Hilal Nesin

Hilal Nesin ist eine türkische Musikerin, Theaterpädagogin und Autorin. Sie wurde im Dorf Çamşıh, im Bezirk Divriği, Provinz Sivas, geboren. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ist sie für ihre Arbeit im Bereich der Frauen- und Menschenrechte bekannt. Sie absolvierte das Türkische Volksmusik-Konservatorium der Stadt Antalya (İsmail Baha Sürelsan Konservatuvarı) und setzte ihre Ausbildung im Theater am Müjdat-Gezen-Kunstzentrum (Müjdat Gezen Sanat Merkezi) fort. Ihre künstlerische Karriere begann sie in der Türkei, lebt jedoch seit 2016 außerhalb des Landes.

Künstlerisches Leben

Hilal Nesin moderierte vier Jahre lang eine türkische Volksmusiksendung auf Aydın TV. Nach ihrem Umzug nach Antalya beteiligte sie sich an Kultur-, Kunst- und Sozialprojekten der Gemeinde Muratpaşa. Um die soziale Teilhabe von Frauen zu fördern, gründete sie das Çeşnibahar-Frauentheaterensemble, dessen künstlerische Leitung sie übernahm. Mit diesem Ensemble setzte sie sich für Themen ein, die Frauen betreffen, und brachte diese mit dem Çeşnibahar-Musical auf die Bühne.

Sie schrieb und inszenierte das Theaterstück Koca Yasa, das sowohl in der Türkei als auch im Ausland aufgeführt wurde. Weitere von ihr inszenierte Stücke sind Gıvır und Pembe Gözlük Mor Ayna. Darüber hinaus führte sie Regie bei dem Oratorium Şeyh Bedrettin'den Bu Yana Can Yana, das von Cemal Canpolat verfasst wurde und den Friedensappell von Müttern thematisiert.

2016 veröffentlichte sie unter dem Label Çimen’s Yapım ihr Musikalbum Dağarcık. Neben ihrer Tätigkeit als Musikerin ist sie auch als Schriftstellerin aktiv. Zu ihren veröffentlichten Werken zählen Bücher wie Koca Yasa, Şeyimin Derdi, Gevşek Vidalar, Kızınca Kıyamet, Bir Atımlık Sen, Diren Muhtar und Yarın Yamalak.

Engagement für Menschenrechte

Hilal Nesin zog im Jahr 2016 nach Frankreich, nachdem in der Türkei mehrere Verfahren gegen sie eingeleitet worden waren. In Deutschland begann sie, am Bildungs- und Kulturzentrum Bergisch Gladbach als Theaterpädagogin zu arbeiten.

Nesin führte eine umfangreiche Studie über Frauen durch, die aus der Türkei emigriert sind. Im Rahmen dieser Arbeit führte sie Interviews mit fast 300 Frauen und dokumentierte in ihrer Forschung vor allem Verstöße gegen Frauenrechte. Während ihrer Recherchen traf sie auch persönlich mit Überlebenden sexueller Gewalt zusammen und hielt deren traumatische Erfahrungen fest.

Nesins Leben im Exil führte dazu, dass in der Türkei ein Haftbefehl gegen sie wegen des Vorwurfs der „Terrorpropaganda“ in ihren Social-Media-Beiträgen erlassen wurde. Während eines Einkaufs in Deutschland wurde sie von Personen, die Türkisch sprachen, angegriffen. Aufgrund von Sicherheitsbedenken wurden in Frankreich zusätzliche Schutzmaßnahmen für sie ergriffen. Es wurde außerdem behauptet, dass Nesins Name auf sogenannten „Tötungslisten“ stehen soll, die angeblich von der türkischen Regierung erstellt wurden.

Nesin bringt ihre Sensibilität für Frauenfragen und soziale Gerechtigkeit in ihre Kunst ein. In ihren Werken behandelt sie gesellschaftliche Probleme und zielt darauf ab, die Öffentlichkeit für diese Themen zu sensibilisieren. Am 2. Oktober 2024 nahm sie am 3. Gerechtigkeitsmarsch in Straßburg teil, der vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und dem Europarat stattfand, und machte dabei auf Menschenrechtsverletzungen in der Türkei aufmerksam.

Privates

Hilal Nesin heiratete 2013 den Journalisten und Autor Ahmet Nesin. Sie ist die Schwiegertochter des türkischen Schriftstellers Aziz Nesin.