„Burg Winzenburg“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|1=beschreibt die Winzenburg bei Winzenburg in Niedersachsen. Zur Winzenburg bei Thale in Sachsen-Anhalt siehe [[Winzenburg (Burg)]].}}

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|Bildbeschreibung = Ruine des fünfeckigen Bergfrieds der Winzenburg
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|Entstehungszeit = Mitte des 9. Jahrhunderts
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|Typologie n. geo. Lage = Höhenburg, Spornlage
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|Erhaltungszustand = Ruine, Mauerreste
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== Baubeschreibung ==
== Baubeschreibung ==
Die Burg bestand aus der [[Hauptburg]] auf einem Wohnhügel, einem großen Hof sowie dem vorgelagerten fünfeckigen Bergfried. Sie war eine besonders stark ausgebaute Festung mit einem spitzovalen Grundriss von 200 Meter Länge und 80 Meter Breite. Die Hauptburg am Südwestende bestand aus einem oder mehreren Wohngebäuden, einer Zisterne sowie einer Kirche. Im Ostteil der Anlage findet sich heute der Rest des fünfeckigen Bergfrieds, der zwischen 1130 und 1150 entstand. 1230 wurde der Turm um ein Stockwerk erhöht. Auf dem früheren Wohnhügel ist der [[Burgbrunnen]] rekonstruiert worden, bei dem es sich um eine [[Zisterne]] gehandelt hat. Das Wasser wurde von den unterhalb liegenden [[Apenteichquelle]]n per [[Hausesel|Esel]] auf dem [[Eselssteig]] hoch zur Burg gebracht. Die Quellen speisten die 1220 angelegten Apenteiche. Die Quellen waren ein heidnischer Kultbereich, in dem etwa 5.000 Jahre alte Opfergaben gefunden wurden.
Die Burg bestand aus der [[Hauptburg]] auf einem Wohnhügel, einem großen Hof sowie dem vorgelagerten fünfeckigen Bergfried. Sie war eine besonders stark ausgebaute Festung mit einem spitzovalen Grundriss von 200 Meter Länge und 80 Meter Breite. Auf der 40 × 65 m großen Hauptburg am Südwestende standen ein [[Bergfried]], ein Wohngebäude sowie eine Zisterne. Östlich der Hauptburg erstreckt sich ein Burghof, an dessen Ostende auf einem Hügel die noch 10 m hoch erhaltene Ruine eines fünfeckigen Bergfrieds steht.


Ein 40 m breiter Halsgraben trennt diese Hauptburg von einem anschließenden Plateau, das 150 m weiter im Osten von einem weiteren Halsgraben begrenzt wird. 300 m weiter östlich befindet sich ein Gartenkamp genannter, kleiner Rundwall, dessen möglicher Zusammenhang mit der Winzenburg bisher nicht erforscht ist.
Die Burg war bei ihrer Entstehung in der Mitte des 9. Jahrhunderts ursprünglich ein [[Ringwall]]. Zur Zeit des Hildesheimer Bischofs [[Otto I. von Braunschweig-Lüneburg]] (1260–1279) wurde sie ummauert. Der erste größere Ausbau erfolgte im 12. Jahrhundert.

Der historischen Überlieferung lässt sich entnehmen, dass Bischof [[Bernhard I. von Hildesheim|Bernhard I.]] (1130–1153) zunächst hölzerne Türme errichtete, bevor unter Bischof [[Bruno von Hildesheim|Bruno]] (1153–62) ein „sehr starker“ Steinturm erbaut wurde. Bischof [[Siegfried I. von Lichtenberg|Siegfried I.]] (1216–1221) erhöhte das „untere Haus“ um ein Stockwerk und baute die Bischofswohnung aus. An die Kernburg wurde um 1200 nach Osten eine etwa 7 m tiefer gelegener, großer Vorhof angegliedert. Bischof [[Otto I. von Braunschweig-Lüneburg|Otto I.]] (1260–79) ließ die Burg ummauern.

