„Villa Kellermann“ – Versionsunterschied

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Die '''Villa Kellermann''', auch als ''Villa von Hardt'' bezeichnet, ist ein ehemaliges adeliges bzw. großbürgerliches Wohnhaus. Es wurde in den 1910er Jahren errichtet und erhielt nach 1945 seinen jetzigen Namen nach dem Schriftsteller [[Bernhard Kellermann]], der jedoch dort nicht gewohnt hatte. Das Gebäude steht unter [[Denkmalschutz]].<ref name=Denk">{{Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg|09155734|Villa Kellermann}}</ref>
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Die '''Villa Kellermann''', auch als ''Villa von Hardt'' bezeichnet, ist ein ehemaliges adeliges bzw. großbürgerliches Wohnhaus. Es wurde in den 1910er Jahren errichtet und erhielt nach 1945 seinen jetzigen Namen nach dem Schriftsteller [[Bernhard Kellermann]]. Das Gebäude steht unter [[Denkmalschutz]].<ref name=Denk">{{Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg|09155734|Villa Kellermann}</ref>}


== Lage ==
== Lage ==
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== Geschichte und Nutzung ==
== Geschichte und Nutzung ==
Der [[Königreich Preußen|königlich-preußische]] Zeremonienmeister [[Friedrich Wilhelm von Hardt]] (1855–1938) ließ sich die [[Villa]] bis 1914 nach Plänen des Architekten XX errichten.<ref name=Denk"/> Bereits nach etwa fünf Jahren wurde das Haus an den [[Judentum|jüdischen]] [[Bankier]] Emil Wittenberg ([[Nationalbank für Deutschland]] AG in Berlin) verkauft. Im Zusammenhang mit der Machtübernahme durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten (NS)]] wurde es der Familie Wittenberg in Deutschland zu gefährlich und sie [[Auswanderung|emigrierte]] 1932 zuerst in die Schweiz und floh später in die [[Vereinigte Staaten|USA]]; hier starb Emil Wittenberg 1933.
Der [[Königreich Preußen|königlich-preußische]] Zeremonienmeister [[Friedrich Wilhelm von Hardt]] (1855–1938) ließ sich die [[Villa]] bis 1914 vermutlich nach Plänen des Architekten [[August Adolph Günther|A. Günther]] errichten.<ref name=Denk"/> Bereits nach etwa fünf Jahren wurde das Haus an den [[Judentum|jüdischen]] [[Bankier]] Emil Wittenberg ([[Nationalbank für Deutschland]] AG in Berlin) verkauft. Im Zusammenhang mit der Machtübernahme durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten (NS)]] wurde es der Familie Wittenberg in Deutschland zu gefährlich und sie [[Auswanderung|emigrierte]] 1932 zuerst in die Schweiz und floh später in die [[Vereinigte Staaten|USA]]; hier starb Emil Wittenberg 1933.


Die Villa in Potsdam wurde Sitz der [[Oberkommando des Heeres|Heeresleitung]] der [[Wehrmacht]] und blieb es bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]. – 1945 bezog der Maler [[Otto Nagel]] das Haus, das er später auf den [[Kulturbund der DDR]] übertrug. Zwischen 1949 und 1989 diente die Villa als Treff für Künstler und Kulturveranstaltungen aller Art, die der Potsdamer Kulturbund organisiert hatte.
Die Villa in Potsdam wurde 1938 zwangsenteignet und zum Sitz der [[Oberkommando des Heeres|Heeresleitung]] der [[Wehrmacht]] und blieb es bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]. – 1945 bezog der Maler [[Otto Nagel]] das Haus, das er später auf den [[Kulturbund der DDR]] übertrug. Zwischen 1949 und 1989 diente die Villa als Treff für Künstler und bot Kulturveranstaltungen aller Art, die der Potsdamer Kulturbund organisierte.


Mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] und der Auflösung des Kulturbunds fiel die Immobilie an die [[Jewish Claims Conference]]. Diese hatte fast alle jüdischen Einrichtungen zurückerhalten, die während der NS-Zeit zwangsenteignet worden waren.<ref>[https://www.welt.de/welt_print/article2836299/Villa-Kellermann-schliesst.html ''Villa Kellermann schließt.''] In: ''Die Welt'', 2008.</ref> Erben des früheren Besitzers Wittenberg hatten sich nicht gefunden und so erfolgte im Jahr 2005 eine [[Zwangsversteigerung (Deutschland)|Zwangsversteigerung]], Gisa und Hans-Joachim Sander, Erben des Kosmetikkonzerns [[Wella]], kauften die Villa und verpachteten sie an den [[Gastronom]]en Maximilian Dreier, der hier bis 2009 das ''Ristorante Villa Kellermann'' betrieb. Nach weiteren Jahren Ungewissheit erwarb [[Günther Jauch]] 2015 das Objekt von der Familie Sander. Er ließ es durch die Architektenfirma Ester Bruzkus <ref name="Arch">[https://www.fsb.de/de/aktuelles/architektouren_referenzen/villa-kellermann/ Website Ester Bruzkus Architeken], abgerufen am 29. April 2024.</ref> umfangreich und [[Baudenkmal|denkmalgerecht]] [[Sanierung (Bauwesen)|sanieren]] und als Nobelrestaurant ''Villa Kellermann'', welches 2019 unter der Leitung des Sternekochs [[Tim Raue]] eröffnet werden konnte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/jauch-eroffnet-villa-kellermann-wieder-7871305.html |titel=Jauch eröffnet Villa Kellermann wieder |abruf=2024-04-28}}</ref> Die Qualitätsmanager des [[Gault-Millau|Gault Millau]] zeichneten Günther Jauch dür das neue Restaurant sowie das gelungene Konzept mit dem Angebot regionaler Küche und der passenden Ausstattung noch im Jahr 2019 als ''Gastronomen des Jahres'' aus.<ref name="Arch"/>
Mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] und der Auflösung des Kulturbunds fiel die Immobilie an die [[Jewish Claims Conference]]. Diese hatte fast alle jüdischen Einrichtungen zurückerhalten, die während der NS-Zeit zwangsenteignet worden waren.<ref>[https://www.welt.de/welt_print/article2836299/Villa-Kellermann-schliesst.html ''Villa Kellermann schließt.''] In: ''Die Welt'', 2008.</ref> Erben des früheren Besitzers Wittenberg hatten sich nicht gefunden und so erfolgte im Jahr 2005 eine [[Zwangsversteigerung (Deutschland)|Zwangsversteigerung]]. Gisa und Hans-Joachim Sander, Erben des Kosmetikkonzerns [[Wella]], kauften die Villa und verpachteten sie an den [[Gastronom]]en Maximilian Dreier, der hier bis 2009 das ''Ristorante Villa Kellermann'' betrieb. Nach weiteren Jahren Ungewissheit erwarb [[Günther Jauch]] 2015 das Objekt von der Familie Sander. Er ließ es durch die Architektenfirma Ester Bruzkus<ref name="Arch">[https://www.fsb.de/de/aktuelles/architektouren_referenzen/villa-kellermann/ Website Ester Bruzkus Architeken], abgerufen am 29. April 2024.</ref> umfangreich und [[Baudenkmal|denkmalgerecht]] [[Sanierung (Bauwesen)|sanieren]] und als Nobelrestaurant ''Villa Kellermann'' einrichten, welches 2019 unter der Leitung des Sternekochs [[Tim Raue]] eröffnet werden konnte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/jauch-eroffnet-villa-kellermann-wieder-7871305.html |titel=Jauch eröffnet Villa Kellermann wieder |abruf=2024-04-28}}</ref> Die Qualitätsprüfer des [[Gault-Millau|Gault Millau]] zeichneten Günther Jauch für das neue Restaurant sowie das gelungene Konzept mit dem Angebot regionaler Küche und der passenden Ausstattung noch im Jahr 2019 als ''Gastronomen des Jahres'' aus.<ref name="Arch"/>


