„Gunndiode“ – Versionsunterschied

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Die '''Gunndiode''' oder '''Gunnelement''' ist ein elektronisches [[Halbleiter]]-Bauelement, das für die [[Mikrowellenerzeugung]] eingesetzt wird. Es handelt sich um keine [[Halbleiterdiode]] im eigentlichen Sinn, jedoch hat es sich bei diesem Bauelement etabliert, von [[Anode]] und [[Kathode]] zu sprechen, um zwischen dem positiven und negativen Kontakt zu unterscheiden. Grundlage der Funktion ist der 1963 von [[John Battiscombe Gunn]] entdeckte [[Gunneffekt]].
[[Datei:Schaltzeichen Gunndiode.svg|thumb|60px|Schaltzeichen einer Gunndiode]]
Die '''Gunndiode''' oder '''Gunn-Diode''' ist ein [[Halbleiter]]-Bauelement, das für die [[Mikrowellenerzeugung]] eingesetzt wird. Grundlage ist der [[1963]] von [[John Battiscombe Gunn]] entdeckte [[Gunn-Effekt]].


== Aufbau ==
== Aufbau ==
[[Datei:Gunn diode oscillator scheme - de.png|mini|hochkant=1.2|Aufbau eines Gunn-Oszillators in Hohlraumresonator]]
Genau genommen ist die Gunndiode gar keine Diode. Es hat sich jedoch etabliert, von [[Anode]] und [[Kathode]] zu sprechen, um zwischen den Kontakten + und - zu unterscheiden. In der Literatur wird daher häufig der Begriff '''Gunn-Element''' verwendet.
[[Datei:Vilnjvads ar Ganna diodi.jpg|mini|Blick auf den Flansch und in den Hohlleiter mit darin zentrisch angeordneter Gunndiode]]
Ein Gunnelement besteht nur aus [[Dotierung|n-dotierten]] Halbleiterbereichen, meist aus [[Galliumarsenid]] (GaAs), [[Galliumnitrid]] (GaN) oder [[Indiumphosphid]] (InP). Die Bereiche sind hintereinander angeordnet und unterschiedlich stark [[Dotierung|dotiert]]. Der größte Teil der Betriebsspannung (etwa 10&nbsp;V) fällt über einer schmalen, schwach dotierten mittleren Schicht ab, die durch den Gunneffekt einen [[Differentieller Widerstand|negativen differentiellen Widerstand]] zeigt: Die Elektronenbeweglichkeit nimmt mit steigender Feldstärke ab. Durch die damit verbundene Instabilität wandern Zonen geringer Elektronenbeweglichkeit und hoher Feldstärke durch diese Schicht.