Auf der Hauptburg ist die [[Zisterne]] rekonstruiert worden. Das Wasser wurde von den unterhalb liegenden [[Apenteichquelle]]n per [[Hausesel|Esel]] auf dem [[Eselssteig]] hoch zur Burg gebracht. Die Quellen speisten die 1220 angelegten Apenteiche. Die Quellen waren ein heidnischer Kultbereich, in dem etwa 5.000 Jahre alte Opfergaben gefunden wurden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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[[Datei:Winzenburg Brunnen.jpg|mini|Burgbrunnen]]
[[Datei:Winzenburg Brunnen.jpg|mini|Burgbrunnen]]
[[Datei:Winzenburg-Apenteichquelle-East.jpg|mini|Apenteichquelle am Fuß des Burgberges, Opferstätte in prähistorischer Zeit]]
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Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1109, als [[Hermann I. von Winzenburg|Hermann I.]] aus dem Hause der Grafen von [[Grafschaft Formbach|Formbach]] die Burg von seinem Onkel, dem Hildesheimer [[Bischof]] [[Udo von Gleichen-Reinhausen]], als [[Lehnswesen|Lehen]] erhielt und sich nach ihr benannte. Sie ist vermutlich im 11. Jahrhundert errichtet worden, ob auf [[Eigengut]] des Grafen oder auf Hildesheimer Kirchengut, ist nicht zu entscheiden. 1130 geriet Hermann mit seinem [[Vasall]]en [[Burchard I. von Loccum]] wegen des Baus von dessen Burg in Streit und ließ ihn auf einem Kirchhof ermorden. Daraufhin wurde er auf einem Fürstentag verurteilt und all seine Lehen wurden eingezogen. Die Winzenburg fiel somit zurück an das Bistum Hildesheim. Da Hermann auf der Winzenburg Widerstand leistete, zerstörte der spätere Kaiser [[Lothar III. (HRR)|Lothar III.]] die Burg. Bischof Bernhard I. baute mit königlicher Erlaubnis die Burg wieder auf und versuchte mit päpstlichen Mandaten zu verhindern, dass sie wieder an die um Restitution bemühten Grafen ging. Auf Druck Königs [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] wurde die Burg 1150 an [[Hermann II. von Winzenburg|Hermann II.]] von Winzenburg zurückgegeben. Nachdem dieser 1152 zusammen mit seiner Frau auf der Winzenburg ermordet wurden, blieb sie in direkter bischöflicher Verwaltung. Besonders im 13. Jahrhundert wurde die Winzenburg mit häufigen Bischofsaufenthalten zur wichtigsten Burg und zum Sitz des größten Amtes im [[Hochstift Hildesheim]]. 1522 musste die Burg in der [[Hildesheimer Stiftsfehde]] an die die Burg belagernden [[Herzogtum Braunschweig-Lüneburg|Herzöge von Braunschweig-Lüneburg]] übergeben werden, nachdem der Pulvervorrat explodiert war. Von 1523 bis 1643 war die Burgruine im Besitz des [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel]]. Aus Steinen der Burg ließ der Herzog im Tal beim früheren Dorf Hasekenhusen – dem heutigen [[Winzenburg]] – einen Amtshof errichten. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts war die Burg dem Verfall preisgegeben.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1109, als der Formbacher [[Hermann I. von Winzenburg|Hermann I.]] sie von seinem Onkel, dem Hildesheimer [[Bischof]] [[Udo von Gleichen-Reinhausen]] als Lehen erhielt und sich nach ihr benannte. Er geriet mit seinem Lehnsnehmer [[Burchard I. von Loccum]] in Streit wegen dessen Burgbau und ließ ihn im Jahre 1130 ermorden. Infolgedessen verlor Hermann I. alle Lehen.