Die [[Corona-Pandemie]] im Jahr 2020 mit dem staatlich beschlossenen [[Lockdown]] und die enorme Verteurung aller Kosten führten ab 2022 zu finanziellen Problemes des Restaurants, so dass sich Raue aus dem Geschäft zurückzog. Koch Christopher Wecker übernahm das Geschäft, gab aber im Jahr 2024 auf. Der Gastronomiebetrieb soll nun im Juni 2024 eingestellt werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/kultur/vermischtes/angespannte-personalsituation-spitzenrestaurant-von-guenther-jauch-schliesst-seine-pforten_id_259891646.html |titel=Spitzenrestaurant von Günther Jauch schließt seine Pforten |abruf=2024-04-28}}</ref> Jauch könne sich aber vorstellen, dass die Villa eine [[Event]]-Location wird.<ref>''Aus für Jauchs Villa Kellermann''. [[Berliner Zeitung]], 29. April 2014 (Printausgabe), S. 7.</ref>
Die [[Corona-Pandemie]] im Jahr 2020 mit dem staatlich beschlossenen [[Lockdown]] und die enorme Verteurung aller Kosten führten ab 2022 zu finanziellen Problemes des Restaurants, so dass sich Raue aus dem Geschäft zurückzog. Koch Christopher Wecker übernahm das Geschäft, gab aber im Jahr 2024 auf. Der Gastronomiebetrieb soll nun im Juni 2024 eingestellt werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/kultur/vermischtes/angespannte-personalsituation-spitzenrestaurant-von-guenther-jauch-schliesst-seine-pforten_id_259891646.html |titel=Spitzenrestaurant von Günther Jauch schließt seine Pforten |abruf=2024-04-28}}</ref> Jauch könne sich aber vorstellen, dass die Villa eine [[Event]]-Location wird.<ref>''Aus für Jauchs Villa Kellermann''. [[Berliner Zeitung]], 29. April 2014 (Printausgabe), S. 7.</ref>


== Architektur ==
== Architektur ==
Das zweieinhalbstöckige Haus im schlichten [[Jugendstil]] ist mit einem schindelgedeckten Walmdach abgeschlossen und besitzt ein ausgebautes Dachgeschoss. Auf der Seeseite führt eine seitwärts angebaute [[Freitreppe]] in den Eingangsbereich im Hochparterre. Auf einer Fassadenseite befindet sich ein Erker mit trapezförmigem Grundriss. Die Nutzfläche des Hauses wurde mit rund 500&nbsp;m² vermessen.<ref name="Ester">[https://www.studiolineatur.com/projects/villa_kellermann/ Grundriss, freigelegter Stuck, Deckenpartien und Weiteres − Bilder vom Ausbau durch Ester Bruzkus (englisch)].</ref>
Das zweieinhalbstöckige Haus im Stil des XX ist mit einem Walmdach abgeschlossen.
Fenster, Balkon, ausgebautes Dachgeschoss


Die [[Laterne]]n auf dem schmiedeeisernen Tor an der Seeseite der Villa und die Laternen an der Straßenseite mussten neu geschaffen werden, womit die Firma ''MaWa-Design'' beauftragt worden war. Sie fertigte am historischen Vorbild angelehnte Metalllaternen in zwei verschiedenen Größen mit oktagonaler Grundform, die mit [[LED]]-Leuchten bestückt wurden.<ref>[https://www.mawa-design.de/projekte/hotels-restaurants-gastronomie/villa-kellermann-potsdam ''Villa Kellermann Potsdam. Rekonstruierte Postament-Leuchten für die Grande Dame am Heiligen See''], abgerufen am 29. April 2024.</ref>
Die Innenausstattung ist kaum noch im Original erhalten, beispielsweise die historischen Wandfarben, wurde aber weitestgehend beibehalten und nur aufgefrischt. Hinzugekommen sind neue Fußböden, raumhohe Spiegel, die das Ambiente eines klassischen [[Spiegelsaal]]s aufnehmen.<ref name="Arch"/>