Die Laufzeit und damit die erzeugte Frequenz hängt primär von den Abmessungen des Kristalls ab, kann aber durch den umgebenden [[Hohlraumresonator]] geringfügig verändert werden. Gunndioden können Frequenzen von 1,5&nbsp;GHz bis ca. 200&nbsp;[[Hertz (Einheit)|GHz]] erzeugen (GaN bis 3&nbsp;[[Terahertz|THz]])<ref>{{Literatur | Autor = Viktor Gružinskis, Jian H. Zhao, P. Shiktorov, E. Starikov | Titel = Gunn Effect and THz Frequency Power Generation in n+- n - n+ GaN Structures | Sammelwerk = Materials Science Forum | Band = 297–298 | Datum = 1999 | Seiten = 341–344| DOI= 10.4028/www.scientific.net/MSF.297-298.341}}</ref><ref>{{Literatur | Autor = Z. S. Gribnikov, R. R. Bashirov, V. V. Mitin | Titel = Negative effective mass mechanism of negative differential drift velocity and terahertz generation | Sammelwerk = IEEE Journal of Selected Topics in Quantum Electronics | Band = 7 | Nummer = 4| Datum = 2001-08 | Seiten = 630–640| DOI= 10.1109/2944.974235}}</ref>.
Eine Gunn-Diode besteht nur aus n-dotierten Halbleiterbereichen, meist aus GaAs ([[Galliumarsenid]]), GaN ([[Galliumnitrid]]) oder [[Indiumphosphid]]. Die Bereiche sind hintereinander angeordnet und unterschiedlich stark [[Dotierung|dotiert]]. Der größte Teil der Spannung fällt über einer schmalen, schwach dotierten mittleren Schicht ab, die durch den Gunn-Effekt einen [[Differentieller Widerstand|negativen differentiellen Widerstand]] zeigt: Die Elektronenbeweglichkeit nimmt mit steigender Feldstärke ab. Durch die damit verbundene Instabilität wandern Zonen geringer Elektronenbeweglichkeit und hoher Feldstärke durch diese Schicht. Dies geschieht sehr schnell und hängt von den Abmessungen des Kristalls ab. Gunndioden können Frequenzen von 1,5 bis ca. 140&nbsp;[[Hertz (Einheit)|GHz]] erzeugen (GaN bis 3&nbsp;[[Terahertz|THz]]). Die Effizienz ist dabei relativ groß, die Leistung dagegen gering: man kann nur bis etwa 200 bis 300&nbsp;[[Watt (Einheit)|mW]] mit einem Gunn-Oszillator erreichen. Ein Gunn-Oszillator besteht aus nur wenigen Bauteilen - dem Gunn-Element und einem Schwingkreis.

Die Effizienz eines Gunnoszillators ist höher als diejenige von [[Reflexklystron]]s und beträgt z. B. etwa 5 % im X-Band (Typ MG1008-15, 8…12&nbsp;GHz<ref>https://www.microsemi.com/document-portal/doc_view/9677-msc-gunn-diodes-cath-hs-pdf Seite 2</ref>). Die Leistung im kontinuierlichen Betrieb erreicht im K-Band noch etwa 400&nbsp;[[Watt (Einheit)|mW]], mit steigender Frequenz sinkt die erreichbare Ausgangsleistung von leistungsoptimierten Gunndioden ab und erreicht z. B. bei 90&nbsp;GHz etwa 50&nbsp;mW bei einer Effizienz von bis zu 2 %<ref>Gunnelement MG1038-16 in https://www.microsemi.com/document-portal/doc_view/9677-msc-gunn-diodes-cath-hs-pdf Seite 3</ref>. Es gibt auch gepulste Gunnelemente und Stapel (stacks), um die Pulsleistung zu steigern. So werden beispielsweise bei 9,3&nbsp;GHz 10&nbsp;Watt erreicht (Typ MG1060-15, Pulsdauer 1&nbsp;µs, duty cycle 1 %).

Ein Gunnoszillator besteht aus nur wenigen Bauteilen – dem Gunnelement und einem Schwingkreis. Dieser ist – genau genommen – nicht einmal erforderlich, er vermindert aber das [[Phasenrauschen]] und die spektrale Breite des erzeugten Signals und erleichtert die Auskopplung der Hochfrequenzenergie. Bei Frequenzen von einigen Terahertz ist kein Resonator mehr realisierbar, er wäre zu winzig.

Die rechts stehende Skizze zeigt schematisch einen mechanisch abstimmbaren Gunnoszillator in Hohlleitertechnik. Der Abstand des Kurzschlussschiebers wird so gewählt, dass die Gunndiode mit einem Parallelschwingkreis belastet wird, also etwa einem Viertel der Wellenlänge. Das Koppelloch zusammen mit der Abstimmschraube dienen zur Anpassung an den [[Wellenwiderstand]] des Hohlleiters.

== Funktion ==
[[Datei:Gunn Kennlinie.png|mini|Kennlinie einer Gunndiode mit Hysterese]]
[[Datei:Gunn slice.png|mini|Schrägansicht des GaAs-Kristalls. Die grüne Scheibe ist die Zone erhöhter Feldstärke, die zur Anode wandert]]
Die [[Bandstruktur]] mancher Verbindungshalbleiter wie Galliumarsenid besteht aus drei [[Bändermodell|Energiebändern]]. Dieses zusätzliche Band ist normalerweise frei von Leitungselektronen und isoliert deshalb. Führt man (bei der Gunndiode: durch Vergrößern der elektrischen Spannung) ausreichend Energie zu, können Elektronen die Bandlücke überwinden und aus dem [[Valenzband]] in dieses dritte Band angehoben werden, das dadurch elektrisch leitfähig wird.

