Seegräben
Seegräben | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zürich (ZH) |
Bezirk: | Hinwil |
BFS-Nr.: | 0119 |
Postleitzahl: | 8607 Aathal-Seegräben |
Koordinaten: | 700774 / 244495 |
Höhe: | 536 m ü. M. |
Höhenbereich: | 495–582 m ü. M.[1] |
Fläche: | 3,77 km²[2] |
Einwohner: | 1469 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 324 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
16,1 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Marco Pezzatti (FDP) |
Website: | www.seegraeben.ch |
Lage der Gemeinde | |
Seegräben (zürichdeutsch Seegrebe[5]) ist eine politische Gemeinde im Kanton Zürich, Schweiz. Sie liegt im Zürcher Oberland und gehört zum Bezirk Hinwil.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geteilt, oben in Blau ein silberner Einbaum, unten aus der Teilung viermal von Gold und Blau geständert
Der Einbaum im Wappen steht in einem Zusammenhang mit den Pfahlbauern. Jakob Messikommer (Robenhausen/Wetzikon) erforschte 1858 im Robenhauser Ried, auf Gemeindegebiet von Seegräben, eine Pfahlbausiedlung und leistete damit wesentliche Grundarbeiten zur Pfahlbauerforschung.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Gemeinde Seegräben gehören die Dorfteile Seegräben, Aathal, Ottenhausen ZH, Steinberg, Aretshalden, Wagenburg und Sack. Sie liegt unmittelbar am südwestlichen Ende des Pfäffikersees in einer sanfthügeligen Landschaft.
Am Seeufer entlang erstrecken sich einige grosse Riedgebiete, welche zum national geschützten Naherholungsgebiet rund um den See gehören. Von der Gemeindefläche dienen 49,9 % der Landwirtschaft, 15,5 % ist mit Wald bedeckt, 5,3 % ist Verkehrsfläche und 10,4 % Siedlungsgebiet, 10,4 % sind Gewässer.
Die Topographie ist geprägt durch die Moränen des Linthgletschers, welcher sich während der letzten Eiszeit über das Gebiet erstreckte. Der Aabach durchfliesst ein Tal, an dessen steilen Flanken sich die typische Nagelfluh (Aathalschotter) zeigt. Darin finden sich zahlreiche kleinere und grössere Grotten. Die grösste davon, die sogenannte Franzosenhöhle, ist ca. 24 Meter lang und bis zu 2 Meter hoch. Koord. 699'803/244'000.[6]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. Dezember 2021 lebten in der Gemeinde Seegräben 1423 Menschen.[7]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. Dezember 2021 gehörten 38,44 Prozent der Bevölkerung der evangelisch-reformierten Kirche und 18,48 Prozent der römisch-katholischen Kirche an.[8]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeindepräsident ist Marco Pezzatti (FDP) (seit 2014). Seine Vorgängerin war von 2010 bis 2014 Marlis Schmalzl (SVP). Pierre Derron (FDP) war bis 2010 Gemeindepräsident.[9]
Legislative ist die Gemeindeversammlung.
Mitglieder des Seegräber Gemeinderats (2022–2026) | |||
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Name | Amtsantritt | Ressort | Partei |
Marco Pezzatti | 2010 / 2014 | Gemeindepräsident/Präsidiales und Tiefbau & Planung | FDP |
Michael Berchtold | 2010 | Sicherheit | parteilos |
Markus Frischknecht | 2022 | Bildung | parteilos |
Katharina Hefti | 2010 | Gesellschaft & Gesundheit | parteilos |
Reto Gasser | 2018 | Hochbau & Kommunikation | SVP |
Nicole Fuchs | 2015 | Soziales | parteilos |
Patrik Jenal | 2022 | Finanzen & Umwelt | SVP |
Kantonsratswahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den Kantonsratswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in Seegräben SVP 33,28 %, FDP 18,76 %, Grüne 14,56 %, glp 11,16 %, SP 10,2 %, EVP 5,02 %, CVP 2,07 %, BDP 1,85 %, EDU 1,75 %, AL 1,36 %.
Nationalratswahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Seegräben: SVP 43,93 % (+9,52), glp 12,18 % (−0,14), Grüne 10,08 % (−5,83), Mitte 8,33 % (+3,65), FDP 8,32 % (−3,41), SP 7,20 % (−6,01), EVP 3,95 % (−0,33), EDU 1,58 (+0,20).[10]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 19. Jahrhundert sorgte die Textilindustrie im Aathal für einen wirtschaftlichen Aufschwung. In jener Zeit wandelte sich die Gemeinde von einem Bauerndorf zu einem wichtigen Industriestandort. Die Landwirtschaft verlor gegenüber der industriellen Produktion an Bedeutung.
Heute ist die Gemeinde vor allem als Wohngemeinde geschätzt, die über eine gute Verkehrsanbindung an das Schienennetz und das kantonale Strassennetz nach Zürich verfügt. Die S-Bahn Zürich bedient die Station Aathal mit der S 14 Affoltern a. A. – Altstetten – Zürich HB – Oerlikon – Wallisellen – Hinwil . Ab dem Jahr 2020 läuft ein 2-jähriger Pilotversuch der Buslinie 846 jeweils von Mai bis Oktober an den Wochenenden im Halbstundentakt zwischen Uster, Bahnhof und Seegräben, Gemeindehaus. Früher verkehrte sehr unregelmässig die Postautolinie 909 ab Gemeindehaus zum SBB-Bahnhof.
Durch die Schliessung der Poststelle und des bedienten Bahnhofs hat die Gemeinde jedoch einiges an Infrastruktur verloren. Im ehemaligen Industriegebiet haben sich mehrere Firmen, unter anderem ein Autohändler, Otto's und das Sauriermuseum Aathal.
Die Jucker Farm AG ist eine der grössten Firmen in Seegräben. Schweizweit betreibt sie mehrere Bauernhöfe mit Hofrestaurant. Der Detailhändler Coop verkauft mehrere Produkte vom Juckerhof. Bekannt wurde der Bauernhof durch die Kürbisausstellung, die jedes Jahr stattfindet und von grossen Unternehmen wie der Europapark gemietet wird.
Der Dorfteil Sack beherbergt das Schulheim Villa RA.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehr bekannt ist das Sauriermuseum Aathal im gleichnamigen Dorfteil mit jährlich rund 100'000 Besuchern, es ist damit eines der meistbesuchten privaten Museen der Schweiz.. Zudem beherbergt die Gemeinde einen Abschnitt des Industriepfades Zürcher Oberland. Die Industrieanlagen in Aathal sind denkmalgeschützt und dank ihrem guten Zustand wichtige Zeugen der wirtschaftlichen Blütezeit des Zürcher Oberlandes im 19. und 20. Jahrhundert.
Das Dorfbild Seegräben ist von überregionaler Bedeutung. Mitte November findet entlang der Dorfstrasse der Weihnachtsmarkt «Winterzauber» statt.
Im Dorfkern, direkt neben der Kirche, befindet sich der Bauernhof der Familie Jucker, auf dem ab 1998 von Ende August bis Anfang November die grösste Kürbisausstellung[11] der Schweiz stattfand. Schon 1999 sollen 300'000 Besucher alleine während der Kürbis-Saison den Hof aufgesucht haben.[12] Der Bauernhof wandelte sich laut NZZ bis ins Jahr 2022 zu einem «Selbstbedienungslokal mit Spielplatz und Streichelzoo» und beschäftigt hunderte von Mitarbeitern. Die Lokalitäten dienen auch Seminar- und Weiterbildungszwecken.[13]
Im Dorfteil Sack finden sich Überreste eines früheren Schutzwalls, die sogenannte Heidenburg, welche jedoch durch den geplanten Autobahnbau akut bedroht ist. Zudem wurden in Ottenhausen Funde gemacht, welche auf die Existenz eines römischen Gutshofs sowie einer römischen Strasse hindeuten, welche vermutlich im Zusammenhang mit dem Römerkastell Irgenhausen standen.
