„Xylit (Kohle)“ – Versionsunterschied

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Die Inkohlung führt in Zeiträumen von Jahrmillionen von frischem Pflanzenmaterial zu [[Huminsäure]]n und [[Torf]], dann über Lignit, [[Braunkohle|Braun-]] und [[Steinkohle]] zum [[Anthrazitkohle|Anthrazit]], in einzelnen Fällen sogar zum [[Graphit]].
Die Inkohlung führt in Zeiträumen von Jahrmillionen von frischem Pflanzenmaterial zu [[Huminsäure]]n und [[Torf]], dann über Lignit, [[Braunkohle|Braun-]] und [[Steinkohle]] zum [[Anthrazitkohle|Anthrazit]], in einzelnen Fällen sogar zum [[Graphit]].


Xylit entstand im Zeitraum vor mehr als 10 Mio. Jahren. Seine Färbung ist dunkelbraun. Fast immer sind die Strukturen von Holz erkennbar. Er tritt in stark zersplitterter Form, als kompakte, platte Xylitstängel oder brockig bzw. balkenähnlich auf.
Xylit entstand im Zeitraum vor mehr als 10 Mio. Jahren. Seine Färbung ist dunkelbraun. Fast immer sind die Strukturen von Holz erkennbar. Er tritt in stark zersplitterter Form, als kompakte, platte Xylitstängel oder brockig bzw. balkenähnlich auf. Die Dichte liegt oft bei 400&nbsp;kg/m<sup>3</sup>.<ref>{{Cite web|url=http://www.aquaterra-solutions.com/pdf/depliants/XYLIT-Epuration-des-eaux_Page_2.pdf|title=Xylit - épuration des eaux}}</ref>

[[File:Xylit - close view.jpg|thumb|right|Zerkleinertes Xylit]]

[[File:Xylit- storage.jpg|thumb|links|Xylit-Lagerhalde]]


== Xylit als Energieträger ==
== Xylit als Energieträger ==
Xylit findet sich in Braunkohlelagerstätten und wird im Aufbereitungsprozess von der Kohle separiert. Sein Nutzwert in [[Wärmekraftwerk]]en ist wegen niedriger Heizwerte gering und die Förderung meistens nicht rentabel. [[Ljubljana]] deckt jedoch 90 % seines [[Fernwärme]]bedarfs aus in [[Velenje]] gefördertem Lignit.<ref>{{internetquelle|zugriff=2017-09-10|url=https://euracoal.eu/info/country-profiles/slovenia/|titel=Slovenia - The Voice of Coal in Europe}}</ref> Bei der Verfeuerung von Lignit entsteht sehr viel [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>). Die CO<sub>2</sub>-Freisetzung im Prozess ist prinzipbedingt und kann nicht verhindert werden, sondern nur durch einen besseren Wirkungsgrad der Kraftwerke und dadurch geringeren Kohleverbrauch in Maßen reduziert, bzw. das CO<sub>2</sub> durch [[CO2-Abscheidung_und_-Speicherung|CCS]] nachträglich abgeschieden werden (''[[End of pipe]])''. Das [[Schwefeldioxid]], das vor allem bei der Verbrennung von Lignit entsteht, ist mitverantwortlich für den [[Saurer Regen|sauren Regen]].
Xylit findet sich in Braunkohlelagerstätten und wird im Aufbereitungsprozess von der Kohle separiert. Die Förderung zur Nutzung in [[Wärmekraftwerk]]en ist wegen niedriger Heizwerte oft nicht rentabel. Die Stadt [[Ljubljana]] deckt jedoch 90 % ihres [[Fernwärme]]bedarfs aus in [[Velenje]] gefördertem Lignit.<ref>{{internetquelle|zugriff=2017-09-10|url=https://euracoal.eu/info/country-profiles/slovenia/|titel=Slovenia - The Voice of Coal in Europe}}</ref>


Wie bei Braunkohle entsteht bei Verfeuerung von Lignit viel [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>), der in Zukunft möglicherweise durch [[CO2-Abscheidung_und_-Speicherung|CCS]] nachträglich abgeschieden werden kann (''[[End of pipe]])''. Das [[Schwefeldioxid]], das bei der Verbrennung entsteht, ist mitverantwortlich für den [[Saurer Regen|sauren Regen]].
Schieferkohle wurde oft als Beigabe zusammen mit anderen Kohlearten verwendet oder mit einem Holzfeuer verbrannt. Teilweise wurden Feuerungsanlagen speziell für das Brennverhalten dieser Kohle umgerüstet.


