Lebendige Gemeinde. Christusbewegung in Württemberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Christustag)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Lebendige Gemeinde. ChristusBewegung in Württemberg e. V., bis 2011 Ludwig-Hofacker-Vereinigung e. V. mit Sitz in Korntal-Münchingen, ist ein Zusammenschluss evangelikaler Christen mit pietistischem Hintergrund innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Sie sieht sich als Forum und Sammelbecken für die württembergische Gemeinschafts- und Erweckungsbewegung sowie diakonische und missionarische Organisationen und Aktionen, die sich dem württembergischen Pietismus verbunden sehen.[1]

Die Vereinigung ist als Mitbegründer Mitglied der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den Evangelischen Kirchen Deutschlands.[2][3]

Anfang 1951 sammelte der Landeskirchentagsabgeordnete Julius Beck einen Kreis von Repräsentanten, bestehend aus Theologen und Laien, aus Schlüsselpersonen sowohl des älteren als auch des neueren schwäbischen Pietismus, sowie aus Repräsentanten des kirchlichen Lebens zur „kirchlich-theologischen Arbeitsgemeinschaft“. Sie wurde zur Keimzelle der Ludwig-Hofacker-Vereinigung. In dieser Arbeitsgemeinschaft entstand das Flugblatt „Es geht um die Bibel!“, eine Auseinandersetzung mit Rudolf Bultmanns liberaler Theologie.[4] Mitglied der Arbeitsgemeinschaft war Fritz Grünzweig, damals Pfarrer in Korntal, der ein Netzwerk von Kirchengemeinden, Jugend- und Gemeinschaftsverbänden, Missionswerken, der Hauskreisbewegung und vielen weiteren christlichen Initiativen innerhalb der württembergischen Landeskirche initiierte. 1964 übernahm Grünzweig die Leitung des „Arbeitskreises für Bibel und Bekenntnis“ und danach den Vorsitz des schließlich im Januar 1966 gegründeten Vereins Evangelisch-Kirchliche Arbeitsgemeinschaft für biblisches Christentum (Ludwig-Hofacker-Kreis), der im Januar 1969 in Ludwig-Hofacker-Kreis (Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Bibel und Bekenntnis) umbenannt wurde. Namen und Programm leiteten sich von dem württembergischen Pfarrer Ludwig Hofacker (1798–1828) ab, der als Vikar Prediger an der Leonhardskirche in Stuttgart und später Pfarrer in Rielingshausen war. Er gehört zu den Vätern der württembergischen Erweckungsbewegung. Leitsätze der Ludwig-Hofacker-Vereinigung sind: „Nicht sich selbst, sondern Jesus groß machen“ und „der Einsatz für unsere Kirche“. Im Ludwig-Hofacker-Kreis tauschen sich regelmäßig etwa 40 Verantwortliche aus Werken und Verbänden aus. Seit 2011 nennt sich das Netzwerk Lebendige Gemeinde. Christusbewegung in Württemberg.

Einrichtungen wie das Albrecht-Bengel-Haus oder das Missions- und Hilfswerk Coworkers sind daraus entstanden. Seit 1957 wurden jährlich Ludwig-Hofacker-Konferenzen, ab 1975 immer wieder als Gemeindetag unter dem Wort veranstaltet, ab 1997 unter dem Namen Christustag weitergeführt.[5] 2015 fand erstmals eine Kooperation von Kirchentag und Christustag statt.[6] Diese wurde auch 2017 in Berlin und 2019 Dortmund fortgeführt.[7] 1971 wurde gemeinsam mit der Evangelischen Sammlung und dem CVJM der synodale Gesprächskreis Lebendige Gemeinde gegründet.

  • Friedemann Kuttler, Großbottwar (Vorsitzender)[8]
  • Andrea Bleher, Untermünkheim
  • Volker Gäckle, Calw
  • Steffen Kern, Walddorfhäslach
  • Dieter Schenk, Wolfschlugen
  • Dieter Abrell (Geschäftsführer, beratend)

Die Vereinigung unterstützt Abendbibelschulen, den alle zwei Jahre stattfindenden Christlichen Pädagogentag und weitere Vortragsabende in den Gemeinden. Sie veranstaltet seit 1955 die jährlich stattfindenden Fronleichnams-Konferenzen, initiiert durch Walter Tlach, später Ludwig-Hofacker-Konferenz und heute Christustag genannt[9], sowie die Jugend-Missions-Konferenz[10] und die Veranstaltungsreihe Württembergische Orientierungstage. Durch die Unterstützung missionarisch-evangelistischer Aktionen wie Pro Christ, neu anfangen, JesusHouse und anderer Veranstaltungen will die Ludwig-Hofacker-Vereinigung Menschen für den Glauben an Jesus Christus gewinnen.

