„Rapier“ – Versionsunterschied

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Version vom 21. Juli 2007, 07:26 Uhr

Mit Rapier und Parierdolch fechtende adlige Studenten um 1590

Mit Rapier (französisch rapière = Degen, spanisch Espada Ropera = ein Schwert, das zur „Garderobe“ getragen wurde) bezeichnet man eine seit dem frühen 16. Jahrhundert im europäischen Raum verbreitete Stich- und Hiebwaffe.

Im 16. Jahrhundert verstand man unter dem Begriff Rapier allgemein das Schwert des Adels. Daher kann die Definition eines Rapiers sehr weit gefasst werden. Allerdings zeichnen den Rapier in der Regel einige besondere Eigenschaften aus, wie das Gefäß, welches unter anderem dem Zeigefinger einen zusätzlichen Schutz bietet oder die leichte schlanke Klingenform (s.u).

Der im Vergleich zu vorangegangenen Schwerttypen leichtere Rapier entstand zu einer Zeit, als das Tragen voller Rüstungen aufgrund der Feuerwaffenentwicklung abnahm und erfreute sich auch im zivilen Leben, insb. bei der zunehmend bedeutenden Bürgerschicht hoher Beliebtheit. Während das Schwert in den vorangegangenen Jahrhunderten aufgrund der gleichzeitigen Verwendung von Schilden, Rüstungen u.ä. vorrangig als Offensivwaffe genutzt werden konnte, gewann beim Rapier das defensive Moment zunehmend an Bedeutung.

Typisch war für den oder das Rapier eine im Vergleich mit dem Langschwert schlanke, aber im Vergleich z.B. mit dem späteren Degen relativ schwere, überlange (teilweise über 1 m lang) zweischneidige Klinge mit meist rombischem Querschnitt und kräftiger Spitze. Der Rapier besaß ein "Kreuz", also eine breite Parierstange ähnlich der mittelalterlicher Langschwerter, das jedoch zusätzlich mit einem zunehmend komplizerten aus Eisen geschmiedeten Gefäß bzw. Korb, die mit ringförmigen Spangen ergänzt wurde, um die nunmehr nicht mehr obligatorisch durch Panzerhandschuhe geschützte Hand und insbesondere den Daumen und den auf der so genannten Fehlschärfe aufliegenden Zeigefinger zu schützen.

Dank des Abstützens mittels des Zeigefingers konnte die oft über 100 cm lange Klinge geschickter bewegt werden. Jene, die Faust schützenden Gefäßbügel nannte man pas d´âne.

Das Rapier wurde in Deutschland vor allem durch das Fechtbuch des Joachim Meyer bekannt gemacht, das 1570 zum ersten Mal erschien und mehrfach aufgelegt wurde.

Besonders schwere frühe Rapiere für militärische Verwendung sind heute als Reitschwert oder im engl. als Sidesword bekannt, sie wiesen, wie die schweren Klingen früher Rapiere, oft eine mehr oder weniger starke Verbreiterung der Klinge unterhalb des Ricassos auf. Im Laufe der Zeit wurden die Klingen des Rapiers immer leichter und zulasten der Hiebeignung auf Stoßfähigkeit hin optimiert. Zur Gewichtsersparnis wurden größere oder teils auch mehrfache Hohlkehlen eingearbeitet, die die Schneid/Hiebfähigkeit durch die andere Klingengeometrie weiter verschlechterten. Die Gefäßbügel wurden bei späten Exemplaren zum besseren Schutz gegen Stiche der leichteren Klingen mit immer mehr flächigen Elementen in der Art eines Stichblattes ergänzt, die meist zur Gewichtsersparnis perforiert waren.


Da der Rapier zu schwer war, um wie beim modernen Fechten in schneller Folge ein defensives und im Anschluß ein offensives Manöver auszuführen (Parade/Riposte), war man beim Rapierfechten bemüht, eine einzige Aktion vorzubringen, die sowohl defensive als auch offensive Wirkung hatte. Lediglich mit späteren leichteren Exemplaren wurden solche eingeschränkt möglich. Im Gegensatz zum moderneren Fechten waren Seitwärtsbewegungen beim Rapierfechten normal. Beim Fechten mit dem Rapier verwendete man auch häufig einen Parierdolch oder den über den freien Arm geworfenen Mantel, um die Hiebe des Gegners besser abwehren zu können. Aber auch der Buckler, ein kleiner eiserner Faustschild wurde eingesetzt, manche Paraden konnten auch mit der freien Hand erfolgen. Griffe und Hebel an den Waffenarm des Gegners waren nützliche Techniken (vgl. Ringen am Schwert). Selten wurde auch mit zwei Rapieren gefochten, es gab dafür sogar spezielle Doppelrapiere, die aufeinander gelegt in einer Scheide getragen werden konnten, nach dem Lösen der Verriegelung aber zur Überraschung des Gegners zu zwei fast vollwertigen Rapieren wurden

In historisch möglichst genauen Verfilmungen des Romans Die drei Musketiere von Alexandre Dumas, z. B. der von Richard Lester, Viggo Mortensen´s Alatriste, oder in Der Herr der sieben Meere sieht man die Akteure mit Rapieren kämpfen und bekommt eine Vorstellung davon, wie schwierig es war, diese überaus langen Hieb- und Stichwaffen zu beherrschen. In den Museen (z. B. Deutsches Klingenmuseum, Solingen; Waffenkammer des Towers, London) sieht man sogar spezielle Exemplare, die mittels seitlich ausklappbarer Klingen die eingeklemmte Waffe des Gegners brechen konnten (auch bei Parierdolchen verwendetes Prinzip) oder durch einen gegengerade versteckt angebrachten Dolch sich einen Kampfvorteil verschaffen mochten.


Im 18. Jahrhundert entwickelte man in Frankreich einen Stoßdegen mit kleinerem Stichblatt, aber einer dreikantigen spitzen Klinge, den leichten, wendigen so genannten Pariser, der sich insbesondere als Duellwaffe und speziell bei den Studentenverbindungen bis weit ins 19. Jahrhundert großer und tragischer Beliebtheit erfreute, da die Waffe oft lebensgefährliche Lungenperforationen („Lungenfuchser“) verursachte.

Rapier (auch „Rappir“) wurde im frühen 19. Jahrhundert ein Begriff für stumpfe Übungswaffen. So „Haurapier“ für den stumpfen Korbschläger und „Stoßrapier“ für einen Pariser mit abgestumpfter Spitze.