigsiedende nicht- oder schwerbrennbare Halogenkohlenwas-


serstoffe zugesetzt, kann der Flammpunkt dieser Mischung heraufgesetzt oder gar unterdrückt werden.
Bei der Verdampfung des Gemisches kann allerdings in diesen Fällen der Anteil von Halogenkohlenwas-
serstoffen im Flüssigkeitsgemisch so stark abnehmen, dass die später frei werdenden Dämpfe wieder ex-
plosionsfähige Atmosphäre bilden, z.B. bei Reinigungsarbeiten oder wenn das Lösemittelgemisch in offe-
nen Gefäßen gehandhabt wird. Bei derartigen Gemischen entfallen weitere Schutzmaßnahmen nur dann,
wenn für den jeweiligen Anwendungsfall die Unbedenklichkeit sichergestellt ist.

98
TRBS 2152 Teil 2

2.3 Verhindern oder Einschränken explosionsfähiger Atmosphäre im Inneren


von Anlagen und Anlagenteilen

2.3.1 Allgemeines

(1) Lässt sich der Umgang mit Stoffen, die explosionsfähige Atmosphäre zu bilden ver-
mögen, nicht vermeiden, so kann die Bildung explosionsfähiger Atmosphäre in gefahr-
drohender Menge innerhalb von Anlagen und Anlagenteilen durch Begrenzung der Men-
ge oder der Konzentration oder durch Inertisierung verhindert oder eingeschränkt wer-
den.
(2) Maßnahmen nach Abs. 1 sind in geeigneter Weise zu überwachen, sofern nicht die
Einhaltung einer unbedenklichen Konzentration durch die Verfahrensbedingungen si-
chergestellt ist.
(3) Die Überwachung kann z.B. durch geeignete und hinreichend funktionssichere Vor-
richtungen, wie Strömungswächter oder Gaswarngeräte mit der Auslösung von Alarmen,
von automatischen Schutzmaßnahmen oder von automatischen Notfunktionen erfolgen.

(4) Druckabsenkung unter den atmosphärischen Druck kann die Explosionsheftigkeit


oder -gefahr herabsetzen, da entweder der maximale Explosionsdruck abnimmt oder kei-
ne Explosion mehr stattfindet.

2.3.2 Konzentrationsbegrenzung

(1) Durch Maßnahmen zur Konzentrationsbegrenzung soll die Konzentration der brenn-
baren Stoffe unterhalb der unteren oder oberhalb der oberen Explosionsgrenze gehalten
werden. Beim Anfahren und Abstellen kann der Explosionsbereich durchfahren werden.
Dieses ist in geeigneter Weise zu berücksichtigen.
Hinweis 1: Liegt die Konzentration in einem Arbeitsmittel einschließlich Anlagen und Anlagenteilen über
der oberen Explosionsgrenze, besteht zwar im Inneren keine Explosionsgefahr; austretende Gemische
können jedoch durch Luftvermischung Explosionsgefahr außerhalb des Anlagenteils hervorrufen.
Hinweis 2: Liegt die Temperatur einer Flüssigkeitsoberfläche in einem Anlagenteil oberhalb des oberen
Explosionspunktes, so ist dort nicht notwendigerweise mit Gemischkonzentrationen oberhalb der oberen
Explosionsgrenze zu rechnen.
Bemerkung: Es ist möglich, durch Zugabe von brennbaren Gasen die Gesamtkonzentration der brennba-
ren Komponenten stets oberhalb der für das gesamte Gemisch gültigen oberen Explosionsgrenze zu hal-
ten.

(2) Bei brennbaren Flüssigkeiten wird die untere Explosionsgrenze sicher unterschritten,
wenn die Temperatur an der Flüssigkeitsoberfläche hinreichend weit (etwa 5 K bis 15 K,
vgl. TRBS 2152 Teil 1 Nr. 3.2, Abs. 4, Ziffer 2.b/TRGS 721 Nr. 3.2, Abs. 4, Ziffer 2.b)) un-
terhalb des Flammpunktes gehalten wird.

(3) Bei Stäuben ist die Vermeidung explosionsfähiger Gemische durch Begrenzung der
Konzentration schwer zu erreichen. Insbesondere ist die Wechselwirkung zwischen auf-
gewirbeltem und abgelagertem Staub zu beachten. Homogene Staub/Luft-Gemische tre-
ten äußerst selten auf. Daher ist es in der Regel nur selten möglich, als Staubkonzentra-

99
TRBS 2152 Teil 2

tion die Gesamtmenge des Staubes bezogen auf den gesamten Raum oder das Ge-
samtvolumen eines Arbeitsmittels einschließlich Anlagen und Anlagenteilen zu betrach-
ten und dabei eine gleichmäßige Verteilung anzunehmen.
(4) Bei inhomogener Staubverteilung kann in Teilen von Anlagen und Anlagenteilen so-
wie Behältern oder Räumen auch dann Explosionsgefahr bestehen, wenn die auf das
Gesamtvolumen bezogene Staubmenge außerhalb der Explosionsgrenze liegt.

2.3.3 Inertisierung

2.3.3.1 Allgemeines

(1) Bei der Inertisierung kann durch Zugabe von gasförmigen Inertstoffen (z.B. Stickstoff,
Kohlendioxid, Edelgase, Wasserdampf) oder von pulverförmigen Inertstoffen die Bildung
explosionsfähiger Gemische verhindert werden.
Bemerkung: Als Inertisierungsmethoden mit gasförmigen Inertstoffen haben sich in der Praxis Druck-
wechselverfahren mit oder ohne Vakuumanwendung, die Durchflussspülung sowie die Inertgasbeatmung
mit Druckhaltung zur Aufrechterhaltung der vorhandenen Inertisierung bewährt.
Hinweis: Bei Inertisierung mit Wasserdampf ist der Einfluss der Kondensation zu berücksichtigen.

(2) Es ist zu unterscheiden zwischen partieller und totaler Inertisierung.


– Bei der totalen Inertisierung ist das Verhältnis des Anteiles von Inertgas zu dem des
brennbaren Stoffes so hoch, dass das Gemisch auch nach Zumischung beliebig gro-
ßer Luftmengen nicht explosionsfähig ist.
Hinweis: In der Regel kann eine totale Inertisierung nur bei explosionsfähiger Atmosphäre mit brennba-
ren Gasen und Dämpfen angewendet werden.
– Bei der partiellen Inertisierung wird dem Gemisch soviel Inertstoff zugeführt, dass die
Sauerstoffgrenzkonzentration (vgl. TRBS 2152 Teil Allgemeines Nr. 2.3, Abs. 4/TRGS
720, Nr. 2.3, Abs. 4) sicher unterschritten wird (höchstzulässige Sauerstoffkonzentra-
tion). Nach Zumischen ausreichender Mengen von Sauerstoff oder Luft (z.B. Austritt
ins Freie) wird das Gemisch wieder explosionsfähig.
Hinweis: Die Sauerstoffgrenzkonzentration ist vor allem vom brennbaren Stoff und vom Inertgas, aber
auch von Temperatur und Druck abhängig.

(3) Die höchstzulässige Sauerstoffkonzentration ergibt sich aus der experimentell be-
stimmten Sauerstoffgrenzkonzentration durch Abzug eines Sicherheitsabstandes. Der
Sicherheitsabstand zwischen der experimentell bestimmten Sauerstoffgrenzkonzentrati-
on und der höchstzulässigen Sauerstoffkonzentration ist unter Berücksichtigung der be-
triebs- und störungsbedingten örtlichen und zeitlichen Schwankungen der Sauerstoffkon-
zentration und der Zeitspanne für das Wirksamwerden ausgelöster Schutzmaßnahmen
oder Notfunktionen festzulegen.
(4) Wesentliche Voraussetzung für die Wirksamkeit der Inertisierung ist ihre Sicherstel-
lung (z.B. durch Überwachung der Sauerstoffkonzentration, der Inertgaskonzentration,
des Gesamtdruckes oder der Mengenströme von Inertgas und brennbarem Stoff). Wei-
terhin ist eine Alarmschwelle unterhalb der höchstzulässigen Sauerstoffkonzentration

100
TRBS 2152 Teil 2

festzulegen. Bei Erreichen der Alarmschwelle müssen – den Bedingungen des Einzelfal-
les entsprechend von Hand oder automatisch – Schutzmaßnahmen ausgelöst und
durchgeführt werden. Die festzulegende Alarmschwelle, die Eigenschaften der Überwa-
chungseinrichtungen, ihre erforderliche Funktionssicherheit und die Reaktionszeiten des
Personals und der Anlage sind aufeinander abzustimmen. Abhängig von der Zuverläs-
sigkeit der Inertisierung ist eine Zonenreduzierung für das Innere von Behältern und An-
lagenteilen möglich.

2.3.3.2 Inertisierung explosionsfähiger Atmosphäre aus brennbaren Gasen und


Dämpfen

(1) In Tabelle 1 sind für einige Stoffe die bei Inertisierung sicher zu unter- oder über-
schreitenden Grenzwerte angegeben.
Hinweis: Es sind hinreichende Sicherheitsabstände zu den experimentell bestimmten
Grenzwerten vorzusehen.

Partielle Inertisierung Totale Inertisierung


Brennbarer Stoff Tempe- Sauerstoffgrenzkon- Mindestwert des Ver- Mindestwert des Ver-
ratur in zentration im Gesamt- hältnisses der Molan- hältnisses der Molan-
°C gemisch brennbarer teile von Inertgas (N2 teile von Inertgas (N2
Stoff/Inertgase/Luft bei oder C02) und Luft (L) oder CO2) und brenn-
der Inertisierung mit: zur Inertisierung bei barem Stoff (B) zur
beliebiger Zugabe von Inertisierung bei belie-
brennbarem Stoff biger Zugabe von Luft
N2 C02 N2/L CO2/L N2/B CO2/B
cmax O2 in mol %
Benzol 100 8,5 11,8 1,4 0,7 42 22
n-Butan 20 9,6 ~12 1,1 – 27 –
i-Butan 20 10,3 13,1 1,0 0,5 28 13
Cyclopropan 20 9,0 ~12 – – – –
Ethan 20 8,8 11,7 1,3 0,7 21 11
Ethylen 20 7,6 10,5 1,7 0,9 24 13
Ethylenoxid 20 wegen Zerfallsfähigkeit von Ethylenoxid 17 15
existieren diese Werte nicht
Hexan 20 9,3 11,6* 1,3 0,8* 42 32*
(100 °C) (100 °C) (100 °C)
Kohlenmonoxid 20 4,3 4,6 3,1 1,7 6 3
Methan 20 9,9 13,7 1,0 0,4 11 5
Pentan 20 9,3 – ~1,3 – ~42 –
Propan 20 9,8 12,6 1,1 0,6 26 13
Propylen 20 9,3 12,6 1,2 0,6 23 12

101
TRBS 2152 Teil 2

Partielle Inertisierung Totale Inertisierung


Brennbarer Stoff Tempe- Sauerstoffgrenzkon- Mindestwert des Ver- Mindestwert des Ver-
ratur in zentration im Gesamt- hältnisses der Molan- hältnisses der Molan-
°C gemisch brennbarer teile von Inertgas (N2 teile von Inertgas (N2
Stoff/Inertgase/Luft bei oder C02) und Luft (L) oder CO2) und brenn-
der Inertisierung mit: zur Inertisierung bei barem Stoff (B) zur
beliebiger Zugabe von Inertisierung bei belie-
brennbarem Stoff biger Zugabe von Luft
N2 C02 N2/L CO2/L N2/B CO2/B
cmax O2 in mol %
Vergaserkraftstoff 20 ~9,3 – ~1,3 – ~42 –
Wasserstoff 20 4,3 5,2 3,4 1,8 17 12
Heptan 100 – 10,9 – 0,9 – 35
Toluol 100 9,6 12,9 1,1 0,6 42 21
Xylol 100 9,7 13,1 1,1 0,6 42 21
Methylethylketon 20 9,5 – 1,2 – 26 –
Ethanol 20 8,5 – 1,4 – 17 –
Methanol 20 8,1 – 1,4 – 7 –
Propanol-1 20 9,3 – 1,3 – 19 –
Propanol-2 20 8,7 – 1,4 – 25 –
Ethylacetat 20 9,8 – 1,1 – 23 –
Propylformiat 20 9,8 – 1,1 – 21 –
Schwefelkohlenstoff 20 4,6 – 3,5 – 49 –
"~" = Schätzwert
* Konzentration bei 20°C nicht erreichbar

Tabelle 1: Grenzwerte für die Inertisierung brennbarer Gase und Dämpfe bei 1 bar Ge-
samtdruck

(2) Bei der totalen Inertisierung werden explosionsfähige Gemische dadurch vermieden,
dass das Verhältnis des Partialdruckes des Inertgases zu demjenigen des brennbaren
Gases oder Dampfes einen bestimmten Grenzwert (s. Tabelle 1) überschreitet. Im An-
hang ist ein Rechenbeispiel für eine totale Inertisierung aufgeführt.
Hinweis: Die besondere technische Schwierigkeit besteht darin, dass der Partialdruck des brennbaren
Gases oder Dampfes oft verfahrenstechnisch oder physikalisch (nämlich entsprechend der Dampfdruck-
kurve der Flüssigkeit) vorgegeben ist und damit zur Aufrechterhaltung der totalen Inertisierung ein erhebli-
cher Gesamtüberdruck erforderlich sein kann.

(3) Bei der partiellen Inertisierung muss die in Tabelle 1 angegebene Sauerstoffgrenz-
konzentration unterschritten oder der Mindestwert des Verhältnisses der Molanteile von
Inertgas (N2 oder C02) und Luft (L) (zur Inertisierung bei beliebiger Zugabe von brennba-
rem Stoff) überschritten werden. Im Anhang ist ein Rechenbeispiel für eine partielle Iner-
tisierung aufgeführt.

102
TRBS 2152 Teil 2

2.3.3.3 Inertisierung explosionsfähiger Atmosphäre aus brennbaren Stäuben

In Tabelle 2 sind für einige Stäube die für die Inertisierung von Staub/Luft-Gemischen mit
Stickstoff maßgeblichen Sauerstoffgrenzkonzentrationen zusammengestellt.

Feinheit Sauerstoffgrenzkonzentration
(Medianwert) (Molgehalt in der Gasphase)
[µm] [%]

ABS Mischgut 125 11

Aluminium 22 5

Bariumstearat < 63 13

Braunkohle 63 12

Cadmiumlaurat < 63 14

Cadmiumstearat < 63 12

Calciumstearat < 63 12

Cellulose 22 9

Erbsenmehl 25 15

Harnstoff < 10 10

Harz < 63 10

Herbizid 10 12

Holz 27 10

Hopfen 500 17

Kakao < 63 9

Kautschuk 95 11

Kolophonium, Balsamharz 440 12

Lykopodium 30 7,5

Maisstärke 17 9

Malzschrot 25 11

103
TRBS 2152 Teil 2

Feinheit Sauerstoffgrenzkonzentration
(Medianwert) (Molgehalt in der Gasphase)
[µm] [%]

Methionin < 10 12

Methylcellulose 70 10

Organisches Pigment < 10 12

Paraformaldehyd 23 6

Polyacrylnitril 26 10

Polyethylen (HDPE) 26 10

Polymethacrylat 18 7

Roggenmehl Typ 1150 29 13

Ruß 13 12

Stärkederivat 24 14

Steinkohle (Fett-) 17 14

Weizenmehl Typ 550 60 11

Tabelle 2: Sauerstoffgrenzkonzentration für verschiedene Stäube für das Inertisieren


von Staub/Luft-Gemischen durch Stickstoff bei einer Gemischtemperatur von
etwa 20 °C und einem Gesamtdruck von etwa 1 bar

Hinweis 1: Es sind hinreichende Sicherheitsabstände zu den experimentell bestimmten Grenzwerten vor-


zusehen.
Hinweis 2: Ebenso wie bei Gasen und Dämpfen ist die Sauerstoffgrenzkonzentration von der Art des
Inertgases abhängig. Beim Einsatz von Kohlendioxid als Inertgas werden für die Sauerstoffgrenzkonzent-
ration höhere Werte gemessen als beim Einsatz von Stickstoff. Die Sauerstoffgrenzkonzentration fällt mit
zunehmender Temperatur und steigendem Druck ab.
Hinweis 3: Da viele Leichtmetallstäube mit Kohlendioxid und zum Teil auch mit Stickstoff reagieren kön-
nen, können diese in diesen Sonderfällen nicht als Inertgas verwendet werden. In solchen Fällen können
z.B. Edelgase eingesetzt werden.
Hinweis 4: Zum Vermeiden von Glimm- oder Schwelbränden bei Ablagerungen brennbarer Stäube müs-
sen zum Teil noch wesentlich niedrigere Sauerstoffkonzentrationen eingehalten werden, als es zum Ver-
meiden von Staubexplosionen notwendig ist. Die dafür maßgeblichen Sauerstoffkonzentrationen müssen
gesondert ermittelt werden.
Hinweis 5: Explosionsfähige Staub/Luft-Gemische können auch durch Zugabe von inerten Stäuben (z.B.
Steinsalz, Natriumsulfat oder Phosphat) ausreichend inertisiert werden. Im Allgemeinen ist hierfür jedoch
ein Inertstaubzusatz von mehr als 50 % (Massegehalt) erforderlich.

104
TRBS 2152 Teil 2

2.3.3.4 Inertisierung explosionsfähiger Atmosphäre aus hybriden Gemischen

Bei gleichzeitigem Vorhandensein gasförmiger, staubförmiger und nebelförmiger brenn-


barer Stoffe ist zur Ermittlung der höchstzulässigen Sauerstoffkonzentration die Kompo-
nente mit der niedrigsten Sauerstoffgrenzkonzentration zugrunde zu legen.

2.3.4 Vermeidung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre durch Druckabsen-


kung

(1) Der zu erwartende Explosionsdruck beträgt üblicherweise das 8 – 10fache des Aus-
gangsdruckes. Durch Herabsetzen des Betriebsdruckes unter den Atmosphärendruck
kann der zu erwartende Explosionsdruck minimiert werden. Wird der Betriebsdruck unter
0,1 bar abgesenkt, liegt der zu erwartende Explosionsdruck unter dem Atmosphären-
druck. In diesem Fall ist kein unzulässiger Überdruck zu erwarten.

(2) Wird der Betriebsdruck unter ca. 50 mbar abgesenkt, ist i.d.R. nicht mehr mit einer
gefährlichen Explosionsausbreitung zu rechnen.

(3) An- und Abfahrvorgänge sind hinsichtlich des Explosionsschutzes gesondert zu be-
trachten.
(4) Der abgesenkte Druck ist messtechnisch zu überwachen. Für Betriebsstörungen
(z.B. bei Lufteinbruch) und An- und Abfahrvorgänge sind zusätzliche geeignete Maß-
nahmen (z.B. zeitweise Inertisierung oder zeitweise Vermeidung von Zündquellen) vor-
zusehen.

2.4 Verhindern oder Einschränken gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre


in der Umgebung von Anlagen und Anlagenteilen

2.4.1 Allgemeines

In der Umgebung von Anlagen und Anlagenteilen ist die Bildung gefährlicher explosions-
fähiger Atmosphäre zu verhindern oder einzuschränken, soweit dies nach dem Stand der
Technik möglich ist. Die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen sind geeignet, die Bil-
dung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre zu verhindern bzw. einzuschränken.
Hinweis: Beim Ausströmen brennbarer Stoffe aus Öffnungen, undichten Stellen usw. können sich außer-
halb der Anlagen und Anlagenteile gefährliche explosionsfähige Atmosphäre und bei Stäuben auch Abla-
gerungen bilden. Bei Stäuben ist besonders zu beachten, dass sich unerwünschte Staubablagerungen
entfernt von der Austrittsstelle bilden können, besonders wenn es sich um sehr feinkörnigen Staub han-
delt. Sie können durch Aufwirbeln zur Entstehung explosionsfähiger Atmosphäre führen. Als Schutzmaß-
nahme ist daher häufiges und gründliches Entfernen (ohne Aufwirbeln) der Staubablagerungen notwendig.
Bemerkung: Auch durch Befeuchten oder durch Überschichten mit Inertstoffen lassen sich Staubablage-
rungen – zumindest zeitweise – unschädlich machen.

105
TRBS 2152 Teil 2

2.4.2 Verfahrenstechnische Maßnahmen, Bauart und räumliche Anordnung der


Anlagen und Anlagenteile

Schon bei der Planung einer Anlage zur Handhabung brennbarer Stoffe in großen Men-
gen ist anzustreben, dass sich die Stoffe stets in geschlossenen Anlagenteilen befinden.
Beispielsweise kann das Befüllen und Entleeren von Behältern mit brennbaren Flüssig-
keiten in geschlossenen Systemen vorgenommen werden, wenn sowohl die Flüssigkeits-
als auch die Gasräume der Behälter durch Leitungen miteinander verbunden werden
(Gaspendelverfahren). Kontinuierliche Verfahrensweisen sind diskontinuierlichen, char-
genweisen Arbeitsabläufen in der Regel vorzuziehen. Arbeitsvorgänge in benachbarten
Anlagen sollten so ablaufen, dass keine gefährliche Beeinflussung eintritt. Dies lässt sich
z.B. durch räumliche Trennung oder gegenseitige Abschirmung erreichen. Die weitge-
hende Unterteilung der brennbaren Stoffe in kleinere Mengen und die gleichzeitige An-
wesenheit jeweils nur kleinerer Mengen an einem bestimmten Ort – selbst bei großem
Mengenstrom – kann sicherheitstechnische Vorteile bringen. Freianlagen sind Anlagen
in Gebäuden im Allgemeinen vorzuziehen, vor allem im Hinblick auf die natürliche Luft-
bewegung.

2.4.3 Dichtheit von Anlagenteilen

2.4.3.1 Allgemeines

Die Bildung von gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre außerhalb von Anlagenteilen


kann durch die Dichtheit des Anlagenteils verhindert oder eingeschränkt werden. Hierbei
wird unterschieden in:
– auf Dauer technisch dichte Anlagenteile,
– technisch dichte Anlagenteile und Anlagenteile mit betriebsbedingtem Austritt brenn-
barer Stoffe.
Hinweis 1: Bei der Konstruktion von Anlagenteilen für die Handhabung mit brennbaren Gasen, Flüssigkei-
ten und Stäuben sollen die Werkstoffe so ausgewählt werden, dass sie den zu erwartenden mechani-
schen, thermischen und chemischen Beanspruchungen standhalten. Gefahren durch Reaktionen des
Wandmaterials mit den brennbaren Gemischen sind auszuschließen.
Hinweis 2: Bei der Auswahl der Werkstoffe ist das Korrosionsverhalten zu berücksichtigen. Bei flächen-
hafter Abtragung sind bei der Berechnung der Wanddicke Zuschläge zu berücksichtigen; gegen Lochfraß-
korrosion sind als grundsätzliche Schutzmaßnahme geeignete Werkstoffe auszuwählen sowie insbesonde-
re auch sachgerechte Konservierungsmaßnahmen in Stillstandsphasen durchzuführen.

2.4.3.2 Auf Dauer technisch dichte Anlagenteile

(1) Bei Anlagenteilen, die auf Dauer technisch dicht sind, sind keine Freisetzungen zu
erwarten.

(2) Anlagenteile gelten als auf Dauer technisch dicht, wenn


a) sie so ausgeführt sind, dass sie aufgrund ihrer Konstruktion technisch dicht bleiben
oder

106
TRBS 2152 Teil 2

b) ihre technische Dichtheit durch Wartung und Überwachung ständig gewährleistet


wird.

(3) Anlagenteile, die auf Dauer technisch dicht sind, verursachen durch ihre Bauart in ih-
rer Umgebung im ungeöffneten Zustand keine explosionsgefährdeten Bereiche.

(4) Auf Dauer technisch dichte Anlagen- und Ausrüstungsteile nach Absatz 2 Buchstabe
a) sind z.B.
1. geschweißte Anlagenteile mit
– lösbaren Komponenten, wobei die hierfür erforderlichen lösbaren Verbindungen
betriebsmäßig nur selten gelöst und konstruktiv wie die nachgenannten lösbaren
Rohrleitungsverbindungen gestaltet sind (Ausnahme: metallisch dichtende Ver-
bindungen),
– lösbaren Verbindungen zu Rohrleitungen, Armaturen oder Blinddeckeln, wobei die
hierfür erforderlichen lösbaren Verbindungen nur selten gelöst und konstruktiv wie
die nachgenannten lösbaren Rohrleitungsverbindungen gestaltet sind,
2. Wellendurchführungen mit doppelt wirkender Gleitringdichtung (z.B. Pumpen, Rühr-
werke),
3. Spaltrohrmotorpumpen,
4. magnetisch gekoppelte dichtungslose Pumpen,
5. Armaturen mit Abdichtung der Spindeldurchführung mittels Faltenbalg und Sicher-
heitsstopfbuchse, Stopfbuchsenabdichtung mit selbsttätig nachstellenden Packun-
gen,
6. stopfbuchsenlose Armaturen mit Permanent-Magnetantrieb (SLMA-Armaturen).

(5) Auf Dauer technisch dichte Rohrleitungsverbindungen1) nach Absatz 2 Buchstabe a)


sind z.B.
1. unlösbare Verbindungen, z.B. geschweißt,
2. lösbare Verbindungen, die betriebsmäßig nur selten gelöst werden, z.B.
– Flansche mit Schweißlippendichtungen,
– Flansche mit Nut und Feder,
– Flansche mit Vor- und Rücksprung,
– Flansche mit V-Nuten und V-Nutdichtungen,
– Flansche mit glatter Dichtleiste und besonderen Dichtungen, Weichstoffdichtun-
gen bis PN 25 bar, metallinnenrandgefasste Dichtungen oder metallummantelte
Dichtungen, wenn bei Verwendung von DIN-Flanschen eine rechnerische Nach-
prüfung ausreichende Sicherheit gegen die Streckgrenze aufweist,

1)
Schlauchleitungen sind wie Rohrleitungen zu behandeln.

107
TRBS 2152 Teil 2

– metallisch dichtende Verbindungen, ausgenommen Schneid- und Klemmringver-


bindungen, in Leitungen größer als DN 32.

(6) Auf Dauer technisch dichte Verbindungen nach Absatz 2 Buchstabe a) zum An-
schluss von Armaturen sind, soweit sie selten gelöst werden, z.B.
1. die vorgenannten Rohrleitungsverbindungen und
2. NPT-Gewinde (National Pipe Taper Thread, kegeliges Rohrgewinde) oder andere
konische Rohrgewinde mit Abdichtung im Gewinde bis DN 50, so weit sie nicht
wechselnden thermischen Belastungen (?t > 100 °C) ausgesetzt sind.

(7) Neben den rein konstruktiven Maßnahmen können nach Absatz 2 Buchstabe b) auch
technische Maßnahmen, kombiniert mit organisatorischen Maßnahmen, zu einem auf
Dauer technisch dichten Anlagenteil führen. Hierunter fallen bei entsprechender Überwa-
chung und Instandhaltung z.B.
1. dynamisch beanspruchte Dichtungen, z.B. bei Wellendurchführungen an Pumpen,
2. thermisch beanspruchte Dichtungen an Anlagenteilen.

(8) Umfang und Häufigkeit für die Überwachung und Instandhaltung richten sich im Ein-
zelnen nach der Art der Verbindung und Konstruktion, Betriebsweise, Beanspruchung
sowie Zustand und Eigenschaften der Stoffe. Sie sollen die technische Dichtheit auf Dau-
er gewährleisten. Es ist darauf zu achten, dass Umfang und Häufigkeit für die Überwa-
chung und Instandhaltung zur Aufrechterhaltung der auf Dauer technischen Dichtheit im
Explosionsschutzdokument oder in dort in Bezug genommenen Unterlagen festgelegt
sind, z.B. in einer zugehörigen Betriebsanweisung oder im Instandhaltungsplan.

(9) Für die Überwachung kann eine der folgenden Maßnahmen ausreichend sein:
1. Begehung der Anlage und Kontrolle z.B. auf Schlieren, Eisbildung, Geruch und Ge-
räusche infolge Undichtheiten,
2. Begehung der Anlage mit mobilen Leckanzeigegeräten oder tragbaren Gaswarnein-
richtungen,
3. kontinuierliche oder periodische Überwachung der Atmosphäre durch selbsttätig ar-
beitende, fest installierte Messgeräte mit Warnfunktion.
Hinweis: Anlagenteile mit der Klassifizierung 0,5 oder 1 gem. TRGS 420 Anhang 1 gelten als auf Dauer
technisch dicht.
Bemerkung: Geeignete vorbeugende Instandhaltung kann den Umfang und dieHäufigkeit der Überwa-
chung auf Dichtheit reduzieren.

2.4.3.3 Technisch dichte Anlagenteile

(1) Bei Anlagenteilen, die technisch dicht sind, sind seltene Freisetzungen zu erwarten.

(2) Anlagenteile gelten als technisch dicht, wenn bei einer für den Anwendungsfall ge-
eigneten Dichtheitsprüfung oder Dichtheitsüberwachung bzw. -kontrolle, z.B. mit

108
TRBS 2152 Teil 2

schaumbildenden Mitteln oder mit Lecksuch- oder -anzeigegeräten, eine Undichtheit


nicht erkennbar ist.

(3) Beispiele für technisch dichte Anlagenteile sind:


1. Flansch mit glatter Dichtleiste und keinen besonderen konstruktiven Anforderungen
an die Dichtung,
2. Schneid- und Klemmringverbindungen in Leitungen größer DN 32,
3. Pumpen, deren Dichtheit nur auf einer einfach wirkenden Gleitringdichtung beruht,
4. lösbare Verbindungen nach Nr. 2.4.3.2, die nicht nur selten gelöst werden.

2.4.3.4 Verringern betriebsbedingter Austritte brennbarer Stoffe

(1) Außerhalb von Anlagenteilen, die weder auf Dauer technisch dicht noch technisch
dicht sind, ist mit der Bildung von gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre durch be-
triebsbedingten Austritt brennbarer Flüssigkeiten, Gase, Dämpfe oder Stäube zu rech-
nen.
Bemerkung 1: Betriebsbedingte Austrittstellen sind z.B. Entlüftungs- und Entspannungsleitungen, Umfüll-
anschlussstellen, Peilventile, Probenahmestellen, Entwässerungseinrichtungen und bei Stäuben z.B. Ü-
bergabestellen.
Bemerkung 2: Andere mögliche Austrittstellen sind nicht kontrollierte Flansch- oder Gehäuseverbindun-
gen (z.B. Pumpengehäuse).

(2) Durch technische Maßnahmen können die Austrittsmengen, die Zonenausdehnung


oder die Auftrittswahrscheinlichkeit explosionsfähiger Atmosphäre verringert werden,
wenn z.B.:
1. beim Umfüllen ein Vollschlauchsystem verwendet wird,
2. in geschlossenen Systemen unter Anwendung der Gaspendelung umgefüllt wird,
3. Entlüftungs- und Entspannungsleitungen in Gassammelsysteme geführt werden,
4. an Probenahmestellen und Peilventilen durch besondere Einrichtungen sichergestellt
ist, dass nur geringe Mengen austreten können,
5. Entwässerungen über Schleusen geringen Rauminhalts mit gegeneinander verriegel-
ten Absperrarmaturen vorgenommen werden,
6. die Übergabestellen von staubförmigen bzw. staubhaltigen Produkten mit einer ge-
gebenenfalls auch flexiblen Umhüllung aus weitgehend staubundurchlässigen Mate-
rialien versehen werden,
7. durch Unterdruckfahrweise bei betriebsbedingten Austrittstellen ein Austreten von
brennbaren Stoffen vermieden oder verringert wird,
8. bei Anwendung der Unterdruckfahrweise (z.B. 900 mbar abs.) die Wahrscheinlichkeit
des Auftretens gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre in der Umgebung von An-
lagenteilen (z.B. Öffnungen, Wellendurchführungen) sehr gering ist.

109
TRBS 2152 Teil 2

2.4.3.5 Prüfen der Anlagenteile auf Dichtheit

Anlagen nach 2.4.3.2 Abs. 2 a) sind vor der ersten Inbetriebnahme sowie nach längeren
Betriebsunterbrechungen, Veränderungen und Reparatur- oder Umbauarbeiten größeren
Ausmaßes als Ganzes oder in Abschnitten auf Dichtheit zu prüfen. Technisch dichte An-
lagen und Anlagen nach 2.4.3.2 Abs. 2 b) sind zusätzlich regelmäßig entsprechend ei-
nem Prüfplan auf ihre Dichtheit zu prüfen.

2.4.4 Lüftungsmaßnahmen

2.4.4.1 Allgemeines

(1) Durch Lüftungsmaßnahmen soll so weit wie möglich die Bildung gefährlicher explo-
sionsfähiger Atmosphäre verhindert oder eingeschränkt werden. Die Wirksamkeit einer
Lüftungsmaßnahme wird durch verschiedene Parameter, u.a. Stärke, Verfügbarkeit und
Art der Luftführung (Güte), bestimmt. (Einzelheiten hierzu siehe DIN EN 60079-10, Aus-
gabedatum: Sept. 1996, informativer Anhang B).
Hinweis: Bei der Beurteilung von Lüftungsmaßnahmen kann nicht immer von einfachen Verhältnissen
ausgegangen werden. Die zu erwartende Quellstärke brennbarer Stoffe im Betriebs- und Störungszustand
ist nicht immer einfach abschätzbar. Zudem sind die Verteilung brennbarer Substanzen im Raum, die Strö-
mungsverhältnisse, die "Totzonen" sowie die Verdünnung der explosionsfähigen Atmosphäre zu berück-
sichtigen. Insbesondere in Ecken, abgeteilten Bereichen, Bodenvertiefungen etc. kann sich bei Gasen o-
der Dämpfen, die schwerer als Luft sind, gefährliche explosionsfähige Atmosphäre bilden. Trotz Lüftungs-
maßnahmen können im Bereich der Austrittsstelle von brennbaren Stoffen explosionsfähige Konzentratio-
nen verbleiben. Eine Beurteilung von Lüftungsmaßnahmen ist häufig nur mit besonderer Fachkenntnis
möglich.

(2) Die Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre kann nur dort durch Lüf-
tungsmaßnahmen sicher vermieden werden, wo eine Abschätzung der maximalen Men-
ge (Quellstärke) evtl. austretender Gase und Dämpfe, die explosionsfähige Atmosphäre
zu bilden vermögen, möglich ist und die Lage der Quelle sowie die Ausbreitungsbedin-
gungen ausreichend bekannt sind.
Hinweis: Bei Stäuben bieten Lüftungsmaßnahmen im Allgemeinen nur dann einen ausreichenden Schutz,
wenn der Staub an der Entstehungsstelle abgesaugt und zusätzlich gefährliche Staubablagerungen sicher
verhindert werden (vgl. 2.6).
Darüber hinaus müssen folgende Umstände berücksichtigt werden:
– Die brennbaren Gase und Dämpfe haben eine von Luft verschiedene Dichte und können sich daher in
Bodennähe, z.B. Gruben, Rinnen, schiefe Ebenen oder im Deckenbereich z.B. Kassettendecken und
insbesondere an Stellen ausbreiten, an denen die von der Lüftungsanlage erzeugte Strömung nur rela-
tiv gering oder nicht vorhanden ist. Die Änderung der Dichte mit der Temperatur ist zusätzlich zu beach-
ten.
– Strömungshindernisse können Toträume bewirken, in denen die Luftbewegung nur schwach oder nicht
ausgebildet ist.

(3) Sind die lokalen Lüftungsverhältnisse in den betrachteten lüftungstechnischen Berei-


chen stark inhomogen, so muss bei der Beurteilung im Fall fehlender weiterer Zusatzin-
formationen von den Bedingungen der lokal niedrigsten Lüftung ausgegangen werden.

110
TRBS 2152 Teil 2

Bemerkung 1: Bei Gasen, die leichter als Luft sind, ist die Gestaltung von Decken und Deckenauslassöff-
nungen wichtig. Hier hilft lüftungsunterstützend die glatte, gegebenenfalls zur Abluftöffnung hin aufstei-
gende Decke. Kassettendecken und breite Querträger oder Deckenbalken können die ausreichende Ver-
dünnung solcher Gase verhindern.
Bemerkung 2: Im günstigsten Fall können Lüftungsmaßnahmen zur Vermeidung explosionsgefährdeter
Bereiche führen. Die nachstehend genannten einschränkenden Verhältnisse können jedoch dazu führen,
dass lediglich eine Verringerung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens gefährlicher explosionsfähiger At-
mosphäre (Zone 1 oder 2 statt Zone 0, Zone 2 statt Zone 1) oder eine Verringerung der Ausdehnung der
explosionsgefährdeten Bereiche (Zonen) erreicht wird.
Hinweis: Bereits einfache Veränderungen der Randbedingungen können die Wirksamkeit der Lüftung we-
sentlich beeinträchtigen.

2.4.4.2 Natürliche Lüftung

Natürliche Lüftung ist Luftaustausch ohne gezielte technische Mittel. Der Luftaustausch
erfolgt auf Grund von Dichte- bzw. Druckdifferenzen der Luft räumlich benachbarter Be-
reiche, ausgelöst durch Temperaturdifferenzen innerhalb/außerhalb eines Raumes oder
durch Wind.
Natürliche Lüftung kann als Explosionsschutzmaßnahme nur in Anspruch genommen
werden, wenn die notwendigen treibenden Kräfte der natürlichen Lüftung einen ausrei-
chenden Luftaustausch gewährleisten.
Bemerkung 1: In Räumen oberhalb Erdgleiche ohne besondere Be- und Entlüftungsöffnungen darf auf-
grund von Witterungseinflüssen und baulicher Gestaltung eine Luftwechselzahl von mindestens n = 1 an-
genommen werden (Ausnahmen: Energiespar-Bauweise). Industriebauten mit Entlüftungsöffnungen im
Dachbereich weisen häufig einen höheren Luftwechsel auf.
Bemerkung 2: In Kellerräumen ist mit geringerer natürlicher Lüftung zu rechnen. Es stehen meist nur klei-
ne Öffnungen und Fenster zur Verfügung, Temperaturdifferenzen im Raum können zwar zu Konvektion
führen, aber der Luftaustausch mit Luft von außerhalb des betrachteten Raumes ist gering. Als Luftwech-
selzahl ist bei allseits unter Erdgleiche liegenden Kellerräumen als Richtwert etwa n = 0,4 anzunehmen.
Durch gezielte Zu- und Abluftöffnungen lässt sich dieser Wert bis auf ungefähr das Doppelte erhöhen. Ei-
ne weitere Erhöhung ist bei großflächigen Wärmequellen (Temperaturdifferenz gegenüber Außentempera-
tur mind. 5 K) möglich.
Bemerkung 3: Die räumliche Anordnung der Öffnungen von Zuluft und Abluft sollte die natürliche Konvek-
tion unterstützen. Bei kleinen Räumen wird in der Regel die beste Wirkung erzielt, wenn sich die Öffnun-
gen raumdiagonal gegenüber befinden (Querlüftung). Die sich in größeren Räumen deutlich ausprägenden
Konvektionswalzen können genutzt und unterstützt werden durch entsprechende Abluftöffnungen im De-
ckenbereich.
Bemerkung 4: Wenn bauliche Maßnahmen für ungehinderten Ein- und Auslass von Luft vorgesehen wer-
den und als treibende Kräfte für natürliche Lüftung großflächig andauernd warme Flächen mit einer Tem-
peraturdifferenz von mindestens 5 K gegenüber Außentemperatur zur Verfügung stehen, stellt sich eine
natürliche Lüftung ein, die signifikant über einer üblichen technischen Lüftung liegen kann. In diesen Fällen
kann die natürliche Lüftung explosionstechnisch gleichwertig behandelt werden wie eine technische Lüf-
tung nach Nummer 2.4.4.3.

2.4.4.3 Technische Lüftung (Raumlüftung)

(1) Technische Lüftung ist der Luftaustausch mit gezielten technischen Mitteln (z.B. Ven-
tilatoren, Luftinjektoren). Sie führt zu einer Reduzierung brennbarer Stoffe innerhalb des

111
TRBS 2152 Teil 2

betrachteten lüftungstechnischen Bereiches. Sofern die technische Lüftung als Explosi-


onsschutzmaßnahme eingesetzt wird, ist sie hinsichtlich Stärke, Güte und Verfügbarkeit
zu bewerten.
Bemerkung: Treibende Kraft ist bei der technischen Lüftung entweder Unterdruck (z.B. bei lokaler Absau-
gung) mit in der Regel niedriger "Reichweite" oder Überdruck (z.B. aus Frischluftauslässen) mit hoher
"Reichweite". Dabei sind folgende Erfordernisse zu beachten:
1. Die Wirksamkeit der Lüftung ist in Abhängigkeit von der Wahrscheinlichkeit, mit der explosionsfähige
Atmosphäre entstehen kann oder deren Auftreten eingeschränkt werden soll, zu überwachen. Sofern
die Überwachung der Lüftung automatisch erfolgt, muss sie sich auf das Auftreten gefährlicher explosi-
onsfähiger Atmosphäre selbst (z.B. durch Gaswarngeräte) oder zumindest auf den zu überwachenden
Luftstrom (z.B. durch Strömungswächter) beziehen. Eine Überwachung des Betriebes von Teilen der
Lüftungsanlage (z.B. Überwachung der Ventilatordrehzahl) ist in der Regel nicht ausreichend.
2. Das in einem explosionsgefährdeten Abluftsystem geförderte Gemisch ist in Bereiche ohne Zündgefah-
ren abzuführen; andernfalls sind Maßnahmen gegen Zündgefahren (entsprechend der im Abluftsystem
vorliegenden Zone) in diesen Bereichen zu treffen oder es ist ein Flammenrückschlag in das Abluftsys-
tem zu verhindern.
Hinweis: Diese Forderung ist von besonderer Bedeutung für das Vermeiden von Zündgefahren durch
nachgeschaltete Abluftreinigungsanlagen.
3. Ansaugen von Zuluft aus explosionsgefährdeten Bereichen darf die Gefährdung nicht erhöhen. Wird
Zuluft aus explosionsgefährdeten Bereichen entnommen, sind daher zusätzliche Maßnahmen (z.B.
Einsatz von Gaswarngeräten) erforderlich.
4. Zur Auslegung der Lüftung ist die Kenntnis von Ort, maximaler Stärke und Häufigkeit der Quelle explo-
sionsfähiger Atmosphäre erforderlich; hierbei sind auch Betriebsstörungen (z.B. Leckagen an Dichtele-
menten) zu berücksichtigen.

(2) Ein Beispiel für die Be- und Entlüftung des Inneren von Anlagenteilen und anderen
umschlossenen Räumen ist im Anhang aufgeführt.

2.4.4.4 Objektabsaugung

(1) Ist eine Austrittstelle brennbarer Gase, Dämpfe oder Stäube aus einem Anlagenteil
bekannt (z.B. Entlüftungs- und Beschickungsöffnungen), so können die austretenden
Stoffe gezielt erfasst und abgeführt werden, z.B. durch Randabsaugung an offenen Be-
hältern.

(2) Die Absaugung ist auf der Grundlage der spezifischen Parameter der zu erfassen-
den Stoffe, der anlagen- und prozesstechnischen sowie der betrieblichen Gegebenheiten
auszulegen. Mögliche Störungen sind zu berücksichtigen.
Hinweis: Werden keine besonderen technischen Maßnahmen getroffen, bleibt die Erfassung brennbarer
Gase, Dämpfe oder Stäube auf den unmittelbaren Bereich der Objektabsaugung beschränkt.

2.5 Überwachung der Konzentration in der Umgebung von Anlagenteilen

2.5.1 Allgemeines

(1) Zur Erkennung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre können Gaswarngeräte


verwendet werden. Sie dienen als Grundlage für die Einleitung von Schutzmaßnahmen.

112
TRBS 2152 Teil 2

Sie werden verwendet zur manuellen oder automatischen Auslösung von Schutzmaß-
nahmen oder auch von Notfunktionen zur Stilllegung der Anlage.
Hinweis: Neben ihrer Aufgabe der Warnung vor Explosionsgefahr können Gaswarngeräte auch Aufgaben
der Warnung vor Gesundheitsgefahren übernehmen. Die hierfür maßgeblichen Konzentrationen liegen in
der Regel um Zehnerpotenzen niedriger als die unteren Explosionsgrenzen.

(2) Für den Einsatz von Gaswarngeräten gilt:


1. genügende Kenntnis über die zu erwartenden Stoffe, die Lage ihrer Quellen, ihre
maximalen Quellstärken und die Ausbreitungsbedingungen,
2. eine den Einsatzbedingungen angemessene Funktionsfähigkeit der Geräte, insbe-
sondere bezüglich Ansprechzeit, Ansprechwert und Querempfindlichkeit,
3. vermeiden von gefährlichen Zuständen bei Ausfall einzelner Funktionen der Gas-
warnanlage (Verfügbarkeit),
4. Möglichkeit, die zu erwartenden Stoffe durch geeignete Wahl von Anzahl und Ort der
Messstellen ausreichend schnell und sicher zu erfassen,
5. Kenntnis des Bereiches, der bis zum Wirksamwerden der durch das Gerät auszulö-
senden Schutzmaßnahmen explosionsgefährdet wird. In diesem Bereich (abhängig
von 1. bis 4.) sind Schutzmaßnahmen zur Zündquellenvermeidung erforderlich,
6. ausreichend sicheres Verhindern des Auftretens gefährlicher explosionsfähiger At-
mosphäre außerhalb des Bereiches in Nummer 5 durch die auszulösenden Schutz-
maßnahmen und
7. durch eine Fehlauslösung dürfen keine anderweitigen Gefahren auftreten.

(3) Gaswarngeräte für den Einsatz im Rahmen von Explosionsschutzmaßnahmen gem.


TRBS 2152 Teil 2/TRGS 722 sind hinsichtlich der messtechnischen Funktionsfähigkeit
und der funktionalen Sicherheit für den vorgesehenen Einsatzfall geeignet auszuwählen.
Hierbei sind die in der Betriebsanleitung genannten Anforderungen hinsichtlich der
messtechnischen Funktionsfähigkeit zu beachten.
Bemerkung 1: Die Anforderungen an die messtechnische Funktionsfähigkeit von Gaswarngeräten sind im
Anhang II, Abschnitte 1.5.5 bis 1.5.7 der Richtlinie 94/9/EG beschrieben.
Bemerkung 2: Die in der von der Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie herausgegebenen "Lis-
te des Verzeichnisses der durch anerkannte nationale Prüfstellen auf Funktionsfähigkeit geprüften Gas-
warngeräte" aufgeführten Gaswarngeräte gelten als geeignet.

(4) Die Gaswarngeräte sind nach ihrer Errichtung und in angemessenen Zeitabständen
auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Darüber hinaus sind sie regelmäßig instand zu
halten.

(5) Gaswarnanlagen müssen so installiert und betrieben werden, dass jederzeit ein Ein-
greifen von Hand in den von der Gaswarnanlage gesteuerten automatischen Ablauf
möglich ist. Dieser Eingriff darf nicht zum Verlust der Explosionssicherheit führen und
darf nur von hierfür befugten Personen vorgenommen werden.

113
TRBS 2152 Teil 2

2.5.2 Gaswarnanlagen mit Alarmierung

(1) Die Sensoren oder Detektierungsstellen der Gaswarngeräte sind in der Nähe der
Stellen anzubringen, an denen mit dem Auftreten explosionsfähiger Atmosphäre zu rech-
nen ist.
Die Alarmschwelle des Gerätes muss auf eine Konzentration mindestens so weit unter-
halb der unteren Explosionsgrenze eingestellt sein, dass nach Alarmierung die in der Be-
triebsanweisung festgelegten Maßnahmen wirksam werden können.
(2) Es ist zu prüfen, ob allein organisatorische Maßnahmen zur Vermeidung gefährlicher
explosionsfähiger Atmosphäre ausreichend sind.
Bemerkung: Es empfiehlt sich, die Alarmschwelle bei so niedrigen Konzentrationen festzusetzen, wie es
aus betriebstechnischen Gründen gerade noch sinnvoll ist.

2.5.3 Gaswarnanlagen mit automatischen Schaltfunktionen

(1) Gaswarnanlagen können neben der Alarmierung noch zusätzliche Funktionen über-
nehmen. Die Anlage bleibt dabei in Betrieb. Die Maßnahmen können sich entweder auf
die Atmosphäre außerhalb oder auf das Innere der Anlagenteile beziehen. Beim Errei-
chen einer Schaltschwelle1) oder bei darüber liegenden, aber noch unbedenklichen Kon-
zentrationen löst die Gaswarnanlage über automatische Schaltvorgänge Maßnahmen
aus, die erfahrungsgemäß eine Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre si-
cher verhindern. Beispielsweise können beim Erreichen der Schaltschwelle besondere
Lüftungseinrichtungen von der Gaswarnanlage in Betrieb gesetzt werden. In dem Anla-
genteil können weitere Maßnahmen ausgelöst werden, z.B. Herabsetzung des Innendru-
ckes, Absperren der undichten Anlagenteile, Inertisierung, Abschalten von wirksamen
Zündquellen.
(2) Diese Maßnahmen haben damit in der Regel einen Einfluss auf die Ausdehnung der
gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre oder auf die Wahrscheinlichkeit des Auftre-
tens explosionsfähiger Atmosphäre.

2.5.4 Gaswarnanlagen mit automatischer Auslösung von Notfunktionen

(1) Erreicht die Konzentration eine festzulegende Schaltschwelle, die üblicherweise


oberhalb der Schaltschwelle nach Nr. 2.5.2 oder Nr. 2.5.3 liegt, werden durch die Gas-
warnanlage über die in Nr. 2.5.3 beschriebenen Maßnahmen hinaus automatische Ab-
schaltvorgänge ausgelöst, die ein gefahrloses Abfahren der gefährdeten Anlagen oder
Anlagenteile bewirken.
(2) Diese Maßnahmen haben damit in der Regel einen Einfluss auf die Ausdehnung der
gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre oder auf die Wahrscheinlichkeit des Auftre-
tens gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre.

1)
Aus der Sicht des Anlagenbetreibers entspricht die "Schaltschwelle" der Gaswarnanlage dem Begriff
"Grenzwert".

114
TRBS 2152 Teil 2

2.6 Maßnahmen zum Beseitigen von Staubablagerungen in der Umgebung


staubführender Anlagenteile und Behälter

(1) Staubablagerungen in der Umgebung staubführender Anlagenteile und Behälter sind


nach Möglichkeit zu vermeiden. Unvermeidbare Staubablagerungen sind regelmäßig zu
beseitigen.

(2) In Arbeits- und Betriebsräumen sind daher regelmäßige Reinigungsmaßnahmen


durchzuführen, z.B. auf der Grundlage von Reinigungsplänen, in denen Art, Umfang und
Häufigkeit von Reinigungsmaßnahmen und die jeweiligen Verantwortlichkeiten verbind-
lich geregelt werden. Die Festlegungen sind den individuellen Verhältnissen des Einzel-
falls anzupassen (vgl. auch TRBS 2152 Teil 1/TRGS 721).
Hinweis: Besonders zu beachten sind schlecht einsehbare (z.B. höher gelegene) oder schwer zugängli-
che Oberflächen, auf denen sich im Lauf der Zeit erhebliche Staubmengen ablagern können. Darüber hin-
aus ist sicherzustellen, dass bei größerer Staubfreisetzung infolge von Betriebsstörungen (z.B. Beschädi-
gen oder Platzen von Gebinden, Leckagen) zusätzliche Maßnahmen zur unverzüglichen Beseitigung der
Staubablagerungen getroffen werden.

3 Zoneneinteilung explosionsgefährdeter Bereiche

(1) Sofern es nicht gelingt, gefährliche explosionsfähige Atmosphäre völlig zu vermei-


den, ist eine Einteilung explosionsgefährdeter Bereiche in Zonen erforderlich.

(2) Aus der Zoneneinteilung ergibt sich der Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen zur
Gewährleistung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten, die
durch gefährliche explosionsfähige Atmosphäre gefährdet werden können.

(3) Bezüglich der Zonendefinition wird auf TRBS 2152 Teil Allgemeines, Nummer
2.2/TRGS 720, Nummer 2.2 verwiesen.
Bemerkung 1: Zur Zone 0 kann in der Regel nur das Innere von Behältern oder das Innere von Anlagen-
teilen (Verdampfer, Reaktionsgefäße usw.) gehören.
Bemerkung 2: Zur Zone 1 können u. a. gehören:
– die nähere Umgebung der Zone 0,
– die nähere Umgebung von Beschickungsöffnungen,
– der nähere Bereich um Füll- und Entleerungseinrichtungen,
– der nähere Bereich um leicht zerbrechliche Anlagenteile aus Glas, Keramik und dgl.,
– der nähere Bereich um nicht ausreichend dichtende Stopfbuchsen, z.B. an Pumpen und Schiebern,
– das Innere von Apparaturen wie Verdampfern, Reaktionsgefäßen.
Bemerkung 3: Zur Zone 2 können u. a. gehören:
– Bereiche, welche die Zonen 0 oder 1 umgeben,
– Bereiche um technisch dichte Rohrleitungen und Anlagenteile.
Bemerkung 4: Zur Zone 20 kann in der Regel nur das Innere von Behältern oder das Innere von Anlagen-
teilen (z.B. Behältern, Rohrleitungen, Apparaturen) gehören.

115
TRBS 2152 Teil 2

Bemerkung 5: Zur Zone 21 können Bereiche im Inneren von Anlagen (z.B. Silos, Mischer) oder Bereiche
in der unmittelbaren Umgebung von Anlagen (z.B. Staubentnahmestellen oder Füllstationen) gehören.
Weiter können dazu auch Bereiche gehören, in denen abgelagerter Staub in so großer Menge vorliegt,
dass es bereits im Normalbetrieb gelegentlich zum Aufwirbeln gefährlicher explosionsfähiger Staub-/Luft-
Gemische kommen kann.
Bemerkung 6: Zur Zone 22 können auch Bereiche in der Umgebung Staub enthaltender Apparaturen ge-
hören, wenn Staub nur in nicht explosionsfähiger Konzentration austritt und sich lediglich längerfristig
Staubablagerungen bilden, die auch nur kurzzeitig zu gefährlichen explosionsfähigen Staub-/Luft-
Gemischen aufgewirbelt werden können.

(4) Bestehen bei der Einteilung in Zonen Zweifel, muss sich in dem gesamten explosi-
onsgefährdeten Bereich der Umfang der Schutzmaßnahmen nach der jeweils höchst-
möglichen Wahrscheinlichkeit des Auftretens gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
richten. Aus diesem Grunde ist in den Fällen, in denen Stäube mit Gasen, Dämpfen oder
Nebeln gemeinsam gefährliche explosionsfähige Atmosphäre bilden können (hybride
Gemische), die Einteilung des explosionsgefährdeten Bereiches sowohl nach den Zonen
0, 1 und 2 als auch nach den Zonen 20, 21 und 22 in Erwägung zu ziehen.

(5) Durch geeignete Maßnahmen gemäß Nr. 2.2 bis 2.6 kann die Wahrscheinlichkeit des
Vorhandenseins explosionsfähiger Atmosphäre reduziert werden. Dies ist bei der Zonen-
einteilung zu berücksichtigen.

(6) Durch eine funktionssichere, einfach überwachte betriebliche Inertisierung mit ent-
sprechenden Maßnahmen bei Ausfall der Inertisierung (z.B. Abfahren der Anlage) ist in
der Regel eine Reduzierung um eine Stufe gegenüber dem nicht-inertisierten Zustand
möglich (z.B. von Zone 1 ohne Inertisierung auf Zone 2 mit Inertisierung).

(7) Durch eine Inertisierung, die bei Auftreten eines vorhersehbaren Fehlers noch wirk-
sam ist, ist in der Regel eine Reduzierung um zwei Stufen gegenüber dem nichtinertisier-
ten Zustand möglich (z.B. von Zone 0 ohne Inertisierung auf Zone 2 mit Inertisierung).

(8) Durch eine Inertisierung, die bei Auftreten von zwei voneinander unabhängigen Feh-
lern noch wirksam ist, kann ein explosionsgefährdeter Bereich der Zone 0 oder 20 in ei-
nen nicht-explosionsgefährdeten Bereich überführt werden.

(9) Absätze 6 bis 8 gelten sinngemäß auch für Lüftungsmaßnahmen.

116
TRBS 2152 Teil 2

Anhang

1 Auslegung einer Inertisierung

1.1 Partielle Inertisierung

Nachfolgend ist ein Rechenbeispiel für die partielle Inertisierung aufgeführt:


Ein bestimmter Prozess mit Propan (als einzigem brennbaren Stoff) ist bei ca. 20 °C und
1 bar so mit Stickstoff zu inertisieren, dass im Inneren der Anlagenteile und Rohrleitun-
gen keine gefährliche explosionsfähige Atmosphäre entsteht. Die Sauerstoffkonzentrati-
on der Gasphase kann überwacht werden.
Die Sauerstoffgrenzkonzentration wird Tabelle 1 entnommen (Molgehalt Cmax O2 = 9,8 %,
alte Bezeichnung Cmax O2 = 9,8 Vol.%). Im vorliegenden Fall sei bekannt, dass verfah-
rensbedingt die Sauerstoffkonzentration örtlich und zeitlich um ±1 % (Molgehalt) schwan-
ken kann. Ferner sollen evtl. Schutzfunktionen so schnell wirksam werden, dass nach ih-
rer Auslösung die Sauerstoffkonzentration maximal noch um 1 % ansteigen kann. Für die
Schwankung werden hier 2 % angesetzt, da bei einer möglichen Schwankung von ±1 %
um einen mittleren Wert der höchste Wert (der in diesem Beispiel nicht über 9,8 % – dem
Wert der Sauerstoffgrenzkonzentration – liegen darf) und der niedrigste Wert (der z.B.
am Ort der Sauerstoffkonzentrationsmessung vorliegen kann) um 2 % auseinander lie-
gen können.
Damit wird die höchstzulässige Sauerstoffkonzentration auf
(9,8 – 2 – 1) % = 6,8 %
festgelegt. Zur Berücksichtung der Eigenschaften der Sauerstoffüberwachungseinrich-
tung (u. a. Messabweichungen, Alarmverzögerungen) wird weiterhin eine Alarmschwelle
unterhalb der höchstzulässigen Sauerstoffkonzentration bestimmt. Der hierfür nötige Si-
cherheitsabstand betrage im vorliegenden Fall ca. 3 %, so dass die Alarmschwelle bei
(6,8 – 3) % = 3,8 %
liegt. Überschreitet die im Prozess gemessene Sauerstoffkonzentration die Alarmschwel-
le von 3,8 % (Molgehalt), so werden die Schutzfunktionen ausgelöst.

1.2 Totale Inertisierung

Nachfolgend ist ein Rechenbeispiel für die totale Inertisierung mit zwei unterschiedlichen
Inertgasen aufgeführt:
In einem Behälter soll Hexan bei 20 °C mit Inertgas (ohne Luft) so unter Druck stehen,
dass bei einer Undichtigkeit im Gasraum des Behälters explosionsfähige Atmosphäre im
Freien nicht entstehen kann. Hexan hat bei 20 °C einen Sattdampfdruck von ca. 0,16
bar.
a) Stickstoff als Inertgas: Der Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass für die Inertisierung mit
Stickstoff das Verhältnis der Molanteile und damit in guter Näherung der Partialdrü-

117
TRBS 2152 Teil 2

cke von Stickstoff und Hexandampf mindestens 42 betragen muss, d.h. der Partial-
druck des Stickstoffs muss mindestens bei
(42 x 0,16) bar = 6,7 bar
liegen. Bei homogener Mischung des Stickstoffs mit dem Hexandampf im Behälter ist
somit durch Aufdrücken von Stickstoff ein Gesamtdruck von
(6,7 + 0,16) bar = 6,9 bar
(entsprechend einem Überdruck gegen Atmosphäre von 5,9 bar) im Behälter erfor-
derlich.

b) Kohlendioxid als Inertgas: Bei der Inertisierung mit Kohlendioxid beträgt das Verhält-
nis der Molanteile von Kohlendioxid zu Hexandampf nach Tabelle 1 mindestens 32.
Die analoge Rechnung ergibt, dass zum Erreichen des Schutzzieles durch Zugabe
von Kohlendioxid ein Gesamtdruck von
(32 x 0,16 + 0,16) bar = 5,3 bar
(entsprechend einem Überdruck von 4,3 bar) einzustellen ist.

2 Erkenntnisquellen für die Zoneneinstufungen

Für bestimmte Anwendungsfälle kann die Beispielsammlung der BG Chemie als Er-
kenntnisquelle für die Einstufung explosionsgefährdeter Bereiche in Zonen herangezo-
gen werden.

