Konstantinsbogen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Konstantinsbogen von der Via Triumphalis aus betrachtet

Der Konstantinsbogen ist ein dreitoriger Triumphbogen in Rom. Er wurde zu Ehren des Kaisers Konstantin in Erinnerung an dessen Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahre 312 über seinen Widersacher Maxentius errichtet, allerdings unter Wiederverwendung älterer Reliefs und Säulen.

Der Konstantinsbogen vom Kolosseum aus gesehen; es scheint deutlich erkennbar, dass die Attika nachträglich aufgesetzt wurde

Der Konstantinsbogen wurde spätestens 312 begonnen und am 25. Juli 315 geweiht. An diesem Tag feierte Konstantin den Beginn seines zehnten Regierungsjahres (decennalia). Auftraggeber für das Werk waren laut der Inschrift der Senat und das Volk von Rom. Nach Ansicht mehrerer Forscher war der Bau allerdings bereits um 307 von Maxentius begonnen worden und schon zu gut zwei Dritteln fertig, als Konstantin 312 in Rom einzog.[1] Als eine weitere Möglichkeit wird diskutiert, dass ein in den Quellen nicht bezeugter noch etwas älterer Bogen (etwa aus der Zeit Diokletians), der wohl an einer anderen Stelle stand, unter Konstantin auseinandergenommen und als Triumphbogen für Konstantin neu zusammengestellt wurde.[2] Auch ob Konstantin nach seinem Sieg von 312 tatsächlich einen Triumph feierte, ist unklar und umstritten.

Der Bogen wurde jedenfalls an prominenter Stelle errichtet: Er überspannt in unmittelbarer Nähe des Kolosseums die Via Triumphalis, die sich nur wenige Meter nach dem Bogen mit der Via Sacra verbindet. Diesen Weg schlugen traditionell alle Triumphatoren ein, wenn sie vom Circus Maximus kommend den Palatin umrundeten, um dann über die Via Sacra und das Forum zum Kapitol zu gelangen. Ursprünglich soll der Bau von einer Quadriga gekrönt gewesen sein, die jedoch bei der Plünderung Roms durch die Westgoten unter Alarich im Jahr 410 oder die Plünderung Roms durch die Vandalen unter Geiserich 455 abhandengekommen sein soll.

Im Mittelalter integrierte man den Triumphbogen, ebenso wie das Kolosseum, in die Stadtbefestigungsanlagen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er in den derzeitigen baulichen Zustand versetzt. Im modernen Rom litt der Bogen, wie viele andere antike Monumente auch, sehr stark unter den Belastungen durch den motorisierten Straßenverkehr.

Bau und Gestaltung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Konstantinsbogen, Ansicht von der Westecke
Hadrianische Tondi, darüber Daker-Statuen und aurelianische Relieftafeln

Der Konstantinsbogen ist der größte und der jüngste unter den drei Triumphbögen, die im antiken Viertel um das Forum Romanum erhalten sind. Er ist 21 Meter hoch, 25,7 Meter breit und hat eine Durchgangstiefe von über 7 Metern. Von anderen Bauwerken unterscheidet er sich aber vor allem dadurch, dass etliche Teile des Zierrats sowie die kannelierten korinthischen Säulen aus älteren Denkmälern und Gebäuden stammen.

An den frontalen Seiten prägen je vier Säulen das Bild, ähnlich der Bauweise bei seinem architektonischen Vorbild, dem Septimius-Severus-Bogen. Die Sockel der Säulen tragen Reliefs von Siegesgöttinnen, Soldaten und gefangenen Barbaren. In den Bogenwinkeln sind allegorische Dekorationen und Figuren zu erkennen: Gottheiten, die personifizierten Jahreszeiten, Flussgötter. Über den Hauptbogen legen sich geflügelte Siegesgötter. Es folgt ein umlaufendes Relief über den kleinen Bögen, das die Geschichte von Konstantins Feldzug, seinem Sieg und der Machtübernahme in Rom erzählt: Es beginnt an der westlichen Schmalseite mit dem „Aufbruch aus Mailand“ (profectio), dann folgen an der Südseite die Belagerung einer Stadt, wohl Verona (obsidio) und die Darstellung der Schlacht an der Milvischen Brücke (proelium). An der Ostseite ist der Einzug des siegreichen Kaisers in Rom abgebildet (adventus), und an der Nordseite die Rede des Kaisers auf dem Forum Romanum (oratio) sowie die Verteilung von Geldgeschenken an das Volk (largitio). Soweit die konstantinische Dekoration, welche zum großen Teil die künstlerische Feinheit und Ausdruckskraft vergangener Jahrhunderte vermissen lässt.