Der Pfäffikersee, an welchem Seegräben liegt, ist dank seinen national geschützten Riedgebieten ein beliebtes Ausflugsziel und Erholungsgebiet.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Kirche Seegräben finden regelmässig Orgelzyklen und andere Konzerte statt.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Berchtold (1844–1907), Unternehmer und Politiker
- Edwin Messikommer (1891–1983), Algenforscher
- Bruno Boesch (1911–1981), Professor für Germanistik an der Universität Freiburg i. Br.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Peter Bärtschi: 100 Jahre Spinnerei Streiff AG, Aathal, 1901–2001. Spinnerei Streiff AG, Aathal 2001.
- Bruno Boesch, Werner Messikommer u. a.: 200 Jahre Zehntenplan Seegräben. Seegräben 1981. Supplement: Grund Riss des Zehendens zu Seegräben so dem Amt Rütj zu dienet […] (1781).
- Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
- Brunhild Hammer: Pestalozzihaus Schönenwerd der Stadt Zürich in Aathal-Seegräben. Hochbauamt, Zürich 1976.
- Edwin Messikommer: Geschichte der Gemeinde Seegräben. NZN Buchverlag, Zürich 1973.
- Werner Messikommer: 100 Jahre Turnverein Aathal-Seegräben. Jubiläumsschrift 1897–1997. Turnverein, Seegräben 1997.
- Ueli Müller: Seegräben. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Peter Niederhäuser: Kelten, Kürbisse und Klosterdorf. 800 Jahre Seegräben. Chronos Verlag, Zürich 2019.
- Hans Schöni: Bruno Boesch 1991–1981. Eine kurze Darstellung von Leben und Werk. Schulpflege, Seegräben 1995.
- Hans Schöni: Bruno Boesch und die Herausforderung der 68er Jahre. Seine Rektoratszeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. 1968–1970. Schulpflege, Seegräben 1998.
- Seegräbner Bote. Seit 1978. Erscheinungsweise monatlich.
- Markus Steinmann: Siedeln in Seegräben. Diplomarbeit. Architekturabteilung ETH Zürich, 1980.
- Natalie Streiff: Faser zu Faden, Die Produktion von Baumwollgarn in der letzten Spinnerei des Zürcher Oberlandes. Spinnerei Streiff AG, Seegräben 2010.
- G. Strickler: Geschichte der Herrschaft Grüningen umfassend die 16 Gemeinden […] Seegräben […]. Das ist die Geschichte des Zürcher Oberlandes und seiner Beziehungen zur Stadt Zürich und dem See. Orell-Füssli, Zürich 1908.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Gemeinde Seegräben
- Statistische Daten Gemeinde Seegräben
- Auslegeordnung von bedeutsamem Kulturerbe der Gemeinde Seegräben
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch (= Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allgemein verständlicher Darstellung, betreut vom Verein Schweizerdeutsch. Band III). Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
- ↑ Richard Graf: Höhlen im Zürcher Oberland. Hrsg.: Ostschweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung. Wissenschaftliche Kommission der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung, Pfungen ZH 2019, ISBN 978-3-03307443-9, S. 73.
- ↑ Gemeindeporträt Kanton Zürich. auf: statistik.zh.ch (abgerufen am 29. März 2016).
- ↑ Provisorische Bevölkerungsdaten per Ende 2011. auf: statistik.zh.ch (abgerufen am 27. Februar 2012)
- ↑ FDP und SVP streiten sich ums Präsidium. auf: tagesanzeiger.ch
- ↑ Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑ Wie entstand die Kürbisausstellung. In: juckerfarm.ch. Abgerufen am 12. März 2024.
- ↑ Erlebnisbauer im Zürcher Oberland bekommt Staatsbesuch aus Finnland, Limmattaler Zeitung, 17. Oktober 2013
- ↑ Sogar im Bier hat's Kürbis: Wie zwei Zürcher Bauern einen serbelnden Hof in ein florierendes Business verwandelten, NZZ, 5. Mai 2020