Auf Veranlassung des Kaisers [[Lothar III. (HRR)|Lothar III.]] wurde die Burg zerstört und fiel an den Bischof von Hildesheim [[Bernhard I. von Hildesheim|Bernhard I.]], der sie in der Folgezeit wieder aufbauen ließ.

1150 gelang es Hermann II., die Burg als Lehen zurückzubekommen, er wurde jedoch 1152 auf der Winzenburg zusammen mit seiner Frau von einem seiner Burgritter ermordet. Damit erlosch das Geschlecht der Winzenburger. Die herrenlose Burg fiel wieder dem Bischof von Hildesheim zu, der sie zum stärksten Schloss seiner Herrschaft und Mittelpunkt eines [[Amt Winzenburg|Amts]] machte. 1522 wurde die Burg in der [[Hildesheimer Stiftsfehde]] komplett zerstört und verfiel. Durch den Quedlinburger Rezeß 1523 kam die Ruine an den Herzog von Braunschweig [[Heinrich I. (Braunschweig-Lüneburg)|Heinrich der Mittlere]]. Dieser ließ im Tal beim früheren Dorf Hasekenhusen, dem heutigen [[Winzenburg]], einen Amtshof errichten. Das benötigte Steinmaterial ließ er aus dem Mauerwerk der Winzenburg brechen.


== Befestigungsanlagen in der Nähe ==
== Befestigungsanlagen in der Nähe ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Ernst Andreas Friedrich]]: ''Die Ruine der Winzenburg'', S. 60–62, in: ''Wenn Steine reden könnten'', Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.
* [[Ernst Andreas Friedrich]]: ''Die Ruine der Winzenburg.'' S. 60–62, in: ''Wenn Steine reden könnten.'' Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.
* Margret Zimmermann, Hans Kensche: ''Burgen und Schlösser im Hildesheimer Land''. Hildesheim, 2001, S. 177–180
* Margret Zimmermann, Hans Kensche: ''Burgen und Schlösser im Hildesheimer Land''. Hildesheim, 2001, S. 177–180.
* August von Oppermann/[[Carl Schuchhardt]]: ''Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen.'' Hannover 1889–1916, S. 48 f. u. Blatt XXXVII.
* Edmund Freiherr v. Uslar-Gleichen: ''Geschichte der Grafen von Winzenburg.'' Hannover 1895, S. 282–307.
* Gerhard Kraus: ''Die Hohe Schanze und die Frühzeit des Klosters Lamspringe und der Winzenburg.'' In: ''Alt-Hildesheim.'' Band 46, 1975, S. 54–65.
* Robert Figge: ''Die Rolle der Winzenburg in der deutschen Geschichte.'' In: ''Alt-Hildesheim.'' Band 30, 1959, S. 10–17.
* Wilhelm Barner: ''Die Winzenburg. Ihre topographisch-militärische Lage und die Datierung ihrer Gründung.'' In: ''Göttinger Jahrbuch''. Band 16, 1968, S. 37–48.
* K. Ries: ''Burgen im Raum Winzenburg.'' In: ''Hannover, Nienburg, Hildesheim, Alfeld. Teil 2: Exkursionen'' (= ''Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern''. Band 49). Von Zabern, Mainz 1981, S. 236–249 hier S. 239–242.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Burg Winzenburg}}
{{Commons|Burg Winzenburg}}
* [https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/metadata/34542804 ''Burg Winzenburg, Burgruine''] im [[Denkmalatlas Niedersachsen]]
* [https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/metadata/34542827 ''Wallanlage''] im [[Denkmalatlas Niedersachsen]]
* {{Ebidat|6926|Winzenburg|Gudrun Pischke}}
* {{Ebidat|6926|Winzenburg|Gudrun Pischke}}
* [https://jimdo-storage.freetls.fastly.net/image/147974508/11f27772-f946-4357-80c7-de7416de6645.gif Rekonstruktionsversuch] als Zeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang Braun
*[http://www.burgenwelt.org/deutschland/winzenburg/winzenburg.htm Burgbeschreibung bei ''Burgenwelt'']
*[http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-winzenburg-01.html Apenteich-Beschreibung unterhalb der Burg]
* [http://www.burgenwelt.org/deutschland/winzenburg/winzenburg.htm Burgbeschreibung bei ''Burgenwelt'']
* [http://www.region-braunschweig.de/archaeo/ao-winzenburg-01.html Apenteich-Beschreibung unterhalb der Burg]
*{{Burgrekonstruktion|2720|im mittelalterlichen Zustand}}
*[http://www.suedlicher-sackwald.eu/sehenswuerdigkeiten/ Burg Winzenburg im südlichen Sackwald]
* [http://www.suedlicher-sackwald.eu/sehenswuerdigkeiten/ Burg Winzenburg im südlichen Sackwald]
* [http://suedlicher-sackwald.eu/data/documents/Wehranlagen-im-Bereich-der-Winzenburg.II-pdf.pdf Karte mit Wehranlagen im Bereich der Winzenburg]