118
BGR 104

E Schutzmaßnahmen*)

E 2 Maßnahmen, welche die Entzündung gefährlicher explosionsfähi-


ger Atmosphäre verhindern (Vermeiden wirksamer Zündquellen)
E 2.1 Zoneneinteilung explosionsgefährdeter Bereiche

Die nachfolgende Zoneneinteilung gilt für Bereiche, in denen Vorkehrungen zur


Gefährdungsbeurteilung, zu den Anforderungen an die Bereitstellung und Nutzung
der Arbeitsmittel sowie zum Explosionsschutzdokument getroffen werden müs-
sen. Aus dieser Einteilung ergibt sich der Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen
zur Gewährleistung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftig-
ten, die durch gefährliche explosionsfähige Atmosphäre gefährdet werden können
(vgl. Anlage 2 der EX-RL). [5, 51, 57]
Zone 0: ist ein Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch
aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln ständig, über lange
Zeiträume oder "häufig" vorhanden ist.
Bemerkung: Der Begriff "häufig" ist im Sinne von "zeitlich überwiegend" zu verwenden.
Hierzu gehört in der Regel nur das Innere von Behältern oder das Innere von
Apparaturen (Verdampfer, Reaktionsgefäße usw.), wenn die Bedingungen der
Definition der Zone 0 erfüllt sind.

Zone 1: ist ein Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich eine gefährliche
explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen,
Dämpfen oder Nebeln bilden kann.
Bemerkung: Als Normalbetrieb gilt der Zustand, in dem Anlagen innerhalb ihrer Auslegungs-
parameter benutzt werden (gemäß BetrSichV). [51]
Hierzu können u.a. gehören:
– die nähere Umgebung der Zone 0,
– die nähere Umgebung von Beschickungsöffnungen,
– der nähere Bereich um Füll- und Entleerungseinrichtungen,
– der nähere Bereich um leicht zerbrechliche Apparaturen oder Leitungen
aus Glas, Keramik und dgl.,
– der nähere Bereich um nicht ausreichend dichtende Stopfbuchsen, z.B. an
Pumpen und Schiebern,
– das Innere von Apparaturen wie Verdampfer, Reaktionsgefäße.

Zone 2: ist ein Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Ne-
beln normalerweise nicht oder aber nur kurzzeitig auftritt.

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

119
BGR 104

Bemerkung: Als Normalbetrieb gilt der Zustand, in dem Anlagen innerhalb ihrer Auslegungs-
parameter benutzt werden (gemäß BetrSichV). [51]
Zur Zone 2 können u.a. gehören:
– Bereiche, welche die Zonen 0 oder 1 umgeben.
Bereiche, in denen brennbare Stoffe nur in Rohrleitungen gefördert werden,
die auf Dauer technisch dicht sind, sind keine explosionsgefährdeten Berei-
che.
Zone 20: ist ein Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre in Form einer
Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbarem Staub ständig, über lange
Zeiträume oder "häufig" vorhanden ist.
Bemerkung: Der Begriff "häufig" ist im Sinne von "zeitlich überwiegend" zu verwenden. Wenn
diese Bedingungen auftreten, sind sie im Allgemeinen nur im Inneren von Behältern, Rohrlei-
tungen, Apparaturen usw. anzutreffen.

Zone 21: ist ein Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich eine gefährliche
explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem
brennbarem Staub bilden kann.
Hierzu können u.a. Bereiche im Innern von Anlagen (z.B. Silos, Mischer) oder
Bereiche in der unmittelbaren Umgebung von z.B. Staubentnahmestellen oder
Füllstationen gehören.
Hierzu können auch Bereiche gehören, in denen abgelagerter Staub in so gro-
ßen Mengen vorliegt, dass es bereits im Normalbetrieb gelegentlich zum Auf-
wirbeln gefährlicher explosionsfähiger Staub/Luft-Gemische kommen kann.

Zone 22: ist ein Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbarem
Staub normalerweise nicht oder aber nur kurzzeitig auftritt.
Hierzu können auch Bereiche in der Umgebung Staub enthaltender Apparatu-
ren gehören, wenn Staub nur in nicht explosionsfähiger Konzentration austritt
und sich längerfristig Staubablagerungen bilden, die kurzzeitig zu gefährlichen
explosionsfähigen Staub/Luft-Gemischen aufgewirbelt werden können.
Bemerkung: Insbesondere durch entsprechende Reinigungsmaßnahmen können die durch
Staubablagerungen bedingten Zonen positiv beeinflusst oder sogar vermieden werden (siehe
auch Abschnitt E 1.3*) und E 1.5*)).

Weitere Beispiele für die Einteilung explosionsgefährdeter Bereiche sind in der Beispiel-
sammlung zusammengestellt.
Bemerkung 1: Als Normalbetrieb gilt der Zustand, in dem Anlagen innerhalb ihrer Auslegungsparameter
benutzt werden (gemäß BetrSichV). [51]
Bemerkung 2: Schichten, Ablagerungen und Anhäufungen von brennbarem Staub sind wie jede andere
Ursache, die zur Bildung einer gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre führen kann, zu berücksichti-
gen (gemäß BetrSichV). [51]

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

120
BGR 104

Bestehen bei der Einteilung in Zonen Zweifel, muss sich in dem gesamten explo-
sionsgefährdeten Bereich der Umfang der Schutzmaßnahmen nach der jeweils
höchstmöglichen Wahrscheinlichkeit des Auftretens gefährlicher explosionsfähi-
ger Atmosphäre richten. Aus diesem Grunde ist in den Fällen, in denen Stäube mit
Gasen, Dämpfen oder Nebeln gemeinsam gefährliche explosionsfähige Atmosphä-
re bilden können (hybride Gemische), die Einteilung des explosionsgefährdeten
Bereiches sowohl nach den Zonen 0, 1 und 2 als auch nach den Zonen 20, 21 und
22 in Erwägung zu ziehen.
Aus Sicht des Benutzers können Geräte der verschiedenen Kategorien, wie in der
Tabelle gezeigt, angewendet werden: [12]

In Zone verwendbare Kategorie wenn ausgelegt für

0 II 1 G Gas/Luft-Gemisch bzw.
Dampf/Luft-Gemisch bzw. Nebel

1 II 1 G oder 2 G Gas/Luft-Gemisch bzw.


Dampf/Luft-Gemisch bzw. Nebel

2 II 1 G oder 2 G oder 3 G Gas/Luft-Gemisch bzw.


Dampf/Luft-Gemisch bzw. Nebel

20 II 1 D Staub/Luft-Gemisch

21 II 1 D oder 2 D Staub/Luft-Gemisch

22 II 1 D oder 2 D oder 3 D Staub/Luft-Gemisch

G = Gases, Vapours, Mists D = Dusts, Clouds, Layers

Tabelle E 2.1: Geräte für den Einsatz in den unterschiedlichen Zonen

Weitere Einteilungskriterien müssen berücksichtigt werden, z.B. Temperaturklas-


se, Zündschutzart, Explosionsgruppe usw.
Der weitere Betrieb von elektrischen Betriebsmitteln, die auf der Grundlage der vor
dem 20.12.1996 geltenden ElexV*) in Verkehr gebracht wurden, ist aus Sicht des
Explosionsschutzes unbedenklich, wenn diese mindestens den dort geregelten
Anforderungen für den Einsatz in den Zonen 0, 1 bzw. 2 genügen.

*)
Anmerkung der Redaktion: Durch Artikel 8 der Verordnung zur Rechtsvereinfachung im Bereich der Si-
cherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Bereitstellung von Arbeitsmitteln und deren Benutzung
bei der Arbeit, der Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen und der Organisation des
betrieblichen Arbeitsschutzes vom 27. September 2002 (BGBl. I S. 3777) außer Kraft gesetzt.

121
BGR 104

In den Zonen 20 und 21 können neben den Geräten der entsprechenden Katego-
rien auch Geräte eingesetzt werden, die für den Einsatz in Zone 10 zugelassen
wurden.
In Zone 22 können neben den Geräten der entsprechenden Kategorie auch elektri-
sche Betriebsmittel eingesetzt werden, die den Anforderungen der ElexV*) (alt) für
den Einsatz in Zone 10 oder 11 genügen. [107]

E 2.2 Umfang der Schutzmaßnahmen

Beim Einsatz von Betriebsmitteln sowie beim Betrieb von Anlagen innerhalb ex-
plosionsgefährdeter Bereiche ist unter Berücksichtigung von Abschnitt E 2.3 zu
prüfen, ob Zündgefahren auftreten können. Ist dies der Fall, ist anzustreben, die
Zündquellen aus dem explosionsgefährdeten Bereich zu entfernen. Wenn dies
nicht möglich ist, sind unter Beachtung der nachfolgenden Hinweise Schutzmaß-
nahmen durchzuführen. [50]
Die Maßnahmen sollen Zündquellen völlig unwirksam machen oder die Wahr-
scheinlichkeit ihres Wirksamwerdens verringern. [50] Der Umfang der Schutzmaß-
nahmen richtet sich nach der Wahrscheinlichkeit des Auftretens gefährlicher ex-
plosionsfähiger Atmosphäre. Bei der Festlegung des Umfanges der Schutzmaß-
nahmen ist daher in der Regel Folgendes zu berücksichtigen:
In Bereichen, die durch Gase, Dämpfe oder Nebel explosionsgefährdet sind, sind
in Zone 2 Zündquellen, die ständig oder häufig auftreten können (z.B. beim
Normalbetrieb der Betriebsmittel),
in Zone 1 neben den für Zone 2 genannten Zündquellen auch Zündquellen, die
nur selten auftreten können (z.B. bei Störungen der Betriebsmittel)
und
in Zone 0 neben den für Zone 1 genannten Zündquellen sogar Zündquellen, die
nur sehr selten auftreten können (z.B. bei seltenen Störungen der Be-
triebsmittel),
zu vermeiden.

In Bereichen, die durch Stäube explosionsgefährdet sind, sind


in Zone 22 zum Verhindern der Entzündung einer Staubwolke oder einer Staub-
schicht alle ständig oder häufig auftretenden Zündquellen (z.B. beim
Normalbetrieb der Betriebsmittel),
in Zone 21 zum Verhindern der Entzündung von abgelagertem und von aufgewir-
beltem Staub zusätzlich zu den für Zone 22 genannten Zündquellen
nur selten auftretende Zündquellen (z.B. infolge Störungen von Be-
triebsmitteln) und

122
BGR 104

in Zone 20 zum Verhindern der Entzündung von abgelagertem und von aufgewir-
beltem Staub zusätzlich zu den für Zone 21 genannten Zündquellen
sogar sehr selten auftretende Zündquellen (z.B. infolge seltener Stö-
rungen von Betriebsmitteln)
zu vermeiden.

Geräte und Schutzsysteme, die dem Geltungsbereich der Explosionsschutzver-


ordnung (11. GPSGV) unterliegen, müssen den durch diese Verordnung geregelten
Anforderungen entsprechen. Die hier aufgeführten Schutzmaßnahmen gelten –
soweit sie Anforderungen an die Beschaffenheit beinhalten – nur für Anlagen, Ge-
räte und Ausrüstungen, die nicht Geräte und Schutzsysteme im Sinne der 11.
GPSGV sind. [102]
Hinweis: Anlagen gemäß § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BetrSichV, die Geräte und Schutzsysteme gemäß Artikel
1 der RL 94/9/EG sind oder beinhalten, sind überwachungsbedürftige Anlagen. Montage, Installation und
Betrieb dieser Anlagen sind entsprechend dem Dritten Abschnitt der BetrSichV durchzuführen. Sofern die-
se Anlagen von einem Arbeitgeber betrieben werden, sind auch die Anforderungen des zweiten Abschnitts
zu beachten.
Lässt sich die Wahrscheinlichkeit des Wirksamwerdens einer Zündquelle nicht ab-
schätzen, ist die Zündquelle als dauernd wirksam zu betrachten.
Ist der Einsatz von Betriebsmitteln, die als Zündquelle wirksam werden können, er-
forderlich (z.B. Kraftfahrzeuge, Schweißgeräte, Messgeräte), so ist dafür zu sor-
gen, dass während dieser Zeit explosionsfähige Atmosphäre in gefahrdrohender
Menge nicht auftreten kann.
Hinsichtlich des betriebsbedingten Kraftfahrzeugverkehrs wird als Beispiel auf die Tech-
nischen Regeln über brennbare Flüssigkeiten (TRbF) 20 "Läger" verwiesen.
Enthält die explosionsfähige Atmosphäre mehrere Arten von brennbaren Gasen,
Dämpfen, Nebeln oder Stäuben, so müssen die Schutzmaßnahmen in der Regel
nach der gefährlichsten Komponente ausgewählt werden.
Wird in Sonderfällen mit einer das übliche Maß über- oder unterschreitenden Ge-
fährdung gerechnet, muss bzw. kann dieser Gegebenheit durch speziell festzule-
gende Maßnahmen Rechnung getragen werden.
Eine das übliche Maß überschreitende Personengefährdung kann z.B. auftreten, wenn
Versammlungsstätten (Kantinen usw.), Wege mit dichtem Verkehr (Straßen, viel benutz-
te Treppen, Fluchtwege usw.), Wohnungen und größere Büroräume im gefährdeten Be-
reich liegen oder wenn durch Explosionen Folgeschäden größeren Ausmaßes zu erwar-
ten sind. Diesen Sonderfällen kann in der Regel bereits bei der Planung der Anlage
durch Wahl ausreichender Abstände des explosionsgefährdeten Bereiches von den als
Beispiel genannten Anlagen bzw. Einrichtungen oder durch Einsatz einer erhöhten Gerä-
tekategorie Rechnung getragen werden.
Andererseits kann auch eine explosionsgefährdete Anlage unter so günstigen Bedingun-
gen betrieben werden (z.B. ferngesteuerte Anlage mit automatisch arbeitenden Notfunk-
tionen), dass mit Personengefährdung nicht zu rechnen ist oder wenigstens der Umfang
der Schutzmaßnahmen eingeschränkt werden kann. Z.B. gilt bei Einsatz von CKW, die

123
BGR 104

einen Explosionsbereich jedoch keinen Flammpunkt besitzen, dass Geräte und Schutz-
systeme verwendet werden dürfen, die für die jeweils um eine Stufe weniger gefährdete
Zone geeignet sind.

Explosionsgefährdeter Gerätegruppe II
Bereich Kategorie und Buchstabe

Zone Nach EN 1127-1 Bei CKW mit Ex-Bereich, aber ohne


zulässig Flammpunkt, ebenfalls zulässig

0 1G 2G

1 1 G, 2 G 3G

2 1 G, 2 G, 3 G wie feuergefährdeter Bereich*)


*) Feuergefährdete Bereiche sind Bereiche, in denen die vorhandenen Materialien zu einer erhöhten
Brandlast führen. Zur Ermittlung der Brandlast siehe DIN 18230-1 (ZH 1/562 und BGR 180).
Elektrische Betriebsmittel müssen in feuergefährdeten Bereichen mindestens der Schutzart IP 5X
(Motoren IP 4X) entsprechen (siehe VDE 0100-482 und VDE 0100/HD 384.4.482 [Angaben über
Leuchten]).
Die Oberflächentemperatur von Betriebsmitteln in feuergefährdeten Bereichen darf im Normalbetrieb
90 °C nicht überschreiten. Diese Maßnahme dient auch zur Vermeidung der thermischen Zersetzung
von Chlorkohlenwasserstoffen zu gesundheitsgefährlichen Stoffen (siehe VDE 0100/HD 384.4.482).

Tabelle E 2.2: Zusammenhang zwischen explosionsgefährdetem Bereich und geeigne-


ten Kategorien

E 2.3 Zündquellenarten und Schutzmaßnahmen

Die Zündfähigkeit einiger der in den nachfolgenden Abschnitten behandelten Zündquel-


len ist noch nicht ausreichend bekannt. Dennoch wurde angestrebt, auf Grund theoreti-
scher Abschätzung wenigstens Grenzwerte anzugeben, bei deren Einhaltung man mit
ausreichender Sicherheit eine Zündgefahr ausschließen kann. Diese Angaben sagen
aber nicht aus, dass bei Nichteinhaltung dieser Grenzwerte explosionsfähige Atmosphä-
re in jedem Fall entzündet werden kann. Vielmehr ist in diesen Fällen festzulegen, ob
und ggf. in welchem Umfang unter Berücksichtigung der jeweiligen Betriebsbedingungen
Schutzmaßnahmen erforderlich sind.
Zur Ausschaltung einiger der nachfolgend beschriebenen Zündgefahren bei Gasen und
Dämpfen ist in gewissen Fällen auch der Einsatz von Gaswarngeräten möglich. Durch
die Gaswarngeräte müssen wirksame Zündquellen durch automatisches Auslösen von
Schaltungen oder von Notfunktionen ausreichend sicher unwirksam gemacht werden.
Bei dieser Verwendung von Gaswarngeräten müssen die in Abschnitt E 1.4*) genannten

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

124
BGR 104

Voraussetzungen (Abs. f) ausgenommen) sowie Prüf-, Betriebs- und Wartungsbedin-


gungen erfüllt sein.
Bemerkung: Besondere Zündgefahren durch abgelagerten brennbaren Staub
Ablagerungen brennbaren Staubes sind mit einer Reihe besonderer Probleme verbun-
den, die es beim Durchführen von Maßnahmen zum Vermeiden wirksamer Zündquellen
zu berücksichtigen gilt:
1. Abgelagerter brennbarer Staub beinhaltet ein erhebliches Explosionspotenzial. Be-
reits mit der Staubmenge, die bei einer Schichtdicke von 1 mm und weniger auf dem
Fußboden ruht, kann ein normal hoher Raum ganz mit einem explosionsfähigen
Staub/Luft-Gemisch ausgefüllt werden. Hinzu kommt die Möglichkeit zahlreicher wei-
terer Staubablagerungen, die sich auf allen möglichen Ablagerungsflächen in einem
Betriebsraum ansammeln können.
Infolge einer Primärexplosion kann abgelagerter Staub aufgewirbelt werden und ket-
tenreaktionsartig zu einer Vielzahl von Folgeexplosionen mit verheerenden Wirkun-
gen führen. In der Risikobewertung nimmt dieser Umstand einen sehr hohen Stel-
lenwert ein, da in diesem Fall explosionsfähige Staub/Luft-Gemische und wirksame
Zündquellen hinsichtlich ihrer Auftrittswahrscheinlichkeiten nicht mehr voneinander
unabhängig sind.

2. Ebenfalls hoch ist der Risikofaktor hinsichtlich der Auftrittswahrscheinlichkeit der


Staubschicht. Schichten, Ablagerungen und Aufhäufungen von brennbarem Staub
sind wie jede andere Ursache, die zur Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre
führen kann, zu berücksichtigen.
Um das Zusammentreffen einer Staubschicht mit ihrem unter 1 beschriebenen Ge-
fährdungspotenzial mit einer wirksamen Zündquelle hinreichend gering zu halten,
muss ein entsprechend hoher Aufwand zum Vermeiden wirksamer Zündquellen be-
trieben werden (es müssen auch Zündquellen ausgeschlossen werden, die durch
selten auftretende Störungen verursacht werden können).
Eine entzündete/brennende Staubschicht stellt ihrerseits eine "langlebige" Zündquel-
le dar, die zwar nicht als "betriebsmäßig" bezeichnet werden kann, hinsichtlich ihrer
Auftrittswahrscheinlichkeit aber durchaus gleichwertig angesehen werden muss. Sie
ist demzufolge auch in einer Zone 22 zu vermeiden.

3. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die isolierende Wirkung von Staubschichten. So
kann auf wärmefreisetzenden Betriebsmitteln/Oberflächen abgelagerter Staub zu ei-
ner deutlich höheren (Oberflächen-)Temperatur der Betriebsmittel und damit wieder-
um zu störungsbedingten Zündquellen führen.
Hinzu kommen die Abhängigkeit der Mindestzündtemperatur abgelagerten Staubes
von der Dicke der Staubschicht und die mit der Größe eines Haufwerkes zunehmen-
de Gefahr von Selbsterhitzungsvorgängen, die bis zur Selbstentzündung führen kön-
nen.

125
BGR 104

E 2.3.1 Heiße Oberflächen

Zündvorgang

Kommt explosionsfähige Atmosphäre mit erhitzten Oberflächen (heiße Rohrleitungen,


Heizkessel usw.) in Berührung, kann es zu einer Entzündung kommen. [27]
Die Zündfähigkeit einer erhitzten Oberfläche hängt von der Art und der Konzentration
des jeweiligen Stoffes im Gemisch mit Luft ab und ist umso größer, je höher die Tempe-
ratur und je größer die Oberfläche des erhitzten Körpers ist. [28] Bei längerer Verweilzeit
des Gemisches an der heißen Oberfläche kann es zu Vorreaktionen, z.B. kalte Flam-
men, kommen, sodass sich niedriger entzündbare Spaltprodukte bilden, die eine Entzün-
dung der ursprünglichen Gemische begünstigen. Weiterhin hängt die eine Entzündung
auslösende Temperatur von Größe und Gestalt des erhitzten Körpers, vom Konzentrati-
onsgefälle im Bereich der Wand und zum Teil auch vom Wandmaterial [93] ab. So kann
z.B. explosionsfähige Atmosphäre im Inneren größerer erhitzter Räume (etwa 1 Liter und
mehr) durch niedrigere Wandtemperaturen als die nach DIN 51 794 [29] gemessene
Zündtemperatur entzündet werden. Dagegen ist bei erhitzten Körpern ohne konkave
Wandflächen zur Entzündung eine höhere Wandtemperatur erforderlich; sie wächst z.B.
bei Kugeln oder geraden Rohren mit abnehmendem Durchmesser, ist aber auch von der
Anordnung abhängig. Auch beim Vorbeiströmen explosionsfähiger Atmosphäre an er-
hitzten Oberflächen kann wegen der kurzen Verweilzeit zur Entzündung eine höhere
Wandtemperatur erforderlich sein. [33]
Neben betriebsmäßig bedingten heißen Oberflächen wie Heizkörpern, Trockenschrän-
ken, Kochplatten und anderen können auch mechanische Vorgänge durch Reibung oder
Spanabhebung (wie z.B. Bohren) im Bereich der beanspruchten Oberflächen zu gefährli-
chen Temperaturen führen. Hierzu sind auch die Betriebsmittel zu zählen, die mechani-
sche Energie in Verlustwärme überführen, d.h. alle Arten von Reibungskupplungen und
mechanisch wirkenden Bremsen (z.B. an Fahrzeugen und Zentrifugen). [32] Weiterhin
können alle sich drehenden Teile in Lagern, Wellendurchführungen, Stopfbuchsen usw.
bei ungenügender Schmierung zu Zündquellen werden. [100] Sich in engen Gehäusen
drehende Teile können auch durch Eindringen von Fremdkörpern oder durch Achsverla-
gerungen zu Reibvorgängen führen, die unter Umständen schon in kurzer Zeit sehr hohe
Oberflächentemperaturen hervorrufen. Ferner kann elektromagnetische Strahlung z.B.
durch Fokussierung zu gefährlicher Temperaturerhöhung führen (Strahlungstrockner),
siehe auch E 2.3.8 und E 2.3.9.

Schutzmaßnahmen

Bei Gasen, Dämpfen oder Nebeln:


In Zone 0 ist der Einsatz von Betriebsmitteln, deren Oberflächen sich – selbst bei
selten auftretenden Betriebsstörungen – gefährlich erwärmen können, soweit wie
möglich zu vermeiden. Andernfalls muss durch laufende Überwachung sicherge-
stellt und durch betriebliches Prüfen nachgewiesen sein, dass die Temperaturen
der Oberflächen, die mit explosionsfähiger Atmosphäre in Berührung kommen
können, 80 % der nach DIN 51 794 [29] gemessenen Zündtemperatur in °C nicht

126
BGR 104

überschreiten. Dabei sind auch Temperaturerhöhungen durch Wärmestau und


chemische Reaktionen zu beachten.
Die Einhaltung der zulässigen Temperatur kann z.B. durch den Sattdampfdruck ei-
ner Flüssigkeit sichergestellt sein (Dampfheizung).
In Zone 1 ist der Einsatz von Betriebsmitteln, deren Oberflächen sich betriebsmä-
ßig und bei häufiger auftretenden Betriebsstörungen auf nicht mehr als 80 % der
Zündtemperatur in °C erwärmen können, zulässig.
Eine Überschreitung dieses Wertes bis zur Zündtemperatur ist zulässig, wenn die
Oberflächentemperaturen unter den Betriebsverhältnissen sicher begrenzbar sind.
Die Zündtemperatur darf nur in besonderen Fällen mit Zustimmung der Berufsge-
nossenschaft überschritten werden. [36]
In Zone 2 dürfen Betriebsmittel mit maximalen Oberflächentemperaturen bis zur
Zündtemperatur eingesetzt werden. Betriebsübliche Störungen brauchen hierbei
nicht berücksichtigt zu werden.
Betriebsmittel mit Oberflächentemperaturen oberhalb der Zündtemperatur sind
insbesondere in Freianlagen in Sonderfällen zulässig, wenn hinreichende Sicher-
heit durch die übrigen getroffenen Maßnahmen und betrieblichen Verhältnisse
gewährleistet ist (s. Zündvorgang).

Bei Stäuben:
In Zone 20 darf die Temperatur sämtlicher Oberflächen, die mit Staubwolken in Be-
rührung kommen können, 2/3 der Mindestzündtemperatur in °C der betreffenden
Staubwolke nicht überschreiten, auch nicht bei selten auftretenden Betriebsstö-
rungen. Darüber hinaus muss die Temperatur von Oberflächen, auf denen sich
Staub ablagern kann, um einen Sicherheitsabstand*) niedriger sein als die Min-
destzündtemperatur der dicksten Schicht, die sich aus dem betreffenden Staub
bilden kann; dies muss auch bei selten auftretenden Betriebsstörungen gewähr-
leistet sein. Falls die Schichtdicke unbekannt ist, muss die dickste vorhersehbare
Schicht angenommen werden.
In Zone 21 darf die Temperatur sämtlicher Oberflächen, die mit Staubwolken in Be-
rührung kommen können, 2/3 der Mindestzündtemperatur in °C der betreffenden
Staubwolke nicht überschreiten, auch nicht bei Betriebsstörungen. Darüber hin-
aus muss die Temperatur von Oberflächen, auf denen sich Staub ablagern kann,

*)
Oft wird ein Sicherheitsabstand von 75 K zwischen der Mindestzündtemperatur einer Staubschicht und
der Oberflächentemperatur des Betriebsmittels verwendet. Dieser Wert kann unabhängig von der
Schichtdicke des Staubes angewandt werden, muss jedoch immer auf die Mindestzündtemperatur der
dicksten zu erwarteten Schicht bezogen werden, da die Mindestzündtemperatur von Staubschichten
mit zunehmender Dicke der Staubschicht abnimmt. Zusätzlich ist zu beachten, dass bei dickeren
Staubschichten ein größerer isolierender Effekt auftritt, was zu höheren Oberflächentemperaturen des
Betriebsmittels führt. Die Mindestzündtemperatur einer Staubschicht von 5 mm Dicke wird auch als
Glimmtemperatur bezeichnet. Andere Sicherheitsabstände sind ggf. erforderlich, wenn die Temperatur
der Prozessluft höher als die Temperatur der umgebenden Luft ist.

127
BGR 104

um einen Sicherheitsabstand*) niedriger sein als die Mindestzündtemperatur der


dicksten Schicht, die sich aus dem betreffenden Staub bilden kann; dies muss
auch bei Betriebsstörungen gewährleistet sein.
In Zone 22 darf beim Normalbetrieb die Temperatur sämtlicher Oberflächen, die mit
Staubwolken in Berührung kommen können, 2/3 der Mindestzündtemperatur in °C
der betroffenen Staubwolke nicht überschreiten. Darüber hinaus muss die Tempe-
ratur von Oberflächen, auf denen sich Staub ablagern kann, um einen Sicherheits-
abstand*) niedriger sein als die Mindestzündtemperatur der dicksten Schicht, die
sich aus dem betreffenden Staub bilden kann.
In allen Zonen können die oben genannten Temperaturgrenzen in besonderen Fäl-
len überschritten werden, wenn nachgewiesen wird, dass keine Entzündung zu
erwarten ist.
Bemerkung: Das Vermeiden gefährlicher Erwärmung durch Reibungsvorgänge ist in manchen Fällen
durch geeignete Werkstoffauswahl möglich. Wenigstens eines der beiden reibenden Teile muss hierbei
aus einem Material bestehen, das unterhalb der höchstzulässigen Oberflächentemperatur so weich wird,
dass durch das Fließen des Materials der wärmeerzeugende Reibvorgang abgebrochen wird.

E 2.3.2 Flammen und heiße Gase

Zündvorgang
Flammen sind exotherme chemische Reaktionen, die bei Temperaturen von etwa
1.000°C und mehr schnell ablaufen und häufig von Leuchterscheinungen begleitet sind.
Als Reaktionsprodukte treten heiße Gase, bei Staubflammen oder rußenden Flammen
auch glühende Feststoffpartikel auf. Besondere Vorsicht ist beim Vorhandensein von
Schwefel geboten (durch Sublimation wird Wiederentzünden, z.B. hinter einer flammen-
durchschlagsicheren Einrichtung, möglich). Sowohl die Flammen selbst als auch die hei-
ßen Reaktionsprodukte können explosionsfähige Atmosphäre entzünden. Flammen,
auch sehr kleiner Abmessungen, zählen zu den wirksamsten Zündquellen.
Befindet sich sowohl innerhalb als auch außerhalb einer Apparatur oder in benachbarten
Anlageteilen explosionsfähige Atmosphäre, so kann bei Entzündung in einem der Berei-
che die Flamme durch Öffnungen wie z.B. Entlüftungsleitungen in den anderen Bereich
übertragen werden. Das Verhindern eines Flammendurchschlages erfordert spezielle
konstruktive Schutzmaßnahmen (s. Abschnitt E 3.4). [89, 90]

Schutzmaßnahmen
In den Zonen 0 und 20 dürfen Einrichtungen mit Flammen nicht verwendet werden.
Gase aus Flammenreaktionen, z.B. Abgase zum Zweck des Inertisierens und sons-
tige erwärmte Gase dürfen in den Zonen 0 und 20 nur unter Anwendung von für
den Einzelfall festzulegenden Sonderschutzmaßnahmen eingeleitet werden. [38]
Diese Sonderschutzmaßnahmen beziehen sich z.B. auf Begrenzung der Temperatur,
Abscheidung zündfähiger Partikel, Verhindern von Gasrücktritt und Flammendurchschlä-
gen.

128
BGR 104

Auch in Zone 1 und 2 sowie 21 und 22 sind Einrichtungen mit Flammen nur zuläs-
sig, wenn die Flammen sicher eingeschlossen sind und die in Abschnitt E 2.3.1
festgelegten Temperaturen an den Außenflächen der Anlageteile nicht überschrit-
ten werden. Bei Betriebsmitteln mit eingeschlossenen Flammen (z.B. spezielle Hei-
zungsanlagen) ist ferner zu gewährleisten, dass der Einschluss gegen die Einwir-
kung von Flammen ausreichend beständig ist und einen Flammendurchschlag in
den Gefahrbereich sicher verhindert. Die zur Verbrennung benötigte Luft darf aus
der Zone 1 oder 2 bzw. 21 oder 22 nur angesaugt werden, wenn die durch Ansau-
gen explosionsfähiger Atmosphäre bedingten Gefahren durch entsprechende
Schutzmaßnahmen vermieden werden.
Heiße Gase dürfen nur eingeleitet werden, wenn neben den o.g. Forderungen
durch geeignete Einrichtungen gewährleistet ist, dass die Abgase an der Eintritts-
stelle die Zündtemperatur der explosionsfähigen Atmosphäre nicht überschreiten
können. Abgelagerte Stäube dürfen nicht entzündet werden. Als Kriterien für diese
Forderung können die Glimm- bzw. Selbstentzündungstemperatur der Stäube die-
nen.
Müssen Flammen eingesetzt werden (z.B. in Brennöfen), so ist vor ihrer Entzün-
dung das Vorhandensein oder Entstehen explosionsfähiger Gemische in gefahr-
drohender Menge auszuschließen.
Hinsichtlich glühender Feststoffpartikel (Funkenflug) wird auf Abschnitt E 2.3.3 (mecha-
nisch erzeugte Funken) und hinsichtlich Flammendurchschlag auf Abschnitt E 3.4 ver-
wiesen.

E 2.3.3 Mechanisch erzeugte Funken

Zündvorgang
Durch Reib-, Schlag- und Abtragvorgänge, z.B. Schleifen, können aus festen Materialien
Teilchen abgetrennt werden, die eine erhöhte Temperatur auf Grund der beim Trennvor-
gang aufgewandten Energie annehmen. Bestehen die Teilchen aus oxidierbaren Stoffen,
wie z.B. Eisen oder Stahl, können sie einen Oxidationsprozess durchlaufen, wobei sie
noch höhere Temperaturen erreichen. Diese Teilchen (Funken) können brennbare Gase
und Dämpfe sowie bestimmte Staub/Luft-Gemische (insbesondere Metallstaub/Luft-Ge-
mische) entzünden. [42, 79] In abgelagertem Staub können darüber hinaus durch Fun-
ken Glimmnester entstehen, die dann zur Zündquelle für explosionsfähige Atmosphäre
werden können. [33, 79]
Das Eindringen von Fremdmaterialien, z.B. von Steinen oder Metallstücken, in Geräte,
Schutzsysteme und Komponenten muss als Ursache von Funken berücksichtigt werden.
Reibung sogar zwischen einander ähnlichen Eisenmetallen und zwischen bestimmten
keramischen Materialien kann örtliche Erhitzung und Funken ähnlich den Schleiffunken
verursachen. Dadurch kann explosionsfähige Atmosphäre entzündet werden.
Reib-, Schlag- und Abtragvorgänge, bei denen Rost und Leichtmetalle (z.B. Aluminium
und Magnesium) und ihre Legierungen beteiligt sind, können eine aluminothermische

129
BGR 104

Reaktion (Thermitreaktion) auslösen, durch die explosionsfähige Atmosphäre entzündet


werden kann.
Auch beim Schlagen oder Reiben von Titan oder Zirkonium gegen ausreichend harte
Materialien können zündfähige Funken entstehen, sogar bei Abwesenheit von Rost.
Beim Schweißen und Schneiden entstehende Schweißperlen sind Funken mit sehr gro-
ßer Oberfläche, sie gehören deshalb zu den wirksamsten Zündquellen.

Schutzmaßnahmen
In den Zonen 0 und 20 sind keine Apparaturen, Betriebsmittel und Arbeitsvorgänge
zulässig, bei denen selbst bei selten auftretenden Betriebsstörungen zündfähige
Reib-, Schlag- oder Schleiffunken auftreten können. Insbesondere sind Reibvor-
gänge zwischen Aluminium oder Magnesium (ausgenommen Legierungen mit we-
niger als 10 % Al und Farben und Beschichtungsmaterialien mit einem Massenge-
halt von weniger als 25 % Al) und Eisen oder Stahl (ausgenommen nicht rostender
Stahl, wenn die Anwesenheit von Rostpartikeln ausgeschlossen werden kann)
auszuschließen. Reib- und Schlagvorgänge zwischen Titan oder Zirkonium und
jeglichem harten Werkstoff sind zu vermeiden.
In den Zonen 1 und 21 sind nach Möglichkeit die Forderungen für die Zonen 0 und
20 zu erfüllen. Sind jedoch Arbeitsvorgänge, bei denen zündfähige Reib-, Schlag-
oder Schleiffunken auftreten können, erforderlich, so müssen Funken durch ge-
eignete Maßnahmen vermieden oder abgeschirmt werden.
Zündfähige Schleiffunken lassen sich z.B. durch Wasserkühlung an der Schleifstelle ver-
hindern.
Die Entstehung zündfähiger Reib- und Schlagfunken lässt sich durch Wahl günstiger Ma-
terialkombinationen einschränken (z.B. bei Ventilatoren). [39, 40, 41] Bei Betriebsmitteln
mit betriebsmäßig bewegten Teilen ist an den möglichen Reib-, Schlag- oder Schleifstel-
len die Materialkombination Leichtmetall und Stahl (ausgenommen nicht rostender Stahl)
grundsätzlich zu vermeiden.
Zündfähige Partikel in Abgasen können z.B. durch Wasservorlagen abgeschieden wer-
den.
Bei Ventilatoren ist besonders auf geeignete Werkstoffe, geeignete Lagerung des Rotors
und ausreichende Spaltabmessung zwischen rotierenden und feststehenden Teilen zu
achten. [39, 40, 41] Ferner ist die Ablagerung von Staub und Kondensat im Innern des
Gehäuses sowie das Eindringen von Fremdkörpern zu vermeiden (vgl. Erläuterungen zu
Abschnitt E 2.3.1 "Schutzmaßnahmen").
In den Zonen 2 und 22 ist es in der Regel ausreichend, die für die Zonen 1 und 21
beschriebenen Schutzmaßnahmen lediglich gegen betriebsmäßig zu erwartende
zündfähige Funken durchzuführen.
In allen Zonen dürfen Betriebsmittel, die für einen Einsatz in explosionsfähiger
Gas/Luft- und Dampf/Luft-Atmosphäre oder in brennbaren Nebeln vorgesehen sind
und die durch mechanische Wirkungen Funken erzeugen können, dann nicht ver-

130
BGR 104

wendet werden, wenn die explosionsfähige Atmosphäre eines oder mehrere der
folgenden Gase enthalten kann: Acetylen, Schwefelkohlenstoff, Wasserstoff,
Schwefelwasserstoff, Ethylenoxid.
Hinweis: Beim Gebrauch von Werkzeugen ist zu unterscheiden zwischen solchen, bei deren Einsatz in
der Regel nur ein einzelner Funken entstehen kann, z.B. Schraubendreher, Schraubenschlüssel und
Schlagschrauber und solchen, bei denen bei der Bearbeitung des Werkstückes eine Vielzahl von Funken,
z.B. bei Stemmarbeiten oder sogar Funkengarben, z.B. beim Einsatz von Trenn- und Schleifgeräten er-
zeugt werden.
In explosionsgefährdeten Bereichen der Zone 0 dürfen keine Werkzeuge verwendet wer-
den, bei deren Einsatz mit dem Auftreten auch von einzelnen Funken gerechnet werden
muss.
In explosionsgefährdeten Bereichen der Zonen 1 und 2 können Stahlwerkzeuge verwen-
det werden, sofern beim Gebrauch keine Funkengarben entstehen. Bei Vorliegen gefähr-
licher explosionsfähiger Atmosphäre am Arbeitsort, z.B. Betriebsstörungen, sind solche
Arbeiten einzustellen.
Ein Verwendungsverbot in Zone 1 gilt jedoch für jegliche Art von Stahlwerkzeugen, wenn
Explosionsgefahr durch Stoffe der Explosionsgruppe IIC (Acetylen, Schwefelkohlenstoff,
Wasserstoff) gegeben sein kann, es sei denn, es sind Schutzmaßnahmen nach E 5
durchgeführt.
In explosionsgefährdeten Bereichen der Zonen 21 und 22 können Stahlwerkzeuge ver-
wendet werden, sofern keine Funkengarben oder heiße Oberflächen (z.B. beim Bohren)
entstehen. Andernfalls ist die Arbeitsstelle gegenüber dem übrigen Bereich der Zonen 21
und 22 abzuschirmen und zusätzlich ist eine der folgenden Maßnahmen durchzuführen:
1. Staubablagerungen sind an der Arbeitsstelle zu entfernen, oder
2. die Arbeitsstelle ist so feucht zu halten, dass der Staub weder aufwirbeln kann noch
Glimmnester entstehen können.
Bei Arbeiten, z.B. beim Schleifen oder Trennen, in den Zonen 21 und 22 oder deren Um-
gebung ist zu berücksichtigen, dass die entstehenden Funken auch über weite Strecken
fliegen und zur Bildung von Glimmnestern führen können. Deswegen muss auch der wei-
tere Bereich um die Arbeitsstelle in die genannten Schutzmaßnahmen einbezogen wer-
den.
Eine erhöhte Zündgefahr besteht in allen Zonen dann, wenn mit einer aluminothermi-
schen Reaktion (Thermitreaktion) zu rechnen ist. Schlägt man z.B. auf eine rostige Stahl-
fläche, die mit einer Aluminiumfolie bedeckt oder einem Anstrich von Aluminiumfarbe
versehen ist, oder auf der Aluminiumabrieb oder Aluminiumspäne liegen, bilden sich sehr
leicht Aluminiumfunken von großer Zündwirksamkeit aus. In gleicher Weise entstehen
Aluminiumfunken, wenn auf Bauteile aus Aluminium rostende Teile schlagen oder Flug-
rost zu liegen kommt und Schläge auf diese Stellen geführt werden.
Um eine bessere Leitfähigkeit der Fußböden zu erreichen, werden in der Praxis vielfach
Aluminiumfarben oder Aluminiumbeschichtungen von Fußböden (wegen hoher Leitfähig-
keit mit hohem Aluminiumanteil) in explosionsgefährdeten Bereichen verwendet. Es stellt
sich die Frage, ab welchem Aluminiumgehalt mit dem Auftreten von zündfähigen Funken
gerechnet werden muss. Versuche haben ergeben, dass die Gefahr einer Funkenbildung

131
BGR 104

nur bei hohen Aluminiumgehalten besteht. Bei Farben und Beschichtungen, bei denen
der Aluminiumgehalt in gealtertem, trockenem Zustand unter 25 Gew.% liegt, ist die Bil-
dung zündfähiger Funken nicht zu befürchten, während in Abhängigkeit der verschiede-
nen Bindemittel und Füllstoffe bei einem Aluminiumgehalt von mehr als 45 Gew.% diese
Gefahr auf jeden Fall besteht. Da meistens die genaue Zusammensetzung des Alumini-
umanstrichs nicht bekannt ist, sollte dafür Sorge getragen werden, dass während der Ar-
beiten mit Stahlwerkzeugen gewährleistet ist, dass explosionsfähige Atmosphäre in ge-
fahrdrohender Menge nicht vorhanden ist oder entstehen kann. Dies ist bei Gasen und
Dämpfen messtechnisch z.B. durch Gaswarngeräte zu überwachen.

E 2.3.4 Elektrische Anlagen

Elektrische Anlagen sind einzelne oder zusammengeschaltete Betriebsmittel, hierzu ge-


hört auch Prozessleittechnik (PLT, siehe auch E 4), die elektrische Energie erzeugen,
umwandeln, speichern, fortleiten, verteilen, messen, steuern oder verbrauchen.

Zündvorgang
Bei elektrischen Anlagen können – selbst bei geringen Spannungen – elektrische Fun-
ken (z.B. beim Öffnen und Schließen elektrischer Stromkreise und bei Ausgleichsströ-
men (s. E 2.3.5)) und heiße Oberflächen (vgl. E 2.3.1) als Zündquellen auftreten. Außer-
dem ist zu beachten, dass bei elektrischen Anlagen auch mit anderen Zündquellen ge-
rechnet werden muss, z.B. mit mechanisch erzeugten Funken (vgl. E 2.3.3), Strahlung
elektromagnetischer Felder z.B. Handy usw. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen,
dass die Schutzkleinspannung (z.B. 42 Volt) keine Maßnahme des Explosionsschutzes
ist, da auch bei kleineren Spannungen die Entzündung gefährlicher explosionsfähiger
Atmosphäre möglich ist.

Schutzmaßnahmen
Elektrische Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen dürfen bis zum
31.12.2007 entsprechend ElexV*) betrieben werden. Für elektrische Anlagen in exp-
losionsgefährdeten Bereichen, die am 01.01.2003 bereits erstmalig in Betrieb ge-
nommen waren, müssen die in der BetrSichV enthaltenen Betriebsvorschriften
spätestens bis zum 31.12.2007 angewendet werden. Bis dahin können die Prüfun-
gen entsprechend den bisherigen Maßgaben durchgeführt werden. Hinsichtlich
der Beschaffenheitsanforderungen bleiben die bisher geltenden Vorschriften
maßgebend, soweit nicht eine entsprechende Anordnung der zuständigen Behör-
de erfolgt (§ 27 Abs. 3 BetrSichV).
Für Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen nach § 1 Abs. 2 Nr. 3 BetrSichV
gelten ab dem 01.01.2003 die Bestimmungen der BetrSichV. Diese Anlagen dürfen

*)
Anmerkung der Redaktion: Durch Artikel 8 der Verordnung zur Rechtsvereinfachung im Bereich der Si-
cherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Bereitstellung von Arbeitsmitteln und deren Benutzung
bei der Arbeit, der Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen und der Organisation des
betrieblichen Arbeitsschutzes vom 27. September 2002 (BGBl. I S. 3777) außer Kraft gesetzt.

132
BGR 104

erstmalig und nach einer wesentlichen Veränderung nur in Betrieb genommen


werden, wenn die Anlage unter Berücksichtigung der vorgesehenen Betriebsweise
durch eine befähigte Person (Elektrofachkraft) geprüft worden ist (siehe auch E
7.5). Mindestens alle drei Jahre sind wiederkehrende Prüfungen durchzuführen. Im
Übrigen sind die "Sonderbestimmungen für den Betrieb von elektrischen Anlagen
in explosionsgefährdeten Betriebsstätten" (VDE 0105-9) zu beachten.
In allen Zonen müssen elektrische Anlagen gemäß den geltenden Normen konzipiert,
konstruiert, installiert und instandgehalten werden.
In den Zonen 0, 1, 20 und 21 sind nur bauartzugelassene explosionsgeschützte elektri-
sche Anlagen zulässig.
In Zone 2 dürfen die für den Einsatz in den Zonen 0 und 1 zulässigen Anlagen ver-
wendet werden. Außerdem können in Zone 2 elektrische Anlagen eingesetzt wer-
den, die den Anforderungen von DIN EN 60 079-14 (VDE 0165 Teil 1) [43] genügen.
In Zone 22 dürfen die für den Einsatz in den Zonen 20 und 21 zulässigen Betriebs-
mitteln verwendet werden. Außerdem können in Zone 22 elektrische Anlagen ein-
gesetzt werden, die den Anforderungen von DIN EN 50 281-1-2 (VDE 0165 Teil 2)
[49] genügen.

E 2.3.5 Elektrische Ausgleichsströme, kathodischer Korrosionsschutz

Zündvorgang
In elektrisch leitfähigen Anlagen oder Anlagenteilen können zeitweise oder dauernd Aus-
gleichsströme (auch Streu- oder Leckströme genannt) fließen, [55, 56, 58]
– als Rückströme zu Stromerzeugungsanlagen (insbesondere im Bereich vor elektri-
schen Bahnen und großen Schweißanlagen), wenn z.B. im Erdreich verlegte elekt-
risch leitfähige Anlagenteile wie Schienen, Rohre und Kabelmäntel den Widerstand
dieses Rückstromweges verringern,
– infolge von Körper- oder Erdschluss bei Fehlern in elektrischen Anlagen,
– infolge von Induktion (z.B. in der Nähe von elektrischen Anlagen mit großen Strom-
stärken oder hohen Frequenzen) (vgl. E 2.3.8) und
– infolge von Blitzschlag (vgl. E 2.3.7).
Werden derartige Anlagenteile getrennt, verbunden oder überbrückt, kann – selbst bei
geringen Potenzialdifferenzen – durch elektrische Funken explosionsfähige Atmosphäre
entzündet werden. Ferner sind Entzündungen durch Erwärmung dieser Stromwege mög-
lich (vgl. E 2.3.1). [52]

Schutzmaßnahmen
In allen Zonen sind alle leitfähigen Anlagenteile, die zu elektrischen Betriebsmit-
teln gehören oder diesen benachbart sind, gemäß DIN EN 60 079-14 (VDE 0165-1)

133
BGR 104

[43] zu schützen. Für Anlagen mit kathodischem Korrosionsschutz mit Fremd-


stromeinspeisung sind spezielle Schutzmaßnahmen vorzusehen.
In den Zonen 0 und 20 sowie 21 ist für sämtliche leitfähigen Anlagenteile – auch
solche, die elektrischen Betriebsmitteln nicht benachbart sind – ein Potenzialaus-
gleich erforderlich, [12] der entsprechend DIN EN 60 079-14 (VDE 0165-1) [43] aus-
zuführen ist. Von dieser Forderung kann innerhalb von Bereichen abgewichen
werden, die von leitfähigen, in einen Potenzialausgleich einbezogenen Wänden
umschlossen sind. Werden leitfähige Anlagenteile in die Zone 0, 20 oder 21 einge-
bracht, z.B. Lüftungs- und Saugrohre in Tanks, so sind sie vorher in den Potenzi-
alausgleich einzubeziehen.
In Zone 1 sind Schutzmaßnahmen wie für die Zonen 0 und 20 erforderlich. Es kann
jedoch an leitfähigen Anlageteilen, die elektrischen Betriebsmitteln nicht benach-
bart sind, auf besondere Maßnahmen des Potenzialausgleiches z.B. zusätzliche
Überbrückungen, verzichtet werden, wenn durch miteinander verbundene elektri-
sche leitfähige Anlageteile, z.B. Rohrnetz oder ausgedehnte Erdungsanlagen, be-
reits ein Potenzialausgleich besteht.
Vor dem Öffnen und Schließen der Verbindungen von leitfähigen Anlageteilen, z.B.
beim Ausbau von Armaturen und Rohrteilen, sind Überbrückungen durch Verbin-
dungsleitungen mit genügendem Querschnitt [52] erforderlich, sofern durch diese
Arbeiten die ausreichende elektrische Verbindung aufgehoben werden kann.
In den Zonen 2 und 22 kann in der Regel auf einen Potenzialausgleich verzichtet
werden, es sei denn, Lichtbögen oder Funken, die von Ausgleichströmen herrüh-
ren, treten häufig auf.

E 2.3.6 Statische Elektrizität

Zündvorgang
Als Folge von Trennvorgängen, an denen mindestens ein Stoff mit einem spezifischen
elektrischen Widerstand von mehr als 109 Ω oder Gegenstände mit einem Oberflächen-
widerstand von mehr als 109 Ω beteiligt sind, können unter bestimmten Bedingungen
zündfähige Entladungen statischer Elektrizität auftreten. Die genannten Widerstandswer-
te werden in der Regel bei 50% relativer Luftfeuchte und Raumtemperatur bestimmt. [60]
Besonders leicht können Entladungen auftreten, wenn zwar leitfähige Teile verwendet
werden, diese aber isoliert angeordnet sind. An aufgeladenen Teilen aus nichtleitfähigen
Stoffen, zu ihnen gehören die meisten Kunststoffe, sind sogenannte Büschelentladungen
möglich. Unter bestimmten Bedingungen können sehr hohe Ladungsdichten auf Oberflä-
chen erzeugt werden, in deren Folge sogenannte Gleitstielbüschelentladungen auftreten.
Diese Bedingungen können z.B. durch Verwendung leitfähig beschichteter isolierender
Materialien oder durch schnelle Trennprozesse erfüllt sein.
Büschelentladungen können erfahrungsgemäß nur explosionsfähige Gemische von Ga-
sen und Dämpfen entzünden. Gleitstielbüschelentladungen sind darüber hinaus in der
Lage, auch explosionsfähige Staub/Luft- und Nebel/Luft-Gemische zu entzünden.

134
BGR 104

Schutzmaßnahmen
Die erforderlichen Schutzmaßnahmen sind der BG-Regel "Vermeiden von Zündge-
fahren infolge elektrostatischer Aufladungen" zu entnehmen. [60] Wichtigste
Schutzmaßnahmen sind:
– Vermeiden von Materialien und Gegenständen geringer elektrischer Leitfähig-
keit,
– Erden aller leitfähigen Gegenstände und Einrichtungen
– Erden der im explosionsgefährdeten Bereich tätigen Personen, z.B. durch Tra-
gen ableitfähiger Schuhe auf ableitfähigem Fußboden,
– Verkleinern nichtleitfähiger Oberflächen,
– Erhöhen der elektrischen Leitfähigkeit der Arbeitsstoffe sowie Verringern des
Oberflächenwiderstands von Gegenständen und Einrichtungen.

Zweck der Maßnahmen:


– In den Zonen 0 und 20 sind zündfähige Entladungen auch unter Berücksichti-
gung selten auftretender Betriebsstörungen ausgeschlossen.
– In den Zonen 1 und 21 dürfen zündfähige Entladungen bei sachgemäßem Be-
trieb der Anlagen, einschließlich Wartung und Reinigung und bei Betriebsstö-
rungen, mit denen üblicherweise gerechnet werden muss, nicht zu erwarten
sein.
– In den Zonen 2 und 22 sind andere Maßnahmen als Erdung in der Regel nur er-
forderlich, wenn zündfähige Entladungen ständig auftreten, zum Beispiel bei
laufenden Vorgängen wie an nichtleitfähigen Treibriemen.

E 2.3.7 Blitzschlag

Zündvorgang
Wenn ein Blitz in explosionsfähige Atmosphäre einschlägt, wird diese stets gezündet.
Daneben besteht eine Zündmöglichkeit auch durch starke Erwärmung der Ableitwege
des Blitzes.
Von Blitzeinschlagstellen aus fließen starke Ströme, die auch in größeren Entfernungen
nach allen Richtungen von der Einschlagstelle zündfähige Funken und Sprühfeuer aus-
lösen können.

Schutzmaßnahmen
Liegen Gefährdungen durch Blitzschlag vor, müssen für alle Zonen die folgenden
Anforderungen erfüllt werden: Die Anlagen sind durch geeignete Blitzschutzmaß-
nahmen zu schützen. Schädliche Einwirkungen von Blitzeinschlägen, die außer-
halb der Zonen 0 und 20 erfolgen, auf die Zonen 0 und 20 selbst, sind zu verhin-

135
BGR 104

dern, d.h. Überspannungsableiter sollen an geeigneten Stellen, also außerhalb


explosionsgefährdeter Bereiche, eingebaut werden. Bei erdüberdeckten Tankanla-
gen oder elektrisch leitenden Anlageteilen, die gegen den Behälter elektrisch iso-
liert sind, ist ein Potenzialausgleich z.B. in Form einer Erdringleitung erforderlich.
Blitzschutzmaßnahmen dürfen nicht Maßnahmen zum kathodischen Korrosions-
schutz beeinträchtigen.

E 2.3.8 Elektromagnetische Felder im Bereich der Frequenzen von 9 Hz bis


300 GHz

Zündvorgang
Elektromagnetische Felder gehen von allen Anlagen aus, die hochfrequente elektrische
Energie erzeugen und benutzen (Hochfrequenzanlagen). Dazu gehören beispielsweise
Funksender (z.B. Handy) oder medizinische, wissenschaftliche und industrielle Hochfre-
quenzgeneratoren zur Erwärmung, Trocknung, Härtung und zum Schweißen oder
Schneiden.
Sämtliche im Strahlungsfeld befindlichen leitenden Teile wirken als Empfangsantenne,
so genannte Empfangsgebilde, und können bei ausreichender Stärke des Feldes und
genügender Größe der Empfangsgebilde eine explosionsfähige Atmosphäre entzünden.
Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass die empfangene Hochfrequenzleis-
tung dünne Drähte zum Glühen bringt oder dass bei Kontakt bzw. Unterbrechung leiten-
der Teile Funken erzeugt werden. Bei besonders starken elektromagnetischen Feldern,
wie in der unmittelbaren Nähe von Hochfrequenzgeneratoren hoher Leistung, können
sogar nicht leitende Materialien sich stark erwärmen und zur Zündquelle werden. Die von
den Empfangsgebilden aufgenommene Energie, die zur Zündung führen kann, ist bei
gegebener Frequenz und Sendeleistung in erster Linie abhängig vom Abstand Strahler –
Empfangsgebilde und den Abmessungen der Empfangsgebilde.

Schutzmaßnahmen
Als allgemeine Schutzmaßnahme gegen die Zündwirkung unbeabsichtigt einwir-
kender elektromagnetischer Felder ist nach allen Richtungen ein Sicherheitsab-
stand zwischen Sendeantenne und Empfangsgebilden im explosionsgefährdeten
Bereich zu beachten. Bei Sendeantennen mit Richtcharakteristik ist zu beachten,
dass der Sicherheitsabstand richtungsabhängig sein kann. Der Sicherheitsab-
stand kann durch Rechnung oder Messung ermittelt werden. Kann ein ausreichen-
der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden, sind geeignete Schutzmaßnah-
men, sender- oder empfangsseitig, festzulegen. [62]
Für direkte Einwirkung des Strahlungsfeldes einer Hochfrequenzquelle auf eine
explosionsfähige Atmosphäre gilt in Abhängigkeit von der Explosionsgruppe,
dass bei einer eingestrahlten Spitzenleistung von nicht mehr als 2 W bei Gruppe
IIC, 4 W bei Gruppe IIB und 6 W bei Gruppe IIA in den Zonen 1 und 2 eine Zündge-
fahr nicht zu erwarten ist. In den Zonen 21 und 22 gilt eine Grenze von 6 W, dabei
wird eine korrelierende Mindestzündenergie des explosionsfähigen Staub/Luft-

136
BGR 104

Gemisches von 1 mJ zugrunde gelegt. In den Zonen 0 und 20 sollten 80 % der


oben festgelegten Leistungen nicht überschritten werden.
Auskünfte hierzu erteilen u.a.:
– Deutsche Montan Technologie GmbH (DMT), Essen
– Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Braunschweig.

Die allgemeine Betriebserlaubnis, das Funkschutzzeichen des VDE, die Angabe


des Funkentstörgrades oder die CE-Kennzeichnung nach EMV-Richtlinie enthalten
keine Aussagen darüber, ob durch das Gerät oder sein Strahlungsfeld eine Zünd-
gefahr besteht.
In allen Zonen dürfen nur Hochfrequenzgeräte entsprechender Konformitätskate-
gorie (gemäß Anhang I der EG-Richtlinie 94/9/EG) [17] eingesetzt werden, außer es
wird unter Zugrundelegung einer Risikobetrachtung im Explosionsschutzdoku-
ment (siehe E 6) im Einzelfall anders festgelegt.

E 2.3.9 Elektromagnetische Strahlung im Bereich der Frequenzen von 3 · 1011 Hz


bis 3 · 1015 Hz bzw. Wellenlängen von 1.000 µm bis 0,1 µm (Optischer
Spektralbereich)

Zündvorgang
Strahlung im optischen Spektralbereich kann – insbesondere bei Fokussierung – durch
Absorption in explosionsfähiger Atmosphäre oder an festen Oberflächen zur Zündquelle
werden.
Sonnenlicht kann z.B. eine Zündung auslösen, wenn Gegenstände eine Bündelung der
Strahlung herbeiführen (z.B. gefüllte Spritzflasche, Hohlspiegel usw.).
Die Strahlung von Blitzlichtquellen wird unter Umständen durch Staubpartikel so stark
absorbiert, dass diese Partikel zur Zündquelle für explosionsfähige Atmosphäre oder für
Staubablagerungen werden. [71, 72, 73]
Bei Laserstrahlung (z.B. Nachrichtenübermittlung, Entfernungsmesser, Vermessungswe-
sen, Sichtweitenmessgeräte) kann auch in großen Entfernungen noch die Energie- bzw.
Leistungsdichte selbst des unfokussierten Strahles so groß sein, dass Zündung möglich
ist. Die Erwärmung entsteht auch hier hauptsächlich beim Auftreffen des Laserstrahles
auf eine Festkörperoberfläche oder bei Absorption an Staubpartikeln in der Atmosphäre
oder an verschmutzten lichtdurchlässigen Teilen; ferner kann die Übereinstimmung von
Absorptionsbanden des Gases mit der Laserwellenlänge Zündursache sein. [71] Durch
die besonders starke Fokussierung können im Brennpunkt Temperaturen, die weit über
1.000 °C liegen, auftreten.
Es ist zu beachten, dass auch die Strahlung erzeugenden Betriebsmittel selbst
(z.B. Lampen, Lichtbogen, Laser usw.) Zündquellen im Sinne der Abschnitte E
2.3.1 und E 2.3.4 sein können.

137
BGR 104

Schutzmaßnahmen
In allen Zonen sind Einrichtungen, die durch Resonanzabsorption eine Zündung
bewirken können, nicht zulässig.
In allen Zonen sind für die jeweilige Zone zugelassene oder geeignete Strahlung
erzeugende elektrische Betriebsmittel einsetzbar, wenn
a) die Energie eines Strahlungsimpulses oder Energieflusses (Stärke) einer Dau-
erstrahlung [14, 15, 16] so gering ist, dass sie die explosionsfähige Atmosphä-
re nicht zünden kann oder
b) die Strahlung sicher eingeschlossen wird, so dass
1. jegliches Entweichen von Strahlung, die explosionsfähige Atmosphäre
zünden könnte, aus der Umschließung in den gefährdeten Bereich sicher
verhindert wird und keine durch die Strahlung erhitzten Oberflächen auftre-
ten, an denen sich explosionsfähige Atmosphäre außerhalb der Umschlie-
ßung entzünden könnte und
2. die explosionsfähige Atmosphäre nicht in die Umschließung eindringen
kann oder eine im Inneren der Umschließung auftretenden Explosion nicht
in den gefährdeten Bereich übergreifen kann.
In den Zonen 2 und 22 müssen obige Bedingungen bei Normalbetrieb gewährleis-
tet sein, in den Zonen 1 und 21 auch bei selten eintretenden Situationen (z.B. Be-
triebsstörungen), und in den Zonen 0 und 20 sogar bei sehr selten eintretenden Si-
tuationen (z.B. bei seltenen Betriebsstörungen).