Schieferkohle wurde oft als Beigabe zusammen mit anderen Kohlearten verwendet oder mit einem Holzfeuer verbrannt. Teilweise wurden Feuerungsanlagen speziell für das Brennverhalten dieser Kohle ausgerüstet.
Ein neues Einsatzgebiet ist unter anderem die Verölung. Durch die Technik der [[Katalytische drucklose Verölung|katalytischen drucklosen Verölung]] (KDV) werden aus einer Tonne Lignit etwa 250 Liter Dieselöl, etwa 300 bis 350 Kilogramm Kohlenstoffpaste und bis zu 350 Liter Prozesswasser ([[destilliertes Wasser|Aqua dest]]) hergestellt.

Ein neues Einsatzgebiet ist unter anderem die [[Katalytische drucklose Verölung|katalytische drucklose Verölung]] (KDV). Aus einer Tonne Lignit werden etwa 250 Liter [[Dieselkraftstoff]], etwa 300 bis 350 Kilogramm Kohlenstoffpaste und bis zu 350 Liter Prozesswasser ([[destilliertes Wasser|Aqua dest]]).


== Xylit im Gartenbau ==
== Xylit im Gartenbau ==
Xylit eignet sich aufbereitet als [[Zuschlagstoff]] für die Produktion von Blumenerden und professionellen Substraten für den Erwerbsgartenbau. Seine chemischen Eigenschaften kommen den Nährstoffgehalten eines Torfes nahe und auch sein pH-Wert liegt im sauren Bereich.
Xylit eignet sich aufbereitet als [[Zuschlagstoff]] von [[Blumenerde]]n und professionellen Substraten für den Erwerbsgartenbau. Der Nährstoffgehalt ähnelt dem von Torfe und auch der [[pH-Wert]] liegt im sauren Bereich.
Seine Wasserhaltefähigkeit ist geringer als die von Torf. Der Einsatz von Netzmitteln bei der Substratproduktion ist daher angebracht.
Die Wasserhaltefähigkeit ist geringer als die von Torf. Der Einsatz von Netzmitteln bei der Substratproduktion ist daher angebracht.
Der Anteil organischer Substanz liegt bei über 85 % bezogen auf die Trockensubstanz.
Der Anteil organischer Substanz liegt bei über 85 % bezogen auf die Trockensubstanz.


Vorteilhafte Eigenschaften von Xylit sind eine gute Strukturstabilität und geringe N-[[Immobilisierung]]. Es sind kaum leicht erschließbare Kohlenstoffquellen vorhanden und der Xylit unterliegt einer im Vergleich zu anderen organischen Substanzen geringeren Abbaurate (C/N-Verhältnis > 200).
Vorteilhafte Eigenschaften von Xylit sind eine gute Strukturstabilität und geringe [[Stickstoff]]-[[Immobilisierung (Biotechnologie)|Immobilisierung]]. Es sind kaum leicht erschließbare Kohlenstoffquellen vorhanden und der Xylit unterliegt einer im Vergleich zu anderen organischen Substanzen geringeren Abbaurate (C/N-Verhältnis > 200).


Es ist elastischer und dauerhafter als [[Holzschnitzel]] und kann wie [[Rindenmulch]] als Streumaterial verwendet werden.<ref>{{cite web|title=Xylit - épuration des eaux|url=http://www.aquaterra-solutions.com/pdf/depliants/XYLIT-Epuration-des-eaux_Page_2.pdf|website=Aquaterra solutions|language=fr}}</ref>.
Schwermetalle sind im Xylit nur in Spuren und weit unterhalb der Grenzwerte der [[Bioabfallverordnung]] enthalten. Auch andere im Pflanzenbau relevante Schadstoffe konnten bisher nicht nachgewiesen werden.