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[[Kategorie:Burgruine in Niedersachsen|Winzenburg]]
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[[Kategorie:Höhenburg in Niedersachsen]]
[[Kategorie:Burg in Europa]]
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Aktuelle Version vom 15. November 2023, 17:21 Uhr

Winzenburg
Ruine des fünfeckigen Bergfrieds der Winzenburg

Ruine des fünfeckigen Bergfrieds der Winzenburg

Staat Deutschland
Ort Winzenburg
Entstehungszeit 11. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Ruine, Mauerreste
Ständische Stellung Grafen, Bistum
Geographische Lage 51° 57′ N, 9° 57′ OKoordinaten: 51° 56′ 35,5″ N, 9° 56′ 42″ O
Höhenlage 270 m ü. NHN
Burg Winzenburg (Niedersachsen)
Burg Winzenburg (Niedersachsen)

Die Burg Winzenburg war eine Spornburg auf einem Bergsporn des Sackwaldes oberhalb von Winzenburg, südöstlich von Alfeld (Leine). Heute ist die Anlage eine Burgruine, die hauptsächlich aus den Resten des fünfeckigen Bergfrieds besteht.

Baubeschreibung

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Die Burg bestand aus der Hauptburg auf einem Wohnhügel, einem großen Hof sowie dem vorgelagerten fünfeckigen Bergfried. Sie war eine besonders stark ausgebaute Festung mit einem spitzovalen Grundriss von 200 Meter Länge und 80 Meter Breite. Auf der 40 × 65 m großen Hauptburg am Südwestende standen ein Bergfried, ein Wohngebäude sowie eine Zisterne. Östlich der Hauptburg erstreckt sich ein Burghof, an dessen Ostende auf einem Hügel die noch 10 m hoch erhaltene Ruine eines fünfeckigen Bergfrieds steht.

Ein 40 m breiter Halsgraben trennt diese Hauptburg von einem anschließenden Plateau, das 150 m weiter im Osten von einem weiteren Halsgraben begrenzt wird. 300 m weiter östlich befindet sich ein Gartenkamp genannter, kleiner Rundwall, dessen möglicher Zusammenhang mit der Winzenburg bisher nicht erforscht ist.

Der historischen Überlieferung lässt sich entnehmen, dass Bischof Bernhard I. (1130–1153) zunächst hölzerne Türme errichtete, bevor unter Bischof Bruno (1153–62) ein „sehr starker“ Steinturm erbaut wurde. Bischof Siegfried I. (1216–1221) erhöhte das „untere Haus“ um ein Stockwerk und baute die Bischofswohnung aus. An die Kernburg wurde um 1200 nach Osten eine etwa 7 m tiefer gelegener, großer Vorhof angegliedert. Bischof Otto I. (1260–79) ließ die Burg ummauern.

