Quelltext der Seite Gausus

'''Gausus''' (auch '''Gautaz''', '''[[Gautr]]''', '''Gauti''' und '''Gautatýr''') gilt als latinisierte Bezeichnung im [[Althochdeutsch]]en für eine [[Germanen|germanische]] Gottheit, die bei den [[Langobarden]] auch als Stammvater der Könige [[Audoin]] und [[Alboin]] überliefert ist. Bemerkenswert ist, dass ''Gautr'' als der Urahn verschiedener germanischer Königshäuser gilt und damit frühgermanischen Ursprungs zu sein scheint.

Das Althochdeutsche kennt den latinisierten Namen ''Gausus'', denn dieser wird bei den Langobarden als Stammvater einer langobardischen Dynastie angesehen, die um 546 durch den Herrschaftsantritt König Audoins begründet<ref>''[[Historia Langobardorum codicis Gothani]]''  5, in: {{MGH|SSrerLangob|1|9||}} Dort heißt es auf Lateinisch: ''Audoin ex genere fuit Gausus''.</ref> und von dessen Sohn Alboin weitergeführt wurde. Im Altnordischen, in der [[Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]], sind ''Gautr'', ''Gauti'' und ''Gautatýr'' [[Liste der Beinamen Odins|Beiname]]n des Hauptgottes [[Odin]].<ref>Olof Verelius (Hrsg.): ''Bósa saga ok Herrauðs''. Eberhard-Karls-Universität, Curio 1666, S. 1. Die [[isländische Sagas|isländische Saga]] ''[[Bósa saga ok Herrauðs]]'' bezeichnet den Stammvater des götländischen Königsgeschlechts, ''Gautr'', als Sohn Odins. [http://books.google.de/books?id=WHgAAAAAcAAJ&dq=inauthor%3A%22Olof%20Verelius%22&hl=de&pg=PA1#v=onepage&q&f=false (online)]</ref> Der Name wird von der Forschung auch in Zusammenhang gebracht mit den skandinavischen [[Gauten|Götländer]] ([[Altisländische Sprache|altisländisch]] ''Gautar'') sowie mit den festländischen [[Goten]] (altisländisch ''Gotar''). Die [[Angelsächsische Mythologie|Angelsachsen]] nannten ''Géat'' als den Stammvater ihrer Königshäuser. Das [[Nennius]] zugeschriebene frühmittelalterliche Geschichtswerk ''[[Historia Brittonum]]'' berichtet, dass die [[Angelsachsen|Heiden]] ''Géat'' als Gott verehrten und dass von ihm das Königtum herstamme<ref>Nennius: ''[[Historia Brittonum]]''. In: {{MGH|AuctAnt|13|171}}</ref>. Die [[Sachsen (Volk)|altsächsische]] Heldensage dagegen kennt einen „Kampf-Gaut“', den Helden ''[[Gautr|Hathagât]]''. [[Widukind von Corvey]]s ''Res gestae Saxonicae'' schreibt von einem „bereits älteren Krieger“, der ''Vater der Väter'' genannt wurde und wie ein kämpferischer Ahnengott während der Schlacht erschien<ref>[[Widukind von Corvey]]: ''Res gestae Saxonicae''  11. In: {{MGH|SSrerGerm|60|18||}}</ref>. Im [[Gotische Sprache|Gotischen]], hier in  [[Jordanes]]’ ''Gotengeschichte'', erscheint die Gottheit unter der Namensform ''Gapt'' als Urahn der Amalerkönige [[Ermanarich]] und [[Theoderich der Große|Theoderich]]<ref>Vgl. [[Jordanes]], ''[[Getica]]''  14, 79-81.  In: {{MGH|AuctAnt|5,1|76|77}}</ref>.

Als eine in der Forschung sehr umstrittene These gilt der Versuch, ''Gausus'' mit dem Beinamen Odins ''Gautr'' in Verbindung zu bringen und darin einen Anspruch dieses Geschlechts auf göttliche Abstammung zu sehen.<ref>[[Otto Höfler]]: ''Der Sakralcharakter des germanischen Königtums''. In: Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte (Hrsg.): ''Das Königtum. Seine geistigen und rechtlichen Grundlagen. Mainauvorträge 1954''. (=''Institut für Geschichtliche Landesforschung des Bodenseegebietes in Konstanz. Vorträge und Forschungen'' 3). Thorbecke, Lindau/Konstanz 1956, {{ISSN|0452-490X}}, S. 3. Höfler führt hier als Argument für Sakralkönigtum an, dass sich germanische Königshäuser oft auf einen mythischen Ahnherrn zurückgeführt hätten.</ref> Zum einen wäre ''Gausus'', so [[Jörg Jarnut]], „das einzige langobardische Zeugnis für einen derartigen Anspruch“, zum andern ließen vergleichbare Angaben zur Herkunft, etwa die [[Haruden]] bei König [[Rothari]], den Schluss zu, dass die Vorfahren Audoins „gautischer Abstammung“ waren<ref>Vgl. [[Hermann Fröhlich]]: ''Studien zur langobardischen Thronfolge von den Anfängen bis zur Eroberung des italienischen Reiches durch Karl den Grossen (774)'' (Dissertation. Band 1). Eberhard-Karls-Universität, Tübingen 1980, S.  4–6.</ref><ref>{{RGA|10|484||Gausus|[[Jörg Jarnut]]}}.</ref>

{{Hauptartikel|Gautr}}

== Anmerkungen ==
<references/>

== Literatur ==
* [[Rudolf Simek]]: ''Lexikon der germanischen Mythologie'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.
* {{RGA|10|484|485|Gausus|[[Jörg Jarnut]]}}
* [[Otto Höfler]]: ''Der Sakralcharakter des germanischen Königtums''. In: Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte (Hrsg.): ''Das Königtum. Seine geistigen und rechtlichen Grundlagen. Mainauvorträge 1954''. (=''Institut für Geschichtliche Landesforschung des Bodenseegebietes in Konstanz. Vorträge und Forschungen'' 3). Thorbecke, Lindau/Konstanz 1956, {{ISSN|0452-490X}}, S. 75–104.
* [[Hermann Fröhlich]]: ''Studien zur langobardischen Thronfolge von den Anfängen bis zur Eroberung des italienischen Reiches durch Karl den Grossen (774)'' (Dissertation. Band 1). Eberhard-Karls-Universität, Tübingen 1980, S. 56–60.

== Weblinks ==
* [http://www.germanicmythology.com/FORNALDARSAGAS/BosaSagaHardman.html ''Bósa saga ok Herrauðs: 1.Frá Hringi ok sonum hans.'']

[[Kategorie:Germanische Gottheit]]
[[Kategorie:Männliche Gottheit]]
[[Kategorie:Beiname einer Gottheit]]
[[Kategorie:Langobarden]]