E 2.3.10 Ionisierende Strahlung

Zündvorgang
Ionisierende Strahlung, erzeugt z.B. durch UV-Strahler, Röntgenröhren, Laser (vgl. E
2.3.9), radioaktive Stoffe, Beschleuniger [75] oder Kernreaktoren, kann explosionsfähige
Atmosphäre (insbesondere explosionsfähige Atmosphäre mit Staubpartikeln) infolge
Energieabsorption entzünden. Darüber hinaus kann sich auch die radioaktive Quelle
selbst durch Eigenabsorption von Strahlungsenergie so hoch erwärmen, dass die Zünd-
temperatur umgebender explosionsfähiger Atmosphäre überschritten wird.
Unter Einwirkung ionisierender Strahlung können durch Radiolyse und chemische Zer-
setzung oder Umwandlung, insbesondere bei Bildung sehr reaktionsfähiger Radikale,
explosionsfähige Stoffe und Gemische erzeugt und damit weitere Explosionsgefahren
geschaffen werden.

138
BGR 104

Schutzmaßnahmen
In allen Zonen sind elektrische Betriebsmittel zulässig, die ionisierende Strahlung
erzeugen, wenn
a) die Energie eines Strahlungsimpulses oder der Energiefluss (Leistung) einer
Dauerstrahlung so gering ist, dass sie die explosionsfähige Atmosphäre nicht
zünden kann oder
b) die Strahlung sicher eingeschlossen wird, so dass
1. jegliches Entweichen von Strahlung, die explosionsfähige Atmosphäre
zünden könnte, aus der Umschließung in den gefährdeten Bereich sicher
verhindert wird und dass keine durch die Strahlung erhitzen Oberflächen
auftreten, an denen sich explosionsfähige Atmosphäre außerhalb der Um-
schließung entzünden könnte und
2. die explosionsfähige Atmosphäre nicht in die Umschließung eindringen,
oder eine im Inneren der Umschließung auftretende Explosion nicht in den
gefährdeten Bereich übergreifen kann.
In den Zonen 2 und 22 müssen obige Bedingungen bei Normalbetrieb gewährleis-
tet sein, in den Zonen 1 und 21 auch bei selten eintretenden Situationen (z.B. Be-
triebsstörungen), und in den Zonen 0 und 20 sogar bei sehr selten eintretenden Si-
tuationen (z.B. bei seltenen Betriebsstörungen).

E 2.3.11 Ultraschall

Zündvorgang
Bei Anwendung von Ultraschall werden große Anteile der vom Schallwandler abgegebe-
nen Energie von festen oder flüssigen Stoffen absorbiert. Im beschallten Stoff tritt dabei
infolge innerer Reibung eine Erwärmung auf, die in Extremfällen bis über die Zündtempe-
ratur führen kann (vgl. Abschnitt E 2.3.1).

Schutzmaßnahmen
In allen Zonen sind Ultraschallwellen mit einer Frequenz über 10 MHz unzulässig,
es sei denn, es wird nachgewiesen, dass im gegebenen Fall keine Entzündungsge-
fahr besteht, weil keine Absorption durch Molekularresonanz auftritt.
Für Ultraschallwellen einer Frequenz bis 10 MHz gelten folgende Forderungen:
In allen Zonen sind Ultraschallwellen nur dann zulässig, wenn die Sicherheit des
Arbeitsverfahrens gewährleistet ist. Die Leistungsdichte des erzeugten Schallfel-
des darf 1 mW/mm2 nicht überschreiten, es sei denn, es wird nachgewiesen, dass
im gegebenen Fall keine Entzündungsgefahr besteht.

139
BGR 104

E 2.3.12 Adiabatische Kompression, Stosswellen, strömende Gase

Zündvorgang
In Stoßwellen und bei adiabatischer Kompression können so hohe Temperaturen auftre-
ten, dass explosionsfähige Atmosphäre (auch abgelagerter Staub) entzündet werden
kann. [27] Die Temperaturerhöhung hängt im Wesentlichen vom Druckverhältnis, nicht
aber von der Druckdifferenz ab.
Stoßwellen bilden sich z.B. beim plötzlichen Entspannen von Hochdruckgasen in Rohr-
leitungen aus. Sie dringen dabei mit Überschallgeschwindigkeit in Gebiete niederen Dru-
ckes vor. Bei ihrer Beugung oder Reflektion an Rohrkrümmungen, Verengungen, Ab-
schlussflanschen, geschlossenen Schiebern oder dergleichen treten besonders hohe
Temperaturen auf. In Abgangsleitungen von Luftverdichtern und in nach- und zwischen-
geschalteten Behältern können durch Kompressionszündung von Schmierölnebeln Ex-
plosionen auftreten [77] (s. Unfallverhütungsvorschrift "Verdichter" (VBG 16)*)).
Beim Bruch von Leuchtstofflampen kann sich z.B. ein in das evakuierte Rohr einströmen-
des explosionsfähiges Wasserstoff/Luft- oder Acetylen/Luft-Gemisch durch Kompression
so hoch erhitzen, dass Entzündung möglich ist, auch wenn die Leuchtstofflampe nicht an
das elektrische Netz angeschlossen ist. Gefahren besonderer Art treten beim Umgang
mit strömendem Sauerstoff unter Druck auf; mitgerissene Teilchen, wie z.B. Rost, schlei-
fen bei hinreichend großer Geschwindigkeit Eisenpartikel aus der Rohrwand ab, die dann
im verdichteten Sauerstoff mit hoher Temperatur verbrennen und den Brand auf die
Rohrleitung oder Armatur übertragen können. Besonders gefährdet sind Sauerstoff-
schieber und -ventile wegen der beim Öffnen und Schließen in ihnen auftretenden hohen
Strömungsgeschwindigkeiten (s. Unfallverhütungsvorschrift "Sauerstoff" (BGV B7)*).

Schutzmaßnahmen
In den Zonen 0 und 20 sind Arbeitsvorgänge, die zündfähige Kompressionen oder
Stoßwellen auslösen können, zu vermeiden. Dies muss auch bei selten auftreten-
den Betriebsstörungen gewährleistet sein. Gefährliche Kompressionen und Stoß-
wellen lassen sich in der Regel ausschließen, wenn sich z.B. Schieber und Ventile
zwischen Anlagenabschnitten mit hohen Druckverhältnissen nur langsam öffnen
lassen.
In den Zonen 1 und 21 sind Arbeitsvorgänge, die adiabatische Kompressionen
oder Stoßwellen auslösen können, nur im Falle selten auftretender Betriebsstö-
rungen zulässig.

*)
Anmerkung der Redaktion: die VBG 16 ist seit 01.01.2004 zurückgezogen durch BGV A1 "Grundsätze
der Prävention"; siehe jetzt § 7 Absatz 2 Betriebssicherheitsverordnung und Kapitel 2.11 "Betreiben von
Maschinen der chemischen Verfahrenstechnik (einschließlich Verdichter und Zentrifugen)" der BG-
Regel "Betreiben von Arbeitsmitteln" (BGR 500)
*)
Anmerkung der Redaktion: die BGV B7 ist seit 01.02.2005 außer Kraft; Betriebsbestimmungen finden
Sie in Kapitel 2.32 "Sauerstoffanlagen" der BG-Regel "Betreiben von Arbeitsmitteln" (BGR 500)

140
BGR 104

In den Zonen 2 und 22 sind lediglich betriebsmäßig auftretende Stoßwellen und


Kompressionen, die explosionsfähige Atmosphäre entzünden können, zu vermei-
den.
Bei Verwendung von Betriebsmitteln, die stark oxidierende Gase enthalten, sollten
besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um eine Entzündung der Werk-
stoffe und Hilfsstoffe zu vermeiden.

E 2.3.13 Chemische Reaktionen [81]

Zündvorgang
Durch chemische Reaktionen mit Wärmeentwicklung (exotherme Reaktionen) können
sich Stoffe oder Stoffsysteme erhitzen und dadurch zur Zündquelle werden. Diese
Selbsterhitzung ist dann möglich, wenn die Wärmeproduktionsrate größer ist als die
Wärmeverlustrate zur Umgebung.
Die den Selbsterhitzungen zugrunde liegenden chemischen Reaktionen können schon
bei Raumtemperatur oder niedriger ablaufen. Nur verlaufen sie dann in der Regel so
langsam, dass die dabei freigesetzte Wärme im Allgemeinen so schnell an die Umge-
bung abgegeben wird, dass das System nicht gefährlich aufgeheizt wird. Durch Behinde-
rung der Wärmeableitung oder durch erhöhte Umgebungstemperatur (z.B. bei der Lage-
rung) kann jedoch die Reaktionsgeschwindigkeit derart zunehmen, dass die zur Entzün-
dung notwendigen Voraussetzungen erreicht werden. Entscheidend sind neben anderen
Parametern das Volumen/Oberflächen-Verhältnis des Reaktionssystems, die Umge-
bungstemperatur sowie die Verweilzeit. Die entstehenden hohen Temperaturen können
sowohl zur Entzündung explosionsfähiger Atmosphäre als auch zur Entstehung von
Glimmnestern und/oder Bränden führen. Möglicherweise bei der Reaktion entstehende
brennbare Stoffe (z.B. Gase oder Dämpfe) können selbst wieder mit der Umgebungsluft
explosionsfähige Atmosphäre bilden und so die Gefährlichkeit solcher Systeme als Zünd-
quelle beträchtlich erhöhen.
Zur Selbsterhitzung führende Reaktionen können sowohl in Mehrstoff- als auch in Ein-
stoffsystemen unter Beteiligung aller Aggregatzustände ablaufen. Sie können zum Bei-
spiel auf Oxidationen (etwa Autooxidation ölverschmutzter Putzwolle), Zersetzungen (et-
wa von organischen Peroxiden, biologische Prozesse) oder Polymerisationen beruhen.
Beispiele von chemischen Zündquellen: spontane exotherme Reaktionen beim Zusam-
mentreffen starker Oxidationsmittel oder anderer besonders reaktionsfreudiger Stoffe
(z.B. Salpetersäure, Chlorate, Fluor) mit brennbaren Stoffen, Reaktionen pyrophorer
Stoffe mit Luft (etwa einige metallorganische Verbindungen), Alkalimetalle mit Wasser,
Kupfer mit Acetylen [80], Schwermetalle mit Wasserstoffperoxid. Eine Anzahl Stoffe be-
ginnt, sich (zunächst langsam) zu erwärmen und schließlich zu entzünden (z.B. Polybu-
tadien, Alkoholate, Eisen-II-oxid) oder an der Luft zu glimmen (Schwefeleisen, verschie-
dene Metalle in feinverteilter Form, Raneynickel) oder reagieren spontan bei Berührung
mit katalytisch wirkenden Oberflächen (z.B. Wasserstoff/Luft-Gemisch mit Platin). Des-
gleichen können instabile Stoffe, selbst wenn sie mit Stabilisatoren haltbar gemacht wur-
den, durch katalytisch wirkende Verunreinigungen spontan und unter Freisetzung be-
trächtlicher Energie reagieren.

141
BGR 104

Eine Kombination mehrerer Wirkungen kann z.B. bei Ablagerungen selbstentzündlicher


Stäube eintreten, wenn die zunächst durch Selbstentzündung gebildeten Glimmnester zu
Zündquellen für explosionsfähige Atmosphäre werden. [33, 79]
Chemische Zündquellen können auch durch Schlageinwirkung oder Reibung aktiviert
werden, z.B. bei feinverteilten Stoffkombinationen (Aluminium/Rost, Zucker/Chlorat).

Schutzmaßnahmen
In allen Zonen sind Stoffe, die zur Selbstentzündung neigen, möglichst zu vermei-
den.
Wenn mit solchen Stoffen umgegangen wird, sind die erforderlichen Schutzmaß-
nahmen auf den Einzelfall abzustimmen. Geeignete Schutzmaßnahmen können
sein:
– Inertisieren,
– Stabilisierung,
– Verbesserung der Wärmeableitung, z.B. durch
• Aufteilung der Stoffmengen in kleinere Einheiten,
• Lagerungstechniken mit Zwischenräumen,
– Temperatur- und Druckregelung,
– Lagerung bei abgesenkten Temperaturen,
– Begrenzung der Verweilzeiten.
Hinsichtlich der Schutzmaßnahmen gegen Gefahren durch Schlag- und Reibvor-
gänge zwischen Rost und Leichtmetallen (z.B. Aluminium, Magnesium oder ihre
Legierungen) wird auf E 2.2.3 verwiesen.
Hinweis: Unter bestimmten Bedingungen können pyrophore Stoffe entstehen, z.B. bei der Lagerung
schwefelhaltiger Erdölprodukte oder beim Mahlen von Leichtmetallen in einer inerten Atmosphäre.

E3 Konstruktive Maßnahmen, welche die Auswirkung einer Explosi-


on auf ein unbedenkliches Maß beschränken (Konstruktiver Ex-
plosionsschutz)
Sind Maßnahmen nach E 1*) oder E 2 nicht durchführbar oder nicht sinnvoll oder
nicht ausreichend sicher, müssen konstruktive Maßnahmen getroffen werden,
welche die Auswirkung einer Explosion auf ein unbedenkliches Maß beschränken.
Solche Maßnahmen sind:
– Explosionsfeste Bauweise (E 3.1),

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

142
BGR 104

– Explosionsdruckentlastung (E 3.2),
– Explosionsunterdrückung (E 3.3),
– Verhindern der Flammen- und Explosionsübertragung (E 3.4).
Schutzsysteme sowie Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen, die dem Geltungs-
bereich der Explosionsschutzverordnung (11. GPSGV) unterliegen, müssen den durch
diese Verordnung geregelten Anforderungen entsprechen. Die hier aufgeführten Schutz-
maßnahmen gelten – soweit sie Anforderungen an die Beschaffenheit beinhalten – nur
für Anlagen, Geräte und Ausrüstungen, die nicht Geräte und Schutzsysteme im Sinne
der 11. GPSGV sind. [102]

E 3.1 Explosionsfeste Bauweise

Anlagenteile wie Behälter, Apparate, Rohrleitungen werden so gebaut, dass sie ei-
ner Explosion im Inneren standhalten, ohne aufzureißen.
Man unterscheidet im Allgemeinen folgende explosionsfeste Ausführungen:
– Ausführung für den maximalen Explosionsdruck,
– Ausführung für den reduzierten Explosionsdruck in Verbindung mit Explosionsdruck-
entlastung (vgl. E 3.2) oder Explosionsunterdrückung (vgl. E 3.3).
Die Bauweise der Anlagenteile kann dabei explosionsdruckfest oder explosionsdruck-
stoßfest sein:

Explosionsfeste Bauweise
Explosionsdruckfeste Bauweise Explosionsstoßfeste Bauweise

Anwendung der von der "Arbeitsgemein- Sinngemäße Anwendung der AD-Merk-


schaft Druckbehälter" gegebenen Richtli- blätter mit höherer Ausnutzung der Werk-
nien (AD-Merkblätter) stofffestigkeit

Hinweis: Bei Unterteilung des Inneren von Apparaturen oder bei der Verbindung zweier Behälter durch ei-
ne Rohrleitung kann während einer Explosion in dem einen Teilvolumen der Druck in dem anderen Teilvo-
lumen erhöht und dadurch dort die Explosion bei erhöhtem Ausgangsdruck eingeleitet werden. Somit ent-
stehen Druckspitzen, die höher sein können als die unter atmosphärischen Bedingungen ermittelte Kenn-
größe maximaler Explosionsdruck. Lassen sich derartige Anordnungen nicht vermeiden, sind entspre-
chende Maßnahmen zu treffen, z.B. ausreichend hohe explosionsfeste Bauweise oder explosionstechni-
sche Entkoppelung (vgl. E 3.4).
Bemerkung: Explosionsfeste Behälter unterliegen hinsichtlich des Inverkehrbringens nicht der Druckgerä-
teverordnung (14. GPSGV), es sei denn, ihr Betriebsüberdruck beträgt mehr als 0,5 bar. In Bezug auf den
betrieblichen Explosionsschutz sind die Bestimmungen der BetrSichV zu beachten. Insbesondere ist die
Explosionssicherheit der Arbeitsplätze in der Umgebung der Behälter vor der erstmaligen Nutzung gemäß
Anhang 4 Ziffer 3.8 BetrSichV zu überprüfen.
Bei der Ermittlung des zu erwartenden Explosionsdruckes muss der Ausgangsdruck berücksichtigt wer-
den.

143
BGR 104

E 3.1.1 Explosionsdruckfeste Bauweise

Explosionsdruckfeste Behälter und Apparate halten dem zu erwartenden Explosi-


onsdruck stand, ohne sich bleibend zu verformen. Für die Auslegung und Herstel-
lung werden die Berechnungs- und Bauvorschriften für Druckbehälter angewen-
det. Als Berechnungsdruck wird der zu erwartende Explosionsdruck zugrunde ge-
legt.

E 3.1.2 Explosionsdruckstoßfeste Bauweise

Explosionsdruckstoßfeste Behälter und Apparate sind so gebaut, dass sie einem


bei einer Explosion in ihrem Inneren auftretenden Druckstoß in Höhe des zu erwar-
tenden Explosionsdruckes standhalten. Dabei sind jedoch bleibende Verformun-
gen zulässig.
Für die Auslegung und Herstellung von explosionsdruckstoßfesten Behältern und
Apparaten werden die von der "Arbeitsgemeinschaft Druckbehälter" herausgege-
benen Richtlinien (AD-Merkblätter) sinngemäß angewendet, wobei unter der Vor-
aussetzung einer hohen Verformungsfähigkeit der verwendeten Werkstoffe eine im
Vergleich zu Druckbehältern höhere Ausnutzung der Werkstofffestigkeit zulässig
ist.
Bemerkung: Werden Behälter als Tanks für die Lagerung oder Beförderung brennbarer Flüssigkeiten
verwendet, so ist insbesondere der Anhang C der Technischen Regel für brennbare Flüssigkeiten (TRbF)
120 – Explosionsdruckstoßfestigkeit – anzuwenden.
Unterliegt ein Behälter als Tank dem Gesetz für die Beförderung gefährlicher Güter, so sind die jeweiligen
Gefahrgutverordnungen, insbesondere auch die Technische Richtlinie "Tanks" (TRT 006), zu beachten.
Für staubführende Anlagen wird auf die VDI-Richtlinie 2263, Anlage Blatt 3, "Explosionsdruckstoßfeste
Behälter und Apparate, Berechnung, Bau und Prüfung", hingewiesen. [37]
Bei Explosionen in Rohrleitungen oder lang gestreckten Apparaturen können sich Druckstoßfronten aus-
bilden, die nach längeren Flammenlaufstrecken L unter Umständen in Detonationsfronten übergehen. Da-
bei treten lokal kurzzeitig Druckstöße auf, deren Spitzenwerte ein Mehrfaches des maximalen Explosions-
druckes erreichen können. Bei Gasen und Dämpfen sind derartige Druckbelastungen durch Stoßfronten
bei L/D < 5 (D = Durchmesser) nicht zu erwarten; bei L/D > etwa 100 muss in der Regel mit einem Über-
gang zu einer stabilen Detonation gerechnet werden. Turbulenzerhöhende Einbauten, z.B. Messblenden,
können jedoch auch schon weit unterhalb L/D = 100 zur Ausbildung von Detonationen führen. [96]
Die Auslegung nach PN 10 bei Verwendung zäher Werkstoffe und ausgehend von einem
absoluten Arbeitsdruck von etwa 1 bar ist ausreichend dafür, dass beispielsweise
– nicht gekrümmte Rohrleitungen Detonationsbeanspruchungen widerstehen,
– Krümmer der Beanspruchung durch Detonationen von gesättigten Kohlenwasserstof-
fen im Gemisch mit Luft widerstehen, wenn der Umlenkwinkel nicht mehr als 90 Grad
beträgt.
Bei anders geformten Anlageteilen (z.B. Querschnittsveränderungen, Einschnürungen)
und besonders reaktionsfähigen Gemischen können Ausführungen in höherer Druckstufe
als PN 10 notwendig werden.

144
BGR 104

Nach Explosions- oder Detonationsereignissen müssen die betroffenen Anlagetei-


le auf Verformung überprüft werden.

E 3.2 Explosionsdruckentlastung

Der Begriff "Explosionsdruckentlastung" umfasst im weitesten Sinne alles, was dazu


dient, beim Entstehen oder nach einer gewissen Ausweitung einer Explosion die ur-
sprünglich abgeschlossene Apparatur, in der sich der Explosionsablauf vollzieht, bei Er-
reichen des Ansprechdruckes kurzfristig oder bleibend in ungefährliche Richtung zu öff-
nen. [87, 88, 89] Die Entlastungseinrichtung soll bewirken, dass die Apparatur nicht über
ihre Explosionsfestigkeit hinaus beansprucht wird. Als Entlastungseinrichtung können
z.B. Berstscheiben oder Explosionsklappen verwendet werden. Sicherheitsventile sind
hierfür ungeeignet.
Von wesentlicher Bedeutung für die Dimensionierung solcher Entlastungseinrichtungen
sind die zeitlichen Beziehungen, die zwischen dem Fortschreiten einer Explosion und
dem Eintreten der Druckentlastung bestehen. [95] Man hat daher zu unterscheiden zwi-
schen einer Explosionsdruckentlastung von Behältern und einer von Rohrstrecken.
Je kleiner die maximale Druckanstiegsgeschwindigkeit des explosionsfähigen Gemi-
sches in einem Behälter ist und je früher und wirksamer die Entlastung einsetzt, umso
schneller können Verbrennungsprodukte und unverbrannte Gemische entweichen, ohne
zu einer unzulässigen Druckerhöhung in der Apparatur beizutragen. Die Berechnung der
erforderlichen Druckentlastungsöffnungen an Apparaturen setzt u.a. die Kenntnis der si-
cherheitstechnischen Kenngrößen des Gemisches voraus. [37]
a) Insbesondere für die Berechnung von Druckentlastungsöffnungen bei Staubexplosi-
onen siehe VDI-Richtlinie 3673. [94]
b) Wenn Ausblasrohre nicht zu vermeiden sind, ist zu beachten, dass der reduzierte
Explosionsdruck im zu schützenden Behälter sich erhöht. Das Ausblasrohr muss
mindestens den Querschnitt der Entlastungsöffnung haben.
Die Druckentlastung soll möglichst auf kurzem, geradem Weg erfolgen. Die bei der
Druckentlastung auftretenden Rückstoßkräfte sind zu berücksichtigen. [82]
Bei der Anbringung von Druckentlastungsöffnungen an Apparaturen ist darauf zu achten,
dass die Druckentlastung in ungefährlicher Weise so erfolgt, dass Folgeschäden für Per-
sonen, z.B. durch Druck- und Flammenwirkung oder durch weggeschleuderte Teile, ver-
mieden werden. Druckentlastung in den Arbeitsraum ist deshalb grundsätzlich zu ver-
meiden.
Die Druckentlastungseinrichtung muss sich unmittelbar an der Apparatur befinden, d.h.
am Anfang des Ausblasrohres.
Verschiedene Apparate dürfen nicht über ein gemeinsames Ausblasrohr entlastet wer-
den. Der einwandfreie Zustand von Entlastungseinrichtungen ist regelmäßig zu überprü-
fen.

145
BGR 104

Druckentlastungseinrichtungen, z.B. Explosionsklappen, die nach Ansprechen selbsttätig


schließen sollen, dürfen nur verwendet werden, wenn deren Funktionsfähigkeit durch
Explosionsversuche nachgewiesen ist.
Ebenso muss die Richtigkeit der Auslegung durch Explosionsversuche nachgewiesen
werden, wenn für die Bemessung von Druckentlastungseinrichtungen bei Staubexplosio-
nen wegen stoff-, anlagen- oder betriebsspezifischer Besonderheiten die VDI-Richtlinie
3673 nicht zugrunde gelegt wird. Derartige Versuche führen die notifizierten Stellen –
veröffentlicht im EG-Amtsblatt– durch.
Die Explosionsdruckentlastung ist unzulässig, wenn durch die dabei freigesetzten Stoffe
Personen gefährdet werden oder die Umwelt geschädigt wird.

E 3.3 Explosionsunterdrückung

Explosionsunterdrückungseinrichtungen verhindern durch schnelles Einblasen von


Löschmitteln in Behälter und Apparaturen im Falle einer Explosion das Erreichen des
maximalen Explosionsdruckes. Dies bedeutet, dass die so geschützten Apparate nur für
einen reduzierten Explosionsdruck ausgelegt werden müssen.
Im Gegensatz zur Explosionsdruckentlastung bleiben die Auswirkungen einer Explosion
auf das Innere der Apparatur beschränkt.

Verfahrensbeschreibung
Explosionsunterdrückungsanlagen bestehen im Wesentlichen aus einem die anlaufende
Explosion erkennenden Detektorsystem und den unter Druck stehenden Löschmittelbe-
hältern, deren Austrittsöffnungen durch das Detektorsystem freigegeben werden. Der In-
halt der Löschmittelbehälter wird in kurzer Zeit in den zu schützenden Behälter eingebla-
sen und möglichst gleichmäßig verteilt. Hierdurch werden die Flammen gelöscht und die
Explosion unterdrückt. Je nach Ausführung kann der Explosionsüberdruck bis auf ca. 0,2
bar reduziert werden.

Detektoren
Der Explosionsdruck breitet sich allseitig und gleichmäßig aus. Deshalb haben sich in
der Praxis Druckdetektoren bewährt. Die Detektoren müssen gegenüber dem Produkt
und gegen äußere Einflüsse (z.B. Stöße, Vibrationen, Temperatur, Vakuum, Korrosion,
Wechselbelastung) unempfindlich sein. Um Fehlauslösungen zu vermeiden, werden üb-
licherweise zwei um 90 Grad versetzte Detektoren eingesetzt. Der Löschvorgang wird
nur eingeleitet, wenn beide Detektoren gleichzeitig ansprechen.

Löschmittel
Als Löschmittel stehen für Explosionsunterdrückungseinrichtungen vorzugsweise zur
Verfügung:
– pulverförmige Löschmittel,
– und Wasser.

146
BGR 104

Für die praktische Anwendung zeigt pulverförmiges Löschmittel auf der Basis von Mono-
ammoniumphosphat in der Regel die beste Wirksamkeit. Grundsätzlich ist jedoch die
Eignung des vorgesehenen Löschmittels für den jeweiligen Anwendungsfall nachzuwei-
sen.

Löschmittelbedarf
Die erforderliche Löschmittelmenge ist abhängig von der Explosionsheftigkeit des Stof-
fes, vom Volumen und der Geometrie der zu schützenden Apparatur sowie von der Bau-
art des Unterdrückungssystems. Für Stäube sind Einzelheiten der VDI-Richtlinie 2263,
Blatt 4, zu entnehmen. [37]
Hinweis: Projektierung und Ausführung der Schutzmaßnahme "Explosionsunterdrückung" erfordern be-
sondere Fachkunde. Über entsprechende Sachkunde verfügen die notifizierten Stellen – veröffentlicht im
EG-Amtsblatt.

E 3.4 Verhindern der Explosionsübertragung (explosionstechnische Entkoppe-


lung)

Um Flammen- und Explosionsübertragung zu verhindern, steht eine Reihe von Maßnah-


men zur Verfügung, z.B.:
– Mechanisches Schnellabsperren,
– Löschen von Flammen in engen Spalten oder durch Löschmitteleintrag,
– Aufhalten von Flammen durch hohe Gegenströmung,
– Tauchung,
– Schleusen.
Diese Maßnahmen sind im Prinzip bei allen explosionsfähigen Gemischen wirksam. Sie
müssen in der Regel bei der Anwendung der unter Abschnitt E 3.1 bis E 3.3 genannten
Maßnahmen zusätzlich eingesetzt werden. Für die praktische Anwendung sind aber fol-
gende Gesichtspunkte maßgeblich:
Bei Explosionen von Gasen, Dämpfen und Nebeln im Gemisch mit Luft sind wegen der
unter Umständen sehr hohen Ausbreitungsgeschwindigkeiten (Detonationen) aktive Ab-
sperr- oder Löschsysteme oft zu langsam, sodass hier passive Elemente, z.B. Bandsi-
cherungen oder Tauchungen bevorzugt werden.
Für Staub/Luft-Gemische besteht bei Einrichtungen mit engen Spalten die Gefahr der
Verstopfung; folglich werden hier aktive Elemente, z.B. Schnellschlussschieber oder
Löschmittelsperren bevorzugt.

E 3.4.1 Flammendurchschlagsichere Einrichtungen für Gase, Dämpfe und Nebel

Um bei explosionsfähiger Atmosphäre Flammendurchschläge, z.B. durch Rohrleitungen,


Atmungseinrichtungen und nicht ständig mit Flüssigkeit gefüllte Füll- und Entleerungslei-

147
BGR 104

tungen zu verhindern, können flammendurchschlagsichere Einrichtungen angewendet


werden.
Lässt sich z.B. in einem nicht explosionsfesten Behälter für brennbare Flüssigkeiten die
Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre nicht vermeiden, so sind ständig vor-
handene Öffnungen zu Bereichen, in denen mit dem Auftreten von Zündquellen zu rech-
nen ist, und durch die eine Explosion in den Behälter übertragen werden kann, flammen-
durchschlagsicher zu gestalten. Dies betrifft z.B. Be- und Entlüftungseinrichtungen, Füll-
standsanzeiger sowie Füll- und Entleerungsleitungen, sofern Letztere nicht ständig mit
Flüssigkeit gefüllt sind.
Soll umgekehrt das Herausschlagen von Flammen aus einer Apparatur in einen explosi-
onsgefährdeten Bereich vermieden werden, so sind die vorgenannten Maßnahmen sinn-
gemäß anzuwenden.
Die Wirkungsweise flammendurchschlagsicherer Einrichtungen beruht im Wesentlichen
auf einem oder mehreren der folgenden Mechanismen:
– Löschen von Flammen in engen Spalten und Kanälen (z.B. Bandsicherungen, Sinter-
metalle),
– Aufhalten einer Flammenfront durch entsprechend hohe Ausströmgeschwindigkeit der
unverbrannten Gemische (Hochgeschwindigkeitsventile),
– Aufhalten einer Flammenfront durch Flüssigkeitsvorlagen (z.B. Tauchsicherungen
oder Flüssigkeitsverschlüsse).

Man unterscheidet bei flammendurchschlagsicheren Einrichtungen die im Folgenden


aufgeführten Bauarten:
a) Explosionssichere Armaturen
Sie widerstehen dem Explosionsdruck und der kurzzeitigen Temperaturbeanspru-
chung durch die Explosionsflamme (z.B. Bandsicherungen, Plattensicherungen, Sin-
termetalle, Tauchsicherungen, Flüssigkeitsverschlüsse).
b) Dauerbrandsichere Armaturen
Sie widerstehen dem Explosionsdruck und über längere Zeit der Flammeneinwir-
kung, ohne ihre Durchschlagsicherheit zu verlieren (Bandsicherungen, spezielle
Hochgeschwindigkeitsüberdruckventile, Tauchungen).
c) Detonationssichere Armaturen
Sie widerstehen der mechanischen Beanspruchung durch eine Detonationsfront
(Bandsicherungen mit Prallfläche, Tauchsicherungen, Flüssigkeitsverschlüsse).
Bemerkung: Nicht dauerbrandsichere Armaturen widerstehen einem Abbrand nur über eine begrenzte
Zeitspanne (Standzeit) und verlieren ihre Flammendurchschlagsicherheit. Diese Zeitspanne kann ggf. ge-
nutzt werden, um Notfunktionen einzuleiten, die einen länger dauernden Abbrand mit der möglichen Folge
des Flammendurchschlages verhindern (z.B. Absperren der Gemischzufuhr, Einblasen von Inertgas oder
Luft). In diesen Fällen haben derartige explosions- und detonationssichere Armaturen Sensoren, die eine
an der Flammensperre brennende Flamme melden.

148
BGR 104

Einsatzbedingungen
Die Eignung der vorgenannten Armaturen muss für die auftretenden explosionsfähigen
Gemische nachgewiesen sein. Maßgeblich für die Eignung sind z.B. die Verbrennungs-
eigenschaften der Stoffe und die zünddurchschlagsicheren Normspaltweiten. Darüber
hinaus sind Druck und Temperatur der Gemische zu beachten. Über entsprechende
Sachkunde verfügen die notifizierten Stellen – veröffentlicht im EG-Amtsblatt.
Bei den von den notifizierten Stellen geprüften Armaturen der unter a) bis c) genannten
Bauarten ist die Flammendurchschlagsicherheit nur für die im Prüfbericht aufgeführten
Stoffe und Stoffgruppen gewährleistet. Erweiterungen auf andere Stoffe sind ohne zu
prüfen nur nach Kenntnis der maßgebenden Stoffeigenschaften möglich; häufig ist je-
doch eine Nachprüfung erforderlich.
Da flammendurchschlagsichere Armaturen häufig an Anlagenteilen eingesetzt werden,
die nur einem geringen Überdruck standhalten, ist beim Einsatz besonders zu beachten,
dass die Armaturen nicht den Druckausgleich der Anlagenteile mit der freien Atmosphäre
unzulässig erschweren. Dazu muss z.B. bei Brandsicherungen und Sintermetallen der
freie Querschnitt der flammendurchschlagsicheren Armatur ausreichend bemessen sein.
Die Gefahr des Zusetzens durch Schmutz, Korrosion, Polymerisation und Sublimation,
sowie das Einfrieren (z.B. bei nächtlichem Frost oder Dauerfrost) muss beachtet werden.

E 3.4.2 Entkopplungseinrichtungen für Stäube

Die im Kapitel E 3.4.1 aufgeführten flammendurchschlagsicheren Einrichtungen für Ga-


se, Dämpfe und Nebel sind aufgrund der Verstopfungsgefahr bei Stäuben nicht einsetz-
bar. Für das Vermeiden der Ausbreitung von Staubexplosionen über verbindende Rohr-
leitungen, Fördereinrichtungen o.Ä. sowie Flammenaustritt aus Anlagenteilen haben sich
in der Praxis die unter E 3.4.2.1 – E 3.4.2.7 aufgeführten Einrichtungen bewährt.

E 3.4.2.1 Löschmittelsperre

Die Explosion wird durch Detektoren erkannt. Aus Löschmittelbehältern werden Lösch-
mittel in die Rohrleitung eingedüst, und die Flamme wird abgelöscht. Der auftretende
Explosionsdruck vor der Löschmittelsperre wird dadurch nicht beeinflusst. Auch hinter
der Löschmittelsperre ist die Festigkeit der Rohrleitung und die der nachgeschalteten
Apparatur für den zu erwartenden Druck auszulegen. [79] Das Löschmittel muss für die
jeweilige Staubart geeignet sein.

E 3.4.2.2 Schnellschlussschieber, Schnellschlussklappe

Die durch die Rohrleitung laufende Explosion wird durch Detektoren erkannt. Ein Auslö-
semechanismus schließt den Schieber oder die Klappe innerhalb von Millisekunden. Die
Wirksamkeit und Druckbelastbarkeit müssen durch eine notifizierte Prüfstelle nachge-
wiesen sein.

149
BGR 104

E 3.4.2.3 Schnellschlussventil (Explosionsschutzventil)

Beim Überschreiten einer bestimmten Strömungsgeschwindigkeit schließt ein Ventil in


der Rohrleitung. Die für das Schließen notwendige Strömungsgeschwindigkeit wird ent-
weder durch die Druckwelle der Explosion oder durch eine detektorgesteuerte Hilfsströ-
mung (Einblasen von Stickstoff auf den Ventilkegel) erzeugt. Bisher bekannte Schnell-
schlussventile dürfen nur in waagerecht verlegten Rohrleitungen eingebaut werden und
eignen sich auch nur für Leitungen mit relativ geringer Staubbelastung (z.B. Reinluftseite
von Filteranlagen). Wirksamkeit und Druckbelastbarkeit müssen durch notifizierte Stellen
nachgewiesen sein.

E 3.4.2.4 Zellenradschleuse

Zellenradschleusen dürfen nur dann als "Flammensperre" eingesetzt werden, wenn ihre
Zünddurchschlagsicherheit und Druckbelastbarkeit für die jeweiligen Einsatzbedingun-
gen nachgewiesen sind. Im Explosionsfall muss die Schleuse automatisch über einen
Detektor stillgesetzt werden, damit das Austragen von brennendem Produkt verhindert
wird.

E 3.4.2.5 Entlastungsschlot

Ein Entlastungsschlot besteht aus Leitungsteilen, die durch ein spezielles Rohrstück mit-
einander verbunden sind. Den Abschluss der Rohrleitung gegen die Atmosphäre bildet
eine Entlastungseinrichtung (Abdeckplatte oder Berstscheibe; Ansprechüberdruck in der
Regel p ≤ 0,1 bar). Eine Explosionsübertragung soll durch Änderung der Strömungsrich-
tung um 180 Grad bei gleichzeitiger Explosionsdruckentlastung am Umlenkpunkt nach
Öffnen der Entlastungseinrichtung verhindert werden. [106]
Das Wegfliegen von Teilen der Entlastungseinrichtung muss vermieden werden, z.B.
durch einen Schutzkorb. Die Entlastung muss grundsätzlich in eine ungefährliche Rich-
tung erfolgen, keinesfalls aber in Arbeitsbereiche oder auf Verkehrswege.
Diese Schutzmaßnahme ist unzulässig, wenn durch das Freisetzen von Stoffen Perso-
nen gefährdet werden oder die Umwelt geschädigt wird.
Durch den Entlastungsschlot kann die Explosionsübertragung nicht immer zuverlässig
verhindert werden. Die Ausbreitung der Flammenfront wird jedoch so gestört, dass in
dem nachgesetzten Leitungsteil höchstens mit dem langsamen Anlaufen der Explosion
zu rechnen ist. Dies bedeutet, dass konstruktive Explosionsschutzmaßnahmen an nach-
geschalteten Anlagen entsprechend den Abschnitten E 3.1 bis E 3.3 für atmosphärische
Randbedingungen dimensioniert werden können. In den Fällen, in denen innerhalb der
Rohrleitung nicht mit dem Auftreten explosionsfähiger Gemischkonzentrationen gerech-
net werden muss, z.B. bei vielen Entstaubungsanlagen, kann jedoch von einer hinrei-
chenden Entkoppelungswirkung ausgegangen werden.

150
BGR 104

E 3.4.2.6 Produktvorlage

Im Zusammenhang mit der Schutzmaßnahme Explosionsdruckentlastung sind Produkt-


vorlagen (z.B. am Austrag eines Silos) von ausreichender Höhe geeignet, Anlageteile zu
entkoppeln. Die Produktschüttung muss jeweils so hoch sein, und dies muss durch Füll-
standsmelder abgesichert sein, dass unter der Druckbelastung der Explosion ein Flam-
mendurchschlag durch das Produkt nicht erfolgen kann.

E 3.4.2.7 Doppelschieber

Produktausträge von explosionsfest gebauten Apparaturen können zum Verhindern ei-


nes Flammendurchschlages mit einem Doppelschiebersystem gesichert werden. Die
Schieber müssen dabei mindestens gleiche Festigkeit wie die Apparatur haben. Durch
entsprechende Steuerung muss gewährleistet sein, dass wechselweise ein Schieber
immer geschlossen ist.

E 3.4.3 Explosionstechnische Entkopplung bei hybriden Gemischen

Für eine explosionstechnische Entkoppelung bei hybriden Gemischen kommen aufgrund


des Staubanteiles grundsätzlich nur Maßnahmen nach E 3.4.2 in Frage. Bisher liegen
hierzu jedoch keine speziellen Erfahrungen vor.

E4 Anwendung von Prozessleittechnik im Rahmen von Explosions-


schutzmaßnahmen
Die in den Abschnitten
– Vermeiden explosionsfähiger Atmosphäre (E 1*)),
– Vermeiden wirksamer Zündquellen (E 2),
– Konstruktiver Explosionsschutz (E 3)
beschriebenen Explosionsschutzmaßnahmen können durch Einrichtungen der
– Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (im Folgenden Prozessleittechnik (PLT)
genannt),
– Elektrotechnik (im Folgenden Prozessleittechnik (PLT) genannt),
unterstützt, überwacht und abgesichert werden.
Die erforderlichen Explosionsschutzmaßnahmen müssen festgelegt und, sofern es erfor-
derlich ist, überwacht werden. Dazu verwendete PLT-Einrichtungen müssen in der Lage
sein, die erforderlichen Explosionsschutzmaßnahmen aufrecht zu halten, zu überwachen

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

151
BGR 104

oder aber auszulösen. Die konzeptionelle Grundlage zur Sicherung von Anlagen der Ver-
fahrenstechnik mit Mitteln der PLT bildet die VDI/VDE-Richtlinie 2180.
PLT-Einrichtungen können beispielsweise einen Alarm, eine Schaltfunktion (z.B. Lüftung)
oder eine Steuerfunktion (z.B. Inertisierung) auslösen oder eine automatische Abschal-
tung der Anlage bewirken. Auslegung und Umfang dieser PLT-Einrichtungen, der Grad
der Redundanz, sowie die von ihnen ausgelösten Maßnahmen hängen von der Risiko-
bewertung ab. Auf diese Weise muss für alle Betriebsbedingungen sichergestellt werden,
dass aufgrund der Zuverlässigkeit der PLT-Einrichtungen und der ausgelösten Maßnah-
men das Risiko auf ein vertretbares Maß beschränkt wird.
PLT-Einrichtungen können sowohl zur Verringerung oder Aufhebung von explosionsge-
fährdeten Bereichen verwendet werden als auch zur Vermeidung wirksamer Zündquellen
(siehe Tabelle E 4).
Die erreichte Verringerung der Wahrscheinlichkeit der Bildung gefährlicher explosionsfä-
higer Atmosphäre und der Wahrscheinlichkeit des Wirksamwerdens von Zündquellen
muss im Einklang mit den Anforderungen der Abschnitte E 1*), E 2 und E 3 stehen.
In Konzepten zum Einsatz von PLT-Einrichtungen zur Verringerung oder Aufhebung von
explosionsgefährdeten Bereichen (Zonen) müssen entsprechend der gewünschten Zo-
nenreduktion die Anforderungen an dazu eingesetzte PLT-Einrichtungen gemäß Risiko-
bewertung angepasst werden.
Die erforderliche Zuverlässigkeit der Explosionsschutz-Einrichtungen muss sich an der
Risikoabschätzung orientieren. Führen die Risikobewertung und das Explosionsschutz-
konzept zu dem Schluss, dass ohne PLT-Einrichtungen ein hohes Risiko herrscht, z.B.
dass gefährliche explosionsfähige Atmosphäre ständig, langzeitig oder häufig vorhanden
ist (Zone 0, Zone 20) und dass mit dem Wirksamwerden einer Zündquelle zu rechnen ist,
müssen die PLT-Einrichtungen so ausgeführt sein, dass eine einzige Störung das Si-
cherheitskonzept nicht außer Kraft setzen kann. Dies kann z.B. durch redundanten Ein-
satz von PLT-Einrichtungen erreicht werden. Vergleichbares ist erreichbar, indem eine
einzelne PLT-Einrichtung zur Vermeidung des Auftretens gefährlicher explosionsfähiger
Atmosphäre mit einer davon unabhängigen einzelnen PLT-Einrichtung zur Vermeidung
des Wirksamwerdens von Zündquellen kombiniert wird.
Führen dagegen die Risikobewertung und das Explosionsschutzkonzept zu dem
Schluss, dass auch ohne PLT-Maßnahmen nur ein geringes Risiko besteht, z.B. gele-
gentliches Bilden einer gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre (Zone 1, Zone 21)
und geringe Wahrscheinlichkeit des Wirksamwerdens einer Zündquelle, ist eine einzelne
PLT-Einrichtung ausreichend (siehe Tabelle E 4).
Die Verfügbarkeit der sicherheitstechnischen Funktion der PLT-Einrichtungen und ihrer
Teilkomponenten wird erreicht durch Fehlervermeidung und Fehlerbeherrschung (unter
Beachtung aller Betriebsbedingungen und vorgesehenen Wartungs- und/oder Prüfmaß-
nahmen).
Die Tabelle E 4 zeigt Konzepte von PLT-Einrichtungen zur Vermeidung des Wirksam-
werdens von Zündquellen bei normalen Betriebsbedingungen, bei anzunehmenden Stö-

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

152
BGR 104

rungen und selten auftretenden Störungen. Alternativ, zusätzlich oder ergänzend können
verfahrenstechnische Maßnahmen eingesetzt werden.

Explosions- Dort vorhandene Einrichtungen Zu erfüllende Anforderung an


gefährdeter und Verfahren mit folgenden Ei- zusätzliche PLT-Einrichtungen
Bereich genschaften und Verfahren

nicht vorhan- keine Anforderungen an Zündquel- keine


den lenfreiheit

keine Anforderungen an Zündquel- eine einzelne Einrichtung zum


Zone 2 oder lenfreiheit Vermeiden von Zündquellen
Zone 22
im Normalbetrieb keine Zündquel- keine
len zu erwarten

keine Anforderungen an Zündquel- zwei Einrichtungen zum Vermei-


lenfreiheit den von Zündquellen

im Normalbetrieb keine Zündquel- eine einzelne Einrichtung zum


Zone 1 oder
len zu erwarten Vermeiden von Zündquellen
Zone 21
im Normalbetrieb und bei Betriebs- keine
störungen keine Zündquellen zu
erwarten

keine Anforderungen an Zündquel- in der Regel mit PLT-Einrichtun-


lenfreiheit gen allein nicht sinnvoll lösbar*)

im Normalbetrieb keine Zündquel- zwei Einrichtungen zum Vermei-


len zu erwarten den von Zündquellen

Zone 0 oder im Normalbetrieb und bei Betriebs- eine einzelne Einrichtung zum
Zone 20 störungen keine Zündquellen zu Vermeiden von Zündquellen
erwarten

im Normalbetrieb, bei Betriebsstö- keine


rungen und bei selten auftretenden
Betriebsstörungen keine Zündquel-
len zu erwarten

*) Schalten z.B. die zusätzlichen PLT-Einrichtungen die vorhandene Einrichtung ab, so würde das zu ei-
ner Lösung führen, bei der die vorhandene Einrichtung praktisch nicht in Betrieb wäre.

Tabelle E 4: Konzepte zum Einsatz von PLT-Einrichtungen zur Reduzierung der Wahr-
scheinlichkeit des Auftretens wirksamer Zündquellen

153
BGR 104

Bemerkung 1: Sollen Geräte sicher in Bereichen betrieben werden, für die sie nicht konstruiert wurden, so
müssen die nicht in der Gerätekategorie abgedeckten Zündgefahren in der Risikobetrachtung berücksich-
tigt werden. Die Bauartanforderungen in den Gerätekategorien sind unterschiedlich (z.B. bezüglich Elekt-
rostatik). Eine Risikobetrachtung muss alle möglichen Zündgefahren, die von einem Gerät ausgehen, be-
rücksichtigen. Zu den Geräten zählen auch solche, die nicht ausschließlich PLT-Geräte sind, z.B. Öfen,
Brennstoffzellen, etc.
Bemerkung 2: Die Einsatzmöglichkeiten von PLT-Einrichtungen zur Vermeidung von apparativen Zündge-
fahren sind technisch und wirtschaftlich eingeschränkt.

E5 Schutzmaßnahmen bei Instandsetzungsarbeiten


E 5.1 Allgemeines

Bei Instandsetzungsarbeiten mit Zündgefahren in explosionsgefährdeten Berei-


chen oder in Bereichen, in denen durch die Arbeiten gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre erst entstehen kann, sind Schutzmaßnahmen erforderlich.
Der Unternehmer oder sein Beauftragter haben Ort, Beginn, Dauer und Umfang der
erforderlichen Schutzmaßnahmen in einer Arbeitsanweisung, in der Regel schrift-
lich, festzulegen und die Beschäftigten entsprechend zu unterweisen.
Mit den Arbeiten darf erst begonnen werden, wenn der Unternehmer oder sein Be-
auftragter sichergestellt hat, dass die Schutzmaßnahmen getroffen worden und
wirksam sind. Die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen während der Dauer der Ar-
beiten ist zu überwachen. Der Unternehmer oder sein Beauftragter darf die festge-
legten Schutzmaßnahmen erst aufheben, wenn die Instandsetzungsarbeiten abge-
schlossen sind und keine Gefahren mehr bestehen.
Nach Abschluss der Instandsetzungsarbeiten ist sicherzustellen, dass vor Wieder-
inbetriebnahme der für den Normalbetrieb erforderliche Explosionsschutz wieder
wirksam ist.

E 5.2 Schutzmaßnahmen

Explosionsgefahren sind vor Beginn der Instandsetzungsarbeiten zu beseitigen.


Das kann durch die in Abschnitt E 1*) beschriebenen Maßnahmen erreicht werden,
welche eine Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre verhindern oder
einschränken. Ist die Explosionsgefahr beseitigt und kann eine erneute Bildung
gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre während der Arbeiten ausgeschlossen
werden, sind weitere Schutzmaßnahmen nicht erforderlich.
Ist damit zu rechnen, dass während der Durchführung der Arbeiten die getroffenen
Maßnahmen unwirksam werden (z.B. durch herandriftende gefährliche explosions-
fähige Atmosphäre), so ist vor Beginn der Arbeiten dafür Vorsorge zu treffen, dass

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

154
BGR 104

in diesem Gefahrenfall rechtzeitig hinreichende Schutzmaßnahmen gegen die Ent-


zündung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre durch sofortiges Unwirksam-
machen aller Zündquellen getroffen werden. Dazu gehören z.B. die Aufstellung
von Gaswarngeräten, die ein Versagen der Maßnahmen nach Absatz 1 erkennen
lassen und/oder vorbereitende Maßnahmen zum Unwirksammachen aller Zünd-
quellen, z.B. auch durch Unterbrechen der Arbeiten. Es ist sicherzustellen, dass
bei Unwirksamwerden der Maßnahmen nach Absatz 1 eine für alle Beteiligten er-
kennbare Warnung ergeht, auf die hin unverzüglich alle Zündquellen unwirksam zu
machen sind.
Lässt sich die Explosionsgefahr aus betriebstechnischen Gründen nicht beseiti-
gen, ist also mit gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre zu rechnen, kann sie
sich bilden oder kann sie sich z.B. durch Nachvergasung erneut bilden, müssen
Maßnahmen gemäß Abschnitt E 2 getroffen werden, welche die Entzündung ge-
fährlicher explosionsfähiger Atmosphäre verhindern. Der Umfang dieser Schutz-
maßnahmen ist auf die Wahrscheinlichkeit abzustimmen, mit der während der In-
standsetzungsarbeiten mit Explosionsgefahr zu rechnen ist. Hierbei ist besonders
auf die Wechselwirkung des Arbeitsbereichs mit der Umgebung zu achten. Gege-
benenfalls sind Schutzmaßnahmen zu ergreifen, welche die Wirksamkeit von
Zündquellen räumlich eingrenzen, z.B. Abdecken der Umgebung oder von Boden-
öffnungen gegen die weitreichende Ausbreitung von Schweißperlen als Zündquel-
len insbesondere auch für Staubablagerungen.
Soweit in anderen Vorschriften Anforderungen für spezielle Fälle gestellt werden, bleiben
diese Vorschriften unberührt. Andere Vorschriften sind z.B.:
– Verordnung über elektrische Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen (ElexV),
– Unfallverhütungsvorschrift "Grundsätze der Prävention" (BGV A1),
– BG-Regel "Grundsätze der Prävention" (BGR A1),
– Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 507 – "Oberflächenbehandlung in Räu-
men und Behältern",
– Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten (TRbF) 20 "Läger",
– Kapitel 2.26 "Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren" der BG-Regel "Betrei-
ben von Arbeitsmitteln" (BGR 500)
– Kapitel 2.29 "Beschichtungsstoffe" der BG-Regel "Betreiben von Arbeitsmitteln" (BGR
500)
– Technische Regeln Druckbehälter (TRB) 610 "Druckbehälter – Aufstellung von Druck-
behältern zum Lagern von Gasen",
– Technische Regeln Druckbehälter (TRB) 851 "Füllanlagen zum Abfüllen von Druckga-
sen aus Druckgasbehälter in Druckbehälter" (TRB 851),
– BG-Regel " Arbeiten in Behältern, Silos und engen Räumen" (BGR 117-1).

155
BGR 104

E6 Explosionsschutzdokument [103]
Der Unternehmer hat im Rahmen seiner Pflichten sicherzustellen, dass ein Explo-
sionsschutzdokument erstellt und auf dem letzten Stand gehalten wird (BetrSichV
§ 6 (1)).
Aus dem Explosionsschutzdokument muss insbesondere hervorgehen:
– dass die Explosionsgefährdungen ermittelt und einer Bewertung unterzogen
worden sind,
– dass angemessene Vorkehrungen getroffen werden, um die Ziele des Explosi-
onsschutzes zu erreichen (siehe Abschnitt E 1*) – E 7),
– welche Bereiche in Zonen eingeteilt wurden und
– für welche Bereiche die Mindestvorschriften gemäß Anlage 2 gelten. [51, 103]
Bei der Erstellung des Explosionsschutzdokumentes kann auf vorhandene Ge-
fährdungsbeurteilungen, Dokumente oder andere gleichwertige Berichte zurück-
gegriffen werden, die aufgrund von Verpflichtungen nach anderen Rechtsvor-
schriften erstellt worden sind. Die Bewertung ist je nach Art
– der Tätigkeiten,
– der Arbeitsbedingungen und
– des Arbeitsplatzes
vorzunehmen.
Das Explosionsschutzdokument wird vor Aufnahme der Arbeit erstellt. Für Arbeits-
mittel und -abläufe in explosionsgefährdeten Bereichen, die vor dem 03.10.2002
erstmalig bereitgestellt und eingeführt worden sind, hat der Arbeitgeber das Ex-
plosionsschutzdokument spätestens bis zum 31.12.2005 zu erstellen (vgl. § 27
BetrSichV). [51] Es ist zu überarbeiten, wenn wesentliche Änderungen bzw. Erwei-
terungen vorgenommen werden. Die Dokumentation zum Explosionsschutz kann
Bestandteil einer allgemeinen Sicherheitsdokumentation sein. Sie kann auch in
elektronischer Form (z.B. in Datenbanken) geführt werden.
Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten hinsichtlich der
möglichen Explosionsgefahren und der nach diesen Regeln ausgewählten Schutz-
maßnahmen unterwiesen und die für die Sicherheit erforderlichen Betriebsanwei-
sungen schriftlich festgelegt werden. Die Unterweisungen sind in angemessenen
Zeitabständen zu wiederholen (BGV A1 § 7 (2)) und zu dokumentieren.
Explosionsgefährdete Bereiche sind an ihren Zugängen deutlich erkennbar und
dauerhaft gemäß Abbildung zu kennzeichnen.

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

156
BGR 104

Abbildung: Warnung vor explosionsfähiger Atmosphäre (BGV A8 Anlage 2 W21)

Beispiel für den Aufbau eines Explosionsschutzdokuments [48, 57]


Das Explosionsschutzdokument kann mit bereits vorhandenen Explosionsgefährdungs-
beurteilungen, Dokumenten oder anderen gleichwertigen Berichten kombiniert werden.
1 Angabe des Betriebes/Betriebsteils/Arbeitsbereichs
z.B. Anlage, Lager, Gebäude, Arbeitsplatz

2 Verantwortlicher für den Betrieb/Betriebsteil/Arbeitsbereich, Erstellungsda-


tum und Anhänge

3 Kurzbeschreibung der baulichen und geografischen Gegebenheiten


z.B. Lageplan, Gebäudeplan, Aufstellungsplan, Gebäude- bzw. Anlagenlüftung

4 Verfahrensbeschreibung – für den Explosionsschutz wesentliche Verfah-


rensparameter
z.B. verfahrenstechnische Kurzbeschreibung, relevante Tätigkeiten (z.B. Probe-
nahme), eingesetzte Stoffe, Einsatzmenge/Fördermenge, Verarbeitungszustand,
Druck- und Temperaturbereich

5 Stoffdaten
Wesentliche sicherheitstechnische Kenngrößen zur Beurteilung der Explosions-
gefahr, z.B. aus dem Sicherheitsdatenblatt oder anderen Kompendien wie z.B.
CHEMSAFE [5], sicherheitstechnische Kenngrößen Bd. 1 und Bd. 2, GESTIS-
STAUB-EX [13]
bei brennbaren Flüssigkeiten/Gasen z.B.:
– Flammpunkt brennbarer Flüssigkeiten
– Untere und obere Explosionsgrenze
– Dichteverhältnis zu Luft
– Zündtemperatur (Temperaturklasse)
– Explosionsgruppe
– Sauerstoffgrenzkonzentration
– Dampfdruck brennbarer Flüssigkeiten

bei brennbaren Stäuben z.B.:


– Korngrößenverteilung (Medianwert)
– untere Explosionsgrenze

157
BGR 104

– Mindestzündenergie
– maximaler Explosionsdruck
– KSt-Wert
– Mindestzündtemperatur einer Staubwolke
– Mindestzündtemperatur einer Staubschicht
(bei 5 mm Staubschicht – Glimmtemperatur)
– Sauerstoffgrenzkonzentration

6 Gefährdungsbeurteilung
siehe EX-RL Abschnitt D 2
6.1 Kann im Bereich der zu beurteilenden Anlage oder im Inneren von Appara-
turen explosionsfähige Atmosphäre auftreten?
6.2 Sind die zu erwartenden Mengen explosionsfähiger Atmosphäre aufgrund
der örtlichen und betrieblichen Verhältnisse gefahrdrohend?

7 Explosionsschutzmaßnahmen (Schutzkonzept)
7.1 Technische Schutzmaßnahmen
– Maßnahmen, welche eine Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
verhindern oder einschränken (Vermeiden explosionsfähiger Atmosphäre
nach EX-RL, Abschnitt E 1*)),
– Maßnahmen, welche eine Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
verhindern oder einschränken (Vermeiden explosionsfähiger Atmosphäre
nach EX-RL, Abschnitt E 2),
– Konstruktive Maßnahmen, welche die Auswirkungen einer Explosion auf ein
unbedenkliches Maß beschränken (Konstruktiver Explosionsschutz nach EX-
RL, Abschnitt E 5),
7.2 Zoneneinteilung
Art, Ausdehnung und Dokumentation
7.2.1 Inneres der Apparatur
siehe Beispielsammlung nach EX-RL, Abschnitt F
7.2.2 Umgebung der Apparatur
siehe Beispielsammlung nach EX-RL, Abschnitt F
7.3 Organisatorische Maßnahmen
7.3.1 Unterweisung der Arbeitnehmer
siehe EX-RL, Anlage 2 Punkt 2.1
7.3.2 Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben
siehe EX-RL, Anlage 2 Punkt 2.2

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

158
BGR 104

7.3.3 Koordination
– Anforderungen an die Koordination und Abstimmung bezüglich der zu treffen-
den Schutzmaßnahmen,
– Einbeziehung von benachbarten Anlagen und des laufenden Betriebes,
– siehe auch § 6 BGV A1 und BGI 528.
7.3.4 Dichtigkeit der Anlage, Kontrollgänge, vorbeugende Instandhaltung
7.3.5 Prüfung von Einrichtungen der Prozessleittechnik
7.3.6 Beseitigung von Staubablagerungen

E7 Organisatorische Maßnahmen
E 7.1 Einleitung

Die Explosionsschutz-Regeln für das Vermeiden der Gefahren durch explosionsfähige


Atmosphäre beinhalten vorrangig technische Explosionsschutzmaßnahmen. Organisato-
rische Maßnahmen werden in folgenden Abschnitten der EX-RL genannt:
– Auf Dauer technisch dichte Apparaturen in Kombination mit Maßnahmen der Instand-
haltung und Überwachung (siehe auch E 1.3.2.1 b*)),
– Prüfen der Apparatur auf Dichtheit (siehe auch E 1.3.3*)),
– Maßnahmen zum Beseitigen von Staubablagerungen in der Umgebung staubführen-
der Apparaturen (siehe auch E 1.5*)),
– Schutzmaßnahmen bei Instandsetzung (siehe auch E 5).

Infolge der weiteren Umsetzung von EU-Richtlinien in nationales Recht – insbesondere


durch die Neuordnung der Betriebs- und Anlagensicherheit durch die Betriebssicher-
heitsverordnung – wurden weitere organisatorische Maßnahmen im Explosionsschutz
aufgenommen:
– Erstellung eines Explosionsschutzdokumentes (siehe auch E 6),
– Unterweisung der Beschäftigten (siehe auch E 6, Punkt 7.3.1),
– Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben (siehe auch E 6, Punkt 7.3.2),
– Koordination (siehe auch E 6, Punkt 7.3.3),
– Prüfung der Explosionssicherheit der Arbeitsplätze (Anlage 2) vor Inbetriebnahme,
– wiederkehrende Prüfungen (E 7.6).
Die organisatorischen Maßnahmen ergänzen in bestimmten Fällen die vorhandenen
technischen Maßnahmen im Explosionsschutz. Organisatorische Maßnahmen allein rei-
chen im Explosionsschutz in der Regel nicht aus.