Die Analysewerte schwanken in geringem Maße in Abhängigkeit von der Körnung und Herkunft. Seit 2004 wurden eine Vielzahl Untersuchungen zum Einsatz von Xylit im Gartenbau durchgeführt.<ref>http://www.horticon.net/dateien/Xylit_DEGA.pdf</ref>
Die Analysewerte schwanken in geringem Maße in Abhängigkeit von der Körnung und Herkunft. Seit 2004 wurden eine Vielzahl Untersuchungen zum Einsatz von Xylit im Gartenbau durchgeführt.<ref>http://www.horticon.net/dateien/Xylit_DEGA.pdf</ref>
Schwermetalle sind im Xylit nur in Spuren und weit unterhalb der Grenzwerte der [[Bioabfallverordnung]] enthalten. Auch andere im Pflanzenbau relevante Schadstoffe konnten bisher nicht nachgewiesen werden.


Das Oxidationsprodukt von Lignit, [[Leonardit]], wird ebenfalls als Bodenverbesserer, zur Sanierung kontaminierter Böden und als Hilfsmittel in der Bohrindustrie verwendet.
Das Oxidationsprodukt von Lignit, [[Leonardit]], wird ebenfalls als Bodenverbesserer, zur Sanierung kontaminierter Böden und als Hilfsmittel in der Bohrindustrie verwendet.

== Sonstige Verwendung ==

Die belgische Firma Eloy verwendet Xylit als Filtermedium in der Brauchwasseraufbereitung mit einer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren.<ref>{{cite web |url=https://products.eloywater.com/ebs/ew_products.nsf/79E0C7CB02A8B2E1C12581940028FEA6/$File/X-PERCO_C-90_USER_GUIDE-EN.pdf |title=User guide - X-Perco® C- 90 from 5 to 30 PE |website=eloywater.com |archive-url=https://web.archive.org/web/20230203132934/https://products.eloywater.com/ebs/ew_products.nsf/79E0C7CB02A8B2E1C12581940028FEA6/$File/X-PERCO_C-90_USER_GUIDE-EN.pdf |archive-date=2023-02-03 |url-status=live}}</ref>

In Frankreich wird es auch zur Stabilisierung von [[Böschung]]en und [[Bankett]]en eingesetzt.<ref>{{cite web |url=http://www.aquaterra-solutions.fr/ |title=Home |website=aquaterra-solutions.fr}}</ref>


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 5. Januar 2024, 23:31 Uhr

Reste von Holz mit geringem Inkohlungsgrad in Braunkohle

Xylit (altgriechisch ξύλον xýlon, deutsch ‚Holz‘) ist im Tagebau gewonnenes, Millionen Jahre altes, nicht ganz inkohltes Holz oder Pflanzenmaterial, bei dem zum Teil noch sehr deutliche Holzstrukturen erkennbar sind. Andere gängige Bezeichnungen für Xylit sind Lignit und Schieferkohle. Im englischen Sprachraum, in Nordamerika ausschließlich, wird jegliche Form der Braunkohle als lignite bezeichnet, Xylite werden dort als xyloid lignite bezeichnet.

Die Inkohlung führt in Zeiträumen von Jahrmillionen von frischem Pflanzenmaterial zu Huminsäuren und Torf, dann über Lignit, Braun- und Steinkohle zum Anthrazit, in einzelnen Fällen sogar zum Graphit.

Xylit entstand im Zeitraum vor mehr als 10 Mio. Jahren. Seine Färbung ist dunkelbraun. Fast immer sind die Strukturen von Holz erkennbar. Er tritt in stark zersplitterter Form, als kompakte, platte Xylitstängel oder brockig bzw. balkenähnlich auf. Die Dichte liegt oft bei 400 kg/m3.[1]

Zerkleinertes Xylit
Xylit-Lagerhalde

Xylit als Energieträger

Xylit findet sich in Braunkohlelagerstätten und wird im Aufbereitungsprozess von der Kohle separiert. Die Förderung zur Nutzung in Wärmekraftwerken ist wegen niedriger Heizwerte oft nicht rentabel. Die Stadt Ljubljana deckt jedoch 90 % ihres Fernwärmebedarfs aus in Velenje gefördertem Lignit.[2]

Wie bei Braunkohle entsteht bei Verfeuerung von Lignit viel Kohlenstoffdioxid (CO2), der in Zukunft möglicherweise durch CCS nachträglich abgeschieden werden kann (End of pipe). Das Schwefeldioxid, das bei der Verbrennung entsteht, ist mitverantwortlich für den sauren Regen.

