Göttinger Jahrbuch, hrsg. vom Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung e.V., Bd. 67, S. 51-79., 2019
Die Ereignisse in Göttingen während der Novembertage 1918 entsprachen der provinziellen "Normalit... more Die Ereignisse in Göttingen während der Novembertage 1918 entsprachen der provinziellen "Normalität". In der Geschichtsschreibung hat sich dafür der Begriff Novemberrevolution eingebürgert. Die eigentliche Revolution ereignete sich in Berlin. Die provisorische Regierung, der Rat der Volksbeauftragten, verkündete am 12. November 1918 einen Aufruf mit Gesetzeskraft. Dieser Aufruf beinhaltet neben einigen Entscheidungen wie der Einführung eines gleichen, geheimen, direkten und allgemeinen Wahlrechts für Männer und Frauen und der Einführung des achtstündigen Maximalarbeitstages auch schon eine konstituierende Versammlung. In der Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung (Reichswahlgesetz) wurde am 30. November eine Entscheidung zugunsten einer parlamentarischen Demokratie gebahnt. Auf dem Reichskongress der Arbeiter-und Soldatenräte, der ab dem 15. Dezember in Berlin tagte, scheiterte dann auch ein Antrag von Teilen der USPD und der Revolutionären Obleute, ein Rätesystem zur Grundlage der Verfassung einer deutschen sozialistischen Republik zu machen. Eine große Mehrheit der Delegierten bestätigte den politischen Kurs des Rates der Volksbeauftragten um Friedrich Ebert mit der Entscheidung für die Wahl einer verfassunggebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919. Die Idee des Rätesystems, die vorsah, den Arbeiter-und Soldatenräten die höchste legislative und exekutive Gewalt zu überlassen, wurde im Frühjahr 1919 in den sog. Räterepubliken wie es sie z. B. in Bremen oder in Braunschweig gab, für kurze Zeit realisiert. Mehrheitlich wurden diese ab März 1919 auf Veranlassung der Reichsregierung durch Reichswehr und Freikorps blutig aufgelöst. Der Gedanke eines Rätesystems blieb in der Folgezeit zwar bestehen, war aber nur noch wenig einflussreich.
Bookmarks Related papers MentionsView impact
Uploads
Papers by Rainer Driever
Neben diesem organisierten Widerstand gab es eine Fülle von Akten der Selbstbehauptung gegen die NS-Diktatur. Diese waren oft situative Widersprüche gegen Maßnahmen des Regimes, die keine grundsätzliche Gegnerschaft zur Diktatur erkennen lassen, deren Beschreibung aber einen Beitrag zur Beschreibung des Alltags unter der NS-Diktatur leistet.
Neben diesem organisierten Widerstand gab es eine Fülle von Akten der Selbstbehauptung gegen die NS-Diktatur. Diese waren oft situative Widersprüche gegen Maßnahmen des Regimes, die keine grundsätzliche Gegnerschaft zur Diktatur erkennen lassen, deren Beschreibung aber einen Beitrag zur Beschreibung des Alltags unter der NS-Diktatur leistet.