„Solotschiw“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Oktober
K Kleine Ausbesserungen
Zeile 21: Zeile 21:
|StatLink = 19899
|StatLink = 19899
}}
}}

'''Solotschiw''' (ukrainisch '''{{lang|uk|Золочів}}'''; russisch {{lang|ru|Золочев}}/''{{lang|ru-latn|Solotschew}}''; polnisch ''Złoczów'') ist eine [[Ukraine|ukrainische]] Stadt mit etwas mehr als 23.000 Einwohnern. Sie liegt in der [[Oblast Lwiw]] und befindet sich östlich der Bezirkshauptstadt [[Lemberg]]. Die nächste größere Stadt ist Lemberg.
'''Solotschiw''' ('''{{ukS|Золочів}}'''; {{ruS|Золочев|Solotschew|pl=Złoczów}}) ist eine [[Ukraine|ukrainische]] Stadt mit etwas mehr als 23.000 Einwohnern. Sie liegt in der [[Oblast Lwiw]] und befindet sich östlich der Oblasthauptstadt [[Lwiw]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Zolochiv1.jpg|miniatur|links|Innenstadt um 1916]]
[[Datei:Zolochiv1.jpg|mini|links|Innenstadt um 1916]]
[[Datei:Tarnopolskie1939.jpg|miniatur|links|[[Woiwodschaft Tarnopol]] bis 1939 – Lage der Stadt]]
[[Datei:Tarnopolskie1939.jpg|mini|links|[[Woiwodschaft Tarnopol]] bis 1939 – Lage der Stadt]]
* [[1340]]–[[1569]] ([[Lemberger Land]]) im [[Königreich Polen]]. Bekannt wurde die Stadt durch ihre [[Steinsalz|Salzbergwerke]].
* [[1340]]–[[1569]] ([[Lemberger Land]]) im [[Königreich Polen]]. Bekannt wurde die Stadt durch ihre [[Steinsalz|Salzbergwerke]].


* [[1569]]–[[1772]] Teil des Lemberger Landes (polnisch: ''Ziemia lwowska'') in der [[Woiwodschaft Ruthenia]], einer administrativen Einheit der [[Adelsrepublik|Adelsprepublik Polen-Litauen]].
* [[1569]]–[[1772]] Teil des Lemberger Landes (polnisch: ''Ziemia lwowska'') in der [[Woiwodschaft Ruthenia]], einer administrativen Einheit der [[Adelsrepublik|Adelsprepublik Polen-Litauen]].
Ab 1772 gehört der Ort unter österreichischer Herrschaft zu [[Galizien]] und wurde schnell zu einem Verwaltungssitz für zunächst das Kreisamt und ab 1850 [[Verwaltungsgliederung Galiziens|Sitz der Bezirkshauptmannschaft]] [[Bezirk Złoczów|Złoczów]]<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?apm=0&aid=rgb&datum=18500004&seite=00001741 Reichsgesetzblatt vom 8. Oktober 1850, Nr. 383, Seite 1741]</ref>, zusammen mit dem 1867 errichteten Bezirksgericht bestanden sie bis 1918. 1869 erhielt der Ort durch den Bau einer Eisenbahnlinie (heute [[Bahnstrecke Krasne–Odessa]]) einen Bahnhof.
Ab 1772 gehört der Ort unter österreichischer Herrschaft zu [[Galizien]] und wurde schnell zu einem Verwaltungssitz für zunächst das Kreisamt und ab 1850 [[Verwaltungsgliederung Galiziens|Sitz der Bezirkshauptmannschaft]] [[Bezirk Złoczów|Złoczów]]<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?apm=0&aid=rgb&datum=18500004&seite=00001741 Reichsgesetzblatt vom 8. Oktober 1850, Nr. 383, Seite 1741]</ref>, zusammen mit dem 1867 errichteten Bezirksgericht bestanden sie bis 1918. 1869 erhielt die Ortschaft durch den Bau einer Eisenbahnlinie (heute [[Bahnstrecke Krasne–Odessa]]) einen Bahnhof.


1918 kam der Ort wieder zu [[Zweite Polnische Republik|Polen]] und lag ab 1921 in der [[Woiwodschaft Tarnopol]], wurde im Zweiten Weltkrieg zunächst 1939 von der [[Sowjetunion]] und ab 1941 von [[Deutschland]] besetzt.
1918 kam die Stadt wieder zu [[Zweite Polnische Republik|Polen]] und lag ab 1921 in der [[Woiwodschaft Tarnopol]]. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war Solotschiw zunächst 1939 von der [[Sowjetunion]] und ab 1941 von [[Deutschland]] besetzt.