Bei Spannungserhöhung erreichen immer mehr Elektronen des Valenzbandes die nötige Energie, um in das ''dritte Band'' zu springen. Dort ist aber die [[Driftgeschwindigkeit]] der Elektronen ''geringer'' als im Valenzband und der Strom sinkt. Auf diese Weise entsteht ein [[Differentieller Widerstand|negativer differentieller Widerstand]].<ref>{{cite journal | author = B. K. Ridley | coauthors = T. B. Watkins | year = 1961 | title = The Possibility of Negative Resistance Effects in Semiconductors | journal = [[Proceedings of the Physical Society]] | volume = 78 | issue = 2 | pages= 293 | bibcode = 1961PPS....78..293R | doi = 10.1088/0370-1328/78/2/315}}</ref> Der leitfähige Bereich des ''dritten Bandes'' füllt aber nicht die gesamte Distanz (einige Mikrometer) zwischen Kathode und Anode aus, sondern bildet eine dünne „Scheibe“ parallel zur Kathodenfläche, die sich ablöst und mit bestimmter, materialabhängiger Geschwindigkeit zur Anode wandert. Bis zur Ankunft ist die Spannung zwischen Kathode und Anode verkleinert. Sobald die Scheibe die Anode erreicht, springt die Spannung wieder auf den vorhergehenden, höheren Wert und an der Kathode bildet sich die nächste Scheibe. Ein drastischer Vergleich wäre ein Maschinengewehr, bei dem sich nach jedem Anoden-Treffer spontan ein neuer Schuss an der Kathode bildet.

Es muss vermieden werden, dass sich die neuen Scheiben irgendwo zwischen Kathode und Anode bilden, weil dann aufeinanderfolgende Laufzeiten ungleich wären. Nur bei Verwendung des richtigen Kathodenmaterials entstehen alle neuen Scheiben unmittelbar am Kathodenanschluss und alle Lauflängen entsprechen dem Elektrodenabstand, wodurch die erzeugte Frequenz auch ohne externen Resonator konstant ist. Aus diesem Grund dürfen Anode und Kathode nicht vertauscht werden. Sobald sich ''eine'' Scheibe gebildet hat, sinkt die Spannung zwischen den Elektroden schlagartig, was die Bildung zusätzlicher Scheiben unterbindet.

Der Zusammenhang zwischen Leitfähigkeit und [[Elektrische Feldstärke|Feldstärke]] kann durch einen Vergleich mit einem mehrschichtigen Aufbau aus Metall- und Isolierplatten veranschaulicht werden: Wenn eine Scheibe den Strom gut leitet, ist die interne Feldstärke gering. Wenn eine Scheibe den Strom schlecht leitet, ist die interne Feldstärke hoch wie im [[Dielektrikum]] eines Kondensators. Im GaAs-Kristall ist der Leitfähigkeitsunterschied erheblich geringer, dafür können die Scheiben wandern.

Im unteren Bild stellt die grüne Scheibe die Zone verringerter Elektronenbeweglichkeit und erhöhter Feldstärke dar. Da diese Scheibe mit Elektronen "gefüllt" ist, wandert sie zur Anode. Sie ist umgeben von zwei Bereichen ''verringerter'' Feldstärke, in denen sich keine neuen Scheiben bilden können.