Auf der Hauptburg ist die Zisterne rekonstruiert worden. Das Wasser wurde von den unterhalb liegenden Apenteichquellen per Esel auf dem Eselssteig hoch zur Burg gebracht. Die Quellen speisten die 1220 angelegten Apenteiche. Die Quellen waren ein heidnischer Kultbereich, in dem etwa 5.000 Jahre alte Opfergaben gefunden wurden.

Skizze der Burganlage
Burgbrunnen
Apenteichquelle am Fuß des Burgberges, Opferstätte in prähistorischer Zeit

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1109, als Hermann I. aus dem Hause der Grafen von Formbach die Burg von seinem Onkel, dem Hildesheimer Bischof Udo von Gleichen-Reinhausen, als Lehen erhielt und sich nach ihr benannte. Sie ist vermutlich im 11. Jahrhundert errichtet worden, ob auf Eigengut des Grafen oder auf Hildesheimer Kirchengut, ist nicht zu entscheiden. 1130 geriet Hermann mit seinem Vasallen Burchard I. von Loccum wegen des Baus von dessen Burg in Streit und ließ ihn auf einem Kirchhof ermorden. Daraufhin wurde er auf einem Fürstentag verurteilt und all seine Lehen wurden eingezogen. Die Winzenburg fiel somit zurück an das Bistum Hildesheim. Da Hermann auf der Winzenburg Widerstand leistete, zerstörte der spätere Kaiser Lothar III. die Burg. Bischof Bernhard I. baute mit königlicher Erlaubnis die Burg wieder auf und versuchte mit päpstlichen Mandaten zu verhindern, dass sie wieder an die um Restitution bemühten Grafen ging. Auf Druck Königs Konrad III. wurde die Burg 1150 an Hermann II. von Winzenburg zurückgegeben. Nachdem dieser 1152 zusammen mit seiner Frau auf der Winzenburg ermordet wurden, blieb sie in direkter bischöflicher Verwaltung. Besonders im 13. Jahrhundert wurde die Winzenburg mit häufigen Bischofsaufenthalten zur wichtigsten Burg und zum Sitz des größten Amtes im Hochstift Hildesheim. 1522 musste die Burg in der Hildesheimer Stiftsfehde an die die Burg belagernden Herzöge von Braunschweig-Lüneburg übergeben werden, nachdem der Pulvervorrat explodiert war. Von 1523 bis 1643 war die Burgruine im Besitz des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Aus Steinen der Burg ließ der Herzog im Tal beim früheren Dorf Hasekenhusen – dem heutigen Winzenburg – einen Amtshof errichten. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts war die Burg dem Verfall preisgegeben.

Befestigungsanlagen in der Nähe

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  • Ernst Andreas Friedrich: Die Ruine der Winzenburg. S. 60–62, in: Wenn Steine reden könnten. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.
  • Margret Zimmermann, Hans Kensche: Burgen und Schlösser im Hildesheimer Land. Hildesheim, 2001, S. 177–180.
  • August von Oppermann/Carl Schuchhardt: Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen. Hannover 1889–1916, S. 48 f. u. Blatt XXXVII.
  • Edmund Freiherr v. Uslar-Gleichen: Geschichte der Grafen von Winzenburg. Hannover 1895, S. 282–307.
  • Gerhard Kraus: Die Hohe Schanze und die Frühzeit des Klosters Lamspringe und der Winzenburg. In: Alt-Hildesheim. Band 46, 1975, S. 54–65.
  • Robert Figge: Die Rolle der Winzenburg in der deutschen Geschichte. In: Alt-Hildesheim. Band 30, 1959, S. 10–17.
  • Wilhelm Barner: Die Winzenburg. Ihre topographisch-militärische Lage und die Datierung ihrer Gründung. In: Göttinger Jahrbuch. Band 16, 1968, S. 37–48.
  • K. Ries: Burgen im Raum Winzenburg. In: Hannover, Nienburg, Hildesheim, Alfeld. Teil 2: Exkursionen (= Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 49). Von Zabern, Mainz 1981, S. 236–249 hier S. 239–242.
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