Ingo Althöfer
Ingo Althöfer (* 11. Februar 1961 in Lage) ist ein deutscher Mathematiker, Informatiker und Spiele-Erfinder.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Althöfer promovierte 1986 in Bielefeld bei Rudolf Ahlswede mit dem Thema Asymptotic Properties of Certain Competition Systems in Artificial Intelligence and Ecology.[1] In der Mathematik liegen seine Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Spieltheorie, Kombinatorische Optimierung und beim Design kombinatorischer Raumfahrt-Trajektorien.[2] Von 1994 bis zur Pensionierung[3] hatte er den Lehrstuhl für Mathematische Optimierung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne. Zusammen mit Christian Deppe und Ulrich Tamm gibt er Rudolf Ahlswede's Lectures on Information Theory heraus (bis Juni 2021 waren im Springer-Verlag sechs von geplanten zehn Bänden erschienen).
Neben seinem Wirken als Mathematiker war und ist Althöfer auch in verschiedenen anderen Bereichen kreativ tätig. Im Jahre 1985 führte er das 3-Hirn-Konzept im Schachspiel ein: Ein menschlicher Spieler (das dritte Hirn) trifft die Endauswahl unter den Zugvorschlägen von zwei verschiedenen Schachcomputern. In vielen Experimenten (zwischen 1985 und 1997) zeigten sich 3-Hirne um 200 Elo-Punkte stärker als die beteiligten Komponenten.
Gemeinsam mit Timo Klaustermeyer führte Althöfer im Jahre 2004 das Prinzip des Freistil-Schachs ein. Dabei besteht ein Team aus beliebig vielen Menschen und Computerhilfe in beliebiger Form. Das erste Freistil-Blitzturnier wurde von den beiden Erfindern im August 2004 online durchgeführt.[4] Seit dem Herbst 2018 gibt es Freistil-Turniere auch im Go-Spiel.[5]
Althöfer entwickelte zudem als Spiele-Erfinder mehrere Spiele mit Computerhilfe. Seine bekanntesten Spiele sind EinStein würfelt nicht (2004)[6], Zoff der Zünfte (2005), Torjäger (2010)[7], Rapa Nui (2005, mit Reinhold Wittig), Galtoni (2012, 2020) und San Jego (2015). Dabei veröffentlichte er seine Spiele teilweise in seinem Eigenverlag 3-Hirn-Spiele sowie in der Edition Perlhuhn von Reinhold Wittig; einzelne Spiele wurden auch von größeren Verlagen wie Noris Spiele, Kosmos Spiele und Gerhards Spiel und Design veröffentlicht.
Althöfer hat experimentell untersucht, wie sich Lego-Steine beim Waschen in der Waschmaschine zu Zufalls-Komplexen zusammensetzen.[8][9]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 13 Jahre 3-Hirn: Meine Schach-Experimente mit Mensch-Maschinen-Kombinationen. 3-Hirn-Verlag, 1998.
- mit Roland Voigt: Spiele, Rätsel, Zahlen: Faszinierendes zu Lasker-Mühle, Sudoku-Varianten, Havannah, EinStein würfelt nicht, Yavalath, 3-Hirn-Schach, ... Springer-Spektrum, 2014.
- mit Hartmut Menzer: Zahlentheorie und Zahlenspiele: Sieben ausgewählte Themenstellungen. De Gruyter, 2014, doi:10.1524/9783486720310.
- Lothar Collatz zwischen 1933 und 1950 – Eine Teilbiographie. 3-Hirn-Verlag, Lage, 2019.
- Am Ende wird es Lippe sein – Über den Flüchtlingszug mit Berliner Lehrerinnen und Schülerinnen im Jahr 1945. 3-Hirn-Verlag, Lage, 2020.