Schieferkohle wurde oft als Beigabe zusammen mit anderen Kohlearten verwendet oder mit einem Holzfeuer verbrannt. Teilweise wurden Feuerungsanlagen speziell für das Brennverhalten dieser Kohle ausgerüstet.

Ein neues Einsatzgebiet ist unter anderem die katalytische drucklose Verölung (KDV). Aus einer Tonne Lignit werden etwa 250 Liter Dieselkraftstoff, etwa 300 bis 350 Kilogramm Kohlenstoffpaste und bis zu 350 Liter Prozesswasser (Aqua dest).

Xylit im Gartenbau

Xylit eignet sich aufbereitet als Zuschlagstoff von Blumenerden und professionellen Substraten für den Erwerbsgartenbau. Der Nährstoffgehalt ähnelt dem von Torfe und auch der pH-Wert liegt im sauren Bereich. Die Wasserhaltefähigkeit ist geringer als die von Torf. Der Einsatz von Netzmitteln bei der Substratproduktion ist daher angebracht. Der Anteil organischer Substanz liegt bei über 85 % bezogen auf die Trockensubstanz.

Vorteilhafte Eigenschaften von Xylit sind eine gute Strukturstabilität und geringe Stickstoff-Immobilisierung. Es sind kaum leicht erschließbare Kohlenstoffquellen vorhanden und der Xylit unterliegt einer im Vergleich zu anderen organischen Substanzen geringeren Abbaurate (C/N-Verhältnis > 200).

Es ist elastischer und dauerhafter als Holzschnitzel und kann wie Rindenmulch als Streumaterial verwendet werden.[3].

Die Analysewerte schwanken in geringem Maße in Abhängigkeit von der Körnung und Herkunft. Seit 2004 wurden eine Vielzahl Untersuchungen zum Einsatz von Xylit im Gartenbau durchgeführt.[4] Schwermetalle sind im Xylit nur in Spuren und weit unterhalb der Grenzwerte der Bioabfallverordnung enthalten. Auch andere im Pflanzenbau relevante Schadstoffe konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Das Oxidationsprodukt von Lignit, Leonardit, wird ebenfalls als Bodenverbesserer, zur Sanierung kontaminierter Böden und als Hilfsmittel in der Bohrindustrie verwendet.

Sonstige Verwendung

Die belgische Firma Eloy verwendet Xylit als Filtermedium in der Brauchwasseraufbereitung mit einer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren.[5]

In Frankreich wird es auch zur Stabilisierung von Böschungen und Banketten eingesetzt.[6]

Quellen

  • Weidlich, Ariane (Hrsg.): Moderne Zeiten – Industrialisierung im ländlichen Oberbayern; Kapitel: „Das Unternehmen wird uns nie Freude machen können“ – Von den Höhen und Tiefen bergbaulichen Engagements am Alpenrand bei Großweil; Autor: Ernst Höntze; S. 38–52; Michael Imhof Verlag 2006; aus der Reihe des Freilichtmuseums Glentleiten Nr. 30; ISBN 3-86568-124-7

Einzelnachweise

  1. Xylit - épuration des eaux.
  2. Slovenia - The Voice of Coal in Europe. Abgerufen am 10. September 2017.
  3. Xylit - épuration des eaux. In: Aquaterra solutions. (französisch).
  4. http://www.horticon.net/dateien/Xylit_DEGA.pdf
  5. User guide - X-Perco® C- 90 from 5 to 30 PE. In: eloywater.com.
  6. Home. In: aquaterra-solutions.fr.