*)
Der Abschnitt E 1 wurde in die TRBS 2152 Teil 2 überführt.

159
BGR 104

Hinweis: Beispiel für eine Ausnahme – Instandsetzungsarbeiten (E 5), bei denen durch Aufstellen von
Gaswarngeräten der Arbeitsbereich in Bezug auf das Herandriften gefährlicher explosionsfähiger Atmo-
sphäre überwacht wird. Wie dies im Einzelnen sicher durchgeführt wird, ist beispielsweise durch Betriebs-
anweisungen und/oder Freigabeschein detailliert festzulegen.

E 7.2 Unterrichtung/Unterweisung der Beschäftigten

Bei der Unterrichtung der Beschäftigten hat der Arbeitgeber die erforderlichen
Vorkehrungen zu treffen, damit den Beschäftigten
– angemessene Informationen, insbesondere zu den Explosionsgefahren, die sich
aus den in ihrer unmittelbaren Arbeitsumgebung vorhandenen Arbeitsmitteln
ergeben, auch wenn sie diese Arbeitsmittel nicht selbst benutzen und
– soweit erforderlich Betriebsanweisungen für die bei der Arbeit benutzten Ar-
beitsmittel
in für sie verständlicher Form und Sprache stets zugänglich zur Verfügung stehen.
Bei der Unterweisung hat der Arbeitgeber die erforderlichen Vorkehrungen zu tref-
fen, damit
– die Beschäftigten, die Arbeitsmittel benutzen, eine angemessene Unterweisung
insbesondere über die mit der Benutzung verbundenen Explosionsgefahren er-
halten und
– die mit der Durchführung von Instandsetzung-, Wartungs-, Umbau-, Reinigungs-
und sonstigen Arbeiten beauftragten Beschäftigten eine angemessene spezielle
Unterweisung erhalten.
Die Unterweisung ist inhaltlich zu protokollieren. Teilnehmer bestätigen durch Unter-
schrift die Teilnahme an der Unterweisung.

E 7.3 Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben

Die Beschäftigten haben nach ihren Möglichkeiten alle Maßnahmen zur Verhütung
von Explosionen zu unterstützen und die entsprechenden Anweisungen des Un-
ternehmers zu befolgen. Sie haben die zur Verfügung gestellten Arbeitsmittel zu
benutzen und dürfen sicherheitswidrige Weisungen nicht befolgen.

E 7.4 Koordination

Bei Arbeiten von verschiedenen Gewerken ist eine gegenseitige Gefährdung ein-
schließlich des Auftretens explosionsfähiger Atmosphäre zu unterstellen. Die Ar-
beiten sind so zu koordinieren, dass eine Gefährdung auszuschließen ist. Dafür ist
ein Koordinator einzusetzen.
Hierzu siehe auch § 6 BGV A1, § 6 Abs. 4 BetrSichV und BGI 528.

160
BGR 104

Anlage 1

Literaturhinweise

Die nachfolgend genannte Literatur dient der weitergehenden Information des Benutzers
der "EX-RL". Die Angabe im Literaturverzeichnis muss jedoch nicht bedeuten, dass der
Fachausschuss "Chemie" sich mit dem Inhalt der Veröffentlichungen in vollem Umfang
identifiziert.
Das Verzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
[1] Technische Regeln für Acetylenanlagen und Calciumcarbidlager
[2] Sprengstoffgesetz vom 23. Juni 1998, Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 39.
[3] Technische Regeln für brennbarer Flüssigkeiten.
[4] Sicherheitstechnische Kenngrößen: Brandes, E., Möller, W.: Band 1 "Brennbare
Flüssigkeiten und Gase"; Molnarne, M., Schendler, Th., Schröder, V.: Band 2
"Explosionsbereiche von Gasgemischen", Wirtschaftsverlag NW ISBN 3-89701-
745-8 (Bd. 1); 3-89701-746-6 (Bd. 2).
[5] Chemsafe: www.dechema.de.
[6] Voigtsberger, P.: Chemische und physikalische Eigenschaften der Druckgase; si-
cherheitstechnische Folgerungen. Arbeitsschutz, Nr. 9, September 1971, S 233-
237. Fachteil des Bundesarbeitsblattes.
[7] Verordnung über das Errichten, Betreiben und Anwenden von Medizinprodukten
(Medizinprodukte-Betreiberverordnung – MPBetreibV) BGBl Teil I Nr. 42 vom
06. Juli 1998
Neufassung vom 21. August 2002 (BGBl. I S. 3396).
[8] Gehm, K.-H., Schön, G.: Bestimmung der Explosionspunkte von brennbaren Flüs-
sigkeiten – Obere Explosionspunkte von Vergaserkraftstoffen. Erdöl u. Kohle,
8 (1955), S. 419-424.
[9] DIN EN 60079-10 (VDE 0165-101): Elektrische Betriebsmittel für gasexplosions-
gefährdete Bereiche; Einteilung der explosionsgefährdeten Bereiche.
[10] Deutsch, S.: Verdunstung aus Flüssiggaslachen unter atmosphärischen Bedin-
gungen, Dissertation Universität Dortmund, Shaker Verlag, 1995.
[11] VDI-Richtlinie 3783-1-2: Ausbreitung von störfallbedingten Freisetzungen schwe-
rer Gase und Sicherheitsanalyse, Beuth-Verlag, Berlin, 1990
VDI 3783 Blatt 1: Ausbreitung von Luftverunreinigungen in der Atmosphäre; Aus-
breitung von störfallbedingten Freisetzungen; Sicherheitsanalyse (1987)
VDI 3783 Blatt 2: Umweltmeteorologie; Ausbreitung von störfallbedingten Freiset-
zungen schwerer Gase; Sicherheitsanalyse (1990).
[12] DIN EN 1127-1: Explosionsfähige Atmosphären, Explosionsschutz; Grundlagen
und Methodik.
[13] GESTIS-STAUB-EX, Datenbank "Brenn- und Explosionskenngrößen von Stäu-
ben" www.hvbg.de/d/bia/fac/expl/expl.htm

161
BGR 104

(Beck, H. u.a.: Brenn- und Explosionskenngrößen von Stäuben, BIA-Report 12/97


Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitssicherheit – BIA, St. Augustin).
[14] Welzel, M. M.: Entzündung von explosionsfähigen Dampf/Luft- und Gas/Luft-
Gemischen durch kontinuierliche optische Strahlung, PTB-Report W-67, Wirt-
schaftsverlag NW, Bremerhaven (1996).
[15] Bothe, H., Cammenga, H.K., Welzel, M.M.: Loss Prevention and Safety Promotion
in the Process Industries, Proc. 9th Int. Symp., Barcelona, Spain, 2 (1998) S. 860-
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[16] Welzel, M.M., Schenk, S., Hau, M., Cammenga, H.K., Bothe, H.: Einfluss des
Brennstoff-Luft-Gemisches auf die minimale zündfähige Strahlungsleistung bei
Strahlungsabsorption an einer Eisenoxidoberfläche, PTB-Mitteilungen 109 (1999)
S. 64.
Welzel, M. M., Schenk, S., Hau, M., Cammenga, H. K., Bothe, H.: Ignition of com-
bustible air mixtures by small radiatively heated surfaces, J. Haz. Mt., A 72 (2000)
1-9.
[17] Richtlinie 94/9/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. März
1994 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und
Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten
Bereichen.
[18] Arbeitsschutzgesetz, Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeits-
schutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Be-
schäftigten bei der Arbeit (ArbSchG).
[19] Coward, H.F., Jones, G.W.: Limits of Flammability of Gases or Vapors. Bulletin
503, Bureau of Mines, 1952.
[20] Zabetakis, M.G.: Flammability Characteristics of Combustible Gases and Vapors.
Bulletin 627m, Bureau of Mines, 1964.
[21] Dechema-Werkstoff-Tabellen, Korrosionsverhalten von Werkstoffen. Erg.-Liefe-
rung Nr. 40, Dezember 1998. Dechema e.V., Frankfurt a.M.
[22] Voigtsberger, P., Matzkuhn, G.: Untersuchungen über das Verhalten von Pro-
pan/Luft-Gemischen sowie von Propan und Stadtgas beim Ausströmen in Räume
unter Erdgleiche. Arbeitsschutz – Fachteil des Bundesarbeitsblattes, Heft 11,
1968, S. 391-410.
[23] Schön, G., Degener, C.-H.: Untersuchungen über Brand- und Explosionsgefahren
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genossenschaft 1964, S. 304-308 und PTB-Mitt. 74 (1964) S. 132-133.
[24] Dyrba, B. C.: Vermeiden von Staubexplosionen und Staubbränden in der Fleisch-
mehlindustrie. Sichere Chemiearbeit 02/1998, S. 190-194.
[25] Dyrba, B. C.: Sind explosionsfähige Gemische bei 100 mbar möglich? Sichere
Chemiearbeit 02/1998, S. 23.

162
BGR 104

[26] Förster, H., Hirsch, W., Hempel, D.: Brand- und Explosionsgefahr beim Versprü-
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[27] Jost, W., Wagner, H. Gg.: Der Verbrennungsvorgang in der Gasphase, Teil Ia im
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an heißen Oberflächen. Brennstoff-Chemie 39 (1958) 33 ff.
[29] DIN 51794: Prüfung von Mineralölkohlenwasserstoffen; Bestimmung der Zünd-
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[30] Pidoll, U., Krämer, H.: Vermeiden der Entzündung von Sprühnebeln handelsübli-
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[31] Hirsch, W., Hempel, D., Förster, H.: Untersuchungen zum Explosionsschutz beim
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[32] EN 1755: Sicherheit von Flurförderzeugen, Einsätze in exgefährdeten Bereichen
DIN EN 1755 Sicherheit von Flurförderzeugen; Einsatz in explosionsgefährdeten
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oder Stäuben (2000).
[33] Zockoll, C., Wiemann, W.: Heiße Oberflächen und Glimmnester als Zündquellen.
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[38] Germanischer Lloyd Richtlinien für Inertgasanlagen auf Tankschiffen. 1983, Ham-
burg.
[39] VDMA-Einheitsblatt 24169, Teil 1: Bauliche Explosionsschutzmaßnahmen an
Ventilatoren. Richtlinien für Ventilatoren zur Förderung von brennbare Gase,
Dämpfe oder Nebel enthaltender Atmosphäre.
Lufttechnische Anlagen; Bauliche Explosionsschutzmaßnahmen an Ventilatoren;
Richtlinien für Ventilatoren zur Förderung von brennbare Gase, Dämpfe oder Ne-
bel enthaltender Atmosphäre
[40] VDMA-Einheitsblatt 24169, Teil 2: Bauliche Explosionsschutzmaßnahmen an
Ventilatoren. Richtlinien für Ventilatoren zur Förderung von brennbare Stäube ent-

163
BGR 104

haltender Atmosphäre.
Lufttechnische Anlagen; Bauliche Explosionsschutzmaßnahmen an Ventilatoren;
Richtlinien für Ventilatoren zur Förderung von brennbare Gase, Dämpfe oder Ne-
bel enthaltender Atmosphäre
[41] Frobese, D.-H., Förster, H.: Detonationsverläufe in verzweigten Rohrleitungen.
Technische Überwachung, 31, Nr. 11, S. 489-495 (1990).
[42] Ritter, K.: Die Zündwirksamkeit mechanisch erzeugter Funken gegenüber
Gas/Luft- und Staub/Luft-Gemischen. Diss. TH Karlsruhe 1984.
[43] DIN EN 60079-14 (VDE 0165-1): Elektrische Betriebsmittel für gasexplosionsge-
fährdete Bereiche; Elektrische Anlagen für gefährdete Bereiche (2004).
[44] Wintrich, H., Schön, G.: Explosionsschutz an Tauchpumpenaggregaten. 1. Teil
Anforderungen, 2. Teil Erwärmungsmessungen. PTB-Mitt. 75 (1965), S. 348-352
u. S. 578-581.
[45] Schütz, M.: Materialien des Landesumweltamtes Nordrhein-Westfalen. Explosi-
onsschutz bei der Lagerung brennbarer Flüssigkeiten – Entwicklungen und Er-
kenntnisse, Essen 1996. ISSN: 0947-5206.
[46] Blob, A.K.: Praktische Erfahrungen bei der Zoneneinteilung, speziell bei der Abfül-
lung in Gebinden und Behältern. Sichere Chemiearbeit. 02/2001, S. 18.
[47] Voigtsberger, P.: Gastechnische Untersuchung an Industrieanlagen und Kraftfahr-
zeugmotoren. Arbeitsschutz – Fachteil des Bundesarbeitsblattes, Heft 3, 1968,
S. 69-73.
[48] NAMUR-Empfehlung: Explosionsschutzdokument NE 99.
(NAMUR = Normenarbeitsgemeinschaft "Mess- und Regelungstechnik in der
chemischen Industrie").
[49] DIN EN 50281-1-2 (VDE 0165-2): Elektrische Betriebsmittel zur Verwendung in
Bereichen mit brennbarem Staub; Elektrische Betriebsmittel mit Schutz durch Ge-
häuse; Auswahl, Errichten und Instandhaltung.
[50] Kloska, M.: Normung im Bereich des nichtelektrischen Explosionsschutzes. Ex-
Zeitschrift Nr. 31, Mai 1999, S. 14-20.
[51] Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Bereitstellung von Ar-
beitsmitteln und deren Benutzung bei der Arbeit, über Sicherheit beim Betrieb
überwachungsbedürftiger Anlagen und über die Organisation des betrieblichen
Arbeitsschutzes, Betriebssicherheitsverordnung – BetrSichV.
[52] Nabert, K., Schön, G.: Ausgleichsströme und ihre Zündgefahren Teil IIIb im Hand-
buch der Raumexplosionen. H.H. Freytag. Verlag Chemie GmbH, Wein-
heim/Bergstraße.
[53] Zockoll, C.: Konzentration und Entzündbarkeit von Staubwolken beim Entladen
von Schuttgütern, Staub-Reinhaltung der Luft 55 (1995) S. 321-327.
[54] BG-Information "Gaswarneinrichtungen für den Explosionsschutz – Einsatz und
Betrieb" (BGI 518).

164
BGR 104

[55] Richtlinien für den kathodischen Korrosionsschutz (KKS) von unterirdischen Tank-
anlagen und Rohrleitungen aus metallischen Werkstoffen (KKS-Richtlinie) TRbF
521, Ausgabe Februar 1984.
[56] Richtlinien für Fernleitungen zum Befördern gefährdender Flüssigkeiten – TRFL.
[57] Hesener, U., Blum, C., Barth, U., Dyrba, B.: Forschungsbericht: "Explosions-
schutzmanagement für klein- und mittelständische Unternehmen der pharmazeu-
tischen Produktion", DMT, Bochum, 06.02.2002.
[58] VDE 0150/4.83: VDE-Bestimmung zum Schutz gegen Korrosion durch Streuströ-
me aus Gleichstromanlagen
Schutz gegen Korrosion durch Streuströme aus Gleichstromanlagen (2005).
[59] Schacke, H., Walther, C.D.: Avoidance of Ignition by Rendering Ingnition Sources
Ineffective – Experimental Study of the Ignition Energy Influenced by the Oxygen
Content, Proceedings of the 9th International Symposium "Loss Prevention and
Safety Promotion in the Process Industries" in Barcelona, Vol. II, 890-901, Asso-
ciacio d' Enginyers Industrials de Catalunya and European Federation of Chemical
Engineering, 1998.
[60] BG-Regel "Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufladungen",
Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Sankt Augustin, Be-
stell-Nr. BGR 132.
[61] Sicherheitsregeln für Anforderungen an ortsfeste Sauerstoff-Warneinrichtungen
für den Explosionsschutz. Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaf-
ten, Sankt Augustin, Bestell-Nr. ZH 1/180 wurde 2003 zurückgezogen.
[62] DIN VDE 0848-5: Sicherheit in elektrischen, magnetischen und elektromagneti-
schen Feldern; Explosionsschutz.
[63] Glamann, H.: Zur Frage der Alarmschwelle von Gaswarngeräten und Sauerstoff-
warngeräten. Amts- u. Mitteilungsblatt BAM 16 (1986), Nr. 1, S. 14-18.
[64] Hesener, U., Barth, U., Dyrba, B.: Erstellung von Explosionsschutzdokumenten
anhand von Anlagenbeispielen der pharmazeutischen Industrie, Sichere Handha-
bung brennbarer Stäube, VDI-Bericht 1601, 2001.
[65] NAMUR-Empfehlungen: Explosionsschutz von Analysegeräteräumen (NE 12),
1997 und Stellungnahme der NAMUR und des ZVEI zur Umsetzung der EG-Ex-
Betriebsrichtlinie in nationales Recht (NE), 2001.
(NAMUR = Normenarbeitsgemeinschaft "Mess- und Regelungstechnik in der
chemischen Industrie").
[66] Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 507: Oberflächenbehandlung in Räu-
men und Behältern, Ausg. Juni 1996.
[67] Unfallverhütungsvorschrift "Trockner für Beschichtungsstoffe" (BGV D24) des
Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften.
[68] BG-Regel "Durchlauftrockner von Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen"
(BGR 107). Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, St. Augus-
tin.

165
BGR 104

[69] "Grundsätze für die Prüfung der Funktionsfähigkeit nicht ortsfester Gaswarnein-
richtungen für den Explosionsschutz" (ZH 1/108.1) (1985). Hauptverband der ge-
werblichen Berufsgenossenschaften, St. Augustin.
[70] "Sicherheitsregeln für Anforderungen an Eigenschaften nicht ortsfester Gaswarn-
einrichtungen für den Explosionsschutz" (ZH 1/108) (1983). Hauptverband der
gewerblichen Berufsgenossenschaften, St. Augustin.
[71] Leuschke, G.: Licht- und Wärmestrahlung. Teil IIIh im Handbuch der Raumexplo-
sionen, H.H. Freytag. Verlag Chemie GmbH., Weinheim/Bergstraße, 1965.
[72] Leuschke, G.: Die Auslösung von Raumexplosionen durch Licht- und Wärme-
strahlung. Moderne Unfallverhütung, Heft 9, 1964/65, S. 30-34.
[73] Leuschke, G.: Gasexplosionen durch Einwirkung intensiver Lichtstrahlung in Ge-
genwart von Staubteilchen oder Folien. Arbeitsschutz, Heft 4, 1964, S. 94-97 –
Fachteil des Bundesarbeitsblattes.
[74] Beck, H. und Jeske, A.: Dokumentation Staubexplosionen – Analyse und Einzel-
falldarstellung, BIA-Report Nr. 4/82, 2/87 und 11/97. Berufsgenossenschaftliches
Institut für Arbeitssicherheit (1982).
[75] Verordnung über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlung (Strahlen-
schutzverordnung) vom 30.06.1989 (BGBl I, S. 1321), zuletzt geändert durch § 49
des Gesetzes vom 02.08.1994 (BGBl I, S. 1963).
[76] Blob, A. K.: Untersuchungen zur Ausbreitung explosionsfähiger Atmosphäre. In-
terne Forschungsberichte der Bayer AG, 1999.
[77] Voigtsberger, P., Conrad, D.: Sicherheitstechnische Untersuchungen an Hydrau-
likölen und Verdichterschmierstoffen. Die Berufsgenossenschaft, Heft 9, Sept.
1965, S. 329-333.
[78] Hanel, H.: Über die Brand- und Explosionsgefahren in der Braunkohlenindustrie –
Erkenntnisse und Probleme. Freiburger Forschungshefte A 382 (1966).
[79] Bartknecht, W.: Explosionsschutz-Grundlagen und Anwendung.
Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong,
Barcelona, Budapest. Springer 1993.
[80] Voigtsberger, P.: Kupferacetylid als Zündquelle in Acetylenanlagen. Arbeitsschutz,
Heft 8, S. 195-198, 1965 – Fachteil des Bundesarbeitsblattes.
[81] Meyer, W.: Sonstige Zündquellen, Teil III im Handbuch der Raumexplosionen.
H.H. Freytag. Verlag Chemie GmbH, Weinheim/Bergstraße, 1965.
[82] Wirkner-Bott, I., Schumann, St., et al.: Auswirkungen von Staubexplosionen auf
die Umgebung druckentlasteter Anlagenteile, BleV-R-40.040, November.
[83] Richtlinie 89/391/EWG des Rates vom 12. Juni 1989 über die Durchführung von
Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der
Arbeitnehmer bei der Arbeit.

166
BGR 104

[84] Christill, M., Maurer, B., Leuckell, W., Jastro, R.: Sicherheitstechnische Beurtei-
lung der Zündempfindlichkeit hybrider Gemische, Chem.-Ing.-Tech. 66, Nr. 8, S.
1091-1093, 1994
[85] Verzeichnis der auf Funktionsfähigkeit geprüften Gaswarngeräten durch aner-
kannte nationale Prüfstellen, http://10.2.1.114/www_bgch/vorschriften.htm
[86] nicht belegt.
[87] nicht belegt.
[88] nicht belegt.
[89] Schampel, K., Steen, H.: Untersuchungen an Flammendurchschlagsicherungen
für eine thermische Nachverbrennungsanlage. PTB-Bericht W 12 (1978).
[90] Schampel, K., Steen, H.: Explosionsschutz an Anlagen zur Verbrennung explosi-
onsfähiger Abluft. Gas-Wärme-international 27 (1978), H. 11, S. 629-635.
[91] Degener, C.-H., Pawel, D.: Explosionsschutz an Beschichtungsanlagen für die
Papierverarbeitung. PTB-Mitt. 91 (1981), S. 358-367.
[92] Steen, H., Redeker, T.: Explosionsgefahren beim Umgang mit Halogenkohlen-
wasserstoffen und deren Gemischen mit brennbaren Flüssigkeiten. Chemie-
Ingenieur-Technik 47 (1975), Nr. 6, S. 263, (Synopse und Mikrofiche).
[93] Strese, G.: Vergleichsmessungen zur Bestimmung der Zündtemperatur an Glas-
und korrodierten Metalloberflächen. Arbeitsschutz – Fachteil des Bundesarbeits-
blattes – (1965) Heft 12, S. 331-333.
[94] VDI-Richtlinie 3673 Blatt 1: Druckentlastung von Staubexplosionen.
[95] Faber, M.: Wirksamkeit von Explosionsdruckentlastungseinrichtungen. VDI-Be-
richt-Nr. 1272, S. 483-492, 1996.
[96] Frobese, D.-H., Förster, H.: Detonationsverläufe in verzweigten Rohrleitungen.
Technische Überwachung, 31, Nr. 11, S. 489-495, 1990.
[97] DIN EN 60601-1 (VDE 0750-1): Medizinische elektrische Geräte; Allgemeine Fest-
legungen für die Sicherheit.
[98] VDE 0107: Bestimmungen für das Errichten und Instandsetzen elektrischer Anla-
gen in medizinisch genutzten Räumen.
[99] DIN EN 50073 (VDE 0400-6): Leitfaden für Auswahl, Installation, Einsatz und
Wartung von Geräten für die Detektion und die Messung von brennbaren Gase
oder Sauerstoff.
[100] Behrend, E., Ludwig, J.: Untersuchungen an Stopfbuchsen von Ventilen und
Schiebern für Gase. BAM-Forschungsber. Nr. 63 (Dez. 1979).
[101] Köhler, B.: Explosionsschutz unter Einbeziehung von Gaskonzentrationsüberwa-
chungsanlagen. TÜ Bd. 40, Nr. 10, S. 11-16, 1999.
[102] Explosionsschutzverordnung – 11. GPSGV vom 12.12.1996.

167
BGR 104

[103] Richtlinie 1999/92/EG des europäischen Parlaments und des Rates über Mindest-
vorschriften zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit der
Arbeitnehmer, die durch explosionsfähige Atmosphären gefährdet werden können
vom 16.12.1999.
[104] Barth, U., Siwek, R., Kubainsky, C., Suter, G.: Staubexplosionsschutz für kleine
Mahlanlagen. VDI-Berichte Nr. 1272, 1996, S. 493-510.
[105] Frobese, D.-H.: Dämpferrückgewinnungsanlagen für Ottokraftstoffe in Deutsch-
land – Verfahrenstechnik aus der Sicht des Explosionsschutzes. Chem.-Ing.-Tech.
71, Nr. 1-2, S. 62-71 (1999).
[106] Vogl, A.: Wie wirksam sind Entlastungsschlote? Internationales Symposium zum
Staubexplosionsschutz in Antwerpen, September 1989, FSA, Mannheim.
[107] Köhler: Arbeitsschutz aktuell, 1998, 2, S. 45-50.
[108] Brozestek, E., Krämer, H.: Entzündung explosionsfähiger Gemische durch elektri-
sche Funken. 5. Kolloquium über Fragen der chemischen Sicherheitstechnik (Her-
ausgeber: H. Stehen), S. 65-82, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
(BAM), Berlin 1990.
[109] Krämer, H.: Mindestzündenergie schwerbrennbarer Chlorkohlenwasserstoffe. Be-
richt PTB-W-35, Braunschweig Februar 1988, ISBN 3-89429-225-3, Wirtschafts-
verlag NW, Bremerhaven.
[110] Pidoll, U. V., Krämer, H.: Vermeidung der Entzündung pulverförmiger Sprühstoffe
(Pulverlacke) beim elektrostatischen Pulverbeschichten. Bericht PTB-W-50,
Braunschweig Juli 1992, ISBN 3-89429-225-3, Wirtschaftsverlag NW, Bremerha-
ven.
[111] ESCIS Expertenkommission für Sicherheit in der chemischen Industrie der
Schweiz, Schriftenreihe Sicherheit, Inertisierung, Heft 3, 1992, 2. überarbeitete
Auflage.
[112] Dietlen, S.: Ermittlung der Mindestzündenergie von Gasen und Dämpfen in Mi-
schung mit Luft. Amts- und Mitteilungsblatt BAM 4 (1974), H. 2, S. 55-59.
[113] Dietlen, S.: Ermittlung der Mindestzündenergie brennbarer Gase in Mischung mit
Luft. BAM-Bericht Nr. 42 (Oktober 1976).
[114] Walther, C D., Sc hacke, H.: Evaluation of Dust Explosion Characteristics at Re-
duces and Elevated Initial Pressures. 5th International Symposium on Loss Pre-
vention and Safety Promotion in the Process Industries 1986, Val. 11, P18, Euro-
pean Federation of Chemical Engineering, Societe de Chimie Industrielle, Paris.
[115] Grewer, Th., Schocke, H.: Oxidations- und Zersetzungsreaktionen in Staubschüt-
tungen. VDI-Berichte Nr. 494, 145, VDI-Verlag Düsseldorf 1984.
[116] Gosda, G., Oelmeyer, R., Schocke, H., Walter, CD.: Hot Piplines – Ignition
Sources or not? 6th International Symposium "Loss Prevention and Safety Promo-
tion in the Process Industries" June 19-22, 1989, Oslo, Norway, Proceedings of
the 6th International Symposium "Loss Prevention and Safety Promotion in the

168
BGR 104

Process Industries", Val. IV, 13-1 to 13-19, Norwegian Society of Chartered Engi-
neers, European Federation of Chemical Engineering, Oslo, 1989.
[117] Schacke, H.: Explosionsschutz in Grenzfällen. DECHEMA Jahrestagung, Frank-
furt/Main, 01.06.1990 und Technische Jahreskonferenz der BG Chemie, Nürn-
berg, 21 bis 23.05.1990.
[118] Schacke, H.; Viard, R.: Explosion Prevention and Protection, in Ullmann's Ency-
clopedia of Industrial Chemistry, plant and Process Safety, Ed. By V. Pilz, Val. B 8,
367, VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 1995.
[119] Molter, E.: Hot stuffing Boxes-Ignition Source for Fire and Explosion? Loss Pre-
vention and Safety Promotion in the Process Industries, Volume I, 1995 Elsevier
Science B.V.
[120] Hempel, D., Hirsch, W., Kutzer, H.-J.: Explosionsgefährdung Binnentankschiffe –
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben, PTB, Januar 2000.
[121] Dyrba, B.: Explosionsgefahr durch mobile Funkgeräte? Sichere Chemiearbeit
08/1995, S. 90.
[122] Dyrba, B. c.: Einsatz von Armbanduhren, Hörgeräten, Taschenrechnern und Mo-
bilfunkgeräten in Ex-Bereichen der Zonen 1 und 2, Sichere Chemiearbeit 10/1994,
S. 117.
[123] VDI/VDE-Richtlinie 2180: Sicherung von Anlagen der Verfahrenstechnik mit Mit-
teln der Prozessleittechnik (PLT), Blatt 1 - Blatt 5, Dezember 1998.
[124] http://europa.eu.int/comm/enterprise/atex/ guide/ ann4.pdf
[125] Brandes, E., Pawel, Do, Alpers, J, Scheffler, J: Sicherheitstechnische Kenngrößen
bei reduzierten Ausgangsdrücken, 8. Koll. Fragen der chemischen und physikali-
schen Sicherheitstechnik, Berlin, 1999.

169
Verordnung über Sicherheit und Gesundheits-
schutz bei der Bereitstellung von Arbeitsmitteln
und deren Benutzung bei der Arbeit, über Si-
BetrSichV
cherheit beim Betrieb überwachungsbedürf-
tiger Anlagen und über die Organisation des
betrieblichen Arbeitsschutzes

Betriebssicherheits-
verordnung

Ausgabe September 2002


Stand März 2007

W4 08/07 w BGM
Berufsgenossenschaft
Metall Nord Süd
BGR 104

Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Bereitstellung von Arbeits-
mitteln und deren Benutzung bei der Arbeit, über Sicherheit beim Betrieb überwachungs-
bedürftiger Anlagen und über die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes (Be-
triebssicherheitsverordnung – BetrSichV)
vom 27. September 2002 (BGBl. I S. 3777);

geändert durch
– Artikel 306 der Achten Zuständigkeitsanpassungsverordnung vom 25. November 2003
(BGBl. I S. 2304)
– Artikel 22 des Gesetzes zur Neuordnung der Sicherheit von technischen Arbeitsmitteln
und Verbraucherprodukten vom 6. Januar 2004 (BGBl. I S. 2)
– Artikel 9 der Verordnung zur Anpassung der Gefahrstoffverordnung an die EG-
Richtlinie 98/24/EG und andere EG-Richtlinien vom 23. Dezember 2004 (BGBl. I
S. 3758)
– Artikel 88 des Gesetzes zur Umbenennung des Bundesgrenzschutzes in Bundespoli-
zei vom 21. Juni 2005 (BGBl. I S. 1818)
– Artikel 3 des Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2003/105/EG des Europäischen
Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2003 zur Änderung der Richtlinie
96/82/EG des Rates zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit ge-
fährlichen Stoffen vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1865)
– Artikel 3 Absatz 42 des Zweiten Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschafts-
recht vom 7. Juli 2005 (BGBl. I S. 1970)
– Artikel 439 der Neunten Zuständigkeitsanpassungsverordnung vom 31. Oktober 2006
(BGBl. I S. 2407)
– Artikel 5 der Verordnung zur Umsetzung der EG-Richtlinien 2002/44/EG und
2003/10/EG zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch Lärm und Vibrati-
onen vom 6. März 2007 (BGBl. I S. 261)

171
BGR 104

Inhaltsübersicht

Abschnitt 1 – Allgemeine Vorschriften


§1 Anwendungsbereich ........................................................................................ 174
§2 Begriffsbestimmungen ..................................................................................... 176

Abschnitt 2 – Gemeinsame Vorschriften für Arbeitsmittel


§3 Gefährdungsbeurteilung .................................................................................. 178
§4 Anforderungen an die Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel .......... 179
§5 Explosionsgefährdete Bereiche ....................................................................... 180
§6 Explosionsschutzdokument ............................................................................. 180
§7 Anforderungen an die Beschaffenheit der Arbeitsmittel .................................. 181
§8 Sonstige Schutzmaßnahmen ........................................................................... 181
§9 Unterrichtung und Unterweisung ..................................................................... 182
§ 10 Prüfung der Arbeitsmittel ................................................................................. 182
§ 11 Aufzeichnungen ............................................................................................... 183

Abschnitt 3 – Besondere Vorschriften für überwachungsbedürftige Anlagen


§ 12 Betrieb .............................................................................................................. 183
§ 13 Erlaubnisvorbehalt ........................................................................................... 184
§ 14 Prüfung vor Inbetriebnahme ............................................................................ 185
§ 15 Wiederkehrende Prüfungen ............................................................................. 188
§ 16 Angeordnete außerordentliche Prüfung .......................................................... 192
§ 17 Prüfung besonderer Druckgeräte .................................................................... 193
§ 18 Unfall- und Schadensanzeige .......................................................................... 193
§ 19 Prüfbescheinigungen ....................................................................................... 193
§ 20 Mängelanzeige ................................................................................................. 194
§ 21 Zugelassene Überwachungsstellen ................................................................. 194
§ 22 Aufsichtsbehörden für überwachungsbedürftige Anlagen des Bundes .......... 195
§ 23 Innerbetrieblicher Einsatz ortsbeweglicher Druckgeräte ................................. 195

Abschnitt 4 – Gemeinsame Vorschriften, Schlussvorschriften


§ 24 Ausschuss für Betriebssicherheit .................................................................... 196
§ 25 Ordnungswidrigkeiten ...................................................................................... 197
§ 26 Straftaten .......................................................................................................... 198
§ 27 Übergangsvorschriften ..................................................................................... 198

172
BGR 104

Anhang 1: Mindestvorschriften für Arbeitsmittel gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 2 .............. 199


Anhang 2: Mindestvorschriften zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesund-
heitsschutzes der Beschäftigten bei der Benutzung von Arbeits-
mitteln .................................................................................................... 207
Anhang 3: Zoneneinteilung explosionsgefährdeter Bereiche ................................ 216
Anhang 4: A. Mindestvorschriften zur Verbesserung der Sicherheit und des Ge-
sundheitsschutzes der Beschäftigen, die durch gefährliche explo-
sionsfähige Atmosphäre gefährdet werden können ....................... 217
B. Kriterien für die Auswahl von Geräten und Schutzsystemen ......... 219
Anhang 5: Prüfung besonderer Druckgeräte nach § 17 ......................................... 220

173
BGR 104

Betriebssicherheitsverordnung – BetrSichV

Abschnitt 1

Allgemeine Vorschriften

§ 1 Anwendungsbereich

(1) Diese Verordnung gilt für die Bereitstellung von Arbeitsmitteln durch Arbeitgeber
sowie für die Benutzung von Arbeitsmitteln durch Beschäftigte bei der Arbeit.

(2) Diese Verordnung gilt auch für überwachungsbedürftige Anlagen im Sinne des
§ Abs. 7 des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes, soweit es sich handelt um
1. a) Dampfkesselanlagen,
b) Druckbehälteranlagen außer Dampfkesseln,
c) Füllanlagen,
d) Leitungen unter innerem Überdruck für entzündliche, leichtentzündliche,
hochentzündliche, ätzende, giftige oder sehr giftige Gase, Dämpfe oder
Flüssigkeiten,
die
aa) Druckgeräte im Sinne des Artikels 1 der Richtlinie 97/23/EG des Europä-
ischen Parlaments und des Rates vom 29. Mai 1997 zur Angleichung der
Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Druckgeräte (ABl. EG Nr. L
181 S. 1) mit Ausnahme der Druckgeräte im Sinne des Artikels 3 Abs. 3
dieser Richtlinie,
bb) innerbetrieblich eingesetzte ortsbewegliche Druckgeräte im Sinne des
Artikels 1 Abs. 3 Nr. 3.19 der Richtlinie 97/23/EG oder
cc) einfache Druckbehälter im Sinne des Artikels 1 der Richtlinie
87/404/EWG des Rates vom 25. Juni 1987 zur Angleichung der Rechts-
vorschriften der Mitgliedstaaten für einfache Druckbehälter (ABl. EG Nr.
L 220 S. 48), geändert durch Richtlinie 90/488/EWG des Rates vom
17. September 1990 (ABl. EG Nr. L 270 S. 25) und Richtlinie 93/68/EWG
des Rates vom 22. Juli 1993 (ABl. EG Nr. L 220 S. 1), mit Ausnahme von
einfachen Druckbehältern mit einem Druckinhaltsprodukt von nicht mehr
als 50 bar × Liter,
sind oder beinhalten,
2. Aufzugsanlagen, die
a) Aufzüge im Sinne des Artikels 1 der Richtlinie 95/16/EG des Europäischen
Parlaments und des Rates vom 29. Juni 1995 zur Angleichung der

174
BGR 104

Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Aufzüge (ABl. EG Nr. L 213


S. 1),
b) Maschinen im Sinne des Anhangs IV Buchstabe A Nr. 16 der Richtlinie
98/37/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Juni
1998 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mit-
gliedstaaten für Maschinen (ABl. EG Nr. L 207 S. 1), soweit die Anlagen
ortsfest und dauerhaft montiert, installiert und betrieben werden, mit Aus-
nahme folgender Anlagen
aa) Schiffshebewerke,
bb) Geräte und Anlagen zur Regalbedienung,
cc) Fahrtreppen und Fahrsteige,
dd) Schrägbahnen, ausgenommen Schrägaufzüge,
ee) handbetriebene Aufzugsanlagen,
ff) Fördereinrichtungen, die mit Kranen fest verbunden und zur Beförde-
rung der Kranführer bestimmt sind,
gg) versenkbare Steuerhäuser auf Binnenschiffen,
c) Personen-Umlaufaufzüge,
d) Bauaufzüge mit Personenbeförderung oder
e) Mühlen-Bremsfahrstühle
sind,
3. Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen, die Geräte, Schutzsysteme oder
Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen im Sinne des Artikels 1 der
Richtlinie 94/9/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. März
1994 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte
und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsge-
fährdeten Bereichen (ABl. EG Nr. L 100 S. 1) sind oder beinhalten, und
4. a) Lageranlagen mit einem Gesamtrauminhalt von mehr als 10.000 Litern,
b) Füllstellen mit einer Umschlagkapazität von mehr als 1.000 Litern je Stun-
de,
c) Tankstellen und Flugfeldbetankungsanlagen sowie
d) Entleerstellen mit einer Umschlagkapazität von mehr als 1.000 Litern je
Stunde,
soweit entzündliche, leichtentzündliche oder hochentzündliche Flüssigkeiten
gelagert oder abgefüllt werden.
Diese Verordnung gilt ferner für Einrichtungen, die für den sicheren Betrieb der in Satz 1
genannten Anlagen erforderlich sind. Die Vorschriften des Abschnitts 2 finden auf die in
den Sätzen 1 und 2 genannten Anlagen und Einrichtungen nur Anwendung, soweit diese

175
BGR 104

von einem Arbeitgeber bereitgestellt und von Beschäftigten bei der Arbeit benutzt wer-
den.

(3) Die Vorschriften des Abschnitts 3 dieser Verordnung gelten nicht für Füllanlagen,
die Energieanlagen im Sinne des § 3 Nr. 15 des Energiewirtschaftsgesetzes sind und auf
dem Betriebsgelände von Unternehmen der öffentlichen Gasversorgung von diesen er-
richtet und betrieben werden.

(4) Diese Verordnung gilt nicht in Betrieben, die dem Bundesberggesetz unterliegen,
auf Seeschiffen unter fremder Flagge und auf Seeschiffen, für die das Bundesministeri-
um für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung nach § 10 des Flaggenrechtsgesetzes die Be-
fugnis zur Führung der Bundesflagge lediglich für die erste Überführungsreise in einen
anderen Hafen verliehen hat. Mit Ausnahme von Rohrleitungen gelten abweichend von
Satz 1 die Vorschriften des Abschnitts 3 dieser Verordnung für überwachungsbedürftige
Anlagen in Tagesanlagen der Unternehmen des Bergwesens.

(5) Immissionsschutzrechtliche Vorschriften des Bundes und der Länder sowie ver-
kehrsrechtliche Vorschriften des Bundes bleiben unberührt, soweit sie Anforderungen
enthalten, die über die Vorschriften dieser Verordnung hinausgehen. Atomrechtliche Vor-
schriften des Bundes und der Länder bleiben unberührt, soweit in ihnen weiter gehende
oder andere Anforderungen gestellt oder zugelassen werden.

(6) Das Bundesministerium der Verteidigung kann für Arbeitsmittel und überwa-
chungsbedürftige Anlagen, die dieser Verordnung unterliegen, Ausnahmen von den Vor-
schriften dieser Verordnung zulassen, wenn zwingende Gründe der Verteidigung oder
die Erfüllung zwischenstaatlicher Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland dies
erfordern und die Sicherheit auf andere Weise gewährleistet ist.

§ 2 Begriffsbestimmungen

(1) Arbeitsmittel im Sinne dieser Verordnung sind Werkzeuge, Geräte, Maschinen


oder Anlagen. Anlagen im Sinne von Satz 1 setzen sich aus mehreren Funktionseinhei-
ten zusammen, die zueinander in Wechselwirkung stehen und deren sicherer Betrieb
wesentlich von diesen Wechselwirkungen bestimmt wird; hierzu gehören insbesondere
überwachungsbedürftige Anlagen im Sinne des § 2 Abs. 7 des Geräte- und Produktsi-
cherheitsgesetzes.

(2) Bereitstellung im Sinne dieser Verordnung umfasst alle Maßnahmen, die der Ar-
beitgeber zu treffen hat, damit den Beschäftigten nur der Verordnung entsprechende Ar-
beitsmittel zur Verfügung gestellt werden können. Bereitstellung im Sinne von Satz 1 um-
fasst auch Montagearbeiten, wie den Zusammenbau eines Arbeitsmittels einschließlich
der für die sichere Benutzung erforderlichen Installationsarbeiten.

(3) Benutzung im Sinne dieser Verordnung umfasst alle ein Arbeitsmittel betreffen-
den Maßnahmen wie Erprobung, Ingangsetzen, Stillsetzen, Gebrauch, Instandsetzung
und Wartung, Prüfung, Sicherheitsmaßnahmen bei Betriebsstörung, Um- und Abbau und
Transport.

176
BGR 104

(4) Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 um-


fasst die Prüfung durch zugelassene Überwachungsstellen oder befähigte Personen und
die Benutzung nach Absatz 3 ohne Erprobung vor erstmaliger Inbetriebnahme, Abbau
und Transport.

(5) Änderung einer überwachungsbedürftigen Anlage im Sinne dieser Verord-


nung ist jede Maßnahme, bei der die Sicherheit der Anlage beeinflusst wird. Als Ände-
rung gilt auch jede Instandsetzung, welche die Sicherheit der Anlage beeinflusst.
(6) Wesentliche Veränderung einer überwachungsbedürftigen Anlage im Sinne
dieser Verordnung ist jede Änderung, welche die überwachungsbedürftige Anlage soweit
verändert, dass sie in den Sicherheitsmerkmalen einer neuen Anlage entspricht.
(7) Befähigte Person im Sinne dieser Verordnung ist eine Person, die durch ihre Be-
rufsausbildung, ihre Berufserfahrung und ihre zeitnahe berufliche Tätigkeit über die er-
forderlichen Fachkenntnisse zur Prüfung der Arbeitsmittel verfügt.

(8) Explosionsfähige Atmosphäre im Sinne dieser Verordnung ist ein Gemisch aus
Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Stäuben unter atmosphärischen Be-
dingungen, in dem sich der Verbrennungsvorgang nach erfolgter Entzündung auf das
gesamte unverbrannte Gemisch überträgt.

(9) Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre ist eine explosionsfähige Atmosphä-


re, die in einer solchen Menge (gefahrdrohende Menge) auftritt, dass besondere Schutz-
maßnahmen für die Aufrechterhaltung des Schutzes von Sicherheit und Gesundheit der
Arbeitnehmer oder Anderen erforderlich werden.

(10) Explosionsgefährdeter Bereich im Sinne dieser Verordnung ist ein Bereich, in


dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre auftreten kann. Ein Bereich, in dem explo-
sionsfähige Atmosphäre nicht in einer solchen Menge zu erwarten ist, dass besondere
Schutzmaßnahmen erforderlich werden, gilt nicht als explosionsgefährdeter Bereich.

(11) Lageranlagen im Sinne dieser Verordnung sind Räume oder Bereiche, ausge-
nommen Tankstellen, in Gebäuden oder im Freien, die dazu bestimmt sind, dass in ih-
nen entzündliche, leichtentzündliche oder hochentzündliche Flüssigkeiten in ortsfesten
oder ortsbeweglichen Behältern gelagert werden.

(12) Füllanlagen im Sinne dieser Verordnung sind


1. Anlagen, die dazu bestimmt sind, dass in ihnen Druckbehälter zum Lagern
von Gasen mit Druckgasen aus ortsbeweglichen Druckgeräten befüllt werden,
2. Anlagen, die dazu bestimmt sind, dass in ihnen ortsbewegliche Druckgeräte
mit Druckgasen befüllt werden, und
3. Anlagen, die dazu bestimmt sind, dass in ihnen Land-, Wasser- oder Luftfahr-
zeuge mit Druckgasen befüllt werden.

177
BGR 104

(13) Füllstellen im Sinne dieser Verordnung sind ortsfeste Anlagen, die dazu be-
stimmt sind, dass in ihnen Transportbehälter mit entzündlichen, leichtentzündlichen oder
hochentzündlichen Flüssigkeiten befüllt werden.

(14) Tankstellen im Sinne dieser Verordnung sind ortsfeste Anlagen, die der Versor-
gung von Land-, Wasser- und Luftfahrzeugen mit entzündlichen, leichtentzündlichen
oder hochentzündlichen Flüssigkeiten dienen, einschließlich der Lager- und Vorratsbe-
hälter.

(15) Flugfeldbetankungsanlagen im Sinne dieser Verordnung sind Anlagen oder


Bereiche auf Flugfeldern, in denen Kraftstoffbehälter von Luftfahrzeugen aus Hydranten-
anlagen oder Flugfeldtankwagen befüllt werden.

(16) Entleerstellen im Sinne dieser Verordnung sind Anlagen oder Bereiche, die da-
zu bestimmt sind, dass in ihnen mit entzündlichen, leichtentzündlichen oder hochent-
zündlichen Flüssigkeiten gefüllte Transportbehälter entleert werden.

(17) Personen-Umlaufaufzüge im Sinne dieser Verordnung sind Aufzugsanlagen,


die ausschließlich dazu bestimmt sind, Personen zu befördern, und die so eingerichtet
sind, dass Fahrkörbe an zwei endlosen Ketten aufgehängt sind und während des Be-
triebs ununterbrochen umlaufend bewegt werden.

(18) Bauaufzüge mit Personenbeförderung im Sinne dieser Verordnung sind auf


Baustellen vorübergehend errichtete Aufzugsanlagen, die dazu bestimmt sind, Personen
und Güter zu befördern, und deren Förderhöhe und Haltestellenzahl dem Baufortschritt
angepasst werden kann.

(19) Mühlen-Bremsfahrstühle im Sinne dieser Verordnung sind Aufzugsanlagen, die


dazu bestimmt sind, Güter oder Personen zu befördern, die von demjenigen beschäftigt
werden, der die Anlage betreibt; bei Mühlen-Bremsfahrstühlen erfolgt der Antrieb über
eine Aufwickeltrommel, die über ein vom Lastaufnahmemittel zu betätigendes Steuerseil
für die Aufwärtsfahrt an eine laufende Friktionsscheibe gedrückt und für die Abwärtsfahrt
von einem Bremsklotz abgehoben wird.

Abschnitt 2

Gemeinsame Vorschriften für Arbeitsmittel

§ 3 Gefährdungsbeurteilung

(1) Der Arbeitgeber hat bei der Gefährdungsbeurteilung nach § 5 des Arbeitsschutz-
gesetzes unter Berücksichtigung der Anhänge 1 bis 5, des § 7 der Gefahrstoffverord-
nung und der allgemeinen Grundsätze des § 4 des Arbeitsschutzgesetzes die notwendi-
gen Maßnahmen für die sichere Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel zu ermit-
teln. Dabei hat er insbesondere die Gefährdungen zu berücksichtigen, die mit der Benut-
zung des Arbeitsmittels selbst verbunden sind und die am Arbeitsplatz durch Wechsel-

178
BGR 104

wirkungen der Arbeitsmittel untereinander oder mit Arbeitsstoffen oder der Arbeitsumge-
bung hervorgerufen werden.

(2) Kann nach den Bestimmungen der §§ 7 und 12 der Gefahrstoffverordnung die Bil-
dung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphären nicht sicher verhindert werden, hat der
Arbeitgeber zu beurteilen
1. die Wahrscheinlichkeit und die Dauer des Auftretens gefährlicher explosions-
fähiger Atmosphären,
2. die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins, der Aktivierung und des Wirk-
samwerdens von Zündquellen einschließlich elektrostatischer Entladungen
und
3. das Ausmaß der zu erwartenden Auswirkungen von Explosionen.

(3) Für Arbeitsmittel sind insbesondere Art, Umfang und Fristen erforderlicher Prüfun-
gen zu ermitteln. Ferner hat der Arbeitgeber die notwendigen Voraussetzungen zu ermit-
teln und festzulegen, welche die Personen erfüllen müssen, die von ihm mit der Prüfung
oder Erprobung von Arbeitsmitteln zu beauftragen sind.

§ 4 Anforderungen an die Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel

(1) Der Arbeitgeber hat die nach den allgemeinen Grundsätzen des § 4 des Arbeits-
schutzgesetzes erforderlichen Maßnahmen zu treffen, damit den Beschäftigten nur Ar-
beitsmittel bereitgestellt werden, die für die am Arbeitsplatz gegebenen Bedingungen
geeignet sind und bei deren bestimmungsgemäßer Benutzung Sicherheit und Gesund-
heitsschutz gewährleistet sind. Ist es nicht möglich, demgemäss Sicherheit und Gesund-
heitsschutz der Beschäftigten in vollem Umfang zu gewährleisten, hat der Arbeitgeber
geeignete Maßnahmen zu treffen, um eine Gefährdung so gering wie möglich zu halten.
Die Sätze 1 und 2 gelten entsprechend für die Montage von Arbeitsmitteln, deren Sicher-
heit vom Zusammenbau abhängt.

(2) Bei den Maßnahmen nach Absatz 1 sind die vom Ausschuss für Betriebssicher-
heit ermittelten und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesarbeits-
blatt veröffentlichten Regeln und Erkenntnisse zu berücksichtigen. Die Maßnahmen müs-
sen dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung nach § 3 und dem Stand der Technik ent-
sprechen.
(3) Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass Arbeitsmittel nur benutzt werden, wenn
sie gemäß den Bestimmungen dieser Verordnung für die vorgesehene Verwendung ge-
eignet sind.
(4) Bei der Festlegung der Maßnahmen nach den Absätzen 1 und 2 sind für die Be-
reitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln auch die ergonomischen Zusammenhänge
zwischen Arbeitsplatz, Arbeitsmittel, Arbeitsorganisation, Arbeitsablauf und Arbeitsauf-
gabe zu berücksichtigen; dies gilt insbesondere für die Körperhaltung, die Beschäftigte
bei der Benutzung der Arbeitsmittel einnehmen müssen.

179
BGR 104

§ 5 Explosionsgefährdete Bereiche

(1) Der Arbeitgeber hat explosionsgefährdete Bereiche im Sinne von § 2 Abs. 10 ent-
sprechend Anhang 3 unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Gefährdungsbeurtei-
lung gemäß § 3 in Zonen einzuteilen.

(2) Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass die Mindestvorschriften des Anhangs 4
angewendet werden.

§ 6 Explosionsschutzdokument

(1) Der Arbeitgeber hat unabhängig von der Zahl der Beschäftigten im Rahmen seiner
Pflichten nach § 3 sicherzustellen, dass ein Dokument (Explosionsschutzdokument) er-
stellt und auf dem letzten Stand gehalten wird.

(2) Aus dem Explosionsschutzdokument muss insbesondere hervorgehen,

1. dass die Explosionsgefährdungen ermittelt und einer Bewertung unterzogen


worden sind,
2. dass angemessene Vorkehrungen getroffen werden, um die Ziele des Explo-
sionsschutzes zu erreichen,
3. welche Bereiche entsprechend Anhang 3 in Zonen eingeteilt wurden, und
4. für welche Bereiche die Mindestvorschriften gemäß Anhang 4 gelten.

(3) Das Explosionsschutzdokument ist vor Aufnahme der Arbeit zu erstellen. Es ist zu
überarbeiten, wenn Veränderungen, Erweiterungen oder Umgestaltungen der Arbeitsmit-
tel oder des Arbeitsablaufes vorgenommen werden.

(4) Unbeschadet der Einzelverantwortung jedes Arbeitgebers nach dem Arbeits-


schutzgesetz und den §§ 7 und 12 der Gefahrstoffverordnung koordiniert der Arbeitge-
ber, der die Verantwortung für die Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel trägt,
die Durchführung aller die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten be-
treffenden Maßnahmen und macht in seinem Explosionsschutzdokument genauere An-
gaben über das Ziel, die Maßnahmen und die Bedingungen der Durchführung dieser Ko-
ordinierung.
(5) Bei der Erfüllung der Verpflichtungen nach Absatz 1 können auch vorhandene Ge-
fährdungsbeurteilungen, Dokumente oder andere gleichwertige Berichte verwendet wer-
den, die auf Grund von Verpflichtungen nach anderen Rechtsvorschriften erstellt worden
sind.

180
BGR 104

§ 7 Anforderungen an die Beschaffenheit der Arbeitsmittel

(1) Der Arbeitgeber darf den Beschäftigten erstmalig nur Arbeitsmittel bereitstellen,
die
1. solchen Rechtsvorschriften entsprechen, durch die Gemeinschaftsrichtlinien in
deutsches Recht umgesetzt werden, oder,
2. wenn solche Rechtsvorschriften keine Anwendung finden, den sonstigen
Rechtsvorschriften entsprechen, mindestens jedoch den Vorschriften des An-
hangs 1.

(2) Arbeitsmittel, die den Beschäftigten vor dem 3. Oktober 2002 erstmalig bereitge-
stellt worden sind, müssen
1. den im Zeitpunkt der erstmaligen Bereitstellung geltenden Rechtsvorschriften
entsprechen, durch die Gemeinschaftsrichtlinien in deutsches Recht umge-
setzt worden sind, oder,
2. wenn solche Rechtsvorschriften keine Anwendung finden, den im Zeitpunkt
der erstmaligen Bereitstellung geltenden sonstigen Rechtsvorschriften ent-
sprechen, mindestens jedoch den Anforderungen des Anhangs 1 Nr. 1 und 2.
Unbeschadet des Satzes 1 müssen die besonderen Arbeitsmittel nach Anhang 1 Nr. 3
spätestens am 1. Dezember 2002 mindestens den Vorschriften des Anhangs 1 Nr. 3
entsprechen.

(3) Arbeitsmittel zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen müssen den


Anforderungen des Anhangs 4 Abschnitt A und B entsprechen, wenn sie nach dem
30. Juni 2003 erstmalig im Unternehmen den Beschäftigten bereitgestellt werden.

(4) Arbeitsmittel zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen müssen ab


dem 30. Juni 2003 den in Anhang 4 Abschnitt A aufgeführten Mindestvorschriften ent-
sprechen, wenn sie vor diesem Zeitpunkt bereits verwendet oder erstmalig im Unterneh-
men den Beschäftigten bereitgestellt worden sind und
1. keine Rechtsvorschriften anwendbar sind, durch die andere Richtlinien der
Europäischen Gemeinschaften als die Richtlinie 1999/92/EG in nationales
Recht umgesetzt werden, oder
2. solche Rechtsvorschriften nur teilweise anwendbar sind.

(5) Der Arbeitgeber hat die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, damit die Arbeits-
mittel während der gesamten Benutzungsdauer den Anforderungen der Absätze 1 bis 4
entsprechen.

§ 8 Sonstige Schutzmaßnahmen

Ist die Benutzung eines Arbeitsmittels mit einer besonderen Gefährdung für die Si-
cherheit oder Gesundheit der Beschäftigten verbunden, hat der Arbeitgeber die erforder-

181
BGR 104

lichen Maßnahmen zu treffen, damit die Benutzung des Arbeitsmittels den hierzu beauf-
tragten Beschäftigten vorbehalten bleibt.

§ 9 Unterrichtung und Unterweisung

(1) Bei der Unterrichtung der Beschäftigten nach § 81 des Betriebsverfassungsgeset-


zes und § 14 des Arbeitsschutzgesetzes hat der Arbeitgeber die erforderlichen Vorkeh-
rungen zu treffen, damit den Beschäftigten
1. angemessene Informationen, insbesondere zu den sie betreffenden Gefahren,
die sich aus den in ihrer unmittelbaren Arbeitsumgebung vorhandenen Ar-
beitsmitteln ergeben, auch wenn sie diese Arbeitsmittel nicht selbst benutzen,
und
2. soweit erforderlich, Betriebsanweisungen für die bei der Arbeit benutzten Ar-
beitsmittel
in für sie verständlicher Form und Sprache zur Verfügung stehen. Die Betriebsanweisun-
gen müssen mindestens Angaben über die Einsatzbedingungen, über absehbare Be-
triebsstörungen und über die bezüglich der Benutzung des Arbeitsmittels vorliegenden
Erfahrungen enthalten.

(2) Bei der Unterweisung nach § 12 des Arbeitsschutzgesetzes hat der Arbeitgeber
die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, damit
1. die Beschäftigten, die Arbeitsmittel benutzen, eine angemessene Unterwei-
sung insbesondere über die mit der Benutzung verbundenen Gefahren erhal-
ten und
2. die mit der Durchführung von Instandsetzungs-, Wartungs- und Umbauarbei-
ten beauftragten Beschäftigten eine angemessene spezielle Unterweisung er-
halten.

§ 10 Prüfung der Arbeitsmittel

(1) Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass die Arbeitsmittel, deren Sicherheit von
den Montagebedingungen abhängt, nach der Montage und vor der ersten Inbetriebnah-
me sowie nach jeder Montage auf einer neuen Baustelle oder an einem neuen Standort
geprüft werden. Die Prüfung hat den Zweck, sich von der ordnungsgemäßen Montage
und der sicheren Funktion dieser Arbeitsmittel zu überzeugen. Die Prüfung darf nur von
hierzu befähigten Personen durchgeführt werden.

(2) Unterliegen Arbeitsmittel Schäden verursachenden Einflüssen, die zu gefährlichen


Situationen führen können, hat der Arbeitgeber die Arbeitsmittel entsprechend den nach
§ 3 Abs. 3 ermittelten Fristen durch hierzu befähigte Personen überprüfen und erforderli-
chenfalls erproben zu lassen. Der Arbeitgeber hat Arbeitsmittel einer außerordentlichen
Überprüfung durch hierzu befähigte Personen unverzüglich zu unterziehen, wenn außer-
gewöhnliche Ereignisse stattgefunden haben, die schädigende Auswirkungen auf die Si-

182
BGR 104

cherheit des Arbeitsmittels haben können. Außergewöhnliche Ereignisse im Sinne des


Satzes 2 können insbesondere Unfälle, Veränderungen an den Arbeitsmitteln, längere
Zeiträume der Nichtbenutzung der Arbeitsmittel, oder Naturereignisse sein. Die Maßnah-
men nach den Sätzen 1 und 2 sind mit dem Ziel durchzuführen, Schäden rechtzeitig zu
entdecken und zu beheben sowie die Einhaltung des sicheren Betriebs zu gewährleisten.

(3) Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass Arbeitsmittel nach Instandsetzungsar-


beiten, welche die Sicherheit der Arbeitsmittel beeinträchtigen können, durch befähigte
Personen auf ihren sicheren Betrieb geprüft werden.

(4) Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass die Prüfungen auch den Ergebnissen
der Gefährdungsbeurteilung nach § 3 genügen.

§ 11 Aufzeichnungen

Der Arbeitgeber hat die Ergebnisse der Prüfungen nach § 10 aufzuzeichnen. Die zu-
ständige Behörde kann verlangen, dass ihr diese Aufzeichnungen auch am Betriebsort
zur Verfügung gestellt werden. Die Aufzeichnungen sind über einen angemessenen Zeit-
raum aufzubewahren, mindestens bis zur nächsten Prüfung. Werden Arbeitsmittel, die
§ 10 Abs. 1 und 2 unterliegen, außerhalb des Unternehmens verwendet, ist ihnen ein
Nachweis über die Durchführung der letzten Prüfung beizufügen.

Abschnitt 3

Besondere Vorschriften für überwachungsbedürftige Anlagen

§ 12 Betrieb

(1) Überwachungsbedürftige Anlagen müssen nach dem Stand der Technik montiert,
installiert und betrieben werden. Bei der Einhaltung des Standes der Technik sind die
vom Ausschuss für Betriebssicherheit ermittelten und vom Bundesministerium für Arbeit
und Soziales im Bundesarbeitsblatt veröffentlichten Regeln und Erkenntnisse zu berück-
sichtigen.

