Peter Beyerhaus

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Peter Paul Johannes Beyerhaus (* 1. Februar 1929 in Hohenkränig, Kreis Königsberg Nm.; † 18. Januar 2020 in Gomaringen)[1] war ein deutscher evangelischer Geistlicher, Theologe und Missionar. Als Missionswissenschaftler und Lehrstuhlinhaber prägte er die moderne deutsche Missionstheologie.

Leben

Peter Beyerhaus wurde in der Neumark als Sohn von Friedel Beyerhaus, geborene Korweck, und des evangelischen Pfarrers Siegfried Beyerhaus geboren. Nach dem Abitur und dem Studium der Evangelischen Theologie in Berlin, Halle (Saale), Heidelberg, Bonn, Uppsala und Bethel war er von 1953 bis 1954 Vikar im Deutschen Evangelischen Missionsrat bei Walter Freytag. In den Jahren 1952 und 1953 sowie vom 1955 bis 1956 betrieb er missionswissenschaftliche Studien unter Bengt Sundkler in Uppsala. 1956 folgte die Promotion zum Dr. theol. über das Thema Die Selbständigkeit der jungen Kirchen als missionarisches Problem an der Universität Uppsala.

Im Jahr 1955 wurde er in Berlin durch den Bischof Otto Dibelius ordiniert. 1955 bis 1957 war Beyerhaus Pastor in Berlin und 1957 bis 1965 stand er im Dienst der Berliner Missionsgesellschaft in Südafrika, zuletzt als Rektor des Lutheran Theological College in Umphumulo, nahe Maphumulo, Natal,[2] von er 1960 seine Lehrtätigkeit begonnen hatte.

Von 1966 bis 1997 war Beyerhaus Ordinarius für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen, von 1970 bis 1974 war er Gründungsrektor des Albrecht-Bengel-Hauses, 1972 Präsident des von ihm 1969 mitbegründeten Theologischen Konventes der Bekennenden Gemeinschaften und ab 1978 Vorsitzender und seit 2009 Ehrenvorsitzender[3] der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften. 1970 legte Beyerhaus bei der zweiten Zusammenkunft des Theologischen Konvents der Bekenntnisbewegung den Entwurf der „Frankfurter Erklärung zur Grundlagenkrise der Mission“ vor. Diese Erklärung wurde im selben Jahr veröffentlicht und war eine Gegenüberstellung des evangelikalen Missionsverständnisses gegen den ökumenischen Neuansatz, dass bloße Entwicklungshilfe die zeitgenössische Form der Mission sei.[4] Diese Erklärung fand ein weltweites Echo und führte auch zum Zusammenschluss aller deutschen evangelikalen Missionen in der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM).[5] Beyerhaus war seit 1975 Mitglied des Lausanne-Komitees für Weltevangelisation und Mitbegründer der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation. Bereits beim ersten Kongress 1974 in Lausanne hielt er einen der Plenarvorträge, ebenso bei der zweiten Konferenz 1989 in Manila.[6]

1974/75 war er Dekan der Theologischen Fakultät Tübingen und von 1989 bis 1996 Rektor der Freien Hochschule für Mission in Korntal bei Stuttgart. Seine Forschungsgebiete waren neben Mission und Ökumenischer Bewegung die Afrikanischen Unabhängigen Kirchen.

Von der in Bad Liebenzell herausgegebenen Reihe Christusbekenntnis heute verfasste er acht Hefte.

Im Jahre 1987 gründete Beyerhaus die Bekenntnisbruderschaft St. Peter und Paul mit Sitz in Gomaringen, zu deren bischöflichem Leiter er 1989 geweiht wurde. 2010 initiierte er im Kloster Amelungsborn deren Zusammenschluss mit verwandten lutherisch-liturgischen Fraternitäten zum Bund Apostolischer Bruderschaften.[7] 1997 gründete er in Gomaringen bei Tübingen das Institut Diakrisis und war dort Herausgeber der Zeitschrift „Diakrisis“. Das Institut wird getragen vom Theologischen Konvent Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands und der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, deren Ehrenpräsident er bis zu seinem Tod im Frühjahr 2020 war.[8] Seither arbeitete Beyerhaus im Rahmen des Instituts mit.

2004 gründete er die Bewegung der Bekenntnis-Ökumene als Vereinigung von konservativen Katholiken, Protestanten und Orthodoxen. Ab 2009 war er Ehrenmitglied der 2006 gegründeten Deutsch-Vatikanischen Gesellschaft.[9]

Beyerhaus war einer der Erstunterzeichner einer „bekenntnisökumenischen Erklärung“ gegen die „antichristliche Gender-Ideologie“, die unter anderem die Gleichwertigkeit aller sexuellen Orientierungen, damit auch der Homosexualität, postuliert.[10] Er war Autor der Zeitschrift „Erneuerung und Abwehr“ der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland.[11]