Die Innenausstattung ist kaum noch original, hinzugekommen sind neue Fußböden, raumhohe Spiegel, die das Ambiente eines klassischen [[Spiegelsaal]]s aufnehmen sowie Möbel mit viel Plüsch.<ref name="Arch"/>
Erwähnenswert ist der Hauptspeisesaal mit dem ''Salon [[Friedrich der Große|Alter Fritz]]'', der seinen alten Anstrich beahlten hat, Stuck wurde freigelegt “ keinen neuen Anstrich bekommen, sondern bewahrt den freigelegten Stuck und die alten Wandfarben des Hauses. Darüber hinaus gibt es einen ''Grünen Salon'' in unterschiedlichen Grüntönen kombiniert mit schwarzen filigranen Stahl- und Messingelementen und den ''Elefantensalon'' mit einem Tapetenmuster aus kleinen weißen Elefanten auf leuchtend blauem Grund.<ref name="Arch"/>

Erwähnenswert ist der Hauptspeisesaal mit dem ''Salon [[Friedrich der Große|Alter Fritz]]'', dessen alter Wandanstrich nur aufgefrischt und Stuck freigelegt wurde. Darüber hinaus gibt es einen ''Grünen Salon'' in unterschiedlichen Grüntönen, kombiniert mit schwarzen filigranen Stahl- und Messingelementen und den ''Blauen Elefantensalon'' mit einem Tapetenmuster aus kleinen weißen Elefanten auf leuchtend blauem Grund.<ref name="Arch"/>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* [https://villakellermann.de/de/ villakellermann.de]
* [https://villakellermann.de/de/ villakellermann.de]
* [https://www.potsdam-wiki.de/Villa_Kellermann ''Villa Kellermann''] im ''Potsdam-Wiki''
* [https://www.potsdam-wiki.de/Villa_Kellermann ''Villa Kellermann''] im ''Potsdam-Wiki''



== Einzelnachweise ==
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Version vom 29. April 2024, 20:09 Uhr

Villa Kellermann
Villa Kellermann, 2011

Villa Kellermann, 2011

Daten
Ort Potsdam
Architekt A. Günther
Bauherr Friedrich Wilhelm von Hardt
Baustil Jugendstil
Baujahr 1914
Grundfläche 500 m²
Koordinaten 52° 24′ 29,7″ N, 13° 4′ 15,9″ O
Besonderheiten
eh. Speisenaufzug, Fahrstuhl mit vier Einstiegsebenen

Die Villa Kellermann, auch als Villa von Hardt bezeichnet, ist ein ehemaliges adeliges bzw. großbürgerliches Wohnhaus. Es wurde in den 1910er Jahren errichtet und erhielt nach 1945 seinen jetzigen Namen nach dem Schriftsteller Bernhard Kellermann, der jedoch dort nicht gewohnt hatte. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Lage

Das Einfamilienhaus steht in der Mangerstraße 34–36 am Ufer des Heiligen Sees in Potsdam.

Geschichte und Nutzung

Der königlich-preußische Zeremonienmeister Friedrich Wilhelm von Hardt (1855–1938) ließ sich die Villa bis 1914 vermutlich nach Plänen des Architekten A. Günther errichten.[1] Bereits nach etwa fünf Jahren wurde das Haus an den jüdischen Bankier Emil Wittenberg (Nationalbank für Deutschland AG in Berlin) verkauft. Im Zusammenhang mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten (NS) wurde es der Familie Wittenberg in Deutschland zu gefährlich und sie emigrierte 1932 zuerst in die Schweiz und floh später in die USA; hier starb Emil Wittenberg 1933.

Die Villa in Potsdam wurde 1938 zwangsenteignet und zum Sitz der Heeresleitung der Wehrmacht und blieb es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. – 1945 bezog der Maler Otto Nagel das Haus, das er später auf den Kulturbund der DDR übertrug. Zwischen 1949 und 1989 diente die Villa als Treff für Künstler und bot Kulturveranstaltungen aller Art, die der Potsdamer Kulturbund organisierte.

