Capitulatio de partibus Saxoniae
Die Capitulatio de partibus Saxoniae ist ein 782 möglicherweise während der Reichsversammlung an den Lippequellen von Karl dem Großen erlassener Gesetzestext. Er diente zur Festigung der fränkischen Macht über die soeben unterworfenen Sachsen durch Eingriffe in die sächsische Stammesverfassung.[1] Dazu wurde die Stammesversammlung verboten, mit der Institution des Grafenamtes eine neue Gerichtsbarkeit eingerichtet und mit dem Kirchenzehnten eine neue Steuer eingeführt.
Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ausbleiben aktiver Bekehrungsarbeit und die gleichzeitige Eintreibung des Kirchenzehnts wurden bereits von Alkuin, einem wichtigen Berater Karls des Großen, scharf kritisiert. Folglich blieb die erhoffte Wirkung weitgehend aus und das heidnische Gedankengut blieb verbreitet. Dies gipfelte schließlich 793 im erneuten Aufstand der Sachsen, nach dessen Niederwerfung die Capitulatio de partibus Saxoniae durch die moderatere Capitulare Saxonicum ersetzt wurde, welche eine schrittweise Eingliederung der Sachsen ins Fränkische Reich einleitete.
Überlieferung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die beiden sächsischen Kapitularien sind in zwei Handschriften vollständig überliefert, im Codex Corveiensis aus der Mitte des 10. Jahrhunderts, und im Codex Pal. lat. 289 (ab fol. 59) aus dem 9. oder frühen 10. Jahrhundert in der Vatikanischen Bibliothek in Rom. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Texte den Gelehrten im Druck zugänglich. Die editio princeps ist ein Druck nach dem Codex Pal. lat. 289 ohne Titel, Ort, Jahr und Herausgeber, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts von Lukas Holste zu Rom veröffentlicht wurde.[2] Sie wurden auch durch den päpstlichen Geheimkämmerer und Gelehrten Ferdinand von Fürstenberg 1669 in der 1. Ausgabe und 1672 in der 2. Ausgabe der Monumenta Paderbornensia (S. 329–335) publiziert.
Übersetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übersetzung von Ernst Schubert, Die Capitulatio de partibus Saxoniae. In: Dieter Brosius, Christiane van den Heuvel, Ernst Hinrichs, Hajo van Lengen (Hrsg.): Geschichte in der Region. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Schmidt, Hannover 1993, Anhang S. 26–28.[3]
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Originaltext
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Capitularia regum Francorum I. In: Monumenta Germaniae Historica. 1883, S. 68–70 (Digitalisat ).
- Fontes iuris 4. In: Monumenta Germaniae Historica. 1918, S. 37–44 (Digitalisat ).
Constitute sunt primum de maioribus capitulis.
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Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Revue belge de philologie et d'histoire (Rev. belge philol. hist.) ISSN 0035-0818.
- Lutz E. von Padberg: Capitulatio de partibus Saxoniae, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, 2. Aufl., 2008, Sp. 813–815.
- Ernst Schubert: Die Capitulatio de partibus Saxoniae, in: Dieter Brosius, Christiane van den Heuvel, Ernst Hinrichs, Hajo van Lengen (Hrsg.): Geschichte in der Region. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Schmidt. Hannover 1993, S. 3–28 (PDF).
- Michael Erbe (Hrsg.): Quellen zur germanischen Bekehrungsgeschichte. 5.–8. Jahrhundert (= Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte 15), Gütersloh 1971, S. 72–74 (lat. Artikel 1–23 und 34).
- Das Paderborner Kapitular ["Edikt von Paderborn"] von 782, in: Hans Jürgen Brandt, Karl Hengst: Das Erzbistum Paderborn. Geschichte – Personen – Dokumente (= Veröffentlichungen zur Geschichte der mitteldeutschen Kirchenprovinz 3), Paderborn 21993, 170.172f. (dt. Übersetzung der Artikel 1–23; vgl. zum Kontext auch 15f.).
- Knut Schäferdiek (Hrsg.): Quellen zur Christianisierung der Sachsen (= Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 33), Leipzig 2010, S. 98–101 (lat.-dt. Artikel 1–23).
- Capitulatio de partibus Saxoniae [BK 26], in: Capitularia. Edition der fränkischen Herrschererlasse, bearb. von Karl Ubl und Mitarb., Köln 2014 ff. (Online mit weiterführender Literatur).
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Albert K. Hömberg: Westfälische Landesgeschichte. Mehren & Hobbeling, Münster 1967, S. 24.
- ↑ Fontes iuris 4. In: Monumenta Germaniae Historica. 1918, S. 35 f. (Digitalisat )
- ↑ Geschichte in der Region. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Schmidt (PDF; 2,1 MB), auf mgh-bibliothek.de