Kirchenpolitische Arbeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein war viele Jahrzehnte lang der größte Gesprächskreis (vergleichbar mit Fraktionen im Parlament) in der Württembergischen Landessynode und vertritt die Interessen der Gemeinschaften des württembergischen Pietismus, der Evangelischen Sammlung, des CVJM-Landesverbandes Württemberg, des Süddeutschen und Südwestdeutschen EC-Verbandes, des Forums missionarischer Frauen, der Kirche im Aufbruch, der Hauskreis-Bewegung und weiterer Gruppen. Die Positionen des Gesprächskreises sind geprägt von der Forderung nach einer stärker missionarisch ausgerichteten Arbeit der Landeskirche und einer „bibeltreuen Theologie“. Gesellschaftspolitisch vertritt die Lebendige Gemeinde konservative Ansichten.

Die Vereinigung gibt seit 1982[11] Predigtmeditationen Zuversicht und Stärke (ISSN 0722-3234) und eine Predigtreihe für Prädikanten in Württemberg heraus. In der kostenlosen, seit 1967 vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Lebendige Gemeinde (DNB) informiert sie über ihre Arbeit sowie über wichtige Entwicklungen und Strömungen innerhalb der württembergischen Landeskirche und darüber hinaus.[12] Zum Redaktionsteam gehören der Vorsitzende Friedemann Kuttler, der Geschäftsführer Dieter Abrell[13], die freiberufliche Lektorin Ute Mayer, Pfarrer Traugott Messner, Pfarrer und Journalist Steffen Kern, der Journalist Claudius Schillinger sowie der Pfarrer und Autor Andreas Schmierer.[14]

  • Rolf Scheffbuch: Die „Stillen im Lande“ melden sich zu Wort (1951–1961). In: Wie kam’s denn dazu? Kirchliche Entwicklungen in Württemberg seit 1951, Teil 2. (abgedruckt in: Lebendige Gemeinde 12/1998)
  • Friedhelm Jung: Die deutsche evangelikale Bewegung. Grundlinien ihrer Geschichte und Theologie. (Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1991) 3., erweiterte Auflage, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2001, ISBN 3-932829-21-2.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wir über uns, lebendige-gemeinde.de, abgerufen am 23. Januar 2014.
  2. Internetseite von Friedhelm Jung: Verzeichnis wichtiger evangelikaler Institutionen und Werke.
  3. Reinhard Scheerer: Bekennende Christen in den evangelischen Kirchen Deutschlands 1966–1991. Geschichte und Gestalt eines konservativ-evangelikalen Aufbruchs. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-560-5, S. 28f.
  4. Rolf Scheffbuch: Wie kam’s denn dazu? Kirchliche Entwicklungen in Württemberg seit 1951 – Teil 2: in Lebendige Gemeinde 12/1998.
  5. Daten und Themen der Ludwig-Hofacker-Konferenzen und Christustage
  6. Jetzt wieder ein Miteinander von Kirchentag und Evangelikalen, idea.de, Meldung vom 6. Juni 2015.
  7. Berlin - Lebendige Gemeinde (Memento vom 6. Juli 2017 im Internet Archive)
  8. Christusbewegung „Lebendige Gemeinde“: Kuttler folgt auf Albrecht, idea.de, Meldung vom 11. Dezember 2019.
  9. Rolf Scheffbuch: Streiflichter aus 40 Jahren Lebendige Gemeinde (Memento vom 6. März 2017 im Internet Archive), lebendige-gemeinde.de, Vortrag bei der Jahrestagung am 5. Februar 2011 in Korntal.
  10. Internetseite der Jumiko
  11. Zuversicht und Stärke: Zeitschrift für Gottesdienst und Verkündigung, uni-heidelberg.de, abgerufen am 28. März 2015.
  12. Arbeitshilfen (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), lebendige-gemeinde.de
  13. Rainer Holweger: Dieter Abrell wird neuer Geschäftsführer der ChristusBewegung Lebendige Gemeinde. In: Lebendige Gemeinde. 16. Juli 2019, abgerufen am 4. September 2019 (deutsch).
  14. LG April 2019. In: Lebendige Gemeinde. Lebendige Gemeinde, abgerufen am 30. August 2019 (deutsch).