(2) Überwachungsbedürftige Anlagen dürfen erstmalig und nach wesentlichen Verän-


derungen nur in Betrieb genommen werden,
1. wenn sie den Anforderungen der Verordnungen nach § 3 Abs. 1 des Geräte-
und Produktsicherheitsgesetzes entsprechen, durch die die in § 1 Abs. 2 Satz
1 genannten Richtlinien in deutsches Recht umgesetzt werden, oder
2. wenn solche Rechtsvorschriften keine Anwendung finden, sie den sonstigen
Rechtsvorschriften, mindestens dem Stand der Technik entsprechen.
Überwachungsbedürftige Anlagen dürfen nach einer Änderung nur wieder in Betrieb ge-
nommen werden, wenn sie hinsichtlich der von der Änderung betroffenen Anlagenteile
dem Stand der Technik entsprechen.

183
BGR 104

(3) Wer eine überwachungsbedürftige Anlage betreibt, hat diese in ordnungsgemä-


ßem Zustand zu erhalten, zu überwachen, notwendige Instandsetzungs- oder Wartungs-
arbeiten unverzüglich vorzunehmen und die den Umständen nach erforderlichen Sicher-
heitsmaßnahmen zu treffen.

(4) Wer eine Aufzugsanlage betreibt, muss sicherstellen, dass auf Notrufe aus einem
Fahrkorb in angemessener Zeit reagiert wird und Befreiungsmaßnahmen sachgerecht
durchgeführt werden.

(5) Eine überwachungsbedürftige Anlage darf nicht betrieben werden, wenn sie Män-
gel aufweist, durch die Beschäftigte oder Dritte gefährdet werden können.

§ 13 Erlaubnisvorbehalt

(1) Montage, Installation, Betrieb, wesentliche Veränderungen und Änderungen der


Bauart oder der Betriebsweise, welche die Sicherheit der Anlage beeinflussen, von
1. Dampfkesselanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe a), die
befeuerte oder anderweitig beheizte überhitzungsgefährdete Druckgeräte zur
Erzeugung von Dampf oder Heißwasser mit einer Temperatur von mehr als
110 Grad Celsius beinhalten, die gemäß Artikel 9 in Verbindung mit Anhang II
Diagramm 5 der Richtlinie 97/23/EG in die Kategorie IV einzustufen sind,
2. Füllanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe c) mit Druckgerä-
ten zum Abfüllen von Druckgasen in ortsbewegliche Druckgeräte zur Abgabe
an Andere mit einer Füllkapazität von mehr als 10 Kilogramm je Stunde sowie
zum Befüllen von Land-, Wasser- oder Luftfahrzeugen mit Druckgasen,
3. Lageranlagen, Füllstellen und Tankstellen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1
Nr. 4 Buchstabe a) bis c) für leichtentzündliche oder hochentzündliche Flüs-
sigkeiten und
4. ortsfesten Flugfeldbetankungsanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4
Buchstabe c)
bedürfen der Erlaubnis der zuständigen Behörde. Satz 1 findet keine Anwendung auf
1. Anlagen, in denen Wasserdampf oder Heißwasser in einem Herstellungsver-
fahren durch Wärmerückgewinnung entsteht, es sei denn, Rauchgase werden
gekühlt und der entstehende Wasserdampf oder das entstehende Heißwasser
werden nicht überwiegend der Verfahrensanlage zugeführt, und
2. Anlagen zum Entsorgen von Kältemitteln, die Wärmetauschern entnommen
und in ortsbewegliche Druckgeräte gefüllt
werden.

(2) Die Erlaubnis ist schriftlich zu beantragen. Dem Antrag auf Erlaubnis sind alle für
die Beurteilung der Anlage notwendigen Unterlagen beizufügen. Mit dem Antrag ist die
gutachterliche Äußerung einer zugelassenen Überwachungsstelle einzureichen, aus der

184
BGR 104

hervorgeht, dass Aufstellung, Bauart und Betriebsweise der Anlage den Anforderungen
dieser Verordnung entsprechen.

(3) Bei Anlagen nach Absatz 1 Nr. 3 und 4 ist abweichend von Absatz 2 die Beteili-
gung einer zugelassenen Überwachungsstelle nicht erforderlich.

(4) Über den Antrag ist innerhalb einer Frist von drei Monaten nach Eingang bei der
zuständigen Behörde zu entscheiden. Die Frist kann in begründeten Fällen verlängert
werden. Die Erlaubnis gilt als erteilt, wenn die zuständige Behörde nicht innerhalb der in
den Sätzen 1 und 2 genannten Frist die Montage und Installation der Anlage untersagt.

(5) Die Erlaubnis kann beschränkt, befristet, unter Bedingungen erteilt sowie mit Auf-
lagen verbunden werden. Die nachträgliche Aufnahme, Änderung oder Ergänzung von
Auflagen ist zulässig.

(6) Absatz 1 findet keine Anwendung auf überwachungsbedürftige Anlagen der Was-
ser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Bundeswehr und der Bundespolizei.

§ 14 Prüfung vor Inbetriebnahme

(1) Eine überwachungsbedürftige Anlage darf erstmalig und nach einer wesentlichen
Veränderung nur in Betrieb genommen werden, wenn die Anlage unter Berücksichtigung
der vorgesehenen Betriebsweise durch eine zugelassene Überwachungsstelle auf ihren
ordnungsgemäßen Zustand hinsichtlich der Montage, der Installation, den Aufstellungs-
bedingungen und der sicheren Funktion geprüft worden ist.

(2) Nach einer Änderung darf eine überwachungsbedürftige Anlage im Sinne des § 1
Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bis 3 und 4 Buchstabe a) bis c) nur wieder in Betrieb genommen wer-
den, wenn die Anlage hinsichtlich ihres Betriebs auf ihren ordnungsgemäßen Zustand
durch eine zugelassene Überwachungsstelle geprüft worden ist, soweit der Betrieb oder
die Bauart der Anlage durch die Änderung beeinflusst wird.

(3) Bei den Prüfungen überwachungsbedürftiger Anlagen nach den Absätzen 1 und 2
können
1. Geräte, Schutzsysteme sowie Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen
im Sinne der Richtlinie 94/9/EG,
2. Druckgeräte im Sinne der Richtlinie 97/23/EG, die gemäß Artikel 9 in Verbin-
dung mit Anhang II der Richtlinie nach
a) Diagramm 1 in die
– Kategorie I, II oder
– Kategorie III oder IV, sofern der maximal zulässige Druck PS nicht
mehr als ein bar beträgt,

185
BGR 104

b) Diagramm 2 in die
– Kategorie I oder
– Kategorie II oder III, sofern der maximal zulässige Druck PS nicht mehr
als ein bar beträgt,
c) Diagramm 3 in die
– Kategorie I oder
– Kategorie II, sofern bei einem maximal zulässigen Druck PS von mehr
als 500 bar das Produkt aus PS und maßgeblichem Volumen V nicht
mehr als 1.000 bar × Liter beträgt,
d) Diagramm 4 in die Kategorie I, sofern bei einem maximal zulässigen
Druck PS von mehr als 500 bar das Produkt aus PS und maßgeblichem
Volumen V nicht mehr als 1.000 bar × Liter beträgt,
e) Diagramm 5 in die Kategorie I oder II,
f) Diagramm 6, sofern das Produkt aus maximal zulässigem Druck PS und
Nennweite DN nicht mehr als 2.000 bar beträgt und die Rohrleitung nicht
für sehr giftige Fluide verwendet wird, oder
g) Diagramm 7, sofern das Produkt aus maximal zulässigem Druck PS und
Nennweite DN nicht mehr als 2.000 bar beträgt,
einzustufen sind, und
3. Druckbehälter im Sinne der Richtlinie 87/404/EWG, sofern das Produkt aus
maximal zulässigem Druck PS und maßgeblichem Volumen V nicht mehr als
200 bar × Liter beträgt,
durch eine befähigte Person geprüft werden. Setzt sich eine überwachungsbedürftige
Anlage ausschließlich aus Anlagenteilen nach Nr. 1 bis 3 zusammen, so können die Prü-
fungen der Anlage nach den Absätzen 1 und 2 durch eine befähigte Person erfolgen. Bei
überwachungsbedürftigen Anlagen, die für einen ortsveränderlichen Einsatz vorgesehen
sind und nach der ersten Inbetriebnahme an einem neuen Standort aufgestellt werden,
können die Prüfungen nach Absatz 1 durch eine befähigte Person vorgenommen wer-
den. Die Prüfungen nach Absatz 1 können durch eine befähigte Person vorgenommen
werden bei
1. Röhrenöfen in verfahrenstechnischen Anlagen, soweit es sich um Rohranord-
nungen handelt,
2. ausschließlich aus Rohranordnungen bestehenden Druckgeräten in Kälte-
und Wärmepumpenanlagen,
3. Kondenstöpfen und Abscheidern für Gasblasen, wenn der Gasraum bei Ab-
scheidern auf höchstens 10 vom Hundert des Behälterinhalts begrenzt ist,
4. dampfbeheizten Muldenpressen sowie Pressen zum maschinellen Bügeln,
Dämpfen, Verkleben, Fixieren und dem Fixieren ähnlichen Behandlungsver-
fahren von Kleidungsstücken, Wäsche oder anderen Textilien und Lederer-
zeugnissen,

186
BGR 104

5. Pressgas-Kondensatoren und
6. nicht direkt beheizten Wärmeerzeugern mit einer Heizmitteltemperatur von
höchstens 120 °C und Ausdehnungsgefäßen in Heizungs- und Kälteanlagen
mit Wassertemperaturen von höchstens 120 °C.

(4) Absatz 3 Satz 1 Nr. 2 Buchstabe b) findet entsprechende Anwendung auf tragbare
Feuerlöscher und Flaschen für Atemschutzgeräte im Sinne der Richtlinie 97/23/EG, die
gemäß Artikel 9 in Verbindung mit Anhang II der Richtlinie nach Diagramm 2 mindestens
in die Kategorie III einzustufen sind, soweit das Produkt aus maximal zulässigem Druck
PS und maßgeblichem Volumen V zu einer Einstufung in die Kategorie I führen würde.

(5) Abweichend von Absatz 3 Satz 3 in Verbindung mit Absatz 1 ist bei überwa-
chungsbedürftigen Anlagen mit
1. Druckgeräten im Sinne der Richtlinie 97/23/EG ausgenommen Dampfkesselan-
lagen nach § 13 Abs. 1 Nr. 1, oder
2. einfachen Druckbehältern im Sinne der Richtlinie 87/404/EWG,
die an wechselnden Aufstellungsorten verwendet werden, nach dem Wechsel des Auf-
stellungsorts eine erneute Prüfung vor Inbetriebnahme nicht erforderlich, wenn
1. eine Bescheinigung über eine andernorts durchgeführte Prüfung vor Inbetrieb-
nahme vorliegt,
2. sich beim Ortswechsel keine neue Betriebsweise ergeben hat und die An-
schlussverhältnisse sowie die Ausrüstung unverändert bleiben und
3. an die Aufstellung keine besonderen Anforderungen zu stellen sind.
Bei besonderen Anforderungen an die Aufstellung genügt es, wenn die ordnungsgemäße
Aufstellung am Betriebsort durch eine befähigte Person geprüft wird und hierüber eine
Bescheinigung vorliegt.

(6) Ist ein Gerät, ein Schutzsystem oder eine Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvor-
richtung im Sinne der Richtlinie 94/9/EG hinsichtlich eines Teils, von dem der Explosi-
onsschutz abhängt, instand gesetzt worden, so darf es abweichend von Absatz 2 erst
wieder in Betrieb genommen werden, nachdem die zugelassene Überwachungsstelle
festgestellt hat, dass es in den für den Explosionsschutz wesentlichen Merkmalen den
Anforderungen dieser Verordnung entspricht und nachdem sie hierüber eine Bescheini-
gung nach § 19 erteilt oder das Gerät, das Schutzsystem oder die Sicherheits-, Kontroll-
oder Regelvorrichtung mit einem Prüfzeichen versehen hat. Die Prüfungen nach Satz 1
dürfen auch von befähigten Personen eines Unternehmens durchgeführt werden, soweit
diese Personen von der zuständigen Behörde für die Prüfung der durch dieses Unter-
nehmen instand gesetzten Geräte, Schutzsysteme oder Sicherheits-, Kontroll- oder Re-
gelvorrichtungen anerkannt sind. Die Sätze 1 und 2 gelten nicht, wenn ein Gerät, ein
Schutzsystem oder eine Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtung nach der Instand-
setzung durch den Hersteller einer Prüfung unterzogen worden ist und der Hersteller be-
stätigt, dass das Gerät, das Schutzsystem oder die Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvor-
richtung in den für den Explosionsschutz wesentlichen Merkmalen den Anforderungen
dieser Verordnung entspricht.

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BGR 104

(7) Absatz 1 findet keine Anwendung auf Aufzugsanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2
Satz 1 Nr. 2 Buchstabe a). Die Absätze 1 und 2 finden keine Anwendung auf Lageranla-
gen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Buchstabe a) für ortsbewegliche Behälter und
auf Entleerstellen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Buchstabe d).

(8) Absatz 3 findet keine Anwendung auf Füllanlagen im Sinne des § 2 Abs. 12 Nr. 2
und 3.

§ 15 Wiederkehrende Prüfungen

(1) Eine überwachungsbedürftige Anlage und ihre Anlagenteile sind in bestimmten


Fristen wiederkehrend auf ihren ordnungsgemäßen Zustand hinsichtlich des Betriebs
durch eine zugelassene Überwachungsstelle zu prüfen. Der Betreiber hat die Prüffristen
der Gesamtanlage und der Anlagenteile auf der Grundlage einer sicherheitstechnischen
Bewertung zu ermitteln. Eine sicherheitstechnische Bewertung ist nicht erforderlich, so-
weit sie im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung im Sinne von § 3 oder § 3 der Allge-
meinen Bundesbergverordnung bereits erfolgt ist. § 14 Abs. 3 Satz 1 bis 3 finden ent-
sprechende Anwendung.
(2) Prüfungen nach Absatz 1 Satz 1 bestehen aus einer technischen Prüfung, die an
der Anlage selbst unter Anwendung der Prüfregeln vorgenommen wird und einer Ord-
nungsprüfung. Bei Anlagenteilen von Dampfkesselanlagen, Druckbehälteranlagen außer
Dampfkesseln, Anlagen zur Abfüllung von verdichteten, verflüssigten oder unter Druck
gelösten Gasen, Leitungen unter innerem Überdruck für entzündliche, leichtentzündliche,
hochentzündliche, ätzende oder giftige Gase, Dämpfe oder Flüssigkeiten sind Prüfun-
gen, die aus äußeren Prüfungen, inneren Prüfungen und Festigkeitsprüfungen bestehen,
durchzuführen.
(3) Bei der Festlegung der Prüffristen nach Absatz 1 dürfen die in den Absätzen 5 bis
9 und 12 bis 16 für die Anlagenteile genannten Höchstfristen nicht überschritten werden.
Der Betreiber hat die Prüffristen der Anlagenteile und der Gesamtanlage der zuständigen
Behörde innerhalb von sechs Monaten nach Inbetriebnahme der Anlage unter Beifügung
anlagenspezifischer Daten mitzuteilen. Satz 2 findet keine Anwendung auf überwa-
chungsbedürftige Anlagen, die ausschließlich in § 14 Abs. 3 Satz 1 genannte Anlagentei-
le enthalten, sowie auf alle weiteren überwachungsbedürftigen Anlagen, die wiederkeh-
rend von befähigten Personen geprüft werden können.

(4) Soweit die Prüfungen nach Absatz 1 von zugelassenen Überwachungsstellen vor-
zunehmen sind, unterliegt die Ermittlung der Prüffristen durch den Betreiber einer Über-
prüfung durch eine zugelassene Überwachungsstelle. Ist eine vom Betreiber ermittelte
Prüffrist länger als die von einer zugelassenen Überwachungsstelle ermittelte Prüffrist,
darf die überwachungsbedürftige Anlage bis zum Ablauf der von der zugelassenen Über-
wachungsstelle ermittelten Prüffrist betrieben werden; die zugelassene Überwachungs-
stelle unterrichtet die zuständige Behörde über die unterschiedlichen Prüffristen. Die zu-
ständige Behörde legt die Prüffrist fest. Für ihre Entscheidung kann die Behörde ein Gut-
achten einer im Einvernehmen mit dem Betreiber auszuwählenden anderen zugelasse-
nen Überwachungsstelle heranziehen, dessen Kosten der Betreiber zu tragen hat.

188
BGR 104

(5) Prüfungen nach Absatz 2 müssen spätestens innerhalb des in der Tabelle ge-
nannten Zeitraums unter Beachtung der für das einzelne Druckgerät maßgeblichen Ein-
stufung gemäß Spalte 1 durchgeführt werden:

Einstufung des Druckgeräts gemäß Artikel 9 in Äußere Innere Festig-


Verbindung mit Anhang II der Richtlinie Prüfung Prüfung keitsprü-
97/23/EG nach fung

1. Diagramm 1 in die Kategorie IV, sofern der 2 Jahre 5 Jahre 10 Jahre


maximal zulässige Druck PS mehr als ein bar
beträgt

2. Diagramm 2 in die
a) Kategorie III, sofern der maximal zulässige
Druck PS mehr als ein bar beträgt, oder
b) Kategorie IV

3. Diagramm 3 in die
a) Kategorie II, sofern bei einem maximal zu-
lässigen Druck PS von mehr als 500 bar
das Produkt aus PS und maßgeblichem
Volumen V mehr als 10.000 bar × Liter be-
trägt, oder
b) Kategorie III, sofern das Produkt aus ma-
ximal zulässigem Druck PS und maßgebli-
chem Volumen V mehr als 10.000 bar × Li-
ter beträgt

4. Diagramm 4 in die
a) Kategorie I, sofern bei einem maximal zu-
lässigen Druck PS von mehr als 1.000 bar
das Produkt aus PS und maßgeblichem
Volumen V mehr als 10.000 bar × Liter be-
trägt, oder
b) Kategorie II

5. Diagramm 5 in die 1 Jahr 3 Jahre 9 Jahre


a) Kategorie III, sofern das Produkt aus ma-
ximal zulässigem Druck PS und maßgebli-
chem Volumen V mehr als 1.000 bar × Li-
ter beträgt, oder
b) Kategorie IV

189
BGR 104

Einstufung des Druckgeräts gemäß Artikel 9 in Äußere Innere Festig-


Verbindung mit Anhang II der Richtlinie Prüfung Prüfung keitsprü-
97/23/EG nach fung

6. Diagramm 6 in die 5 Jahre – 5 Jahre


a) Kategorie I, sofern die Rohrleitung für sehr
giftige Fluide verwendet wird, oder
b) Kategorie II oder III, sofern die Rohrleitung
für
– sehr giftige Fluide oder
– andere Fluide, wenn das Produkt aus
maximal zulässigem Druck PS und
Nennweite DN mehr als 2.000 bar be-
trägt,
verwendet wird

7. Diagramm 7 in die
a) Kategorie I, sofern das Produkt aus maxi-
mal zulässigem Druck PS und Nennweite
DN mehr als 2.000 bar beträgt, oder
b) Kategorie II oder III

8. Diagramm 8 in die Kategorie I, II oder III

9. Diagramm 9 in die Kategorie I oder II

Bei Druckgeräten, die nicht von Satz 1 erfasst werden, müssen die Prüffristen für äußere
Prüfung, innere Prüfung und Festigkeitsprüfung auf Grund der Herstellerinformationen
sowie der Erfahrung mit Betriebsweise und Beschickungsgut festgelegt werden. Diese
Druckgeräte können durch eine befähigte Person geprüft werden.
(6) Abweichend von Absatz 5 können äußere Prüfungen bei Druckgeräten entfallen,
die den Nummern 1 bis 4 der Tabelle in Absatz 5 zugeordnet werden, sofern sie nicht
feuerbeheizt, abgasbeheizt oder elektrisch beheizt sind.

(7) Abweichend von Absatz 5 müssen Prüfungen der von Nummer 2 der Tabelle in
Absatz 5 erfassten Flaschen für
1. Atemschutzgeräte, die für Arbeits- und Rettungszwecke verwendet werden,
als äußere Prüfung, innere Prüfung, Festigkeits- und Gewichtsprüfung spätes-
tens alle fünf Jahre und
2. Atemschutzgeräte, die als Tauchgeräte verwendet werden, als
a) Festigkeitsprüfung spätestens alle fünf Jahre und
b) äußere Prüfung, innere Prüfung und Gewichtsprüfung alle zweieinhalb
Jahre
von zugelassenen Überwachungsstellen durchgeführt werden.

190
BGR 104

(8) Abweichend von Absatz 5 müssen bei Anlagen mit von Nummer 5 der Tabelle in
Absatz 5 erfassten Druckgeräten, in denen Wasserdampf oder Heißwasser in einem
Herstellungsverfahren durch Wärmerückgewinnung entsteht, Prüfungen von zugelasse-
nen Überwachungsstellen durchgeführt werden als
1. äußere Prüfungen spätestens alle zwei Jahre,
2. innere Prüfungen spätestens alle fünf Jahre und
3. Festigkeitsprüfungen spätestens alle zehn Jahre.
Satz 1 gilt nicht für Anlagen, in denen Rauchgase gekühlt und der entstehende Wasser-
dampf oder das entstehende Heißwasser nicht überwiegend der Verfahrensanlage zuge-
führt werden.

(9) Bei Druckbehältern im Sinne der Richtlinie 87/404/EWG, bei denen das Produkt
aus dem maximal zulässigen Druck PS und dem maßgeblichen Volumen V mehr als
1.000 bar × Liter beträgt, müssen Prüfungen von zugelassenen Überwachungsstellen
durchgeführt werden als
1. innere Prüfung spätestens nach fünf Jahren und
2. Festigkeitsprüfung spätestens nach zehn Jahren.
Bei Druckbehältern, die nicht von Satz 1 erfasst werden, finden Absatz 5 Satz 2 und 3
sowie Absatz 10 entsprechende Anwendung.

(10) Bei äußeren und inneren Prüfungen können Besichtigungen durch andere ge-
eignete gleichwertige Verfahren und bei Festigkeitsprüfungen die statischen Druckpro-
ben durch gleichwertige zerstörungsfreie Verfahren ersetzt werden, wenn ihre Durchfüh-
rung aus Gründen der Bauart des Druckgeräts nicht möglich oder aus Gründen der Be-
triebsweise nicht zweckdienlich ist.
(11) Hat der Betreiber in einem Prüfprogramm für die wiederkehrenden Prüfungen
von Rohrleitungen, die von den Nummern 6 bis 9 der Tabelle in Absatz 5 erfasst sind,
schriftliche Festlegungen getroffen, die von einer zugelassenen Überwachungsstelle ge-
prüft worden sind und für die diese bescheinigt, dass mit ihnen die Anforderungen dieser
Verordnung erfüllt werden, dürfen abweichend von den Nummern 6 bis 9 der Tabelle in
Absatz 5 die Prüfungen von einer befähigten Person durchgeführt werden, wenn sich ei-
ne zugelassene Überwachungsstelle durch stichprobenweise Überprüfungen von der
Einhaltung der schriftlichen Festlegung überzeugt.

(12) Bei Füllanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe c), die dazu be-
stimmt sind, dass in ihnen Land-, Wasser- oder Luftfahrzeuge mit Druckgasen befüllt
werden, müssen Prüfungen im Betrieb spätestens alle fünf Jahre durchgeführt werden.
Auf die übrigen Füllanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe c) findet Ab-
satz 1 keine Anwendung.
(13) Bei Aufzugsanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 Buchstabe a), c), d)
und e) müssen Prüfungen im Betrieb spätestens alle zwei Jahre durchgeführt werden.
Zwischen der Inbetriebnahme und der ersten wiederkehrenden Prüfung sowie zwischen
zwei wiederkehrenden Prüfungen sind Aufzugsanlagen daraufhin zu prüfen, ob sie ord-

191
BGR 104

nungsgemäß betrieben werden können und ob sich die Tragmittel in ordnungsgemäßem


Zustand befinden.

(14) Bei Aufzugsanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 Buchstabe b) müssen
Prüfungen im Betrieb spätestens alle vier Jahre durchgeführt werden. Absatz 13 Satz 2
findet entsprechende Anwendung.

(15) Bei Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1


Nr. 3 müssen Prüfungen im Betrieb spätestens alle drei Jahre durchgeführt werden.

(16) Bei Lageranlagen für ortsfeste Behälter, Füllstellen, Tankstellen und Flugfeldbe-
tankungsanlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Buchstabe a) bis c) müssen Prü-
fungen im Betrieb spätestens alle fünf Jahre durchgeführt werden. Diese Prüfungen
schließen Anlagen im Sinne von § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 ein. Die Prüffrist beträgt abwei-
chend von Absatz 15 fünf Jahre. Abweichend von § 14 Abs. 3 erfolgt die Prüfung dieser
Anlagen durch eine zugelassene Überwachungsstelle.

(17) Die zuständige Behörde kann die in den Absätzen 5 bis 16 genannten Fristen im
Einzelfall
1. verlängern, soweit die Sicherheit auf andere Weise gewährleistet ist, oder
2. verkürzen, soweit es der Schutz der Beschäftigten oder Dritter erfordert.

(18) Die Fristen der Prüfungen laufen vom Tag der ersten Prüfung vor Inbetriebnah-
me. Abweichend von Satz 1 laufen die Fristen nach einer wesentlichen Veränderung
vom Tag der erneuten Prüfung vor Inbetriebnahme sowie bei Aufzugsanlagen im Sinne
des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 Buchstabe a) vom Tag der ersten Inbetriebnahme.

(19) Ist eine außerordentliche Prüfung durchgeführt worden, so beginnt die Frist für
eine wiederkehrende Prüfung mit dem Abschluss der außerordentlichen Prüfung, soweit
diese der wiederkehrenden Prüfung entspricht.

(20) Ist eine überwachungsbedürftige Anlage am Fälligkeitstermin der wiederkehren-


den Prüfung außer Betrieb gesetzt, so darf sie erst wieder in Betrieb genommen werden,
nachdem diese Prüfung durchgeführt worden ist.

(21) Absatz 1 findet keine Anwendung auf


1. Lageranlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Buchstabe a) für ortsbe-
wegliche Behälter und
2. Entleerstellen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Buchstabe d).

§ 16 Angeordnete außerordentliche Prüfung

(1) Die zuständige Behörde kann im Einzelfall eine außerordentliche Prüfung für
überwachungsbedürftige Anlagen anordnen, wenn hierfür ein besonderer Anlass be-
steht, insbesondere wenn ein Schadensfall eingetreten ist.

192
BGR 104

(2) Eine außerordentliche Prüfung nach Absatz 1 ist durch die zuständige Behörde
insbesondere dann anzuordnen, wenn der Verdacht besteht, dass die überwachungsbe-
dürftige Anlage sicherheitstechnische Mängel aufweist.

(3) Der Betreiber hat eine angeordnete Prüfung unverzüglich zu veranlassen.

§ 17 Prüfung besonderer Druckgeräte

Für die in Anhang 5 genannten überwachungsbedürftigen Anlagen, die Druckgeräte


sind oder beinhalten, sind die nach den §§ 14 bis 16 vorgesehenen Prüfungen mit den
sich aus den Vorschriften des Anhangs 5 ergebenden Maßgaben durchzuführen.

§ 18 Unfall- und Schadensanzeige

(1) Der Betreiber hat der zuständigen Behörde unverzüglich


1. jeden Unfall, bei dem ein Mensch getötet oder verletzt worden ist, und
2. jeden Schadensfall, bei dem Bauteile oder sicherheitstechnische Einrichtun-
gen versagt haben oder beschädigt worden sind,
anzuzeigen.

(2) Die zuständige Behörde kann vom Betreiber verlangen, dass dieser das anzuzei-
gende Ereignis auf seine Kosten durch eine möglichst im gegenseitigen Einvernehmen
bestimmte zugelassene Überwachungsstelle sicherheitstechnisch beurteilen lässt und ihr
die Beurteilung schriftlich vorlegt. Die sicherheitstechnische Beurteilung hat sich insbe-
sondere auf die Feststellung zu erstrecken,
1. worauf das Ereignis zurückzuführen ist,
2. ob sich die überwachungsbedürftige Anlage nicht in ordnungsgemäßem Zu-
stand befand und ob nach Behebung des Mangels eine Gefährdung nicht
mehr besteht und
3. ob neue Erkenntnisse gewonnen worden sind, die andere oder zusätzliche
Schutzvorkehrungen erfordern.

§ 19 Prüfbescheinigungen

(1) Über das Ergebnis der nach diesem Abschnitt vorgeschriebenen oder angeordne-
ten Prüfungen sind Prüfbescheinigungen zu erteilen. Soweit die Prüfung von befähigten
Personen durchgeführt wird, ist das Ergebnis aufzuzeichnen.

(2) Bescheinigungen und Aufzeichnungen nach Absatz 1 sind am Betriebsort der


überwachungsbedürftigen Anlage aufzubewahren und der zuständigen Behörde auf Ver-
langen vorzuzeigen.

193
BGR 104

§ 20 Mängelanzeige

Hat die zugelassene Überwachungsstelle bei einer Prüfung Mängel festgestellt, durch
die Beschäftigte oder Dritte gefährdet werden, so hat sie dies der zuständigen Behörde
unverzüglich mitzuteilen.

§ 21 Zugelassene Überwachungsstellen

(1) Zugelassene Überwachungsstellen für die nach diesem Abschnitt vorgeschriebe-


nen oder angeordneten Prüfungen sind Stellen nach § 17 Abs. 1 und 2 des Geräte- und
Produktsicherheitsgesetzes.

(2) Voraussetzungen für die Akkreditierung einer zugelassenen Überwachungsstelle


sind über die Anforderungen des § 17 Abs. 5 des Geräte- und Produktsicherheitsgeset-
zes hinaus:
1. Es muss eine Haftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme von mindes-
tens zweieinhalb Millionen Euro bestehen.
2. Sie muss mindestens die Prüfung aller überwachungsbedürftigen Anlagen
nach
a) § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1,
b) § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 oder
c) § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 und 4
vornehmen können.
3. Sie muss eine Leitung haben, welche die Gesamtverantwortung dafür trägt,
dass die Prüftätigkeiten in Übereinstimmung mit den Bestimmungen dieser
Verordnung durchgeführt werden.
4. Sie muss ein angemessenes wirksames Qualitätssicherungssystem mit re-
gelmäßiger interner Auditierung anwenden.
5. Sie darf die mit den Prüfungen beschäftigten Personen nur mit solchen Auf-
gaben betrauen, bei deren Erledigung ihre Unparteilichkeit gewahrt bleibt.
6. Die Vergütung für die mit den Prüfungen beschäftigten Personen darf nicht
unmittelbar von der Anzahl der durchgeführten Prüfungen und nicht von deren
Ergebnissen abhängen.

(3) Als zugelassene Überwachungsstellen können Prüfstellen von Unternehmen im


Sinne von § 17 Abs. 5 Satz 3 des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes benannt wer-
den, wenn die Voraussetzungen des Absatzes 2 Nr. 3 bis 6 erfüllt sind, dies sicherheits-
technisch angezeigt ist und sie
1. organisatorisch abgrenzbar sind,
2. innerhalb des Unternehmens, zu dem sie gehören, über Berichtsverfahren
verfügen, die ihre Unparteilichkeit sicherstellen und belegen,

194
BGR 104

3. nicht für die Planung, die Herstellung, den Vertrieb, den Betrieb oder die In-
standhaltung der überwachungsbedürftigen Anlage verantwortlich sind,
4. keinen Tätigkeiten nachgehen, die mit der Unabhängigkeit ihrer Beurteilung
und ihrer Zuverlässigkeit im Rahmen ihrer Überprüfungsarbeiten in Konflikt
kommen können, und
5. ausschließlich für das Unternehmen arbeiten, dem sie angehören.
Die Benennung nach Satz 1 ist zu beschränken auf Prüfungen an überwachungsbedürf-
tigen Anlagen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, 3 und 4 einschließlich der Einrich-
tungen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 2.

§ 22 Aufsichtsbehörden für überwachungsbedürftige Anlagen des Bundes

Aufsichtsbehörde für überwachungsbedürftige Anlagen der Wasser- und Schifffahrts-


verwaltung des Bundes, der Bundeswehr und der Bundespolizei ist das zuständige Bun-
desministerium oder die von ihm bestimmte Behörde. Für andere überwachungsbedürfti-
ge Anlagen, die der Aufsicht durch die Bundesverwaltung unterliegen, gilt § 18 Abs. 1
des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes.

§ 23 Innerbetrieblicher Einsatz ortsbeweglicher Druckgeräte

Sofern die in Übereinkünften


1. des Europäischen Übereinkommens über die internationale Beförderung ge-
fährlicher Güter auf der Straße (ADR),
2. der Ordnung über die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter
(RID),
3. des Codes für die Beförderung gefährlicher Güter mit Seeschiffen (IMDG-
Code) oder
4. der Technischen Vorschriften der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation
(ICAO-TI)
genannten Voraussetzungen nicht mehr erfüllt sind, dürfen innerbetrieblich eingesetzte
ortsbewegliche Druckgeräte im Sinne des Artikels 1 Abs. 3 Nr. 3.19 der Richtlinie
97/23/EG nur in Betrieb genommen und betrieben werden, wenn die in den genannten
Übereinkünften vorgeschriebenen Betriebsbedingungen eingehalten werden und die in
diesen Übereinkünften vorgesehenen wiederkehrenden Prüfungen durchgeführt worden
sind.

195
BGR 104

Abschnitt 4

Gemeinsame Vorschriften, Schlussvorschriften

§ 24 Ausschuss für Betriebssicherheit

(1) Zur Beratung in allen Fragen des Arbeitsschutzes für die Bereitstellung und Benut-
zung von Arbeitsmitteln und für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen wird beim
Bundesministerium für Arbeit und Soziales der Ausschuss für Betriebssicherheit gebildet,
in dem sachverständige Mitglieder der öffentlichen und privaten Arbeitgeber, der Länder-
behörden, der Gewerkschaften, der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, der Wis-
senschaft und der zugelassenen Stellen angemessen vertreten sein sollen. Die Gesamt-
zahl der Mitglieder soll 21 Personen nicht überschreiten. Die Mitgliedschaft im Aus-
schuss für Betriebssicherheit ist ehrenamtlich.

(2) Der Ausschuss für Betriebssicherheit richtet Unterausschüsse ein.

(3) Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales beruft die Mitglieder des Aus-
schusses und für jedes Mitglied einen Stellvertreter. Der Ausschuss gibt sich eine Ge-
schäftsordnung und wählt den Vorsitzenden aus seiner Mitte. Die Geschäftsordnung und
die Wahl des Vorsitzenden bedürfen der Zustimmung des Bundesministeriums für Arbeit
und Soziales.

(4) Zu den Aufgaben des Ausschusses gehört es,


1. dem Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene entsprechende Regeln
und sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse
a) für die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln sowie
b) für den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen unter Berücksichtigung
der für andere Schutzziele vorhandenen Regeln und, soweit deren Zu-
ständigkeiten berührt sind, in Abstimmung mit der Kommission für Anla-
gensicherheit nach § 51a Abs. 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes
zu ermitteln,
2. Regeln zu ermitteln, wie die in dieser Verordnung gestellten Anforderungen
erfüllt werden können, und
3. das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Fragen der betrieblichen Si-
cherheit zu beraten.
Bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben soll der Ausschuss die allgemeinen Grundsätze
des Arbeitsschutzes nach § 4 des Arbeitsschutzgesetzes berücksichtigen.

(5) Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales kann die vom Ausschuss nach
Absatz 4 Nr. 1 ermittelten Regeln und Erkenntnisse sowie die nach Absatz 4 Nr. 2 ermit-
telten Verfahrensregeln im Gemeinsamen Ministerialblatt bekannt machen. Bei Einhal-
tung der in Satz 1 genannten Regeln und Erkenntnisse ist in der Regel davon auszuge-
hen, dass die in der Verordnung gestellten Anforderungen insoweit erfüllt werden.

196
BGR 104

(6) Dem Ausschuss können in anderen Rechtsverordnungen nach § 18 Abs. 1 des


Arbeitsschutzgesetzes dem Absatz 4 entsprechende Aufgaben für den Anwendungsbe-
reich dieser Verordnungen zugewiesen werden.
(7) Die Bundesministerien sowie die zuständigen obersten Landesbehörden können
zu den Sitzungen des Ausschusses Vertreter entsenden. Diesen ist auf Verlangen in der
Sitzung das Wort zu erteilen.
(8) Die Geschäfte des Ausschusses führt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar-
beitsmedizin.

§ 25 Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig im Sinne des § 25 Abs. 1 Nr. 1 des Arbeitsschutzgesetzes han-


delt, wer vorsätzlich oder fahrlässig
1. entgegen § 10 Abs. 1 Satz 1 nicht sicherstellt, dass die Arbeitsmittel geprüft
werden,
2. entgegen § 10 Abs. 2 Satz 1 ein Arbeitsmittel nicht oder nicht rechtzeitig prü-
fen lässt oder
3. entgegen § 10 Abs. 2 Satz 2 ein Arbeitsmittel einer außerordentlichen Über-
prüfung nicht oder nicht rechtzeitig unterzieht.
(2) Ordnungswidrig im Sinne des § 19 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe b) des Geräte- und
Produktsicherheitsgesetzes handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig
1. entgegen § 15 Abs. 3 Satz 2 eine Mitteilung nicht, nicht richtig, nicht vollstän-
dig oder nicht rechtzeitig macht oder
2. entgegen § 18 Abs. 1 eine Anzeige nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder
nicht rechtzeitig erstattet.

(3) Ordnungswidrig im Sinne des § 19 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe a) des Geräte- und
Produktsicherheitsgesetzes handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig
1. eine überwachungsbedürftige Anlage
a) entgegen § 12 Abs. 5 betreibt oder
b) entgegen § 14 Abs. 1 oder 2 oder § 15 Abs. 20 in Betrieb nimmt,
2. ohne Erlaubnis nach § 13 Abs. 1 Satz 1 eine dort genannte Anlage betreibt,
3. entgegen § 15 Abs. 1 Satz 1 eine überwachungsbedürftige Anlage oder einen
Anlagenteil nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig prüft oder
4. entgegen § 16 Abs. 3 eine vollziehbar angeordnete Prüfung nicht oder nicht
rechtzeitig veranlasst.

197
BGR 104

§ 26 Straftaten

(1) Wer durch eine in § 25 Abs. 1 bezeichnete vorsätzliche Handlung Leben oder Ge-
sundheit eines Beschäftigten gefährdet, ist nach § 26 Nr. 2 des Arbeitsschutzgesetzes
strafbar.
(2) Wer eine in § 25 Abs. 3 bezeichnete Handlung beharrlich wiederholt oder durch
eine solche Handlung Leben oder Gesundheit eines Anderen oder fremde Sachen von
bedeutendem Wert gefährdet, ist nach § 20 des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes
strafbar.

§ 27 Übergangsvorschriften

(1) Für Arbeitsmittel und Arbeitsabläufe in explosionsgefährdeten Bereichen, die vor


dem 3. Oktober 2002 erstmalig bereitgestellt oder eingeführt worden sind, hat der Arbeit-
geber seine Pflichten nach § 6 Abs. 1 spätestens bis zum 31. Dezember 2005 zu erfül-
len.
(2) Der Weiterbetrieb einer überwachungsbedürftigen Anlage, die vor dem 1. Januar
2005 befugt errichtet und betrieben wurde, ist zulässig. Eine nach dem bis zu diesem
Zeitpunkt geltenden Recht erteilte Erlaubnis gilt als Erlaubnis im Sinne dieser Verord-
nung.
(3) Für überwachungsbedürftige Anlagen, die vor dem 1. Januar 2003 bereits erstma-
lig in Betrieb genommen waren, bleiben hinsichtlich der an sie zu stellenden Beschaffen-
heitsanforderungen die bisher geltenden Vorschriften maßgebend. Die zuständige Be-
hörde kann verlangen, dass diese Anlagen entsprechend den Vorschriften der Verord-
nung geändert werden, soweit nach der Art des Betriebs vermeidbare Gefahren für Le-
ben oder Gesundheit der Beschäftigten oder Dritter zu befürchten sind. Die in der Ver-
ordnung enthaltenen Betriebsvorschriften mit Ausnahme von § 15 Abs. 3 Satz 2 und
Abs. 4 müssen spätestens bis zum 31. Dezember 2007 angewendet werden.

(4) Für überwachungsbedürftige Anlagen, die vor dem 1. Januar 2003 nicht von einer
Rechtsverordnung nach § 11 des Gerätesicherheitsgesetzes in der am 31. Dezember
2000 geltenden Fassung erfasst wurden und die vor diesem Zeitpunkt bereits errichtet
waren oder mit deren Errichtung begonnen wurde, müssen die in der Verordnung enthal-
tenen Betriebsvorschriften mit Ausnahme von § 15 Abs. 3 Satz 2 spätestens bis zum
31. Dezember 2005 angewendet werden.
(5) Mühlen-Bremsfahrstühle dürfen bis spätestens 31. Dezember 2009 weiterbetrie-
ben werden, sofern nach Art der Anlage vermeidbare Gefahren für Leben oder Gesund-
heit der Benutzer nicht zu befürchten sind.
(6) Die von einem auf Grund einer Rechtsverordnung nach § 11 des Gerätesicher-
heitsgesetzes in der am 31. Dezember 2000 geltenden Fassung eingesetzten Ausschuss
ermittelten technischen Regeln gelten bezüglich ihrer betrieblichen Anforderungen bis
zur Überarbeitung durch den Ausschuss für Betriebssicherheit und ihrer Bekanntgabe
durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fort.

198
BGR 104

Anhang 1

Mindestvorschriften für Arbeitsmittel gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 2

1 Vorbemerkung

Die Anforderungen dieses Anhangs gelten nach Maßgabe dieser Verordnung in den Fäl-
len, in denen mit der Benutzung des betreffenden Arbeitsmittels eine entsprechende Ge-
fährdung für Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten verbunden ist.
Für bereits in Betrieb genommene Arbeitsmittel braucht der Arbeitgeber zur Erfüllung der
nachstehenden Mindestvorschriften nicht die Maßnahmen gemäß den grundlegenden
Anforderungen für neue Arbeitsmittel treffen, wenn
a) der Arbeitgeber eine andere, ebenso wirksame Maßnahme trifft, oder
b) die Einhaltung der grundlegenden Anforderungen im Einzelfall zu einer unverhältnis-
mäßigen Härte führen würde und die Abweichung mit dem Schutz der Beschäftigten
vereinbar ist.

2 Allgemeine Mindestvorschriften für Arbeitsmittel

2.1 Befehlseinrichtungen von Arbeitsmitteln, die Einfluss auf die Sicherheit haben, müs-
sen deutlich sichtbar und als solche identifizierbar sein und gegebenenfalls entspre-
chend gekennzeichnet werden.
Befehlseinrichtungen müssen außerhalb des Gefahrenbereichs so angeordnet sein, dass
ihre Betätigung keine zusätzlichen Gefährdungen mit sich bringen kann.
Befehlseinrichtungen müssen so angeordnet und beschaffen sein oder gesichert werden
können, dass ein unbeabsichtigtes Betätigen verhindert ist.
Vom Bedienungsstand aus muss sich das Bedienungspersonal vergewissern können,
dass sich keine Personen oder Hindernisse im Gefahrenbereich aufhalten oder befinden.
Ist dies nicht möglich, muss dem Ingangsetzen automatisch ein sicheres System wie
zum Beispiel ein System zur Personenerkennung oder mindestens ein akustisches oder
optisches Warnsignal vorgeschaltet sein.
Beschäftigte müssen ausreichend Zeit oder die Möglichkeit haben, sich den Gefahren in
Verbindung mit dem Ingangsetzen des Arbeitsmittels zu entziehen oder das Ingangset-
zen zu verhindern.
Die Befehlseinrichtungen müssen sicher sein. Bei ihrer Auslegung sind die vorhersehba-
ren Störungen, Beanspruchungen und Zwänge zu berücksichtigen.

2.2 Das Ingangsetzen eines Arbeitsmittels darf nur durch absichtliche Betätigung einer
hierfür vorgesehenen Befehlseinrichtung möglich sein.

199
BGR 104

Dies gilt auch


– für das Wiederingangsetzen nach einem Stillstand, ungeachtet der Ursache für diesen
Stillstand, und
– für die Steuerung einer wesentlichen Änderung des Betriebszustandes (zum Beispiel
der Geschwindigkeit oder des Druckes),
sofern dieses Wiederingangsetzen oder diese Änderung für die Beschäftigten nicht völlig
gefahrlos erfolgen kann.
Diese Anforderung gilt nicht für das Wiederingangsetzen oder die Änderung des Be-
triebszustandes während des normalen Programmablaufs im Automatikbetrieb.
Verfügt das Arbeitsmittel über mehrere Befehlseinrichtungen zum Ingangsetzen, so dür-
fen diese nicht gleichzeitig das Ingangsetzen freigeben.

2.3 Kraftbetriebene Arbeitsmittel müssen mit einer Befehlseinrichtung zum sicheren Still-
setzen des gesamten Arbeitsmittels ausgerüstet sein.
Jeder Arbeitsplatz muss mit Befehlseinrichtungen ausgerüstet sein, mit denen sich ent-
sprechend der Gefahrenlage das gesamte Arbeitsmittel oder nur bestimmte Teile stillset-
zen lassen, um das Arbeitsmittel in einen sicheren Zustand zu versetzen.
Der Befehl zum Stillsetzen des Arbeitsmittels muss den Befehlen zum Ingangsetzen
übergeordnet sein.
Nach dem Stillsetzen des Arbeitsmittels oder seiner gefährlichen Teile muss die Energie-
versorgung des Antriebes unterbrochen werden können.
Sind die Befehlseinrichtungen nach Nummer 2.1 gleichzeitig die Hauptbefehlseinrichtun-
gen nach Nummer 2.13, dann gelten die dortigen Forderungen sinngemäß.

2.4 Kraftbetriebene Arbeitsmittel müssen mit mindestens einer Notbefehlseinrichtung


versehen sein, mit der gefahrbringende Bewegungen oder Prozesse möglichst schnell
stillgesetzt werden, ohne zusätzliche Gefährdungen zu erzeugen.
Ihre Stellteile müssen schnell, leicht und gefahrlos erreichbar und auffällig gekennzeich-
net sein.
Dies gilt nicht, wenn durch die Notbefehlseinrichtung die Gefährdung nicht gemindert
werden kann, da die Notbefehlseinrichtung entweder die Zeit bis zum normalen Stillset-
zen nicht verkürzt oder es nicht ermöglicht, besondere, wegen der Gefährdung erforder-
liche Maßnahmen zu ergreifen.

2.5 Ist beim Arbeitsmittel mit herabfallenden oder herausschleudernden Gegenständen


zu rechnen, müssen geeignete Schutzvorrichtungen vorhanden sein.
Arbeitsmittel müssen mit Vorrichtungen zum Zurückhalten oder Ableiten von ihm ausströ-
mender Gase, Dämpfe, Flüssigkeiten oder Stäube versehen sein.

200
BGR 104

2.6 Arbeitsmittel und ihre Teile müssen durch Befestigung oder auf anderem Wege ge-
gen eine unbeabsichtigte Positions- und Lageänderung stabilisiert sein.

2.7 Die verschiedenen Teile eines Arbeitsmittels sowie die Verbindungen untereinander
müssen den Belastungen aus inneren Kräften und äußeren Lasten standhalten können.
Besteht bei Teilen eines Arbeitsmittels Splitter- oder Bruchgefahr, so müssen geeignete
Schutzeinrichtungen vorhanden sein.

2.8 Arbeitsmittel müssen mit Schutzeinrichtungen ausgestattet sein, die den unbeab-
sichtigten Zugang zum Gefahrenbereich von beweglichen Teilen verhindern oder welche
die beweglichen Teile vor dem Erreichen des Gefahrenbereiches stillsetzen.
Die Schutzeinrichtungen
– müssen stabil gebaut sein,
– dürfen keine zusätzlichen Gefährdungen verursachen,
– dürfen nicht auf einfache Weise umgangen oder unwirksam gemacht werden können,
– müssen ausreichend Abstand zum Gefahrenbereich haben,
– dürfen die Beobachtung des Arbeitszyklus nicht mehr als notwendig einschränken und
– müssen die für Einbau oder Austausch von Teilen sowie für die Instandhaltungs- und
Wartungsarbeiten erforderlichen Eingriffe möglichst ohne Demontage der Schutzein-
richtungen zulassen, wobei der Zugang auf den für die Arbeit notwendigen Bereich
beschränkt sein muss.

2.9 Die Arbeits- bzw. Instandsetzungs- und Wartungsbereiche des Arbeitsmittels müs-
sen entsprechend den vorzunehmenden Arbeiten ausreichend beleuchtet sein.

2.10 Sehr heiße oder sehr kalte Teile eines Arbeitsmittels müssen mit Schutzeinrichtun-
gen versehen sein, die verhindern, dass die Beschäftigten die betreffenden Teile berüh-
ren oder ihnen gefährlich nahe kommen.

2.11 Warneinrichtungen und Kontrollanzeigen eines Arbeitsmittels müssen leicht wahr-


nehmbar und unmissverständlich sein.

2.12 Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten müssen bei Stillstand des Arbeitsmittels


vorgenommen werden können.
Wenn dies nicht möglich ist, müssen für ihre Durchführung geeignete Schutzmaßnah-
men ergriffen werden können, oder die Instandsetzung und Wartung muss außerhalb
des Gefahrenbereichs erfolgen können.
Sind Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten unter angehobenen Teilen oder Arbeitsein-
richtungen erforderlich, so müssen diese mit geeigneten Einrichtungen gegen Herabfal-
len gesichert werden können.

201
BGR 104

Können in Arbeitsmitteln nach dem Trennen von jeder Energiequelle in Systemen mit
Speicherwirkung noch Energien gespeichert sein, so müssen Einrichtungen vorhanden
sein, mit denen diese Systeme energiefrei gemacht werden können. Diese Einrichtungen
müssen gekennzeichnet sein.
Ist ein vollständiges Energiefreimachen nicht möglich, müssen entsprechende Gefahren-
hinweise an Arbeitsmitteln vorhanden sein.

2.13 Arbeitsmittel müssen mit deutlich erkennbaren Vorrichtungen (zum Beispiel Haupt-
befehlseinrichtungen) ausgestattet sein, mit denen sie von jeder einzelnen Energiequelle
getrennt werden können. Beim Wiederingangsetzen dürfen die betreffenden Beschäftig-
ten keiner Gefährdung ausgesetzt sein. Diese Vorrichtungen (zum Beispiel Hauptbe-
fehlseinrichtungen) müssen gegen unbefugtes oder irrtümliches Betätigen zu sichern
sein; dabei ist die Trennung einer Steckverbindung nur dann ausreichend, wenn die
Kupplungsstelle vom Bedienungsstand überwacht werden kann.
Diese Vorrichtungen, ausgenommen Steckverbindungen, dürfen jeweils nur eine "Aus"-
und "Ein"-Stellung haben.

2.14 Arbeitsmittel müssen zur Gewährleistung der Sicherheit der Beschäftigten mit den
dazu erforderlichen Kennzeichnungen (zum Beispiel Hersteller, technische Daten) oder
Gefahrenhinweisen versehen sein.

2.15 Bei Produktions-, Einstellungs-, Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten an Ar-


beitsmitteln muss für die Beschäftigten ein sicherer Zugang zu allen hierfür notwendigen
Stellen vorhanden sein.
An diesen Stellen muss ein gefahrloser Aufenthalt möglich sein.

2.16 Arbeitsmittel müssen für den Schutz der Beschäftigten gegen Gefährdung durch
Brand oder Erhitzung des Arbeitsmittels oder durch Freisetzung von Gas, Staub, Flüs-
sigkeiten, Dampf oder anderen Stoffen ausgelegt werden, die in Arbeitsmitteln erzeugt,
verwendet oder gelagert werden.

2.17 Arbeitsmittel müssen so ausgelegt sein, dass jegliche Explosionsgefahr, die von
den Arbeitsmitteln selbst oder von Gasen, Flüssigkeiten, Stäuben, Dämpfen und anderen
freigesetzten oder verwendeten Substanzen ausgeht, vermieden wird.

2.18 Arbeitsmittel müssen mit einem Schutz gegen direktes oder indirektes Berühren
spannungsführender Teile ausgelegt sein.

2.19 Arbeitsmittel müssen gegen Gefährdungen aus der von ihnen verwendeten nicht
elektrischen Energie (zum Beispiel hydraulische, pneumatische, thermische) ausgelegt
sein.

202
BGR 104

Leitungen, Schläuche und andere Einrichtungen zum Erzeugen oder Fortleiten dieser
Energien müssen so verlegt sein, dass mechanische, thermische oder chemische Be-
schädigungen vermieden werden.

3 Zusätzliche Mindestvorschriften für besondere Arbeitsmittel

3.1 Mindestvorschriften für mobile Arbeitsmittel, die selbstfahrende oder nicht


selbstfahrende sind

3.1.1 Mobile Arbeitsmittel müssen so ausgerüstet sein, dass die Gefährdungen für die
mitfahrenden Beschäftigten während der Fortbewegung reduziert sind.
Dies gilt auch für die Gefährdungen durch Kontakt der Beschäftigten mit Rädern und Ket-
ten und durch Einklemmen durch diese.

3.1.2 Sofern durch das plötzliche Blockieren der Energieübertragungsvorrichtungen zwi-


schen mobilen Arbeitsmitteln und ihren Zusatzausrüstungen oder Anhängern spezifische
Gefährdungen entstehen können, müssen diese Arbeitsmittel so ausgerüstet oder umge-
staltet werden, dass ein Blockieren der Energieübertragungsvorrichtungen verhindert
wird.
Sofern sich ein solches Blockieren nicht vermeiden lässt, sind alle Maßnahmen zu er-
greifen, um gefährliche Folgen für die Beschäftigten zu verhindern.
3.1.3 Sofern die Vorrichtungen zur Energieübertragung zwischen mobilen Arbeitsmitteln
beim Schleifen auf dem Boden verschmutzen oder beschädigt werden können, sind Auf-
hängevorrichtungen vorzusehen.

3.1.4 Für mitfahrende Beschäftigte sind unter Berücksichtigung der bestimmungsgemä-


ßen Verwendung die Gefährdungen aus einem Überrollen oder Kippen des Arbeitsmit-
tels zu begrenzen, und zwar durch
– eine Einrichtung, die verhindert, dass das Arbeitsmittel um mehr als eine Vierteldre-
hung kippt,
– eine Einrichtung, die gewährleistet, dass ein ausreichender Freiraum um mitfahrende
Beschäftigte erhalten bleibt, sofern die Kippbewegung mehr als eine Vierteldrehung
ausmachen kann, oder
– eine andere Einrichtung mit gleicher Schutzwirkung.
Diese Einrichtungen sind nicht erforderlich, wenn die Schutzwirkung durch die Konstruk-
tion des Arbeitsmittels selbst gegeben ist.
Diese Einrichtungen sind nicht erforderlich, sofern das Arbeitsmittel während der Benut-
zung stabilisiert wird oder wenn ein Überrollen oder Kippen des Arbeitsmittels auf Grund
der Bauart unmöglich ist.

203
BGR 104

Besteht die Gefährdung, dass ein mitfahrender Beschäftigter bei einem Überrollen oder
Kippen des Arbeitsmittels zwischen Teilen der Arbeitsmittel und dem Boden einge-
quetscht wird, ist ein Rückhaltesystem für die mitfahrenden Beschäftigten einzubauen.

3.1.5 Flurförderzeuge mit aufsitzendem Beschäftigten bzw. aufsitzenden Beschäftigten


sind so zu gestalten oder auszurüsten, dass die Gefährdungen durch ein Kippen der
Flurförderzeuge begrenzt werden, zum Beispiel
– durch Verwendung einer Fahrerkabine,
– mit einer Einrichtung, die verhindert, dass Flurförderzeuge kippen,
– mit einer Einrichtung, die gewährleistet, dass bei kippenden Flurförderzeugen für die
aufsitzenden Beschäftigten zwischen Flur und Teilen der Flurförderzeuge ein ausrei-
chender Freiraum verbleibt, oder
– mit einer Einrichtung, die bewirkt, dass die Beschäftigten auf dem Fahrersitz gehalten
werden, so dass sie von Teilen umstürzender Flurförderzeuge nicht erfasst werden
können.

3.1.6 Mobile selbstfahrende Arbeitsmittel müssen folgende Bedingungen erfüllen:


a) Sie müssen gegen unerlaubtes Ingangsetzen gesichert werden können.
b) Sie sind mit geeigneten Vorrichtungen zu versehen, durch die die Folgen eines mög-
lichen Zusammenstoßes bei gleichzeitiger Bewegung mehrerer schienengebundener
Arbeitsmittel verringert werden.
c) Sie sind mit einer Brems- und Feststelleinrichtung zu versehen; sofern dies aus Si-
cherheitsgründen erforderlich ist, muss eine über leicht zugängliche Befehlseinrich-
tungen oder eine Automatik ausgelöste Notbremsvorrichtung das Abbremsen und
Anhalten im Fall des Versagens der Hauptbremsvorrichtung ermöglichen.
d) Reicht die direkte Sicht des Fahrers nicht aus, um die Sicherheit zu gewährleisten,
sind geeignete Hilfsvorrichtungen zur Verbesserung der Sicht anzubringen.
e) Sofern sie für den Einsatz bei Nacht oder in unbeleuchteter Umgebung vorgesehen
sind, müssen sie mit einer den durchzuführenden Arbeiten entsprechenden Beleuch-
tungsvorrichtung versehen werden und ausreichend Sicherheit für die Beschäftigten
bieten.
f) Sofern durch sie selbst oder ihre Anhänger oder Ladungen eine Gefährdung durch
Brand besteht, sind sie mit entsprechenden Brandbekämpfungseinrichtungen auszu-
rüsten, außer wenn diese am Einsatzort an ausreichend nahe liegenden Stellen vor-
handen sind.
g) Sofern sie ferngesteuert sind, müssen sie automatisch anhalten, wenn sie aus dem
Kontrollbereich der Steuerung herausfahren.
h) Sofern sie automatisch gesteuert sind und unter normalen Einsatzbedingungen mit
Beschäftigten zusammenstoßen oder diese einklemmen können, sind sie mit ent-
sprechenden Schutzvorrichtungen auszurüsten, es sei denn, dass andere geeignete
Vorrichtungen die Gefährdung eines Zusammenstoßes in Grenzen halten.

204
BGR 104

3.1.7 Wenn sich Beschäftigte im Gefahrenbereich aufhalten müssen, dann müssen Be-
fehlseinrichtungen der Arbeitsmittel so beschaffen sein, dass die Arbeitsmittel beim Los-
lassen der Einrichtungen selbsttätig unverzüglich zum Stillstand kommen.

3.1.8 Die Geschwindigkeit des durch Mitgänger geführten Arbeitsmittels muss durch den
Mitgänger erforderlichenfalls selbst angepasst werden können.
Die Befehlseinrichtungen von durch Mitgänger geführten Arbeitsmitteln müssen so be-
schaffen sein, dass sie beim Loslassen der Einrichtungen selbsttätig unverzüglich zum
Stillstand kommen.

3.1.9 Einrichtungen zur Verbindung von mobilen Arbeitsmitteln müssen so beschaffen


sein, dass sie
– gegen unbeabsichtigtes Lösen gesichert sind und
– sich gefahrlos und leicht betätigen lassen.

3.2 Mindestvorschriften für Arbeitsmittel zum Heben von Lasten

3.2.1 Arbeitsmittel zum Heben von Lasten, ihre Lastaufnahmeeinrichtungen und gege-
benenfalls abnehmbare Teile müssen mit ausreichender Standsicherheit und Festigkeit
ausgelegt sein, sowohl im Betrieb als auch außer Betrieb unter vorgesehenen Witte-
rungsbedingungen, während des Transportes, des Auf- und Abbaus, bei vorhersehbaren
Ausfällen, bei vorgesehenen Prüfungen, auch mit Prüflast. Soweit erforderlich müssen
Arbeitsmittel mit einer Einrichtung versehen sein, die ein Überschreiten der zulässigen
Tragfähigkeit verhindert.
Hierbei sind insbesondere die Belastungen der Aufhängepunkte oder der Verankerungs-
punkte an den tragenden Teilen zu berücksichtigen.

3.2.2 Arbeitsmittel zum Heben von Lasten müssen mit einem deutlich sichtbaren Hin-
weis auf die zulässige Tragfähigkeit und gegebenenfalls mit einem Schild versehen sein,
auf dem die zulässige Tragfähigkeit für die einzelnen Betriebszustände angegeben ist.
Lastaufnahmeeinrichtungen sind so zu kennzeichnen, dass ihre für eine sichere Benut-
zung grundlegenden Eigenschaften zu erkennen sind.
Arbeitsmittel zum Heben von Beschäftigten müssen entsprechend deutlich und sichtbar
gekennzeichnet sein.