== Verwendung ==
== Verwendung ==
Gunndioden sind relativ preiswert und werden in vielen Bereichen als kleine Sender ohne Nachverstärkung eingesetzt:
Gunndioden sind relativ preiswert und werden in vielen Oszillatoren eingesetzt, falls einige Milliwatt ausreichen:
*Sender zur Mikrowellen-Datenübertragung
*Sender zur Mikrowellen-Datenübertragung
*kleine Radargeräte zur Zugangskontrolle oder zur Abstandswarnung an KFZ
*Kleine [[Radar]]geräte ([[Dauerstrichradar]]) zur Zugangskontrolle, meist als Türöffner
*Für Radargeräte zur Abstandswarnung an [[Kraftfahrzeug]]en in der frühen Entwicklungsphase; später und Stand der Technik bei [[Autonomes Fahren|autonomen Fahrzeugen]] in Form von [[Monolithic Microwave Integrated Circuit|MMICs]]<ref>{{Literatur |Autor=Christian Waldschmidt, Juergen Hasch, Wolfgang Menzel |Titel=Automotive Radar — From First Efforts to Future Systems |Sammelwerk=IEEE Journal of Microwaves |Band=1 |Nummer=1 |Datum=2021-01 |Sprache=en |ISSN=2692-8388 |DOI=10.1109/JMW.2020.3033616 |Seiten=135–148 |Online=https://ieeexplore.ieee.org/document/9318758/ |Abruf=2023-02-04}}</ref>
*[[Amateurfunk]]-Sender
*[[Amateurfunkdienst|Amateurfunksender]]
*[[Mischer (Elektronik)|Überlagerungsoszillator]] in [[Rauscharmer Signalumsetzer|LNBs]] zum Empfang von Satellitensignalen


== Literatur ==
[[Datei:Gunnoszillator.png|thumb|Beispiel eines Oszillators mit einem Gunn-Element in Hohlleitertechnik]]
{{Siehe auch|Gunn-Effekt|Monolithic Microwave Integrated Circuit|Halbleiter}}
Das Bild zeigt schematisch den Aufbau eines einfachen, mechanisch abstimmbaren Gunn-Oszillators in [[Hohlleiter]]technik. Der Abstand des Kurzschlussschiebers wird so gewählt, dass die Gunndiode mit einem Parallelschwingkreis belastet wird, also etwa einem Viertel der Wellenlänge. Das Koppelloch zusammen mit der Abstimmschraube dienen zur Anpassung an den Wellenwiderstand des Hohlleiters.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Gunn diodes}}
{{Commonscat|Gunn diodes}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Diode]]
<references />
[[Kategorie:Oszillator]]


[[Kategorie:Diode]]
[[ar:ثنائي قن]]
[[Kategorie:Elektrischer Oszillator]]
[[da:Gunn-diode]]
[[Kategorie:Halbleiterbauelement]]
[[en:Gunn diode]]
[[es:Diodo Gunn]]
[[et:Laviindiood]]
[[eu:Gunn diodo]]
[[fr:Diode Gunn]]
[[he:דיודת גאן]]
[[it:Diodo Gunn]]
[[ja:ガン・ダイオード]]
[[kk:Ганн диоды]]
[[ko:건 다이오드]]
[[lv:Ganna diode]]
[[pl:Dioda Gunna]]
[[ru:Диод Ганна]]
[[sk:Gunnova dióda]]
[[sv:Gunndiod]]
[[uk:Діод Ганна]]
[[zh:耿氏二极管]]

Aktuelle Version vom 4. Februar 2023, 12:16 Uhr

Gunndiode

Die Gunndiode oder Gunnelement ist ein elektronisches Halbleiter-Bauelement, das für die Mikrowellenerzeugung eingesetzt wird. Es handelt sich um keine Halbleiterdiode im eigentlichen Sinn, jedoch hat es sich bei diesem Bauelement etabliert, von Anode und Kathode zu sprechen, um zwischen dem positiven und negativen Kontakt zu unterscheiden. Grundlage der Funktion ist der 1963 von John Battiscombe Gunn entdeckte Gunneffekt.

