„Francis Wharton“ – Versionsunterschied
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⚫ | '''Francis Wharton''' (* [[7. März]] [[1820]] in [[Philadelphia]]; † [[21. Februar]] [[1889]] in [[Washington, D.C.]]) war ein [[Vereinigte Staaten|amerikanischer]] [[Jurist]], [[Pfarrer]] und [[Autor]], der als einer der maßgeblichen amerikanischen Rechtsgelehrten seiner Zeit galt. Er wirkte als Professor an verschiedenen Hochschulen und gab neben zahlreichen anderen rechtswissenschaftlichen Werken im Jahr 1886 im Auftrag des [[Außenministerium der Vereinigten Staaten|amerikanischen Außenministeriums]] unter dem Titel [[Digest of International Law]] ein dreibändiges Kompendium zum [[Völkerrecht]] heraus. Mit einer 1855 veröffentlichten Abhandlung war er außerdem der erste amerikanische Jurist, der sich umfassend der [[Schuldunfähigkeit]] von [[Psychische Störung|psychisch kranken]] Straftätern widmete. Nach ihm benannt ist die ''Wharton’s rule'', ein Grundsatz in der Rechtspraxis einer Reihe amerikanischer Bundesstaaten zur Unzulässigkeit der Verfolgung bestimmter [[Strafrecht#Straftat|Straftaten]] als [[Verschwörung]]. |
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Francis Wharton wurde 1820 in [[Philadelphia]] als Sohn wohlhabender Eltern geboren und schloss 1839 ein Studium an der [[Yale University]] ab. Er erhielt vier Jahre später seine Zulassung als [[Rechtsanwalt]] und fungierte 1845 als stellvertretender Justizminister des Staates [[Pennsylvania]]. Darüber hinaus wirkte er in seiner Heimatstadt als Herausgeber der Zeitung ''North American and United States Gazette''. Von 1856 bis 1863 war er als Professor für [[Geschichte Englands|Englische Geschichte]] und [[Englische Literatur|Literatur]] sowie [[Verfassungsrecht]] am [[Kenyon College]] in [[Gambier (Ohio)|Gambier]] in [[Knox County (Ohio)|Knox County, Ohio]] tätig. Danach übernahm er von 1863 bis 1869 eine Stelle als [[Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika|episkopaler]] Pfarrer in der St.-Pauls-Kirche in [[Brookline (Massachusetts)|Brookline, Massachusetts]]. |
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Von 1871 bis 1881 unterrichtete er [[Kirche (Organisation)|Kirchenwesen]] und [[kanonisches Recht]] an der ''Protestant Episcopal Theological School'' in [[Cambridge (Massachusetts)|Cambridge, Massachusetts]] sowie [[internationales Privatrecht]] an der [[Boston University]]. 1874 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt. In der Folgezeit unternahm er eine zweijährige Reise nach [[Europa]] und ließ sich, nachdem er zunächst nach Philadelphia zurückgekehrt war, in [[Washington, D.C.]] nieder. Hier unterrichtete er von 1885 bis 1888 [[Strafrecht]] an der [[George Washington University|Columbian University]], darunter ab 1886 als Professor. Von 1885 bis 1888 war er darüber hinaus für das [[Außenministerium der Vereinigten Staaten]] tätig, in dessen Auftrag er 1886 unter dem Titel [[Digest of International Law]] ein dreibändiges Kompendium zum [[Völkerrecht]] herausgab. |
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Francis Wharton war ab 1852 in erster und, nachdem seine Frau zwei Jahre später verstorben war, ab 1860 in zweiter Ehe verheiratet, und Vater von zwei Töchtern. Er starb 1889 in Washington. |
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Francis Wharton war ab 1852 in erster und, nachdem seine Frau zwei Jahre später verstarb, ab 1860 in zweiter Ehe verheiratet, und Vater von zwei Töchtern. Ab 1873 gehörte er dem [[Institut de Droit international]] an. Er galt als einer der maßgeblichen amerikanischen Rechtsgelehrten in der als [[Gilded Age]] bezeichneten Phase nach dem [[Sezessionskrieg]] und der [[Reconstruction]] in den Vereinigten Staaten sowie als führender Experte seiner Zeit in den USA im Bereich des internationalen Rechts. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen, die oft in mehreren Auflagen erschienen und zum Teil noch 100 Jahre nach seinem Tod von anderen Autoren weitergeführt und neu aufgelegt oder nachgedruckt wurden, zählten Abhandlungen zum [[Medizinrecht]], zum [[Strafrecht|Straf-]] und [[Strafprozessrecht]], zur [[Beweis (Rechtswesen)|Beweisführung]] in Straf- und Zivilprozessen, zum [[Vertragsrecht]], zum Völkerrecht und zum internationalen Privatrecht sowie zur [[Rechtsgeschichte]] und zur [[Rechtsphilosophie]]. Darüber hinaus schrieb er Bücher und Artikel zu religiösen Themen und zum [[Kirchenrecht]]. Er war der erste amerikanische Jurist, der sich in seinem Schrifttum umfassend mit der Frage der [[Schuldunfähigkeit]] von [[Psychische Störung|psychisch kranken]] Straftätern auseinandersetzte. Nach ihm benannt ist ein als ''Wharton's rule'' bezeichneter Rechtsgrundsatz, der in den USA Eingang in die Rechtspraxis einer Reihe von Bundesstaaten gefunden hat. Dieser Regel zufolge kann eine [[Straftat|strafbare Handlung]] wie [[Bigamie]] oder [[Inzest]], die ihrer Natur nach die Beteiligung von zwei Tätern voraussetzt, nicht als [[Verschwörung]] verfolgt werden, sofern nur zwei Personen an der Ausführung beteiligt sind. |