3.2.3 Arbeitsmittel zum Heben von Lasten müssen insbesondere verhindern, dass die
Lasten
a) sich ungewollt gefährlich verlagern oder im freien Fall herabstürzen oder
b) unbeabsichtigt ausgehakt werden.
Befehlseinrichtungen zur Steuerung von Bewegungen müssen nach ihrer Betätigung von
selbst in die Nullstellung zurückgehen und die eingeleitete Bewegung unterbrechen.

205
BGR 104

Dies gilt nicht, wenn der Aufenthalt von Beschäftigten im Gefahrenbereich sicher verhin-
dert ist.

3.2.3.1 Die maximalen Fahrgeschwindigkeiten flurgesteuerter Arbeitsmittel müssen für


den steuernden Beschäftigten selbst angemessen sein.

3.2.3.2 Hub-, Fahr- und Drehbewegungen müssen abgebremst und ungewollte Bewe-
gungen müssen verhindert werden können.

3.2.3.3 Kraftbetriebene Hubbewegungen müssen begrenzt sein. Schienenfahrbahnen


müssen mit Fahrbahnbegrenzungen ausgerüstet sein.

3.2.3.4 Können beim Betreiben von Arbeitsmitteln Personen gefährdet werden und be-
findet sich die Befehlseinrichtung nicht in der Nähe der Last, müssen die Arbeitsmittel mit
Warneinrichtungen ausgerüstet sein.

3.2.3.5 Der Rückschlag von Betätigungseinrichtungen handbetriebener Arbeitsmittel


muss begrenzt sein.

3.2.4 Arbeitsmittel zum Heben oder Fortbewegen von Beschäftigten müssen so be-
schaffen sein, dass
a) die Gefährdung durch Absturz des Lastaufnahmemittels, sofern ein solches vorhan-
den ist, mit geeigneten Vorrichtungen verhindert wird;
b) das Herausfallen der Beschäftigten aus dem Personenaufnahmemittel des Arbeits-
mittels verhindert ist;
c) die Gefährdung des Quetschens oder des Einklemmens der Beschäftigten oder des
Zusammenstoßes mit den Beschäftigten, insbesondere infolge eines unbeabsichtig-
ten Kontakts mit Gegenständen, minimiert wird;
d) die Sicherheit der bei einer Störung im Personenaufnahmemittel festsitzenden Be-
schäftigten gewährleistet und ihre Befreiung ermöglicht wird.
Können wegen des Standorts und des Höhenunterschieds die unter Buchstabe a) ge-
nannten Gefährdungen durch keinerlei Sicherheitsvorrichtungen vermieden werden,
muss das Arbeitsmittel einen erhöhten Sicherheitskoeffizienten aufweisen.

206
BGR 104

Anhang 2

Mindestvorschriften zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschut-


zes der Beschäftigten bei der Benutzung von Arbeitsmitteln

1 Vorbemerkung

Die im Folgenden aufgeführten Mindestanforderungen zur Bereitstellung und Benutzung


von Arbeitsmitteln sind bei der Gefährdungsbeurteilung nach § 3 einzubeziehen.

2 Allgemeine Mindestvorschriften

2.1 Der Arbeitgeber beschafft die erforderlichen Informationen, die Hinweise zur siche-
ren Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel geben. Er wählt die unter den Um-
ständen seines Betriebs für die sichere Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel
bedeutsamen Informationen aus und bezieht sie bei der Festlegung der Schutzmaßnah-
men ein. Er bringt den Beschäftigten die erforderliche Information zur Kenntnis.
Diese sind bei der Benutzung der Arbeitsmittel zu beachten.

2.2 Die Arbeitsmittel sind so bereitzustellen und zu benutzen, dass Gefährdungen für
Beschäftigte durch physikalische, chemische und biologische Einwirkungen vermieden
werden.
Insbesondere muss gewährleistet sein, dass
– Arbeitsmittel nicht für Arbeitsgänge und unter Bedingungen eingesetzt werden, für die
sie entsprechend der Betriebsanleitung des Herstellers nicht geeignet sind,
– der Auf- und Abbau der Arbeitsmittel entsprechend den Hinweisen des Herstellers si-
cher durchgeführt werden kann,
– genügend freier Raum zwischen beweglichen Bauteilen der Arbeitsmittel und festen
oder beweglichen Teilen in ihrer Umgebung vorhanden ist und
– alle verwendeten oder erzeugten Energieformen und Materialien sicher zugeführt und
entfernt werden können.
Können Gefährdungen für Beschäftigte bei der Benutzung von Arbeitsmitteln nicht ver-
mieden werden, so sind angemessene Maßnahmen festzulegen und umzusetzen.

2.3 Bei der Benutzung der Arbeitsmittel müssen die Schutzeinrichtungen benutzt wer-
den und dürfen nicht unwirksam gemacht werden.

2.4 Der Arbeitgeber hat Vorkehrungen zu treffen, damit


– bei der Benutzung der Arbeitsmittel eine angemessene Beleuchtung gewährleistet ist;

207
BGR 104

– die Arbeitsmittel vor der Benutzung auf Mängel überprüft werden und während der
Benutzung, soweit möglich, Mängelfreiheit gewährleistet ist. Bei Feststellung von Män-
geln, die Auswirkungen auf die Sicherheit der Beschäftigten haben, dürfen die Arbeits-
mittel nicht benutzt werden. Werden derartige Mängel während der Benutzung festge-
stellt, dürfen die Arbeitsmittel nicht weiter benutzt werden.
– Änderungs-, Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten nur bei Stillstand des Arbeitsmit-
tels vorgenommen werden. Das Arbeitsmittel und seine beweglichen Teile sind wäh-
rend dieser Arbeiten gegen Einschalten und unbeabsichtigte Bewegung zu sichern. Ist
es nicht möglich die Arbeiten bei Stillstand des Arbeitsmittels durchzuführen, so sind
angemessene Maßnahmen zu treffen, welche die Gefährdung für die Beschäftigten
verringern. Maßnahmen der Instandsetzung und Wartung sind zu dokumentieren; so-
fern ein Wartungsbuch zu führen ist, sind die Eintragungen auf dem neuesten Stand
zu halten.
– zur Vermeidung von Gefährdungen bei der Benutzung von Arbeitsmitteln an den Ar-
beitsmitteln oder in der Umgebung angemessene, verständliche und gut wahrnehmba-
re Kennzeichnungen und Gefahrenhinweise angebracht werden. Diese müssen von
den Beschäftigten beachtet werden.
– die Benutzung von Arbeitsmitteln im Freien angepasst an die Witterungsverhältnisse
so erfolgt, dass Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten gewährleistet ist.

2.5 Die Benutzung der Arbeitsmittel bleibt dazu geeigneten, unterwiesenen oder beauf-
tragten Beschäftigten vorbehalten. Trifft dies für Beschäftigte nicht zu, dürfen diese Ar-
beitsmittel nur unter Aufsicht der Beschäftigten nach Satz 1 benutzt werden.

2.6 Die Arbeitsmittel sind so aufzubewahren, dass deren sicherer Zustand erhalten
bleibt.

2.7 Bei der Benutzung von Arbeitsmitteln müssen angemessene Möglichkeiten zur Ver-
ständigung sowie Warnung bestehen und bei Bedarf genutzt werden, um Gefährdungen
für die Beschäftigten abzuwenden. Signale müssen leicht wahrnehmbar und unmissver-
ständlich sein. Sie sind gegebenenfalls zwischen den beteiligten Beschäftigten zu ver-
einbaren.

3 Mindestanforderungen für die Benutzung mobiler selbstfahrender und nicht-


selbstfahrender Arbeitsmittel

3.1 Der Arbeitgeber hat Vorkehrungen zu treffen, damit


– das Führen selbstfahrender Arbeitsmittel den Beschäftigten vorbehalten bleibt, die im
Hinblick auf das sichere Führen dieser Arbeitsmittel eine angemessene Unterweisung
erhalten haben und dazu geeignet sind.
– für die Benutzung mobiler Arbeitsmittel in einem Arbeitsbereich geeignete Verkehrs-
regeln festgelegt und eingehalten werden.

208
BGR 104

– verhindert wird, dass sich Beschäftigte im Gefahrenbereich selbstfahrender Arbeits-


mittel aufhalten. Ist die Anwesenheit aus betrieblichen Gründen unvermeidlich, sind
Maßnahmen zu treffen, um Verletzungen der Beschäftigten zu verhindern.
– mobile Arbeitsmittel mit Verbrennungsmotor oder mit anderen kraftbetriebenen Ein-
richtungen nur benutzt werden, wenn die Zufuhr gesundheitlich zuträglicher Atemluft
in ausreichender Menge sichergestellt ist.
– Verbindung und Trennung mobiler Arbeitsmittel mit anderen mobilen Arbeitsmitteln
oder Zusatzausrüstungen ohne Gefährdung für die Beschäftigten erfolgt. Verbindun-
gen müssen ausreichend bemessen sein und dürfen sich nicht unbeabsichtigt lösen
können.
– mobile Arbeitsmittel so abgestellt und beim Transport sowie der Be- und Entladung so
gesichert werden, dass unbeabsichtigte Bewegungen der Arbeitsmittel vermieden
sind.

3.2 Das Mitfahren von Beschäftigten auf mobilen Arbeitsmitteln ist nur auf sicheren und
für diesen Zweck ausgerüsteten Plätzen erlaubt. Die Geschwindigkeit ist zu verringern,
falls Arbeiten während des Fahrens durchgeführt werden müssen.

4 Mindestanforderungen für die Benutzung von Arbeitsmitteln zum Heben von


Lasten

4.1 Allgemeine Forderungen

4.1.1 Der Arbeitgeber hat Vorkehrungen zu treffen, damit


– die demontierbaren und mobilen Arbeitsmittel zum Heben von Lasten so aufgestellt
und benutzt werden, dass die Standsicherheit des Arbeitsmittels gewährleistet ist und
dessen Kippen, Verschieben oder Abrutschen verhindert wird. Die korrekte Durchfüh-
rung der Maßnahmen ist zu überprüfen.
– das Heben von Beschäftigten nur mit für diesen Zweck vorgesehenen Arbeitsmitteln
und Zusatzausrüstungen erfolgt. Das Heben von Beschäftigten durch hierfür nicht vor-
gesehene Arbeitsmittel ist ausnahmsweise zulässig, sofern geeignete Maßnahmen er-
griffen wurden, welche die Sicherheit gewährleisten und eine angemessene Über-
wachung sicherstellen.
– beim Heben von Beschäftigten mit Arbeitsmitteln während ihrer Anwesenheit auf der
Lastaufnahmeeinrichtung der Steuerstand ständig besetzt ist. Es müssen sichere Mit-
tel zur Verständigung zur Verfügung stehen. Eine Bergung im Gefahrenfall ist im Vor-
aus zu planen.
– hängende Lasten nicht über ungeschützte Arbeitsplätze geführt werden und sich keine
Beschäftigten unter hängenden Lasten aufhalten. Sofern im Rahmen des reibungs-
losen Ablaufs der Arbeiten, die Anwesenheit von Beschäftigten unter hängenden Las-
ten nicht vermieden werden kann, sind geeignete Maßnahmen festzulegen und anzu-
wenden. Hierbei dürfen kraftschlüssig wirkende Lastaufnahmemittel nicht verwendet
werden.

209
BGR 104

– Lasten sicher angeschlagen werden und sich die Lasten, Lastaufnahme- sowie An-
schlagmittel nicht unbeabsichtigt lösen oder verschieben können. Die Lastaufnahme-
und Anschlagmittel sind entsprechend den zu handhabenden Lasten, den Greifpunk-
ten, den Einhakvorrichtungen, den Witterungsbedingungen sowie der Art und Weise
des Anschlagens auszuwählen. Bei der Benutzung von Lastaufnahme und Anschlag-
mitteln müssen den Beschäftigten angemessene Informationen über deren Eigen-
schaften zur Verfügung stehen. Verbindungen von Anschlagmitteln sind deutlich zu
kennzeichnen, sofern sie nach der Benutzung nicht getrennt werden.
– das Lastaufnahmemittel nach Anhang 1 Nr. 3.2.4 Buchstabe a) auf seinen einwand-
freien Zustand arbeitstäglich überprüft wird.

4.1.2 Die Lastaufnahme- und Anschlagmittel sind so aufzubewahren, dass ihre Beschä-
digung und die Beeinträchtigung ihrer Funktionsfähigkeit ausgeschlossen sind.

4.2 Mindestanforderungen für die Benutzung von Arbeitsmitteln zum Heben von
nichtgeführten Lasten

4.2.1 Sind zwei oder mehrere Arbeitsmittel zum Heben von nichtgeführten Lasten an ei-
nem Arbeitsplatz so aufgebaut oder montiert, dass sich ihre Aktionsbereiche überschnei-
den, sind geeignete Maßnahmen zu treffen, um Zusammenstöße zwischen Lasten und
Bauteilen der Arbeitsmittel zu verhindern.

4.2.2 Kann der Beschäftigte, der ein Arbeitsmittel zum Heben von Lasten bedient, die
Last über den gesamten Weg weder direkt, noch durch Zusatzgeräte beobachten, ist er
durch einen anderen Beschäftigten einzuweisen. Es sind organisatorische Maßnahmen
zu treffen, um Zusammenstöße mit der Last zu verhindern, die Beschäftigte gefährden
können.

4.2.3 Der Arbeitgeber hat Vorkehrungen zu treffen, damit


– der Arbeitsablauf so gestaltet wird, dass Lasten sicher von Hand ein- und ausgehängt
werden können. Es ist insbesondere zu gewährleisten, dass die betreffenden Beschäf-
tigten direkt oder indirekt den Vorgang steuern.
– alle Hebevorgänge mit nichtgeführten Lasten ordnungsgemäß geplant und so durch-
geführt werden, dass die Sicherheit der Beschäftigten gewährleistet ist. Wenn eine
Last gleichzeitig durch zwei oder mehrere Arbeitsmittel angehoben werden soll, ist ein
Verfahren festzulegen und zu überwachen, das die Zusammenarbeit sicherstellt.
– solche Arbeitsmittel zum Heben von nichtgeführten Lasten eingesetzt werden, die die-
se Lasten auch bei einem teilweisen oder vollständigen Energieausfall sicher halten;
andernfalls sind geeignete Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, dass Beschäftig-
te daraus herrührenden Gefährdungen ausgesetzt werden. Hängende Lasten dürfen
nicht unüberwacht bleiben, es sei denn, dass der Zugang zum Gefahrenbereich ver-
hindert wird, die Last sicher eingehängt wurde und sicher im hängenden Zustand
gehalten wird.

210
BGR 104

– die Benutzung von Arbeitsmitteln zum Heben von nichtgeführten Lasten im Freien ein-
gestellt wird, sobald die Witterungsbedingungen die Funktionssicherheit des Arbeits-
mittels so beeinträchtigen, dass die Beschäftigten hierdurch Gefährdungen ausgesetzt
sind. Es müssen die vom Hersteller des Arbeitsmittels vorgegebenen Maßnahmen ge-
troffen werden, die insbesondere das Umkippen des Arbeitsmittels verhindern.

5 Mindestanforderungen für die Benutzung von Arbeitsmitteln, die für zeitweili-


ge Arbeiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen bereitgestellt werden

5.1 Allgemeine Mindestvorschriften

5.1.1 Diese Vorschriften finden Anwendung bei der Benutzung einschließlich des Auf-,
Um- und Abbaus von Gerüsten sowie bei der Benutzung von Leitern und von Zugangs-
und Positionierungsverfahren unter der Zuhilfenahme von Seilen, die für zeitweilige Ar-
beiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen bereitgestellt werden.

5.1.2 Wenn zeitweilige Arbeiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen nicht auf sichere
Weise und unter angemessenen ergonomischen Bedingungen von einer geeigneten
Standfläche aus verrichtet werden können, sind Arbeitsmittel auszuwählen, die am ge-
eignetsten sind, um während ihrer Benutzung sichere Arbeitsbedingungen auf Dauer zu
gewährleisten. Dabei muss dem kollektiven Gefahrenschutz Vorrang vor dem individuel-
len Gefahrenschutz eingeräumt werden. Das ausgewählte Arbeitsmittel muss der Art der
auszuführenden Arbeiten und den vorhersehbaren Beanspruchungen angepasst sein
und eine gefahrlose Benutzung erlauben.
Die Auswahl der geeignetsten Zugangsmittel zu hoch gelegenen Arbeitsplätzen, an de-
nen zeitweilige Arbeiten ausgeführt werden, hat unter Berücksichtigung des zu überwin-
denden Höhenunterschieds sowie der Dauer und der Häufigkeit der Benutzung zu erfol-
gen. Diese Auswahl muss auch die Flucht bei drohender Gefahr ermöglichen. Beim Zu-
gang zum hoch gelegenen Arbeitsplatz und umgekehrt dürfen keine zusätzlichen Ab-
sturzgefahren entstehen.

5.1.3 Alle Einrichtungen, die als Zugänge oder zeitweilige hoch gelegene Arbeitsplätze
Anwendung finden, müssen so bemessen, aufgestellt, unterstützt, ausgesteift, verankert
und beschaffen sein, dass sie die bei der vorgesehenen Verwendung anfallenden Lasten
aufnehmen und ableiten können. Sie dürfen nicht überlastet werden und müssen auch
während der einzelnen Bauzustände und der gesamten Nutzungszeit standsicher sein.

5.1.4 Die Benutzung einer Leiter als hoch gelegener Arbeitsplatz ist auf Umstände zu
beschränken, unter denen die Benutzung anderer, sichererer Arbeitsmittel wegen der ge-
ringen Gefährdung und wegen der geringen Dauer der Benutzung oder der vorhandenen
baulichen Gegebenheiten, die der Arbeitgeber nicht ändern kann, nicht gerechtfertigt ist.

5.1.5 Zugangs- und Positionierungsverfahren unter Zuhilfenahme von Seilen dürfen nur
angewandt werden, wenn die Verwendung anderer, sichererer Arbeitsmittel nicht ver-

211
BGR 104

hältnismäßig ist, und wenn die Gefährdungsbeurteilung ergibt, dass die betreffende Ar-
beit sicher durchgeführt werden kann.

5.1.6 Je nach Art des Arbeitsmittels, das auf der Grundlage der vorstehenden Nummern
gewählt wird, sind geeignete Vorkehrungen zu treffen, um die mit diesem Arbeitsmitteltyp
verbundenen Gefahren für die Beschäftigten so gering wie möglich zu halten. Erforderli-
chenfalls ist die Anbringung von Absturzsicherungen vorzusehen. Diese Vorrichtungen
müssen so gestaltet und so beschaffen sein, dass Abstürze verhindert und Verletzungen
der Beschäftigten so weit wie möglich vermieden werden. Die kollektiven Absturzsiche-
rungen dürfen nur an Zugängen zu Leitern oder Treppen unterbrochen werden.
Lassen sich aus arbeitstechnischen Gründen kollektive Absturzsicherungen nicht ver-
wenden, müssen an deren Stelle kollektive Einrichtungen zum Auffangen abstürzender
Personen (Auffangeinrichtungen) vorhanden sein.

5.1.7 Wenn es für die Ausführung einer besonderen Arbeit erforderlich ist, eine kollekti-
ve Absturzsicherung vorübergehend zu entfernen, müssen wirksame Ersatzmaßnahmen
für die Sicherheit der Beschäftigten getroffen werden. Die Arbeit darf erst ausgeführt
werden, wenn diese Maßnahmen getroffen wurden. Sobald diese besondere Arbeit end-
gültig oder vorübergehend abgeschlossen ist, müssen die kollektiven Absturzsicherun-
gen unverzüglich wieder angebracht werden.

5.1.8 Zeitweilige Arbeiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen dürfen mittels der unter
Nummer 5.1.1 genannten Arbeitsmittel nur dann ausgeführt werden, wenn die Witte-
rungsverhältnisse die Sicherheit und die Gesundheit der Beschäftigten nicht beeinträch-
tigen. Insbesondere dürfen zeitweilige Arbeiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen nicht
begonnen oder fortgesetzt werden, wenn durch starken oder böigen Wind, Vereisung
oder Schneeglätte die Gefahr besteht, dass Beschäftigte abstürzen oder durch herabfal-
lende oder umfallende Teile verletzt werden.

5.2 Besondere Vorschriften für die Benutzung von Gerüsten

5.2.1 Kann das gewählte Gerüst nicht nach einer allgemein anerkannten Regelausfüh-
rung errichtet werden, ist für das Gerüst oder einzelne Bereiche des Gerüsts eine Fes-
tigkeits- und Standfestigkeitsberechnung vorzunehmen.

5.2.2 Der für die Gerüstbauarbeiten verantwortliche Arbeitgeber oder eine von ihm be-
stimmte, befähigte Person hat je nach Komplexität des gewählten Gerüsts einen Plan für
Aufbau, Benutzung und Abbau zu erstellen. Dabei kann es sich um eine allgemeine Auf-
bau- und Verwendungsanleitung handeln, die durch Detailangaben für das jeweilige Ge-
rüst ergänzt wird.

5.2.3 Die Standsicherheit des Gerüsts muss sichergestellt sein. Gerüste, die freistehend
nicht standsicher sind, müssen verankert werden. Die Ständer eines Gerüsts sind vor der
Gefahr des Verrutschens durch Fixierung an der Auflagefläche, durch eine Gleitschutz-

212
BGR 104

vorrichtung oder durch ein anderes, gleichwertiges Mittel zu schützen. Die belastete Flä-
che muss eine ausreichende Tragfähigkeit haben. Ein unbeabsichtigtes Fortbewegen
von Fahrgerüsten während der Arbeiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen muss durch
geeignete Vorrichtungen verhindert werden. Während des Aufenthalts von Beschäftigten
auf einem Fahrgerüst darf dieses nicht fortbewegt werden.

5.2.4 Die Abmessungen, die Form und die Anordnung der Gerüstbeläge müssen für die
auszuführende Arbeit geeignet sein. Die Gerüstbeläge müssen an die zu erwartende
Beanspruchung angepasst sein und ein gefahrloses Begehen erlauben. Die Gerüstbelä-
ge sind dicht aneinander und so zu verlegen, dass sie bei normaler Benutzung nicht wip-
pen und nicht verrutschen können. Zwischen den einzelnen Gerüstbelägen und dem Sei-
tenschutz darf kein gefährlicher Zwischenraum vorhanden sein.

5.2.5 Wenn bestimmte Teile eines Gerüsts nicht einsatzbereit sind – insbesondere wäh-
rend des Auf-, Ab- oder Umbaus – sind diese Teile mit dem Verbotszeichen "Zutritt ver-
boten" zu kennzeichnen und durch Absperrungen, die den Zugang zur Gefahrenzone
verhindern, angemessen abzugrenzen.

5.2.6 Gerüste dürfen nur unter der Aufsicht einer befähigten Person und von fachlich ge-
eigneten Beschäftigten auf-, ab- oder umgebaut werden, die speziell für diese Arbeiten
eine angemessene Unterweisung gemäß § 9 erhalten haben, die sich insbesondere auf
Folgendes erstreckt:
a) Verstehen des Plans für den Auf-, Ab- oder Umbau des betreffenden Gerüsts,
b) sicherer Auf-, Ab- oder Umbau des betreffenden Gerüsts,
c) vorbeugende Maßnahmen gegen die Gefahr des Absturzes von Personen und des
Herabfallens von Gegenständen,
d) Sicherheitsvorkehrungen für den Fall, dass sich die Witterungsverhältnisse so ver-
ändern, dass die Sicherheit des betreffenden Gerüsts und der betroffenen Personen
beeinträchtigt sein könnte,
e) zulässige Belastungen,
f) alle anderen, mit dem Auf-, Ab- oder Umbau gegebenenfalls verbundenen Gefahren.
Der die Gerüstarbeiten beaufsichtigenden, befähigten Person und den betreffenden Be-
schäftigten muss die in Nummer 5.2.2 vorgesehene Aufbau- und Verwendungsanleitung
mit allen darin enthaltenen Anweisungen vorliegen.

5.3 Besondere Vorschriften für die Benutzung von Leitern

5.3.1 Der Arbeitgeber darf Beschäftigten nur solche Leitern zur Verfügung stellen, die
nach ihrer Bauart für die jeweils auszuführende Arbeit geeignet sind. Der Arbeitgeber hat
dafür zu sorgen, dass Leitern wiederkehrend auf ihren ordnungsgemäßen Zustand über-
prüft werden.

213
BGR 104

5.3.2 Leitern müssen während der Benutzung standsicher und sicher begehbar aufge-
stellt sein. Leitern müssen zusätzlich gegen Umstürzen gesichert werden, wenn die Art
der auszuführenden Arbeit dies erfordert. Tragbare Leitern müssen so auf einem tragfä-
higen, unbeweglichen und angemessen dimensionierten Untergrund stehen, dass die
Stufen in horizontaler Stellung bleiben. Hängeleitern sind gegen unbeabsichtigtes Aus-
hängen zu sichern. Sie müssen sicher und – mit Ausnahme von Strickleitern – so befes-
tigt sein, dass sie nicht verrutschen oder in eine Pendelbewegung geraten können.

5.3.3 Das Verrutschen der Leiterfüße von tragbaren Leitern ist während der Benutzung
dieser Leitern entweder durch Fixierung des oberen oder unteren Teils der Holme, durch
eine Gleitschutzvorrichtung oder durch eine andere, gleichwertige Lösung zu verhindern.
Leitern, die als Aufstieg benutzt werden, müssen so beschaffen sein, dass sie weit genug
über die Austrittsstelle hinausragen, sofern nicht andere Vorrichtungen ein sicheres Fest-
halten erlauben. Aus mehreren Teilen bestehende Steckleitern oder Schiebeleitern sind
so zu verwenden, dass die Leiterteile unbeweglich miteinander verbunden bleiben. Fahr-
bare Leitern sind vor ihrer Benutzung sicher zu arretieren.

5.3.4 Leitern sind so zu verwenden, dass die Beschäftigten jederzeit sicher stehen und
sich sicher festhalten können. Wenn auf einer Leiter eine Last getragen werden muss,
darf dies ein sicheres Festhalten nicht verhindern.

5.4 Besondere Vorschriften für Zugangs- und Positionierungsverfahren unter Zu-


hilfenahme von Seilen

5.4.1 Bei der Verwendung eines Zugangs- und Positionierungsverfahrens unter Zuhilfe-
nahme von Seilen müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
a) Das System umfasst mindestens zwei getrennt voneinander befestigte Seile, wobei
eines als Zugangs-, Absenk- und Haltemittel (Arbeitsseil) und das andere als Siche-
rungsmittel (Sicherungsseil) dient.
b) Die Beschäftigten erhalten und verwenden einen geeigneten Auffanggurt, über den
sie mit dem Sicherungsseil verbunden sind.
c) In dem System ist ein Sitz mit angemessenem Zubehör vorzusehen, der mit dem Ar-
beitsseil verbunden ist.
d) Das Arbeitsseil wird mit sicheren Mitteln für das Aufseilen und Abseilen ausgerüstet.
Es umfasst ein selbstsicherndes System, das in den Fällen, in denen Beschäftigte
die Kontrolle über ihre Bewegungen verlieren, einen Absturz verhindert. Das Siche-
rungsseil ist mit einer bewegungssynchron mitlaufenden, beweglichen Absturzsiche-
rung auszurüsten.
e) Werkzeug und anderes Zubehör, das von den Beschäftigten benutzt werden soll, ist
an deren Auffanggurt oder Sitz oder unter Rückgriff auf andere, angemessene Mittel
zu befestigen.
f) Die Arbeiten sind sorgfältig zu planen und zu überwachen, damit den Beschäftigten
bei Bedarf unmittelbar Hilfe geleistet werden kann.

214
BGR 104

g) Die betreffenden Beschäftigten haben gemäß § 9 eine angemessene und spezielle


Unterweisung in den vorgesehenen Arbeitsverfahren, insbesondere in Bezug auf die
Rettungsverfahren, zu erhalten.

5.4.2 Unter außergewöhnlichen Umständen, bei denen die Gefährdungsbeurteilung er-


gibt, dass die Verwendung eines zweiten Seils eine größere Gefährdung bei den Arbei-
ten bewirken würde, ist die Verwendung eines einzigen Seils zulässig, sofern geeignete
Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten.

215
BGR 104

Anhang 3

Zoneneinteilung explosionsgefährdeter Bereiche

1 Vorbemerkung

Die nachfolgende Zoneneinteilung gilt für Bereiche, in denen Vorkehrungen gemäß den
§§ 3, 4 und 6 getroffen werden müssen. Aus dieser Einteilung ergibt sich der Umfang der
zu ergreifenden Vorkehrungen nach Anhang 4 Abschnitt A.
Schichten, Ablagerungen und Aufhäufungen von brennbarem Staub sind wie jede ande-
re Ursache, die zur Bildung einer gefährlichen explosionsfähigen Atmosphäre führen
kann, zu berücksichtigen.
Als Normalbetrieb gilt der Zustand, in dem Anlagen innerhalb ihrer Auslegungsparameter
benutzt werden.

2 Zoneneinteilung
Explosionsgefährdete Bereiche werden nach Häufigkeit und Dauer des Auftretens von
gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre in Zonen unterteilt.

2.1 Zone 0 ist ein Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre als Ge-
misch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln ständig, über lange Zeit-
räume oder häufig vorhanden ist.

2.2 Zone 1 ist ein Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich eine gefährliche
explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen
oder Nebeln bilden kann.

2.3 Zone 2 ist ein Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln norma-
lerweise nicht oder aber nur kurzzeitig auftritt.

2.4 Zone 20 ist ein Bereich, in dem gefährliche explosionsfähige Atmosphäre in Form
einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub ständig, über lange Zeiträu-
me oder häufig vorhanden ist.

2.5 Zone 21 ist ein Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich eine gefährliche
explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennba-
ren Staub bilden kann.

2.6 Zone 22 ist ein Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub norma-
lerweise nicht oder aber nur kurzzeitig auftritt.

216
BGR 104

Anhang 4

A Mindestvorschriften zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheits-


schutzes der Beschäftigten, die durch gefährliche explosionsfähige Atmo-
sphäre gefährdet werden können

1 Vorbemerkung

Die Anforderungen dieses Anhangs gelten


– für Bereiche, die gemäß Anhang 3 als explosionsgefährdet eingestuft und in Zonen
eingeteilt sind, in allen Fällen, in denen die Eigenschaften der Arbeitsumgebung, der
Arbeitsplätze, der verwendeten Arbeitsmittel oder Stoffe sowie deren Wechselwirkung
untereinander und die von der Benutzung ausgehenden Gefährdungen durch gefährli-
che explosionsfähige Atmosphären dies erfordern, und
– für Einrichtungen in nicht explosionsgefährdeten Bereichen, die für den explosionssi-
cheren Betrieb von Arbeitsmitteln, die sich innerhalb von explosionsgefährdeten Be-
reichen befinden, erforderlich sind oder dazu beitragen.

2 Organisatorische Maßnahmen

2.1 Unterweisung der Beschäftigten


Für Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen muss der Arbeitgeber die Beschäftigten
ausreichend und angemessen hinsichtlich des Explosionsschutzes unterweisen.

2.2 Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben, Aufsicht


Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen sind gemäß den schriftlichen Anweisungen
des Arbeitgebers auszuführen; ein Arbeitsfreigabesystem ist anzuwenden bei
– gefährlichen Tätigkeiten und
– Tätigkeiten, die durch Wechselwirkung mit anderen Arbeiten gefährlich werden kön-
nen.
Die Arbeitsfreigabe ist vor Beginn der Arbeiten von einer hierfür verantwortlichen Person
zu erteilen.
Während der Anwesenheit von Beschäftigten in explosionsgefährdeten Bereichen ist ei-
ne angemessene Aufsicht gemäß den Grundsätzen der Gefährdungsbeurteilung zu ge-
währleisten.

2.3 Explosionsgefährdete Bereiche sind an ihren Zugängen mit Warnzeichen nach An-
hang III der Richtlinie 1999/92/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom
16. Dezember 1999 über Mindestvorschriften zur Verbesserung des Gesundheitsschut-
zes und der Sicherheit der Arbeitnehmer, die durch explosionsfähige Atmosphäre ge-
fährdet werden können (Fünfzehnte Einzelrichtlinie im Sinne von Artikel 16 Abs. 1 der
Richtlinie 89/391/EWG) zu kennzeichnen.

217
BGR 104

2.4 In explosionsgefährdeten Bereichen sind Zündquellen, wie zum Beispiel das Rau-
chen und die Verwendung von offenem Feuer und offenem Licht zu verbieten. Ferner ist
das Betreten von explosionsgefährdeten Bereichen durch Unbefugte zu verbieten. Auf
das Verbot muss deutlich erkennbar und dauerhaft hingewiesen sein.

3 Explosionsschutzmaßnahmen

3.1 Treten innerhalb eines explosionsgefährdeten Bereiches mehrere Arten von brenn-
baren Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Stäuben auf, so müssen die Schutzmaßnahmen
auf das größtmögliche Gefährdungspotenzial ausgelegt sein.

3.2 Anlagen, Geräte, Schutzsysteme und die dazugehörigen Verbindungsvorrichtungen


dürfen nur in Betrieb genommen werden, wenn aus dem Explosionsschutzdokument her-
vorgeht, dass sie in explosionsgefährdeten Bereichen sicher verwendet werden können.
Dies gilt ebenfalls für Arbeitsmittel und die dazugehörigen Verbindungsvorrichtungen, die
nicht als Geräte oder Schutzsysteme im Sinne der Richtlinie 94/9/EG gelten, wenn ihre
Verwendung in einer Einrichtung an sich eine potenzielle Zündquelle darstellt. Es sind
die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, damit Verbindungsvorrichtungen nicht ver-
wechselt werden.

3.3 Es sind alle erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, um sicherzustellen, dass der


Arbeitsplatz, die Arbeitsmittel und die dazugehörigen Verbindungsvorrichtungen, die den
Arbeitnehmern zur Verfügung gestellt werden, so konstruiert, errichtet, zusammengebaut
und installiert werden und so gewartet und betrieben werden, dass die Explosionsgefahr
so gering wie möglich gehalten wird und, falls es doch zu einer Explosion kommen sollte,
die Gefahr einer Explosionsübertragung innerhalb des Bereichs des betreffenden Ar-
beitsplatzes oder des Arbeitsmittels kontrolliert oder so gering wie möglich gehalten wird.
Bei solchen Arbeitsplätzen sind geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Gefährdung
der Beschäftigten durch die physikalischen Auswirkungen der Explosion so gering wie
möglich zu halten.

3.4 Erforderlichenfalls sind die Beschäftigten vor Erreichen der Explosionsbedingungen


optisch und akustisch zu warnen und zurückzuziehen.

3.5 Bei der Bewertung von Zündquellen sind auch gefährliche elektrostatische Entladun-
gen zu beachten und zu vermeiden.

3.6 Explosionsgefährdete Bereiche sind mit Flucht- und Rettungswegen sowie Ausgän-
gen in ausreichender Zahl so auszustatten, dass diese von den Beschäftigten im Gefah-
renfall schnell, ungehindert und sicher verlassen und Verunglückte jederzeit gerettet wer-
den können.

218
BGR 104

3.7 Soweit nach der Gefährdungsbeurteilung erforderlich, sind Fluchtmittel bereitzustel-


len und zu warten, um zu gewährleisten, dass die Beschäftigten explosionsgefährdete
Bereiche bei Gefahr schnell und sicher verlassen können.

3.8 Vor der erstmaligen Nutzung von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen


muss die Explosionssicherheit der Arbeitsplätze einschließlich der vorgesehenen Ar-
beitsmittel und der Arbeitsumgebung sowie der Maßnahmen zum Schutz von Dritten
überprüft werden. Sämtliche zur Gewährleistung des Explosionsschutzes erforderlichen
Bedingungen sind aufrechtzuerhalten. Diese Überprüfung ist von einer befähigten Per-
sonen durchzuführen, die über besondere Kenntnisse auf dem Gebiet des Explosions-
schutzes verfügt.

3.9 Wenn sich aus der Gefährdungsbeurteilung die Notwendigkeit dazu ergibt,
– und ein Energieausfall zu einer Gefahrenausweitung führen kann, muss es bei Ener-
gieausfall möglich sein, die Geräte und Schutzsysteme unabhängig vom übrigen Be-
triebssystem in einem sicheren Betriebszustand zu halten;
– müssen im Automatikbetrieb laufende Geräte und Schutzsysteme, die vom bestim-
mungsgemäßen Betrieb abweichen, unter sicheren Bedingungen von Hand abge-
schaltet werden können. Derartige Eingriffe dürfen nur von beauftragten Beschäftigten
durchgeführt werden;
– müssen gespeicherte Energien beim Betätigen der Notabschalteinrichtungen so
schnell und sicher wie möglich abgebaut oder isoliert werden, damit sie ihre gefahr-
bringende Wirkung verlieren.

B Kriterien für die Auswahl von Geräten und Schutzsystemen

Sofern im Explosionsschutzdokument unter Zugrundelegung der Ergebnisse der Gefähr-


dungsbeurteilung nichts anderes vorgesehen ist, sind in explosionsgefährdeten Berei-
chen Geräte und Schutzsysteme entsprechend den Kategorien gemäß der Richtlinie
94/9/EG auszuwählen.
Insbesondere sind in explosionsgefährdeten Bereichen folgende Kategorien von Geräten
zu verwenden, sofern sie für brennbare Gase, Dämpfe, Nebel oder Stäube geeignet sind
– in Zone 0 oder Zone 20:
Geräte der Kategorie 1,
– in Zone 1 oder Zone 21:
Geräte der Kategorie 1 oder der Kategorie 2,
– in Zone 2 oder Zone 22:
Geräte der Kategorie 1, der Kategorie 2 oder der Kategorie 3.

219
BGR 104

Anhang 5

Prüfung besonderer Druckgeräte nach § 17

Übersicht
1 Außenliegende Heiz- oder Kühleinrichtungen
2 Druckgeräte mit Gaspolster in Druckflüssigkeitsanlagen
3 Druckgeräte elektrischer Schaltgeräte und -anlagen
4 Druckgeräte in Kälteanlagen und Wärmepumpenanlagen
5 Schalldämpfer
6 Druckgeräte für Feuerlöschgeräte und Löschmittelbehälter
7 Druckgeräte mit Auskleidung oder Ausmauerung
8 Druckgeräte mit Einbauten
9 Ortsfeste Druckgeräte für körnige oder staubförmige Güter
10 Fahrzeugbehälter für flüssige, körnige oder staubförmige Güter
11 Druckgeräte für nicht korrodierend wirkende Gase oder Gasgemische
12 Druckgeräte für Gase oder Gasgemische mit Betriebstemperaturen unter - 10 Grad
Celsius
13 Druckgeräte für Gase oder Gasgemische in flüssigem Zustand
14 Rotierende dampfbeheizte Zylinder
15 Steinhärtekessel
16 Druckgeräte aus Glas
17 Staubfilter in Gasleitungen
18 Druckgeräte in Wärmeübertragungsanlagen
19 Versuchsautoklaven
20 Heizplatten in Wellpappenerzeugungsanlagen
21 Wassererwärmungsanlagen für Trink- oder Brauchwasser
22 Pneumatische Weinpressen (Membranpressen, Schlauchpressen)
23 Plattenwärmetauscher
24 Lagerbehälter für Getränke
25 Verwendungsfertige Aggregate
26 Druckgeräte mit Schnellverschlüssen

220
BGR 104

1 Außenliegende Heiz- oder Kühleinrichtungen

Bei außenliegenden Heiz- oder Kühlkanälen, die der Beheizung oder Kühlung von
Druckgeräten oder offenen Behältern dienen und die mit dem Behältermantel fest ver-
bunden sind, sind wiederkehrende Prüfungen nur erforderlich, wenn die Verbindungs-
nähte des Kanals mit der Behälterwandung einer Besichtigung nicht zugänglich sind.

2 Druckgeräte mit Gaspolster in Druckflüssigkeitsanlagen

(1) Bei Druckgeräten im Sinne der Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 mit
Gaspolster in Druckflüssigkeitsanlagen müssen wiederkehrende innere Prüfungen spä-
testens nach zehn Jahren durchgeführt werden, sofern die verwendeten Flüssigkeiten
und Gase auf die Gerätewandung keine korrodierende Wirkung ausüben.

(2) Bei Ölzwischenbehältern in ölhydraulischen Regelanlagen können die wiederkehren-


den Prüfungen entfallen.

3 Druckgeräte elektrischer Schaltgeräte und -anlagen

(1) Bei Druckluftbehältern elektrischer Schaltgeräte und -anlagen im Sinne der Nummer
2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 oder im Sinne des Artikels 1 der Richtlinie 87/404/EWG
können die wiederkehrenden inneren Prüfungen bis zu Instandsetzungsarbeiten zurück-
gestellt werden; sie müssen jedoch an Hauptbehältern spätestens nach zehn Jahren, an
Zwischenbehältern und an den mit den Schaltgeräten unmittelbar verbundenen Behäl-
tern spätestens nach fünfzehn Jahren durchgeführt werden. Abweichend von Satz 1 gilt
für die mit Schaltgeräten unmittelbar verbundenen Druckluftbehälter § 15 Abs. 5 Satz 2
und 3 sowie Abs. 9 Satz 2 entsprechend, wenn sie mit trockener Luft betrieben werden.

(2) Bei Druckluftbehältern nach Absatz 1 können die wiederkehrenden Festigkeitsprü-


fungen entfallen. Die inneren Prüfungen sind jedoch durch Festigkeitsprüfungen zu er-
gänzen, wenn wesentliche Ausbesserungen stattgefunden haben oder wenn die inneren
Prüfungen zur Beurteilung des sicherheitstechnischen Zustands der Behälter nicht aus-
reichen.

(3) Bei Isoliermittel- und Löschmittel-Vorratsbehältern sowie Hydraulikspeichern im Sin-


ne der Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 elektrischer Schaltgeräte und
-anlagen können wiederkehrende Prüfungen entfallen, sofern die Druckgeräte mit Gasen
oder Flüssigkeiten beschickt werden, die auf Gerätewandungen keine korrodierende
Wirkung ausüben. Es müssen jedoch Dichtheitsprüfungen von einer befähigten Person
entsprechend den sicherheitstechnischen Erfordernissen durchgeführt werden.

(4) Bei Druckgeräten für elektrische Hochspannungsschaltgeräte, -anlagen und gasiso-


lierter Rohrschienen für elektrische Energieübertragung im Sinne der Richtlinie
97/23/EG, die gemäß Artikel 9 in Verbindung mit Anhang II der Richtlinie nach
– Diagramm 1 in die Kategorie III oder IV oder

221
BGR 104

– Diagramm 2 in die Kategorie II, III oder IV


einzustufen sind, können die Prüfung vor Inbetriebnahme und bei Druckgeräten im Sinne
der Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 die wiederkehrenden Prüfungen von
einer befähigten Person durchgeführt werden, soweit diese elektrischen Betriebsmittel
für ihre Funktion unter Überdruck stehende Lösch- oder Isoliermittel benötigen und so-
weit sie nicht unter die Absätze 1 bis 3 fallen. Die wiederkehrenden Prüfungen können
entfallen, sofern die Druckgeräte mit Gasen oder Gasgemischen beschickt werden, die
auf Gerätewandungen keine korrodierende Wirkung ausüben; es sind jedoch Dichtheits-
prüfungen von einer befähigten Person entsprechend den sicherheitstechnischen Erfor-
dernissen durchzuführen.

4 Druckgeräte in Kälteanlagen und Wärmepumpenanlagen

Bei Druckgeräten, die mit Kältemitteln in geschlossenem Kreislauf betrieben werden,


müssen innere Prüfungen und Festigkeitsprüfungen nur durchgeführt werden, wenn das
Druckgerät zu Instandsetzungsarbeiten außer Betrieb genommen wird.

5 Schalldämpfer

(1) Bei Schalldämpfern, die in Rohrleitungen eingebaut sind, können wiederkehrende


innere Prüfungen entfallen.

(2) Bei Schalldämpfern, die mit der Atmosphäre in Verbindung stehen, können die Prü-
fung vor Inbetriebnahme und die wiederkehrenden Prüfungen entfallen.

6 Druckgeräte für Feuerlöschgeräte und Löschmittelbehälter

(1) Bei tragbaren Feuerlöschern, die als funktionsfertige Baugruppe in Verkehr


gebracht werden, entfällt die Prüfung vor Inbetriebnahme. Die wiederkehrenden
Prüfungen dürfen bei diesen Feuerlöschern durch eine befähigte Person durchge-
führt werden, wenn das Produkt aus maximal zulässigem Druck PS und maßgebli-
chem Volumen V nicht mehr als 1 000 bar • Liter beträgt.
(2) Bei Druckgeräten für Feuerlöschgeräte, die nur beim Einsatz unter Druck gesetzt
werden, und bei Kohlensäure- und Halonbehältern für Löschzwecke brauchen wieder-
kehrende Prüfungen nach Ablauf der Prüffristen nur durchgeführt zu werden, wenn die
Geräte nachgefüllt werden. Bei Pulverlöschmittelbehältern können wiederkehrende Fes-
tigkeitsprüfungen entfallen, wenn bei den inneren Prüfungen Mängel nicht festgestellt
worden sind.

222
BGR 104

7 Druckgeräte mit Auskleidung oder Ausmauerung

(1) Bei Druckgeräten mit Auskleidung können wiederkehrende Festigkeitsprüfungen ent-


fallen, sofern bei den inneren Prüfungen keine Beschädigung der Auskleidung festge-
stellt worden ist.

(2) Bei Druckgeräten mit Ausmauerung können die wiederkehrenden Prüfungen entfal-
len. Es müssen jedoch innere Prüfungen durchgeführt werden, wenn
1. Teile der Ausmauerung im Ausmaß von 1 m2 oder mehr entfernt,
2. Wandungen freigelegt oder
3. Anfressungen oder Schäden an den Gerätewandungen festgestellt worden
sind.
Im Übrigen müssen innere Prüfungen und Festigkeitsprüfungen durchgeführt werden,
wenn die Ausmauerung vollständig entfernt worden ist.

(3) Bei Druckgeräten, bei denen zwischen Auskleidung und Mantel ein Zwischenraum
verbleibt, der im Hinblick auf die Dichtheit der Auskleidung betrieblich geprüft wird, ent-
fallen die wiederkehrenden Prüfungen, sofern die Einrichtungen auf Zuverlässigkeit und
Eignung von der zugelassenen Überwachungsstelle überprüft worden sind. Über die Prü-
fungen des Zwischenraumes ist Buch zu führen. Wird ein solches Gerät im Sinne der
Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 nach Ablauf der Fristen nach § 15 Abs. 5
im Rahmen von Instandsetzungsarbeiten so geöffnet, dass es einer inneren Prüfung zu-
gänglich ist, so ist diese Prüfung durchzuführen.

8 Druckgeräte mit Einbauten

An Druckgeräten im Sinne der Nummern 1 bis 4 der Tabelle in § 15 Abs. 5 mit Einbau-
ten, bei denen mit Gefährdungen, zum Beispiel Korrosion, nicht zu rechnen ist und bei
denen die innere Prüfung aller Wandungsteile nicht oder nur unter großen Schwierigkei-
ten möglich ist, kann die Prüffrist für die inneren Prüfungen bis zu zehn Jahre erweitert
werden, sofern bei der ersten wiederkehrenden inneren Prüfung keine Mängel festge-
stellt worden sind.

9 Ortsfeste Druckgeräte für körnige oder staubförmige Güter

Bei ortsfesten Druckgeräten für körnige oder staubförmige Güter können wiederkehrende
Druckprüfungen entfallen.

223
BGR 104

10 Fahrzeugbehälter für flüssige, körnige oder staubförmige Güter

(1) Bei Fahrzeugbehältern für flüssige, körnige oder staubförmige Güter ohne eigene Si-
cherheitseinrichtungen entfällt die Prüfung vor Inbetriebnahme. Die Fristen für die wie-
derkehrenden Prüfungen werden dann von der Herstellung des Behälters an gerechnet.

(2) Bei Fahrzeugbehältern für körnige oder staubförmige Güter können die wiederkeh-
renden Festigkeitsprüfungen entfallen.

(3) Bei Straßenfahrzeugbehältern im Sinne der Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15


Abs. 5 für flüssige, körnige oder staubförmige Güter müssen spätestens nach zwei Jah-
ren äußere Prüfungen von einer zugelassenen Überwachungsstelle durchgeführt wer-
den.

11 Druckgeräte für nicht korrodierend wirkende Gase oder Gasgemische

(1) An nicht erdgedeckten Druckgeräten im Sinne der Nummern 1 und 2 der Tabelle in
§ 15 Abs. 5 für Gase oder Gasgemische, die auf die Gerätewandung keine korrodieren-
de Wirkung ausüben, müssen die inneren Prüfungen durch eine zugelassene Überwa-
chungsstelle spätestens nach zehn Jahren durchgeführt werden.

(2) Bei Druckgeräten nach Absatz 1, deren drucktragende Wandungen weder ganz noch
teilweise aus hochfesten Feinkornbaustählen bestehen, können die wiederkehrenden
Festigkeitsprüfungen entfallen, wenn die Prüfung vor Inbetriebnahme nicht mehr als
zehn Jahre zurückliegt oder wenn bei der zuletzt durchgeführten inneren Prüfung Mängel
nicht festgestellt worden sind.

(3) Bei Druckgeräten nach Absatz 1 kann bei der wiederkehrenden Prüfung auf die Be-
sichtigung der inneren Wandung verzichtet werden, wenn die Geräte
1. ausschließlich der Lagerung von Propan, Butan oder deren Gemischen mit einem
genormten Reinheitsgrad dienen,
2. keine Einbauten, zum Beispiel Heizungen oder Versteifungsringe, haben und
3. nicht mehr als 3 t Fassungsvermögen haben.

(4) Erdgedeckte Druckgeräte im Sinne der Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5
für Gase oder Gasgemische, die auf die Gerätewandung keine korrodierende Wirkung
ausüben, sind den Druckgeräten nach Absatz 1 gleichgestellt, wenn sie besonders wirk-
sam gegen chemische und mechanische Angriffe geschützt sind, zum Beispiel
– mit Bitumenumhüllungen und zusätzlichem kathodischen Korrosionsschutz versehen
sind,
– als Druckbehälter mit zusätzlichem Außenbehälter aus Stahl und einer Lecküberwa-
chung des Zwischenraumes ausgeführt sind oder

224
BGR 104

– mit einer Außenbeschichtung mit Beschichtungsstoffen auf der Basis von Epoxid- oder
ungesättigten Polyesterharzen so beschichtet sind, dass sie den bei der bestim-
mungsgemäßen Verwendung zu erwartenden Beanspruchungen standhalten.
Die besonderen Schutzmaßnahmen nach Satz 1 sind in die Prüfung vor Inbetriebnahme
einzubeziehen. Die Wirksamkeit des kathodischen Korrosionsschutzes ist spätestens
nach einem Jahr, die Funktion der Einrichtungen für den kathodischen Korrosionsschutz
und die Lecküberwachung sind spätestens alle zwei Jahre durch eine befähigte Person
zu überprüfen. Kathodische Korrosionsschutzanlagen mit Fremdstrom müssen spätes-
tens alle vier Jahre durch eine zugelassene Überwachungsstelle geprüft werden.

(5) Bei elektrisch beheizten Druckgeräten im Sinne der Nummer 2 der Tabelle in § 15
Abs. 5 für Kohlensäure können die äußeren Prüfungen von befähigten Personen durch-
geführt werden.
(6) Bei Druckgeräten zum Verdampfen von nicht korrodierend wirkenden Gasen oder
Gasgemischen, die ausschließlich aus Rohranordnungen bestehen, müssen unabhängig
von ihrem maximal zulässigen Druck PS und ihrer Nennweite DN wiederkehrende innere
Prüfungen und Festigkeitsprüfungen von befähigten Personen nur durchgeführt werden,
wenn sie zu Instandsetzungsarbeiten außer Betrieb genommen werden.

(7) Die in § 14 Abs. 1 geforderten Prüfungen können bei Anlagen nach § 1 Abs. 2 Satz 1
Nr. 1 Buchstabe b), die in Serie gefertigt sind und die nicht unter den § 14 Abs. 3 Satz 1
fallen, durch eine befähigte Person durchgeführt werden, wenn die Ausrüstung des Be-
hälters im Baumuster enthalten ist und die Prüfung einer Anlage der Serie durch eine
zugelassene Überwachungsstelle erfolgt ist.

12 Druckgeräte für Gase oder Gasgemische mit Betriebstemperaturen unter


-10 Grad Celsius

(1) Bei Druckgeräten für Gase oder Gasgemische, deren Betriebstemperaturen dauernd
unter -10 Grad Celsius gehalten werden, müssen die wiederkehrenden inneren Prüfun-
gen und Festigkeitsprüfungen nur durchgeführt werden, wenn sie zu Instandsetzungsar-
beiten außer Betrieb genommen werden.

(2) Bei Druckgeräten nach Absatz 1 müssen wiederkehrende innere Prüfungen und wie-
derkehrende Festigkeitsprüfungen von zugelassenen Überwachungsstellen durchgeführt
werden, auch wenn der zulässige maximale Druck weniger als ein bar beträgt.

13 Druckgeräte für Gase oder Gasgemische in flüssigem Zustand

(1) An Druckgeräten für brennbare Gase und Gasgemische in flüssigem Zustand, die
auf die Gerätewandungen
– korrodierende Wirkung ausüben, müssen alle zwei Jahre äußere Prüfungen von einer
zugelassenen Überwachungsstelle

225
BGR 104

– keine korrodierende Wirkung ausüben, müssen alle zwei Jahre äußere Prüfungen von
einer befähigten Person
durchgeführt werden.

(2) Bei beheizten Druckgeräten zum Lagern brennbarer Gase oder Gasgemische in flüs-
sigem Zustand müssen alle zwei Jahre äußere Prüfungen von einer zugelassenen Über-
wachungsstelle durchgeführt werden.

(3) Bei Druckgeräten für Gase oder Gasgemische in flüssigem Zustand, die zur Durch-
führung wiederkehrender Prüfungen von ihrem Aufstellungsort entfernt und nach Durch-
führung dieser Prüfungen an einem anderen Ort wieder aufgestellt werden, kann die er-
neute Prüfung vor Inbetriebnahme entfallen, sofern die Anschlüsse und die Ausrüstungs-
teile des Druckgeräts nicht geändert worden sind, am neuen Aufstellungsort bereits eine
Prüfung vor Inbetriebnahme eines gleichartigen Druckgeräts durchgeführt worden ist und
dem Prüfbuch eine Ablichtung über die Prüfung vor Inbetriebnahme des ersetzten Druck-
geräts beigefügt ist.

14 Rotierende dampfbeheizte Zylinder

An rotierenden dampfbeheizten Zylindern müssen wiederkehrende Festigkeitsprüfungen


nur durchgeführt werden, wenn die Zylinder aus dem Maschinengestell ausgebaut wer-
den.

15 Steinhärtekessel

(1) An Steinhärtekesseln nach der Nummer 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 müssen die
wiederkehrenden inneren Prüfungen spätestens alle zwei Jahre durchgeführt werden.

(2) An instand gesetzten Steinhärtekesseln mit eingesetzten Flicken müssen die Repa-
raturbereiche jährlich einer Oberflächenrissprüfung durch eine zugelassene Überwa-
chungsstelle unterzogen werden.

(3) An Bereichen von Flicken mit einer Länge über 400 mm in Längsrichtung muss die
Oberflächenrissprüfung nach Absatz 2 erstmals spätestens in einem halben Jahr nach
der Reparatur durchgeführt werden.

(4) Auf die Prüfungen nach Absatz 2 kann verzichtet werden, wenn nach fünf Prüfungen
der Reparaturbereiche Mängel nicht festgestellt worden sind.

16 Druckgeräte aus Glas

(1) Bei Druckgeräten aus Glas, ausgenommen Versuchsautoklaven nach Nummer 19,
entfallen die wiederkehrenden Prüfungen. Falls die Geräte durch abtragende Medien be-
ansprucht werden, müssen in Zeitabständen, die entsprechend den Betriebsbeanspru-

226
BGR 104

chungen festzulegen sind, Wanddickenmessungen von einer befähigten Person durch-


geführt werden.

(2) An Druckgeräten aus Glas muss vor der ersten Inbetriebnahme eine Dichtheitsprü-
fung von einer befähigten Person durchgeführt werden.

17 Staubfilter in Gasleitungen

Bei Staubfiltern in Gasleitungen im Sinne der Richtlinie 97/23/EG, die gemäß Artikel 9 in
Verbindung mit Anhang II der Richtlinie nach
– Diagramm 1 in die Kategorie III oder IV oder
– Diagramm 2 in die Kategorie II, III oder IV
einzustufen sind, können die Prüfung vor Inbetriebnahme und bei Staubfiltern im Sinne
der Nummern 1 und 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 auch die wiederkehrenden Prüfungen
durch eine zugelassene Überwachungsstelle entfallen. Satz 1 findet keine Anwendung
auf Cyklonfilter.

18 Druckgeräte in Wärmeübertragungsanlagen

(1) An Druckgeräten in Wärmeübertragungsanlagen, in denen organische Flüssigkeiten


erhitzt oder in denen diese Flüssigkeiten oder ihre Dämpfe zur Wärmeabgabe verwendet
werden, müssen folgende Prüfungen von einer zugelassenen Überwachungsstelle
durchgeführt werden:
1. eine Prüfung vor Inbetriebnahme, wenn das Produkt aus dem maximal zulässigen
Druck PS und dem maßgeblichen Volumen V mehr als 100 bar × Liter beträgt und
2. wiederkehrende Prüfungen, wenn das Produkt aus dem maximal zulässigen Druck
PS und dem maßgeblichen Volumen V mehr als 500 bar × Liter beträgt.

(2) Wärmeübertragungsanlagen nach Absatz 1 sowie Teile dieser Anlagen dürfen erst-
malig sowie nach einer Instandsetzung oder einer Änderung nur in Betrieb genommen
werden, nachdem sie von einer befähigten Person auf Dichtheit geprüft worden sind.

(3) Wärmeübertragungsanlagen nach Absatz 1 dürfen nur betrieben werden, wenn der
Wärmeträger durch eine befähigte Person nach Bedarf, jedoch mindestens einmal jähr-
lich, auf weitere Verwendbarkeit geprüft worden ist.

19 Versuchsautoklaven

(1) An Versuchsautoklaven müssen die wiederkehrenden Prüfungen von einer zugelas-


senen Überwachungsstelle durchgeführt werden, wenn das Produkt aus dem maximal
zulässigen Druck PS und dem maßgeblichen Volumen V mehr als 100 bar × Liter be-

227
BGR 104

trägt. Die Prüfung vor Inbetriebnahme und die wiederkehrenden äußeren Prüfungen
können entfallen.

(2) Versuchsautoklaven müssen nach jeder Verwendung von einer befähigten Person
geprüft werden.

20 Heizplatten in Wellpappenerzeugungsanlagen

An Heizplatten in Wellpappenerzeugungsanlagen brauchen wiederkehrende Festigkeits-


prüfungen nur durchgeführt zu werden, wenn die Heizplatten aus dem Maschinengestell
ausgebaut werden. Innere Prüfungen entfallen.

21 Wassererwärmungsanlagen für Trink- oder Brauchwasser

Bei Druckräumen, die der Beheizung von geschlossenen Wasserräumen von Wasserer-
wärmungsanlagen mit einer zulässigen maximalen Temperatur des Heizmittels von
höchstens 110 Grad Celsius dienen, können die Prüfung vor Inbetriebnahme und die
wiederkehrenden Prüfungen von einer befähigten Person vorgenommen werden. Wie-
derkehrende Prüfungen sind jährlich durchzuführen, wenn Wärmeträgermedien Stoffe
oder Zubereitungen enthalten, die gefährliche Eigenschaften im Sinne von § 3 Nr. 3a des
Chemikaliengesetzes haben. Im Übrigen findet § 15 Abs. 5 Satz 2 und 3 sowie Abs. 9
Satz 2 entsprechende Anwendung.

22 Pneumatische Weinpressen (Membranpressen, Schlauchpressen)

(1) An Druckgeräten zum Pressen von Weintrauben können die wiederkehrenden Prü-
fungen entfallen, sofern sie jährlich mindestens einmal von einer befähigten Person auf
sichtbare Schäden geprüft worden sind. Werden jedoch an druckbeanspruchten Teilen
von der befähigten Person Schäden festgestellt oder Instandsetzungsarbeiten vorge-
nommen, müssen innere Prüfungen und Festigkeitsprüfungen durchgeführt werden, bei
Druckgeräten im Sinne der Richtlinie 97/23/EG, die gemäß Artikel 9 in Verbindung mit
Anhang II der Richtlinie nach Diagramm 2 in die Kategorie II, III oder IV einzustufen sind,
von einer zugelassenen Überwachungsstelle.