Die acht auffälligen, paarweise positionierten Tondi an den Frontseiten stammen aus der Zeit Kaiser Hadrians. Sie zeigen vier Jagdszenen und vier Opferszenen. Die Hauptfigur ist Hadrian, doch wurde sein Kopf auf vier Reliefs durch den Konstantins ersetzt, auf den übrigen vier durch Konstantins Vater Constantius I. oder Konstantins oströmischen Mitregenten Licinius (die Identifizierung ist nicht gesichert). Die Reliefs des Hauptdurchgangs stammen aus der Basilica Ulpia am Trajansforum.

Die Statuen, die die Säulen in Höhe der Attika krönen, stellen Daker dar, welche an den Daker-Feldzug Trajans erinnern. Zwischen den Statuen finden sich wiederum paarweise rechteckige Reliefs mit Motiven der Markomannenkriege des Mark Aurel. Sie erzählen die Geschichte vom Aufbruch, dem Krieg und der Heimkehr des Kaisers im Jahr 173. Über dem Hauptbogen ist in großen Lettern, jedoch im Detail unsauber gearbeitet, die Widmungsinschrift angebracht.

In der Forschung ist es umstritten, ob die Wiederverwendung älterer Werke (Spolienzyklen) von möglichen finanziellen Schwierigkeiten und Sparzwang zeugt, oder ob Konstantin dadurch in die Tradition früherer, in der senatorischen Geschichtsschreibung hochgelobter Kaiser gestellt werden sollte.[3] Es wird teils vermutet, dass der Bogen bereits einen Vorgängerbau aus Hadrians Zeit hatte, der lediglich mit der Attika aufgestockt und neu verkleidet wurde. Die aufbereiteten und überarbeiteten Reliefs stammen aus den Regierungsjahren der Kaiser Trajan (98–117), Hadrian (117–138) und Mark Aurel (161–180).

Der Stil ist streng, es existiert eine unräumliche Reihung und Staffelung der frontal und symmetrisch angeordneten Figuren. Die Bedeutungsperspektive unterstreicht sinnfällig die sozialen Gegensätze und die gesellschaftliche Hierarchie in der Zeit des Dominats. Der Kaiser wird, unabhängig von seiner Stellung innerhalb des Reliefs, größer als die ihn umgebenden Personen dargestellt; ihm folgen, der Größe nach gestaffelt, die Hofbeamten und die Soldaten.

Die Inschriften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Widmungsinschrift der Zeit Konstantins

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Inschrift:

IMP · CAES · FL · CONSTANTINO · MAXIMO
P · F · AUGUSTO · S · P · Q · R
QUOD INSTINCTU DIVINITATIS MENTIS
MAGNITUDINE CUM EXERCITU SUO
TAM DE TYRANNO QUAM DE OMNI EIUS
FACTIONE UNO TEMPORE IUSTIS
REM PUBLICAM ULTUS EST ARMIS
ARCUM TRIUMPHIS INSIGNEM DICAVIT[4]

Ergänzt lautet die Inschrift:

Imp(eratori) Caes(ari) Fl(avio) Constantino Maximo
P(io) F(elici) Augusto s(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus)
quod instinctu divinitatis mentis
magnitudine cum exercitu suo
tam de tyranno quam de omni eius
factione uno tempore iustis
rem publicam ultus est armis
arcum triumphis insignem dicavit

