Im Rückblick erscheint die Freundschaft zwischen Oskar Kokoschka und Hans Posse , dem langjährige... more Im Rückblick erscheint die Freundschaft zwischen Oskar Kokoschka und Hans Posse , dem langjährigen Direktor der Dresdner Gemäldegalerie , wegen ihrer konträren Positionen in der kulturpolitischen Landschaft des Nationalsozialismus irritierend : Kokosch ka wurde als „entarteter“ Künstler diffamiert , seine Gemälde verschwanden aus den Museen , 1938 ging er nach England. Posse wurde Hitlers persönlicher Kunstberater und stieg zum mächtigsten Museumsmann des Dritten Reiches auf , er trug eine Sammlung für das „Führermuseum“ zusammen und war für ein gewaltiges Verteilungsprogramm von NS-Raubkunst auf Museen des Großdeutschen Reiches zuständig.1 Als er im Dezember 1942 an Krebs starb , ordnete Hitler ein Staats begräbnis an. Nach der in der gleichgeschalteten deutschen Presse verbreiteten Biografie hatte Posse seine Aufgabe darin gesehen , die Dresdner Galerie unberührt von allen Entartungsund Zersetzungserscheinungen als eine Heimstätte der echten und wahren Kunst zu erhalten.2 Tatsächlich jedoch hatte er eine Sammlung moderner Malerei aufgebaut , die der Dresdner Galerie durch die Beschlagnahme-Aktion „entarteter“ Kunst damals schon wieder verlorengegangen war – darunter hatten sich sechs Gemälde Kokoschkas befunden ! 3 Aus der gemeinsamen Zeit in Dresden von 1919 bis 1923 hat uns Kokoschka eine Zeichnung von Posse hinterlassen ( Abb. 1 ).4 Nach dem Ende des Dritten Reiches setzte er dem Freund posthum in der Erzählung „Dresden“ und in seiner Autobiografie geradezu Denkmäler – und das , obwohl Posses Ansehen prekär geworden war.5 Auch die Edition von Kokoschkas Briefen zeugt von einer tiefen und produktiven Verbun-
Anti:modern. Salzburg inmitten von Europa zwischen Tradition und Erneuerung, Hrsg. von Sabine Breitwieser für das Museum der Moderne Salzburg, München 2016, S. 120-133, 2016
Rezeption zu: Andreas Strobl: Otto Dix: eine Malerkarriere der zwanziger Jahre; Berlin: Reimer 19... more Rezeption zu: Andreas Strobl: Otto Dix: eine Malerkarriere der zwanziger Jahre; Berlin: Reimer 1996; 287 S., 116 Abb.; ISBN 3-496-01145-9
Im Rückblick erscheint die Freundschaft zwischen Oskar Kokoschka und Hans Posse , dem langjährige... more Im Rückblick erscheint die Freundschaft zwischen Oskar Kokoschka und Hans Posse , dem langjährigen Direktor der Dresdner Gemäldegalerie , wegen ihrer konträren Positionen in der kulturpolitischen Landschaft des Nationalsozialismus irritierend : Kokosch ka wurde als „entarteter“ Künstler diffamiert , seine Gemälde verschwanden aus den Museen , 1938 ging er nach England. Posse wurde Hitlers persönlicher Kunstberater und stieg zum mächtigsten Museumsmann des Dritten Reiches auf , er trug eine Sammlung für das „Führermuseum“ zusammen und war für ein gewaltiges Verteilungsprogramm von NS-Raubkunst auf Museen des Großdeutschen Reiches zuständig.1 Als er im Dezember 1942 an Krebs starb , ordnete Hitler ein Staats begräbnis an. Nach der in der gleichgeschalteten deutschen Presse verbreiteten Biografie hatte Posse seine Aufgabe darin gesehen , die Dresdner Galerie unberührt von allen Entartungsund Zersetzungserscheinungen als eine Heimstätte der echten und wahren Kunst zu erhalten.2 Tatsächlich jedoch hatte er eine Sammlung moderner Malerei aufgebaut , die der Dresdner Galerie durch die Beschlagnahme-Aktion „entarteter“ Kunst damals schon wieder verlorengegangen war – darunter hatten sich sechs Gemälde Kokoschkas befunden ! 3 Aus der gemeinsamen Zeit in Dresden von 1919 bis 1923 hat uns Kokoschka eine Zeichnung von Posse hinterlassen ( Abb. 1 ).4 Nach dem Ende des Dritten Reiches setzte er dem Freund posthum in der Erzählung „Dresden“ und in seiner Autobiografie geradezu Denkmäler – und das , obwohl Posses Ansehen prekär geworden war.5 Auch die Edition von Kokoschkas Briefen zeugt von einer tiefen und produktiven Verbun-
Anti:modern. Salzburg inmitten von Europa zwischen Tradition und Erneuerung, Hrsg. von Sabine Breitwieser für das Museum der Moderne Salzburg, München 2016, S. 120-133, 2016
Rezeption zu: Andreas Strobl: Otto Dix: eine Malerkarriere der zwanziger Jahre; Berlin: Reimer 19... more Rezeption zu: Andreas Strobl: Otto Dix: eine Malerkarriere der zwanziger Jahre; Berlin: Reimer 1996; 287 S., 116 Abb.; ISBN 3-496-01145-9
Uploads
Papers by Birgit Schwarz