(2) Ausrüstungsteile von Druckgeräten nach Absatz 1 müssen wiederkehrend spätes-


tens alle fünf Jahre geprüft werden, und zwar bei Druckgeräten im Sinne der Nummer 2
der Tabelle in § 15 Abs. 5 von einer zugelassenen Überwachungsstelle, im Übrigen von
einer befähigten Person.

23 Plattenwärmetauscher

Bei Plattenwärmetauschern, die aus lösbar verbundenen Platten bestehen, können die
Prüfungen von Inbetriebnahme und die wiederkehrenden Prüfungen entfallen.

228
BGR 104

24 Lagerbehälter für Getränke

(1) An Druckbehältern im Sinne der Nummer 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5, die der Lage-
rung von Getränken dienen, können die wiederkehrenden Prüfungen entfallen, sofern sie
jährlich mindestens einmal von befähigten Personen auf sichtbare Schäden geprüft wor-
den sind. Werden jedoch an druckbeanspruchten Teilen Schäden festgestellt oder In-
standsetzungsarbeiten vorgenommen, müssen innere Prüfungen und Festigkeitsprüfun-
gen entsprechend der Nummer 2 der Tabelle in § 15 Abs. 5 durchgeführt werden.

(2) Ausrüstungsteile von Druckbehältern nach Absatz 1, die unter Druck gefüllt, entleert
oder sterilisiert werden, müssen erstmalig und wiederkehrend alle fünf Jahre geprüft wer-
den. Die Prüfungen sind von zugelassenen Überwachungsstellen durchzuführen, wenn
der zulässige Betriebsüberdruck mehr als ein bar beträgt.

25 Verwendungsfertige Aggregate

Bei verwendungsfertig serienmäßig hergestellten Aggregaten mit Druckgeräten im Sinne


des Artikels 1 der Richtlinie 97/23/EG oder einfachen Druckbehältern im Sinne des Arti-
kels 1 der Richtlinie 87/404/EWG kann für die in Serie gefertigten Anlagen eine Prüfung
vor Inbetriebnahme ohne Bezug auf einen Aufstellplatz an einem Muster durch eine zu-
gelassene Überwachungsstelle durchgeführt werden, sofern für Geräte oder Behälter
das Produkt aus maximal zulässigem Druck PS und maßgeblichem Volumen V nicht
mehr als 1.000 bar × Liter beträgt. Bei überwachungsbedürftigen Anlagen, bei denen ei-
ne Bescheinigung über eine Prüfung nach Satz 1 vorliegt, findet § 15 Abs. 5 Satz 2 und 3
sowie Abs. 9 Satz 2 entsprechende Anwendung.

26 Druckgeräte mit Schnellverschlüssen

An Schnellverschlüssen von Druckgeräten im Sinne der Richtlinie 97/23/EG, die gemäß


Artikel 9 in Verbindung mit Anhang II der Richtlinie nach
– Diagramm 1 in die Kategorie IV oder
– Diagramm 2 in die Kategorie III oder IV
einzustufen sind, müssen äußere Prüfungen von der zugelassenen Überwachungsstelle
spätestens nach zwei Jahren durchgeführt werden.

229
BGR 104

Anlage 3
Das Verzeichnis der durch anerkannte nationale Prüfstellen geprüften Gaswarnge-
räte kann auf der Internetseite der Berufsgenossenschaft der Chemischen Indust-
rie

www.bgchemie.de
unter Prävention/Explosionsschutz/Gaswarngeräte

eingesehen werden.

230
BGR 104

Anlage 4

Beispielsammlung zur Einteilung explosionsgefährdeter Bereiche in


Zonen nach TRBS 2152 Teil 2, Anhang Abschnitt 2
Vorbemerkungen zur Beispielsammlung

Der Fachausschuss "Chemie", Sachgebiet "Explosionsschutz" überarbeitet regelmäßig


und systematisch die Beispielsammlung. Diese Überarbeitung wird notwendig wegen
– des Harmonisierungsprozesses durch europäische Richtlinien und Normen sowie
– der Weiterentwicklung der Technik.
Die Überarbeitung der Beispielsammlung soll jetzt die Beispiele im Hinblick auf Grund-
sätzliches straffen und mögliche frühere unterschiedliche Aussagen zum gleichen Sach-
verhalt bereinigen. Die neue Beispielsammlung erscheint im Blaudruck. Die alte Beispiel-
sammlung im Gründruck wird für eine Übergangsphase beibehalten und ist im Internet
unter www.bgchemie.de Prävention Explosionsschutz zu finden.
Bevorzugt anzuwenden ist die neue (blaue) Beispielsammlung. Die Beispiele der alten
(grünen) Beispielsammlung werden – sofern entsprechender Bedarf besteht – bei der
Neufassung von Regeln, Merkblättern oder Informationen dem neuen Wissensstand an-
gepasst und im Abschnitt 5 der neuen Beispielsammlung als Verweis aufgenommen.
Überarbeitete Beispiele, für die es zunächst noch keine eigenen Regeln, Merkblätter
oder Informationen gibt, werden im Abschnitt 4 "Spezielle Anlagen" eingestellt. Liegen
keine neueren Beispiele vor, kann man die grüne Beispielsammlung zu Rate ziehen, wo-
bei die Änderungen im Textteil der EX-RL zu beachten sind.
Der Beispielsammlung sind zunächst generelle Aussagen vorangestellt. Danach folgen
grundsätzliche Fallbeispiele in den Abschnitten 1 bis 3. Die Fallbeispiele können im
Rahmen von Ergänzungslieferungen nach Bedarf erweitert werden.
Die in den einzelnen Beispielen aufgeführten Maßnahmen gelten für den Normalbetrieb,
berücksichtigen aber auch Betriebsstörungen. Sie können als Entscheidungshilfe bei der
Auswahl von Art und Umfang der Schutzmaßnahmen für das Vermeiden von Explosions-
gefahren dienen.
Für das erstmalige An- und Abfahren einer Anlage und den Explosionsschutz in Räu-
men, die über Öffnungen mit explosionsgefährdeten Bereichen in Verbindung stehen,
sind besondere Überlegungen anzustellen.
Die Entscheidung, ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit gefährliche explosionsfähige
Atmosphäre (g.e.A.) auftreten kann, hängt von den gegebenen Umständen ab und muss
sich stets auf den vorliegenden Einzelfall beziehen (TRBS 2152 Teil 1). Deshalb ist bei
Anwendung der Beispielsammlung immer zu untersuchen, ob in dem zu beurteilenden
Fall das Auftreten von g.e.A. hinsichtlich der Menge und Wahrscheinlichkeit mit dem
Sachverhalt übereinstimmt, der dem Beispiel der Sammlung zugrunde liegt.
Bei Abweichungen von den in der Beispielsammlung angegebenen Voraussetzungen
sind Änderungen der Zone bzw. deren Ausdehnung möglich.

231
BGR 104

In der Beispielsammlung werden die Zonenausdehnungen in der Spalte 5 in Metern an-


gegeben. Dabei wird unterstellt, dass sich die g.e.A. annähernd kugelförmig um die Aus-
trittstelle ausbreitet, wobei die Austrittstelle als Mittelpunkt des Kugelradius anzusehen
ist. Mögliche Abweichungen sind besonders erwähnt. Nahbereich ist die unmittelbare
Umgebung der Austrittstelle. Der Radius des Nahbereiches beträgt höchstens 0,5 m.
Bei flächigen Quellen wird die Zone in der Regel durch eine Einhüllende mit Verrun-
dungsradius angegeben.
In den Fällen, in denen explosionsgefährdete Bereiche (Zonen) durch Maßnahmen nach
TRBS 2152 Teil 2 (Spalte 4) verringert oder aufgehoben werden, ist Folgendes zu be-
achten:
• Nach Auffassung des Fachausschusses gelten die in der Spalte 5 der Beispielsamm-
lung genannten Ausdehnungen der Zonen nur bei optimaler Anwendung der jeweils
aufgeführten Maßnahmen nach TRBS 2152 Teil 2 (Spalte 4). Dies ist bei der erforder-
lichen Beurteilung des Einzelfalles zu berücksichtigen.
• Besonders deutlich wird dieser Sachverhalt bei Anwendung der Schutzmaßnahme
"Technische Lüftung (Raumlüftung)" (TRBS 2152 Teil 2, Ziffer 2.4.4.3).
• Wie in Abschnitt TRBS 2152 Teil 2, Ziffer 2.4.4 dargestellt, ist eine optimale Ausle-
gung der Lüftungsanlage nur möglich, wenn die zu erwartenden maximalen Mengen
austretender Stoffe und die anderen Voraussetzungen bekannt sind oder verlässlich
abgeschätzt werden können.

Bei den Beispielen, die sich nur auf die Umgebung der Apparaturen beziehen, bedarf
das Innere der Apparatur einer gesonderten Beurteilung.
Die in den Abschnitten 2.4.2 bis 2.4.3.5 der TRBS 2152 Teil 2 angegebenen Grundvor-
aussetzungen des Explosionsschutzes müssen stets erfüllt sein; sie sind deshalb in den
Beispielen nicht gesondert erwähnt.
In einigen Fällen wurde die Ausdehnung der explosionsgefährdeten Bereiche aus beste-
henden Vorschriften in der Spalte 5 "Festlegung der Zonen (Zündquellenvermeidung
nach E 2)" übernommen, die betreffende Vorschrift ist in Spalte 3 "Merkma-
le/Bemerkungen" genannt.

Hinweise zu den Tabellen:


1. Beim Vorliegen der in Spalte 2 erwähnten Anlagen oder Prozesse können in Spalte 3
genannte unterschiedliche apparative oder prozessbedingte Voraussetzungen oder
Merkmale bzw. Bemerkungen auftreten [a), b), c), ...; 1., 2., 3., ...]. Unter diesen
Punkten ist vermerkt, inwieweit mit dem Auftreten gefährlicher explosionsfähiger At-
mosphäre (g.e.A.) zu rechnen ist.
2. Für den Fall, dass mit g.e.A. gerechnet werden muss, wird in Spalte 4 erwähnt, ob in
der Anlage Schutzmaßnahmen nach TRBS 2152 Teil 2 (Vermeidung oder Ein-
schränkung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre) angewendet werden.

232
BGR 104

3. Können Schutzmaßnahmen nach TRBS 2152 Teil 2 (Spalte 4) nicht oder nicht voll-
ständig durchgeführt werden, sind Schutzmaßnahmen nach E 2 (Vermeiden von
Zündquellen), in Abhängigkeit von der entsprechenden Zone, notwendig.
4. Ist das Vermeiden von g.e.A. und von Zündquellen entsprechend der jeweiligen Zo-
ne nicht möglich, dann sind Schutzmaßnahmen nach E 3 (Konstruktiver Explosions-
schutz) erforderlich und in Spalte 6 vermerkt.
Alle Schutzmaßnahmen sind gleichwertig und auch kombiniert anwendbar (vgl. aber
auch TRBS 2152 Ziffer 3 Abs. 1 Nr. 7).
Der Arbeitsplatzgrenzwert (TRGS 900) liegt in der Regel zwei bis drei Zehnerpotenzen
unter der unteren Explosionsgrenze (UEG). Wenn aus Gründen des Gesundheitsschut-
zes vermehrt technische Maßnahmen in Räumen durchzuführen sind, werden die Wahr-
scheinlichkeit des Auftretens sowie die Ausdehnung einer möglichen explosionsfähigen
Atmosphäre zwar erheblich reduziert, ein zumindest kurzzeitiges Überschreiten der UEG
kann dadurch aber nicht immer sicher ausgeschlossen werden. Dies gilt in besonderem
Maße bei Stäuben, wenn sich Staubablagerungen bilden können. Auf diesen Umstand
wird in der Beispielsammlung verwiesen.

233
BGR 104

Gliederung der neuen Beispielsammlung


1 Brennbare Gase, Dämpfe, Nebel
1.1 Umgebung geschlossener gasführender Apparate, Behälter und Rohrleitun-
gen – Allgemeines
1.1.1 In Räumen
1.1.2 Im Freien

1.2 Fallbeispiele – mögliche praxisnahe Varianten der Umsetzung von Nr. 1.1
1.2.1 Umgebung von Entnahmestellen aus Druckgasbehältern
1.2.1.1 In Räumen
1.2.1.2 Im Freien
1.2.2 An explosionsgefährdete Bereiche angrenzende Räume (z.B. Schaltanlagen,
Messwarten, Bedienungsräume, Treppenhäuser) mit Verbindungsöffnungen
zum explosionsgefährdeten Bereich

1.3 Inneres von Apparaturen, Behältern und Rohrleitungen – Allgemeines

2 Brennbare Flüssigkeiten
2.1 Umgebung von Apparaturen, Behältern und Rohrleitungen – Allgemeines
2.1.1 In Räumen
2.1.2 Im Freien

2.2 Fallbeispiele – mögliche praxisnahe Varianten der Umsetzung von Nr. 2.1
2.2.1 Abfüllen in verschließbare Gebinde und Behälter
2.2.1.1 In Räumen
2.2.1.2 Im Freien
2.2.2 Abfüllen in offene Behälter (in Räumen)
2.2.3 Umgebung von Probenahme- und Messeinrichtungen
2.2.3.1 In Räumen
2.2.3.2 Im Freien
2.2.4 Mischeinrichtungen für Beschichtungsstoffe
2.2.5 An explosionsgefährdeten Bereichen angrenzende Räume (z.B. Schaltanla-
gen, Messwarten, Bedienräume, Treppenhäuser) mit Verbindungsöffnungen
zum explosionsgefährdeten Bereich
2.2.6 Laboratorien
2.2.7 Läger

234
BGR 104

2.2.7.1 In Räumen
2.2.7.2 Im Freien
2.2.8 Lagern im Sicherheitsschrank

2.3 Inneres von Apparaturen, Behältern und Rohrleitungen – Allgemeines

3 Brennbare Stäube
3.1 Umgebung staubführender Apparate und Behälter – Allgemeines
3.1.1 Umgebung geschlossener staubführender Apparate und Behälter
3.1.1.1 In Räumen
3.1.1.2 Im Freien
3.1.2 Umgebung nicht geschlossener staubführender Apparate und Behälter
3.1.2.1 In Räumen
3.1.2.2 Im Freien
3.1.3 Fallbeispiele – mögliche praxisnahe Varianten der Umsetzung von Nr. 3.1
3.1.3.1 In Räumen
3.1.3.1.1 Läger in Speichern und Hallen
3.1.3.1.2 Befüllen und Entleeren (z.B. Sackaufgabestellen, Absackstellen, Waagen)
3.1.3.1.3 Beladen von Getreide und Futtermitteln auf offene Fahrzeuge in Räumen
3.1.3.2 Im Freien

3.2 Inneres von staubführenden Apparaten und Behältern – Allgemeines

3.3 Fallbeispiele – mögliche praxisnahe Varianten der Umsetzung von Nr. 3.2
3.3.1 Trockner
3.3.1.1 Wirbelschichttrockner
3.3.1.2 Sprühtrocknungsanlagen
3.3.1.3 Hordentrockner/Tellertrockner
3.3.2 Mühlen
3.3.3 Förderanlagen
3.3.3.1 Saugförderung, Druckgefäßförderung, Druckförderung
3.3.3.2 Schneckenförderer, Trogkettenförderer (Redler)
3.3.4 Filternde Abscheider (Filter)
3.3.4.1 Rohgasraum
3.3.4.2 Reingasraum

235
BGR 104

3.3.5 Mischer, Trockner (z.B. mechanische Mischer bzw. Trockner, pneumatische


Mischer bzw. Trockner, mit oder ohne bewegliche Einbauten)
3.3.6 Silos, Bunker
3.3.7 Stationäre Strahlanlagen
3.2.7.1 Strahlraum
3.3.7.2 Abscheider der Strahlraumentlüftung
3.3.7.3 Abscheider der Strahlmittelreinigung
3.3.7.4 Außerhalb
3.3.7.5 Rohrleitungen
3.3.8 Saugkopfstrahlgerät
3.3.8.1 Abscheider
3.3.8.2 Rohrleitungen

4 Spezielle Anlagen
4.1 Abwassertechnische Anlagen
4.2 Anlagen für Gase der öffentlichen Gasversorgung
4.2.1 Gas-, Druckregel- und Messanlagen. Normalbetrieb (GDRM-Anlagen)
4.2.1.1 In Räumen
4.2.2 Erdgastankstellen
4.2.2.1 Erdgasverdichter in Räumen
4.2.2.2 Erdgasverdichter im Freien
4.2.2.3 Kondensatentleerung im Freien
4.2.2.4 Pufferbehälter in Räumen
4.2.2.5 Verdichter und Pufferbehälter gemeinsam im Raum/Schrank
4.2.2.6 Zapfsäule im Freien
4.2.2.7 Abblase- und Entspannungsleitungen im Freien
4.3 Kohlenstaubanlagen und Brikettfabriken
4.3.1 Zentralmahlanlagen und Räume mit Brikettpressen
4.3.1.1 Das Innere von Kohlemahlanlagen
4.3.1.2 Umgebung von Mahlanlagen
4.3.1.3 Räume mit Brikettpressen
4.3.2 Roh- und Feinkohlenbunker
4.3.2.1 Das Innere von Roh- und Feinkohlenbunkern

236
BGR 104

4.3.2.2 Umgebung der Bunker


4.4 Steinkohlenaufbereitungsanlagen
4.4.1 Rohwaschkohlen- und Staubbunker
4.4.1.1 Im Inneren
4.4.1.2 Umgebung der Einrichtungen
4.4.2 Sieb- und Brecheinrichtungen sowie Sichter
4.4.2.1 Im Innern der Einrichtungen
4.4.2.2 Umgebung der Einrichtungen
4.5 Verarbeiten von Beschichtungsstoffen
4.5.1 Verarbeiten von nichtentzündbaren flüssigen Beschichtungsstoffen (wasser-
verdünnbar)
4.5.2 Verarbeiten von entzündbaren flüssigen Beschichtungsstoffen in Spritzstän-
den und Spritzkabinen ohne elektrostatische Sprüheinrichtungen
4.5.3 Verarbeiten von entzündbaren flüssigen Beschichtungsstoffen in Spritzstän-
den und Spritzkabinen mit elektrostatischen Sprüheinrichtungen
4.5.4 Verarbeiten von entzündbaren Beschichtungspulvern in Sprühständen und
Sprühkabinen mit elektrostatischen Sprüheinrichtungen
4.5.5 Pulverrückgewinnung
4.5.6 Verarbeiten von entzündbarem Flock
4.5.7 Flockrückgewinnung

5 Hinweise auf weitere Beispiele in Regeln, Merkblättern und Informatio-


nen, die mit dem Fachausschuss "Chemie", Sachgebiet "Explosions-
schutz" abgestimmt sind
5.1 Beispielsammlung Explosionsschutzmaßnahmen bei der Arbeit auf und in
Deponien
5.2 Technische Regel für brennbare Flüssigkeiten "Läger"
5.3 Fassmerkblatt "Umgang mit entleerten gebrauchten Gebinden"
5.4 Sicherheitsregeln für landwirtschaftliche Biogasanlagen
5.5 Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten "Füllstellen, Entleerstellen und
Flugfeldbetankungsstellen"
5.6 Elektrostatisches Beschichten
5.7 Lackierräume und Einrichtungen; Bauliche Einrichtungen, Brand- und
Explosionsschutz, Betrieb
5.8 Beispielsammlung Explosionsschutzmaßnahmen bei der Arbeit im Be-
reich von abwassertechnischen Anlagen

237
BGR 104

5.9 Batterieladeanlagen für Flurförderzeuge


5.10 Gasverdichteranlagen
5.11 Sicherheitstechnische Hinweise über das Verwenden von Aluminiumpul-
ver, -pellets und -pasten bei der Herstellung von Porenbeton
5.12 Kaltreiniger
5.13 Warmlagerung von Bitumen
5.14 Explosionsgefährdete Bereiche an Ausblaseöffnungen von Leitungen zur
Atmosphäre an Gasanlagen

238
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

1 Brennbare Gase, Handhaben brennbarer Gase


Dämpfe, Nebel

1.1 Umgebung geschlos-


sener gasführender
Apparate, Behälter und
Rohrleitungen – All-
gemeines

1.1.1 In Räumen a) Bildung von g.e.A. nicht zu erwarten. 2.4.3.2 keine keine
b) Das Auftreten von g.e.A. ist nur selten
und dann auch nur kurzzeitig in der
Umgebung von Austrittstellen möglich
(z.B. an Probenahmestellen, Entwässe-
rungseinrichtungen, Pumpen, deren
technische Dichtheit auf Dauer nicht
gewährleistet ist).
b1) Objektabsaugung 2.4.4.4 Zone 2: Nahbereich in Abhän- keine
gigkeit von der Freisetzungsrate
und der Lüftung
b2) Konstruktion technisch dicht, nur ge- 2.4.3.3 Zone 2: Nahbereich in Abhän- keine
ringe Leckagemöglichkeiten vorhan- gigkeit von der Freisetzungsrate
den und der Lüftung

239
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c) Das Auftreten von g.e.A. ist gelegentlich 2.4.3.4


möglich z.B. an Umfüllanschlussstellen. 2.4.4.3
c1) Gase schwerer als bzw. gleich schwer Zone 1: 1 m keine
wie Luft Zone 2: weitere 3 m
c2) Gase leichter als Luft Zone 1: Nahbereich keine
Zone 2: weitere 2 m oberhalb
der Austrittstelle
d) wie c) 2.4.3.4
2.4.4.2
d1) Gase schwerer als bzw. gleich schwer Zone 1: 3 m keine
wie Luft Zone 2: weitere 6 m
d2) Gase leichter als Luft, Deckenöffnung Zone 1: 1 m keine
ins Freie vorhanden Zone 2: weitere 3 m oberhalb
der Austrittstelle

1.1.2 Im Freien wie 1.1.1, aber:


Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.

240
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

1.2 Fallbeispiele – mögli- Gasführende Anlagen


che praxisnahe Varian-
ten der Umsetzung
von Nr. 1.1

1.2.1 Umgebung von Ent- Zum Zeitpunkt eines Wechsels der Flüssig-
nahmestellen aus gasflasche(n) ist betriebsbedingt von einem
Druckgasbehältern kurzzeitigen Gasaustritt auszugehen. Wird
nach jedem Flaschenwechsel die Dichtheit
der Verbindungsstellen durch Prüfung nach-
gewiesen, ist g.e.A. nicht zu erwarten.
Die Dichtheitsprüfung ist unter Betriebsdruck
mit z.B. schaumbildenden Mitteln durchzufüh-
ren.

1.2.1.1 In Räumen a) Gase leichter als Luft, z.B. Wasserstoff:


a1) Ansammlung im Deckenbereich aus- 2.4.3.3 Zone 2: im Nahbereich um die keine
geschlossen, z.B. wirksame Decken- 2.4.4.2 Anschlussstelle
öffnung ins Freie
a2) Ansammlung im Deckenbereich nicht 2.4.3.3 Zone 2: im Deckenbereich und keine
auszuschließen 2.4.4.2 im Nahbereich um die An-
schlussstelle

241
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

a3) Betriebsbedingte Austrittstelle vorhan- 2.4.3.4 Zone 1: 1 m um die Anschluss- keine


den. Wirksame Deckenöffnung ins 2.4.4.2 stelle
Freie Zone 2: weitere 3 m oberhalb
der Anschlussstelle
a4) Betriebsbedingte Austrittstelle 2.4.3.4 Zone 1: 0,5 m keine
2.4.4.3 Zone 2: weitere 2 m oberhalb
der Anschlussstelle
b) Gase schwerer als bzw. gleichschwer
wie Luft
Flüssiggasflaschen:
b1) Einzelne Flüssiggasflasche mit direkt 2.4.3.4 keine Zone keine
an das Flaschenabsperrventil ange- 2.4.3.5 jedoch sind Zündquellen im
schlossenem Druckregelgerät; Ent- Nahbereich des Flaschenab-
nahme aus der Gasphase. sperrventils bzw. des Druckre-
Beim Flaschenwechsel ist mit g.e.A. gelgerätes während des Fla-
nicht zu rechnen, wenn die austreten- schenwechsels zu vermeiden.
de Gasmenge auf das eingeschlosse-
ne Volumen zwischen Flaschenventil-
Ausgangsbereich und Druckregelge-
rät-Eingangsbereich begrenzt ist.

242
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


Bei dieser Betrachtung wird vorausgesetzt,
dass vor und für den Zeitraum des Flaschen-
wechsels entweder
1. zuerst das Flaschenventil geschlossen
wird; das im Leitungssystem befindliche
Gas wird verbrannt und anschließend wird
die zugehörige Absperreinrichtung der
Verbrauchseinrichtung geschlossen oder
2. zuerst die Verbrauchseinrichtung über die
zugehörige Absperreinrichtung geschlos-
sen wird; dabei geht das Druckregelgerät
in den Schließdruck. Anschließend wird
das Flaschenventil geschlossen. Die beim
Flaschenwechsel zu betrachtende Gas-
menge berechnet sich hierbei aus dem
Volumen, das zwischen dem geschlosse-
nen Flaschenabsperrventil und dem in der
Anlage eingebauten Druckregelgerät*) vor-
handen ist. Wenn das austretende Gasvo-
lumen zwischen dem geschlossenen Fla-
schenabsperrventil und dem Druckregel-
gerät*) bei Umgebungsdruck < 0,2 I be-
trägt, ist nicht mit einer g.e.A. zu rechnen.

*)
Druckregelgerät einschließlich vorhandener Sicherheitseinrichtungen wie
- Sicherheitsabsperreinrichtung (SAV) und Leckgassicherheitsabblaseventil (PRV) oder
- Überdrucksicherungseinrichtung (siehe auch § 11 Abs. 4 BGV D34).

243
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


3. Wenn bei Mitteldruckanlagen der Schließ-
druck nicht erreicht wird, kann beim Fla-
schenwechsel Gas aus dem Leitungssys-
tem und dem Druckregelgerät-Ausgangs-
bereich in gefahrdrohender Menge entwei-
chen. Um dies auszuschließen, ist vor
dem Flaschenwechsel das Flaschenventil
der Flüssiggasflasche zu schließen und
das im System befindliche Gas zu
verbrauchen (z.B. verbrennen).

b2) wie b1) jedoch nicht alle Punkte erfüllt. 2.4.3.3 Zone 2: Nahbereich in Abhän- keine
gigkeit von der Freisetzungsrate
c) Lagern von Flüssiggasflaschen
Hinweise: Flüssiggasflaschen sind gegen Umfallen
oder Herabfallen zu sichern und stehend zu lagern.
Die Flaschenabsperrventile müssen fest verschlos-
sen und mit den vorgesehenen Schutzeinrichtun-
gen versehen sein (z.B. Ventilschutzkappen, ggf.
Verschlussmuttern). Flüssiggasflaschen sind
grundsätzlich nicht in Räumen unter Erdgleiche zu
lagern.

244
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c1) Flüssiggasflasche(n) in ausschließlich 2.4.3.3 keine Zone keine


ungeöffnetem Zustand. 2.4.3.5
Hinweis: Bei dieser Betrachtung wird zu Grun-
de gelegt, dass die Flüssiggasflaschen bzw.
die Flaschenabsperrventile im Füllwerk auf
Dichtheit geprüft, sachgemäß transportiert
werden, keine sichtbaren Mängel aufweisen
und noch nicht zum Entleeren angeschlossen
wurden.
c2) Flüssiggasflasche(n) (teilentleerte, 2.4.3.3 keine Zone keine
leere ungereinigte) mit geschlosse- 2.4.3.5
nem Flaschenabsperrventil. Dichtheit
durch Prüfung nachgewiesen.
Hinweis: Entleerte ungereinigte Flüssiggasfla-
schen enthalten Restgas. Daher kann bei
nicht komplett geschlossenem Flaschenventil
Gas austreten.

1.2.1.2 Im Freien wie 1.2.1.1, aber:


Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.

245
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

1.2.2 An explosionsgefähr- Räume, die keine Apparaturen oder Lei-


deten Bereichen an- tungen mit brennbaren Gasen oder Flüs-
grenzende Räume (z.B. sigkeiten enthalten:
Schaltanlagen, Mess- a) Raum mit geringem Überdruck durch 2.4.4.3 keine keine
warten, Bedienungs- Frischluftzufuhr aus ungefährdeten Berei-
räume, Treppenhäu- chen
ser) mit Verbindungs- b) Raum ist gegen Zone 1 abgedichtet bzw. 2.4.4.2 keine keine
öffnungen zum ex- abgeschleust, gegen Zone 2 geschlossene
plosionsgefährdeten Fenster und selbstschließende Türen. Lüf-
Bereich tung aus ungefährdeten Bereichen.

1.3 Inneres von Apparatu- a) Bildung von g.e.A. nicht zu erwarten,


ren, Behältern und auch bei seltenen Störungen oder be-
Rohrleitungen – All- sonderen Betriebszuständen, weil:
gemeines
a1) die OEG sicher überschritten ist; bei 2.3.2 keine keine
Betriebszuständen, bei denen die 2.3.3.2
OEG unterschritten werden kann (z.B.
Erstinbetriebnahme, unkontrollierter
Luftzutritt bei der Probenahme) sind
zusätzliche Schutzmaßnahmen (z.B.
zusätzlich Inertisieren) erforderlich;

246
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

a2) verfahrensbedingt die UEG sicher un- 2.3.2 keine keine


terschritten ist (z.B. Abgasströme mit
geringer Beladung ...);
a3) die Sauerstoffgrenzkonzentration si- 2.3.3.2 keine keine
cher unterschritten ist; bei Betriebszu-
ständen, bei denen die Sauerstoff-
grenzkonzentration überschritten wer-
den könnte, sind zusätzliche Schutz-
maßnahmen (z.B. vermehrte Einspei-
sungsrate von Inertgas) erforderlich;
a4) verfahrensbedingt Vakuum mit p ≤ 0,1 2.3.4 keine keine
bar (absolut) vorliegt;
Schutzmaßnahmen, z.B. bei An- und
Abfahrvorgängen unter Umständen er-
forderlich.
b) Das Auftreten von g.e.A. ist normaler-
weise nicht oder aber kurzzeitig mög-
lich:
b1) Aufgrund seltener Störungen oder sel- Zone 2 keine
ten und kurzzeitig auftretender verfah-
rensbedingter Betriebszustände kann
b1.1) die OEG unterschritten werden; 2.3.2

247
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b1.2) die UEG überschritten werden; 2.3.2

b1.3) die Sauerstoffgrenzkonzentrati- 2.3.3.2


on überschritten werden;
b1.4) der Druck bei Vakuumbetrieb 2.3.4
auf 1/10 des zulässigen Behälter-
druckes ansteigen (z.B. 0,1 bar
absolut bei 1 bar zulässigem
Behälterdruck).
b2) wie b1) Zone 2 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c) Das Auftreten von g.e.A. ist gelegentlich
möglich:
c1) Aufgrund zu erwartender Störungen Zone 1 keine
oder gelegentlich auftretender verfah-
rensbedingter Betriebszustände kann
c1.1) die OEG unterschritten werden; 2.3.2

248
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c1.2) die UEG überschritten werden; 2.3.2

c1.3) die Sauerstoffgrenzkonzentrati- 2.3.3.2


on überschritten werden;
c1.4) der Druck bei Vakuumbetrieb 2.3.4
auf 1/10 des zulässigen Behälter-
druckes ansteigen (z.B. 0,1 bar
absolut bei 1 bar zulässigem
Behälterdruck).
c2) wie c1) Zone 1 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
d) G.e.A. tritt ständig, langzeitig oder häu-
fig auf.
d1) Das Gas-Luftgemisch liegt zeitlich keine Zone 0 keine
überwiegend innerhalb der Explosi-
onsgrenzen vor.

249
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

d2) wie d1) keine Zone 0 erforder-


lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

2 Brennbare Flüssigkei- Handhaben brennbarer Flüssigkeiten, ih-


ten rer Dämpfe und Nebel
Siehe auch "Technische Regeln für brennba-
re Flüssigkeiten"

2.1 Umgebung von Appa-


raturen, Behältern und
Rohrleitungen – All-
gemeines

2.1.1 In Räumen a) Bildung von g.e.A. nicht zu erwarten:


a1) Flammpunkt der brennbaren Flüssig- 2.3.2 keine keine
keit liegt ausreichend über der Verar-
beitungstemperatur (siehe TRBS 2152
Teil 1 Punkt 3.2(3));

250
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


a2) Flammpunkt der brennbaren Flüssigkeit 2.4.3.2 keine keine
liegt nicht ausreichend über bzw. liegt
unter der Verarbeitungstemperatur.
b) Das Auftreten von g.e.A. ist normaler-
weise nicht oder nur kurzzeitig in der
Umgebung von Austrittstellen möglich
(z.B. Probenahmestellen, Entwässe-
rungseinrichtungen, Füllstellen und
Pumpen, deren technische Dichtheit auf
Dauer nicht gewährleistet ist). Flamm-
punkt liegt nicht ausreichend über der
Verarbeitungstemperatur (siehe TRBS
2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)):
b1) Objektabsaugung 2.4.4.4 Zone 2: Nahbereich in Abhän- keine
gigkeit von der Freisetzungsrate
und der Lüftung
b2) Konstruktion technisch dicht; nur ge- 2.4.3.3 Zone 2: Nahbereich in Abhän- keine
ringe Leckagemöglichkeiten vorhanden gigkeit von der Freisetzungsrate
c) Das Auftreten von g.e.A. ist gelegentlich 2.4.3.4 Zone 1: 1 m keine
möglich (z.B. an Umfüllanschlussstellen). 2.4.4.3 Zone 2: weitere 3 m
d) wie c) 2.4.3.4 Zone 1: 3 m keine
2.4.4.2 Zone 2: weitere 6 m

251
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2.1.2 Im Freien wie 2.1.1, aber:


Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.
2.2 Fallbeispiele – mögli-
che praxisnahe Varian-
ten der Umsetzung
von Nr. 2.1
2.2.1 Abfüllen in verschließ- Das Beispiel gilt nur für die Befüllung ver-
bare Gebinde und Be- schließbarer Gebinde, die vor der Befüllung
hälter frei von Dämpfen brennbarer Flüssigkeiten
sind und bei denen während der Befüllung
(kleine Befüllöffnung) sowie zwischen Ab-
schluss der Befüllung und Verschließen des
Gebindes die Objektabsaugung bzw. Lüf-
tungsmaßnahmen so wirksam sind, dass be-
triebsmäßig weder um die Öffnung der Gebin-
de noch um die Füllrohre bzw. Einfüllstutzen
g.e.A. zu erwarten ist. Für Füllanlagen, die von
diesem Beispiel nicht vollständig erfasst wer-
den, wird auf TRbF 30 Nr. 5 verwiesen.

252
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2.2.1.1 In Räumen a) Die UEG wird sicher unterschritten, da 2.3.2 keine keine
der Flammpunkt der brennbaren Flüs-
sigkeit ausreichend über der Verarbei-
tungstemperatur liegt (siehe TRBS 2152
Teil 1 Punkt 3.2(3)), Temperaturerhö-
hungen nicht vorliegen und Versprühen
oder Vernebeln ausgeschlossen ist.
b) Flammpunkt liegt nicht ausreichend
über der Verarbeitungstemperatur (sie-
he TRBS 2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)); Ver-
sprühen oder Vernebeln möglich. Beim
Abfüllen brennbarer Flüssigkeiten mit
Temperaturen deutlich oberhalb der
Umgebungstemperatur muss der Be-
reich oberhalb der Abfüllstelle im Ein-
zelfall betrachtet werden:
b1) Bei Störungen maximal zu erwarten-
des freigesetztes Volumen der brenn-
baren Flüssigkeit V ≤ 100 ml, Auffang-
wanne max. 0,5 m unter Abfüllstelle,
Abstand Auffangwanne – Boden min-
destens 0,5 m

253
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b1.1) Störungen wie Überfüllung, 2.4.4.4 keine keine


Fehlbedienung, Leckagen an
Befülleinrichtungen, Schäden an
Gebinden, Ausfall der Absau-
gung, Auslaufen der Flüssigkeit
und deren Ausbreitung ausge-
schlossen;
b1.2) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.4 Zone 2: Nahbereich der Abfüll- keine
möglich. Leckagemengen wer- stelle
den aufgefangen und sofort be-
seitigt. Absaugung unmittelbar
an Auffangwanne;
b1.3) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.3 Zone 2: Nahbereich der Abfüll- keine
möglich; stelle und Auffangwanne
b1.4) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.2 Zone 2: 0,8 m um Abfüllstelle keine
möglich; und Auffangwanne
b1.5) Gelegentlich betriebliche Störun- 2.4.4.4 Zone 1: Nahbereich der Abfüll- keine
gen möglich, Leckagemengen stelle
werden aufgefangen, Absaugung Zone 2: Auffangwanne
unmittelbar an Auffangwanne;
b1.6) Gelegentlich betriebliche Stö- 2.4.4.3 Zone 1: Nahbereich der Abfüll- keine
rungen möglich; stelle und Auffangwanne
Zone 2: 0,5 m um Auffangwanne

254
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b1.7) Gelegentlich Betriebsstörungen 2.4.4.2 Zone 1: Nahbereich der Abfüll- keine


möglich. stelle und Auffangwanne
Zone 2: 1 m um Auffangwanne
b2) wie b1) jedoch 100 ml < V ≤ 5 l
b2.1) Störungen wie Überfüllung, Fehl- 2.4.4.4 keine keine
bedienung, Leckagen an Befüll-
einrichtungen, Schäden an Ge-
binden, Ausfall der Absaugung,
Auslaufen der Flüssigkeit und de-
ren Ausbreitung ausgeschlossen;
b2.2) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.4 Zone 2: Nahbereich der Abfüll- keine
möglich, Leckagemengen wer- stelle und Auffangwanne
den aufgefangen und sofort be-
seitigt, Absaugung unmittelbar
an Auffangwanne;
b2.3) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.3 Zone 2: 0,5 m um Abfüllstelle keine
möglich; und Auffangwanne
b2.4) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.2 Zone 2: 1 m um Abfüllstelle und keine
möglich; Auffangwanne
b2.5) Gelegentlich betriebliche Störun- 2.4.4.4 Zone 1: 0,5 m um Abfüllstelle keine
gen möglich, Leckagemengen und gesamte Auffangwanne
werden aufgefangen, Absaugung Zone 2: jeweils weitere 0,5 m
unmittelbar an Auffangwanne;

255
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b2.6) Gelegentlich betriebliche Stö- 2.4.4.3 Zone 1: 1 m um Abfüllstelle und keine


rungen möglich; gesamte Auffangwanne
Zone 2: jeweils weitere 1 m
b2.7) Gelegentlich betriebliche Stö- 2.4.4.2 Zone 1: 1 m um Abfüllstelle und keine
rungen möglich. gesamte Auffangwanne
Zone 2: jeweils weitere 2 m
b3) wie b1) jedoch 5 l < V ≤ 1 m3
b3.1) Störungen wie Überfüllung, 2.4.4.4 keine keine
Fehlbedienung, Leckagen an
Befülleinrichtungen, Schäden an
Gebinden, Ausfall der Absau-
gung, Auslaufen der Flüssigkeit
und deren Ausbreitung ausge-
schlossen;
b3.2) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.4 Zone 2: 0,5 m um Abfüllstelle keine
möglich, Leckagemengen wer- und Auffangwanne
den aufgefangen und sofort be-
seitigt, Absaugung unmittelbar
an Auffangwanne;
b3.3) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.3 Zone 2: 1 m um Abfüllstelle und keine
möglich; gesamte Auffangwanne
b3.4) Seltene betriebliche Störungen 2.4.4.2 Zone 2: 2 m um Abfüllstelle und keine
möglich. gesamte Auffangwanne

256
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


3
b4) Abfüllen in Gebinde (V > 1 m )
Das Abfüllen größerer Mengen inner-
halb geschlossener Räume ist in der
Regel aus Gründen des Gesundheits-
schutzes ohne Gaspendelung oder
Objektabsaugung nicht zulässig:
Nichteinhaltung des Arbeitsplatz-
grenzwertes.

2.2.1.2 Im Freien wie 2.2.1.1


Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.

2.2.2 Abfüllen in offene Be- a) Die UEG wird sicher unterschritten, da 2.3.2 keine keine
hälter (in Räumen) der Flammpunkt der brennbaren Flüs-
sigkeit ausreichend über der Verarbei-
tungstemperatur liegt (siehe TRBS 2152
Teil 1 Punkt 3.2(3)), Temperaturerhö-
hungen nicht vorliegen und Versprühen
oder Vernebeln ausgeschlossen ist.

257
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Der Flammpunkt liegt nicht ausreichend


über der Verarbeitungstemperatur (sie-
he TRBS 2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)); Ver-
sprühen oder Vernebeln möglich.
b1) Abfüllen in offene Behälter, V ≤ 10 l; 2.4.4.4 Zone 2: 0,5 m keine
b2) Abfüllen in offene Behälter, V ≤ 10 l; keine
b2.1) technische Lüftung; 2.4.4.3 Zone 1: 0,5 m keine
Zone 2: weitere 1 m
b2.2) natürliche Lüftung; 2.4.4.2 Zone 1: 1 m keine
Zone 2: weitere 1 m
b3) Abfüllen in offene Behälter, V > 10 l.
Das Abfüllen größerer Mengen inner-
halb geschlossener Räume ist in der
Regel aus Gründen des Gesundheits-
schutzes ohne zusätzliche Maßnah-
men (z.B. Gaspendelsysteme, Objekt-
absaugung) nicht zulässig: Nichtein-
haltung des Arbeitsplatzgrenzwertes.

258
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2.2.3 Umgebung von Probe-


nahme- und Messein-
richtungen

2.2.3.1 In Räumen a) Geschlossene Probenahmeeinrichtung; 2.4.3.3 keine keine


2.4.4.3
b) Offene Probenahme unter Kontrolle, Aus- 2.4.4.4 Zone 2: im Nahbereich keine
tritt nur kleiner Mengen möglich;
c) wie b) 2.4.4.3 Zone 2: 0,5 m keine
d) wie b) 2.4.4.2 Zone 1: im Nahbereich keine
Zone 2: weitere 2 m

2.2.3.2 Im Freien wie 2.2.3.1


Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.

259
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2.2.4 Mischeinrichtungen a) Beim Farbmischen aus Einzelgebinden 2.4.4.2 keine keine


für Beschichtungsstof- liegt der Flammpunkt der Beschich-
fe (bestehend aus Re- tungsstoffe ausreichend über der Um-
galfarbmischgerät gebungstemperatur (siehe TRBS 2152
nach DIN EN 12757-1 Teil 1 Punkt 3.2(3)).
"Mischgeräte zur Ver- b) Beim Farbmischen aus Einzelgebinden 2.3.2 keine keine
wendung in der Fahr- liegt der Flammpunkt der Beschich- 2.4.4.2
zeugreparaturlackie- tungsstoffe nicht ausreichend über der oder
rung"), Mikrofilmlese- Umgebungstemperatur (siehe TRBS 2.4.4.3
gerät/Mischcomputer 2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)). Verwendung
und Waage von selbstschließenden Gebinden.
c) Anmischen von Beschichtungsstoffen
(z.B. Zugabe von Verdünnern, Härtern).
Der Flammpunkt der Beschichtungs-
stoffe liegt nicht ausreichend über der
Umgebungstemperatur (siehe TRBS
2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)).
c1) Verwendung von Einzelgebinden mit 2.4.4.2 Zone 2: bis zu einer Höhe von keine
maximal 5 l Inhalt, natürliche Lüftung. 0,5 m über Farbmischwaage bis
zu einem Abstand von 2 m um
das Einzelgebinde; gesamter
Bodenbereich bis zu einer Höhe
von 0,5 m

260
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


c2) Wie c1) jedoch technische Lüftung. 2.4.4.3 Zone 2: Nahbereich um die Farb- keine
mischwaage; gesamter Bodenbe-
reich bis zu einer Höhe von 0,2 m
c3) Beim Verwenden von Einzelgebinden keine
mit Inhalten V > 5 l, siehe 2.2.2
2.2.5 An explosionsgefähr- siehe 1.2.2
deten Bereichen an-
grenzende Räume (z.B.
Schaltanlagen, Mess-
warten, Bedienräume,
Treppenhäuser) mit
Verbindungsöffnungen
zum explosionsge-
fährdeten Bereich
2.2.6 Laboratorien a) Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten in 2.4.4.3 keine keine
laborüblichen Mengen nach BGR 120.
b) Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten im 2.4.4.3 im Zone 2 im Abzug keine
Abzug in nicht laborüblicher Menge, z.B. Abzug
Rotationsverdampfer mit 10 l brennbarer
Flüssigkeit oberhalb des Flammpunktes.
Hinweis:
Bei größeren Anlagen außerhalb laborüblicher
Menge liegt Technikumscharakter vor. Schutzmaß-
nahmen sind auf Grundlage von Nr. 2 der Beispiel-
sammlung festzulegen.

261
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2.2.7 Läger Siehe auch "Technische Regeln für brenn-


bare Flüssigkeiten (TRbF) 20 Läger".

2.2.7.1 In Räumen a) Die UEG wird sicher unterschritten, da 2.3.2 keine keine
der Flammpunkt der brennbaren Flüs-
sigkeit ausreichend über der Lagertem-
peratur liegt (siehe TRBS 2152 Teil 1
Punkt 3.2(3)).
b) Der Flammpunkt liegt nicht ausreichend
über der Lagertemperatur (siehe TRBS
2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)).
b1) Behälter dicht verschlossen. Regel- 2.4.3.2 keine keine
mäßige Kontrolle auf Dichtheit; Lager
wird regelmäßig begangen. Öffnen der
Behälter im Lager ausgeschlossen.
Lagerhöhe ist kleiner als die nach den
gefahrgutrechtlichen Vorschriften vor-
gegebene Fallhöhe. Beschädigung
durch Transporteinrichtungen weitge-
hend ausgeschlossen. Einsatz beson-
derer Transporteinrichtungen z.B.
Verwendung von Fassgreifern statt
Gabelstaplerzinken.

262
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b2) Falls b1) nicht in allen Punkten erfüllt, 2.4.4.2 Zone 2: gesamter Raum bis 1,5 keine
Behälter ist jedoch dicht verschlossen. m Höhe; jedoch bei Räumen mit
Raumvolumen kleiner 100 m3
Zone 2: gesamter Raum
b3) wie b2) 2.4.4.2 in wie b2), jedoch Geräte, deren keine
Kombinati- potenzielle Zündquelle durch
on mit die Gaswarnanlage abgeschal-
2.5.3 tet werden, müssen nicht für
den Einsatz in Zone 2 geeignet
sein.
b4) wie b2) 2.4.4.3 in wie b2), jedoch Geräte, deren keine
Kombinati- potenzielle Zündquelle durch
on mit die Gaswarnanlage abgeschal-
2.5.3 tet werden, müssen nicht für
den Einsatz in Zone 2 geeignet
sein.
b5) wie b2) 2.4.4.3 Zone 2: gesamter Raum bis 0,8 keine
m Höhe; jedoch bei Räumen mit
Raumvolumen kleiner 100 m3
Zone 2: gesamter Raum
b6) wie b5) jedoch Lüfter automatisch 2.4.4.3 keine keine
überwacht und Einleitung von Maß-
nahmen bei Störungsmeldung

263
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2.2.7.2 Im Freien wie 2.2.7.1


Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.

2.2.8 Lagern im Sicherheits- siehe auch "Technische Regeln für brennbare


schrank Flüssigkeiten" TRbF 20 "Läger", Anhang L:
Lagereinrichtungen in Arbeitsräumen (Si-
cherheitsschränke)
a) Die UEG wird sicher unterschritten, da 2.3.2 Keine keine
der Flammpunkt der brennbaren Flüs-
sigkeit ausreichend über der Lagertem-
peratur liegt (siehe TRBS 2152 Teil 1
Punkt 3.2(3)).
b) Der Flammpunkt liegt nicht ausreichend
über der Lagertemperatur (siehe TRBS
2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)).

264
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


b1) Technische Lüftung; Behälter dicht ver- 2.4.4.3 keine keine
schlossen, regelmäßige Kontrolle auf
Dichtheit, Öffnen der Behälter ausge-
schlossen (kein Abfüllen oder Umfüllen
und keine Probenahme); Abstellen von
Behältern ohne äußere Benetzung
durch brennbare Flüssigkeiten.
b2) Falls b 1 )nicht in allen Punkten erfüllt, 2.4.4.3 Zone 2: in Innern des Sicher- keine
Behälter sind jedoch dicht verschlos- heitsschrankes
sen und technische Lüftung vorhanden
(siehe TRbF 20 Anhang L, Punkt 4.1).
b3) Natürliche Lüftung; Behälter dicht ver- 2.4.4.2 Zone 2: in Innern des Sicher- keine
schlossen, regelmäßige Kontrolle auf heitsschrankes
Dichtheit, Öffnen der Behälter ausge-
schlossen (kein Abfüllen oder Umfül-
len und keine Probenahme); Abstellen
von Behältern ohne äußere Benet-
zung durch brennbare Flüssigkeiten.
b4) Falls b3) nicht in allen Punkten erfüllt, 2.4.4.2 Zone 1 im Innern des Sicher- keine
Behälter sind jedoch dicht verschlos- heitsschrankes und
sen; natürliche Lüftung vorhanden Zone 2 in der Umgebung R
(siehe TRbF 20, Anhang L, Punkt 4.2). 2,5 m um den Sicherheits-
schrank in einer Höhe von
0,5 m über Fußboden

265
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


2.3 Inneres von Apparatu- a) Bildung von g.e.A. nicht zu erwarten,
ren, Behältern und auch nicht bei seltenen Störungen, wenn:
Rohrleitungen – All- a1) die UEG verfahrensbedingt sicher un- 2.3.2 keine keine
gemeines terschritten ist; das liegt vor, wenn der
Flammpunkt der brennbaren Flüssig-
keit ausreichend über der Verarbei-
tungstemperatur liegt (siehe TRBS
2152 Teil 1 Punkt 3.2(3)), Temperatur-
erhöhungen verfahrensbedingt nicht
vorliegen und Versprühen oder Ver-
nebeln ausgeschlossen ist;
a2) die OEG sicher überschritten ist; diese 2.3.2 keine keine
Arbeitsweise ist aufgrund von tempe-
raturabhängigen Kondensationsvor-
gängen und des möglichen Abstandes
vom Gleichgewichtszustand nur be-
dingt anwendbar;
a3) die Sauerstoffgrenzkonzentration si- 2.3.3 keine keine
cher unterschritten ist;
a4) verfahrensbedingt Vakuum p ≤ 0,1 bar 2.3.4 keine keine
(absolut) vorliegt. Gesonderte Schutz-
maßnahmen (z.B. bei An- und Abfahr-
vorgängen) sind unter Umständen er-
forderlich.

266
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Das Auftreten von g.e.A. ist normaler-


weise nicht oder aber nur kurzzeitig
möglich:
b1) Aufgrund seltener Störungen oder sel- Zone 2 keine
ten und kurzzeitig auftretender verfah-
rensbedingter Betriebszustände kann
b1.1) die UEG überschritten werden; 2.3.2

b1.2) die OEG unterschritten werden; 2.3.2

b1.3) die Sauerstoffgrenzkonzentrati- 2.3.3


on überschritten werden;

b1.4) der Druck bei Vakuumbetrieb 2.3.4


auf 1/10 des zulässigen Behälter-
druckes ansteigen (z.B. 0,1 bar
absolut bei 1 bar zulässigen Be-
hälterdruck)

267
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b2) wie b1) Zone 2 erforder-


lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c) Das Auftreten von g.e.A. ist gelegentlich
möglich:
c1) Aufgrund zu erwartender Störungen Zone 1 keine
oder gelegentlich auftretender verfah-
rensbedingter Betriebszustände kann
c1.1) die UEG überschritten werden; 2.3.2
c1.2) die OEG unterschritten werden; 2.3.2
c1.3) die Sauerstoffgrenzkonzentrati- 2.3.3
on überschritten werden;
c1.4) der Druck bei Vakuumbetrieb 2.3.4
auf 1/10 des zulässigen Behälter-
druckes ansteigen (z.B. 0,1 bar
absolut bei 1 bar zulässigen Be-
hälterdruck)

268
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c2) wie c1) Zone 1 erforder-


lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
d) G.e.A. tritt ständig, langzeitig oder häu-
fig auf:
d1) Das Dampf/Luft-Gemisch liegt zeitlich keine Zone 0 keine
überwiegend innerhalb der Explosi-
onsgrenzen.
d2) wie d1) keine Zone 0 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

269
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3 Brennbare Stäube Handhaben brennbarer Stäube oder fester


Stoffe unter Staubanfall (brennbare Gase
oder Flüssigkeiten sind nicht vorhanden)
Beispiele für explosionsfähige Stäube sie-
he auch GESTIS-STAUB-EX, Datenbank
"Brenn- und Explosionskenngrößen von
Stäuben" www.hvbg.de/bia/gestis-staub-
ex (Beck, H. u.a.: Brenn- und Explosions-
kenngrößen von Stäuben, BIA-Report
12/97, Berufsgenossenschaftliches Institut
für Arbeitsschutz – BIA, Sankt Augustin).

3.1 Umgebung staubfüh-


render Apparate und
Behälter – Allgemeines

3.1.1 Umgebung geschlos-


sener staubführender
Apparate und Behälter

270
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.1.1.1 In Räumen a) Apparatur auf Dauer staubdicht. Bildung 2.4.3.2 keine keine
von g.e.A. und gefährlichen Staubablage- 2.4.3.5
rungen verhindert.
b) Dichtheit der Apparatur nicht auf Dauer 2.6 keine keine
gewährleistet, aber bereits geringe Lecka-
gen werden schnell erkannt. Leckagen und
Ablagerungen werden sofort beseitigt.
c) Verhinderung des Staubaustritts aus der 2.3.4 keine keine
Apparatur durch Unterdruckfahrweise ge-
währleistet. Bildung von g.e.A. und gefähr-
lichen Staubablagerungen verhindert.
d) Dichtheit der Apparatur nicht gewährleistet 2.6 Zone 22: 1 m um die Austritt- keine
(z.B. Undichtheiten an Wellendurchführun- stelle bis zum Boden
gen). Ablagerungen von Staub sind mög-
lich. Staub sedimentiert im Nahbereich der
Freisetzungsquelle. Staubablagerungen
werden beseitigt. Wesentliche Parameter
für die Staubfreisetzung sind:
– Druck in der Anlage
– Beschaffenheit des Stoffes (Korngrö-
ßenverteilung, Dichte, Feuchte, Wirbel-
fähigkeit).

271
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

e) Staubablagerungen sind aufgrund der Viel- 2.6 Zone 22: Ausdehnung der Zone keine
zahl möglicher Freisetzungsquellen und/ vom Einzelfall abhängig
oder der Sedimentationseigenschaft des
Staubes im gesamten Raum zu erwarten.
Staubablagerungen werden beseitigt.

3.1.1.2 Im Freien wie 3.1.1.1, aber:


Im Freien kann die Zonenausdehnung infolge
von Witterungseinflüssen gegenüber ver-
gleichbaren Situationen in Räumen verändert
sein, i. d. R. kann sie reduziert werden.

3.1.2 Umgebung nicht ge- Unter nicht geschlossenen Apparaten und


schlossener staubfüh- Behältern werden Einrichtungen verstanden,
render Apparate und die betriebsmäßig ständig oder zeitweise of-
Behälter fen sind (z.B. Bandförderer, Einfüllöffnungen,
Übergabestellen, Probenahmestellen).

272
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.1.2.1 In Räumen a) Um offene Stellen kommt es nicht zu einer 2.3.4 keine keine
gefährlichen Staubfreisetzung im Normal- 2.4.4.4
betrieb (z.B. durch Unterdruck oder Ob- 2.6
jektabsaugung); gefährliche Staubablage-
rungen werden durch häufiges Reinigen
verhindert und/oder bei Störungen tritt kei-
ne g.e.A. auf (z.B. aufgrund der Produktei-
genschaften – geringer Feinstaubanteil)
bzw. eine Störung (z.B. Anfahren einer
Apparatur mit offener Revisionsklappe,
Öffnen von Revisionsklappen während des
Betriebs) wird sofort erkannt, bevor es zu
gefährlichen Staubablagerungen kommt.
b) G.e.A. ist an der Austrittstelle nicht zu er- 2.4.4.4 Zone 22: Ausdehnung der Zone keine
warten, jedoch kann es zu gefährlichen vom Einzelfall abhängig
Staubablagerungen kommen (z.B. auf-
grund nicht ausreichender Objektabsau-
gung durch ungünstige geometrische Ver-
hältnisse).

273
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c) G.e.A. tritt im Bereich der offenen Stellen 2.4.4.2 Zone 21: im Nahbereich; keine
gelegentlich auf (z.B. an Übergabestellen, Zone 22: gesamter Raum
offenen Förderungen, Einschüttgossen)
und führt zu gefährlichen Staubablagerun-
gen

3.1.2.2 Im Freien wie 3.1.2.1, aber:


Im Freien kann die Zonenausdehnung infolge
Witterungseinflüssen gegenüber vergleichba-
ren Situationen in Räumen verändert sein,
i.d.R. kann sie reduziert werden.

3.1.3 Fallbeispiele – mögli-


che praxisnahe Varian-
ten der Umsetzung
von Nr. 3.1

3.1.3.1 In Räumen

3.1.3.1.1 Läger in Speichern a) Offene Lagerung als Schüttgut. G.e.A. tritt 2.4.4.2 Zone 20: im Nahbereich der keine
und Hallen beim Ein- und Auslagern, Umschütten auf. Abwurfstelle bzw. des Auftreff-
Staubablagerungen sind vorhanden. bereichs;
Zone 22: restlicher Raum

274
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Offene Lagerung als Schüttgut mit gerin- 2.4.4.2 Zone 22: gesamter Raum keine
ger Staubfreisetzung (abhängig von den
Stoffeigenschaften, wie Korngrößenvertei-
lung, Dichte, Feuchte, Wirbelfähigkeit).
G.e.A. ist im Bereich der Abwurf- bzw. Auf-
treffstelle nicht zu erwarten. Staubablage-
rungen sind vorhanden.
c) Lagerung in staubdurchlässigen Gebinden, 2.4.4.2 Zone 22: gesamter Raum keine
wie z.B. Jutesäcken. Staubablagerungen
sind vorhanden.
d) Lagerung in staubdichten Gebinden. Mit 2.6 keine keine
dem Auftreten von g.e.A. ist nicht zu rech-
nen. (Wenn z.B. durch Beschädigung von
Gebinden größere Staubablagerungen
auftreten, werden diese sofort beseitigt.)

3.1.3.1.2 Befüllen und Entleeren a) Um offene Stellen kommt es zu keiner 2.4.4.4 keine keine
(z.B. Sackaufgabestel- Staubfreisetzung, z.B. Unterdruckfahrwei- 2.6
len, Absackstellen, se, Objektabsaugung, häufige Reinigung.
Waagen) (siehe auch b) Es kann zu Staubfreisetzungen kommen. 2.6 Zone 22: im Nahbereich keine
Pkt. 3.1.2.1) Auch geringe Staubablagerungen werden
beseitigt.

275
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c) wie a) oder wie b), aber: 2.6 Zone 22: zusätzlich im Auswir- keine
Bildung von g.e.A. kurzzeitig bei betriebli- kungsbereich der Störung, z.B.
chen Störungen möglich (z.B. Sackabriss). des Sackabrisses
d) Dichtheit der Apparatur bei Normalbetrieb 2.4.4.2 Zone 22: gesamter Raum keine
nicht gewährleistet. Staubablagerungen
treten im gesamten Raum auf. Die Kon-
zentration des austretenden Staubes liegt
in der Regel unter der UEG.

3.1.3.1.3 Verladen von Getreide Das Beladen erfolgt üblicherweise in allseitig 2.4.4.4 Zone 21: im Fülltrichter und im keine
und Futtermitteln auf geschlossenen Durchfahrten mit Rolltoren an offenen Laderaum des Fahr-
Lkw in Räumen der Ein- und Ausfahrt. Beim Auslaufen am zeuges;
Verladetrichter und Aufschütten in offene Zone 22: restlicher Raum
Fahrzeuge lässt sich bei Produkten mit ho-
hem Staubanteil durch Staubabsaugung
g.e.A. nicht immer vermeiden.

3.1.3.2 Im Freien wie 3.1.2.1, aber:


Im Freien kann die Zonenausdehnung infolge
von Witterungseinflüssen gegenüber ver-
gleichbaren Situationen in Räumen verändert
sein, i. d. R. kann sie reduziert werden.