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Francis Wharton galt als einer der maßgeblichen amerikanischen Rechtsgelehrten in der als [[Gilded Age]] bezeichneten Phase nach dem [[Sezessionskrieg]] und der [[Reconstruction]] in den Vereinigten Staaten sowie als führender Experte seiner Zeit in den USA im Bereich des internationalen Rechts. Ab 1873 gehörte er dem [[Institut de Droit international]] an. |
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Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen, die oft in mehreren Auflagen erschienen und zum Teil noch mehrere Jahrzehnte nach seinem Tod von anderen Autoren weitergeführt und neu aufgelegt oder nachgedruckt wurden, zählten Abhandlungen zum Medizinrecht, zum [[Strafrecht|Straf-]] und [[Strafprozessrecht]], zur [[Beweis (Rechtswesen)|Beweisführung]] in Straf- und Zivilprozessen, zum [[Vertragsrecht]] sowie zum Völkerrecht und zum internationalen Privatrecht. Darüber hinaus schrieb er Bücher und Artikel zur [[Rechtsgeschichte]] und zur [[Rechtsphilosophie]], zu religiösen Themen sowie zum [[Kirchenrecht]]. |
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Er war der erste amerikanische Jurist, der sich in seinem Schrifttum umfassend mit der Frage der [[Schuldunfähigkeit]] von [[Psychische Störung|psychisch kranken]] Straftätern auseinandersetzte. Nach ihm benannt ist ein als ''Wharton’s rule'' bezeichneter Rechtsgrundsatz, der in den USA Eingang in die Rechtspraxis einer Reihe von Bundesstaaten gefunden hat. Dieser Regel zufolge können [[Strafrecht#Straftat|strafbare Handlungen]] wie [[Bigamie]] oder [[Inzest]], die ihrer Natur nach die Beteiligung von zwei Tätern voraussetzen, nicht als [[Verschwörung]] verfolgt werden, sofern nur zwei Personen an der Ausführung beteiligt sind. |
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== Werke (Auswahl) == |
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* ''A Treatise on the Law of Homicide in the United States.'' Philadelphia 1855 |
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* ''A Treatise on Mental Unsoundness Embracing a General View of Psychological Law.'' Philadelphia 1855 |
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== Literatur == |
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* Stephen A. Siegel: ''Francis Wharton’s Orthodoxy: God, Historical Jurisprudence, and Classical Legal Thought.'' In: ''American Journal of Legal History.'' 46(4)/2004. Temple University, S. 422–446, {{ISSN|0002-9319}} |
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Aktuelle Version vom 21. April 2023, 00:53 Uhr
Francis Wharton (* 7. März 1820 in Philadelphia; † 21. Februar 1889 in Washington, D.C.) war ein amerikanischer Jurist, Pfarrer und Autor, der als einer der maßgeblichen amerikanischen Rechtsgelehrten seiner Zeit galt. Er wirkte als Professor an verschiedenen Hochschulen und gab neben zahlreichen anderen rechtswissenschaftlichen Werken im Jahr 1886 im Auftrag des amerikanischen Außenministeriums unter dem Titel Digest of International Law ein dreibändiges Kompendium zum Völkerrecht heraus. Mit einer 1855 veröffentlichten Abhandlung war er außerdem der erste amerikanische Jurist, der sich umfassend der Schuldunfähigkeit von psychisch kranken Straftätern widmete. Nach ihm benannt ist die Wharton’s rule, ein Grundsatz in der Rechtspraxis einer Reihe amerikanischer Bundesstaaten zur Unzulässigkeit der Verfolgung bestimmter Straftaten als Verschwörung.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Francis Wharton wurde 1820 in Philadelphia als Sohn wohlhabender Eltern geboren und schloss 1839 ein Studium an der Yale University ab. Er erhielt vier Jahre später seine Zulassung als Rechtsanwalt und fungierte 1845 als stellvertretender Justizminister des Staates Pennsylvania. Darüber hinaus wirkte er in seiner Heimatstadt als Herausgeber der Zeitung North American and United States Gazette. Von 1856 bis 1863 war er als Professor für Englische Geschichte und Literatur sowie Verfassungsrecht am Kenyon College in Gambier in Knox County, Ohio tätig. Danach übernahm er von 1863 bis 1869 eine Stelle als episkopaler Pfarrer in der St.-Pauls-Kirche in Brookline, Massachusetts.