Aufbau eines Gunn-Oszillators in Hohlraumresonator
Blick auf den Flansch und in den Hohlleiter mit darin zentrisch angeordneter Gunndiode

Ein Gunnelement besteht nur aus n-dotierten Halbleiterbereichen, meist aus Galliumarsenid (GaAs), Galliumnitrid (GaN) oder Indiumphosphid (InP). Die Bereiche sind hintereinander angeordnet und unterschiedlich stark dotiert. Der größte Teil der Betriebsspannung (etwa 10 V) fällt über einer schmalen, schwach dotierten mittleren Schicht ab, die durch den Gunneffekt einen negativen differentiellen Widerstand zeigt: Die Elektronenbeweglichkeit nimmt mit steigender Feldstärke ab. Durch die damit verbundene Instabilität wandern Zonen geringer Elektronenbeweglichkeit und hoher Feldstärke durch diese Schicht.

Die Laufzeit und damit die erzeugte Frequenz hängt primär von den Abmessungen des Kristalls ab, kann aber durch den umgebenden Hohlraumresonator geringfügig verändert werden. Gunndioden können Frequenzen von 1,5 GHz bis ca. 200 GHz erzeugen (GaN bis 3 THz)[1][2].

Die Effizienz eines Gunnoszillators ist höher als diejenige von Reflexklystrons und beträgt z. B. etwa 5 % im X-Band (Typ MG1008-15, 8…12 GHz[3]). Die Leistung im kontinuierlichen Betrieb erreicht im K-Band noch etwa 400 mW, mit steigender Frequenz sinkt die erreichbare Ausgangsleistung von leistungsoptimierten Gunndioden ab und erreicht z. B. bei 90 GHz etwa 50 mW bei einer Effizienz von bis zu 2 %[4]. Es gibt auch gepulste Gunnelemente und Stapel (stacks), um die Pulsleistung zu steigern. So werden beispielsweise bei 9,3 GHz 10 Watt erreicht (Typ MG1060-15, Pulsdauer 1 µs, duty cycle 1 %).

Ein Gunnoszillator besteht aus nur wenigen Bauteilen – dem Gunnelement und einem Schwingkreis. Dieser ist – genau genommen – nicht einmal erforderlich, er vermindert aber das Phasenrauschen und die spektrale Breite des erzeugten Signals und erleichtert die Auskopplung der Hochfrequenzenergie. Bei Frequenzen von einigen Terahertz ist kein Resonator mehr realisierbar, er wäre zu winzig.

Die rechts stehende Skizze zeigt schematisch einen mechanisch abstimmbaren Gunnoszillator in Hohlleitertechnik. Der Abstand des Kurzschlussschiebers wird so gewählt, dass die Gunndiode mit einem Parallelschwingkreis belastet wird, also etwa einem Viertel der Wellenlänge. Das Koppelloch zusammen mit der Abstimmschraube dienen zur Anpassung an den Wellenwiderstand des Hohlleiters.

Kennlinie einer Gunndiode mit Hysterese
Schrägansicht des GaAs-Kristalls. Die grüne Scheibe ist die Zone erhöhter Feldstärke, die zur Anode wandert

Die Bandstruktur mancher Verbindungshalbleiter wie Galliumarsenid besteht aus drei Energiebändern. Dieses zusätzliche Band ist normalerweise frei von Leitungselektronen und isoliert deshalb. Führt man (bei der Gunndiode: durch Vergrößern der elektrischen Spannung) ausreichend Energie zu, können Elektronen die Bandlücke überwinden und aus dem Valenzband in dieses dritte Band angehoben werden, das dadurch elektrisch leitfähig wird.

Bei Spannungserhöhung erreichen immer mehr Elektronen des Valenzbandes die nötige Energie, um in das dritte Band zu springen. Dort ist aber die Driftgeschwindigkeit der Elektronen geringer als im Valenzband und der Strom sinkt. Auf diese Weise entsteht ein negativer differentieller Widerstand.[5] Der leitfähige Bereich des dritten Bandes füllt aber nicht die gesamte Distanz (einige Mikrometer) zwischen Kathode und Anode aus, sondern bildet eine dünne „Scheibe“ parallel zur Kathodenfläche, die sich ablöst und mit bestimmter, materialabhängiger Geschwindigkeit zur Anode wandert. Bis zur Ankunft ist die Spannung zwischen Kathode und Anode verkleinert. Sobald die Scheibe die Anode erreicht, springt die Spannung wieder auf den vorhergehenden, höheren Wert und an der Kathode bildet sich die nächste Scheibe. Ein drastischer Vergleich wäre ein Maschinengewehr, bei dem sich nach jedem Anoden-Treffer spontan ein neuer Schuss an der Kathode bildet.