Die (sinngemäße) Übersetzung lautet:

„Für den Imperator Caesar Flavius Constantinus, den größten,
frommen, glückhaften Augustus, haben Senat und Volk von Rom,
weil er auf Eingebung einer Gottheit, durch die Größe
seiner Einsicht, zusammen mit seinem Heer
das Gemeinwesen gleichzeitig sowohl vom Tyrannen als auch von dessen
gesamter Clique in einem gerechten
Waffengang befreit hat,
diesen Bogen, geschmückt mit Triumphdarstellungen, geweiht.“[5]

Der Triumphbogen vermeidet durch die Formulierung „durch göttliche Eingebung“ eine eindeutige Zuschreibung des Sieges an den Gott der Christen, wie er sich bei Laktanz und Eusebius in der Aussage „in hoc signo vinces“ („in diesem Zeichen wirst du siegen“) findet, und enthält keinerlei christliche Symbolik.

Die Dedikationsinschrift im Zentrum der Attika (Konstantinsbogen 2014)

Weitere Inschriften konstantinischer Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bildschmuck des Konstantinsbogens ist mit weiteren Inschriften versehen, die sich in zwei Zweierpaare aufteilen lassen.

Im mittleren Durchgang befindet sich links und rechts jeweils eine Inschrift, die Kaiser Konstantin aufgrund seiner Verdienste verherrlicht: „liberatori urbis“ („Dem Befreier der Stadt“) und „fundatori quietis“ („Dem Begründer der Ruhe“).[6] Die jeweiligen Bezeichnungen stehen im Dativ, stellen also eine stark verkürzte Form der Widmung dar: „[Dieser Bogen wurde errichtet] dem Befreier der Stadt, dem Begründer der Ruhe.“

Die zwei anderen Inschriften befinden sich auf den beiden Frontseiten des Konstantinsbogen (Süden und Norden). Sie sind beide in zwei Teile aufgeteilt, von denen sich jeweils einer über einem der seitlichen Durchgänge befindet. Der Text auf der Nordseite lautet „Sic X – votis X“ (sinngemäß: „So aufgrund der Gelübte im zehnten (Regierungsjahr).“), der auf der Südseite „Sic XX – votis XX“ (sinngemäß: „So aufgrund der Gelübde im zwanzigsten (Regierungsjahr).“).[7] Diese beiden Inschriften beziehen sich auf die öffentlichen Gebete und Gelübde, die im römischen Reich anlässlich der Regierungsjubiläen eines Herrschers (beispielsweise der Decennalia) gefeiert wurden.

Renovierungsinschrift Clemens’ XII.

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der westlichen Schmalseite des Konstantinsbogens befindet sich eine Inschrift des 18. Jahrhunderts. Diese erinnert an das Renovierungsprojekt des Papstes Clemens XII., der von 1730 bis 1740 amtierte.

Die Inschrift:

CLEMENTI · XII
PONT · MAX
QUOD · ARCUM
IMP · CONSTANTINO · MAGNO
ERECTUM
OB · RELATAM · SALUTARI
CRUCIS · SIGNO
PRAECLARAM · DE · MAXENTIO
VICTORIAM
IAM · TEMPORUM · INIURIA
FATISCENTEM
VETERIBUS · REDDITIS
ORNAMENTIS · RESTITUERIT
ANNO · D · MDCCXXXIII
PONT · III
S · P · Q · R
OPTIMO · PRINCIPI
AC · PRISTINAE · MAIESTATIS
URBIS · ADSERTORI
POS

Ergänzt lautet die Inschrift:

Clementi XII
pont(ifici) max(imi)
quod arcum
imp(eratori) Constantino magno
erectum
ob relatam salutari
crucis signo
praeclaram de Maxentio
victoriam
iam temporum iniuria
fatiscentem
veteribus redditis
ornamentis restituerit
anno d(omini) MDCCXXXIII
pont(ificatus) III
s(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus)
optimo principi
ac pristinae maiestatis
urbis adsertori
pos(uit)