276
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.2 Inneres von staubfüh- a) Bildung von g.e.A. nicht zu erwarten,


renden Apparaten und weil:
Behältern – Allgemei- a1) verfahrensbedingt die UEG immer si- 2.3.2 keine keine
nes cher unterschritten ist. Staubablage-
rungen/-anreicherungen sind verhin-
dert;
a2) sichere Zugabe oder Vorhandensein 2.3.3.3 keine keine
eines ausreichenden Anteils inerter
Feststoffe gegeben (z.B. über 80 %)
und Entmischung verhindert ist; ggf.
müssen Entzündungen von Staubab-
lagerungen berücksichtigt werden;
a3) die höchstzulässige Sauerstoffkon- 2.3.3.3 keine keine
zentration immer sicher unterschritten
wird, solange aufgewirbelter Staub
vorhanden ist oder abgelagerter Staub
aufgewirbelt werden kann; es ist zu
beachten, dass auch bei ausreichen-
der Inertisierung zum Vermeiden von
Staubexplosionen, ein Entzünden von
abgelagertem Staub möglich sein
kann;

277
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

a4) Anlagen verfahrensbedingt unter Va- 2.3.4 keine keine


kuum betrieben werden, solange auf-
gewirbelter Staub vorhanden ist oder
abgelagerter Staub aufgewirbelt wer-
den kann, es ist zu beachten, dass
auch bei einem für das Vermeiden von
g.e.A. ausreichenden "Teilvakuum",
ein Entzünden von abgelagertem
Staub möglich sein kann.
b) Das Auftreten von g.e.A. ist nur selten
und dann auch nur kurzzeitig möglich,
weil:
b1) keine verfahrensbedingten Staub/Luft- 2.3.2 Zone 22 keine
Gemische vorhanden sind. Aufwirbeln
von abgelagertem Staub ist selten und
kurzzeitig möglich.
b2) wie b1) Zone 22 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

278
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b3) verfahrensbedingt die UEG deutlich 2.3.2 Zone 22 keine


unterschritten wird (z.B. durch Absau-
gung). Ein Überschreiten der UEG,
z.B. durch seltene und kurzzeitige
Konzentrationsschwankungen oder
Staubaufwirbelungen, ist möglich.
b4) wie b3) Zone 22 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
b5) ein ausreichender Anteil inerter Fest- 2.3.3.3 Zone 22 keine
stoffe (z.B. über 80 %) zugegeben
wird oder vorhanden ist, Entmischung
ist verhindert. Unterschreitung des er-
forderlichen Inertstoffanteils selten
und kurzzeitig möglich;

279
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b6) wie b5) Zone 22 erforder-


lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
b7) die höchstzulässige Sauerstoffkon- 2.3.3.3 Zone 22 keine
zentration unterschritten wird, solange
aufgewirbelter Staub vorhanden ist
oder abgelagerter Staub aufgewirbelt
werden kann. Überschreitungen der
höchstzulässigen Sauerstoffkonzent-
ration selten und kurzzeitig möglich;
es ist zu beachten, dass auch bei aus-
reichender Inertisierung zum Vermei-
den von Staubexplosionen, ein Ent-
zünden von abgelagertem Staub mög-
lich sein kann;

280
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b8) wie b7) Zone 22 erforder-


lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
b9) wie a4), aber: 2.3.4 Zone 22 keine
Auftreten von g.e.A. selten und kurz- 2.6
zeitig möglich (z.B. bei Undichtigkei-
ten, die aber sofort erkannt und besei-
tig werden);
b10) wie b9) Zone 22 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

281
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


c) Das Auftreten von g.e.A. ist gelegentlich
möglich, weil:
c1) verfahrensbedingt gelegentlich 2.3.2 Zone 21 keine
Staub/Luft-Gemische auftreten (z.B.
Silos mit diskontinuierlicher Befüllung
und kurzer Fülldauer);
c2) wie c1) Zone 21 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c3) verfahrensbedingt die UEG unter- 2.3.2 Zone 21 keine
schritten wird. Überschreitung der
UEG z.B. durch Konzentrations-
schwankungen gelegentlich möglich;
c4) wie c3) 2.3.2 Zone 21 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

282
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c5) ausreichender Anteil inerter Feststoffe 2.3.3.3 Zone 21 keine


(z.B. über 80 %) zugegeben werden
oder vorhanden sind. Unterschreitung
des Feststoffanteils gelegentlich mög-
lich;
c6) wie c5) Zone 21 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c7) die höchstzulässige Sauerstoffkon- 2.3.3.3 Zone 21 keine
zentration gelegentlich überschritten
wird; es ist zu beachten, dass auch
bei ausreichender Inertisierung zum
Vermeiden von Staubexplosionen ein
Entzünden von abgelagertem Staub
möglich sein kann;

283
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c8) wie c7) Zone 21 erforder-


lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c9) wie a4) aber: 2.3.4 Zone 21 keine
Auftreten von g.e.A. gelegentlich mög-
lich (z.B. durch Ausfall des Vakuums)
c10) wie c9) Zone 21 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

284
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

d) G.e.A. tritt ständig, langzeitig oder häu-


fig auf.
d1) Das Staub/Luft-Gemisch liegt be- keine Zone 20 keine
triebsmäßig im Explosionsbereich
d2) wie d1) Zone 20 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

3.3 Fallbeispiele – mögli- Nur für das Innere von Anlagen.


che praxisnahe Varian- Umgebung staubführender Anlagen siehe Nr.
ten der Umsetzung 3.1
von Nr. 3.2

3.3.1 Trockner

3.3.1.1 Wirbelschichttrockner 1. Zuluftvorwärmer: konstruktionsbedingt 2.3.2 keine keine


kein Eindringen von Staub in gefahrdro-
hender Menge.

285
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

2. Luftverteiler: kann Produkt durch den 2.3.2 Zone 22 keine


Luftverteilerboden fallen, sind Staubabla- nicht bei Inertisierung gemäß
gerungen entsprechend zu berücksichti- 3a); aber Entzünden von Abla-
gen. gerungen möglich
3. Produktraum:
a) Im Produktraum g.e.A. durch Inertisie- 2.3.3.3 keine keine
rung immer sicher verhindert;
b) Im Produktraum ist beim Trocknen 2.3.2 Zone 22 keine
grobkörniger, staubfreier Produkte
g.e.A. nicht zu erwarten;
c) Im Produktraum ist beim Trocknen keine Zone 20 keine
staubförmiger Produkte bei normalem
Betrieb g.e.A. zu erwarten.
d) wie c) keine Zone 20 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
4. Bei eingebautem Produktrückhaltefilter:
siehe 3.3.4.2

286
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.1.2 Sprühtrocknungsanla- 1. Luftzuführung: kein Eindringen von Staub 2.3.2 keine keine
gen in gefahrdrohender Menge; Luftvorwär-
mung indirekt.
2. Produktraum:
a) Im Produktraum ist beim Trocknen keine Zone 20 keine
staubförmiger Produkte im Normalbe-
trieb g.e.A. vorhanden;
b) wie a) Zone 20 erforder-
lich, da
Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c) wie a) oder b), die höchstzulässige 2.3.3.3 keine keine
Sauerstoffkonzentration wird im Pro-
duktraum immer sicher unterschritten;
es ist zu beachten, dass auch bei aus-
reichender Inertisierung zum Vermeiden
von Staubexplosionen, ein Entzünden
von abgelagertem Staub möglich sein
kann.

287
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3. Fließbett:
a) In Teilbereichen ist g.e.A. betriebsmä- keine Zone 20 keine
ßig vorhanden (z.B. im Ein- und Aus-
tragsbereich). Staubablagerungen sind
zu berücksichtigen, insbesondere auch
unterhalb des Luftverteilerbodens.
b) wie a) aber: Zone 20 erforder-
Eintrag von Glimmnestern nicht immer lich, da
auszuschließen; Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c) wie a) oder b), die höchstzulässige 2.3.3.3 keine keine
Sauerstoffkonzentration wird immer si-
cher unterschritten; es ist zu beachten,
dass auch bei ausreichender Inertisie-
rung zum Vermeiden von Staubexplosi-
onen ein Entzünden von abgelagertem
Staub möglich sein kann.
4. Bei eingebautem Filter: siehe 3.3.4
Filter sind im Allgemeinen separat aufge-
stellt.

288
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.1.3 Hordentrockner / G.e.A. tritt während des Trocknungsvorgangs keine Zone 22 keine
Tellertrockner normalerweise nicht auf. Die Trocknungstem-
peratur liegt verlässlich unterhalb des
Schwelpunktes und der Selbstentzündungs-
temperatur der vorliegenden Produktschüt-
tung. G.e.A. kurzzeitig durch Aufwirbeln abge-
lagerten Staubes in Folge von Betriebsstö-
rungen möglich.

3.3.2 Mühlen a) G.e.A. betriebsmäßig zu erwarten. Mühle keine Zone 20 erforder-


(z.B. Hammermühle) ist im Fall von Stö- lich, da
rungen als wirksame Zündquelle anzuse- Zündquel-
hen. len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
b) wie a) aber: keine Zone 20 keine
Mühle kann konstruktionsbedingt auch bei
seltenen Störungen nicht als Zündquelle
wirksam werden (z.B. Luftstrahlmühle oh-
ne Rotorsichter).
c) wie a) oder b), jedoch g.e.A. durch Inerti- 2.3.3.3 keine keine
sierung immer sicher verhindert.

289
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.3 Förderanlagen

3.3.3.1 Saugförderung, a) Produktaufgabe / Förderleitung


Druckgefäßförderung, a1) G. e. A. betriebsmäßig zu erwarten; keine Zone 20 keine
Druckförderung
a2) wie a1) Eintrag von Zündquellen von keine Zone 20 erforder-
außen (z.B. Glimmnest im Produkt) lich, da
kann nicht vermieden werden. Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
a3) Die Konzentration liegt während der 2.3.2 Zone 21 keine
Förderung deutlich oberhalb der OEG.
G. e. A. tritt nur bei An- und Abfahr-
vorgängen auf (z.B. Dichtstromförde-
rer).
a4) wie a3) Eintrag von Zündquellen von Zone 21 erforder-
außen (z.B. Glimmnest im Produkt) lich, da
kann nicht vermieden werden Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

290
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Filter siehe 3.3.4

3.3.3.2 Schneckenförderer, Produkt wird kontinuierlich zugeführt. Um- keine Zone 21 keine
Trogkettenförderer fangsgeschwindigkeit der Schnecke bzw.
(Redler) Fördergeschwindigkeit des Redlers liegt un-
terhalb 1 m/s. Keine innenliegenden Lager.

3.3.4 Filternde Abscheider


(Filter)
3.3.4.1 Rohgasraum a) Die Konzentration des erfassten und ab- keine Zone 20 keine
zuscheidenden Staubes, liegt betriebsmä-
ßig überwiegend im Explosionsbereich
oder das regelmäßige Abreinigen des Fil-
termediums erfolgt häufig.
b) wie a), der Eintrag von Zündquellen (z.B. keine Zone 20 erforder-
Glimmnester oder Funken) oder Selbst- lich, da
entzündungsvorgänge im Abscheider kön- Zündquel-
nen jedoch nicht hinreichend sicher aus- len nicht
hinreichend
geschlossen werden.
vermieden
werden
können
z.B. E 3.1.2
und E 3.2
und E 3.4

291
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c) Die Konzentration des erfassten und ab- 2.3.2 Zone 21 keine


zuscheidenden Staubes liegt betriebsmä-
ßig nicht im Explosionsbereich (Objektab-
saugung, Aspiration) und das Abreinigen
des Filtermediums erfolgt nur gelegentlich.
d) wie c), der Eintrag von Zündquellen (z.B. 2.3.2 Zone 21 erforder-
Glimmnester oder Funken) oder Selbst- lich, da
entzündungsvorgänge im Abscheider kön- Zündquel-
nen jedoch nicht hinreichend sicher aus- len nicht
hinreichend
geschlossen werden.
vermieden
werden
können
z.B. E 3.1.2
und E 3.2
und E 3.4
e) wie a) oder d), g.e.A. wird jedoch durch 2.3.3 keine keine
Inertisieren immer sicher verhindert; es ist
zu beachten, dass auch bei ausreichender
Inertisierung zum Vermeiden von Staub-
explosionen, ein Entzünden von abgela-
gertem Staub möglich sein kann.

292
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.4.2 Reingasraum a) Die Konzentration des erfassten und ab- keine Zone 21 keine
zuscheidenden Staubes im Rohgasraum
liegt betriebsmäßig überwiegend im Explo-
sionsbereich. In Folge einer Filterstörung,
die nicht sofort beseitigt wird (z.B. Filter-
durchbruch, Dichtungsprobleme) können
auf der Reinluftseite explosionsfähige
Staub/Luft-Gemische auftreten.
b) wie a) ein Filterdurchbruch wird jedoch keine Zone 22 keine
kurzfristig erkannt und unverzüglich besei-
tigt.
c) Die Konzentration des erfassten und ab- keine Zone 22 keine
zuscheidenden Staubes im Rohgasraum
liegt betriebsmäßig nicht im Explosionsbe-
reich, so dass im Reingasraum g.e.A. bei
einem Filterdurchbruch nur kurzzeitig auf-
treten kann.

293
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


d) Durch Einsatz eines nachgeschalteten Si- 2.3.21 keine Zone nach Polizeifilter keine
cherheitsfilters (Polizeifilter) wird g.e.A. auf
der Reinluftseite des nachgeschalteten Si-
cherheitsfilters auch im Falle eines Filter-
durchbruchs am Hauptfilter vermieden.
Gleichzeitig werden ein Filterdurchbruch
oder Undichtigkeiten in Folge falschen
Einbaus von Filtermedien sicher erkannt
und unverzüglich beseitigt.
e) Plattenfilter, Keramikfilter (Filterdurchbruch 2.3.2 keine Zone im Reingasraum keine
konstruktionsbedingt nicht möglich)
3.3.5 Mischer, Trockner (z.B. a) G.e.A. tritt ständig, langzeitig oder häufig keine Zone 20 keine
mechanische Mischer auf. Das Staub/Luft-Gemisch liegt be-
bzw. Trockner, pneu- triebsmäßig im Explosionsbereich. Ver-
matische Mischer bzw. meiden von Zündquellen ist aufgrund der
Trockner, mit oder oh- Bauart z.B. keine beweglichen Einbauten
ne bewegliche Einbau- gegeben.
ten) b) wie a) aber: keine Zone 20 erforder-
es sind bewegliche Einbauten vorhanden, lich, da
die in Folge von Störungen zur wirksamen Zündquel-
Zündquelle werden können. len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

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BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c) wie a) oder b), jedoch g.e.A. durch Inerti- 2.3.3.3 keine keine
sierung immer sicher verhindert; es ist zu
beachten, dass auch bei ausreichender
Inertisierung zum Vermeiden von Staub-
explosionen ein Entzünden (Glimmbrand)
von abgelagertem Staub möglich sein
kann.
d) wie b) G. e. A. ist im Bereich der mögli- 2.3.2 Zone 21 keine
chen wirksamen Zündquellen normaler-
weise nicht vorhanden aufgrund eines ho-
hen Befüllgrades von z.B. ≥ 70%. Wäh-
rend des Befüllens und Entleerens ist si-
chergestellt, dass verfahrensbedingt keine
Zündquellen auftreten (z.B. Mischerstopp
oder Umfangsgeschwindigkeit der beweg-
lichen Einbauten ≤ 1 m/s.

295
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.6 Silos, Bunker a) G.e.A. tritt ständig, langzeitig oder häufig keine Zone 20 keine
auf. Das Produkt wird häufig ein- und aus-
getragen oder umgewälzt und bleibt lang-
zeitig in Schwebe;
b) wie a), jedoch der Eintrag von Zündquellen keine Zone 20 erforder-
(z.B. Glimmnester) kann nicht ausge- lich, da
schlossen werden; Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können
c) G. e. A. tritt gelegentlich auf (z.B. Lagersi- keine Zone 21 keine
los mit geringer Entleerrate);
d) wie c), jedoch der Eintrag von Zündquellen keine Zone 21 erforder-
(z.B. Glimmnester) kann nicht ausge- lich, da
schlossen werden; Zündquel-
len nicht
hinreichend
vermieden
werden
können

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BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

e) G. e. A. tritt normalerweise nicht auf. Es keine Zone 22 keine


werden nur grobkörnige Stoffe mit gerin-
gem Feinanteil in großvolumige Silos ein-
getragen (z.B. Kristallzuckersilos, Silos für
gereinigtes Getreide).
f) G. e. A. im Silo bzw. Bunker durch Inerti- 2.3.3.3 keine keine
sierung immer sicher verhindert; es ist zu
beachten, dass auch bei ausreichender
Inertisierung zum Vermeiden von Staub-
explosionen, ein Entzünden von abgela-
gertem Staub möglich sein kann.

3.3.7 Stationäre Strahlanla- Die bei der Durchführung von Strahlarbeiten


gen anfallenden Stäube können brennbar und im
Gemisch mit Luft explosionsfähig sein. Als
Beispiele gelten das Strahlen von leichtmetal-
len, von Eisen, Stahl oder anderen exotherm
oxidierbaren Stoffen. Das Gleiche gilt beim
Strahlen von mit brennbaren Stoffen be-
schichteten Werkstücken sowie beim Strah-
len mit Leichtmetallstrahlmitteln oder mit or-
ganischen Strahlmitteln.
(Strahlguttemperatur kleiner als 135 °C)

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BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

Freistrahlen:
Manuelles Strahlen, bei dem sich der so ge-
nannte Freistrahler (Beschäftigte) im Strahl-
raum befindet.
Schleuderstrahlen:
Das Strahlmittel wird durch Schleuderräder
beschleunigt.
Handstrahlkammer:
Mit handgeführten oder mechanisierten
Druckluftstrahleinrichtungen, betätigt von au-
ßerhalb des Strahlraumes der Handstrahl-
kammer.

3.3.7.1 Strahlraum a) Beim Putzstrahlen formsandbehafteter Tei- 2.3.2 keine keine


le oder durch die Art der verwendeten 2.4.4.3
Strahlmittel, wie z.B. Einwegstrahlmittel
treten Staubanreicherungen nur im Zu-
sammenhang mit größeren Mengen an
unbrennbarem Formsand oder Strahlmit-
telabrieb auf. Die Bildung von gefährlicher
explosionsfähiger Atmosphäre kann aus-
geschlossen werden, weil der Feinstaub-
anteil gering ist.

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BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Bei der Handstrahlkammer ist nicht mit der 2.3.2 keine keine
Bildung nennenswerter Mengen brennba- 2.4.4.3
rer Stäube zu rechnen, z.B. Oberflächen-
veredelungsstrahlen von Aluminium-Werk-
stücken mittels Glasperlen. Staubanreiche-
rungen bzw. -ablagerungen sind durch
Oberflächengestaltung und Lüftungsmaß-
nahmen verhindert.
c) Gefährliche Schwebstaubanreicherungen keine Zone 22: im ganzen Raum keine
werden durch Lüftungsmaßnahmen ver-
mieden. Ablagerungen brennbarer Stäube
sind verfahrens- und konstruktionsbedingt
nicht vermeidbar. Bildung von gefährlicher
explosionsfähiger Atmosphäre (g. e. A)
durch Aufwirbeln abgelagerten Staubes
möglich.
Ein gleichzeitiges bzw. wechselweises Strahlen unter-
schiedlicher Stoffe ist nicht zulässig, wenn dadurch
Zündgefahren auftreten können. Mit Zündgefahren ist
z.B. immer zu rechnen bei gleichzeitigem bzw. wech-
selweisem Strahlen von Aluminium und rostigem Stahl.

299
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.7.2 Abscheider der Strahl- Bildung von g.e.A. betriebsmäßig zu erwar-


raumentlüftung ten.
a) Durch räumliche Anordnung der Erfas- Zone 20: im ganzen Abscheider
sungsöffnungen, z.B. hinter Prallschutz-
systemen, ist eine Zündquellenübertra-
gung aus dem Strahlraum sicher verhin-
dert.
b) Eine Zündquellenübertragung aus dem Zone 20 E 3.1.2
Strahlraum kann nicht sicher verhindert E 3.2
werden. Konstruktive Explosionsschutz- E 3.4.2.4
maßnahmen begrenzen Explosionsauswir- E 3.4.2.5
kungen auf das "Innere" des Abscheiders.

3.3.7.3 Abscheider der Strahl- a) Beim Freistrahlen, Schleuderradstrahlen 2.3.2 keine keine
mittelreinigung sowie beim Oberflächenveredelungsstrah-
len von Aluminium-Werkstücken mit Glas-
perlen ist nicht mit der Bildung nennens-
werter Mengen brennbarer Stäube zu
rechnen. Auch im Abscheider treten
Staubanreicherungen nur im Zusammen-
hang mit größeren Mengen unbrennbaren
Strahlmittelabriebes auf (Anteil brennbarer
zu unbrennbarem Staub kleiner als 1 : 9).

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BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Der anfallende Staub wird in einem Nass- 2.2 keine keine


abscheider gebunden und fällt nur noch 2.3.2
als Schlamm an. Gefährliche Staubanba- 2.4.4.3
ckungen oder -ansammlungen werden
vermieden. Beim Vorhandensein von Alu-
minium- und Leichtmetallstäuben wird die
Ansammlung gefährlicher Wasserstoff/
Luft-Gemische durch Lüftungsmaßnahmen
vermieden. Eine hinreichende Durchlüf-
tung ist in aller Regel bei laufender Absau-
gung gewährleistet; bei Stillstand reichen
üblicherweise Abströmöffnungen an der
Abscheider-Oberseite.
c) Brennbare Stäube können im Abscheider Zone 20: im ganzen Abscheider E 3.1.2
nicht vermieden werden. Bildung von E 3.2
g.e.A. betriebsmäßig möglich. Konstruktive E 3.4.2.4
Explosionsschutzmaßnahmen begrenzen E 3.4.2.5
Explosionsauswirkungen auf ein unschäd-
liches Maß.
Ein gleichzeitiges bzw. wechselweises Strahlen un-
terschiedlicher Stoffe ist nicht zulässig, wenn da-
durch Zündgefahren auftreten können. Mit Zündge-
fahren ist z.B. immer zu rechnen bei gleichzeitigem
bzw. wechselweisem Strahlen von Aluminium und
rostigem Stahl.

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maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
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E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

3.3.7.4 Außerhalb Umgebung des Strahlraumes, der Strahlmit-


telrückgewinnung, der Abscheider.
a) Staubaustritt durch technisch dichte Bau- 2.4.3.3 keine keine
weise vermieden. Luftrückführung ist aus- 2.4.4.3
geschlossen.
b) Mit der Bildung nennenswerter Mengen keine keine
brennbarer Stäube ist beim Feinstrahlen,
Schleuderradstrahlen sowie beim Einsatz
von Handstrahlkammern nicht zu rechnen.
Auch bei Undichtigkeiten treten Stauban-
reicherungen nur im Zusammenhang mit
größeren Mengen unbrennbaren Strahlmit-
telabriebs auf (Anteil brennbarer zu un-
brennbarem Staub kleiner als 1 : 9).
c) Durch Luftrückführung und/oder Undichtig- Zone 22: 3 m um mögliche
keiten der Apparaturen sind Staubablage- Staubaustrittsstellen
rungen zu erwarten. Bildung von g.e.A.
durch Aufwirbeln abgelagerten Staubes
möglich.
d) wie c) Beseitigen des Staubes durch ein 2.6 keine keine
festgelegtes Reinigungsmanagement.

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maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
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E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

e) wie c) 2.4.4 Zone 22: 3 m um mögliche keine


Beim Vorhandensein von Aluminium- und Staubaustrittsstellen
Leichtmetallstäuben wird die Ansammlung
gefährlicher Wasserstoff/Luft-Gemische
beim Einsatz von Nassabscheidern durch
Lüftungsmaßnahmen verhindert.

3.3.7.5 Rohrleitungen Gefährliche Staubablagerungen sind durch 2.4.4.3 keine keine


geeignete Leitungsführung und Sicherstellung
einer hohen Strömungsgeschwindigkeit ver-
mieden.

3.3.8 Saugkopfstrahlgerät Mobile Geräte mit integrierter Staubabsau-


gung und wechselndem Einsatzort.

3.3.8.1 Abscheider Durch Verwenden von Einwegstrahlmitteln keine keine


sind gefährliche Anreicherungen brennbarer
Stäube nicht zu erwarten. Anteil brennbarer
zu unbrennbarem Staub kleiner als 1 : 9.
Bei Strahlmittelrückgewinnung wie 3.3.7.3

3.3.8.2 Rohrleitungen wie 3.3.7.5

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maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4 Spezielle Anlagen

4.1 Abwassertechnische siehe Pkt. 5.8


Anlagen

4.2 Anlagen für Gase der


öffentlichen Gasver-
sorgung

4.2.1 Gas-Druckregel- und Erdgas DVGW-Arbeitsblatt G 260/I und II


Messanlagen, Normal-
betrieb (GDRM-Anla-
gen)

4.2.1.1 in Räumen GDRM-Anlagen in Räumen DVGW-Arbeits-


blatt G 491 und 492. Be- und Entlüftungsöff-
nungen zu anderen Räumen sind nicht zuläs-
sig. Sie dürfen nur ins Freie münden.
a) GDRM-Anlage (MOP bis 5 bar; MOP = 2.4.3.2 keine keine
Maximal zulässiger Betriebsdruck) gewar-
tet und instand gehalten nach DVGW-Ar-
beitsblatt G 495

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BGR 104

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E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


– auf Dauer technisch dicht und
– keine Gasfreisetzung über Atmungs-
öffnungen
b) GDRM-Anlage (MOP bis 5 bar) gewartet 2.4.3.4
und instand gehalten nach DVGW-Arbeits- 2.4.4.2
blatt G 495
b1) auf Dauer technisch dicht, aber Gas- Zone 1: Nahbereich Atmungs- keine
freisetzung über Atmungsöffnungen in ventile in Abhängigkeit von der
den Aufstellungsraum möglich (70 l/h Freisetzungsrate und der Lüf-
bis 150 l/h) tung (Zylinder Ø = 0,6 m; Höhe
H = 1,5 m;
Zone 2 ganzer Raum
b2) kleine Aufstellungsräume (z.B. nicht Zone 1: gesamter Innenraum keine
begehbare Schrankanlage), Gasfrei- der Schrankanlage;
setzung über Atmungsöffnung möglich Zone 2: Be- und Entlüftungsöff-
(70 l/h bis 150 l/H) nungen außen: Halbkreis mit r
= 0,3 m bei Spaltöffnung Brei-
te/Höhe B/H > 10 und Höhe <<
r oder Zone 2 nach unten Vier-
telkreis mit r = 0,3 m und nach
oben anschließend 1,5 m und
Breite 0,3 m bei Rechtecköff-
nung Breite/Höhe B/H 1 bis 10
und Höhe H ≤ r

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BGR 104

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Schutz-
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men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


c) GDRM-Anlage (MOP > 5 bar) gewartet 2.4.3.3
und instand gehalten nach DVGW-Arbeits- 2.4.4.2
blatt G 495
c1) keine Gasfreisetzung über Atmungs- Zone 2: ganzer Raum keine
öffnungen
c2) Gasfreisetzung über Atmungsöffnun- Zone 1: Nahbereich Atmungs- keine
gen in den Aufstellungsraum möglich ventile in Abhängigkeit von der
(70 l/h bis 150 l/h) Freisetzungsrate und der Lüf-
tung (Zylinder Ø = 0,6 m; Höhe
H = 1,5 m)
Zone 2: ganzer Raum
c3) kleine Aufstellungsräume (z.B. nicht Zone 1: gesamter Innenraum keine
begehbare Schrankanlage), Gasfrei- der Schrankanlage; Be- und
setzung über Atmungsöffnungen mög- Entlüftungsöffnungen außen:
lich (70 l/h bis 150 l/h) – Zone 2 Halbkreis mit
r = 0,3 m bei Spaltöffnung
Breite/Höhe B/H > 10 und
Höhe H << r.
– nach unten Viertelkreis mit
r = 0,3 m und nach oben an-
schließend 1,5 m und Breite
0,3 m bei Rechtecköffnung
Breite/Höhe B/H 1 bis 10 und
Höhe H ≤ r.

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BGR 104

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Schutz-
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maßnah-
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men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

Erdgas DVGW-Arbeitsblatt G 260 Erdgas-


4.2.2 Erdgastankstellen tankstelle DVGW-Arbeitsblatt G 651/VD-TÜV
510

4.2.2.1 Erdgasverdichter in Erdgasverdichter mit Nebenanlagen und


Räumen räumlicher Trennung zu den Pufferbehältern
a) Aufstellung im Raum/Schrank 2.4.3.3 ganzer Raum Zone 1 keine
bei 20 % der UEG Alarm 2.4.4.2 Be- und Entlüftungsöffnungen
bei 40 % der UEG Abschalten, Anlage wird 2.5.3 außen Zone 2
nicht entspannt. (Zonenausdehnung richtet sich
nach den Belüftungsverhältnis-
sen vgl. auch Anlagen nach G
491, Punkt 4.2.1.1).
b) Aufstellung im Raum/Schrank 2.4.3.3 ganzer Raum Zone 2 keine
bei 20 % der UEG Alarm und Aktivierung 2.4.4.3 (Anm.: Erfolgt regelmäßig eine
der Lüftung manuelle Kondensatentleerung
bei 40 % der UEG Abschalten der Anlage 2.5.4 in den Aufstellungsraum der
(Lüftung bleibt aktiv), Anlage, ist ganzer Raum
Absperrung außerhalb des Aufstellungs- Zone 1).
raumes, Notentspannung des gesamten
gasführenden Systems im Raum/Schrank
nach außen.

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maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

c) Aufstellung im Raum/Schrank 2.4.3.2 ganzer Raum Zone 2


Verdichter mit magnetisch gekoppeltem 2.4.4.2 (Anm.: Erfolgt regelmäßig eine
dichtungslosem Antrieb sowie geeignete manuelle Kondensatentleerung
Maßnahmen zur Verhinderung der in den Aufstellungsraum der
Schwingungsübertragung. Restliche Anla- Anlage, ist ganzer Raum Zone
genteile sind technisch dicht 1).

4.2.2.2 Erdgasverdichter im Verdichter im Freien aufgestellt


Freien Dieses Fallbeispiel gilt nicht für im Freien
aufgestellte Erdgastankgeräte mit einem
Durchsatz unter 10 kg/h.
Wie 4.2.2.1, aber:
Im Freien kann in Folge von Witterungsein-
flüssen gegenüber vergleichbaren Situationen
in Räumen im Allgemeinen eine Zone mit ge-
ringeren Anforderungen festgelegt bzw. die
Zonenausdehnung reduziert werden.

4.2.2.3 Kondensatentleerung Manuelle Kondensatentleerung im Freien 2.4.4.2 Zone 1: Kugel 1 m Durchmes- keine
im Freien ser um Austrittsöffnung

4.2.2.4 Pufferbehälter in Räu- Pufferbehälter Aufstellung im Raum/Schrank 2.4.3.3 ganzer Raum Zone 2 keine
men 2.4.4.2

308
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.2.2.5 Verdichter und Puffer- Verdichter mit Nebenanlagen und Pufferbe- Die Zonenfestlegung richtet keine
behälter gemeinsam hälter gemeinsam in einem Raum aufgestellt. sich nach dem Bauteil mit der
im Raum/Schrank höchsten Zonenanforderung
entsprechend Punkt 4.2.2.1 o-
der 4.2.2.4

4.2.2.6 Zapfsäule im Freien a) Zapfsäule (Aufstellung der Zapfsäule au- 2.4.3.2 im Gehäuse der Zapfsäule keine
ßerhalb des Bereiches von g.e.A. resultie- 2.4.4.2 ganzer Raum Zone 2
rend von Ottokraftstoff oder Flüssiggas.
Zonen für Zapfsäulen von Ottokraftstoff
oder Flüssiggas sind nach TRbF 40 bzw.
TRG 404 festzulegen).
b) Zapfpistole/Abgabeeinrichtung 2.4.3.3 keine Zone; durch konstruktive keine
2.4.4.2 Maßnahmen wird beim Anschlie-
ßen oder Entfernen der Zapfpis-
tole an der Füllkupplung die Ent-
stehung einer gefährlichen explo-
sionsfähigen Atmosphäre ver-
mieden (Rest-Gasvolumen klei-
ner 0,03 Normliter).
Es erfolgt eine gefahrlose Ent-
spannung des Füllschlauches
vor dem Entfernen der Zapfpis-
tole.

309
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.2.2.7 Abblase- und Ent- Abblase- und Entspannungsleitungen im Be- 2.4.3.4 Die Festlegung explosionsge- keine
spannungsleitungen reich der Erdgastankstelle fährdeter Bereiche ist z.B. in
im Freien Abhängigkeit von Druck, Lei-
tungsdurchmesser an der
Ausblasestelle und freigesetzter
Gasmenge vorzunehmen (hier-
für wird zurzeit ein DVGM-
Hinweis erarbeitet).

4.3 Kohlenstaubanlagen
und Brikettfabriken

4.3.1 Zentralmahlanlagen
und Räume mit Bri-
kettpressen

310
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.3.1.1 Das Innere von Koh- a) Bildung von g.e.A. durch Kohlenstaub im 2.3.3 Zone 22 keine
lemahlanlagen Innern der Mahlanlage wegen der realisier- 2.4.3.2
ten Inertisierung nicht betriebsmäßig zu
erwarten; es treten Kohlenstaubablage-
rungen betriebsmäßig auf, so dass die
Entstehung von Glimmnestern oder
Selbstentzündungsvorgänge trotz Inertisie-
rung nicht vollständig ausgeschlossen
sind; bei längeren Stillstandszeiten wird
die Anlage leer gefahren und die Inertisie-
rung danach aufgehoben. Gegebenenfalls
ist die Entstehung von Methangas nicht
auszuschließen, jedoch ist die Bildung von
g.e.A. durch Methangas wegen der Inerti-
sierung nicht möglich; da die Anlage bei
längeren Stillstandszeiten leer gefahren
wird, ist auch nach Aufhebung der Inerti-
sierung nicht mit der Bildung von g.e.A. zu
rechnen.

311
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


b) Die umgesetzten Inertisierungsmaßnahmen 2.3.3, kann Zone 21 erforder-
erfolgen mit Rauchgas. Während der An- nicht voll- lich
und Abfahrvorgänge sowie bei Störungen ständig er-
kann die Inertisierung nicht sichergestellt folgen
werden. Daher ist die Bildung von g.e.A. 2.4.3.2
durch Kohlenstaub im Innern der Mahlanla-
ge nicht ausgeschlossen. Kohlenstaubabla-
gerungen treten betriebsmäßig auf, so dass
die Entstehung von Glimmnestern oder
Selbstentzündungsvorgänge nicht ausge-
schlossen sind.
Gegebenenfalls ist die Entstehung von Me-
thangas nicht auszuschließen, jedoch ist die
Bildung von g.e.A. durch Methangas auf-
grund des hohen Luftdurchsatzes nicht zu
erwarten; bei längeren Stillstandszeiten wird
die Anlage leer gefahren, so dass auch
dann mit der Entstehung gefährlicher Me-
thankonzentrationen nicht zu rechnen ist.
4.3.1.2 Umgebung von Mahl- a) Bildung von g.e.A. durch Kohlenstaub und 2.4.3.2 keine keine
anlagen Methan in der Umgebung sicher verhin-
dert, da die Anlagen auf Dauer technisch
dicht gegenüber Stäuben und Gasen aus-
geführt sind.

312
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Technische Dichtheit der Anlage nicht auf 2.4.3.3 und Zone 2 im Nahbereich keine
Dauer gewährleistet; Leckagen und anfal- 2.6
lende Stäube werden unverzüglich besei-
tigt.

4.3.1.3 Räume mit Brikett- a) Bildung von g.e.A. durch Methan gelegent- 2.4.4.2 Zone 1: 3m keine
pressen lich zu erwarten; Kohlenstaubablagerun- Zone 2: weitere 5 m um die Bri-
gen sind betriebsmäßig vorhanden kettpresse
Zone 22: ganzer Raum
b) Bildung von g.e.A. durch Methan ist auf- 2.4.4.3 Zone 1: im Nahbereich keine
grund der technischen Lüftung normaler- Zone 2: weitere 3 m um die Bri-
weise nicht oder aber nur kurzzeitig zu er- kettpresse
warten; Kohlenstaubablagerungen sind be- Zone 22: ganzer Raum
triebsmäßig vorhanden

4.3.2 Roh- und Feinkohlen-


bunker

4.3.2.1 Das Innere von Roh- Die Bunker werden gelegentlich befüllt; Bil- 2.4.4.2 Zone 1 erforder-
und Feinkohlenbun- dung von g.e.A. durch Methan und Koh- Zone 21 lich
kern lenstaub zu erwarten; Zündquellen, z.B.
Glimmnester, können nicht vollständig aus-
geschlossen werden.

313
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.3.2.2 Umgebung der Bunker a) Die Aufstellung erfolgt im Raum; Bildung 2.4.4.2 Zone 1: im Bereich des Bun- keine
von g.e.A. durch Methan und Kohlenstaub kerkopfes
zu erwarten Zone 2: anschließender Be-
reich
Zone 22: Ausdehnung vom
Einzelfall abhängig
b) Die Aufstellung erfolgt im Raum; Bildung 2.4.4.3 Zone 2: im Nahbereich des keine
von g.e.A. durch Methan und Kohlenstaub Bunkerkopfes
zu erwarten Zone 22: Ausdehnung vom
Einzelfall abhängig
c) Die Aufstellung erfolgt im Freien; Bildung 2.4.4.2 Zone 2: im Nahbereich des keine
von g.e.A. durch Methan und Kohlenstaub Bunkerkopfes
zu erwarten Zone 22: Ausdehnung vom
Einzelfall abhängig
4.4 Steinkohlenaufberei-
tungsanlagen

4.4.1 Rohwaschkohlen- und


Staubbunker

314
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.4.1.1 Im Inneren a) Bildung von g.e.A. durch Methanausga- 2.4.4.2 Zone 1 keine
sung möglich. Aufgrund der Feuchtigkeit Zone 22
ist die Wirbelfähigkeit des Kohlenstaubes
stark eingeschränkt, jedoch sind explosi-
onsfähige Kohlenstaubablagerungen be-
triebsmäßig zu erwarten.
b) wie a) 2.4.4.3 Zone 2 keine
Zone 22

4.4.1.2 Umgebung der Ein- a) Staubablagerungen nicht auszuschließen. 2.6 keine keine
richtungen Leckagen werden sofort beseitigt, Staubab-
lagerungen werden unverzüglich entfernt.
b) Staubablagerungen sind aufgrund der 2.6 Zone 22: Ausdehnung vom keine
Vielzahl möglicher Freisetzungsquellen Einzelfall abhängig
und/oder der Sedimentationsgeschwindig-
keit des Staubes zu erwarten. Staubabla-
gerungen werden gelegentlich befeuchtet
und regelmäßig beseitigt.
c) Staubablagerungen sind aufgrund der Viel- 2.6 Zone 22: ganzer Raum keine
zahl möglicher Feisetzungsquellen und der
Sedimentationsgeschwindigkeit des Stau-
bes im gesamten Raum zu erwarten, Abla-
gerungen werden regelmäßig beseitigt.

315
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.4.2 Sieb- und Brechein-


richtungen sowie Sich-
ter

4.4.2.1 Im Inneren der Einrich- a) G.e.A. durch Kohlenstaub tritt betriebsmä- keine Zone 20 keine
tungen ßig auf. Für Steinkohlen wirksame Zünd-
quellen können vollständig vermieden
werden, da die Kohlen grobkörnig und we-
nig zündempfindlich sind.
b) G.e.A. durch Kohlenstaub tritt betriebsmä- keine Zone 20 erforder-
ßig auf. Für Steinkohlen wirksame Zünd- lich, da
quellen können z.B. aufgrund der Feinkör- Zündquel-
nigkeit und Zündempfindlichkeit nicht voll- len nicht
hinreichend
ständig vermieden werden.
vermieden
werden
können

4.4.2.2 Umgebung der Ein- Siehe 4.4.1.2


richtungen

316
BGR 104

Vorbemerkung zu Abschnitt 4.5

Zusätzlich zu 2.1 der Beispielsammlung werden hier spezielle branchenspezifische Lösungen aus dem Bereich der Beschichtungs-
und Lackindustrie aufgeführt. Eine Übertragung auf andere Fragestellungen ist nicht ohne weiteres möglich. Bei der Festlegung der
angegebenen Maßnahmen wurden spezielle Randbedingungen berücksichtigt, ohne sie in jedem einzelnen Punkt aufzuführen.
Alle in diesem Abschnitt aufgeführten Beispiele zur Zoneneinteilung innerhalb und gegebenenfalls außerhalb von Beschichtungsan-
lagen basieren auf der Einhaltung einer mittleren Durchschnittkonzentration brennbarer Stoffe in Luft, deren Berechnung in DIN EN
12215:2004, DIN EN 13355:2005 und DIN EN 12981:2005 beschrieben ist. Dabei ist die sogenannte "Verspritzte Höchstmenge
flüssiger organischer Beschichtungsstoffe/Stunde" bzw. die "pro Stunde versprühte höchste Pulverlackmenge" zu verstehen als der
maximale Massestromwert, der auch bei kurzzeitigem Einsatz (z.B. für intermittierendes Beschichten) nicht überschritten wird.
Im Bereich der Sprühwolke muss von explosionsfähiger Atmosphäre ausgegangen werden. Das Applikationsgerät (mit Zuführung)
ist so einzusetzen, dass keine wirksame Zündquelle entsteht. Konventionelle, nichtelektrostatische Spritz- oder Sprühpistolen wei-
sen im bestimmungsgemäßen Betrieb selbst keine Zündquellen auf. Der Spritz- oder Sprühprozess selbst kann aber zur Ladungs-
trennung mit Gefahr zündwirksamer Entladungen ebenso führen wie ein elektrostatisch nicht ableitfähiges Werkstück, an welches
eine Erde herangeführt wird (z.B. durch geerdetes Werkzeug, Bedienungsperson).
Elektrostatische Sprüheinrichtungen müssen den relevanten europäischen Sicherheitsnormen entsprechen und bestimmungsge-
mäß betrieben werden.
Beschichtungsanlagen, die den o.g. Normen entsprechen, können ohne weitere technische Maßnahmen mit dieser Zoneneinteilung
betrieben werden. Auch auf ältere Anlagen können die Beispiele angewendet werden, wenn diese auf sicherheitstechnisch gleich-
wertigem Stand sind und über eine Herstellererklärung die Einhaltung der Normen bestätigt wird.
Bei fehlenden relevanten Nachweisen ist eine entsprechend ausführlichere Gefährdungsbeurteilung nach BetrSichV und GefStoffV
erforderlich.
Die Zonenfestlegungen in Altanlagen nach dem so genannten Flammpunktkriterium bleiben – ohne die o.g. Maßnahmen – hiervon
unberührt. Zur Zonenfestlegung in diesen Anlagen siehe Kapitel 2.29 "Verarbeiten von Beschichtungsstoffen" der BGR 500 "Betrei-
ben von Arbeitsmitteln" bzw. die Beispiele nach Abschnitt 3.3 der alten (grünen) Beispielsammlung.

317
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.5 Verarbeiten von Be- Die Zoneneinteilung in den Beispielen


schichtungsstoffen 4.5.2 bis 4.5.8 erfolgt nach der berechne-
ten Durchschnittskonzentration (siehe
Vorbemerkung).
Darüber hinaus können im Sprühkegel
höhere Konzentrationen auftreten. Dies ist
bei der Auswahl der Betriebsmittel und
Verfahren zu berücksichtigen. Siehe Hin-
weise in den Spalten 3 und 5 der Beispiele
4.5.2, 4.5.3 und 4.5.4.

4.5.1 Verarbeiten von nicht- Beschichtungsstoffe und bei Reinigungsarbei- 2.2 keine keine
entzündbaren flüssi- ten versprühte Reinigungsflüssigkeiten erfül-
gen Beschichtungs- len in ihrer Zusammensetzung folgende For-
stoffen (wasserver- mel:
dünnbar) [% H2O] > 63/37 x [% org. Lösemittel*)] +
49/51 x [% org. Feststoff]
Zur weiteren Abstufung der Entzündbarkeit
von Beschichtungsstoffen siehe PTB-Bericht
PEx5 2005 00185.

*)
alle flüssigen organischen Bestandteile

318
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

Flammpunkt der bei der Reinigung ohne Ver-


sprühen verwendeten Flüssigkeiten liegt aus-
reichend (siehe TRBS 2152 Teil 1 Abschnitt
3.2 Abs. 4) über Verarbeitungstemperatur

4.5.2 Verarbeiten von ent- Spritzstände und Spritzkabinen entspre-


zündbaren flüssigen chen den Sicherheitsanforderungen von
Beschichtungsstoffen DIN EN 12215:2004.
in Spritzständen und Im Bereich der Sprühwolke muss von exp-
Spritzkabinen ohne e- losionsfähiger Atmosphäre ausgegangen
lektrostatische Sprüh- werden. Das Applikationsgerät (mit Zufüh-
einrichtungen rung) ist so einzusetzen, dass keine wirk-
same Zündquelle entsteht. Konventionelle,
nichtelektrostatische Spritz- oder Sprüh-
pistolen weisen im bestimmungsgemäßen
Betrieb keine Zündquellen auf.
a) Beschichten entzündbarer flüssiger Be- 2.4.4.3 Zone 2: im Innern der Kabine, keine
schichtungsstoffe (manuell und automa- in 1 m Abstand/Radius um stän-
tisch), berechnete durchschnittliche Kon- dige Öffnungen und Standöff-
zentration nungen und in Abluft-/Umluft-
c ≤ 25 % der UEG der enthaltenen brenn- leitungen bis zum Ort signifikan-
baren Stoffe ter Verdünnung
Berechnung entsprechend DIN EN
12215:2004, Anhang B

319
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)


b) Beschichten entzündbarer flüssiger Be- 2.4.4.3 Zone 1: im Innern der Kabine keine
schichtungsstoffe, berechnete durch- und in Abluft-/Umluftleitungen
schnittliche Konzentration bis zum Ort signifikanter Ver-
25 % < c ≤ 50 % der UEG der enthaltenen dünnung
brennbaren Stoffe Zone 2: 1 m Abstand/Radius
Berechnung entsprechend DIN EN um ständige Öffnungen und
12215:2004, Anhang B Standöffnungen
4.5.3 Verarbeiten von ent- Spritzstände und Spritzkabinen entspre-
zündbaren flüssigen chen den Sicherheitsanforderungen von
Beschichtungsstoffen DIN EN 12215:2004
in Spritzständen und Im Bereich der Sprühwolke muss von ex-
Spritzkabinen mit elek- plosionsfähiger Atmosphäre ausgegangen
trostatischen Sprüh- werden.
einrichtungen Elektrostatische Sprüheinrichtungen müs-
sen DIN EN 50050:2007 bzw. prEN
50176:2007 entsprechen.
a) Beschichten entzündbarer flüssiger Be- 2.4.4.3 Zone 2: im Innern der Kabine, keine
schichtungsstoffe (manuell und automa- in 1 m Abstand/Radius um
tisch), berechnete durchschnittliche Kon- ständige Öffnungen und Stand-
zentration öffnungen und in Abluft-/Umluft-
c ≤ 25 % der UEG der enthaltenen brenn- leitungen bis zum Ort signifikan-
baren Stoffe ter Verdünnung
Berechnung entsprechend DIN EN
12215:2004, Anhang B

320
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) Beschichten entzündbarer flüssiger Be- 2.4.4.3 Zone 1: im Innern der Kabine keine
schichten entzündbarer flüssiger Beschich- und in Abluft-/Umluftleitungen
tungsstoffe, berechnete durchschnittliche bis zum Ort signifikanter Ver-
Konzentration dünnung
25% < c ≤ 50 % der UEG der enthaltenen Zone 2: 1 m Abstand/Radius
brennbaren Stoffe um ständige Öffnungen und
Berechnung entsprechend DIN EN Standöffnungen
12215:2004, Anhang B

4.5.4 Verarbeiten von ent- Sprühstände und Sprühkabinen entspre-


zündbaren Beschich- chen den Sicherheitsanforderungen von
tungspulvern in Sprüh- DIN EN 12981:2005
ständen und Sprühka- Im Bereich der Sprühwolke muss von exp-
binen mit elektrostati- losionsfähiger Atmosphäre ausgegangen
schen Sprüheinrich- werden. Elektrostatische Sprüheinrich-
tungen tungen müssen DIN EN 50050:2007 bzw.
prEN 50177:2007 entsprechen.
Elektrostatisches Beschichten entzündbarer 2.4.4.3 Zone 22: im Innern der Kabine, keine
Beschichtungspulver (manuell oder automa- in 1 m Abstand/Radius um
tisch), berechnete durchschnittliche Konzent- ständige Öffnungen und Stand-
ration der brennbaren Stoffe öffnungen und in Abluft-
c ≤ 50 % der UEG oder ≤ 10g/m3 /Umluftleitungen bis zu wirksa-
Berechnung entsprechend DIN EN men Filteranlagen
12981:2005, Anhang B

321
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

4.5.5 Pulverrückgewinnung Offenes Pulver-Rückgewinnungssystem 2.4.4.3 Zone 22: im Innern Keine


Geschlossenes Pulver-Rückgewinnungs- 2.4.3.2 Zone 20: im Innern E 3.2 oder
system E 3.3 oder
E 3.4

4.5.6 Verarbeiten von ent- Sprühstände und Sprühkabinen entspre-


zündbarem Flock chen den Sicherheitsanforderungen von
DIN EN 50223:2002
Im Bereich der Flockwolke muss von exp-
losionsfähiger Atmosphäre ausgegangen
werden. Elektrostatische Sprüheinrich-
tungen müssen DIN EN 50050:2007 bzw.
DIN EN 50223:2002 entsprechen.
Der Klebstoffauftrag findet außerhalb des
Sprühstands/der Sprühkabine statt.
a) Elektrostatisches Beflocken (manuell oder 2.4.4.3 Zone 22: im Innern, in 1 m Ab- keine
automatisch), berechnete durchschnittliche stand/Radius um ständige Öff-
Flockkonzentration nungen und Standöffnungen
c ≤ 50 % der UEG oder ≤ 100g/m3. und in Abluft-/Umluftleitungen
Berechnung entsprechend DIN EN
12981:2005, Anhang B
Werkstücke mit lösemittelfreiem Klebstoff
vorbehandelt.

322
BGR 104

Schutz-
Schutz-
maßnah- Festlegung der Zonen
maßnah-
Nr. Beispiel Merkmale / Bemerkungen / Voraussetzungen men nach (Zündquellenvermeidung nach
men nach
TRBS 2152 E 2)
E3
Teil 2

(Sp. 1) (Sp. 2) (Sp. 3) (Sp. 4) (Sp. 5) (Sp. 6)

b) wie a) 2.4.4.3 Zone 22 und Zone 2: im Innern, keine


Werkstücke mit lösemittelhaltigem Kleb- 1 m Abstand/Radius um ständi-
stoff vorbehandelt. Bildung brennbarer ge Öffnungen und Stand-
Dämpfe möglich (hybride Gemische) öffnungen und in Abluft-/Umluft-
Maximal rechnerische Konzentration der leitungen
Dämpfe brennbarer Lösemittel 25 % der
UEG.
Die Masse brennbarer Lösemittel ist aus
der aufgebrachten Klebstoffmenge und de-
ren Lösemittelanteil zu bestimmen. Dabei
kann ein stoffabhängiger Vortrocknungs-
verlust von bis zu 60 % berücksichtigt
werden.

4.5.7 Flockrückgewinnung Offenes Flock-Rückgewinnungssystem 2.4.4.3 Zone 22: im Innern Keine


Geschlossenes Flock-Rückgewinnungs- 2.4.3.2 Zone 20: im Innern E 3.2 oder
system E 3.3 oder
E 3.4

323
BGR 104

zu 4.5
Die Berechnung der Konzentration brennbarer Lösemittel gemäß DIN EN 12215 Anhang B:
Um den Vergleich mit der unteren Explosionsgrenze (UEG) zu vereinfachen, wird die Konzentration als CUEG (in % der UEG) aus-
gedrückt.
100 ⋅ C
CUEG = (1)
UEG
Die mittlere Konzentration (Masse) im Inneren der Spritzkabine hängt ab von der Menge der eingebrachten Lösemittel und dem
Luftstrom:
M ⋅k ⋅k ⋅k
C = max 1 2 3 (2)
Q min
mit:
CUEG berechneter Wert der höchstzulässigen Konzentration brennbarer Lösemittel als Funktion von UEG in %
C durchschnittliche Konzentration brennbarer Lösemittel (in Luft) in der Spritzkabine in g/m3
UEG untere Explosionsgrenze der Lösemittel oder Lösemittelgemische bei 293 K in g/m3
Wenn die Bestandteile der Lösemittelgemische bekannt sind, die UEG des Gemisches jedoch unbekannt
ist, ist die UEG des Lösemittelbestandteiles mit dem geringsten Wert einzusetzen. Sind keine Angaben
vorhanden, ist ein Wert von 40 g/m3 einzusetzen.
Mmax pro Stunde verspritzte Höchstmenge flüssiger organischer Beschichtungsstoffe in g/m3
k1 Massenanteil der in den flüssigen organischen Beschichtungsstoffen enthaltenen brennbaren Lösemittel in %
während des Spritzverfahrens
K2 Geschätzte Menge brennbarer Lösemittel, die in der Spritzkabine durch Verdunstung freigesetzt werden in %
K3 Sicherheitsfaktor, der die Heterogenität der Lösemittelkonzentration und insbesondere die hohen Kon- in %
zentrationen zwischen Spritzpistole, dem Werkstück und dessen Umgebung berücksichtigt
Qmin Mindest-Frischluftstrom innerhalb der Spritzkabine, der die freigesetzten brennbaren Lösemittel auf die in g/m3
zulässige Konzentration herabsetzt

324
BGR 104

Annahmen:

Strömungsparameter einer vertikal belüfteten Spritzkabine (oder Sektion, in der lackiert wird):
Breite B =4m
Länge L =8m
mittlere Luftgeschwindigkeit v = 0,3 m/s
Höchstmenge der zugeführten Beschichtungsstoffe Mmax = 20 000 g/h
untere Explosionsgrenze UEG = 40 g/m3
Gehalt an brennbaren Lösemitteln k1 = 85 % (0,85)
Verdunstungsanteil k2 = 80 % (0,80)
Sicherheitsfaktor k3 = 3 (Standardwert)

Der Mindestluftstrom Qmin kann aus der Luftgeschwindigkeit v und der Breite B und der Länge L des Luftstromquerschnitts berech-
net werden:
Qmin = V × B × L (3)

gemäß (3)
Qmin = 0,3 m/s × 4 m × 8 m × 3 600 s/h = 38 400 m3/h

gemäß (2)
20.000 g / h × 0,85 × 0,8 × 3
C= = 1,06 g / m3
38.400 m 3 / h

325
BGR 104

gemäß (1)
1,06 g / m 3
CUEG = 100 × = 2,66 %
40 g / m3

Ergebnis:
Eine Nennkonzentration von CUEG = 2,66 % wird erreicht, wenn die technische Lüftung der Spritzkabine für eine mittlere Luftge-
schwindigkeit von v = 0,3 m/s ausgelegt ist (und weitere oben beschriebenen Annahmen gelten).
Die Berechnung der Konzentration brennbarer Pulver und brennbaren Flock erfolgt gemäß EN 12981 Anhang B (hier nicht
abgedruckt)

Lfd. Nr.: Kurztitel Vorschriften-Nr.:

5 Hinweis auf weitere Beispiele in Regeln, Merkblättern und Informationen, die hin-
sichtlich des Explosionsschutzes mit dem Fachausschuss "Chemie", Sachgebiet
"Explosionsschutz" abgestimmt sind

5.1 Explosionsschutzmaßnahmen bei der Arbeit auf und in Deponien BGI 842)

5.2 Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten "Läger" TRbF 20

5.3 Fassmerkblatt "Umgang mit entleerten gebrauchten Gebinden" BGI 535

5.4 Sicherheitsregeln für landwirtschaftliche Biogasanlagen Arbeitsblatt für den Technischen Aufsichts-
dienst Nr. 69 des Bundesverbandes der land-
wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften e.V.

326
BGR 104

Lfd. Nr.: Kurztitel Vorschriften-Nr.:

5.5 Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten "Füllstellen, Entleerstellen und Flug- TRbF 30
feldbetankungsstellen"

5.6 Elektrostatisches Beschichten BGI 764

5.7 Lackierräume und Einrichtungen; Bauliche Einrichtungen, Brand- und Explosions- BGI 740
schutz, Betrieb

5.8 Beispielsammlung Explosionsschutzmaßnahmen bei der Arbeit im Bereich von ab- Bundesverband der Unfallkassen (GUV-I
wassertechnischen Anlagen 8594)

5.9 Batterieladeanlagen für Flurförderzeuge Sonderdruck der Grola BG, Bestell-Nr. FA2

5.10 Gasverdichteranlagen DVGW Arbeitsblatt G 497

5.11 Sicherheitstechnische Hinweise über das Verwenden von Aluminiumpulver, -pellets BGI 626
und -pasten bei der Herstellung von Porenbeton

5.12 Kaltreiniger BGI 880

5.13 Warmlagerung von Bitumen BGI 5041

5.14 Explosionsgefährdete Bereiche an Ausblaseöffnungen von Leitungen zur Atmosphä- Berufsgenossenschaft der Gas-, Fernwärme-
re an Gasanlagen und Wasserwirtschaft; DVGW-Regelwerk
Technische Mitteilung
Hinweis G 442

327
BGR 104

Erläuterungen zu den in der Beispielsammlung benutzten Abkürzungen

keine Schutzmaßnahmen nach TRBS 2152 Teil 2, E 2 bzw. E 3 sind nicht er-
forderlich.
gR Schutzmaßnahmen nach E 2 sind im ganzen Raum durchzuführen.
Ausdehnung Die Zahlenangabe für die Ausdehnung der Zonen ist stets in Metern zu
der Zonen verstehen. Sofern keine besondere Angabe über die geometrische
Ausdehnung der Zone gemacht ist, bedeutet die Zahl den Radius einer
Kugel um die Quelle für die Bildung explosionsfähiger Atmosphäre
(Austrittsstelle brennbarer Stoffe oder dgl.).
g.e.A. gefährliche explosionsfähige Atmosphäre.
b) wie a) bedeutet in Sp. 3 (Merkmale, Bemerkungen/Voraussetzungen) gleicher
Sachverhalt wie unter a) angegeben. In Sp. 4 wird jedoch eine andere
Schutzmaßnahme vorgesehen; hieraus ergibt sich in Sp. 5 eine andere
Zoneneinteilung als bei a); u.U. kann sie sogar entfallen.
2.2 Vermeiden oder Einschränken von Stoffen, die explosionsfähige Atmo-
sphäre zu bilden vermögen
2.3 Verhindern oder Einschränken explosionsfähiger Atmosphäre im Inne-
ren von Anlagen und Anlagenteilen
2.3.2 Konzentrationsbegrenzung
2.3.3 Inertisierung
2.3.3.2 Inertisierung explosionsfähiger Atmosphäre aus brennbaren Gasen
und Dämpfen
2.3.3.3 Inertisierung explosionsfähiger Atmosphäre aus brennbaren Stäuben
2.3.3.4 Inertisierung explosionsfähiger Atmosphäre aus hybriden Gemischen
2.3.4 Vermeidung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre durch Druck-
absenkung
2.4 Verhindern oder Einschränken gefährlicher explosionsfähiger Atmo-
sphäre in der Umgebung von Anlagen und Anlagenteilen
2.4.2 Verfahrenstechnische Maßnahmen, Bauart und räumliche Anordnung
der Anlagen und Anlagenteile
2.4.3 Dichtheit von Anlagenteilen
2.4.3.2 Auf Dauer technisch dichte Anlagenteile
2.4.3.3 Technisch dichte Anlagenteile
2.4.3.4 Verringern betriebsbedingter Austritte brennbarer Stoffe
2.4.3.5 Prüfen der Anlagenteile auf Dichtheit
2.4.4 Lüftungsmaßnahmen

328
BGR 104

2.4.4.2 Natürliche Lüftung


2.4.4.3 Technische Lüftung (Raumlüftung)
2.4.4.4 Objektabsaugung
2.5 Überwachung der Konzentration in der Umgebung von Anlagen oder
Anlagenteilen
2.5.2 Gaswarnanlagen mit Alarmierung
2.5.3 Gaswarnanlagen mit automatischen Schaltfunktionen
2.5.4 Gaswarnanlagen mit automatischer Auslösung von Notfunktionen
2.6 Maßnahmen zum Beseitigen von Staubablagerungen in der Umgebung
staubführender Apparaturen und Behälter
E3 Konstruktiver Explosionsschutz

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BGR 104

Anlage 5
Hinweis auf die alte Beispielsammlung (grün)

Die Beispielsammlung (Ausgabe 6.98) ist auf der CD/DVD 2006/07 der VMBG ent-
halten und kann auf der Internetseite der Berufsgenossenschaft der Chemischen
Industrie
www.bgchemie.de
unter Prävention/Explosionsschutz eingesehen werden.

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