Im Juni 1941 ermordete der [[NKWD]] etwa 700 Häftlinge im örtlichen Gefängnis,<ref>[[Der Spiegel]]: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8541428.html Leichen im Obstgarten] vom 25. Januar 1999</ref> das in der [[Zitadelle]] oberhalb der Stadt eingerichtet war. Nach Abzug der sowjetischen Truppen und dem Durchmarsch der deutschen Wehrmacht verübten im Juli 1941 ukrainische Nationalisten unter Mithilfe von Soldaten der [[5. SS-Panzer-Division „Wiking“|SS-Division „Wiking“]] ein [[Pogrom]]. Sie ermordeten etwa 900 [[Juden]] und Russen, bis der deutsche Offizier [[Helmuth Groscurth]] weitere Verbrechen unterband.<ref>Christian Streit: ''Gegen die Gräuel. Wie sich der Generalstabsoffizier Helmuth Groscurth dem Morden in der Sowjetunion widersetzte''. In: Süddeutsche Zeitung vom 9. Dezember 2017, S. 55.</ref>
Im Juni 1941 ermordete der [[NKWD]] etwa 700 Häftlinge im örtlichen Gefängnis,<ref>[[Der Spiegel]]: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8541428.html Leichen im Obstgarten] vom 25. Januar 1999</ref> das in der [[Zitadelle]] oberhalb der Stadt eingerichtet war. Nach Abzug der [[Rote Armee|sowjetischen Truppen]] und dem Durchmarsch der [[Wehrmacht]] verübten im Juli 1941 ukrainische Nationalisten unter Mithilfe von Soldaten der [[5. SS-Panzer-Division „Wiking“|SS-Division „Wiking“]] ein [[Pogrom]]. Sie ermordeten etwa 900 [[Juden]] und Russen, bis der deutsche Offizier [[Helmuth Groscurth]] weitere Verbrechen unterband.<ref>Christian Streit: ''Gegen die Gräuel. Wie sich der Generalstabsoffizier Helmuth Groscurth dem Morden in der Sowjetunion widersetzte''. In: Süddeutsche Zeitung vom 9. Dezember 2017, S. 55.</ref>


Seit 1945 ist der Ort ein Teil der Sowjetunion und wurde dort der [[Ukrainische SSR|Ukrainischen SSR]] angeschlossen, seit 1991 ist er Teil der unabhängigen Ukraine.
Seit 1945 ist die Ortschaft ein Teil der [[Sowjetunion]] und wurde dort der [[Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik|Ukrainischen SSR]] angeschlossen. Seit dem [[Zerfall der Sowjetunion]] 1991 ist die Stadt Bestandteil der unabhängigen Ukraine.


== Städtepartnerschaft ==
== Städtepartnerschaft ==
Zeile 41: Zeile 42:


== Söhne und Töchter der Stadt ==
== Söhne und Töchter der Stadt ==
<!-- ''(Folgende Persönlichkeiten sind in Solotschiw geboren. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr. Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Solotschiw hatten oder nicht, ist dabei unerheblich)'' -->
<!-- Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr. -->
* [[Jechiel Michael von Zloczow]] (1731–1786), chassidischer Rabbiner
* [[Jechiel Michael von Zloczow]] (1731–1786), chassidischer Rabbiner
* [[Naphtali Herz Imber]] (1856–1909), jüdischer Dichter
* [[Naphtali Herz Imber]] (1856–1909), jüdischer Dichter
Zeile 47: Zeile 48:
* [[Tadeusz Brzeziński]] (1896–1990), polnischer Konsularbeamter
* [[Tadeusz Brzeziński]] (1896–1990), polnischer Konsularbeamter
* [[Weegee]], eigentlich Arthur Fellig, geboren als Usher Fellig (1899–1968), amerikanischer Fotograf
* [[Weegee]], eigentlich Arthur Fellig, geboren als Usher Fellig (1899–1968), amerikanischer Fotograf
* [[Carlos Feller]] (1922–2018), argentinischer Opernsänger, geboren als Kalman Felberbaum, 1929 emigriert
* [[Carlos Feller]] (1922–2018), argentinischer Opernsänger, geboren als Kalman Felberbaum
* [[Wacław Świerzawski]] (1927–2017), römisch-katholischer Bischof von Sandomierz
* [[Wacław Świerzawski]] (1927–2017), römisch-katholischer Bischof
* [[Roald Hoffmann]] (* 1937), US-amerikanischer Nobelpreisträger für Chemie
* [[Roald Hoffmann]] (* 1937), US-amerikanischer Nobelpreisträger für Chemie
* [[Andrij Hussin]] (1972–2014), ukrainischer Fußballspieler
* [[Andrij Hussin]] (1972–2014), ukrainischer Fußballspieler