Mit der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung des Kulturbunds fiel die Immobilie an die Jewish Claims Conference. Diese hatte fast alle jüdischen Einrichtungen zurückerhalten, die während der NS-Zeit zwangsenteignet worden waren.[2] Erben des früheren Besitzers Wittenberg hatten sich nicht gefunden und so erfolgte im Jahr 2005 eine Zwangsversteigerung. Gisa und Hans-Joachim Sander, Erben des Kosmetikkonzerns Wella, kauften die Villa und verpachteten sie an den Gastronomen Maximilian Dreier, der hier bis 2009 das Ristorante Villa Kellermann betrieb. Nach weiteren Jahren Ungewissheit erwarb Günther Jauch 2015 das Objekt von der Familie Sander. Er ließ es durch die Architektenfirma Ester Bruzkus[3] umfangreich und denkmalgerecht sanieren und als Nobelrestaurant Villa Kellermann einrichten, welches 2019 unter der Leitung des Sternekochs Tim Raue eröffnet werden konnte.[4] Die Qualitätsprüfer des Gault Millau zeichneten Günther Jauch für das neue Restaurant sowie das gelungene Konzept mit dem Angebot regionaler Küche und der passenden Ausstattung noch im Jahr 2019 als Gastronomen des Jahres aus.[3]

Die Corona-Pandemie im Jahr 2020 mit dem staatlich beschlossenen Lockdown und die enorme Verteurung aller Kosten führten ab 2022 zu finanziellen Problemes des Restaurants, so dass sich Raue aus dem Geschäft zurückzog. Koch Christopher Wecker übernahm das Geschäft, gab aber im Jahr 2024 auf. Der Gastronomiebetrieb soll nun im Juni 2024 eingestellt werden.[5] Jauch könne sich aber vorstellen, dass die Villa eine Event-Location wird.[6]

Architektur

Das zweieinhalbstöckige Haus im schlichten Jugendstil ist mit einem schindelgedeckten Walmdach abgeschlossen und besitzt ein ausgebautes Dachgeschoss. Auf der Seeseite führt eine seitwärts angebaute Freitreppe in den Eingangsbereich im Hochparterre. Auf einer Fassadenseite befindet sich ein Erker mit trapezförmigem Grundriss. Die Nutzfläche des Hauses wurde mit rund 500 m² vermessen.[7]

Die Laternen auf dem schmiedeeisernen Tor an der Seeseite der Villa und die Laternen an der Straßenseite mussten neu geschaffen werden, womit die Firma MaWa-Design beauftragt worden war. Sie fertigte am historischen Vorbild angelehnte Metalllaternen in zwei verschiedenen Größen mit oktagonaler Grundform, die mit LED-Leuchten bestückt wurden.[8]

Die Innenausstattung ist kaum noch original, hinzugekommen sind neue Fußböden, raumhohe Spiegel, die das Ambiente eines klassischen Spiegelsaals aufnehmen sowie Möbel mit viel Plüsch.[3]

Erwähnenswert ist der Hauptspeisesaal mit dem Salon Alter Fritz, dessen alter Wandanstrich nur aufgefrischt und Stuck freigelegt wurde. Darüber hinaus gibt es einen Grünen Salon in unterschiedlichen Grüntönen, kombiniert mit schwarzen filigranen Stahl- und Messingelementen und den Blauen Elefantensalon mit einem Tapetenmuster aus kleinen weißen Elefanten auf leuchtend blauem Grund.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Villa Kellermann in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
  2. Villa Kellermann schließt. In: Die Welt, 2008.
  3. a b c d Website Ester Bruzkus Architeken, abgerufen am 29. April 2024.
  4. Jauch eröffnet Villa Kellermann wieder. Abgerufen am 28. April 2024.
  5. Spitzenrestaurant von Günther Jauch schließt seine Pforten. Abgerufen am 28. April 2024.
  6. Aus für Jauchs Villa Kellermann. Berliner Zeitung, 29. April 2014 (Printausgabe), S. 7.
  7. Grundriss, freigelegter Stuck, Deckenpartien und Weiteres − Bilder vom Ausbau durch Ester Bruzkus (englisch).
  8. Villa Kellermann Potsdam. Rekonstruierte Postament-Leuchten für die Grande Dame am Heiligen See, abgerufen am 29. April 2024.