Papers by Georg Braungart
»Das Genie ist der wahre Probierstein eines schonen Geistes, nicht Regeln und eine ubel angebrach... more »Das Genie ist der wahre Probierstein eines schonen Geistes, nicht Regeln und eine ubel angebrachte Gelehrsamkeit«. Der dies in jungen Jahren (1755) auserte, sollte gleichwohl als einer der grosten Philister und Poesiefeinde in die deutsche Geistesgeschichte eingehen. Nicht streitsuchtig, aber doch recht streitbar wie sein Freund Gotthold Ephraim Lessing und Autodidakt wie Moses Mendelssohn, zu dessen Freundschaft: er durch Lessing gekommen war, hatte er es gewagt, sich auf Auseinandersetzungen mit den grosten Genies seiner Zeit einzulassen, unter ihnen Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte. Es begann mit seiner Parodie auf Goethes Werther, die sich jedoch nach seinem eigenen Bekunden nicht gegen das Werk selbst richtete, dessen Rang, wie auch den seines Autors, er vorbehaltlos anerkannte, sondern gegen die bekannten Auswuchse bei den Lesern der Selbstmordgeschichte (Freuden des jungen Werthers, 1775). Und doch hatte er von nun an in Goethe einen Feind, der gut zwanzig Jahre spater, zusammen mit Schiller, in den 39 auf N. gerichteten Xenien den fur sein Bild bei der Nachwelt entscheidenden Schlag fuhren sollte: »Der Todfeind / Willst du alles vertilgen, was deiner Natur nicht gemas ist, / Nicolai, zuerst schwore dem Schonen den Tod!«
De Gruyter eBooks, Dec 31, 1988
Vandenhoeck & Ruprecht eBooks, Sep 12, 2000
Wilhelm Fink eBooks, 2018
Als der Schriftsteller Jonas Ludwig von Hess in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts auf seinen »... more Als der Schriftsteller Jonas Ludwig von Hess in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts auf seinen »Durchflugen durch Deutschland« das kleine Residenzstadtchen Sondershausen am Harz besuchte, interessierte er sich dort vor allem fur den skurrilen bauwutigen Kleinfursten und daneben fur einen anderen Sonderling, den er so charakterisiert: »Er lebt vollig einsam, flieht die Spur alles dessen was Mensch heist, geht nie bei Tage aus, nur des Nachts wagt er sich hervor, und streift bis zum grauen Morgen in den Waldern herum. Er geniest nichts als dunnen Caffe und abgebruhte Kartoffeln. Bei Hofe kennt man ihn nur unter dem Namen des ubergeschnappten Gelehrten.« Allein seine Biographie hatte W., von dem Hess hier spricht, fur eine reiche Wirkungsgeschichte pradestiniert: Hofmeister, Dichter und zuletzt geisteskrank — die Parallelen zu Friedrich Holderlin sind offensichtlich. Doch der Vergleich hinkt. Die auseren Daten und die soziale Biographie beider haben zwar manches gemeinsam. Und nachdem W sich nach dem Manifestwerden der Krankheit in seinen Geburtsort zuruckgezogen hatte, wurde die interessierte Offentlichkeit wie bei Holderlin mit Nachrichten von seinem Zustand versorgt, bis zu seinem Tode. Aber danach verlor sich das Interesse rasch, zu sehr waren W.s Arbeiten auf die Positionen der Spataufklarung und ihre Widerspruche bezogen gewesen: Die humoristische Lebensgeschichte Tobias Knauts des Weisen (1773–76) demonstriert den Lebenslauf eines Sonderlings nach den Prinzipien des franzosischen Materialismus.
De Gruyter eBooks, May 12, 2011
De Gruyter eBooks, Aug 25, 2011
Historisches Wörterbuch der Rhetorik Online, Feb 2, 2023
Historisches Wörterbuch der Rhetorik Online, Feb 2, 2023
Wilhelm Fink Verlag eBooks, 2015
Archiv für Kulturgeschichte, Dec 1, 1981
Johannes Tröster, der als erster echter Schüler des Enea Silvio Piccolomini gilt, nimmt in seinem... more Johannes Tröster, der als erster echter Schüler des Enea Silvio Piccolomini gilt, nimmt in seinem Dialog 'De remedio amoris' (1454) ein Motiv auf, das bei seinem Lehrer schon zehn Jahre vorher — in einem Brief und in der Novelle 'Euryalus und Lukretia' — Verwendung gefunden hatte. Tröster spricht von der Liebe als einer Krankheit, die man, wenn sie sich eingeschlichen hat, bekämpfen muß und von der man, wenn man nur die richtigen Mittel wählt, auch geheilt werden kann. Die Redeweise von der 'Liebe als Krankheit' (auch mit der Frage nach Heilmitteln gegen sie) hat eine lange Tradition, von der im folgenden zwei Hauptstränge skizziert werden sollen. Dann soll die besondere Stellung von Piccolomini und Tröster in dieser Tradition genauer bestimmt werden.
Brill | Schöningh eBooks, 2016
Jahrbuch für Volksliedforschung, 1988
Tradition, Norm, Innovation
Springer eBooks, Dec 31, 2022
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Papers by Georg Braungart
Wer von ›Philosemitismus‹ spricht, der gerät unweigerlich in eine Debatte über den ›richtigen‹ und ›falschen‹ Umgang mit dem Judentum, er knüpft im schlimmsten Fall an eine antisemitische Diktion an, er definiert nicht mehr, sondern diffamiert. Es besteht dennoch kein Grund, den Philosemitismus als Gegenstand einer wissenschaftlichen Analyse von vornherein zu verwerfen. Gerettet werden kann er, wenn er nicht länger als polemische Klassifizierung, sondern als ein diskursives Phänomen verstanden wird.