Es muss vermieden werden, dass sich die neuen Scheiben irgendwo zwischen Kathode und Anode bilden, weil dann aufeinanderfolgende Laufzeiten ungleich wären. Nur bei Verwendung des richtigen Kathodenmaterials entstehen alle neuen Scheiben unmittelbar am Kathodenanschluss und alle Lauflängen entsprechen dem Elektrodenabstand, wodurch die erzeugte Frequenz auch ohne externen Resonator konstant ist. Aus diesem Grund dürfen Anode und Kathode nicht vertauscht werden. Sobald sich eine Scheibe gebildet hat, sinkt die Spannung zwischen den Elektroden schlagartig, was die Bildung zusätzlicher Scheiben unterbindet.

Der Zusammenhang zwischen Leitfähigkeit und Feldstärke kann durch einen Vergleich mit einem mehrschichtigen Aufbau aus Metall- und Isolierplatten veranschaulicht werden: Wenn eine Scheibe den Strom gut leitet, ist die interne Feldstärke gering. Wenn eine Scheibe den Strom schlecht leitet, ist die interne Feldstärke hoch wie im Dielektrikum eines Kondensators. Im GaAs-Kristall ist der Leitfähigkeitsunterschied erheblich geringer, dafür können die Scheiben wandern.

Im unteren Bild stellt die grüne Scheibe die Zone verringerter Elektronenbeweglichkeit und erhöhter Feldstärke dar. Da diese Scheibe mit Elektronen "gefüllt" ist, wandert sie zur Anode. Sie ist umgeben von zwei Bereichen verringerter Feldstärke, in denen sich keine neuen Scheiben bilden können.

Gunndioden sind relativ preiswert und werden in vielen Oszillatoren eingesetzt, falls einige Milliwatt ausreichen:

Commons: Gunn diodes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Viktor Gružinskis, Jian H. Zhao, P. Shiktorov, E. Starikov: Gunn Effect and THz Frequency Power Generation in n+- n - n+ GaN Structures. In: Materials Science Forum. Band 297–298, 1999, S. 341–344, doi:10.4028/www.scientific.net/MSF.297-298.341.
  2. Z. S. Gribnikov, R. R. Bashirov, V. V. Mitin: Negative effective mass mechanism of negative differential drift velocity and terahertz generation. In: IEEE Journal of Selected Topics in Quantum Electronics. Band 7, Nr. 4, August 2001, S. 630–640, doi:10.1109/2944.974235.
  3. https://www.microsemi.com/document-portal/doc_view/9677-msc-gunn-diodes-cath-hs-pdf Seite 2
  4. Gunnelement MG1038-16 in https://www.microsemi.com/document-portal/doc_view/9677-msc-gunn-diodes-cath-hs-pdf Seite 3
  5. B. K. Ridley, T. B. Watkins: The Possibility of Negative Resistance Effects in Semiconductors. In: Proceedings of the Physical Society. 78. Jahrgang, Nr. 2, 1961, S. 293, doi:10.1088/0370-1328/78/2/315, bibcode:1961PPS....78..293R.
  6. Christian Waldschmidt, Juergen Hasch, Wolfgang Menzel: Automotive Radar — From First Efforts to Future Systems. In: IEEE Journal of Microwaves. Band 1, Nr. 1, Januar 2021, ISSN 2692-8388, S. 135–148, doi:10.1109/JMW.2020.3033616 (englisch, ieee.org [abgerufen am 4. Februar 2023]).