Eine mögliche Übersetzung lautet:

„Dem Papst
Clemens XII.,
weil er den Bogen,
der Kaiser Konstantin dem Großen
errichtet war
wegen seines unter dem heilbringenden
Zeichen des Kreuzes errungenen
glänzenden Sieges
über Maxentius
und der schon durch die Unbill der Zeiten
zu verfallen begann,
dadurch, dass er ihm seine alten Schmuckstücke zurückgegeben hat,
wiederhergestellt hat
im Jahre des Herrn 1733,
seines Pontifikats 3,
hat der Senat und das Volk von Rom
dem besten Prinzeps
und Beschirmer der früheren Majestät
der Stadt
(den Stein) gesetzt.“[8]

Der Konstantinsbogen in der Kunstgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Giovanni Antonio Canal, Der Konstantinsbogen, 1742

Der im Fresko Die Bestrafung der Rotte Korah von Sandro Botticelli dargestellte Triumphbogen wurde dem Konstantinsbogen nachgestaltet.[9] Antoine Caron zitiert den Konstantinsbogen in seinem Gemälde Das Blutbad der Triumvirn (1566).[10]

  • Hans Peter L’Orange, Armin von Gerkan: Der spätantike Bildschmuck des Konstantinsbogens. De Gruyter, Berlin 1939.
  • Gerhard Koeppel: Die historischen Reliefs der römischen Kaiserzeit IV. Stadtrömische Denkmäler unbekannter Bauzugehörigkeit aus hadrianischer bis konstantinischer Zeit. In: Bonner Jahrbücher. Band 186, 1986, S. 1–90 (Digitalisat).
  • Patrizio Pensabene, Clementina Panella: Arco di Costantino. Tra archeologia e archeometria. Rom 1998.
  • Gerhard Koeppel: Die historischen Reliefs der römischen Kaiserzeit VII. Der Bogen des Septimius Severus, die Decennalienbasis und der Konstantinsbogen. In: Bonner Jahrbücher. Band 190, 1990, S. 1–64 (Digitalisat).
  • Maria Letizia Conforto u. a.: Adriano e Costantino. Le due fasi dell’arco nella Valle del Colosseo. Mailand 2001.
Commons: Konstantinsbogen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Vgl. Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Auflage, Chichester 2015, S. 168–170.
  2. Überblick über die verschiedenen Forschungsthesen bei Michael Koortbojian, Noel Lenski: The Constantinian Frieze on Constantine’s Arch. The Weight of the Evidence. In: Römische Mitteilungen. Band 129, 2023, S. 336–390 (DOI:10.34780/0f5m-0ze5).
  3. Vgl. zusammenfassend Josef Engemann: Der Konstantinsbogen. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, S. 85–89.
  4. CIL 6, 1139.
  5. Übersetzung nach Hartwin Brandt: Konstantin, Maxentius und die heidnische Aristokratie in der Stadt Rom. In: Ostkirchliche Studien. Band 65, 2016, S. 146–170, hier S. 163.
  6. Klaus Bartels: Roms sprechende Steine. Inschriften aus zwei Jahrtausenden gesammelt, übersetzt und erläutert. 4. Auflage, Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4478-4, S. 55. Siehe auch den Eintrag in der Klaus-Bartels-Datenbank römischer Inschriften, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  7. Klaus Bartels: Roms sprechende Steine. Inschriften aus zwei Jahrtausenden gesammelt, übersetzt und erläutert. 4. Auflage, Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4478-4, S. 55. Siehe auch den Eintrag in der Klaus-Bartels-Datenbank römischer Inschriften, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  8. Übersetzung orthographisch angepasst nach Klaus Bartels: Roms sprechende Steine. Inschriften aus zwei Jahrtausenden gesammelt, übersetzt und erläutert. 4. Auflage, Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4478-4, S. 57.
  9. Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 101.
  10. Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 131.

Koordinaten: 41° 53′ 23″ N, 12° 29′ 27″ O