In seinem wissenschaftlichen Hauptwerk „Er sandte sein Wort“ von 1996 entfaltete er sein Missionsverständnis unter dem Vorzeichen einer auf Christus zentrierten Ökumene. Sein Lebensthema „bekenntnisorientierte Ökumene“ war inspiriert von Wladimir Sergejewitsch Solowjows Kurze Erzählung vom Antichrist, in der sich Katholiken, Orthodoxe und Protestanten angesichts der endzeitlichen Verfolgung im Bekenntnis zu Christus zusammenschließen und jede der drei großen Konfessionsfamilien das Erbe ihrer Theologie und Spiritualität einbringt.[6]

Privates

Beyerhaus heiratete 1955 die Schwedin Ingegärd Kalén in ihrem Geburtsort Tingstad bei Norrköping. Aus der Ehe gingen die fünf Kinder Karolina, Johannes, Maria, Christoph und Gunilla hervor. Beyerhaus wohnte in Gomaringen.[12]

Ehrungen

Beyerhaus erhielt 1995 die Ehrendoktorwürde der Trinity Evangelical Divinity School (TEDS) in Deerfield (Illinois), USA.

Schriften (Auswahl)

  • Die Selbständigkeit der jungen Kirchen als missionarisches Problem, Wuppertal-Barmen 1956.
  • Allen Völkern zum Zeugnis. 1972.
  • Shaken Foundations. Theological Foundations for Mission. 1972.
  • In Ostasien erlebt. 1972. (Reisebericht)
  • In der Inselwelt Südostasiens erlebt. 1973. (2. Teil des Reiseberichts)
  • Bangkok ’1973 – Anfang oder Ende der Weltmission? Ein gruppendynamisches Experiment. 1973.
  • Reich Gottes oder Weltgemeinschaft. 1975.
  • Ökumene im Spiegel von Nairobi. 1976.
  • Ideologien – Herausforderung an den Glauben. 1979.
  • Zwischen Anarchie und Tyrannei. 1979.
  • Aufbruch der Armen. 1981.
  • Er sandte sein Wort. Theologie der christlichen Mission, SCM-Verlag 1996, ISBN 978-3-417294125.
  • Kein anderer Name: Die Einzigartigkeit Jesu Christi und das Gespräch mit nichtchristlichen Religionen. Festschrift zum 70. Geburtstag von Peter Beyerhaus, VTR, Nürnberg 1999, ISBN 978-3-933372-25-3.
  • Mission and Apologetics, VTR Publications, Nürnberg 2005, ISBN 978-3-937965-44-4.
  • Weltweite Gemeinschaft im Leiden für Christus, VTR, Nürnberg 2007, ISBN 978-3-937965-59-8.
  • Das Geheimnis der Dreieinigkeit im Zeugnis der Kirche: Trinitarisch anbeten – lehren – leben. Ein bekenntnis-ökumenisches Handbuch, VTR / Dominus, 2009, ISBN 978-3-937965-84-0 (VTR) / ISBN 978-3-940879-04-2 (Dominus).
  • Christliches Zeugnis in unserer Zeit. Band 1: Der Glaubenskampf der Bekennenden Evangelischen Gemeinschaften in Deutschland (Autobiografie, unter Mitarbeit von Dorothea Killus u. Rolf Sauerzapf), VTR Verlag für Theologie und Religionswissenschaft, Nürnberg 2015, ISBN 978-3-95776-042-5.

Literatur

  • Beyerhaus, Peter. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 95.

Einzelnachweise

  1. Missionswissenschaftler Prof. Beyerhaus ist gestorben, idea.de, Meldung vom 20. Januar 2020.
  2. Beyerhaus: Vita, ikbg.net, abgerufen am 4. Juni 2014.
  3. Vorstand der IKBG, ikbg.net abgefragt am 2. November 2016
  4. Erhard Berneburg: Das Verhältnis von Verkündigung und sozialer Aktion in der evangelikalen Missionstheorie. SCM R. Brockhaus. 2003, ISBN 978-3-417-29425-5, S. 51.
  5. Markus Müller: Trends 2016: Die Zukunft lieben. Brunnen Verlag, Gießen 2009, ISBN 978-3-7655-1450-0.
  6. a b Rolf Hille: Prof. Beyerhaus: Im Bekenntniskampf die Heiterkeit des Glaubens bewahrt, idea.de, Nachruf vom 22. Januar 2020.
  7. Vita von Peter Beyerhaus, bekenntnisbruderschaft.de, abgerufen am 14. August 2015.
  8. Vorstand der IKBG, ikbg.net, abgerufen am 20. September 2015.
  9. „Deutsch-Vatikanische Gesellschaft: Mitgliederversammlung in Regensburg 2009“ (Memento vom 23. Mai 2010 im Internet Archive), Stuttgarter Zeitung, 19. November 2008.
  10. Aufruf: Antichristlicher 'Gender-Ideologie' entgegentreten auf www.kath.net, 20. November 2014
  11. Evangelikale Bewegung und evangelische Kirche in der Bundesrepublik Deutschland: Geschichte eines Grundsatzkonflikts (1945 bis 1989) von Gisa Bauer, Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, 2012 – 796 Seiten
  12. Gottes Segen zur Diamantenen Hochzeit!, bekenntnisbruderschaft.de, Artikel vom 6. August 2015.