Version vom 6. Februar 2020, 19:20 Uhr

Solotschiw
Золочів
Wappen von Solotschiw
Solotschiw (Ukraine)
Solotschiw (Ukraine)
Solotschiw
Basisdaten
Oblast: Oblast Lwiw
Rajon: Rajon Solotschiw
Höhe: keine Angabe
Fläche: 11,64 km²
Einwohner: 23.406 (2004)
Bevölkerungsdichte: 2.011 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 80703
Vorwahl: +380 3265
Geographische Lage: 49° 48′ N, 24° 54′ OKoordinaten: 49° 48′ 29″ N, 24° 53′ 53″ O
KOATUU: 4621810100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt
Verwaltung
Bürgermeister: Wolodymyr Subar
Adresse: вул. Шашкевича 22
80700 м. Золочів
Statistische Informationen
Solotschiw (Oblast Lwiw)
Solotschiw (Oblast Lwiw)
Solotschiw
i1

Solotschiw (ukrainisch Золочів; russisch Золочев Solotschew, polnisch Złoczów) ist eine ukrainische Stadt mit etwas mehr als 23.000 Einwohnern. Sie liegt in der Oblast Lwiw und befindet sich östlich der Oblasthauptstadt Lwiw.

Geschichte

Innenstadt um 1916
Woiwodschaft Tarnopol bis 1939 – Lage der Stadt

Ab 1772 gehört der Ort unter österreichischer Herrschaft zu Galizien und wurde schnell zu einem Verwaltungssitz für zunächst das Kreisamt und ab 1850 Sitz der Bezirkshauptmannschaft Złoczów[1], zusammen mit dem 1867 errichteten Bezirksgericht bestanden sie bis 1918. 1869 erhielt die Ortschaft durch den Bau einer Eisenbahnlinie (heute Bahnstrecke Krasne–Odessa) einen Bahnhof.

1918 kam die Stadt wieder zu Polen und lag ab 1921 in der Woiwodschaft Tarnopol. Im Zweiten Weltkrieg war Solotschiw zunächst 1939 von der Sowjetunion und ab 1941 von Deutschland besetzt.

Im Juni 1941 ermordete der NKWD etwa 700 Häftlinge im örtlichen Gefängnis,[2] das in der Zitadelle oberhalb der Stadt eingerichtet war. Nach Abzug der sowjetischen Truppen und dem Durchmarsch der Wehrmacht verübten im Juli 1941 ukrainische Nationalisten unter Mithilfe von Soldaten der SS-Division „Wiking“ ein Pogrom. Sie ermordeten etwa 900 Juden und Russen, bis der deutsche Offizier Helmuth Groscurth weitere Verbrechen unterband.[3]

Seit 1945 ist die Ortschaft ein Teil der Sowjetunion und wurde dort der Ukrainischen SSR angeschlossen. Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ist die Stadt Bestandteil der unabhängigen Ukraine.

Städtepartnerschaft

Solotschiw ist eine Partnerstadt der deutschen Stadt Schöningen.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Shlomo Wolkowicz: Das Grab bei Zloczow. Geschichte meines Überlebens. Galizien 1939–1945. Wichern-Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-88981-092-6.
Commons: Solotschiw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reichsgesetzblatt vom 8. Oktober 1850, Nr. 383, Seite 1741
  2. Der Spiegel: Leichen im Obstgarten vom 25. Januar 1999
  3. Christian Streit: Gegen die Gräuel. Wie sich der Generalstabsoffizier Helmuth Groscurth dem Morden in der Sowjetunion widersetzte. In: Süddeutsche Zeitung vom 9. Dezember 2017, S. 55.