- Mathe in Abizeitungen und Schul-Erinnerungen. Books on Demand, 2022, ISBN 978-3-7557-6829-6
- Vergesst ihn nicht – Das Rätsel Ernst Werner. Books on Demand, 2022, ISBN 978-3-7557-4170-1
Ausgewählte Aufsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Dreihirn – Entscheidungsteilung im Schach. Magazin Computerschach & Spiele, Dezember 1985, S. 20–22 als pdf
- Nim games with arbitrary periodic moving orders. International Journal of Game Theory, Band 17, 1988, 165–175
- Asymptotic properties of levelregular decision trees with randomly evaluated leaves. Probability Theory and Related Fields, Band 80, 1989, 381–394
- Data compression using an intelligent generator: the storage of chess games as an example. Artificial Intelligence, Band 52, 1991, 109–113
- mit Gautam Das, David Dobkin, Deborah Joseph und José Soares: On sparse spanners of weighted graphs. Discrete & Computational Geometry, Band 9, 1993, S. 81–100
- On sparse approximations to randomized strategies and convex combinations. Linear Algebra and Applications, Band 199, 1994, S. 339–355
- mit Imre Leader: Correlation of Boolean functions and pathology in recursion trees. SIAM Journal of Discrete Mathematics, Band 8, 1995, S. 526–535
- mit Walter Wenzel: 2-best solutions under distance constraints: the model and exemplary results for matroids. Advances in Applied Mathematics, Band 22, 1999, S. 155–185
- mit Raymond Georg Snatzke: Playing Games with Multiple Choice Systems. Im Tagungsband „Computer Games 2002“ (Editoren J.Schaeffer und andere), Lecture Notes in Computer Science, Band 2883, S. 142–153, 2003.
- Improved game play by multiple computer hints. Theoretical Computer Science, Band 313, 2004, S. 315–324
- Evolution of Complexes from LEGO™ Bricks in a Washing Machine. Annals of Improbable Research, Band 20, 2014, Heft März–April. als pdf
- Lothar Collatz – Schüler, Lehrer, Mensch. OR-News, Ausgabe 64, November 2018, S. 28–34. als pdf
- Computer Chess and Chess Computers in East Germany. ICGA Journal, Band 42, Heft 2–3, November 2020, S. 152–164.
- mit Raphael Thiele: Analyzing a variant of Clobber: The game of San Jego. ICGA Journal, Band 42, Heft 4, Dezember 2020, S. 257–271.
Ludographie (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2004: Einparken bis zum Abwinken (3-Hirn-Verlag)
- 2004: EinStein würfelt nicht! (3-Hirn-Verlag und Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele)
- 2005: Die Regenbogen-Karawane (3-Hirn-Verlag)
- 2005: Play Gauss (mit Reinhold Wittig; 3-Hirn-Verlag und Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele)
- 2005: Zoff der Zünfte (3-Hirn-Verlag)
- 2005: Rapa Nui (mit Reinhold Wittig; Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele; seit 2006 auch beim Giseh Verlag)
- 2005: Parade (3-Hirn-Verlag und Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele)
- 2005: Jenaer Turm (3-Hirn-Verlag und Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele)
- 2005: Hermann und Thusnelda verprügeln die Römer (3-Hirn-Verlag)
- 2005: Finale (Noris Spiele, bis 2009) alias Torjäger (Kosmos Spiele, seit 2010)
- 2005: EinStein würfelt nicht! Erweiterung für drei oder vier Spieler (3-Hirn-Verlag)
- 2005: Blitz! (3-Hirn-Verlag und Rombol)
- 2007: Sisyphos (Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele)
- 2007: Seasons of the Sun (3-Hirn-Verlag)
- 2007: Big Balls (mit Jakob J. Lübke; 3-Hirn-Verlag)
- 2007: 1558: Hanfrieds Erbe (3-Hirn-Verlag)
- 2008: Omba, später Docker (mit Hilko Drude und Reinhold Wittig; Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele, 1-2-3-Games Éditions, Jactalea, Blue Orange)
- 2012: Galtoni (Edition Perlhuhn, Göttinger Spiele; Gerhards Spiel und Design seit 2020)
- 2015: San Jego (Bauanleitung und Spielregel im LEGO-Forum 1000steine.de)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mathematics Genealogy Project (englisch)
- ↑ Siehe: https://althofer.de/space-trajectories.html Das folgende Youtube-Video zeigt, wie solch eine Trajektorie aussehen kann: https://www.youtube.com/watch?v=HwBdo5Nr3Jw
- ↑ [1]
- ↑ Homepage der Freistil-Blitz-Turniere
- ↑ codecentric Freistil-Go-Liga Saison 2018/2019
- ↑ Zu den Anfängen von "EinStein würfelt nicht": ewn Ursprung
- ↑ Seit 2010 im Kosmos-Verlag
- ↑ Meine wunderbare Wasch-Saison by Althöfer
- ↑ Ingo Althoefer erklaert das Chaos WELT 2018
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Seite im ChessProgramming Wiki
- Ingo Althöfer in der Spieledatenbank Luding
- Ingo Althöfer in der Spieledatenbank BoardGameGeek (englisch)
- Bücher im 3-Hirn-Verlag
- Homepage
- Literatur von und über Ingo Althöfer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Althöfer, Ingo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mathematiker |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1961 |
GEBURTSORT | Lage |