Von 1871 bis 1881 unterrichtete er Kirchenwesen und kanonisches Recht an der Protestant Episcopal Theological School in Cambridge, Massachusetts sowie internationales Privatrecht an der Boston University. 1874 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. In der Folgezeit unternahm er eine zweijährige Reise nach Europa und ließ sich, nachdem er zunächst nach Philadelphia zurückgekehrt war, in Washington, D.C. nieder. Hier unterrichtete er von 1885 bis 1888 Strafrecht an der Columbian University, darunter ab 1886 als Professor. Von 1885 bis 1888 war er darüber hinaus für das Außenministerium der Vereinigten Staaten tätig, in dessen Auftrag er 1886 unter dem Titel Digest of International Law ein dreibändiges Kompendium zum Völkerrecht herausgab.
Francis Wharton war ab 1852 in erster und, nachdem seine Frau zwei Jahre später verstorben war, ab 1860 in zweiter Ehe verheiratet, und Vater von zwei Töchtern. Er starb 1889 in Washington.
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Francis Wharton galt als einer der maßgeblichen amerikanischen Rechtsgelehrten in der als Gilded Age bezeichneten Phase nach dem Sezessionskrieg und der Reconstruction in den Vereinigten Staaten sowie als führender Experte seiner Zeit in den USA im Bereich des internationalen Rechts. Ab 1873 gehörte er dem Institut de Droit international an.
Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen, die oft in mehreren Auflagen erschienen und zum Teil noch mehrere Jahrzehnte nach seinem Tod von anderen Autoren weitergeführt und neu aufgelegt oder nachgedruckt wurden, zählten Abhandlungen zum Medizinrecht, zum Straf- und Strafprozessrecht, zur Beweisführung in Straf- und Zivilprozessen, zum Vertragsrecht sowie zum Völkerrecht und zum internationalen Privatrecht. Darüber hinaus schrieb er Bücher und Artikel zur Rechtsgeschichte und zur Rechtsphilosophie, zu religiösen Themen sowie zum Kirchenrecht.
Er war der erste amerikanische Jurist, der sich in seinem Schrifttum umfassend mit der Frage der Schuldunfähigkeit von psychisch kranken Straftätern auseinandersetzte. Nach ihm benannt ist ein als Wharton’s rule bezeichneter Rechtsgrundsatz, der in den USA Eingang in die Rechtspraxis einer Reihe von Bundesstaaten gefunden hat. Dieser Regel zufolge können strafbare Handlungen wie Bigamie oder Inzest, die ihrer Natur nach die Beteiligung von zwei Tätern voraussetzen, nicht als Verschwörung verfolgt werden, sofern nur zwei Personen an der Ausführung beteiligt sind.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A Treatise on the Law of Homicide in the United States. Philadelphia 1855
- A Treatise on Mental Unsoundness Embracing a General View of Psychological Law. Philadelphia 1855
- A Treatise on Theism and on the Modern Skeptical Theories. Philadelphia 1850
- A Treatise on Medical Jurisprudence. Philadelphia 1860
- A Treatise on the Criminal Law of the United States. Philadelphia 1861
- A Treatise on Criminal Pleading and Practice. Philadelphia 1880
- A Treatise on the Conflict of Laws, or Private International Law. Philadelphia 1881
- Digest of International Law. Drei Bände. Washington 1886
- The Revolutionary Diplomatic Correspondence of the United States. Washington 1889
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wharton, Francis. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 28: Vetch – Zymotic Diseases. London 1911, S. 575 (englisch, Volltext [Wikisource]).
- Janet A. Tighe: Francis Wharton and the Nineteenth-Century Insanity Defense: The Origins of a Reform Tradition. In: American Journal of Legal History. 27(3)/1983. Temple University, S. 223–253, ISSN 0002-9319
- Stephen A. Siegel: Francis Wharton’s Orthodoxy: God, Historical Jurisprudence, and Classical Legal Thought. In: American Journal of Legal History. 46(4)/2004. Temple University, S. 422–446, ISSN 0002-9319
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Francis Wharton (1820–1889). Open Library
Personendaten | |
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NAME | Wharton, Francis |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Jurist, Pfarrer und Autor |
GEBURTSDATUM | 7. März 1820 |
GEBURTSORT | Philadelphia, Pennsylvania, USA |
STERBEDATUM | 21. Februar 1889 |
STERBEORT | Washington, D.C., USA |
- Rechtswissenschaftler (19. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Kenyon College)
- Hochschullehrer (Boston University)
- Hochschullehrer (George Washington University)
- Rechtsanwalt (Vereinigte Staaten)
- Verwaltungsjurist
- Mitglied des Institut de Droit international
- Anglikanischer Geistlicher (19. Jahrhundert)
- Person (Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika)
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- US-Amerikaner
- Geboren 1820
- Gestorben 1889
- Mann